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Zeitschrift Flugsport: Jahrgang 1909 als digitaler Volltext

Die Zeitschrift „Flugsport“ war die illustrierte, flugtechnische Zeitschrift für das gesamte Flugwesen und wurde im Zeitraum von 1909 bis 1944 von Oskar Ursinus herausgegeben. Über alles, was die zivile und militärische Luftfahrt betraf, wurde im Abstand von 14 Tagen ausführlich berichtet. Jedes Heft widmete sich auch den Themen Modellflug, Literatur, Bücher, Patente, Luftwaffe, Flugzeugtechnik sowie Luftverkehr im Inland und Ausland, etc. Auf dieser Seite werden alle Hefte aus dem Jahrgang 1909 in Textform dargestellt. Die Heftinhalte wurden in den Jahren 2019 bis 2020 neu retrodigitalisiert und mittels elektronischer Texterkennung in ein internetfähiges Leseformat umgewandelt. Obwohl es bei der Digitalisierung und automatischen Konvertierung mit der maschinellen Text- und Bilderkennung zwangsläufig zu Text-, Format- und Rechtschreibfehlern gekommen ist, weil Abbildungen, Textpassagen oder Tabellen leider nicht immer korrekt dargestellt werden, ist damit dennoch der kostenlose und barrierefreie Zugang zur Geschichte der Luftfahrt für das Jahr 1909 gewährleistet.

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Flugsport

.Illustrierte technische Zeitschrift und Anzeiger

Iür die gesamte

„Flußschiffahrt"

unter Mitwirkung bedeutender Fachmänner herausgegeben

von

Oskar Ursinus, Civilingrenieur.

Brief-Adr.: Redaktion und Verlag „Flugsport" Frankfurt a. M., Bahnhofsplatz 8. Erscheint regelmäßig am 1. und 3. Freitag jeden Monats.

Der Nachdruck unserer Artikel ist, soweit nicht mit „Nachdruck verboten" versehen, nur mit genauer Quellenangabo gestattet.

Nr. 1. Frankfurt a. M., Dezbr. 1908. Jahrg. I.

Zur Einführung.

Als Fachblatt für ballonfreie Flugmaschinen soll es keineswegs unsere Aufgabe sein, etwa gegen die Ballonluftschiffe zu polemisieren. Im Gegenteil, wir wünschen, daß es den Konstrukteuren gelingen möge, mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln das Ballonluftschiff bis an die Grenze seiner Leistungsfähigkeit zu bringen.

Der deutsche Luftschifferverband ist in den letzten Jahren rapid gewachsen. Die Mitgliederzahl hat 5000 bereits überschritten. Das gut geleitete Vereinsorgan hat zur Förderung der Ballonluftschiff- und Flugschiffahrt schon viel beigetragen. Während die „Aeronautischen Mitteilungen" mehr die wissenschaftliche Seite behandeln, wollen wir uns mit dem konstruktiven Teil der Flugschiffe befassen. Wir hoffen, daß wir auf diese Weise breitere Kreise für die Luftschiffahrt interessieren und dem Verband neue Hilfskräfte zuführen werden.

Die Geschichte der Flugschiffahrt lehrt uns die eigentümliche Tatsache, daß sich verhältnismäßig wenig Ingenieure mit dem Flugproblem befaßt haben. In Ingenieurkreisen wurden vielmehr alle diejenigen, die es wagten, sich auf dem Gebiete der Flugschiffahrt zu versuchen, als Phantasten bezeichnet. Sie mußten damit rechnen, nicht mehr ernst genommen zu werden. „Er baut Luftschiffe" oder „er wandelt die Pfade des Daedalus", dazu ein höhnisches Lächeln und Achselzucken. Man

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No. 1

empfand Mitleid mit solchen Geschöpfen, die sich mit Flugschiff-fahrt befaßten. Durch dieses Qebahren wurde in vielen Fällen schon im voraus das Vertrauen der Geldgeber erschüttert. Es kann daher nicht befremden, dal) die meisten Ideen im Keime erstickt wurden. Diese Erscheinung bildete das Haupthindernis bei der Entwicklung der Flugmasclhne. — Denjenigen Männern der Wissenschaft, die trotz allen Anfeindungen Stand hielten, gebührt höchste Anerkennung.

Dazu kam ein Zweites. Der deutsche Ingenieur war in den letzten Dezennien auf vielen anderen Gebieten derartig beschäftigt, daß ein Bedürfnis für Versuche auf dem Gebiete der Flußschiffahrt nicht vorhanden war. Studiert man die Patentklasse 77 h, so findet man bestätigt, daß die meisten Patente von Nicht-Ingenieuren angemeldet wurden. Die zahlreichen nicht lebensfähigen „Erfindungen" auf dem Gebiete der Flugschiffahrt sind oft auf Unkenntnis der grundlegenden Gesetze der Mechanik und Physik zurückzuführen. Hätte sich in den vergangenen Jahren der Ingenieur in gleichem Maße wie der Laie mit der Sache beschäftigt, so würden wir — darf man kühnlich behaupten — auf dem Gebiete der Flugschiffahrt bedeutend weiter sein, als wir in Wirklichkeit sind.

Es muß unsererseits zugestanden werden : wir haben viel versäumt. Es gilt das Versäumte nachzuholen. In jüngster Zeit hat sich der Interessentenkreis der Flugtechnik dank der schönen Erfolge der Flugtechniker enorm erweitert. Allerorten beschäftigt man sich mit neuen Problemen. In Fachkreisen werden Stimmen laut, daß viele dieser neuen Flugtechniker nicht in genügender Weise die Literatur studierten. Letztere ist aber auf dem Gebiete der Flugtechnik so umfangreich und so weit verstreut, daß es die wenigsten fertigbringen, sie zu sammeln und zu verarbeiten. Es ist im Grunde auch undurchführbar, da ein nicht geringer Teil des Materials nicht mehr aufzutreiben ist oder sich in wenigen festen Händen befindet. Selbst das Studium der Patentschriften ist für den Einzelnen mit Schwierigkeiten verknüpft, da sie nicht allerorts zu haben, sind und ihre Erwerbung mit Unkosten verbunden ist. Wir werden einem sicher existierenden Bedürfnisse entgegenkommen, indem wir sämtliche Patentschriften, soweit die Paten'e noch in Kraft sind, successive veröffentlichen. Durch eine systematische Folge denken wir dem Flugmascliinenkonstrukteur ein brauchbares Hilfsmittel und billiges Nachschlagewerk an die Hand zu geben. Wir nehmen hier Abstand, auch nur reservatis reservandis ein volles Programm zu entwickeln; es könnte einseitig ausfallen, denn das Material ist zu umfangreich und die Aufgaben zu viel-

seitig. Eine erschöpfende Behandlung muß und wird nach und nach erfolgen. Ohne uns also in weiteren Versprechungen zu ergehen, hoffen wir durch intensive Tätigkeit zur Erreichung des allgemeinen Zieles beizutragen. An alle Flugtechniker aber richten wir hierdurch die freundliche Aufforderung, unseren Bemühungen durch tatkräftige Mitarbeit unterstützend zur Seite treten zu wollen.

Redaktion und Verlag.

Moderner Fliegerbau.

Ziviling. Osk. Ursinus.

Von einem modernen Fliegerbau schon jetzt zu [sprechen, wird dem Fernstehenden etwas verfrüht erscheinen. Verfolgt man jedoch den Fliegerbau in den letzten Jahren, so findet man, daß gewisse Formen modern geworden sind. Die Zeiten, wo der Flugtechniker sich an die Hobelbank stellte und seinen Flieger aus Weidenruten ü.s.w. zurecht schnitzte, sind vorüber. Wir befinden uns jetzt in dem Stadium, wo sich die Industrie in größerem Umfange mit dem Bau von Flugapparaten beschäftigen sollte. Einige Werkstätten für Flugapparate sind ja bereits in Deutschland entstanden und, wie verlautet, sind dieselben in letzter Zeit sehr stark beschäftigt.

Daß hier auch die Werkstätten einen erheblichen Teil der .Pionierarbeiten tragen müssen, um später die Früchte zu ernten, ist nicht zu vermeiden. Auf anderen Gebieten, wie z. B. im Motorenbau, sind ganz enorme Summen von Geld und unendlich viel Arbeit aufgewendet worden, bis man einen Motor herausbrachte, wie ihn die Industrie benötigt, ich erinnere nur an die kostspieligen Arbeiten von Deutz, Körting, Benz, Swiderski u. a. m.

Diese Firmen haben sit venia verbo ganze Museen von Versuchsmotoren aufzuweisen, Wenn in gleicher Weise der Flugmaschinenbau forciert wird, so darf man wohl mit Recht behaupten, daß wir in wenigen Jahren die höchsterreichbare Grenze in der Ausbildung der Flugmaschinen erlangt haben werden. Während der ersten Automobil-Ausstellung in Leipzig hielt man doch noch allgemein eine Zukunft der Automobil-Industrie für ausgeschlossen. * Die damaligen Zweifler wurden eines besseren belehrt. Der Flugmaschine ist die gleiche Entwicklung vorbehalten.

Gleich wie im Automobilbau werden wir auch im Flugmaschinenbau verschiedene Typen bekommen, die einzeln durchprobiert werden müssen. Erst dann kann in einer bestimmten Richtung weiter gearbeitet werden.

Ich möchte u, a. noch darauf hinweisen, daß vielen Sports-leuten die Vorzüge des Flugsports noch nicht genügend bekannt sind. Es muß zugegeben werden, daß jeder, welcher z. B. Wright fliegen sah, von dem Eindruck überwältigt war und keinen höheren

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Wunsch empfand als mitzufliegen! Unsere Sportsleute sind noch zu wenig überzeugt! Es dürfte das die Ursache sein, weshalb es in Deutschland nur zu vereinzelten Versuchen kam. Das Vertrauen

zum Flugsport zu wecken, kann erst dann gelingen, wenn wir einige Flugmascliinen besitzen, die vor einem größeren Publikum bereits geflogen sind. Diese Aufgabe zu lösen, fällt nicht minder den einzelnen bestehenden Flugapparatewerkstätten zu. Diese Flugmaschinenwerkstätten werden im wesentlichen heute die Apparate nur nach den Angaben ihrer Erfinder bauen.

Der Flugtechniker muß schon bei dem Entwurf seines Apparates, bei der Anordnung der Tragflächen, Schrauben etc. die Kon-

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

.-VI »Ii. 3.

struktionsmöglichkeit in Erwägung ziehen. Die Größe der Tragfläche, die Motorstärke, das Totalgewicht stehen zu einander in einem bestimmten Verhältnis. Es ist daher wichtig, bewährte Konstruktionen von Fliegern in ihren Details kennen zu lernen.

Die Leichtigkeit und Festigkeit des zu verwendenden Materials spielt die Hauptrolle. Es ist unter Umständen ausschlaggebend für die ganze Konstruktion des Fliegers. Man braucht sich daher nicht zu wundern, wenn Wright das für seinen Apparat nötige Holz, (amerikanische Fichte), sich von drüben eigens zu diesem Zwecke kommen ließ. Holz wird mit Vorliebe bei Aufnahme von Druck und Biegungsbeanspruchungen als Konstruktionsmaterial verwendet. Durch geeignete Konservierung (d. i. eine Erhitzung des Holzes mittels Dampfschlangen auf 200;' C. unter einem Druck von 15 Atm.) erhöht sich die Druckfestigkeit um 24X und die Zugfestigkeit um 20°/o. In Frankreich wird bereits nach ähnlichem Verfahren das Holz für flugtechnische Zwecke aufbereitet. Ob nun Holz allein tatsächlich das beste Konstruktionsmaterial ist, mag dahin gestellt bleiben. Nachstehende Tabelle zeigt die große Verschiedenartigkeit der Verhältnisse von Gewichten und Festigkeiten*). Die Tabelle läßt erkennen, daß der Chromnickelstahl ein sehr geeignetes Konstruktionsmaterial für die Flugtechnik ist. Ueber die Wahl des am besten geeigneten Materials muß von Fall zu Fall entschieden werden.

Man findet wenig Fliegerkonstruktionen, bei welchen mit dem nötigen Raffinement die einzelnen Elemente mit den zur Zeit modernen Mitteln und Verfahren hergestellt sind. Es sei nur an das neue autogene Scliweißverfaliren**) mittels welchen man auf bequeme Weise vorzügliche Schweißungen, selbstdiekonipliziertesten, leicht herstellen kann, erinnert.

*) E. Rumpier, Technische Rundschau Nr. 35 1908.

M a t e r i .i 1

Aluminium geglüht

Kupferaluminium (Albiduralum) geglüht

E

| a « 2

s, 1 a

Eisen

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Nickelchromstahl der Bismar* khülte

NC,

Special Nickelstahl I Krupp y \

roh | hart

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Zugfestigkeit iB.uch-grenze) kp|omm

10

10

30

Ca 35

r.3,8

* -. 1.0 i.M. 88

: 50—200 i. M. 175

35,6

163,0

Elastizitätsgrenze i Streckgrenze) kg|qmm

-

-

 

22-.8

33,4

cn. 65

150-200 1. M. 175

80,4

i i;s,o

Dehnung »uf 100 mm pCf.

20

19,5

18

ca. 15

24,7

8-1? i, M. 10

»-10

i. M. 0,5

14,4

6,0

Kontraktion pCt

~

     

02 4

c.'l. Ml

ca. 35

62

40,2

Arbeitsvermögen (Zugie.stigk.XDchng.) kgmm pro cbmm

21)0

31)0

510

ca. 52.0

600-1200 ,32!l i.M.888

450—2000 i.M. 1138

1377

081

Spec.Gewichtkg.|cbdin

,64

2,»—3,0

2,4—2,6

7,8

7,7 | ca. ',8 | ca. 7,8

Ca. 7,8

ca. 7,8

**)Cf. O. Ursinus, Moderne Schweißverfahren. Verlag „Vulkan", Frankfurt a. M.

No. 1

FLUGSPORT.

Seile 7

So ist beispielsweise der Jatho-Flieger aus Stahlrohr autogen geschweißt hergestellt. (Siehe diesen an anderer Stelle).

Von einer fabrikmäßigen Herstellung der Flieger in Deutschland kann man noch nicht reden. Weiter vorgeschritten ist man in Frankreich. Hier sind zu nennen in erster Linie die Werkstätten von Voisin in Billancourt. Diese Firma, welche den Bau von Fliegern fabrikmäßig betreibt, arbeitet bereits nach bestimmten Normalien, welche wir in nachstehendem mit behandeln wollen.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Abb. 3.

Bei allen Voisin-Fliegern hat das

Motorgestell

das Chassis, insbesondere wenn es mit einer Schraube verwendet wird, eine gleichbleibende Fischbauch ähnliche Form. (Siehe Abb. 1). Die Anordnung der Tragflächen an dieses Gestell läßt sich leicht bewerkstelligen. In dem Chassis ist der Motor untergebracht und der Raum für den Führer vorgesehen. Das Hauptgewicht des Fliegers wird von dem Fahrgestell

(Abb. 2) getragen. Um die Stöße beim Aufsetzen des Fliegers

zu dämpfen, sind große Pufferfedern angeordnet. Die Laufräder können, wenn der Apparat von seiner Fahrtrichtung abgeht, folgen. Die Radgabel mit den Rädern wird durch diagonal zu einander liegende Spiralfedern, die sich am unteren Teil des Fahrgestells befinden, zurückgezogen. Das Fahrgestell besteht aus

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Stahlröhren. Die Verbindungen sind Hartlötungen. Alle stark beanspruchten Teile sind aus Stahlguß hergestellt.

Eine komplette Serie der zum Motorgestell benötigten Teile ist in Abb. 3 wiedergegeben. Interessant ist die

Steuervorrichtung des Voisin-Fliegers. Wie Abb. 1 zeigt, befindet sich auf einem

Bock aus Stahlblech, dessen Füße der Gewichtsersparnis wegen durchloclit sind, ein Lagerbock, in welchen die Hauptsteuerspindel drehbar und in der Längsachse verschiebbar angeordnet ist. Unter Vermittlung eines zweiarmigen Hebels mit einer nach hinten führenden Zugstange wird das hintere Horizontalsteuer betätigt.

Die Vertikalsteuerung wird durch Drehung des Handrades unter Vermittlung des auf der Trommel liegenden Seiles, welches nach dem hinteren Vertikalsteuer führt, bewirkt.

Die Streben, Verbindungsstücke, Spannschrauben für die Drähte, werden nach bestimmten Normalien ausgeführt. Es

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Abb.

ist auf diese Weise leicht möglich, den größten Teil der Stücke beim Umbau von Apparaten, insbesondere Reparaturen und Unfällen, wieder zu verwenden und andererseits gleich Ersatz an Hand zu haben.

Die Konstruktion der

Spannschrauben zeigt Abb. 4 in \ natürlicher Größe. Die Verbindung der Drähte mit den Spannschrauben geschieht nicht wie bei dem Wright'schen Flieger durch Verknotung nach der Art der Telegraphendraht-verbindungen, sondern durch Unilegen einer Blechhülse e, die verlötet wird. Das kürzere Ende des Drahtes wird nach rückwärts zurückgebogen, damit es nicht zuriickschlüpfen kann.

In sehr einfacher Weise hat Voisin die Spannschrauben a gegen Lösung in der Weise gesichert, daß er einfach durch die eine Drahtöse bei e und durch das Spannschraubenloch bei a einen Sicherungsdraht zieht und umbiegt. Diese Art der Sicherung hat sich vorzüglich bewährt.

Die Holzstreben erhalten, um den Luftwiderstand auf ein Minimum herabzudrücken, elliptische Form. (Siehe den Grundriß in Abb. 5). Zur

Verbindung der Stäbe mit den Längsträgern kommen aus Aluminium hergestellte Schuhe a zur Verwendung (Abb. 5). Die Verbindungsschrauben c sind in ihrem oberen Teil als Oesen, in welchen die Spanndrähte befestigt sind, ausgebildet. (Fortsetzung folgt.)

Flieger von Jatho No. IV.

Der Flieger ist als Zweidecker 'gebaut. Seine höchste Breite beträgt 10,10 m. Die Ausdehnung des Grundsegels ist 10,10.3,20=34,60 qm, die des oberen 8,00 . 2,40=19,20 qm. Der Apparat hat also eine Gesamtsegelfläche von 51,80 qm. Das Grundsegel befindet sich 1,70 m über der Erde. Der Abstand zwischen beiden beträgt 2,00 m. Zwischen beiden Segeln befinden sich vier Vertikalsegel, von je l3/4 qm Fläche. Die beiden vorderen sind im ersten Dritteil drehbar, um als Steuersegel zu dienen, während die hinteren feststehen. Die Verstrebung ist aus Eschenholz und die Bespannung aus Kontinental-Ballonstoff. Der Grundsegel ist deshalb besonders groß gewählt, um bei einem eventl. Motordefekt sanft zur Erde gleiten zu können.

Das Gestell hat 4 auf Kugellagern laufende mit nach meinen Angaben konstruierten Pneumatiks bespannte Räder von 50 bezw. 40 cm Durchmesser. Es ist aus Stahlrohren gebaut, während der

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FLUOSPOR T.

No. I

Sitz aus Magnaliumblech geschmiedet ist. Die Betätigung der Horizontal- und Vertikalsteuerung geschieht durch eine Lenkstange. An derselben sind gleichzeitig die Kontakte für den Motor befestigt, sodal.) der Pilot dieselbe keinen Augenblick aus den Händen zu lassen braucht.

Der Antrieb erfolgt durch einen 30 HP. Körting'schen Luftschiffmotor. Die Propellerachse ist im Luftdruckwiderstandsmittel-

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Flieger Jafho IV Seitenansicht.

punkte gelagert. Die Transmission geschieht durch eine mir patentanitlich geschützte Kettenübertragung, die die stoßartige Kraftäußerung des Motors weich und gleichmäßig macht. Der Propeller ist aus Magnalium geschmiedet und hat einen Durchmesser von 2,50 m. Er befindet sich hinter dem Apparate. Die Flügel sind mäßig parabolisch gewölbt ebenso wie Grund- und Horizontalsegelsteuer.

Beim Anfahren stehen die Horizontalsegel parallel zur Erd-

Oberfläche und werden, wenn die genügende Geschwindigkeit erreicht ist, durch eine leicht zu betätigende Kippvorrichtung in

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Schrägstellung gebracht, so daß der Apparat sich von der Laie erhebt. Jatho.

Die französischen Flieger.

Santos Dumont Flieger. Eindecker. Abb. 1. Der Konstrukteur war bestrebt, den Schwerpunkt möglichst tief zu legen und die Tragflächen in die Mitte des durch die Schrauben erzeugten Luftstromes zu führen. Die Spannweite der Flügel ist 5,2 m. Der Antoinette-Motor mit Vergaser leistet 24 PS. Die Schrauben werden mittels Riemen angetrieben. Die Kühlerbatterie ist in zwei Teilen hinter der Schraube angeordnet. Die Luftschraube soll 7(10 Touren machen und hierbei eine Zugkraft von ca. 70 kg. aus-

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Abb. 1. Flieger „Libelhile" von Santos Dumont.

üben Dieser Apparat ist mit seinem Gewicht von';2ü() kg gegenwärtig der leichteste. Die Geschwindigkeit soll 80j km betragen.

Antoinette Flieger III. Abb. 2. Unter den Eindeckern sind die von Antoinette diejenigen, welche mit am besten durchkonstruiert sind. Zum Betrieb dient ein 50pferdiger Szylindrischer Antoinette-Motor. Die Kühler sind längs des Tragkörpers angeordnet. Wie nebenstehende Abbildung zeigt, .ruht ;das Hauptgewicht des Apparates auf einer Kufe, welche vorn mit einer Rolle versehen

ist. Beim Anfahren läuft der Apparat in seiner Kufe und soll, über die vordere Rolle gleitend, sich leichter erheben. "Kur Seitensteuerung dient ein dreieckiges"Segel, wie es früher von Ferber

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Abb. 2. Flieger „Antoinette III".

schon mit Erfolg angewendet wurde. Die Tragfläche beträgt 40 qm, die Spannweite der Flügel 11 m. Die Schrauben haben 2,2 m Durchmesser und 1,1 m Steigung.

Pean Flieger. Abb. 3. Dieser Eindecker mit seinen flügelartig geformten, stark gekrümmten Flächen besitzt einen 12 PS. Buchet-Motor. Die Tragfläche ist 25 qm. Das Totalgewicht be-

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Abb. 3. Flieger „Pean".

trägt 250 kg. Der Flieger besitzt zwei Schrauben. Wie aus der Abbildung ersichtlich ist, läßt die konstruktive Durchbildung der Schrauben sehr zu wünschen übrig. Das Untergestell ist aus Stahlrohr hergestellt.

Ferber Flieger. Abb. 4. In der Abbildung ist der alte Flieger von Hauptmann Ferber dargestellt. Ferber hatte in letzter Zeit in gleicher Weise, wie bei den von ihm konstruierten Antoinette Fliegern an den seitlichen Tragdeckenden dreieckige Steuerflächen angebracht. Der Flieger besitzt einen flachen Schwanz, welcher gleichfalls, wie die Tragflächen, V-förmig gekrümmt ist. Der vorstehende Apparat sei nur der Vollständigkeit wegen hier erwähnt.

Wright Flieger. Abb. 5. Dieser Doppeldecker, welcher streng genommen nicht zu den französischen Fliegern gehört, ist in allen möglichen Tages- und Fachzeitungen so viel beschrieben, da(,l

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Abb. 4. Ferber.Flieger (alte Konstruktion).

wir uns-" liier darauf beschränken, nur die hauptsächlichen Konstruktionsdaten nochmals zusammenzufassen, t", ■ Die Spannweite dieses Doppeldeckers beträgt 12,5 m, die Tragdeckweite 2 in.

Das Vordersteuer bestellt aus 2 Flächen von 5,25 m Länge und 0,8 m Breite. Die Flächen haben von einander 0,4 in Abstand. Es ist 3 m vor dem Hauptdeck gelagert.

Das hintere Vertikal-Doppelsteuerjbesteht gleichfalls aus zwei Flächen. Diese Flächen stehen in einem Abstand von 0,5 m und

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Abb. 5. Wright-Füeger.

sind 0,5 in breit und 1,8 m hoch. Die hinteren Steuerflächen sind 2,7 m von den vorderen Tragflächen entfernt.

Das Gerüst ist aus amerikanischem Fichtenholz hergestellt. Die Tragdecks ragen, wie aus der Abbildung ersichtlich, nach

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FL UGSPORT"

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hinten über, so daß sie beim Fliegen sich nach oben durchbiegen. Das Tragdeck hat in seinem Profil dann die von vielen französischen Konstrukteuren verwendete S-Kurve, Die Streben, welche-die beiden Tragdecks verbinden, stehen in einem Abstand von 1,8 m. Diese Streben sind an den beiden Flächen, wo sie beweglich sein müssen, mittels Aluminiumcliarnieren an den Tragdecks befestigt.

Der Wright'sche Motor leistet 25 bis 28 PS. Zylinderdurchmesser 106 mm. Hub 102 mm. Gewicht 75 kg.

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Abb. 6. Farman=Flieger.

Tourenzahl des Motors 15- - UM). Tourenzahl der Schrauben 450. Schraubendurchmesser 2,8 in. Entfernung der Schraubenachsen voneinander 3,4 m. Gewicht des kompletten Apparates 380 kg. Die Schrauben drehen sich im entgegengesetzten Sinne. Die gegenläufige Bewegung der Schrauben bewirkt Wright durch eine

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Abb. 7. Goupy-Flieger,

in Röhren geführte gekreuzte Kette. Die sich kreuzende Führung hat im Betrieb zu keinerlei Schwierigkeiten geführt.

Auf die konstruktive Durchführung des Fliegers werden wir an Hand von Zeichnungen in der nächsten Nummer des „Flugsport" zu sprechen kommen.

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Abb. 8 Bousson.Flieger.

[: .,»«*, Farman Flieger. Abb. 6 Die Abbildung zeigt den Apparat von Farman, imit welchem dieser auf dem Felde von Chalons saine"ersten größeren Erfolge erzielte. Dieser Apparat ist aus der

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Abb 9 Ecquevillej-Flieger.

Werkstätte von Voisiu freres hervorgegangen. Die hinten befindliche Luftschraube wird durch einen 60 PS. Antoinette-Motor angetrieben.

Wir werden in der nächsten Nummer ausführlicher darauf zurückkommen. (Weiteres siehe unter „Moderner Fliegerbau".)

Goupy Flieger. Abb. 7. Dieser Apparat ist gleichfalls aus den Werkstätten von Voisin ireres hervorgegangen. Der Apparat ist sehr gut gebaut, hat sich aber, wie verlautet, etwas zu schwer herausgestellt. Den letzten Nachrichten aus Issy zufolge, haben die Versuche wenig günstige Resultate gezeitigt.

Bonsson Flieger Abb. 8. Dieser Flieger besitzt einen 34 PS. Buchet-Motor. Der Apparat, welcher ziemlich schwer gebaut ist, hat bis jetzt noch keinen Erfolg zu verzeichnen gehabt.

Marquis Ecquevilley Flieger. Abb. 9. Ein von den übrigen Konstruktionen abweichender Flieger ist der des Marquis de Ecquevilley. Das Aufhängegerüst aus dünnen Stahlrohren ist fahrradartig verspannt. Der Konstrukteur suchte hierdurch eine große Stabilität und geringes Gewicht zu erzielen.

Für die Konstruktion war weiter maßgebend, die Spannweite des Fliegers möglichst klein zu halten. Die gesamte Breite des Apparates beträgt 7 m, die gesamte Tragfläche 28 qm, das Gewicht 140 Kg.

Flugtechnische Rundschau.

Inland.

Die Iflugmaschine des Dipl.-Ingenieurs Robert Schnell aus München. In den letzten Wochen sollen in der Nähe des Ammersees Versuche mit einem neuen Flugapparat gemacht worden sein. Das Modell dieses Flug-Apparates wurde auf der Ausstellung in München 1908 prämiiert. Es handelt sich um einen sogenannten Drachenflieger mit großem, gewölbtem Flügelpaar, und hinten ar gebrachtem Schweif. Als Seitensteuerung dienen an den Flügelspitsen schwurgfederähnliche Steuerflächen, die in Verbindung mit einer auf ganz neuen Grundlagen beruhenden automatischen Steuerung die denkbar vollendetste Handhabung des Apparates gewährleisten. (?) Die eigentlichen Flugversuche sollen noch in diesem Winter erfolgen.

Flieger von Schütz. Ingenieur Siegfried Schütz in Dessau beschäftigt sich seit längerer Zeit mit dem Bau eines Flugapparates, welcher jetzt zum Patent angemeldet worden ist. Zum Auftrieb des Apparates dienen Propeilcr. Der Rahmen des Fliegers ist aus autogen geschweißten Stahlrohren hergestellt. Zum Betrieb dient ein 50 PS Motor.

Flugapparat Muncke, Erstein. Dieser neue auch zum Patent angsmcMete Apparat, welchen der Erfinder „Aeromobil" nennt, besteht im wesentlichen aus einem St.ihlbogen, der durch eine Drahtseilsenne gespannt ist. In der Bog'.nrnittc hängt an einer festen Achse der Motor. An den Bogenenden ist je ein senkrecht nach oben wirkender Propeller angebracht. Der Motor (reibt gleichzeitig die Propeller und überspannt stoßweise durch Kolbenwirkung auf die Sehncn-mitte den Bogen. Die Propcllerwirkung verzögert beim Ueberspanncn den freien vertikalen Niedergang der Bogenenden, sodaß diese nach innen auszuweichen bestrebt sind und so für die Bogenmitte mit Belastung stoßweise den Auftrieb herbeiführen. Der Bogen ist mit einem Drachen von der Gestalt eines schwebenden Vogels überdacht, an dessen Flügeln kreisrunde Oeffnungen für die Propeller vorhanden sind.

Flugversuche des schlesischen Vereins für Luft-Schiffahrt. Der Ausschuß dieses Vereins macht zur Zeit eifrig Versuche mit Gleitflug-Apparaten. Vor kurzem wurden mit dem von Ing. Schräder konstruierten motorlosen Oleit-fiieger Flüge bis 30 Meter in 5 Meter Höhe ausgeführt.

Fluginaschinc von Grawert. In den Werkstätten von Or.iwert wird zur Zeit an dem Bau einer Flugmaschine gearbeitet. Vorerst sollen die Luftpropeller ai-sprobiert werden uhd zwar sind vorläufig die Propeller in ein starkes Dreirad mit einem 8 PS-Benzinmotor montiert. Das Dreirad soll eine Geschwin-digkit von 50—(iO km erreichen.

Flieger von Aufm'Ordt. In Rastatt hat Aufm'Ordt mit 'einem Eindecker Flugversuche unternommen. Er erzielte Flüge von mehreren hundert Metern weit in einer Höhe von ei. 20 m. Der Flieger besitzt einen 35 PS

7 zylindrischen Motor. Zur Stabilität dient, ähnlich wie beim Farm in'sehen Flieger, eine hinten befindliche Stabilitätszelle mit Steuer.

Grade hat mit seinem Flieger Strecken bis 60 km in einer Höhe von

8 m zurückgelegt. Beim Landen brach ein Propellerflügel. (Wir werden in der nächsten Nummer ausführlicher auf die Maschine zurückkommen und unseren Lesern dieselbe im Bilde vorführen.)

Ausland.

Flugapparat von Dr. R. Nimführ. Dr. Nimführ, einer der bekanntesten FUigtlitoretiker, ist zur Zeit mit der Erprobung .seines neuen Fli gapparates beschäftigt. Um unbehelligt arbeiten zu können, hält Dr. Nimführ seine Versuche streng geheim. Wiener Tageszeitungen sagen üb.'r die Versuche folgendes. Der Apparat ist auf einem aus starken Pfosten hergestellten Hölzgerüst in der Weise aufmontiert, daß er sich bei genügendem Auftrieb von der Unterlage abheben kann. Die Kraftzuleitung erfolgt durch eine lange Welle mit zwei Kugelgelenken. Zum Auftrieb dient ein auf einer Wand :1er Verkstälte in geeigneter Höhe untergebrachter Elektromotor von maximal sechs Pferdekräften. Irr. Hinblick auf den wissenschaftlichen Charakter der Versuche stellte die Direktion der Siemens-Schuckert-Werke den Motor und alle erforderliehi'.'i Meß- und Hilfsapparate unentgeltlich zur Verfügung. Die Hauptsc'nwierigkcit bei der Herstellung des Apparates und der Durchführung der Versuche lag in der Erzielung der großen erforderlichen Umdrehungsgeschwindigkeit des den Auftrieb erzeugenden Konstruktionsteiles. Die Tourenzahl des Motors nullte auf das Zehnfache übersetzt werden, das ist von 1500 auf 15.000 pro Min.ite. (?) Infolge dieser außergewöhnlich hohen Umlaufszahl war die Durchführung der ersten Versuche auch mit erheblicher Gefahr verbunden. Es konnte ein ganz unerwartet hoher Auftrieb konstatiert werden. Die tragende Kraft wird von Dr. Nimführ auf wenigstens 60 kg pro Pferdekraft geleisteter Arbeit geschätzt. Die Ai'ftriebswirkung war so enorm, daß eine dicke Messingscheibe unter der Druckwirkung schüsseiförmig umgebogen wurde. (?) Infolge der ungenügenden Konstruktion der lotrechten Führung des Apparates konnte sien dieser r.icht gleichmäßig von der Unterlage abheben, der Zug legte sich deshilb gegen die rotierende Messingscheibe und bog sie abseits auf, was auf eine enorme Kraftwirkung schließen läßt. Bei einem zweiten Versuch brachen mehrere Zähne des einer. Kegelrades aus, wodurch die Experimente eine Unterbrechung erleiden.

Auf Grund der bisher gesammelten Erfahrungen wird ein neuer Apparat in größten Dimensionen gebaut werden, der imstande ist, mehrere Alenjchcn hoch zu heben. Die Versuche mit diesem werden in Abbazia ausgeführt werden.

Aus der vorstehenden Beschreibung ist über die Konstruktion des Apparates nichts zu ersehen. Die Verwendung von Kegelrädern legt die Vermutung nahe, daß Dr. Nimfülir mit seinem Apparat auch Propeller für den Auftrieb verwendet. Jedenfalls darf man von Nimführs Konstruktion etwas sehr Vorzügliche; erwarten.

Moore Brabazou hat mit seinem Flieger auf dem Felde von Issy Flugversuche unternommen, die bis jetzt nicht zufriedenstellend ausgefallen sind.

bchigiangc hat seine Flugversuche auf den Feldern Savigny-SMr-Orgc begornen.

Der belgische Luftschiffer de Caters hat vor einigen Tagen seine erster» Versuche mit einem Acroplan auf den Terrains von Brecht-en-Campine unter-Dommen. Er ist 200 in in einer Höhe von 4 bis 5 m geflogen.

Lcjeune experimentierte mit einem von Pischof konstruierten Flieger. Der Apparat ähnelt dem von Wright. Das Gestell ist aus Bambus hergestellt. Die Spannweite ist ca. 7 m. Für die Höhensteuerung ist vorn in gleicher Weise wie beim Wright'schen Apparat ein Doppelflächensteuer vorgesehen. Zum Betrieb diient ein 12 PS-Motor, welcher zwei Propeller in der gleichen Anordnung wie beim Wright'schen Flieger betätigt.

Eine Slartstation für die Wright'schen Flieger beabsichtigt der französische aeronautische Club in Champlan-Palaiseau einzurichten.

Henri Robert, Amiens hat einen Eii.decker mit zwei Schrauben kon-struierl, ähnlich dem von Bleriot. Die Tragflächen haben einen Inhalt von 50 qm. Zum Antriebe dient ein Antoinettemotor.

Orvillo Wright ist auf dem Wege nach Europa. Für die Experimente dsr Brüder Wright und deren Schüler ist zu Hures, in Südfrankreich, ein neuer Uebungsplatz in Aussicht genommen, den der dortige Gemeinderat zur Verfügung stellte. Die neuen Versuche sollen sich auch auf Flüge über dem Meere ausdehnen. Wilbur Wright wird, wie er dem Hauptmann Kindelai, dem Präsidenten, des spanischen Aeroklubs, und Flügeladjudanten des Königs von Spanien, vor einigen Wochen mitteilte, die Absicht haben, einen Flugversuch über den Aermelkanal zu unternehmen. Wright würde sich von einigen Motorbooten begleiten lassen. Wahrscheinlich wird auch das französische Marine-ministerium zu diesem Zweck zwet besonders schnell laufende Torpedoboote zur Verfügung stellen.

Farman hat bekanntlich seinen Zweidecker in einen Dreidecker umgebaut. Der Flieger hat ün dieser neuen Form sehr gute Flüge bereits erzielt. Die Anfangs bezweifelte Stabilität erwies sich als in vollem Maße vorhanden. Farman geht jetzt daran, die einzelnen Flächen zu verkleinern und damit den Flieger handlicher zu gestalten, gleichzeitig auch zu erleichtern. Ordnet mau statt einer zwei Tragflächen an oder wie dies seit einigen Wochen in Aufnahme gekommen ist, sogar deren drei, so kann man naturgemäß mit der Ausdehnung der einzelnen Fläche heruntergehen. Nur die unterste bedarf einer verhältnismäßig guten Quadratmeterzahl, weil sie beim Abstieg mit verminderter Geschwindigkeit einzig und allein tragend wirkt. Die oberen Flächen schalten dabei so gut wie gänzlich aus. Es muß also die unterste Fläche groß sein, will man glatte Landungen ermöglichen. Diesen Dreifacher will Farman gelegentlich des Wettfliegens in Monako ins Feld führen.

Flugmaschine Merveil. In den Tageszeitungen zirkulieren Gerüchte, wonach ein in Brüssel tätiger Ingenieur Versuche mit einem neuen Flieger macht. Der-

selb- hat die Form eines Bootes und soll sich ohne vorherigen Anlauf senkrecht vom Bodef erheben können. Mehrere Paare rotierender Trommeln von (eigenartiger Konstruktion saugen oben Luft ein und pressen diese in starkem Maß'Z verdichtet, in die darunter befindliche und den ganzen Boden (Iis Fingapparates einnehmende Kammer. Diese Preßluft, die durch Ventile nach unten und rückwärts entweicht, bewirkt den Auftrieb und die Vorwärtsbewegung. Belgische Sachverständige versprechen sich von diesem neuen System, dessen .Modell der Erfinder soeben vollendete, eine definitive Lösung des Flugproblems.

Flugmnschine Kippfei. Der Erbauer, ein Schüler Farman's, ist zur Zeit mit Versuchen auf dem Exerzierplatz von Lyon beschäftigt. Er hat bereits Flüge bis zu 300 m ausgeführt. Dieser Flieger, ein Doppeldecker, besitzt 52 qin Tragfläche und wiegt 500 kg. Der Sechszylinder-Motor leistet 50 PS.

DUi Flugversuche von Herring auf Long Island wurden durch einen Unfall beendet. Der Apparat, welcher gut aufstieg, mußte w-gen Aussetzen des Motors landen und wurde beim Aufsetzen zerbrochen. Der Führer selbst blieb unverletzt.

Flugapparat von A. Hartmann und E. Krenke. In Kopenhagen sind zwei deutsche Ingenieure mit dam Bau einer Flugmaschine beschäftigt. In einem großen Schuppen auf Nörrebro haben sie sich eine „Fabrik" eingerichtet, und da> Resultat ihrer Arbeit nähert sich nunmehr der Vollendung. Herr Hartmann, der sich früher fängere Zeit in England aufgehalten hat, hat dort senon viel mit Tragflächen experimentiert und den sogenannten Schwebeflug geübt, au! ;den er durch die Versuche des deutschen Flugtechnikers und Ingenieurs Lilienthal gebracht wurde. In Kopenhagen, wo er in Herrn F. Krenke f.ine tatkräftige und interessierte Stütze fand, begannen beide nach verschiedenen Versuchen mit kleineren Apparaten, die zu ihrer vollsten Zufriedenheit ausfielen und durch die ihrs Voraussetzungen vollständig bestätigt wurden, den Bau eines größeren Aeroplans. mit dem sie zum Frühjahr die ersten praktischen Versuche unter-, nehmen wollen. Der Aeroplan besteht aus zwei übereinanderliegenden Tragflächen, weiche aus acht einzelnen Segmenten von ganz eigentümlich.r Form und von der größten Elastizität zusammengesetzt sind. Die Spannweite der Flächen beträgt 11 m, die gesamte Tragfläche ist 24 qm. Der Aeropian jst mit einem Rithlungs- und Höhensteuer versehen, läuft auf leichten Rädern und wird mittels zweier leichter Luftschrauben aus Stahl vorwärts getrieben. Zum Betrieb dei letzteren ist ein Motor von 20 Pferdekräften in Aussicht genommen. Die Erfinder behaupten, daß durch die Form und Konstruktion ihrer Tragflächen der auf diese wirkende Luftdruck wirksamer ausgenutzt wird, als dieses bei <len bisherigen Systemen geschieht, und daß daher eine geringere Motor-Uraft nötig ist Bei den gegenwärtigen Flugmaschinen muß nun fast die ganze ■Aufmerksamkeit des Führers auf das Halten des Oleichgewichtes gerichtet sein, liei Farmar und hauptsächlich bei Wright ist es zwar durch eine besondere Konstruktion möglich gemacht, die geringste Veränderung zu bemerken und sich sofort danach zu richten, aber die geringste Unaufmerksamkeit des Führers kann das Umschlagen und dadurch den Sturz der Flugmaschine veranlassen. Diese Gefahr soll nun bei der Flugmaschine von Hartmann und Krenke vermieden werden können, da ein für die geringsten Veränderungen in d»r Gleichgewichtslage empfindlicher, automatisch wirkender Apparat die Maschine fortwährend irr. Gleichgewicht hält. Dieser Apparat hat nichts mit dem Ellchammcr-schen automatischen Steuer gemein, denn letzteres ist Pendelschwingungen unterworfen Der Führer des Aeroplans von Hartmann und Krenke hat also hiir auf Höhe und Richtung der Fahrt zu achten. Würden sie Gelegenheit haben.

sich vollständig der Arbeit widmen zu können, ohne Rücksicht auf ihre sonstige geschäftliche Erwerbstätigkit nehmen zu müssen, würden sie vielleicht schon früher als im Frühjahr mit ihrer Erfindung vor die Oeffentlichkeit treten könjien.

Flugpreise.

Gordon-Uenett-Preis für Flugmaschinen. Dem Flugmaschinensport hat James Gordon-Bennett, der Herausgeber des New-York Herald, jetzt auch einen Preis gewidmet Diese jüngste Bennett-Trophäe wurde von Graf de la Vaulx, dem Vizepräsidenten des Aero-Club de France, und Mr. Cortland-Bishop, dem Präsidenten des amerikanischen Aero Club, im Namen des Stifters dem französischen Aero-Club überreicht, der den einen Wert von 12,500 Francs repräsentierenden Wanderpreis weiter an die Föderation Aeronautique international.? übermitteln wird Außerdem hat Mr. Bennett drei Prämien von je ,'3,000 Francs zur Unterstützung der drei ersten aviatischen Prüfungen gestiftet. Der neue Bepnett-Wettbewerb besteht in einer Distanzfahrt für Flugapparate über eine bestimmt; Strecke in gerader Linie, in einem Zickzackflug und in einer geschlossenen Fahrt Der Sieger muß alle drei Arten dieser Prüfungen erfüllen. Gelingt dies mehreren Konkurrenten, so wird derjenige Sieger, der die Distanz In der kürzesten Zeit zurückgelegt hat. Sämtliche Aeroplan-Systeme sind zulässig, und die Bewerbe finden in jedem Jahr zwischen dem 1. Mai und dein 15. November statt. Das genaue Datum wird später von demjenigen Club bestimmt, der Inhaber der Trophäe ist und die Bewerbe in seinem Lande verin.Ultet.

Ein Fliegerwettbewerb findet im Jahre 1909 in Cannes statt. Die Stadt hat bereits 100.000 Francs gezeichnet. Die Fliegerrennen finden auf dem Rennplatz und den Golf- und Poloplätzen statt. Es sollen bereits während des Winterhalbjahres von d,en interessierten Flugtechnikern Flugversuche unternommen werden.

Ein 10,000 Mark-Preis ist von einem Herrn Ruinart für den ϖerstsn Aeronplanflug über den Aermelkanal gestiftet worden. Für den Start, der an der französischen oder englischen Küste erfolgen kann, sind 00 Fr. zu zahlen. Der Preis darf abei nur Sonnabends und Sonntags bestritten yerden, sodaß die Aviatiker. manche günstige Gelegenheit werden verpassen müssen. Als sichere' Bewerber gilt Wilbur Wright, der bereits vor längerer Zeit einen Flug von Calais nach Dover ankündigte.

Dei Ligue aerienne in Paris stehen außer den verschiedentlichen großen Preisen insgesamt jetzt 30 kleine Preise zu je 1000 Frs. zur Verfügung. Die Ausarbeitung der Bedingungen für eine große Anzahl von Bewarben ist ini Gange Diese kleinen Preise sollen vor allem dazu dienen, neue Bauten bezw. ihre Erbauer anzuspornen, indem kleine Leistungen gefordert werden sollen. Die. weit überragenden Maschinen Wrights, Farmans u.s.w. kommen für diese Art von Bewerbern nicht in Betracht. Man will die Entwicklung nicht auf diesen wenigen Augen stehen lassen, sondern durch Heranziehung und Ermutigung einer großen Zahl' von Erfindern der Flugtechnik eine breite Basis schaffen.

Der Aßioclub de la Sarthe beabsichtigt, da sein alter Höhen preis für 25 Meter Höhe gewonnen worden ifst, einen neuen 2500 Frs.-Prds zu stiften, allerdings diesmal für 100 Meter Flüghöhe. Wright leistete bereite 30 Meter, Die größte Förderung wird aber die Flugtechnik erfahren, wenn sich die Absicht der aviatischen Kommission der französischen Deputiertenkammer verwirklicht, die von der Regierung geforderte 1 Million für Flugzwecke zum größten i eil in Preisen für Wettbewerbe anzulegen. Die Bewilligung der Summe an sich

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ist so gut wie sicher. Das Hauptziel liegt zunächst weniger in einer Nutzbarmachung für die Armee, also etwa Ankauf der Wrightschen Patente von der Weilier-Üruppc. welche sie zur Zeit bekanntlich im Besitz iiat, als in der Schöpfung einer ausgedehnten neuen Industrie.

Aeroplan-Wettfliegen in Brescia. Für das Aeroplan-Meeting von Brsscia das im September 1909 sattfindet und von der Stadt Brescia mit Preisen in Höhe von 100,000 Frcs. dotiert werden soll, wurde die Rennstrecke bereits festgelegt. Sie führt von Castanedolo bei Brescia über Veadana, Calzinata, Cilivergha zurück nach Cr.stanedolo über 30 Kilometer. Geplant sind ein Dauerflug über 150 Kilometer — 5 Stunden, ein Höhenflug 'über eine Markierung von 10 Meter Höhe und ein Rennen nach Zeit unter Kontrolle des italienischen Automobilklubs. Den Konkurrenten wird die Stadtverwaltung alle erdenklichen Erleichterungen gewähren.

200.000 Frs. als Graud-Prix für Aviatikcr hat die ,uito-a.;ron.iutische Kommission des französischen Automobil-Clubs festgesetzt.

100.000 Frs. gleichfalls als Grand-Prix hat der Aero-Club von Frankreich ausgeschrieben.

12,500 Frs. hat der „Daly Mail" für denjenigen Flieger ausgeschrieben, der einen Fiug von Frankreich nach England oder in umgekehrtem Sinne ausführt.

10.000 Frs. sind von der „Petite Gironde" für denjenigen rlisger ausgesetzt worden, welcher einen Flug in Bordeaux von dem Monument des Girondins nach der Cenon-Kirehe und nach Umfliegung des Turmes zurück über die Garonne ausführt.

10.000 Frs. hat die französische, wissenschaftliche Zeitschrift „La Natura" für denjenigen Flieger gestiftet, welcher in Frankreich einen 100 km langen Flug in gerader Linie über gewelltem Terrain innerhalb 2 Stunden (ausführt.

12.000 Frs. hat das Pariser Sportblatt „L'Auto" gestiftet, für denjenigen, welcher einen Flug von Bordeaux nach Paris ausführt. Es kann in den Städten Ajigouleme, Poitiers, Tours und Orleans Station gemacht werden.

Vorträge.

l'elter Flugtechnik hielt auf der Naturforscher - Versammlung in Köln Professor Dr.-Ing. Reißner, Aachen, einen interessanten Vortrag. Wir begrüßen es mit großer Freude, daß Professor Reißner als einer der ersten das Interesse für die flugtechnischen Fragen an den Hochschulen erweckt und zur Lösung derselben beiträgt. Professor Reißner besprach in seinem Vortrag die 3 Haupteigenschaften der Gleitflieger und zwar: die Schwebefähigkeit, die Stabilität und den "Antrieb nach den wissenschaftlichen, teilweise geklärten, aber noch vielfach nur ungefähr bearbeiteten Probleme. Für die Schwebefähigkeit kommen die Drurk-und Reibungskräfte der widerstehenden Luft auf bewegte, ebene und gewölbte, dünne Platten in Frage, deren einfachste Fälle die theoretische Hydrodynamik zwar erfassen kenn, deren schwierigere und wichtigere Anordnungen jedoch der Physiker oder Techniker experimentell untersuchen muß. Insbesondere die Frage nach der günstigen Wölbung und dem vorteilhaftesten Stellungswinkel sind seit Lilienthil nicht mehr systematisch behandelt worden. Man muß sich augenblicklich mit der Aufstellung von Näherungsformeln für die Berechnung der Gleit-gesehwindigkeit, des Propellerschubes und der Schwerpunktlage aus den drei

üleichgewichtsbedüigungen behclfen und kann auch die daraus sich ergebenden Fragen nach den günstigsten Anordnungen nur ziemlich roh beantworten. Die Rechnungen ergaben z. B., daß die größte mit 50 PS. erreichbare Oliit-geschwindigkeit 100 Kilometer wahrscheinlich nicht übersteigt. Sodann wurde auf die Stabilitätsfragen eingegangen und gezeigt, daß sie nach .1er Methode des englischen Mathematikers Roiith als Fall der Schwingungen um einen stationären Bewegungszusland behandelt werden müssen. Der Wrightsehe Apparat stellt sich mechanisch als eine Umkehrung der französischen Apparate heraus, der darum einen Stabilitätsmangel zeigen muß, weil die Kopfwiderstäiule in der Bewegungsrichtung ihre Hebelarme um den Schwerpunkt bei Drehungen ungünstig verändern, während bei Schwanzapparaten das Entgegengesetzte, der Fall ist. Modelle eignen sich nicht zu Stabilitätsuntersuchungen, weil man sie nicht nach der Theorie der Dimensionen herstellen kann. — Streng hydrodynamisch ist eint Behandlung des Propellerpröblems vorläufig nicht möglich, aber die sinngemäße Anwendung der Gesetze der schrägbewegten Platten ergibt gute Propeller. Der Redner gab an, daß sich auf Grund der Variationsrechnung »eine absolut günstige Propellerfläche ermitteln ließe, die gute Resultate ergeben habe. Die Versuche die unter Mitwirkung von Prof. Junkers ausgeführt wurden, sollen jetzt in größerem Mallstabe fortgesetzt »erden.

lieber die wichtigsten Typen der dynamischen Flugapparate hielt in der letzten Sitzung der Technischen Sektion der Schlesichen Gesellschaft für vaterländische Kultur Privatdozent Dr. van dem Borne einen sehr interessanten Vortrag. Bei den Flugapparaten wird, wie der Vortragende in seinen einleitenden Ausführungen bemerkte, der Auftrieb durch die „Härte" der Luft, wenn man so sagen darf, also durch den Reibungswiderstaini ermöglicht, wobei durch geeignete Schiefstellung der Flächen gleichzeitig eine Vorwärtsbewegung herbeigeführt wird. Redner erläuterte seine Ausführungen über die verschiedenen Typen der Flugapparate, wie Schwingenflieger, Schraubenflieger und Drachenflieger, durch zahlreiche Zeichnungen, und Vorführung von mehreren Modellen, von denen besonders das genau maßstäblich gearbeitete Mrdell des Flugapparates von Otto Lilienthal lebhaftes Interesse Hervorrief, der bekanntlich als der Bahnbrecher auf diesem Weg zur Beherrschung des Luft-meeres gelten darf. Die Durchschnittsgeschwindigkeit, die im allgemeinen damit erreicht werden könne, beträgt 16 Meter in der Sekunde. Die Technik der Drachenflieger, zu denen z. B. der Flugapparat von Wright gehört, ist am weitesten vorgeschritten, während die Schraubenflieger wegen der Schwierigkeit, dir Wirkung des Drehmoments auszuschalten, vorläufig noch nicht anwendbar seien, höchstens für militärische Zwecke zur Signalgebung oder zum Emporziehen von Drähten für Funkentelegraphie. Die Schwingenflieger vollends seien noch ganz im Anfang ihrer Entwickelung, da es noch nicht gelungen sei, die Eigentümlichkeit des Vogelflügels, bei der Aufwärtsbewegung die Luft zur Verminderung des Widerstandes durch Oeffnungen der bewegten Fläche hin-diuchstreichen zu lassen, bei von Menschenhand konstruierten FlugflVehen technisch brauchbar nachzuahmen, und da auch die Ausnützung 1er Abhängigkeit des Auftriebes von der Veränderlichkeit der Geschwindigkeit, mit der die Flugfläche bewegt werde, für den Flugtechniker ein Problem noch darstelle, das gerade in der Natur, besonders bei den Insekten, außerordentlich geschickt gelöst sei. Vorläufig sei bei der großen Veränderlichkeit der Luftströmungen und bei der ungenügenden Erforschung der hierfür maßgebenden physikalischen Gesetze die aerodynamische Stabilität der Trageflächen noch allzusehr von der Intelligenz des Lenkers abhängig, und es sei darum ein hauptsächlich :s Ziel, die menschlicht Einwirkung möglichst auszuschalten und eine zweckmäßige media-

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nische Stabilisierung der Flugflächen auf automatischer Grundlage zu erreichen; außerdem sei die Konstruktion und Erprobung von leichten Motoren und der Ausbau des Schraubenfliegersystems noch ein weites Feld.

In der Diskussion wies Prof. Dr. Rosen darauf hin, wie viele Versuche die Natur sicherlich habe machen müssen, um leichte Flugmotoren zu erfinden (zum besseren Verständnis führte er eine Kolibriart an, von der 24 Exemplare erst 15 Gramm wiegen): das beweise schon der außerordentliche Unterschid zwischen Vögeln und Eidechsen, von denen diese doch zweifellos abstammen; andererseits sei es eine noch durchaus unaufgeklärte Tatsache, wie manche Arten der „fliegenden Fische" ohne eigentliche Flugapparate sich über nicht unbeträchtliche Strecken hin durch die Luft zu bewegen imstande sein.

Patentwesen.

Die in den letzten 10 Jahren erteilten Patente die Fingschiffahrt betreffend.

(Die mit einem Stern versehenen Patente sind erloschen.)

"100 399 Verfahren und Einrichtung zum Abflug von Aeroplanen. F. Oaebert in Berlin. 1898.

ϖ107 493 Vorrichtung zum Erproben von Flugapparaten und zur Erlernung des Fliegens (Fliegschule). Theodor Fritsch in Gautzsch b. Leipzig. 1899.

* 108 214 Anfahrforrichtung für Flugmaschinen. A Jäger in Werder b. Dabergotz. 1900. '116287 Rad mit beweglichen Schaufeln für Luft- und Wasserfahrzeuge. Paul

Nlpkow in Berlin. 1901. '112 854 Luftschiff. Joh. Mich. Breiner in Leipzig-Connewitz. 1900.

* 111 609 Verfahren und Maschine, Flugmaschinen von der Erde aufsteigen zu lassen.

I. W. Schilf in Hamburg. 1900. ϖ110 832 Vorrichtung zur Vorwärtsbewegung von Körpern in der Luft durch die

Schwerkraft mittels nach vorn geneigter, zusammengesetzter Segelflächen.

Internationaler Verein zur rationellen Verwertung von Erfindungspatenten,

e. G. m. b. H. in Berlin. 1900. ϖ125 20? Luftschiff mit doppelt angeordneten Wendeflügelpaaren. Josef .Graßl in

Augsburg. 1901.

ϖ126 955 Von Anhöhen aus in Betrieb zu setzende Flugvo|rightung. Emil Lehmann in Berlin. 1902.

* 12071 Flugmaschine. Bousson in Paris. 1901.

* 121 280 Luitfahrzeug. Dr. Andreas Ozegowski in Ostrowo. 1901.

ϖ121 650 Steuerüngsvorrichtung an Luftfahrzeugen. Heinrich Suter in Kappel (Schweiz). 1901.

* 123 165 Vorrichtung zum freibeweglichen Aufhängen von Flugmaschinen an Luft-

ballon. Bousson in Paris 1901.

* 131 394 Luftfahrzeug mit zwei Tragkörpern. Theodor Haas in Brig (Schweiz). 1902. 129 704 Luftschraube. August Riedinger in Augsbure. 1902

* 129 146 Flugvorrichtung. Friedrich Jung in Stolp, Pommern. 1902. '128 658 Schraubenfliigelanordnung. Emanuel Kaiisch in Budapest. 1902. ϖ134 220 Flügelfläche für Luftfahrzeuge. Emil Lehmann in Berlin. 1902.

* 137 242 Wendeflügelanordnung für Flugmaschinen. Charles Qroomberidge und

William Alfred South in London. 1903.

* 138 493 Schlagflügelanordnung für Flugmaschinen. Josef Uhl in Berlin. 1903. 143 820 Flügel für Flugmaschinen. J. Hofmann in Berlin. 1903.

* 139 180 Flügelfläche für Luftfahrzeuge. Emil Lehmann in Berlin. 1903. ϖ139493 Dynamische Flugmaschine. Georg Wellner in Brünn. 1903.

*100 398 Flugmaschine. Paul Molnar, F. W. Rogler und Hans Hörbiger in Budapest. 1898.

ϖ139 854 Flugvorrichtung mit Tragschirmen. Johann Götz in Rohr, Ober-Amt

Stuttgart. 1903. ϖ139725 Flugvorrichtung. Emil Lehmann in Berlin. 1903.

! * 145 547 Flugmaschine mit zwei Luftschrauben. Max Bougart in Colmar 1 i. eis. 1903.

I »149 586 Anflugvorrichtung für Flugmaschinen. Emil Lehmann in Berlin. 1904.

ϖ153027 Flugvorrichtung. Rene de Sausure in Genf. 1903. I ' 153358 Verfahren, Flugmaschinen durch Verstellung der Tragflächen in der Gleichgewichtslage zu erhalten und ohne Steuer lenkbar zu machen. Fritz I Robitzsch in Mörchingen. 1904.

1 * 155 680 Luftfahrzeug mit mehreren gleichmäßig verteilten Steuern. L. H. de

Waiden in London und H. Knudsen in Boston. 1904. i ϖ 156681 Flugvorrichtung A. Kersten in Cöln. 1903.

[ * 157 399 Schlagflügelanordnung für Flugmaschinen. George Mc Müllen in Porth-| Auster. 1904.

ϖ158906 Flugvorrichfung. A. Kersten in Cöln. 1905.

155 359 Flügelwendevorrichtung mit Planetengetrieben. Hugo Höckel in Neutitscheri (Mähren). 1903

186 067 Aus einem Fallschirm mit oben befindlicher Oeffnung bestehender Flug-

apparat. Erwin Geißler in Wilhelmshöhe. 1907. * '84 020 Flügelrad zum Antrieb von Luftfahrzeugen. Heinrich Wortmann in St. Johann-Saarbrücken. 1907. j '182 680 Schraubenpropeller. Georg Schinding In Frankfurt a. M. 1907. I * 175 477 Schraubenpropeller J. Hofmann in Berlin. 190."-. i * 175 478 Flugmaschine mit Luftbehälter. J. Hofmann in Berlin. ' 173 926 Flugapparat mit Beugestellung der Arme bewegten Flügeln. Adolf Brandl in München. 1906.

173 596 Flugmaschine mit Schrauben und Tragflächen sowie mit Vorrichtung zum Aendern der Flugrichtung. Armand Dufaux und Heinrich Dufaux in Genf (Schweiz). 1906.

ϖ187 862 Drachenflieger mit nach allen Richtungen verstellbarer Schraube. Anton

Josef Westiake In London. 1907. 188 568 Flugvorrichfung mit Hebeschrauben und unter denselben angeordneten

Flächen. Jules Cornu und Paul Cornu in Lisieux. 1907. 188 947 Vorrichtung zum Erhalten der Gleichgewichtslage, von Luftschiffen. Jacob

Christian Hansen-Ellehamm ;r in Kopenhagen. 1907. 191 433 Vorrichtung zum Abflug von Drachenfliegern durch Schrägslellen der Tragfläche. J. Hofmann in Berlin. 1907. 194738 Flügel für Flugmaschinen. Actiebolage Aviatorer in Gotenburg

(Schweden). 1908. " 196255 Wendeflügelrad. Dr. Erich von Bernd in Wien. 1908.

197 062 Flugmaschine mit Fahrrad. Emil Rahmelow in Düsseldorf. 1908.

202333 Drachenflieger. William Henry Fauber n Chicago. 1908.

202 334 Gleitflieger aus gefaltetem Material. Dennis L. Moorhead in St. Louis.

V. St. v. N. A. 1908. 202 335 Drachenflieger. Raymond d. Equevilley-Montjustin in Kiel. 1908. 202 812 Luftschraube, welche unabhängig von der Drehung der Antriebswelle verstell*

werden kann. Harry Marlin Middleton in Cardiff (Engl). 1908.

202 876 Flügelflieger. Else Bode in Hude b. Oldenburg. 1908.

203 534 Vorrichtung zur Drehung der Schwingachse von Schlagflügeln. Dr. Friedr-

Kopsch in Dt. Wilmersdorf. 1908. 203 633 Schaufelrad für Luftfahrzeuge mit ungleichmäßig schnell umlaufenden Schaufln. Franzesco Fronz in Görz. 1908.

203 785 Luftschraube. Louis Gathmann in Washington. 1908.

204 238 Vorrichtung zum Bewegen von Körpern in der Luft durch beschleunigte

Schlagbewegunge i. Hugo Linz in Halensee und Charles Bellers in Neuilly sur Seine. 1908.

204 239 Vorrichtung zur Bestimmung der Fahrtrichtung von Luftfahrzeugen.

Siemens Schuckertwerke, O. m. b. H. in Berlin. 1908. 204 557 Flugvorrichtung mit angetriebenen Tragilächen. Erwin Geißler iu Kassel-

Wilhelmshöhe. 1908. 204726 Flugmaschine mit Schlagflügeln. Paul Volmer in Berlin. 190?.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Y

Abb. 1.

Luftschraube.*)

Der Hauptnachteil der bisherigen Luftschrauben ist neben der verhältnismäßigen Schwere der Schraube i im allgemeinen der, daß dieselben beim Aufschlag auf den Boden fast durchweg unbrauchbar werden oder einer gründlichen Ausbesserung bedürfen. Diese Nachteile werden in vorliegender Erfindung dadurch vermieden, daß die versteifende Wirkung der starren Teile durch die Fiiehkraftwirkung von Schwunggewichten ersetzt wird, welche an der äußeren Hälfte der aus Stoff gefertigten

Schraubenflügel befestigt sind und während des Ganges durch ihren Zug die Schraube in der entsprechenden Form und Spannung erhalten.

Auf der Zeichnung zeigen Abb. 1 und 2 die Anordnung einer Treibschraube, Abb. 3 eine beispielsweise Anordnung zur Erklärung der Wirkungsweise der Luftschraube.

Zur Erklärung der Wirkungsweise möge folgendes dienen: Abb. 3 stelle einen Zylinder dar, auf welchem eine Schraubenlinie m—n gezogen ist; in dieser Schraubenlinie seien an mehreren gleich weit voneinander abstehenden Punkten dünne Fäden befestigt, die an ihren Enden Gewichte tragen. Wird das System rasch gedreht, so stellen sich, wenn man zunächst die Einwirkung äußerer Kräfte vernachlässigt, die Fäden mit ihren Gewichten derart ein, daß die Verlängerung der Fäden die Achse d in fechten Winkeln schneidet. Sie liegen dann in einer Schraubenfläche.

Denken wir uns die Fäden so dicht aneinander liegend, daß sie eine geschlossene (mathematische) Fläche bilden, so entsteht eine Schraubenfläche a, die wir uns durch ein Gewebe gebildet denken können. Durch die äußeren Kräfte, nämlich Gewicht- und Luftwiderstand, wird diese Schraubenfläche aus ihrer Lage und Form etwas verschoben, jedoch bleiben die Merkmale der Schraubenfläche im wesentlichen bestehen. Es ist aber erforderlich, daß die vom Luftwiderstand stärker belasteten Flächenteile auch stärker mit Schwunggewichten belastet werden. Eine dem Drucke entsprechende mathematisch genaue Verteilung der Gewichte ist jedoch nicht nötig.

Da nun eine schräg zur Luft bewegte Fläche in der Nähe ihrer Vorderkante einen stärkeren Luftwiderstand erleidet als an der rückwärtigen Hälfte, was auch bei der Luftschraube a zutrifft, so muß die Vorderkante auch vorwiegend mit Schwunggewichten, wie bei i (Abb. 1) ersichtlich, belastet sein. Weil ferner sowohl die Zentrifugalkraft als auch der Luftwiderstand sich im Verhältnis zum Quadrate der Bewegungsgeschwindigkeit ändern, so ist das Gleichgewicht zwischen Luftwiderstand und Fliehkraft, welche für die Herstellung der Schraubenfläche notwendig ist, unabhängig von der Umdrehungsgeschwindigkeit.

Wie aus Abb. 1 und 2 ersichtlich, besteht die Schraube aus einem von der Achse d abstehenden Gestell c und in gewisser Entfernung von der Drehungsachse d bei h at» diesem Gestell befestigten Schraubenflügeln a . und b. Die Schraubenflügel können entweder ganz frei schwingen oder mit einzelnen Punkten noch besonders gegen den Zentralkörper gehalten werden.

Die Schwunggewichte f an der äußeren Kante und in der Nähe der Mitte (Abb. 2) haben zur Vermeidung von Luftwiderständen zweckmäßig die Form von Ketten, die nacli einer Schraubenlinie verlaufen. Die erhöhte Spannung der Vorder-

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AM>. 2.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

*) D. K. F. 129 704. August KLedlager in Augsburg. 2-i. Febr. 19J1 ab.

I

kante ist durch besondere Zusatzgewichte geregelt. Um die Schraube a b in ihrer Lage zur Achse d festzulegen, ist ein Punkt g der Vorderkante durch Zugorgane nach vorwärts oder rückwärts gegen die Achse und tangential gegen den Zylinder gehalten durch Verspannungen, die so kurz genomme sind, daß sie beim Gange nicht schlaff werden. Das Gestell ist ganz leicht aus Verspannungsrippen hergestellt

Flügel für Flugmaschinen.*'

Für den Betrieb von Drachen (Aeroplanen) oder sonstigen mit Tragflächen, Fallschirmen oder dergl. v rsehenen Flugvorrichtungen ist es wichtie, diese Flächen nur im Augenblick des Gebrauchs zu öffnen, bei Nichtgebrauch aber geschlossen zu halten, wie dies alle Flugtiere in mehr oder weniger vollkommener Weise mit ihren Flügeln aufführen.

Ahmt man nun, wie bereits geschehen, den Bau der Flügel der Insekten nach, so erhält man für die Ruhe- oder Laufstellungen der Maschine eine zu große Ausladung nach hinten oder für den Flug eine zu geringe Ausladung nach der Seite. Es empfiehlt sich daher, die Tragfläche nach Art der Flügel der Vögel oder Fledermäuse zu gliedern. Der Flügelträger der Vögel und Fleder.näuse zeigt eine Dreiteilung (ähnlich dem menschlichen Arme: Oberarm, Unterarm und Hand). An

Ahb. 1.

Abb. 2.

Abb. 2 a.

Abb. 6 *

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Abb. 7.

Abb. 8.

Abb. 9.

Abb. 10.

alle drei Teile sind die Flugflächen angeheftet, die wie bei den Fledermäusen durch Fältelung der Haut, bei den Vögeln durch Kreuzung der Federn sich der jeweiligen Lage des Trägers anschmiegen. Die vorliegende Erfindung hat nun den Zweck, die Tragflächen der Drachen usw. nach dem gleichen Grundgedanken zu gliedern, der bei der Gliederung der Flügel von Vögeln und Fledermäusen obwaltet, Und hierbei diejenigen Mittel zu wählen, welche die natürlichen Glieder ersetzen können.

Abb. 1 zeigt einen Aufriß; Abb. 2 und 2a zeigen Grundrisse eines ausgebreiteten dreiteiligen Flügels. Nach Abb. 2 enthält ein Flügel nur einen, nach Abb. 2a zwei Hauptträger. Die Felder der Hauptträger sind nach den Achsen a b c d

*) D. K. P. 143820. J. Hotmann in Berlin. 1. Juui 1902 ab.

bezw. a1 b1 c' d1 mit den Querträgern gelenkig verbanden, so daß sich die Flügel parallelogrammarllg durch Taue f an den Rumpf an'egen oder von ihm abstrecken lassen.

Die Taue f kann man aber entbehren und gleichzeitig den Flügel in allen Teilen von einer einzigen Kraftwelle aus bewegen, wenri man in den Knotenpunkten der Träger Planetenge riebe oder Hebel mit Lenkern, Seilscheiben mit Drahtzügen and dergleichen anordnet, wie dies Abb. 3 im Aufriß und Abb. 4 und 4 a im Grundriß zeigen.

Hier sind die Seilscheiben h und h1 fest mit dem Rumpf, die Scheiben k und k1 fest mit den Ourtungen a b bezw. a1 b1, die Scheiben i und i' fest mit den Qurtungen b c bezw. b1 cl und die Scheiben I und I1 fest mit den Gurtungen c d bezw. c1 d1 verbunden. Nach Abb. 4 hat der Kolben m die Flügel' ausgestreckt, nach Abb. 4 a zusammengefaltet.

In Ab) 5 eltspricht die Schwerlinie S S der vollständig gestreckten Flügellage, die Schwerlinie S' S1 dem noch nicht ganz entfalteten Flügel und die Schwerlinie S* S" dem über die gestreckte Lage nach vorn etwas gefalteten Flügel. In dieser Art verlegen tatsäch- Abb 3. Abb 4.

lieh diejenigen Vögel ihren Schwerpunkt, deren Bau eine ergiebige Regelung durch Verstellung des Kopfes oder der Beine nicht zuläßt fvgl. z. B. Möven' im Oegensatz zu Störche n). Da aber hierbei die Grenze der Knickfestigkeit sehn.II. er--reicht wird, so soll hier noch eine weiter gehende Regelung möglich gemacht werden, indem man die Festpunkte n bezw. n1 des Systems verschiebbar oder die Scheiben h bezw. h1 zum Rumpf verstellbar macht. Dann tritt eine Fältelung nur für 'das wirkliche Zusammenlegen des Flügels ein, während für die verschiedenen Schwerpunktseinstellungen die Träger a b c d' gestreckt bleiben (Abb. 6).

Daß die Flügelteilnng an die Dreiteilung bei Vögeln und Fledermäusen nicht gebunden ist, sondern eine beliebige Zahl von Dreh- , achsen'.. gestattet, ergibt sich aus dem Vorstehenden von selbst. Wenn die Flügel wie dies für Drachen mit Dampfbetrieb unumgänglich ist, als Kondensatoren arbeiten müssen, so ist noch dafür zu sorgen, daß die Dampfwege durch hahnartige Ausbildung der Gelenke oder durch auswechselbare Schläuche, die eine Reinigung der Röhren gestatten, stets geschlossen bleiben (Abb. 7).

Bei den erörterten Bewegungen des Flügels tritt aber noch eine weitere Schwierigkeit auf, nämlich das Verhalten des Bezugs oder der Besegelung.

Wird der Flügel a b c, a1 b' c1 (Abb. 8) aus der Strecklage I in die Lage II übergeführt, so muß ein die Rechtecke füllendes, d. h. an den Trägern befestigtes Segel reißen. Um dies zu vermeiden, kann man nach Abb. 8 die Segel als Dreieckssegel a1 a b, a1 b1 b, b b1 c1 b c c1 usw. einsetzen, wobei der die Spannung erzeugende Rollenzug o eigens bedient werden muß, oder nach Abb. 9

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Abb. 4 a.

die Dreieckssegel wie Sprietsegel mit diagonalen Stäben p aasstatten, so daB der Rollenzag o von selbst in seine Spannstellung gelangt.

Oder man kann nach Abb. 10 die Fläche zwischen Haupt- und Querträgern durch Stäbe, Drähte, Bänder usw. q und r mit den Gelenken s weiter unterteilen und an diese in bekannter Art sich öffnende und schließende Klappen anbringen. Diese Klappen worden beim Zusammenfalten der Träger sich in die Lagen q1 r1 schieben; man kann sie aber durch einfache Steuerungsglieder (Zugbiinder) so handhaben, daß sie nur in den Spannstellungen des Flügels wagrecht liegen und beim Zusammenfalten des Flügels der Schwerkraft überlassen werden, so Jaß sie von den Bändern r flach herabhängen.

Verschiedenes.

Sohülerilugclubs empfiehlt der englische Aviatiker Mr. Patrik Alexander zu gründen Alexander sagt im „Daly Mail", daß nach den Mustern der an den. englischen Schulen bereits bestehenden Criketclubs oder Fußballelubs Flugclubs nützlich seien, welche die Unternehmungslust und den Bildungsgeist der Jugend für die Luftschiffahrt erwecken sollen. Die hierzu nötigen Gleitflieger wären keineswegs ein zu kostspieliges Spielzeug. Es existieren teuere. Ein Gestell nach dem Chanute-Flieger, aus Bambusstäben hergestellt, ca. 8 m breit, 2 m tief und 1,5 m hoch, würde höchstens 50 Mark kosten. Die Flächen werden mit billigem Shirting bespannt und der Flugapparat ist fertig. Die Jugend kann damit üben u.nd zwar sind die Uebungen ganz gefahrlos. Es wird ein Absprung von einem flacher, Hügel genommen und ein geübter Flieger bringt das Aero-plan im flacher Fluge den Hügel herunter, ohne sich je mehr als 2 m vom Erdboden zu entfernen. Freilich werden die Uebenden erst einmal hundertriial nach vorn oder hinten umkippen, bevor es ihnen gelingt, das Gleichgewicht zu halten, aber bei weichem Sandboden ist das nicht tragisch und bei wachsender Lfebung können sieh dann die Schüler betätigen und nach guten Vorbikhrn allerlei Steuerüngsorgane .am Flugapparat anbringen.

Vorlesungen über Theorie und Bau von Flugapparaten 'Verden jetzt an der Wiener Universität von Professor Arthur Budau gehalten.

Vereinsnachrichten.

Vom G. deutschen Lnltschiflertag. In dem am 7. Dezember in Frankfurt a. M stattgefundenen 6. deutschen Luftschiffertag wurde eine Sportskommission gewählt Dieselbe setzt sich zusammen aus den Herren Geheimrat ßusle.y a!s Vorsitzenden, Dr. Stade als Schriftführer und je drei Mitgliedern für die drei Abteilungen. Dafür sind vorgeschlagen: für Motorluftschiffahrt Hergeseil, Hilde-brandt, Riedinger, Parseval, für Kugelballonfahrt Hildebrandt, Pöschel, Abercron, Clouth, für Flugtechnik Süring, Dr. Gans, v. d. Borne, Böninger-Frjiikfurt. Lim den durch Laienschriftsteller in der Presse entstandenen Begriffsverwirrungen in der Luftschiffahrt vorzubeugen, wird nach eingehenden Kommissions-beratungeri zwischen Fing- und Ballonschifiahrt unterschieden. Der erste Ausdruck wird für Flugmaschinen, der letztere für lenkbare und nichtlcnkbarc Baiion; (angewandt. Luftschiffahrt ist der allgemeine, alles umfassende Begriff.

Feiniua-Club Aeronautiqiie. Unter diesem Namen ist in Paris ein aeronautischer Damen-Club gegründet worden. Präsidentin ist Mme Alle1-, 73 avenu.a de la republique, Schriftführerin Mme. Colin, 35 rue d'Amsterdam.

Geschäftliche Nachrichten.

Luftfalirzeugebau B. Rumpier, Berlin S.W. 61, Gitschinerstr 5. Unter dieser Finna ist in Berlin von dem bekannten Ingenieur E. Rumpier eine Werkstätte für Luftfährzeugebau gegründet worden. Gewiß eine zeitgemäße Gründung-. Wie wir hören, ist das Unternehmen bereits reichlich mit Aufträgen versehen. In dieser Werkstätte soll nicht die fabrikationsmäßige Herstellung bestimmte! Typen von Luftfahrzeugen betrieben, sondern Erfolg verheißende Ideen in sachgemäßer Weise ausgebaut werden. Es muß zugegeben werden, daß nicht jede gut eingerichtete Maschinenfabrik in der Lage ist, den Bau eines Luftfahrzeuges Fachgemäß auszuführen. Es sind hierfür besondere Erfahrungen und Kenntnisse erforderlich. Rumpier, welcher früher im Automobilbau bei Daimler und den Adlerwerken als Wagen- und Motor-Konstrukteur erfolgreich gewirkt hat, ist ein in Fachkreisen bekannter Flugmaschinenkonstrukteur.

„Bruxelles Aviator". Unter dieser Firma wurde in Brüssel eine Gesellschaft gebildet. Gegenstand des Unternehmens ist der Bau von Gleitfliegsrn, die 'mit einem 18 PS-Motor ausgestattet werden sollen.

Die Wrightpatente in Deutschland angekauft. Die Motorluftschiff-Korrespondenz gibt unverbindlich die in eingeweihten Kreisen zirkulierende Nachricht wieder, daß die Patente der Gebrüder Wright von der Berliner Firma Ludwig Löwe u. Co. angekauft worden seien, und daß man ae.absichtige, die erfolgreichen Arbeiten der amerikanischen Aviatiker im nächsten Jahre in Deutschland unter Benutzung dieser Patente aufzunehmen und energisch weifer zu führen.

Bücherbesprechungen.

Motoi'ballon und Flugmaschine. Von Major A. von Parseval, in Berlin. Mit 19 Abbildungen im Text. Wiesbaden, Verlag von J. F. Bergmann. Preis 1 Mk. Anschließend an die bekannten Ausführungen Parsevals über den

Zeppelin-Parseval'schen Ballon bespricht Verfasser auf 3 Seiten die Flugmaschinc

unter besonderer Berücksichtigung der Apparate von Farman und Delagrange

in etwas übermäßig gedrängter Kürze.

Das Flugproblcm und die Erfindung der Flugmaschine (Patent angemeldet) von Ingenieur Eugen Kreiß. Druck und Verlag der Hanseatischen Druck-und Verlagsahstalt, Hamburg. Preis 1,80 Mk.

Der Verfasser behandelt in diesem Buche hauptsächlich sein Patent, eine Flugmaschine mit einer Tragschraube. Ueber einem Fahrrad ähnlichen Gestell ist eine große Tragschraube, die mit einem großen Schwungkreisel gekuppelt werden, kann, angeordnet. Ein Motor soll den Schwungkreisel in Rotation versetzen Nachdem der Schwungkreisel die größte Geschwindigkeit erreicht hat, wird "er mit der Tragschraube gekuppelt und der Flugapparat soll .sich erheben. Wie sich der Erfinder jedoch das Verhalten des Untergestells beim arbeiten des Kreisels in der Luft vorstellt, ist nicht verständlich. Wir überlassen es den Lesern, sich ein Urteil über diese Mischine zu bilden.

Die Luftschiffahrt. Von Graf Ferd. v. Zeppelin. 157 Seiten, 4 Doppelraten und zahlreiche Abbildungen. Preis geh. 1,60 Mk., geb. 2 Mk. Stuttgart, Franckh'sche Verlagshandlung.

Im Anhang dieses Buches erläutert in anschaulicher Weise Regierungsrat .Hofmann-Genf die Entwicklung der Flugmaschinen unter Verwendung ven 17 Abbildungen.



Flugsport

.Illustrierte technische Zeitschrift und Anzeiger

iür die gesamte

„Flugschiffahrt"

unter Mitwirkung bedeutender Fachmänner herausgegeben

von

Oskar Ursinus, Civilingenieur.

Brief-Adr.: Redaktion und Verlag „Flugsport" Frankfurt a. M., Batinhofsplatz 8. Erscheint regelmäßig am I. und 3. Freitag jeden Monats.

= Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. - =

Der Nachdruck unserer Artikel ist, soweit nicht mit „Nachdruck verboten" versehen, nur mit genauer Quellenangabe gestattet.

Nr. 2. Frankfurt a. M., 8. Januar 1909. Jahrg-. I.

Die Nimführ'sche Flugmaschine.

Ing. Ldrycki-Baden.

(Nachdruck verboten.)

Auf Grund eingehender theoretischen Untersuchungen hat der österreichische Flugtechniker Dr. Raimund Nim führ eine neue Flugtype, die prinzipiell von den bisher bekannten Systemen abweicht, ausgearbeitet. Diese basiert nicht auf dem Reaktionsprinzip und scheint einen wesentlich günstigeren Effekt zu ergeben, als alle bisher erprobten Systeme. Bekanntlich hat man erst durch Anwendung des Phänomen des schiefen Luftstoßes die Arbeitsleistung der natürlichen Flieger feststellen können, da die unter Zugrundelegung des senkrechten Luftstoßes berechneten Werte so hoch waren, daß sie mit den Tatsachen unvereinbar blieben. Diese Erkenntnis führte den Erfinder bei der Untersuchung der Schwingenflieger zu folgendem interessanten Schluß: Statt die Flügelflächen translatorisch vorwärts zu bewegen, kann man dieselben auch rotatorisch niederbewegen, etwa in der Weise, daß die Fläche sich in horizontaler Lage um eine vertikale Achse dreht und ihr gleichzeitig eine lotrechte Schlaggeschwindigkeit erteilt wird. In diesem Falle tritt auch das Phänomen des schiefen Luftstoßes auf. Der Reaktionsdruck wird eine Funktion der Schlag-und der Rotationsgeschwindigkeit und wird mit zunehmender

Seite 32

Ho. 2

1 E

X

Rotationsgeschwindigkeit rasch wachsen. Die Richtigkeit dieser Theorie, die auilerordentlich interessant ist, hat die experimentelle l Intersiiclumg bestätigt.

In nebenstehender Zeichnung sehen wir eine Versuclis-anordnung veranschaulicht. Eine vertikale Welle V besitzt _b eine lotrecht verschiebbare an-^ geordnete Hülse H, die mittelst eines Keiles von der Welle mitgenommen wird. Auf diese Hülse ist vermittelst des Ringes R eine Messingplatte B B befestigt. Die Feder F dient dazu, die Hülse auf die feststehende Platte a a zu drücken. Diese Platte a besitzt an einer Stelle der Peripherie eine Erhöhung c. Indem der an dem unteren Teile der Hülse angebrachte Stift N über diese Erhöhung gleitet, wird die Hülse H und damit die Messingscheibe B gehoben, um nach Verlassen der Erhöhung wieder zurückzuschnellen. I leberschreitet die Tourenzahl der Welle V eine bestimmte Grenze, so gerät die Messingplatte B in dauernde Oszillation. Um von dieser Bewegung nicht mitgenommen zu werden, ist die Welle V durch zwei Stellringe S gegen vertikale Verschiebungen gesichert. Der Antrieb erfolgt durch ein Kegelräderpaar K von der Welle A aus. Dieses Prinzip erfordert eine verhältnismäßig sehr große Umdrehungszahl, die sich der der Zentrifugalschleudern nähert. Der Erfolg ist jedoch überraschend- Bei einem von Dr. Ninifülir in größerem Maßstabe ausgeführten Versuche konnte bei Tourenzahl der Welle V von K).(XX) per Minute, ein Auftrieb von rund 60 kg HP konstatiert werden. Infolge mangelhafter Konstruktion ging der Versuclis-apparat zu Grunde. Der Erfinder baut zurzeit an einem großen Modelle, welches eine Person befördern soll Wir wollen kein frühzeitiges Urteil über das System fällen, doch dürfte die Ausführung im großen auf bedeutende Hindernisse stoßen. —

Flieger von Grade.

Ingenieur Hans Grade, Magdeburg, hat mit seinem Flieger vor kurzem sehr gute Erfolge erzielt und zwar hat er am 22. Dezember nachmittags auf dem neuen Crakauer Anger in Magdeburg in Absätzen von 30 - 40 Sekunden Flüge von 100 bis 400 in in einer Höhe von 1,5 m ausgeführt. Die Fluggeschwindigkeit betrug hierbei 30-35 km, die Tourenzahl des Motors ca. 1100.

Der Apparat von Grade ist, wie beistellende Abbildungen zeigen, ein Dreidecker. Das Gesamtgewicht des Apparates beträgt 150 kg, die Tragflächen ca. nach der letzthin vorgenommenen Umänderung 50 qm. Zum Betriebe dient ein d zylindrischer Motor, welcher 36 PS. leistet. Der Motor ist von Grade speziell für

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diesen Zweck konstruiert und gebaut. Das Fahrgestell in welchem der Führer sitzt und der Motor untergebracht ist, ist aus natlilosem Stahlrohr hergestellt. Der Schwerpunkt des Gradeschen Fliegers liegt gegenüber anderen Fliegern, insbesondere den französischen, sehr 'hoch und fällt fast mit dem Widerstandsmittelpunkt des

Seite 34 „H.UQS P O R T."___ No. 2

Apparates zusammen. Von der Mitte des Apparates führt das zweiteilige Steuersegel in ein Schwanzsegelende nach hinten. Au 1.1er den vertikalen hinteren Steuerflächen hat Grade die gefährlichen vertikalen Flächen (Tragflächen), wie solche von französischen

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Konstrukteuren vielfach zwischen den Tragdecks eingebaut werden, vermieden.

Hoffentlich gelingt es Grade in Kürze größere Flüge zu erzielen, um als ernster Bewerber um den Lanzpreis aufzutreten.

Der Flugsport in England.

(Originalbericht unseres Londoner Korrespondenten.)

In England hat die neue Technik der Luftbeherrschung bisher wenig ernsthafte Beachtung gefunden. Für den praktischen und nüchternen Sinn des Inselvolkes ist diese Bewegung noch zu luftig, zu phantastisch, und lallt sich geschäftlich auch noch zu wenig ausnützen Ebenso wie beim Automobil wird sich der englische Ingenieur mit diesem neuen Zweige der Technik erst dann ernstlich beschäftigen, wenn die Experimente des Auslandes ein brauchbares Modell ergeben haben, das fabrikmäßig hergestellt werden kann und wofür sich Käufer finden. Immerhin mehren sich die Anzeichen, dal.) man dies Ziel als in nächster Zeit erreichbar ansieht. In der neuesten Nummer des „Engineer findet sich eine sehr instruktive Uebersicht über die großartige Entwicklung der Flugmaschinen im letzten Jahre, die'auch mit guten Abbildungen ausgestattet ist. Aber obwohl der Verfasser die kolossalen Fortschritte, die das Jahr 1908 gebracht hat, anerkennt, möchte er doch noch kein abschließendes Urteil wagen Bisher sind ihm Luftschiffe und Flugmaschinen doch nur „Schönwetter-Maschinen". Dagegen fordern die politischen Zeitungen das englische Publikum mit immer größerem Nachdrucke auf, sich praktisch für den Flugsport zu interessieren. Die „Times" bringt jetzt wöchentlich einen Bericht über die neuesten Ereignisse in der Luftschiffahrt, und die „Morningpost" vom 4. Januar macht wieder in einem längeren Artikel auf die Gefahren aufmerksam, die eine fortdauernde Teilnahmlosigkeit Englands gegenüber dem Flugsport in sich birgt. Insbesondere wird bemängelt, daß das Militär-Budget nur £ 10500 jährlich für die Zwecke der Luftschiffahrt aussetzt.

Von den englischen Aeronautischen Vereinen ist der bedeutendste die „Aeronautische Gesellschaft von Großbritannien", die jetzt 50 Jahre besteht und somit die älteste Gesellschaft dieser Art ist- Dieser Verein hat jetzt auch einen größeren Uebungsplatz in der Nähe Londons erworben- Der größte Teil des Platzes ist eben und daher zu Versuchen mit größeren Maschinen geeignet, während sich an der Südseite einige steile Abhänge bis 50 Fuß Höhe finden, die zur .Erprobung kleinerer Modelle sehr passend sind Zur Aufbewahrung von Maschinen sollen Schuppen errichtet werden, und für die Zukunft ist die Erbauung eines wissenschaftlichen Laboratoriums in Aussicht genommen, das auch alle nötigen aeronautischen Apparate enthalten soll. Durch diese Erwerbung hat der Verein sich ein großes Verdienst um die von ihm gepflegte Sache erworben

Die Zeitschrift „Engineering" vom 25. Dezember 1908 bringt einen lehrreichen Artikel über Versuche mit Luftpropellern, die in letzter Zeit im Laboratorium des Lord Blythswood ausgeführt worden sind, um die Wirksamkeit verschiedener Modelle zu prüfen. (Mit Abbildungen und Kurven) Der Verfasser, Walter A. Scoble, glaubt, daß diese Experimente noch zu unvollständig sind, um genaue Regeln für die Konstruktion von Luftpropellern

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Abb. 1. Drachenflieger v.^Ader: Vorderansicht.

Besucher achtlos an den Automobilständen^vorbeigingen^und^den

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Abb. 2. Drachenflieger v. Ader: Seitenansicht.

weißen Vögeln zustrebten. Für den Eingeweihten bot die flugtechnische Ausstellung wenig Neues- Immerhin, und das soll

daraus entnehmen zu können. Immerhin stellt er es als sicheres Resultat seiner Untersuchungen hin, daß zwei Flügel von 15-20 Grad wohl das praktisch am empfehlenswerteste sind. Die Flügel sollen schmal sein und gerade, jedenfalls nicht nach hinten gebogen Auch soll dem Propeller in der Nähe der Axe keine Fläche gegeben werden.

Vom Pariser Salon für Aeronauük.

(Von unserem Pariser Korrespondenten.)

Das Hauptinteresse der Besucher im Grand Palais konzentrierte sich auf die Flugmäschinen. Ich habe öfters beobachtet, wie die

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Abb. 4. Flieger v. Antoine.tte

lier besonders hervorgehoben werden, ist es ein großes Verdienst ier Franzosen, die erste aeronautische Ausstellung durchgeführt tnd das Interesse an der Sache beim Publikum mehr erweckt hi haben- In Deutschland kennt man den Pflugapparat nur vom lörensagen, aus Bildern und Zeitschriften. Einer meiner deutschen "reunde, die ich durch die Ausstellung führte, mußte zugeben,

daß wir hier in Frankreich einen großen Vorsprung auf dem Gebiete der Aviatik haben. In Deutschland muß tüchtig gearbeitet ,und Vieles nachgeholt werden.

Deutschland wird das Gebäude, wozu Lilienthal den Grundstein legte ausbauen. Das Projekt einer aeronautischen Ausstellung in Frankfurt a. M. ist ein glücklicher Gedanke. Nachdem was ich hier gesehen habe und feststellen konnte, ist das Interesse

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Abb. 5. Flieger v. Bleriot.

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Abb. 6. Flieger v. Wright.

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Abb. 7. Flieger v. Santos-Dumont.

an der Flugschiffahrt auch bei den breiteren Schichten größer als an jeder anderen Branche. In Frankreich hat es auch Tange ge-

dauert, bis die Flugtechniker ernst genommen wurden. Man hat sie auch dort lange genug als Narren bezeichnet. Der Salonbildet einen Denkstein in der Entwicklungsgeschichte der Flug= technik. Die Pioniere, welche entmutigt durch die ungenügende Unterstützung in früheren Jahren die Arbeit niederlegten, hat man geehrt.

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Abb. S Flieger von Clement

So hat man den alten Drachenflieger (den Avion) von Ader auf Keinem Postament aufgestellt Der Avion, der seiner Zeit unter Ausschluß der Oeffentlichkeit vom französischen Kriegs-ministerium erprobt wurde, ist am 14. Oktober 1897 ca. 300 m weit geflogen. Durch einen Ministerwechsel wurde dem Konstrukteur die Unterstützung versagt. Wie die beistehende Abb. 1

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Abb. 9. Flieger v. Bregu.t.

zeigt, ist dieser Flieger ein Eindecker. Die Tragflächen sind den Fledermausflügeln nachgebildet. Zum Antriebe dienen 2 Dampfmaschinen von 20 PS. Das Gestell ist aus gespaltenen Bambusrohren in geradezu ingeniöser Weise zusammengesetzt. Die zwei vierflügeligen Schrauben sind aus Vogelfedern hergestellt.

Hinter dem Avion befinden sich die Stände von Bleriot und Wright und oben auf der Galerie (Abb. 3) eine Nachbildung des bekannten Voisin'schen Fabrikates, des Drachenfliegers von Delagrange. mit welchem er seine ersten Erfolge erzielte.

Abb. 4 zeigt den bekannten Antoinette-Flieger. Die Abbildung läßt die mit größter Genauigkeit durchgeführte Tragflächeu-konstruktion und ihre Gitterträger sehr gut erkennen.

Daneben sehen wir in Abb. 5 den Flieger von Bleriot Nr. 9.

Das von Lazare Weiller gegründete Unternehmen zur Fabrikation Wriglit'scher Aeroplane hat den ersten aus diesen Werkstätten hervorgegangenen Apparat ausgestellt (Abb. 6). Dieser Apparat ist vorzüglich gearbeitet und gleicht in seinen sonstigen Ausführungen genau dem Wright'schen Originalapparat.

Abb. 7 zeigt den kleinen Flieger von Santos Dumont in der Mitte der Halle schwebend aufgehängt. Dieser Apparat ist bereits

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Abb. 10. Flieger v. Raoul Vendome.

in der vorigen Nummer des „Flugsport" beschrieben worden.

Die Abb. 8 stellt Schrauben und Fluggestell von Fliegern der Firma Clement-Bayard dar.

Rechts neben dem Stand von Clement-Bayard befindet sich der Flugapparat von Breguet & Riebet (Abb. 9). Dieser Apparat besitzt, wie die Abbildung zeigt, zwei große vierflügelige Schrauben, vermittels welchen sich der Flieger sofort vom Standorte aus in die Luft erheben soll. Die Konstruktion dieses Apparates ist als eine sehr gute zu bezeichnen.

In den Seitengängen sind noch viele Modelle und Apparate der verschiedensten Arten ausgestellt. Interessant ist der Lindecker von Raoul Vendome, Abb. 10 mit dem zweiteiligen als Schwanz ausgebildeten hinteren Höhensteuer.

Die einzelnen Apparate werden in ihren Details in den folgenden Nummern besprochen.

Versuche mit fallenden Platten.

Von Regierungsrat Hofmann in Genf.*) Hält man eine Platte (am beslea gutes glattes Schreibpapier in der GiölJe von Postkarten) genau wagreent und lädt man sie vorsichtig fallen, so kommt sie

*) Nach einem Vortrag a is der österreichischen Wochenschrift für den öffentlichen Baudiensf mit Genehmigung des Verfassers.

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in der Regel auch wagrecht auf den Boden, und zwar bewegen sich die einzelnen Teilchen der Platte in lotrechten Linien, Abb. 1. Gibt man der Platte eine schwache

Neigung, so fällt sie im Zickzack auf den Boden, Abb. 2; gibt man ihr eine stärkere Neigung, so überschlägt sie sich fortwährend, sin t also langsam im Drehfall zur Erde, Abb. 3**) Der Grund für diese Erscheinung liegt darin, daß eine wagrechte Platte bei ihrem Fall ein symetrisches Luftpolster p gleichen Drucks unter sich erzeugt, gefolgt von symetrischen Wirbeln c (Abb. 1), während eine schräge Platte durch einseitige Bildung des Polsters (Lufthügels), einseitigen Abb. i. Luftabfluß und einseitig f Jgende Luftwirbel stets

an der vorderen Kante höheren Druck erhält als an der hinteren, also exzentrischen Widerstand erfährt, Abb. 2. Es kommt hierbei ziemlich auf eins hinaus, ob man sich die Bewegung der ausweichenden Teilchen genau seitwärts von der Platte oder „fadenartig" verschoben denkt, wenn man sich nur bewußt bleibt, daß die Arbeit der fallenden Platte nicht in einer Verdrängung von Luft-massen mit einem Querschnitt gleich der , i

Fläche der Platte F, sondern dem viel größeren Fi besteht.

Es ist gleichgültig, ob man der Platte statt der rechteckigen Form irgend eine andere symetrische, z. B. einem Vogelgrundriß

entsprechende Form gibt; die Platte geht '■■ _

stets in den Drehfall über, indem sie sich "' "' "

vorne aufbäumt und dann überschlägt („vorn" Abb 2.

heißt in der Richtung des Falles voran). Nur

wenn man der Platte den Schwalbengrundriß gibt, erfolgt das Ueberschlagen s.hr langsam. Ueberläßt man die rechteckige Platte statt mit der breiten mit einer Schmalseite voran dem freien Fall, so geht das Ueberschlagen auch langsamer.

Sehr oft macht aber die Platte eine kleine Schraubenbewegung und geht dann in den Drehfall um eine zur breiten Seite parallele Achse über.

Nimmt man statt e ener Platten geknickte oder gekrümmte, so gehen diese, wenn die geknickten oder gekrümmten Seiten die Vorder-und Hinterkante bilden, stets in den Drehfall über, Abb. 4. Sind die geraden Seiten die Vorder- und Hinterkanten, so gibt die nach unten hohle Platte Drehfall, Abb. 5, die nach A)))i. unten gebauchte Platte jedoch Zickzackfall

oder Schrägfall ohne Ueberschlagen, Abb. 6. Schneidet man aus den geknickten oder gekrümmten Flächen Teile aus, so daß die Platten den Grundrissen der Drachenflieger von Kress in Wien oder Lanley

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**) Siehe über diesen Gegenstand Jarolimek „Zeitschrift des Oesterr. lngenieur-und Architekten-Vereins" 1893; ferner Ahlborn, „derSchvcebeflug und die Fallbewegung ebener Tafeln", Hamburg; Marey, ,.Le mouvemeni" Paris 1&94; derselbe „Le vol des oiseaux" Paris 1890; v. Loessel „Die Luftwiderstandsgeselze" etc., Wien 1896; Koeppen, „Beiträge zur Mechanik des Fluge", Illustrierte Aeronautische Mitteilungen, Straßburg i. E. 1901.

in Washington nahekommen, a Abb. 7, oder macht man sie, indem man die kurze Seite vorangehen läßt, denen des neuen Farmanschen Drachenfliegers ähnlich, b Abb. 7, so geht der Drehfall nach c und d Abb. 4 in den Zickzackfall und oft

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sogar in langgestreckten Gleitfall über. Läßt man den Fall dieser Platten, Abb. 7, nach unten beginnen, entsprechend a und b Abb. 4, so werfen sie sich quer zur Flugrichtung auf den Rücken und gehen dann wie vorher in den Zickzackfall oder einseitigen Gleitfall über.

Ganz anders werden die Verhältnisse, wenn man die Platten mit zusätzlichen Belastungen außerhalb ihres Schwerpunktes versieht. Und wir wollen gleich den bemerkenswertesten Fall betrachten, in welchem die Mittelkraft aus Eigengewicht und Zusatzbelastung im ersten Drittel bis Viertel der kurzen Achse

angreift (z B. indem man ein paar Briefklammern auf die Langseite einer Postkarte aufschiebt), Abb. 8. Dann geht der Fall, Abb. 2, unter allen r - Umständen in einseitigen langgestrekten, etwas

\ \ welligen Glei flug über. Noch gleichmäßiger wird

\ \^ der Gleitfall, wenn die Platte die Gestalte und d

s^ ~7 Abb. 4 hat. Gibt man der in der kurzen Miftel-

/ linie exzentrisch belasteten Platte die Ausgangs-

i~ ^ Stellung a und b, Abb. 4, so tritt zunächst auch

am. «. Gleitfall ein; plötzlich aber wirft sich die Platte

senkrecht zur Flugrichtung auf den Rücken, so daß sie in die Stellung c und d, Abb. 4, kommt, und nun setzt sie ihren Gleitfall ohne Störung fort.

Exzentrisch belastete Platten mit der Ausgangsstellung der Abb. 6 fallen fast lotrecht herab; mit der Ausgangsstellung der Abb. 5 tauchen sie mit der Vorderkante, werfen sich so in der Flugvorrichtung auf den Rücken und fallen dann ebenso fast lotrecht herab.

Gibt man den Platten durch Knicken oder Krümmen die Form eines liegenden <si, so tritt bei exzentrischer Belastung in Jeder Lage Dr. h-fall ein. Bei exzentrischer Belastung mit der Höhlung voran, Abb. 9, tritt regelmäßiger aber stark nach abwärts gerichteter Gleitfall ein. Trotz dem findet diese Form vielfach Anklang. Sie wurde meines Wissens zuerst vom englischen Major Fullerton R. E. 1893 in Chicago empfohlen. Alll) 7

Im großen ist sie neuerdings ausgeführt von

Etrich & Wels (1905), hat ihre Stabilität, aber nach dem Bericht von Dr. Nimführ („Illustrierte Aeronautische Mitteilungen" 1907) auch ihre Neigung, bald den Boden aufzusuchen, bewiesen.

Läßt man die exzentrisch belastete tf) - Fläche mit dem Bauche voran fallen Abb. 10, so überschlägt sich die Fläche in der Flugrichtung und fliegt dann mit der Höhlung voran in umgekehrter Richtung weiter. Weniger gut als die nach der kurzen Mittellinie geknickte Rechteckplatte, aber immer 1 noch sehr langgestreckt fliegen Platten, bei denen, wie in Abb. 11, zwei Dreiecke durch Knicken gebildet werden, und zwar fliegt a besser als b. Stabil sind beide, aber ' nur konvex nach unten. LäDt man die Platten mit der

, Höhlung nach unten fallen, so werfen sie sich auf den

' Rücken und fliegen so weiter.

/ Dagegen fliegt die Platte, Abb. 12, nur mit der

/ Höhlung des Mitteldreieckes nach unten stabil. Läßt

, ' man das Mitleldreieck nach unten vorstehen, so über-

x schlägt sich die Platte einmal und fliegt umgekehrt

j/ weiter.

Versucht rran die erörterten Platten, statt sie aus Abö8' der Hand fallen zu lassen, zu werfen, und insbesondere,

so gut zu werfen, daß die Vorderkante höher liegt als die Hinterkante, so tritt bei manchen im Fall stabilen Platten Ueberschlagen oder Kentern ein. Ein Drachen-flieg-r, der auf dem Boden anläuft, ist aber immer in der Lage einer geworfenen

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Alb. 9. Abb. 10,

Platte. Man erhält nun Platten, die sich gut werfen lassen, wenn man der Luft mehr Durchgangsstellen schafft, z B. durch Klappe. Abb. 13. Hierbei ist es sogar für den Wurf ziemlich gleichgültig, od die Klappen nach unten oder nach oben aufschlagen Wenn man aber die Platte schräg fallen läßt, so kann es vorkommen,

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Abb. Ii. Abb. 12.

daß sie bei nach oben abstehenden Klappen steil zu Boden stürzt, während sie bei nach unten abstehenden Klappen stets in schönen Qleitfall übergeht. Statt der Klappen kann man auch bloße Schlitze in der Platte anbringen, Abb. 14, was für den Wurf noch besser ist; aber beim Fall aus der Ruhe stürzt die Platte erst ziemlich steil herab, ehe sie in den flachen Qleitfall übergeht. Da gibt es nun ein unfehlbares Mittel, die Platte für Wurf und Fall gleich

gut zu machen, das ist ihr eine zweite kleine Platte unter steilerem Winkel vorzusetzen, Abb. 15. Dieses Mittel ist sogar zur Herbeiführung der Stabilität zu

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Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Abb. IS. Abb. 14.

brauchen, wenn man nacli Lilienthalscher Art hohle Flügel anwendet, und ich habe z. B. bei meinem kleinen durch Kohlensäure getriebenen Dracheniiieger von 1897, Abb. 16, nur dadurch den Flug ermöglichen können. Mit einer Postkarle, die nach Abb. 17 ausgeschnitten und gekrümmt ist und mit der gleichen Zusatzbelastung wie vorher (zwei Klemmen zu je 0,7 g), wobei der Schwerpunkt des Ganzen bis ins erste Siebentel der großen Platte rückt, laut sich der Versuch bequem wiederholen. Diese Platte ist auch stabil, fällt aber fast senkrecht herunter, wenn die konvexe

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Abb. IS Abb. Kl.

Seite der Wölbung unten liegt. In entgegengesetzter Richtung und mit entgegen-gesetzter Zusatzbelastung, Abb. 18, gibt die Platte im Wurf und im freien Fall wieder schönen Gleitflug. Wenn man die kurze Platte F in den Abb. 17 und 18 sich nicht nur als stellbares Schild, sondern direkt als Höhensteuer denkt, so hat man in Abb. 17 das Bild des Wrightschen Gleitlliegers von 1902 und in Abb. 18 etwas dem Lilienthalschen Gleitflieger von 189.) nahe Verwandtes. Btide Anord-

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Abb. 17. Abb. 18.

Hungen sind für den persönlichen Kunstflug auch dann noch zu brauchen, wenn aus dem Gleitflieger durch Einbau eines Motors mit Propeller ein Drachenflieger wird. Wenn aber ein Drachenflieger nicht zu Sportzwecken, sondern als eigentliches Luftfahrzeug auch für eins giößere Anzahl von Personen gebaut werden soll, so sind b.ide Einrichtungen falsch. Denn bei beiden steht dann das Steuer für den geraden normalen Flug unter Druck; und das ist für eine Flugmaschine nach der Höhe ebenso unstatthaft, wie für einen Dampfer nach der Seite

No. 2

F L U G S P O R T".

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Kraftverbrauch und Geschwindigkeit bei Flugmaschinen.

Die erfolgreichen Luftfahrzeuge benutzen Luftschrauben zur Vorwärtsbewegung. Das Hauptaugenmerk richtet sich bei den Konstruktionen auf die Beschaffung leichter und starker Motore. Es wäre wünschenswert größere Geschwindigkeit und größere Hebewirkung zu erreichen, zumal die bisher mit Fliegen erreichte Geschwindigkeit nicht genügt, mit Sicherheit stärkere Windstöße zu überwinden.

Die Möglichkeit der Kraftersparnis ist scho.i von Pilcher bewiesen, indem der Zug an der Leine seines drachenartig schwebenden Apparates nur 14 kg betrug. Heute sind 30 pferdige und stärkere Motore erforderlich zu. Bewegung eines bemannt 5mal schwereren Appaates mittels Luftschrauben. Lilienthal zeigte, daß bei zunehmender Vorwärtsgeschwindigkeit Fallverminderung bei Anwendung gewölbter Flächen eintritt. Er bewies das Beharrungsvermögen der Luftmassen. Das Gewicht de zur Schwebe des Apparates ausgenützten Luft ist kleiner als das Gewicht des Apparates. Ein Apparat schwebt in der Luft, wenn er ein entsprechend großes Quantum Luft aus der Ruhe nach unten wirft. Die vorwärtsbewegte gewölbte Fläche drückt und saugt bisher ruhige Luitmassen nach unten mit steigender Geschwindigkeit, je mehr die Masse von den hinteren Teilen der Fläche beeinflußt wird. Durch die leichte Dehnbarkeit der Luft ergibt sich eine nach hinten flacher auslaufende Wölbung der Flächen. Es überrascht, daß zur Steuerung keine beiderseitig sich wölbende Flächen, sondern starre, aufhaltend wirkende Steuer benu'zt werden.

Die Luftschraube hat die Aufgabe dem Apparat eine Mindestgeschwindigkeit von ca. 12 m in der Sekunde zu verleihen. Je schneller eine Flugmaschine vorwärts bewegt werden soll, eine um so flachere Wölbung der Flächen ist bedingt, ohne daß mehr Kraft erforderlich ist als bei langsamer Vorwärtsgeschwindigkeit nur der Stirnwiderstand und die Reibung wächst. Allen Effekt müssen Luftschrauben schaffen. Luftschrauben aber sind da; unvollkommenste Stück einer Fiugmaschine, weil sie gegen das Beharrungsvermögen der Masse verstoßen. Den gleichen Uebelstand beobachtete man nicht nur bei Erfindung der Wasserschraube vor der teilweisen Haverie, sondern auch bei der Dampfturbine, in Verbindung mit der Schiffschraube, bevor es gelang, die Umlaufzahlen der Propeller zu reduzieren. Die schnell rotierenden Flüge] der Luftschrauben treffen vom vorlaufenden Flügel angesaugte und in Bewegung befindliche Luftmas en. Infolgedessen leistet die Luftschraube im Verhältnis zur angewendeten Kraft nur geringen Druck in achsialer Richtung. Um die Flugmaschine ökonomisch zu gestalten, muß die Schraube durch besser wirkende Vortriebsmittel e setzt werden. Wright ist der Ansicht, daß der Flug durch Menschenkraft zu erreichen ist, ich teile diese Ansicht, wenn es gelingt einen Apparat gemäß den Gesetz der Trägheit der Luit zu bauen, dessen Trag- und Vortriebflächen stets in Ruhe befindliche Luft treffen. Es ist zu bedauern, daß keine energischen große Versuche mit Flugmaschinen bisher- unternommen sind, deren Flächen wie beim Vogel gleichzeitig tragend und vorwärtsschiebend bewegt werden. Ein Apparat mit großen bewegten Flächen, aber ohne Klappen etc., bietet keine unüberwind ichen Schwierigkeiten in der Konstrukt on. Genügend Stabilität ist zu erreichen, wenn keine stoßweisen Bewegungen und keine Schwankungen eintreten, die Anordnung mehrerer Lager erschwert eine Maschine nicht übermäßig. Eine derartige Bauart muß bei geringem Kraftverbrauch große Tragfähigkeit und Schnelligkeit zeitigen. Ein weiterer Uebelsland der Flugmaschinen mit starren Flächen und Schraubenantrieb ist ihre nach der Wölbun; festgelegte günstigste Geschwindigkeit. Wright benutzt keine Tourenreglung seines Motors,

Suite 46 „M.UQSFOR T". No. 2

Bei Flugmaschinen mit beweglichen Flächen kann die Schnelligkeit bis zu einer Mindestgeschwindigkeit geändert werden, da sich bei Aendernng der Ab- und Auf-wärts-Geschwindigkeit der Flächen die Vorwärtsgeschwindigkeit des Apparates entsprechend ändert und sich innen ein günstiger Treffwinkel der Luft mit den gewölbten Flächen erreichen läßt. Dementsprechend muß die Wölbung der Flächen sehr unregelmäßig das heißt vorn z. B. viel stärker gewölbt eingebaut werden Auch der Vogel macht bei größerer Horizontalgeschwindigkeit mehr Flügelschläge in der Sek. und legt mit schnellem Flügelschlag ungefähr dieselbe Strecke zurück, als bei geringerer Horizontalgeschwindigkeit mit ungefähr derselben Anzahl langsamer Flügelschläge in längerer Zeit.

Erst nach der Abschaffung der starren schnelleilenden Schraube wird die Ueberlegenheit der Flugmaschine über den Gasballon unstreitig sein.

Dresden, Siegfried Schütz.

Flugtechnische Rundschau.

Inland.

Flugapparat, von Ruthenlierg. Direktor Ruthenberg von den Weilicnsecr liifhistriewcrken hat einen Flieger gebaut, welcher dieser Tage vif dem Tegeler Schießplatz erprobt werden soll. Der Apparat von Ruthenberg ist ein Schwingen-fliegcr. Die an zwei Scharnieren drehbaren Hügel sind mit jalousieariigcn Klapper versenen Die Klappen öffnen sich beim Heben der Schwingen, um die Luft durchstreichen zu lassen, und schließen sich bei ihrem Niederschlugen, um den für den Hub des Apparates nötigen Druck auf die Luft auszuüben. Der Antrieb üer Schwingen geschieht durch ein Schneckengetriebe, das mit einem Motor von 30 Pferdekraft gekuppelt ist. In Höhe der Flügel befindet sich hinten ein Horizontalsteuet, während vorn an einem Ausleger eine drehbare Gleitfläche befestigt ist, die bei Störungen während des Fluges das Landen erleichtern soll. Der Flugniechanismus ruht auf einem Fahrgestell, das mit vier I-ahrracbaueni versehen ist Man darf auf das Resultat dieser Versuche gespannt sein.

Major Gross ist jetzt auch unter die Flugtechniker gegangen und ist mit der Konstruktion eines Fliegers beschäftigt.

Major von Parsev&l baut zur Zeit eine rlugmaschine, die er jedenfalls der Heeresverwaltung vorführen will.

Der Berliner Lnftschiffer-Verein ist mit dem Bau einer Flugir.aschine beschäftigt. Die Heeresverwaltung hat sich entschlossen, den Bin finanzier zu unterstützen.

Flugmaschine von Koseustuin. Der Direktor der bekannten Automobil-Fabrik von Komnik in Elbing ist zur Zeit mit dem Bau eines Drachenfliegers beschäftigt. Die Spannweite dieses Doppeldeckers ist 8 m bei 6 m Breite. Zum Betriebe dient ein 40 PS Komnik-Motor. Der Appaarat, welcher aus Bambus-roh'- hergestellt ist, zeichnet sich aus durch geringes Gewicht. Zum Betriebe dient eine patentierte Schraube, welche einen höheren Nutzeffekt als die bisher verwendeten Schrauben erzielen soll.

Flieger von lloflniaiin-Stuttgart. Regierungsbaumeister W. S. Hoffmann ein sehr versierter Flugtechniker läßt zur Zeit in Berlin einen Fliege bauen. Aus einer Unterredung, die wir dieser Tage mit Hoffmann führten, gent hervor, da!) es sich um einen Doppeldecker mit vor und hinter den Tragderlcs »nees »rdueiei. Vcrtikalsteueru handelt. Der Apparat soll sich infolge der neuen Anordnung .selbst im Gleichgewicht halten. Die Sclbslstabilisierung ist ?. K bei eleu

Wrightschen Apparat noch nicht gelöst. Wright sitzt oder richtiger balanziert bekanntlich auf der vorderen Kante der unteren Tragdecke. Diesen Platz darf er nicht verlassen. Er kann sich z. B. nicht in seine Maschine so hinein setzen wie Färber oder Farman.

Bei den Betrachtungen, die Herr Hoffmann seinen Konstruktionen zu Grunde gelegt hat, waren es hauptsächlich zwei Punkte, die seinen Erfindergeist anregten. Die hervorragendsten Schwierigkeiten bei der ganzen Frage des Flugs mit Flugmascfiinen liegen auf zwei Gebieten. Das reine Geradeausfliegen macht den meisten Erfindern verhältnismäßig geringe Mühe; die Schwierigkeit setzt ein in der Kurve.

Den beim Wenden und Schwenken mit der Flugmaschine einsetzenden' Schwierigkeiten sucht Hoffmann durch eine Lösung zu begegnen, welche an die bekannten Vorgänge bei Fahrzeugen z. B. Eisenbahnfahrzeugen u. dergU erinnert und welche an Einfachheit und Klarheit auch einem Laien gegenüber durchschlagend ist. Eine größere Tragfähigkeit des ganzen Apparates Avill Tierreichen durch ein neuartiges Gerüst für seine Tragflächen, das eine /ermehrun,g der GesamttragfÜiche und mit dieser eine Erhöhung der mitzuführenden Gesamtlast ermöglicht.

Das bis in alle Einzelheiten ausgearbeitete, im Maßstabe von etwa ein Zehntel der beabsichtigten natürlichen Größe hergestellte Modell zeigt einen Drei-deeker (Triplan), der jedoch mit 'den schon in Gebrauch befindlichen Drei-deckern wenig gemein hat, sondern in seiner Ausführung mehr an die Zweidecker (Biplane) erinnert, wie sie von den Gebrüdern Wright und von Farman benützt werden. Neu ist, wie bereits erwähnt, das Gerüst lür die Tragflächen, das trotz eines unbedeutenden Gewichts eine hervorragende Festigkeit besitzt Zur Erzielung einer sehr großen Tragfähigkeit ist die Anbringung großer Trag-Mächen nötig, da die Tragfähigkeit eines Flugapparates in einfach linearem Verhältnis wächst mit dem Flächeninhalt der Tragflächen. Während man Lei dem Wright'schen Flieger den Eindruck gewonnen. hatte, daß er nicht ohne weiteres wegen seiner Parallelfachwerkkonstruktion seine Tragflächen noch mehr zu vergrößern evrmöge, hat Hoffmann auf diesen Punkt sein Augenmerk ganz besonders, großem vermöge, hat Hoffmann auf diesen Punkt sein Augenmerk ganz besonders Fischbauchträger-Form, des Gerüstes gewählt worden, die eine Vergrößerung des ganzen Apparates auch über das zunächst in Betracht gezogene.Maß.jederzeit zuläßt. Die Rahmen der Flächen sind am Gerüst mittels Gelenken beweglich verbunden.

Ein besonderes Merkmal des Hoffmannschen Drachenfliegers ist ftmer seine Höhensteuening. Der Antrieb erfolgt durch zwei Motore, die drei oder vier Schrauben bewegen. Eine weitere Besonderheit ist die Anordnung der Sitze für den Führer und andere an der Fahrt teilnehmende Personen. Dieser Sit;; läßt sich sowohl in der Fahrtrichtung im ganzen verschieben, »ie auch nach der Seite ausbalanzieren. Dadurcn ist es jederzeit leicht möglich, die günstigste; Schwerpunktslage des ganzen- Fliegers einzustellen. Zum Anlauf d.»s Fliegers dienen Räder, die eingezogen werden können, damit sie beim Lancien nicht beschädigt werden. Den Stoß beim Landen sollen zwei leicht federnde Gleitkufen aufnehmen.

Gutachten von Fachleuten bezeichnen den Hoffmannschen Drachenflieger als eine Verbesserung der Drachenflieger von Wright und Farman, die bis heute lls die besten Flugapparate gelten. Wird der Bau in sachgemäßer Weise unter Beiziehung bewährter Fachleute ausgeführt, so ist an seinem Erfolg nicht zu iweifeln. Wir wünschen dem Konstrukteur besten Erfolg.

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„FLUGSPORT."

No. 2

Aasland.

Silin Iiis in Madrid ist mit dem Bau eines Aeroplans beschäftigt. Dji Apparat ähnelt dein von Wright. Sanchis hat sieh die Anordnung der Luftschrauben, üi-i angeblieh das Kentern des Apparates verhindern soll, patentieren lassen.

Clement, der bekannte Automobilkonstrukteur, hat einen Aeroplan gebaut, mit weichen! dieser Tage Probefahrten gemacht werden sollen.

Die JHorswei'ke haben einen Zweidecker gebaut, mit welchem zur Zeit auf dem F'abrikgelände der Fabrik Versuche gemacht werden.

Henri l'arinaii hatte auf dem Felde von Chilons wenig gute Erfolge. Der Motor setzte sehr oft aus. Es gelangen nur Flüge bis 2000 (Meter.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Farman mit seinem Dreldecker auf dem Felde von Chalons.

iMoore Brabazon wurde auch vom Mißgeschick verfolgt. De.' Benzin-behälter geriet in Brand wobei ein Monteur erheblich verletzt wurde.

Zijl'el hat mit einem Flieger auf dem großen Felde bei Lyon in letzten Zeit Flüge bis zu 2 km ausgeführt. Bei seinem letzten Flug kam der Apparat

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Flieger Zipfel auf dem Transport nach dem Versuchsfelde bei Lyon.

aus dem Oleichgewicht und setzte so heftig auf, daß das Fahrgestell beschädigt wurde.

Vannimaii hat einen Dreidecker, ähnlich dem von Grade, gebaut. Derselbe besitzt vorn in Höhe dei Tragflächen ein Vertikalsteuer und darüber ein Hori-zor.taisteuer. Zui Stabilisierung ist hinten ein Schwanz, ähnlich wie bei Grade, vorgesehen. Zur Unterstützung der Horizontalsteuerung bei Kurviniahren sind steuerbare. Flächen, ähnlich wie sie herber früher verwendet Int, angeordnet.

Bieriol-Flieger. Bleriot ist von seinem Eindeckersystem abgegangen und hat neuerdings einen Zweidecker mit 60 qm Tragfläche konstruiert, welcher 4 Personen tragen soll. Die Spannweite ist 12 Meter, die Breite der Tragflächen 2,5 Meter. Für die Florizontalsteuerung hat Bleriot anstatt 2, wie bei Wright, 3 Flächen angeordnet. Die Horizontalsteuerung befindet sich entgegen wie beim Wright'schen Apparat vorn und zwei nebeneinander liegende Vertikaisteuerfiächen hinten. Der verwendete 50 PS Antoinette-Motor betreibt eine vierflügsüjje Schraube von 3,5 Meter Durchmesser, welche sich hinter dem Apparat befindet.

Flugpreise.

Ausschreibeil für den „Laiiz-Preis der Lüfte". Um mehrfachen Anfragen aus unsrem Leserkreise zu erledigen, registrieren wir in Nachstehendem den Wortlaut der Bedingungen des Lanzpreises.

1. Herr Karl Lanz in Mannheim hat dem Berliner Verein für Luftschifffahrt einen „Lanz-Preis der Lüfte" von 40 000 Mk. für ein Flugsch.'ff über wiesen, welches schwerer als die Luft ist.

7. Das Flugschiff muß von der 100 m langen Startlinie zwei '000 m voneinander entfernte Marken umfliegen, davon die zweite Marke im entgegengesetzten Drehungssinn wie die erste und dann zur Startlinie, welche gleichzeitig Ziellinie ist, zurückkehren. Eine Landung ist nicht erforderlich; es genügt, wenn die Ziellinie durchflogen wird. Die Startlinie liegt parallel zur Verbindungslinie der Marken und 500 m davon entfernt.

3. Der Ort für den Flug wird in jedem einzelnen Falle vom Berliner Verein für Luftschiffahrt festgesetzt.

4. Das Flugschiff darf kein Gas zum Tragen benötigen, während der Fahrt den Boden nicht berühren und muß unbeschädigt landen.

5 Das Flugschiff muß von einem Deutschen konstruiert, in allen seinen Teilen in Deutschland hergestellt sein und von einem Deutschen geführt werden.

6. Die Preisrichter setzen sich zusammen aus dem Stifte- des Preises, dem Vorsitzenden des Berliner Vereins für Luftschiffahrt als Vorsitzenden, den Herren Major Groß, Professor Dr.' Süring und Direktor Krell.

7. Bewerbungen sind unter gleichzeitiger Einreichung einer genauen Beschreibung und Konstruktionszeichnung des Flugschiffes, sowie ;ines Nat-hweiäes über die Erfüllung der fünften Bedingung des Ausschreibens mindestens 14 Tage vor Ausführung des F'luges an die Geschäftsstelle des Berliner /ereins für Luftschiffahrt zu richten.

8. Die Preisrichter können die Zulassung zum Wettbewerb lblehn.'.n, wenn nicht einwandfrei nachgewiesen ist, daß mit dem Flugschiff schon Flüge von mindestens 1 km Länge ausgeführt worden sind.

9. Der Bewerbungsflug ist nur bei Anwesenheit von mindestens drei Preisrichtern gültig; er muß daher spätestens 24 Stunden vorher in der Geschäftssteile des Berliner Vereins für Luftschiffahrt angemeldet werden.

10. Für jeden Bewerbungsflug hat der Bewerber ein Reugeld von 50 Mk. an die Geschäftsstelle des Berliner Vereins für Luftschiffahrt zu entrichten, welches zurückgezahlt wird, wenn der Versuch wirklich stattfindet, auch wenn er ohne Erfolg bleibt.

11. Der Preisbewerber trägt die alleinige Verantwortung für jeglichen Schaden, der durch seine Versuche angerichtet werden sollte.

12. Dieses Preisausschreiben gilt zunächst bis zum 31. Dezember 1910 Berlin, den 15. April 1908.

Der Vorstand des Berliner Vereins für Luft Schiffahrt gez. Busley. gez. Süring.

Wie Wiighl den Michelinpreis gewann. Bereits am 20. Dezember erzielte Wright vorzügliche Resultate. Er legte eine Strecke von 100 km ohne Aufenthalt zurück und erreichte eine Höhe von über 100 Metern. Er hatte sich einschreiben lassen, um die Coupe Michelin für 1909 zu halten, d. h. im zu End:; gehenden. Jahr» die größte Entfernung und Zeitdauer im AeropUn zu erreichen. Vor den Kommissaren des Aeroklubs stieg er auf dem Manöverfeld von Le Mans um 10 Uhr 10 Min. mit seinem „weißen Vogel" auf, trotzdem ein kalter, heftiger Wind von 9,50 m in der Sekunde oder nahezu 33 km in der Stunde wehte. Man fürchtete, daß er bei dieser scharfen Meeresprise außerstande sein werde, seinen eigenen Rekord von 1 Stunde 31 Minuten zu schlagen. Aber ungeachtet aller Windstöße fuhr Wright in einer Höhe von 25 bis 30 Metern Kurve auf Kurve um das abgemessene Dreieck. Er umkreiste es 45 Mal, was in der gradlinigen Entfernung der Fahnenstangen gegen 99 km ausmachte, die Kurven eingerechnet aber eine Weglänge von wenigstens 120 km bedeutete. Mit größter Ruhe senkte sich das Fahrzeug dicht bei der Auffahrtstelle nieder, und das Publikum, das trotz der Kälte ausgeharrt hatte, bereitete dem Amerikaner eine stürmische Ovation. Er hatte genau 1 Stunde 53 Min. 59 Sek. in der Luft zugebracht und halte noch viel länger bleiben können, wenn sich nicht der Hahn seines Oelappirates von selbst geschlossen und die Gefahr bestanden hätte, der Motor würde heißlaufen. Dieser ärgerliche Unfall vefanlaßte Wright, sich folgenden Tags nochmals einzuschreiben, aber der fallende Regen zwang ihn nach vier Stunden zum Niedergehen. Am] Nachmittag gelang ihm noch ein zweiter Rekord. Er holte sich den 1000 Francs-Preis für den ersten Aeroplan, der eine Höhe von 100 Metern erreichen würde. Wenn schon der Wind mit der gleichen Heftigkeit wehte, wie am Morgen, wagte der „Vogelmensch" das Experiment, über einen kleinen Luftballon, der genau auf 100 Meter aufgelassen war, hinwegzukommen. Zuerst umfuhr er in einer Höhe vori nur fünf Metern das Feld, dann erhob er sich plötzlich wie mit einem Ruck au: 95 Meter, beschrieb einen Kreis, stieg abermals und fuhr etwa zehn Meter über dern Ballon, dahin. Wright in dieser stittlichen Höhe zu sehen, soll außerordentlicn eindrucksvoll gewesen sein, zumal der Himmel von der sinkenden Sonne wie vergoldet war. Wright stoppte bei einem seiner Höhenflüge in Höhe von SO Meter ileii Motor ab. Der Flieger legte ohne Motorkraft hierbei noch einen Weg von 200 Meter zurück.

Am 20. Dezember legte Wright in einer Stunde und 54 Sekunden (die Strecke von 98 km zurück. Er mußte die Fahrt wegen der Kälte unterbrechen,.

Am 31. Dezember schlug er seinen eigenen Rekord vom 20. Dezember und legte in 56 Runden in 2 Stunden und 19 Minuten 123 km zurück. Pe^ [französische Minister der öffentlichen Arbeiten Barthou wohnte dem interessanten Versuche bei und auch der deutsche Jngenieur Koberg, ein Mitarbeiter des Grafen Zeppelin, war in Le Mans eingetroffen. Trotz der Kälte ließ Wilbur Wright sich von dern Fluge nicht abbringen; in einer Stunde 52 Minuten 15 Sekunden hatte er 100 krn zurückgelegt, aber er entschied sich, die Fahrt fortzusetzen und kam mit seinem Apparate erst nieder, als er 2 Stunden 20 Minuten und 23 Sekunden geflogen war. Nach den offiziellen Messungen hat er in dieser Zeiit 127 Iqrri 7,00 mi zurückgelegt, in Wirklichkeit eine Strecke (von

von mehr als 150 km. Damit hat Wright seit dem 5. September, a;i dem er 'den Preis der Sportskoinmission von 5000 Mk. errang, den fünften Preis gewonnen und in 4 Monaten rund 30,000 Francs gewonnen. Die Zuschauer brachten ihm große Ovationen dar. Minister Barthou war von der Sicherheit seines Apparates so überzeugt, daß er den Aeroplan bestieg, und 2 Runden mit ihm zurücklegte.

Ein Aeroplun-Rennen Caen-Trouville via Cabourg, für clas Preise von 50 000 Francs dotiert sind, wird im nächsten Sommer stattfinden.

Baron de Caters hat mit seinem Aeroplan gegen Ende Dezember Flüge bis zu 800 Meter erzielt, de Caters will sich bekanntlich um den 25 000 Francs-Preis des Herrn Deutsch de la Meurthe für das erste Ueberfliegen des Aermelkanafs mit einer Flugmaschine bewerben.

Für die Aero-Konkurrenzeii von Monaco, die vom 24. Februar bis 24. März 1909 stattfinden sollen, haben sich bisher gemeldet: für die Brüder Voisin Henri Farman, Delagrange (mit zwei Apparaten), Zipfel, Moore-Br.abazon, Baron de Caters und das Haus Vivinus; ferner Bleriot, Esnault-Pelterie (zwei Antoinette-Apparate), Wilbnr Wright, Orville Wright, Tissandier und Lambert. Die Bewerber gönnen beliebig in der angegebenen Zeit starten und zwar unter der Bedingung, daß sie bis 9 Uhr morgens das Comitee von der beabsichtigten Fahrt ün Kenntnis gesetzt haben. Zur Ueberwachung und für eventuelle Hilfeleistungen werden auf dem Meere Motorboote stationiert. Sämtliche Fahre,' müssen mit Sicherheitseinrichtungen zum Schwimmen versehen sein.

Der Flug geht von Monaco über die Herkules-Bai um das Kap Martin herum und zurück nach dem Startplatz, so daß mindestens eine Strecke von 96 km zurückzulegen ist. An Preisen sind vom internationalen Sportklub von Monaco lGjQOOO Francs gestiftet worden; 75 000 für den Ersten, 15 000 für den Zweiten und 10 000 für den Dritten.

Einen Staatspreis von 200 OO0 Kr. für Flugmaschinen Int der Sports-miann, Abgeordneter Viktor Silberer im österreichischen Parlament beantragt. Das Geld soll zur Ausschreibung von Preisen für aviatische Leistungen bestimmt sein, die von Oesterreichern mit inländischen Erzeugnissen im Inlande auszuführen sind. Dia näheren Bestimmungen soll eine aviatische Kommission von 26 Mitgliedern ausarbeiten.

Einen Flugmasehinen-Wettbewerb veranstaltet der Wiener Flugtechnisch: Verein und der Verein „Flugmaschine" für das Jahr 1909. Als Preise sind 400, 300 und 100 Kronen ausgesetzt. Hoffentlich sind die Bedingungen bei diesem Wettbewerb so, daß auch weniger glückliche Flugtechniker auf ihre Rechnung kommen

Ausstellungswesen. Die Aeronautische Ausstellung zu Frankfurt a. M. 1909.

Frankfurt wird noch in diesem Jahre seine aeronautische Ausstellung erhalten. Nachdem in der Stadtverordnetenversammlung das Projekt ventiliert und für aussichtsreich befunden wurde, werden zur Zeit die Vorarbeiten energisch betrieben. Der Garantielonds dürfte bald die verlangte Höhe von 800 000 Mk. erreicht haben. Die 800 000 Mk. für den Ganntiefond wurden in München, wo das Ausstellungsprojekt entstand, in Ansatz gebracht. Wozu die 800 000 Mk. erforderlich sein sollen, ist uns unerfindlich. Frankfurt besitzt seinen Festplatz mit der Fest-

halle. In keiner anderen Stadt liegen die Raum- und Platzverhältnisse so günstig wfe in FYankfurt. Daß jetzt :n kurzer Zeit viel geleistet werden muß, ist richtig. — jedenfalls kann man nicht ohne weiteres eine Parallele mit der frankfurter elektrischen Ausstellung ziehen. Die Bauzeit für die damaligen Attraktionen,, Kraftübertragungen etc. fällt bei der aeronautischen Ausstellung fort. Fingt der bekannten Aviatiker Wright, F'arman etc. werden viel mehr di.'.i beitragen, Besucher nach Frankfurt zu locken, als jeder andere noch so genial inszenierte Jahrmarktsrummel.

■;Dler Pariser Salon für Aeromuitik hat zur Genüge gezeigt, daß ein:-aeronautische Ausstellung zeitgemäß ist. Nur durch eine derartige Veranstaltung und gleichzeitiger Vorführung von Flugapparaten ist es möglicn, das Publikum von der Leistungsfähigkeit der Flugmaschinen und ihrer großen Bedeutung für die Zukunft zu überzeugen. Man muftf eben die Flüge der bekann-* .ttn Aviatiker gesehen haben. Nur dann kann man sieh eine Vorstellung von der Sicherheit dieses Zukunftsvehikels machen.

Ein großer Erfolg ist der Aeronautischen Ausstellung zu Frankfurt a. M. 1UC9 gewiß. Tüchtige Männer besitzt Frankfurt. Man wird ihnen später einmsl danken. Schnell und umsichtig handeln! Hoffentlich erscheint an den Litfaßsäulen bald das Ausstellungsplakat.

Eine Ausstellung für Aeroplaue in London soll im April nach Pariser Muster in der Olympia veranstaltet werden, und zwar anläßlich der Ausstellung für Last-Automobile, die die Society of Motor Manufactiirers and Traders veranstaltet. Zur Hebung des Flugmaschinensports in F'ngland plant ferner die Aero-inautical Society of Great firitain die Errichtung eines Aerodroms in Essex auf dem große Reparaturwerkstätten und Garagen eingerichtet werden sollen. Der Gründer des British-Aeroplan-Glubs, Captain Windham, hat bereits in Paris einen Doppeldecker System Pischof gekauft,, mit dem er in England experimentieren will.

Vorträge.

Uetler den Bau der wichtigsten Gleit- und Drachenflieger hielt Regie-rungsrat Hofinann am 15. Dezember in Hamburg vor dem Verein für Luftschiffahrt einen Vortrag. Ausgehend von eingehenden Betrachtungen über die Flugarten der verschiedenen Flugtypeu, suchte Redner eine Analogie für die Gestaltung der Gleit- und Drachenflieger herbeizuführen. Bei .dien größeren Flugtieren, den Fledermäusen, den Vögeln und den Fischen, überwiegt stets die Länge dei Querachse über die Längsachse. Wir sehen auch in der praxis von den Flugtechnikern dieses Gesetz vielfach befolgt, während andererseits wieder davon abgewichen wird.

Von großer Wichtigkeit ist die Stabilitätsfrage. Lilienth d hat bewiesen, daß konkave (hohle) Flugflächen den ebenen unbedingt überlegen sind; doch ist es schwierig, eine hohle Fläche stabil zu erhalten. Die itabilifit wächst ewar mit der Länge der Maschinen, wir gelangen so aber auf die unpraktische Pfeil-, iorm. Viele Vögel haben jedoch während des Fluges ebene Flüge!, und ich selbst entscheide mich auch für die ebene Draehenfläche. Gro'jei Gewinn für die Stabilität bringen durchbrochene Flächen, verschiedene Flugteϖ.■hniker wenden solche deshalb an. Von Bedeutung ist ferner die Steuerung, d'e teils durch tan ebenes, teils durch ein Kreiizsteuer, teils auch durch unabhängige Steuer-organe in horizontalem und vertikalem Sinne erfolgt. Abflug und Lander, spielen selbstverständlich eine hervorragende Rolle. Die Gebrüder Wright wenden zum Abfluge ihres auf Kufen stehenden Flugapparates besondere Kniffe an, während

farman Räder benutzt, die am Apparat befestigt sind. Beim Landen ist das Ha'.ipterfordernis, daß die Maschine kurz vorher plötzlich aufgerichtet werden kann, was die modernen Flugtechniker bereits tun. Vor allem dürfen die Flug-llächcn nicht absolut steif sein, sondern müssen sich zusammen! Ilten lassen. Darum habe ich meine Maschine seinerzeit auch so eingerichtet, daß sie trotz erheblicher Breite doch auf jeder Straße fahren und in einem klei.ien Schuppen untergebracht werden konnte.

Patentwesen.

Deutschland.

Patentanmeldungen.

No. 77 h. V. 7548. Luftschiff, dessen Tragkörper eine flache Gestalt besitzt, die durch Streben erhalten wird. Paul Veen, Elberfeld-Grenze. 12. 12. 07.

„ 77 b, C. 10 8(57. Schraubenflügel für Flugmaschinen. Rudolf Chillingworth, Nürnberg. Ostbahnhof. 15. 6. 08.

„ 77 h. D. 20102. Flugmaschine mit unter Federwirkung stehenden zum Ab prung dienenden Kippstützen. Josef Deixler, Haag, Niederl.; Vertr: E. v. Nieflen, Patent-Anwalt. Berlin W. 15. 2P. 5. 08.

„ 77 h, M. 30 622. Flugmaschine mit senkrecht beweglichen Flügeln, deren Klappen beim Aufwärtsbewege i zwangläufig geöffnet, beim Abwärtsbewegen zwangläufig geschlossen werden. Martin Möller, Blankenmoor, Holst, 19.9.06.

„ 77 h. H. 41370. Schraube für Flugmaschinen, Luftschiffe und dergl. Adolf gen. Arthur Hein, Düsseldorf, Liebigstr. 20. 5. 8. 07.

Patenterteilungen.

No. 77h. 206088. Luftschiffgondel mit einem Mittelraum von dreieckigem Querschnitt, Siemens-Schuckert-Werke G. m. b. H., Berlin. 8.10.07. S. 25393.

Gebrauchsmustereintragungen.

No. 77 h. 357 694. Vorrichtung zum Fortbewegen von Luftfahrzeugen. Robert Friedri h. Leipzig-Plagwitz, Nonnenstraße 30. 20. 10. 08. F. 18485,

„ 77 h. 358547. Propeller mit verstellbaren Windflügeln. Mathias Schulz, Itzehoe, 27. 10. 08. Sch. 30182.

„ 77 h. 358 737. Flügelrad, dessen Flügel aus einem schmiegsamen Stoffe gegebildet ist und mittels eines Triebwerkes betäligt wird. Friedrich Wilhelm Gerling, Wiesbaden, Walkmühlstr. 32. 21. 10. 08. G. 20401.

„ 77h. 359884. Blitzschutzvorrichtung für Luf schiffe aller Art. Caspar Braun, Frankfurt a. M., Eiserne Hand 11. 25. 11. 08. B. 40 532.

„ 77 h. 359885. Blitzschutzvorrichtung für Luftschiffe aller Art. Caspar Braun, Frankfurt a. M., Eiserne Hand 11. 25. II. 08. B. 40 533.

„ 77h. 359886. Vorrichtung /um Auffangen des Blitzes bei Luftschiffen aller Art. Caspar Braun, Frankfurt a. M., Eiserne Hand 11. 25. 11. 08. B. 40 534.

„ 77 h. 360 205. Ballonstoff, bestehend aus zwei stoßlosen Gewebelagen mit gradlinig und diagonal verlaufenden Fäden, sowie zwischengewalzter Kautschucklage. Salzmann & Comp., Cassel-Bettenhausen. 13. 11.08. S. 18381

„ 77 h. 360206. Aus zwei stoßlosen Gewebelagen mit gradlinig und diagonal verlaufenden Fäden, sowie zwischengewalzter Kaufschuklage bestehender Ballonstoff. Salzmann & Comp., Cassel-Bettenhausen. 13.11.08. S. 18382.

„ 77 h. .360388 Flugmaschine. Paul Wendtlandt, Eisenach. 20. 11. 08. W. 25 845.

England.

Patentanmeldungen vom 14. bis 19. Dezember 1908. No. 27 122. Eduard Riedel, 40, Chancery Lane, London: Aerostatische Fahrzeuge. „ 27 326. Hugh Williams, 3, Brown St., Market St, Manchester, Verbesserungen

in Luftschiffen und Flugmaschinen. „ 27 350. Charles Scott-Snell, 25, Victoria St., Westminster: Fessel-Aeroplane. „ 27 393. George Jessop, 6, Oswin St., Southwark, London: Geneigte Gleitbahn für Aeroplane.

No. 2

No. 27 422. James Jones und Charles Francis Jones, 45, Main St., Sparkbrook, Birmingham: Verbesserungen in der Konstruktion von Luftschiffen. „ 27 598. Jean Ferdinand Nicolas Emile Berrube, Verfahren um Explosionspro-jectile aus Luftschiffen zu schleudern (in Frankreich angemeldet Febr. 7. i908). 27671. Dasselbe, Zusatzpatent. (In Frankreich angemeldet März 23. 1908).

Verschiedenes.

Heber die'Zukunft der Flugapparate haben sich 6 der kompetentesten Persönlichkeiten auf den einschlägigen Gebieten kürzlich auf eine Anregung des englischen Fachblattes „Motor" hin geäußert, darunter auch Ch. Voisin und M. Levavasseur, zwei Vertreter der in Entwicklung begriffenen neuesten Industrie der Flugmaschine.

1. Wilbur Wright: Der Aeroplan ist eine militärische Angelegenheit und seine Weiterentwicklung liegt auf dem Gebiet der Verwendung im Heeresdienst. Eine sportliche Frage bildet er nur in sehr beschränktem Maße. Eine Anzahl von Sportsleuten wird sich dem Drachenflieger zuwenden, doch glaube ich nicht, daß ihre Zahl groß sein wird, und die Zukunft des Aeroplans liegt meiner Ansicht nach völlig auf militärischem Gebiet. Die Zukunft der Flugmaschine, an die ich glaube, ist die einer Verwendung als Kriegsgerät bei den Armeen. Jede Armee wird nicht über eine, sondern über Hunderte solcher Maschinen verfügen, die eine Besatzung von drei oder vier Mann sowie Munition tragen un i den Feind ständig beunruhigen. Diese Apparate werden naturgemäß die Stelle der Kavallerie einnehmen und im Aufklärungsdienst weit wirksamer sein, als es diese Waffengattung bis jetzt sein konnte. Die Sportsleute, die sich der Flugmaschine zuwenden, werden darum ihre Automobile keineswegs aufgeben; in jedem Falle werden es Leute sein, die sich neben dem einen auch da Andere halten können, und wenn sie sich eine Flugmaschine anschaffen, werden sie ihr Automobil gewiß nicht verkaufen. Die Automobil-Industrie wird durchaus nicht berührt werden. Der F ugapparat bedarf in keiner Weise einer besonderen Motortype. Es gibt eine Menge Automobilmotoren, die ich in meine Flugmaschine einbauen und mit denen ich ohne die geringste Aenderung fliegen könnte. Wie Sie wissen, ist ein guter Teil des Gewichts eines Automobi-motor überflüssig, ganz besonders, wenn der betreffende Motor in der Luft ver-«endet werden soll, und die von der Straße herrührenden Stöße und Erschütterungen also wegfallen, Mein Motor ist wohl etwas leichter als ein gleich tarker Automobilmotor, doch ist sein geringes Gewicht durchaus mit keinem Opfer erkauft worden. Was die Möglichkeiten des Drachenfliegers hinsichtlich der Beförderung mehrerer Personen anlangt, so glaube ich, daß wir zweifellos auf 6—8 Passagiere bes hränkt b eiben werden. Die Gefährlichkeif tes Aeroplans? Nun, die Eisenbahnen töten auch al jährlich eine ganze Menge Leute, und jedenfalls bin ich lieber auf meiner Maschine, als in den Straßen von Paris, denn auf ihr fühle ich mich bedeutend sicherer. Bei einem gut gebauten Flugapparat wird die Gefahr nicht größer sein, als bei einem Automobil. Ein kurzes, dem Auffug vorausgehendes, Fahren oder Rollen auf festem Boden wird .mmer notwendig sein, entweder durch Benutzung einer Vorrichtung, wie es unser Startkatapult ist, oder mittels Rädern. Zu dem Schraubenflieger als Auffluggerät habe ich kein Vertrauen. — Wir könnten möglicherweise auch ohne die Startschiene aulfliegen, doch halte ich es im allgemeinen nicht für ratsam. Und nun die Form, welche der Flugapparat der Zukunft haben wird. Möglicherweise wird er seine heutigen Größenverhältnisse und Anordnungen beibehalten. Alles hängt davon ab, was man von ihm verlangen wird. Größere Tragflächen würden selbstverständlich eine höhere Tragfähigkeit bedingen, aber dafür die Geschwindigkeit verringern. Die Flugmaschine der nächsten Zukunft wird eine Tragfähigkeit für zwei tiis drei Passagiere und einen Aktionsradius von 360 Km. haben. Man könnte sie zwar auch so bauen, daß sie weiter fliegen könnten; doch wäre darin kein besonderer Vorteil zu sehen.

2. Leon 0 e la gra n!ge: In 5 Jahren wird die Flugmaschine in derart großer Zahl verbreitet sein, daß sie praktisch für Jedermann erreichbar sein wird. Der Anschaffungspreis wird kaum mehr betragen als 4000 Fr., wodurch der Flugapparat zum wohlfeilsten aller bekannten Beförderungsmittel werden wird, da die Betriebskosten sich einzig und allein auf die Kosten von Bezin und Oel beschränken werden. Als ein Ergebnis der Fortentwicklung des Aeroplans wird das Reisen über lange Strecken im Automobil als ein äußerst kostspieliger Sport beträchtlich abflauen. Das Fliegen wird um so viel ökonomischer und interessanter sein, daß niemand mehr daran denken wird, lange Strecken auf der Straße zurückzulegen. Meiner Ansicht nach wird nicht nur eine einzige Aeroplantype entwickelt werden, wie dies

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„FLU OSPORT"

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z. B. beim Zweirad der Fall war. Es wird zweifellos vier oder fünf verschiedene Typen geben, welche sich in zwei Hauptarten zusammenfassen lassen dürften: den Monoplan (Einfacher) und das System mehrer Tragflächen. Monoplan und Multiplan sind so verschieden und haben so verschiedene Verwendungsgebiete, daß es unmöglich ist, beide zu vergleichen und einen dem anderen vorzuziel en. Der Fortschritt des Aeroplans wird ein zehr mal schnellerer sein als der des Automobils.

In einer allerdings fernen Zukunft wird der Aeroplan seine motorische Kraft möglicherweise von elektrischen Stationen auf der Erde erhalten können. Ob die gegenwärtige Generation den Fortschritt noch erleben wird, ist fraglich; aber möglich ist es immerhin, daß in Zukunft einmal elektrische Wellen über Entfernungen von 300—500 km durch die Luft entsendet werden können.

3. Henry Farman: Ich glaube, daß der Aeroplan ganz allein als Sportobjekt Verwendung finden wird und Luftreisen von einem Ort zum andern sehr häufig sein werden. In den nächsten 5 Jahren wird wohl kein Versuch unternommen werden, Bergketten oder Städte zu überfliegen; aber Luftreisen längs der Meeresküste von einem Badeorte oder von einem Sommeraufenthalt zu einem andern werden etwas ganz gewöhnliches sein, und Flüge von etwa 150 km hin und zurück bei günstigem Wetter zu den alltäglichsten Vorkommnissen zählen. Vermöge seiner Entwicklung im Sport wird der Drachenflieger dem Automobil jedenfalls einigen Abbruch tun. Wenn er auch den Automobilsport nicht verdrängen wird, dürfte er doch unzweifelhaft eine Vernachlässigung des großen Wagens im Qefolge haben. Meiner Ansicht nach bedarf der Aeroplan eines besonderen Motors und zwar muß dieser etwas leichter als der Automobilmotor und dabei durchaus betriebssicher sein.

4. Charles Voisin: Der Flugapparat der Zukunft wird von einem Tragflächenrande zum andern nicht mehr als 2 m messen; statt nur zweier übereinanderliegender Tragflächen (Typ des heutigen Doppeldeckers), wird er deren 20 bis 30 haben, er wird wie ein Automobil auf Rädern laufen, aber von einer Luftschraube getrieben sein. In Städten oder verkehrsreichen Gegenden wird er auf der Straße rollen wie ein Automobil, mit dem Unterschiede, daß alle vier Räder frei sein werden, weil die Luftschraube die Vorwärtsbewegung besorgen wird. Sind die Terrainbedingungen den Fliegen günstig, so wird man einfach das Höhensteuer einstellen, die Maschine, welche bis dahin rollte, wird sich vom Boden erheben und einige Zentimeter über der Oberfläche der Straße dahinfliegen. Mit einem solchen Aeroplan wäre es möglich, sich von der Straße zu erheben, 300 km Stundengeschwindigkeit zu erlangen i nd bei der Durchfat-rt durch Ortschaften oder über ungeeignetes Terrain das Fahrzeug zum rollenden Fuhrwerk werden zu lassen. Der Kanal La Manche wird im Verlauf des nächsten Halbjahrs sicherlich von einem unserer heutigen Maschinen überquert werden. Jedoch stelle ich mir den Fli ger der Zukunft, der solche Aufgaben bewältigen soll, mit einer Art Bootsrumpf, ähnlich dem eines Motorboots vor, versehen auch mit Stützflächen (also eine Art Hydroplan. Der Verf.) Die Maschine könnte dann entweder über dem Wasser fliegen oder darauf gleiten.

5. M. Levavasseur: In fünf Jahren wird der Aeroplan den Höhepunkt seiner Entwicklung erreicht haben. Die Zukunft gehört den großen Maschinen. Es ist ein Irrtum zu glauben, der Aeroplan müsse klein und leicht sein. Die meisten unserer heutigen Maschinen sind für den wirklich praktischen Zweck viel zu klein. So können z. B. der Schmetterling und andere Insekten nur bei Windstille fliegen, wogegen die großen Raubvögel bei jedem Wetter in den Lüften bleiben. Die große Maschine ist keineswegs eine Sache der fernen Zukunft. Gegenwärtig haben wir bei der Antoi-nettegesellschaft einen Aeroplan mit einem 200 HP.-Motor für acht Passagiere im Bau. Der Monoplan ist der einzige Typ, der bestehen bleiben wird. Es ist anfangs vernachlässigt worden, weil seine Bauart schwieriger ist, als die de ϖ Doppeldeckers, aber er ist die einzige Type, welche die Erzielung hoher Geschwindigkeiten gestattet. Und darum auch die einzige, die unbed ngt durchdringen muß. Der Aeroplan als Sport hat eine immense Zukunft, aber es müssen brauchbare Lenker für ihn erzogen werden. Um diesem Bedürfnis nachzukommen, beabsichtigen wir demnächst eine praktische Uebungsschule auf einer zu diesem Zwecke erworbenen Seine-Insel einzurichten.

Auf £die?Autoindustrie wird der Aeroplan einen sehr starken EinfluS üben. Er wird das schnellste und verläßlichste'Beförderungsmittel von Ort zu Ort darstellen. ln"einigen Jahren wird es möglich sein an 325 von 365 Tagen des Jahres zu fliegen, denn der Regen wird auf den Aeroplan keinen Einfluß haben. Das einzige, was er zu fürchten haben wird, sind starke Stürme. Herrschen sie, so wird er sich eben nicht hinauswagen.

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6. Capitain Ferber: Ich habe bei der Vervollkommnung des Aeroplans immer den Entwicklungsgang des Automobils zum Muster genommen. Wir befinden uns in der Aviatik jetzt in jener Periode, die in der Geschichte des Aulomobilismus der Zeit unmittelbar vor den großen Städterennen entspricht. Wir werden es in fünf Jahren wohl noch nicht so weit gebracht haben, daß wir die ganze.Welt zur Flugmaschine bekehrt haben werden, aber die Periode der großen Rennen wird dann bereits begornen haben. Die Begeisterung der Sportsleute für diese wird eine ungeheure sein.

Die Form unserer Flugapparate wird in diesem Zeitpunkt bereits feste und bestimmte Gestalt angenommen haben; man wird die Apparate bereits mit „Karosserien" ausgestattet haben, und die Vergnügungsausflüge der Touristen werden bereits etwas recht. Häufiges sein. Vom militärischen Standpunkt betrachtet wird der Lenkballon vollkommen von der Bildfläche verschwunden sein. Er ist zu kostspielig, zu langsam und in Kriegszeiten für feindliche Geschosse zu leicht erreichbar. Die Automöbilindustrie wird der Aeroplan in dem Sinne beeinflussen, daß er den Anstoß zum Bau leichterer und besserer Motoren geben wird. Eine Tendenz, die im Gebrauch befindlichen Automobile zu vermindern, wird er sicherlich nicht zeitigen, im Gegenteil! Die Zahl d r Automobille wird immer mehr zunehmen, weil der Wunsch nach Erzielung größtmöglichster Geschwindigkeit durch den Drachenflieger immer reger werden wird. Der Aeroplan der Zukunft wird eleganter gebaut sein und an Länge 20, vielleicht 22 Mtr. zunehmen. Alle mechanischen Organe werden vollständiger geschützt sein. Die allgemeine Form des Aeroplans wird sich auch in fünf Jahren nicht wesentlich von der heutigen unterscheiden. Eine spezielle Type, zu favorisieren, ist unmöglich, denn Monoplan und Biplan haben jeder verschiedene Aufgaben. Soll eine schwere Last befördert werden, so bedarf es einer großen Tragfläche, und eine solche kann nur ein Mehrdecker liefern. Mit dem Monoplan kann man wohl große Schnelligkeit, aber nur geringe Tragfähigkeit erzielen ebenso nur geringe Starrheit und wenig Raum für Passagiere. Der Biplan gewährt außer der soliden Konstruktion auch noch Raum für die Mitführung alles dessen, was notwendig ist.

8. Die erzielte Geschwindigkeit hängt nach den Widerstandsgesetzen, die jedoch nur innerhalb gewisser Grenzen giltig sind, mehr von i er Flächenausdehnung, als von der angewandten Triebkraft ab. Wrights 12Vs m klafternder Flieger, der im geradlinigen Fluge 70 km pro Stunde zurücklegt, wird auch nach Verdoppelung der Trie kraft auf 50 PS kaum über 90, km pro Stunde erzielen. Um die Geschwindigkeit auf 140 km pro Stunde zu erhöhen, kann nur eine Verringerung der Spa nweite in Betracht kommen (was Wrights bereits zugestanden haben), was allerdings auf das Gleiten von Einfluß ist, auf dessen Grundlage gerade der Wright-Flieger sich aufbaut. Einflächenflieger Vogelform) können größere Geschwindigkeiten erreichen. Bleriot und Pelterie sind schon mit Geschwindigkeiten entsprechend 85 km pro Stunde geflogen.

9 Der Verbrennungsmotor ist allerdings noch immer nicht verläßlich; daher ist auf seine Vervollkommnung, ohne Rücksicht auf die früher so sehr geforderte Leichtigkeit, das Hauptaugenmerk zu richten. Die Brüder Wright sind gegenwärtig auch die Besitzer des besten Flugmotors: sie halten den Fortfall des Vergasers für wesentlich.. Auch die neuen Motoren von Daimler (Knight-Motor) und von Renault verdienen besondere Beachtung der Flugtechniker.

10. Unfälle mit unstabilen Maschinen sind meistens nur durch zu tiefes Fliegen vorgekommen, aber stets ungefährlich verlaufen, während die Versuche mit Gleitfliegern meist unglücklich ende'en (Lilienthal, Pilcher, Ludlow). Der beklagenswerte Absturz Orville Wrights am 17. September v. Js. nach zahlreichen erfolgreichen Flügen in großer Höhe ist weder einem Konstruktions- noch einem Materialfehier zuzuschreiben, sondern lediglich durch einen seltsam unglücklichen Zufall verursacht worden, indem ein Schraubenflügel an einen Spannungsdraht des rückwärtigen Steuers stieß, worauf der Bruch der Flügels, eine ruckweise Drehung und der Absturz der Maschine erfolgte.

Trotz der fortgesetzt steigenden Erfolge der Wrights mit ihrem Zweidecker stehen die Flugtechniker hinsichtlich i er weiter zu verfolgenden Schritte nun am Scheidewege, ob sie sich über Lilienthal-Chanute-Wright (elastisch-verziehbare Flächen), oder über Lilienthal-Chanute-Voisin-Delagrange (steife Zellendrachen), oder über Bleriot-Pelterie-Tatin (Einflächner), oder über Kress-Koecklin-Pischoff-Farman II (MehrJJächner, Fischform) entwickln sollen. Die Flugfähigkeit der letzteren Bauart ist ' düteh kleinere und größere Modelle erwiesen und wird auch von vielen französischen und deutschen Flugtechnikern verfolgt. Da man zu viel mit Rekord-

flügen beschäftigt ist, hat sich nur wenig Zeit für Versuche mit solchen Mehrflächenfliegern gefunden. Vor kurzem ist der österreichische Ingenieur v. Pjschoff in Paris erfolgreich geflogen. Wie man sieht, sind alle vier genannten Flächen-systeme entwickelungsfähig. Der scharfe Wettbewerb, der jetzt zwischen den Amerikanern und den Franzosen ausgefochten wird, dürfte sehr bald die verkehrsbrauchbare Fiugmaschine zeitigen.

Die Ergebnisse der Flüge In den letzten 7 Jahren haben den Flugtechnikern wichtige Aufklärungen gebracht. C. Lill von Lilienbach hat in der Zeitschrift des Vereins Deutsche Ingenieure die Resultate zusammengefaßt und glaubt folgende unparteiische Schlüsse ziehen zu können.

1. Diejenigen, die seit Jahrzehnten den Drachenflieger als Mittel zum dynamischen Flug ansahen, haben völlig recht bekommen. Diese Bauart ist die nächstliegende und konstruktiv einfachste Lösung des mechanischen Fluges. Damit soll nicht gesagt sein, daß nicht etwa in weiteren zehn Jahren andere, weniger einfach gebaute Flugmaschinen besser fliegen werden.

2. Drachenflieger von ganz verschiedenen Formen sind zum Fliegen gebracht worden, ohne daß man eine endgültig beste Flächenform gefunden hätte; es scheint daher jeder Geschwindigkeit und Belastung eine besonders günstige Form zu entsprechen.

3. Zweidecker und Dreidecker, starre Bauart Voisin-Farman, Delagrange, sind nur bei ruhiger Luft, Einflächenflieger (Vogelform Bleriot) sind auch bei schwachem Winde, aber nur Drachenflieger mit verstellbaren Flächen (Wright, Herring) sind auch im starken Winde zu gebrauchen.

4. Die schweren Flieger (über 400 kg) sind bisher weitaus besser und schneller geflogen; sie können doppelte Besatzung und Benzin- und Wasservorrät für mehrere Stunden mitführen.

5. Das Fliegen, Lenken und Landen bietet geringe Schwierigkeiten. Die Stabilität konnte durch den Steuermann ohne statische Hilfsiristrumente, sogar in dichtem Nebel und bei Nacht, aufrecht erhalten werden. Bloß der Aufflug ist schwer zu bewerkstelligen; entweder ist ein Anlauf von 50 bis 100 m, natürliche Hilfe (Gegenwind) oder künstliche Hilfe (Startmaschine, Absfchnellvorrichtung) erforderlich. Am leichtesten ist der Anlauf auf Rädern mit Luftreifen; jedoeh ist er auch schon auf Gleitkufen, bei etwas Gegenwind, gelungen/ (bei Orvcille Wright; sein Bruder Wilbur will es demnächst versuchen).

6. Der Einfluß des Windes auf den maschinellen Flug ist sehr groß; jedoch weniger die Windgeschwindigkeit, als die Windwellen, die nahe dem Erdboden störend, höher oben günstig einwir en und in 100—200 fn Höhe bedeutend nachlassen. Der eineinviertelstündige Flug Orville Wrights zur Zeit eines einsetzenden Gewittersturms, sowie die Flüge Wilbur Wrights zeigten dies hesonders: deutlich sichtbares Schaukeln (Stampfen) gegen den Wind, lange flaches Wellenlinien mit dem Winde, wobei eine Luftwelle nach der anderen von; der Maschine überholt werden mußte.

7. Eine schädliche Beeinflussung der Tragflächen, die hintereinander in einer Ebene wirken, wurde nicht festgestellt, weder bei Bleriot (Modell 5—7, Langley-Form), noch bei Wright, wo das vordere Zellensteuer in: fetwa derselben Ebene wirkt, wie die doppelt so großen Hauptflächen. Diese Tatsache Ist von großer Wichtigkeit, weil die hervorragendsten Flugtechniker die Flächen hintereinSflifer anordnen (Fisch- oder Torpedo-Flieger).

Aeroplane für die Verwendung bei der Marine werden von der amerikanischen Regierung verlangt. Dieselben sollen mindestens 60 km Eigengeschwindigkeit' in der Stunde besitzen, und als Besatzung einen Führer und einen Beobachter aufnehmen können. Benzin soll für mindestens vier Standen mitgefllhrt werden. Es wird ausdrücklich verlangt, daß die Flugmaschinen sich mit eigenen Mitteln von der Meeresoberfläche erheben können, und daß man keinerlei besondere Startvorrichtungen benutzen darf. Aus diesem Grunde verzichtet vorläufig die amerikanische Regierung auf die Verwendung von Konstruktionen nach dem Typ der. Gebrüder Wright; es sollen nur solche Flugmaschinen in Betracht kommen, die, ähnlich wie die Konstruktion der Gebrüder Voisin, sich mit eigenen Mitteln in die Luft' zu erheben vermögen.

Z4 Mellen sind die Gebrüker Wright schon im September 1905 in Kittavaka (Nord-Karolina) geflogen, ohne daß Europa es glaubte. Der eine Wright hat dem italienischen Luftschiffer Heibig die Dokumente über diesen Flug gezeigt. Die Wright haben sich nach der gleichen Quelle entschlossen, sich schnell ein Vermögen zu erwerben, damit sie den Rest ihres Lebens der Frage der Aviatik

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von rein wissenschaftlichem Standpunkt aus widmen können mit einer Unabhängigkeit, die ihnen bisher fehlte. Sie sind Autodidakten, die gar keine Berührung mit der zivilisierten Welt hatten. Auf Grund der Beobachtung des Vogelfluges haben sie an ihrer Maschine eine Vorrichtung angebracht, die sie Winden trotzen läßt,, mit denen es die anderen Flugmaschinen nicht ungestraft aufnehmen können.

Die Zerstörung der Wrightschen Flugmaschine, die bekanntlich be Le Mans untergebracht ist, wurde von mehreren Individuen versucht. Wahrscheinlich haben Rivalen die Hand im Spiele.

. Die Fachz. für Automobilismus, Organ des Wiener Vereins „Flugmaschine", bringt in Nr. 26 interessante Abhandlungen: „Ueber Aeromechanik von Dr. Karl Witzmann u. „Ueber unsere physiologische Befähigung zum Fliegen von Karl Lill von Lilienbach.

Vereinsnachrichten.

Vom "VI, Deutschen Lultschiffertag. Ueber den VI. Deutschen i uft-scliiffertag, .welcher am 5. und 6. Dezember in Frankfurt a. M. stattfand, berichteten wir bereits in der letzten Nummer. Es waren 18 Vereine durch 69 Delegierte, welche insgesamt 74 Stimmen vertraten, anwesend. Die Verhandlungen konzentrierten sich hauptsächlich auf die Ballonschiffahrt.

Geheimrat Hergesell empfahl, sich mehr als bisher dem Flugmaschinen-sport zu widmen, ohne dabei dem Kugelballon jeglichen Wert abzusprechen. Wenn man auch den Angriff gegen die Kugelballons als zu weitgehend und übertrieben betrachten kann, so muß man doch den Ausführungen des Geheimrats Hergesell1 Recht geben. Auf dem Gebiete der dynamischen Luftschiffahrt ist bisher in Deutschland von den Vereinen viel zu wenig getan worden. Hauptmann . Hildebraridt konnte allerdings mitteilen, daß im Jahre 1909 nach den beiden von Geheimrat Hergesell betonten Richtungen hin in Deutschland der Anfang zu einer weiteren Entwicklung gemacht werden würde. Voraussichtlich würden im Januar während mehrerer Tage auf dem TempelhoFerfelde Versuche mit einer Flugmaschine statttinden, die sieh bereits anderweitig bewährt hat. Die Technik dieses Sports wird durch diese Vorführungen ad oculus demonstriert und das InteFessc in noch weitere Kreise getragen. Ferner wurde djrau* hingewiesen ,dali'der Berliner Verein schon seit 1908 einen von Gebrüder Voisin *i fjjjJjis«.;bezogenen Gleitflieger besitzt und daß der Schlesische Verein ein" Flugmaschinenfabrik in Breslau gegründet hat und endlich daß der Niederrheinische Verein den Bau eines Fliegers in Angriff genommen hat.

Auf Antrag von Oberstleutnant Moedebeck wird ein besonderer Beitrag bewilligt" z.(ir> Fertigstellung der in Aussicht genommenen aeronautischen Landkarten,' die. bekanntlich alle Starkstromleitungen, Seezeichen, Gasanstalten und dergleichen enthalten sollen.

Eine aeronautische Terminologie ist von einer besonderen Kommission ausgearbeitet worden und wurde dem Verbandstage vorgelegt. Es wurden folgende Ausdrücke angenommen:

Luftschiffahrt (Aeronautik), Luftschiffer (Aeronaut),

I. Flugschiffahrt (dynamische Aeronautik oder Aviatik): a). Flugmaschinen für eine oder mehrere Personen,

,ul" b) Fallschirme.

II. Ballonschiffahrt (Aerostatik):

a) Fesselballons,

b) Freiballons,

: . c) Luftschiffe (französisch Aeronat).

Nach der Bauart sind zu unterscheiden: ' . '

. a) Flügelflieger (Schwingenflieger), I b) Schraubenflieger, 1 Flugtechnik

Luftschiffahrt- I c) Drachenflieger (Gleitflieger) )

technik ] ,, | 1. Pralluftschiffe l „ „

11. a) Ballonettluftsctuffe { 2 Halbstarr|uftschiffe Ballon-

b); Starrluftschiffe J technlk

Oberstleutnant Moedebeck sagte folgendes: „Unbedingt zu verwerfen sind Worte wie „Motorballon, Lenkballon, lenkbarer Ballon", weil das Wort Ballon in der Vorstellung etwas Kugelförmiges bedingt, was bei derartigen Fahrzeugen nicht zutrifft. Das Wort ist nur zulässig, wo tatsächlich ein Kugelballon mit motorischer Kraft ausgestattet worden ist, in tinigen historischen Fällen. Das Wort „Luftschiff" stammt bereits von Laux aus dsm Jahre 1588, es ist zutreffend und altehrwürdig. „Ruderflieger" für „Flügelflieger" wollte ich nicht empfehlen. Das Ruder ist nicht elastisch, der Flügel ist elastisch und die Luft will rnit elastischen Fortbewegungsorganen behandelt werden. „Gleitflieger" für „lenkbarer Fallschirm" erscheint wohl überflüssig. Das Wort würde besser passen für moderne „Drachenflieger". Letztere wären einzuteilen in: Eindecker, Zweidecker, Dreidecker u. s. f., Vieldecker. Für die weiteren Abarten müssen später geeignete deutsche Bezeichnungen gesucht werden."

Die Berechtigung, unlenkbare Ballons Luftschiffe zu nennen, wurde übrigens angezweifelt, weil doch eigentlich unter „Luftschiff" sowohl aerodynamische als auch aerostatische Fahrzeuge zu verstehen seien.

Die Entwicklung der Luftschiffahrt- hatte ferner Oberstleutnant JWoedebeck veranlaßt, eine Organisationsänderung für die Sportkomrriission, die nach den Bestimmungen der F. A. I. nötig ist, zu beantragen. Gemäß, der „B.-Z. a. Mittag" wurde der Antrag angenommen und gewählt: Geheimrat Busley als Vorsitzender, Dr. Stade als Schriftführer und je vier Mitglieder für die drei Abteilungen: 1. für Motorluftschiffahrt die "Herren Geheimrat Professor Hergesell, Hildebrandt, Riedinger, Major von Parseval; 2. tür Kugelballonfahrt die Herren Hildebraudt, Pöschel, Hauptmann von Abercron, Clouth; 3. für Flugtechnik die Herren Süring, Dr. Gans, von dem Borne, Böninger. Die Kommission entscheidet endgültig und erkennt Preise zu.

Es wurde bestimmt, daß die Kommission berechtigt sein solle, sich gegeneinander auszutauschen. Ferner soll versucht werden, für die erste Gruppe noch iden Kommandeur des Luftschifferbataillons, Major Groß, zu gewinnen, deT jedoch zunächst die Genehmigung seiner Vorgesetzten einholen muß. Den von Einzelnen begründeten Bedenken, einen aktiven Offizier in die Kommission zu wählen, wurde nicht beigestimmt.

Auf Antrag des Berliner Vereins wurde die Frage behandelt, wem bei den Wettfahrten die Preise zufallen sollen. Referent war Dr. Bröckelmann aus Berlin. Der Redner vertrat die Ansicht, daß bei Wettfahrten der Ballonführer- +len Preis erhalten soll, wenn er die Fahrt selbst bezahlt hat. Geldpreise soll dagegen vier Eigentümer des Ballons, also d;r betreffende Verein bekommen. Ihm kommt es dann zu, dem Führer seine baren Auslagen zurückzuvergüten. Die Versammlung stimmte diesen Vorschlägen zu, die gelten sollen, wenn zwischen dem Verein und dem Führer nichts anderesvausgemacht ist. Bei Flugma3chinen und Motorluftschiffen müssen die Preise aftW.'-cten Besitzern gehören; nur die Rekords werden den Führern zugute gerechji'ej-i,.Es wird aber anderen Vereinbarungen «ich*, vorgegriffen.

Das Sportkomitee des belgischen Aeroclubs für 1909 setzt sich aus folgenden Herren zusammen: Baron de Caters, Präsident, und P. Hamoir, C. d'Aoust, Comte Van den Steen de Jehay, A. Everaerts, G. Hansen, Kapitän

Mercier and Leutnant von Stockbausen, Mitglieder; das aviatiscbe Komitee steht unter der Leitung des Barons J. de Crawhez und hat zu Mitgliedern die Herren: Comte Jacques de Liedekerke, Baron Guy van Zuylen van Nyevelt, Baron Pierre de Crawhez, Chaudoir, J. le Bon, G. Bis, Q. Braconnier und Comte de Hemricourt.

Der Berliner Verein für Luftschiffahrt hielt am Montag seine 283. Sitzung ab. Der vom Schriftführer Dr. Stade verlesene Jahresbericht betonte die rege, aber wenig an die Oeffentlichkeit getretene Tätigkeit des flugtechnischen Ausschusses, der im Vorjahr unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Süring ins Leben getreten war. Der Ausschuß hat im Laufe von 1008 10 Sitzungen abgehalten und eine große Arbeitslast zu bewältigen gehabt, infolge einer Sturmflut von Projekten, die ihm zur Begutachtung und Prüfung unterbreitet wurden, als die Aussetzung eines Preises von 40 000 Mk. durch Lanz-Mannheim auf ein von einem Deutschen zu erfindendes, gewisse Mindestbedingungen erfüllendes Flugschiff bekannt wurde. Die meisten dieser Vorschläge konnten de;i Erfindern als praktisch unausführbar nachgewiesen werden. In einem Falle beschloß d;r Ausschuß die Bewilligung einer Beihilfe von 5000 Mk. an Ingenieur Dorner zum Bau eines Motorluftsdiiffes.

Geschäftliche Nachrichten.

Flugmaschinenfabrik von August Euler, Frankfurt a. M. Wie

Tageszeitungen bereits berichteten, hat der in Fachkreisen bekannte Sportsman August Euler das Fabrikationsrecht der Flieger von Voisin freres Biliancourt für Deutschland erworben. Euler hat hiermit einen guten Griff getan. Die Voisinschen Fabrikate sind mit die festen Frankreichs.

Die Gebrüder Voisin, tü trage Ingenieure, beschäftigen sich schon viele Jahre mit dem Fliegerbau und haben bei ihren früheren Versuchen mit Gleitfliegern nach dem Vorbild Chanute es zu guten Leistungen gebracht.

Die Pionierkosten hat sich Euler gespart. Er wird reüssieren. Die Frankfurter aeronautische Ausstellung wird ihm sehr zustatten kommen.

Der Presse gegenüber hüllt sich Euler, um ungestört seine Projekte durchführen zu können, in Stillschweigen Wir finden das begre flieh. Wie verlautet, soll in der Nähe des Griesheimer Exerzierplatzes bei Darmstadt die Montagehalle für die Flugapparate errichtet werden. Ist das Osthafengelände nicht gunstiger ?

Die Gesellschaft für Luftschiffahrt, Paris, begründet von Lazard-Weiler, zur Ausbeutung der Whrigtschen Patente, hat, den Blättern zufolge, dem Bruder des Kabinetschefs Clemenceau das Monopol des Verkaufs von Flugapparaten übertragen.

Bücherbesprechungen.

Hilfsbuch für den Luftschiff- und Plugmaschinenbau von Wegener-Dallwitz. Verlag von C. J. E. Volckmann Nachf., Rostock. Preis M. 4.—. Djeses kleine Werkchen zählt mit zu den besten literarischen Erzeugnissen auf dem" Gebiete des Flrgmaschinenbaues. Unnützes Beiwerk ist, entgegen auderen — wir haben hierbei verschiedene, von Integralen wimmelnde, theoretischen Werke im Auge — in diesem Buche grundsätzlich vermieden. Verfasser behandelt im ersten Teil die wichtigsten Typen der Flugmaschine wie: die Hand- und Motorgleitflieger, die Schraubenflieger, die Flügelflieger und der Vollständigkeit wegen auch die Luftprallschiffe.

Im dritten Teil gibt der Verfasser in sehr leicht faßlicher Weise eine Ableitung der wichtigsten Gleichungen und Anleitungen zur Berechnung der vorteilhaftesten Form von Trag ecks, Trag- und Treibschrauben, sowie Berechnungen über die Form und Leistung und notwendige Betriebsaibeit von Gleitfliegern.

Alles in allem bietet das kleine Werkchen dem Flugmaschinentechniker alles Wichtige, was er immer zur Hand haben muß. Wir können das Buch nur bestens empfehlen.



Flugsport

.Illustrierte technische Zeitschrift und Anzeiger

für die gesamte

„Flugschiffahrt"

unter Mitwirkung bedeutender Fachmänner herausgegeben

von

Oskar Ursinus, Civilingenieur.

Brief-Adr.: Redaktion und Verlag „Flugsport" Frankfurt a. M., Bahnhofsplatz 8.

Erscheint regelmäßig am 1. und 3. Freitag jeden Monats. —- — —= Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. ==^.-..-.---—-—:

Der Nachdruck unserer Artikel ist, soweit nicht mit „Nachdruck verboten" versehen, nur mit genauer Quellenangabe gestattet.

Nr. 3. Frankfurt a. M., 22. Januar 1909. Jahrg. I.

Lenkbarer Ballon oder Flugmaschine?

Von Oberlehrer Ingenieur Alfred Freund-Leipzig.

„Alljährlich, wenn der Frühling kommt, und die Luft sich wieder bevölkert mit unzähligen frohen Geschöpfen, wenn die Störche, zu ihren alten nordischen Wohnsitzen zurückgekehrt, ihren stattlichen Flugapparat, der sie schon viele Tausende von Meilen weit getragen, zusammenfalten, den Kopf auf den Rücken legen und durch ein Freudengeklapper ihre Ankunft anzeigen, wenn die Schwalben ihren Einzug gehalten, und wieder in segelndem Fluge Straße auf und Straße ab mit glattem Flügelschlag an unseren Häusern entlang und an unseren Fenstern vorbeieilen, wenn die Lerche als Punkt im Aether steht, und mit lautem Jubelgesang ihre Freude am Dasein verkündet, dann ergreift auch den Menschen eine gewisse Sehnsucht, sich hinaufzuschwingen, und frei wie der Vogel über lachende Gefilde, schattige Wälder und spiegelnde Seen dahinzugleiten, und die Landschaft so voll und ganz zu genießen, wie es sonst nur der Vogel vermag."

Aus Lilienthal's „Der Vogelflug."

Es ist Zeppelins Verdienst, die Allgemeinheit für Luftschiff-fahrts-Probleme interessiert zu haben. Jeder freut sich über seine Erfolge, aber der denkende Mensch sollte sich überlegen, ob die Augenblicks-Erfolge wirklich ein Beweis dafür sind, daß Zeppelin auf dem richtigen Wege ist. Sein Weg inulJ in eine Sackgasse

führen, sofern wir uns verleiten lassen, ihm zu folgen Sein System kann höchstens für den Krieg und für den Sport in Frage kommen, da für die Zwecke des persönlichen Verkehrs die Anlage viel zu teuer ist. Deshalb ist es nötig, das allgemeine Interesse den Flugmasclnnen wieder zuzulenken. Auf diesem Gebiete sind es die Amerikaner, besonders der allen bekannte Wright und sein Zeitgenosse Clianute, welche jetzt an der Spitze marschieren. Da ist es an der Zeit, dal.! wir Deutschen uns besinnen, daß wir einen Otto Lilienthal besassen, welcher schon vor mehr als 20 Jahren Erfolge auf dem Gebiete der Flugteclinik zu verzeichnen hatte. Es ist mir in der letzten Zeit aufgefallen,

daß neuere Flugtechniker sich Verdienste zuschreiben, die Otto Lilienthal gebühren. Um dieses in Zukunft nach Möglichkeit zu verhindern und die Allgemeinheit über das Werk Lilienthals aufzuklären, will ich auf Lilientlials Forschungen und Versuche des Näheren eingehen.

Lilienthal ging von Bekanntem aus. Er beobachtete die sogenannten Schwebevögel und fand, daii sie mühelos mit und gegen den Wind flogen. Seine mit denjenigen bedeu-

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Beobachtungen deckten sich vollständig tender Zoologen, von denen ich zunächst einige zitiere Boje schreibt in Bezug auf die Sturmschwalbe:

„je heftiger der Wind, desto weniger bemerkt man die Bewegung der Flügel".

Brehm schreibt:

„gerade der Wind erleichtert ihnen das Fliegen. Sie stellen sich ihm einfach entgegen und werden von ihm getragen und gehalten, so lange sie ihre Segelflügel in entsprechender Weise richten."

Bennet schreibt über den Albatros:

,,es ist erheiternd und erfreulich, diese prachtvollen Vögel

anstandsvoll und zierlich, wie von einer unsichtbaren Kraft geleitet, dahin schwimmen zu sehen." Jonan schreibt vom Albatros, dal.) er bei Windstille etwa alle 5 Minuten, bei Sturmwind sogar alle 7 Minuten einmal mit den Flügeln schlug und später

„bei Windstille wird ihm der Aufschwung schwer; denn er erhebt sich, wie so viele andere Vögel, stets in der Richtung gegen den Wind." Brehm schreibt vom Storch: ..der Flug ermüdet ihn nicht, er bewegt die Flügel selten und auch nicht oft nacheinander, weis aber den Wind oder jeden Luftzug so geschickt zu benutzen, daß er schwebend nach Belieben steigt und fällt . . ,......"

Die Beobachtungen dieser Gelehrten sind um so wertvoller, da sie nicht irgend einer Tendenz zu Liebe gemacht worden sind.

Auf seinen Beobachtungen füllend, suchte Lilienthal nun die Gründe für diese beobachteten Umstände Logischer Weise stehen zwei Fragen im Vordergrunde:

1. woher kommt die Kraft zum Fortbewegen des Schwebevogels, wenn der Vogel diese nicht selbst ausübt?

2. setzt die Antriebskraft besondere Flügelformen voraus oder nicht, um vollkom-kommen zur Wirkung zu gelangen?

Um auf die erste Frage einzugehen, so gibt es nur eine Antwort. Wenn der Vogel die Kraft nicht selbst ausübt, so kann die Kraft zur Fortbewegung nur durch äußere Kräfte gegeben sein. Aeuüere Kräfte sind aber nur vorhanden in der Schwerkraft des Vogelkörpers und in der Luftströmung. Da die Schwerkraft von oben nach unten wirkt, der Vogelkörper aber tatsächlich dieser Kraft nicht folgt, so muß die Luftströmung, um ein Gleichgewicht in vertikaler Richtung aufrecht

zu erhalten, eine nach oben gerichtete Komponente haben. Dieses ist nur möglich, wenn die Luftströmung nicht horizotal, sondern schräg aufwärts gerichtet ist. Diese Bedingung wird tatsächlich erfüllt. Lilienthal hatte den in Abb. 1 dargestellten Apparat, um dieses nachzuweisen. Die 5 Windfahnen befanden sich in Höhen von 2, 4, 6, 8 und 10 Meter übereinander. Die Neigung zeichnete sich auf der Trommel, welche mit Papier belegt ist, selbsttätig auf. Es ergab sich beispielsweise eine Kurve, wie sie in Abb. 2 aufgezeichnet ist. Alle Versuche zeigten einen ähnlichen Verlauf. Aus den aufgezeichneten Kurven ergaben sich stets mittlere Windsteigungen von 3—4 Grad.

Wir haben mit die- __„»

sem Faktum zu rechnen. Ob die Erklärung von Lilienthal für diese Tatsache die richtige ist oder nicht, tut nichts zur Sache. Lilienthal glaubte, dal.! diese aufsteigende Tendenz der Luftströmungen dadurch bedingt sei, dali die oberen Luftschichten infolge ihrer größeren

Geschwindigkeiten über die unteren hinweg strömeri und sich quasi auftürmen. Mich befriedigt diese Erklärung nicht, doch möchte ich absichtlich an dieser Stelle keine andere geben, um gegen die Logik meiner Auseinandersetzungen keinen Angriffspunkt zu bieten. Es genügt zuächst, überhaupt festzustellen, daß in der Luftströmung selbst eine vertikale Kraftkomponente gegeben ist, welche der Anziehungskraft der Erde gleichwertig entgegenwirkt, Nun wird aber der Vogelkörper nicht nur in seiner Höhe gehalten, sondern er geht gegen den Wind selbst an, ohne daß Flügelschläge gemacht werden. Dieser Umstand könnte bei erster l leberlegung befremdend wirken, weil scheinbar ein Naturgesetz nicht befolgt wird. Denn wie soll es dem

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Abb. 3.

Winde möglich sein, gegen sich selbst eine Komponente zu erzeugen ?

Die Beantwortung dieser Frage setzt ein gleichzeitiges Eingehen auf oben gestellte zweite Frage voraus, ob nämlich besondere Flügelformen für die Wirkung der Antriebskraft vorausgesetzt werden müssen.

Lilientlial fand nun bei allen Vogelflügeln eine nach unten gewölbte Gestalt vor. Er vermutete ganz richtig, daß diese Gestalt für die Wirkung des Windes besonders wesentlich ist. Diese Vermutung wurde auch durch Versuche mit derartig geformten Flügelflächen bestätigt. In Abb. 3 soll eine Flügelfläche A B und eine gewölbte Flügelfläche A B, welche punktiert eingezeichnet ist, verglichen werden. Der Radius der Flügelkrümmung sei r, der Winddruck W.

Bei dem ebenen Flügel A B ergibt sich aus der Kräftezerlegung die vorwärts treibende Komponente K - W . sin a . sin. ß

Diese Komponente ist in Wirklichkeit recht klein. Sie kann gegenüber den Reibungswiderständen in der Luft wenig oder gar nicht in Betracht kommen.

Bei dem nach Art der punktierten Linie A B gewölbten Flügel tritt jedoch eine neue Kraft hinzu. Das ist die Komponente, welche sich aus der Zentrifugalkraft der Luftteilchen ergibt.

Da die Zentrifugalkraft

m v8 r

ist, so ergibt sich die gegen den Wind treibende Komponente

P 111 v* .sin« r

Die Masse m ist eine Funktion von v, sodaß der Wert von P mit der 3. Potenz der Windgeschwindigkeit v wächst. Dieser Umstand ist eine Erklärung dafür, daß gewisse Schwebevögel sich dem Winde entgegenwerfen und mit um so größerer Geschwindigkeit gegen ihn anfliegen, je stärker der Wind ist.

Lilienthal fand aber noch -eine weitere Eigentümlichkeit der Vogelflügel heraus. Er fand, daß sämtliche Vogelflügel in eine oder mehrere Spitzen auslaufen und daß nach diesen Spitzen hin die Flügelwölbung abnimmt- Auch dieser Umstand zeigt sich als wesentlich für die Wirkung des Windes auf die Bewegung des Vogelkörpers. Es würden bei Flügeln, welche einfach cylindrisch gewölbt sind und breit auslaufen, am Rande, wo kreis-bahnförmig geführte Luftteilchen an geradlinig fortschreitende grenzen, Luftwirbelungen entstehen, welche der Arbeitsfähigkeit

des Windes verloren gehen müssen. Iis ist erstaunlich, wie die Natur hier geschaffen hat. Wir wissen heute ganz genau, wie verlustbringend solche Wirbelungen des Arbeitsmittels sein können. Man denke nur an die Dampf-Wirbelungsverluste in der Lavaldüse.

Lilienthal fand noch eine große Menge von Einzelheiten und ich empfehle jedem Gebildeten, der sich für die Fortbewegung in der Luft interessiert, einmal das Buch Lilienthals, „DerVogelflug", durchzulesen. Es ist nicht schwer zu verstehen. Nach der Lektüre dieses Werkes erkennt man ohne weiteres, daß Lilienthal den Weg gezeichnet hat, der zu beschreiten ist, um den Flugapparat der Zukunft zu bauen. Er beging jedoch den Fehler, daß er glaubte, daß nun der Mensch auch ohne jedes weitere Hilfsmittel als die Flügel, wie sie einem Vogel zur Verfügung stehen, fliegen könne. Er blieb fanatisch auf seinem Standpunkte, daß der Ballon nur hinderlich sei und daß der Motor, der ja auch von keinem Vogel benutzt werde, überflüssig ist.

Seinem Werke waren diese Irrtümer nützlich, denn er konzentrierte seine ganze Kraft deshalb auf den einen Punkt, der Erforschung des Vogelflügels und der Wirkung des Windes auf diesen. An uns ist es, die verschiedenen Konstruktionsmöglichkeiten' zusammenzufassen, um etwas wirklich Vollkommenes zu schaffen.

Moderner Fliegerbau.

Ziviling. Osk. Ursinus.

Fortsetzung v. 5. 9, Dtz.-No.

Die Verbindungsstreben mit den Läugsträgern, wie sie Wright verwendet, zeigt Abb. 6 bis 8. Die in Abbildung ö und 7 darge-gestellte starre Konstruktion dient für die mittleren Streben. Die Verbindungen für die seitlichen Streben, welche infolge der Ver-windung der Tragflächen beweglich sein müssen, hat Wright scharnierartig ausgebildet. Diese Verbindung erscheint etwas primitiv; recht amerikanisch. Sie hat sich jedoch sehr gut bewährt.. Die Hakenöse a ist durch eine Blechklappe b an der Tragfläche festgeschraubt. An beiden Seiten sind die Spanndrälite c und c, bezw. die Steuerzugseile befestigt. Die Schraube d wird durch einen Splint e vor dem Herausgleiten aus der Hakenöse gesichert.

Ein von vielen Konstrukteuren verwendetes Material ist das sehr widerstandsfähige Bambusrohr. Für die Verbindung mit den Längsspanten werden Schuhe c aus Aluminiuni (wie Abb. 9 zeigt) verwendet und zwar geschieht die Befestigung vermittels eines runden Keiles a, welcher in das mittels heißem Wasser aufgeweichte Bambusrohr b gegen den Schuh c eingetrieben wird- Der

ScliLili c ist nach unten konisch erweitert. Trotz des geringen Gewichtes bei hoher Festigkeit des Bambusrohres bedienen sich die modernen Konstrukteure dieses Materials verhältnismäßig wenig. Mag es nur daran liegen, daß die Verwendung von Bambus

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Diese

einen immer primitiven Eindruck macht oder ob der Luftwiderstand bei stärkeren Dimensionen ins Gewicht fällt und die Verwendung dieses Materials verbietet.

Für die

Längsspanten

wird von den Franzosen amerikanische Fichte verwendet. Spanten erhalten an den Stellen, wo sie vermittels des § Schuhes mit den Streben verbunden werden, eine Verstärkung. Die Spanten werden dann je nach Form des Chassis gebogen und durch ein Kopfstück aus Stahlblech (Siehe Abb. lü) verbunden. Dieses Kopfstück dient in vielen Fällen gleichzeitig als Aufnahme des Lagers für die Propellerwelle. (Cf. Flieger von Goupy etc. in Nr. 1 vorliegender Zeitschrift.) Das in Abb. 10 dargestellte Chassis ist für denAeroplan des Prinzen Bolotoff. Der Bolotoff'sche Apparat ist ein Dreidecker und soll sich selbsttätig im Gleichgewicht halten. Der Flieger soll sich sowohl auf dem Festlande als auf dem Wasser vorwärts bewegen können. Zum Betriebe dient ein 100 PS. Panhard-Levassor-Motor. Dieser Motor ist derselbe, welcher in die Rennwagen der genannten Firma eingebaut wurde, und 10 Stunden ununterbrochen ohne jede Störung laufen am,. 9. soll. Die Schrauben erhalten einen Durchmesser von 2,0 m und machen 1000 Touren pro Minute. Der 1000 kg schwere Apparat soll

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sicli bei einer Anfangsgeschwindigkeit von 70 - 80 m in die Luft erheben, ßolotoff hofft den Apparat noch im Laufe dieses Monats fertig zu stellen und nach Calais zu bringen, um ihn dort selbst einzufliegen.

Interessant und etwas abweichend von früheren Konstruktionen ist die

federnde Aufhängung.

Diese neue Konstruktion erscheint wesentlich stabiler als die alte Voisin'sche. Damit die Laufräder seitlichen Abweichungen

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Abb. 10.

des Fliegers von der geraden Richtung folgen können, sind die Radgabeln um A und B drehbar geordnet. (Abb. 10.)

Die

Tragdeckrippen

sind bei verschiedenen französischen Fliegern sehr gut durchgebildet. Bei den Einfläclinem von Antoinette und Esnault Pelterie, die sehr tiefe Tragflächen besitzen, ist die Tragrippe als Gitterträger ausgebildet.

Bei den Doppel- und Mehrdeckern verwendet man hölzerne Tragrippen wie die Abb. 11 zeigt. Voisin verwendet normal drei

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AM). 11.

Die Materialbeanspruchung wird von den Franzosen sehr hoch getrieben. So sollen beispielsweise die aus Abb. 1, Seite 4 (Dez.-Heft Flugsport) ersichtlichen senkrechten 0,5 ni langen Streben des Chassis mit elliptischem Querschnitt nach Abb. 5, Seite 8 (Dez.-Heft) von 2,5 qcm Querschnitt eine wechselnde Belastung von 110 kg von 0 bis max. aushalten. (Fortsetzung folgt.)

Die leichten Flugschiffmotoren.

Pariser Bericht.

Der Pariser Salon, der in den letzten 2 Jahren Spuren arger Ermattung zeigte, wurde nunmehr dieses Jahr durch das Hinzutreten der Aeronautik belebt. Die aeronautische Abteilung bildete die Sensation des Tages. Das Interesse des Publikums wendete sich mehr und mehr von dem früher so verhäschelten Automobil ab und dessen Sympathien gehören nunmehr dem Aeroplan. Sogar der lenkbare Ballon hat in seiner Popularität eingebüßt, seitdem die Könige der Lüfte, die Gebrüder Wright, immer kühner die Luft durchkreuzen. Es gelingt den sicher nicht untüchtigen Konstrukteuren Gebrüder Voisin, Bleriot, Farcot und den Antoi-netteleuten noch nicht, es den Amerikanern gleichzutun.

Aber Uebung macht den Meister, auch die französischen Flugmeister werden eines Tages zum Vogelmenschen werden.

Wenn wir so in den Fliegersalon treten, so möchte man im ersten Moment behaupten, er stände unter dem Zeichen der großen Leinwandflächen. Diese Maschinenvögel sind doch recht breitspurige Geschöpfe, sie spreizen sich und wollen die Flügel so ganz und gar nicht einziehen, wie die manierlichen Vögel natürlichen Ursprungs. Der erste äußere Eindruck, den diese Maschinenvögel machen, ist sogar ein fast primitiver, besonders wenn man den Wright'schen Flieger zum ersten Male sieht. Erst wenn man diesen neuen Luftraubtieren etwas näher auf den Leib rückt, enthüllen sich dem kundigen Auge die Feinheiten der Konstruktion, insbesondere die motorischen Organe, Steuervorrichtungen, die Gestelle für die Maschine samt den Laufrädern, die Verstrebungen für die Tragflächen usw.

Die Maschinentechnik tritt hier offenbar wieder voll und ganz in ihre Rechte und gerade die Mechanismen für Flugschiffe stellen

verschiedene Größen, die sowohl am Haupttragdeck sowie am Schwanzsteuer verwendet werden.

Die in Abb. 11 dargestellte Tragrippe ist für eine Belastung von 80 kg konstruiert.

an die Geschicklichkeit und den Scharfsinn der Konstrukteure hohe Forderungen, zumal dabei die Bedingung, „leichtes Gewicht bei grolJmöglichster Betriebssicherheit", die Konstruktionsaufgaben wesentlich erschwert. Insbesondere ist der Motor immer noch, genau wie im Automobil, die Seele des Fahrzeuges. Wir wollen uns deshalb etwas eingehender mit den Motoren beschäftigen.

Wie jedermann weiß, stellen die leichten Flugschiffmotoren keine eigene Typen dar, sondern sie sind Abkömmlinge von den Automobilmotoren, nur mit dem Unterschied, daß die Motoren bei dem heutigen Stand der Flugschifiskonstruktionen zum mindesten 24 PS als unterste Grenze haben und die normalen Motoren für

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Abb. 1. Der leichte Antoinettemotor von Levasseur mit dem an dem Gestell angebrachten Kühlröhrensystem.

die Zweidecker wohl zwischen 40 -60 PS liegen werden, während bei dem Automobil ein Motor von ca. 4 PS als unterste Grenze gelten kann.

Der;größere Kraftbedarf der Flugschiffe zwingt nun auch die meisten Konstrukteure zur Schaffung niehrzylindriger Maschinen, da einzylindrige Motoren zu schwer sein würden, wie sich auch insbesondere der Massenausgleich bei den Kolben- und Pleuelstangen einzylindriger Motoren, soweit diese über 12 PS gehen, sehr verschlechtert. Wir treffen daher bei Flugrnotoren meist 4—8 Zylinder.

Nun muß aber leider bemerkt werden, daß sich im Bau von Flugsclüffmotoren eine Neuerungssuclit breit macht, die auf die Entwicklung der Flugschiffahrt nicht günstig einwirkt, da man genügend Schwierigkeiten mit dem Stabilitätsproblem und der

Konstruktion der Tragflächen samt den Steuervorrichtungen hat und nicht noch ein motorisches Problem hinzutreten darf.

Der richtige Weg, auf dem Gebiete der Flußschiffahrt vorwärts zu kommen, ist der, bekannte und bewährte Motorentypen aus dem Automobilbau etwas für die Zwecke des Flugschiffbaues umzuformen. Firmen und Konstrukteure, die diesen Weg eingeschlagen haben, erzielen stets die besten Erfolge.

So baute Wright einen normalen Motor mit vertikalen Zylindern ein. Auch Zeppelin verwendete einen normalen vierzylindrigen Daimlermotor mit vertikalen Zylindern. Aber auch die V-förmige Zylinderanordnung ist vollkommen statthaft, insbesondere sei die Bauart des Antoinettemotores von Levasseur rühmend hervorgehoben, da sich dieser eng an die Automobilmotoren anlehnt und nur noch organisch weitergebildet wurde.

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Abb. 2. Der Renaultmotor mit 8 Zylinder und Luftkühlung.

Bei der Konstruktion der leichten Flugniaschinen ging man zur Erhöhung der Leistung von folgenden Erwägungen aus:

1. Man steigerte die Tourenzahlen der Motoren im Vergleich zu den Aiitornobilinotoren;

2. Man ordnete viele Zylinder an, um ein konstantes Drehmoment zu erhalten und das schwere Schwungrad, wie bei Automobilmotoren notwendig, entbehrlich zu machen;

.y Damit bei Szylindrigen Motoren der Kurbeltrieb samt Gehäuse nicht zulang wurde, versetzte man die Zylinder gegeneinander. (°0 Grad bei dem Antoinettemotor) und bildete zwei Reihen ä 4 Zylinder;

4. Einen einfachen Kurbeltrieb erzielte man auch, wenn man die Zylinder sternförmig um die Kurbel anordnete. (Farcot & Esnault-Pelterie);

5. Als Kuriosum sind die Motoren zu betrachten, bei denen die Kurbel feststellt und die Zylinder samt Gehäuse sich um drehen, wodurch man Schwungräder erspart, wie sich auch bewegliche Zylinder in der Luft abkühlen. (Burlot-Motoren);

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Abb. 3. Der Renaultmotor mit 4 Zylinder und Wasserkühlung.

ö Weitere Vereinfachungen auf dem Gebiet der Motoren betreffen nur deren Detailkonstruktion, und hier sei besonders die Art der Kühlung hervorgehoben, die wesentliche Ge-wichtserleicliterungen im Gefolge hat. Die wassergekühlten Motoren bedürfen eines besonderen Kühlapparates und eines bestimmten Wasserquantums. Sie sind also schwerer als ein luftgekühlter Motor, der nur an den Zylindern Rippen trägt, die meist durch einen Ventilator gekühlt werden. Bis heute hat sich aber die Wasserkühlung als eine bessere erwiesen, insbesondere weil der Wirkungsgrad einer wassergekühlten Maschine ein größerer und auch ein gleichmäßigerer ist;

7. Viele Konstrukteure bevorzugen auch statt getrennte Ventile ineinandersteckende Doppelventile für das Ansaugen und Auspuffen der Gase.

Die Anordnung nach Punkt 6 und 7 bringt wohl eine Gewichtserleichterung, aber auf Kosten der Motorleistung und der Betriebssicherheit." Es soll ja nicht in Abrede gestellt werden, daß gerade bei dynamischen Flugapparaten jedes Kilo Gewichts-ersparnis ein viel höherer Gewinn ist als bei lenkbaren Luftschiffen, wo das, in gewissen Grenzen bleibende höhere Motorgewicht nicht so sehr den Gesamtwirkungsgrad des Luftfahrzeuges beeinflußt. Aber man kann auch übertreiben und Motoren mit Doppel-

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Abb. 4. Der Fiatmotor mit 8 Zylinder und Luftkühlung. (Draufsicht).

ventilen und sternförmig angeordneten Zylindern sind sicher nicht die Endglieder in der Entwicklung der Flugschiffmotoren.

Nach diesen einleitenden Bemerkungen sei gestattet, auf die Details einiger typischer und interessanter Motoren des Salons näher einzugehen.

Zunächst wollen wir den Antoinettemoior von Levasseur betrachten. (Abb. 1. S. 70.)

Der Antoinettemotor besitzt 8 Zylinder, von denen je 4 unter einem Winkel von 90 Grad einander gegenüberliegen und jeder gegenüberliegende Zylinder gegen den anderen um die halbe Kurbelbreite versetzt ist. Die Kurbelwelle ist, wie bei einem Vierzylindermotor, gekröpft, aber da die einzelstehenden Zylinder Platz lassen, fünf mal gelagert.

Die Auspuffventile werden durch eine gemeinsame Nockenwelle gesteuert. Die Einlaßventile wirken selbsttätig. Die Zündreihenfolge in der einen Zylinderreihe ist, wie bei dem Vier-cylindermptor, 1, 2, 4, 3. In der anderen Zylinderreihe beginnen

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die Zündungen am anderen Ende der Kurbelwelle, sodaii zwischen dem ersten und zweiten Zylinder der einen Reihe der vierte Zylinder der anderen Reihe zündet oder zwischen dem zweiten und vierten Zylinder der einen Seite der dritte der anderen Seite, zwischen dem vierten und dritten Zylinder der einen Seite der erste der anderen Seite. Es erfolgt auf je 90 Grad des Kurbelweges eine Explosion und das Antriebsmoment ist so gleichförmig, daß ein Schwungrad entbehrt werden kann.

Interessant ist ferner bei dem Antoinettemotor, daß das Benzin mittels dünner Kupferleitungen zu den Ventilen gepumpt wird und ein eigentlicher Vergaser fehlt. Die Kurbelwelle und die Pleuelstange läuft in Gleitlager und die Schmierung des Kurbeltriebes samt Zylinder erfolgt mitteis Oelpumpe. Die Zündung des Ge-

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Abb. 5. Der Fiatmotor mit 8 Zylinder und Luftkühlung.

Vorderansicht.

misclies erfolgt durch einen magnetelektrischen Apparat und indicierte Wechselströme. Die früher beliebte Zündungsmethode mittels^Batteriestrom verschwindet mehr und mehr. Gekühlt wird der 'Motor durch Kühlwasser, das die Zylinder und die Ventile umgibt. Das erhitzte Wasser wird in einem Röhrensystem abgekühlt, und in unserer Abb. 1 sieht man, daß man das Röhrensystem längs des Gestelles anordnet.

Wenn der Motor für einen Flugapparat verwendet wird, so ist es manchmal üblich, daß die Kühlrohre an die Tragflächen angebracht werden. Bei Ballonmotoren zieht man aber, ähnlich wie bei Automobilen, einen besonderen vertikalstehenden Kühlapparat vor, der wohl einen größeren Luftwiderstand ausübt,

aber schließlich verursachen die längs einer Tragfläche angeordneten Kühlrohre ja auch Reibung. Aber man setzt sich bei dem an Flugflächen angebrachten Röhrensystem vielmehr einer Beschädigung aus, als wenn man einen kompakten Kühlapparat verwendet, der an sich ein zusammenhängendes, leichter reparierbares Ganzes darstellt.

Der Motor von Renault nach Abb. 2 ist dem Antoinettemotor ziemlich gleich. Er unterscheidet sich nur dadurch, dal.! an Stelle der Wasserkühlung eine Luftkühlung angewendet wird. Ein in einem Gehäuse eingeschlossenen Ventilator fördert die Kühlluft

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Abb. 6. Der Sternmotor von Clement=Bayard. (Vorderansicht.)

zwischen die Zylinderreihen und die Luft tritt seitlich an den Rippen wieder aus. Die Auspuffventile werden wieder durch eine gemeinsame Nockenwelle von unten gesteuert. Bei dem Renaultmotor ist aber ein regelrechter Vergaser angeordnet. Im übrigen macht er den Eindruck eines normalen Motores, der wohl eine gute Leistung haben mag, wie man dies von Renaultmotnren gewöhnt ist.

Ein zweiter Motor von Renault mit vier Zylinder nach Abb. 3, der für Luftschiffe bestimmt ist, hält sich wieder ganz im Type

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der Automobilmotoren. Er kennzeichnet sich dadurch, daß die Ventile auf dem Zylinderkopf liegen und der Zylinder mittelst Wasser gekühlt wird. Um die Gußzyhnder sind dünne gewellte Kühlmäntel aus Kupfer (zuweilen auch aus Aluminiumblech) gelegt. Die Zündung des Gasgemisches erfolgt wieder durch einen magnetelektrischen Strom. Der Motor enthält einen seitlich angeordneten Vergaser. Im ganzen kennzeichnet sich der Motor dadurch, daß alle Teile des Motors recht leicht gehalten werden, auch das Schwungrad enthält wenig Massen. Auch dieser Motor scheint sich im Betriebe zu bewähren.

Die italienische Automobilindustrie will selbstverständlich auch nicht hinter der französischen zurückbleiben und baut auch einen achtzylindrischen Luftschiffmotor nach den Abb. 4 u. 5. Die Zylinder sind luftgekühlt und die Ventile auf dem Zylinderkopf angeordnet, aber schräg eingebaut, so daß, wenn auch der Zylinder geneigt steht, die Ventile doch vertikal im Zylinder sitzen. Die Auspuff- und Saugventile sind als sog. hängende Ventile ausgebildet und liegen nebeneinander. Sie werden von einer gemeinsamen Nockenwelle vermittelst einer Stoßstange und eines Balanciers gesteuert- Die Saug- und Auspuffrohre Tiegen wagrecht zur Motorachse. Der Auspuff mündet ohne Zwischenschaltung eines Topfes direkt ins Freie. Die Zylinder sind gegossen und werden durch lange Zugschrauben mit dem Gehäuse verbunden.

Der Vergaser sitzt in der Mitte des Motors, aber die Länge der Gasleitung zu den einzelnen Zylinder scheint nicht gleich zu sein, wodurch die Zylinder ungleiches Gemisch erhalten. Durch die von vielen Constructeuren hoch angeschlagene Lage des Vergasers und der Rohre über den warmen Zylindern, erwärmt sich das Gemisch etwas. Allein vollkommen ist diese A^wärmung',nicht, insbesondere da man mit starken Temperaturdifferenzen zu rechnen hat, denen ein Flugschift in den verschiedenen Fahrhöhen ausgesetzt ist. Die Zündung ist wieder magnetelektrisch und es sind 2 Magnetapparate eingebaut. Die Zündkabel liegen in Rohrleitungen, wie man dies auch bei Automobilmotoren gewöhnt ist.

Der Zahnräderantrieb für die Magnetapparate und die Steuerwelle ist sehr leicht gehalten. Gewöhnlich nimmt man Räder aus Nickelchromstahl und kapselt sie manchmal, um Gewichte zu sparen, nicht ein. (Bei den Renaultmotoren hat man die Antriebe eingekapselt, wodurch niemand durch Unvorsichtigkeit in den Antrieb gelangen kann, wie auch ein guter Staubschutz der laufenden Teileerreicht wird, ein Vorteil, der bei Automobilen sehr hoch, bei Luftfahrzeugen minder hoch, anzuschlagen ist.)

Der ganze Motor sitzt in einem Aluminiumblechkasten und ist in Röhren aufgehängt. Die Aufhängmethoden bei Flugschiffmotoren sind sehr verschieden und es herrscht bei Flugapparaten noch keine Klarheit ob angegossene Arme oder durchgesteckte Rohre vorteilhafter sind. Vermutlich spielen nahtlose Rohre eine wichtigere Rolle bei Flugapparaten als bei Automobilen und insofern dürfte vielleicht die Aufhängung des Fiatmotors den zukünftigen baulichen Bedürfnissen gut entgegenkommen.

Die bisherigen Motorentypen zeigten eine organische Weiterentwicklung des Automobilmotores und in gewissem Sinne sogar eine Weiterentwicklung des Antoinettemotores, durch dessen versetzte Zylinderanordnung und Steuerantriebskonstruktion neue Wege gezeigt wurden, wie man auf der Basis des Automobilmotores einen ziemlich compendiösen Achtzylinderniotor baut, ohne daU der Kurbeltrieb übermäßig lang oder die Steuerung der Ventile besonders kompliziert würde.

Aus dem Bestreben heraus, den Kurbeltrieb noch einfacher zu gestalten, sind nun die Sternmotoren entstanden, bei denen die Zylinder rings um den Kurbeltrieb herum angeordnet werden. Die

typischen Vertreter der Sternmotoren sind Farcot und Esnault-Pelterie.

Auch der siebenzylindrische Gnomemotor und der acht-zylindrische Gobron-Brillie-Motor sind Sternmotore. Nur hat sich bei den Sternmotoren der Nachteil herausgestellt, dal.) die unteren Zylinder voll Oel laufen.

Esnault-Pelterie klappt deshalb die Zylinder, die nach der ursprünglichen Einteilung nach untenstehend gedacht sind, nach oben. Die Es-nault-Pelteriemotoren haben eine ungerade Anzahl von Zylindern.

Farcot, dem offenbar die Schwierigkeiten in der Schmierung der nach untenstehenden sternförmig angeordneten Zylinder bekannt wurden, stellt sein Motor so, daß die Zylinder in einer horizontalen ' Ebene liegen. Er ist aber dadurch, daß die Motorwelle senkrecht zur meist wagrechten Probeller-

Abb. 7. Schnitt durch den Korvin-Motor. Welle Stellt, gezwungen, ein

Kegelrädergetriebe zum Antrieb des Propellers zu verwenden. (Es gibt auch Aviatiker, welche Flugfahrzeuge mittels sog. verticaler Schraubenflügel bauen, für welche dann der Farcotn'iotor wieder Vorteile böte. Da aber der Schraubenfliegertyp wohl kaum größere Bedeutung erlangt, so wird sich die Bauart Farcot gegenüber der normalen Bauart, Motorwelle horizontal, Zylinder aufrecht oder schräg gestellt, sich nicht allgemein durchsetzen.)

Der Clement Bayardmotor ist dein Farcotmotor nachgebildet, wie dies aus der Abb. ö zu entnehmen ist Es sind

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Abb. 7. Schnitt durch den Korvin=Motor.

wieder mehrere Zylinder um den Kurbeltrieb angeordnet. Das Gehäuse ist sockeiförmig erweitert und ruht auf dem Gestell. (Aluminiumblech). Die Zylinder sind wassergekühlt. Die Steuerung der Ventile erfolgt durch Stoßstangen; die Ventile liegen auf dein Zylinderkopf. Die Zündung des Gasgemisches erfolgt wieder durch magnetelektrische Ströme.

Neu und originell ist das vertikale Schwungrad, das als Gyroskop wirkt und die Stabilität eines Fahrzeuges wesentlich erhöhen soll. Ob diese Behauptung praktisch bestätigt wird, wollen wir abwarten. Jedenfalls müssen Gyroskope, die eine^gute Wirkung ausüben sollen, eine bestimmte Schwungradmasse (Gewichte) enthalten. Ob nun die dadurch vermehrte Gewichtsvermehrung durch die gewonnene größere Stabilität ausgeglichen wird, muß durch Probeflüge festgestellt werden. Zum Antrieb der wagrechten Propellerwelle erblicken wir ganz oben ein Getriebgehäuse, in dem ein Kegelrädergetriebe sitzt-

Der ganze Motor ist eigenartig, aber kompliziert. Dessen Bewährung muß daher abgewartet werden.

Bei Sternmotoren mit horizontal angeordneten Zylindern und vertikalem Kurbeltrieb verölen die Zylinder weniger als bei der Anordnung von Gobron-Brillie oder des Gnomemotores, wo besonders die unteren Zylinder unüberwindliche Schwierigkeiten bereiten, insbesondere verschmutzen die Ventile und die Zündkerzen.]

Nicht direkt unter die Flugmotoren gehörig, aber konstruktiv interessant, sind die Korvinmotoren nach den Abb. 7 und 8. Ein solcher Motor wurde bekanntlich in ein Gleitboot eingebaut und die überraschenden Fahrresultate, welche dieses Boot auf der Fahrt zwischen Wien und Budapest erzielte, lenkten die Aufmerksamkeit der Fachwelt auf den Motor.

Das Schema des Motors nach Abb- 7 läßt erkennen, daß ein Verdrängerkolben durch den unteren Kurbeltrieb bewegt wird. In der gezeichneten Stellung des Schemas sind die Auspuffgase vollständig ausgestoßen und der obere Raum ist mit einem explosionsfähigen Gemisch angefüllt. Wir erkennen hier auch das Saugventil.

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Abb. 8. Der Korvln=Motor Dreitaktsystem.

Auf die Detailkonstruktion dieses Motors wollen wir liier nicht weiter eingehen. Es sei noch erwähnt daß

1. bei jeder Umdrehung des Motors eine Explosion erfolgt,

2. während des Laufes sich die Leistung des Motors bei fast gleichem Wirkungsgrad in weiten Grenzen verändern kann,

3. die Verbrennungsprodukte bis auf kleine Reste ausgestoßen werden,

4. es keinen eigentlichen schädlichen Raum gibt und sich das frische Gasgemisch nicht mit den Verbrennungsprodukten mischt.

Dieser Motor ist nicht identisch mit den Zweitaktmotoren. Er ist eigentlich ein Dreitaktmotor, denn der Einlaß beginnt und endet vor oder zu gleicher Zeit wie der Auslaß Die drei Takte des Motors, während eines Kreislaufes des Kurbeltriebes, sind so zu verstehen, daß auf das erste Drittel des Kurbelweges (Niedergang des Kolbens) die Explosion und Ausdehnung der Gase erfolgt. Auf das zweite Drittel des Kurbelweges fällt die Ausstoßung der verbrannten Gase und gleichzeitig der Einlaß der frischen Gase. Auf das letzte Drittel des Kolbenweges (Steigender Kolben) findet die Kompression des angesaugten Gemisches statt.

In der Abb. 8 sieht man das Hebelwerk zur Steuerung des Verdrängerkolbens. Dasselbe ist nicht einfach im Vergleich zu den Viertaktmotoren. Immerhin gibt die Konstruktion neue Anregungen, wie man die Leistung der Explosionsmotoren, bezogen am den einzelnen Zylinder, vergrößert, und es ist nicht ausgeschlossen, daß wir infolge neuer Motorensysteme dem leichten Motor näher kommen, obwohl die höhere Leistung stets durcti Komplikationen (wie im vorliegenden Falle) erkauft werden muß.

Diese kleine Uebersicht über die für Flugmaschinen gebräuchlichen Motorensysteme zeigt jedenfalls, daß das Problem des Explosionsmotors durchaus nicht abgeschlossen ist und der Verfasser dieses wird später auf weitere interessante Detailkonstruktionen zurückkommen.

Es soll aber nicht unerwähnt bleiben, daß die Erfolge im Explosionsmotorenbau bisher weniger in neuen, vollständigen, von dem Viertaktmotor abweichenden Motorsystemen lagen, sondern — wie es auch im Automobilbau der Fall war - die enge Anlehnung an den Otto'schen Viertakt blieb bisher der richtigste Weg, da im Gasmotorenbau nur im Laufe eines vieljährigen Dauerbetriebes die Schwächen der einzelnen Bauteile zu Tage treten. Manchmal kehrt man wieder reuig zu den Anfangskonstruktionen zurück, wie z. B. die elektrische Zündung beweist.

Lenoir verwendete im Jahre 1856 einen elektrischen Induktionsfunken zur Zündung des Gasgemisches. Die Elektrotechnik war aber damals noch weit zurück. Als dann die Glührohrzündung auftauchte, pries die ganze Welt diese Zündungsmethode als wesentliche Verbesserung. Heute ist sie wieder vollständig verschwunden, denn die Magnetapparate, die gegenwärtig auf den Markt gebracht werden, sind derart vervollkommnet und die magnetisch-elektrische* Zündung ist derart bequem, daß heute

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nicht allein die Automobil- und Flugmotoren, sondern auch stationäre Motoren damit ausgerüstet werden.

Innerhalb der Flugmotoren sind ebenfalls einige Verirrungen zu konstatieren und man lernte nicht genügend vom Automobilbau, besonders in der Frage der Schmierung. Viele Konstrukteure bauen fälschlicherweise ein geschlossenes Gehäuse mit sehr flacher Unterschale. Sie vergessen aber, dal.» der Flugmaschinenmotor viel stärker seine Lage wechselt, als der Automobilmotor. Ein Flugapparat versucht besonders in den Kurven zu kippen. Das Oel wird dann in der Unterschale herumgeschlendert und überschwemmt dann den vorderen oder hinteren Zylinder, besonders wenn man die Antoinettebauart gewählt hak

Richtiger ist es, einen Motor mit tiefer Mulde zu bauen und das Oel nur in kleinen Mengen zu allen laufenden Organen des Motores zu führen. Das ablaufende Oel ist dann in der vertieften Mulde so zu sammeln, daß auch bei starker Neigung des Motors keine Benetzung des Kurbeltriebes eintritt. Das Oel wird dann zweckmäßig wieder aus der Mulde gepumpt und zirkuliert wieder in den Lagerstellen. Auch die vermehrte Anwendung von Kugellagern ist bei Flugschiffmotoren zu empfehlen, weil bei Kugellagern die Gefahr des Fressens viel weniger auftritt, als bei Gleitlager.

Eine Kernfrage bei Flugmotoren ist der Vergaser. Hier sei erwähnt, daß in Rücksicht auf die starken Neigungen, die ein Flugapparat vorübergehend einnehmen wird, die sogen. Zentralvergaser, bei denen die Injektordüse von einem konzentrischen Schwimmer umgeben wird, den Vorzug verdienen Ein Motor mit direkt in die Zylinder gepumptem Benzin ä )a Antoinettemotor läßt sich schwer anwerfen.

Die Vergasung des Benzin istjbei Flugapparaten] schwerwiegenden <Aenderungen unterworfen, nämlich:

1. dem sinkenden Luftdruck in großen Höhen,

2. dem geringeren Sauerstoffgehalt in der Luft,

3. den hohen Temperaturschwankungen.

An den Vergaser der Flugschiffmotoren werden also weit höhere Anforderungen gestellt als im Automobilbau. Auch diesen Punkten wurde im Salon, wie ich feststellte, nicht genügend Rechnung getragen. Solange aber die Frage der Schmierung und der Vergasung bei Flugschiffmotoren nicht einwandfrei gelöst wird, solange wird die Entwicklung des Flugmaschinenbaues durch motorische Probleme aufgehalten und an rein aviatischen Problemen hat man doch allein ein gerütteltes Maß voll.

Anmerkung der Redaktion: Trotz mancher Unvollkommenheiten in der Konstruktion der Flugmotoren muß aber doch konstatiert werden, daß unsere westliche Nachbaren mit Geist und Energie an die Lösung der Flugmotorenfrage herangehen. Unsere deutsche Industrie sei deshalb darauf aufmerksam gemacht, auch das Gebiet der Flugschiffmotoren unbedingt zu studieren, falls sie nicht ins Hintertreffen geraten will. Unsere Automobilfabriken sind doch unserer Ansicht nach den Kon-

struktionsaufgaben.vollkommen gewachsen. Auch die Fabrikation von Flugschiffmotoren weicht nicht wesentlich von der der Auto-niobilmotoren ab, wodurch den Automobilfabriken keine neue Einrichtungskosten und kein wesentliches Risiko entsteht.

Unser Berichterstatter, ein erfahrener deutscher Automobil-und Motorenbauer, wird nächstens auf die deutschen Motoren zurückkommen und wir wollen hoffen, daß außer den Firmen Daimler, Körting, N. A. G., Süddeutsche Automobilfabrik Gaggenau, auch andere Firmen sich dem Bau der vielversprechenden Flugschiffmotoren zuwenden.

Flugtechnische Rundschau.

Inland.

Flieger von Aufm'Ordt. Bankier Ordt, Rastatt, hat mit seiner Flugmaschine den Iifezheimer Rennplatz verlassen. Er will seine Versuche anderswo fortsetzen. Besondere Erfolge hat er nicht erzielt. Die Maschine erreichte auf festem Boden wohl eine gute Geschwindigkeit, war auch leicht zu steuern, in die Höhe kam sie jedoch nicht.

In Niederbühl bei Rastatt ist gleichfalls ein Flugtechniker mit dem Bau einer Flugmaschine, die er „Torpedo" nennt, beschäftigt. Die Maschine ist nun soweit fertig, daß der Erfinder im März mit seinen Flugversuchen beginnen [will.

Flieger von Hans Forcb, Mainz. Der Apparat ist ein Zweidecker. Die größte Länge ist 13,5 m, die größte Breite 16,2 m. Der Apparat besitzt vorn ein Höhensteuer, mit welchem gleichzeitig die Seitensteuerung bewirkt wird. Einen Schwanz zur Stabilisierung besitzt der Apparat nicht. Der Schwerpunkt ist sehr tief gelegt uid zwar befindet sich 3 m unter der Tragfläche eine 4 m lange und 3 m breite Gondel. Der Flieger soll sich automatisch im Gleichgewicht halten. Die Vorwärtsbewegung erfolgt durch 2 Propeller nach einer besonderen Konstruktion, welche einen sehr hohen Wirkungsgrad ergeben sollen. Zum Antriebe dient ein 4 Zylinder-Motor, der effektiv 40 PS leistet. Der Apparat soll sich mit einer besonderen Hebevorrichtung ohne Anlauf vom Terrain erheben, Der Flieger soll 4 Personen tragen.

Armand Zipfel, ein Schüler Farmans, welcher in letzter Zeit auf dem Felde von Lyon vom Mißgeschick verfolgt wurde, wird in der Zeit vom 28. Januar bis 4. Februar auf dem Tempelhofer Felde Flüge mit einem Voisin'schen Apparat unternehmen. Zur Verwendung gelangt ein Flieger nach dem Typ-Farman mit einem 50 PS Antoinette-Motor.

Flugmaschine des Freiherrn von Richthofen. Wie uns mitgeteilt wird, liegt dem Schlesischen Verein für Luftschiffahrt zurzeit der Entwurf einer neuen Flugmaschine vor. Der Erfinder ist Freiherr von Richthofen in Hirschberg. Die Flugmaschine stellt einen Zellenflieger dar, der die besonderen Vorteile der Kastendrachen in außerordentlicher Weise auszunutzen in der Lage ist. Durch eine bestimmte Anordnung der einzelnen Zellen gelingt es dem Erfinder, das für den Auftrieb der Flugmaschine erforderliche Luftpolster künstlich durch Reaktion schräg gestellter Flächen zu schaffen, um es so zu ermöglichen, daß die Maschine ohne Anlauf sofort die erforderliche Steigekraft gewinnt. Wir werden in einer der nächsten Nummern ausführlich auf die Konstruktion dieser Maschine zurückkommen.

Ausland.

Flieger von Lepouse, Belgien. Der Ingenieur Jules Lepouse der Solvay-Werke läßt gegenwärtig in Joumont-Trois Monts einen von ihm erfundenen Aeroplan bauen.

dem er den Namen Aero-Torpille beigelegt hat und dessen im kleinen ausgeführtes Modtll allen Anforderungen entsprochen hab.n soll. Der Lepousesche Apparat will den Flug der Tauben nachahmen. Bei 5 Meter Läng: und 3 Meter Breite soll er statt mit einem Gasmotor mit einer sechspferdigen, nur drei Kilogramm schweren Gasturbine versehen werden. Das Gewicht der ganzen Flugmaschine ist auf 75 Kilogramm berechnet, während die Wrightsche ca. 400 Kilogramm wiegt.

Flieger von Camille Souyrls, Mechaniker im Etablissement thermal in Noisy-les-Bains Oran. (Algerien). Das Gestell dieses Fliegers ist 3,75 m lang, 1,80 m hoch und 1,35 m breit.

An dem vorderen Ende des Apparates sind die großen Flügel befestigt, welche eine Flügelweite von 11,75 m und in der Mitte eine Breite von 3,75 m haben. Sie können sich um eine Welle bewegen und nehmen bei ihrer Bewegung die unteren Flügel mit, welche von den ersten 1,50 m entfernt und mit ihnen durch 8 Streben verbunden sind. Die unteren Flügel sind um die Hälfte kleiner wie die oberen, was der Konstrukteur als absolut nötig erachtete, um eine große Stabilität zu sichern-Mehrere Schwebeversuche mit dem Apparat haben den Konstrukteur zu der letzten Anordnung geführt, welche sich als die Beste erwies.

Das Höhensteuer ist 1,50 m vor dem Apparat angebracht. Am hinteren Teile des Fliegers sind zwei lange dreieckige Schweife angebracht.

Der Apparat ruht auf 4 Rädern. Um beim Landen den Stoß abzuschwächen, . sind Pufferfedern angeordnet.

Zum Antriebe der beiden Schrauben von 2,30 m Durchmesser dient ein 35 PS-Motor. Die beiden Schrauben sind 3,86 m voneinander entfernt und zwischen den beiden Flügeln angebracht. Der Apparat soll 2 Personen tragen.

Der Flieger wiegt 380 kg. Die Streben und Spanten werden aus Eschenoder Tannenholz hergestellt, die Armaturen aus Aluminium. Die Tragfläche beträgt ungefähr 40 qm.

Pacioli, Ingenieur in Turin hat bei seinen ersten Versuchsfahrten wenig Glück gehabt. Nach gutem Anlauf hob sich das Fahrzeug bis zu sieben Meter Höhe. Es stieg dann plötzlich nocn höher, drehte sich um sich selbst und sank kraftlos auf die Erde herab. ; Der Aeroplan ist schwer beschädigt. Der Führer, ein Sohn des Ingenieurs, blieb merkwürdigerweise unverletzt.

Farman will die Motore, die ihn verhinderten Wright den berühmten Michelin-preis zu entreißen, nicht mehr verwenden. Von anderer Seite berichtet man über Versuche mit einem neuen Zweidecker von G. Pasquier. Dieser Apparat, dessen Tragflächen 40 qm betragen, wird durch einen Spezialmotor von 60 PS betrieben-

Eine Flugmaschine für 20 Personen beabsichtigt der russische Ingenieur Ca-kowenk zu bauen. Der Apparat ist nach dem Prinzip der Schraubenflieger gebaut, hat eine Län e von 50 und eine Breite von 30 Meter. Sechs Tragflächen und Motoren von 300 Pferdestärken. Das Gesamtgewicht beträgt 7500 Kilogramm, einschließlich" des Gewichtes für 20C0 Liter Benzin, für das mit.neführte Kühlwasser und für die Passagiere. Ob der Apparat sich in der Praxis bewährt, wird der Erfinder erst noch beweisen müssen.

Laurenz Hunkemöller, Ingenieur, Angestellter bei dem Hause Adolf Sauer, Paris, will einen neuen Flieger bauen. Der neue Apparat ist ein Zweidecker. Die zwei unteren Tragflächen sind durch vertikale Scheidewände mit einander verbunden Die Schraube liegt genau im Widerstandsmittelpunkt des Fliege:s und soll etwaige Windstöße elliminieren. Der ganze Apparat ruht auf einem C1 assis von 3 Rädein, welche während des Fluges angezogen werden.

H. Robart setzt in Amiens die Versuche mit seinem Aeroplan fort. Die Tiagfläctie beträgt 50 qm, das Gewicht 400 kg. Zum Betriebe dient ein 40 PS-Antoinette-Motor, sowie 2 Schrauben von 2,32 m Durchmesser. Die Kraftübertragung erfolgt durch Kette.

Der Eindecker von Vandome, welchen wir in der letzten Nummer des „Flugsport" auf Seite 40 unseren Lehern im Bilde vorführten, wurde dieser Tage in Bagatelle bei Paris versucht. Es erfolgte ein kurzer Aufstieg, aber ein heftiger Wind warf den Apparat zur Seite. Die Landung erfolgte unter großen Schwierigkeiten. Der Aeroplan wurde erheblich verleizt.

Moore Brabazon, von welchem wir bereits mehrfach berichteten, hat in letzter Zeit auf dem Lagerfelde von Chalon mit seinem Voisin-Zweidecker gute Resultate erzielt. Er führte Flüge in einer Höhe von 5—8 m bis zu 2000 m Länge aus. Das Durchfahren der Kurven gelang ausgezeichnet. Die Stabilität des Apparates erwies sich als gut. Zum Betriebe des Fliegers dient ein 50 PS Vivinusmotor.

Flieger Köchlin. Die beiden Ingenieure Köchlin und de Pischof besitzen in Paris-Qernelle eine Werkstätte für Flugmaschinen. Den Flieger Köchlin zeigt neben-

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Flieger Köchlin.

stehende Abbildung. Außer Eindeckern baut die Firma auf Bestellung jede andere Konstruktion. So haben sie z. B. den Zweidecker von Lejeune gebaut.

Flugpreise.

Auf dem Internationalen Luftschiffahrtskongreß, welcher am 12. Januar in London tagte, wurde auf Antrag des Präsidenten des Belgischen Aero-Clubs die Stiftung von Preisen im Gesamtwerte von 1200 000 Frcs. für Flugma-chinen und lenkbare Luftschiffe beschlossen.

Der Verein „Flugmaschine" schreibt im Verein mit dem Wiener Flugtechnischen Verein eine Konkurrenz von Flugmodellen unter nachfolgenden Bedingungen aus:

Die Konkurrenz findet am Samstag, den 30. d. M., beginnend um 3 Uhr, voraussichtlich in der Schwarzenberg-Reitschule (lichte Länge 40 m, lichte Breite 13 m), Wien, 4. Bezirk, Heugasse Nr. 1, auf Kosten der ausschreibenden Vereine statl.

Zulaß zu dieser Konkurrenz, die eventuell am nachfolgenden Tage um 9 Uhr fortgesetzt wird, finden alle jene Bewerber, die sich bis am 23. d., 12 Uhr mittags, schriftlich bei der Geschäftsstelle des Vereins „Flugmaschine", Wien, 4. Bezirk, Wienstraße Nr. 31, anmelden.

Anmelduneen, die bis zu diesem Termin nicht schriftlich oder nicht unter Beischluß einer Beschreibung und einer Skizze des oder der zur Konkurrenz angemeldeten Modelle, oder ohne erfolgten Erlag eines Nenngeldes per angemeldetes Modell im Ausmaß von K. 20.— erfolgen (Mitglieder der aus chreibenden Vereine sind von dem Erlag des Nenngeldes entbunden), behält sich die Jury vor, von der Konkurrenz auszuschließen.

Die Anmelder verzichten unter allen Umständen auf die Rückerstattung der Nenn^elder, außer in dem Falle, wenn die ausgeschriebene Konkurrenz aus Verschulden des Vereins „Flugmaschine" nicht zur Zeit oder spätestens im Verlauf weiterer vierzehn Tage stattfindet.

Der Verein „Flugmaschine" wäh't im Verein mit dem Wiener Flugtechnichen Verein die Jury und diese wählt aus ihrer Mitte einen Obmann, einen Vizeobmann und einen Schriftführer.

Die Jury trifft die Entscheidungen mit der Majorität der abgegebenen Stimmen.

Im Falle Stimmengleichheit eintritt, entscheidet das Votum des jeweiligen Vorsitzenden.

Die Entscheidungen der Juiy werden inappellabel gefällt. Die Anmeldenden unterwerfen sich denselben bedingungslos. Propositionen für einen Wettbewerb von Drachenfliegern (A ero p 1 an en):

1. Abflughöhe, Maximum 2 m.

2. Anlauf, 3 m im Maximum.

3. Ob auf Schlitten oder Rädern laufend oder von freier Hand oder unter Benützung eines Katapultes, ist freigestellt.

4. Anlaufvorrichtung (schiefe Ebene usw.) frei.

5. Dreimalige Wiederholung der Flüge. Der weiteste Flug gilt als Wertleistung. Bei Lancierung aus freier Hand sind von der erzielten Distanzleistung 2 m, bei Abschnellune von einem Katapult 5 m in Abzug zu bringen.

6. Feuerwerkskörper als Antriebskraft sind ausgeschlossen.

7. Art des Antriebs durch Gummi- oder Federn-Motore.

8. Modelle mit Benzin-, Gas- oder Dampfmotorantrieben können in separater Konkurrenz teilnehmen.

Folgende Preise werden ausgesetzt: 1. Preis K. 400.—, 2. Preis K. 300.— , 3. Preis K. 100.—.

Die Jury behält sich vor, in Rücksicht auf die erzielten Leistungen und die Ausführbarkeit der Modelle für praktische Zwecke zu bestimmen, ob die Zuerkennung von Preisen überhaupt zu erfolgen hat.

Im Falle der Anmeldung von Modellen mit Benzin-, Gas- oder Dampfmotorantrieben behalten sich die auss hreibenden Vereine die Aussetzung eines separaten Preises vor.

25 000 Frcs. als Preis für den Verfasser des besten Buches über die Flugfrage hat König Leopold von Belgien ausgeschrieben.

Ausstellungswesen.

Internationale Luftschiffahrtsausstellung Prankfurt a. M. 190°. Die Vorarbeiten der Luftschiffahrtsausstellung, welche von J.Ii bis September hier in Frankfurt a. M. stattfinden soll, haben in den letzten Tagen gute Fortschritte gemacht. Vorsitzender der Ausstellung ist Geheimrat Dr. Gans, 2. Vorsitzender Dr. Vanentrapp. Die technische Leitung liegt in den Händen des bekannten Luftschiffers Major von Tschudi. Es haben sich 8 Ausschüsse gebildet, in denen 150 Personen tätig sind. Die Beteiligung der ausstellenden Firmen wird eine sehr rege sein.

Flugmascliinen mit kurzem Anlauf, wie die Wrightsche, können auf dem Festplatz aufsteigen. Für die Flieger hingegen, die in ihre Leistungsfähigkeit noch nicht genügend erprobt sind, wird ein anderes größeres Versuchsfeld vorgesehen werden.müssen. Das Gelände östlich des Ausstellungsplatzes, hinter dem Bahndamm, -begrenzt im Süden durch deif'OTfertohnhöf und im Norden durch die Bahnlinie Rödelheim, dürfte sich hierfür vorzüglich eignen.

Die Berliner Aeronautische Ausstellung. Der K iserliche Automobil-Klub hat, wie wir hören, nach längeren Verhandlungen mit den maßgebenden Interessentenkreisen beschlossen, eine internationale Motorboot- und aeronautische Ausstellung, die in der Zeit vom 1. März bis 4. April 1910 in der Ausstellungshalle am Zoologischen Garten abgehalten werden soll, gemeinsam mit dem Verein Deutscher Motorfahrzeug-Industrieller zu veranstalten. Diese Ausstellung, für de die Vorarbeiten bereits begonnen haben, soll ein übersichtliches Bild der Fortschritte auf dem Gebiete des Motorbootbaues, des Motorluftschiffwesens und der Flugtechnik vor Augen führen. Während der Dauer der Ausstellung sollen auch aeronautische Vorführungen, Versuche mit Flugapparaten im Betriebe und dergleichen stattfinden.

Vorträge.

lieber die Portschritte und die Zukunft der dynamischen Flugmaschine hielt Hermann Ritter von l.ößl im niederösterreichischen Gewerbeverein am 8. Januar einen Vortrag, v. Lölil hob besonders die Leistungen und Verdienste des genialen Wiener Erfinders Wilhelm Kreß hervor und erklärte, wenn diesen Versuchen mehr Unterstützung zuteil geworden wäre, stünde Oesterreich heute auf der Ruhmesstufe, die sich seither Frankreich erobert hat. Es wäre beschämend, betonte der Vortragende, wenn analog der Wasserschraube von Ressel, nun auch die Luftschraube < von Kreß den Umweg über das Ausland zu machen hätte, wie es teilweise allerdings

schon geschehen sei. Herr v. Lößl besprach in eingehender Weise fast alle derzeit bestehenden Flugrraschinen, Apparate und Projekte. Nachdem er auch suf einen in Ausführung begriffenen Drachenflieger mit neuartigem Antrieb des österreichischen Grafen Ostaszewski hingewiesen hatte, wendete er sich der industriellen Seite der der Flugbestrebungen zu und gab dem Wunsche Ausdruck, daß diese Bestrebungen staatliche Unterstützung finden mögen. Diese Industrie wird in kurzer Zeit ein mächtiger Faktor werden, mit dem wohl zu rechnen sein wird. Von der Zukunft der Apparate -agte der Vortragende: „Wir werden neue, verläßlichere Motoren, sagen wir Explosionsturbinen, bauen, wir werden die Tragflächen verbessern, für den Auf- und Vortrieb neue Mechanismen ersinnen und nach zwanzig Jahren nur mit Lächeln die heutigen Flugmaschinen betrachten."

Patentwesen.

Patentanmeldungen.

No. 77h. B. 45 702. Vorrichtung zum gleichzeitigen Einstellen der verschiedenen

Steuer von Luftfahrzeugen und Unterseebooten. Louis Bleriot, N;uilly s. Seine;

Vertr.: C. Fehlert, G. Loubier, Fr. Harmsen und A. Büttner, Patent-Anwälte,

Berlin SW. 61. 2. 3. 07. No. 77 h. R. 24 754. Drachenflieger mit pendelnd an den Drachenflächen ange

ordnetem Antriebsgestell. Dr. ing. Hans Reißner, Aachen, Lütticherstr. 16o.

4. 7. 07.

No. 77 h. R. 25904. Höhen- und Seitensteuerung für Luftfahrzeuge, welche durch

Drehen und Verschieben eines Handgriffes in Tätigkeit gesetzt wird. Walter

Rudies, Pankow, Florastr. 33. 20. 2. 08.

Patenterteilungen. No. 77h. 206 440. Drachenflieger mit verstellbaren Hubschrauben. Herbert Schultze,

Kiel, S. M. S. „Kaiser Karl der Große". 9. 1. 08. Sch. 29244. No. 77 h. 206614. Luftschiff. Siemens - Schuckert-Werke, G.m.b.H., Berlin.

4. 9. 07. S. 25206.

No. 77 h. 206 691. Flugmaschine mit Schlagflüeeln und Tragflächen. Franz Wondra, Schenectady, V. St. A.; Vertr.: Dr. W. Haußknecht u. V. Fels, Patent-Anwälte, Berlin W. 35. 10. 11. 05. W. 24732.

Gebrauchsmustereintragungen.

No. 77h. 361500. Zwischen Schienen laufende Drehbügel-Entkuppelung für Luftfahrzeuge. Max Richter, Berlin, Motzstr. 92. 16. 12. 08. R. 22 830.

Schraubenflügel für Fingmaschinen.*)

Bei deTrSchrairbenflügel für Flugmaschinen, die sich im wesentlichen aus dem Flügelblatt und dem zur Befestigung des letzteren an der Antriebswelle dienenden Schaft zusammensetzen, sind diese beiden Teile gewöhnlich durch ein Zwischenstück miteinander verbunden. Das letztere erhöht das Gewi ht des Flügels und vermehrt den Reibungswiderstand, den der Flügel bei der Drehung in der Luft findet. Diese Nachteile sind beim Flügel nach vorliegender Erfindung dadurch vermieden, daß das Blatt und der Schaft aus einem einzigen Stück Blech hergestellt werden.

Auf der Zeichnung ist der Erfindungsgegenstand in einer beispielsweisen Aus-iührungsform dargestellt.

Abb. 1 und 2 zeigen einen Schraubenflüg I in Vorder- und Seitenansicht.

Abb. 3 bis 5 sind Querschnitte rks Flügels.

Abb. 6 zeigt einen Doppelflügel.

*) D-: R. P. 203787. Rudolf Chillingworlh in Nürnberg.

Seile 86

FLUGSPORT."

No. 3

Wie aus der Zeichnung ersichtlich, ist der Schaft c kegelförmig gestaltet und verläuft allmählich unter Bildung einer Rippe b in dem Schaufelblatt a. Die Herstellung des Schraubenflügels erfolgt dadurch, daß in eine in der gewünschten Form zugeschnittene Blechplatte eine im Querschnitt halbkreisförmige, nach außen hin sich verjüngende Vertiefunng eingepreßt wird, so daß die Rippe b entsteht. Der zur Bildung des Schaftes bestimmte, halbkreisförmig eingepreßte Teil der Blechplatte wird darauf um einen kegelförmigen Dorn herumgelegt, wodurch der Schaft geschlossen wird. Diese Gestaltung des Schaftes bietet den Vorteil, daß die Schraubenflügel aus der den Schaft a; fnehmenden und ihm entsprechend ausgebildeten Nabenhülse der Antriebswelle infolge der Fliehkraft nicht hinausfliegen können. Die Höhlung des Schaftes wird durcli einen Kern aus Holz oder einer anderen leichten Masse ausgefüllt, um zu verhüten, daß der Schaft, wenn er unter der Wirkung der Fliehkraft gegen die Wandung der Nabenhülse gepreßt wird, zusammengedrückt wird und der Flügel sich lösen kann. Ferner wird zweckmäßig die Hohlrippe des Flügelblattes mit Holz ausgelegt oder mit einem dünnen Stoff abgedeckt, um zu

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Abb. l. Abb. 2. Abb. 6.

verhindern, daß die Luft sich in der Höhlung der Rippe fängt und gegen den Rand derselben stößt, wodurch der Widerstand, den die Flügel bei der Drehung in der Luft finden, erhöht würde.

Der in Abb 6 dargestellte Doppelflügel ist in der gleichen Weise wie der Einzelflügel aus einer einzigen entsprechend zugeschnittenen Blechplatte gepreßt. Bei ihm schl eßt sich an jedem Ende des Schaftes ein Flügelblatt an, in dem sich die eingepreßte Rippe allmählich verläuft. Die Verwendung eines Doppelflügels bietet der Anordnung zweier Einzelflügel gegenüber den Vorteil, daß seine Befestigung an der Motorwelle wesentlich leichter herzustellen und zugleich zuverlässiger ist. Denn die an biden Flügelblättern wirksamen, entgegengesetzt gerichteten Fliehkräfte werden durch den gemeinsamen Schaft c der Blätter aufgenommen, so daß besondere Befestigungsmittel zur Uebertragung der in dem Schaft auftretenden Zugkräfte auf die Welle nicht erforderlich sind Daher kann bei dem Doppelflügel auch, wie aus Abb. 6 ersieh lieh, der Schaft c zylinderisch gestaltet sein. Er wird zweckmäßig ebenso wie der Schaft des Flügels nach Abb. I und 2 mit Holz ausgefüllt, um beim Einspannen desselben in die Nabenhülse ein zusammendrücken zu verhindern.

Vorrichtung zum Bewegen von Körpern in Lnft durch beschleunigte Schlagbewegungen von Flächen.

Werden auf eine Druckfläche beliebiger Form in schneller Aufeinanderfolge hin und her gehende Bewegungen in der Weise übertragen, daß die Druckfläche während ihrer Auf- oder Abwärtsbewegung eine sehr schnell beschleunigte Bewegung macht, so wird ein mit dieser Fläche verbundener Körper sich im Raum fortbewegen. Die unter der Wirkung der Druckfläche stehende Luft o. dergl. erhält während der stark beschleunigten Schlagbewegung der Druckfläche gewissermaßen einen starken plötzlichen Stoß und wird dabei zusammengepreßt, sodaß eine der Größe der Beschleunigung entsprechende Gegenwirkung auf die Druckfläche hervorgerufen wird, die sich in der Fortbewegung des mit der Druckfläche verbundenen Körpers äußert.

Während man bereits vorgeschlagen hat, die erforderliche schnell beschleunigte Schlagbewegung der Druckfläche mittels eines Kurbelgetriebes zu erteilen, wird diese Bewegung bei der Vorrichtung nach der Erfindung durch eine ununterbrochene

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Abb. 1. Abb. 2.

zweckmäßig runde Kurvenbahn erzielt, welche auf eine ständig dasegengedrückte, mit der Druckfläche verbundene Rolle wirkt. Durch eine fortlaufende gleichmäßige Bewegung dieser Kurvenbahn kann man bei der Verwendung verschiedener Kurvenbahnen beliebig veränderliche Beschleunigungen und Bewegungszeiten der Druckfläche erzielen.

Auf der Zeichnung sind mehrere Austührungsformen der Vorrichtung nach der Erfindung dargestellt.

Abb. 1 zeigt eine Ausführungsform der Vorrichtung mit einer hin und her gebenden Schubkurvenstange zur Erzielung der beschleunigten Schlagbewegung der Druckfläche, und

Abb. 2 bis 4 sind Ausführungsformen der Vorrichtung mit einer kreisrunden Kurvenbahn.

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Abb. s- Abb. 4.

Die Druckfläche, mit welcher der fortzubewegende Körper verbunden ist, trägt bei der in Abb. 1 dargestellten Ausführungsform der Vorrichtung eine nach unten gerichtete Stange g, an deren Ende eine Rolle h sitzt. Diese Rolle liegt ständig gegen ene durch eine geeignete Vorrichtung hin und her beweete Schubkurvenstange o an, deren Kurvenbahnen k so ausgebildet sind, daß die Beschleunigung und Zeiten für die Auf- und Abwärtsbewegungen der Druckflächen verschieden sind.

*) D. R. P. No. 204238. Hugo Lentz in Halensee und Charles Bellt ns in Neuilly-sur-Seine, Frankr.

Die Abwärtsbewegungen der Druckfläche werden durch Befahren der Kurven 1, 2 bezw. 3, 4, bezw. 5, 6 bezw. 7, 8 bewirkt, welche kurze Abszissen besitzen und daher große Beschleunigungen ergeben, während die Abwärtsbewegungen der Druckfläche durch Befahren der Kurven 2, 3 bezw. 4, 5 bezw. 6, 7 erfolgen, welche lange Abszissen aufweisen und demnach geringe Beschleunigungen hervorrufen. Wird diese Stange in gradliniger, gleichförmiger Bewegung in der Richtung des Pfeiles q (Abb. 1) verschoben, so stehen die Zeiten der Auf- und Niederbewegung im stetigen Verhältnis.

1 : 2 3 : 4 5 : 6

2:3 ~~ 4:5 6:7

und die Beschleunigungen sind bei beiden Wegen verschieden.

Bei den in Abb. 2 bis 4 dargestellten Ausfiihrungsformen der Vorrichtung ist die Kurvenbahn zur Erzeugung der beschleunigten Schlagbewegung der Druckfläche a kreisrund ausgebildet, indem die einzelnen zur Auf- und Abwäitsbewegung der Druckfläche dienenden Kurvenbahnen k" bezw. k'" fortlaufend auf einer kreisrunden Scheibe r vorgesehen sind. . Die beispielsweise als Scheibe ausgebildete Druckfläche a trägt in ihrer Mitte eine Rolle h, welche durch eine Feder i gegen die Kurvenscheibe r angedrückt wird. Wird die Scheibe r mit hoher Geschwindigkeit um ihre Achse s gedreh1, so erhält die Druckfläche a durch die Abrollung der Kurvenbahnen k" auf der Rolle h eine hin und her gehende Bewegung mit veränderlichen Beschleunigungen, sodaß sie und der mit ihr verbundene Körper in der Luft fortbewegt werden.

Diese Antriebsvorrichtung bietet den Vorteil eines unmittelbaren Angriffs der Druckfläche durch die Antriebsscheibe ohne Uebertragungsvorrichtung. Ist die Druckfläche a kreisförm'g, so ist ihre Masse vollständig symmetrisch zur Rolle h verteilt.

Die Druckfläche bewegt sich bei der Ausführungsform der Vorrichtung nach Abb. 3 in einem Gehäuse w, welches jedoch um diese Druckfläche keinen dichten, zylinderartigen Abschluß bilden soll, lnfolgedes en wird das zwischen der Druckfläche und dem Gehäuse befindliche elastische Mittel abwechselnd ausgedehnt und zusammengedrückt, und die hierdurch entstehenden Druckwirkungen auf die Innenflächen t und u des Druc'<körpers und des Gehäuses heben einander auf. Aui diese Weise werden störende Wirkungen des elastischen Mittels während der Rück-bewegungen vermieden.

In Abb. 4 ist eine Ausführungsform der Vorrichtung dargestellt, bei welcher zwei mit den Beschleunigungskurven k'" versehene Scheiben r mit ihren Achsen s parallel zu einander angeordnet sind und durch jede Scheibe r eine besondere Druckfläche a angetrieb n wird, welche seitlich zur zugehörigen Scheibe gelagert sind.

Bei der Benutzung mehrerer Druckflächen kann man diese so antreiben, daß die Stoßbewegungen der einzelnen Scheiben seitlich gegeneinander versetzt sind. Zu diesem Zwecke kann man die Antriebscheiben um einen entsprechenden Winkel gegeneinander verdrehen.

Die Druckflächen a werden vorteilhaft während der Auf- und Abwärtsbewegung zu sich selbst pirallel gehalten, da in diesem Falle die Rückwirkung der bei der beschleunigten Schlagbewegung der Druckfläche verdichteten, als Widerlager wirkenden Luft am größten ist.

Drachenflieger mit nach allen Richtungen verstellbarer Schraube.*)

Die Erfindung bezieht sich auf einen Drachenflieger, dessen Schraube nach alle i Richtu gen verstellbar ist, und besteht in neuen Mitteln zur Verstellung der Schraube. Gemäß der Ei findung ist die Schraubenwelle in einem Gleitstück gelagert, das in den Schlitzen zweier senkrecht zueinander beweglicher Schlitten ruht.

Die Zeichnung stellt eine beispielsweise Ausführungsform des neuen Drachenfliegers mit nach allen Richtungen verstellbarer Schraube in Seitenansicht (Abb. I) und Einzelheiten (Abb. 2 bis 5) und in schaubildlicher Ansicht (Abb. 6) dar. Zweck Aufstiegs nimmt der Luftschiffer Abb. i. auf dem Stuhl c (Abb. 1 und 6) Platz,

setzt den auf der Plattform C des Gestells angebrachten Benzinmotor D in Gang und kuppelt die Triebwelle des Motors mit

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*) D. R. P. Nr. 187 862. Anton Joseph Westlake, London.

der Zw isclienwelle d und der damit durch Kreuzgelenk dl verbundenen, anfangs wagerecht gestellten Schraubenwelle e, so daß die Schraube E sich zu drehen beginnt und der Flugapparat sich auf den Rädern a1 über die Erde fortbe« egt. Sobalo die erfordet licl.e Geschwindigkeit erreicht ist, wird die Schraubenwelle e aufwärts

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909 Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

gerichtet {(wie in Abb. 1), indem mai durch Drehen des Handrades f3 durch Vermittlung der mit ihm verbundenen Trommel fa und der über diese laufenden, durch Leitrollen f1 geführten Schnur f den im Gestell A verschiebbar gelagerten und die Schraubenwelle e tragenden wagerechten Schlitten Fl hebt, ** a*e' wodurch der Drachenflieger, unter der Einwirkung der nun-Iff mehr schräg stehenden, im Rahmen b ausBambus, Metall-\jZf4 röhren oderdergl. eingespannten seidenen Drachenflächen B, aufsteigt; Nach Erreichung der gewünschten Höhe kann man Abb- den Drachenflieger durch Einstellung der Schraube ; chräg

nach unten, ähnlich einem Drachen, schwebend erhalten.

Um mit dem Drachenflieger auch Wendungen ausführen zu können, ist außer der senkrecht angeordneten Schnur f noch eine wagerechte (Abb. 4) vorgesehen, die den wagerecht im Gestell A gleitenden Schlitten F seitwärts bewegt. Die Schrauben-wehe ruht dann in einem Lager ez (Abb. 2, 5 und 6), das senkrechte unJ wagerechte Gleit-llächen in hintereinander liegenden Ebenen besitzt, die in die Schlitze der beiden S.hlitten eingreifen.

Statt den Motor fest anzubringen und die Schraubenwelle mittels Kreuzgelenks verstellbar mit der Motorwelle zu kuppeln, kann man auch den Motor selbst senkrecht und wagrecht schwingend anordnen und die SchrauDenwelle fest mit der Motorwelle ver- "■

binden. Auch können mehrere Propeller benutzt werden, die mit einfacher oder doppelter Steuerung versehen sind und zweckmäßig entgegengesetztejSchaufeln haben, also sich in entgegengesetztem Sinne drehen.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Verschiedenes.

Ingenieur Maxim, London, teilt mit, daß er nach langem Studium einen neuen besonders leichten Motor für Luftschifiahrtszwecke konstruiert habe.

Ingenieur Heinrich Münch aus Deutschland, zurzeit in Paris, hat einen neuen einzylindrisehen Zweitaktmotor für Flugmascninen konstruiert, welcher die gleichen Leistungen und denselben Wirkungsgrad wie ein Vierzylindermotor ergeben soll. Der Motor hat weder Ventile noch Federn. Gas-Einlasse und -Ausströmung vollziehen sich au omatLch. Ingenieur Münch ist auch mit dem Bau einer Flugmaschine b.schäftigt. —

Wilbur Wright hat in Pau in Südfrankreich bereits mit der Montage seines Fliegers begonnen. Dieser Tage wird er auch seinen neuen Motor erhalten und denselben einbauen. Wright hat auf dem Versuchsfelde sich einen Wohnschuppen

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„FLUOSPOR T".

No. 3

gebaut, um ständig in der Nähe seines Aeroplans zu sein. 10 km von Pau in der Nähe von Pont - Long soll eine Fliegerschule stationiert werden. Der Verkehr zwischen Pau und/der Fliegerschule wird durch einen regelmäßigen Automobil-Omnibusdienst aufrecht erhalten. Bei etwaiger Abwesenheit von Wright liegt die Leitung des'Unterrichts in den Händen des Grafen Lambert

Eine Landungsstelle für Flugmaschinen soll in Belgien beschaffen werden. Der belgische Aeroklub hat an alle Bürgermeisier des Landes ein Rundschreiben gerichtet, in dem er um Auskunft bittet, ob sich innerhalb ihrer Gemeinde ein Terrain befindet, das sich für flugtechnische Zwecke eignen würde, und das mindestens eine Länge von 300 Meter und ene Breite von 400 Meter h t. Auf Grund der erhaltenen Auskünfte gedenkt der belgische Aerokluo, eine Spezialkarte herauszugeben, auf der alle in Frage kommenden Landungsplätze für Flugtechniker verzeichnet Mnd. Eine ähnliche Karte bereitet übrigens auch der französische Aeroklub für die Umgebung von Paris vor. Vorläufig kämen diese Landungsplätze wohl nur für Flugmaschinen, die sicn wieder mit eigenen Mitteln in die Luft erheben können, also Apparate Voisinschen Systems, in Betracht, da die Gemeinden kaum in die Lage kommen dürften, für eine gelegentliche Landung besondere Startvorrichtungen zu bauen.

Eine Drachenfliegerstation soll auf Kalmit bei Neustadt im Einverständnis mit dem Pfälzer Waldverein errichtet werden. Mehrere wissenschaftliche Flugtechniker haben sich der Sache angenommen Da die Kalmit infolge ihrer luftigen Lage und die große Kaimitschutzhütte du ch ihre Bauart einen günstigen Stützpunkt bieten, so ist der weiteren Entwicklung mit Interesse entgegenzusehen.

Die erste Pariser Flugmaschinenstation befindet sich an der Ecke des Bou'e-vard Bonne Nouvelle und aer Rue de la luns. Die Station, welche von dem Architekten Morin projektiert wurde, besitzt eine Länge von 25 Meter und eine Breite von 12 Meter. Dieser Raum ist von einer Ballustrade umgeben, o daß er während des Sommers einen angenehmen Aufenthalt für die Bewohner des Hauses bietet. An einigen Stellen e;heben sich auf dem Dache kräftige verzinkte Eisenpfähle, die etwa einen Meter aus dem Dache herausragen; auf diesen Stützen wird ein wagerechtes Gitterwerk aus Eisen angebracht, das eine vollkommen gleichförmige Fläche bietet und so eine vorzügliche Anflugbahn für die Flugmaschinen is\ Da z. B. Wright nur eine Anflugstrecke von 13 Metern braucht, genügt eine Länge von 25 Metern auf alle Fälle. Die weitblickenden Pariser haben natürlich auch die Frage erwogen, ob mau solche Flugmaschinenbahnhöfe auf jedem Haus errichten könne. Zu ihrem Leidwesen mußte Morin diese Frage verneinen. Die Möglichkeit hängt von dem Bau des Dachstuhles ab! Ist dieser aus Holz, so ist er zu schwach; nur wenn das Gerippe aus Eisenträgjrn besteht, ist es möglich, einen Flugmaschinenbahnhof anzulegen. Die Kosten betragen, beiläufig bemerkt, gegen 15000 Francs.

Die Wiener Luftschiffer-Zeitung, Herausgeber Abgeordneter Victor Silberer, erscheint mit Beginn dieses Jahres statt monatlich 1 mal, monatlich 2mal. Der Abonnementspreis für 24 Ausgaben beträgt wie bisher 10 Kronen. Die Zeitung erscheint bereits im 8. Jahrgang.

Farman erhielt vom Touring Club de France die Goldene Medaille.

Vereinsnachrichten.

Ein neuer Aeroklub wurde in Antwerpen gegründet. Die Gründer sind Oberst L van der Borren, Major Le Clement de Saint Marc und Leutnant Coppens, sämtlich von der Genietruppe. Baron de Caters soll angefordet werden, den Vorsitz über den neuen Klub zu übernehmen.

Neue Aeroclubs in Frankreich. Es haben sich noch folgende aeronautische Clubs gegründet: Aero-Club de Provence, Präsident P. Barlatier und Aeroclub Liege-Spa mit Julius de Thier an der Spitze.

Geschäftliche Nachrichten.

Die Weiller»Qesellschaft hat durch Michel Clemenceau 25 Wright-Aoparate in Auftrag erhalten. Die Flieger werden von d r „Astra'-Gesellschaft in Billancourt und von der „Chantiers de France" in Dunkerque gebaut.



Flugsport

Jllustrierte technische Zeitschrift und Anzeiger

für die gesamte

„Flugschiffahrt"

unter Mitwirkung bedeutender Fachmänner herausgegeben von

Oskar Ursinus, Civilingenieur.

Brief-Adr.: Redaktion und Verlag „Flugsport Frankfurt a. M., Bahnhofsplatz 8.

Erscheint regelmäßig am I. und 3. Freitag jeden Monats. . . .. = Zu beziehen durch alle Buchhandlungen.

Der Nachdruck unserer Artikel ist, soweit, nicht mit „Nachdruck verboten" versehen, nur mit genauer Quellenangabe gestattet.

Nr. 4. Frankfurt a. M., 5. Februar 1909. Jahrg. I.

Internationale Luftschiffahrts=Ausstellung Frankfurt am Main 1909.

Die internationale Luftschiffahrts-Ausstellung Frankfurt a. M.

findet in der Zeit vom 10. Juli bis 10. Oktober in der Ausstellungsfesthalle statt. Nachdem in Frankfurt das Ausstellungsprojekt greifbare Formen annahm und man energisch die Vorarbeiten betrieb, regte es sich auch an anderen Orten. Ueberau sollen Luftschiffahrts-Ausstellungen ins Leben gerufen werden. Dieselben werden jedoch bei weitem nicht in der Lage sein, den großen Vorsprung, welchen Frankfurt besitzt, einzuholen. Frankfurt a.M. ist infolge seiner zentralen Lage, seinerAus-

Geli. Kommerzienrat*Gans. Stellungshalle und nicht

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Seite 92 „FLUGSPORT". No. 4

zum wenigsten durcli seine vorzügliche Leitung, von Zufällen begünstigt, welche eine andere Ausstellung ohne weiteres nicht aufzuweisen vermag Graf Zeppelin und Major von Parseval haben ihr Erscheinen zugesagt. Es wird demnach ein starres und ein unstarres Luftschiff von Friedrichshafen resp. von ßitterfeld aus den Flug nach Frankfurt unternehmen, wobei man sehr interessante Vergleiche zwischen den beiden Systemen anstellen kann. Die Zeppelingesellschaft macht ihre Beschickung nur von der Errichtung einer Halle für ihre Luftschiffe etwa unweit Frankfurt abhängig; sie würde aber, wenn ihr diese Halle gebaut würde, geneigt sein, Frankfurt zu einer Art Zentrum für ausgedehnte Passagierfall r ten etwa den Rhein hinauf und zum Bodenseegebiet hinunter zu machen.

Für die Lieferung des Wasserstoffs zum Füllen der Ballons und Luftschiffe kommen 2 hiesige Firmen in Betracht und zwar die

Chemische Fabrik Elektron in Griesheim und die Dellwick-Fleischer-Wassergas-Qesellschaft in Frankfurt a M. mit ihrem neuen Wasserstoffver-

Reyieruiiysiat Dr. Varreiitrapp. ( .

laiiren.

Für Flugmaschinen wird ein Fliegerwettbewerb veranstaltet werderh- Ein geradezu ideales Versuchsfeld, welches 1400 m lang und 800 m breit und nahe bei Frankfurt a. M. gelegen ist, ist vorhanden.

Die Organisation ist mustergültig durchgeführt.

Außerdem groDen AusschulJ und den 7 Fachausschüssen ist ein Ehrenpräsidium gebildet worden, bestehend aus den Herren Oberbürgermeister Dr. Adickes, Oberpräsident Hengstenberg und General von Eichhorn, sowie ein internationales Komitee, welchem

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No. 4

„FI-UOSPOR T".

Seite 03

hervorragende Vertreter der Luftschiffahrt der verschiedensten Länder angehören.

Der Vorstand wird gebildet aus den drei Präsidenten Geh. Kommerzienrat Gans, Regierungsrat Dr. Varrentrapp, Walter vom Rath, dem Direktor Major von tschudi und dem Syndikus Rechtsanwalt Dr. Joseph. Wissenschaftlicher Beirat ist Dr. Paul Gans-München.

Die Vorsitzenden der einzelnen Ausschüsse sind: Großer Ausschuß: Geh. Kommerzienrat Andrae-Passavant; Ausschuß für Wissenschaft und Technik: Dr. Lepsius, Prof. Salomon; Finanz-Ausschuß: O. Höchberg, O. Hauck, E. Ladenburg, General-direktorDumcke; Propaganda - Ausschuß : SyndikusDr.Trumpler; Bau-und Dekorations-Ausschuß: Stadtrat Schaumann ;Verkehrs-Ausschuß: Oberstleutnant Ilse; Wirtschafts-Ausschuß : Stadtverordneter Sidler, Hoteldirektor Gottlob; Festlichkeiten -Ausschuß: Eduard Engler, Dr. K. Schleußner.

Das Ausstellungsbureau befindet sich Taimusstraße 3, Fernsprecher 6403, Telegramm-Adresse 11a-Frankfurtmain

Die Ausstellung ist in 11 Gruppen einge- waitervom »»m-.-

teilt und zwar umfaßt:

Gruppe I: Ballons und Ballonfabrikation, Sloffweberei und andere Dichtungsverfahren, Seilerei, Korbflechterei, Spezialmaschinen dieser Gebiete und Rohmaterialien in den verschiedenen Stadien ihrer Verarbeitung.

Gruppe 2: Motorballons, deren Modelle und Zeichnungen, Propeller, Steuerungen Gondeln u. s. w.

Gruppe 3: Militärluftschiffahrt, Frei- und Fesselballons, Ballonhallen, Transport-, Verankerungs- und Füllgeräte, Ballongeschütze und Geschoß u. s. vc.

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Oruppe 4: Signal - Dienst für Ballons, elektrische Apparate in den verschiedensten Arten ihrer Verwendung, drahtlose Telegraphie und ih e flilfszweige, Biief-tauben, Briefmöwen.

Gruppe 5: Gas-Fabrikation und Kompression.

Gruppe 6: Wissenschaft der Luftschiffahrt, Literatur, Luftuntersuchungen, phofographische Aufnahmen, Kartographie, Meteorologie, Astronomie, geschichtliche Entwicklung der Luft- und Flugschiffahrt, Drachenstationen und deren Einrichtungen. v

Gruppe 7: Feinmechanische und physikalische Apparate mit Einschluß der Optik und photographischen Industrie, soweit diese die Luftschiffahrt berühren.

Gruppe 8: Ausrüstungen für Ballonfahrer, Kleidung, Proviant, Sauerstoffapparate, Körperhyg ene, Korbbeleuchtung, Flaggen, Rettungsapparate u. s. w.

Gruppe 9: Flugapparate und Drachen.

Gruppe 10: Motore, Motorteile, Spezialmaschinen für Motorfabrikation, Kraftübertragungen, Motorlagerungen.

Gruppe 11: Kunstgegenstände, welche sich auf die Luftschiffahrt beziehen. ^

Eine Prämiierung der Ausstellungsgegenstände ist vorläufig

nicht in Aussicht genommen. Dagegen werden Wettbewerbe aller Art stattfinden, die wir unseren Lesern regelmäßig mitteilen werden. ■„

Die Anmeldungen müssen bis zum 1. April 1°09 erfolgt sein Die Platzmiete beträgt: Bodenfläche in der Halle pro Quadratmeter M. 20.—, Wandfläche in der '

Halle pro Quadratmeter M. 10.—. Angefangene Quadratmeter rechnen für volle. Mindestmass ϖ

2 Quadratmeter. Für Plätze, die größer sind als 10 Quadratmeter, besondere Überein-

v. Tschudi, Major a.D. kunft vorbehalten.

Tische und Schränke sind von den Ausstellern zu liefern oder werden auf deren Kosten beschafft. Für Unterbringung außerhalb der Ausstellungshalle bleiben Vereinbarungen vorbehalten. Privatpersonen, welche un-

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FLUGSPORT.'

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verkäufliche Gegenstände ausstellen, sowie der Föderation Internationale Aeronautique angehörige Vereine und die Behörden zahlen keine Platzniiete. Ferner ist Platzrniete nicht zu zahlen für Luftschiffe, Flugniaschinen und Modelle beider, sofern diese keiner Grundfläche zur Aufstellung bedürfen, sondern im Räume schwebend aufgehängt werden können. Andernfalls bleibt Vereinbarung vorbehalten. Die Platzmiete muß bis zum 1. April dieses Jahres an die Filiale der Bank für Handel und Industrie in Frankfurt a. M., wohin auch alle übrigen Zahlungen zu richten sind, auf das Konto „IIa" eingesandt sein. Nachher erhöht sich die Platzmiete um 25°/».

Die Platzverteilung erfolgt durch die Leitung unter tunlichster Berücksichtigung der Wünsche der Aussteller. Auf Wunsch erfolgt die Ausführung der Aufstellung durch die Ausstellungsleitung.

Die Einlieferung hat bis zum 10. Juni zu erfolgen; die Leitung ist berechtigt, später ankommende Gegenstände zurückzuweisen. In diesem Falle wird die Platzmiete nicht zurückbezahlt.

Die Aussteller erhalten für ihre Person Dauerkarten und für die erforderlichen Hilfspersonen nach Vereinbarung Freikarten.

Die für den Katalog bestimmten Mitteilungen müssen bis zum 1. Mai 1909 bei der Ausstellungsleitung eingehen. Über Insertionsgebühren erfolgt auf Wunsch weitere Mitteilung.

Die Versicherung der Gegenstände gegen Feuersgefahr erfolgt durch die Ausstellungsleitung zu Lasten des Ausstellers. Soweit diese keine Platzmiete zahlen, bleibt Vereinbarung vorbehalten.

Die Tragkraft der Tragdecken von Gleitfliegern, die notwendige Motorstärke und der Wirkungs= grad von ausgeführten Gleitfliegern.*)

Von Dr. phil. R Wegner v. Dallwitz.

Die Gleitflieger werden von ihren Tragdecken während des Fluges in der Luft getragen. Im Prinzip kann zwar ein Gleitflieger, wie schwer er auch sei, mit jedem Tragdeck fliegen, ganz gleich, wie groß die Tragflächen sind, je kleiner aber das Tragdeck ist, desto stärker muß der Motor des Gleitfliegers sein, je größer das Tragdeck ist, desto schwächer darf der Motor sein. Im Prinzip kann man die Tragflächen so groß machen, daß Menschenkraft genügt, die Flugmaschine zum Fliegen zu bringen, die Flächen werden dann aber so groß, daß der Gleitflieger ein Spiel auch des leisesten Windes wird- Aufgabe des Flugmaschinenkonstruk-teurs ist es, den richtigen Mittelwert im Verhältnis des Flug-

*) Aus der demnächst im Verlage von Volckmann in Rostock erscheinenden Broschüre des Autors dieser Arbeit „Der praktische Flugschiffer".

Seile 96 „FLUGSPORT". No. 4

maschinengewichtes zum Flächeninhalt ihres Tragdecks zu finden. Aus der Theorie und der Erfahrung können ihm hierzu folgende Leitsätze zur Verfügung gestellt werden.

Ist T in der beistehenden Abbildung der Querschnitt eines (gewölbten) Tragdecks, so nennt man den Winkel a zwischen der Sehne S und der Horizontalen B die Neigung des Tragdecks. Wird es (das einen Flächeninhalt von F qm besitzen möge) mit der Geschwindigkeit von Vm/sek in der Pfeilrichtimg gegen die Luft bewegt, so entwickelt seine untere (innere) Oberfläche einen Auftrieb von 0,26 F V2 cos a tg2 a Kilogramm. Diese Gleichung gilt streng genommen nur, wenn die Wölbung des Tragdecks eine Parabel bildet*) doch kommen praktisch ausgeführte Tragdecken mit nur annähernd parabolischen Wölbungen diesem theoretischen Effekte ziemlich nahe, wie wir noch sehen werden. Man kann sich das Zustandekommen

dieser Wirkung so vorstellen,: als werde in jedem Zeitraum ^

B ein Luftquantum von LBH cbm

.................. (L ist die Länge derTragdecken)

oder der Maße M - (L B H) 1 2Q

W\ = °'13LBH (worin ]>29 das Gewicht eines cbm Luft bei gewöhnlicher Temperatur und mittlerem Barometerstand, und 9,81 die sog. Beschleunigung der Schwerkraft ist) vom Tragdeck mit der Geschwindigkeit v senkrecht nach unten gestoßen; damit diese Luftmasse die Geschwindigkeit unter den möglichst günstigen Umständen erlangen kann, muß sie während der Zeit B:V, in der sie mit dem Tragdeck in Berührung ist, (in der Sekunde legt das Tragdeck den Weg V zurück, den Weg B also in der Zeit B:V), von der Geschwindigkeit O auf die Geschwindigkeit v gleichmäßig mit der Beschleunigung G beschleunigt werden (trifft zu, wenn das Tragdeck parabolisch gewölbt ist). Nach einem Prinzip der Mechanik drückt dann das in jeder Sekunde vom Tragdeck in Bewegung gesetzte Luftquantum

R

von der Masse M : ^ in Jedem Moment mit der gleich großen, aber entgegengesetzt gerichteten Reaktionskraft seines Bewegungsmoments (m : y) v senkrecht nach oben auf das Tragdeck. Nun ist

v-Gy imd G = 2 H (^)a, folglich wird (M:^) v-2 M H

= M G, setzt man für M seinen oben festgestellten Wert ein, so erhält man als Wirkung auf die Innenfläche des Tragdecks 0,26

V2 L B (j^'.woriii L B = F cos « und (^j =tg2a ist.

Aber nicht nur die Innenseite des Tragdecks, die direkt zum Stoß kommt, auch die Außenseite wirkt in der gleichen Weise;

*) Eine Abteilung der Gleichung findet man in „Hilfsbuch für den Luftschiff-und Fiugmaschinenbau" vom Autor dieser Arbeit (Verlag Volckmann, Rostock 1909).

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

No. 4 „FLUGSPORT." Seite 97

denn wie die Luft der Innenseite weichen nmlJ, muß sie der Aufjenseite folgen, wie man sich leicht überlegen kann. Da die Quantitäten der beiden Wirkungen gleich groli sind, können wir als theoretische Auftriebskraft eines Tragdecks setzen:

1) A =0,52 F V2 cos ix tg2 a Kilogramm.

Zur Erleichterung von Rechnungen mit Gleichung 1 sind in der nachstehenden Tabelle 1 die Auftriebe per Quadratmeter Tragdeck (F 1 in Gleichung 1) bei der Geschwindigkeit von 1 m-sek- für einen Winkelbereich von 1 bis 30 Grad eingetragen.

Tabelle I.

Werte des reduzierten Auftrfebs A'-~ 0,52 cos »tg-'a

Neigungswinkel «■ A'

Grad Kilogramm

1 ................ 0,0001586

2 ϖ ■ ............. 0,000632

3 ϖ.......... . ■ 0,001426

4 ............... 0,00256

5 ................ 0,00394

6 .............. 0,00568

7 ................ 0,00775

8 ............. 0,0102

9 ................ 0,0129

10 ................ 0,0159

11 ................ 0,0193

12................ 0,023

13 ............... 0,027

14 ............... 0,031

15 ............... 0,036

16 ................ 0041

17 ............. 0,047

18 ................ 0,052

19 ............... 0,058

20 ............... 0,065

21 ................ 0,071

21 .............. 0,079

23 ............... 0,086

24 ................ 0,094

25 ................ 0,102

26 .............. Olli

27 ................ P,120

28 ................ 0,130

29 ............... 0,140

30 ................ 0,150

Man kann mit Hilfe dieser Tabelle den theoretischen Auftrieb eines jeden Tragdecks soforterrratten, wenn man den reduzierten Auftrieb A' für den gleichen Neigungswinkel * mit seinem Flächeninhalt F und dem Quadrat seiner Bewegungsgeschwindigkeit V multipliziert, A F V2 A' Die Bedeutung der Neigungswinkel der Tragdecke wird erst recht klar, wenn wir die Arbeit feststellen, die zur Bewegung des Tragdecks durch die Luft aufzuwenden ist. Wir haben oben festgestellt, daß der Auftrieb, beide Seiten des Tragdecks berücksichtigt, gleich

—^~ v = 2 M G ist, weil der Luft von der Masse 2 M die Geschwindigkeit v senkrecht nach unten erteilt ist. Dieser Luft-

Seite 98

i- LUüSPO R i v

No. 4

uiasse ist dadurch die Energiemenge von ("-^f^ y2 2 M Q (H : y) Kilogranimetern erteilt worden, die sie vorher nicht besaß,

und in jeder Sekunde wird der Luft von neuem diese Energiemenge erteilt, natürlich auf Kosten der Betriebskraft der Flug-mascliiiie. Für die Bewegung der Flugmaschine, resp. zur Hervorbringung des Auftriebs ist also sekundlich die Arbeit von

2MGH g 0,52 L B V:1 (^J Kgm/Sek.

oder, in Pferdestärken

2) Ni - 0,00693 F sin «. tg2 a V3 PS

aufzuwenden. Dividiert man A durch Ni, so erhält man den Auftrieb per Pferdestärke, oder A : Ni 75 : (V tg a), und daraus Ni —

Vtga ~, Beachtet man nun, daß:

V 1 JA 1 1,386 ,/A 1 . , . ,

-^\Y-m^r'^ tg« VFcT^r,st'S0 wird

Ni— f-~M=^~ \l— Da nun in dem in Betracht kommenden Fcosa 75 \f

Winkelbereich von 0-30 Graden der Cosinus nur wenig von einander verschiedene Werte annimmt, ,und dieser Wert überdies noch unter dem Wurzelzeichen erscheint, so können wir mit genügender Genauigkeit schreiben:

3) Ni 1,4 ~ ^Pferdestärken.

worin A : F die spezifische Belastung des Tragdecks ist. Aus (3) folgt der wichtige Satz: Der Energiebedarf eines Gleitfliegers ist annähernd unabhängig von der Fluggeschwindigkeit, er wächst annähernd proportional mit der Quadratwurzel aus der spezifischen Belastung des Tragdecks! Nach Gleichung (2)nimmt Ni mit der dritten Potenz der Bewegungsgeschwindigkeit V zu, aber mit dem Neigungswinkel a ab. Nach Gleichung (1) nimmt die Tragkraft eines Tragdecks mit dem Quadrat der Geschwindigkeit V und mit dem Neigungswinkel a zu, nach (3) kompensieren sich also diese Leistungsänderungen ungefähr in der Weise, daß man einen üleitflieger mit einem bestimmten Motor theoretisch für jede Fluggeschwindigkeit bauen kann, (innerhalb gewisser Grenzen; der Neigungswinkel darf nicht zu große Werte annehmen, weil" "Sann die Beziehung (3) nicht mehr gilt) ohne etwas am Motor ändern zu müssen. Man kann aber einen bereits ausgeführten Gleitflieger nicht bei jeder Geschwindigkeit mit gleichem Vorteil verwenden, weil man die Neigung der Tragdecks (von der Treibschraube ganz abgesehen) nur einer gewissen Geschwindigkeit gut anpassen kann. Man wird also von vornherein eine bestimmte Fluggeschwindigkeit im Auge behalten müssen.

Und damit kommen wir zur Praxis! Braucht der Gleitfliegermotor nur Ni Pferdestärken zu leisten? Nein, denn wir haben die

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Verluste an den Stoßflächen und, vor allen Dingen, an der oder den Treibschrauben noch nicht berücksichtigt. Ni ist das, was der Schiffbauer: „die nützliche Arbeit des achsialen Schubes" nennt (und allgemein mit N„ bezeichnet), während die effektive Motorleistung an der Treibschraubenwelle Ne bedeutend größer sein muß. Bei den besten großen Schiffsschrauben beträgt nach der „Hütte" das Verhältnis Ni/Ne oder der Nutzeffekt der Schraube r\ 60 bis 70 Prozent, bei Schrauben gewöhnlicher Ausführung ist 7) geringer. Beim Luftschiffbau liegen die Verhältnisse insofern günstiger, als beim Schiffbau, als die Schrauben verhältnismäßig größer ausfallen, wie Schiffpropeller gleicher Leistung; in einer anderen Beziehung sind die Verhältnisse aber wieder ungünstiger, da die Luftschrauben sehr schnell rotieren, und ihre Form den theoretischen Forderungen nur unvollkommen angepaßt werden kann. Ueber das im Luftschiffbau bisher in der Ausnutzung der Motorkraft für den Flugzweck erreichte, informieren uns die Leistungen ausgeführter Motorflieger. Wir wollen an einigen Beispielen die erzielten Wirkungsgrade feststellen. Bei dieser Gelegenheit sei aber darauf hingewiesen, daß die kursierenden Angaben über Flugschiffe nicht immer zutreffen; die Angaben über das Gewicht und die Motorleistung sind ja selbst vom Flugschiffer nur schwer nachzuprüfen; also Vorsicht ist gegenüber den Daten, die man veröffentlicht findet, geboten.

Der alte Farmann-Flieger besaß ein Tragdeck von 55,8 qm, er wog ca. 500 kg, und sein Motor leistete 50 bis öo PS. Stellen wir mit Gleichung (3) die nützliche Arbeit des achsialen Schubes fest, so finden wir, daß Ni = 1,4.6,66 . 3=28 PS beträgt. Hieraus erhalten wir als Wirkungsgrad des Fliegers r) = Ni/Ne=28|55=0,51 oder 51 Prozent

Der alte Ferb er-Flieger wog 400 kg, er besaß 40 qm Tragdeck, und sein Motor leistete 50 PS. Es wird Ni = 23,6 PS, und

rj = 47 X.

Der Flieger Wright's soll insgesamt 380 kg wiegen, einen 26 PS Motor besitzen, und 60 qm Tragdeck führen. Hieraus erhalten wir: Ni = 17,8 PS, und rj = 0,69 oder 69 Prozent. Dieser Wirkungsgrad wäre ein sehr hoher, wenn die Angaben über den Wright'schen Flieger zutreffen. Der Flieger besitzt zwei Schrauben, zwei Schrauben arbeiten natürlich günstiger, als nur eine. (Wir kommen im Abschnitt „Treibschrauben" eingehend zurück.) Die Schrauben rotieren durch Uebersetzung auch langsamer, als der Motor.

Der Flieger des Ingenieurs Grade*) wiegt samt Flugschiffer ungefähr 240 kg, sein Motor leistet 36 PS, und das Tragdeck mißt 50 qm. Hieraus erhalten wir: Ni = 10 PS, und -q = 28 Prozent. Dieser Flieger befindet sich aber noch im Versuchsstadium. Wir sehen aber, wie man durch den Wirkungsgrad sehr hübsch zum Ausdruck bringen kann, was dem Konstrukteur noch zu tun übrig geblieben ist.

*) Flugsport, Illustrierte technische Zeitschrift für die gesamte Flugscliiffahrt, No 2, 8. 1 09.

Ein Wirkungsgrad von tj =^ 50 scheint lelativ leicht erreichbar zu sein, wir können deshalb wohl schreiben

4) n„ =-■ Ni : v = N, : 0,5 = 2,8 74 \/ -J- Pferdestärken,

wenn es uns auf eine rohe vorläufige Veranschlagung ankommt, welchen Motor wir ungefähr für eine Konstruktion zu wählen haben.

Die Steuerung des Wright'schen Fliegers.

Der Wright'sclie Flieger ist in allen möglichen Tages- und Faclizeitungen in den letzten Tagen zur Genüge beschrieben worden, so daß es sich hier erübrigt, auf die Nebeneinrichtungen Schleuderapparate etc. einzugehen. (Lieber die Hauptabmessungen des Apparates cf. „Flugsport" Seite 15 Dezembernummer.) In Nachstehendem sollen, um mehrfache Anfragen aus unsrern Leserkreise zu erledigen, in der Hauptsache die Grundprinzipien des Wright'sclienSteuerungsrneclianismus wenigstens registriert werden. Auf die einzelnen konstruktiven Details werden wir an anderer Stelle (cf. Moderner Fliegerbau) zurückkommen.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Die Gleichgewichtslage sowie die Beibehaltung der Flug-richtung in horizontaler wie vertikaler Richtung bewirkt Wright durch 3 Elemente:

1. Verwindung der Tragflächen

2. Verslcllung des hinteren Vertikalsteuers

3. Verstellung des vorderen Horizontalsteuers.

No. 4

„FLUGSPOR V

Seite 101

Die Wirkung der Verwindung der Tragflächen steht in engem Zusammenhang mit der Verstellung des hinteren Vertikalsteuers. Die Verwindung der Tragflächen zeigt in sehr anschaulicher Weise vorstehende Abbildung 1.

Um die Abbildung möglichst klar zu halten ist der Motor mit den Schrauben fortgelassen und statt 16 Streben, welche die Tragdecken mit einander verbinden, nur 8 schematisch eingezeichnet.

Der Führer betätigt mit der linken Hand den Hebel a für das Höhensteuer HH„ mit der rechten Hand den Hebel b für die Verwindung der Tragflächen und für das Vertikalsteuer. Bei einer Bewegung des Hebels b nach links in der Richtung des Pfeiles wird unter Vermittlung der Welle c der Hebel d und der Punkt i unter Vermittlung eines Seiles, welches über eine Rolle k am unteren Deck läuft, nach unten gezogen.

Die rechte Ecke B des oberen Tragdecks ist bei i durch eine in Scharnieren bewegliche Strebe mit dem unteren Tragdeck D starr verbunden. Das bei q befestigte andere Seil, welches über die am oberen Tragdeck befindlichen Rollen o und p läuft und bei n befestigt ist, zieht das linke Ende des unteren Tragdecks C in der Richtung der Pfeile nach oben. Die bei n stehende, in Scharnieren in bewegliche Strebe schiebt das obere hintere Ende des Tragdecks A nach oben. Die Verstellung des Vertikalsteuers wird in sehr einfacher Weise gleichfalls durch den Hebel b unter Vermittlung der Zugstange e des 2 armigen Hebels f und der beiden Seile h und g bewirkt.

Wright manövriert mit diesen beiden Steuermechanismen in folgender Weise:

Angenommen es käme ein Windstoß in der in der Abbildung dargestellten Richtung, so wird der Flieger sich nach rechts neigen. Es wäre daher sofort der Steuerhebel b nach links zu bewegen, so daß die Tragflächen die in der Abbildung schematisch übertrieben dargestellte Verwindung annehmen. Der Flieger wird dadurch theoretisch seine Gleichgewichtslage wieder erhalten. Da jedoch infolge der nach unten gebogenen Tragfläche das Flächenende bei i und q einen größeren Luftwiderstand besitzt als die nach oben gebogenen bei m und n, so wird der Flieger von der Flugrichtung nach rechts abweichen und sich um die hintere Strebe i q nach rechts drehen. Um dies zu vermeiden, ist das hintere Vertikalsteuer angebracht, welches diesem Moment entgegenwirkt. Es muß demnach der Hebel b in der Richtung des Fluges nach vorn gezogen werden, wodurch der zweiarmige Hebel f in der Pfeilrichtung die Seile h und g betätigt und das hintere Vertikalsteuer nach links dreht. (Abb. 1.)

Durch ein nach Hintenziehen des Hebels b nimmt das Steuer die entgegengesetzte Lage ein. Der Führer muß also beim Manövrieren dem Hebel b gleichzeitig eine Bewegung nach vorn sowie nach der Seite geben.

Das Höhensteuer

wird, wie oben bemerkt, durch den links befindlichen Hebel a betätigt. Ein nach Vorndrücken des Hebels a bewirkt ein Nieder-

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gehen des Fliegers und ein Zurückziehen ein Hochgehen desselben. Die Wirkungsweise und Konstruktion des Höhensteuers zeigt Abb. 2. In derselben ist der in der vorhergehenden Abbildung mit a bezeichnete Hebel mit 1 bezeichnet. Durch eine ingeniöse Kombination mehrerer Parallelogramme, die gemeinschaftlich eine Seite in Form des zweiarmigen Hebels d, e, f, welcher unter Vermittlung der Kurbel k und einer Zugstange von dem Höhensteuerhebel 1 betätigt wird, besitzen, werden die Deiden Steuerflächen a c, g i unter Vermittlung von Streben a d, c f, d g, f i verschiedene Krümmungen annehmen und zwar wird bei der Bewegung des Steuerhebels 1 in die Lage 1, die Kurbel k die Stel-

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Alih. 2.

lung k, annehmen und die Tragflächen die gestrichelte Lage einnehmen. Die Form der Flächen wird ungefähr eine Gerade sein.

Der nach hinten gezogene Steuerhebel in Stellung ls entspricht hingegen der strich-punktierten Lage der Steuerfläche.

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Die gestrichelte Lage benutzt Wright beim Abschnellen von seiner Laufschiene, ebenso wird diese Lage beim beabsichtigten Absteigen des Fliegers verwendet werden. Bei dem Aufgehen von der Startschiene wird hingegen das Höhensteuer die strichpunktierte Lage einnehmen.

Der Schwebeflug der Vögel.

Aus einem Vortrage von F.W. Lauchester, gehalten vor der British Association in Dublin*).

Zahlreiche größere Vögel können während längerer Zeit und manche scheinbar unbegrenzte Zeit hindurch, ohne einen sichtbaren Arbeitsaufwand, in der Luft bleiben. Diese Art des Fluges nennen wir Schwebeflug (svaring).

Aus der Tatsache, daß der Gleitwinkel des Storches, nach Bretonniere, nahezu 1 : 6 ist, kann man schließen, daß der für gewöhnlich mit dem Fliegen verbundene sekundliche Arbeitsaufwand ein sehr beträchtlicher ist. Er ist tatsächlich, wenn man den schlechten Nutzeffekt der Propulsion außer acht läßt, gleich 'I« des Vogelgewichtes multipliziert mit der Fluggeschwindigkeit oder, was dasselbe ist, gleich der Arbeit, welche geleistet wird, wenn der Vogel mit 1U seiner Fluggeschwindigkeit vermöge seiner Sehwere herabsinkt. Beträgt nun letztere beispielsweise 42 Fuß per Sekunde (12,8 m), so ist die Geschwindigkeit des Herabsinkens 7 Fuß per Sekunde (2,133 m) und die verbrauchte Arbeit beträgt 1 HP für je 35 kg Gewicht, was sehr viel ist. Hieraus folgt, daß es unmöglich ist, denSchwebeflug durch die Geringfügigkeit der Reibung mit der Luft und die Möglichkeit, die zum Fliegen mit hoher Geschwindigkeit erforderliche Arbeit durch zeitweilige, plötzliche Bewegungen des Kopfes und Schwanzes hervorzubringen, zu erklären.

Es ist auch unmöglich, den Schwebeflug durch angebliche Analogie mit einem Papierdrachen zu erklären, dies würde grundsätzlich falsch sein.

Lord Raleigh hat darauf hingewiesen, daß der Schwebeflug nur möglich ist, wenn der Wind entweder nicht horizontal gerichtet oder nicht gleichmäßig ist. Diese zwei Bedingungen geben Anlaß zu zwei verschiedenen Arten des Schwebefluges. Ist ein aufwärts gerichteter Luftstrom vorhanden, dessen Geschwindigkeit größer ist als diejenige des Abwärtsgleitens, so kann der Vogel unbegrenzte Zeit in diesem aufwärts gerichteten Luftstrom gleiten, ohne an Höhe zu verlieren; es ist also der Schwebeflug möglich. Solche aufwärts gerichtete Luftströmungen sind zweifellos vorhanden, sie sind entweder eine Folge der direkten Erwärmung der Luit, welche sodann aufsteigt oder sie werden durch eine Klippe oder ein sonstiges Hindernis für die freie Entfaltung des Windes verursacht. Erstere Bedingung ist in tropischen Gegenden häufiger vorhanden, letztere überalldort, wo die geographischen Verhältnisse danach sind. Jene Art des Schwebefluges, die durch eine Ungleich-förmigkeit des Windes ermöglicht wird, ist komplizierterer Natur

V Einzige vom Verfasser autorisierte Uebersetzung.

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„ FL U 0 SPORT."

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und erfordert schwierigere dynamische Betrachtungen. Die beste Art der Demonstration erfolgt mit Hilfe des Kurventnodells, welches der Autor vor ca. 13 Jahren in Birmingham einer Versammlung der National History Society vorführte. (Diese Vorrichtung wurde einige Jahre vorher schon von Bazin benützt).

Es ist ohne weiteres einzusehen, daß der gleitende Vogel so betrachtet werden kann, als ob er sich in einer fixen Bahn bewege, deren Reibungswinkel dem Gleitwinkel gleich kommt. In der Theorie der Gleitbahnen (phupoide) wurde diese Bahn für den Fall eines leblosen Vogels oder eines Aerodrons abgeleitet. Bei dem vorliegenden Problem kann der Vogel die Form der hypothetischen Bahn nach Belieben modifizieren und beim dynamischen Schwebeflug paßt er die Balmform den vorhandenen stoßweisen Aenderungen in der Windstärke so an, daß er die Energie der Windstöße oder die „innere Arbeit" (internal work) des Windes (nach Langley) nutzbar macht.

Bei dem Kurvenbahnapparat sind die Verhältnisse umgekehrt;

bracht und durch eine Anzahl von Impulsen oder Stößen, die dem Apparat erteilt werden, nach rechts emporrollen.

Die Theorie der Fortbewegung auf der Kurvenbahn dürfte leichter verständlich sein auf Grund der Abb. 2, in welcher die Kurvenbahn durch eine volle Linie und die wirkliche Bahn der Kugel strichliert dargestellt ist- Mit Ausnahme der Stellen, wo die Kugel sich wagerecht bewegt, gibt es überall eine antreibende Komponente in der Bewegungsrichtung (siehe die gestrichelte Linie), da die Reaktion der Bahn senkrecht zu ihrer Richtung steht. Die Kugel nimmt daher Energie auf, welche entweder dazu dient, sie entgegen der Schwerkraft zu heben, wie beim Modell, oder den Flugwiderstand zu überwinden, wie in dem Falle des schwebenden Vogels.

Der Vortragende hat die Theorie des Kurvenmodells wesentlich verallgemeinert und ist zu iolgenden Schlüssen gelangt: 1. In

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

,_Q es werden einer Balm

~| von gegebener Form ab-

!]) wechselnde Impulse er-

ϖQ—r teilt. Abb. 1 zeigt den

=B^" Autor im Jahre 1894 benützt wurde. Die Kugel wird zuerst links einge-

Apparat, welcher vom

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Abb. 2.

Abb. :l.

jedem besonderen Falle hängt die Möglichkeit des Schwebefluges von dem Verhältnis der Geschwindigkeitsänderung der Windim-

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pulse zu der Fluggeschwindigkeit ab. Die Bedingung für die Möglichkeit des Scliwebefluges ist, dal,) das Verhältnis zwischen der Geschwindigkeit der Windimpulse zu der Fluggeschwindigkeit kleiner sein muß als der doppelte Gleitwinkel, in Radienlängen ausgedrückt (arcus y)

2. Unter den Bedingungen der vorstehenden Gleichung können nur 50 pCt. der stoßweisencnergie des wechselnden Windes ausgenützt werden.

3. Die Flugbahn eines Vogels mit Bezug auf Koordinaten, die sich mit der mittleren Fluggeschwindigkeit bewegen, ist annähernd eine Ellipse, deren große Achse mit ihrem Oberteil gegen die Vertikale nach rückwärts verschränkt erscheint und mit der Vertikalen einen Winkel einschließt, der nahezu dem Gleitwinkel gleichkommt. Die theoretische Form ist in Abb. 3 dargestellt. Vorstellende Schlüsse stimmen vollständig mit der Erfahrung überein. -U-

Der Flugsport in England.

(Originalbericht unseres Londoner Korrespondenten.)

Die englischen Militär-Techniker haben bisher mit ihren äro-uautischen Versuchen wenig Glück gehabt. Der erste lenkbare Militär-Luftballon, obwohl den stolzen Namen „Nulli Secundus" führend, nahm nach kurzem Fluge ein unrühmliches Ende; ein zweiter, „Nulli Secundus 11", wurde nach wenigen Versuchen wieder zurückgezogen, und seitdem hat man nichts mehr von ihm gehört. Bisher sind aber auch die Versuche mit der Militär-Flugmaschine, die von Mister C. F. Cody erfunden ist, wenig glücklich gewesen Bei dem ersten Probeflug im Sommer letzten Jahres wurde der Apparat stark beschädigt. Nachdem mehrere Monate zu mancherlei Veränderungen benutzt worden waren, wurde die Maschine am 9. Januar in Farnborough bei Aldershot von dem Erfinder einem neuen Versuch unterworfen. Dabei sah dieselbe folgendermaßen aus:

Der eigentliche Aeroplan, den man als den „Rumpf" bezeichnen kann, ist 40 Fuß lang und 4 Fuß breit. Der Abstand zwischen dem unteren und oberen Deck beträgt ungefähr 7 Fuß. Die Tragflächen sind nach hinten gewölbt. Der Motor von 50 PS ist_ im Zentrum des Rumpfes befestigt. Die Propeller liegen voi den Tragflächen. Die Radiatoren sind hinter den Sitz des Fliegers verlegt worden. Das ßenzinreservoir befindet sich über dem Führersitz, um ihm ein freies Gesichtsfeld zu geben. Die Steuervorrichtung besteht aus dem vorderen Horizontalsteuer und einem 10 FuO hinter den Tragflächen angeordneten Vertikalsteuer. An den beiden Enden der Tragflächen sind Steuerflächen, ähnlich wie sie Ferber anordnete, angebracht worden. Das Chassis ruht auf 4 Fahrrädern.

Bei dem kurzen Flugversuche am 9. Januar setzte Mr. Cody die Maschine auf dem Abhänge eines Hügels in Bewegung, und

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fast unmittelbar darauf liob sich der Aeroplan vom Boden. Aber nach einem Fluge von etwa 40 Ellen stieg das Vorderende fast senkrecht nach oben empor, sodaß Mr. Cody die Maschine sofort wieder zur Erde bringen mußte, um einen Unfall zu vermeiden. Auf Grund des früheren Versuches hatte er, den Rat von Freunden folgend, die Radiatoren von vorn nach hinten verlegt; das diesmalige Umkippen zeigte, daß dabei zuviel getan war, und die Radiatoren mußten wieder weiter nach vorn verlegt werden.

Am 20. Januar fand dann bei prachtvollstem Wetter in Gegenwart des Oberst J. E. Gapper, des Kommandanten der Militärschule für Luftschiffahrt, ein weiterer Versuch statt. Die Radiatoren waren diesmal in die Mitte des Rumpfes verlegt; dagegen waren die beiden Seitensteuerflächen, die bisher vor dem Rumpf zur Seite der Haupt-Tragflächen befestigt gewesen waren, nach hinten, je an eine Seite des Rumpfes, gelegt, sodaß der Aeroplan jetzt 8—10 Fuß länger war. Durch einen vorläufigen Versuch auf ebener Erde, wobei der Aeroplan in einer Geschwindigkeit von ca. 20 km per Stunde über den Rasen mehr hüpfte als flog, wurde festgestellt, daß die Maschine in Ordnung war, und dann begann der eigentliche Probeflug. Schon bei den ersten Umdrehungen der Propeller stieg der Apparat in die Höhe, schwankte aber gefährlich. Dann, nach 100 m stieg er ruhig in eine Höhe von etwa 30 Fuß, wurde aber dann sofort zu einer Höhe von 10 Fuß heruntergebracht und schwebte darauf in einer Geschwindigkeit von ca. 40 km dahin. Schon schien der Versuch geglückt, als der Fahrer sich plötzlich am Ende seiner Bahn sah. Er steuerte nun allzu heftig abwärts, der Aeroplan krachte auf den Boden, hob sich dann wieder 12 Fuß, um endlich mit der Spitze nach unten zu stürzen, wobei das vordere Horizontalsteuer zerbrach. Es gelang Mr. Cody den Motor zu stoppen und unbeschädigt aus den Trümmern hervorzukriechen. Auch hier hatte sich wieder gezeigt, daß zu schnelles Halten die größte Gefahr beim Fliegen ist. In einem Gespräche äußerte sich der Erfinder dahin, daß er im allgemeinen mit seinem Versuche wohl zufrieden sei. Nur hätten sich die Bambusstäbe am vorderen Steuer als etwas zu schwach erwiesen, und außerdem sei sie Bahn zu klein. Bei der Stärke des Motores werde seine Maschine imstande sein, das nächste Mal zwei Passagiere außer dem Führer zu tragen. Weitere Versuche werden bald folgen.

Das Gestell dieses Militär-Aeroplans ist nach Zeichnungen, die vom Kriegsministerium direkt geliefert sind, in der Automobil-Fabrik der Firma Rolls-Royce Ltd., hergestellt und zwar aus Stahlrohren autogen geschweißt Die genannte Firma will die Konstruktion von Flugrnaschinen dauernd in ihr Arbeitsfeld aufnehmen;

Am 16. Januar wurde das Modell eines anderen neuen Aero-plans in Süd-London probiert. Der Erfinder; namens H. A. Sanders, ist ein junger Kapitän in der Handelsmarine. Sanders hat seine Luftschrauben vor den Tragflächen angebracht. Er hält das für vorteilhafter, da dann die Schrauben in der unberührten Luft wirken, während die Luft hinter dem Rumpfe der Tragflächen gestört ist und dadurch an ihrer Widerstandsfähigkeit verliert.

Seine Tragflächen sind ferner nicht eben, sondern zu einer Ecke gebrochen. (?) Dadurch soll eine größere Festigkeit, leichteres Gewicht, geringerer Luftwiderstand, bessere Balancierung, Beweglichkeit und Lenkbarkeit erzielt werden. Von dem 35 PS Motor wird eine Geschwindigkeit von 61) km erwartet. Eine Maschine für 2 Personen wird 50 Fuß lang sein. Das Modell soll bei dem Probefliegen sehr ruhige Bewegungen gezeigt haben; Kapitän Sanders will nun sofort an die Ausführung der eigentlichen Maschine gehen.

I überhaupt ist das Interesse an Flugmaschinen in England sichtbar im Steigen begriffen. Im Bioscop der Firma Pathe Freres in Plccad'üly zieht hauptsächlich die Vorführung der bedeutenden Flugmaschinen in voller Fahrt Scharen von Zuschauern an; besonders der majestätische Flug des neuen Antoinette-Aeroplans macht einen großartigen Eindruck. Außer dem britischen Aeroplan-Klub hat sich jetzt auch ein Luftschiffer-Verband des Britischen Kaiserreichs (Aerial League of the British Empire) unter Leitung des Oberst Massy gebildet, dem nur geborene britische Untertanen angehören dürfen. Der Verband, dem Deutschen Flottenverein vergleichbar, will in verschiedenen Städten des Landes Vorträge veranstalten, und auch sonst Information über die Technik von Flugmaschinen erteilen, und für in England hergestellte Aeroplane und Modelle Preise aussetzen. Auf der Weltausstellung für Sport und Reise, die am 6. Juli dieses Jahres Inder Olympia-Ausstellungshalle zu London eröffnet werden soll, wird die Luftschiffahrt eine bedeutende Stelle einnehmen. Der Britische Aero-CIub organisiert bereits eine Sektion, welche außer Modellen auch fertige Aeroplane und Luftschiffe zeigen will. Die Zeitschrift „Aeronautics* wird ferner mit der Aeronautischen Gesellschaft von Großbritanien zusammen eine Sonder-Ausstellung veranstalten und nach Schluß der Ausstellung am 4. August sollen öffentliche Versuche mit Aeroplanen gemacht werden. Auch die große Imperial International Exhibition, die in der sogenannten White City vom Mai bis September stattfindet hat eine Ausstellung in Aussicht genommen, welche die historische Entwicklung der Luftschiffahrt veranschaulichen soll. Wichtig ist auch die Gründung einer neuen äronautischen Zeitschrift. Das Anto-motor-Journal, das bisher der Luftteclmik einen großen Raum seiner Spalten überwies, hat sich bei dem rapiden Fortschritt auf diesem Gebiete veranlaßt gesehen, eine selbständige Zeitschrift zu gründen, welche den Namen „Flight* (der Flug) führt und wöchentlich alle Ereignisse der äronautischen Welt in Wort und BiTd der Leserwelt vorführen will. So ist es nicht unmöglich, daß der Scherz des Oberst Massy zur Wahrheit wird, der Engländer hinke zwar in allen Dingen hinterdrein, aber schließlich werde er sich dank seiner Zähigkeit auch in der Wissenschaft der Aeroplane an die Spitze der Welt stellen.

Dies Ziel zu erreichen, ist noch viel Arbeit nötig. Der BrooKlands Automobile Racing Club will seine berühmte Motorbahn in Brooklands zu einer Versuchsstätte für Flugmaschinen einrichten und zu einem Mittelpunkte der Aeronautik in England machen. Die nötigen Vermessungen für diesen Zweck wurden

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bereits vorgenommen und die Arbeiten am Aerodrom sollen so beschleunigt werden, daß noch vor Ende dieses Jahres das Reglement ausgegeben werden Kann. Es ist die Absicht der Bahn-leitung, den Platz für alle Antragsteller ohne irgend welche Bedingungen offen zu halten; der beginnende Flieger wird dann also seine ersten und ott vergeblichen Versuche nicht mehr vor den Augen einer gaffenden und zu faden Witzen bereiten Menge zu machen haben.

Leider sucht man die Entwicklung des Aeroplans zu hemmen. Die Zeitungen veröffentlichen bereits öffentliche Briefe, in welchen der Staat aufgefordert wird, bei Zeiten Gesetze zu erlassen, um zu verhindern, daß man bald weder in seinem Garten noch auf dem Felde, weder in ländlicher Einsamkeit noch an der Seeküste vor herabfallenden Gegenständen mehr sicher ist, und in juristischen Zeitschriften wird die rechtliche Stellung des Aeroplans vollen Ernstes erörtert. Aber schließlich wird die Polizei in diesem Falle ebenso wenig Macht haben wie beim Automobil.

Am 11. Januar wurde eine besondere Tagung des Internationalen Aeronautischen Verbandes, der Zentralstelle für alle die Luftschiffahrt betreffenden Angelegenheiten, im Ritzhotel zu London eröffnet. Da Prince Bonaparte, der Präsident, durch Krankheit am Erscheinen verhindert war, so führte Mr. Roger W. Wallace, der Präsident des Londoner Aero-Klubs an seiner Stelle den Vorsitz. Der geschäftsführende Ausschuß, bestehend aus den Herren Wallace (England), Professor Busley (Deutschland), Graf de la Vaulx (Frankreich), und Jacobs (Belgien), hielt am Morgen eine Sitzung, um das Arbeitsprogramm festzustellen. Die Nachmittagssitzung des Gesamtkongresses behandelte den Protest des britischen Aero-Klubs gegen die Verleihung des Preises an den Schweizer Oberst Schaeck, die uns hier nicht interessiert. Dagegen waren die Verhandlungen des zweiten Tages von Interesse. Auf Antrag des belgischen Delegierten Jacobs, Präsidenten des belgischen Aero-Klubs, wurde hier die Aussetzung großer Preise von im ganzen 48000Lstr. für die Eroberung der Luft beschlossen. Dazu sollen England, Frankreich, Deutschland und die Vereinigten Staaten je 8000 Lstr. beitragen, Belgien, Spanien, Italien und Oesterreich je 4000 Lstr. Der erste Preis, ein goldener Pokal im Werte von 2000 Lstr., ist für eine Flugmaschine bestimmt; zehn weitere Preise im Wert von 4000Ü Lstr. sollen in der Weise verteilt werden, daß 5 für lenkbare Luftschiffe, 5 andere für Flugmaschinen ausgesetzt werden; für jede dieser beiden Abteilungen wird außerdem noch ein Pokal von 2000 Lstr. Wert bestimmt. Bewerbungen für diese 10 Preise sollen einmal jedes Jahr stattfinden. Weitere 4000 Lstr. sollen für die Erbauung tragbarer Schuppen für die Unterbringung von Flugmaschinen verwendet werden Bei Abstimmungen soll die Vereinigung fernerhin in die 3 Sektionen der gewöhnlichen Ballons, lenkbaren Ballons und der Flugmaschinen zerfallen. Die Zahl der Stimmen der verschiedenen Länder wird nach Maßgabe ihrer Aktivität bestimmt Jede Flug-maschine, die im letzten Jahre wenigstens 3000 m zurückgelegt hat, erhält eine Stimme; jedoch ist die Gesamtzahl der Stimmen in jeder Abteilung auf 12 beschränkt. Auf Vorschlag des eng-

lisclien Vertreters, Roger Wallace, wurde eine Kommission von 3 Mitgliedern eingesetzt, die je militärische, Marine- und juristische Interessen vertreten und Vorschläge für eine internationale und einzelstaatliche Gesetzgebung für die Luftschiffahrt vorbereiten soll. An dem Festessen in dem Gehäude des Kgl. Automobileklubs namen 10 Mitglieder Teil, die Flüge in Schwerer als - -Luft—Maschinen gemacht hatten.

M. Surcouf, Direktor der Societe" Astra, welcher den Clement Bayard und ähnliche Luftschiffe erbaute, hat einem Vertreter des „Daily Mail" mitgeteilt, daß seine Firma augenblicklich mit einer Gruppe Londoner Financiers mit LordBrassey an der Spitze, verhandelt, um in England eine ähnliche Gesellschaft zu gründen. Die französische Firma will sich mit 20000 Lstr. an der englischen beteiligen und das erste für England bestimmte Luftschiff soll dann per Luft von Paris nach London transportiert werden. Surcouf erwähnte, daß seine Firma augenblicklich zwischen 25 und 30 Aeroplane erbaut, die eine Hälfte in Dünkirchen, die andere auf ihren Werken in Billancourt.

Von den Flugapparaten im Brüsseler Salon.

Um Paris nicht nachzustehen, hatte man in Brüssel dem Salon eine Abteilung für Luftschiffahrt, die allerdings etwas spärlich beschickt worden war, angegliedert. Die Hauptaufmerksam-

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Abb. I. Brüsseler Salon: Flieger von de la Hault. (Qesamtanscht)

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kcit lenkte ein Schwingenflieger von Adhemar de la Hault auf sich Wie nebenstehende Abbildungen zeigen, besteht dieser Schwingenflieger aus einem auf Rädern ruhenden abgefederten, bockartigen Gestell. Zum Betriebe dient ein 8 Zylinder-Vivinus-motor, welcher (siehe Abb. 2) unter Vermittlung einer vertikalen

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Abb 2. Brüsseler Salon: Flieger von de la Hault. (Das Motorgestell.)

Welle und zweier konischen Zahnräder den Schlagmechanismus für die beiden Schwingenflügel betätigt. Der Bewegungsmechanismus der Flügel, die beim Aufgehen sich um ihre Achse drehen, mit der flachen Seite die Luft durchschneiden und beim Nieder-

gang mit der breiten Seite ihren Arbeitsgang ausführen, ist verhältnismäßig sehr einfach und gut durchdacht, de la Hault will mit seinem Flieger den Flug der gradflügeligcn Insekten nachahmen und hat seinen Apparat „Gradflügler" (Orthoptere) genannt. Die Schlagflügel besitzen bei einer Länge von 21 in nur 6 qm

Gesamtflächeninhalt. Ueber dem Motor befindet sich derJFührer-sitz und ein Steuerrad für die Verstellung der Flügel. Ueber die Versuche mit diesem Flieger verlautet noch nichts.

Auch Baron de Caters hat einen Aeroplan, einen Drei-flächner ausgestellt. Caters hat mit seinem Flugapparat in der Nähe des Schlosses s'Gravenwezel in der Nähe von Antwerpen Flugversuche unternommen und hat nur kleine Strecken in geringer Höhe durchflogen.

Hipssich-Fliegei'. Karl Flipssich, Ingenieur in Bremen, hat eine Flugmaschine konstruiert, welche ohne Startvorrichtung nach 50 m Anlauf sich vom Boden erheben soll. Der Flieger soll einen Aktionsradius von 300 km bei 80—100 km Stundengeschwindigkeit besitzen. Zum Betrieb dient ein 100 PS 16 zyl Antoinette-Motor, welcher 2 dreiflüglige Schrauben treibt Die Spannweite des Fliegers ist 12,75 m, die Länge 9,5 m. Das Gewinnt beträgt Jeer, 320 kg, in betriebsfertigem Zustande mit Benzin, Kühlwasser und zwei Mann Besatzung 500 kg.

Ueber Zipfels Fhigversuehe mit d;m französischen Voüfi Flieger haben die Tageszeitungen in überaus genügender Weise berichtet. Wir beschränken uns darauf, den am 2. Febr. ausgeführten Flug von 1500 m Länge zu registrieren.

Der Flugapparat, wclc.licii Kapitän W. Windham konstruiert hat, wird in einigen Tagen vollendet sein. Die Maschine soll einige neue Prinzipien aufweisen, von welchen sich der l.rliuder viel verspricht. Kapitän Windham befindet sich augenblicklich in St. Petersburg, wo er eine Audienz bei dem

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Abb. 3. Brüsseler Salon: Flieger von de Caters.?

Flugtechnische Rundschau.

Inland.

Ausland.

russischen Kriegsminister hatte, um Ihm seine Ideen über Aeroplane vorzutragen. Auch mit anderen russischen militärischen 'Sachverständigen hat er eingehend verhandelt.

In der Fabrik von Howard Wright, High Streut, Maryleboiie, London,

wird augenblicklich eifrig an der Herstellung eines großen Biplans gearbeitet, den ein Engländer bestellt hat. Kin Helicopter, den derselbe Ingenieur hergestellt und der sich bei Flugversuchen bewährt hat, wird augenblicklich nach Italien gebracht.

Bei der 14. Moforschau, die Charles Cordingley vom 20. Miirz ab in der

Agricultural Hall in London veranstaltet, werden auch Flugmaschinen ausgestellt werden. Unter anderen wird auch die Maschine von Henri i'arman auf dieser Ausstellung vertreten sein.

Emil Obre hat mit seinem Zweidecker bei lssy-Ies-Moulineaux Flugversuche unternommen. Der Flieger besitzt ein sehr breites Oberdeck und ein einfaches Schwanzsteuer. Das Vertikalsteuer ist in der Mitte des Apparaies

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Obre-Fiieger.

tingeordnet. Zum Betriebe des Fliegers dient ein 50 PS 3 Zylinder Anzani-Motor. Das Gestell ist aus nahtlosen Rohren autogen geschweißt.

Robart-Flieger. Wie wir bereits in der letzten Nummer des „Flugsport" berichteten, besitzt dieser Flieger eine Tragfläche von 50 qm und einen An-toinette-Motor von 40 PS. Wir sind heute in der Lage, unseren Lesern diesen

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Robart-Fliegsr.

etwas abenteuerlich aussehenden Flieger in beistehender Abbildung vorzuführen. Die untere sehr groß bemessene Tragfläche ist an beiden Seiten nach oben ge-

k'ölbt. Ebenso ist der Schwanz V-förmig gewölbt. Wenn schon diese etwas übertrieben nach oben gewölbte Form der vorderen Haupttragfläche von vielen Konstrukteuren verworfen wird, so wäre es immerhin wichtig, wenn Robart seine Flugversuche fortsetzen würde, um aus den Resultaten ersehen zu können, was für die Anordnung der V-Form spricht.

Van den 15cig. Antwerpen, lial vom holländischen Kriegsministeriuin die t>laubnis erhalten, seinen Flieger auf dem Manöverfeld von Antwerpen vorzuführen. Der Flieger ist als Dreidecker gebaut und mit einem flachen Schwanz /ersehen.

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Flieger von Witzig - Liore - Dutilleul. (Vorderansicht.) l<iiegc;i' von Witzig-Liorß-Pntilleul. Dieser Flieger besitzt, wi? die beistehenden Abbildungen zeigen, 2 Haupttragflächen, vor welchen sich das doppelte Horizontalsteuer befindet. Das Schwanzstcuer besteht aus 3 nach hinten stufenartig angeordneten Flächen. Das Vertikalstcuer befindet sich unter der hinteren Fläche. Zwischen den Haupttragflächen sind noch zwei vertikale Dämpfungs-

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Flieger von Witzig-Liore-Dutilleul. (Hinterans eh.)

ilächen angebracht. Zum Betriebe dient ein 5(1 PS Renault-Motor Der Flieger besitzt ein sehr gut konstruiertes Fahrgestell. Der Schwanz ruht auf 2 Laufrädern.

Moore Brabazon hat seine Flugversuche am Ende vorigen Monats wieder aufgenommen, (cf. den früheren Bericht Seite 83 Heft 3 des Flugsport), ßrabazon erzielte einen Fing von 5 km. Der bisher verwendete 50 PS Vivirms-Motor soll durch einen stärkeren ersetzt werden, da Brnbjzon sich an der Ueber-fliegung des Aermelkanals beteiligen will.

Der ScIii'iiubtMiflicgci' <lci- bmdeu Purncr Konstrukteure. Vuittou-Hiibcr,

welcher an dem Fliegerwettbewerb in Monaco teilnehmen soll, besitzt einen 50 1JS l'arcot-Motor, welcher zwei horizontale gegenläufige Trigschrauben antreibt. Zur Vorwärtsbewegung dient eine am hinteren Filde des Apparates ungebrachtc kleinere Schraube.

HUniot macht wieder Versuche mit einem neuen Fiiulecker, genannt „Htfriot XI". Die Spannweite der Flügel beträgt 10 m .iml die 1 änge nur 7 m. An den beiden Flügelenden sind vertikale Fiilfssteiier angeordnet. Die

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Flieger Blerlot XI. (Ansicht von hinten.)

Konstruktion des Schwanzes zeigen beistehende Abbildungen. Interessant ist das neue Fahrgestell, mit dem jaloii'-ieartig angeordneten Kühlapparat.

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Flieger Bleriot XI. (Fahrgestell.)

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Louis Lejeune hat einen Doppeldecker mit vorn liegendem Horizontal- und hinterem Vertikalsteuer gebaut. Wir sind in der Lage unseren Lesern den Flieger in untenstehenden Abbildungen vorzuführen. Zum Betriebe des Fliegers dient ein 15 PS 3 Zylinder Buchet-Moior, welcher zwei gegenläufige Schrauben betätigt. De' Flieger ist aus Bambusrohr hergestellt und ruht auf 4 Rädern.

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Flugapparat Lejeune.

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Louis Lejeune in seinem Flieger.

Flugpreise.

Ueber die Flugmaschinen»Konkurrenz in Monaco, die vom Iriiernationalen Sporting-Club ausgeschrieben und dem Aero-Club de France zur Durchführung übertragen wurde, berichteten wir bereits in No. 2 v rliegender Zeitschrift. Der Flug

soll von Monaco über die Herkulesbai um das Kap Martin herum und zurückgehen, so daß mindestens eine Strecke von 9600 m zurückzulegen ist. Jeder Teilnehmer muß an drei verschiedenen Tagen aufsteigen. Die Zeiten dieser drei Flüge werden zusammengezogen und ergeben das Klassement. Die Preise betragen 75 000, 15 000 und 10000 Francs.

Die in verschiedenen Zeitungen wiedergegebene Nachricht, daß die Konkurrenz von dem Nizzaer Gemein Jerat unterdrückt worden sei, ist nicht zutreffend. Eine Abflugbahn, welche 5 m über dem Meeresniveau endet, ist bereits geschaffen.

In BuenosAires soll ein Fliegerwettbewerb im Jahre 19.0 stattfinden. Bis jetzt sind zwei 100 000 Francs Preise in Aussicht genommen.

Für den Flug über den Aermelkanal mit Flugmaschinen schwerer als die Luft, für den die „Daily Mail'' einen Preis von

25,000 Francs ausgesetzt hat, bewerben sich 6 Flugtechniker. Es sind dies Pr.nz Bolotoff, dessen Apparat in den Voisinschen Werken der Vollendung entgegengeht, Kapitän Wyndham, J. C. Moore-Brabazon, M. Leieune, ü. Bischoif und Henry Farman. Für die Ueberquerung des Aermelkanals sind ü- erdies der Preis Ruinart (10.000 Francs) und der Preis Deutsch de la Meurthe (25.000 Francs) ausgesetzt. Man erwartet, daß sich die genannten Fluc techniker auch für den Preis von 10.000 Pfund der „Daily Mail" für einen Flug von London nach Manchester einschreiben werden.

Ein aviatisches Meeting soll im Jahre 1910 in Boulo^ue an Stelle des Automobil-Rennens stattfinden. Dieses Meeting__soJl gleich wie das von Brescia mit Preisen in Höhe von 100.000 Francs ausgestattet werden.

Einen Preis von 5000 Francs hat die Zeitung „La Tunisie Industrielle" für einen Flug von Carlhago nach Utique ausgesetzt.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Vorträge.

Robert Ksuault Peltcric, der bekannte französische Aeron.uit, der vor

kurzem für seine Verdienste um die. Flugknnst mit dem Kreuze der Fhrailegion ausgezeichnet wurde, hielt am 2b. Januar im englischen Aero-Club zu London

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einen Vortrag über die Entwicklung der Flugmaschmen, dem besonders auch viele militärische Sachverständige beiwohnten. Um das Verhalten des Aero-plans in der Luft klar zu machen, verglich er dabei den Flieger mit einem Schlitlschuhläufer, der sicher über verhältnismäßig dünnes Eis laufen könne, wenn er die nötige Geschwindigkeit besitzt; sobald er aber stillstände, würde das Eis brechen. — Anfänger in der Fliegekunst hätten zuerst die Balance ihrer Maschine halten zu lernen, ehe sie zum tatsächlichen Fluge die Motorkraft verwenden könnten; sonst würden sie unvermeidlich umwerfen. Die Flauptsachc wäre nicht, den Boden zu verlassen, sondern die Balance zu halten, nachdem die Maschine in Bewegung gesetzt ist. Die Forschungen des Vortragenden selbst begannen 1904 mit einer Nachprüfimg der Ergebnisse der Gebrüder ,Wright, die er bestätigt fand. Die Flüge der hauptsächlichsten neueren Typeni führte er mit Hülfe des Biographs vor.

Kritische Besprechung von Flugapparaten. Ueber dieses Thema hielt Ing. Rumpier im Berliner Verein für Luftschiffahrt am 1. Februar einen Vortrag. Der Vortragende führte aus, daß die letzten Wochen und Monate eine solche Fülle von Flugapparaten gezeitigt haben, daß nur die Erfolgreichsten Gegenstand der Besprechung bilden können. Unter den drei Hauptgruppen den Schraubenfliegern, Ruderfliegern und Aeroplanen haben nur die Letzteren größere Bedeutung erlangt. Nachdem Herr Ing. Rumpier die Begriffe Schwerpunkt des ganzen Flugapparates, Vordruck oder Zug der Schraube, Druck-Mittelpunkt des gesamten Luftwiderstandes und Stabilität, erörtert hat, wendet lt sich der M.aterialfrage zu und teilt mit, daß das Stahlrohr im Mugmaschmen-,h,au gegenüber der Holzkonstruktion stetig an Anhängern, gewinnt, und daß unter anderem z. B. Esnault Pelterie ein komplettes Stahlrohrgestell anwende, welches unter Zuhilfenahme der Autogenen Schweißung entstanden sei. Die Start- und Abfahrvorrichtimgen zerfallen in zwei Hauptgruppen, in das französische Startsystem mit Anlauf und in das Wright'sche Startsystem durch Zuhilfenahme des Fallgewichtes. Vortragender ist der Ansicht, daß das Wright'sche System trotz der großen Erfolge, welche mit demselben bisher erzielt wurden doch in Bezug auf die Abfahryorrichtungen dem französischen System 'nachstehe, und daß er der Ueberzeugung sei, daß Wright selbst dies sehr yvohl wisse und sich eingehend mit dem Studium einer neuen Startvorrichtung befasse. Herr Ing. Rumpier führt nun eine ;Reihe der bedeutendsten und erfolgreichsten Flugapparate in Lichtbildern vor. Hierauf folgen zwei Bilderserien, von welchen die erste eine schematische Darstellung der möglichen Tragflächen und Schraubenanordnungen, die zweite eine Zusammenstellung der möglichen Höhen- und Seitensteuer, der vorher im Bilde gezeigten Flugapparate wiedergibt. An der Hand dieser schematischen Figuren weist Herr Rumpier die Vor- und Nachteile der verschiedenen Anordnungen nach und zwar in Bezug auf Ein- und Zweidecker, in Bezug auf ein oder zwei Schrauben, in Bezug auf ihre Anordnung, sowie in Bezug auf die Anordnung des Höhen-bezw. des Seitensteuers vor oder hinter den Tragflächen. Er besprach auch den Einfluß dieser gesamten Konstruktionsteile, auf die Stabilität der Flugapparate, in Bezug auf die Fahrtrichtung, auf die Seitenrichtung und in Bezug auf das Kurvenfahren. Vortragender kommt zu dem Schluß, daß die heutigen Flugapparate wohl einen herrlichen Fortschritt der Technik bedeuten, daß man sich aber trotzdem nicht der Ansicht verschließen dürfe, daß noch ein mächtiges Stück Arbeit zu leisten sei. Die Flugapparate müssen in Zukunft leichter und sicherer auffliegen können, sie müssen, absolut stabil nach jeder Richtung sein und dies auch bleiben selbst beim Bruche ihrer wichtigsten Teile, die Tragflächen ausgenommen, die Antriebsseliraubeu, das Höhenstcuer und

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No. 4

Seitensteuer aber inbegriffen. Rumpier schloß seinen Vortrag, indem er noch die technischen Hilfsmittel angibt, die nach seiner Ansicht geeignet sind, die weitere Ausgestaltung der Flugapparate zu fördern.

Patentwesen.

Deutschland.

Patentanmeldungen.

77h. B 47771. Flugmaichine mit beweglichem Höhensteuer. Ernst Wilhelm

Brackelsberg, Ohligs, Rhld. 26. 9. 07. 77h. R. 24742. Versteifungsfläche für Luftfahrzeuge. C. Georg Rodeck, Hamburg,

Schröderstiftstr. 3. 2. 7. 07.

England.

(Anmeldungen vom 21. bis 31. Dezember.)

No. 27 708. Charles de Vaulchier du Deschaux, 6, Bank St., Manchester: Verbesserungen an Aero efs.

No. 27731. Gustav Behrens, 20; High Holborn, London: Transportabler Schuppen für Luftschiffe.

No. 27 812. George Perci Bragg Smith, 44 Caithneß Road, Micham, Surrey : Verbesserungen an Aeroplanen, Flugmaschinen usw.

No. 27 849. Rudolf Wagner und Carl, Edler von Radinger, 116, High Holborn, London: Rahmenwerk für Luftschiffe.

No. 27 997. Heinrich Neuner, 6, Lord St., Liverpool: Verbesserter Anker für Luftschiffe.

No. 27 998. Derselbe; Dasselbe, dem Gebrauche an Land und auf dem Wasser angepaßt.

No. 28 015. Ewald Ernst Steinhaus, 70, Chancery Lane, London: Lenkbare Flugmaschinen

No. 28 026. Robert Esnault-Pelterie, Birkbsck Bank Chambers, Sou h.impton Buildings, London: Verbesserung, n an Aeroplanen (in Frankreich angemeldet Dez. 26, 1907)

No. 28 027. Derselbe: Dasselbe, Zusatzpatent No. 1258/08. No. 28028. Derselbe: Dasselbe.

No. 28 119. Arthur Philipps, 9, Tempest Hey, Liverpool: Verbesserungen an Luft-s hiffmaschinen.

Fingvorrichtung mit angetriebenen Tragflächen.*)

Die vorliegende Erfindung betrifft eine FJugvorrich ung, bei welcher mehrere Tragflächen übereinander angeordnet sind, die eine gegenläufige Bewegu g zu einander haben. Dabei sind dL einzelnen Tragflächen mit von einander unabhängigen Ant ieben versehen. Bei den genannten ähnlichen Einrichtungen sind zur Erzielung

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Abb. i.

einer Vorwärtsbewegung besondere Antriebe und Steuervorrichtungen erforderlich' die nach vorliegender Erfindung dadurch vermieden werden, daß den Tragflächen1 welche sich entgegengesetzt der Flugrichtung bewegen, eine stärkere Neigung gegeben wird als den anderen. Hierdurch entsteht eine ruderähnliche Wirkung, weiche die Flug Vorrichtung vorwärts treibt und durch welche sich gegebenenfalls eine Steuerung- des Apparates der Flugvorrichtung erzielen läßt.

*) D. R. P. Nr. 204557. Erwin Qeisler in Kassel-Wilhelmshöhe.

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„FLUGSPORT"

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Abb. I stellt die Seitenansicht, Abb. 2 die Draufsicht auf ein nach der vorliegenden Erfindung gebauten Luftschiff dar. Abb. 3 gibt schematisch die Flügel-stellung wieder. Bei der dargestellten Ausführungsform der Flugvorrichtung sind zwei Paar Tragflächen e angeordnet, welche an Gerüsten c d befestigt, um die Mittelachse des Flugapp.irates rotieren. Jede der Tragflächen ist mit einem Motor h zum Antrieb der Schraubenflügel 1 versehen. Die Tragflächenpaare rotieren in entgegengesetzter Richtung, wie aus Abb. I an der Anordnung der Schrauben i zu ersehen ist. Durch die Rotation der Tragflächen, deren Gestalt im übrigen beliebig sein kann, w ird die Stabilität des Flugapparates außerordentlich erhöht.

Nach der vorliegenden Erfindung wird nun den nach hinten eilenden Tragflächen eine stärkere Neigung gegeben als den sich entgegengesetzt bewegenden, so daß eine ruderähnliche Wirkung bei gleichzeitigem Auftrieb erzielt wird. Diese Wirkung der Tragflächenpaare ist schematisch in Abb. 3 wiedergegeben. Der Pfeil A gibt die Bewegungsrichtung des Flugschiffes wieder, während die Pfeile B und C die Bewegungsrichtung der beiden Trägflächen e erkennen lassen.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Abb. s. Abb . 3.

Wenn man einem Tragflächenpaare eine schnellere Bewegung erteilt als dem anderen, so wird in der bei Ruderschiffen bekannten Weise sofort eine entsprechende Wendung der Maschine eintreten. Durch diese Maßnahme werden die Steuervorrichtungen g des Luftschiffes wesentlich unterstützt, man dürfte sogar so weit gehen können, sie vollständig fort zu lassen.

Die durch den Motor a angetriebene Luftschraube f dient lediglich zur Unterstützung der Vorwärtsbewegung.

Verschiedenes.

Der Marlne=Kadettenschule in Annapolis in Amerika soll ein Lehrgang für Aviatik angegliedert werden. Der Wert der Flugmaschine nach dem System „Schwerer als LuftJ wird von den amerikanischen Marine-Autoritäten voll anerkannt, und das Marinedepartement des Kriegsamts beabsichtigt, zunächst vier Flugmaschinen nach diesem System zu erwerben, um sie zu Studienzwecken zu verwenden. Auch in West Point, der Lehranstalt der Kadetten des Landheeres, soll in kurzer Zeit die Aviatik in den Studienplan aufgenommen werden. Im Kongreß werden in diesem Jahre große Summen angefordert werden, die teils dazu dienen sollen, dem Signalkorps die Fortführung seiner aeronautischen Versuche in ausgedehntem Maßstabe zu ermöglichen, teils zur Einrichtung der aviatischen Kurse an den beiden Kadettenan-s'alten Verwendung finden sollen. Man scheint auch in Amerika sich mehr von der Flugmaschine zu versprechen als vom Ballon.

100,000 Francs zur Uuterstützung der Luftschiffahrt wurden von dem französischen Minister der öffentlichen Arbeiten Barthou, in das Budget für 1909 eingesetzt. Eine Kommission soll Näheres Uber die Verteilung der Summe bestimmen.

Wright hat in Pau seine Vorbereitungen beendet. Die Spannung, mit der die Bevölkerung in Pau der Wrightschen Arbeit entgegensieht, erstreckt sich nicht nur auf die Flüge, sondern vor allem auch auf den Unterricht, den Wilbur Wright seinen

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Schülern erteilen wird. Es ist'bekannt, daß Wilbur in seinem Verlrage mit Lazare-Weiller die Verpflichtung übernommen [hat, wenigstens drei Schüler In die Flugtechnik einzuweihen. Bislang hat nur der Qraf de Lambert Unterricht genossen, und seine Stunden haben dabei nur wenige Minuten gedauert. Trotzdem soll der Graf nach den Erklärungen Wrights imstande sein, die Maschine vollkommen selbständig zu lenken. Wright äußerte, die Erlernung des Fliegens sei nicht viel schwieriger als die Erlernung des Rad ahrens. Wenn man einmal das instinktive Gefühl für das Gleichgewicht gefunden hat, so werden die Bewegungen sozusagen automatisch, und unter dieser unbewußten Kontrolle leistet der Flugtechniker ungleich mehr als mit künstlichen Vorrichtungen zur Erhaltung des Gleichgewichts. Er kann drehen, steigen und fallen und sich wenden. Wright vergleicht die Apparate mit künstlicher Oleichgewtchtserhaltung mit dem Dreirad, das zwar durch ein drittes Rad im Gleichgewicht gehalten werde, aber diesen praktisch ganz geringen Vorteil durch geringere Leist-ungs'ähigkeit und größeren Kraftverbrauch mehr als bezahlt. Wrights Lehrmethode ist außerordentlich einfach. Am zweiten Sitz der Flugmaschine, am Platze des Schülers, befinden sich zwei Hebel, die den Lenkapparaten genau gleichen, die Wright an seinem Platze handhabt und die auch mit diesen verbunden sind. Dadurch beschreibe i die hinteren Hebel genau dieselben Bewegungen wie die vorderen von dem Führer gehandhabten, sodaß der Schüler die Bewegungen mit den Händen fühlt und ihre Wirkung auf die Maschine nachprüfen kann. Sobald der Graf de Lambert von Wright ausgebildet ist, werden Paul Tissandier und der Hauptmann Lucas Gerardville Unterricht nehmet.

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Wilbur, Katherine u. Orville Wright in Pau.

Literatur.

Wie iliegt der Vogel? Von Karl Milla. Mit 12 Abbildungen und 2 Tafeln, Verlag von G. B. Teubner in Leipzig und Berlin. Preis geheftet L— Mk. Der Verfasser behandelt in vorliegendem Schriftchen in leicht faßlicher Weise die Prinzipien des Vogelfluges wie: Schwebe- und Ruderflug, Abflug, Landen und Steuern der Vögel und zum Schluß die Flugarbeit. Derjenige, welcher sich über die Fliegekunst orientieren will, findet in dem Bnch ohne unnützes Beiwerk alles das, was er braucht. Diese kleine Broschüre zeigt so recht, daß man ohne große theoretische Phrasen den Durchschnittsg bildeten in leichter Weise über diese Wissenschaft orientieren kann. Wir können diese Broschüre zum Studium nur bestens empfeh en.

Die Mittellungen des Vereins Flugmaschine Wien Nr. 2 enthält die Fortsetzungen der Abhandlungen: „Luftfahrzeuge als Kriegsmittel," „Einiges über Aeromechanik". Weitere 2 interessante A Handlungen „Die maximale und minimale Fluggeschwindigkeit", sowie eine Kritik: Die Wright-Flieger und französischen Konstruktionen.

Die dem Hefte beigegebenen Zei schriftenschau zeugt von einer guten Sachkenntnis.



Flugsport

.illustrierte technische Zeitschrift und Anzeiger

für die gesamte

„Flugschiffahrt"

unter Mitwirkung bedeutender Fachmänner herausgegeben von

Oskar Ursinus, Civilingenieur.

Brkf-Adr.: Redaktion und Verlag „Flugsport" Frankfurt a. M., Bahnhofsplatz S.

Erscheint regelmäßig am 1. unl 3. Freitag jeden MonaK - — Zu beziehen durch alle Buchhandlungen_______—

Der Nachdruck unserer Artikel ist, soweit nicht mit „Nachdruck verboten" versehen, nar mit genauer Quellenangabe gestattet.

Nr. 5. Frankfurt a. M., 19. Februar 1909. Jahrg. I.

Internationale Luftschiffahrts»Ausstellung Frankfurt am Main 1909.

Allerorts hört man von Fliegerveranstaltungen und Ausstellungsprojekten. 99 pCt. dieser Nachrichten bleiben nur solche. Man hört dann nichts mehr davon. Die grollte Veranstaltung auf dem Gebiete der Luftschiffahrt wird, wie der Stand der

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Arbeiten zeigt, unstreitig die Internationale Luftscliiffalirts-Ausstellung in Frankfurt a. M-

Die Entwürfe für das Ausstellungsplakat sind eingegangen. Der eine zeigt rechts oben einen Lenkballon und links unten eine Flug-mascliine,welchedeniinblauen Nebeldunst hegenden Dom, das charakteristischste Merkmal des Frankfurter Stadtbildes, umkreist.

An Preisen etc. dürften etwa 100IXX) Mk. ausgesetzt werden.

Ueber die Vorgeschichte und wie die Frankfurter Luf ts cliijff a hr t-A u s s tc 1 -lung zustande kam, ist

Dr. Paul J. Gans. in weiteren Kreisen verhält-

nismäßig wenig bekannt geworden. In München projektierte der in Luftschiffahrtskreisen bekannte Dr. Gans, welcher für Flug-inaschinen auch einen Preis von 10000 Mk. stiftete, voriges Jahr eine Luftschiffahrts-Ausstellung. Der Magistrat in München zeigte für das Ausstellungsunternehmen sehr wenig Verständnis und bereitete Dr. Gans derartig große Schwierigkeiten, daß das Projekt scheiterte.

In München war bereits intensiv gearbeitet worden. Eine Rundfrage bei den Interessenten ergab, daß überall ein großes Interesse für eine Luftscliiffahrts-Ausstellung vorhanden war.

Dr. Gans wandte sich daher im November 1908 nach Frankfurt und fand hier beim Oberbürgermeister Dr. Adickes und Ge-heinirat Dr. Gans größtes Entgegenkommen. Anfangs hegte man Bedenken, daß das Anfang Juni projektierte Sängerfest der Abhaltung einer Luftschiffahrts-Ausstellung hinderlich sein könnte. Erst nach Verlegung des Sängerfestes auf einen früheren Zeitpunkt erkannte der Frankfurter Magistrat die Durchführbarkeit desAus-stellungsunternehmens an.

Zur Jahreswende waren die Vorbesprechungen so weit beendet, daß mit den Vorarbeiten, anknüpfend an die von Dr. Gans betriebenen Vorbereitungsarbeiten und Dokumente fortgefahren werden konnte. Unter der energischen Direktion des Major von Tschudi und des unseren Lesern bekannten Vorstandes haben sich die Vorarbeiten bis heute vorzüglich entwickelt.

Die Organisation für die Luftschiffahrts-Ausstellung ist mustergültig durchgeführt. Vielleicht hat man etwas zu viel getan. Die Ausschüsse sind fast etwas zu umfangreich geworden.

Neben den Ausstellungsobjekten, Fliegerveranstaltungen, ist auch dem

Vergnügungswesen

in ausgiebigem Maße Rechnung getragen worden. Sosoll ein Flugapparat, mit welchem jeder Laie auf dem Platz einen Fing von 60 m durch die Luft ausführen kann, geschaffen werden. ;

Die Leitung des Vergnügungswesens auf der Ausstellung ist dem--von der elektrotechnischen Ausstellung 1891 her als Leiter der Fesselballonabteilung bekannten Luftschiff-Ingenieur Rodeck übertragen worden. Selbstverständlich werden alle Vergnügungs-veranstaltungen dem Charakter der Ausstellung angepaßt werden. Außer dem unvermeidlichen Fesselballon ist aueh ein Luftschiff-Panorama vorgesehen.

Die von verschiedenen Berliner Zeitungen verbreitete Nachricht, daß Schwierigkeiten in der Zeichnung des Garantiefonds

entstanden seien, sind vollständig unzutreffend. Wie uns von zuständiger Stelle mitgeteilt wird, sind bereits mit Sicherheit für den Garantiefond 600000 Mark gezeichnet.

Pariser Brief.

(Von unserem Pariser Korrespondenten).

Während die französischen Konstrukteure von Flugmasclii-nen, Ballons und Flugmotoren gegenwärtig eine außerordentlich rege Tätigkeit entfalten, um sich in der neu erblühenden und minier weitere Kreise ziehenden Industrie einen möglichst vorteilhaften Platz zu sichern, ist es auf dem Gebiete der praktischen Flugbetätigung zurzeit noch ziemlich still- Erst ein Vorgang der letzten Tage hat etwas Leben und Bewegung in die interessierten Kreise gebracht. Wie erinnerlich, hatten noch während des letzten Pariser Salons die Industriellen den Beschluß gefaßt, von der Veranstaltung einer Ausstellung in diesem Jahre abzusehen. Allerdings erhoben sich damals vereinzelte Stimmen gegen diese Entscheidung, weil in Frankreich weder die junge Aviationsindu-strie, noch die schwer notleidende Autoniobilindustrie des Salons als Propagandamittel entbehren können. Die Warner drangen nicht durch, die Handelskammern schlössen sich ihrerseits den

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Wilbur Wright mit seinem alten Flieger in Paii.

Beschlüssen der Aussteller an und die beiden Vereinigungen, denen die Organisation des Salons oblag, der Aero-Klub und der Automobil-Klub von Frankreich, konnten nicht anders, als den Beschluß der Mehrheit zu acceptieren: der Pariser Salon war also eingesargt. Groß war deshalb das Erstaunen, als man dieser Tage vernahm, daß in der ,.parlamentarischen Kommission für öffentliche Arbeiten", von deren Existenz bisher nur Wenige gewußt hatten, ein Mitglied den Antrag gestellt habe, in diesem Sommer in Paris einen großen internationalen Aviations-Salon zu

veranstalten Die Kommisson hatte den Antrag angenommen und ihren Vorsitzenden beauftragt, sich mit der Regierung wegen der vorbereitenden Schritte ins tinvernehmen zu setzen Diese Nachricht wirkte wie eine Bombe. Vergessen waren alle Beschlüsse, die man vor wenigen Wochen erst gefaßt hatte, vergessen alle Klagen und Proteste; es scheint, als ob innerhalb der beteiligten Kreise ein lebhaftes Bedauern über jene Dezember-Beschlüsse vorgeherrscht hätte und daß es nur dieses — vielleicht nicht einmal unerwarteten! — Anstoßes bedurft habe, um das Steinchen ins Rollen zu bringen. Nun spricht man schon davon, daß der kommende Salon ein ,,Salon für alle Arten der motorischen Fortbewegung11 werden müsse; man verlangt, daß nicht die Regierung, sondern der Aero-Klub und der Automobil-Klub zu den Vorarbeiten herangezogen werden — kurz, wir werden aller Voraussicht nach wieder „unseren" Salon haben.

Warum die Aeronautik und Aviation nicht allein für sich ihren Salon haben können, ist eigentlich nicht verständlich. Die Industrien sind heute schon soweit erstarkt, die Bewegung zu Gunsten der Flugschiffahrt schon soweit vorgedrungen, daß sogar eine Loslösung von dem Gängelbande der Kraftwagen-Industrien durchaus ratsam erscheint. Von der ungeheuer rapiden Entwicklung der Aeronautik bekommt man eine rechte Vorstellung, wenn mau die zahllosen Luftschiffahrtsbewerbe berücksichtigt, die in diesem Jahre geplant sind. Das Hauptinteresse der Franzosen wendet sich natürlich dem „Gordon-Bennett-Pokal der Aviation1' und dem „Internationalen Aviations-Pokal'1 zu. die beide zu Reims vor sich gehen werden. Als Termin für letzteren Bewerb ist der 29. August festgesetzt. Der Aero-Klub von Frankreich will, daß Frankreich durch drei Piloten vertreten sei. Er wird, da die Nennungen voraussichtlich sehr zahlreich eingehen werden, am 23. August einen Ausscheidungsbewerb veranstalten und die drei besten Aviatiker zu dem grolien internationalen Bewerbe delegieren Auch der „Gordon-Bennett-Pokal" wird eine starke Beteiligung seitens der Franzosen finden. Daß Robert Esnault-Pel-terie, Hauptmann Ferber und Leon Delagrange starten werden, steht bereits fest.

Wie gesagt, ist es unter den französischen Fliegern noch ziemlich still und nur allmählich beginnt es, sich zu regen. Henri Farman, von dem man schon lange nichts gehört hat, baut gegenwärtig zwei neue Apparate. Der eine davon wird von derselben Type wie seine früheren Zweidecker sein, nur werden die Flächen jetzt einen Abstand von zwei Metern haben, wodurch Farman seinem_Apparat eine größere Tragfähigkeit zu geben hofft. Außer-— deffl~~sül£tfer Apparat mit Schaufeln und einer verstellbaren hinteren Zelle konstruiert werden, wodurch das hintere Steuer überflüssig werden wird. Ueber die zweite Maschine, die in ihrer Konstruktion angeblich vollständig von der bisherigen Type abweichen soll, ist" bisher Näheres nicht bekannt geworden.

Wilbur Wright ist eifrig dabei, seinen neuen Apparat fertig zu stellen; in etwa zwei Wochen dürften die Arbeiten beendet sein. Wie verlautet, wird König Alfons von Spanien gegen Linde dieses Monats in Pau eintreffen, um den Amerikaner Iiiegen zu sehen,

In Pau herrscht ein lebhaftes Treiben. Bedeutende Flug-tecliniker geben sich dort ihr Rendes-vous. In beistehendem Bilde zeigen wir einige bekannte Aviatiker.

Wright unternahm mehrfach sehr erfolgreiche Flüge, und zwar am 5. Februar, bei welchem er eine Höhe von 40 ni mit einer mittleren Stundengeschwindigkeit von 72 km erreichte, am 8. Februar einen mit seinem Schüler Paul Tissandier von 28 Minuten. Tissandier erklärte einem Korrespondenten: „Vor dem Aufstieg erklärte mir Mr. Wright daß der Zweck des Fluges zunächst nur der sei, mich mit der rlaudhabung der Steuerung bekannt zu machen. Ich möge nur geradeaus zu fliegen versuchen, und Wendungen einstweilen Ihm überlassen. Ich saß rechts neben Mr. Wright und hielt die Duplikate der Steuerhebel in den Händen. Es war vereinbart, datf Wrigfit mir durch eine Berührimg anzeigen würde, wenn ich die Steuerung ihm allein überlassen sollte. Der Versuch verlief wie eine erste Unterrichtsstunde im Radfahren oder im Lenken eines Automobils. Ich fand, dal.) es sehr schwie-

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Auf dem Fliegerfelde in Pau.

Von linksznach rechts; Bleriot, Tissandier, Lucas-Gerardy, W. Wright, Mtne. Hort. O. Berg, de Lambert und Cafh. Wright.

rig war, die Maschine in einer geraden Unie fliegen zu lassen und unter meiner Steuerung machte sie allerlei Höhenkurven, die Mr. Wright korrigierte. Als wir später Wendungen machten, iühlte ich, wie Mr. Wright die Kontrolle übernahm; ich ließ die Steuerhebel locker und folgte nur mechanisch mit der Hand den Bewegungen. Obgleich die körperliche Anstrengung nicht groli war, schmerzten mich nieine Anne. Ich werde gewili noch manche Stunde nehmen müssen, ehe ich den Apparat geradeaus lenken kann, von Wendungen und schwierigen Manövern noch garnicht zu reden." Am 11. Februar führte Wright einen Flug mit dem englischen Minister Ralfour aus, welcher 20 Minuten dauerte, sowie mit dem Kapitain Lucas-derardville, der 13 Minuten dauerte.

Wright beabsichtigt, einer Einladung des Aero-Clubs von Großbritannien Folge zu geben und Ende März nach London zu gehen.

Auf dem Manöverfelde von lssy-les-Moulineaux ist ein von dein englischen Aeronauten Moore Brabazon bestellter neuer F. N. V.-Motor probiert worden, der auf einem in Chalons erbauten Zweidecker aufmontiert werden soll. Es ist ein Achtzylinder, der in voller Fahrtausrüstung ein Gewicht von 25Ü kg hat und bei 1200 Umdrehungen 70 PS ergibt. Bleriot müht sich mit seinem kleinen Monoplan, von dem man Wunderdinge vorausgesagt hatte, zwecklos ab. Der Mißerfolg ist um so auffälliger, je plumper die Reklame in einer gewissen Presse sicli geberdet. Am Donnerstag sollte der Apparat einen sensationellen Demonstrationsflug ausführen; aber die Polizei war von diesem Vorhaben so spät benachrichtigt worden, daß die erforderlichen Siclierheits-vorkehrungen nicht rechtzeitig getroffen wurden. Das war auch ganz gut, denn so brauchte sich der Apparat nicht zu produzieren-Am Tage darauf waren alle Vorkehrungen getroffen. Die Maschine wurde aus dem Schuppen gezogen, begnügte sich aber damit, einige Meter auf dem Boden hinzurollen, um dann wieder unter das friedliche Dach ihrer Behausung zurückzukehren.

Dem Publikum, das auf dem weiten Felde von lssy-les-Moulineaux mit geradezu erstaunlicher Geduld auf die Vorführung der Flugmaschinen harrt, soll jetzt eine Konzession gemacht werden: Wenn einer der Aviatiker die Absicht hat, einen Aufstieg zu unternehmen, wird auf dem betreffenden Schuppen eine Fahne aufgezogen werden. So soll den Zuschauern das unnütze Warten erspart werden. Daß sich die Flugmaschinen aber durch diese Neuerung werden beeinflussen lassen, ist kaum anzunehmen.

Ri.

Der Flugsport in England.

(Originalbericht unseres Londomr Korrespondenten).

Als schlagender Beweis für das große Interesse, das in England für die Aeronautik vorhanden ist, kann die Tatsache dienen, daß im letzten Vierteljahre (Okt. bis Dez 1908) nicht weniger als 106 Erfindungen, die sich auf die Luftschiffahrt beziehen, beim Londoner Patentamte angemeldet wurden. Davon müssen wir freilich die hier patentierten Erfindungen von Ausländern abziehen; aber die Zahl der übrigbleibenden englischen Erfindungen ist doch überraschend -groß und zeigt, wieviel Mechaniker sich hier mit diesem Gebiete beschäftigen. Ein anderer Beweis ist das Anwachsen der Vereine für Luftschiffahrt. Der älteste und eifrigste derselben, die Aeronautical Society, hat in der Victoriastreet Klub-räume und eine Bibliothek, wo auch regelmäßig Vorträge gehalten werden, und läßt auf einem Grundstücke in Dagenham Modelle erproben. Dieser Verein wird Ende März auch die Gebrüder Wilbur und Orville Wright in seinen Räumen als Gäste beherbergen, um ihnen die goldene Medaille zu überreichen, die ihnen im letzten Herbste in Anerkennung ihrer Verdienste verliehen

wurde. Eine Besichtigung des Dagenhamer Uebungsplatzes ist bei Gelegenheit dieses Besuches in Aussicht genommen. Ein zweiter Verein, der Aero-Club, dessen Mitgliedschaft zur Teilnahme an den internationalen Wettfahrten berechtigt, stellt jetzt auch mit den Militärbehörden in Verhandlung, um einen Truppenübungsplatz zeitweise für Flugversuche überlassen zu bekommen. Dann ist ein Aeroplane Club vorhanden und ein Flying Club (Flugklub), beide aber noch jüngeren Datums; und endlich die national-englische Aero-League, an deren Spitze der Oberst H. S. Massv steht; dieser Verein will jetzt auch eine Jugendabteilimg gründen" um schon die Schüler für die neue Technik zu interessieren.

Mancher möchte nun wohl den Einwurf machen: Das ist alles ganz gut; aber es sind Worte, keine Taten. Die Engländer, die wirklich geflogen sind, lassen sich an den Fingern einer Hand abzählen und wirkliche Flugmaschinen sind in England noch nicht gebaut worden. Aber man muß bedenken, daß es stets die Praxis der Engländer gewesen ist, die teuren Experimente von anderen machen zu lassen. Vor kurzem hat der frühere und wahrscheinlich auch zukünftige Premierminister Balfour von Biarritz aus, wo er sich zur Erholung aufhielt, die berühmten Flieger in Pau besucht, einem Flugversuche zugesehen und seine Bewunderung ausgesprochen, und der Pionier des Automobilismus in England, C. S Rolls, hat einen wirklichen Flug mit ihnen gemacht und seine Erfahrungen dabei in geradezu enthusiastischer Weise ausgesprochen. Ueberhaupt zeigen sich die Automobilfabrikanten besonders interessiert. So hat der Fabrikant Frederick Simms jetzt bei den Gebrüdern Voisin einen ihrer letzten Aeroplane bestellt, der einem von Simms selbst konstruierten 6-Zylinder-Motor erhält; der Aeroplan soll bis Ende April fertig sein. Mit einem Simms-Motor wird auch der neue Militär-Aeroplan des Oberst S. F. Cody ausgestattet. Der Motor soll etwa 2 kg per HP. wiegen. Sodann hat auf eine Aufforderung des Vereins der Automobihab-rikanten in Coventry der Professor J. A.Mackle von der Universität Liverpool am 26. Jan. dort einen Vortrag über die Entwicklung der Fliegekunst gehalten. Der Redner begann mit einer Bemerkung über die Beziehung des Aeroplans zum Automobil und wies darauf hin, wie erst die phänomenale Entwicklung des Motors mechanisches Fliegen möglich gemacht habe. Wahrscheinlich würde die Herstellung von Aeroplanen im größeren Maßstabe auch zunächst mit der Autoniobilindustrie verbunden bleiben. Sodann erklärte er die Konstruktion des Bleriot-Monoplan, des Voisin-Biplan und des Wright-Biplan. Die Frontstellung der Propeller sei zu empfehlen, weil die Zusammenpressung der Luft durch die Schraube den Aeroplan tragen helfe. Auf Anfragen aus dem Zu-hörerkreise bemerkte Mr. Mackle, daß Maxim die Anwendung eines kleinen Gyroskopen zur Kontrolle des Gleichgewichts empfehle; der Gebrauch eines großen Gyroskopen, der die Maschine stabil machen würde, sei durch das große Gewicht ausgeschlossen. Andere hätten die Anwendung eines Pendels aus Queck-silberröhren vorgeschlagen. Während ein Mr. Dorling sodann die Nachahmung der Linie des Vogelfliigels empfahl, meinte der Redner,

Vorschläge für fünf Fliegerkonkurrenzen.

In Deutschland ist die Zahl der Preise für Fliegerwettbewerbe gegenüber anderen Ländern, insbesondere Frankreich, verhältnismäßig noch eine sehr kleine. Die zur Disposition stehenden Preise sind der Lanzpreis mit 40.000 Mark und der Qanspreis mit 10.000 Mark. (cf. diese an anderer Stelle.)

Fliegerkonkurrenzen sind das beste Förderungsmittel, den Flugtechniker anzuspornen. Um der Möglichkeit eines zu erwartenden Gewinnes mehr Raum zu geben, machen wir etwaigen Stiftern folgende Vorschläge:

1. Dauerfahrt, Preis für denjenigen Flieger, welcher sich am längsten in der Luft hält.

2. Schnelligkeitsprüfung, Fahrt über 20 km in gerader Linie.

3. Schnelligkeitsprüfung in geschlossener Bahn.

4. Höhenfahrt.

5. Schnelligkeitsfahrt über 50 km in größter Höhe mit mehreren Passagieren.

Angaben von Voisin über seinen Flieger.

Voisin hat in den Sitzungsberichten der Pariser Akademie der Wissenschaften verschiedene Angaben über seinen Flieger veröffentlicht, die verschiedentlich in deutschen Zeitschriften leider mit mehreren Fehlern wiedergegegeben wurden. Voisin sagt, daß sein Flieger aus dem Gleitflieger von O- Chanute, welchen er 1891 1900 in Amerika studierte, hervorgegangen ist.

der Kinematograph hätte so komplizierte Bewegungen des Vogelflügels nachgewiesen, dalJ es unmöglich scheine, denselben nachzuahmen. Wohl aber könne das Prinzip des Vogelflügels nachgeahmt werden, um das Umkippen zu verhindern, und mit Anwendung des Systems der Jalusien würde das nicht allzuviel Kraft erfordern.

Von dem Windham'schen Aeroplan, der augenblicklich von der französischen Firma Pischoff hergestellt wird, erfährt man, daü er ein Doppelflächuer ist und die besten Eigenschaften der Wright-schen und Farman'schen Maschine verbinden soll. Die Vertikal-und Horizontal-Steuerruder sind in großer Entfernung vom Zentrum angebracht. Die Maschine soll erst nach England gebracht werden, wenn die ersten Versuche in lssy bei Paris zufriedenstellend ausgefallen sind.

Die geplante Aeronautische Ausstellung in Olympia ist noch nicht ganz unter Dach, da Differenzen über die Leitung derselben eingetreten zu sein scheinen; doch werden dieselben voraussichtlich noch gehoben werden.

Der Flieger bestellt aus zwei übereinander liegenden Flächen von 10 m Spannweite, 2 ni Breite, die 1,5 ni von einander entfernt sind. Der Flieger hat einschließlich des Höhensteuers eine Länge von 1,5 ni. Die Tragfläche ist 50 qm. Das Gewicht des Fliegers einschließlich Führer beträgt 540 570 kg, Die Konstruktion des Chassis und des Fahrgestells ist unseren Lesern bekannt.

Die Tragflächen sind nach einer S-Kurve gewölbt und zwar liegt die größte Wölbung im ersten Drittel. Die Pfeilhöhe der Wölbung beträgt 1/15 der Sehnenlänge. Beim Fahren des Fliegers auf dem Boden haben die Flächen eine Neigung von 8 0 gegen die Horizontale. Diesem Winkel entspricht eine Auffluggescliwin-digkeit von 14 ni pro Sekunde, Für die Arbeit zur Ueberwindung des Luftwiderstandes, welcher beim Vorwärtsfluge 130 -135 kg beträgt, sind 20-25 PS nötig, Der Motor leistet bei 1100 Touren 36-39 PS. Die Schraube überträgt dabei nur 60 "/<ϖ der Motorarbeit im Momente des Abfluges als Zugkraft auf den Flieger.

Die Schrauben von 2,3 m Durchmesser und 1,5 in Steigung liegt im Schwerpunkt hinter den beiden Tragflächen und ist direkt auf die Motorachse gesetzt, Die 80 cm lange und 20 cm breite Flügelfläche der' Propeller besitzt eine Fläche von 0,16 qm. Die Schraube zieht bei 18 Touren in der Sekunde mit 150-170 kg. Die Umfangsgeschwindigkeit an den Flügelenden ist hierbei ca. 140 ni. Das Gewicht der Schraube ist 14 kg. Delagrange erzielte bei seinen Flügen eine Durch-geschwindigkeit von 16—19 ni pro Sekunde- Der Neigungswinkel gegen die Horizontale ist hierbei fast 0. Durch kine-matographische Aufnahme ist festgestellt worden, daß der Winkel maximuni 1-2° beträgt, in verschiedenen Fällen sogar negativ wurde, was sich aus aufsteigenden Luftströrnen erklärte. Voisin behauptet, daß seine Konstruktion der Zellenform selbst stabilisierend wirke. Modelle, die in die Luft geworfen wurden, nahmen selbsttätig die normale Lage ein und landeten ohne Unfall. Das vordere Höhensteuer, welches durch ein Auto-mobilsteuerrad unter Vermittlung einer Zugstange betätigt wird, beträgt ca. 5 um. (Die Steuervorrichtung des Voisin - Fliegers ist bereits in der Dezeiiibernuinnier des „Flugsport" unter „Moderner Fliegerbau" eingehend beschrieben worden.)

Einiges über Fluggeschwindigkeiten der Flugapparate.

Die Geschwindigkeit der zukünftigen Drachenflieger wird von den meisten Theoretikern und Empirikern sehr optimistisch beurteilt. 150 bis 200 km sollen die Apparate nach deren Ansicht pro Stunde leisten.

Konservative Mathematiker dagegen beeilen sich dies zu bestreiten, obwohl sogar mit dem Automobil auf der Balm schon 206 km per Stunde erzielt worden sind. Wie bisher immer dürften die Optimisten Recht behalten, denn schon die ersten

Versuchsflüge mit Monoplans im denkwürdigen Jahr 1908 haben eine Geschwindigkeit von nahezu 90 km ergeben, während die Biplaus 65 bis 75 km per Stunde geflogen sind Bedenkt mau, dalJ die ersten primitiven Konstruktionen bedeutend verbessert, ihr Stirnwiderstand verringert, die Antriebskraft aber erhöht werden kann, so resultiert schon ohne jedwede Rechnung die Gewißheit, daß die 100 km per Stunde bald überboten sein werden. Um jedoch Geschwindigkeiten gegen 200 km per Stunde ernstlich zu erweisen, muß man Berechnungen anstellen.

Eine interessante Studie von Alex. See, im „Aerophile" behandelt dieses Thema, wobei auch die bereits durch v. Lilienbach vertretene Ansicht wiederkehrt, die Flieger durch Variabilität ihrer Spannweite zum langsameren oder schnelleren Fliegen einzurichten. Lill v. Lilienbach sagt in der Zeitschrift H. P. folgendes:

Mit dem minimalsten Antrieb (etwa 6-10 HP), der zur Erhaltung der „untersten kritischen Geschwindigkeit" v„ gerade erforderlich ist, könnte man die Geschwindigkeit v der Maschine fast gar nicht variieren, auch wenn der schädliche Widerstand und die Spannweite reduziert wird; selbst auf die Hälfte herabgedrückt, würde nur eine um 1,19 bessere Geschwindigkeit im Verhältnis zu v„ 1 resultieren. Hat man aber, wie es ja stets der Fall ist, einen gewissen Ueberschuß an HP, so ist der Aviator in der Lage, Tragvermögen oder Geschwindigkeiten innerhalb gewisser Grenzen zu regeln. Je größer der Ueberschul.1 ist, desto größerer Spielraum zwischen minimaler und maximaler Geschwindigkeit, in deren Mitte der ökonomische Flug liegt. Natürlich spielt die richtige Verwendung von Triebschrauben (Durchmesser, Ganghöhe) eine große Rolle dabei. Uebersteigt der Kraftzuscliuß die zur „unteren kritischen Geschwindigkeit" notwendigen Pferdekräfte um 10"/o, so kann v variieren zwischen 0,75—1,25 des Wertes v0 (=52 - 87 km); 16"'», so kann v variieren zwischen 0,68 - 1,36 des Wertes v„ (=48 -96 km); 50°/o, so kann v varrieren zwischen 0,5-1,6 des Wertes vQ (-35 -112 km per Stunde).

Setzen wir nämlich für v0 der besten Monoplans Pelterie oder Bleriot 70 km per Stunde, so ergeben sich die in Klammern angeführten Geschwindigkeitsgrenzen in Kilometern.

Das sind außerordentlich große Differenzen, welche den Auf-flug und noch mehr die ungefährliche Landung günstig beeinflussen würden. 100"/» (also die doppelten HP) würden 0,38 -1,85 (- 27—130 km per Stunde) zulassen. Wir sind da schon sehr nahe der Verdoppelung der dieser Betrachtung zugrunde gelegten Geschwindigkeit von 70 km. S6e geht aber noch weiter und nimmt an,- daß die Fluggeschwindigkeit von 100 km per Stunde nur den minimalsten Antrieb erfordert (durch Reduktion der Widerstände) und daß ein motorischer Ueberschuß von 150X in der Flugmaschine zur Verfügung steht- In diesem Falle könnte der Führer den Flug bis auf 250 km steigern, oder auf nur 30 km per Stunde verzögern.

Etwa 200 km per Stunde stellt also einstweilen die obere Grenze dar, die nach unseren noch sehr mangelhaften Rechnungen zu erreichen möglich sein wird. Also dieselbe Geschwindigkeit, welche das torpedoförmige Automobil auf der Rennbahn von Palm

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„FLUGSPORT"

Beacli in Florida tatsächlich erreicht hat. Da aber Wilbur Wright bereits Mehrbelastung von 200 kg zu ausgedehnten Flügen emporgehoben hat, so ist auch die Mitnahme von 80 bis 100 HP Motoren möglich, was gar einen Kraftüberschul.) von mehreren Hundert Prozent darstellen würde.

Die antizipierende Annahme, daß man so vollkommene Flugkörper konstruieren werde, zu deren 100 km-Tempo nur die minimale Energie notwendig wäre, ist wohl sehr optimistisch, wenngleich natürliche Vögel dieser Größe so schnell fliegen müßten. Dennoch glaubt auch L. v. Lilienbach an die 200 km per Stunde, weil die Reduktion der Spannweite während des Fluges in dem Grade wirksam wird, als die Geschwindigkeit zunimmt. Allerdings muß die Voraussetzung technisch klaglos erfüllt werden, daß dem Motor, oder den zwei bis drei Motoren, stufenweise von der untersten bis zur obersten Grenze die Energie entnommen werden kann- Derart elastische Explosionsmotore sind schon beim Automobil in Verwendung; aber vielleicht ist es für die Flugmaschine besser, den Motor gleichmäßig laufen zu lassen und die Uebersetzung variabel einzurichten, etwa mit Friktions-scheiben.

Wirft man die Frage auf, wie weit ein Drachenflieger mit einer bestimmten Benzinmenge fliegen könne, so kann zur Beantwortung dieser Frage nur der geringste Benzinverbrauch pro km in Betracht gezogen werden.

Dies ist bei einer Geschwindigkeit der Fall, welche höher ist als v0 und v; und zwar beim Biplan Wright = 80 km per Stunde, beim Monoplan -105 km per Stunde. Dies dürfte zugleich der betriebsökonomische Flug für leicht belastete (sportliche) Maschinen sein.

Bei Beförderung größerer Nutzlasten (mit dem geringsten Arbeitsaufwand) verzögert sich v erheblich und würde beim Wrightflieger auf zirka 50 km per Stunde sinken.

Bei größeren Geschwindigkeiten hängt sehr viel von der Art der Tnebschrauben ab. Die Ganghöhe, die für 90 km p. St. genügt, könnte bei 200 km per Stunde kaum mehr guten Effekt geben; sie müßte vielmehr drei- oder viermal so groß sein. Bei solcher Geschwindigkeit dürfte der Schraubenflieger im Vorteil sein.

Diese Studie von See hat zum Teil nur theoretischen Wert, weil manches erst in Zukunft praktisch erwiesen werden muß: gleichwohl mahnt er die Aviatiker, welch mannigfache Erfahrungen und Untersuchungen noch zu machen sind, bevor sie eine vollkommene Flugmaschine schaffen werden, die so veränderliche Größen besitzt, daß sie sich den jeweilig gewünschten Anforderungen anpaßt.

Einiges über die Modelle im Pariser Salon.

Von vielen Fachautoritäten wird der Wert eines Modells angezweifelt. Gleiches wird von den Fliegeversuclieu mit Modellen behauptet. Zugegeben muß werden, daß bei dem Modell die Ge-

wiclits-und Luftwiderstandsverhältnisse und nicht zum wenigsten die Reibung an den Tragflächen eine ganz andere ist, als beim großen Flieger.

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Das Modell besitzt aber auch bedeutende Vorteile. An ihm kann der Erfinder seine Idee, bezugweise den jErfindungsgedanken besser veranschaulichen als in der Zeichnung. Es liegt in der Eigenart

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der Flugniaschinen, daß die in einzelnen Dimensionen sehr schwach ausfallenden Details und unter Umständen kompliziert geformten Tragflächen sich schwer darstellen lassen. Von diesem

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Allll 3

letzteren Gesichtspunkt aus betrachtet, bietet das Modell entschieden große Vorteile.

Im Pariser Salon gaben die vorhandenen Modelle ein drastisches Bild der vielseitigen Ideen, welche die Erfinderkreise beschäftigen. Man sah die abenteuerlichsten Gestalten. In nebenstehenden Abbildungen 1 bis 4 geben wir eine kleine Auswahl-

Abb. 1 zeigt einen Zellenflieger mit einem Wright nachgeahmten vorderen Höhensteuer, Abb. 2 einen Flieger mit 4 hintereinander, sämtlich im Luftschatten liegenden Tragflächen.

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Abb.

Die Abb. 3 zeigt einen Finflächner Form Bleriot, jedoch mit 2 Triebschrauben.

Abb. 4 stellt einen Flieger mit horizontaler Tragschraube und 2 Schrauben für die Vorwärtsbewegung dar.

Flugtechnische Rundschau. Inland.

(»lade wird in den nächsten Tillen mit seinen Flugversuchen beginnen. Beistehende Abbildung zeigt Grade in seinem l-'iieger, wie er den 400 m Ving ausführt. Der Flieger hatte hierbei eine Geschwindigkeit von 30 km.

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Grade im Fluge.

Dia kurzen Flüge sind nicht zum wenigsten dem sehr kleinen, Grade zur Verfügung stillenden Versuchslelde zuzuschreiben.

Ks ist bedauerlich, daß iu Deutschland noch kein großes Versuchsfeld, welches den Flugtechnikern ohne Schwierigkeiten zur Verfügung gestellt weiden kann, existiert; denn die Flugversuche auf dem Tempelhoter Felde sollen in Zukunft nicht mehr gestattet werden. (Die Dimensionen des Gradeschen Fliegers ef. an anderer Stelle.)

Zipfel hat mit seinen Flugversuchen auf dem Tempelhofer Felde wenig Glück gehabt. Am 16. d. Mts. sollten die durch ungünstige Witterung unterbrochenen Versuche wieder fortgesetzt werden. Der Apparat erhob sich nach ca. 150 m vom Boden und wurde von einem seitlichen Windstoß erfaßt und gedreht. Hierbei stiel! die linke untere Tragfläche so heftig auf den Boden auf, daß mehrere Spanten zertrümmert und das Chassis verbogen wurde. Belauer-lichcrweise werden dadurch die Flugversuche auf eine längere Zeit unterbrochen.

Pttnwval beabsichtigt in seinem Flieger einen 100 PS Daimler zu verwenden. ltiHliKT— Keknrtsliei-ge baut einen Flugapparat, welcher sich ohne A'ioior erheben soll? —

Lei«—Kieu/.iiiicli soll eine neue Flugmasriiine bauen. Die 7 m lange Maschine soll nur 25 kg wiegen und mit Menschenkraft betrieben werden.

I>j\ (Jaus-Kliegei' Dr. Gans-München ist Zt. mit dem Bau eines Flugapparates, eine Kombination von Findecker-Gleitflieger und Schlagflieger beschäftigt. Zum Betrieb dient ein Rennmaschinenmotor von Neckarsiilm, welcher 6 PS leistet Die Kraft soll zum Betriebe laut vorliegender Berechnungen aus-ieichen. Das Gewicht des Fliegers mit Motor beträgt 160 kg. Dr. Gans hat Verschiedene Konstruktionen von Fliegern' im Bau.

."Uiiiiriee. Farinan der Bruder des bekannten Gewinners des Grand Prix Deutsch-Archdeacon, konstruiert zur Zeit einen neuen Apparat. Der ,,Ma irice-Farman1' ist ein Zweidecker, dessen Tragflächen eine dem Wrighfschcn System gleichartige Neigungsfähigkeit besitzen. Der Renault-Motor liefert 58 PS in I8U0 Touren der Flügelschrauhe. Maurice Farmau beabsichtigt übrigens, diese Schraube durch zwei andere mit Kettenantrieb zu ersetzen. Die Versuche werden auf dem Felde von Fsnault-Pelterie in Buc stattfinden. F.inige Proben wurden bereits vorgenommen. Aber der Flugapparat hat sich noch nicht vom Boden erhoben. Fei einem F.xperimcnte wurde die rückwärtige Zelle beschädigt.

Ausland.

Kine eigenartige Kliiginiiseliine. F. O. Davidson aus Denvar in Colorado, ein schottischer Ingenieur, hat in I ugland Pläne zu einer neuartigen Flug-maschine vorgelegt. Zur Fortbewegung dienen nicht Luftschrauben, sondern zwei große rotierende Fächer, zwischen und unter denen sich die Motore befinden. Wie Fnglish Meehauic mitteilt, ist die Form dieser Fächer so gewählt, daß sie einen abwärts gerichteten Druck auf die Luft ausüben, der ausreichend ist, um dem Apparat das Gleichgewicht zu halten. Wenn der Flug begonnen hat, (.önnen sie leicht in einem Winkel zur Vertikalen eingestellt werden, woraus eine horizontale Fortbewegung mit groller Geschwindigkeit resultiert. In Denvar ist ein Flugapparat im Gewichte' von drei Tonnen nach diesem Prinzip gebaut worden und vermochte sich in die Luft zu heben, aber die F.xplosion des Dampfkessels setzte dem Versuch ein lrülizeitig;s Kntlc? — Im wesentlichen best'ht das Lufi-schitf aus einem Stahlgestell von Fi m Länge, an dessen Luden die Schwingen, deren Durchmesser 0 m beträgt, beteiligt sind. Von der Mitte des Gestells hängt ■tue Gondel herab, die ecw.i '! m breit und 100 in lang ist und Mase!i"v;:l:c'.'Sti um'

Falii er aufnimmt. Die Konstruktion des Apparates versucht genau -Iii Bedingungen fliegender Oeschöpfe nachzuahmen.

IH-i Klic.pM- Itolotuff geht in den Werkstätten von Voisin freies seiner Vollendung entgegen und dürfte in den nächsten Wochen mit den Versuchen

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Flieger Bolotoff in Montage,

begonnen werden. Man darf auf die Resultate mit diesem Flieger, welcher eine verhältnismäßig große Tragfläche aufweist, gespannt sein. (Uebcr die Abmessungen cf. Moderner Fliegerbau auf Seite 67, Heft 3 vorliegender Zeitschrift.)

Henry Foiiruicr hat sich bei Voisin gleichfalls einen Flieger nach dem Normaltyp bauen lassen. Zur Zeit ist man damit beschäftigt, den Motor in den

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Flieger „Typ Voisin" Henri Fournier.

Flieger einzubauen, sodall dieser läge mit den Versuchen m Issy begonnen werden kann.

Der Erfinder hat für seinen Apparat den Namen Oyropder gewählt. Zur Beförderung einer Maselline im Gewicht von drei Tonnen sind etwa 80 Pferdekräfte erforderlich. Line englische Nachricht! —

Moore Brabazon hat seinen neue Aeroplan mit einem größeren Motor versehen. Die Versuche sollen in lssy ausgeführt werden. D_t alte kleine Flieger

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Flieger Brabazon.

bleibt vorläufig in Chalons. Der Motor ist ein 65 PS. 8 Zylinder E. N. V.-Motor. Den Einbau in das Chassis zeigt vorstehende Abbildung.

Henry Farman, welcher jetzt selbst fabriziert, baut zwei neue Flieger. Der eine soll ungefähr demselben Modell entsprechen, das bisher bei seinen Fliegern zur Anwendung kam. Es ist ein Zweiflächenflieger, dessen Hauptflächen ziemlich weit voneinander abstehen, so daß sie größere Aufschwungskraft besitzen. Das vordere Steuer-wird groß und breit sein, womit Farman größere Sicherheit im Fluge gewinnen will. Die beiden hinteren Flächen sind beweglich, ein hinteres Lenksteuer ist nicht vorgesehen. Der zweite Apparat wird einen völlig neuen Typus aufweisen. Er wird weder ein vorderes noch ein hinteres Steuer haben. Jede Hauptfläche kann gesondert bewegt werden. Die beiden hinteren F.ächen werden denjenigen der ersten Maschine ähneln, doch ist überhaupt kein Steuer vorhanden. Farman will bereits nächsten Monat fliegen können. Zur Zeit ist Farman in Pau mit Flugversuchen beschäftigt. Ueber die beabsichtigten Flugversuche Farmans in Wien ist in den Tageszeitungen sehr viel geschrieben worden. Vor Ende dieses Monats dürfle Farman kaum mit seinem Flieger hochgehen. Wie verlautet hat er

den in einen Dreidecker umgebauten alten Zweidecker an ein österreichisches Konsortium verkauft. Vorläufig soll der Apparat vollständig darchrepariert werden. Die Flugversuche in Wien wird nicht Farman selbst, sondern sein Schüler Legagneux ausführen.

Der Flieger fies Kapitäns Windham ist von Pischoff - Billancourt bei Paris, fertiggestellt worden. Der Flugapparat, der genau nach Angaben des Engländers konstruiert worden ist, ist ein Zweidecker, dessen Konstruktion an den Wrightflieger erinnert. Zwei Flügelschrauben mit Kettenantrieb werden dureil einen Dutheil-Motor von 25 PS angetrieben. Die ersten Versuche werden in Jssy stattfinden.

Rene (Jasnier konstruiert einen Zweidecker als Ersatz für seinen durch einen Unglücksfall zerstörten Apparat.

Flugpreise.

Heber die für den Lanzpreis vorgeschriebene Flugbahn sind wohl infolge zu flüchtigen Stadiums der Bedingungen irrige Meinungen verbreitet. Wir kommen heute mehrfachen Wünschen nach und geben in untenstehender Abbildung eine Darstellung der sich aus Absatz 2 des Lanzausschreibens ergebenden Flugbahn. Der Absatz 2 hat folgenden Wortlaut:

Das Flugschiff muß von der 100 m langen Startlinie zwei 1000 m voneinander entfernte Marken umfliegen, davon die zweite Marke im entgegengesetzten Drehungssinn wie die erste, und dann zur Startlinie, welche gleichzeitig auch Ziellinie ist, zurückkehren. Eine Landung ist nicht eiforderlich; es genügt' wenn die Ziellinie durchflogen wird. Die Starilinie liegt parallel zur Verbindungslinie der Marken und 500 m davon entfernt.

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Flugbahn für den Lanzpreis.

Der Flug kann : ovcohl nach der ausgezogenen sowie strichpunktierten Linie nach rechts oder links ausgeführt werden.

Gordon.Bennet=Preis für Flugmaschinen. Zu unseren Ausführungen auf Seite 21, Heft 1, wäre noch folgendes ergänzend nachzutragen:

Die Anmeldungen müssen unter Beifügung eines Startgeldes von 500 Frcs. vor dem 1. Mai jeden Jahres eingereicht werden. Außer dem Bennet-Pokal und einem Baarpreise von 250 000 Francs für den Sieger sollen aus den Start- und Reugeldern noch drei weitere Preise verteilt werden, von denen dem Zweiten die Hälfte, dem Dritten ein Drittel und dem Vierten der Rest zugesprochen wird. Derjenige Klub, dem der Sieger angehört, erhält den Wanderpreis. In dem Lande des betreffenden Klubs findet dann auch im nächsten Jahre die Konkurrenz statt. Der definitive Besitzer des Wanderpreises wird derjenige Klub, der fünf Jahre hintereinander den Sieg erringen konnte, falls ihm keine Herausforderung in dieser Zeit zuging.

Dufayel hat 20 000 Francs zur Verteilung an die ersten Fliegerwettbevrerbe von Bagatelle nach Sainte-Adresse, nnd zwar 10000 Francs für den ersten Preis gestiftet.

10000 Francs wurden für das Ueberfliegen der Strecke Brüssel-Ostende und zurück gestiftet.

Vorträge.

Louis Broguet hält in dein grossen Hörsaal des physikalischen Institutes in Lille, rue Ganthie de Chatillon, abends S Uhr 30 ϖ.mgt.mingene Lehrgänge über Flugschiffahrt ab. Er hat folgendes Programm aufgestellt: 1. März Die Unterstüizungsschrauben und die Gvroplane; 1"). März, die Bewegangs'ehre der Aeroplane; 28. März, Beschreibung der mit Erfolg versuchten Flugapparate.

In der Antomohiltechnischen Gesellschaft. Bez.-Verein Frankfurt hielt Dr. Fritz Huth-Berlin einen interessanten Vortrag über die „Konstruktionsgrund-lagen von Luftschiffen und Flug-Apparaten". Es lassen sich, wie Dr. Huth gezeigt hat, durch einfache mechanische Entwickelungen wichtige Folgerungen finden, die, \cenn sie auch nicht bis ins letzte den Weg vorschreiben, doch vor den größten und gröbsten Fehlern bewahren. Immerhin sieht man, daß das wissenschaftliche Rüstzeug auch diesen Aufgaben gegenüber nicht versagt, und daß sich aus den dürftigen Erfahrungswerten, über die wir heute verfügen, bereits eine Reihe allgemeiner Regeln ableiten läßt. So gab Dr. Hnth Annäherung*-formein für die Berechnung" des Kraftbedarfs von Flugapparaten und prüfte an Beispielen ausgeführter Apparate die Richtigkeit der Formeln. Fr gab Anhaltspunkte, nach denen man Flugmaschinenprojekte auf ihre Flugfähigkeit hin prüfen kann, und erläuterte an Hand kleiner fliegender Modelle die Grundgesetze der Stabilität, den Einfluß veränderter Schwerpunktslage und gab den ermutigenden Hinweis, daß gerade die Stabilitätsfrage bei einiger Ueberlegung verhältnismäßig leicht zu lösen sei Huth verspricht sich von der Entwickelung der Mehrdecker größere Erfolge als von den Apparaten mit nur einem Tragdeck. Drachen und Flieger haben gezeigt, daß mit Mehrdeckern eine bessere Dämpfung zu erzielen ist. Ferner ist es beim Mehrdecker leichter, die .Schraubenachsen in die Nähe des Widerstandsmittelpunktes zu bringen. Die Teilung der Gesamtflache in mehrere Einzelflächen ist auch deswegen günstig, weil der Angriffspunkt des Luftwiderstandes in der ungeteilten Fläche bei einer Aenderung der Windrichtung z. B. einen größeren Weg zurücklegt und damit ein größeres Kippmoment erzeugt, als wenn die einzelnen Angriffspunkte auf ihren kleineren Flächen wandern.

In der Diskussion, an der sich besonders ing. Böninger und ing. Ursinus, beteiligten, wurden auch die Fragen der noch unzulänglichen Schrauben-Berechnungen und der Art der FTächenkrümmung erörtert und der noch aufklärenden Erkenntnis der Zukunft überlassen. Man sah aber, daß außer dem

Vielen, was wir noch nicht wissen, auch schon manches ist, was wir wissen, und auf dem wir weiterbauen können. Wer je die Entwicklung einer neuen fast gänzlich anhaltslosen Technik mitgemacht hat, der weiß, wie wertvoll selbst die lückenhaftesten, praktischen und wissenschaftlichen Anhaltspunkte sind, um zur ersten Gestaltung zu kommen. Vereint mit dem praktischen Versuch erweitert sich dann bald das Feld der Erkenntnis.

lieber die Grundzüge, Entwicklung der Luftschiffahrt und der leichten Luft-schiffmotore hielt Ziviling. Bauschlicher im Frankf. Bezirksverein deutscher Ingenieure am 17. Februar einen Vortrag. An Hand von Tabellen und schematischen Zeichnungen wurden die verschiedenen Ballonsysteme: unstarr, halbstarr und starr eingehend erörtert und ihre Konstruktion beschrieben. Insbesondere beschrieb der Vortragende den Parseval- und Zeppelin-Ballon und die wesentlichen Unterschiede zwischen beiden Systemen.

Etwas eingehender wurden nun alle Flugapparate geschildert, da der Vortragende diese offenbar für entwicklungsfähiger hält als die Lenkballons Hier wurden insbesondere alle aussichtsvollen Systeme wie Ruderflieger, Klappenflieger, Schraubenflieger und Drachenflieger eingehend erörtert und zum Schluß der Farman- und Wright-llieger genauer beschrieben.

An Hand einiger Tabellen über die hauptsächlichsten Konstruktionsdaten ersah man, daß die Tragfähigkeit der Flugfahrzeuge gar nicht so gering ist, als man gemeinhin annimmt.

Nach diesen grundsätzlichen Feststellungen folgte nun eine sehr ausführliche, durch viele Lichtbilder begleitete Besprechung der leichten Flugschiffmotoren. Interessant waren die vielen vorbildlichen Maschinenteile aus dem Automobilbau, die der Vortragende im Saal herumreichen lies. Auch ein sehr hübsch durchgearbeiteter Opelmotor unterstützte die Anschauung mit dem Vergleich zwischen Automobilmotoren und Flugschifimotoren.

Eine lehrreich; Tabelle gab Aufschluß über die Fortschritte im Motorenbau für Flugmaschinen, insbesondere über die geringen Gewichte und die dabei erzielte außerordentlich hohe Motorenleistung (1—2 kg per PS.).

Die Lichtbilder gaben einen Ueberblick über die Detailkonstruktionen der Motoren und es waren die Motoren von Daimler, N. A. G. von Farcot, Esnault-Pelterie, Süddeutsche Automobilfabrik Qaggenau und der Antoinettemotor von besonderem Interesse. Auch die Abbildungen der leichten Pleuelstangen und Kurbelwellen und der Ventilsteuerungen gaben einen guten Einblick in die Einzelkonstruktion der Flugmaschinenmotoren. An den Vortrag schloß sich eine lebhafte Diskussion, an der sich Direktor Köster und Zivilingenieur Ursinus besonders beteiligte.

Patentwesen.

Deutschland.

Patentanm eldungen.

No. 77h. B. 49 219. Flugmaschine mit zwei um wagerechte in der Fahrtrichtung liegende Achsen drehbaren Wendeflügelrädern Hermann Wasem, Rödelheim, und Karl Bieber, Nieder-Eschbach b. Frankfurt a. M. 19. 2. 08,

Patenterteilungen.

No. 77h. 207740. Luftschraube Wassily Rebikoff, St. Petersburg; Vertr.: Paul Müller, Pat.-Anw., Berlin SW. 61. 18. 3. 06. R. 22 473.

Oebrauchsmustereintragungen.

No. 77 h. 364 924. Trag- und Steuerflächen-Anordnung aus Zelluloid für Fluapparate. Gebr. Maerklin & Co., Göppingen. 28. 12. 08. M. 28 952.

England.

(Patent-Anmeldungen vom 21. bis 31. Dezember 1908.)

No. 28 273. Sir Charles Steward Forbes, Bart., 323, High Holborn, London: Verbesserungen an Aeroplanen und ähnlichen Maschinen.

No. 28321. J:>hn Fawcett, 69, High Holborn, London: Luftschiff. (N. B. mit vollständiger Spezifikation,)

No. 28 387. Adolphe Blement, 7, Southampton Buildings, London: Verbesserungen in der Montierung von Motoren in Luitschif en, Aerop anen usw. (In Frankreich angemeldet Juni 26, 1908. (N. B. mit vollständiger Spezifikation)

No. 28 547. Otto Krausz, 18, Southampton Buildings, London: Verbesserungen an kon rollierbaren Lufts hiffen, (N. B mit vollständiger Spezifikation.)

No. 28558 Alfred Julius Boult, III, Hatton Graden London: Verbesserungen in der Lenkung von Luftmaschinen (Für Ludwig Lorant und Bela Kornos in Ungarn.)

(Patent-Anmeldungen vom 1. Januar bis 6. Februar 1909.)

No. 41. Preston Albert Watson, 41, Reform Street, Dundee: Verbesserungen an Flugmaschinen,

No. 101 Bertram Albert Edward Hart ,46, Marine Parade, Worthing: Verbesserungen in der Met ode Aeroplane vorwärts zu treiben.

No. 123. Adolphe Clement, 7, Southampton Buildings, London: Verbesserungen an lenkbaren Aeroslaten usw. (In Frankreich angemeldet 24. August 1908.)

No. 205. George Alphonzo Metealf, 18, Southampton Buildings, London: Verbesserungen an äronautischen Apparaten.

No. 217. Charles Scott-Snell, 25, Victoria Street, Westminster: Fessel-Aeroplane.

No. 245. Heinrich Wayringer, 49, Avondale Road, Harringay, London: Luftschiffe als Spielzeug.

No. 307. James Tompson Picke rsgill, 17, Hanover Street, Keighlei: Verbesserungen

an Aeroplanen und Flugmaschinen. No. 394. Sidney Clapton Wieks un > Alexander Henry Mit hell Muter, 325, Kennington

Road, London: Verbesserte Geschosse für die Zerstörung von Ballons. No. 431. Luigl Bernasconi, Chancery Lane Station Chambers, London: Ve besse-

rungen an Hydroplanen. No. 463. Louis Bleriot, 111, Hatton Garden, London: Verbesserungen an Flugmaschinen, (In Frankreich a gemeldet 15. Januar 1908.) No. 602. SirHiram Stevens Maxim, Southampton Buildings, London: Verbesserungen

für Luftschiffahrt-Apparate. No. 704. Leonard James Kempster, 90, Park Rd., Caterham, Surrey, Verbesserungen

an lenkbaren Ballons. No. 750. Alliott Verdon Roe, 28, New Bridge Street, London: Verbesserungen an

Flugmaschinen.

No. 753. Edward Elmer Smith, 18, Southampton Buildings, London: Verbesserungen

an lenkbaren Luftschiffen. No. 755. William Henry Appleby, 77, Colmon Row, Birmingham: Verbesserungen

an Aeroplanen und Flugmaschinen. No. 771. Todd Churchill Woodworth, Chancery Lane Station Chambers, London:

Flugmaschine.

No. 863. Norman Harold Eustace Williams und Benjamin Herbert Barrow, 110, Tachbrook Street, Pimlico, London: Verbesserte Flugmaschine.

No. 962. John Edward Neale, 46, Lincoln's Inn Field, London: Verbesserungen an Aeroplanen.

No. 1051. Horatio Claude Barber, Birkbeck Bank Chambers, Southampton Buildings, T^ndeh: Verbesserungen an Aeroplanen.

No. 1303. Herma n Fauvet Fieth, 64, Stockwell Park Rd., Brixton, London: Verbesserungen an äronautischen Maschinen.

No. 1351. Ryley Welsdale Taylor, 55, Chancery Lane, London: Verbesserungen an Aeroplanen.

No. 1402. Horatio Frederick Philipps, 46, Lincoln's Inn Field, London: Verbesserungen an Flugmaschinen.

No. 1497. Alfred Walter Dennis und William Charles Dennis, 33, Beech Hall Road, Ciingford, Essex: Flugmaschine.

No. 1514. Josef Kuhajda, 345, St. John Street, London: Verbesserungen an Flug-maschin n.

No. 1528. Friedlich Kopsch: Verbesserungen an Flugmaschinen. (In Deutschland angemeldet 10. Febr. 1908.)

No. 1632. Howard Theophilus Wright und William Oke Manning, 47, Lincolns Inn Fields, London: Verbesserte Mittel, um Aeroplane und lenkbare Ballons vorwärts zu treiben, auch anwendbar auf Wasserfahrzeuge,

No. 1639. Frederick Richard Simms, 4, South Street, Finsbury London: Verbesserungen an Luftmaschinen.

No. 1640. Derselbe, das elbe.

No. 1656. Alfied Worswick, The Woodlands, Gathurst, Wiegan: Verbesserungen in der Balanzierung und Steuerung von Aeroplanen.

No. 1709. Walter Claude Johnson, 22, Southampton Buildings, London: Verbesserungen an Flugmaschinen.

No. 1803. Alexander Albert Holle, 70, Chancery Lane, London: Verbesserungen an Aeroplanen.

No. 1909. August Smikala, 116, High Holborn, London: Aulomatische Flugmaschine.

No. 1999. Horatio Claude Barber, Birkbeck Bank Chambers, London : Verbesserungen an Aeroplanen.

No. 2111. Henry Calder Lobnitz, 4, South Street, Finsbury, London: Verbesserungen an Luftmaschinen,

No. 2131. Alfred Walter Dennis und William Charles Dennis, 33, Beec i Hill Rd.,

Chingford: Propeller für Flugmaschinen. No. 2165. Rudolf Schwarz und Charles William Sandles, 9, Tempest Hey Liverpool:

Verbesserungen an Maschinen lür Luftschiffahrt. No. 2166. James Gordon-Bell, 37, West Nille St., Glasgow: Verbesse ungen an

Flugmaschinen.

No 2304. Walter James Griffiths, 40, Albert Rd., Stroud Green, London: Apparat zur automatischen Kontrolle der vertikalen Beweguntren von Aeroplanen.

No. 2397. Frederick Richard Simms, 4, South Street, Finsbury, London: Verbesserungen an Luftmaschinen.

No. 2446. Allred Tomlins und Hugh Lemarchand, 202, Vauxhall Bridge Rd., London: Verbesserte Luitmaschine oder Motor, mit Elektrizität oder einer anderen Triebkraft.

No. 2467. Thomas John Edwards, 53, Gains Rd., Southsea, Portsmouth: Flug-maschin i.

No. 2540. Robert Pearce Elworthy, 4, South St., Finsbury, London: Verbesserungen an Luftmaschinen.

No. 2572. Thomas Frederick Robinson, 105, Franklin Rd., Harrogate: Verbesserungen an Aeroplanen und ähnlichen Apparaten.

No. 2575. Louis Beauclerc Goldman, Downsleigh, Lucastes Avenue, Haywards Heath: Aero-Car.

No. 2593. Herbert Edward Hughes, 8, Quality Court, Chancery Lane, London: Verbesserter Drachen.

No. 2606. Richard Tee dale Deane, Bilkbeck Bank Chambers, London: Verbesserungen an Aeroplanen.

No. 2741, Albert Tribelhorn, 31, Bedford Street, Strand, London: Verbesserungen an Luftschiffen.

No. 2744. Albert Edwards, 111, Hatton Garden, London: Verbesserungen im

Propellerantrieb für verschiedene Zwecke. No. 2913. Orville Wright und Wilbur Wright: Verbesse ungen an Flugmaschinen.

(In den Vereinigten Staaten angemeldet 10. Febr. 1908.) No. 2926. Carl Mahnkopf, 116, High Holborn, London: Verbessertes Luf schiff. No. 2932. Adolf William Isenthal, Norfolk House, Norfolk St., Strand, London:

Verbesserungen in der Erlernung der Flugkinst.

Flugmascbine mit Schlagflügeln*)

Die Erfindung bezieht sich auf eine Flugmaschine mit Schlagflügeln, welche von einer gemeinsamen Kraftquelle mit beschleunigter Bewegung abwärts getrieben werden, und besteht darin, daß neue Mittel zur Hervorbringung dieser Bewegung angewendet werden.

In den Abb. 1 bis 5 ist die Erfindung dargestellt, und zwar zeigt:

Abb. 1 einen Längsschnitt durch die Kraftmaschine,

Abb. 2 einen Grundriß der Kraftmaschine,

") D. R. P. 204726. Paul Volmer in Berlin.

Abb. 3 und 4 die Flugmaschine von verschiedenen Seiten, Abb. 5 die obere Ansicht der Flugmaschine.

Die Flugmaschine besteht in der Hauptsache aus einem Gestell, Flügel j,

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Tragflächen w, Steuer a, und Kraftmaschine. Am Gestell befindet sich noch ein Hilfsmotor r, Gebläse s und Benzintank t. Die Flügel werden von einer gemeinsamen Kraftquelle angetrieben, und zwar unmittelbar durch den Motor nach unten geschlagen, worauf eine Feder p (Abb. 3) die Flügel wied r nach oben zi ht. Dieser Vorgang setzt sich in gleicher Weise fort.

Abweichend von den bisherigen Motoren besteht der Motor aus zwei scheibenartigen Körpern c und d, welche so geformt sind, daß sie in ihrer Mitte eine Kammer h frei lassen, und welche mit einem Gerippe besetzt sind (a und b). Dieses Gerippe dient sowohl zur Abkühlung als auch zur Versteifung der einzelnen Teile

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Ahb. 3.

der Scheiben und zur Uebertragung der Kraft. Die Körper c und d besitzen ferner Zugstangen g, g,, g2 und g3, welche die entgegengesetzten Motorteile durchdringen und so die Bewegung unmittelbar auf die Flügel übertragen, indem der Motor in seiner Bewegungsrichtung die Flügel verbindet. Die Scheiben c und d stoßen in einer wellenartigen Fläche n auf.inander. Der Motor besitzt ferner ein Einlaßventil f, und Auslassventil h,. Die Zugstangen sind zwecks besserer Abkühlung noch je mit einem Rohr k, k, umgeben, durch welches Luft oder Wasser geleitet werden kann, und sind am äußeren Ende durch ein Joch verbunden.

Die Wirkung des Motors ist folgende: Durch den Hilfsmotor mit Gebläse r, s wird ein geeignetes Gasgemisch durch das Einlaßventil f, in die Kammer h eingeführt und dieses durch einen elektrischen Funkenzünder o. dgl. entzündet. Die entstehenden Druckgase wirken zunächst nur auf die innere Kammer h des Motors;

der Druck auf die Motorteile ist jetzt noch ein verhältnismäßig geringer. Sobald die Scheiben c und d sich voneinander entfernen, pflanzt sich der Druck weiter fort, bis er auf die ganze Fläche der Scheiben wirkt. Der auf die Maschinenteile ausgeübte Druck trifft somit nicht plötzlich in seiner ganzen Größe auf, sondern er ist

     
     
     

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Abb. i.

ein, wenn auch sehr schnell, ansteigender. Der Druck auf diese Körper c und d wird nun durch die Zugstangen, welche die entgegengesetzten Motorteile durchdringen und auch zur gegenseitigen Führung der Motorteile dienen, als Zug direkt vermittels der Stangen o auf die Flügel übertragen (s Abb. 3), da die Zugslangen

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Abb. 5.

unmittelbar mit den Flügel verbunden sind und so ein Niederschlagen der Flügel bewirken. Nach dem Ende dieser Bewegung werden die Motorteile durch die gespannte Feder p wieder zusammengezogen, das Auslaßventil ht wird geöffnet, die Abgase entweichen, es tritt nunmehr wieder neues Gasgemisch in die Kammer, woauf sich der Vorgang wiederholt. Der äußere Zylinderteil e des Motors ist zweckmäßig noch nicht mit Stahldraht f bezogen.

Flugmaschine ohne Ballon.*)

Um unseren Lesern auch ein Bild von dem zu geben, was England sich auf dem Gebiete des Flugmaschinenbaues schützen läßt, bringen wir in Nachstehendem die abgekürzte Erläuterung von dem auf eine Flugmaschine erteilten Patent.

Die Luftmaschine ist mit Trageflächen versehen. Sie wird angetrieben und gehoben durch eine vordere Schraube und durch Schwingen. Der Rahmen der Maschine wird von Winkeleisenschienen (a) gebildet und an den Enden durch keil-oder kegelförmige Schilde verbunden (a1). Vorn und hinten an der Maschine sind Flächen (b) angebracht, die an den äußeren und inneren Kanten mit vertikalen

*) Englisches Patent No 22 273 vom 9, Okt. 1908. (C. F. Davies, Priory Rd., Milford Häven, Pembrokeshire)

Flächen versehen sind (b1), sodaß sie einem Kasten mit offenen Enden gleichen. Die Schwingen (c) an jeder Seite der Maschine sind unbbängig von einander angebracht und regulierbar. Die Schwingarme (c1) sitzen an parallelen Stangen (c 3, Abb. 4), die an einem spitzwinkligen Rahmen (c 2) befestigt sind. Sie werden durch Kurbeln in Betrieb gesetzt (c 12). Das Ende jeder Kurbel ist mit einer

AblJ. 3.

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Abb. l.

Stange (c 13) verbunden, die an ihrem unteren Ende einen durchlochten Kloben hat (c 16), durch welchen ein gekrümmter Verbindungsarm geführt wird (c 8). Der Kloben (c 16) wird an einer vertikalen Stange geführt (c 14). Das eine Ende jedes Verbindungsrames (c 8) ist mit der Stange einer excentrischen Scheibe verbunden. Letztere sitzt auf einer Welle (c 4), die von der Motorwelle (d 1) durch ein Scbraubengetriebe in Umdrehung versetzt wird. Das andere Ende des Verbindungsarmes ist mit einem Segmerithebel (c 9) verbunden, der lose auf der Welle c 4 sitzt, sowie mit einer Stange (c 10), die mit einem Handhebel verbunden ist. Die Umdrehung des Excenters läßt den Verbindungsarm um das Ende des Segmenthebels

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4976

(c 9) schwingen. Durch Stellung des Verbindungsarmes in dem Kloben c 16 vermittelst des Hebels c 11 kann der Schlag der Schwingen an jeder Seite der Maschine gestellt werden. — In einer andern Form ist die innere Seite (c 1, Abb. 9 u. 10) jedes Schwingsegmentes zapfenartig auf eine Abzweigung (c 12*) von der Stange c 3 aufgesetzt. Kurz hinter dem Zapfen c 12* sind die Schwingen zapfen-

artig mit einer Stange (c 10) verbunden, die auf den Hebel c 11 aufgesetzt ist. Die Kurbeln c 12 sind mit der Excenterstaige c 7 verbunden; sobald also die Schwingen vibrieren, drehen sie sich auch um die zapfenartige Verbindung (c 10*) der Schwinge mit der Stange c 10. Durch die verschiedene Stellung der Höhe des Zapfens c 10* im Verhältnisse zu dem Zapfen c 12: kann die Richtung des Schlages verändert werden. — Die Maschine ist auf Gummirädern montiert. Behälter mit Feuerung für den Motor sind an jeder Seite der Maschine angebracht.

Vorrichtung zur Drehung der Schwingachse von Schlagflügeln. *)

Die Erfindung bezieht sich auf Flugapparate mit Schlagflügeln, bei denen die Schwingachse drehbar ist, so daß die Flügel nach allen Richtungen schlagen können, und besteht in neuen Mitteln zur Drehung der Achse, wodurch erreicht wird, daß

die Flügel der linken und der rechten sniamichi _ Seite verschieden eingestellt werden

können und in der eingestellten Lage durch Selbsthemmung verbleiben

Die Vorrichtung besteht für jeden einzelnen Flügel aus drei Teilen:

1. aus einem Cardanschen Gelenk,

2. einer Vorrichtung zum Drehen des Cardanschen Gelenkes,

3. aus einem um die Längsachse des Flügels drehbaren Ring, an welchem die Kraft, die den Flügel auf und abbewegt, angreift.

Die Erfindung ist in zwei Abbildungen dargestellt. Der (nichtgezeichnete) Motor Abb. i. bewegt vermittels der Kurbelwelle D

und der Pleuelstange Eldie Schlitten F, F', welche an den vier Längsposten des Gestelles x, x', x", x'", y» y'i y''» y'". hin und her gleiten.

Die an den Schlitten F, F': befestigten Pleuels'angen G, G' übertragen vermittels der Ringe C, C die Bewegung auf die Achsen H, H' der Flügel. Die Ringe C und C sind um die Achsen H, H der Fiiigel drehbar. Die Achsen selbst sind vermittels der Cardangelenke A, A' a'n Gestell befestigt und können jede für sich durch je ein Schneckengetriebe b, b', welches durch die Aib *ϖ Kurbel J, J' bewegt wird, vermittels des Schneckenrades a, a' um ihre Längsachse gedreht werden.

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Verschiedenes.

Die Schweizerische Nationalliga für Luftschiffahrt, die sich zum Zwecke der Förderung einer schweizerischen Luftschiffahrt gegründet hat, erläßt an alle Erfinder von Flugapparaten einen Aufruf, in dem sie eingeladen werdsn, ihre Pläne von neuen Systemen dem Sekretariat zuhanden des durch Fachleute erweiterten Vorstandes der Liga einzuschicken. Die Projekte werden einer genauen und unparteiischen Prüfung unterzogen. Um aber baldmöglichst eine schweizerische Luftschiffahrt-Industrie einführen zu können, die derjenigen der Nachbarländer gleichkäme, werden die Erfinder ersucht, nur sorgfältig durchgearbeitete Projekte zu unterbreiten und sich besonders vor bloßen Kopien ausländischer Systeme zu hüten Ebenso wichtig erscheint es, darauf hinzuweisen, daß die Liga jene Pläne vorzieht, die bis in die kleinsten Details

*) D. R. P. 203534. Dr. Friedrich Kopsch in Dt-Wilmersdorf.

der Konstruktion vorliegen und dadurch zur sofortigen Ausführung bereit wären. Um allen Einsprüchen von Erfindungsrechten aus dem Wege zu gehen, wird den Er-iindern empfohlen, ihre Systeme patentamtlich zu schützen. Der Vorstand der Liga entscheidet über die Ausführung oder Unterstützung der Projekte. Die Erfinder unterziehen sich durch das Einschicken ihrer Pläne den Entscheidungen. Der Wettbewerb ist nur für schweizerische Erfinder Olfen. Alle Zusendungen sind an den Sekretär der Liga, Dr. R. J. Hödel in Genf, zu richten.

Die INordpolforscher in England beschäftigen sich mit dem Problem, den Nordpol mittels der Flugmaschine zu erre chen. Der Engländer Sanden Perkins hat den Plan gefaßt, das kühne Unternehmen zu wagen, m t einer Flugmaschine den Nordpol zu erreichen, und in aller Stille arbeitet man an dem Apparat, mit dem im kommenden Sommer der abenteuerliche Flug angetreten werden soll.

Der Berliner Verein für Luftschiffahrt, dem neben dem Lanzpreis von 40000 Mk. für deutsche Flugmaschinen ein Lanzfonds von 10000 Mk. zur Förderung vorgeschrittener deutscher Flugtechniker zur Verfügung steht, hat dem Hamburger Flugtechniker R. Scheues nach eingehender Prüfung sener bisherigen Arbeiten eine vorläufige Beihilfe von 1000 Mk. zur Fertigstellung seiner sechsten Flugmaschine überwiesen. Der Bau dieser Flugmaschine ist bereits in Angriff genommen worden. Im Hamburger Verein für Luftschiffahrt wurde ein flugtechnischer Ausschuß gebildet.

Die erste deutsche Automobil=lngenieurschule in Mainz hat die Flugtechnik in ihr Lehrprogramm mit aufgenommen. In den Konstruktionswerkstätten der Lehranstalt werden zurzeit verschiedene Flugapparate gebaut.

An der technischen Hochschule zu Stuttgart soll ein Lehrstuhl für Flugtechnik geschaffen werden.

Schlitten mit Propellerantrieb. Einen Schlitten mit Propelierantrieb hat Ingenieur Wels, der bekannte österreichische Aviatiker, konstruiert. Die Schraube hat sich bisher für den Betrieb von Schlitten noch am besten bewährt. Der Motorschlitten hat die Form eines Automobiles. Vorn befindet sich der Motor mit dem Ki:hler. Die Steuereinrichtung ist genau so wie beim Motorwagen. Der Motor ist rückwärts hinter dem Sitz der Fahrer angebracht. Die Schraube ist ähnlich den von Voisin konstruierten. Der 24 PS Motor gibt dem Propeller, welcher 1300 Touren macht, eine Zugkraft von 70—80 kg. Die hierbei erzielte Geschwindigkeit beträgt 40 km. Der Luftzug, welchen der Propeller erzeugt, wird von den Fahrern kaum verspürt.

Gründung eines ungarischen Komitees zur Förderung der Luftschiffahrt. In

Ungarn wurde ein Komitee zur Förderung der Aeronautik und Aviatik gegründet. Es besteht aus den Vertretern des ungarischen Nationalkasinos, des Landeskasinos und des Leopoldstädter Kasinos. Ferner sind vertreten der Automobilklub, das Ministerium der Landesverteidigung, das Polytechnikum und das Patentamt. Die ersten Arbeiten des Komitees werden darauf hinzielen, einen Unterstützungsfonds zu beschaffen, aus welchen die Arbeiten ungarischer Konstrukteure unterstützt, bewährte ausländische Luftfabrzeuge angekauft und ein Uebungsplatz mit Reparaturwerkstätten errichtet werden sollen.

Der Kriegsminister, oder wie er in Ungarn genannt wird, der Minister der Landesverteidigung, soll ersucht werden, den militärischen Uebungsplatz auf der Tetenyer Heide zu äronautischen und aviatis:hen Versuchen zu überlassen.

Anerkennung für Ingenieur KreD in Frankreich. Der Nestor der österreichischen Flugtechniker, Ingenieur Wilhelm Kreß, findet jetzt für seine ausgezeichneten Forschungen und Pionierarbeiten auf dem Gebiete der Aviatik auch im Auslande di.■ gebührende Anerkennung. In Frankreich ist soeben das bekannte Werk von Kreß über den Vogel- und den Menschenflug in französischer Uebersetzung unter dem Titel , Comment l'oiseau vole, comment l'homme volera" erschienen, und der Uebersetzer, Artillerieleutnant Chevreau, gibt dem Buche eine Vorrede mit auf den Weg, in der die Verdienste Kreß' ohne Uebertreibung hervergehoben werden. Es heißt da unter anderem: „Der erste Apparat in der Art eines Drachenfliegers, der sich in der Luft halten konnte, war der „Planophor" von Penaud 1871. Das erste Modell eines Drachenfliegers, das sich frei in die Luft erheben, das stabil und lenkbar durch die Luft sich bewegen konnte, ist der Apparat, der 1877 durch Herrn Wilhelm KreB, einem österreichischen Ingenieur, erbaut wurde. Seit diesen Tagen war der Drachenflieger praktisch realisiert. ... In der Tat war der Apparat, den Kreß in den Jahren 1890 bis 1900 mit den Geldmitteln des Kreß-Komitees gebaut hat, mit Ausnahme des Motors ein voilkommer Drachenflieger. Man muH ihm besonders zwei Eigenschaften zusprechen, die bis jetzt nicht übertroffen worden

sind: den voraussichtlich großen Nutzeffekt (nach dem unter Kontrolle erzielten Effekt der Kreßschen Kaptivschraube) und die vollkommene Längsstabilität, besonders infolge der getrennten und stufenweise angeordneten Flächen, eine Anordnung, die es gleichzeitig bewirkt, daß der Einfluß des Schwerpunktes, der durch die Verschiebung des Druckmittelpunktes intolge veränderter relativer Geschwindigkeit im Verhältnis zur Luft eintreten kann, unbedeutend wird. Hier haben wir also einen Flugtechniker, der vor 30 Jahren einen brauchbaren Drachenflieger erdacht hat, der freifliegende Modelle in Vollkommenheit ausführte, der außerdem freifliegende Modelle von Ruderfliegern und auch einen Schraubenflieger gebaut hat, dessen Luttschrauben einen Auftrieb von 26 kg für die Pferdekraft ergaben, mit einem Wort ein Mann, dessen Leistungen bewiesen haben, daß er eine genaue und gründliche Kenntnis der aviatischen Gesetze besitzt. . . . Von seinem 1905 veröffentlichten Buche kann man 1908 sagen: „es kommt zur rechten Stunde."

Werbevorträge in Paris für die Flugschiffahrt. In der französischen Parla-mentsgruppe zur Förderung der Luftschiffahrt hielt Prof. Painleve im Festsaal des Palais Bourbon in Paris einen Vortrag über Flugapparate. Dem Vortrag folgten interessante Experimente, sowie photographische und kinematographische Projektionen. Prof. Painleve betonte die Notwendigkeit, daß die Luitfahrer, die Industriellen und die Regierung alle technischen und finanziellen Mittel konzentrieren, um den Fortschritt der französischen Luf.schiffahrt zu sichern.

Vereinsnachrichten.

„Flugsportklub in Schlesien." In Schlesien wurde am Dienstag den 16. Februar ein Flugsportklub gegründet, zu dessen Vorsitzenden der in flugtechnischen Kreisen wohlbekannte Ingenieur E. Schräder, Breslau gewählt wurde. Der junge Verein zählt bereits 40 Mitglieder.

„Verein deutscher Flugtechniker." An allen Ecken und Enden rührt es sich. Die Flugtechniker greifen zur Selbsthülfe und beginnen sich zusammenzuschließen. Es tritt immer schärfer und für die Flugtechniker hemmend hervor, daß ihre Interessen beim Luftschifferverband nicht die nötige Unterstützung und Förderung finden. So hat sich in der vergangenen Woche in Berlin eine Vereinigung praktkher Flugtechniker gegründet, die es sich zur Aufgabe macht, die Bestrebungen jener, die den Flugsport praktisch ausüben oder selbst einen Apparat bauen, zu fördern. Die überwiegende Mehrheit der Flugtechniker gehört keinem Verein an, und so war es naheliegend, sie mit Gleichgesinnten zusammenzuschließen. Wie werbend die Idee eines Vereines Deutscher Flugtechniker ist, zeigt sich darin, daß schon die Nachricht von der Bildung des Vereins genügte, um in drei Tagen die Zahl der Mitglieder auf über 50 zu erhöhen. Fortgesetzt laufen weitere Beitrittserklärungen ein Der Zweck des Vereins ist, die Förderung der deutschen Flugschiffahrt. Angestrebt wird dieses Ziel durch die Schaffung von Flugfeldern und Unterstützung von solchen Unternehmungen, die die Errichtung solcher Uebungsfelder mit geeigneten Einrichtungen, Schuppen usw., planen.

In Aussicht genommen sind ferner: Erreichung wirtschaftlicher Vorteile, z.B. durch gemeinsamen Einkauf von Benzin, Materialien und dergl., Ankauf an die Mitglieder zu verleihender Teile, wie Motoren, Drähte, Schrauben, Errichtung von Abflugvorrichtungen aus gemeinsamen Mitteln, gegenseitige Unterstützung der Ortsgruppen und auswärtiger Mitglieder bei Flugversuchen, Förderung der Bestrebungen der Verwendung von Flugmaschinen für Heereszwecke, gemeinsame Unfall- und Haftpflichtversicherung u. a. m.

Den Vorsitz hat Dr. Huth übernommen. Ingenieur Grade, der in allernächster Zeit wieder seine Flugversuche aufnehmen wird, wurde zweiter Vorsitzender. Da die Militärbehörde ablehnt, das Tempelhofer Feld für dauernde Versuche herzugeben,

so wird vielleicht ein entfernterer Platz aufgesucht werden müssen, um diese für das Ausprobieren der Apparate unbedingt erforderliche Vorbedingung zu schaffen.

Firmennachrichten.

Gründung einer Aktiengesellschaft für Flugschiffahrt. In Madrid hat sich eine A.-O. für Flugschiffahrt gebildet, we'che Aktien zum Kurse von 125 Pesetas pro Stück ausgibt. Die Gesellschaft hat die Absicht vier Aeroplane des Wright'schen Systems zu erwerben.

Gründung einer englischen Gesellschaft zur Fabrikation von Flugmaschinen. Unter dem Namen „Aerial League of the British Empire" wurde in England eine Gesellschaft gegründet, welche sich speziell mit der Fabrikation von Flugapparaten befassen will. Vorsitzender der Gesellschaft ist Oberst Massey.

Literatur.

Zeitschr. d. österr. Ing.= und Arch.-Vereines, Nr. 51, 08, enthält einen interessanten .Beitrag zur Theorie der Luftschrauben" von Mofrat Prof. Dr. Wellner. Nach allgemeinen Ausführungen über die Schrauben gibt Prof. Wellner eine praktisch sehr gut brauchbare Anleitung zur Berechnung von Treib- und Tragschrauben. Zum Schluß w erden einige Schrauben, welche bereits in der Praxis verwendet und erprobt worden, kurz besprochen und die Brauchbarkeit der Wellnerschen Formeln gezeigt.

Die Erschließung des Luftraumes in ihren rechtlichen Folgen. Dr. jur. Alex Meyer, Gerichtsassessor, Homburg v. d. H. Verlag Gebr. Knauer, Frankfurt a. M. Preis M. 1,50.

Nicht lange mehr unJ wir werden uns mit der Luftschiffgesetzgebung befassen müssen. So glaubt wenigstens der Verfasser vorliegender Broschüre, in der er die rechtlichen bei der Erschließung des Luftraumes sich ergebenden Fragen einer Betrachtung unterzieht. Als Resultat der Betrachtungen über die rechtliche Auffassung des Luftraumes ergibt sich nach den Ausführungen von Dr. Meye folgendes: Der Luftraum über dem offenen Meer und den staatenlosen Landteilen der Erdoberfläche ist freies Gebiet. Dagegen untersteht der Luftraum oberhalb des Landgebietes und der KUstengewässer eines Staates in seiner ganzen, rechtlich in Betracht kommend ;n räumlichen Ausdehnu g nach oben einer beschränkten Geb etshoheit des Staates, über dem er sich befindet; so weit der Sta t sie nicht ausübt, unterliegen die rechtlich erheblichen Vorgänge auf einem Luftfahrzeug den Gesetzen des Staates, dem das Luftfahrzeug angehört.

Flugapparate. Von Ingenieur F.Rost. (Bibliothek der gesamten TechniV, 112. Bd.) Mit 31 Abbildungen im Text. Broschiert M. 1.20, in Ganzleinen gebunden M. 1.60. (Hannover 1909. Dr. Max Jan ecke, Verlagsbuchhandlung.) Eine .Neuerscheinung auf dem Gebiete der Flugschiffliteratur ist das uns vorliegende Büchlein, In dem Ing. Rost die Flugapparate eingehend behandelt. An der Hand zahlreicher klarer Abbildungen erläutert Verfasser die Bedingungen eines Flugapparates; er schildert die verschiedenen Systeme: Gleit-, Drachtn-, Schrauben-, Ruder- und Segelradflieger und stellt Vergleiche mit den Ballonlnftschiffen auf. Interessant ist auch, was von den Bestrebungen zur Verbesserung der Flugapparate gesagt ist, die u. a. nach folgenden Richtungen angestrebt werden: Geringerer Kaft-bedarf, Ver esserung der Motoren, gedrängtere Bauart, Vervollkommnung der Tragfläche, Erhöhung der Stabilität, Vereinfachung der Steuerung, bequemer Aufstieg, bequemes Landen usw. U-ber Einzelheiten werden die Fachleute mt dem Verfasser nicht immer einig gehen, wie das Buch überhaupt mehr geeignet ist, dem größeren Publikum wenigstens dem technisch vorgebildeten einen Ueberblick über den heutigen Stand der Flugtechnik zu verschaffen.

No. 5

FLtJGSPOR T."

Seite 149

Fachzeitschrift H. P. für Automobilismus zu Land, zu Wasser und in der Luft,

Wien I, Wipplingerstr. 38. Die Nr. 4 enthält das Protokoll über die Koustituierungs-Versammlung des Oesterreichischen flugtechnischen Vereins. Proponenten „Wiener flugtechnischer Verein" und „Verein Fiugmaschine", sowie interessante Zeitschriftensch =.u.

Briefkasten.

Flugt. in C. betr. F. A. I. Die Sportkommissiou für Flugiechnik besteht aus den Herren Süring, Dr. Qans, von dem Borne und Ingenieur Böninger. Die Preise fallen den Flugmaschinenbesitzern zu, während dem Führer der Rekord angerechnet wird. —

Berichtigung zum Artikel: „Die Tragkraft der Tragdecke n von Gleitfliegern, die notwendige Motorstärke und der Wirkungsgrad von ausgeführten Qleitfliegern" in Nr. 4, Seite 95.

Auf Seite 99 terechnet Dr. phil. R Wegner v. Dallwitz den Wirkungsgrad des Motors für den Flugzweck beim Flieger von „Orade" mit t)==28 Prozent. Diesem Resultat sind für die Berechnung Daten zugrunde gelegt, die der Verfasser unserer Mitteilung über den Grade-Flieger aus Nr. 2 vom Flugsport Seite 33 entnommen hat.

Herr Grade ersucht uns heute zu berichtigen, daß die Tragflächen nicht 50 qm sondern nur 38 qm Inhalt haben. Der Motor leistet bei einer Tourenzahl von 1000 -f- 1200 pro Minute nicht 36, sondern 20 -r- 25 PS, Da der Flieger von Grade bereits bei einer Tourenzahl von t\ = I00Ü und einer dementsprechenden Kralt-leistung des Motors von 20 PS bei 30 km Stundengeschwindigkeit des Apparates aufsteigt, so berechnet sich Ni zu

Hieraus ergiDt sich ein Wirkungsgrad y\ zu Ni 11,5

1 = xi- = —TT ~ <>» 0.57

' Ne ^0

Mit den von Wegner v. Dallwitz angenommenen Daten hatten sich 1 nur zu 0,28 ergeben.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Kapitalisten

zur Beteiligung an aussichtsreichem Unternehmen betreffend die Herstellung Yon plug-maschinen gesucht. Gefl. Offerten unter „plugmaschinen Chiff. 1. an die €xped. dieser Leitung erbeten.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909


Flugsport

.Illustrierte technische Zeitschrift und Anzeiger

für die gesamte

„Flugschiffahrt"

unter Mitwirkung bedeutender Fachmänner herausgegeben von

Oskar Ursinus, Civilingenieur.

Britf-Adr.: Redaktion und Verlag „Flugsport" Frankfurt a. M., Balinhofsplatz S.

Erscheint regelmäßig am 1. un : 3. Freitag jeden Monat i. _ : Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. --_

Der Nachdruck unserer Artikel ist, soweit nicht mit „Nachdruck verboten" versehen, nur mit genauer Quellenangabe gestattet.

Nf. 6. Frankfurt a. M., 5. März 1909. Jahrg. I.

Internationale Luftschiffahrts=Ausstellung

Frankfurt a. Main 1909.

in.

Das Jalir 1909 wird in den Annalen der Flugteclinik eine hervorragende Rolle spielen und in späteren Jahren noch oft genannt werden. Die Flugtechniker haben sich endlich aufgerafft und sich zu einer Vereinigung deutscher Flugtechniker zusammengeschlossen. Ebenso wird der Kaiserliche Automobil-Club, welcher sicli in Gemeinschaft mit dem Aero-Club an den deutschen Luftschifferverband angegliedert hat, die Aviatik mehr denn je unterstützen. Seitens des Vereins der Flugtechniker sind mit dem Kaiserlichen Automobil-Club bereits Verhandlungen eingeleitet.

Sämtliche genannten Organisationen haben ihre Unterstützung der Frankfurter Luftschiffahrts-Ausstellung in vollem Umfange zugesagt. Mit diesen Machtmitteln, welche einer anderen Veranstaltung kaum in diesem umfangreichen Maße zur Verfügung standen, wird die Frankfurter Ausstellung Großes leisten können.

Der Garantiefond hat mit der letzten 10,000 Mark-Zeiclinung von Zeppelin die Summe von 700,000 Mark überschritten.

Die Flugpreise,

welche der Frankfurter Ausstellung zur Verfügung stehen, haben erfreulich zugenommen. Zu den bereits bekannten Preisen : Gans 10,<XX) Mark, Beit 3000 Mark, ein nicht genannt sein Wollender 10,(K)0 Mark, Kurverwaltung Scheveningen 1000 Gulden, ist dazu gekommen der Opelpreis von 25,000 Mark für denjenigen Flieger, welcher auf dem Ausstellungsgelände autsteigt, nach Rüsselsheiui

fliegt, dort landet und nach der Ausstellung zurückfliegt oder umgekehrt Die zurückzulegende einfache Strecke beträgt etwa 25 km. Der Flieger nniLl ein Deutscher sein. Die einzelnen Bestimmungen liegen noch nicht fest.

Für die Beteiligung an der Ausstellung

___-____ __ _ _sind bereits zahlreiche Anmeldungen eingelaufen. U. a. wird die bekannte Firma E. E. C. Mathis in Straßburg, welche für Deutschland den Wright'schen Flugapparat erworben hat, in Frankfurt einen Original - Wright-Apparat und einen zweiten Fiat-Wright-Apparat ausstellen.

Die Motor - Luft-Schiffahrt wird, nachdem die niederrheinische Motorluftschiff -Studiengesell-scliaft ihren Motor-Ballon auch in Aussicht gestellt hat, durch 5 Motorballons verschiedener Systeme dort auf der Ausstellung vertreten

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Hauptmann a. D- Thewald.

sein.

In dem Vergnügungs-Park

werden die Marineschauspjeje^in welchen zum ersten Male Seegefechte unter Mitwirkung von Luftkreuzern mit ihren effektvollen Sprengungen zur Darstellung kommen, viel Interesse erregen.

Major vonTschudi befindet sich zur Zeit in Pau, um Wilbur Wright für die Frankfurter Ausstellung zu gewinnen. Der französische Aeroclub beteiligt sich offiziell an der Ausstellung.

Die Vertretung Tschudis wurde Hauptmann a. D. Thewald. welcher vom Vorstand zum Direktions-Assistenten ernannt wurde,

übertragen. Tliewald war frülier Militärattache und Teilnehmer am Feldzuge Deutsch-Südwest. Er hat in anerkennenswerter Weise der Ausstelliingsleitung seine Dienste zur Verfügung gestellt.

Der Flugsport in England.

(Originialbericlit unseres Londoner Korrespondenten.)

Die Versuche mit dem englischen Militäraeroplan haben endlich einmal einige günstige Resultate ergeben. Am 18. Februar gelang es dem Konstrukteur S. F. Cody, etwa KM) m weit zu schweben. Am 22. Februar flog er 200 ni mit leichtem Rückenwinde und 350 in mit Gegenwind. Der Aeroplan erhob sich dabei fast unmittelbar nach Anlauf des Motors und flog ohne jegliches Schwanken. Am 23. Februar endlich gab die Maschine einen endgültigen Beweis ihrer Brauchbarkeit, indem auch Wendlingen gelangen. Mr. Cody glaubt, dal.! er nach weiteren Hebungen und Proben an ruhigen Tagen sich auch größeren Flügen gewachsen fühlen werde und hält es für möglich, das Gewicht seiner Maschine noch um 1(K) kg zu vermindern, ohne ihre Stabilität zu beeinträchtigen. Wir sind in der Lage, unseren Lesern Cody mit seiner Maschine im Fluge am 22 Februar in nebenstehenden Abbildungen wiederzugeben. Die Abbildungen zeigen, daß neuerdings wieder Veränderungen vorgenommen sind: so sind die Seitensteuerflächen, wie sie Ferber anwandte, jetzt entfernt und durch ein hinteres Lenksteuer ersetzt worden, wie es Farm an früher benutzte. Die Bambusträger sind durch Stahl ersetzt und der Propeller durch Stahlbänder stärker befestigt worden.

Bei diesen Versuchen erweisen sich die Anlagen der Militärballonfabrik immer mehr als völlig ungenügend. Die Heraus-schaffung der Flugmaschine aus dem Schuppen ist sehr zeitraubend, in dem nassen Boden sinken die Räder der schweren Maschine ein, und der zur Verfügung stehende Platz ist auch zu klein. Der aeronautische Korrespondent der „Times" fordert daher die Regierung auf, an Stelle der Lstr. 13.750, wie sie im diesjährigen Etat ausgeworfen sind, gleich Lstr. 100.000 zu beantragen sofort mit der Neuanlage von drei Instituten zu beginnen, eins für Aeroplane, ein zweites für lenkbare Luftballons und das dritte für gewöhnliche Ballons.

Außer der Maschine Cody's baut die Militärverwaltung aber noch einen anderen Aeroplan unter Leitung der Hauptmanns Du+me in dem abgelegenen Tale von Athole in den schottischen Hochlanden. Ueber die Construction dieser Maschine wird aber absolutes Schweigen bewahrt.

Wie der Kriegsminister Haidane im Unterhause auf eine Anfrage mitteilte, haben die bisherigen Aufwendungen der Militärverwaltung für lenkbare Ballons und Aeroplane ca. 400,000 Mk. betragen. Dagegen lehnte der Minister eine Antwort auf die Anfrage ab, ob man Schritte getan habe, um den Aeroplan der Gebrüder Wright anzukaufen. Gerüchtweise verlautet, daß Wilbur

Wright noch vor seinen öffentlichen Versuchen seinen jetzigen Aeroplan der englischen Heeresverwaltung zum Kaufe angeböten habe. Die Antwort war: Zur Probe haben Sie von Adlershott 6 km weit nach dem Exerzierplatz Ewshott zu fliegen, die dortigen Positionen festzustellen, zurückzukehren und dann über die Zahl und Aufstellung der dortigen Truppen zu berichten." Wright mußte diese Probe jedoch ablehnen, da er mit militärischen Dispositionen nicht vertraut und in der Abschätzung der Truppenstärke nicht geübt war, und so wurde aus dem Ankaufe nichts.

In der letzten Woche kam auch aus Canada die Nachricht, dal.) die dortige Aerial Experimant Association Proben mit einer neuen Flugmaschine des Mr. Graham Bell gemacht habe. Die Maschine soll 3690 vierseitige Zellen enthalten und 450 kg wiegen, einschließlich des Führers und eines 50 HP Motors. Bei der Probe auf einer Eisfläche zerbrach der Propeller.

Die Anmeldungen für die Ltiftschiffahrtabteilting der Olympia-Ausstellung sind so zahlreieh eingegangen, daß der ursprüngliche

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Flieger von Cody.

(In der Abbildung ist die Konstruktion des Fahrgestells sehr gut erkenntlich.)

l

Plan, 12 Aeroplane zu zeigen, hat erweitert werden müssen; es sollen jetzt 16 Aeroplane ausgestellt werden, und zwar von folgenden Firmen; Robert Esnault-Pelterie; Gobron-Brillie mit dem Bre-guet-Aeroplan, C. E. Whittaker Ltd. mit dem De Pischoff-Koecli-i'm-Aeropian, die Simms Manufacturing Company mit einein Voisin-Aeroplan, eine andere Voisin-Maschine wird J. T. C. Moore-

Brabazon ausstellen, denselben Aeroplan, den er bei seinen erfolgreichen Aufstiegen in Frankreich benutzte. Ferner die Firma Mass Cars Ltd. mit einer Delagrange-Maschine. England wird durch folgende Firmen vertreten sein: Die Wolselei Co.; Howard T. Wright; Short Bros.; Lamplough & Son und Jack Humphreys. Capitaen Windham, F.. T. Wilson und Handley Page werden ihre eigenen Aeroplane ausstellen. Typen, welche auf der Pariser Ausstellung nicht vertreten waren, sind diejenigen von 0. M. Monnet und dem Miesse Petrol Car Syndicat, letzteres mit einem de la Hault- Aeroplan. Die Vereinigung der Motor-Fabrikanten steht jedoch noch mit anderen Firmen wegen der Ausstellung von Äeroplanen in Verhandlung.

Die Anlage von Uebungstätteii für Aeroplane schreitet weiter fort. Der Aero-Club hat nach sechsmonatlichein Suchen jetzt

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Cody während seines Fluges am 22. Februar.

einen Platz in Shellbeach auf der Insel Sheppey an der Themse-niündung angekauft, der jeden französischen übertreten soll. Man kann dort in gerader Linie über 15 km weit fliegen, und bei Ebbe steht außerdem noch eine weite Fläche von hartem Sande zur Verfügung. Mit der Anlage von Werkstätten und Schuppen wird jetzt begonnen. Die Nähe der See will das oben genannte Mitglied des Aero-Clubs, J. Humphreys, sich dadurch zu nutze machen, daß er an den Aeroplan Wasserscliotten anbringt. Ein weiteres Fliegerfeld am Strande von Essex wird von einer Gruppe von Privatleuten geplant, an deren Spitze N. Peniberton Billing steht, ein bekannter Yachtsportsmann; auf dem gewählten Platze steht ein verlassenes Fabrikgebäude und mehrere Arbeiterwoh-lumgen, die ohne große Kosten für die neuen Zwecke verwendet werden können.

Capitaen Windham hat sich mit mehreren Mitgliedern des Aero-Clubs nach Frankreich begeben, um die dortigen Aeroplan-Fabriken zu besichtigen. Sein eigener Aeroplan, der jetzt fertiggestellt ist, soll in lssy geprüft werden, bevor er Milte März nach

No. 6

der Olympia-Ausstellung gebracht wird. Ein anderer Engländer, Andrew Fletsclier aus Saltoun, übt sich jetzt in Pau, um sich später au den grollen Wettfliegen bei Cap Martin zu beteiligen.

Pariser Brief.

Von unserem Pariser Korrespondenten.

Die französischen Aviatiker sind wirklich zu beneiden. Während in anderen Ländern die unermüdliche, ernste Arbeit der Elugtechniker leider noch immer mancherlei Schwierigkeiten begegnet und die öffentliche Meinung sich von der traditionellen Ungläubigkeit gegenüber allen flugtechnischen Bestrebungen noch nicht völlig frei zu machen vermocht hat, sehen wir, wie in Frankreich die Begeisterung für die Flugschiffahrt, über die direkt interessierten Kreise hinaus, in alle Schichten der Bevölkerung vorgedrungen ist, und wie man allen Bestrebungen zur Förderung der Aviationsinteressen allgemeine Sympathie und Verständnis entgegenbringt. Man bleibt auch nicht bei wohlwollenden Worten stellen, sondern zeigt Taten. Regierung und Behörden, Kommunen und Private wetteifern förmlich, durch hochherzige Spenden, durch Veranstaltung von Bewerben und durch Aussetzung namhafter Preise jene Begeisterung zu schüren und wachzuhalten. Alle jene Faktoren vereinigen sich in dem anerkennenswerten Bestreben, den modernsten Triumph, den wissenschaftliche Forschung und persönlicher Wagemut errungen, zu fördern und weiter auszugestalten.

Einen nennenswerten Schritt nach dieser Richtung bedeutet das Projekt, ein großes Verstichslaboratorium für die Flugschiff-fahrt zu errichten. Wie erinnerlich, hatte die französische Regierung einen Betrag von 100.000 Francs zur Förderung flugtechnischer Bestrebungen ausgesetzt und eine besondere Ministerial-Kommission damit beauftragt, diese Summe für genannte Zwecke zu verwenden. Die Kommission wandte sich an den Aero-Club de France und an die Ligue Nationale Aerienne und erbat sich von diesen beiden Vereinigungen geeignete Vorschläge. In ihrer kürzlich stattgefundenen Sitzung beschlossen nun die Vereine, die Verwendung des Betrages zur Errichtung eines Versuchs-Laboratoriums zu beantragen und es unterliegt keinem Zweifel, daß diesem Vorschlage stattgegeben werden wird. Allerdings lassen die Voranschläge einen Betrag von 200.000 Francs für den gedachten Zweck erforderlich erscheinen, aber es wird nicht schwer fallen, den Restbetrag in den interessierten Kreisen aufzubringen. So wird also Frankreich in absehbarer Zeit eine Einrichtung besitzen, deren hoher Wert für die Entwicklung der Flugtechnik wohl unbestreitbar ist.

Außerdem werden in Frankreich eine ganze Reihe von Aero-dromen entstehen, die gleichzeitig als Versuchsterrains der Aviatiker und für regelmäßige Veranstaltungen von Flugmaschinen-konkurrenzen dienen sollen. In Cannes wird gegenwärtig im Auftrage der Societe Aeronautique Ariel auf der Rennbahn von

No. 6 „ 1-1. UÜ5POR I ". Seite 15n

Mandelieu gleichfalls ein derartiges Aerodrom angelegt. Der rührige und um die französische Flugschiffahrt sehr verdiente Direktor jener Gesellschaft, Michel Clemencau, hofft diese Flugbahn so rechtzeitig fertigstellen zu können, daß die für den großen Flugmaschinenbewerb von Monacco bestimmten Apparate dort ihre letzten Flugexperimente vornehmen können. Das Interesse für den Aviations-Wettstreit in Monakko ist andauernd ein recht lebhaftes. Soeben ist auch aus Oesterreich ein Aeroplan durch seinen Piloten, Herrn von Ostoya - Ostaszewski angemeldet worden.

Der „Internationale Aviations-Pokal", der bekanntlich am 29. August dieses Jahres in der altehrwürdigen Krönungsstadt Reims bestritten werden wird, dürfte, soweit sich bis jetzt übersehen läßt, eine sehr starke Beteiligung finden. Bis jetzt sind bereits vom Aero-Club de France drei, vom Aero-Club von Großbritannien drei, vom Aero-Club von Amerika eine und von der Italienischen Aeronautischen Gesellschaft eine, im Ganzen also acht Nennungen, erfolgt. -

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Die 8 ersten vom Aero-Club de France'bestätigten Fiugmaschinenführer.

Die französische Ligue Nationale Aerienne veranstaltet demnächst einen interessanten Bewerb. Der Pariser Gemeinderat hat ihr zu diesem Zwecke einen Betrag von 15.ÜU0 Francs und der Generalrat der Seine weitere 5000 Francs zur Verfügung gestellt. Diese Beträge sollen als Preise ausgesetzt werden für einen 10 km-Flug, wobei als Bedingung gilt, daß diese Strecke in ununterbrochenem Fluge und innerhalb weniger als 15 Minuten zu-zurückgelegt wird- Die an diesem Bewerbe teilnehmenden Piloten starten nach einander, dürfen aber das Flugfeld, einschließlich der

Seite 157

Vorbereitungen zum Start, nicht länger als 30 Minuten in Anspruch nehmen. Die Zeit wird von einem fixierten Punkte an berechnet, der bereits in vollem Fluge zu passieren ist. Ferner ist bestimmt worden, dali jeder Pilot mehrere Male in dem Bewerbe starten kann, aber nicht mit derselben Flugmaschine.

In Pau ist es diese Woche lebendig hergegangen und Wilbur Wright hat hohe Gäste um sich gesehen. Nach dem König von Spanien war es der französische Minister Barthou, welch letzterer sogar einen kurzen Flug mit dem Amerikaner unternommen hat. Wright hat nunmehr seinen zweiten Apparat montiert, mit dem seine „Schüler", Tissandier und Graf Lambert, selbständige Flüge ausführen sollen- Bisher sind sie nur immer mit dem Amerikaner „mitgeflogen". Es berührt eigentümlich, daß nach den ßlätter-nachricliten Wilbur Wright seinen Eleven Tissandier „nunmehr zum Meister-Piloten" erklärt haben soll. Die Piloten-Meisterschaft wird aber bekanntlich nicht durch mündliche oder schriftliche „Freibriefe", sondern durch lange und mühevolle selbständige Betätigung erworben. Und diesen Umstand mag der kluge Amerikaner wohl auch im Sinne gehabt haben, als er sich entschloß, für die „Meisterfahrten" seiner Schüler nicht seinen Apparat herzugeben, sondern einen zweiten zu montieren. Wright selbst unternahm in der vergangeneu Woche täglich bei kaltem, aber klarem Wetter recht erfolgreiche Flüge, bei deren einem ihn zum ersten Male seine Schwester begleitete. Nach wie vor kommen zahlreiche Interessenten nach Pau, um den Experimenten des Amerikaners beizuwohnen. Auf einem Fünf-Minutenfluge führte dieser auch den Marquis de Kergariou mit sich. Die Brüder Wright haben übrigens die Einladung der Aeronautischen Gesellschaft von Großbritannien angenommen und werden sich im Laufe dieses Monats nach London begeben, um dort die ihnen zuerkannte goldene Medaille in feierlicher Sitzung entgegen zu nehmen.

Auch Henri Farman geht auf die Reise- Er begibt sich nach Wien, um dort den Aeroplan zu steuern, den er an eine österreichische Gesellschaft verkauft hat. Wie verlautet, wird bei diesen Experimenten, die sich ganz in der Nähe des Schönbrunner Schlosses abspielen werden, auch die Anwesenheit des Kaisers Franz Josef erwartet-

Im Lager von Chalons hat Moore Brabazon am Samstag mit seinem Zweidecker Flüge von 2, 3 und 5 km unternommen, wobei der Apparat eine Stabilität zeigte, wie sie bisher bei ihm nicht zu bemerken war. Ebendort setzt Welfferinger seine Flugversuche eifrig fort. Am Freitag unternahm er mit der Denia-nest'schen Maschine „L'Autoinette" einen Flug, wobei der hübsche Eindecker zu Schaden kam Der sonst so vorsichtige Pilot wollte eine etwas zu brüske Landung ausführen. Dabei stieß die Maschine mit dem Hinterteil auf den Boden und fiel dann mit solcher Wucht hernieder, daß der Rahmen zertrümmert wurde.

In lssy-les-Moulineaux ist es verhältnismäßig ruhig. Bleriot sind liier mit seinem kleinen Eindecker einige kurze Flüge gelungen, die er allerdings in beträchtlicher Höhe ausführte. Demnächst wird auch Bleriot nach Pau übersiedeln, vielleicht hat er dort mehr Glück.

Gegenwärtig ist Hauptmann Windham in Paris, um hier die Fertigstellung seines von de Piscliof konstruierten Aeroplans zu betreiben, ts ist dies ein Zweidecker, dessen Tragfläche ein Ausmaß von 56 Quadratmeter hat. Der Apparat hat einen 25 PH Motor; seine aus Holz gefertigten Propeller nach Wright'scheni Muster sind aber in anderer Art, und zwar durch Ketten, befestigt. Seitliche, vermittels eines Hebels verstellbare Schaufeln sollen dem Apparat eine höhere Stabilität sichern.

Als Kuriosum sei schließlich noch erwähnt, daß die französischen Aviatiker zur leichteren Unterscheidung ihrer Apparate für das Publikum ihren „Karosserien" verschiedene Farben geben wollen. Wright hat die silbergraue, Esnault-Pelterie die rote, die Gebrüder Voisin die Natur-Firnißfarbe gewählt Rl.

Eine einfache Treibschraubentheorie.*)

1. Die Berechnung der Treibschrauben und ihres Wirkungsgrad js.

Von Dr. phil. R. Wegner v. Dallwitz.

Ganz ähnlich wie das der Tragdecken können wir das Problem der Berechnung von Treibschrauben anfassen. Wir können die Vorgänge an der Treibschraube auf die an einfachen Tragdecken reduzieren, wenn wir die spezielle Bewegungsforiii der Treibschrauben berücksichtigen. (Mail vergleiche „Die Tragkraft der Tragdecken etc." in Nr. 4, Seite 95 des Flugsport), Die Treibschraube bewegt sich nicht stationär, wie die Tragschraube, sondern schreitet während des Ganges in der Luft vorwärts. Wir wollen nun ermitteln, welche Treibkraft T eine Schraube entwickelt, wenn sie mit ihrer Flugmaschine mit der Geschwindigkeit V in der Luft vorschreitet, und was der Motor hierbei theoretisch und was er praktisch leisten muß.

Würden wir die Flügelflächen der Treibschrauben so formen, daß sie sich bei der Geschwindigkeit V nur in der Luft vor-schrauben, wie in einer Mutter, ohne einen Druck, eine Wirkung auf die Luft auszuüben, so müßten wir der Flügelfläche eine gewisse „Steigung" geben, eine Neigung von b Graden gegen die Ebene des Flügelkreises, die sich aus der Beziehung V 0,1045 n R tg b berechnen läßt. Hierin ist b die Neigung eines Flügel-flächenteils, der die Entfernung R von der Achse besitzt, n istdie Tourenzahl/Min. der Schraube, und 0,1045 - (2 *0 : 60, 0,1045 n R ist die Bewegungsgeschwindigkeit jedes Punktes mit der Entfernung R von der Achse in der Ebene des Flügelkreises. Jeder Punkt der Flügelfläche besitzt aber noch die Geschwindigkeit V in der Achsenrichtung, woraus folgt: tg b -=■-' V : 0,1045 n R.

Beispiel: Die Schraube habe einen Durchmesser von 2,2 m, V betrage 18 m/sek oder 65 km/Std, die Tourenzahl n sei 1400, dann wird mit Hilfe einer Tabelle für Tangens

*) Aus der demnächst im Verlage von Volckniann in Rostock erscheinenden Broschüre de. Autors dieser Arbeit „Oer praktische Flug chilfer".

für R =■- 0,30 ni der Neigungswinkel b - 22—23 Grad

0,40 17

0,50 14

0,60 11-12

0,70 10

0,80 9

0,90 7—8

1,00 7

1,10 6-7

Der Wert St 2 R 7t tg b hat an jedem Punkte des Flügels denselben Wert, bei unserem Beispiel den von etwa 0,78 m. St ist die tote Steigung oder die tote Ganghöhe der parabolischen Treibschraube, oder der Weg, den eine solche Schraube bei einer Umdrehung zurücklegen würde, wenn sie in der Luft wie in einer Schraubenmutter vorgeschraubt werden würde. Da St der Wegist den das Flugschiff bei einer Umdrehung der Schraube zurücklegt, so ist auch

St = (V : n) 60.

Die Treibschraube soll bei der Geschwindigkeit V mm aber eine Treibleistung hervorbringen, die, wie wir in dem von den Tragdecks handelndem Abschnitt (in Nr. 4 des Flugsport) gesehen haben, gleich Ni PS, gleich der „nützlichen Arbeit des achsialen Schubes" ist. Hierzu müssen wir den Flügelflächen zu der toten Neigung b gegen die Rotationsebene eine weitere Treibneigung c geben. Die gesamte Neigung der Flügelfläche beträgt dann (b + c) — a Grad.

Zur Ermittlung der Treibneigung haben wir nun zu beachten, dal.! sich jeder Flügelteil, dessen Entfernung von der Achse R ni beträgt, im Flügelkreis mit der Geschwindigkeit 0,1045 n R ni'sek, in der Achsrichtung mit der Geschwindigkeit von V m/sek, bewegt, daß er aber im Räume in jeder Sekunde einen Weg zurücklegt, oder eine1 Bewegungsgeschwindigkeit Vc besitzt, die

Vc l/V2 (0,TÖ45rTR)2 m/sek

zu setzen ist.

Die kleine Treibkraft t eines kleinen Teils f der gesamten Flügelfläche von F qm Inhalt können wir aus Gleichung I in Nr. 4 des Flugsport ohne weiteres bestimmen, es ist

t f Vc-' (0.52 cos c tg2 O cos b = f Vc2 A' cos b kg, neu hinzugetreten ist hierin nur der Faktor (cos b), der daher rührt, daß die Treibkraft t nicht achsial, sondern normal zur toten Steigung Sr gerichtet ist, so daß für die Achsrichtung vom ganzen Betrage der entwickelten Treibkraft nur t wirksam werden kann. Dieser Faktor kompliziert die Rechnung aber nur wenig, und macht sie nicht schwieriger.

Bestimmen wir, daßigleichelfFlächen gleicne Treibkräfte-her-vorbringen sollen, so erhalten wir als Beziehung zur JErmittlung von c, da t/f T/F ist;

(cos c tg' c) v cJh ()>52

No. 6

Seite 160

oder zur bequemen Ermittlung von c aus Tabelle 1 in Nr. 4 des Flugsport

F V2c cos b

Beispiel: Für unsere Schraube sei N, -24, also T

75 Ni

V

100 kg. Den gesamten Flächeninhalt der Treibschraube können wir wieder, wie bei den Tragschrauben gleich dem fünften Teil des Flügelkreises machen; er wird dann 0,2 ■ n ■ l,p -- 0,76 gm. Der Wert T/F, die spezifische Belastung der Flügelfläche wird l(X):0,7ö 131. Wir erhalten nun mit Hilfe der Tabelle I aus der letzten Gleichung:

für R 0,3 in wird A1 0,060, also c 19 Grad, ti. b c 42 Grad 0,4 0,036 15 32

0,5 0,023 12 26

0,6 0,014 9-10 21

0,7 0,013 9 19

0,8 0,(X)9 8 17

0,9 0,(X)7 7 15

1.0 0,(X)o 6-7 14

1.1 0,(X)3 6 13 Hiermit ist die Treibschraube in ihren Dimensionen festgelegt.

Der Wert 2 R tg a oder die totale Steigung der Schraube ist auch bei der parabolischen Treibschraube einigermaßen konstant, bei unserm Beispiel gleich ca. 1,5 m Man könnte also die totalen Neigungswinkel dieser Schraube annähernd auch aus diesen Eigenschaften bestimmen, indem man a ■-■ 2 b Grad setzt, worin man b aus der Beziehung: tg b V : (0,1045 n R) leicht findet.

Jetzt wollen wir aber mal die Treibschraube zerteilen, wir wollen zwei Treibschrauben daraus machen, von denen jede Ni 12 PS leisten soll. Die tote Steigung St der Schrauben bleibt dieselbe, demnach auch die tote Ganghöhe b, nur die Treibneigung c wird anders. Nach Gleichung 13 wird A' grade halb so groß, da T auf die Hälfte, auf 50 kg für jede Schraube reduziert ist. Wir erhalten jetzt mit Hilfe der Tabelle I für R 0,3 wird A' 0,030, also c ■- 14 Grad, und b + c 36 Grad 0,4 0,01t> 11 28

0,5 0,012 9 23

0,0 0,(HI7 7 18

0,7 0,000 0 10

0,8 0;tlO5 6 15

0,9 (),(X)4 5 13

1.0 0,(X)3 5 12

1.1 0,003 5 II

Der Wert 2 R n lg a oder die totale Steigung ist bei diesen Schrauben etwa 1,35 in, also nur wenig kleiner als bei der kräftigeren Schraube.

Zur Berechnung der notwendigen Leistung des Motors zum Betriebe der Treibschrauben ist folgendes zu überlegen: Die Schraube selbst leistet Ni - (T V) ϖ' 75 PS dadurch, daß sie in der

Achsrichtung mit der Treibkraft T vorwärts schreitet Diese Arbeit 11 ni 1.1 natürlich der Motor leisten. Der Motor soll aber auch alle die Flügelteilchen f unter der Treibneigung c mit der Geschwindigkeit V,. gegen die Luft in Schrntibenwindungen um die Achse der Schraube vortreiben. Solange c keine erheblich größeren Werte annimmt als 30 Grad, kann man zur Bewertung dieser Arbeit, die wir Nc nennen wollen, ohne weiteres Gleichung 3 benutzen, nach

der theoretisch Nc 1,4-==-Up PS ist. Die gesamte Motor-

übersteigen.

Beispiel: Bei unserer einfachen Schraube ist nach Voraussetzung Ni 24 PS. Hierzu kommt noch der Betrag Nr. - 1,4 100__

75-1/131= 21,4 PS. Demnach wäre Nt 24 + 21,4 oder 45,4

Pferdestärken. Der theoretische Wirkungsgrad dieser Schraube, die unter einem Arbeitsaufwand von 45,4 PS eine Nutzarbeit von 24 PS leistet, wäre demnach 24:45,4 - 0,53 oder 53 pCt. Unser Schraubenbeispiel gleicht der Treibschraube des Ferberschen Fliegers, der ca. 50 PS zum Fliegen erfordert. Das würde einem Wirkungsgrade von 24:50 oder 47 pCt. entsprechen. In der Praxis bleibt der Wirkungsgrad also nur wenig hinter dem theoretischen Wert zurück.

Bei der doppelten Schraube ist Ni ebenfalls 24 PS insgesamt, F ist aber 2 ϖ 0,76 - 1,52 qm, und T:F 66. Es wird also Nc -

1,4 V6ö — 15 PS oder 7,5 PS für jede Schraube. Demnach

wird Nt 24 + 15 == 39 Pferdestärken. DertheoretischeWirkungs-grad der Doppefschraube, die 24 PS nützlicher Arbeit leistet, wäre demnach 24:39 oder 0,61 oder 61 pCt. Durch Verwendung mehrerer Schrauben spart man also an Motorkraft, wie auch der Wrightsche Flieger (dessen Schrauben aber andre Dimensionen haben) in der Praxis erkennen läßt.

Für Wright's Flieger findet man aus der letzten Gleichung N ca. 25 PS und als Wirkungsgrad i\ ca. 70"/...

Bei nicht normalem Barometerstand sind die Leistungen der Treibschrauben wie die des Gleitfliegers bis 5°'« besser oder schlechter, je nachdem der Luftdruck höher oder geringer als 700 mm ist.

Im nächsten Abschnitt wollen wir uns ausschließlich der Praxis zukehren.

Im vorigen Abschnitt haben wir die Leistungen von Treib-schrauben aus ihren individuellen Werten bestimmt. Es ist für den praktischen Flugschiffer sehr instruktiv, einige solcher Rech nungen durchzuführen, denn er lernt dadurch die Eigenschaften seiner Treibschrauben viel besser kennen, als durch mechanisches

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

leistung muß also den theoretischen Betrag

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+ -=- Pferdestärken

2. Wellners Faustformeln für Treibschrauben.

Probieren. Für den praktischen Gebrauch sind aber Wellners Faustformeln sehr bequem (vgl. Wellner „Beitrag zur Theorie der Luftschrauben", Zeitschrift des Oesterreichischen Architekten- und Ingenieurvereins, No. 51, 1908). Mit ihrer Hilfe wollen wir noch einige instruktive Rechnungen durchführen, um ihre Verwendbarkeit zu zeigen.

Nach Wellner ist die Treibkraft einer Treibschraube T (k Nt D) % Kilogramm, worin D der Durchmesser der Schraube in Metern, Ne die Motorleistung an der Schraubenwelle und k eine Konstante ist, die zwischen 9 und 11 liegt, je nach der Güte der Ausführung der Schraubenkonstruktion. T ist die Treibkraft der Schraube. Bewegt sich der Gleitflieger mit der Fluggeschwindigkeit von V m/sek. so ist (T V): 75 die nützliche Arbeit des achsialen Schubes in PS, eine Größe, die wir in einem früheren Abschnitt Ni nannten. Nach Gleichung 3 in Nr. 4 des „Flugsport" erhalten wir deshalb

A / A ,4 y y p- Kilogramm,

woraus wir T für einen bestimmten Gleitflieger ermitteln können. Wir wollen das durch ein Zahlenbeispiel verdeutlichen. Der Gleitflieger wiege samt Flugschiffer 400 kg, und besitze 40 qm Tragdeck. Die spezifische Belastung des Tragdecks A:F ist dann gleich 10. Die Tragflächen des Gleitfliegers sollen so geformt sein, daß er bei einer Fluggeschwindigkeit von 11 m/sek oder ca. 40 kilometer/Stunde am besten fliegt. Es ist also A:V 36,4. Nun finden wir aus der letzten Gleichung als notwendige Treibkraft der Treibschraube oder der Treibschrauben T 1,4 ϖ 36,4 ϖ 3,16 oder 161 Kilogramm. Auf diese Weise haben wir also das T eines bestimmten Fliegers kennen gelernt. Wir müssen nun nach der vorletzten Gleichung den Gleitflieger mit einer oder mehreren Treibschrauben so ausstatten, daß die Treibschrauben die geforderte Treibkraft hervorbringen.

Um die Abmessungen dieser Treibschrauben festsetzen zu können, lösen wir zunächst die Gleichung nach N( auf, und erhalten

Nt -= JrJ/7P Pferdestärken, rv u

oder, wenn für T der gefundene Wert von 161 kg eingesetzt wird

Nt PS

Aus Wellner's Gleichung geht hervor, daß Nt, die Motorleistung um so kleiner sein darf, je größer wir den Durchmesser der Treibschrauben wählen, eine Treibschraube von doppelt so großem Durchmesser bedingt nur die halbe Motorleistung. Das stimmt mit den Tatsachen natürlich nur innerhalb gewisser Grenzen überein, denn sonst brauchten wir nur eine Schraube von sehr großem Durchmesser anzuwenden, um Ni ganz beliebig klein machen zu können, sogar kleiner als Ni zu machen, was einer perpetuummobileu Vorrichtung entsprechen würde. Die Wellnersche Gleichung, ist eben nur eine sogenannte empirische Faustformel, die nur innerhalb ihres Geltungsbereichs für Schrauben

bis 5in Durchmesser ungefähr zutrifft und gute Dienste leistet; aber auch nur für grolle Treibleistungen, wie wir noch sehen werden. Hierauf sei ausdrücklich aufmerksam gemacht.

Setzen wir für k 10 ein, so wird für D 1 m die Motorstärke Nt -200 PS, für D 2 m wird Nt - 100 PS, und für D 4 m wird Nt - 50 PS. Da die nützliche Arbeit des achsialen Schubes Nr aus (3) (in Nr. 4 des Flugsport) für unsern Flieger 24 PS beträgt, so wäre der Flugwirkungsgrad im ersteren Falle t\ -Ni Nt 0,12 oder 12 pCt, im zweiten Fall 24 pCt. und im dritten Fall 47 pCt. Da wir bei einem Gleitflieger aber nur Schrauben von wenig mehr als 2 m Durchmesser anwenden können, so niüllteii wir uns also mit einem sehr mäßigen Wirkungsgrad begnügen, wenn wir an den Verhältnissen nichts ändern könnten. Die Fahrzeuge der Praxis lassen aber erkennen, wie wir bei den Gleitfliegern gesehen haben (in Nr. 4 des Flugsport), daß man einen höheren Wirkungsgrad, so von 50pCt. etwa, erreichen kann. Die Abmessungen unseres Fliegers gleichen etwa denen des alten Ferber-Fliegers, der mit einem 50 PS Motor ausgerüstet ist, und dieser Flieger besitzt eine Schraube von 2,2 in Durchmesser, was etwa einem Wirkungsgrad von 50 pCt. entspricht. Wir müssen also bei unserm Flieger etwas verfehlt haben.

Sehen wir uns die vorletzte Gleichung darauf hin an, welche Faktoren wir darin ändern können wenn wir für D auch einen Wert von 2,2 m festsetzen, so finden wir nur den Wert von T als veränderbar. Nach unserer Gleichung für T wieder können wir T nur verändern durch Veränderung von V, der Fluggeschwindigkeit. Wir müssen V erhöhen, wenn unser Flieger besser abschneiden soll. Nun finden wir zwar angegeben, daß der Ferber-Flieger mit einer Geschwindigkeit von etwa 11 m/sek auffliegt, es ist aber zu beachten, daß dies mit Hilfe des Höhensteuers und der Massenträgheit des Flugschiffs geschieht, (Manipulationen, die das Auffliegen schwierig machen, weshalb Wright eine andere Methode des Auffliegens gewählt hat) in der Luft nimmt das Flugschiff aber eine gröllere Geschwindigkeit an, die bei 00 km/Std. liegt.

Nehmen wir nun eine Fluggeschwindigkeit von ca. 18 m/sek an, einer Stundengeschwindigkeit von etwa 65 km entsprechend, und formen wir das Tragdeck dieser Geschwindigkeit gemäß nach Gleichung 1 (No. 4 des Flugsports) oder der Tabelle des vorigen Abschnitts, so wird jetzt nach unserer Gleichung ungefähr T=--100 kg, und nach der nächsten Gleichung wird N= 1000:(KD). Setzen wir jetzt D 2,2 m (um die Verhältnisse wie beim Fer-ber-Flieger zu erhalten), und schätzen wir k nur auf den Wert 9, so wird Nt---'50 PS, und der Wirkungsgrad tj 26,6:50 oder etwa 47 pCt.

Verwenden wir zwei gleichartige Treibschrauben, so wird T ----- 50 kg, und entsprechend wird Nt 18 PS für jede Schraube, für 2 Schrauben also etwa 36 PS- (Im vorigen Abschnitt stellten wir als theoretischen Kraftbedarf der 2 Schrauben 39 PS. fest,) Verwenden wir 10 Schrauben, so wird T 10 und N, 1,0 PS. für jede Schraube, für alle 10 Schrauben also 10 PS. Da der Gleitflieger aber schon theoretisch zum Fliegen 24 PS. gebraucht,

so finden wir, daß Wellner's Formel für kleine Treibleistungen nicht mehr zutrifft. Solche Schrauben müssen in der umständlicheren Weise des vorigen Abschnitts berechnet werden.

Zum Schluß sei noch eine Tabelle mitgeteilt, die Weliner an der erwähnten Stelle selbst angibt, und in der die Leistungen von Treibschrauben unter verschiedenen Betriebsumständen enthalten sind.

Tabelle

Die Treibkraft T (9 Ntl))'J'» Kilogramm bei: N PS nnd D 1 1,5 2 2,5 3 4 5 Meter

5 12,o 16,6 20,1 23,3 26,3 31,6 37,0

10 20,1 26,3 31,6 37,0 41,8 50,6 58.7

15 26,3 34,4 41,8 48,5 54,7 6o,3 80,0

20 31,9 41,8 50,6 58,7 66,3 81,3 63,2

25 37,0 48,5 58,7 68,2 80,0 93,2 108,1

30 41,8 54,7 66,3 80,0 86,9 105,3 121,0

40 50,6 66,3 81,3 93,2 105,3 127,5 148,0

50 58,7 83,6 93,2 108,1 121,0 148,0 171.8

Für die Benutzung dieser Tabelle gilt das eben Festgestellte! Die Schrauben müssen für den speziellen Fall nach dem vorigen Abschnitt nachgerechnet werden.

Wie baut man sich auf billige Weise einen Gleitflieger?*)

Bei dem wachsenden Interesse, auch der weiteren Kreise, für die Flugtechnik, ist es vielen Anhängern ein Herzenswunsch, sich selbst einen Gleitflieger billig herzustellen. Die hierzu nötigen Mittel sind gering. Wir führen unseren Lesern in nebenstehender Abbildung in eine derartige schnell etablierte Fliegerwerkstätte, zu welcher weiter nichts gehört als Hobel, Säge, Hammer, Zange und der nötige Raum.

Das Haupttragdeck hat eine Spannweite von 6 m. Die Breite ist 1,5 m, der Abstand der hinteren Strebenreihe von der vorderen 1 m, der Abstand der Streben von einander 1,3 m, während er bei den beiden mittleren Streben, wo sich der Flieger mit den Armen hineinhängt, 0,8 m ist. Der Abstand der beiden Tragflächen von einander, bezw. die Länge der Streben ist 1,4 m. Die Streben haben vorteilhaft, um den Luftwiderstand zu verringern, elliptischen Querschnitt. Für die Streben ist Bambusrohr sehr empfehlenswert Eine Verbindung der Streben mit den Längs-

*; In mehreren aus Laienkreisen kommenden Zuschriften werden wir dringend ersucht, doch auch neben den wissenschaftlichen Abhandlungen dem Laien verständliche Abhandlungen succesive zu veröffentlichen, damit derselbe einigermaßen in der Lage ist, den Fortschritt auf dem Gebiet der Flugschiffahrt zu verfolgen. Wir geben diesem Wunsch nach und bitten die Flugtechniker in dieser Hinsicht Rücksicht üben zu wollen. Die Popularität der Flugschiffahrt ist deren bestes Förde rungsmittel.

spanten gaben wir bereits in No. 3 des „Flugsport" unter „Moderner Fliegerbau".

Die hintere kastenförmige Stabilisierungsfläclie, der Schwanz, wird mit zwei ca. 2,5 m langen Leisten am Oberdeck und Unterdeck starr verbunden und durcli Drähte mit der vorderen Tragdecke verspannt. Die Breite der Stabilisierungsfläclie (parallel zu den vorderen Tragflächen) ist 1,5 m und die Tiefe 1 m, der Abstand der beiden Flächen 0,6 m. Damit die Fläche sich etwas

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Handgleitflieger.

nach oben durchbiegen kann, steht die hintere Reihe der Streben ca. 0,2 m zurück. Die vorderen Tragflächen sowie die hinteren Stabilitatsf 1 äc 1 ien werden durch diagonale Spanndrähte, wenn möglich mit Spannschrauben, fest verspannt.

Als Stoff für die Bespannung ist gewöhnlich nicht zu rauhe Leinwand, die vorteilhaft mit einem leichten Firniß undurchlässig gemacht werden kann, zu verwenden. Es ist jedoch vorteilhaft, erst ohne Firnissung den Flieger zu probieren und erst dann, wenn er nicht die nötige Tragkraft aufweist, mit Firnil) undurchlässig zu machen. Die meisten Leinwandstoffe sind ohnehin genügend undurchlässig.

FahrradfJieger.

Der sehnsüchtige Wunsch, das Fahrrad fliegbar, wenn man so sagen darf, zu machen, ist schon vielfach geäuliert worden. Mit derselben Geschwindigkeit wie mit dein Fahrrad die Luft zu durchfliegen, wäre das Idealste, was man sich vorstellen kann. Es sind auch verschiedentlich bereits Versuche in dieser Hinsicht gemacht worden. Das Fahrrad bildete in fast allen Fällen das

Fundament, auf welchem der ganze Flieger aufgebaut wurde. Nebenstehende Abbildung zeigt einen solchen Versuch- Die Schraube scheint richtig im Widerstaiidmittelpunkt des Fliegers angebracht zu sein- Hingegen liegt der Schwerpunkt des Apparates viel zu tief.

Es erscheint nicht unmöglich, da 1.1 der Flieger auf einer steil abfallenden Chausse sich wohl erheben könnte. Er wird aber sofort in stark pendelnde Schwingungen geraten und, da im vorliegenden Falle geeignete hintere Stabilisierungsflächen nicht vor-

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Fahrradflieger „Puiseux" in Ouistrehain.

handen bezw. zu klein ausgebildet sind, sich überschlagen. Immerhin ist es erfreulich, dalj auch in dieser Hinsicht der Amateur sich bemüht, sein Wissen auf flugtechnischem Gebiete zu bereichern.

Der in der Abbildung dargestellte Flieger ist von Puiseux in Ouistrehain konstruiert. Der Aviatiker hat mit diesem Flieger bereits Flüge bis zu 15 m ausgeführt. Puiseux will sich mit seinem Apprarat bei den 50 m Flug-Konkurrenzen, die für eine Flugriiaschine- ohne Motor ausgesetzt sind, beteiligen.

Die Flugtechnik in Amerika.

Von verschiedenen Seiten hört man den Ausdruck des Befremdens darüber, da 1.1 in Amerika, trotz der bemerkenswerten Eifolge, die Wilbur Wright früher schon in seiner Heimat im Staate Ohio und gegenwärtig in Frankreich mit seinen Flug-

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„ FLUOSPOR T".

No. 6

maschinell erzielt, die Idee des Maschinenfluges nicht überall der erwarteten Sympathie begegnet. Diese Anschauung beruht auf einer oberflächlichen Beurteilung der Verhältnisse. Im Gegenteil regt es sich in den Vereinigten Staaten allenthalben und wenn auch zunächst die Bewegung zur Förderung der Flugtechnik nicht allgemein öffentlich in die Erscheinung tritt, so ist sie nichtsdestoweniger eifrig an der Arbeit und es.ist vorauszusehen, dal.) auch die Amerikaner in absehbarer Zeit in beachtenswerter Stärke auf dem Plane erscheinen werden. Allerdings hat die unverständliche Stellungnahme des Kongresses in Washington, der die beantragte Subvention zur Förderung der Aviation abgelehnt hat, die interessierten Kreise zunächst verstimmt. Aber, wie Eingeweihte versichern, ist auch in dieser Angelegenheit das letzte Wort noch nicht gesprochen und es unterliegt keinem Zweifel, da Ii die gesetzgebende Körperschaft ihren ersten Beschluß baldigst revidieren wird. Inzwischen setzen sich die Bestrebungen zugunsten der Aviation in ungeschwächtem Malie fort- Allenthalben bilden sich Vereinigungen und Interessengemeinschaften; in aller Stille arbeiten Erfinder und Konstrukteure, und die Begeisterung für die Flug-technik ergreift immer weitere Kreise. "So hat ein Farmer in der Nähe von Canton, im Staate Ohio, mit Namen Martin, einen Eindecker gebaut, von dem man viel Lobenswertes berichtet. Auch der Motor ist von dem Erfinder selbst oder wenigstens nach seinen Angaben konstruiert. Man wird demnächst Näheres über diesen Apparat hören. In Baddeck hat Mac Curdy mit dem Bell-Aeroplan einen Flug von 47* Meile ausgeführt.

Flugtechnische Rundschau.

Inland.

Flieger voii Klösterlein. In Köln wird zur Zeit in der Bau- und Kunstschlosserei von Jacob Welches, Alteburgerstraße '32, ein Flieger gebaut, welchen der Polizef-kommissar von Klösterlein konstruiert hat. Der Flieger ist 6 m breit und 6 m hoch.

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Flieger von Kliisterleiii.

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„FLUOSPOR T."

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Die Länge ist 20 m, die gesamte Tragfläche 24 qm. Das Gewicht beträgt 380 kg. Der Apparat besitzt 4 Hubpropeller und zwei Propeller für den Vorwärtsbetrieb. Zum Antrieb der Propeller dienen zwei 24 PS Antoinette-Motore. Das Modell des projektierten Fliegers zeigt beistehende Abbildung.

Flieger von Bourcart. J. J. Bourcart in Colmar in Elsaß hat einen Schwingenflieger gebaut, bestehend aus 4 Flügeln, die wie bei der Libelle bewegt werden. Der Flieger wird von 2 Männern, die hinter einander in dem Apparat stehen, so in Bewegung gesetzt, daß, wenn das hintere rechte Flügelende niedergedrückt wird, zu gleicher Zeit das linke vordere Flügelende nach unten geht und umgekehrt. Die

Betätigung dieser leistungsfähigen Apparate erfordert große Uebung. Die Bedienungsmannschaft brauchte zur Erlangung des gleichmäßigen Arbeitens ca. 6 Wochen. Bourcart flog mit seinem Flieger bis zu 200 m in einer Höhe von 1,5 m.

Der Preis des kompletten Fliegers beträgt 1500 Mark, das Gewicht 50 kg, die Gesamttragfläche 16 qm. Die Vorwärtsgeschwindigkeit ist etwas schneller wie die eines laufenden Menschen.

Flieger Santos-Dumont. Santos-Dumont hat seine Libelle umgebaut. Die nebenstehenden Abbildungen zeigen den Flieger in seiner neuen Form. Statt des früheren 24 PS Antoinette-Motor ist jetzt ein 18 PS Motor von Dutheil und Charlmers verwendet worden. Der Antrieb der hölzernen Schraube erfolgt nicht mehr wie früher, dureh Riemenübersetzung, sondern dieselbe ist jetzt direkt mit dem Motor gekuppelt. Der Motor besitzt gekühlte Auspuffventile. Bei dem früheren luftgekühlten Motor vorgenannter Type wurden die Auspuffventile nach kurzer Betriebsdauer fas' rotglühend. Der Kühler ist, wie aus der Rückansicht

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Flieger von Bourcart.

Ausland.

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des Fliejjers ersichtlich, um den Hauptträger, auf welchem das Schwanzsteuer montierl ist, gruppiert. Die Spannweite des Fliegers ist 5,50 m, die Qesamttrag" fläche 12 qm. Das Totalgewicht des kompletten Apparates beträgt 140 kg.

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Flieger von Santos = Dumont. (Vordeia sieht.)

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Flieger von Santos - Dumont. (Rückansicht)

Wilbur Wright hat bei einem Aufstieg, welchen er mit dem spanischen Oberst Vivez unternahm.'.einen Unfall erlitten. Beim Starten von der Schiene schob sich eine Traverse in das hintere Vertikalsteuer und zerbrach dasselbe. Die Reparatur dürfte in einigen Tagen beendet sein.

ßleriot ist mit seinem Monoplan nach Buc gezogen, wo bereits Esnault Pelterie Flüge ausführt. Der Schuppen von Bleriot in Issy ist von Santos Dumont bezogen worden.

In Ungarn beginnt man gleichfalls der Flugtechnik Beachtung zu schenken,

Unter dem Vorsitz des bekannten Sportmannes Graf Alexander Andrassy hat sich ein Komitee sur Förderung der Flugtechnik gebildet. In der Hauptsache sollen ausländische Konstrukteure mit ihren Fliegern, wie Zipfel, herangezogen werden.

Nu. 6 „ i-'l. U O S PO H ']'". Seite 1

Flieger Robert Esnault-Pelterie, welcher durch Guffry gesteuert wurde, hat sich bei einem 400 in Fluge ;.m 17. Februar durch Aufstoßen eines Flügeledde; überschlagen. Der Flieger hatte hierbei eine Geschwindigkeit von 80 km pro Stu i.Je. Der Führer blieb unverlelzt. Ebenso wurde der Apparat fast gar nicht beschädig).

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Flieger Robert Esnault Pelterie.

Baron de Caters setzt die Experimente mit seinem Aeroplan in Brecht, in der Nähe von Antwerpen, mit gutem Erfolge fort. Am Freitag führte er einen Flug von 300 Metern in 10 m Höhe über einem Kiefernwalde aus. Baron de Caters konstruiert gegenwärtig einen neuen Zweidecker, der 210 kg leichler als sein ietztger Apparat sein wird. Die ersten Versuche mit dieser Maschine werden im Laufe des Monats März vorgenommen werden.

Flieger William Martin, Canton (Ohio). William Martin hat einen motorlosen üleittlieger konstruiert, mit welchem er Flüge von 50 bis 80 m ausgeführt hat. Zur Erhaltung des Gleichgewichts ist ein Stabilitätssteuer vorgesehen.

Seasate-Larios in Buenos-Aires hat einen Schwingenflieger konstruiert, welcher auf dem Prinzip des Ruderfluges basiert.

Flieger von Breguet. Breguet hat mit seinem Flieger (siehe diesen in „Flugsport" Heft 2 auf Seite 39) einem kombinierten Schrauben- und Drachenflieger" auf dem Felde bei Lille drei gelungene Flüge von 3500— 8000 m in durchschnittlich 6 m Höhe ausgeführt. Der Flieger von Breguet besitzt bekanntlich zwei 4 flügelige Schrauben. Zur Zeit schweben Unterhandlungen mit einer englischen Gesellschaft behufs Ankaufs.

Ein französischer Militäraeroplan wird gegenwärtig auf Rechnung der Regierung in einer großen Werksfälte in Havre gebaut. Er ist ein Zweiflächenapparat, dessen Form dem Wrightschen System gleicht, aber dessen Steuerung im wesentlichen dem Biplan Farman ähnelt. Der Flugapparat wird mit einem 100 HP-Motor ausgestattet. Das Gewicht des Motors darf nicht ein Kilogramm per Pferdekraft

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überschreiten. Die ersten Versuche des. Aeroplans werden in einigen Wochen beginnen.

Flieger von R. Ravaud. R. Ravaud baut zur Zeit einen Mehrdecker mit staffeiförmig hintereinander liegenden Tragflächen. Die Profilierung der Tragflächen ist sehr gut durchgearbeitet. Zum Antriebe des Apparates dieni ein 50 PS Qnom-

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Flieger von R. Ravaud.

Motor, welcher zwei hintereinander liegende Propeller antreibt. Die Steuerung soll durch Versetzung der Schraubenachsen bewirkt werden. Die Länge des ganzen Fliegers ist 8,5 m die Höhe 2,20 m. Die Spannweite des Fliegers ist 3,25 m. Da der Flieger auf dem Wasser starten soll, wirr! er mit Schwimmern versehen.

Flugpreise.

Bleichröder 10,000 Mark Preis. James v. Bleichröder hat dem Kaiserlichen Automobilklub einen Preis von 10,000 M. übergeben, mit der Bestimmung, daß im Jahre 1909 undl 910 derjenige Aviatiker den Preis erwirbt, der mit einer Flugmaschine den Umriß des Starnberger Sees umfliegt und ohne Zwischenlandung zum Ausgangspunkt zurückkehrt. Die Länge des Fluges beträgt 44 bis 50 Kilometer, der Preis ist für die internationale Bewerbung ausgesetzt. Der Repräsentantenausschuß des Kaiserlichen Automobilklubs wird demnächst die näheren Bestimmungen festlegen. Dem bayerischen Automobilklub, der für alle Veranstaltungen automobilistischer Natur für das Königreich Bayern zuständig ist, obliegt die Ueberwachung der Konkurrenz. Auch dieser Preis stellt an die Flugtechniker so enorme Forderungen, so daß wenig Aussicht besteht, daß derselbe nach dem jetzigen Stand der Flugtechnik in Deutschland überhaupt gewonnen werden kann. Was nützen den Flugtechnikern die schönen Preise, wenn sie sich nicht darum bewerben können. Ein Ermunterungspreis, und wenn er nur 5000 Mark beträgt, wird die Flugtechniker viel e! er snspornen, sich an dem Wettbewerb zu beteiligen.

Es wäre dringend zu wünschen, wenn die Kommission, im vorliegenden Falle beim Bleichröderpreis, sich den Verhältnissen anpassen würde und statt des ganzen Preises von 10,000 Mark, mehrere kleine Preise abgeben würde. Unseren Flugtechnikern wäre tatsächlich hiermit viel mehr gedient.

100,000 Dollar Preis hat W. R. Tankin für eine Fliegerfahrt von Kanton-Cleveland und zurück ausgesetzt.

Ein SchüTerpreis für Wrightflieger ist von dem Syndikat Weiller ausgeschrieben worden. Auf dem Aerodrom in Cannes werden sich im August die Jünger Wilbur Wrisjhti, i begriffen der Vertreter des Syndikats Michel Clemenceau, in der Lenkung des A-roplans messen. Man spricht auch davon, dali die Begleiterin Delagranges, l-'räulein Peltier, und die Gattin des Ingenieurs Surcouf unter die Aviatiker gehen und in Kürze Unterricht nehmen werden. Es sind Preise von 8000, 6000 und 1000 Francs festgesetzt worden.

Patentwesen.

Deutschland.

Patentanmeldungen.

No. 77h. D. 20203. Flügel für Luftschrauben. P. F. Degn, Bremen, Lobbendorf. rstral.Se 7. 24. 6. 08

No. 77 h. L 25050. In die Achse von Propellerschrauben für Luftschiffe, Motorboote, Veniilatoren usw. mit entgegengesetztem Kurbel-Drehsinn eingebauter Motor Guido Wünsch, Schloßpl. 9 und Hans Lewald, Maxstr. 2, Chemnitz. 25. 10.07.

No. 77 h. L. 26 565. Gegen Blitzgefahr gesichertes Luftschiff. Dr. Paul Lehmann, Berlin, Heilbronnerstr. 3. 13. 8. 08.

Patenterteilungen.

No. 77h. 208215. Schraube für Flugmaschinen, Luftschiffe u. dergl. Adolt gen. Arthur Hein, Düsseldorf, Liebigstr. 20. 6. S 07. H. 41 370.

No. 77h. 208216. Sackiörmiger, außerhalb der Gondel hängender Ballastbehälter für Luftfahrzeuge. Emil Zimmer, München, Ricluldenstr. 60. 18. 9. 07. Z. 5453.

No. 77 h. 208217. Luftschiff, dessen Traskörpe eine flache Gestalt besitzt, die durch Streben erhallen wird. Pju; Veeh, Elber eld-Grenze. 13.12,07. V. 7548.

No. 77h. 208 218. ITuginaschiue mit unter Federwi kung stehenden, zum Absprung dienenden Kippstützen. Josef Deixler, Haar;, Niederld. Vertr.: 13. v Niel'ien, Pat.-Anw., Berlin W. 15. 30. 5. 08. D. 20 102.

No. 77h. 208219. Schraubenflügel für Flugmaschinen. Rudolf Chillingwortli, Nürnberg, Ostbahnhof. 16. 6. 08. C. 16867.

England.

(Anmeldungen vom 8. bis 20. Februar 1909.)

No. 3144. Samuel Franklin CoJy, Verbesserungen an Schraubenpiopellciii, rotierenden Fächern usw. für Flugmaschinen.

No. 3202. James Means, Verbesserungen am Kontrollapparat für Flugmaschinen (in den Vereinigten Sta.ten angemeldet 2. März 1908).

No 3412. Reuben Tucker, Market Street, Watford: Flugapparat.

No. 3455. Charles Ebene/er Richardson, 46, Cherry Bank Rd., Sheffield: Verbesserungen an Drachenfliegern.

No. 3503. George Gatton Melhuiss Hardingham, Clun House, Surrcy Street, London (für Paul Konstautinovich Browd, Rußland): Verbesserte aero lautische Maschine.

No. 3535. Wynford Brierley, Parkstone, Coombe Rd., New Maiden, Surrcy: Verbesserungen an Luf schüfen.

No. 3616. Leslie Sidney Kear, 165, Queen Victoria Street, London: Lenkbare Flugma chine.

No. 3645. John Law Garsed, Verböserungen an rotierenden Propellern für Luftmaschinen und Dampfschiffe.

No. 3 97. Louis Rottenburg, Verbesserungen an Aeroplanen. No. 3728. Vyvyan Henrv Donnnithorne. 76, Queen's Gate' London, Verbesserungen an Radiatoren und Kontrollplanen für Luitschiffe.

No. 3837. Leonard Francis Dureil, 62 St. Vincent Street, Glasgow: Verbesseiter Aeroplan und Lufteisenbahn.

No. 3908. David Francis Rourke, Verbesserungen an Luftschiifen.

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FLU 0 S P O R T"

No. 3932. Paul Friedrich Degn, Verbesserungen an Flugmaschinen (in Deutschland angemeldet am 24. Juni 1908).

No. 3962. John George Herbert Batchelor, Grafton Stechford, Birmingham: Verbssserungen an Flugmaschinen.

No. 3965. Sidney Herbert Holland: Verbesserungen anAeroplanen und selbst-ständ'gen Hülfsapparaten zum Abfl egen.

No. 4006. Heinrich Rosenberg, Verbessertes Verfahren, um Explosionsstoffe von Luftschiffen zu schleudern.

No. 4097. William Charles Vincent, 18, Hervord Street, Coventry: Verbesserter Propeller für Luftfahrzeuge.

No. 4217. Theodor Zorn: Luftschiff.

Vorrichtung zur Bestimmung der Fahrtrichtung von Luftfahrzeugen. )

Die Erfindung bezieht sich auf eine Vorrichtung zur Bestimmung der Fahrtrichtung von Luftschiffen, bei welcher in bekannter Weise die Erdoberfläche durch Spiegel beobachtet wird, und besteht darin, daß das Visierinstrument außerdem eine freie Durchsicht gestaltet, und d ß im Visierinstrument Strichmarken angebracht sind.

Die Vorrichtung besteht in einer Doppel Visiereinrichtung, welche um eine vertikale Achse drehbar ist, und welche es gestattet, durch ein Fernrohr, das durch Gewichtsbeschwerung oder sonstwie in vertikaler oder annähernd vertikaler Lage gehalten wird, die scheinbare horizontale Verschiebung der auf der Erde beündlichen Gegenstände infolge der Ballongeschwindigkeit zu beobachten. Das in dem senkrecht nach unten gerichteten Fernrohr entstehende Bild wird durch ein Glasprisma p oder einem Spiegel in Okular des horizontalen Fernrohres geworfen, und zwar in der

Weise, daß dieses Bild nur das halbe Gesichtsfeld des Fernrohres mit horizonlaler Achse bedeckt. Im Gesichtsfelde des Prismas sind Linien in derWeise angebracht, daß sie in Vertikalebenen, die parallel zur Achse des horizontalen Fernrohres verlaufen, sich befinden. Bei der Bewegung des Ballons werden nun die Gegenstände auf der Erde das Gesichtsfeld des Prismenfernrohres durchlaufen und man hat nur nötig, das horizontale Fernrohr so lange zu drehen, bis die Bewegnngsrichtung der Gegenstände auf der Erde mit der Richtung der im Prismenfernrohr angebrachten Linien zusammenfällt. Dann befindet sich die Achse des horizontalen Fernrohres genau in der Richtung der Bewegung (rückwärts oder vorwärts) des Luftschiffes. Man kann durch diese Einrichtung dauernd den Punkt am Horizont bestimmen, auf welchen der Ballon sich infolge der kombinierten Bewegung aus Eigengeschwindigkeit und aus Windgeschwindigkeit hinbewegt.

Patent-Anspruch: Vorrichtung zur Bestimmung der Fjhrtri.hlung von Luftfahrzeugen, dadurch gekennzeichnet, daß in einem unmittelbare Durchsicht gestaltenden Visierinstrument die sich unter dem Luftfahrzeug scheinbar fortbewegenden Gegenstände auf der Erde durch Spiegelung erkennbar gemacht werden und die Einstellung des Visierinstruments in die Fahrtrichtung miitels im Visierinstrument angebrachter Strichmarken ermöglicht wi d

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Luftschraube.**)

In der nebenstehenden Abbildung wird eine Luftschraube dargestellt, mittelst welcher eine möglichst große Auftri bs- oder Hebewirkung erreicht und die hauptsächlich in Verbindung mit einer Flugmaschine, Ballon etc. verwendet werde i soll.

Das Eigenartige an der Konstruktion ist die Ausbildung der Schraubenflügel, durch welche bei der Drehung eir.e starke Luftreaktion erzeugt wird, die die Hervorrufung einer beträchtlichen Auftriebskraft des betreffenden Fahrzeuges zur Folge hat.

Jeder einzelne Flügel besteht aus mehreren Schaufeln, die so angeordnet sind, daß sich ihre hinteren Ränder überragen. Hierdurch wird die durch die Drehung der Flügel nach außen gedrängte und zusammengepreßte Luft von den Schaufeln festgehalten, so daß sie infolgedessen einen Druck gegen die Schaufel ausUber muß.

?) D. R. P. No. 204239 Siemens-Schuckertweike, G. m. b. H. in Berlin. **) D. R. P. No. 203 785, Louis Galhmann in Washington.

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In der Mitte der Luftschrauben ist eine Narbe angeordnet, welche mit den Flügeln fest verbunden ist. Der mit 17 bezeichnete Teil des Apparates soll den

Körper der Flugmaschine darstellen, dessen Antriebsmotoren zum Drehen der Luftschraubenwelle oder -wellen mit 19 angedeutet sind.

Bei schneller Drehung der Luftschrauben ergibt sich ein Unterschied zwischen dem Druck auf die obere und untere Seite der Schaufeln, der dem Propeller eine hebende oder treibende Kraft gibt.

Die hohe Wirkung der Luftschrauben ruht auf der Anordnung der Kombination der über-einandergelegten Luftschaufeln und der dieselben umgebenden Abschluß wand. Die unter atmo-phä-rischem Druck an dem vorderen Teil zwischen die Luftschrauben eintretende Luft wird infolge der Drehung der;Flügel durch die Zentrifugalkraft gegen die Abschluß wand gepreßt und wird daher bevor sie die Austrittsknnäle an dem hinteren Teil der Luftschauf In nach unten verläßt, komprimiert. Wenn diese komprimie:te Luft aus den Ausströmungskanälen nach unten hin austritt, entsteht eine Reaktionswirkung, wodurch der Propeller in entgegengesetzter Richlung zu dem austretendem Luftstrom, getrieben wird. Die Luftschaufeln sind nach außen hin geneigt angeordnet, so daß beim Rotieren derselben die Luft, welche infolge der Zentrifugalwirkung in horizontaler Richtung nach außen strömt, gegen die ihr den Weg versperrenden Schaufeln drückt und die Triebkraft des Propellers erhöht.

Die oberste Luftschaufel reicht über die hintere Kante der unteren Luftschaufel hinweg und die hintere Kante der Luftschaufel reicht weiter nach unten als die der darunter angeordneten Luftschaufeln. Dadurch wird verhindert, daß beim Rotier.-n die Luft aus den Schaufeln seitlich herausgeschleudert werden kann.

Es würde nichts ausmachen, wenn die vorderen Ränder der Schaufeln nicht senkrecht übereinander liegen. Sie können auch derart schräg übereinander liegen, daß die weiter untenliegenden Schaufeln gegenüber den weiter oberliegenden an den Vorderrändern zurückstehen.

CN-L

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Verschiedenes.

lieber die internationale Luftwettfahrt New-York—Albany, die in Verbindung mit dem 300. Jahrestage der Entdeckung des Hudson-River im Herbst d. Js. stattfinden soll, wird gemeldet: Zu der Wettfahrt, welche von der Erie-Station in Jersey-City (gegenüber New York, am westlichen Ufer des Hudsonflusses) aus angetreten wird, sollen alle modernen Verkehrsmittel, lenkbare Luftballons, Aeroplane usw. zugelassen werden. Die Fahrt wird möglichst genau über die Strecke gehen, welche Robert Fulton vor 100 Jahren mit dem ersten Dampfer „Clermont" in 32 Stunden zurücklegte. Die Vorbereitungen der Wettfahrt hat der Aero-Club von Amerka, No. 12, 42. Straße. New York (Präsident Cortlandt F. Bisliop) in die Hand genommen. Jedes Luftschiff ist mit zwei Personen zu bemannen, indes können auch „Passagiere" zugelassen werden. An welchem Tage der Start stattfindet, ist noch unbestimmt, da dies vom Winde abhängt. Die Fahrzeuge müssen innerhalb eines Umkreises von fünf Meilen vom Kapitol landen, doch sind Zwischenlandungen erlaubt. Sieger wird der, der die kürzeste Zeit vom Auf- zum Abstieg gebraucht hat. Der Start soll möglichst am 1. Oktober, am Tage der großen Schiffsparade auf dem Hudson erfolgen.

In Marseille, das sich immer mehr zum zweiten Hauptquartier der franzö-i-schen Aviatiker herausbildet, beginnt Leutnant Magnan einen Aeroplan zu bauen, der mit ei em Dreizylinder-Anzani-Motor ausgestattet wird.

Einen neuen Flugmaschiiienmotor beabsichtigt die A. E. Q. zu bauen. Der Motor, welcher in der Automobilfabrik in Oberschöneweide gebaut wird, soll keine Wasserkühlung sondern nur Luflkühlung erhalten.

In Toulon hat sich eine Oesellschaft „Union Francaise Aerienne" konstituiert, welche Erfinder von aussichtsreichen Flugmaschinenkonstruktionen finanziell unterstützt.

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Motor von Dntheil und Chalmers. Ergänzend an unseren bericht über die französischen Flugschiffmotore geben wir in nebenstehender Abbildung den Motor von Dutheil und Chalmers in verschiedenen Ansichten. Genannte Firma baute früher den Motor hauptsächlich nur mit Luftkühlung. Auch in Deutschland sind verschiedene dieser Motore gelaufen. Es stellte sich heraus, daß die Luftkühlung nicht dazu ausreichte, die Ventile so zu kühlen, daß ein Dauerbetrieb möglich war. Die Besitzer dieser Motoren waren gezwungen, besondere Einrichtungen für die Kühlung der Ventile vorzusehen.

Neuerdings baut genannte Firma nach dem gleichen Prinzip 4-Zylinder-Motore, welche effektiv 60 PS leisten sollen. Das Gewicht dieses Motors betraut 120 kg. Die Details sind in nebenstehender Abbildung in den verschiedenen Ansichten sehr gut zu erkennen.

Zur Förderung der Deutschen Flugschifffahrt. Unter diesem Namen wird in letzter Zeit von einer Zeitung, welche sich ,1m Reiche der Lüfte" nennt, für eine Sammlung Propaganda macht. Das „Berliner Komitee zur Förderung der deutschen Flugschiffahrt", so netint sich dieses Unternehmen, sucht durch große Versprechungen Geldbeträge zusammeln. Die Förderung soll weiter durch Zuweisung von Eintrittsgeldern einer sogenannten ständigen Ausstellung für Luftschiffahrt, welche im Industrie-Palast Johannishof eröffnet werden soll, erfolg n. Von einem Versuchsgelände ist bis jetzt noch nichts bekannt. Ebenso dürfte die projektierte Ausstellung, wenn sie Uberhaupt s attfindet, ein klägliches, mindestens unvollkommenes Bild dars eilen. Die Flugtechniker, die an und für sich mit finanziellen Schwierigkeiten durch den Bau ihrer Apparate zu kämpfen haben, werden wohl selbst einsehen, daß es zwetklos ist, in einer derartigen von privater Seite inszenierten Ausstellung auszustellen und noch Geld für Platzmiete zu zahlen.

In dem Komitee befinden sich viele Personen mit hoebklingenden Namen, die wohl zum großen Teil selbst nicht wußten, worum es sich handelte. Wie wir hören, haben sich bereits mehrere dieser Herren zurückg; zogen

Versicherungsprämien für Aviatiker. Französische Versiehe: ungsgesellschaften haben bereits Tariie für aviatische Unfallversicherungen aufgestellt. Die Prämien sind außerordentlich hoch bemessen, so ho h, i aß die Versicherungsgesellschaften Anspruch auf einen Höhenpreis hätten. So beträgt zum Beispiel die Jahresprämie bei körperlichen Verletzungen dritter Persone i bis zu einer Maximalsumme von 20.000 Frank per schädigendes Ereignis 500 Frank. Für Unfälle in den angrenzenden Ländern erfährt die Prämie eine 50prozenti e Erhöhung (das sind also 750 Frank per Jahr), für das übrige Ausland ist die Jahresprämie mit 1000 Frank festgesetzt. Für körperliche Verletzungen, die den Aviatiker selbst betreffen, beträgt der Prozentsatz 8 Prozent des zur Versicherung gelangenden Kapitals.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

MuLur vuli ,)nlheil mid Chalmers.

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Die Gemeindeverwaltung von Chartres hat die Errichtung eines Aerodroms in der Nähe dieser Stadt beschlossen, das schon im April der Benutzung übergeben werden soll. Ferner setzte die Stadt ansehnliche Preise für Aeropianbewerbe aus.

Die Ffugschiffahrts-Industriellen Frankreichs haben sich dieser Tage zu Paris zu einer besonderen ..Union" konstituiert und haben den Vorsitz in der neuen Vereinigung Herrn Robert Esnault-Pelterie übertragen, Von bekannteren Persönlichkeiten, die dem Vorstande angehören, seien die Herren Clement (Bayard-Clement), Mallet (Societe Zodiac), Michel Clemenceau (Societe Ariel) genannt. General-Kommissar der vom 5. bis 17. Oktober in Paris stattfindenden aeron utischen und Aviations-Ausstellung ist Robert Esnault-Pelterie.

In Türkismühle a. d. Nahe werden Versuche mit einem Aeroplan gemacht. Er ist nach dem Vorbild der Wright'schen Bauart aus Holzstreben, die mit Klavier-saitendrählen verspannt sind, gebaut. Vor einigen Tagen wurde der erste Flugversuch gemacht und zwar, weil der Antriebmotor noch fehl', durch Andrehen der Schraubenflügel mit der Hand, zu welchem Zwecke mehrere Personen mitfahren mußten. Der Versuch gelang insofern, als etwa 20 Meter bei einer Flughöhe von 2 Meter zurückgelegt werden konnten. Wenn weitere Versuche besser glücken, will der Erfinder einen Motor einbauen lassen.

Vereinsnachrichten.

Der Verein Deutscher Flugtechniker hielt am 23. Februar im Restaurant „Großer Kurfürst", Berlin, seine zweite Vereinsversammlung ab. Der Vorsitzende des Vereins, Dr. Huth, eröffnete die Sitzung und begrüßte u. a. den Bruder des hochverdienten verunglückten Altmeisters der Flugtechnik, Gustav Lilienthal, ferner Zivil-Ingenieur Ursinus-Frankfurt a. M, dessen Bestrebungen dahin gerichtet sind, einer Zersplitterung der Flugtechnik vorzubeugen, sowie Hauptmann Thewald, Direktions-Assistent der Frankfurter Luftschiffahrts-Ausstellung. Thewald wird bemüht sein, in Frankfurt die Interessen der Fiugtechnik nachdrücklichst zu vertreten.

Während der Versammlung erklärten 26 Personen ihren Beitritt.

Nach Eintritt in die Tagesordnung erfolgte die Verlesung der Vereinssatzungen, die voraussichtlich noch einer Ueberarbeitung durch den Syndikus des Vereins, Rechtsanwalt Dr. Eschenbach, unterliegen werden, ergab folgende Zwecke und Ziele: Förderung der ausübenden Fiugtechnik in Deutschland unter Ausschluß des wirtschaftlichen Geschäftsbetriel es in irgend einer Form, Einrichtung von Flugversuchs-und Uebungsfeldern, Unterstützung von Unlernehmungen, die die Errichtung solcher Uebungsfelder anstreben, Einrichtung von Versuchslaboratorien, Beschafiung geeigneter Motoren nnd Propeller, Gründung von Bezirksvereinen, Anschluß an bereits bestehende Vereinigungen, die ähnliche Zwecke und Ziele verfolgen, Versuche mit Flugmaschinen zur Verwendung für Heereszwecke, Beschaffung von Preisen für interne Wetlbewerbe.

Als 1. Vorsitzender wurde Dr. Huth bestätigt, während der Posten des 2. Vorsitzenden vorläufig noch unbesetzt blieb. Als Kassier und Schriftführer wurde Herr O. Schmal durch Akklamation bestätigt. Als Beisitzer des Vorstandes wurden die Herren Ing. Schüler, Grade, Dorner und Rosenstein-Elbing vorgeschlagen und gewählt.

Hiernach erstat.ete der rührige Geschäftsführer O. Schmal Bericht über die bisherige Tätigkeit des Vorstandes, welcher sich ganz besonders mit der Platzfrage und mit der Beschaffung der nötigen Mit el zur Einrichtung eines Uebungsfeldes befaßt hat.

Auf Vorschlag des Vorstandes wurde einstimmig Gustav Lilienthal zum Ehrenmitglied des Vereins gewählt. Weiter durch Zuruf eine Platzkommission, bestehend aus den Herren Kapitän zur See von Pustau, Schmal, Jaeckel, Willy Schulze und B. von Lengerke gewählt, welcher Vorschläge und Auswahl eines geeigneten Uebungsfeldes zur Aufgabe gemacht wurden.

Eine kurze Umfrage unter den Anwesenden ergab unter ihnen die stattliche Anzahl von nicht weniger als 17 Konstrukteuren und Erbauern von Flugapparaten, so daß also der Verein Deutscher Plugtechniker mit Fug und Recht als der erste praktisch ausübende Verein auf diesem Qebiet bezeichnet werden darf. Ein Vorschlag des Herrn B. von Lengerke auf Formulierung eines Fragebogens an die Konstrukteure ü er ihre Wünsche und Ansprüche an die von ihnen benötigten Motoren, wurde als zweckentsprech nd sehr eingehend diskutiert; die auf diese Anfragen von den e nzelnen Konstrukteuren eingehen en Daten und Antworten dürften unseren deutschen Motor-Industriellen wertvolle Anhaltspunkte für den Bau von Motoren für Flugapparate geben.

Der Verein wird offiziell auf der Frankfurter Internationalen Luftschiffahrts-Ausstellung mi einer Kollektiv-Ausstellung vertreten sein.

Mit dem Kaiserlichen Automobil-Klub wird ein Kartell angestrebt

Der Damen-Aeroklub „Stella" in Paris hielt am 10. Februar seine Gene al-versammlung ab. Vorsitzende der Versammlung ist Madame Surcouf, 2. stellvertretende Vorsitzende die Damen Bleriot, Max-Vincent, Des'osses-Dalloz. In den Ausschuil wurden weiter gewählt: di- Damen Airault, Charpentier und Savignac.

Frankfurter Verein der Flugtechniker. Zwecks Gründung eines Vereins Deutscher Flugtechniker für Mitteldeutschland fand gestern im Hotel-Restaurant , Salzhaus" eine konstituierende Versammlung statt. Dass in flugtechnischen Kreisen die Schaffung eines Frankfurter Vereins begründet war, dafür spricht die Tatsache, daß bereits ca. 35 Beitrittserklärungen vorliegen.

Nach Eröffnung der Sitzung durch den Vorsitzenden, Zivil-Ingenieur Ursinus, trat man in die Tagesordnung ein, und beschloß, um einer Zersplitterung vorzubeugen, sich mit der flugtechnischen Abteilung des Frankfurter Vereins für Luft-schilfahtt zu vereinigen. Zur Durchführung der Verhandlungen wurde eine besondere Kommission gewählt, bestehend aus den Herren: Stadtverordneter lngenieur Scliubbert, Hauptmann Thewald, Ingenieur Krastel

Herr Ingenieur Storz wies daraufhin, daß das Interesse der Flugtechnik nach der Ausstellung ein bedeutend grösseres sein wird und die Flugtechniker im Ver-1 ältnis zu den Ballontechhikern nicht mehr in der Minderheit sein werden.

An den geschäftlichen Teil schloß sich eine interessante Diskussion über technische Fragen, in welcher so recht zum Ausdruck kam, daß gerade in wissenschaftlicher Hinsicht eine Vereinigung der Flugtechniker dringend notwendig ist.

Herr Prof Dr.-Ing. Reißner, Aachen, hat dem Verein seine besondere Unterstützung zugesagt und wird für das projektierte Versuchsfeld einen E0 PS An oinette-Motor, welchen er durch viele Mühe und Kosten in einen ziemlich betriebssicheren Zustand gebracht hat, unter günstigen, roch zu vereinbarenden Bedingungen und unter Leitung eines sachverständigen Mechanikers zur Verfügung stellen.

Es lagen noch viele von auswärtigen Mitgliedern gestellte Anträge vo , die jedoch wegen .Mangel an Zeit nicht erledigt werden konnten und für spätere Versammlungen zurückgestellt werden mußten.

Literatur.

Fachzeitschrift H. P. für Automobilismus zu Land, zu Wasser und in der Luft.

Wien I, Wipplingerstr. 38. erscheint in einem neuen Gewände. In einer besonderen Rubrik finden wir eine Reihe flugtechnischer Abhandlungen so: „Das Fliegen im Winde" von Hofrat Prof. Wellner, „Luftfahrzeuge als Kriegsmittel" von Oberstleutnant Ritter von Weiß sowie eine interessante Zeitscliriftenschau.

Leitfaden der Luftschiffahrt und Flugtechnik in gemeinverständlicher Darstellung und mit besonderer Berücksichtigung der historischen Entwicklung von ür. R. Nimiülir, A. Hartlebens Verlag, Wien und Leipzg. Luftschiffahrt und Fiugtechnik haben es in den letzten Jahren verstjn_'en, das Interesse weiterer Kreise auf sich zu ziehen. D e Tagespresse hat das ihrige getan, einen Ueberblick über Lufts hiffahrt und Flugtechnik zu geben. Für den Interessenten war es jedoch schwer, die versteckten Nachrichten zu sammeln und wo ein literarisches Werk über die Flugtechnik existi rte, da war es durch die ständigen Verbesserungen und täglich eingehenden Neuerungen nicht möglich, ein auf der Höhe der Zeit stehendes Buch aufzutreiben. Es war deshalb zu begrüßen, daß Dr. Nimführ ein Handbuch der gesamten Ballon- und Flugtechnik in vorliegendem Werk geschaffen hat. Es haben in der Zusammenstellung fast alle Konstruktionen Aufnahme gefunden. Der gewöhnliche Kugelballon, der lenkbare Ballon und die ballo: freie Flugmaschine finden wir in dem Nmführ'schen Buche auslührlich behandelt. Die zahlreichen guten A bildungen erhöhen die Verständlichkeit des Gesagten in hervorragender Weise. Der Autor hat sich davon fern gehalten, rein praktisch konstruktive Daten zu geben. Es ist ein großes Verdienst Nimführs. das sehr umfangreiche in verschiedenen Archiven zerstreut liegende Material dem Interessenten zugänglich gemacht zu haben. Dem Buche ist eine weite Verbreitung zu wünschen.

Briefkasten.

Flugt i. W. Die alte Konstruktion des Fliegers von Bleriot ersehen Sie in in beistehender Abbildung. Die Flügelenden waren damals schon mit angesetzten beweglichen verticalen Steuerflächen versehen.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Flieger Bleriot (alte Konstrukiion).

S.o. in München. Den größten Flug in Deutschland hat bis jetzt Grade, Magdeburg (400 tn), ausgeführt.

Flugtechnische Literatur.

Zu beziehen vom Verlag des „FLUGSPORT", Frankfurt a- M.

Hilfsbuch für den Luftschiff- und Flugmaschinenbau. Eine übersichtliche Darstellung der verschiedenen Konstruktionen, sowie Anleitung zur Berechnung der Leistungen und des Wirkungsgrades von Luftschiffen, F.ug-maschinen aller Art und von Treibschrauben. Von Dr. R. Wegener von Dallwitz.

Preis Mk. 4.—,

Wie der Vogel fliegt und wie der Mensch fliegen wird von Ingenieur

Wilhelm Kress. Miotorballon und Flugmaschine

von Major A. von Parseval, Berlin. Preis Mk. 1.— Flugapparate von Ingenieur Fritz Rost Preis Mk. 1.60

Der Vogelflug als Grundlage der Fliegerkunst von Otto Lilienthal Preis

Mk. 10.- .

Leitfaden der Luftschiffahrt und Flugtechnik von Dr. Raimund Nimführ.

Preis Mk. 12.-.

Luftkrieg von R. P. Kearne mit einem Geleitwort von Sir U. Maxim. Preis Mk. 6.—



Flugsport

.Illustrierte technische Zeitschrift und Anzeiger

für die gesamte

„Flugschiffahrt"

unter Mitwirkung bedeutender Fachmänner herausgegeben von

Oskar Ursinus, Civiling-enieur.

Britf-Adr.: Redaktion und Verlag „Flugsport" Frankfurt a. M., Bahnhofsplatz 8. Erscheint regelmäßig am 1. und 3. Freitag jeden Monats.

= Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. __=

Der Nachdruck unserer Artikel ist, soweit nicht mit „Nachdruck verboten" versehen, nur mit genauer Quellenangabe gestattet.

Nr. 7. Frankfurt a. M., 19. März 1909. Jahrg. I.

Internationale Luftschiffahrts=Ausstellung Frankfurt a. Main 1909.

IV.

Frankfurt wird während der Luftscliiifahrts-Ausstellung zum ersten Mal ein Zukunftsbild darbieten, das man vor kurzem noch als haltlose Uebertreibung phantastischer Künstler belächelte. Man wird nach dem bisherigen Stand der Nennungen eine große Anzahl von Motorluftschiffen, Flugmaschinen und Freiballons bei Frankfurt in der Luft sehen, sodaß das Plakatbild der Ausstellung — von dem bekannten Maler Oppenheim entworfen — tatsächlich ein Stück Wirklichkeit wiedergibt. Es zeigt den ehrwürdigen Frankfurter Domturm, umflogen von allerlei seltsamen Ballonvögeln, ein verändertes Städtebild, an das sich der Zukunftsmensch zu gewöhnen hat. Aber auch auf der Erde wird die Ausstellung viel Neues bieten.

Die Motorindustrie

wird mit neuen Typs von Flugmaschinen und Ballon-Motoren vertreten sein, welche in Leistungs- und Dauerkonkurrenzen bewertet werden sollen.

So werden die Firmen Adlerwerke vorm. Heinrich Kleyer A. Q., Frankfurt a. M., Gebr. Körting A. G., Hannover, Opelwerke, Wisselsheim a. M. mit neuen Motortypen vertreten sein.

Zur experimentellen

Untersuchung von Propellern wird ein besonderes Geleise gestreckt, auf welchem ein Straßenbahnwagen-Untergestell durch Luftschrauben angetrieben wird.

Zur technischen Leitung dieser Arbeiten und Versuche hat sich Herr Ingenieur Zunz der Ausstellungsleitung ehrenamtlich in dankenswerter Weise zur Verfügung gestellt. Zu den schon vorhandenen Preisen wurde aus den Ueberschüssen der elektrischen Ausstellung ein verbliebener Rest von Mk. 1300.— zur Prämiie-rung von Motorversuchen überwiesen.

Von der Firma Ideal G. m. b. H. in Opladen wird ein neuer Stoßpropeller ausgestellt und aut seine Leistungsfähigkeit auf der erwähnten Einrichtung geprüft werden. Im übrigen sollen auf Anregung von Professor Brandl ausführliche Propellerversuche der verschiedenen Systeme auf der Ausstellung gemacht werden.

Einen neuen Fabrikationszweig bilden die Zubehörteile zu

den Fliegern undBallonswie: Spannschrauben, Verbindungsstücke aus Aluminium und gepreßtem Stahlrohr etc. Auch hierin wird der Flugtechniker manches neue finden.

Weiter werden Apparate fllr die autogene Schweißung in allen Systemen vertreten sein. Gerade auf dem Gebiete des Fliegerbaues bietet sich für die autogene Schweißung ein großes Gebiet der Betätigung. Weiter wird ein Uebungsplatz für Gleitflieger mit einem ca. 10 m hohen Erdhügel vorgesehen werden. Die Gleitflüge sollen von dem in der Gründung begriffenen Frankfurter Verein der Flugtechniker, welcher Gleitflieger zur Verfügung stellen wird, betrieben werden. Man hofft auf diese Weise auch den Gleitflug als Sport zu heben und ihm neue Anhänger zuzuführen.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

INTERNATIONALE

LUFTSCHIFFAHRT

A USSTELLU MC

EXPOSITION /1ERONAUTIQUE

ÄFRÜ NKFU RT-A1909

Die französische Sektion

wird einen größeren Raum der Ausstellung einnehmen. Delegue General de l'Exposition Internationale Aeronautique de Francfort ist Herr Jury, Paris, Rue Royal 23, welcher zugleich Belgien mit vertritt. Sogar

Rußland

wird mit einer Sektion vertreten sein, welche durch Excellenz General Kowanko, Chef der Aeronautischen Sektion in St. Petersburg, geführt wird. Dem

Internationalen Ehrenkomite

der Frankfurter Luftschiffahrts - Ausstellung gehören folgende Herren an:

Herr Hauptmann Amundson, Stockholm.

Herr Geheimrat Prof. Dr. Aßmann, Direktor des Kgl. Preuß.

Aeronaut. Observatoriums, Lindenberg. Field Cortlandt Bishop, Esq. President of the Aero Club

oi America, New York. Son Altesse, Monsieur le Prince Borghese, Rome. Herr Geheimrat Professor Busley, Berlin. Herr Major Groß, Berlin.

Herr Geheimrat Prof. Dr. Hergesell, Direktor des Met.

Landesinst. von Elsaß-Lothringen, Präsident der Intern.

Kommission für wissenschaftliche Luftschiffahrt, Straßburg. Herr K. u. K. Hauptmann Hinterstoisser, Kommandant

der Militär. Aeronautischen Kurse, Wien. Monsieur Jacobs, Brüssel.

Sr. Exzellenz, Herr Generalmajor Kowanko, Chef des

Kaiserl. Russischen Luftschiffer-Park, St. Petersburg. Herr Major von Parseval, Berlin. Herr Oberst Schaeck, Bern.

Herr Generalmajor C. J. Synders, Souchef des Generalstabes der Königl. Niederl. Armee, Haag. Monsieur le Gomte de la Vaulx, Paris. Monsieur l'Obrist Viver y Vieh, Spanien. Roger W. Wallace, Esq. President of the aeroelub of the

United Kingdom, London. Sr. Exzellenz, Kgl. General der Kavallerie z. D. ä la suite,

Dr. ing. Graf von Zeppelin. Herr Ingenieur Lilienthal, der Bruder des vor einem Jahrzehnt verunglückten Erfinders der ersten Flugmaschine, hat seine Mitwirkung bei der Ausstellung zugesagt.

Von zwei Frankfurter Firmen, welche nicht genannt sein wollen, wurden der Ausstellungsleitung weitere je Mk. 1000— als Preise für Wettbewerbe zur Verfügung gestellt.

Der Firma Alfred Altscliüler & Co. wurde die alleinige Spedition für die Ausstellung übertragen.

Herr Major von Tschudi hat die Flugplätze von lssy les Moulineaux, Juvisy, Buc bei Paris, Mourmelons bei Chalons besucht und die dortigen Einrichtungen und Bauten studiert. Es ergab sich, tlaü der von der Ausstellungsleitung hier in Aussicht genommene Flugplatz als durchaus geeignet anzusehen ist.

Der Flugsport in England.

(Originialbericht unseres Londoner Korrespondenten.)

Bei dem schlechten Wetter, das in den verflossenen 14 Tagen in ganz England herrschte, konnten irgendwelche Flugversuche nicht unternommen werden. Dagegen werden die Vorbereitungen für den Summer mit Eifer getroffen. Die Ausstellung in Olympia, die am 19. März eröffnet werden soll, ist der Vollendung nahe und verspricht einen ausgezeichneten Ueberblick über den gegenwärtigen Stand der Flugkunst zu geben. Auch der Prinz von Wales hat sein Erscheinen zu derselben zugesagt. Sodann wird eifrig an dem Aerodrom oder „Fluggrund", wie der praktische Engländer sagt, inShellbeach gearbeitet, und man hofft, bis Ende des Monats alle Vorbereitungen dort beendigt zu haben. Die technischen Werkstätten auf dem Platze sind der bekannten Firma Short Brothers, die sich als Ballonfabrikanten einen guten Namen erworben haben, übertragen worden. Von besonderer Bedeutung könnte für die Zukunft der Besuch des Königs Eduard bei den Gebr. Wright'in Pau werden, der für den 12 März angekündigt war, aber noch in letzter Stunde verschoben wurde, weil der König es vorzieht, einmal überraschend zu kommen, um der großen Menschenmenge zu entgehen.

Das Kriegsministerium hat bereits früher einen Offizier nach Pau gesandt, um über die Brauchbarkeit des Wright'schen Aero-plans zu berichten, und sein Bericht war so günstig, daß das Ministerium bereits die Anschaffung einer seiner Maschinen beschlossen hat. Wenn jetzt der König selbst sich für die Sache interessiert, so wird bei seinem großen Einflüsse die Sache sicher noch gefördert werden. Auch die Einführung von lenkbaren Luftballons für die Marine ist jetzt beschlossen worden. Die offizielle Erklärung, die der Kriegsminister Haidane bei Vorlage des Militäretats darüber abgegeben hat, lautet: „Die Regierung hat es für angebracht gehalten, die Frage der Luftschiffahrt sehr sorgfältig zu prüfen; sie wurde dem Ausschüsse für Landesverteidigung überwiesen und die Heer- und Marinesachverständigen kamen auch zu bestimmten Entschlüssen. Der erste Lord der Admiralität teilt mir mit, daß die Marine-Autoritäten das Modell des lenkbaren Luftballons, welchen sie bestellen wollen, erwägen. Ebenso

beschäftigen sich die fieeres-Autoritäten mit der Frage nach dem besten Modell eines lenkbaren Ballons.

Bezüglich Aeroplane haben wir jetzt Verhandlungen mit privaten Erfindern angeknüpft, weil wir jetzt eine Stufe erreicht glauben, wo Verhandlungen mit Privatpersonen einen schnelleren Fortschritt versprechen, als wenn wir uns auf die Leistungen unserer eigenen sehr fähigen Beamten beschränkten, die doch in mancher Beziehung nicht so frei sind, als die privaten Erfinder. Es wird jedoch noch eine gute Weile dauern, bis der Aeroplan ein wirksames Kriegswerkzeug wird." Schon wird auch aus Portsmouth berichtet, daß dort Vorbereitungen für die Benutzung der Flugschiffahrt für die Marine getroffen werden; die Behörden bewahren jedoch absolutes Stillschweigen über Einzelheiten.

Für den Preis, den die ,,Daily Mail" für den ersten Flug über den Kanal ausgesetzt hat, haben sich bisher die folgenden acht Bewerber angemeldet: Moore-Brabazon, Capitän Wyndham, An-toinette, Voisin, Pischoff, Lejeune, Foumier und Fürst ßolotoff. Auf Anregung des Internationalen Aero-Clubs in HaVre hat der Magistrat von Cowes (auf der Insel Wight) für diese Canalüber-fliegung die Errichtung einer Flugmaschinenstation in Cowes beschlossen, wo Hülfsmittel für Abflug und Landung, sowie für die Reparatur von Maschinen bereit sein sollen.

Der Verein der Automobilingenieure hat jetzt einen Ausschuß zur Behandlung aeronautischer Angelegenheiten eingesetzt, der folgende Aufgaben hat: 1) Von Zeit zu Zeit Berichte über die Fortschritte der Flugkunst zu geben; 2) die Luftschiffahrt zu fördern und zu unterstützen; 3) Medaillen und Certifikate für aeronautische Wissenschaft und Technik auszugeben; 4) die Fragen der Gesetzgebung und des öffentlichen Rechtes inbezug auf die Luftschiffahrt zu untersuchen.

Aus Canada wird gemeldet, daß die Experimente mit dein von Dr. Graham-Beil (den die Engländer als Erfinder des Telephon betrachten) konstruierten Biplan „Silver Dart" fortgesetzt wurden. Am Montag, den «. März, machte Mr. Mac Curdy verschiedene kleinere Flüge, um das Landen auf dem Eise zu üben, und zwar in Baddeck in Neu-Schottland. Beim letzten Fluge des Tages wurden in 11 Min. 15 Sek. etwa 12 km zurückgelegt, wobei der Aeroplan von Dr. Beils Laboratorium über den flafen und zurück flog. Fast alle Einwohner von Baddeck waren zu diesen Flügen liinausgeeilt.

Der Besuch der Gebrüder Wright in London ist bis zuiu "JüIii verschoben worden.

Pariser Brief.

Von unserem Pariser Korrespondenten. Oede und schneebedeckt liegt das weite Manövergelände von Issy-les-Moulineaux heute da, jenes historisch gewordene Terrain, auf dem die moderne Aviation ihre ersten Triumphe gefeiert und von dein der stolze Jubelruf von der Eroberung der Luft in die Welt hinausgegangen war. Jetzt ist es still und verlassen,

einer nach dem anderen sind die französischen Piloten ausgezogen und haben an anderen, gastlicheren Orten ihr Heim aufgeschlagen. Nur ein Apparat ist noch dort verblieben, es ist der „Witzig-Lore-Dutilleul", dessen Leistungsfähigkeit zu der Länge seines Namens im umgekehrten Verhältnis steht. Unaufhörlich basteln seine drei Besitzer an dem Flieger herum, ohne nennenswerte Besserung schaffen zu können. Jetzt haben sie die Tragflächen des Apparates, der einen luftgekühlten Renault-Motor hat, auf 58 Quadratmeter vergrößert, aber auch damit nicht reüssiert. Sie setzen ihre Versuche fort. Uebrigens werden sie in nächster Zeit Gesellschaft bekommen, denn Henri Fournier, der bekannte ehemalige Automobil-Rennfahrer, der sich bekanntlich einen Zweidecker von der Farman-Type, Motor Itala, hat konstruieren lassen, will damit nach lssy übersiedeln. Bis vor wenigen Tagen konnte man in lssy noch die interessanten Flugexperimente von Santos Dumont betrachten, der seine kleine „Demoiselle", den aus dem letzten Pariser Salon her bekannt gewordenen zierlichen Eindecker, aus der Vergessenheit hervorgeholt und von neuem in Stand gesetzt hat. Viel Glück hat der Brasilianer bei seinen ersten Experimenten nicht gehabt. Die „Demoiselle" rollte einige Meter auf dem Boden hin, erhob sich dann leicht und frei in die Luft und umkreiste mit etwa 80 km-Geschwindigkeit die dortigen Festungsanlagen. Als der Pilot sich dabei allzusehr einer Baumgruppe näherte, suchte er durch ein etwas brüskes Manöver davon abzukommen, indem er die Gaszufuhr drosselte. Der Apparat ist aber zu leicht, um schnell genug seine Fluggeschwindigkeit zu verlangsamen. Santos unterbrach deshalb die Zündung. Der kleine Apparat stieß mit der Nase auf den Boden und schlug dann mit voller Gewalt aur, wobei außer der völligen Vernichtung des vorderen Tiefensteuers auch einige andere Verletzungen vorgekommen sind. Der Pilot selbst .blieb glücklicherweise unversehrt. Santos Dumont hat seinen Freunden erklärt, daß ihm Issy-les-Moulineaux zu eng ist; er ist mit seiner „Demoiselle" nach St-Cyr übergesiedelt. Der kleine Eindecker hat manche Aenderung erfahren und ist jetzt mit einem Dutheil & Chalmers-Zweizylinder-Motor, der nur 23 kg wiegt, ausgerüstet. Auch Bleriot hat nach seinen fortgesetzten Mißerfolgen einige Aenderungen an seinem Eindecker vorgenommen, der jetzt 14 (anstatt bisher 13) Quadratmeter Tragfläche hat. Er ist am Freitag nach Buc in der Nähe von Versailles ausgewandert, wo er seine Experimente fortsetzen will. Vielleicht hofft er dort mehr Glück — oder weniger Zuschauer zu haben.

Lebhafter geht es im Lager von Chalons zu, wo auch der englische Aviatiker Moore Brabazon mit Erfolg experimentiert. Rene Demanest hat ebendaselbst mit seinem Antoinette-Flieger mehrere 500 Meter-Flüge ausgeführt. Auch der belgische Aviatiker Koch ist mit seinem Aeroplan in Chalons eingetroffen, wo er den Sommer hindurch experimentieren will. Vorläufig befinden sich die Piloten im Lager von Chalons, wo die Offiziere ein lebhaftes Interesse für die Aviation zeigen, noch sehr wohl. Nach und nach beginnt aber auch dort ein lästiger „bureaukratischer Wind' zu wehen und der Kommandeur des dortigen Manövergeländes hat soeben das unvermeidliche „Reglement" für die

Aviatiker erlassen, das, zumal in seinen Bestimmungen betreffend die für Flugmaschine innezuhaltenden Tages- und Nachtstunden, keine große Befriedigung hervorgerufen hat.

Das Hauptinteresse aber wendet sich nach wie vor nach Pau, wo Wilbur Wright nicht nur durch seine Flugexperimente, sondern auch durch geschickt „lanzierte" Nachrichten aller Art sich zum Mittelpunkte der französischen Aviation zu machen weiß. Uebrigens hat der Amerikaner in dieser Woche Pech gehabt. Er hatte die Absicht, mit dem spanischen Oberst Vivez einen Flug zu unternehmen. Der Start aber mißglückte. Der Apparat hob sich mit einem plötzlichen Ruck und fiel dröhnend und schwer zurück, wobei das Tiefensteuer und eine Schraube brachen, sodaß die Maschine einige Tage „hors de combat" gesetzt ist. Die widersprechendsten und zum Teil abenteuerlichsten Gerüchte schwirren über den Amerikaner umher. Er oder seine „Impresarien" sorgen dafür, daß man aus der „Wright-Sensation" nicht herauskommt. Bald heißt es, daß Wright auf besondere Einladung des Königs Alphons nach Spanien kommen und dort seinen Apparat vorführen soll, wobei aber der König „bestimmt mitfliegen" wird, bald, daß er auf einen Monat nach Rom geht, um dort Piloten auszubilden. Der - Papst hätte den Wunsch geäußert, daß der Amerikaner im Garten des Vatikans Aufstiege unternehme (!) und dergleichen mehr. Das eine steht fest, daß König Eduard, der sich gegenwärtig in Biarritz aufhält, die Absicht hat, per Automobil einen Abstecher nach Pau zu machen. Hoffentlich geht die Begeisterung des englischen Königs nicht so weit, daß er gar mitfliegen will; denn solche Belastung wird die Maschine wohl doch nicht vertragen. Die Tatsache, daß die Münchener Universität Wright zum Ehrendoktor ernannt hat, ist hier allgemein bemerkt und viel besprochen worden. Wenn auch dieser Vorgang auf die Einschätzung Wrights als Aviatiker keinen Einfluß ausüben kann, so muß man die Ehrung, in der Person des Amerikaners der gesamten Idee der Flugschiffahrt seitens der ernsten Wissenschaft zuteil geworden ist, freudig begrüßen. Jetzt heißt es nun wieder, daß Wright nach seiner Londoner Reise, die ich bereits in meinem letzten Briefe angekündigt, zunächst nach seiner amerikanischen Heimat reisen, von dort nach Deutschland gehen und im September nach Pau zurückkehren will. Uebrigens macht Wright die Reise nach England im Dampfschiff, nicht im Aeroplan. Der 1000 Pfd. Sterling-Preis, den die Londoner „Daily Mail" für den ersten Aviatiker ausgesetzt hat, der den Kanal von der französischen nach der englischen Küste mit einem Aeroplan überfliegt, scheint ihn also nicht zu reizen. Wie verlautet, haben sich für diesen Bewerb bisher die Aviatiker Prinz Sergei Bolotoff, Kapitän Wyndham, Moore Brabazon, Lejeune, de Pischoff und Köchlin „einschreiben" lassen.

Die Aviatiker haben noch viele Preise zu erringen. Jetzt ist noch ein neuer hinzugekommen. Madame Charles Claudel hat der „Ligue Nationale Aerienne" die Summe von 10,000 Francs überwiesen, die demjenigen Aviatiker als Preis zuerkannt werden soll, der mit einem schwerer als die Luft-Apparat, von der steinernen Brücke (Pont Corneille) in Rouen abfliegend, über die Dreh-

brücke hinwegfliegt, und, eine Schleife beschreibend, zu seinem Ausgangspunkte zurückkehrt, nachdem er .wiederum die zweite Brücke überflogen hat. Die Höhe der Drehbrücke ist 50 Meter. Der Flug müßte also in gerader Linie direkt über dem Lauf der Seine vor sich gehen.

Auch sonst geschieht in Frankreich viel, um die Aviation zu fördern. Wie schon berichtet, werden viele neue Aerodrome errichtet. So ist ein solches in Crau bei Marseille, sowie ein anderes in der Nähe von Toul beschlossen. Auf letzterem soll der Ingenieur Grosos, Leutnant im 28. Artillerie-Regiment, mit dem von ihm erfundenen und gebauten Dreidecker Experimente vornehmen. Der Touring-Club de France hat dieser Tage beschlossen, eine Aufforderung an zahlreiche Kommunen Frankreichs zu erlassen, in welchem sie zum Bau von für die Aufnahme von Flugnia-schinen geeigneten Hallen aufgefordert werden. Gleichzeitig werden den Gemeindeverwaltungen Pläne und genaue Angaben über die sachgemäße Ausstattung dieser Hallen zugesandt. In dieser Richtung geschieht hier wirklich sehr viel und man ist eifrig bemüht, die Aerodrome auch so einzurichten, wie sie ihrer Zweckbestimmung nach angeordnet sein müssen. Gegenwärtig ist eine Delegation des Aeroplan-Klubs von London hier anwesend, um die Anlage der Aerodrome von Juvisy, Pau, lssy usw. zu studieren.

Erfreulicherweise hat die Organisations-Kommission der im Oktober hier stattfinden „Exposition Internationale de la Loco-inotion Aerienne" jetzt endgültig beschlossen, dal.) zu dieser Ausstellung keine Automobile zugelassen werden sollen. Die Veranstaltung soll eine ausschließlich aeronautische sein. Rl.

Der Flugsport in Oesterreich=Ungarn.

(Originalbericht unseres Wiener Korrespondenten,)

Wien hat jetzt auch seine flugtechnische Sensation. Zipfel ist mit seinem Aeroplan aus Berlin hier eingetroffen und hat denselben auf dem Bauplatze des Kriegsministeriums am Stubenring in einem Zelte zur Besichtigung ausgestellt. Am Eröffnungstage, den 4. d. Mts., wurde das Zelt durch den Besuch hoher Persönlichkeiten ausgezeichnet. Wir bemerkten u. a. den Landesverteidigungsminister FML von Georgi, den Sektionschef des Kriegs-niinisteriLfms FML von Krobatin, sowie FML von Heß vom technischen Militärcomite, die den Erklärungen Zipfels mit großem Interesse folgten. Die Flugmaschine ist ein Biplan der Voisin-schen Type (siehe Flugsport Nr. 1) mit vorderen einflächigen Horizontalsteuer und der doppelflächigen rückwärtigen Zelle mit Seitensteuer. Der achtzylindrige Antoinette Motor von 50 PS wiegt 130 kg und treibt zwei Aluminiumschrauben, Tvpe Antoinette, mit max. 1500 Touren p. M. an. Die Tragflächen "sind 10,5 m lang und besitzen 1,5 m Abstand. Sie sind quer zur Flugrich-tung V-förmig gewölbt. Die Maschine wiegt komplett bemannt 250 kg. Zipfel und sein Manager Hartmann werden auch tin

nächster Zeit Flüge ausführen, zu welchem Zwecke ihnen der Präsident des Gewerbevereines, Kommerzialrat Denk ein geeignetes Terrain zur Verfügung gestellt hat. Bei dem Transport über die Grenze mußte natürlich der Apparat auch verzollt werden, was den Behörden keine geringe Schwierigkeiten bereitete. Ein witziger Redakteur der „Allg. Sportzeitung" meinte, die Behörden könnten sich einigen, ob die Flugmaschine als Geflügel, Attrape oder Eilzugslokomotive verzollt werden müsse. Er würde ihnen vorschlagen, dieselbe als Chokoladebonbons zu tarifieren-

Ingenieur Wels hat sich zum Studium der französischen Aeroplane nach Frankreich begeben. Der greise Ingenieur Kreil, der bekanntlich das erste Modell eines Drachenfliegers zum freien Fluge brachte, muß die Enttäuschung erleben, daß dank der Verschlossenheit der finanziellen Kreise, andere Aviatiker ihm zuvorgekommen sind (vergleiche flugtechn. Rundschau). Dagegen tauchen neue Projekte massenhaft auf, von denen allerdings die meisten nicht ernst zu nehmen sind. Erwähnenswert ist die neue Flugmaschinentype, die lng. E. Zicka in Prag ausgearbeitet hat. Der Erfinder nennt dieselbe „gyroskopische Flugmaschine", da er zur Erhaltung der Stabilität die Kreiselwirkung anwendet. Seine Flugmaschine ist durch kreisrunde Tragflächen gekennzeichnet, die mit den Rändern nach unten gebogen sind, und um eine vertikale Achse rotieren. Sie sind an Freilaufnaben montiert, die das Weiterdrehen der Flächen beim Versagen des Moto rs bewirken, und dadurch ein sanftes Herabgleiten der Maschine ermöglichen. Die Maschine ist aus Stahlrohr konstruiert und zwar mit einer großen Festigkeit. Sie besitzt 60 m Tragflächen und soll mit einem 50 PS Antoinettemotor einen spez. Auftrieb von 7 kg/m3 erreichen, was einem Gesamtgewicht von 420 kg entspricht. Zicka sagt über die Vorteile seiner Maschine folgendes:

„Solche Scheiben in schneller Rotation versetzt, haben das Bestreben ihre ursprüngliche Lage zu behalten. Dabei sind die Tragflächen an der Maschine beweglich angebracht, so daß sie quer schwingen können Diese Einrichtung ermöglicht die vollkommene Kreiselwirkung der Scheiben und das automatische Erhalten der Stabilität. Bei den anderen Aeroplanen sind die Tragflächen im Vergleiche zu der Steuerfläche sehr groß, sodaß die Luftstöße durch das Steuer nicht beseitigt werden können (?). Ich bin der Ansicht, daß hierzu die Menschenkraft überhaupt nicht genügt. Das Neigen, Umkippen der Maschine geschieht so rasch, daß sich der Fahrer über seine Lage gar nicht orientieren kann. Bei meiner gyroskopischen Maschine~verursachen die beim Senken auftretenden Luftstöße kein Kippen, sondern nur das langsame, automatische Schwingen der Tragflächen, und die Menschenkraft genügt infolgedessen vollkommen, um die Maschine wieder in die Lage bringen zu können. Die Lenkbarkeit wird also durch die Tragscheiben nicht beeinträchtigt, da dieselben auf alle Bewegungen des Steuers reagieren. Diese Eigenschaft erlaubt dem Fahrer, die Maschine bequem, langsam und mit eigenem Gefühle zu steuern, besonders bei Anbringung eines mehrflächigen Horizontalsteuers, bei dessen Anwendung der Fahrer den normalen Druck in den Händen fühlt. Das Fliegen auf meiner Maschine

ist kein akrobatisclies Kunststück, sondern ein jeder kann darauf fliegen lernen. Beim Schwingen der Arme ändert sich der Abstand zwischen den Tragflächen und dem Schwerpunkte, also auch die Kraftmomente, wodurch das Gleichgewicht derselben für verschiedene Geschwindigkeit mittelst des Horizontalsteuers reguliert werden kann." Bei dem Wettbewerb in Monaco wird auch Oesterreich durch den Zweidecker des bekannten Sportsmannes Ostoya Ostazewski vertreten sein.

In Ungarn beginnt sich auch das Interesse für den Flugsport zu regen. Der ungarische Automobilklub gründete dieser Tage eine aviatische Sektion. Landesverteidigungsminister lckel-felussy hat in liebenswürdiger Weise versprochen, der Sektion seine wärmste Unterstützung zu leihen. Es wird auch beabsichtigt in das Budget für 1910 einen Betrag für aviatische Zwecke einzusetzen. Als Uebungsplatz ist der militärische Uebungsplatz in Peteny in Aussicht genommen. In Budapest bauen die Ingenieure W. und V. Lorenc an einem Schraubenflieger, mit dem sie sich um den Gordon-Benett-Preis bewerben wollen. Auf ihre diesbezügliche Meldung beim Aero Club de France, verwies sie dieser an den Wiener Aero-Club, der einstimmig beschloß, die Meldung zu akzeptieren. Als Termin für den Probeflug wurde der 15- Juli festgesetzt. Es ist jedoch noch immer fraglich, ob die Meldung vom Aeroclub de France angenommen werden wird, da bekanntlich der Gordon-Benett-Preis nur für Aeroplane ausgeschrieben ist.

-u-

Moderner Fliegerbau.

Civilingenieur Osk. l'rslnus. (Fortsetzung von Seite 69 No. 3. 09.) Eine Tragrippenkonstruktion

für verstellbare Tragdecken zeigt die in Abb. 12 dargestellte. Die Tragrippen sind vermittels kleiner Alurniniumlager auf ein Stahlrohr montiert. Die seitliche Versteifung wird durch einen hölzernen, 140 mm breiten, etwas gewölbten Gitterträger bewirkt. Bolotoff hat bei seinem Dreidecker eine derartige Konstruktion verwendet.

Eine zur Zeit viel verwendete Tragrippenkonstruktion ist die in Abb. 13 wiedergegebene. Dieselbe wird von Wright, Ravaud und vielen anderen Konstrukteuren verwendet. Diese Tragrippe besitzt eine hohe Widerstandsfähigkeit. Sie bestellt aus zwei 5—8 mm starken und 20 mm breiten Holzspähnen, die einerseits stumpf auf die vorderen Längsspanten stoßen und, nach hinten sich einander nähernd, durch Holzklötze verbunden sind. In der Mitte des Fliegers, wo sich der Motor befindet, sind selbstverständlich diese Tragrippen massiv.

Die

Konstruktion des Wright sehen Fliegers in seinen Details

ist sehr einfach. Bis jetzt ist hierüber noch wenig an die Oeffent-lichkeit gelangt. Die nebenstehenden Abbildungen 14 bis 19

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

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Abb. 12.

Abb. 14 zeigt den mittleren Teil der unteren Tragdecke mit voller Rippe für die Auflagerung des Motors. In Abb. 15 ist das obere linke bewegliche Tragdeck wiedergegeben. Dieses beweg-

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

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Abb. 13.

liehe Tragdeck ist, uni eine Verwindung der Tragflächen oder wie der Franzose sagt le gauchissement zu ermöglichen, mit beweglichen Strebenverbindungen versehen. Die Scharniere für die

geben ein sehr gutes Bild der einfachen, mitunter vorzüglicli durchgebildeten Konstruktionen.

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l'LUQSPOR 'IV

No. 7

Befestigung an den starren Teilen der oberen Tragdecke ist in der Abbildung sehr gut zu erkennen. (Siehe auch Abb.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Unteres Tragdeck des Wrightschen Fliegers. Abb. 14.

Abb. 16 und 17 stellen die Konstruktion der Schlittenkufen und das untere starre Tragdeck dar.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Obere Tragfläche des Wrightschen Fliegers. Abb. 15.

N\_7__ „FLUOSPOR1". Seite 191

Die

starre Verbindung der Streben mit den Längsspanten

zeigt Abb. 18. Für die Verwindimg der Tragflächen sind zwei

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Schlitten und unteres Tragdeck des Wrightschen Fliegers. Abb. 16.

der Tragdecken beweglich verbunden. Abb. 19 zeigt die Verbindung dieses beweglichen Deckenendes. Diese Abbildung läßt gleichzeitig die Strebenverbindung sehr gut erkennen. Ich habe

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Schlitten und oberes Tragdeck des Wriglitsclien Fliegers. Abb. 17.

dieselbe bereits in No. 3 vorliegender Zeitschrift genau beschrieben.

Seite 192 _„FL U O S P O R T."_ No. 7

Die

Anordnung des Höhen- und Vertikalsteuers

des Eindeckers von Antoinette sehen wir aus Abb. 20. Das

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Streben» und Tragr)ppen*Verbindung nach Wrignc. Abb. 18.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Bewegliche Strebenverbindung und Scharnier iür das zu verwindende Tragdeck. Abb. 19.

Höllensteuer A kann durch Seilzug nach oben und unten bewegt werden. Beim Auffliegen ? wird das Idreieckförmige Horizontalsteuer nach unten gestellt, j ϖ " ϖ>ϖ..ϖ

Das Vertikalsteuer besteht gleichfalls aus dreieckigen Flächen, die sowohl über als unter dem Horizontalsteuer Sangeordnet sind.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Abb. 20.

Zur Erhaltung der seitlichen Stabilität sind links und rechts an den Enden der Haupttragdecken besondere Kurvensteuerflächen C vorgesehen, ähnlich wie sie bereits früher Ferber an seinem Flieger mit Erfolg anwandte.

Interessant und auch von vielen deutschen Konstrukteuren angewandt ist die Art der Bespannung der Steuerflächen. Der Bespannungsstoff wird gesäumt, durchlocht und Oesen (Schuhösen) eingedrückt. Die Flächen werden dann mit einer dünnen Seidenschnur mit den Spanten verbunden.

(Forlsetzung folgt.)

Wie baut man sich auf billige Weise einen Gleitflieger?

(Hierzu Tafel I.)

Unter dieser Ueberschrift gaben wir in der letzten Nummer eine kurze Anleitung für den Bau eines gewöhnlichen Glertfliegers,

wie man sich einen solchen mit den primitivsten Mitteln herstellen kann. Auf unsere Ausführungen gingen uns aus unseren Leserkreisen eine große Anzahl von Schreiben zu, worin wir um ausführliche Angaben und Zeichnungen ersucht wurden. Wir erledigen diese Anfragen dadurch, daß wir in der beigehefteten Tafel eine Zeichnung des Fliegers bringen.

In der Zeichnung (Tafel I) ist der einfacheren Herstellung wegen der Flieger mit graden Tragflächen versehen, in Seitenansicht, Grundriß und Vorderansicht dargestellt. (S- Abb. 1, 2 und 3). Der Flieger darf nicht mehr wiegen wie 40—45 kg.

Für die Verbindung der Streben haben wir zwei Ausführungsformen auf Tafel I zur Darstellung gebracht und zwar eine Ausführungsform nach Abb. 4, 5 und 6 mit Aluminiumschuh für elip-tische Streben. Die Aluminiumschuhe sind in jeder besseren Metallgießerei zu erhalten. Die Verwendung der eliptischen Streben empfiehlt sich sehr, da durch dieselben der Luftwiderstand auf ein Minimum herabgedrückt wird.

Bei der eventuellen Verwendung von Bambusrohr empfiehlt sich die in Abb 7 und 8 dargesellte Verbindung, die den Vorzug der Leichtigkeit besitzt Es werden zwei Winkel aus starkem Messingblech mittels Bindedraht an den Bambusenden befestigt. Die Winkel werden in bekannter Weise mit Mutterschrauben an den Längsspanten verschraubt.

Soll jedoch der Flieger, um ein besseres Gleitvermögen zu erzielen, mit gekrümmten Tragflächen versehen werden, so ist die in Abb. 13 unter „Moderner Fliegerbau" dargestellte Konstruktion zu verwenden.

Um eine gleichmäßige Wölbung der Tragrippen zu erhalten, empfiehlt es sich, für die untere Wölbung eine Schablone herzustellen und die Tragrippen mit den dazwischen gelegten kleinen Holzk ötzen auf dieser Schablone zu montieren.

Wissenschaftliche Fragen aus der Flugtechnik.*)

Von H. Reiß ner in Aachen. Nachdem die Verwirklichung des Kunstfluges bis zu einem gewissen Grade einigen kühnen und ausdauernd arbeitenden Pionieren geglückt ist, erscheint es an der Zeit, wieder einmal die wissenschaftlichen Fragen zu besprechen, deren Klärung und weitere Lösung für neue Fortschritte auf diesem Gebiet nötig sein wird. Dabei wollen wir uns jedoch auf das augenblicklich aussichtsreichste Flugsystem, den Drachenflieger, und den bis jetzt allein bewährten Antriebsmechanismus, den Schraubenpropeller, beschränken und das Gebiet in drei Kapitel teilen, nämlich zuerst die Schwebefälligkeit, dann die Stabilität und schließlich den Antrieb einer Betrachtung unterziehen.

ϖ) Nach dem Jahresbericht der Deutschen Mathematiker-Vereinigung. XVIII. 1909

„Flugsport", Organ der deutschen Flugtechniker-Vereine 1909.

Tafel

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Abb. 3.

       

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Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Abb. 7. Ab . 8.

Abb. 6.

Wie baut man sich auf billige Weise einen GleitfI ieger?

Tragfläche: 20 qm. Gewicht: 40—50 kg.

No. 7

„FL UGSP O R T."

Seite 195

Schwebefähigkeit.

Versuche. Das Schweben aller Flieger beruht auf der Tatsache, daß eine dünne, ebene oder gewölbte Platte, schräg gegen Luft gefü.irt, einen im wesentlichen zur Oberfläche senkrechten Druck erfährt, der mit guter Annäherung pro-porional der Flächengröße, dem Quadrat der Geschwindigkeit und bei kleinen Winkeln zwischen Bewegungsrichtung und Fläche auch proportional diesen ist.

Der Proportionalitätsfaktor, der in der aeronautischei Literatur soviel besprochene Koeffizient k, hängt dann außerdem noch von der Umrißform und Wölbung der Fläche ab.

Versuchsergebnisse sind von Kummer, Lilienthal, Langley, Wel lner, Dines, Phillips, Maxim, Mannesmann, Ahlborn, Cauvetti, Turnbull, Ei ff e 1 u. a, veröffentlicht worden und geben zuverlässige Auskunft über ebene dünne Platten, machen über gewölbte Flächen dagegen nur unvollständige Angaben. Inbezug auf Zahlenwerte muß auf die angeführten Quellen verwiesen werden, qualitativ möge hier angegeben werden, daß der Proportionalitätsfaktor k bei kleinen Stellungswinkeln für Flächen, die in der Bewegungsrichtung schmal sind, und für gewölbte Flächen mehrmals so groß ist als für breite nnd ebene Flächen. Da man deswegen bei der Anwendung solcher schmalen gewölbten Flächen mit kleineren Flächen auskommt, findet man sie auch bei allen ernsthaften Konstrukteuren. Daß bei genaueren Messungen sich eine Neigung der Luftdrucke gegen die Oberflächennormale infolge der Reibung herausstellen würde, war zu erwarten, wenn auch noch Langley einen merkbaren Einfluß bestritten hat. Schon Lilienthals Kurven zeigen eine Reibungswirkung, Zahm hat den zugehörigen Koeffizienten bei ebenen langen Platten, Lanchesteran Qleitflugmodellen bestimmt. Mit genügender Genauigkeit können auch hier die Kräfte proportional der Flächengröße und den Qeschwindigkeitsquadraten gesetzt werden.*)

In der angeführten Literatur sind auch Bemerkungen über die gegenseitige Beeinflussung hinter- uud übereinander geschalteter Flächen und die Lage der Druckresultierenden bei verschiedenen Einfallswinkeln des Stromes verstreut, auf welch letztere Unbekannte wir bei Gelegenheit der Stabilitätsbetrachtungen zurückkommen werden. Die Gesamtheit aller dieser Arbeiten liefert aber noch lange nicht das Material für eine zuverlässige Beurteilung der auftretenden Widerstandskräfte und der günstigslen Flächenformen.

Theorie. Die hydrodynamische Theorie verspricht in diesen Fragen nicht viel. Kontinuierliche Potentialströmungen zunächst ergeben niemals Widerstandskräfte in der Bewegungsrichtung, sondern nur Drehmomente und Transversalkräfte. Erstere entstehen, wenn ein Körper sich in seiner Richtung bewegt, die nicht mit einer von drei bestimmten Körperachsen zusammenfällt, eine Erscheinung, die für die Stabilität der Lenkballons lange Zeit nicht genügend gewürdigt worden ist. Kräfte quer zur Bewegungsrichtung sind in einzelnen Fällen berechnet worden, z. B. wenn außer der einwertigen Potentialströmung eine Zirkulation um ein unendlich langes Prisma üatlfindet.**)

Widerstandskräfte in der Bewegungsrichtung sind zuerst von Helmholtz in reibungslosen Flüssigkeiten durch die Erscheinung der Strahlbildung oder der Diskontinuitätsflächen als möglich nachgewiesen worden. Danach müßten diese dann entstehen, wenn der Druck negativ oder die Geschwindigkeit unendlich wird. Nur dann ergeben sich Bewegungswiderstände. Untersucht man auf Grund der Potentialströmung z. B., bei welcher Geschwindigkeit eine Kugel negative Drucke

*) Zahm, Phil. Mag. 1904. Bd. 43 S. 62. Lanchester. Aerial Flight 1. London, 1908.

**) Rayleighs Beispiel für die Wirkung des Effets eines Tennisballs (Lamp, Hydrodynamics 3d ed p. 76.

in Wasser unter Atmosphärendruck zu erzeugen anfängt, so findet man eine Geschwindigkeit von 8,8 m/sec,. und l>is zu dieser hohen Geschwindigkeit also dürfte eine Kugel keine Bewegungswiderstä ide erfahren und keine Unstetigkeitsflächen erzeugen. Daß beides doch der Fall ist, lehrt die Erfahrung, und daraus folgt jedenfalls, daß Bewegungswider stände und Uebergangsschichten nicht in alle i Fällen aus H e I m h o 11 z 'sehen Grunde entstehen.

Hier gibt der Ansatz von P r a n d 11 einen Fingerzeig, der die Ablösung von Grenzschichten durch das Haften der nicht ganz reibungsfreien Flüssigkeit am Körper erklärt hat, wodurch bei steigendem Druck die Geschwindigkeit in der Nähe der Wandung bis über Null hinaus abnehmen und zur Strahlbüdung Veranlassung geben kann.*) I er Ausbau dieses Ansatzes für schräg getretene Flächen wird wo'.i auf erhebliche Schwierigkeiten stoßen.

Gerade dort aber stimmt die H e I m h o I tzsche von Kirchhoff und Ray-I e i g h ausgebaute Theorie merkwürdig gut mit den Beobachtungen überein, und zwar nicht nur inbezug auf die Abhängigkeit des Druckes, vom Stellungswinkel, sondern auch inbezug auf die Lage der Wirkungslinie desselben. Die Größe des Druckkoeffizienten wird allerdings etwa um 50 % durch diese Theorie zu niedrig angegeben, letzteres wohl deshalb, weil die Unterhaltung der Wirbel im Kielwasser durch die Arbeit des Bewegungswiderstandes durch diese Theorie berücksichtigt werden kann.

Daß eine Ausdehuung des auf einer gewissen Art der konformen Abbildung beruhenden Unstetigke'tsflächenverfahrens auf schwach gewölbte, schräg getroffene Flächen, falls sie gelingen sollte, sich ebenso gut der Erfahrung anpassen würde, ist zweifelhaft, da hier wahrscheinlich schon Wirbelschichten ent tehen, wenn die Werte der Geschwindigkeiten und Drucke noch keine physikalische Bedingung verletzen. **)

Günstigste Verhältnisse. Mit den bisher schon bekannten Koeffizientenwerten lassen sich einige Aufgaben über die günstigsten Flächengrößen und Stellungswinkel unter Berücksichtigung der schädlichen Luftwiderstände, der Flächengewichte und des bei verschiedenen Anordnungen erreichbaren Propellernutzeffektes zur Erreichung der größten Leistungsökonomie und Schnelligkeit lösen.

Ermittelt werden diese Zahlen aus den drei Bedingungen des stationären Gleichgewichts, von denen diejenige i der senkrechten Kräfte die Schwebegeschwindigkeit für gegebenen Stellungswinkel und gegebenes Gewicht liefert, diejenige der wagerechten Kräfte den dazu notwendigen Propellerschub und schließlich die Momentengleichung, die für die gewählten Größen notwendige Schwerpunktlag j angibt. Für letztere wichtige Bestimmung muß die Abhängigkeit zwischen Lage der Druckresultierenden und Luftstoß Winkel bekannt sein, was jedoch nur für ebene Flächen von Kummer, Langley, Joessl und R a y I e i g h erfor cht ist Für schwachgewölbte Flächen sind im folgenden ähnliche Verhältnisse angenommen.

Für glatte, ebene Flächen läßt sich zunächst unter Berücksichtigung der Reibung ein Stellungswinkel von etwa 3° errechnen, bei dem die Komponente in der Bewegungsrichtung (der Widerstand) einen kleinsten Wert im Verhältnis zur Transversalkomponente (dem Auftrieb) erlangt, während für gewölbte Flächen Versuchskurven herangezogen werden müssen. Jedoch ist dies Problem für den Drachenflieger ohne Bedeutung, da dii anderen schädlichen Widerstände bei weitem überwiegen. Dagegen wird die Frage für den Propeller wichtig. Als Folgerungen der Maximalrechnung für ganze Systeme ergeben sich f :r kleinsten Energieverbrauch

*) Prsndtl, Verh. des intern. Mat. Kong. 04. Blasius, Grenzschichten in Flüssigkeiten mit kleiner Reibung. Dissertation, Göttingen 1908

**) Herrn Furtwängler ist auf einen Hinweis von mir die konforme Abbildung ür eine normal getroffene gewölbte Fläche gelungen.

in der Zeiteinheit im Verhältnis zum getragnen Gewicht erheblich größere Flächen als bisher üblich, f:ir größte G .schwindigkeit sehr kleine Flächen im Verhältnis zur Motorleistung. So errechnet sich z. B. für ein Gesamtgewicht von 500 kg die günstigste Fiächengröße auf über 100 qm bei der kleinsten Geschwindigkeit von 7 m/sec. und bei ei ler gegebenen Leistung von 50 PS eine max. Geschwindigkeit von etwa 25 m/se:. bei e ner Flächengröße von 12 qm.

Die Abhängigkeiten sind von mir durch räumliche Flächen übersichtlich und einigermaßen zuverlässig bis zu Stellungswinkeln von etwa 15° dargestellt worden.

Stabilität.

Nimmt man die Fragen nach der günstigsten Ausnutzung als erledigt an, so ergeben sich die nicht minder wichtigen nach der Stabilität des st.itionären B we-gungszustandes Die sechs Bewegungsgleichun^en des schwebenden Körpers enthalten die von der Lage und von dem Geschwindigkeitszustand abhä genden Kräf.e in recht umständlicher Form, so daß an eine den Wünschen der Anwendung gerecht werdende Integration nicht zu denken ist. Man muß sich aho auf unendlich kleine Schwingungen beschränken und die Routhsche Methode der 'Stability of motion' anwenden, wie es Bryan*) zuerst gezeigt und Ferbei*s| weiter ausgeführt hat. Da bei normal gebauten Systemen durch Bewegungen in der Longitudinalebene (der die stationäre Bewegungsrichtung und die Symetrieebene des Systems enthallenden Ebene) keine Kräfte senkrecht zur Symetrieebene und keine Drehmomente um Achsen in der Longitudinalebene entstehen, zerfällt das Problem in die beiden getrennten der longitudinalen und der transversalen Stabilität.

Das Kennzeichen der Stabilität besteht in dem Vorzeichen der reellen Anteile der sicli aus 2 Determinantengleichungen ergebenden Schwingungszahlen. Diese reellen Anteile müssen negativ und möglichst groß sein, damit das System eine möglichst stark gedämpfte Schwingung ausführt.

Der Inhalt dieser Bedingung ist in Worten: Es genügt nicht für die Stabilität, daß bei j der Abweichung von dem stationären Zustand zurückziehende Kräfte tätig sind, sondern es ist auch nötig, daß die Geschwindigkeiten des Systems bei jedem Durchgang durch die Gleichgewichtslage nicht immer größer werden. Dazu sind dämpfende Kräfte nötig.***)

Die gestreckte Bauart der erfolgreichen Flieger mit ihrem Schwanz- oder weit vorgebaut n Kopfflächen bezweckt diese Dämpfung.

Bryan und Ferber haben den wichtigsten Anteil dieser Dämpfungskräfte, nämlich die bei Rotatio:i des Systems um seine Schwerpunktsachsen entstehende Dämpfung der Rotationen, nicht berücksichtigt und kommen deswegen nur zu hinreichenden Stabilitätsbedingungen, die von den baumöglichen Systemen niemals erfüllt werden können.

Longitudinale Stabilität. Erst die rechnungsmäßige Einführung aller Dampfungs-g ie er, der wirklich vorhandenen Trägheitsmomente und der zu erwartenden schädlichen Luftwiderstände läßt eine Beurteilung der Stabilität zu. Danach ergibt sich, daß dem longitudinalen Stabilitätskriterium genügende Apparate in den gegenwärtigen Abmessungen geschaffen werden können, daß von den zwei Komponenten der longitudinalen Schwingung, die der Frequenzdeterminante vierten Grades entsprechen, immer nur eine in Betracht kommt, und schließlich, daß Modelle kleineren Maßstabs immer so abweichende Trägheits-, Widerstands- und Oewichtsverhältnisse haben, daß Gleitflugversuche mit ihnen zwar für die Ermittelung der Schwebefähig-

*) Bryan und Williams, Longitudinal stability of aerial gliders. (Proceedings of the Royal Society, Vol. 73, 1904.)

"*) Ferber, Revue d'Artillerie t. 67 p. 81.

***) Der Zentriiugalre ..ulator weist in einfacherer Form dieselbe Art von Instabilität bei Fehlen genügender Dämpfung auf.

keit, aber nicht für diejenige der Stabilität von Wert si d.") Ebensowenig können die Flugtiere mit ihren kleinen Abmessungen als Stabilitätsvorbilder dienen.

Dagegen könnten an Modellen am Rundlaufapparat oder im homogenen Luftstrom die partiellen Differentialquotienten, die bei einer Abweichung aus der Gleich-ge.\ ichtslage entstehenden äußeren Kräfte angeben, dynamometrisch gemessen und in die Frequenzdeterminante eingeführt werden, wie das schon Bryan angedeutet hat. Allerdings werden die Messungen in kleinerem Malistabe unsicher und durch die Verschiedenheit der schädlichen Widerslände gegenüber dem größeren Maßstabe gefälscht sein.

Ich habe mich der mühsamen Arbeit unterzogen, von zwei Gruppen von 400 kg schweren Flugapparaten, und zwar einer mit horizontalen Schwanzflächen und einer mit zur Hauptfläche parallelen Schwanzflächen und Stellungswinkeln eingeführt.

Es ergab sich, daß zwischen gewissen Grenzen eine größere Schwanzlänge und Schwanzfläche keine größere Dämpfung hervorbringt, weil gleichzeitig das Trägheitsmoment wächst, das von den beiden Schwingungskomponenten die eine immer etwa 50 mal so große Dämpfung und 3 bis 4 mal so kleine Schwingungsdauer hatte, so daß sie gar nicht in Betracht kam.") Ferner erhielt ich mit kleinen Abweichungen im Mittel für Parallelschwanzsysteme die wesentliche Schwingung von der Form:

e-0-11 sin 0,2 t für Horizonfalschwänze von der Form:

e-wwt Sjn o,7t.

Die letztere Art (mit Penaudschwanz) zeichnet sich also nur durch eine kleinere Schwingungsdauer von 9 Sek. gegen eine solche von 30 Sek. der ersten Art aus. dagegen ist der erforderliche Propellerschub bei der letzten Art um etwa 10 pCt; größer.

Die Rechnungen beziehen sich alle auf Doppelflächenapparate, was sich durch einen kleineren Luftdruckkoeffizienten und eine größere Dämpfung gegenüber den den Einflächnern ausdrückt. Letz erer Umstand scheint überhaupt die größere Sicherheit der Doppelflächenapparate hervorzurufen, indem die großen nahe am Schwerpunkt befindlichen Doppelflächen das Dämpfungsglied ohne erhebliches Anwachsen des Trägheitsmoments vergrößern, während eine Vergrößerung der Schwanzfläche oder ihres Hebelarmes über eine gewisse Grenze hinaus nichts mehr nützt. In jeder Gruppe waren die Schwanzlängen zwischen 1,3, 3, 4, 5 und 6 m, die Stellungswinkel zwischen 5 und 8 Giad, die Schwanzflächen zwischen 7, 5 und 12 qm variiert.

Von Wichtigkeit in bezug auf die longitudinale Stabilität ist schließlich das Verhalten der beiden heute erfolgreichen Systeme, nämlich der französischen Schwanzflächen und der amerikanischen Kopfilächenapparate. Betrachtet man nur die Widerstände, die zu den Flächen fest orientiert sind, so können sich nur ganz geringe Unterschiede, und zwar in der Dämpfung ergeben, zieht man aber auch die

') Bei einem Modell von 1 : n aller Längen, auch des Trägheitsradius, muß auch die Belastung der Flächeneinheit zu 1 : n von der des Originals gewählt werden, wenn die Stabilitätskriterien dieselben sein sollen. Die Geschwindigkeit des Modells ist dann um 1 : n kleiner und die Schwingungswurzeln um n größer. Bei der kleineren Modellgeschwindigkeit sind dann aber noch größere verhältnismäßige Geschwindigkeitsdifferenzen der Luft und größere Ausschläge zu erwarten.

**) Es muß also ein bequemeres Näherungsverfahren geben, bei der nur die eine Komponente in Erscheinung tritt. Herr Lanchester, Aerial Flight II, London 1908, hat neuerdings eine solche zu fassen versucht, deren Begründung ich nicht einsehen kann. Eine synthetische Stabilitätstheorie ist ferner von Zwick, Aeronaut. Mitt. 08, angebahnt worden, die nach eleganter Ableitung einiger nur notwendiger Bedingungen im Sande veräuft.

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schädlichen Widerstände der Versteifungen und des Zubehörs in Betracht, die mit der Fahrtrichtung mitgehen, so zeigt sich, daß die Kopfflächenapparate eher einen Mangel an automatischer Stabilität zeigen müssen, also größere Geschicklichkeit des Führers verlangen, weil hier die Hebelarme dieser Widerstände sich in einem für das Kippen ungünstigen Sinne bei Schwingungen ändern.

Vergleich mit dem Drachen!*) In bezug auf das stationäre Gleichgewicht sind der im Winde stehende Drachen und der gegen Luft getriebene Drachenflieger einander prinzipiell gleich, und man kann, wie das zur populären Darstellung oft geschieht, den Zug der Drachenleine durch den Propellerschub ersetzt denken, dagegen bestehen zunächst einmal große Unterschiede in der ökonomischen Anordnung. Während es bei Drachen darauf ankommt, das getragene Gewicht bei gegebener Windgeschwindigkeit und beliebig hohem Schnurzug zum Maximum zu machen, erstrebt man beim Flieger das Maximum an Gewicht oder an Geschwindigkeit bei gegebener Motorleistung, was im zweiten Fall zu kleineren Stellungswinkeln und ängstlicherer Vermeidung schädlicher Widerstände führt.

Als besonders gutes Beispiel der Außerachtlassung dieser Unterschiede kann der sehr stabile Tetraederzellendrachen von Graham-Beil dienen, der bei seiner Umwandlung in einen Flugapparat viel zu große schädliche Widerstände hatte.

Noch größer sind die Unterschiede von Drachen und Drachenflieger bei Betrachtung der Stabilitätskriterien, weil hier berücksichtigt werden muß, daß der Schnurzug durch einen festen Punkt geht und der geometrischen Bedingung der Schnurlänge unterliegt, während der Propellerschub im allgemeinen fest zu den Tragflächen orientiert ist. Außerdem sind die Beschleunigungen in beiden Fällen ganz andere Funktionen der Relativgeschwindigkeitsändemngen, wodurch die Bewegungsgleichungen andere werden.

Transversale Stabilität. Die Ermittelung der Stabilitätskriterien für Bewegungen aus der Symmetrieebene des Apparates heraus nach der Methode der kleines Schwingungen ist von Ferber in Angriff genommen worden; seine Ergebnisse und nicht überall stichhaltig, weil er wichtige Dämpfungsglieder fortgelassen und die seitliche Verschiebung der Luftdruckresultierenden aus der Symetrieebene heraus bei unsymetrisch liegendem Relativstrom gar nicht berücksichtigt hat. Allerdings klafft für diese letztere Erscheinung eine vollständige Lücke in unseren Kenntnissen, ,und eine experimentelle Bestimmung der seitlichen Verschiebung der Druckresultierenden bei unsymetrischem Luftstrom ist vor jedem quantitativen Versuch einer Transver-sa'.-St bilitätsberechnung dringend nötig.

Mit jenem Ansatz gewinnt Ferber die das Charakteristische der Erscheinung nicht treffenden Ergebnisse, daß die Tiefe des Schwerpunktes unter den Flächen gar keinen Einfluß hat und eine Winkelgeschwindigkeit des Systems um die senkrechte Schwerachse nicht zum Verschwinden kommt. Um den erstgenannten sicher vorhandenen Einfluß günstig auszunutzen, würde es auch hier darauf ankommen, Nachteil eines großen Trägheitsmomentes in bezug auf die Longitudinalachse gegen den Vorteil größerer Dämpfung abzuwägen.

Eine scheinbare Stabilität bleibt allerdings bestehen, daß nämlich eine Veränderung der Fahrtrichtung nicht von selbst zurückgehen kann, jedoch kann man wohl auf eine derartige richtende Kraft verzichten.

Die Stabilitätsbedingungen für nicht starre, sondern gelenkige oder elastisch nachgebende Systeme, die erhebliche Vorteile bieten können sind natürli h noch viel verwickelter. Solche Systeme werden genauer zu untersuchen sein, wenn alle Möglichkeiten des starren Körpers rechnerisch erledigt sein werden.

*) Nachträglicher Zusalz.

Die au einanJergeselzten Kriterien gewährleisten zunächst nur die Stabilität gegenüber kleinen Störungen. Für größere Amplituden wäre eine weiter reichende Integration de Bewegungsgleichungen nötig. Lanchester und Zwick (oben citiert) versuchen mit vorläufig unzulänglichen Mitteln diese Lücke ausufüllen.

(Fortsetzung folgt.)

Plugtechnische Rundschau.

Inland.

Dynamischer Gleit- und Schwebeflieger von Erich Frowein, Elberfeld. Dieser Flieger ist, wie schon der Name sagt, ein Gleitflieger und zwar soll ein hoher Auftrieb dadurch erzielt werden, daß viele elastische Schwebetra:iläclun schnell ihre tragenden Luftsäulen wechseln. In der Hauptsache zeigt die Konstruktion ein pa-ralellepipedförmiges Rahmengestell, drei übereinan-'er ge agerte, übereinander verschobene Systeme sprossenartig angeordneter Rechteckflugflächen. Diese Anordnung gewährleistet durch fortwährenden schnellen Wechsel der die Luft fangenden Flächen, also Ausnutzung der elastischen Widerstandskraft der jeweiligen Luftsäulen, im Moment ihrer Elastizitätskraft den Trageffekt im Maximum.

Seitlich der mittleren Reihe der Gleitflächen befinden sich die beiden Hauptflugflächen, die dem Schwebeflug dienen, diese!ben zeigen im wesentlichen nach

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Dynamischer Gleit- und Schwebeflieger von Erich Frowein, Elberfeld.

dem hinteren Ende der Maschine sich verbreiternde Flächen. Ihre elastische Position vermittelt den Schwebeflug. Durch die im Material fortwährend auftretenden Spannungen und Entspannungen werden Schnelligkeit und Tragkraft mechanisch in Schwebearbeit übersetzt. Diese Elastizität der Schwebeflächen hat sich gleichzeitig, wie die öffentlichen praktischen Vorführungen zeigten, als ein vorzügliches Stabiii-

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sationsmittel erwiesen, welches eine bei Luftüberdrucken selbstätig regulierende Wirkung hervorbrachte.

Am vorderen Ende des Fliegers ist ein Luftkasten, der den Luftstrom gegen ein dahinter befindliches Seitensteuer führt und dem Fahrzeuge ein so günstiges Drehmoment erteilt, daß recht Uckelige Kurven ohne gefährliche Schwankungen ausgeführt werden konnten. Ein hinten am unteren Ende befindlicher Luftkasten leitet » den Luftstrom dem Propeller zu. Die Höhensteuer befinden sich oben seitlich des

vorderen Luftkastens. Durch dieselben wird zunächst vorne der Flieger gehoben. Der dynamische Antrieb pflanzt sich dann fort auf die hinten breit auslaufenden Drachenflächen, hier hinsichtlich ihrer besonderen Aufgabe und Wirkung Schwebeflächen genannt.

Die technischen Einzelheiten fehlen bei dem Modelle, das lediglich in seiner Eigenart zunächst die Vorteile seiner Flächenkonstruktion praktisch auf Qrund einer na ürlichen Flugtheorie veranschaulichen will.

Ingenieur Rosenstein, Elbing, hat seinen Flieger ziemlich fertiggestellt, so dali > in nächster Woche die Flugversuche begonnen werden können. Der Apparat,

Rosensteins ist statisch eine einwandsfreie Konstruktion mit einem Stahlrohrchassis auf dem der Motor eigener Konstruktion, die Schraube und Steuerung einmontiert sind. Die Tragflächen sind durch eine Aluminiumkonstruktion am Chassis befestigt. Die Kraftübe tragung au; die Schraube erfolgt durch Kegelräderantrieb. Zur Erhaltung der Stabilität ist ein vertikaler Kreisel vorgesehen. Der Motor leistet bei 100 mm Bohrung und 120 mm Hub 34.2 PS bei 1800 Touren. Die vier Zylinder des Motors haben Wasserkühlung. Der komplette Apparat wiegt bei einer Tragfläche von 74.6 qm etwa 450 kg und soll sich, rechnerisch, bei 12.8 Sekundenmeter in die Luft erheben.

1 Der Flieger von Rosenstein ist in allen seinen Teilen sehr gut durch' on-

struiert, sodaß gute Resultate zu erwarten sind.

Edmont Jaquelin ist mit dem Bau eines Schwingenfliegers beschäftigt. Er hat seinen Apparat bereits im Modell vollendet.

Arno Engelmann, Soden, hat einen Schwingenflieger konstruier', auf welchen wir in der nächsten Nummer ausfüh'lich zurückkommen werden.

Ausland.

Clement Auffm'Ordt, ein in Paris lebender Deutscher, beschäftigt sich seit etwa einem Jahre mit dem Bau eines Drachenfliegers, den er bereits im April vorigen Jahres auf dem Versuchsfeld der Esnault-Pelterie-Werke zu Buc in Bewegung sttzie, ohne jedoch Erfolge zu erzielen. Mittlerweile in vielen Beziehu gen umgebaut, hat der Flieger im Beginn des Monats seine Versuche wieder aufgenommen und zwar auf dem zugefrorenen See von St. Moritz, so den Schweizern die erste Gelegenheit bietend, eine fertige Flugmaschine in Täligkeit zu sehen. Bekanntlich liegen in der Schweiz eine An/ahl recht brauchbarer Entwürfe vor, doch werden die Mittel zu ihrem Ausbau erst neuerdings durch die kürzlich gebildete Luftschifiliga zu beschaffen gesucht. Der Flieger „Auffm Ordt" ist ein Doppeldecker, wie die Voisinschen und Wrightschen Maschinen, von beiden sich wesen lieh unterscheidend. Wohl den örtlichen Verhältnissen sich anpassend, läuft er n'cht auf Rädern, wie in seiner ersten Bauart, sondern auf 3 Meter langen Schlittenkufen an und erreicht so auf dem glatten E se die zum Abflug nötig: Anlaufgeschwindigkeit. Die Antriebskraft leistet ein 35 pferdiger, 51 kg schwerer Esnault-Pelterie-Motor mit 7 fächerförmig angeordneten Zylindern, bei welchem Aluminium vorwiegend verwendet wurde. Es erscheint uns fraglich, ob diese Kraft ausreichend sein wird, weil nämlich in der Höhenlage von St. Moritz — etwa 1800 Meter — infolge der verringerten Luftdichte die

Motorleistung um etwa ein Drittel abnimmt, tatsächlich also nur etwa 20 HP. beträgt. Für den bemannt 300 kg wiegenden Apparat scheint dies etwas wenig zu sein. Der Motor, für den 50 Liter Benzin mitgeführt werden können, treibt eine vier-flügelige Schraube, die hinter den Tragflächen liegt. Im Gegensatz zu allen bisherigen Fliegern, den deutschen Jathoschen ausgenommen, sitzt der Führer nicht auf, sondern unterhalb der unteren Haupttragfläche auf dem Angleitgestell, zu seinem Schutz mit einem Netz umgeben. Rechts und Ii iks neben ihm befinden sich, wie bei Wright, je ein Hebel, womit die Höhen- und Seitensteu;rung in Bewegung gesetzt wird. Diese hat der Führer vor sich. Der schwerfällige Gleichgewichtsschwanz der Voisinschen Bauart, den Auffm Ordt früher verwandte, ist bei der neuen Bauart fortgefallen, so daß in dieser Beziehung eine Anlehnung an den Typ Wright zu bemerken ist. Die Gleichgewichtshaltung wird auf automatischem Wege, wie beim Typ Voisin, also ohne Handjriffe des Führers erstrebt. Es geschieht dies durch bewegliche Teile an den Tragflächen. Die Breite des Fliegers hält sich in den gewohnten Maßen von etwa 12 Meter.

Neue Flugmaschine von Kreil. Der bekannte Flugtechniker Wilhelm Kreß hat wieder eine neue Fliegerkonstruktion herausgebracht.

Der neue Flieger ist eine Kombination von Schrauben- und Drachenflieger. Er besitzt drei hintereinander in absteigender Linie angeordnete Tragflächen von 10 bis 12 Metern Breite. Außerdem wirkt aber auch noch das Höhensteuer als Tragflächen. Die Gesamttragfläche ist 100 qm. Rückwärts ist noch ein Seitensteuer angebracht. Das Gerippe soll teils aus Tongkingrohr, teils aus Stahlröhren hergestellt werden, die Tragllächen und Steuer werden mit Ballonstoff überspannt. Das Interessanteste an der Konstruktion bilden die vier zweiflügeligen Luftschrauben, deren Achsen um 90 Grad verstellbar sind. Bei Beginn der Fahrt sind die Schrauben — die in Paaren nebeneinander angeordnet sind — horizontal gestellt und wirken nun als reine Hubschrauben, die den Apparat senkrecht in die Höhe heben. Kreß hat berechnet, daß, wenn er mit einer Pferdekraft — im ungünstigsten Falle — selbst nur 10 kg heben kann, der Apparat doch in der Sekunde um einen Meter in die Höhe steigen würde, was dem Zwecke entspricht. Die Propeller werden von zwei Benzinmotoren von je 50 HP. angetrieben. Während des Aufstieges kann der Flugmaschinenführer in jeder Höhe die Achsen der Luftschrauben im Winkel verstellen, wodurch der Apparat eine schräge Richtung und, sobald die Propeller ganz senkrecht stehen, eine horizontale Fortbewegung einschlagen wird. Ist letztere erreicht, so kann ein Motor ausgeschaltet werden, und dieser dient dann als Reserve, falls der anderer Motor versagen sollte. Der Apparat ruht auf einem kufenartigen Gestell, das mit elastischen Ellipsen abgefedert ist. Dieses Gestell kann durch irgendwelche geeignete Schwimmkörper ersetzt werden, worauf die Maschine auch auf dem Wasser zum Aufsteigen und ebenso zum Landen gebracht werden kann.

Die Flugmaschine in den geschilderten Dimensionen, mit 10 bis 12 Metern Spannbreite und etwa 12 Metern Totallänge, wird, der Berechnung des Erfinders zufolge, drei bis 4 Personen befördern können. Selbstverständlich ist es auch möglich, einen kleineren Apparat mit weit geringerem Tragflächeninhalt und schwächeren Motoren zur Beförderung von zwei Mann zu konstruieren. Kreß selbst und seine Gönner und Freunde sind jetzt eben bemüht, die Mittel, ca. 60 000 Kronen, zur Herstellung der neuen Flugmaschine zu beschaffen. Kreß hat viel gearbeitet, das Glück war ihm abhold. Hoffentlich findet er bei seinen Landsleuten jetzt tatkräftige Unterstützung, sodaß er sein Werk beendigen kann.

Ein neuer Zweidecker van den Bergh geht in einigen Wochen seiner Vollendung entgegen. Das Gestell ist aus Stahlrohren gefertigt und auf vier Rädern montiert. Auf einem hölzernen turmartigen Aufbau, in Höhe von 1,50 m vom Boden, ist ein sehr leichter Vierzylinder-Motor aufgesetzt. Darüber folgt die erste Trag-

fläche in zwei ovalen Rahmen, je einer an jeder Seite, und über dieser, durch den Sitz des Piloten getrennt, das zweite Deck, ebenso beschaffen, wie das andere. Diese zweite Fläche dient als Tiefensteuer. Der ganze Apparat hat ein Gewicht von 600 kg.

Einen neuen Flügelflieger konstruiert Bertin. Der Apparat wird mit einem 55 PS. Dreizylindermotor ausgerüstet, welcher zwei Flügel zu betätigen hat; der eine dieser Flügel, von 3 Meter Durchmesser, wird direkt von dem Motor betrieben. Der andere ist ein großer stoffbezogener Flügel von 7,80 Meter Duchmesser und 4 Quadratmeter Fläche mit progressiver Schei enkupplung, welcher 120 Umdrehungen ausführt und zwar in umgekehrter Richtung wie der andere Flügel. Neu an dem Motor ist ein eigenartiges Auspuffsystem, welches dadurch, daß es die Gase direkt und ohne irgendwelchen Druck ausstößt, jede Erhitzung vermeiden soll. Das Gesamtgewicht des Apparates beträgt 210 kg.

In Belgien finden die flugsportlichen Bestrebungen ne..erdings ein besonders lebhaftes Interesse. Der „Ligue Aerienne de Belgique", die sich zu Brüssel konstituiert hat, treten täglich neue und einflußreiche Mitglieder bei. Dem Ehren-Komitee gehören u. a. der Staatsminister Beernaert, die Minister des Inneren Schollaert, der Justiz de Landsheere, der Wissenschaften Baron Descamps - David, des Handels Hubert, sowie die Gouverneure von Braban', von Westflandern, von Lüttich, von Antwerpen, von Luxemburg u:d di; Bürgermeister von Brüssel, de Mot, und von Lüttich, Kleyer, an.

Zwei französische Soldaten des 4. Linien-Regiments zu Auxerre, namens Hartmann und Viscomte de Virel, haben einen neuen Aeroplan entworfen, der gegenwärtig in den Werkstätten der Firma Vve Cyr-Veau et fils hzigestellt wird. Es ist ein großer Zweidecker von 12 Meter Spannbreite und 54 Quadratmeter Tragfläche. Hinten ist ein Stabilisator angebracht, der aus zwei tandemartig angeordneten Flächen mit verstellbarer Wölbung gebildet ist. Gleichfalls hinten befindet sich ein Richtungssteuer. Der von Gregoire konstruierte Vierzylinder-Motor zu 40 PS. wiegt 90 kg und betätigt vermittelst zweier Riemen die beiden sich in entgegengesetzter Richtung drehenden Schrauben. Der Apparat dürfte in einigen Wochen seine ersten Flugversuche unternehmen.

Der leichte Zweidecker Goupy, über dessen Konstruktion durch Louis Bleriot bisher nur geheimnisvolle Andeutungen umliefen, hat nun das Licht des Tages erschaut. Goupy hat am letzten Dienstag, von Mario Calderara unterstützt, einige Experimente mit seinem Flieger vorgenommen und es dabei einmal auf nahezu 200 Meier gebracht. Der Apparat ist ein Zweidecker, dessen obere Tragfläche über die untere ein wenig herausragt. Die vorn angebrachte vierflügelige Schraube wird von einem 25 PS.-Motor REP betätigt. Die Tragoberfläche mißt 26 Quadratmeter; das Gewicht beträgt 209 kg. Die ersten Flüge hat dieser Apparat in einer Höhe von zwei bezw. sechs Metern ausgeführt.

Spanische Milita'raeroplane. ..Der__srja_nische Infanterieleutnant Struch hat dem Luftschifferpark in Guadelajara Modelle und Zeichnungen seines neuen Aeroplans übersendet, nach denen die spanische Regierung ihre ersten Aeroplane bauen lassen will. Der Bau wird in dem Luftschifferpark ausgeführt und soll so beschleunigt werden, daß im Sommer dieses Jahres die ersten Flüge stattfinden können.

Das Aviatlons-Knmitee von Monte-Carlo hat mit Rücksicht auf die Reise, welche der Präsident der französischen Republik an die Azurküste unternimmt, beschlossen, das Meeting von Monako bis zum 23. April auszudehnen. Man hofft, daß Präsident Fallieres bei den Bewerben zugegen sein wird.

Für den Flugmaschinen-Bewerb von Monako wissen die Pariser Blätter täglich neue Nennungen zu berichten, so daß deren Zahl jetzt 28 beträgt. Neuerdings ist

Seite 2C4

No. 7

noch ein Apparat Farcot, der ein Mittelding zwischen Wright und Voisin, zwischen Zwei- und Ei decker, sein soll, hinzugekommen. Vielleicht hört man nun nächstens etwas von den 28 „genannten" Apparaten.

Maurice Guffroy, welcher in Buc mit seinem „Typ 2 bis" Flugexperimente unternimmt, erlitt vorige Woche einen ernsten Unfall, bei dem er selbst glücklicherweise unverletzt blieb. Der Aeroplan wurde arg beschädigt.

Wilbur Wright ist am 11. März ohne Fallgewicht aufgestiegen. Veranlassung dazu gab das Reißen des Seiles beim Hochziehen des Fallgewichts. Er beschloß daher, ohne Zuhilfenahme des Gewichts zu starten. Da der Wind mit einer Stundengeschwindigkeit von 20 bis 23 Kilometer blies, nahm Wright diesmal keinen Schüler mit. Der Abflug ging um 5 Uhr 25 Min. glatt von statten. Nach 2\ Minuten landete er in unmittelbarer Nähe der Schienen. Um 5 Uhr 45 Minuten flog er abermals nur unter Zuhilfenahme der Schiene ab und blieb sechs Minuten in der Luft Der Flieger schaukelte im Winde wie ein Fischerboot auf hoher See. Es ist auf Pontlong das erstemal, daß Wright ohne Fallgewicht abflog. Unter den Anwesenden bemerkte man den englischen Kolonel Mayhew, Mitglied der Aeronautical Society of Great Britin sowie Sir Edgar Vincent.

Die italienische Marine soll gleich dem Heere mit Wright-Fliegern ausgerüstet werden. Wilbur Wright hat sich verpflichtet, sechs Marine-Olfiziere für die Steuerung von Apparaten auszubilden.

Plugmaschine von Tschetschot in Rußland. Ein russischer Gärtner namens Tschetschot, der sich seit langem mit Studien über die Flugtechnik abgibt, hat eine neue Flugmaschine erfunden. In Moskau hat sich eine Gesellschaft zur Verwertung seiner Erfindung gebildet, welche die von ihm konstruierte Maschine gegenwärtig in einer dortigen Fabrik herstellen läßt. Der Motor, der eine Stärke von 50 Pferdekräften besitzt, ist einer französischen Fabrik zum Preise von 6000 M. in Auftrag gegeben. Die ersten Flugversuche sollen bereits im März stattfinden. Der Apparat, der 545 Kilogramm wiegt, wird eine Tragfähigkeit von 635 Kilogramm besitzen. Seine Propeller weiden die Form schaufelartiger Räder haben Er wird mit einer Hemm-vorrichlung und einem Fallschirm versehen sein. Ler Erfinder versichert, daß seine Maschine sich von jeder Lage auf dem Erdboden ohne besonderen mechanischen Antrieb in die Luft erheben kann.

Flugpreise.

Opelpreis der Lüfte von Ort zu Ort. Ueber den üpel-20000 Mark Preis berichteten wir bereits in der letzten Nummer des „Flugsport". In Nachstehendem geben wir wörtlich die Bedingungen des Opelpreises wieder.

§ 1.

Die Gebrüder Opel in Rüs elsheim a. M. behändigen am Schlüsse der Aeronautischen Ausstellung zu Frankfurt a. M. dem Fahrer einer Flugmaschine, die schwerer als die Luft i t (Aeroplan), den „Opel-Preis der Lüfte von Ort zu Ort", einen Betrag von Mk. 20 000.— (Zwanzigtausend Mark) in bar, wenn die nachfolgenden Bedingungen erfüllt worden sind.

§ 2.

Der Flug hat vor sich zu gehen während der Aeronautischen Ausstellung in Frankfurt a. M. Er hat zu führen von Frankfurt a. M.-Ausstellungsplatz bis Feldgemarkung Rüsselsheim a. M. (ca. 25 km) ohne Bodenberührung und nach der in Rüsselsheim zu vollziehenden Zwischenlandung ebenso zurück.

r § 3.

In der Feldjemarkung Rüssel-heim a. M. hat hat eine Zwischenlandung mit einem Mindestaufenthalt von einer Stunde zu erfolgen. Geeignete Landungsplätze werden den Beweibern bekannt gegeben.

§ 4.

Sieger ist, wer in der kürzesten Zeit die ganze Fahrt vollbringt und dessen Flugmaschine (Aeroplan) kein Gas zum Tragen benötigt.

„ F L U G S P O R T". Seite 205

§ 5.

Die Flugmaschine muß von einem Deutschen geführt werden.

§ 6.

Der Aulstieg darf nicht vor 10 Uhr vormittags stattfinden und muß bis 7 Uhr nachmittags desselben Tages be.ndet sein. Der Aufsiieg fängt mit dem Augenblick an, in dem der teilnehmende Aeroplan in Frankfurt a. M. den Boden verläßt; er gilt als beendet in dem Augenblick, in dem er das Gelände der Ausstellung wieder erreicht.

S 7.

Das Preis-Schiedsgericht setzt sich zusammen aus einem der Preisstifter, einer vom K. A. C. zu delegierenden Persönlichkeit und dem Vorsitzenden der Frankfurter Aeronautischen Ausstellung.

§ 8.

Bewerbungen sind unter gleichzeitiger Einreichung einer Beschreibung und Zeichnung der Flugmaschine, sowie eines Nachweises der Bestimmung des § 5 an die Firma Adam Opel in Rüsselsheim a. M zu richten. Dahin ist auch an dem dem Bewerbungsflug vorausgehenden Tag die Stunde der Abfahrt mitzuteilen.

§ 9.

Als Zei'.nehmer und Preisrichter fungieren von den Preisstiftern benannte Per-' sonen. Nur bei Anwesenheit von mindestens drei sokhen Personen darf ein Be-

werbungsflug beginnen.

§ 10.

Der Preisbewerber trägt die alleinige Verantwortung f r jeglichen Schaden der durch seinen Versuch angerichtet werden sollte. Rü s s el s h e i m a. M., den 1. März 1909. Kommerzienrat Karl A. Opel Kommerzienrat Wilhelm A. Opel

Heinrich Adam Opel Fritz Fr. Opel

Regierungs-Assessor Ludwig M. Opel.

Patentwesen.

Deutschland.

Patentanmeldungen.

No. 77 h. E. 13198. Luftschiff mit auswechselbaren Gasbehältern. Hubert Emonds, Aachen, Warmweiherstraße 10. 27. 1. 08.

Patenterteilungen.

No. 77h. 208428. Segelrad für Luftschiffe mit zusammenlegbaren Flächen. Martin Neubert, Radebeul b. Dresden, und Bruno Marquardt, Gr. Lichterfelde-Ost, Marienstraße 12. 29. 9. 07. M. 33277.

England.

Anmeldungen vom 22.-27. Februar 1909. No 4348. Jo.l T. Rice, Luftschiff.

No. 4473. Sir Hiram Stevens Maxim. Verbesserungen an Apparaten fÜJ Luftschiffahrt.

No. 4525. Einest Coulon. Verbesserter Aeroplan.

Verschiedenes.

Wilbur Wright sprach in den letzten Nummern des „London Magazine" über die Grundsätze der Flugschiffahrt. Für einen großen Flug hält er eine geringe Geschwindigkeit für sehr geeignet, da sie ermöglicht, schwere Motoren, die sicherer arbeiten, zu verwenden. Die Geschwindigkeit des menschli hen Fluges soll nur etwas größer sein als die der Vögel, die Höhe des menschlichen Fluges dagegen bedeutend größer als die der Vögel. Diese halten sich meistens dicht über der Erde; man trifft sie öfter unterhalb von 15 Meter über der Erde als darüber hinaus an. Da die Flugmaschine eine weniger zuverlässige Betriebskraft besitzt als die der Vögel, ist sie gezwungen höhere Regionen aufzusuchen. Wenn der Motor anhält, so sinkt der Aeroplan auf 8 Meter Entfernung 1 Meter, und da es nicht angenehm ist,

No. 7

zwischen Häusern oder Bäumen zu landen, muü man in einer Höhe fliegen, die es möglich macht, eine geeignete Landestelle zu wählen, zu der man schwebend gelangen kann. In tausend Metern Höhe könnte also der Führer seine Landestelle in einem Umkreise von acht Kilometern wählen. Wright betont übrigens ausdrücklich, daß alle heutigen Flugversuche nur erste Anfänge seien.

Ist das Erlernen der Führung eines Wright'schen Fliegers mit Schwierigkeiten verbunden? Diese Frage ist in vielen Tageszeitungen in den letzten Tagen diskutiert worden. Es ist daher von In'.eresse, die Auslassungen eines Wright'schen Schülers, Herrn Tissandier, zu hören.

Tissandier hat bekanntlich den Flieger mit 2 Personen Bemannung bereits allein geführt.

„Mein Traum ist erfüllt", äußerte er vor kurzem im .Figaro", „ich kann fliegen! Am Faschingsdienstag, den Tag werde ich nimmer vergessen.bin ich allein mit dem Grafen Lambert in dem Apparat unseres Lehrers und Freundes Wilbur Wright geflogen. Sie werden es sich vorstellen können, mit welchem Stolz, mit welcher freudigen Bewegung wir beide, Lambert und ich, uus;rn Weg durch die Luit ganz allein dahingezogen sind, und mit welchem Stolz und mit welcher Freude auch unser Meister mit seinen Blicken uns gefolgt ist. Das sind Augenblicke, die man nur einmal er ebt und denen man für immer in seinem Herzen eine liebe Erinnerung bewahrt, wenn man nicht undankbar für die Freuden der Vergangenheit ist; die erste Uhr, das erste Fahrrad, die erste Automobilfahrt. Und zu dem allen kommt nun als kostbarste Erinnerung hinzu: der erste Flug!

Ich meine, das Beispiel des Qrafen Lambert, des Hauptmanns Gerardville und das meinige müßten nun endlich die Menschen von ihrer irrigen Ansicht bekehren, daß die Bedienung eines Wrightfliegers gefährlich und schwierig sei, eine Ansicht, welche, falls sie an Boden gewinnt, der Verbreitung und der Einbürgerung nur hinderlich sein könne. Ich habe den Flieger führen lernen, und zwar so, daß ich ihn allein führen kann, innerhalb von 7 „Lektionen", umfassend insgesamt 22 Uebungs-stunden. Kann man nach diesen Zählen noch weiter ernstlich beha pten, das Fliegen sei ein schwieriges Handwerk, Akrobatenkünste erfordernd?

Meinen ersten Flug, nur als begeisterter Sportsmann und nicht als Schüler, vollführte ich mit Wright am 28. September über dem Feld von Auvours. Er dauerte 11 Minuten und 35 Sekunden. Ich fo'gle jeder Bewegung Wrights mit der gespanntesten Aufmerksamkeit, konnte aber ?n Stelle erwarteter .Sensationen" nur die unmittelbare Gewißheit mitnehmen, daß das Führen eines Fliegers, jedenfalls Wright'scher Art, sehr leicht sei. So fauste ich den Entschluß, alles daran zu setzen, um einer der drei Schüler zu werden, die Wright vertragsmäßig ausbilden sollte. Dieser Ehre wurde ich dann auch teilhaftig.

Der Wright'sche Flieger enthält bekanntlich zwei Sitze, ei ien neben dem Motor für den Fahrgast und einen für den Lenker. Diesen überließ mir Wright während der Uebungen und nahm selbst auf dem anderen Sitz Platz Zum ersten Male allein, während Wright, die Hände im Schoß, neben mir saß, lenkte ich die Maschine am 18. Februar, nachdem ich während sieben „Lektionen" insgesamt 2 Stunden 20 Minuteu geflogen war. Am folgenden Tage wiederholte ich diese Aufgabe. Ich flog gleich 21 Minuten in einer Fahr', was als Anfangsleistun: die volle Zufriedenheit meines Meisters fand. Bevor ich die Erlaubnis zum selbständigen Führen erhielt, durfte ich zunächst nur das Höhensteuer bedienen. Meine ersten Versuche waren leicht, denn sie vollzogen sich auf der geraden Linie. Nach 3—4 Flügen erst begann ich mit Wendungen, während Wright sich die Seitensteuerung in Verbindung mit der Tragflächenendenverwindung vorbehielt. Ihre Handhabung, die schwieriger ist, mit der man sich trotzdem aber sehr bald völlig vertraut macht, gab mir Wright erst in die Hand, als ich das Höhensteuer vollständig beherrschte, Damit war riun mein Lehrgang beendet oder doch nahezu beendet. Am 18. und 19. führte ich selbständig, mir zur Seite der Meister, aufmerksam jeder meiner Bewegungen folgend, bereit, bei Fehlern sofo t einzugreifen, den Apparat. Ich machte aber keinen Fehler und so gestattete mir denn Wright" am Dienstag den entgül-tigen Aufstieg: er vertraute mir seinen „Vogel" ganz allein an und gab mir zum Begleiter für die Luftreise den Grafen Lambert mit.

Und nun wiederhole ich nochmals: das Führen eines Fliegers, eines „Wright" wenigstens, ist durchaus nicht schwierig. Ich glaube ganz gern, daß ein Vertrautsein auf anderen Sportgebieten, besonders auf dem des Automobils und des Ballons, die Lehrzeit erleichtert. Alle Uebungen, die den Menschen gewöhnen, niemals die Herrschaft über sich und seine Nerven zu verlieren, sind eine glänzende Vorbereitung für den Fliegerberuf. Das ist ganz zweifellos. Um Fliegerführer zu werden, dazu genügt vollkommen ein guter Sportsmann, ganz einfach ein leidlich abgehärteter Mann zu sein, der in jedem Augenblick Herr seines Willens ist . . ."

No. 7 „FLUOSPORT." Seite 207

Holzschraube contra Metallschraube. Die französis.hen Flugmaschinenkonstrukteure verwenden neuerdings fast ausschließlich Holzschrauben. Die Veranlassung dazu dürften die vorzüglichen Resultate, welche Wright m't seiner Schraube erzielte, geben. Der einzige ist Bleriot, wtlcher noch immer an seiner vierflüaeligen Schraube festhält. In Buc hat ti.eriot mit seinem Eindecker „Bleriot XI" 1500 m im Kreis zurückgelegt und auch ein zweites Fabrikat Bleriots, ein Zweidecker für Qoupy konnte zwei Flüge über je 200 m zurücklegen.

Geschäftliche Nachrichten.

Aero=Gesellschaft Segantini. In Zürich hat sich eine Aero-Qesellschaft Segan-tini gebildet. Der Künstler Segantini hat sich jahrelang nach dem Beispiele Leonardo da Vincis und Böcklins mit dem Flugproblem befaßt. Seinem Sohn Gottardo nahm er das Versprechen ab, die Sache nie aus den Augen zu venieren, da es ihm nicht mehr vergönnt war, seine Studien praktisch auszubauen Gottardo Segantini hat das Versprechen treulich gehalten. Er hat sich seit frühester Jugend mit Aviatik befaßt und das väterliche Projekt gefördert. Die neue Aero-Gesellschaft ist eine Aktien-Gesellschaft mit einem Kapital von 100000 Fr.; Sitz der Gesellschaft Maloja im Engadin. Das Kapital soll dazu dienen, die Patente Segantinis zu verwerten. Es handelt steh um einen Flächen-Schraubenflieger, dem ein 40 PS-Motor eine große Hubkraft (1000 Kilogramm) verleihen soll.

Herring-CurtiB-Oesellschait inNew»York. Auf Anregung von Cortland Bishop wurde hier eine Gesellschaft zur Erzeugung von Aeroplanen nach dem System Herring und Curtiß gegründet. Das Kapital beträgt 360000 Dollar. Die Fabrik wird zu Hammondsport errichtet und soll der Leitung der beiden genannten Aviatiker unterstehen. Herrin? und Curtiß sollen den Amerikanischen Aeroklub im aviatischen Gordon Bennet-Rennen vertreten.

Literatur.

The National Aeronautic Magazine „Fly", Philadelphia, nennt sich eine neue amerikanische Zeitschrift, welche auch gute Abbildungen von amerikanischen Flugapparaten bringt. Zu wünschen wäre, daß diese Zeitschrift auch den wissenschaftlichen Teil der Flugtechnik mehr berücksichtigen würde.

La Revue Aerienne, Paris, Rue des Maihurins 40, bringt in ihrer Nr. 9 vom 25. Februar interessante Abhandlungen über die Stabilisierune von Aeroplanen durch Kreisel, sowie eine Fortsetzung der Beschreibung des Wright'schen Fliegers in seinen Details.

Rivlsta Tecnica di Aeronautica, Rom, Viadella Muratte 70, bringt in ihrer Nr. I dieses Jahres Beschreibungen der Aeroplane von Faccioli, Rene Gasnier, de Caters, Equevilley, Cody, Antoinette, Robart, Vermorel und Bleriot.

Personalien.

Der Titel Dr. hon. causa wurde den Gebrüdern Wright von der Technischen Hochschule in München verliehen.

Henri Deutsch de la Meurthe hat von Kaiser Franz Joseph Kreuz und Stern zum Franz Josephs-Orden verliehen erhalten. Man sieht in dieser Auszeichnung des bekannten französischen Sportsmanns eine Anerkennung für dessen unermüdliches Streben zur Förderung der Luftschiffahrt und des Automobilismus.

Briefkasten.

Antwort 4. G. L. Nürnberg. Daß die einzelnen Felder bei Windstößen sich durchbauschen und dadurch etwas federn, bringt keine Vorteile mit sich. Eine gleichbleibende Form der Tragflächen, die gekrümmte, ist immer von Vorteil. Das Gewicht der Tragfläche ist dabei ausschlaggebend. Bei einem Abstände der Rippen von 35 cm ist das Durchbauschen bei Ballonstoff sehr gering und ohne Einfluß auf das Gleitvermögen des Fliegers.

Antwort 5. E. N, Königstein. Wegen Aluminiumlot wollen Sie sich an die Firma Otto Nicolai, Boppard a. Rh., wenden.



Flugsport

Jllustrierte technische Zeitschrift und Anzeiger

für die gesamte

„Flugschiffahrt"

unter Mitwirkung bedeutender Fachmänner herausgegeben von

Oskar Ursinus, Civilingrenieur.

Brief-Adr.: Redaktion und Verlag „Plugsport" Frankfurt a. M., Bahnhofsplatz 8.

Erscheint regelmäßig am 1. und 3. Freitag jeden Monat?. ===^= Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. —

Der Nachdruck unserer Artikel ist, soweit nicht mit „Nachdruck verboten" versehen, nur mit genauer Quellenangabe gestattet.

Nr. 8. Frankfurt a. M., 2. April 1909. Jahrg. I.

Internationale Luftschiffahrts=Ausstellung Frankfurt a. Main 1909.

V.

Wie der Bericht unseres Londoner Korrespondenten „Der Flugsport in England" besagt, konnte auch die Ausstellung in der „Olympia" nicht im geringsten Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Alle diese bisher stattgefundenen in großer Eile veranstalteten Ausstellungen geben ein unvollkommenes Bild. Vielfach gar keins. Die Frankfurter „IIa" kann nur profitieren und wird daher alle bisherigen Veranstaltungen in den Schatten stellen. Frankfurt a. M. wird während der Ausstellungsmonate der Rendezvous-Platz aller Flug- und Ballontechniker werden. Daß man sich bemüht, die praktisch sich betätigenden Lufttechniker heranzuziehen, dafür hat man gesorgt.

Die Preise haben bereits eine Höhe von 80000 M.

überschritten. Freiherr Krupp von Bohlen-Halbach in Essen hat der Ausstellungsleitung einen Preis von 10000 Mark zur Verfügung gestellt. Das Kriegsministerium stiftete 6000 Mark für einen Wettbewerb mit Propellern. Die Bedingungen für die Ausschreibungen und die Nennungen der Preisrichter erfolgen unter Mitwirkung des Kriegsministeriums.

Der Flugtechnik stehen insgesamt 75000 M.

in Preisen für Wettbewerbe zur Verfügung. Diese Beträge werden noch vergrößert werden. Eine Ausschreibung erfolgt in den nächsten Tagen.

J

Seite 209

PLUGSPORT".

Die Verteilung der Preise

wird in der Weise geschehen, daß

50000 Mark ausgesetzt werden für bemannte Flieger mit Motor. 10000 Mark für bemannte Flieger ohne Motor (Gleitflüge), 5000 Mark für reine Modelle (unbemannt),

1000 Mark für Brieftaubenwettbewerbe.

Die Frankfurter Ausstellung wird sich von ähnlichen Veranstaltungen besonders dadurch unterscheiden, daß die Ausstellungsgegenstände fliegend vorgeführt werden. Es werden zu diesem Zwecke an 60 Tagen während der Ausstellung Wettflüge und sonstige Wettbewerbe sportlichen und militärischen Charakters mit Freiballons, Motorluftsclüffen, Aeroplanen, Propellern, Brief tauben stattfinden. Um zu diesem Zwecke noch weitere Preise heranzuziehen, hat sich unter dem Vorsitz des Herrn Kommerzien-rat Eduard Beit ein Komitee gebildet, das sich an eine Reihe hervorragender Persönlichkeiten wendet, bei denen Geneigtheit besteht, die Aviatik durch Stiftung von Preisen zu fördern. Die Frankfurter Goldschmiede-Innung hat zur Anfertigung von Ehrenpreisen, Originalzeiclinungen zur Verfügung gestellt, die einen bedeutenden Kunstwert repräsentieren, und im Frankfurter Kunstgewerbe-Museum ausgestellt werden.

Die Vertretung der englischen Sektion

hat Major Baden-Powell ein bekannter Flugtechniker, der Bruder des aus dem Burenkriege bekannten Generals, übernommen und wird die englische Abteilung zusammenstellen.

wird vom schwedischen Verein für Luftschiffahrt arrangiert. Unter anderem werden auch einige Andree - Erinnerungen gezeigt werden.

Major vonTschudi ist gestern nach Friedrichshafen gefahren, um mit der Zeppelin-Luftschiffahrt-Gesellscliaft wegen Teilnahme eines Zeppelin-Ballons an der Ausstellung abzuschlieDen. Von Tschudi reist von da nach München und Wien, um dem vom österreichischen Verein der Flugtechniker veranstalteten Wettbewerb von Flugmodellen beizuwohnen.

Dem Publikum ist während der Ausstellung Gelegenheit geboten, an den Fahrten der Motor- und Freiballons teilzunehmen. Anmeldungen werden von der Ausstelkingsleitung entgegengenommen.

5000 Mark 3000 Mark 2000 Mark

für Propellerwettbewerbe. Dieser Betrag soll noch erhöht werden.

Die schwedische Sektion

Der Flugsport in England.

(Originalbericht unseres Londoner Korrespondenten.)

Das Ereignis der letzten beiden Wochen war die Aero-Aus-stellung in der Olympia-Halle, die am 19. März eröffnet, am 25-auch vom Prinzen von Wales mit einem Besuche beehrt, und am 27. geschlossen wurde. Die Ausstellung war von dem „Verbände der Motorfabrikanten" mit Unterstützung des „Aero-Clubs für das vereinigte Königreich" organisiert und war der Luftschiffahrt nicht allein gewidmet; eine schöne Ausstellung von Motorbooten nahm daneben einen breiten Raum ein. Doch zog ohne Zweifel alles, was mit der Eroberung der Lütte in Zusammenhang stand, das Hauptinteresse aller Besucher auf sich. Wir übergehen hier die ausgestellten Luftballons wie z. B. den Wellman-Ballon ..America", mit welchem die Wellman-Expedition von Spitzbergen aus den Nordpol zu erreichen hofft; unser Augenmerk ist nur auf alles mit der Flugkunst in Verbindung stehende gerichtet. Und da sind das wertvollste an dieser Ausstellung wohl die für Aero-plane konstruierten Motoren, die von 17 verschiedenen Firmen ausgestellt sind. Wir nennen von den bekannteren Marken einen Antoinette-Motor von 50 HP-, installiert an einem Delagrange-Aeroplan; einen ltala-Motor, ebenfalls von 50 HP.; den Mefal-lurgique-Motor mit Bosch-Magneto, 100 HP; den Pipe-Motor (Brüssel), mit 8 Zylinder und 70 HP, Gewicht 131 kg, Preis Lstr. 600: den R. E. P. Motor der Firma Robert Esnault Pelterie, mit 7 Zylindern und 30—35 HP, Gewicht 70 kg (mit Bosch-Magneto). Daß jetzt aber auch die englischen Fabrikanten die Konkurrenz mit den französischen aufnehmen wollen, zeigen der Miesse-Motor (an einem De la Hault-Helicopter) mit 8 Zylindern und 100 HP; der Green-Motor, gebaut von der Aster Engineering Co., mit 50 HP; der Wolseley-Motor von der „Wolseley Tool and Motor Car Co." mit 8 Zylindern und 60 HP für Aeroplane, sowie mit 200 HP für lenkbare Luftballons (3,5 kg per HP); die verschiedenen Motoren der International Rotary Motor Co. in Nottingham; der Clement-Talbot Motor mit 6 oder 4 Zylindern; -sowie der Simms Magneto, speziell für Aeromotoren konstruiert. Alle diese Maschinen geben ein deutliches Bild von dem enormen Aufschwung, welchen die Konstruktion leichter Explosionsmotoren in den letzten 10 Jahren genommen hat, und damit ist natürlich eine Hauptvorbedingung für den Fortschritt der Flugkunst gegeben. Leichtigkeit ist gewiß nicht das erste Erfordernis eines Motors für Flugmaschinen, aber doch ein wesentlicher Punkt.

Die Ausstellung fertiger Aeroplane ist nicht ganz so umfangreich, wie sie geplant war, und mehrere englische Aussteller sind nicht fertig geworden. Immerhin zeigt die Ausstellung zum

Um das ganze Ausstellungsgelände sowie um den Flugplatz wird, um den Verkehr zu erleichtern und die Aufstiegsplätze frei zu halten, eine Rundbalin gelegt werden.

Mit der Graf Zeppelin-Ges. m. b. Ii. ist ein Vertrag abgeschlossen worden, wonach Zeppelin die Ausstellung besucht.

No. 8

ersten mal auf englischem Boden einem weiteren Publikum, was gegenwärtig bei der Konstruktion von Flugmaschinen erstrebt wird. Verglichen mit den vielen seltsamen Modellen, die an anderer Stelle ausgestellt sind, gewinnt man den tindruck, daß sich jetzt ein Standardmodell herausgebildet hat, das fast alle Fabrikanten befolgen. Es ist das der Biplan mit einem Hebeplan vorn, den Propellern hinter dem Trageplan, und einem Steuerplan hinten. Das Material für die Stützen ist meist Holz, hauptsächlich amerikanische Fichte, aber auch Pappe] und Esche; doch sieht man auch Bambus verwendet und neuerdings Stahlrohren; gedeckt werden die Flächen mit Gummituch ; und die Steuerung geschieht durch Drähte. So sind von der Firma Voisin drei Biplane ausgestellt: eine Delagrange-Maschine; die Maschine, mit welcher der Londoner J. T. C. Moore-Brabazon in Chalons Flüge bis zu 15 m Höhe und 5 km Entfernung ausgeführt hat; und endlich ein Simms-Aeroplan, dem Farmanschen Modell ähnelnd. Von weiteren französischen ßiplanen bemerken wir auf der Ausstellung einen schönen Breguet-Aeroplan von derSociete commerciale des automobiles Gobron-Brillie, mit einer berechneten Hebekraft von

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Abb. 1. Von der Olympia-Ausstellung in London: Flieger von Rreguet.

600 kg und einer Höchstgeschwindigkeit von 90 km. An dieser Maschine, aus Stahlrohren erbaut, sind alle Einzelheiten sehr fein ausgearbeitet und besonders ist darauf Bedacht genommen, dal.) sie leicht von Ort zu Ort transportiert werden kann: so können die Fron.tplane gefaltet werden, sodaO die Maschine wie ein Motorwagen auf der Straße fahren kann, durch ihre eigenen Propeller getrieben. Ein Dutheil-Chalmers Biplan ist mit 12000 M. angesetzt. Der Biplan des Kapitän Windham, von Pischoff erbaut, ist charakterisiert durch die große Entfernung, in welcher die Horizontal- und Vertikalruder angebracht sind.

Mit besonderem Interesse verfolgt man aber natürlich auf englischem Boden das Entstehen einer englischen Flugmaschinen-industrie, und die ausgestellten Proben sind allerdings vielversprechend. Am erfolgreichsten verspricht die Firma Howard T.

Wriglit in London zu werden, deren Aeroplan einen selir sauberen und gefälligen Eindruck macht. Daneben sind aber auch Short ßros. zu nennen, die zwei allerdings nicht ganz vollendete Aeroplane ausgestellt haben, einen mit einem 40 HP-Motor, der 2 Personen tragen soll, und einen kleineren mit einem 12 HP-Motor für eine Person. Die von Lamplough & Son ausgestellte Maschine, welche die Vorzüge des Gleitfliegers und Orthopters vereinigen soll, erscheint zunächst etwas „exzentrisch" obwohl der Erfinder ein durchaus praktischer Ingenieur ist, dessen Patentventilhebel auf Lokomotiven fast aller Eisenbahnverwaltungen der Welt benutzt wird. Der Biplan von Jack Humphreys, London, ist so gedacht, daß er von Wasser aufsteigen und sich auf Wasser niederlassen kann.

Neben diesen Biplanen kann sich der Monoplan von Robert Esnault Pelterie wohl sehen lassen. Dagegen macht De la Hault-Orthopter, von dem Miesse Petrol Car Syndicat ausgestellt, der

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Abb. 2. Von der Oly.npia-Ausstellung in^London: Zweidecker von Kapitän Windham.

sich durch zwei die Bewegung des Vogelflügels nachahmende Schwingen heben soll, einen seltsamen Eindruck, und man möchte an seiner praktischen Brauchbarkeit zweifeln, so vorzüglich auch die konstruktive Arbeit und der 100 HP-Motor sind. Interessante Experimente sind dagegen zwei Fabrikate der Firma Handley Page, Woolwich, nämlich der „Saul"-Quadruplan und der „Weiß"-Monoplan. Erstere Maschine ist gezeichnet von G. P. Deverall Saul, der seit 8 Jahren Versuche mit ihr unternommen hat; sie hat 4 paarweise angeordnete Tragflächen, je 20 Fuß breit 'imd 3 Fuß lang; zum Abfliegen ist ein Abrollgestell nötig. Der „Weiß"-Monoplan mit einer Fläche von 15 Quadratmetern und einem Gesamtgewicht von 230 kg, der leichteste Flieger der ganzen Ausstellung, zeichnet sich durch ein Verfahren aus, welches die Maschine automatisch gegen den Wind stellt. Beide Maschinen sind bisher jedoch nur in Modellen erprobt worden, haben ihre praktische Brauchbarkeit also erst zu beweisen.

Seite 213

„FLUGSPORT.

No. 8

Zahlreich sind die ausgestellten Einzelteile für Aeroplane. Fast jede Maschine zeigt andere Propeller, doch sind die meisten von Holz gefertigt und mit zwei Flügeln versehen. Eine Zukunft scheint Beedle's Patent Luft-Propeller Geschieden zu sein. Auch die Firma Ludwig Loewe & Co. hat einen-Aeroplanpropeller ausgestellt. Gegenüber diesen festen Propellern stellt A. G. Taylor, London, einen patentierten Seidenpropeller aus, der die Luft besser fassen und daher, abgesehen von leichtem Gewichte, großer Haltbarkeit und Billigkeit, auch nur halb die Kraft des gewöhnlichen Propellers gebrauchen soll; doch kann derselbe höchstens für ganz kleine Maschinen in Frage kommen. Der Holland-Propeller, aus Stahl gefertigt, soll mit einem Nutzeffekt von 85 pCt. arbeiten. Die Propellerfrage sollte übrigens am ersten durch Experimente gelöst werden können. Von Gummituchen zur Bespannung der Flächen nimmt das Fabrikat der Continental-Kautschuk-Co. bei weitem die erste Stelle ein; doch haben auch englische Firmen, wie Hutchinson und Fair ähnliche Fabrikate ausgestellt und die

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Abb. 3. Von der Olympia-Ausstellung in London: Zweidecker von Howard Wright.

Dunlop-Gesellschaft macht bekannt, daß sie in Kürze die Fabri-i kation von Ballonstoffen aufnehmen wolle. ■

Von anderen Zubehörteilen, die ausgestellt sind, seien erwähnt: Geschweißte Stahlbehälter für Benzin von der Steel Barrel Co.; Stahlrohren von Rubery Owen & Co., die auch die Konstruktion von Rahmen für Aeroplane übernehmen; Anemometer und Schnelligkeitsmesser von Elliott Bros., und ein neues Gummi-fabükat,. „Rubmetall" genannt und hergestellt von der New Motor & General Rubber Co., welches von Säuren, Oel, Alkalien und Dampf nicht angegriffen werden soll.

Sehr interessant und wertvoll ist die S a m m 1 u n g v o n Modellen, welche der Aero-Club League zusammengebracht hat. Zwar sind unter den 86 Nummern auch solche Erfindungen, die sicher niemals praktische Verwendung finden werden; aber schließlich sind auch verfehlte Ideen lehrreich. Wir können hier nicht auf Einzelheiten eingehen, und wollen nur erwähnen, daß auch mehrere Modelle des Wright'schen Aeroplans mit Abflugvorrich-tung ausgestellt sind. Zwei Firmen, Clarke & Co. von Kingston a. d. Themse und die Orleans Motor Co. verkaufen kleine Flieger

als Spielsachen, die im Preise zwischen 1 sh. und 100sh. variieren und zur Instruktion nutzlich sind. Endlich seien noch die Personen-tragenden Drachen erwähnt, die von der englischen Marine zur Aufklärung verwendet werden und eine Höhe von 20(X) in erreichen können.

Man wird aus dieser Uebersicht den Eindruck gewonnen haben, daß diese erste Londoner Aero-Ausstellung, wenn auch die Pariser wohl nicht erreichend, doch ein Erfolg und wohl geeignet ist, dem Engländer einen Ueberblick über die Bestrebungen zu bieten, die heute eine große Anzahl von Ingenieuren aller Nationen beschäftigen. Praktische Flüge zu zeigen war von vornherein nicht beabsichtigt. Aber eins muß man mit Bedauern konstatieren, daß nämlich deutsche Fabrikate fast garnicht ausgestellt sind, abgesehen etwa von der Kautschuk-Co.

Aber es ist ja erklärlich, daß bei der augenblicklichen Abneigung der Engländer gegen alles Deutsche und bei dem patriotischen Einschlag, den die Bewegung für Luftschiffahrt und Flug-kunst hier angenommen hat, die Deutschen sich zurückhalten. Irgendwelche Aufträge würden ihnen doch nicht zufallen.

Von kommerziellen Standpunkt scheint der Erfolg der Ausstellung groß zu sein, und das Risiko, das der Verband der Motor-

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Abb. 4. Von der Olympia-Austeilung in London: Flieger von Weiss.

industriellen auf sich genommen hat, ist durch den guten Besuch sicher völlig gedeckt Auch die Aussteller können zufrieden sein, denn sie haben Aufträge genug bekommen. Freilich ist der Preis der Maschinen noch außerordentlich hoch und es wäre sicher im Interesse der Fabrikanten selbst, wenn sie die Preise bald ermäßigen wollten. Ein Biplan der Gebrüder Wright kostet ca. 28000 Mk.; andere hauptsächlich französische Maschinen durchschnittlich zwischen 20000 und 15000 Mk. Die Engländer scheinen jedoch bei ihren Aufträgen die einheimischen Marken bevorzugt zu haben. So hat die Firma Howard T. Wright drei Aufträge für den von ihnen ausgestellten Aeroplan bekommen; der Preis ist 25 000 Mk., einschließlich der Garantie, daß die Maschine gut arbeitet und der Unterweisung in ihrer Handhabung. 4 weitere Aufträge sind in Aussicht gestellt. Kapitän Windham hat eine seiner Maschinen

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für IHOOO Mk. verkauft; doch stellt er auch solche für 13000 Mk. her. Auch die Firma Short Bros, hat Aufträge erhalten, und ebenso ist auch der „Weil.i"-Monoplan bestellt worden. Hoffen wir, daß bald alle diese Maschinen in praktischen Gebrauch genommen werden; Uebungsplätze sind jetzt in England reichlich vorhanden.

Das steigende Interesse des großen Publikums wird auch illustriert durch das Erscheinen einer neuen Zeitschrift „Aerokraft" (monatlich 50 Pf.) Redakteur ist Mr. Pemberton Billing, der Organisator des Fluggrundes in Cambridge, Essex.

Der Kontrakt des Kriegsministeriums mit Mr, Cody, der eigentlich am 31. März ablief, ist bis zum 30. September verlängert worden- Am 1. März machte Cody seinen längsten bisherigen Flug, nämlich 300 m in 8 Fuß Höhe mit dem Winde.

Von den beiden Flügen Wilbur Wright's vor dem König von England werden die deutschen Tageszeitungen eingehend berichtet haben.

Pariser Brief.

Von unserem Pariser Korrespondenten.

Das französische Städtchen Pau befindet sich in aufrichtiger Trauer. Bis vor kurzem noch „in weitesten Kreisen" unbekannt und ungenannt, war es plötzlich, gewissermaßen über Nacht, zu Ruhm und Ehren gekommen, als Wilbur Wright, dessen jahrelange mystische Triumph-Depeschen von jenseits des Ozeans hier in der alten Welt nur Unglauben oder Mißtrauen begegneten, herübergekommen war, um dem staunenden Europa das Resultat seiner zäh ausdauernden und unermüdlichen Arbeit vor Augen zu führen und sich das in der Nähe jenes Städtchens belegene Terrain von Pobt Long zu seinem Hauptquartier erkor. Eine Periode nie geahnter Prosperität brach damit für die biederen Povaner an, die sich mit einem Schlage in den Mittelpunkt des Interesses der gesamten Kulturwelt gerückt sahen. Gewiß, eine sachliche Begeisterung wird man bei den guten Leuten nicht wohl vermuten dürfen, aber den Wert der Goldstücke, die ihnen der ungeheure Fremdenzufluß in ihre sonst so stille Abgeschiedenheit brachte, kennen auch sie und sie verstehen es, das muß man ihnen lassen die Hand, die ihnen das gütige Geschick liebevoll entgegenge streckt,.mit bauernschlauem Schmunzeln kräftig zu schütteln.

Nun ist Pau wieder verwaist, der „Meister" ist davongezogen und die ganze Bevölkerung hat ihm, wie urbi et orbi verkündet wurde, weinend das Geleit gegeben. Nun, diese Tränen waren wenigstens sicher aufrichtig geweint, denn sie galten den entschwindenden Napoleond'ors. In der letzten Woche vor seiner Abreise aus Pau hatte Wright die Ehre des Besuches des englischen Königs, der von Biarritz im Automobil herübergekommen war, um den Amerikaner zu bewundern. Dagegen hatte er mit der Kommission der spanischen Regierung unter Führung des Obersten Vives y Vieh kein Glück. Andauerndes Regenwetter

verhinderte jedes Flugexperiment, sodaß die Spanier unverrichteter-weise von dannen gehen mußten.

Da Wilbur Wright auch seine beiden, übrigens außerordentlich gewandten, amerikanischen Mechaniker mit sich genommen hat, versieht nunmehr der Franzose Lachapelle in Pau den Dienst, wo nun die „Eleven" munter darauf los experimentieren. Unbestreitbar ist, daß diese Schüler von ihrem Meister sehr viel gelernt haben und sei es zunächst auch nur die Kunst einer geräuschvollen amerikanischen Reklame. Sowohl Paul Tissandier, wie Graf Lambert verkünden seit der Abreise Wright's täglich staunenswerte Erfolge. Tissandier beabsichtigt, demnächst einen Flug über das Städtchen Pau hin zu unternehmen, was er allerdings bis jetzt noch nicht versucht hat. Inzwischen hat er aber schon die illustrierten Postkarten anfertigen lassen, die diesen seinen Flug der staunenden Menschheit zeigen und schwungvoll verkauft werden, sozusagen ein kleiner Vorschuß auf die Zukunft.

Für den Fletcher-Aeroplan ist in Pau ein sehr praktisches Dock erbaut worden, das eine bessere Raumausnützung zeigt, als sie bisher bekannt war. Arbeitsräume und Wohnräume sind innerhalb des Schuppens untergebracht und zwar ist hierfür der sonst unbenutzte Raum zu beiden Seiten des Schwanzes der Flugmaschine verwendet. Bleriots Dock wird voraussichtlich in zwei Wochen fertiggestellt sein. Alsdann wollen die Gebrüder Voisin mit dem Aufbau ihres Schuppens beginnen, der in seinem Hauptteil 800 Meter lang und 40 Meter breit sein wird. Es soll dies eine Musteranlage werden, bei der man sich alle in der Praxis gemachten Erfahrungen zu Nutze machen will.

Wilbur Wright begibt sich also nach Rom, wo ihn Hart O. Berg erwartet und wo ein Schuppen für ihn in Centocelle errichtet worden ist. Sein Gepäck im Gewichte von 2000 kg, darunter zwei Motoren, eine neue Schraube, der zweite Zweidecker, ist bereits dorthin abgegangen. Wie verlautet, soll Wright auch italienische Marine-Offiziere in der Handhabung des Flugapparates unterweisen, da die italienische Regierung beschlossen hat, gleichzeitig bei der Marine Aeroplane einzuführen. Ob er die Einladung des Ausstellungs-Komites von Valencia, dort Flugexperimente auszuführen, annimmt, erscheint noch ungewiß.

Interessant ist die (wohl als ballon d'essai) durch die Blätter gegangene Nachricht, daß Wright die französische Regierung urn eine Subvention angehen will. Auch Orville Wright, der zurzeit sich in Paris aufhält, wo er sich in den Ateliers der Soctete Astra mit der Montierung eines Aeroplans beschäftigt, wird nach dessen Fertigstellung nach Italien gehen.

Im Lager von Chalons ist es andauernd rege. Dort beherrschen gegenwärtig die Antoinette-Monoplane das Feld. Dem gelangen mit seiner Antoinette V einige Flüge von 1000 und 1500 Metern; der Apparat hat jetzt einen 50 PS Antoinette-Motor. Hubert Latham, der bisher durch einige Lenkballonfahrten, vornehmlich durch seine Teilnahme an der Fahrt London-Paris mit Jacques Faure, bekannt geworden ist, widmet sich jetzt ausschließlich der Aviation. Er hat mit der Antoinette IV einige kurze

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Schleifenflüge bereits auszuführen vermocht, hatte aber bei einem derselben Pech, Der Apparat, der gleichfalls mit einem 50 PS-Motor ausgestattet ist, flog anfänglich mit lüü km-Geschwindig-keit ruhig dahin, als er innerhalb einer Kurve, durch einen plötzlichen Windstoß gedrängt, mit einem seiner Flügel gegen einen Tannenbaum stieß. Die Beschädigung des Apparats ist nur leichte. Auch Hauptmann Burgeat wird dieser Tage in Chalons Experimente mit einem Antoinette-Flieger beginnen.

In Juvisy ist Desvalieres zum zweiten Male mit seinem Zweidecker verunglückt. Bei einem Fluge am letzten Samstag stieß der Apparat nach etwa 80 Meter Fahrt, infolge eines falschen Manövers des Piloten, mit der Nase auf; Desvalieres wurde nach vorn herausgeschleudert und überschlug sich dabei mehrere Male in der Luft, glücklicherweise ohne ernsten Schaden zu nehmen. Der Apparat ist in trostlosem Zustande.

In Buc haben Bleriot, sowie auch Guffroy mit seinem Es-nault-Pelterie-Aeroplan einige kurze Flüge vollbracht; ersterer einen Kurvenflug von 2500 Meter.

Inzwischen ist der von Henri Farman nach Wien verkaufte Aeroplan dort eingetroffen und von der Militärluftschiffer-Abteilung in Empfang genommen worden. Bei den ersten Flugversuchen, die unter Kontrolle einer Offiziers-Kommission vor "sich gehen werden, wird der Apparat von Legagneux gesteuert werden. Uebrigeus ist neuerdings noch ein Voisin-Zweidecker nach Wien verkauft werden, der im Frühjahr zu liefern ist.

Die Soldaten-Aviatiker in der französischen Armee mehren sich von Tag zu Tag. Jetzt haben wieder zwei Soldaten des in Toul garnisonierenden 156. Infanterie-Regiments, Picot und Christophe, einen demontablen Gleitflieger konstruiert, mit dem sie in den nächsten Tagen ihre Versuche beginnen werden.

Der sonderbare „Monako-Bewerb" spukt jetzt wieder einmal recht vernehmlich umher, nachdem nun die „offizielle" Nen-nungsliste veröffentlicht worden ist. die nicht weniger als 36 „Nennungen" aufzählt. Im Uebrigen haben sich die geistigen Urheber des Projektes zum größten Teil von der Sache zurückgezogen. Sie hatten wohl selbst im Ernste an dessen Durchführung nicht gedacht.

Der Aero-Club de France, der dieser Tage sein KXX). Mitglied (!) aufnehmen konnte, hat eine Delegation nach Italien gesandt, die aus den Herren Graf Costillon de Saint-Victor, Arch-deacon, Bleriot, Farman, Santos Dumont, Robert Esnault-Pelterie, Alfred Leblanc, Ernest Zens und Pierre Gasnier_hesteht. Sie begeben sich auf Einladung der Gemeinde-Verwaltung von Brescia als deren Gäste dorthin, um die Vorarbeiten für dem m September dieses Jahres auf dem Circuit von Brescia zu veranstaltenden und mit 100.000 Francs dotierten „Großen Aviations - Preis" in die Wege zu leiten.

Die französische Zeitung „La Nature" hat einen Preis von 1000 Francs für denjenigen Aviatiker ausgesetzt, der innerhalb Frankreichs eine Strecke von 100 km in gerader Linie in weniger als zwei Stunden durchfliegt. Die „Ligue aerienne" ist mit der Ausarbeitung des Reglements betraut.

Ein sehr interessantes Ausstellungs-Projekt liat dieser Tage zu Paris greifbare Gestalt angenommen. Es handelt sich um eine historische Ausstellung der Aviation und Aerostation durch alle Zeitalter, die nicht nur Modelle und Apparate, sondern alle Arten von Büchern, Dokumenten, Gemälden, Ankündigungen, Medaillen, Kunstgegenständen, die dazu geeignet sind, den Luftschiffahrtsbestrebungen zu dienen, umfassen soll. Das Organisations-Ko-mite, das sich in der kürzlich im Aero-Club de France abgehaltenen Sitzung konstituierte, besteht aus den Herren Grand-Car-teret, Delteil als Direktoren, Franz Reichel als Generalsekretär und Aug. le Corbeiller als Sekretär. Die Ausstellung wird im Monat Juni dieses Jahres zu Paris im Hotel des Modes, Rue de la Ville-l'Eveque, stattfinden. Rl.

Der Flugsport in Oesterreich=Ungarn.

(Originalbericht unseres Wiener Korrespondenten,)

In Wien hatte sich vor einiger Zeit ein Syndikat unter dem Vorsitze des Theaterdirektors Waller gebildet, daß einen Far-man- und Wrightflieger ankaufte. Man war bis jetzt über die Absichten des Syndikats ganz im Unklaren. Man wußte nur, dali dasselbe dem Kriegsministerium anbot, je einen der genannten Flieger kostenlos zu überlassen sowie einige Offiziere als Aero-planführer auszubilden, was das Kriegsininisterium auch annahm und vermutete, daß das Syndikat uneigennützige Zwecke verfolge. Dies ist nicht der Fall. Wie man erfährt, bat ein Vertreter des Syndikats den Präsidenten des Wiener Aeroclubs, Victor Silberer, um seinen Beitritt sowie um Rat, wie man die Flüge arrangieren soll, damit sie ein günstiges finanzielles Ergebnis ergeben. Victor Silberer lehnte in Anbetracht seiner Stellung als Präsident des Aeroclubs seine Beteiligung ab und sprach sich auch über die Rentabilität des Unternehmens sehr skeptisch aus. Selbst wenn die Flüge auf einem umzäunten und abgesperrten Platze, wie der Vertreter des Syndikats vorschlug, vor sich gehen, so würden die Leute außerhalb der 1 Imzäunung dieselben gerade so gut sehen, wie innerhalb derselben.

Die Aussichten des Syndikats sind demnach nicht die besten. Noch ein anderes Hindernis hat dasselbe zu überwinden, den Mangel an einem geeigneten Platz. Der Werkmeister der Gebrüder Voisin, LegagneLixTlter den Farmanflieger lenken wird, traf am 20. März in Wien ein und erklärte, daß der in Aussicht genommene Platz beim Arsenal viel zu klein sei. Er ist eifrig auf der Suche nach einem anderen Platze, doch dürfte er schwer einen finden. In der Provinz allerdings ist Raum in Hülle und Fülle. Darauf geht jedoch das Syndikat mit Rücksicht auf das finanzielle Ergebnis nicht ein. Man kann heute schon behaupten, daß letzteres auch in Wien zu wünschen übrig lassen wird, wenn es nicht gar mit einem Fiasko enden wird. Den einzigen Vorteil werden die Wiener bekommen, da sie Gelegenheit haben, einige kleine Flüge französischer Flieger zu sehen.

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Die Flugtecliniker finden eine warme Unterstützung der Abgeordneten uila Herrenhausmitglieder, doch die Regierung ist nicht geneigt, derzeit etwas für sie zu tun. Dem seinerzeitigen Antrag zur Förderung von Victor Silberer im Abgeordnetenhause folgte vor kurzem ein zweiter Antrag von Hugo Fürst von Dietrichstein im Herrenhaus, welcher der Budgetkommission überwiesen wurde. In diesem wurde gefordert:

1. Für das Jahr 1909 einen Kredit von K 500.000 in Anspruch zu nehmen.

2. Für das Jahr 1910 den gleichen Kredit.

3. Aus diesen Jahressubventionen in annäherungsweise gleichem Ausmaße die Kosten zu bedecken,

a) für öffentlich abzuhaltende Konkurrenzen und für Errichtung von Versuchsstationen sowie für Zwecke der Industrie und Gewerbeförderung,

b) für den Ankauf, Bau und Betrieb von Luftfahrzeugen,

c) für die Bestrebungen einer allgemein anerkannten Fach-vereinigung, sofern eine solche vorhanden ist.

Der Oest. Flugtecliniker Verein hat die Austragung seiner Konkurrenz für Flugmaschinenmodelle engültig für den 3. April festgesetzt. Es liegen 19 Anmeldungen vor, darunter auch ein Miniatur-Farman- und Wright-Aeroplan. Man darf diese Konkurrenz als ersten Schritt der Oesterreichischen Flugtecliniker in die Öffentlichkeit zu treten bezeichnen. —u —

Neue Messungen an großen Schwebefliegern.

Im Jahre 1895 wurden von Lilientlial im Zoologischen Garten zu Berlin Messungen des Gewichtes und der Flügelfläche an Kondoren ausgeführt, um nach diesen Messungen die erforderliche Tragfläche eines gewölbten Monoplan-Schwebeflug-apparates für den Menschen zu' bestimmen. Lilientlial selbst legte auf diese Messungen großes Gewicht, er ist aber in späterer Zeit nicht mehr dazu gekommen, weitere Messungen vorzunehmen.

Gelegentlich einer Diskussion im Posener Verein für Luftschiffahrt, die im Anschluß an einen vom Verfasser dieses Berichtes dort gehaltenen Vortrag über die moderne Flugmaschine stattfand, erklärte sich der Direktor des Posener Zoologischen Gartens, Herr Meißner, bereit, zu weiteren Experimenten in dieser Richtung einige größere Schwebevögel zur Verfügung zu stellen. Eine Kommission, die außer genanntem Herrn Direktor Meißner aus den Herren Reg- Assessor v. Groddeck, Baumeister Pitt und dem Verfasser bestand, wählte unter den großen Raubvögeln, da für den Kondor die Lilienthal'schen Messungen bereits vorlagen, zwei große Gänsegeier aus, die nicht ohne Mühe eingeholt und zur Wage transportiert wurden.

Als Gewicht ergab sich für das Männchen 8,0 kg, für das stärkere Weibchen 9,6 kg. Für das erstere wurde ferner festgestellt:

Klafterung 2700 mm, durchsclinittliche Flügeltiefe (Seline gemessen) 500 mm, gesamte Tragfläche in der Horizontalprojektion (ausschließlich Hals, Kopf und Füße) 1,30 qm. Für den Schwebeflug

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ergibt sich somit eine Einheitsbelastung von = 6,6 kg. Rechnet man hierzu, daß der Geier sicher noch eine Beute von 6 bis 8 kg mit ernporzunehmen vermag, so ergibt sich, daß der Vergleich mit einem künstlichen Schwebeflieger, bei' welchem etwa 7 kg auf den qm projizierte Fläche gerechnet werden, bezüglich der Tragfähigkeit noch zugunsten der künstlichen Schwebefläche ausfällt.

Erwähnt soll noch werden, daß die viel ausgesprochene Ansicht, wonach die großen Schwebevögel sich vom Boden aus nur in ganz flachem Winkel zu erheben vermögen, und dali sie deshalb ihren Abflug meist von einem erhöhten Punkte aus vornehmen müßten, wenigstens bei diesen Geiern nicht zutrifft. Der Aufflugwinkel dieser Vögel beträgt wenigstens 60 Grad. Bei dieser Steigung merkte man jedoch, daß die Tiere anscheinend eine besondere Anstrengung aufwenden mußten. Die Flügel wurden hierbei mit einer Geschwindigkeit, die für Auf- und Niederschlag zusammen etwa 0,4 Sekunden betrug bewegt.

Ingenieur C. Sc h r a d er-Breslau.

Wissenschaftliche Fragen aus der Flugtechnik.

Von H. Reiß ner in Aachen. (Schluß.) Der Antrieb.

Wie für die Haupttragflächen, so hat sich auch für den Vortrieb das Prinzip der unter kleinem Winkel geführten Fläche in Form des Schraubenpropellers als das geeignetste Mittel erwiesen.

Die Literatur über den Schraubenpropeller in Wasser besonders die englische in den Trans. Inst. Nav. Arch. niedergelegte ist sehr groß, und ihre Ergebnisse würden sich bei gleichen Verhältnissen zwischen Winkelgeschwindigkeit und Schiffsgeschwindigkeit auf den Luftpropeller übertragen lassen, da die Elastizität der Luit bei den in Betracht kommenden Druckunterschieden keine Rolle spielt.

Für die Uebertragung der Tankversuche spräche sogar, daß beim Luflpropeller der Einfluß des Schiffskörpers auf den Zustrom im allgemeinen vernachlässigbar ist. Auch die Erscheinung der Kavitation, die nach Messungen von Barnaby und Par-sons sich bemerkbar macht, wenn der Propellerschub auf die Flächen tinheit sich dem ungestörter. Wasserdruck nähert, tritt beim Luftpropeller niemals auf, weil höchstens Drucke von '/so At. vorkommen.

Aber die für den Schiffsantrieb geschaffenen Zahlen sind hier doch nicht übertragbar, weil man aus verschiedenen Gründen zu erheblich höheren Winkelgeschwindigkeiten übergehen muß und so aus dem Bereich der von den Froude, Barnarby, Taylor und Durand geschaffenen Ergebnisse herauskommt. Da andererseits die Hindernisse einer scharfen hydrodynamischen Theorie in absehbarer Zeit keine technich verwendbare Lösung gestatten werden, muß man als Leitfaden für den Bau und die Versuchsreihen von Luftpropellern eine elementare den bisherigen Versuchen

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angepaßte Theorie weiterbilden, wie sie von Renard, Ferber und Lanchester schon in Angriff genommen worden ist.

Hier sind es zwei Auffassungen, deren zweckmäßiges Zusammenpassen zum Ziele führt, nämlich die Froudesche Annahme über die Einzelwirkung der Propellerelemente und die Rankine-Fitzgeraldschen Ansätze über den Zusammenhang zwischen Drehmoment und Schub eineiseits und Translation und Rotation des Kielwassers andererseits. Die Froudesche Theorie*) wendet das Gesetz der schräg gelroffenen Fläche sinngemäß auf jedes Propellerelement unabhängig von den anderen an und erlaubt die folgenden Schlüsse.

Für jedes Element ergibt sich unter Berücksichtigung der Reibung ein günstigster Winkel zwischen Strom und Fläche von etwa 3 Grad oder, wie man im Schifibau anschaulich aber mathematisch unbequem sagt, ein günstigster Slip, d. h. ein günstigstes Zurückbleiben des Flügelelements gegen die auf ihm liegende Schraubenlinie.

Der den einzelnen Elementen zukommende, größtmögliche Wirkungsgrad d. h. das Verhältnis von Schubarbeit zu Dreharbeit hängt von dem Steigungswinkel der vom Element beschriebenen Schraubenlinie ab und ist am größten, und zwar etwa 81 pCt, wenn dieser Winkel etwa 42 Grad und damit der Slip etwa 10 pCt. beträgt. Nur wenn dieser Punkt so weit von der Achse entfernt ist, daß man in der Nähe desselben so viel Schraubenfläche entwickeln kann, daß das Drehmoment aufgenommen wird, erhält man Propeller von hohem Wirkungsgrad.

Der Wirkur gsgrad eines Propellers bei gegebener Schiffsgeschwindigkeit nimmt mit abne mender Winkelgeschwindigkeit und abnehmendem Drehmoment bis zu der Grenze zu, wo um den günstigsten Punkt die notwendige Druckfläche entwickelt werden kann, um von da ab konstant zu bleiben.

Diese günstigste Stelle, wo der Steigungswinkel der Flügelfläche 45 Grad beträgt, ist aber bei den hohen Winkelgeschwindigkeiten der Benzinmotoren (100 bis 160) und den vorläufig noch verhältnismäßig kleinen Systemgeschwindigkeiten (10 bis 18 m|sec) bei direkter Kupplung von Motor und Schraube so nah an der Achse, daß dort eine Aufnahme des Drehmoments nicht möglich ist, und darum ist dann ein schlechter Wirkungsgrad (0,3—0,5) unvermeidlich. Aus diesem Grunde bringt eine Uebersetzung ins Langsame, wie sie O. und W. Wright trotz der technischen Schwierigkeiten. anwenden, die Möglichkeiten eines höheren Wirkungsgrades mit sich.

Bei den zu erwartenden höheren Fluggeschwindigkeiten (> 80 km std.) rückt aber der Punkt günstigster Ausnutzung schon genügend weit von der Motorwelle fort, so daß man wohl später auf die Uebertragung ins Langsame verzichten kann, wenn man nicht etwa das Nutzgewicht und damit die Motorleistung ebenfalls weiter steigert.

Die Froudeschen Ansätze sind von Drzewiecki weiter verfeinert worden, vielleicht weiter, als ihrem etwas rohen Charakter entspricht D. hat allen Konstruktionen einen günstigsten Normalpropeller zum Vergleich zugrunde legen wollen, bei dem jedes-Element unter dem günstigsten-Wmkel arbeitet Merkwürdigerweise ist von ihm nicht beachtet worden, daß der günstigste Gesamteffekt eines Propellers sich nicht bei den günstigsten Einzeleffekten ergibt, sondern dann, wenn die Stelle günstigster Ausnutzung etwas steiler gestellt wird, um ein größeres Drehmoment mit etwas kleinerem Nutzeffekt aufzunehmen und die Stellen mit noch kleinerem Effekt zu entlasten. Eine derartige Flügelfläche ergibt sich nämlich als Lösung des isoperimetrischen Problems, das Integral über die Schubkräfte der Propellerelemente zum Maximum zu machen bei gegebenem Integralwert über die Drehmomente der Propellerelemente (Drehmoment des Motors) gegebener Winkelgeschwindigkeit und gegebener Flügel breite.

*) s. z. B. Dunkerley, Hydraulics II, p. 190.

Die Frage nach der zulässigen Flügelbreite übrigens ist gerade einer der schwachen Punkte der Froudeschen Theorie, weil sie darüber keinen Aufschluß gibt. Man hat (neuerdings ausführlich Lanchester), um diese schwierige Frage zu beantworten, die Vorstellung von der Wirkungstiefe einer Gleitfläche geschaffen, indem man den sekundlichen Zuwachs an Bewegungsgröße der Luft senkrecht zur Fläche gleich dem Flächendruck setzt, dadurch dieselbe Abhängigkeit wie üblich von Inzi-denzwinkel, Flächengröße und Geschwindigkeit erhält und auf diese Weise den Druckkoeffizienten durch die Flächenbreite ausdrückt. Dazu muß man allerdings eine Annahme über die Geschwindigkeitsverteilung in der Richtung senkrecht zur Fläche machen und erhält z. B. für kleine Winkel und ebene Flächen bei konstanter Geschwindigkeitsverteilung eine Wirkungstiefe von 1,23, bei linear abnehm-der eine solche von 2,46 der Flächenbreite, unabhängig von der Geschwindigkeit und der Dichte des Mediums.

Aus dieser Ueberlegung kann man dann auf diejenige zulässige Flügelbreite schließen, bei der sich die Wirkungsphären der einzelnen Schraubenflügel nicht überdecken, und erhält das übrigens bisher nirgends ausgesprochene Resultat, daß die zulässigen Flügelbreiten sich verhalten müssen wie die Abstände von der Achse und wie die Sinus der Steigungswinkel, wodurch sich auch die praktisch gefundene Tatsache erklärt, daß schnellrotierende Propeller (kleinere Steigung) schmäler sein müssen, als lang-am rotierende bei gleicher Systemgeschwindigkeit.

Ein zweiter Einwand kann erhoben werden gegen die Annahme, daß das Propellerelement die Luft mit der aus System- und Winkelgeschwindigkeit resultierenden Geschwindigkeit trifft, da doch die gerade bei Luftpropellern erhebliche Ansaugung eine größere Relativgeschwindigkeit erzeugen muß. Hier muß eine Korrektion auf Grund der Rankinescbe Betrachtungsweise einsetzen.

Zunächst ist wieder von der etwas rohen Annahme auszugehen, daß jedes Propellerelement unabhängig von der anderen Reaktionsgeschwindigkeit in dem zugehörigen Elementar-Zylinderring erzeugt. Sodann ist aus den Versuchen für eine bestimmte Propellerart oder aus hydrodynamischen Ueberlegungen zu entnehmen, welcher Teil der Luftbeschleunigung durch Ansaugung und welcher innerhalb des Propellers selbst zustande kommt. Bei den hohen Reaktionsgeschwindigkeiten schnell rotierender Luftpropeller z. B. kann man ohne wesentliche Fehler den Ansatz machen, daß die ganze Luftbeschleunigung durch Ansaugung entsteht, weil innerhalb des verhältnismäßig kurzen Propellers keine wahrnehmbare Strahlkontraktion und demnach auch keine Translationsbeschleunigung entsteht.

Auf Grund dieser Vorstellung kann man drei Gleichungen für den Elementarschub, das Elementardrehmoment, die Reaktionstranslation und die Reaktionswinkelgeschwindigkeit ansetzen, nämlich:

Der Propellerschub ist gleich der Aenderungsgeschwindigkeit der axialen Bewegungsgröße des Reaktionsstrahls.

Das Drehmoment am Propeller ist gleich der Aenderungsgeschwindigkeit des Drehmoments der Bewegungsgröße des Reaktionsstrahles.

Die—Leistung des Drehmoments ist gleich der Summe von Schubleistung Reibungsverlust und Aenderungsgeschwindigkeit der lebendigen Kraft des Reaktions-s rahles.

Aus diesen drei Sätzen kann man die Ansaugegeschwindigkeit und damit eine Korrektion der Froude'schen Resultate gewinnen; es ergibt sich ferner eine Grenze für die Reaktionsgeschwindig: eit und damit eine Beschränkung der Flügelbreite und schließlich der Wert der Rotation des Reaktionsstrahls.

Da nur die Translation der Luft hinter dem Propeller Schub erzeugt, hat man versucht, die Rotation durch Leitschaufeln in Translation unter Gewinnung von Propellerschub zu verwandeln. Ist man im Durchmesser des Propellers nicht be-

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schränkt, so gewinnt man dadurch gar nichts ; hat man es aber mit kleinen Propellern schlechten Wirkungsgrades zu tun, so kann man nach dem Vorgang von Thornycroft durch sinngemäße Kontraktion des Reaktionsstrahls die Ansaugung verhindern, eine starke Rotation desselben erzeugen und diese durch Leitschaufeln so ausnutzen, daß der gesamte Wirkungsgrad der Anordnung ein normaler wird.

Die lokale Formgebung der Propellerflügel muH von der Forderung ausgehen, daß die Luft stoßfrei mit der voraussichtlichen Ansaugegeschwindigkeit in die Vorderkante des Propellers eintritt und ebenso stoßfrei in die voraussichtliche Reaktionsgeschwindigkeit hinter dem Propeller durch die Flügelfläche übergeleitet wird. Welcher allmähliche Uebergang von [dem Winkel der Vorderkante zu dem der Hinterkante zu wählen ist, scheint ohne Belang zu sein. In neuerer Zeit hat H. Lorenz noch die Forderung hinzugefügt, daß die Strömung durch den Propeller den hydrodynamischen Bewegungsgleichungen reibungsloser Flüssigkeiten entsprechen soll.

Ueber die Zahl der Schraubenflügel gibt keine der Theorien eine Antwort, merkwürdig erscheint hier der Gegensatz zwischen Schraubenpropellern und Schraubenventilatoren, von denen die ersteren immer mit wenig Flügeln, die letzteren regelmäßig mit sehr viel Flügeln ausgebildet werden, trotzdem sie beide dieselbe Funktion haben, einen möglichst kräftigen Reaktionsstrahl zu erzeugen.

Uebrigens zeigen die den günstigsten Anordnungen entsprechenden Gebiete eine sehr langsame Veränderlichkeit, so daß man in der Wahl von Steigung, Durchmesser und Flügelbreite einen erheblichen Spielraum hat.

Aus den gegebenen Darlegungen läßt sich ermessen, welch eine Fülle von Stoff nicht nur allgemein, sondern auch zahlenmäßig für den planmäßigen Bau guter Flieger zu schaffen und zu verarbeiten ist, eine Fülle, die die Kräfte des einzelnen erheblich Ubersteigt und deshalb die Mitarbeit aller mathematisch und physikalisch Berufenen aufs dringlichste verlangt.

Wenn auch nicht bestritten werden soll, daß vieles Vortreffliche aus dynamischen Gefühl, mechanischer Geschicklichkeit und instinktiver Beobachtung geschaffen worden ist und werden wird, so ist doch zu betonen, daß Leute wie O. und W. Wright und G. Voisin mit mehr wissenschaftlicher, planmäßiger und geduldiger Technik arbeiten, als die Welt annimmt.

Sind nun selbst alle diese wissenschaftlichen Schwierigkeiten mehr oder weniger gut überwunden, so treten neue ebenso schwere Forderungen an den ausführenden Ingenieur heran, nämlich die Notwendigkeit leichter und luftschneidender Flächen, die Herstellung eir.es ebensolchen Gerippes, die Fragen nach den zulässigen Spannungen und nach denjenigen Materialstärken, die allen auftretenden Beanspruch-ungsfällen gewachsen sinJ, die Tücken und Mucken des Motor, und seiner Kühlung, die Ausbildung der Abfahrts- und Landungsverfahren und schließlich die persönliche Geschicklichkeit.

Flugtechnische Rundschau.

Inland.

Flügelflieger von Arno Engelmann, Soden. Wie wir bereits in voriger Nummer berichteten, hat Ingenieur Engelmann in Soden einen Flügelflieger konstruiert. Der Flieger besteht aus 2 Tragbalken b, die in der Mitte auf einer Achse d befestigt sind und an ihren beiden Enden zwei Flügelpaare a, a, bei h drehbar, tragen. Die Bewegung des oberen Flügels a geschieht vermittels eines doppelarmigen Hebels i, welcher mit einer Zugstange k durch Drähte verbunden ist. Je nach der Auf- oder

Abwärtsbewegung können die Flügel schräg gestellt werden. Der aufwärts gehende Flügel wird stets schräg eingestellt und erteilt dem Apparat dadurch eine Vorwärtsbewegung, während der abwärts gehende Flügel horizontal steht. Dadurch daß die Tragbalkenkonstruktion nicht rotiert, sondern stets im Halbkreis in ihre Anfangsstellung zurückgeht, ist die Flügeleinstellung auf diese einfache Weise ohne Kraftaufwand zu ermöglichen. Die Tragflächen werden aus Aluminiumblech oder Zellu-

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Flieger von Arno Engelmann.

loidtafeln in halbzylindrischer oder in Rippen gepreßter Form hergestellt. Die ganze Tragfläche besteht infolgedessen aus Kanälen, die nach innen hohl und nach oben gewölbt sind.

Wenn man diese gerippten Bleche auf Flügel, deren Form beliebig sein kann, befestigt und zwar so, daß die Kanäle nach den Flügelspitzen und der Flügelhinterkante verlaufen, so wird bei dem Fliegen der Tragfläche eine verstärkte Vorwärts-

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Flieger von Arno Engel mann.

bewegung erteilt. Da die Beanspruchung der Flügelvorderkante mit wachsender Fluggeschwindigkeit steigt, so ist es zweckmäßig, diese mit stärkerem Blech zu versehen, so daß sie umgebogen werden und mittels Festdrücken eine scharfe Kante hergestellt wird.

Flieger der flugtechnischen Abteilung des Niederrheinischen Vereins iür Luftschiffahrt. Die flugtechnische Abteilung des genannten Vereins Iiat einen Flugapparat, einen Dreidecker, von etwa 50 um Tragfläche aus deutschem Material mit deutschem Motor im Bau. Dieser Drachenflieger, das Ergebnis langer, eifriger

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Studien der vorerwähnten, aus Physikern und Mathematikern bestehenden Kommission, sollte ursprünglich mit selbsttätigen Qleichgewichtserhaltern versehen sein, damit die Bedienung der Flugmaschine an den Führer möglichst geringe Anforderungen stellt. Denn gerade daran kranken alle bisher gebauten Flugmaschinen, daß sie nur von eingehend geübten Flugtechnikern hochgebracht und hochgehalten werden können. Da der geplante Qleichgewichtserhalter aber eine große Gewichts-vermehrung des Fliegers bedeutete, so ist vorlä ifig von einer Anbringung abgesehen worden. Immerhin wird der Apparat aber auch ohnedies in sich stabil sein, und für den Fall, daß er doch die Gleichgewichtslage verlieren sollte, ist er mit Organen versehen, die es ermöglichen, schneller und einfacher als bisher diese Lage wiederherzustellen. Der Flieger wird sich durch die günstigste Anordnung der Tragflächen und der Schrauben auszeichnen; letztere werden vorn saugend angebracht, unter Wahrung der nötigen Entfernung von den Tragflächen. Beim Bau des Gerüstes werden sowohl Stahlrohre als auch Holz Verwendung finden. Das Gewicht mit Bemannung, Kühlwasser und Benzin wird etwa 570 Kilogramm betragen; davon wird der Motor nebst Zubehör allein etwa 300 Kilogramm wiegen. Nach eingehender Prüfung aller deutschen in Betracht kommenden Motoren hat sich die Kommission troiz des großen Gewichtes für den Körtingschen Luftschiffmotor entschieden, der sich z. B. bei der 13stündigen Fahrt des Militärballons so gut bewährt hat. Da es vor allen Dingen auf die Betriebssicherheit des Motors ankam, so spielten das größere Gewicht — etwa 4 '/a Kilogramm pro Pferdekraft — und der höhere Preis keine Rolle. Zur Uebung der Führer ist genau nach dem Muster des Drachenfliegers ein Gleitflieger erbaut worden, der auf dem großen Platz am Essener Stadtwald, den die Stadtverwaltung in entgegenkommendster Weise zur Verfügung gestellt hat, in den nächsten Tagen ausprobiert werden wird. Für die Uebungen mit dem Drachenflieger werden die großen Ruhrwiesen von der Stadt Essen zur Verfügung gestellt.

Der Sächsiche Verein für Luftschiffahrt hat einen Flugapparat gebaut und denselben zurzeit in Dresden im Konzertsaal des städtischen Ausstellungspalastes ausgestellt. Die Ausstellung ist vormittags von 9 Uhr ab bis abends 9 Uhr zu besichtigen. Diese Flugmaschine und der 30 pferdige, nur 45 kg wiegende Motor sind eigene Konstruktion von Fritz Hayn und wurden in der Maschinenfabrik von Hayn & Leilich in Chemnitz erbaut. Ein erster derartiger Apparat wurde bereits im Sommer 1908 fertiggestellt und die ersten Flugversuche damit gemacht, dann wurde die Flugmaschine mit Unterstützung des Sächsischen Vereins für Luftschiffahrt, nachdem ein größeres Modell in der Technischen Hochschule geprüft und für gut erklärt war, umgebaut, so daß die weiteren Versuche damit vor Weihnachten vorgenommen werden konnten. Diese Versuche hatten den Zweck, die Festigkeit der einzelnen Teile zu prüfen. Die Firma nahm dann auf Grund der dabei gesammelten Erfahrungen einen abermaligen vollständigen Umbau vor. Insbesondere wurde der Antrieb wesentlich vereinfacht und am Apparat vorn und hinten außer den Antriebs- noch größere Tragflächen, und ein besonderes Höhensteuer angebracht sowie ein 30pferdiger Rotationsmotor eigener Konstruktion eingebaut. Der Apparat selbst ist eine Kombination von Rad» und Drachenflieger. Es ist also gewissermaßen ein Drachenflieger mit radartig bewegten Auftriebsflächen. Diese Auftriebsflächen haben den Zweck, den Apparat direkt von der Stelle aufsteigen zu lassen. Die Vorwärtsbewegung des Apparates erfolgt durch den Luftpropeller. Der Apparat ist 6 m lang, 6 m breit und 3% m hoch und wiegt unbemannt 255 kg. Die Ausstellung wird sicher einen großen Anklang finden, denn es ist das erstemal, daß in Dresden ein deutscher Flugapparat der Oeffentlichkeit zugängig gemacht wird. Von den Erbauern sind weitere systematische Versuche geplant, zu deren Durchführung die Ausstellung die Mittel ergeben soll.

No. 8

„FLUGSPOR TV

Seite 226

Ausland.

Flieger von Levy=GaiIlat. Die Erbauer dieses Apparates versuchen, ihren Flieger auf eine andere Art und Weise als bisher üblich steuerfähig zu machen. Der Apparat besitzt ein unteres Haupttragdeck von 6,5 m Spannweite und 5,5 m Breite sowie ein oberes Hilfstragdeck, welches zugleich als Höhensteuer dient. Der Flächenin-

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Fliegerivon Levy»Gaillat.

halt ist 43 qm. Zum Betriebe dient ein 4zylindrischer de Dion-Motor von 20 PS. Die Vertikalsteuerung wird durch ein Versetzen der Schraube und des Motors, welcher auf einer Drehscheibe befestigt ist, bewirkt. Die obere Tragdecke ist, wie die nebenstehende Abbildung zeigt, in der Richtung der Pfeile beweglich- Die Bewegung des oberen Tragdecks geschieht durch 2 Hebel.

Fliegerfivon Roger Ravaud. Ueber diesen Flieger berichteten wir bereits in Nr. 6 auf Seite 171 des »Flugsport". Der Flieger ist jetzt vollendet und wird nach

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Flieger von Roger Ravaud. (Seitemmsicht.)

Monaco transportiert, wo er am Wettbewerb teilnehmen soll. Nebenstehende Abbildung zeigt den Flieger in Seitenansicht.

Zwei neue französische Aeroplane gehen ihrer Vollendung entgegen und werden demnächst ihre ersten Proben abzulegen haben. Der eine, mit einem 60 PS. öZylinder Dutheil-Cnalmers-Motor ausgestattet, wird den Hauptmann Hayol in Beau-vais, der andere, mit einem 40 PS Vierzylinder-Motor gleicher Marke, Herrn Savary in Mans als Piloten haben.

Der französische Ingenieur Robert Savary läßt gegenwärtig in den Ateliers von Bollee zu Le Mans einen Zweidecker bauen, dessen Charakteristikum ein besonderes Deformations-System ist. Außerdem will Savary eine neue Lösung des Problems der Längs-Stabilisierung gefunden haben. Der Apparat wird Mitte April vollendet sein. Alsdann will Savary seine Flugversuche im Lager von Auvours beginnnen.

Die französische „Union Aerienne" bringt demnächst zwei neue Flugmaschinen heraus. Die eine, ein Dreidecker mit 8 Meter Spannfläche und verstellbaren Schaufeln, in einen Zweidecker verwandelbar, mit einem 10 PS-Motor; die andere, ein Monoplan von 11 Meter Spannfläche und 26 Quadratmeter Tragfläche, hat einen Stabilisierungsschwanz von besonderer Konstruktion. Dieser Apparat wird auseinandernehmbar und leicht transportierbar gebaut.

P. A. Newman, Professor, soll mit einem Flugapparat zu Brownsville einen Flug von 10 Meilen in 50 m Höhe ausgeführt haben. Der Apparat ähnelt in seiner Konstruktion dem Wright'schen Flieger.

Der neue Zweidecker Ouee, an den sein Konstrukteur soeben die letzte Hand legt, hat 10 Meter Spannfläche; die Tragfläche mißt 47 Quadratmeter. E*n 24 PS-Motor betätigt eine Schraube mit 4 Holzflügeln. Der Apparat ruht auf Schienen, rollt aber beim Aufstieg dennoch auf dem Boden dahin, indem die Räder hervortreten, sobald die Maschine sich hebt. Die Oleichgewichtsfläche von 5 Quadratmeter ist hinten, fünf Meter vom Apparat entfernt angebracht. Die beiden vertikalen Steuer sind rechts und links darüber angeordnet. Zu beiden Seiten, an den beiden Hinterenden der Vorderzelle, sind zwei Gleichgewichtsllächen von je 70 Quadratzentimeter vorgesehen. Durch sie sollen einerseits die Verwindung, andererseits die Schaufeln ersetzt werden. Diese beiden horizontalen Qleichgewichtsflächen können sich zusammen betätigen, und so in gewiss:m Maße die Wirkung des hinteren Tiefensteuers unterstützen; sie können aber auch, nach Art der Schaufeln, in einander entgegengesetzter Richtung sich bewegen und auf diese Weise das durch einen Windstoß gestörte Gleichgewicht wiederherstellen. Auf diesen beiden Flächen sind, zur Sicherung der transversalen Stabilität, zwei vertikale ' teuer frei aufgesetzt, die nicht durch den Piloten zu betätigen sind.

Patentwesen.

England.

Anmeldungen vom 22.-27. Februar 1909.

No. 4607. Frank Duke Henderson, Robinson Deep Johannisburg. Kxcentrisches

Ruder zur Anwendung bei der Luftschiffahrt No. 4624. Haydn Arnold Sanders, 23, Blenheim Park Road, Croy on. Verbesserte

Flugmaschine.

No. 4642. Percy Adolphus Vaile, Verbesserungen an Aeroplanen. No. 4803. Charles Van Moorsei. Verbesserungen an Flugmaschinen. No. 4812. Claud Hamilton Augustus Verity, 9, Clifton Villas, ;Maida Vale, London. Verbesserte Flugmaschine.

Ho. 8

FL U OS PORT".

Seite 228

No. 4945. Richard Martin Alexander. Verbesserungen an Luitmaschinen. No. 4954. Christian Magnus Qyde Jensen. Verbesserungen an lenkbaren Flugmaschinen.

No. 5133. John Law Oarsed. Verbesserungen an Propellern für Luftmaschinen. No. 5221. Louis Beauclerc Ooldman, „Downsleigh", Lucastes Avenue, Hayward's

Heath, Sussex. Verbesserungen an Luftmaschinen. No. 5550. Gerald St. John Wood. Verbesserungen an Flugmaschinen. No. 5628. John Law Oarsed. Verbesserungen an Propellern für Flugmaschinen. No. 5649. James Edward Duggan, 6, Finkle St., Stockton-on-Tees. Verbesserungen

an Aeroplanen.

No. 5662. Robert Brocklehurst. Verbesserungen an mechanischen Flugmaschinen. No. 5699. flugh Arthur Franklin. Verbesserungen an Aeroplanen. No. 5716. Reginald Mansfield Baiston. Verbesserungen an Flugmaschinen. No. 5720. Harold Piggott, 57, Bishopsgate Street Without, London. Verbesserungen an Flugmaschinen

No. 5910. John F. F. W. Ure, 12, Sloane Court East, Lower Sloane Street, London. Aeroplan mit gyrostat schem Betriebe.

No. 5915. Wilfried O., Robertson. Verbesserungen an Propellern für Luftmaschinen.

No. 6017 Frank Boxall Qoodchild und das Paraffin Motor Syndicat Ltd., London. Verbesserungen in der Kontrolle von Motoren für Luftschiffe.

No. 6021. Jose Weiß & WeiU Aeroplane and Launcher Syndicate, Ltd. Verbesserungen an Aeroplanen.

No. 6038. Wolseley Tool & Motor Car Co. Ltd. und Arthur John Ro-wledge, Wol-verhampton. Verbesserungen im Treibmechanismus von Luftmaschinen.

Fingmaschine mit Schlagflügeln und Tragflächen.*)

Die Erfindung bezieht sich auf eine mit Schlagflügeln, Tragt ächen und Propeller ausgerüstete Flugmäschine und besteht im wesentlichen in der eigenartigen Anordnung der Schlagflü el in Bezug auf die Tragflächen und in der besonderen Wahl der Lagerstellen der Antriebs und Steuerorgane.

Die Schlagflügel sind gemäß der Erfindung zwischen zwei geneigten Tragflächen derart angeordnet, daß die Vorderkante der vordertn Tragfläche mit der

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Abb. 1.

Mitte der Schlagflügel und der rückwärtigen Kante der rückwärtigen Tragfläche annähernd in einer Horizontalen zu liegen kommt. Die Flügel sind schmaler als die vordere Tragfläche, dagegen ist die rückwärtige Tragfläcne größer als die vordere.

*) D. R. F. Nr. 206 691 von Franz Wondra in Schenectady V. St. A.

Seite 229 „FLUGSPORT". Na 8

Ferner betrifft die Erfindung den Schlagflügel und Proppellerantrieb, sowie die Steuerungsvorrichtung tür den Lenkflügel und den Doppelpropeller von Flugmaschinen der vorerwähnten Art.

In den Zeichnungen stellt

Abb. 1 eine Seitenansicht der Flugmaschine dar.

Abb. 2 ist ein in kleinerem Maßstabe gezeichneter Grundriß,

Abb. 3 eine Ansicht von rückwärts, bei welcher die strichpunktierten Linien die tiefste Stellung der Schlagflügel anzeigen.

In den Abb. 4, 5 und 6 sind die Mechanismen für das automatische Schließen der Flügelfelder veranschaulicht.

Abb. 7 zeigt die Antriebsvorrichtung für die Schlagflügel mit angehobenen Flügeln und mit geschlossenen Flügelfedern.

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Abb. 2.

Die Abb. 8, 9, 10 und 11 sind Einzelheiten der Antriebsvorrichtung für die Schlagflügel.

Abb. 12 stellt einen Grundriß der Flugmaschine mit abgenommenen Tragflächen und Schlagflügeln dar, aus welchem insbesondere die Einrichtung der Horizontalsteuerung ersichtlich ist.

__Abb. 13 ist eine schematische Ansicht der Umlegvorrichtung des Steuerflügels.

~~ .-Abb. 14 zeigt in größerem Maßstabe den Mechanismus der Horizontal- und Vertikalsteuerung.

Abb. 15 ist ein Vertikalschnitt nach der Linie P-P der Abb. 14,

Abb. 16 eine Ansicht der Steuerungshebel von oben.

In den Abb. 17 und 18 ist in einem Grundriß und in einer zum Teil geschnittenen Ansicht die Konstruktion des steuerbaren Propellerantriebes veranschaulicht.

Wie aus den Abb. 1, 2 und 3 ersichtlich, besteht die Flugmaschine im wesentlichen aus zwei Tragflächen A, A\ einem zwischen den Tragflächen angeordneten Schlagflügelpaar B, B, dem Motor E, dem Doppelpropeller C, C1 und dem Steuer D.

Das Schlagflügelpaar B, B ist zwischen den geneigten Trägflächen A, Al in Abständen derart angeordnet, daß die Vorderkante der Fläche A mit der Mitte der

der Schlagfliigel B, B und der rückwärtigen Kante der Fläche A1 annähernd in einer Horizontalen liegt. Der Doppelpropeller C, C1 ist unter der Tragfläche A und der Motor E unter dem Schlagflügelpaar B,B angeordnet. Dadurch soll erreicht werden, daß die von der vorderen Fläche verdrängte Luft unter die Flügel geführt und von diesen unter die hintere Fläche gedrängt wird, so daß die hintere Fläche durch den auf sie treffenden Gegenwind eine erhöhte Tragfähigkeit erhält.

Die Tragflächen A, A1, deren Form aus Abb. 1, 2 und 3 ersichtlich ist, bestehen in bekannter Weise aus einem aus gebogenen Röhren zusammengesetzten Rahmen, welcher an der unteren Seite mit Leinwand überspannt ist und mittels besonderer Stahlröhren und Drahtseile a mit dem Schiffsgerüst O verbunden ist. Die Wölbung der Tragflächen ist in der Mitte der Fläche am größten; die Wölbung der einzelnen Längsrippen nimmt gegen die seitlichen Enden der Tragflächen allmählich ab, bis die vordere Kante der Tragflächen bei der vorletzten Längsrippe mit der rückwärtigen Kante in einer Horizontalen liegt (vgl. Abb. 3). Die seitlichen Enden der Vorderkante liegen tiefer als die der rückwärtigen, wodurch die Flächenenden eine größere Wölbung und Neigung in entgegengesetzter Richtung erhalten (vgl. Abb 3).

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Abb. 3.

Die Schlagflügel B, B sind nur in der Querrichtung der Flugmaschine gewölbt, doch können bei kleineren Typen die Flügel die Formier Tragflächen haben ohne mechanische Schließvorrichtung und mit gerader Flüzelachse. Die rückwärtigen Kanten sind an den Enden hochgehoben, so daß die Flügelenden eine wagerechte Lage haben.

Die Flügel B, B sind um die auf den Traggerüsten gelagerte Achse c drehbar und mit schwachgewölbten Flügelfeldern b versehen. Bei der Aufwärtsbewegung der Flügel werden die Flügelfelder durch vorhandenen Gegendruck geöffnet und in angehobener Lage der Flügel selbsttätig geschlossen, so daß die Flügel mit vollen Flächen abwärts schwingen. Die Flügel B, B sind durch ein besonderes Gestänge mit dem Flügelschlagmechanismus I verbunden, der mit der Motorwelle 23 derart gekuppelt ist, daß die Schwingbewegung der Flügel jederzeit unter, rochen werden kann.

Hierdurch ist es möglich, beim Uebergang vom Fliegen zum Schweben die Flügel als Tragflächen zu benutzen.

Die Antriebsvorrichtung (Abb. 7 bis 11) weist nachstehende Konstruktion auf:

No. 8

In der Mitte des Schiffsgerüstes () sind I Stahlröhren u, u angebracht, auf welchen die über die Kettenräder v, v\ v* geführten Keltentriebe x, x angeordnet sind Der obere Teil der Röhren u, u dient als Führung für die Kreuzköpfe w, w.

Auf der Welle der Kettenräder v, v ist ein^Schneckenrad z aufgekeilt (Abb. 7 und 14), durch welches in nachstehender Weise die zu beiden Seiten des Traggerüstes u, u liegenden Kettentriebe angetrieben werden. Auf der Hauptwelle 23 des Motors E ist lose ein Zahnrad 49 gelagcrt,;,welches j durch die mittels des Hebels 51 einrückbare Kupplung 50 in Bewegung gesetzt wird. Das Zahnrad 49 steht im Eingriff mit dem Zahnrad 52, welches an der Schneckenwelle 53 aufgekeilt ist.

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Abb. 6.

An)jeder der Qallschen Ketten x, x ist ein Mitnehmer y befestigt, welcher durch die Muttern x5 mit den Ketten ver-bundenlwird.; Dieser Mitnehmer y ragt aus der Kette vor und bildet zugleich einen Lagerkopf für die Manschette 1, auf welcher """" -* \ sich die Tragbolzen für die zweiteilige Schub-

\ Stangengabel 2 befinden. Die Qabel 2 wird

durch eine Hülse 3 zusammengehalten und Abb. 5. jn dem Rohrende der Schubstange d1 fest-

gelötet. Die auf Kugellagern rollende Manschette 1 wird gegen Abwärtsgleiten von dem Mitnehmerkopf y durch einen auf letzteren aufschraubbaren Deckel x° gesichert.

Auf den Kreuzköpfen w, w sind Zugstangen d, d drehbar befestigt, welche letztere wiederum mit dem Flügelrahmen gelenkig verbunden sind.

Wird daher die den Schwingmechanismus in Tätigkeit setzendejKupplung 50 eingerückt und die Kettentriebe x, x in Umlauf versetzt, so erhalten die Schubstangen d1, d1 eine auf und abgehende Bewegung, wodurch die schwingende Bewegung der Flügel bewirkt wird. Sobald die Kupplung 50 ausgeschaltet wird, werden die Schwingbewegungen der Flügel dadurch, daß das Schneckenrad z durch Schnecke 53 festgehalten wird, unterbrochen und die Flügel in der bei Ausschaltung der Kupplung vorhandenen Stellung gehalten.

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Die Einrichtung zum Schließen der Flügelfelder arbeitet selbsttätig bei jedem Flügelschlag und weist nachstehende Konstruktion auf: Auf der mittleren Querrippe eines jeden Flügels (Abb. 4 bis 7) sind zwei Ständer m und n befestigt, an welchen die Hebel o und p drehbar gelagert sind. Der kürzere Arm eines jeden Ständers m ist nach seitwärts gebogen und mit einer Druckrolle q versehen. Die Hebel o, o und Rollen q sind an den Stände n m, m derart angeordnet, daß dT auf einem Flügel montierte Hebel o von der auf dem anderen Flügel silzenden Rolle q bewegt wird (Abb. 6). Bei der Aufwärtsbewegung der Flügel drückt die Rolfe q eines Flügels den Hebel o des anderen Flügels nieder, welche Bewegung durch die Verbindungsstange s und den Spannstab r auf die Hebel p, p am Ende der Flügel übertragen wird. Die hängenden Flügelfelder b, welche mittels der Aufhängeschnüre t an dem Spannstab r befestigt sind, werden daher durch diese Einrichtung allmählich zur vollen Fläche angezogen werden, so daß die Abwärtsbewegung der Flügel mit vollen Flächen erfolgt

Die Propeller C, C bestehen aus je einem Stahlreifen e, e1, in welchem die Propellerschaufeln durch Drähte a2 befestigt sind (Abb. 12;.

In dem Reifen e1 ist ein Qummiring 54 gelagert, welcher in eine auf dem Reifen e vorgesehene Rille eingreift (Abb. 19).

Der Propeller C wird durch ein von der Motorwelle in Drehung versetzten Zahnradgetriebe angetrieben, während Propeller C einerseits durch einen Riemes-trieb h, andererseits dadurch in Drehung versetzt wird, daß die die Propellerblätter

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A.b. 7. Abb. 12.

fassenden Reifen e, e1 durch den elastischen Friktionskranz 54 miteinander gekuppelt sind.

Die Propeller C, C1 können, wie später beschrieben, ohne Unterbrechung des Antriebes in jede gewünschte Steuerstellung in der Horizontalen eingestellt werden.

Der Lenkflügel D (Abb- 1) besteht aus einem mit Leinwand überzogenen Rahmen, welcher um eine in dem Drehgestell j horizontal gelagerte Achse schwingbar ist.

Die horizontale Steuerung der Flugmaschine wird dadurch bewerkstelligt, daß sowohl der Lenkflügel D als auch die Propellerwellen entsprechend der Fahrkurve

eingestellt werden. Zu diesem Behüte sind nachstehende Einrichtungen bei der Flugmaschine vorgesehen. Auf einem vorderen Qerüstteil O des Schiffes ist eine das Zahnrad 15a trai;ende Welle gelagert, welche auch die Schwingachse des Drehgestelles j bildet. Die Schwenkung des Drehgestelles j des Lenkflügels erfolgt von dem Lenkersitz L aus durch Andrehen des Steuerrades 8 dessen Bewegung durch das Kegelräderpaar 9, die Transmissionswelle 10, das Kegelräderpaar 9' auf die Schnecke 7b übertragen wird, welch letztere mit einem auf dem Drehgestell j befestigten Zahnsegment i" in Eingriff steht (Abb. 12). Die Bewegung der Welle der

Abb. 16.

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Abb. 15. Abb. 19.

Schnecke 7b wird durch einen Kettentrieb 1 auf eine vor der Vorderradachse des Wagens gelagerte Schnecke 7c übertragen, welch letztere durch beliebige, in der Zeichnung nicht dargestellte Uebertragungsmechanismen eine Steuerung der Vorderräder des Wagens ermöglicht. Die von der Motorweile 23 durch das Kegelräder-Vorgelege 46, 44, 47 angetriebene Welle des un'eren Propellers ist auf einem Zahnsegment i gelagert (Abb. 1, 17 und 18), welches mit der Propellerwelle um eine durch die Mitte des Zwischenrades 44 gelagerte Achse drehbar ist. Das Zahnsegment i wird durch die Schnecke 7 in Drehung verseizt, welch letztere von der Welle des Steuerrades 8 aus durch das Kegelräderpaar 9*, die Transmissionswelle 11 und das Kegelräderpaar 9J angetrieben wird. (Schluß folgt.)

Literatur.

Motor=Flugapparate. Von Ansbert Vorreiter. Verlag von Rieh. Carl Schmidt & Co , Berlin W. Preis 2.80 M.

Verfasser beschreibt in vorliegendem kleinen Werkchen in leicht verständlicher Weise die verschiedenen Drachenflieger, Schraubenflieger und Schwingenflieger und zwar diejenigen, welche bis jetzt die besten Erfolge erzielten, resp. geeignet erscheinen, noch Flüge auszuführen. Interessant und jedem Laien dringend zu empfehlen ist das Studium des Abschnittes „Konstruktionsprinzipien der Drachenflieger". Statt der Bezeichnungen Monoplan, Biplan und Triplan wäre es besser gewesen,

die deutschen Bezeichnungen hierfür einzuführen. Es ist Aufgabe der flugtechnischen Vereine, in Zukunft die Literatur in dieser Hinsicht zu überwachen und deutsche Ausdrücke hierfür festzusetzen. Unter dem Kapitel „Konstruktionsprinzipien" behandelt Verfasser die Anordnung der Tragflächen, der Schrauben- und Steuerflächen etc.

Alles in allem ist dieses Werkchen geeignet, den Laien in die Flugtechnik einzuführen. Der wissenschaftliche Teil der Flugtechnik ist nicht mit berücksichtigt.

Briefkasten.

Anfrage 6. E. N. Königst. Welches sind die leistungsfähigsten deutschen und ausländischen Motore, die für den Flugsport Bedeutung haben ? Angaben über Gewicht, Preis und Leistung wären mir sehr erwünscht.

Anfrage 7. Z. N. 10. Ist es nicht möglich, eine Zusammenstellung mit kurzen Angaben von Erfindungen zu erhalten, die von Staatsverwaltungen (und von welchen) übernommen wurden? Welche Summen für die Uebernahme bewilligt wurden und ob diese Summen für die Uebernahme sämtlicher Rechte auf diese Erfindungen oder nur der für einen bestimmten Staat bewilligten Rechte bewilligt wurden?

Zuschriften an die Redaktion.

(Ohne Verantwortung der Redaktion.)

Luftschraube betr.

Geehrte Redaktion!

In Nr. 6 des „Flugsport", Seite 173, findet sich ein Artikel mit der Ueber-schrift: „Luftschraube". Die derselben anhängenden Sternchen besagen, daß die nachfolgend beschriebene Luftschraube eine Erfindung des Herrn Louis Gathmann in Washington und D. R. P. Nr. 203 785 ist.

Da die Beschreibung dieses Patentes geeignet ist, große Irrtümer aufkommen zu lassen, bitte ich Sie höflichst um Aufnahme nachfolgender Berichtigung in Ihrem geschätzten Blatte.

Jedes D. R. P. enthält am Schlüsse der Beschreibung einen Patent-Anspruch, worin der betreffende Erfinder sein Recht an der Erfindung genau wörtlich zum Ausdruck bringen muß. An allem anderen, was nicht in dem Patent-Anspruch enthalten ist, hat der betreffende Patentinhaber nicht das Recht als seine Erfindung in Anspruch zu nehmen.

Der Patentanspruch des D. R. P. 203785 lautet: Luftschraube dadurch gekennzeichnet, daß der hintere Rand der ersten Schaufel die hinteren Ränder der nachfolgenden Schaufeln so überragt, daß diese Schaufeln ganz von der ersten Schaufel gedeckt werden.

Alles andere was dieser Patentanspruch nicht enthält und doch in der Beschreibung enthalten ist, ist nicht Erfindung und D. R. P. des Louis Gathmann in Washington.

Die Erfindung, welche das seitliche Entweichen der Luft verhindert, ist D. R. P. Nr. 208215 patentiert vom 6. 8. 07. Erfinder Artur Hein, Düsseldorf, Liebigstr. 20, dessen Patentanspruch lautet: Schraube für Flugmaschinen, Luftschiffe und dergl., dadurch gekennzeichnet, daß je zwei sich überdeckende Schraubenflächen durch konzentrisch um die Achse angeordnete Querrippen verbunden sind, die außerhalb der Ueberdeckung der nächsten tieferliegenden Schraubenfläche frei nach unten hängen.

Mithin ist der Inhaber des D. R. P. 203 785 nicht berechtigt, in Deutschland eine Schraube zu konstruieren, wie sie in seiner Patentbeschreibung bezeichnet ist. Ich warne daher nachdrücklich vor Nachahmung und Verletzung meines D. R. P. 208215 und sichere demjenigen hohe Belohnung zu, welcher mir eine derartige Patentverletzung namhaft macht.

Düsseldorf, d. 21. 3. 09.

Mit vorzüglicher Hochachtung Ihr ergebener Arthur Hein.

Zur Bestimmung des Luftwiderstandes.

In der von Prof. H. ReiL'mer veröffentlichten interessanten Zusammenstellung (Flugsport Nr. 7) über die neuesten Forschungen, erwähnt der Verfasser das von Lan-

Seite 235

I- I.UOSPOR r.

No. 8

ehester aufgestellte desetz zur Bestimmung des Luftwiderstandes geneigter Flächen, nach welchem d rselbe bei kleinen Winkel direkt proportional dem Gleit-

winkel (arcus a) gesetzt werden kann. Blicke d-izu berufen, das Sinusgesetz kleine Gleitwinkel die beiden Gesetze, zeigt:

Dieses Gesetz erscheint auf den ersten zu verdrängen. Vergleicht man jedoch für so findet man wie nachstehende Tabelle

CT. »

sin a.

arcus a

Differenz

1 "

0.017

0.018

-f 0.001

0.035

0.035

0

3'

0.052

0.052

0

0.070

0.070

0

5 "

0.087

0.087

0

0.105

0.105

0

7'

0.122

0.122

0

8"

0.139

0.140

+ 0.001

0.156

0 157

+ 0.001

10°

0.174

0.175

4- 0.001

Winkel

keinen nennenswerten

Unterschied

zwischen dem

sinus und

arcus. Demnach be weist das von Lanchester auigestellte Gesetz nur, dal! das Sinusgesetz auch Sur kleine Winkel gilt!

In demselben Aufsatze wird auch die Richtung des Luftwiderstandes besprochen, und dabei Lilienthal zitiert. Ich will hier nur auf einen Fehler Lilienthals bei den Untersuchungen aufmerksam machen. Bei gewölbten Flächen findet dieser Forscher, daß die Richtung des Luftwiderstandes von der Flächennormalen abweicht und das ist richtig. Die Resultierende Lilientha's fällt jedoch auch mitunter vor der Normalen auf die Bewegungsrichtung, und das widerspricht dem Gesetze von der Erhaltung der Energie. Die Richtung des Luftwiderstandes kann bei gewö 1 bten Flächen nur zwischen den Senkrechtender Fläche und der Bewegungsrichtung fallen, mitunter auch mit einer derselben zusammenfallen, nie aber vor der Sen krechten auf die Bewegungsrichtung. Ing. v. Udrycki.

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Flugsport

Jllustrierte technische Zeitschrift und Anzeiger

für die gesamte

„Flußschiffahrt"

unter Mitwirkung bedeutender Fachmänner herausgegeben von Oskar Ursinus, Civiling-enieur.

Brief-Adr.: Redaktion und Verlag „Flugsport" Frankfurt a. M., Bahnhofsplatz 8. Erscheint regelmäßig am 1. und 3. Freitag jeden Monats.

= Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. -

Der Nachdruck unserer Artikel ist, soweit nicht mit „Nachdruck verboten" versehen, nur mit genauer Quellenangabe gestattet.

Nr. 9. Frankfurt a. M., 16. April 1909. Jahrg. I.

Internationale Luftschiffahrts=Ausstellung Frankfurt a. Main 1909.

VI.

Die Meldungen für die Internationale Luftschiffahrts-Ausstellung laufen sehr zahlreich ein. Für die zur Zeit darniederliegende Metall-Industrie bietet sich auf dem Gebiete der Luftschiffahrt ein neues Feld der Betätigung. So werden Spezialfabriken für Schrauben- und Faconteile aller Art, Rohre, Profilstäbe und Bleche aus Aluminium und Magnalium vertreten sein. Für die Unterkunftshallen, Fliegergaragen eignet sich vorzüglich der Shedhal-lenbau. Werkzeug- und Werkzeugmaschinenfabriken ist eine Beteiligung an der Ausstellung dringend zu raten.

Der Garantiefond hat eine Million jetzt überstiegen.

Die Preise haben jetzt eine Höhe von 128600 Mark erreicht.

Die Konkurrenzen von Reims, Breszia, Monaco etc., wo 60-und 100000 Mark zu gewinnen sind, machen es zur Bedingung, daß Frankfurt für die Beschaffung von Preisen die größten Anstrengungen macht, um die ausländischen Flugmaschinenführer zu gewinnen.

Wir können mit Freuden konstatieren, daß verschiedene Preise für deutsche Bewerber recht günstige Bedingungen erhalten haben und zwar ist der bekannte Preis von Dr. Gans-Fabrice in München jetzt von demjenigen zu gewinnen, welcher die meisten

Flüge von mehr als 5 Minuten vom Gebiete der „IIa" aus ausgeführt hat. Ks zählen 10 Minuten doppelt und jede angefangenen weiteren 5 Minuten über 10 Minuten werden als 5 Minuten voll gerechnet und zählen dreifach.

Der Opelpreis von 20001) Mark gilt bekanntlich demjenigen deutschen Flieger, welcher die Strecke Frankfurt a. M-Rüssels-heim und zurück bei einmaliger Unterbrechung in Rüsselsheim zurücklegt.

Weiter sind ein 1. Preis von 6000 Mk. und ein 2. von 2000 Mark für denjenigen bemannten Motorflieger ausgesetzt, welcher die größte Anzahl von Flügen von mehr als V» Minute ausgeführt hat.

Sehr interessant ist ein Höhenpreis, wobei 2 in verschiedenen Höhen durch Fesselballons gespannt gehaltene leicht zerreißbare Schnüre in Wellenform über- und unterfahren werden müssen.

Schließlich sind noch für die 10 besten Jungfernflüge je ein Preis von 500 Mark ausgesetzt.

Alle diese Bedingungen befinden sich zur Zeit noch im Entwurf und müssen noch von der Sportkommission formuliert und genehmigt werden. Etwaigen Wünschen aus flugtechnischen Kreisen bezüglich der Formulierung der Bedingungen wird gern Folge gegeben. Wir sind gern bereit, solche an zuständiger Stelle zu befürworten und bitten unsere Leser uns dieselben bekannt zu geben.

Für Propellerversuche ist eine besondere Jury eingesetzt worden. Es gehören derselben folgende Herren an:

Prof. Dr. Prandtl-Göttingen, Geheimrat Prof. Dr. Berndt-Darmstadt, Prof. Dr. Flamm-Berlin, Prof. Dr. Reißner-Aachen. Der Jury wird ferner ein Mitglied der Versuchsabteilung der Verkehrstruppen angehören.

Das Fluggelände auf welchem die Konkurrenzen ausgeflogen werden, befindet sich neben dem Ausstellungsplatz, westlich von der Festhalle Die größte Ausdehnung beträgt 1000 m. Auf diesem Gelände, welches bis jetzt den besten Fliegerplatz Deutschlands darstellt, kann sogar der Lanzpreis ausgefahren werden. Durch die natürliche Begrenzung von Eisenbahndämmen im Osten, Süden und Norden sowie durch einen Wald im Westen, können die Flugversuche ohne Belästigung vorgenommen werden. Lage und Größe des Fliegerfeldes ist aus der in vorliegender Nummer enthaltenen Kartenskizze Seite 255 ersichtlich Auf der Nordseite des Fliegerplatzes ist ein Hügel für Gleitversuclie vorgesehen. In der süd-

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östlichen Ecke befinden sich Schuppen zum Unterstellen der Flieger sowie Reparaturwerkstätten, in der südwestlichen Ecke die Zeppelinhalle. Für den Transport der Flieger und sonstigen Apparate wird eine Verbindungsbahn gebaut.

Der Flugsport in England.

(Originialbericht unseres Londoner Korrespondenten.)

Wie der „Flugsport" in seiner letzten Nummer berichtete, ist es der geschickten Leitung der Frankfurter Internationalen Luftscliiffahrts-Ausstellung gelungen, für die Vertretung der englischen Section den Major Baden-Powell zu gewinnen. Man darf der Leitung dazu gratulieren; denn wenn irgend jemand geeignet ist, die englische Section der Ausstellung erfolgreich zu gestalten, so ist es der genannte Luftsportsmann. Er ist der jüngere Bruder des in Deutschland aus dem Burenkriege durch seine erfolgreiche Verteidigung Mafekings bekannten, jetzigen Inspecteurs der Kavallerie General-Leutnant Baden-Powell und war selbst ursprünglich Militär und im Burenkriege activ. Seit dem hat er sich jedoch mit aller Kraft dem Luftsport gewidmet. Schon 1894 erfand er einen Manntragenden Drachen, später wirkte er als Präsident ■ der Aeronautischen Gesellschaft und ist außerdem Präsident des „Flying Club" (Flugclub) und Mitglied des Aeroclubs sowie astronomischer und meteorologischer Gesellschaften. Major Baden-Powell hat ein Buch über „Ballonfahrten als Sport" verfaßt und ist Herausgeber der Zeitschrift „Aeronautics". Auch durch die Erfindung" einer Flugmaschine hat er sich bekannt gemacht und seine weiten Verbindungen werden ihn sicher in den Stand setzen, dem englischen Flugsport auf der Frankfurter Ausstellung zu einer angemessenen Vertretung zu verhelfen.

Am Montag den 5. April fand unter dem Vorsitze des Lord Mayors von London im Mansion House, dem Stadthause der Hauptstadt, eine sehr zahlreich besuchte öffentliche Versammlung statt, die von der „Luftschiffahrts-Liga" zusammenberufen war, um eine nationale Bewegung für die Förderung der Luftschiffahrt in England ins Leben zu rufen. Hochgestellte Persönlichkeiten, wie der Vize-Admiral Prinz Ludwig Alexander von Battenberg, ein Verwandter des Königlichen Hauses, der frühere comman-dierende Admiral Beresford, Bischof Welldon, jetzt Geistlicher an der Westminsfer-Abtei, Lord Curzon, früher Vice-König von Indien und andere drückten schriftlich ihr Interesse an dieser Bewegung aus. Alle Redner in der Versammlung betonten, daß die eifrige rörderung der Luftschiffahrt zur Verteidigung des Vaterlandes unbedingt nötig sei Denn infolge von bestimmten Schauerromanen schweben weite Kreise Englands in dauernder Angst, daß eines Tages eine deutsche Luftflotte über London erscheinen könnte, um ihr nationales Heiligtum, die Bank von England, sowie das Parlamentsgebäude und den königlichen Palast in die Luft zu sprengen. Sir Hiram Maxim, der bekannte Gewehrfabri-

kant, benutzte die Gelegenheit, um iür einen von ihm erfundenen Aeroplan Reclame zu machen. Er führte aus, daß alle bisherigen Aeroplane zu klein gewesen wären; und doch habe der Wright-sche Flieger mit seiner kleinen Maschine von 24 HP, abgesehen von seinem eigenen Gewichte 250 Ptund tragen und 2 Stunden in der Luit bleiben können. Seine Maschine würde mit einer Maschine von 360 HP ausgestattet werden. Er hätte keinen Zweifel, daß ein Aeroplan gebaut werden könne, nur wenig größer als der Wright'sche, der eine Hebekraft von 700 kg, abgesehen von seinem eigenen Gewichte, habe und mit einer Schnelligkeit von 60 engl. Meilen (260 km) die Stunde 3 Stunden in der Luft bleiben könne. Das einzige dazu erforderliche sei der Nervus rerum, das bare Geld, und dieAero-Liga scheint nun die Aufgabe zu haben, dieses autzutreiben.

Aber was in England fehlt, sind die praktischen Flieger. Bisher hat man noch von keinem Fluge in diesem Jahre in England gehört, außer daß der vom Wasser aufsteigende Flieger Jack num-phry's bei seinem ersten Versuche untergegangen ist. Es geht sogar das Gerücht, daß einige der in Olympia ausstellenden Firmen die Zahl der Käufer, die sie angaben, beträchtlich übertrieben haben. Vielleicht wird diesem Mangel an praktischen Fliegern durch die „Nationale Akademie für Luftschiffahrt" abgeholfen werden, welche von der Aero-Liga geplant wird; aber was Lust und Liebe zum Dinge nicht vermögen, tut vielleicht besser noch die Aussicht auf einen Preis. Einer Anregung des Major Baden-Powell in der Mansion-House-Versammlung folgend, hat die Zeitung „Daily Mail" in ihrer Nummer vom 8. April einen Preis von 1000 Lstr. ausgeschrieben für den ersten Aeroplan-FIug von einer Meile mit einer Maschine, die völlig in England erfunden und hergestellt ist. Die Bedingungen sind, daß alle Teile der Maschine rein englisches Fabrikat sind, daß der Erfinder und Flieger englische Untertanen sind, daß der Flug in England stattfindet und daß während des Fluges, der zu seinem Ausgangspunkt zurückkehren muß, kein Teil der Maschine den Boden berührt. Bekanntlich hat die „Daily Mail" früher schon zwei andere Preise ausgesetzt, einen von 20000 Mk. für einen Flug über den Kanal vor Januar 1910 und einen Preis von 200000 Mk. für einen Flug von London nach Manchester mit nicht mehr als zwei Aufenthalten, um Benzin einzunehmen. Diese beiden letzteren Preise sind allen Nationen offen- Ein anderer großer Preis ist von der Michelin Tyre Company dem Vorstande des Aero-Clubs überwiesen worden; er besteht in einem Ehrenbecher von 500 Lstr. Wert, mit dem für 5 Jahre ein Geldpreis von 500 Lstr. verbunden ist. Die .näheren Bedingungen sollen bald vom Aero-Club bekannt gegeben werden. Noch ermutigender für Anfänger sind verschiedene kleinere Preise, die der Aero-CIub selbst für Flüge gestiftet hat, die auf seinem Fluggrunde in Shellbeach stattfinden; nämlich 4 Preise von je 500 Mk. Für die 4 ersten Flüge von 220 m und 3 weitere Preise von je 1000 Mk. für die 3 ersten Kreisflüge von 4'la km.

Diese Preise sollten sich als ein erfolgreicher Ansporn füi zukünftige Flieger erweisen. Sollten aber alle diese Bemühungen

Ho. 9 „FLUOSPORT." Seite 240

letzten Endes vergeblich sein, um in England den Flugsport zu lieben, so müßte zugegeben werden, daß die Colonien jetzt tätiger sind als das Mutterland. In Canada haben der Aroplan „Silver Dart" des Mr. Douglas Mac-Curdy und der „Cygnct 11" des Dr. Alexander Graham Bell wirklich erfolgreiche Flüge gemacht, so-daß die Regierung beschlossen hat, dieselben entweder pecuniär zu unterstützen oder sogar anzukaufen; und aus Indien hat der Ingenieur O. H. Drewet an die Zeitschrift „Flight" die Photographie eines Aeroplans gesandt, mit welchem er ohne Motor vor 20 Zeugen geflogen ist; mit Hülfe eines Motors hofft er noch bessere Leistungen zu erzielen.

Flügelflieger von Ingen. J. Schälke.

Dieser Flieger, welcher in verschiedenen größeren Modellen erprobt wurde, besitzt vier an einem Fahrgestell angebrachte Flügelgruppen, welche durch einen Motor in Rotation beziehungsweise in auf- und niederschlagende Bewegung versetzt werden. Durch Verstellung der Flügelflächen wird der ganze Apparat gehoben, vorwärts bewegt und je nach Einstellung der Flügel auch nach jeder beliebigen Richtung in der Luft gelenkt. Jeder Flügel besteht aus einer Anzahl elastischer, gekrümmter und von der Wurzel bis zur Spitze verjüngt auslaufender Kiele. An jedem Kiel ist ein gedichteter Streifen mit seiner einen Längsseite so befestigt, daß er beim Flügelaufschlag die Luft durchläßt, beim Niederschlag sich aber anlegt und mit den andern Streifen zusammen eine große Fläche bildet. Dadurch wird beim Niederschlagen größerer Luftwiderstand erzeugt, beim Aufschlagen jedoch der Luftwiderstand auf ein sehr geringes Maß reduziert. Die vordersten Kiele sind mit kleinen steifen Flächen versehen, die nach hinten breiter als nach vorn sind. Dadurch weichen sie sowohl bei der Aufwärts- als auch Abwärtsbewegung so aus, daß sie mit der Horizontalen einen offenen Winkel nach hinten bilden. Durch diese Verdrehung werden diejenigen Luftwiderstände erzeugt, welche ein Vorwärtsschieben bewirken, weil bei dem Flügelschlägen die von den Flügeln gefaßte Luft nur nach hinten entweichen kann.

In Abb. 1—4 ist der Apparat in verschiedenen Ansichten dargestellt.

a) ist die vorn und hinten zugespitzte, oben geschlossene Gondel, b) Flügel, c) Flügelkopf, d) sind die durch Motor in Rotation zu Dringenden Axen, an deren Enden je ein Flügelkopf c befestigt ist.

Sobald die Kurbelaxen gedreht werden, drehen sich auch die Flügelträger (Siehe Abb. 4) und es rollen die Räder r, auf den Rädern r, herum und da r:, in xt eingreifen, so werden r;i in entgegengesetzter Richtung von r2 gedreht; durch diese Unikehrung und brelirichtmig wird die Axendreliung in Wirkung auf die Flügelflächen aufgehoben. Die Flügelflächen behalten somit die

ihnen einmal gegebene Stellung bei, gleichgültig ob die Flfljrel oben, oder unten, vorn oder hinten stehen k

In der Hauptstellung sollen die Flügelflächen in Flugrichtunir (Kiel nach vorn) stehen. Sollen sie verstellt werden, so'geschieht

Abb.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Abb. 3.

rÜ'edSrelitrCl1 Hebd def daS Rad h L1,ul Soniit ailch r* ""d Bilden die Flügelflächen einen offenen Winkel mit der Horizontalen nach der Flugrichtung hin so wirken sie mehr ^ ,f H ,h be, offenem Winkel nlch hinfen, mehr !ü,i= VomaSfcU K

je nacli Einstellung vermittels des Hebels kann die Wirkung beliebig gewählt werden. Ist der Apparat gehoben, so kann man durch Hebelstellung alle überschüssige Motorkraft auf Vorwärtsschub verwenden.

Um festzustellen, wie groß die Fluggeschwindigkeit bei einem Gewicht von 500 kg ist, kommt es darauf an, welche Winkelstellung den Flügelflächen gegeben ist. Die Geschwindigkeiten verhalten sich bekanntlich wie der Sinus der schrägge-stellten Flügel mal dem Gewicht-Stirnwindstand. Der Vertikalschnitt der Gondel und aller Flügel beträgt ca. 3 qm.

Da nun Gondel, sowie Flügel nach vorn und hinten sehr schlank angeschärft sind und eine möglichst glatte Oberfläche haben, so ist der Stirnwandstand nach vielseitigen Versuchen mit 7s anzunehmen, also 1 qm Stirnwindstand.

Nach der Widerstandsformel L 0,13 F v2 ist der Stirnwiderstand bei 20 m Geschwindigkeit pro Sekunde L 0,13. 1 .20* 0,13 . 400 52 kg.

Bei der Schrägstellung der Flügel unter 0" ist der Stirnwiderstand: sin 6" ϖ 500 - 0,10453 ϖ 500 53,30 kg, somit hätten wir bei einer Flügelstellung von nur 6° eine Geschwindigkeit von 20 sk m = 72 km in der Stunde.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

f. s ■ 7 ■ » w Meter

Abb. 2.

Außer einer Einstellung aller Flügelgruppen zugleich kann jede Flügelgruppe für sich gestellt werden. Dadurch ist eine außerordentliche Vielseitigkeit der Flügelwirkung, sowie auch der Lenkbarkeit ermöglicht. Z. B. durch alle Hebel zugleich für aufwärts und niederwärts und vorwärts und rückwärts. Bei ungleicher Stellung zwischen rechts- und linksseitig beschreibt der Apparat eine Kurve.

Durch diese Vorwärtsfluggeschwindigkeit wird der größte Teil der Fliegearbeit geleistet, weil durch die Trägheit der Masse die Tätigkeit der Flügel unterstützt wird; es ist deshalb von großer Wichtigkeit, sobald der Apparat gehoben ist, alle überschüssige Motorkraft auf den Vorwärtsschub wirken zu lassen, was bei den beschriebenen Flügeln durch die Flügelspitzen, durch die Elasti-

cität und durch die Verstellbarkeit der Flügelflächen vermittels der Hebel k vorgesehen ist.

Die Konstrukteure haben die Formel Luftwiderstand 0,5 Ko (Erfahrungskoefficient) — für gewölbte Flächen — mal Fläche mal Geschwindigkeit zum Quadrat: L = 0,5 Ko F.v2 für die Stellung der Flügel, in welcher sie in Horizontalstellung nach unten schlagen (Abb. 2). F. ist die Flügelfläche = 10 qm; v ist die Geschwindigkeit.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Abb. 4.

Da von jeder der vier Flügelgruppen je ein Flügel zur Zeit zur Wirkung kommt, so wirken 4 Flügel ä 10 qm = 40 qm. Der Widerstandsmittelpunkt der Flügel auf 2/3 Flügellänge angenommen beschreibt einen Kreis von 6 m Durchmesser, also 6 ϖ 3,141 =ϖϖ=ϖ■ 18,84 m pro Umdrehung, die Flügel machen demnach kaum Vs Umdrehung per Sekunde, während die Schrauben der Aeroplane eine vielfach größere Umdrehungsgeschwindigkeit erfordern.

Nach der Luftwiderstandsformel:

L = 0,5 ■ F ■ v* = 0,5 ■ 40 ■ v2; 20. V — 595

7 = 5,4 msk.

Rechnen wir nun für die Arbeitsleistung Kraft (510) mal Weg (5,5); 510 ϖ 5,5 = 2&00 Ko; ^?== 37,4 PS.

Die Gewichte des vollbeschwerten Apparates, zu welchem die obige Berechnung paßt, sind ca. folgende:

2 Personen ä 80 kg 160 kg

40 PS Motor mit Zubehör 80 „ Gondel 30 „

4 Flügelköpfe ä 20 kg 80 „

16 Flügel ä 8 kg 160 „

510 kg

Die 4 mal 4 = 16 Flügel ä 10 qm bilden eine Gesamtfläche von 160 qm. Durch ihre gewölbte Form fassen sie die Luft beim Niederschlage vorteilhaft, während sie beim Flügel-Aufschlage den Widerstand nicht nur durch die Ventilklappen, sondern auch durch ihre konvexe Form vermindern.

Falls der Motor versagen sollte, so ist die Anwendung der großen Flügelflächen der senkrechte Fall ein langsamer und ungefährlicher, weil die Flügelflächen so gestellt werden können, daß ein Gleitflug entsteht, dann ist der Abstieg zur Erde noch langsamer.

Dadurch ferner, daß man sich ohne Vorwärtsflug erheben und nahe über der Erde üben kann, aus der Schwebestellung beliebig langsam oder schnell herauszuheben in der Lage ist, so ist die Sicherheit groß.

Die Krümmung der Kiele bewirken fernerhin eine Steigerung des Hubes für den ganzen Apparat, denn würden die Kiele gerade sein, so würde die Resultante der Wirkung von Aufschlag zum Niederschlag in der Horizontalen liegen, während sie die Luft bei den gekrümmten Kielen in der Richtung nach unten teilt, also hebend wirkt. Abb. 3.

Je schneller der Flug stattfindet um so flacher werden die gekrümmten elastischen Tragflächen durch die dagegenströmende Luft und um so geringer wird wiederum dadurch der Stirnwiderstand. --------

Pariser Brief.

Von unserem Pariser Korrespondenten.

Ein Pariser Blatt hat dieser Tage ausgerechnet, daß sich die Aviatiker an ausgesetzten Preisen im Ganzen die hübsche Summe von 1768394 Francs zu holen haben. Von diesem Betrage, den die Förderer unserer modernen Flugtechnik gestiftet haben, entfallen 880394 Frs. auf Frankreich, 337500 Frs. auf England, 87500 Frs.

auf Deutschland, 115000 Frs. auf Italien, 163000 Frs. Rußland, 50000 Frs- auf die Vereinigten Staaten, 35000 Frs auf Belgien und - 100000 Frs. auf das Fürstentum Monako. Ein großer Teil dieser gewiß in bester Absicht ausgesetzten Preise sind aber an so übertriebene Bedingungen geknüpft, daß fürs erste wohl an die Realisierung der verlangten Leistungen kaum zu denken ist. Zumal mit den 100 000 Francs von Monako ist es ein eigentümliches Ding. Es hat durchaus den Anschein, als ob das geschäfts-gewandte Monakokomitee die Aufgabe für den be—rühmten Be-werb so ausgearbeitet hat, daß es sicher war, die 100000 Francs nicht „herausrücken" zu brauchen. Nun hat man den Termin, innerhalb dessen der bewußte Flug ausgeführt werden soll, weiter hinausgeschoben, aber mit keinem anderen Erfolge, als daß sich noch eine ganze Anzahl von „Bewerbern" haben „einschreiben" und in den Zeitungen drucken lassen. Geflogen aber ist noch keiner. Es ist ja aber auch geradezu unsinnig, bei dem heutigen Stande der Aviation zu verlangen, daß sich ein Pilot mit seiner Flugmaschine dicht an der Meeresküste in die Lüfte erheben und über das Meer hinweg naeh Kap Martin fliegen soll. Und zu dieser Aufgabe werden 35 Maschinen angemeldet, von denen der größte Teil bisher noch nicht vermocht hat, sich vom Boden in die Luft zu erheben! Es ist nur bedauerlich, daß gerade der Flugsport als Reklame-Zugmittel für das „mondäne Sodom an der Azurküste" herhalten muß. Mit ernsten flugsportlichen Bestrebungen haben derartige Veranstaltungen jedenfalls nichts zu schaffen.

Viel wesentlicher für die Weiterentwicklung der Aviation ist jedenfalls die stille, ernste Kleinarbeit, in der einzelne beherzte Pioniere des Flugsports in unermüdlicher, mühevoller Tätigkeit Schritt für Schritt den Erfolg zu erzwingen suchen. Und gerade in Frankreich, wo es nach der Abreise des Amerikaners Wilbur Wright etwas weniger lärmend und weniger „sensationell" zugeht, wird allenthalben emsig gearbeitet. In lssy-les-Moulineaux hat Rougier mit seinem Voisin-Zweidecker von der Farman-Type die ersten Versuche begonnen. In Pau setzt der „Professor" Tissan-dier seine Lehrversuche fort. Jetzt haben sich auch Alfred Leb-lanc und Rene Gasnier diesem Aviationslehrer anvertraut. Selbstverständlich unternehmen die beiden Meisterpiloten Tissandier und Graf Lambert zwischendurch auch selbst einige Flugversuche, mit denen sie aber seit der Abreise des „Meisters" kein rechtes Glück haben. Einmal heißt es, der Motor habe „gestreikt", dann wieder, die Ketten seien abgenutzt und man müsse auf Ersatz warten, da Wright alle Ersatzketten mit nach Rom genommen hat. Dieser Tage ist auch Leon Delagrange in Pau eingetroffen. Wie es heißt, will er sich in der Führung der Wright-Maschinen unterweisen lassen, deren eine er in dem — Monakobewerb steuern will.

In Chalons ist Rene Demanest damit beschäftigt, seinen An-toinette-Flieger in Bereitschaft zu setzen, wobei ihm Levavasseur behilflich ist. Auch Hauptmann Burgeart wird dieser Tage mit seinem Monoplan zu experimentieren beginnen. In Chalons hat auch Henri Fannan jetzt sein Quartier aufgeschlagen. Man hat dort eine große Halle für ihn erbaut, wo er mit seinem Media-

niker Herbster die Montage seines Apparats, in den er einen 50 PS Vivinus-Motor montiert, vornimmt. Farman hat sich, was interessieren dürfte, entschlossen, unter die „Konstrukteure" zu gehen; er will in Zukunft selbst Aeroplane bauen. Er hat in der Nähe von Paris, in Asnieres, eine Werkstatt eingerichtet und wird dort den Bau von Flugmaschinen beginnen. Er wird das Gestell der ersten Maschine, die er in Angriff nimmt, wesentlich leichter herstellen, als es bisher üblich war und außerdem einen Versuch mit einem luftgekühlten Gnom-Motor von sieben Zylindern machen.

Das Aerodrom von Juvisy hat dieser Tage viel von sich reden machen Die Pariser „Gesellschaft" hatte dort eine eigenartige Zeremonie in Szene gesetzt, an der sich in der Tat die ersten Kreise von Paris beteiligten. Es handelte sich um die „Einsegnung" des Aerodroms und einiger Flugmaschinen, die durch den Erzbischoff von Paris in eigener Person vorgenommen wurde. Die französischen Aviatiker haben sich von dieser Feier ferngehalten. Die Zeremonie, die manchem überflüssig erschien, hat übrigens auch nichts genutzt. Denn schon kurz nach dieser „Einsegnung" hat einer der gesegneten Apparate einen sehr bedenklichen Unfall erlitten. Nachdem Hauptmann Ferber einige kurze Flüge mit dem Aeroplan ausgeführt hatte, setzte sich Lon-guepin ans Steuer. Die Maschine erhob sich schnell etwa 15 m in die Luft. Da machte Longuepin, der noch ohne jede praktische Erfahrung ist, ein falsches Manöver, der Apparat neigte rechts über, überschlug sich und stürzte zur Erde, wo er sich tief in den Boden einwühlte. Inmitten des vollständig zertrümmerten Aero-plans fand man den Piloten glücklicherweise unverletzt, wenn auch besinnungslos. Eigentümlicherweise scheint der Motor bei der Sache heil davongekommen zu sein.

In Buc führte Bleriot einige unbedeutende Flüge aus. Erstaunlicherweise kommt Bleriot nicht vom Fleck. Leider ist der schöne Monoplan „Rep" dieser Tage in Buc das Opfer eines bedauerlichen Unfalls geworden. Die zierliche Maschine wurde, als sie von Guffroy gesteuert wurde, plötzlich von einem starken Winde erfaßt und mit furchtbarer Gewalt auf die Erde gestoßen. Natürlich ist der Apparat stark beschädigt.

In Bagatelle hat der Zweidecker Wolff auf dem dortigen großen Rasenplatze einige ganz hübsche Flüge ausgeführt, als infolge eines unglücklichen Manövers die Maschine gegen einen Baum anrannte und zerschellt wurde. Auch in diesem Falle blieb der Pilot selbst unversehrt. . ...

Santos Dumont entwickelt wieder einen löblichen Eifer und experimentiert täglich in Saint-Cyr mit seiner prächtigen „Demoi-selle" in erfolgreicher Weise. Arn Donnerstag landete er, nachdem er mit seiner kleinen Maschine die elegantesten Evolutionen ausgeführt hatte, in Saint Quentin auf dem halben Wege nach Buc, wo er seine Kollegen Bleriot, Guffroy und Maurice Farman besuchen wollte. Er hatte im Ganzen ununterbrochen die Distanz von 2500 m über Büsche und Wälder zurückgelegt, gewiß eine schöne Leistung mit dem zierlichen Apparat, der bekanntlich eher das Aussehen eines Spielzeugs, als einer wirklichen Flugmaschine

hat. Die ,,DemoiseIle" ist 6 m lang und hat eine Spannfläche von 5,20 m. Der ganze Apparat in voller Fahrtausrüstung, also mit gefüllten Reservoiren für Wasser, Benzin und Oel wiegt einschließlich des Brasilianers nicht mehr als 120 kg. Der Motor funktioniert ausgezeichnet. Es ist ein Dutheil-Chalmers-Motor. Die Motoren dieser Marken zeichnen sich im allgemeinen allerdings nicht durch große Leichtigkeit aus. Doch ist großer Wert auf regelmäßigen Gang und Vermeidung von Vibrationen gelegt. Die Zylinder sind horizontal angeordnet und zwar einander gegenüberliegend auf der Kurbelwelle, indem ein Zylinder immer die Verlängerung seines Gegenübers darstellt. Die Hauptwelle hat zwei Hübe, im Verhältnis von 180 Grad zu einander. Im Prinzip hat diese Anordnung nichts]neues, denn schon in den Anfängen des

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Auf dem Felde bei Saint-Cyr.

Oben: M. R o u g i e r. Unten: Santos Dumont.

Automobilismus sind viele Motorwagen nach dem gleichen Grundsatz gebaut worden. Sicherlich wäre dieses Prinzip auch beibehalten worden, wenn nicht mit der Zunahme der Motorstärken sich die Schwierigkeit ergeben hätte, eine große Maschine dieser Art quer über dem gewöhnlichen Chassis anzuordnen. Der Vierzylinder-Motor hat ein Schaftgehäuse, das vertikal geteilt ist. Dies verhindert aber nicht, dal.) ein Mittellager beibehalten ist. Dies

wird dadurch ermöglicht, daß in einer der Innenflächen des gespaltenen Gehäuses eine bronzene Scheibe vorgesehen ist, die ausgebohrt ist, einerseits, um das Gewicht zu verringern, andererseits um den Durchzug des Oels von einer Hälfte zur anderen zu gestatten. Das Zentrum dieser Scheibe trägt das Mittellager für die Hauptwelle. Die Zylinderbohrung beträgt bei den Dut-heil-Chalmers-Motoren 125 mm, der Kolbenhub 120 mm.

Die Delegation des Aero-Club de France, die, wie berichtet, sich nach Brescia begeben hatte, ist von dort zurückgekehrt. Sie hat das 12 km von der Stadt Brescia belegene Aerodrom, das für die großen Flugbewerbe im Herbst bestimmt ist, besichtigt und sehr geeignet gefunden. Die Bewerbe, für die nunmehr die Tage vom 1- bis 20. September bestimmt worden sind, werden sich auf einem Rechteck vom 10 km abspielen.

Im Anschluß an die Veranstaltung von Brescia wird dann die „Große Internationale Aviations-Ausstellung" im Grand Palais zu Paris stattfinden, für die jetzt endgiltig die Zeit vom 18. Sept. bis 8. Oktober festgesetzt worden ist.

Inzwischen erhalten die französischen Aviatiker immer neue Anregungen. Die „Societe d'Encouragement d'Aviation" hat einen weiteren Preis von 10000 Frs. gestiftet, der auf dem Aerodrom von Juvisy zum Austrag kommen soll. In Chartres hat sich eine neue Gesellschaft gleichen Namens gebildet, die den gleichen Zweck, die Förderung aller flugsportlichen Bestrebungen, verfolgt. Diese neue Gesellschaft, welcher die höchsten Persönlichkeiten des dortigen Departements beigetreten sind, will ein großes Terrain in der Nähe von Chartres zur Verfügung der Aviatiker stellen, auf dem sie für eigene Kosten große Hallen für Aeroplane errichten läßt.

Und inzwischen läßt sich Wilbur Wright in Rom, wo er am 1. d. Mts. eingetroffen ist, fetiren. Auch der König von Italien hat den Amerikaner im Quirinal empfangen und sich von ihm alle Einzelheiten, namentlich der Motoren, erklären lassen. Sobald das Terrain von Centocelle hergerichtet ist, wird Wright seine Flugexperimente beginnen, zu denen auch König Victor Emanuel sein Erscheinen zugesagt hat. Rl.

Der Flugsport in Oesterreich=Ungarn.

(Originalbericht unseres Wiener Korrespondenten,)

Am 3. April wurde die von dem Oesterreichischen Flugtechnischen Verein ausgeschriebene Konkurrenz für Flugmaschinenmodelle in der Reitschule des Schwarzenbergpalais in Wien ausgetragen. Dieselbe wurde durch den hohen Besuch des Erzherzogs Leopold Salvator ausgezeichnet. Wir bemerkten ferner viele höhere Offiziere sowie den bekannten deutschen Luftschiffer Major v. Tschudi aus Frankfurt, der vorübergehend in Wien weilte als Zuschauer. Die vom Ausschuß gewählte Jury bestand aus den Herren: Oberleutnant Baron Berlepsch, Alexander Cassinone, Hermann Ritter von Loessl, Ludwig Lohner, Hugo Nikel, Harry

Spanner, August Wärndorfer und Hofrat Professor Georg Wellner. Von den 18 angemeldeten Bewerbern, deren einige 2 bis 3 Modelle genannt haben, brachten nur 6 ihre Aeroplane zum freien Fluge und zwar die Herren: Robert von Angeli (Zweiflächer), Karl Äugst und F. Rauch (Mehrfacher mit sieben treppenartig angeordneten Tragflächen), Friedrich Berner (Ein- und Zweiflächer), Richard Dinzel (Einflächer), Johann von Manowerda (Zweiflächer) und Paul Podgornik (drei Zweiflächer). Der erste Preis von 400 K. und der zweite von 300 K. wurden Herrn Podgornik zuerkannt, dessen Aeroplane 35.6 m resp 30 9 m zurücklegten. Den dritten Preis errang Dinzl mit 21 5 m. Die Jury entschloß sich noch an Ort und Stelle zwei Anerkennungspreise von je 100 K. zu schaffen, die den Herren Berner (gute Stabilität des Flugmodells) und Oel-zelt (sauberste Ausarbeitung des Modells zuerkannt wurden. Das Resultat des Wettbewerbes kann nicht gerade als hervorragend bezeichnet werden. Man gewann den Eindruck, daß nur die guten Modelle von Podgornik die ganze Situation halbwegs retteten.

Der erste österreichische Aeroplan, welcher von Ing. Cäsar Hippsich entworfen und gebaut wurde, ist nunmehr fertiggestellt und im Makart-Atelier in Wien zur Besichtigung ausgestellt. Am Eröffnungstage, den 5. April, versammelte sich eine auserlesene Zahl von hohen Gästen, die den Erklärungen des Konstrukteurs mit Interesse folgten. Wir bemerkten den Landesverteidigungsminister F. M. L. von Georgi, Generalstabschef a. D. Graf Beck, Sektionsrat Förster, den Präsidenten des Oesterreichischen Flugtechnischen Vereins Generalmajor Schleyer u. a.

Der Aeroplan ist ein Zweiflächer, dessen Tragflächen von 8.5 m Länge in großem Abstände hintereinander angeordnet sind. Knapp hinter der vorderen Tragfläche sind zwei Treibschrauben angebracht, die gegenläufig rotieren. Die aus Aluminiumblech hergestellten Schrauben sind mit Stahlschienen verstärkt, besitzen einen verhältnismäßig kleinen Durchmesser und laufen mit 700 Touren per Minute. Eigenartig ist die Anordnung des Höhensteuers. Dasselbe ist in einer Aussperrung der rückwärtigen Tragfläche untergebracht. Abweichend ist ferner die Verbindung der rückwärts angeordneten Seitensteuer mit dem Lenkrade. Der Motor ist durch eine ausrückbare Kuppelung mit den beiden Schrauben verbunden. Der Aeroplan wiegt bemannt 400 kg, was bei einem gesamten Flächenausmaße von 44 m2 eine spec. Belastung von 9.5 kg m' ergibt. Der 30 PS Motor einer österreichischen Fabrik verbraucht pro Stunde 22 1 Benzin und 16 1 Kühlwasser. Als Anfangsgeschwindigkeit gibt der Konstrukteur 12 m/Sek. an. Erwähnt sei noch, daß die rückwärtige Tragfläche sich um 1.5 m in der Horizontale verschieben läßt, falls sich bei den Versuchen eine unzureichende Stabilität ergeben sollte. Kennzeichnend für die Verhältnisse der österreichischen Flugtechniker ist der Bericht Hippsichs über die finanzielle Funtierung des Aero-plans Nachdem der Konstrukteur mit vieler Mühe und Not die Kosten der Herstellung aufgebracht hat, besitzt er keine Mittel mehr, um Versuche anzustellen. Er hofft durch die Ausstellung seines Fliegers die nötigen Geldmittel dazu zu erhalten.

No. 9 „FLUQSPORT". Seite 250

Wir werden unseren Lesern den österreichischen Flieger demnächst auch im Bilde vorführen.

Für das neue Projekt einer Flugmaschine des Ingenieurs Kreß soll nun eine Subscription veranstaltet werden, die bei dem , jetzigen Interesse für Flugtechnik vielleicht Erfolg haben wird.

— u—

Vogelflug und Menschenflug.

Wilbur Wright knüpft im „London Magazine"' an die Antwort auf eine Umfrage, die sich mit den Aussichten für den Wettbewerb der „Daily Mail" beschäftigt, allgemeine Betrachtungen über Vogel-und Menschenflug. Er selbst hat kein großes Interesse daran, den Preis von 200000 Mk. bei dem Flug von London nach Manchester zu erlangen. „Die Leute, die außerordentliche Leistungen auf Klavieren, Setzmaschinen, Automobilen usw. ausführen, sind niemals die Erfinder. Der Erfinder hat immer seine größere Aufmerksamkeit auf die Vervollkommnung der Maschine gerichtet als auf die Wettbewerbe für ihre Leistungsfähigkeit oder Dauerhaftigkeit." Nach seiner Meinung wird der gewinnende Flieger ein oder zwei Personen mit sich nehmen können, aber nicht mehr. Die Schnelligkeit wird wahrscheinlich zwischen 35 und 50 englischen Meilen die Stunde betragen. Wright spricht dann über die Schnelligkeit des Vogelfluges, den er viel beobachtet hat: „Die Geschwindigkeit des Vogelfluges ist fast ausnahmslos überschätzt worden. Die gewöhnliche Schnelligkeit der gemeinen Krähe ist nicht größer als 32 Kilometer die Stunde. Ich habe öfter ihre Schnelligkeit bei mäßigem Flug in ruhiger Luft gemessen und sie ein wenig unter der eben genannten Geschwindigkeit gefunden. Die Wildente ist vielleicht der Vogel, der bei gewöhnlichem Flug auf lange Strecken hin am schnellsten fliegt. Ich habe sehr oft ihren Flug verfolgt, aber die Schnelligkeit niemals größer als 64 Kilometer in der Stunde gefunden, wenn nicht ein günstiger W.ind ihn beschleunigte. Bei meinen Flügen habe ich oft Vögel über mir beobachtet, aber die Geschwindigkeit der Maschine war immer viel größer als die der Vögel, und diese waren gezwungen, sich zur Seite zu wenden, um nicht überrannt zu werden. Die Rekorde von Flügen der Haustauben zeigen bisweilen Geschwindigkeiten von mehr als 40 Meilen in der Stunde, aber in solchen Fällen sind die Vögel gewöhnlich mit dein Winde geflogen. Ueberhaupt ist dies ein Ausnahmefall, denn diese Tauben überanstrengen sich, um möglichst rasch nach Hause zu kommen. Die besten durch den Menschenflug zurückgelegten Geschwindigkeiten werden wahrscheinlich ein wenig größer sein als die der Vögel, und ebenso ist es wahrscheinlich, daß die durchschnittliche Höhe des Menschenfluges größer sein wird als die der Vögel". Von einer Höhe von 8000 Metern aus ist es nach seiner Meinung möglich, an jeder Stelle innerhalb eines Radis von etwa vier Meilen innerhalb einer Oberfläche von etwa 80 Quadratkilometern zu landen. Niedrige Flüge sind von beständigen Gefahren begleitet. Die Fahrt von London

nach Manchester wird in einer Höhe von tausend und mehr Fuß gemacht werden müssen. Wie die Seeleute in früheren Tagen fürchteten, sich weit vom Land zu entfernen, so geht es heute den Lufttechnikern. Aber wie bei einer größeren Vervollkommnung der Schiffahrt die Seeleute das hohe Meer vorziehen, so werden die Luftschiffer die höheren Atmosphären der Luft iür lange Flüge bevorzugen. Wright glaubt, daß der Preis gewonnen werden wird, aber der Gewinn wird mehr kosten, als die Summe beträgt, möglicherweise sogar den Verlust von Menschenleben fordern.

Flugfelder, wie sie sein sollen.

Mit dem Aufschwung der Flugtechnik ist ein Erfordernis eingetreten, dem man bisher nur recht wenig Geltung zugesprochen hat. Es ist dies der Platz, auf dem die ersten Flugversuche stattfinden sollten und auf dem auch weiterhin geübt werden kann. Man sollte nun allerdings annehmen, daß für „wirklich gehende" Flugmaschinen ein eigener Flugplatz überflüssig ist, da die Luft ja keine Hindernisse bietet und nur ein kleiner Raum vonnöten ist, auf dem der Flieger starten und landen kann. Dem ist aber nicht so. Alle bisher erfolgreichen Flugmaschinen bedürfen, sofern sie mit Laufrädern ausgestattet sind, eines längeren Anlaufes, Manchesmal erhebt sich der Apparat schon nach einer Fahrt von 100 bis 150 Meter, häufig aber wird auf dem Boden eine Strecke von 1 Kilometer und mehr durchfahren, ohne daß es gelingt, die Erde zu verlassen. Mit dieser Art der Startvorrichtung sind viele Apparate ausgestattet, wir nennen nur die Flieger Farman, Delagrange, brabanzon, Bleriot, Esnault-Pelterie, Grade, Antoinette u. s. w.

Mit nur wenigen Ausnahmen haben also die meisten Gleitflieger diese Anlaufvorrichtung, und selbst Schrauben- und Schwingenflieger lagert man häufig auf einem Räder-Chassis. Da man sich nun bei Schaffung eines Flugfeldes für die Allgemeinheit an die Mehrheit halten muß, ist es in erster Linie nötig, auf die Eigenheiten dieses am meisten verwendeten Startsystems Rücksicht zu nehmen. Den Uebenden muß ajso eine möglichst lange Anlaufstrecke zur Verfügung stehen. Die mindeste Strecke sollte 1000 Meter lang sein. Der Flieger, der sich gewöhnlich nach 200 Metern vom Boden erhebt, hat also Zeit zum Wenden.

Nun gibt es noch eine zweite sehr bewährte Art des Abfluges, das ist die der Brüder Wright. Durch ein Fallgewicht wird der Apparat auf einer 25 m langen Schiene in die Luft geworfen. Für Apparate solchen Systemes wäre also eine lange Anlaufstrecke überflüssig.

Es hat sich aber nun gezeigt, daß Apparate jeden Systems ohne Unterschied sich zur Landung nicht immer an den Startplatz zurück begeben können, daß sie vielmehr öfters durch Maschinendefekte, unrichtige Manöver oder sonstige Ursachen zu plötzlichen Landungen gezwungen werden. Es muß also unter allen Umständen genügend freier Raum zum Landen vorhanden sein. Da nun außerdem die Flugmaschinen in ihrer heutigen Form nur große Kurven fahren können, ist es also notwendig, daß der Platz sowohl eine Breite wie eine Länge von 1 Kilometer hat. Dieser Platz muß frei von Bäumen, Hecken, Zäunen und sonstigen Hindernissen sein, da diese beim unfreiwilligen Landen eines Apparates schwere Beschädigungen hervorrufen können. Er muß also frei von allem sein. Aber auch die Bodenbeschaffenheit ist für den glücklichen Verlauf der Versuche von großer Bedeutung. Das idealste wäre ein Boden ganz glatt wie eine Tenne. Der Boden des Tempel-hofer-Feldes zum Beispiel ist nicht sehr günstig, er ist nämlich leicht gewellt. Bei

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einem Anlauf auf Rädern hebt sich der Apparat nur nach und nach in die Luft. Bei den Flugversuchen Zipfels hat es sich gezeigt, daß der Apparat häufig, nachdem er sich etwas vom Boden erhoben hatte, auf den nächsten Wellenkamm stiel! und die Erschütterung sowohl die Funktion des Motors wie die Stabilität des ganzen Apparates beeinträchtigte. Daß darunter die Flugversuche litten, ist selbstverständlich.

Damit wären die Wünsche für ein passendes Flugfeld ausgesprochen. Kurz zusammengefaßt ergeben sich folgende Erfordernisse:

Länge und Breite mindestens je 1000 Meter, keine Hindernisse, also ohne Baum, Strauch, Zaun u. s. w. Namentlich beim Anlauf so glatt wie möglich. Tiefer Sandboden ist zu vermeiden.

Nun zur Unterbringung der Apparate. Es ist ganz klar, daß ein Flugapparat bei seinen meist ziemlich großen Dimensionen in der unmittelbaren Nähe des Flugfeldes untergebracht werden muß. Es sind also Schuppen nötig, die durch verschiebbare Zwischenwände einzelne Abteile beherbergen, die in gewissen Grenzen vergrößert und verkleinert werden können, je nach der Größe des Apparates, dessen Unterbringung in Betracht kommt. Die durchschnittliche Größe der Flugmaschinen entspricht etwa dem Verhältnis 12 m X 12 m. Manche Appaiate sind größer manche kleiner. In solchen Fällen müssen eben die Zwischenwände verstellt werden. Was die Bauart des Schuppens anbelangt, so wäre ein Shedbau aus feuerfestem Material sehr zu empfehlen Feueriest aus dem Grunde, da durch die Verwendung von Benzin eine erhöhte Fenersgefahr besteht. Aus demselben Grunde sollte nur elektrische Beleuchtung in einer solchen Anlage Verwendung finden.

In den einzelnen Abteilen müssen auch die nötigen Werkzeuge, Hebevorrichtungen, Warmwasser-Heizung u. s. w., vorgesehen sein.

Außerdem wäre an die Anlage eine Reparaturwerkstätte und eine Tischlere anzugledern, die den Erbauern von Flugmaschinen zur Verfügung stehen. Das Personal dieser Betriebe wäre auch für Hilfeleistungen bei Flugversuchen zu verwenden.

Auf dem Platze selbst wäre ferner noch die Anlage e ner Gleitbahn für motorlose Flieger, von Strecken- und Wendemarken, eventueller Startvorrichtungen u. s. w., in Erwägung zu ziehen. Das ganze Terrain müßte durch einen hohen Zaun umgrenzt sein, um die Absperrung des Platzes zu sichtrn.

Ueberblicken wir diese Forderungen für einen idealen Flugplatz, so zeigt es sich, daß diese keineswegs zu hoch gespannt sind, wenn auch der eine oder andere Wunsch nicht ganz erfüllt werden könnte.

Auch die Kosten sind keine unerschwinglichen, wenn man das Unternehmen nach Erwerbsgrundsätzen betreibt.

Wie wir hören, ist ja die Anlage eines Aerodroms bei Berlin geplant und es wäre zu wünschen, daß die vorstehenden Vorschläge, die den Kreisen der deutschen Flugtechniker entstammen, Berücksichtigung finden. O. Carbur.

Flieger von Buckalo. Ingenieur Buckalo in Feibach ist zurzeit mit dem Bau einer Flugmaschine beschäftigt. Zum Auftriebe dienen zwei 14 m voneinanderliegende, durch Molor betriebene Ruderflügel.

E. E. Burkhardt in Nördlitz (Sachsen-Altenburg) hat eine l'lugmaschine konstruiert. Er \erlangt für seine Krfiiidunt!; o Millionen Mark. Der Erfinder sagt, daß

Flugtechnische

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Rundschau.

Inland.

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der Apparat, mit welchem er nach jeder Richtung fliegen kann, leicht auseinander genommen und zusamme gesetzt werden kann und gänzlich gefahrlos sein soll.

Ernst Mallmann, Niederlahnstein, konstruiert einen Schwingenflieger. Wir werden in der nächsten Nummer ausführlich darauf zurückkommen.

Aasland.

Flieger von P. Jaugey. Jaugey hat einen neuen Flieger konstruiert, welcher zur Zeit in Jssy les-Moulineaux probiert wird. Der Flieger ist ein Zweidecker mit 8 m Spannweite. Die Flächen haben eine Breite von 2 m. Es sind 3 Steuerflächen vorgesehen, ein vorderes Höhensteuer, ein hinteres Seitensteuer wie bei Voisin und

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Flieger von P. Jaugey.

zur Erhaltung der seitlichen Stabilität als Ersatz des Qauchissements 2 Steuerflächen, die in bekannter Weise an den Flächenenden angeordnet sind. Die Qesamttragfläche

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Flieger von P. Jaugey.

beträgt 47 qm, das Gesamtgewicht ohne Führer 375 Kg. Der Flieger besitzt eine am vorderen Höhensteuer angeordnete Schraube, die von einem 22—36-PS vierzylindrischen Mors-Motor angetrieben wird.

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Die nebenstehenden Abbildungen lassen die Konstruktion des Fliegers sehr gut erkennen. Das hintere Seitensteuer wird durch Pedale, welche sich.unter dem Sitz des Führers befinden, betätigt. Bemerkenswert ist der sehr hoch liegende Schwerpunkt im Verhältnis zum Widerstandmiltelpunkt des Fliegers. Der Apparat, welcher für den Transport in 3 Teile zerlegt werden kann, ruht auf einem abgefederten Fahrgestell aus 4 Rädern.

Ravaud, welcher sich für den Wettbewerb in Monaco gemeldet hat, ist bei seinen Vorversuchen kurz hinter der Abflugbahn ins Wasser gestürzt. Ravaud hatte

bekanntlich aus Sicherheitsgründen seinen Flieger mit Schwimmern versehen. Vorstehende Abbildung zeigt den Flieger auf der Unfallstelle.

M. Veran hat in Pau das Modell eines Qyroskop-Aeroplans herstellen lassen, dessen Traggerüst aus hohlen Stahlrohren besteht. Es sind vorne zwei Steuer angebracht, deren Bewegungen voneinander unabhängig sind. Ein drittes Steuer befindet sich rückwärts; es ist ungewöhnlich groli gehalten und besteht aus zwei Flächen, die nach Belieben unter jedem Winkel nach aufwärts und abwärts gestellt werden können. Ein seitliches Verziehen der Tragflächen wie bei der Wright-Type findet hier ntebt-statt, wohl aber kann der Neigungswinkel der Tragflächen geändert werden. Der Motor und die Flügelschraube gleichen der äußeren Form nach jener des Wright-Aeroplans. Wo immer es anging, wurde an Stelle von Holz, Aluminium verwendet. M. Veran hat auch eine Vorrichtung angebracht, um die Fluggeschwindigkeit des Aeroplans zu verändern, was bei den bisherigen Typen nicht geht, da sie eine gleichmäßige Geschwindigkeit einhalten müssen. Er erzielt diese Veränderung der Fluggeschwindigkeit durch Flügelansälze, die ausgebreitet oder eingeschlagen werden können, so daß sich demgemäß das gesamte Areal der Tragflächen vergrößert oder verringert. Der Aeroplan von Veran ist auf einem Gestell von Bicyclerädern montiert.

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Unfall des Fliegers Ravaud in Monaco.

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Flugplatz der Internationalen Lnftschiffahrts-Ausstellung Frankfurt a. M.

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Patentwesen.

Deutschland.

Patentanmeldungen.

77h. L. 25 751. Flugapparat mit Luftschrauben und beweglichen Flügeln. Bru :o v. Livonius, Stuttgart, Johannesstr. 53. 13. 3. 08.

Oebrauchsmustereintragungen.

77 h. 368662. Versteifungskörper für Luftschiffe, bestehend aus mit Stahlband belegten Holz ing. Franz Sonnenmoser, Frankfurt a. M., Sandhofstrafie 48. 15. 2. C9. S. 19 003.

77h. 369 196. Fesselungsrolle für Luftfahrzeuge. H.O. Plump, Eutin. 1.2.09. P. 14931.

77 h. 370 575. Oleitllieger mit im Mittel gelagerten Hohlkörper. Franz Sonnenmoser, Frankfurt a. M., Sandhofstrafie 48. 1. 3. 09. S. 19 123.

77 h. 371 424. Schraubenanordnung für Luftfahrzeuge. Ernst Schumann, Göhren b. Leipzig. 24. 2. 09. Sch. 31 319.

77h. 371919. Ein-Flächen-Flieger. Adolf Bruder, Heilbronn a. N. 11.2.09. B. 41 533.

77h. 371 935. Flug-Drachen. Fa. Anna Rasch, Hamburg. 22.2.09. R. 23 344.

77 h. 371 940. Luftschiff ohne Gasfüllung, dessen Antrieb durch Propeller erfolgt. Konrad Dreyer, Kumbach, Schwaben, 23 2. 09. D. 15 706.

77 h. 372 028. Zusammenlegbare Schablone zum Messen der Größe zu füllender Kugel- und anderer Luftballons. Hermann Spranger, Gelsenkirchen, Märtingplatz 1. 11. 3. 09. S. 19 207.

Flugmaschine mit Schlagflügeln und Tragflächen.

(Schluß.)

Oberhalb des Drehpunktes des Zahnsegments i ist ein auf dem Qerüstteil des Schiffes befestigtes Lager 6 angeordnet, welches durch den mittels der Mutter 42 gesicherten Bolzen 41 die Zentrierung des Zahnsegments bewirkt.

Außerdem wird das Zahnsegment i von einem auf dem Schiffsgerüst befestigten Tragknnz 5 in der Horizontalen geführt, indem auf dem Zahnsegment mehrere Gleitrollen 48 angeordnet sind, welche den vorerwähnten Tragkranz umfassen.

Das die zweite Propellerwelle steuernde Zahnsegment i1 wird durchweine Schnecke 7a, welche der unteren Schnecke entspricht, in Drehung versetzt, welche von der Welle der Sleuerschnecke 7 aus durch das Kegelrädeipaar 9*, die Transmissionswelle 12, das Kegelräderpaar 95 angetrieben wird.

Um den Steuerllügel nach jeder Richtung umligen zu können, ist das in horizontaler Richtung bewegliche Steuer noch mit na:hstehenden Einrichtungen versehen.

Der Steuerflügel ist von einem an dem Flügelrahmen befestigten Zahnkranz k umgeben, welcher bei jeder Stellung des Steuers durch einen von dem Lenkersitz L aus in Drehung zu versetzenden Triebling 15c be egt wird. Zu diesem Behufe ist auf der Schwingachse des Drehgestelles j ein Kegelrad 15a lose gelagert, welches einerseits mit dem durch das Wenderad 13 vermittels der Stange 14 in Drehung gesetzten Kegelrad 15 in Eingriff steht und andererseits mit einem auf dem Drehgestell j gelagerten Kegelrad 15b zusammenarbeitet, auf dessen Welle der mit dem Zahnkranz k zusammenarbeitende Triebling 15c aufgekeilt ist.

Die Vertikalsteuerung wird in bekannter Weise durch Verschiebung der Gondel M ausgeführt, welche unter der Plattform N auf Schienen 16, 16 geführt und durch Gegenschienen 22 gesichert ist.

Die Verschiebung der Gondel geschieht vom Lenkersitz L durch das Steuerrad 17, d ssen Welle durch die hohle Steuerwelle des Rades 8 geführt ist und am Ende ein Kegelrad trägt, welches mit einem auf der Schneckenwelle 19 sitzenden Kegelrad 18 in Eingriff steht. Die Schnecke 19 treibt ein auf der Plattform N gelagertes Schneckenrad 20 (Abb. 15) und eine mit dem Schneckenrad aus einem Stück gegossene Schnurscheibe, über welch letztere ein Drahlseil 21 geführt ist. An den Enden der Geleise 16,16 sind Rollen angebracht, über «»eiche das Drahtseil 21 läuft, dessen Enden an der Gondel M befestigt sind (Abb. 1), Durch diese Einrichtung kann die Gondel auf den Schienen 16, 16 nach vorn oder rückwärts geschoben werden, wodurch der Schwerpunkt der Flugmaschine verlegt, die Neigung der Tragflächen und Flügel geändert und sohin die Flugmaschine vertikal gesteuert

wird- In der Oondel hat ein Mann liegend Platz. Dieselbe kann ev. auch mit Ballast ausgefüllt werden.

Um eine rasche Handhabung der Horizontal- und Vertikalsteuerung zu ermöglichen, sind nachstehende Einrichtungen vorgesehen (vgl. Abb. 14 und 15).

Auf der Schneckenwelle 19, welche die für die Vertikalsteuerung vorgesehene Schnurscheibe 20 antreibt, ist ein Kegelrad 25 aufgekeilt, welches mit einem auf der Hängestütze 24 angebrachtem Kegelrad 26 in Eingriff steht. Unter der Hängestütze ist ein Friktionsrad 27 gelagert, welches mit dem Kegelrad 26 auf einer Welle befestigt und in der Hängestütze 24 drehbar gelagert ist. Am Umfang ist das Frik- j tionsjad 27 mit einem Gummiring 28 versehen. Unter dem Friktionsrad 27 ist eine auf der Motorwelle 23 verschiebbare und mit derselben durch den Bolzen 30 gekuppelte Muffe gelagert, welche an ihren Enden die Einrückscheiben 29 trägt, welch letztere mittels des Gestänges 31, -i2, 33 vom Lenkersitz L nach Bedarf an die eine oder die andere Seite des Friktionsrades 27 angepreßt werden können und dieses in Bewegung setzt.

Die vorstehend beschriebenen Einrückvorrichtungen sind derart angeordnet, daß durch einfaches Niederdrücken des Hebels 33 die Gondel M gegen den vorderen Teil des Schiffes sich bewegt, wodurch in bekannter Weise der Schwerpunkt der Flugmaschine nach vorn verlegt, die Tragfläche A mehr belastet und die Flugmaschine zum Sinken gebracht wird, während durch das Aufwärtsdrücken des Hebels 33 die Gondel M nach dem rückwärtigen Teil des Schiffes sich bewegt, wo- '

durch die Tragfläche A1 mehr belastet wird, also die Tragfläche A mehr Auftrieb gewinnt und die Flugmaschine höher steigt.

Die rasche Einstellung des zweiten Steuermechanismus wird durch den Seiltrieb 34 ermöglicht. Auf der unteren Seite der Plattform ist das mit einem Gummiringe 28a versehene Friktionsrad 35 gelagert, auf dessen Achse die Schnurscheibe 36 befestigt ist, welche durch das Steuerseil 34 mit einer auf der hohlen Welle des Steuerrades 8 sitzenden Schnurscheibe 36a verbunden ist. Auf der Motorwelle 23, unter dem Friktionsrad 35, sind Einrückscheiben 40 angeordnet, welche durch das Einrückgestänge 37, 38, 39 an das Friktionsrad 35 angepreßt werden können.

Die Flugmaschine ist in bekannter Weise auf einen Wagen F montiert, der aus vier gleich großen und zwei kleinen Rädern besteht, von welchen die vorderen Räder durch einen Kettentrieb mit dem Mechanismus der horizontalen Steuerung '

verbunden sind.

Auf dem unteren Teil des Fahrzeugrahmens sind Boote G angeordnet, welche aus luftdichten Behältern bestehen, die durch ein Stahlrohrgerippe versteift sind.

Die Boote G werden in solcher Tiefe unter dem Rahmen angeordnet, daß bei einer Landung auf Wasser die Flugmaschine derart schwimmend erhalten wird, daß der untere Propeller die Wasserlläche nicht berührt.

Die Flugmaschine kann demnach auch zum Aufliegen von einer Wasserfläche aus gebracht werden.

Wird nämlich die Flugmaschine vorerst mit angetriebenen Propeller auf einer Wasserfläche bewegt und nachher der Flügelschlagmechanismus in Tätigkeit gesetzt, >

so wird bei jedem Flügelschlag eine größere Luftmenge unter die Tragfläche A1 gegen die Propefler hin verdrängt und gleichzeitig dh Flugmaschine nach vorwärts gedrückt.

Bei dieser beschleunigten Bewegung wächst auch der Auftrieb der Tragflächen.

Wird bei fortgesetzten Flügelschlägen die Flugmaschine immer schneller und schneller vorwärts getrieben, so wird sie sich schließlich vom Wssser abheben,

Patent-Ansprüche:

-■ 1. Flugmaschine mit Schlagflügeln und Tragflächen, dadurch gekennzeichnet, daß zwischen zwei geneigten Tragflächen (A, A1) ein ebenfalls geneigtes Schlagflügelpaar derart angeordnet ist, daß die Vorderkante der vorderen Tragfläche (A) mit der Mitte der Schlagflügel (B, B) und der rückwärtigen Kante der hinteren Tragfläche (A1) annähernd in einer Horizontalen liegt.

2. Flugmaschine nach Anspruch I, dadurch gekennzeichnet, daß unter der hinteren Tragfläche (A1) ein steuerbares und übereinandergestelltes Propellerpaar (C, C) und unter der vorderen Tragfläche (A) ein Lenkflügel (D) angeordnet ist.

3. Flugmaschine nach Anspruch I, dadurch gekennzeichnet, da» die Antriebsvorrichtung für die Schlagflügel aus zwei vertikal umlaufenden Ketten

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FLUGSPORT.'

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(x, x), in die ein die Schubstangen (d, d) tragender Mitnehmer (y) eingreift, und zwei auf dem Traggerüst (u) verschiebbaren Kreuzköpfen (w, w) besteht, welche durch die Schubstangen (d1, d1) mit dem Flügelrahmen gelenkig ver-bunoen sind.

4. Flugmaschine nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß in die Antriebsvorrichtnng der Flügel ein Schneckengetriebe eingebaut ist, durch welches die Flügel im Moment der Abstellung der Antriebsvorrichtung selbsttätig festgestellt werden, zu dem Zwecke, die Flügel nach Bedarf in jeder Lage als feste Tragflächen benutzen zu können.

5. Antriebsvorrichtung für senkrecht übereinander gestellte Propeller bei Flugmaschinen nach Anspruch I und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die über der unmittelbar angetriebenen Propellerwelle liegende zweite P.opelle-welle einerseits durch einen Riemen (h), andererseits dadurch in Drehung versetzt wird, daß die Propellerreifen (e, e1) durch einen elastischen Friktionskranz miteinander gekuppelt sind.

6. Steuerungsvorrichtung für vertikal übereinandergestellte Propeller nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die das Zahnsegment (i1) des oberen Propellers antreibende Schnecke mit der entsprechenden Schnecke des unteren Propellers verbunden ist.

7. Vorrichtung zum Umlegen des Lenkflügels bei Flugmaschinen nach Anspruch I, dadurch gekennzeichnet, daß der auf dem Drehgestell (j) schwingbar gelagerte Lenkflügel von einem mit dem Lenkflügelrahmen in Verbindung stehenden Zahnkranz (k) umgeben ist, welcher bei jeder Steuerstellung des Lenkflügels dadurch verdreht werden kann, daß auf der Schwingachse des Drehgestelles ein Kegelrad (15a) lose gelagert ist, welches einerseits mit einem von dem Lenker aus in Bewegung zu setzenden Kegelrad (15) und andererseits mit einem auf Drehgestelle gelagerten Kegelrad (i5b) in Eingriff steht, auf dessen Wel e ein mit dem Zahnkranz (k) zusammenarbeitender Triebling (15c) aufgekeilt ist.

8. Vorrichtung zum raschen Einstellen der Horizontal- und Vertikal-Steuerungen von Flugmaschinen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß sowohl die Welle des Steuerrades (8) als auch die Welle des Steuerrades (17) durch beliebige Uebertragungsmechanismen mit Friktionsscheiben (35 bezw. 28) verbunden sind welch letztere durch von der Motorwelle aas angetriebene Einrückscheiben (40 bezw. 29) in Drehung versetzt werden.

Belgisches Patent.

Steuernngsvorrichtang für Aeroplane, mittels welcher drei verschiedene Bewegungen zur Erhaltung des Gleichgewichts ausgeführt werden können*).

Die Steuerunssvorrichtung besteht, wie nebenstehende Abbildu g zeigt, aus einer Hauptsteuerwelle a, welche bei b in einer Kugelpfanne gelagert ist und oben

zur Betätigung des Steuerungshebels ein Handrad trägt. Ueber der Pfanne c befindet sich auf der Steuerwelle aufgekeilt, eine kleine Seiltrommel, welche vermittels der Zugseile d das hintere Vertikalsteuer betätigt. Der um die Achse e horizontal schwingende Hebel f dient zur Betätigung seitlich der Tragflächen angeordneter Steuerflächen xider zur Verkrümmung der Enden der Tragflächen. Die Verstellung wird in der Pfeilrichtung durch Umlegen der Hauptsteuerwelle a bewirkt. Für die Verstellung des meistenteils vorn angeordneten Höhensteuers (kann auch hinten angeordnet werden) dient die mit einer Kuisse versehene Stange g, welche bei h verschiebbar gelagert ist. Mittels dieser einfachen Vorrichtung kann man mit 2 Händen drei Bewegungen zu gleicher Zeit ausführen

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

P. Nr. 212 445.

Vorträge.

Ueber die Eroberung der Luft ohne Motor hielt in Stettin Herr Wladimir von Seelig einen populär-wissenschaftlichen Vortrag. Vortragender bezweckte, Fachleuten und Laien die Möglichkeit eines mühelosen Fluges ohne Motor zu beweisen. Der zivilisierte Mitteleuropäer ist heute schon zu träge geworden und anstatt an seine eigene Kraft zu glauben, überläßt er den Antrieb der Maschine. Zur Erreichung eines Fluges ist nach Lilienthal eine Leistung von 1 r/aPS. erforderlich, bei etwas Luftbewegung liegen die Verhältnisse aber bedeutend günstiger. Bei einem Winde von 10m|sec. also bei frischer Briese, würde die Antriebskraft ziemlich = 0 sein. Aber auch die bei Windstille erforderliche U/a PS. vermag der Mensch bei richtiger Ausnutzung seiner Arm- und Beinstreckmuskeln auf kurze Zeit zu leisten. An Hand nur nach Originalen hergestellter Lichtbilder schilderte Redner die Entwicklung des Vogels, vom Urvogel an bis zur schnellsegelnden Schwalbe und zum fluglosen amerikanischen Strauß. Die Ideen der Männer, die ohne Motor gearbeitet, wie Leonarda da Vinci, Roger Baco, Jakob Degen, Blanchard, Olto Lilienthal und Carl Zuttenstedt wurden eingehend durch Wort und Bild erläutert. Der sehr sorgsam ausgearbeitete Vortrag war leider sehr sc iwach besucht, ein Zeichen, wie wenig fortschrittliches Interesse in unserer Vierlelmillionenstadt noch für solche Probleme zu finden ist!

fng. C. Brand-Stettin.

Verschiedenes.

Eine Modellversuchsstation für Luftschiffe hatte die Universität Göttingen eingerichtet. Mit ihrer Leitung war Professor Dr. Prandtl betraut worden, der zugleich auf den neuerrichteten Lehrstuhl für Aeronautik berufen wurde. Die Modell-Versuchsstation, für die ein besonderer Bau errichtet wurde, ist nunmehr, wie aus Göttingen geschrieben wird, in allen Einzelheiten vollendet und gebrauchsfähig. Insbesondere ist es gelungen, eine schwierige technische Aufgabe glücklich zu lösen. Es ist dies die Herstellung eines Luftstroms, der mit einer bestimmten stetigen Geschwindigkeit das Pri'fungsrohr durchläuft. Die Anstalt kann Modellprüfungen aller Art, vornehmlich für Motorluftschiffe, aber auch für Flugapparate, vornehmen.

Ein Lehrstuhl für Luitschiffahrt soll an der Technischen Hochschule in Hannover geschaffen werden und zwar ist hierfür Herr Professor Weber, welcher zur Zeit eine Orientierungsreise nach Frankreich unternimmt, bestimmt.

Luftschrauben für Motorluftschiffe. Die bekannte Spezialfabrik für Schiffsschrauben, Theodor Zeise in Altona-Ottensen, beschäftigt sich seit einiger Zeit auch mit der Herstellung von Luftschrauben für Motorluftschiffe und hat in ihren Werkstätten Einrichtungen getroffen, um diese Schrauben auszuprobieren. Außer Einrichtungen im geschlo senen Räume ist jetzt eine Anlage fertiggestellt, in der Schrauben bis zu 4,5 Metern Durchmesser mit elektromotorischem Antrieb von 50 effektiven Pferden auf ihren Wirkungsgrad untersucht werden können. Es liegen bereits mehrere zum Patent angemeldete Konstruktionen, die gegen die durch Zeitschriften bekannten Ausführungen wesentliche Veränderungen aufweisen, vor. Die Firma Theodor Zeise hat sich mit der Zeppelin - Gesellschaft in Verbindung gesetzt und fertigt zuizeit für diese eine Schraube von 3,5 Metern Durchmesser an. Sie wird in nächster Zeit auf der Station eingehend untersucht und soll dann nach dem Bodensee transportiert werden, um dort mit den bisherigen Zeppelin - Schrauben an dem speziell für Luftschrauben zur Verfügung stehenden Boot „Gna" verglichen zu werden.

Die Führung des Wright'schen Fliegers ist nicht schwer zu erlernen. Der vielvielfach in der Presse zum Ausdruck gebrachten Meinung, daß die Handhabung des Wright'schen Flugapparates schwer zu erlernen sei, sei gegenüber gestellt, daß ein Schüler Wrights, Charles de Lambert, im ganzen 23 mal aufgestiegen ist und hierzu zusammen 5 Stunden und 22 Minuten verwendet hat, gewiß eine sehr geringe Zeif, um mit der Leitung des Apparates vollständig vertraut zu sein. Es ist bekannt, daß z. B. für das Erlernen des Automobilfahrens entschieden mehr Zeit aufgewendet werden muß.

Weiter ist Paul Tissandier 17 mal aufgestiegen, was 4 Stunden 42 Minuten beanspruchte,; und Kapitän Gerardville 12 mal geflogen, wozu im ganzen 2 Stunden 58 Minuten nötig waren. Nach Beendigung des Unterrichts haben beide Führer Flüge ausgeführt. Lambert einen von 26 Minuten und 59 Sekunden und Tissandier

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einen von 27 Minuten und 11 Sekunden. Jedenfalls beweisen vorsiehende Daten daß zur Führung des Wright'schen Apparates die demselben angedichtete Kunstfertigkeit, wie die Zeitungen behaupten, nicht dazu gehört.

Die Taufe eines Flugapparates scheint das Modernste zu sein. In New-York hat sich vor wenigen Tagen eine solche Zeremonie abgespielt und zwar ganz so, wie man bei den Taufen eines Schiffes verfährt! Es handelte sich in diesem Falle um einen Aeroplan, der von Mr. Wilbur R. Kimball erbaut worden ist, und der in feierlicher Weihe durch eine New-Yorker Schauspielerin auf den Namen „New-York Nr. 1." im Morris Park getauft wurde. Eine Champagnerflasche wurde an dem Stahlkörper des Aeroplans zerbrochen, und dann öffnete man noch eine Reihe anderer Champagnerflaschen, um auf die Gesundheit des Erfinders anzustoßen.

In Nancy ist ein Versuchslaboratorium für Flugtechnik im Entstehen begriffen. Das Laboratorium, zu dessen Gründung sich einige reiche Förderer der Universität von Nancy mit der französischen Liga für Luftschiffahrt zusammengetan haben, wird dem Universitätsinstitut für Physik angegliedert werden; auch ein Aerodrom soll geschaffen werden, die notwendigen Mittel werden durch Subskription aufgebracht.

Die Luftschiff-Vignetten S. 252 und 263 entstammen der Schriftgießerei Flinsch Frankfurt a. M.

Vereinsnachrichten.

Ein Damenclub für Aviatik ist in New-York gegründet worden. Die Tochter von I. P. Morgan steht an der Spitze des Komitees.

Geschäftliche Nachrichten.

E. Rumpier, Luftfahrzeugbau, ist, wie wir hören, dieser Tage in ihre neuen Fabrikräume, Berlin N., Reinickendorferstr. 113, verzogen. Bei diesem Anlaß fand eine erhebliche Vergrößerung und Neueinrichtung statt, um den sehr zahlreichen Bestellungen auf Anfertigung von Luftfahrzeugen der verschiedensten Systeme vollauf gerecht zu werden. Wir werden demnächst Näheres über die technischen Einrichtungen bringen.

Eine deutsche Aeroplanfabrik. Die Benz - Motorenfabrik in Mannheim wird ihre Fabrikation in nicht allzu ferner Zeit auf die Erzeugung von Flugmaschinen ausdehnen. Mit dem Bau von Flugschiffmotoren wird bereits jetzt begonnen. „Wir lesen aber", so sagte Direktor Hammesfahr von den Benz-Werken jüngst einem Mitarbeiter der „Wien. Allg. Aut -Ztg.", „nicht das Hauptgewicht auf die exzeptionelle Leichtigkeit, die stets mit Betriebsunsicherheit gepaart sein wird. Was wir wollen, ist, dem Aviatiker einen Motor für seinen speziellen Zweck zu geben, der an Betriebssicherheit nicht um eine Idee hinter unseren Automobilmotoren zurücksteht. Ja, wenn es geht, müßte ein Luftschiffmotor einen Automobifmotor an Betriebssicherheit unbedingt übertreffen. Bleibt ein Automobilist wirklich einmal auf der Straße stecken, so ist das Malheur ja eigentlich kein besonders großes. Aber die Konsequenzen, die unter Umständen das Versagen eines B;nzinmotors in der Luft haben kann, brauche ich wohl nicht erst auszumalen. Wirjagen in den Benz-Werken keinen Utopien nach, und wenn wir den Bau von Aeroplanen heute schon in den Bereich unserer Betrachtungen'ziehen, so wissen wir sehr genau, warum wir das tun"

Literatur.

Der Flug, ein auf der Wirkung strahlenden Luftdruckes beruhender Vorgang. Von

Dr. Emif Jacob, Kreuznach. Mit 4 Tafefn, enthaltend 18 litographische Zeichnungen. Preis 3.-- Mk. (Durch den Verlag des „Flugsport" zu beziehen.) Großen und praktischen Nutzen haben wir bis heute aus unserer Flugvcissen-schaft nicht schöpfen können. Alle bisherigen Vorstellungen über den eigentlichen Vorgang beim Fluge sind vorläufig noch solche. Die Praxis muß es erst beweisen. Verfasser versucht, eine richtige Vorstellung über den eigentlichen Vorgang zwischen Flugtier und Luft sich zu verschaffen. Die grundsätzlich zunächst zu lösende Frage ist: „Was geht in der Luft vor, welche den Vogel trägt? Welche Bewegungen — äußerlich erkennbare und innere nur logisch zu erschließende finden dabei statt?"

Ich, der Rezensent, habe selten ein Buch mit so großer Begierde studiert, wie das vorliegende.

Interessant ist das vom Verfasser ausgeführte Experiment der schwirrend gewogenen Fliege. An dem einem Wagenbalken einer feinen Wage, welche noch auf ein Milligramm gut reagiert, hängte Verfasser ein Glas, das anstelle der Wagschale aufgehängt wurde, brachte hierhinein eine schwere Fliege (Brummer), verschloß die Oeffnung mit einer sehr weitmaschigen Gaze, um ein Entweichen der F,iege zu verhindern. Nachdem die Fliege, an der Wand des Gefäßes sitzend, mit dem Behälter von bekanntem Gewicht gewoeen war und die Wage noch unarretiert auf dem Nullpunkte stand, also einerseits Behälter und Fliege, anderseits die aufgelegten Gewichte sich genau balancierten — wurde der Moment abgewartet, wo die Flkge sich erholt hatte und Befreiungsversuche anstel te, d. h. im Glase umherschwirrte. Die Versuche wurden zuerst so angestellt, daß das Becherglas mit der Mündung nach oben aufgehängt war, darauf aber auch mit der Mündung nach unten, also nach Art einer Glocke.

Merkwürdigerweise wurde die Wage beim Abschwirren der Fliege von der Glaswandung nicht im geringsten in ihrem Gleichgewicht gestört.

Bei einem weiteren Experiment verwendete Verfasser einen oben und unten offenen mit Gaze verschlossenen Zylinder und stellte hierbei die überraschende Tatsache fest, daß beim Abschwirren der Fliege von der Glaswand die Wage einen energischen Ausschlag gab. Wenn aber der aufrecht oder verkehrt aufgehängte Becher als Behälter diente, zeigte sich beim Auffliegen der Fliege keine Allerierung des Gleichgewichts. Die in der Luft im Glas schwirrende Fliege wog dann voll mit, gerade so viel, als ob sie an der Wand sitzen geblieben wäre.

Es würde hier zu weit führen, die Einzelheiten dieses Buches weiter bekannt zu geben. Jedenfalls ist das Studium desselben sehr interessant und zu empfehlen.

Der praktische Flugschiffer. Eine Anleitung zur Konstruktion von Qleitfliegern, ihrer Tragdecken, Trag- und Treibschrauben nebst unem Anhang für Luftschiffe von Dr. R, Wegcnervon Dallwitz. Mit 37 Abbildungen. (Rostock i. M. C. J. E. Volckmann Nachf.E. Wette.) Preis 2 Mk.

Verfasser hat in vorliegender Broschüre alles das zusammengefaßt, was praktisch und theoretisch der praktische Luftschiffer für den Bau eines Fliegers braucht, und zwar hat Verfasser sich nicht nur auf die Wiedergabe der Faustformeln beschränkt, sondern auch in einer einfachen Theorie, die nirgends über die Anwendung der einfachsten Algebra hinausgeht, gezeigt, wie die Wirkung an den Arbeitsflächen entsteht und wie man zu den Gleichungen, die sich für die praktische Verwendung eignen, durch Ueberlegung gelangen kann.

In der Broschüre finden wir zunächst Erklärungen über Wirkungsgrad, Angaben über Konstruktionseinzeheiten, Festigkeit von Materialien und Berechnungen über die Tragkraft der Tragdecken von Flugmaschinen, weiter eine t erechnung der einfachen Tragschrauben, eine einfache Tragschraubentheorte, Wellners Faustformeln für Tragschrauben'für Schraubenflies>er. Weiter sind die Schaufelllieger, Flügelflieger und im Anhang die Luitschiffe besprochen.

Die vorliegen e Broschüre können wir Flugtechnikern zur Anschaffung nur bestens empfehlen.

Pour l'Aviation par D'Estournelles de Constmt. Verlag: Librairie Aeronautique. 32 rue Madame, Paris. Preis: 3 frcs. 50.

Verfasser behandelt in vorliegendem Buch ausgehend von der geschichtlichen Entwicklung der älteren Luftschiffahrt die verschiedenen neueren Flugmaschinen und Ballonkonstruktionen. Wenn schon die Flugmaschine dazu berufen erscheint, in einem Zukunftskrieg ausschlaggebend zu sein, so wird sie doch dazu beitragen, eine Annäherung infolge der leichten Verkehrsmöglichkeit der Völker herbeizuführen.

Capjtaine Th. Bois beschreibt die Drachen- und Gleitflieger in ihren Grundprinzipien und erinnert an die ältesten Flieger von Maxime und andere mehr und würdigte die Arbeiten von M. Lauson und Baden-Powell.

Der unsern Lesern bekannte Captiain Ferber spricht über die Bedeutung der Flugmaschine im Kriege. Zum Schluß besprechen die verschiedenen bekannten französischen Aviatiker Farman, Bleriot ihre Erfahrungen.

Personalien.

Ordensverleihung. Der König von Preußen hat dem Fabrikanten Herrn Kommerzienrat Wilhelm Opel zu Rüsselsheim am Main den Roten Adler-Orden verliehen.

No. 9

„FLUGSPORT.

Seite 262

Offizielle ungen des Schlesischen Flugsport=Club.

<»!■»«Ii. Sitz Breslau.

Vorstand:

1. Vorsitzender: Oberingenieur E. Schräder.

2. „ Ingenieur C v. Sallwürk.

1. Schriitwart: Ingenieur E. Leischner.

2. „ PosUekretär P. Solger. Propagandaausschuß: Chefredakteur L. Beninatto.

Sportsgruppen, zugleich Sportskommission: I. Maschinenflug: Obmann E. Schräder. 2 Freiflug: Obmann E. Leischner, H. Kukol.

3. Freiballon: Obmann E. Schräder.

4. Automobilfahren: Obmann C. v. Sallwürk.

5. Rasenspiele, Florettfechten, Pistolenschießen: Frau von Sallwürk, K. Ritzmann, L. Beninatto.

6. Wintersport: C. O. Schlobach, Fritz Heidenreich, C. Stach, Clublokal: Theater-Restaurant.

Sitzung: Jeden Sonnabend 8.30 Uhr. Vorstandssitzung am 31. März 1909. Anwesend sämtliche Vors'andsmitglieder. 1. Eröffnung 9.45 Uhr. Der Vorsitzende, Ingenieur Schräder, berichtet über die Erwerbung eines Uebungsterrains in Nippern.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Das Uebungsfeld des Schlesischen Flugsport-Club in Nipperu bei Deutsch-Lissa.

Die Terrainkommission fuhr am letzten Sonntag mittels Auto (zur Verfügung gestellt von Fritz Heidenreich) die Umgebung Breslaus ab, zwecks Erlangung eines

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Mitteil

geeigneten Uebungsterrains. Am günstigsten in jeder Beziehung erwies sich ein isolierter Bergkegel bei Nippern. Nippern liegt bequem erreichbar an der Bahnstrecke Breslau—Liegnitz, als nächste Station hinter Deutsch-Lissa. Versammlungspunkt in Nippern: Gasthof Kattner (Haasebier). Uebungsplafz (12 Minuten entfernt) bildet einen Bergkegel von etwa 270 Meter Umfang, offen nach Südost Steigung 1: 2 bis 1:4. Ablauflänge im Mittel 40 M ter. Ablaufgeschwindigkeiten in der Hauptrichtung 6,5 Meter in der Sekunde, Boden ist rasenbewachsener scharfer Sand. Im Inneren des Waldes befindet sich eine Sand- bezw. Kiesgrube von etwa 60 Meter Durchmesser und 5—7 Meter Tiefe mit Versteinerungen anscheinend aus der Kreidezei*. Diese Kiesgrube gibt einen guten Piknick- und Spielplatz für alle Betätigungen unserer Gruppe V. Näheres aus unseren Abbildungen ersichtlich. Das Terrain ist vom Club durch Pachtung erworben.

Der Gesamtvorstand erklärt sich mit den Ausführungen des Vorsitzenden einverstanden.

2. Auf eine Anfrage über den Beginn der praktischen Uebungen teilt der Vorsitzende mit, daß, gutes Wetter vorausgesetzt, die Flugübungen vermutlich am Sonntag, den 11. d. Ms beginnen können. Der Monoplanflieger ist im Bau und wird in nächster Woche fertig. Herr Fritz Heidenreich erklärt sich freundlichst bereit das Herausschaffen des Apparats zu übernehmen.

3. Die Klisches für Mitgliedskarte und Zeitung liegen fertig vor. Mitgliedskarte wird beschlossen, wie folgt: Größe 140 mal 80 mm, Farbe gelb, Stoff Leinenpapier, Druck von Emil Wolf & Wallossek, Gräbschener Straße 37.

4. Auf Antrag Schräder wird Aenderung des feststehenden Satzes unserer Vereinsnachrichten dahingehend beschlossen, daß die einzelnen Gruppen des Clubs nebst deren Obmännern ständig aufgeführt werden. Die neue Anordnung ist, wie aus dem Kopf unserer heutigen Mitteilungen ersichtlich, bereits angewendet:

Es wird darauf aufmerksam gemacht, daß Meldungen der Mitglieder zur Teilnahme an einer oder mehreren Gruppen, die kostenlos ist, bei dem entsprechenden Obmann anzubringen sind. Die Gruppe V: Rasenspiele, Florettfechten und Pistolenschießen unter Leitung von Frau v. Sallwürk, Herrn Ritzmann und Beninatto ist neu angegliedert worden. Bei dieser Gruppe bitten wir die Mitglieder, welche statt der Clubwaffen (bereits vorhanden) eigene Waffen anzuschaffen beabsichtigen, dies durch den Obmann vornehmen zu lassen, im Interesse einheitlicher Gestaltung und wohlfeiler Anschaffung. Speziell ersucht der Vorstand die Damen unseres Clubs die Gruppe Florettfechten und Pistolenschießen rege in Anspruch zu nehmen.

5. Mitgliedern ten in provisorischer Aufstellung gehen sämtlichen Mitgliedern noch in dieser Woche zu. Etwaige Unrichtigkeiten bittet der Vorstand telephonisch zu melden (9209 Schräder, 1346 Beninatto).

6. Dem neuen Propaganda-Ausschuß wird aufgegeben, die Bestrebungen des Clubs in weiterar Oeffentlichkeit bekannt zu geben. Preßnachrichten für Breslau übernimmt Schräder, für auswärts Beninatto.

7. Unser Clublokal erweist sich -A% zu klein für den inzwischen stark angewachsenen Club. Es ist deshalb ein neues Clubzimmer im Theater-Restaurant, gegenüber dem Schauspielhause festgelegt worden. Sitzungen wie bisher Sonnabend, abend 8.30 Uhr. Erste Sitzung daselbst morgen am 3. April. (Bier: Pfeifferhof, Münchener, Pilsner).

8. Für Sonntags (falls keine Sportiibung um diese Zeit stattfindet) ständig five-o-clock-tea im Theaterrestaurant.

Am Sonntag, 4, April, fand ein gemeinsamer Ausflug nach Nippern zur Besichtigung des Flugtarrains statt.

-ϖ Schräder. v. Sallwürk. Leischner.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909


Flugsport

.Illustrierte technische Zeitschrift und Anzeiger

für die gesamte

„Flugschiffahrt"

unter Mitwirkung bedeutender Fachmänner herausgegeben von Oskar Ursinus, Civilingenieur.

Brief-Adr.: Redaktion und Verlag „Flugsport" Frankfurt a. M., Bahnhofsplatz 8. Erscheint regelmäßig am 1. und 3. Freitag jeden Monats.

—T====.r- Zu beziehen durch alle Buchhandlungen.------------:

Der Nachdruck unserer Artikel ist, soweit nicht mit „Nachdruck verboten" versehen, nur mit genauer Quellenangabe gestattet.

Nr. 10. Frankfurt a. M., 7. Mai 1909. Jahrg. I.

Internationale Luftschiffahrts=Ausstellung Frankfurt a. Main 1909.

VII.

» Der Garantiefond

hat bereits eine Höhe von 1,100,000 Mark überschritten.

An Preisen

sind bis jetzt 160,000 Mark zu gewinnen. Man hofft eine Höhe zu erreichen, die die bedeutendsten Flugtechniker veranlassen wird, an den Konkurrenzen teilzunehmen.

Die IIa hat weiter folgenden Aufruf erlassen:

ϖ Frankfurts Bürger laden wir zur Stiftung einer

Bürgerspende

ergebenst ein, um Preise für Weitbewerbe auf dem Gebiete der Luitschiffahrt bei Gelegenheit der ersten Internationalen Luftschiffahrts-Ausstellung in reicherem Maße gewähren zu können.

Dem Erfolge verdie.istvollen, mühsamen und gefahrbringenden Strebens muli Anerkennung und Belohnung winken.

Die Konstrukteure, die zur Zeit noch in abgeschlossener Verborgenheit arbeiten, sie alle müssen möglichst vollzählig ihre Modelle und Apparate nach Frankfurt bringen. Nur durch reiche Preisausschreibungen wird es gelingen, in Frankfurt einen einigermaßen vollständigen Ueberblick über die Errungenschaften auf diesem Qebiete zu ermöglichen.

In Frankreich sind allein in diesem Sommer Preise im Betrage von Millionen Mark für Wettbewerbe auf dem Qebiete der Flugtechnik zu holen. Daraus erhellt, welch' hohe Aufwendungen erforderlich sind, auch hier namhafte Aviatiker anzulocken. Es ist zu berücksichtigen, daß an 100 Ausstellungstagen in Frankfurt Wettfahrten von Motor- und Freiballons, Preisfliegen von Flugapparaten, Wettbewerbe von Propellern, Brieftauben etc. etc. mit Preisen auszustatten sind.

Trage deshalb jeder sein Scherflein dazu bei, daß Frankfurt bei dem großen Turnier, das sich hier abspielen soll, würdig besteht.

Die Expedition dieser Zeitung und die Filiale der Bank für Handel und Industrie (Konto IIa) haben sich bereit erklärt, Qaben für die Frankfurter Bürgerspende entgegenzunehmen und darüber öffentlich zu quittieren.

Als eigentliche Bürgerspende gedacht, ist jede Qabe erwünscht und willkommen.

Das Präsidium und die Kommission zur Herbeischaffung von Preisen der Internationalen Luftschiffahrt-Ausstellung.

Neben den Wettbewerben für Motoren wird auch ein solcher für die

leichteste Aluminiumlegierung

deren spezifisches Gewicht zwei Drittel des Aluminiums beträgt, ausgeschrieben.

Die Saehlotterie

für die Luftschiffahrts-Ausstellung hat das preußische Ministerium genehmigt.

Während der Ausstellung wird das von Zivil-lng. Ursinus propagierte Projekt eines

flugtechnischen Kursus

zur Ausführung gelangen. Dieser flugtechnische Kursus wird voraussichtlich in der Zeit vom 25 Juli bis 15. August in ca. 16 Doppelstunden abgehalten werden. Der Kursus wird umfassen:

1. die ärodynamischen Grundgesetze für ebene und gewölbte Flächen, die Widerstandsgesetze für Körper unter Berücksichtigung der Luftreibung (eine zweistündige Vorlesung);

2. die gegenseitigen Abhängigkeiten von Gesamtgewicht und Teilgewicht, Geschwindigkeit, Propellerschub, Arbeit, Nutzeffekt, Flächengrößen, Windstellungen derselben, Widerständen usw. für Flugapparate und die praktisch günstigsten Anordnungen (eine zweistündige Vorlesung);

3. die Festigkeitsberechnung und Konstruktion des Traggerippes, der Federung und der Flächen (drei zweistündige Vorlesungen) ;

4. das Kräftegleichgewicht beim Kurvenfahren und der Höhensteuerung; die Längs- und Querstabilität des stationären Zustandes (5 zweistündige Vorlesungen);

5. die Propellerberechnung (zwei zweistündige Vorlesungen);

6. die Anordnung der für den Flugapparat in Betracht kommenden Motore und deren Einfluss auf die Betriebssicherheit; Berechnung des Ausgleiches der einander entgegenlaufenden Anforderungen an Leichtigkeit, Luftwiderstand, Kühlung usw. (vier zweistündige Vorlesungen).

Als Lehrkräfte sind bereits Autoritäten gewonnen worden.

Da als Teilnahmegebühr für diesen Kursus ein verhältnismäßig geringer Betrag in Ansatz kommen wird, so steht eine sehr rege Beteiligung zu erwarten. Die Vorträge über Motoren können getrennt belegt werden.

Diese Veranstaltungen geben auch in wissenschaftlicher Hinsicht der IIa ein besonderes Relief und zeigen, daß die Ausstellungsleitung bemüht ist, die Flugtechnik in jeder Weise zu fördern.

Der Flugsport in England.

(Originialbericht unseres Londoner Korrespondenten.)

Es wurde bereits in der vorigen Nummer berichtet, daß die britische Luftschiffahrts-Liga, welche für die Luftschiffahrt in England etwa dasselbe leisten will, was der Flottenverein für Deutschland geleistet hat, die Gründung einer nationalen Akademie für Luftschiffahrt plant, eines Instituts, das in Deutschland etwa sein Gegenstück in der beabsichtigten Luftschiffahrts-Schule in Friedrichshafen finden würde- Die Luftschiffahrts-Liga hat sich nun an das Kriegsministerium gewandt, mit der Bitte um Unterstützung in ihren Bestrebungen. Sie wünscht besonders, daß ihnen Staatsgrundstücke als Uebungsfelder überwiesen werden, und daß Offi zieren die Teilnahme an der Liga erlaubt werde. Der Kriegsminister Haidane hat darauf eine außerordentliche Commission eingesetzt, an deren Spitze der Feldartillerie-lnspecteur steht, um zu berichten, wie weit das Kriegsministerium sich mit diesem Vereine liieren kann, und Oberst Massy, der Vorsitzende der Liga, ist eingeladen worden, an den Sitzungen teilzunehmen. Die Kosten eines solchen Instituts werden auf 2 Millionen Mk. geschätzt. Zuschriften an die Tageszeitungen machen aber darauf aufmerksam, daß es mindestens ebenso praktisch wäre, wenn die Liga den Anschluß an technische Institute suchte, wie an das Kriegsministerium.

Die ersten Versuche, die jetzt Jack Humphreys auf dem Flusse Colne (bei Wyvenhoe, Essex) mit seiner vom Wasser aufsteigenden Flugmaschine gemacht hat, scheinen günstig zu verlaufen. Die Maschine ist ein Doppeldecker, insofern die beiden festen Flächen, die mehr Schwingen als Planen gleichen, über einander angebracht sind. Die starren Teile sind von Aluminium. Die Maschine hat zwei Propeller, ein Vorderhebedeck und ein Schwanzstück. Da der Erfinder sich zunächst einige praktische Gewandtheit in der Handhabung der Hebel erwerben will, so hat er Balhst angebracht, um das Erheben vom Wasser zu verhindern. Es wurde am 16. April eine Geschwindigkeit von etwa 10 Knoten erzielt und man spürte trotz allen Ballastes die Hebekraft der Flugmaschine. Man darf den weiteren Versuchen mit Interesse entgegensehen.

Die Zeitschrift „Flight" gibt in ihrer letzten Nummer eine Zusammenstellung der bisher ausgeschriebenen Flugpreise, die

als die vollständigste bisher aufgestellte angegeben wird Es sind im ganzen 124 Preise im Werfe von über Mk. 2,156,00t). Die meisten davon entfallen auf Frankreich, während Deutschland vielleicht an letzter Stelle steht. Freilich sind das meiste wohl Phantasiepreise mit Bedingungen, die in dem gesteckten Zeiträume nicht erfüllt werden können. Die meisten Flieger werden die Preise von Mk. 100,0(X) ganz aus dem Auge lassen und lieber kleineren Preisen ihre Aufmerksamkeit zuwenden. So hat jetzt wieder ein Mr. J. L. Mac Kin dem Vorstände des Aeroplan-Klubs einen Preis von Mk. 2000 überwiesen für einen geborenen Engländer, der mit einem in England hergestellten Aeroplan einen kurzen Flug von 100 Yard in einer Höhe von 10 Fuß vollendet, ohne den Boden zu berühren. Dieser Preis sollte jedenfalls in nächster Zeit gewonnen werden, wenn der Stifter nicht zu penibel in der Auslegung seiner Bedingungen ist und den betreffenden Aeroplan etwa deswegen ausschließt, weil er amerikanisches Holz verwendet.

Der flugtechnische Korrespondent der „Westminster Gazette" veröffentlicht die Beschreibung eines von einem Amerikaner namens George L. O. Davidson erfundenen Gyropters, dessen Bau in natürlicher Grösse von der Zuest Motor Co. in Angriff genominen wird. Die Idee kann man kurz dahin charakterisieren, daß die Maschine zunächst durch gyroskopische rotierende Schaufelräder gehoben wird, die sich horizontal um vertikale Wellen drehen. Dann werden die Wellen umgestellt, so daß die gyro-skopischen Räder sich nicht mehr horizontal bewegen, sondern, je nach dem, in einem Winkel, der eine Rückwärts- oder Vorwärtsbewegung ermöglicht. Die rotierenden Flächen haben einen Durchmesser von 27 Fuß und enthalten je 110 Schaufeln von 8 Fuß Länge. Der Erfinder behauptet, daß seine Maschine 100 Personen tragen und die Entfernung von New York nach Chicago (ca. 150 geographische Meilen) in 3 Stunden zurücklegen kann. Wir überlassen es den praktischen Versuchen, zu zeigen, wie weit diese Behauptungen zutreffend sind.

Schon in den vorigen Nummern wurde darauf aufmerksam gemacht, daß in den englischen Kolonien sich größere Tätigkeit in bezug auf den Flugsport zeigt wie im Mutterlande. Ein neuer Beweis dafür ist die Tatsache, daß die australische Regierung jetzt sechs lenkbare Ballons und sechs Aeroplane für Versuchszwecke bestellt hat. Der erste der Voisin-Aeroplane ist jetzt fertiggestellt und wird in einigen Tagen von der Fabrik in Billan-court abgesandt werden.

Wright's haben am 28. April Rom verlassen, nahmen am 1. Mai an einem Festessen in Le Mans teil und kamen am 2. Mai abends in London an, wo sie von Mitgliedern des Aero-Clubs empfangen wurden. Verschiedene Festessen, die von dem Aero-Club und der Aeronautical Society ihnen zu Ehren gegeben werden, sollen ihnen das große Interesse Englands an ihren ausgezeichneten Leistungen bezeugen. Es nehmen daran 7 Personen teil, die schon mit ihnen geflogen sind. Außerdem wird ihnen die goldene Medaille verliehen, welche ihnen von der Aeronautical Society gewidmet ist Sie werden nach Amerika zurückreisen,

aber schon im Juni oder Juli wieder nach Europa kommen, um ihre contractmäßigen Pflichten zu erfüllen.

Pariser Brief.

Von unserem Pariser Korrespondenten.

Die französischen Aviationsbestrebungen haben nun einen neuen und bemerkenswerten Impuls dadurch erhalten, daß dem Aero-Club de France, nachdem er in der vergangenen Woche durch einen besonderen präsidentiellen Erlaß als" „gemeinnütziges Institut" anerkannt wurde, jetzt eine Subvention von 43.000 Francs zuteil geworden ist. Natürlich wird diese Summe lediglich zur Förderung flugsportlicher Interessen verwendet werden und zwar hat die genannte Vereinigung die Aussetzung eines Preises von 14.000 Francs für den weitesten Flug eines Aeroplans außerhalb des Aerodroms, 9000 Francs für einen Aeroplan, der bis Ende dieses Jahres die größte Distanz von Stadt zu Stadt zurückgelegt haben wird, 15.000 Francs für einen kurzen Flug von der höchsten Geschwindigkeit, u. a. in. ausgesetzt. Es wird jetzt überhaupt hier außerordentlich rege und die kommende Saison dürfte ohne Zweifel manch nennenswerte Vorgänge bringen. So werden für die offizielle Einweihung des Aerodroms von Port Aviation große Vorbereitungen getroffen.

Auch in Vichy, wo die Societe Ariel in Gemeinschaft mit dem dortigen Aero-Club das Aerodrom errichtet, wird in den Tagen vom 12- bis 20- Juni ein Flugbewerb stattfinden, für den bekanntlich die Stadt Vichy einen Großen Preis von 10.000 Francs gestiftet hat. Im Anschluß daran geht vom 28 Juni bis 18. Juli der Aviationsbewerb von Douay vor sich, zu dessen Dotierung die genannte Stadt 20.000 Francs" beigeisteuert hat. Bei dieser Gelegenheit sollen drei Bewerbe bestritten werden: ein Schnellig-keitsbewerb über 2500 Meter, ein Distanzflug im Kreise (der Grand Prix) und ein Distanzflug in gerader Linie von Arras bis Douay.

In Rennes wird auf Betreiben der Societd adrienne de Bretagne ein Versuchsfeld für Aeroplane errichtet, für welchen Zweck ein französischer Generalrat umfangreiche Terrains zur Verfügung gestellt hat. Für die „Woche von Anjou" hat man nun die Insel Saint-Aubin, ganz in der Nähe von Angers, zum Aerodrom gewählt. Auch in Nancy will während der dortigen Ausstellung der Aviatiker de Salvert Flugvorführungen unternehmen.

Wie man sieht, sind die französischen Aviatiker in der angenehmen Lage, daß es ihnen an Anregungen und an Gelegenheit zur Betätigung ihres Tatendranges wirklich nicht fehlt. In Cannes ist es in den letzten Tagen sogar besonders lebendig geworden. Der Wrightflieger, der von Delagrange gesteuert werden soll, ist dort eingetroffen und bereits fertig montiert worden und wenn auch die wiederholt von einem Tage zum andern verschobenen Flüge bis jetzt unausgeführt geblieben sind, so trägt doch die Anwesenheit einer großen Reihe in der Aviations-Welt bekannter

Personen, wie Delagrange, Graf Lambert, Clemenceau, Tarel usw. zur Belebung des Bildes bei. Auch ein unerwünschter Gast hat sich dieser Tage noch eingefunden und eine recht peinliche Szene verursacht — ein Gerichtsvollzieher, der den Apparat, sämtliche Werkzeuge, Schuppen und Automobil von Michel Clemenceau pfändete. Bei der Stellung Clemenceaus als Leiter der Ariel-Gesellschaft mußte dieser Vorfall natürlich lebhaftes Aufsehen erregen. Es heißt denn auch, daß es sich um eine bestrittene Forderung handle, für die weder die genannte Gesellschaft, noch ihr Direktor persönlich verantwortlich sei.

Eine „Sensation": Zipfel ist in Monako eingetroffen und „studiert das Terrain", um den be. . rühmten Flug über das Meer zu unternehmen. Die 100.000 Francs sind so gut wie gewonnen ....

Auf dem Aerodrom von Pen-en-Toul, in der Nähe von Lo-rient, hat Leutnant Groos den ersten Versuch mit seinem Aero-

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Wrights Flugversuche io Rom.

(Unten vor, und oben nach dem Start.)

plan unternommen und ist dabei verunglückt. Der Motor erlitt vielerlei Beschädigungen, die umfangreiche Reparaturen notwendig machen.

In Juvisy sind die Aviatiker Pischof und Köchlin mit einem neuen Zweidecker eingetroffen. Dort soll der Apparat in Gang gesetzt und dann nach Port Aviation gebracht werden, wo er an dem oben erwähnten „Preis Lagatinerie" teilnehmen will.

In Chalais-Meudon ist der von dem Ingenieur Tatin für die Firma Bayard entworfene Eindecker nach dem Militärpark geschafft worden, wo er militärischen Flugexperimenten dient. Der Apparat, der bekanntlich einen gyroskopischen Stabilisator hat, wird von dem Hauptmann Lucas udrardville gesteuert, stürzte jedoch ab. (Siehe Flugtech. Rundschau.)

Das Lager von Chalons hat eine interessante Woche hinter sich. Dort haben sich einige recht bemerkenswerte Flugexperimente abgespielt. Demanest stellte einen neuen Schnelligkeits-rekord ani, da er mit 72 km pro Stunde den schnellsten Wright-schen Flug vom 24. September vorigen Jahres mit 55 km in 54 Minuten bedeutend übertrifft. Auch Hubert Latham konnte mit seinem Monoplan Antoinette einige hübsche Flüge ausführen, darunter einen 1500 Meter-Schlelfenflug in 15 Meter Höhe. Henri Farman hat am Sonntag das Aerodrom komplet umkreist, also eine Distanz von 3 km und Hauptmann Burgeat experimentiert unermüdlich, um sich zum Aviatiker auszubilen. Auch der belgische Baron de Caters ist im Lager von Chalons und hat in dieser Woche Flüge bis zu 5 km zu Stande gebracht. Er hat einen Voisin-Zweidecker mit einem 60 PS Gobron-Motor in X-Form. Der russsische Kapitän Naintschenko, der im Auftrage seiner Regierung gegenwärtig in Calons als Eleve weilt, hat ebenso, wie Jean Gobron einige selbständige Flüge unternommen. Am letzten Freitag endlich gelang es Demanest, trotz starken Windes, einen Flug von 15 km in 13 Minuten 23 Sekunden auszuführen. Ein Flügelflieger, der nach den Ideen eines französischen Dragonerfeldwebels, Fenailles, gebaut war, ist bei dem ersten Experimente in Atome zerschellt worden. Der Pilot rettete sich im letzten Augenblicke durch einen Sprung.

In Buc befinden sich jetzt Maurice Farman, Guffroy und Ble-riot. Guffroy mit einem Eindecker Esnault-Pelterie macht recht bemerkenswerte Fortschritte. Bleriot experimentiert abwechselnd mit seinem „Bleriot XI" und dem „Rep. 11", beide mit gleichem Mißerfolge. Am Montag hat er mit dem Monoplan, dessen rapide Fluggeschwindigkeit ihn völlig den Kopf verlieren ließ, eine plötzliche Landung ausführen wollen und dabei natürlich den Apparat beschädigt, indem er mit ihm in den Sumpf „Trou Sale" geriet. Als Entschädigung für all sein Mißgeschick hat Blöriot die Genugtuung, daß die Stadt Toury zur Erinnerung an seinen ersten Flug von Stadt zu Stadt im Oktober 1908 ihm einen Denkstein setzt.

In lssy-les-Moulineaux war es still. Weder Santos Dumönt, noch Jagey haben nennswerte Fortschritte erzielt. Rougier hat einige Flüge, deren längster über eine Distanz von 800 Metern ging, zu Stande gebracht. Re"gis beginnt mit einem selbst gebauten Zweidecker zu manöverieren. In den nächsten Tagen gedenkt Piquerez mit seinem neuen Zweidecker herauskommen zu können. Der Apparat hat eine Tragfläche von 75 Quadratmetern. Das Tiefensteuer befindet sich vorn, das Richtungssteuer hinten. Der Abstand zwischen den beiden Tragflächen mißt 2,40 m; die seitliche Stabilität soll vermittels Schaufeln erreicht werden. Ein 45 PS-Motor mit vier horizontalen Zylindern betätigt zwei Schrau-

ben, die 560 Umdrehungen in der Minute ergeben und hinter der Hauptzelle plaziert sind- Der Rahmen ist aus Holz und ruht auf einem rollbaren Chassis, welches zur Aufnahme des Piloten und eines Begleiters eingerichtet ist.

In Pau experimentieren die ehemaligen Eleven Graf Lambert und Tissandier nunmehr mit ihren Schülern Rene Gasnier, Le-blanc und Schreck herum. Den „Postkartenflug" hat Tissandier noch nicht ausgeführt. Es wird demnächst sehr lebhaft werden in Pont Long. Astra werden in einigen Tagen einen neuen Wright-Apparat dorthin expedieren. Ebenso will Michel Clemenceau einige Zweidecker nach Pau schaffen lassen. Auch Delagrange befindet sich in Pont Long und läßt sich in der Steuerung der Wright-Flieger unterweisen. Zwei neue Apparate gehen außerdem noch nach Pau, diejenigen von Fournier und Fletcher. Beide Aeroplane werden mit besonderen, in Italien construierten Motoren ausgestattet, von denen man besondere Leistungen erwartet. Wie es heißt, soll auch Bleriot die Absicht'haben, sein Quartier in Pau aufzuschlagen. Es ist erstaunlich, wie dieser Aviatiker von einem Ort nach dem anderen umherzieht; am Aerodrom aber liegts nicht.

Und während so in Pau die großen und kleinen Geister, namentlich aber die letzteren, ihr geräuschvolles Wesen treiben, feierte der „Meister" im sonnigen Italien seine Triumphe. Wenn man den so überaus geschickt lanzierten Meldungen Glauben schenken darf, so scheint er ja wirklich, abgesehen von den verdienten Ehren, auch dort neue Erfolge davongetragen zu haben. Es werden ja eine Unzahl von italienischen Offizieren genannt, die das Fliegen von ihm gelernt haben. Nun ist Wright, der vom König und den höchsten Spitzen gefeiert worden ist, nach England gegangen. Allerdings lauten in diesem Punkte die Nachrichten widersprechend. Man will wissen, daß er seinen Besuch in Deutschland, den er im Anschluß an die Amerikafahrt machen wollte, schön vorher ausführen will und man behauptet sogar, daß einer seiner Apparate bereits nach Berlin -orausgeschickt sei. Wie gesagt, mit den „Wright-Meldungen" kennt sich kein Mensch aus. Manchmal will es scheinen, als ob diese Nachrichten und später ihre Dementis nur zu dem Zwecke veröffentlicht werden, damit es nur ja jeden Tag eine „Wright-Sensation" gibt. Was soll nur werden', wenn der Amerikaner seine Fahrt über den Ozean antritt und eine Woche lang fem von jedem Telegraphenamt herumschaukelt? Na, glücklicherweise hat man jetzt die Telegraphie ohne Draht .... Rl.

Verhaftungsmassregeln bei Flugübungen mit Gleitfliegern.

Der Schlesische Flugsport-Klub gibt seinen Mitgliedern einige fundamentale Verhaltungsmaßregeln, die wir in Nachstehendem wörtlich wiedergeben:

1. Flugübungen sollen nur von solchen Mitgliedern vor-

genommen werden, die die feste Absicht haben, sich dauernd und eingehend mit dem Flugsport zu befassen. Für sogenanntes „malprobieren" wollen wir gern die ausrangierten Apparate zur Verfügung stellen.

2. Merkt der Führer, daß der Apparat Vorderwind von oben bekommt und stürzen will, so ist sofort im Laufen innezuhalten und der Apparat kräftig nach oben zu drücken, beziehungsweise mit ihm in die Höhe zu springen (Schutz in der Luft suchen, nicht am Boden).

3. Beim Sprung oder überhaupt in der Luft darf der Apparat unter keinen Umständen losgelassen werden, da das gefürchtete Ueberschlagen nach hinten bei diesen Apparaten nie eintreten kann.

4. Nur wenn plötzlicher starker Seitenwind auftritt und der Führer ist nicht imstande, den Apparat in der Mitte festzuhalten, muß er ihn sofort freigeben. Der Apparat überschlägt sich dann zwar, beschädigt sich aber dabei niemals.

5. Dagegen zerbricht er sofort, wenn er an einer anderen Stelle als an den Schulterblättern oder den starken Bambusstangen des Mittelgerüstes gehalten wird.

ö. Deshalb sollen auch keine Umstehenden beispringen und den Apparat zu halten versuchen. Es ist viel besser, der Führer hilft sich selber, da er die Punkte kennt, an denen er gehalten werden muß.

Schaufelflieger mit Kunstwind.

In einer kürzlich erschienenen Broschüre: „Der praktische Flugschiffer" wies der Physiker und Dipl.-Ingenieur Dr. R Wegner von Dallwitz u. a. auf ein neuartiges Luftfahrzeug von Adolf Wagner in Rhoda bei Hatzfeld hin, das wie ein Schraubenflieger vom Stillstand direkt aufzusteigen imstande sein soll. Es besitzt eine Tragdecke, die bei etwaigen Unfällen als Fallschirm wirkt.

Die -Auftriebswirkung wird aber nicht durch einen horizontalen oder schräge aufwärts gerichteten Vorwärtsflug erzeugt, sondern durch ein Schleudergebläse, das einen Luftstrom unter die gegen die Horizontale geneigte Tragdecke bläst.

Die Erfindung ist zum Patent angemeldet als „lenkbares

Luftfahrzeug, dessen neues Kennzeichen darin gesehen wird, daß-------------

eine oder mehrere Luftschrauben die Luft gegen zweckmäßig geformte, gegen die Horizontale geneigte Flächen blasen zur Erzeugung einer das Fahrzeug ganz oder teilweise tragenden Auftriebskraft."

An Stelle der Luftschrauben, die von einem oder mehreren in dem Fahrzeug angebrachten Motoren angetrieben und als Ventilatorräder aus Ballonstoff geformt gedacht sind, ist jetzt eine neue Konstruktion getreten, von der der Erfinder (A.Wagner in Rhoda) größere Hubwirkung bei geringerem Kraftaufwand erwartet. Sie wird durch Abbildung 1--3 veranschaulicht:

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Abb. 2.

Welle 2 angetrieben. Die Welle steht vertikal in dem Gestell und tragt oben eine kreisringförmige Platte 43. Auf dieser Platte

sind 4 eigenartig geformte Schaufeln aufgenietet, die wie Ventilatorschaufeln durch ihre Rotation um die Vv eile sich die Luft teils von unten (durch die Aussparung in der Platte), teils von oben heranholen und nach außen schleudern werden.

Die Schaufeln werden mit der aufwärts gebogenen Schneide 41 die Luft unter den horizontalen Schaufelteil 44 drücken und durch den vertikalen Rand 42 nach dem Umfange befördern. Die in die kreisförmige Plattenaussparung hineinragenden Nasen 45 des Randes 42 schöpfen die Luft aus der Mitte und tragen zur besseren Wirkung des Ganzen bei.

Die nach dem Umfange der Platte 43 geschleuderte Luft trifft hier auf eine rund.um das Fliegergestell gegenüber den Schaufeln befestigte ringförmige Tragdecke T. Sie ist aus Ballonstoff hergestellt und hat innen, die nach unten zu dreieckförmigen Kranzschaufeln Q, die zu dem Zwecke angebracht sind, um das durch die Umdrehung der Schaufeln auf das Fahrzeug ausgeübte Drehmoment aufzuheben. Die Kranzschaufeln können fest oder auch drehbar sein. Der Ballonstoff 7 (siehe Schnitt op) ist am äußeren Rande an einen leichten Ringkranz befestigt, dessen höchste Stellung im Betriebe des Apparates durch Drahtseile fixiert wird. Außer Betrieb wird die Tragdecke herabsinken, soweit es die Breite des Ballonstoffes 7 zuläßt Im Betriebe wird sie durch die nach außen geschleuderte Luft aufgeblasen und etwa die in der Abbildung angedeutete Form annehmen.

Es werden nun durch die Bewegung der Schaufeln und durch die unter die äußere Tragdecke geschleuderte Luft zwei Hubwirkungen erzielt. Die sich drehenden inneren Schaufeln haben das Bestreben, sich in der Luft gewissermaßen hochzuschrauben und der unter der Tragdecke nach unten abgelenkte Luftstrom hat zweifellos eine bedeutende Auftriebswirkung.

Die Platte, die auf ihr befindlichen Schaufeln und die die Platte mit der Welle verbindenden H - Arme sind aus Aluminium oder Magnalium hergestellt gedacht.

Das Gewicht des ganzen Fahrzeugs wird incl. Motor-Ausrüstung- und Führergewicht auf ca. 500 bis 520 kg zu bringen sein.

Die Frage nach der erforderlichen Betriebskraft dürfte vielleicht auf folgende Weise beantwortet werden können:

Die äußere Tragdecke habe bei einem Gesamtdurchmesser von 13,5 m einen Flächeninhalt von ca. 85 qm; die inneren Schaufeln, deren Gesamtdurchmesser etwa 8,5 m beträgt bestreichen einen Kreisring von ca. 48,0 qm Fläche. Die 4 Schaufeln selbst haben zusammen ca. 38 qm Flächenprojektion. Sie werden die Luft bei etwa 65 Umdrehungen der welle in der Minute mit mindestens 20 M./sec. unter die Tragdecke schleudern. Die Pressung, die die Luft hierbei erfahren muß, wird nun:

Tragdecke betragen; ihre kinetische Energie, die sich in Druck umsetzt, erzeugt dann unter der Tragdecke von 85 qm Fläche

h

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

202 . 1,29 2 . 9,81

26 kg pro qm.

einen ^Auftrieb von L - Q . —.y — F . Ii, weil h =

V2 T = 2g

ist. wir

erhalten daher einen Auftrieb von 85 . 26 221 ü nikg, oder wenn wir vorsichtig einen Wirkungsgrad von nur 0,5 annehmen:

??10

Ne W7T5 - % 59 PS-

Der Erfinder hat in seiner Patentanmeldung auch zwei über-oder nebeneinander angeordnete Ventilatorräder vorgesehen, die unter eine, zweckmäßiger aber im ersteren Falle unter zwei über einander angebrachte Tragdecken wirken. Diese Konstruktion wird allerdings die in dem Fliegergestell auftretenden Reaktionskräfte wohl noch besser ausgleichen, als die unter der äußeren Tragdecke angeordneten Kranzschaufeln; indessen dürfte das Eigengewicht des Fahrzeuges und somit auch die erforderliche Kraftleistung größer werden müssen. Allerdings wird man die erforderliche Motorleistung sowieso noch deshalb größer wählen, als oben berechnet wurde, wenn man noch eine oder besser zwei Treibschrauben an der Seite des Fahrzeuges für zweckdienlich hält. Man könnte auch ein Laufgewicht anordnen, um hierdurch eine Schrägstellung der vertikalen Achse und damit ein seitliches Fortbewegen außer dem Steigen zu bewirken. —

Bei einem durch irgend welchen Umstand herbeigeführten Motordefekt dient die Tragdecke und die innere Schaufelplatte als Fallschirm. Sie sichern durch ihre etwa im Ganzen 130 qm großen

Flächen ein gefahrloses Niedergleiten, p — 4 kg Trag-

kraft pro qm, was etwa einer Geschwindigkeit von 6 m/sec. entspricht. Die innere Schaufelplatte muß dann selbstverständlich auch, wie die Tragdecke, durch nach unten ziehende Drahtseile verspannt sein.

Kann der Mensch mit eigener Körperkraft

fliegen ?

(Eine empirische Betrachtung.) Obschon der Flugsport noch sehr jung ist, sind bereits Erfahrungen erworben, welche empirische (erfahrungswissenschaftlich;) Betrachtungen gestatten. Als Erfahrungen gelten :

1. Wright fliegt mit seinem Drachenflieger und braucht einen Motor von 25 PS bei einem Gesamtgewicht von 360 + 140 (2 Personen) = 500 kg

2. Der Gänsegeier fliegt bei einem Gewicht von 9 kg und ist imstande eine Beute von 7 kg zu tragen.

3. Der Storch fliegt bei einem Gewicht von 4 kg.

4. Der Mensch leistet bei einem Körpergewicht von 75 kg

eine Arbeit von '/» PS = 15 mkg bei Dauerleistung,

i. » 7a v = 25 „ „ */, bis 1 stündiger Arbeit, „ 7s » = 45 „ „ 1 bis 2 Minuten Arbeit, » 7s , = 60 „ „ 1 paar Sekunden Arbeitsdauer. Die vorstehenden Leistungen sind maximale Werte, wie solche nur von gut durchtrainierten Sportsleuten als Höchstleistungen erreicht werden können.

Die nachstehende Ueberlegung gibt ein Mittel, an Hand dieser Erfahrungen zu prüfen, ob die menschliche Körperkraft genügt, sein Körpergewicht in der Schwebe zu halten.

somit auch

und

e c2

Gg FT

Gc _ G .[Gg 1 3/ / e \ V,

T "~T V Fr = Ta h

)

Diese Gleichung besagt:

Die Leistung, weIche e rf orderlich ist, um einen Körper schwebend zu erhalten, wjächst mit der '/«fachen Potenz seines Gewichts. Mit Hilfe dieses Satzes kann man nun über Wright gemessen die Leistung, welche für den Menschen erforderlich ist, bestimmen. Zuerst seien jedoch die Leistungen für den Gänsegeier und für den Storch über Wright bestimmt, um Zwischenwerte lür Gefühl und Schätzung zu bekommen. Gegeben:

Der Wrightflieger wiegt complet 500 kg und braucht 25 PS - 1875 mkg der Gänsegeier „ 9 kg -------

„ „ „ mit Beute 16 kg

„ Storch „ 4 kg

Für den Gänsegeier /500\ 3/8 ohne Beute erhält man \~g~)

Für den Gänsegeier mit Beute

Für den Storch (559)

 

1875

 

414;

414

4,5 mkg

 

1875

 

174;

174

10,7 mkg

 

1^75

 

1400;

1400 "

- 1,34 mkg

*) Baumann, Zeitschrift d. V. d. lng. 1909, Seite 282. Iis ist dort ein Druckfehler in Gl. (2) indem G anstatt g gesetzt ist.

Befindet sich ein Körper, z. B. ein Vogel in der Luft, so erhält er sich dadurch schwebend, daß er die ihn umgebende Luft in der Richtung der Schwerkraft von sich schleudert. Hierbei muß offenbar der Beschleunigungsdruck gleich dem Gewicht des Körpers sein. Es ist gleichgültig, ob dies Herabschleudern periodisch wie beim Vogelllug oder continuierlich wie beim durch Propeller angetriebenen Flugapparat erfolgt. In ersterem Falle wird die Flugbahn eine Wellenlinie, im letzteren eine Gerade sein.

Es sei

F in m2 der Querschnitt des gegen die Erde gerichteten Luftstromes

T kg skz

~ seine spez. Masse in —fjj-j—

c seine Geschwindigkeit in msk

so muß die sekundliche Masse cFjr von der Geschwindigkeit 0 auf c gebracht

werden. Dem entspricht eine sekundliche Arbeitsleistung von

F-r c E — -E g 2

Der Beschleunigungsrückdruck ist

/"* AJt <« 'gT-

Nach dem Oesagien muß er gleich dem in der Schwebe zu haltenden Gewicht G sein, also

Ft

r-.___L

Seite 277

FLUGSPORT'

No. 10

Um nun den Menschenflug in Rechnung setzen zu können, ist es notwendig, zunächst die Mittel, welche es ihm ermöglichen könnten zu fliegen, zu prüfen.

Einer der ersten bekannt gewordenen Apostel auf diesem Gebiete dürfte der Wiener Uhrmacher Jacob Degen mit seinen Versuchen aus den Jahren 1808 und 1809 gewesen sein. Von diesem heißt es: „Er verfertigte ein paar große Flügel die mit den Flügeln gewisser Käfer e'nige Aehnlichkeit haben und aus einem Gerippe von äußerst leichtem Rohr bestehen, das mit fast unzähligen zusammengelegten, buntscheckigen Papierklappen von feinstem Seidenpapier gleichsam durchwirkt ist. Die Flügel stehen durch feinste Seidenfäden miteinander in Verbindung und sind beweglich, daß wenn ein gemeinsamer Zug geschieht, diese Klappen sich wechselweise entfalten und schließen und auf diese Weise gleich wahren Flügeln den Wind fangen. Sie sind an einer sehr einfachen Vorrichtung von eisernen Stangen oben befestigt und hängen mittelst eines dünnen hölzernen Ringes zusammen, welcher um den Hals des Luftfahrers {estgemacht wird. Der Künstler setzt durch zusammenwirkende Arbeit, sowohl mit den Füßen, die auf der Qrundstange angebunden sind, als auch mit den Händen, in welchen er die Querstangen bält, die Flügel mehr oder weniger in Bewegung."

Soweit die Beschreibung, denen sich folgende Versucbser^ebnisse anschließen:

„Die ersten Versuche, welche Degen im vorigen Jahre machte, zeigten zwar, daß er sich von der Erde emporschwingen konnte, aber die Maschine war noch zu unvollkommen und seine Leibeskräfte waren zu gering, um eine etwas beträchtliche Höhe zu erreichen. Um zu erforschen, wieviel Kraft er hierzu noch nötig habe, setzte er seine Maschine mit einem Gewicht in Verbindung, welches an einer von der Decke des Saals herabhängenden Schnur befesiigt war und den Mangel seiner Kraft ersetzte. Es fand sich, daß 50 Pfund hinlänglich waren, um ihn, der 150 Pfund wiegt, zu einer ansehnlichen Höhe zu bringen und darin zu erhalten."

Das in der Schwebe zu haltende Gewicht hetrug also 150 - 50 = 100 Pfund = 50 kg

und man erhält

500 \ 3I2 „. „ 1875

2 - 3|.6; ^TTT 61-8 mkg.

50/ ~~ ' ' 3l,0 Wenn diese Leistung auch noch etwas hoch erscheinen mag, so ist dieselbe doch auf Sekunden erreichbar nach Pausen. Durch Niederschweben kann diese Arbeit auch mehrere Male hintereinander vollbracht worden sein, sodaß die Chronik über Degen wahrheitsgetreu berichtet haben kann.

Ohne die 50 Pfund Gegengewicht errechnet sich aber die notwendige Arbeitsleistung auf

500 \ 'I, ____ 1875

?5 j 8 = 17,17; = 108,2 mkg.

Schon vor 15 Jahren hatte Lilienthal von ganz anderen Gesichtspunkten und auf andere Weise die erforderliche Arbeit zum Fliegen für den Menschen mit 1'/, £5^=^142,5 mkg ausgerechnet. _________

Diese Uebereinstimmung mit der Rechnung Lilienthals einerseits, die das Gefühl und Schätzung befriedigenden errechnet.n Leistungen des Gänsegeiers und Storches anderseits lassen die Annahme berechtigt erscheinen, daß das Linial über Wright, obgleich kein ideales Maß, als ein brauchbarer empirischer Wert betrachtet werden kann.

Aber auch wenn man dies nicht gelten lassen wil und einen Fehler von 20% annimmt, d. h. die Konstruktion derart verbessert, daß Wright anstatt 25 PS nur 20 PS benötigt, so erhält man immer noch zu hohe Arbeitsleistungen von ' 500 \ 3|o 1500

2 17,17; ----87,5 mkg.

Noch ungünstiger sind die neuen Versuche, bei welchen allgemein das Fahrrad zu Hilfe genommen wird. In diesem Falle kommt das Qewicht des Rades hinzu und Qewichte von über 80—100 kg sind unvermeidlich. Es darf deshalb gesagt werden, daß die menschliche Kraft nicht ausreicht, um sein Körpergewicht in der Schwebe zu halten.

Adolf Schöpflin, lng.

Fingtechnische

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Rnndschau.

Inland.

Flieger von Hayn, Chemnitz. Dieser Flieger, welchen wir in Nr. 8 des „Flugsport" Seite 225 eingehend beschrieben haben und welcher bereits in Dresden und Berlin ausgestellt war, wird auch auf der Frankfurter Luftschiffahrts-Ausstellung

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Flieger ^von^Hayn, Chemnitz.

vertreten sein. Beistehende Abbildung zeigt eine Vorderansicht des Fliegers. Der Apparat ist bekanntlich eine Kombination von Rad- und Drachenflieger. Die Abbildung läßt die Anordnung der einzelnen Organe sehr gut erkennen.

Der Flieger von Professor Reißner, ist eine der best konstruiertesten Flugmaschinen, die Deutschland besitzt. Professor Reißner unternahm am 12 April früh 6 Uhr auf der Brander Heide bei Aachen mit seinem zweiflächigen Aeroplan einen Flugversuch. Bei der ersten Anfahrt zeigte es sich, daß die Hinterflächen etwas steiler zu stellen waren. Bei der zweiten Fahrt hob sich der Apparat schon nach 50 Metern mit Leichtigkeit auf etwa 5 Meter Hö e. Der Fahrer, Prof. Reißner, stellte, um nicht zu hoch zu kommen, nach einem Fluge von 40 Metern den Motor ab und landete deshalb etwas unsanft, wodurch ein Stahlrohr und mehrere Hölzer einknickten Die Leistung war für den ersten Versuch eine sehr zufriedenstellende, da das Hochgehen außerordentlich stabil erfolgte und der Propeller sehr viel überschüssige Kraft zeigte, was daraus hervorging, daß der Apparat bei Windstille mit starker Flächenneigung, 15 20 Grad, und kleiner Geschwindigkeit, ohne das Höhensteuer zu gebrauchen, stetig hochging. Der Apparat ist ein Zweiflächenflieger ohne

Seite 279

Kopfsteuer und mit geteilten Schwanzsteuern. Der Motor hat 40 Pferdekräfte, die gesamte Tragfläche beträgt 40 Quadratmeter. Die unerheblichen Reparaturen, die nur kurze Zeit in Anspruch nehmen, werden in der Junkersschen Werkstätte vorgenommen.

Klimm in Stuttgart hat ein großes Fliegermodell konstruiert. Das Modell hat folgende Abmessungen: Länge 3,50 m, Breite 2 m, Gesamttragfläche 4,85 qm. Gestell aus Bambusrohren, durch Aluminiumbleche verbunden. Versteifung durch Drähte aus Aluminiumbronze. An Flächen sind vorhanden: eine große Tragfläche von 3,85 qm, darüber ein verstellbares Höhensteuer von 0,7 qm, eine Schwanzfläche von 1,5 qm, unter der eine dreieckige Stabilisierungsfläche befestigt ist. Material für die Flächen Batist mit Pyrocilinlack getränkt. Neigung t'er Tragfläche betrug 19 Grad, die des Höhensteuers beim Fluge etwa 35 Grad Anfänglich wurden mit dem Modell Versuche als Gleitflieger vorgenommen, später ein zweipferdiger Antoi-nettemotor mit zwei Zylindern und einem Ge.vicht von 8 Kilo eingebaut. Dieser trieb einen Propeller von 700 mm Durchmesser und 23 Grad Steigung. Außerdem wurden an den federnden Kufen, welche zum Zweck sanfter Landung vorhanden waren, drei leichte Räder angebracht. In diesem Zustande soll das Modell nur 17 kg gewogen haben. Die Versuche fanden in folgender Weise statt: Nach Anlassen des Motors begann der Apparat vorwärts zu rollen und nach einigen Sprüngen zu schweben. Nach kurzer Zeit wurde die Zündung unterbrochen, indem mittels einer Schnur ein Steckkontakt ausgezogen wurde. Der Apparat senkte sich und landete ziemlich sanft. Auf diese Weise wurden Flüge erreicht bis zu 50 Meter Länge. Nach diesem Modell soll ein großer Flugapparat gebaut werden, mit zwei Schrauben, um die Steuerwirkung, die eine Schraube ausübt, aufzuheben.

Wilhelm Oösele in Ulm hat das Modell eines neuen Fliegers hergestellt. Zum Betriebe dienen zwei 30pferdige Motoren, welche 4 Propeller von je 4 m Durchmesser antreiben sollen. Beim Abflug wird zuerst ein Anlauf ausgeführt, wobei ein Motor das vordere Propellerpaar und der andere das hintere Propellerpaar und die beiden Hinterräder des Wagens, auf welchem die ganze Maschine aufgebaut ist, antreibt. Die Wagenräder können nach dem Aufflug außer Betrieb gesetzt werden, so daß nur noch die Propeller weiter arbeiten. Sechs Tragflächen von je 11 Meter Länge und 3 Meter Breite sind so angeordnet, daß je zwei übereinander stehen und die Paare in gewissen Abständen hintereinander liegen. Eigene Höhensteuer bewirken nach 50 m Anlauf das Hochsteigen der Maschine. Sinnreich ist die Ausgestaltung der seitlichen Tragflächen, die sich bei bei seitlichen Windstößen von selbst so einstellen, daß ein Umkippen der Maschine vermieden wird. Auch beim Nehmen von Kurven treten die seitlichen Tragflächen in Tätigkeit, indem sie gleichzeitig mit dem am Ende der Maschine angebrachten Seitensteuer sich in der die Wendung fördernden Richtung heben und senken.

Ausland.

Demanest unternahm in Chalons am 29. April mit einem Antoinette-Monoplan einen Aufstieg, wobei er in 10 m Höhe drei Runden von je 2 Kilometern durchflog. Da er zur Zurücklegung der 6 Kilometer nur 5 Minuten gebrauchte, so entspricht das einer Stundengeschwindigkeit von 72 Kilometern, die bisher von keiner Flugmaschine gezeigt wurde. Es herrschte bei dem Versuch ziemlich starker Wind.

Schwingenflieger Mickl ■ Bohrer. In Klagenfurt arbeiten seit einiger Zeit der Ingenieur und ehern rlige Assistent des Professors Buda der Wiener Technischen Hochschule J. Mickl im Verein mit dem Sohne des Klagenfurter Wagenfabrikanten Bohrer, Thomas Bohrer jun., an einem neuen System eines Fliegers. Die Flugversuche des Modells haben glänzende Resultate gezeitigt; es wurde auch schon an

die Ausführung der wirklichen Flugmaschine gegangen. Das Wesentliche dieses neuen Systems ist die genaue Anpassung an den Vogelflug, die durch photographische Aufnahme fliegender Vögel und genaues Studium an Hand der Gesetze der Mechanik ziemlich genau erreicht wurde.

Flieger Farman III. Farman hat einen neuen Flieger gebaut, mit welchem er zur Zeit Versuche anstellt. Wie die untenstehende Abbildung des Fliegers (Seitenansicht) zeigt, ist das Höhensteuer, um mit einer möglichst kleinen Fläche auszukommen und um die Kraft für die Bewegung des Höhensteuers auf ein Minimum

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Flieger Farman III.

zu reduzieren, sehr weit nach vorn gelagert. Für die Seitensteuerung und zur Erhaltung der seitlichen Stabilität sind an den beiden Flächenenden bewegliche Hilfssteuer angeordnet. Wenn i schon diese Steuer ihren Zweck erfüllen, dürfte der Luftwiderstand das Flugvermögen des Fliegers sehr 'beinträchtigen. Diel' Anordnung dieser Steuerflächen an den uniiren Tragdecken hätte vollauf genügt.

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Fahrgestell des Farman'schen Fliegers III.

Interessant ist an diesem neuen Flieger die Anordnung des Fahrgestells (s. Abbildung). Ansttelle des früher von Farman verwendeten Voisin-Chassis, sind jetzt zwei Holzkufen angeordnet, die auf je zwei Rädern ruhen.

Zum Betriebe des Fliegers dient ein 50 PS-Vivinusmotor mit Holzschraube.

No 10

De Salvert, welcher auf dem Lager von Chalons vorigen Monat Versuche mit einem Voisin-Zweidecker unternahm, führte einen Flug in 8 m Höhe aus. Kurz vor dem Abstieg stürzte der Apparat infolge einer falschen Steuerstellung. Der Apparat ging in Trümmer. Salvert erlitt einen Knöchelbruch.

Der Schraubenflieger von Vuitton=Huber ist jetzt fertiggestellt, Dieser Flieger, welcher zwei gegenläufige Tragschrauben (s. beistehende Abbildung) besitzt, wird

durch einen 45 PS horizontalen 8 Zylinder Farcot-Motor betrieben. Zur Vorwärtsbewegung dient eine Vertikallragschraube. Das Gestell des Fliegers ist aus Bambus hergestellt.

Baron de Caters, der eifrigste belgische Flugmaschinensportsmann, ist zur Zeit in Chalons mit Flugversuchen beschäftigt. In den nächsten Tagen setzt Caters seine Flüge in Brecht bei Antwerpen fort und will dann den Preis von Belgien zu gewinnen suchen. M.;n erwartet dortselbst, daß dies dem Sportsmanne gelingen wird, da schon vor einigen Wochen de Caters über 400 Meter in Begleitung eines Passagiers fliegen konnte.

Mißerfolge mit dem Gyroskop-Stabilisator. Hauptmann Lucas Gerardville, der Erbauer eines der beiden Militäraeroplane, deren vorjährige Versuche erfolglos blieben, unterzog seinen Apparat einer neuen Probe; nachdem er ihn mit einem Gyroskopstabilisaior versehen ha te. Der Flieger erhob sich über den Boden, ließ jedoch die erforderliche Stabilität vermissen und stürzte jäh herab. Der Apparatwurde stark beschädigt; Hauptmann Gerardville erlitt nur leichte Verletzungen. (Siehe auch Pariser Brief).

Schwingeniiieger von Wasslllj Tkatschento. Aus Rußland wird berichtet, daß ein russischer Bauer namens Wassilij Tkatschento aus der Station Pliski der Mos-kau-Kiew-Woronesch-Eisenbahn — wie „Rußkoje Slowo" und „Rada" melden — einen einfachen Flugapparat erfunden habe, mit welchem er eine erfolgreiche Luftreise ausführte. Bei Tagesanbruch unternahm Tkatschento den ersten Flugversuch mit seinem Flugapparat; er legte dabei die 16 Werst lange Strecke vom Dorfe Bel-matschewsk bis zur Station Pliski in l1/« Stunden zurück. Nur einmal mußte er die

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Schraubenflieger von Vultton Huber.

Fahrt unterbrechen, weil der Apparat eine Beschädigung erlitt. Ein Redakteur der „Rußkoje Slowo" hat den Luitschifer aufgesucht und seinen Apparat besichtigt. Es ist die denkbar einfachste Konstruktion. Der Apparat besteht aus mehreren Reifen und aus Leinwand. Die Hauptbestandteile des Apparates sind ein um den Leib laufender Schirm und zwei Flügel, die durch die Füße in Bewegung gesetzt werden.

Die Nachricht klingt sehr märchenhaft.

Flieger von Stackel. Ein Einflächner ist von dem Sportsmann Stackel gebaut worden. Zum Betriebe dient ein 4 Zylinder-Motor von 25 PS, welcher zwei Holz-

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Flieger von Stackel.

schrauben mittelst Riemen antreibt. Die Konstruktion des Fliegers ist aus, beistehenden Abbildungen in Vorder- und Seitenansicht ersichtlich.

Flugpreise.

Eine Internationale Aeroplan Konkurrenz will die Ligüe Nationale Ä'rienne in der Zeit vom 28. Juni bis 18. Juli in Douay abhalten. Die Prüfungen sollen umfassen: 1) einen WeiiJug auf einer 2% Kilometer langeri' Rundstrecke,, ferner einen Dauerflug um den Großen Preis von Dousy und 3) einen 25 Kilometer-Flug in" gerader Linie. Die Konkurrenzen sollen mit Preisen in Höhe von 40000 Francs ausgestattet werden.

Eine Preisaufgabe für die Flugschiffahrt hat dieTechnische Hochschule Charlottenburg für das Jahr l%9| 1910 ausgeschrieben. Die Aufgabe, welche von der Abteilung für Schiffs- und Schilfsmaschinenüau ausgestellt ist, lautet folgendermaßen: Für ein Flug schiff (Aeroplan) ist ein Antriebsmotor von 50 bis 60 Pferdekräften mit zu-

Seite 283

FLUGS PO RT"

No. 10

gehörigem Luftpropeller zu entwerfen. Es sind zu liefern sämtliche Werkstattzeichnungen und eine'Zusammenstellungszeichnung, ferner dfe ausfühiliche Berechnung aller Teile einschl. genauer Gewichtsbestimmung. Bezüglich der Durchführung der Aufgabe ist volle Freiheit gelassen, jedoch sind alle getroffenen Maßnahmen eingehend zu begründen.

Pas neue Prelsauschreiben Vir Flugmotoren der M. St. G. mußte wegen Platzmangel zurückgestellt werden.

Patentwesen.

Deutschland.

■ sj, Patenterteilungen.

77h. 209844. Flugmaschine mit beweglichem Höhensteuer. Ernst Wilhelm Brackelsberg, Ohligs, Rhld. 27. 9. 07. B. 47771.

77h. 210003. Versteifungsfläche für Lustfakrzeuge. C. Georg Rodeck, Hamburg, Schröderstiftstraße 3. 3. 7. 07. R. 24742.

Gebrauchsmustereintragungen.

77h. 373 530. Flugschiff mit beweglicher Tragfläche. Waldemar Schüßler, Köpenick b. Berlin. 10. 3. 09. Sch. 31473.

77h. 373535. Als Fahrradrahmen ausgebildeter Rahmen für Flugapparate. APWeingstrt-Hferbst, Bfeisäch ä. Rh. 11.3 09 W. 27 051. ϖiy77n..> 373909. Ruder Luftschiff. Max Pichler, Schwetzingen. 11. 3. 09. PJ«15«&-■

77h. 373930. Aus einem geschlossenen Metallbehälter, vorzugsweise aus Aluminium bestehender Ballonkörper für Luftschifte. Bielefelder Maschinenfabrik vorm. Dürkopp & Co., Bielefeld. 16. 3. 09. B. 42028.

England.

(Anmeldungen vom 15. März bis 3. April). No. 6119". John Law Garsed, Verbesserungen an Propellern für Luftmaschinen.

No. 6125 Charles Peacock Foster, Vale View, Wellington St., Matlock-Flugmaschine. N. B. Mit vollständiger Spezification.

Nö.. 6154. Stanislaw Julius Przyjemski, 4, Welleslay Villas, Clapham Oval, London. "Verfahren, um den Anlauf einer Flugmasctiine vor der Erhebung zu reduzieren.

No. 6310. John T. Bowden und William H. Lambert. Verbesserungen an Aeroplanen.

No. 63C6. Christoph Gerullis, Veibesserungen an Luftschiffen.

No. 6378. Giuseppe Pietro Ottino und Algernon^Wylliif, Verbesserungen an Schwerer als Luft-Maschinen.

No. 6414. Henry B. Molesworth. Verbesserungen an Luftmaschinen und Propellern.

No. 6500. Stanislaw Julius Przyjemski. Verbesserungen an Aeroplanen. (F. No. 6154).

. No. 6568. Jean Baptiste Passat, Verbesse: ungen an Flugmaschinen (in Frankreich an .cmeldet Nov. 27, 1908).

'■: -r No. 6598. Charles Ebenezer Richardson, 46, Cherry BankRd., SheffieldfVer-besserungen an Luftmaschinen.

No. 6547. Giles Henry Pointer. Verbesserungen an aeronautischen Maschinen.

No. 6745. Louis Bleriot. Verbesserungen in der Wasserkühlung von Motoren für Luftmaschinen (in Frankreich angemeldet März 30, 08).

No. 6869. Etablissements de Dion-Bouton, Verbesserungen an Schrauben» Propellern. (In Frankreich angemeldet 2 i. Okt. 1908.)

No. 6966. Qaetano Arturo Crocco und Ottano Ricaldoni: Verbesserungen in den Sicherungen des Gleichgewichts von Flugmaschinen.

No. 6989. Frederick Lamplough, Verbesserungen an Aeroplanen.

No. 7057. Charles R. B. Brown, 106, Vartry Rd„ Stamfort Hill, London: Verbesserungen an rlugmaschinen.

No. 7084. Arthur Gillett Taylor, Verbesserungen an Schraubenpropellern.

No. 7105. David M. Bowyer-Smyth: Verbesserungen im Antrieb von Flug-maschin. en. ::

No. 7209. Louis Breguet, Verbesserungen an Flugmaschinen.

No. 7237. August Westonbaum: Steuerbarer Luftballon.

No. 7395. Frederick Karel Bahle: Verbesserungen an Aeroplanen.

No. 7501. Dragotin Fäkin: Verfahren, das Gleichgewicht von Aeroplanen automatischjierzüstellen.

No. 7503. Frederick Ch. Hodges und George May Selby: Verbesserte Luftmaschine.

Schraube für Flugmaschinen, Luftschiffe n. dgl.*)

Die vorliegende Erfindung betrifft eine Schraube für Flugmaschinen, Luftschiffe u. dgl., welche sich gegenüber anderen Luftschrauben dadurch unterscheidet, daß je zwei aufeinanderfolgende Schraubenlläch'en Q durch winklig abstehende, konzentrisch um die Achse angeordnete Querrippen N miteinander vebunden sind, -so daß kästen-, förmige Luftdurchlässe S ge- ildet werden, zun Zwecke, das Entweichen der Luft nach den Seiten zu verhindern. '

In den nebenstehenden Abbildungen stellt Abb. 1 die Schraube von der Seite gesehen, Abb. 2 in Draufsicht dar.

Abb. 3 zeigt den Durchschnitt und . -

Abb. 4 den Längsschnitt der Schraube. Die von der Achse Y ausgehenden Schraubengänge werden gebildet durch Flächen Q, von denen zwei aufeinanderfolgende sich teilweise überdecken. Je zwei sich so überdeckende Flächen Q sind durch winklig abstehende, konzentrisch um

Abb. 1. ' Abb. 3.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Abb. 2. Abb. 4.

die Achse geordnete Querrippen N miteinander verbunden, die außerhalb der Ueberau. R. P. 208 215 Adolf genannt Arthur Hein in Düsseldorf.

deckung der nächsten überliegenden Flügelfläche frei nach unten hängen, so daß kastenförmige Luftdurchlässe S gebildet werden. Patent-Anspruch:

Schraube für Flugmaschinen, Luftschiffe u. dgl. dadurchgekennzeichnet, daß je zwei sich überdeckende Schraubenflächen (Q) durch konzentrisch um die Achse angeordnete Querrippen (N) verbunden sind, die außerhalb der Ueberdeckung tieferliegende Schraubenlläche frei nach unten hängen.

Schraubenfing el für Flugmaschinen*).

Um die Schraubenflügel für Flugmaschinen möglichst leicht zu machen, hat man sie bereits aus Blech hergestellt und zur Erzielung der erforderlichen Widerslandsfähigkeit in den mittleren Teil der Blechscheiben Rippen eingepreßt. Die bAb. 1. Abb. 2.

Abb 3.

AI b. 4.

Abb. 5.

letzteren finden einen verhältnismäßig großen Widerstand in der Luft, auch fängt sich diese in den durch die Rippen bedingten Vertiefungen, so daß der der Nabe zunächst liegende Teil des Flügelblattes nicht voll zur Wirkung kommt.

*)D. R. P. Nr. 208 219. Rud. Chillingworth, Nürnberg.

Dieser Nachteil wird bei dem Schraubenflügel nach vorliegender Erfindung dadurch vermieden, daß derselbe aus einer ebenen Blechscheibe hergestellt ist, auf derem mittleren Teil zwecks Vertiefung ein mit scharfen Rädern versehener Rahmen befestigt ist, dessen Innenraum mit leichtem Holz o. dgl. ausgefüllt bezw. mit dünnem Blech abgedeckt ist.

Aus der Zeichnung ist de- neue Schraubenflügel in einer Ausführungsform in Abb. 1 in Ansicht und in Abb, 2 im Längsschnitt dargeslellt. Abb. 3 bis 5 zeigen Querschnitte der Flügelschraube.

Die Flügelblätter sind ais einer entsprechend zugeschnittenen ebenen Riechscheibe a hergestellt. Auf dieser ist der Versteifungsrahmen b befestigt, der 8-förmig gestaltet ist u d in seinem mittleren Teil zur Nabe c sich verbreitert. Der Rahmen b ist an den Rändern zugeschärft, wie aus den Querschnitten (Abb. 3 bis 5) zu erkennen ist, so daß er die Luft leicht durchschneidet, Von der Nabe c an nimmt die Dicke des Rahmens nach den Enden der Flügelblätter hin entsprechend der Abnahme der in den Flügelquerschnitten auftretenden Biegungsbeanspruchung ab. Der innere Raum des Verstärkungsrahmens a ist mit Holz ü oder einer andern leichten Masse ausgefüllt, so daß eine glatte Fläche entsteht, an der die Luft ohne wesentlichen Reibungswiderstand entlang streichen kann. Es findet also nicht, wie bei den bekannten Flügeln infolge der an der Nabe beginnenden, die Reibungsarbeiten erhöhenden Rippen ein Arbeitsverlust statt. Vielmehr ist die ganze Flügelfläcne einschließlich des der Nabe zunächst liegenden Teiles für den Antrieb des Luftfahrzeuges wirksam.

Der Innenraum des Rahmens könnte auch mit dünnem Blech oder dergleichen abgedeckt sein.

Pa te n t- An sp ru ch. Schraubenflügel für Flugmaschinen, dadurch gekennzeichnet, daß derselbe aus einer ebenen Blechscheibe a hergestellt wird, auf deren mittleren Teil ein nach den Flügelenden an Dicke abnehmender und mit zugeschärften Rändern versehener Rahmen b befestigt ist, dessen Innenraum mit Holz d oder dergleichen ausgefüllt, oder mit dünnem Blech abgedeckt ist, so daß die ganze Flügelfläche einschließlich des der Nabe zunächst liegenden Teiles für den Antrieb des Luftfahrzeuges wirksam ist.

Vorträge.

F. W. Lanchester, unseren Lesern aus dem Berichte Seite 103 bekannt, begann am 26. Ap il, wie unser Londoner Korrespondent berichtet, einen Kursus von drei Vorlesungen über die Flugkunst in der Royal Socie'y of Arts in London. In der ersten Vorlesung behandelte er die Prinzipien des dynam sehen Auftriebes. Die zweite Vorlesung am 3. Mai wird über die Prinzipien der Stabilität und die dritte am 10. Mai über die Konstruktion der Flugmaschine handeln. Die Vorträge werden später in den Berichten der Gesellschaft veröffentlicht werden. Im allgemeinen enthalten sie in freierer Form, was wissenschaftlich in dem zweibändigen Werke desselben Gelehrten „Aerial Flight" niedergelegt ist.

Verschiedenes.

Ein Kolleg über Aviatlk wird zurzeit an der Universität Göttingen abgehalten. Professor Dr. Prandtl hat vom Kultusministerium diesen Lehrauftragjber das gesamte Gebiet der Aeronautik erhalten. Das erste Thema, über das er ein zweistündiges Kolleg halten will, heißt „Wissenschaftliche Grundtagen der Luftschiffahrt". Professor Prandtl will seinen Hörern von Zeit zu Zeit kleinere Modelle vorführen. Außerdem steht eine Modellversuchsanstalt für Luftschiffe und Flugmaschinen, sowie ein Laboratorium zur Verfügung. Als Vorkenntnisse für die Kollegs werden Differential-, Integralrechnung und Physik gefordert.

Ausstellung des Aeronatischen Klubs für Jugendliche in Amerika. Der etwa vo ■ einem Jahre auf Betr ibung ein r Dame, Miß Todd, begründete Aeronautische Klub für JuL'endlicht- in Amerika veranstal ete vor kurzem seine erste Ausstellu g.

Die Ausstellung enthielt allerlei Luftschiffmodelle und Aeroplane, die von den jungen Mitgliedern des Klubs, meist Knaben von 12 und mehr Jahren, nach Zeitungsberichten und auf eigene erfinderische Tätigkeit hin erbaut waren, und bot viel recht Interessantes.

Der größte Aeroplan war von einem gewissen Percy Pierse nach dem „June Bug'-Modell hergestellt und mit zwei sich in entgegengesetzter Richtung drehenden Propellern versehen. Es war im ganzen etwa über 3 Meter groß. Anßerdem stellte derselbe junge Herr einen Gleitflieger von 5 Meter Spannweite nach dem Chanute-Prinzip aus.

Walter B. Phipps, der Sohn eines bekannten Ingenieurs, stellte einen Langley-Aeroplan aus, bei dem er unter den Steuerflächen einen längslaufenden Kiel angebracht hatte, merkwürdigerweise eine Neuerung, die gleichzeitig von diesem erst zwölf Jahre zählenden Knaben und von dem greisen Aeronautiker Chanute vorgeschlagen wurde.

Ein anderes ausgestelltes Modell war nach dem Wrightschen Prinzip erbaut und mit einem wirklich arbeitenden Vs pferdigen Dampfmotor nebst Kessel ausgerüstet.

Auch lenkbare Luftschiffe der verschiedensten Systeme waren vertreten, verschiedene Drachenflieger, und endlich sogar eine komplette Einrichtung für drathlose Telegraph e, alles von den Knaben-Mitgliedern dieses Klubs gebaut, die etwa 40 an der Zahl über das ganze Gebiet der Union zerstreut sind und nur durch Briefwechsel miteinander in Verbindung stehen.

Das Fliegerfeld bei Berlin. Den Bemühungen des Kaiserlichen Automobilklubs ist es nunmehr gelungen, die Freigabe des bei Potsdam gelegenen Bornstedter Feldes für aviatische Versuche durchzusetzen. Da die Potsdamer Garnison meist nur einen Teil des Feldes für ihre Uebungen benötigt, werden die hier ansässigen Aviatiker genügend Gelegenheit zum Training finden.

Aeroklub und Automobilklub von Amerika. Der amerikanische Aeroklub hat beschlossen, sich als aviatische Sektion dem amerikanischen Automobilklub anzugliedern. Er hat sich damit in die Lage versetzt, seine Beziehungen zum Ausland aufrechtzuerhalten, woselbst die meisten führenden automobilistischen Vereinigungen auch die obersten Sportbehörden in aviatischen Fragen sind.

Vereinsnachrichten.

Der Hamburger Verein für Luftschiffahrt hat eine Sektion für Flugschiffahrt eingerichtet und wird zuerst einen Gleitflieger anschaffen. Ferner soll durch Ausschreiben von Preisen an der Vervollkommnung der Apparate und an der Eroberung der Luft mitgearbeitet werden.

Geschäftliche Nachrichten.

Motorfahrzeug.Qesellschaft m. b. H., Wien. Unter diesem Namen ist in Oesterreich eine neue Gesellschaft ins Leben getreten, welche von der österreichischen Daimler-Motoren-Gesellschaft, der österreichisch-amerikanischen Gummifahrzeug A.-G. und dem Wiener Bankverein unterstützt wird. Technischer Leiter ist Direktor Fischer von den Daimler-Werken. Die Gesellschaft beabsichtigt den Bau von Luftfahrzeugen aller Art. Das Betriebskapital beträgt 300,000 Kronen.

Eine Aero-Gesellschaft m. b. H. soll in Berlin gegründet worden sein. An der Spitze der Gesellschaft, die sich die Förderung der Flugschiffahrt mit Apparaten schwerer als die Luft und das Studium dieses Problems zum Ziele gesetzt hat, stehen Otto von Mendelssohn-Bartholdy, ferner Konsul Fritsch und Mathis - Straßburg i. E. Die genannte Gesellschaft soll Lizenzen auf Wrightsche Apparate erworben haben.

Briefkasten.

Antwort 7. S. M. 1000. Eine genaue Zeitbestimmung, wann der erste Bescheid des Patentamtes erfolgt, läßt sich nicht geben. Es kommen hier so viele Zufälligkeiten wie: Starke Inanspruchnahme des Vorprüfers, Vorhandensein ähnlicher Erfindungen etc. in Betracht. Eine Antwort vor 6 Wochen ist im günstigsten Falle nicht zu erwarten. Doch haben einzelne Fälle auch schon die Dauer eines halben Jahres überschritten.

Literatur.

Luftreisen von Johannes Poeschel. Verlag von Fr. Wilh. Qrunow, Leipzig.

Das vorliegende Buch enthält eine große Anzahl Beri :hte interessanter Freiballonfahrten. 44 Autotypien, 2 Karten und 4 Fahrtkurven ermöglichen auch den nicht Ballonfahrern, sich ein Bild von den Reizen, welche eine Ballonfahrt bietet, zu machen. Wenn auch der Flugmaschine die Zukunft gehört, so werden sich doch noch viele an den Eigenarten einer Ballonfahrt erfreuen. Gerade für diejenigen, welche nicht das Vergnügen hatten, Ballonfahrten mitzumachen, bietet das vorliegende Buch eine interessante Lektüre.

Der Bau von Riesen-Luftschiffen von Albert Welzel. Verlag von Konrad Wittwer, Stuttgart. Preis M. 2.-.

Verfasser behandelt in diesem Buch ein neues Projekt eines innen und auJJen gleich starren Luftschiffes aus Meta'lstäben. Das Luftschiff von 20 m Durchmesser und 300 m Länge soll einen Kubikinhalt von 85 800 cbm erhalten. Der Gesamtauf-trie1! beträet 103 220 kg. Zum Betriebe dienen 8 Motore ä 200 PS insgesamt 1600 PS. Der Motorballon soll 80 km stündlich zurücklegen und 400 Personembe-fördern können. Verfasser macht in vorliegendem Buch ganz genaue Angaben über Konstruktion und Wirtschaftlichkeit dieses neuen Projektes.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Offizielle Mitteilungen des Schlesischen Flugsport=Club.

Sitz Breslau.

Vorstand:

1. Vorsitzender: Oberingenieur E. Schräder.

2. „ Ingenieur C. v. Sallwürk.

1. Schrift wart: Ingenieur E. Leischner.

2. „ Postsekretär P. Solger. Propagandaausschuß: Chefredakteur L Beninatto.

Sportsgruppen, zugleich Sportskommission:

1. Maschinenflug; Obmann E. Schaden

2. Freiflug: Obmann E. Leischner, H. Kukol.

3. Freiballon: Obmann E. Schräder.

4. Automobilfahren: Obmann C. v. Sallwürk.

5. Rasenspiele, Florettfechten, Pistolenschießen: Frau von Sallwürk, K. Ritzmann, L. Beninatto.

6. Wintersport: C. O. Schlobach, Fritz Heidenreich, C. Stach.

Clublokal: Theater-Restaurant. Sitzung: Jeden Sonnabend 8.30 Uhr.

Als Mitglieder wurden aufgenommen: Privatdozent^Dr. v. d. Borne, Breslau-Krietern, Diplom-Ingenieur Otto Graez, Paulslraße 32 und Bauführer Rudolf Hausdorf, Münzstraße 10. Ingenieur Kurt Metze, Klosterstraße 123 und Oekonom Stahl, Inhaber des Theaterrestaurants.

Am Sonnabend, den 24 April, hielt der erste Vorsitzende ..Oberingenieur E. Schräder, im Klublokal (Theaterrestaurant) einen durch Vorführung von Modellen erläuterten Vortrag über „Die moderne Flugmaschine", in welchem der Redner über den gegenwärtigen Stand der Flugtechnik, über die Art der modernen,Maschine und über die Zukunft-aussicht der Flugmaschine»!sprach, i Der Redner teilte die Flugmaschine, wie allgemein üblich, in drei größere Klassen ein, in Schwingenflieger, Schraubenflieger und Drachenflieger.

Von den Schwingenfliegern, obwohLdiese direkt'auf einer Nachahmung des Vogelfluges beruhenden Flugmaschinen die ältesten sind, liegen bis heute brauchbare Maschinen nicht vor, trotzdem einigen Konstrukteuren es gelungen ist, mit solchen

„Schwingenfliegern" geringen Auftrieb zu erzielen. Es wird jedoch unter anderem seitens einer schwedischen Aktiengesellschaft an er Lösung dieses Problems gearbeitet, so daß in absehbarer Zeit auch diese Flusmaschinenart wahrscheinlich zu praktischen Eifolgen kommen wird. Die Hanptschwieriukeiten liegen bei solchen Schiagflieuern in der Ueberwindung der bei der Umkehrung der Flügel auftretenden großen Trägheitskräfte, die das leichte Material der Flugmaschine zerstören. Einige neuere Versuche, diese Trägheitskräfte durch die Anwendung fortgesetzt rotierender Schla^flügel zu beseitigen, führt - Redner durch Vorzeigung von Modelen an.

Bezüglich der „Schraubenflieger", welche bis heute ebenfalls keine bemerkenswerten Leistungen anzuweisen haben, verweist der Redner auf die Arbeiten von Hermann Ganswindt, welchem Konstrukteur trotz mancher Einwände eine technische Genialität und vor allen Dingen eine große mechanische Kunstfertigkeit und eine rühmenswerte Ausdauer nicht abzusprechen sei. Von modernen Schraubenflieger-Konstrukt onen ist der Gyroplan von Breguet, eine französische Kons ruktion mit mehreren großen Doppelschrauben, erwähnenswert. Diesem Gyroplan ist es gelungen, sich, wenn auch nur einseitig und wenige Meter vom Boden, zu erheben. Redner glaubt, daß dem Schraubenflieger eine sichere Zukunft in Aussicht gestellt werden könne, nur müsse der wesentliche Teil desselben, eben die horizontale Tragschraube, noch eine Umgestaltung erfahren, da der Nutzeffekt einer jeden Schraube allzu gering sei. Versuche, die auf eine Reformation der Schrauben hin-zie'en, seien zur Zeit im Gange; bemerkenswert sei die Luftturbine von Penkala-Budapest, mit welcher zurzeit von der Krieterner Versuchsanstalt Versuche angestellt worden sind, deren Abschluß noch im Laufe der nächsten Monate zu erwarten sei.

Die dritte Klasse der Flugmaschinen, die „Drachenflieger", haben es bis heute am weitesten gebracht. Diese sind hervo'gegangen aus den einfachen Gleitfliegern, einer Art Fallschirme, die bei geeigneter Konstruktion und unter Benutzung eines Anlaufes von einem erhöhten Punkte aus, einen Menschen in schwach geneigter Richtung abwärts zu tragen vermöge. Der Redner wies auf die verdienstvollen Arbeiten des deutschen Ingenieurs Otto Lilienthal hin, der nebst seinem Nachfolger dem Engländer Pilcher, die Grundlage für den Bau der modernen Flugmaschine durch seine Uebung mit Gleitfliegern gelegt habe. Redner schildert dann weiter, wie durch die Anwendung des Kastendrachens an Stelle der einfachen Gleitfläche eine weitere Vervollkommnung erzielt sei und wie mit solchen Kastendrachen in Frankreich und in Amerika von verschiedenen Gruppen langjährige Versuche vorgenommen wurden, cie eidlich zu dem Einbau eines brauchbaren leichten Motors in solchen Kastendrachen seitens der Gebrüder Wright führten und schließlich auch zu der Herstellung von Drachfliegern mit motorischem Antrieb in Frankreich.

Ein besonderes Kapitel war der aerostatischen Stabilität der Flugmaschinen, das heißt de.r Beibehaltung ihrer normalen Lage unter dem Einfluß störender Windbewegungen gewidmet. Diese Stabilität erläutert der Redner abermals an der Hand fliegender Modelle.

Zum Schluß führte der Redner die Modelle zweier typischer Flugmaschinen vor, nämlich der Zwei-Deckermaschine der Gebr. Wright und der Einflächenmaschine des französischen Konstrukteurs Bleriot. Redner erläuterte die Unterschiede der beiden und ihr Verhalten inbezug auf Stabilität. Sodann gab der Vortragende noch seiner speziellen Meinung über die Zukunft der Flugmaschine Ausdruck und meinte, daß noch im Laufe dieses oder spätestens des nächsten Jahres die Flugmaschine als Verkehrsmittel wenigstens für kürzere Strecken und bei geeigneten Windverhältnissen zur Geltung kommen werde.

Bericht über unsere Uebungen in Nippern. t)er neue Apparat F. C. 11 war am 20. IV. nach dem Uebungsterrain transportiert und daselbst auch ausprobiert worden. Die Windjeschwindigkeit hatte bei östlicher Strömung 2 Meter pro Sekunde betragen F. C. 11 erwies sich in der Konstruktion sehr gut und entsprach in seinen Leistungen ganz unseren Ei Wartungen. LeiJer wurde die vordere Steuerfläche bei einem Fall des Führers beschädigt und konnte trotz sofortiger Reparatur am Platze für diesen Tag nicht wieder vollkommen brauchbar gemacht werden, so daß dieser Apparat bei den Uebungen am Nachmittage weniger gut arbeitete, als der F. C. I. Es ist übrigens natürlich gar nicht daran zu denken, daß es den Uebenden, die ja meist noch völlige Laien sind, gleich bei den ersten Versuchen gelingen wird, sich in d r Luft zu erhalten. Die Versuche haben den Uebenden wenigstens einen Begriff von der stets unterschätzten Kraft des Windes gegeben, der die Apparate, die scheinbar so leicht zu beherrschen sind, einfach mit <amt ihren Führern wie Spielzeug umherwarf. Es wird natürlich

noch etliche Bambusstäbe kosten, bis die Uebenden so weit snd, daß sie durch richtiges Verhalten wenigstens Beschädigungen der Apparate vermeiden lrrnen.

F. C. III und F. C. IV sind bereits im Bau und zwar soll F. C.III eine völlig starre Fläche erhalten, die, weil unelastisch gebaut, im Winde die gegebene Form beibehält. Ebenso F. C. IV, der jedoch im Querschnitt von links nach rechts eine von vornherein gebogene Form erhält. An dem F. C. II wird die ursp üngliche Steuerfläche, die sich gut bewährt hat, wieder hergestellt werden.

Wir bitten zum Schluß alle Teilnehmer, Führer sowohl als auch Zuschauer, die in der Lage sind, uns irgendwelche Betrachtungen von Wert oder neue An-reeungen bezüglich der Konstruktion der Apparate zu geben, dies uns unter Begründung sofort melden zu wollen, da diese Anregungen beim Bau berücksichtigt werden sollen. Auf Antrag A. Heidenreichs sollen von jetzt ab außer Sonntags auch an Wochentagen, morgens von 4—7 Uhr Flugversuche vorgekommen werden. Für Nachtquartiere ist Sorge getragen worden. Die Teilnahme an den Flugübungen b.tten wir bei dem Obmann der Gruppe I anzumelden. ris beteiligen sich zurzeit die Herren: Schräder, v. d. Borne, Beninatto, Kukol, Fr. u. A. Heidenreich, Bischoff, Metze und Steiner.

Schräder. v. Sallwürk. Leischner.

Offizielle Mitteilungen des Vereins Deutscher Flugtechniker.

Sitz Berlin.

Ehrenmitglieder: Gustav Lilienthal, Groß Lichterfelde. Orville Wright, Dayton. Wilbur Wright, Dayton.

1. Vorsitzender: Dr. Fritz Huth, Rixdorf.

2. Vorsitzender: Major von Parsev I, Charlottenburg. Schriftführer: O. Schmal-Carbur, Tempelhof. Beisitzer: Diplom-Ingenieur H. Dorner, Berlin.

Ingenieur J. Grade, Magdeburg. Ober-Ingenieur H. Rosenstein, Elbing. Ingenieur Max Schüler, Chemnitz. Vorsitzender der technischen Kommission: Ober-Ingenieur Zix, Berlin. Vorsitzender der Platzkommission: Kap ta:n z. S. a. D. von Pastau. Zuschriften sind zu richten an die Geschäftsstelle: Berlin, W. 35, Schöneberger Ufer 25.

Am Freitag den 16. April hielt der Verein für seine Mitglieder in Berlin eine Vereinsversammlung ab, die von etwa 100 Personen besucht wurde. D?r Vorsitzende Dr. Huth eröffnete die Sitzung mit einem Hinweis auf das außerordentlich schnelle Wachstum des Vereins und erteilte Herrn Ingenieur Georg Rotlgießer das Wort zu einem Vortrag über seinen Besuch in Pau. Herr Ingenieur Rothgießer berichtete über seine Beobachtungen bei den Biüdern Wright, die durch Abbildungen und Zeichnungen den Zuhörern noch besonuers verständlich gemacht wurden. Der Vortragende war zu der Zeit in Pau, zu der auch König Eduard von England den Flügen Wilbur Wrights beiwohnte. Der König der Lüfte zeigte als echter Republikaner zuerst wenig Nei.ung dem König des größten Weltreiches etwas vorzufliegen und erst die Vorstellungen seiner Freunde bewogen ihn auch, dem König von England seine Künste zu zeigen.

Ingenieur Rothgießer gab nach Erzählung dieser launigen Episode mehrere technische Details des Wright-Apparates, sowie eine Beschreibung des Flugplatzes in Pau.

Ferner berichtete der Vortragende über den Unfall des Lenkballons Jacques Faures auf seiner geplanten FahJ von Monaco nach Corsica, dessen Zeuge Herr

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Ingenieur Rothgießer zufällig war. Mit einem Bericht über die letzten Fahrten Zeppelins, denen der Vortragende auf seiner Rückreise ebenfalls beiwohnte, schloß der hochinteressante und überaus beifällig aufgenommenen Vortrag.

Hierauf ergriff Dr. Fritz Huth das Wort, um den Versammelten mitzuteilen, daß die Brüder Wilbur und Orville Wright zu Ehrenmitgliedern des Vereines Deutscher Flugtechniker ernannt wurden und daß die A-nerlkaner die Ehrung mit herzlichen Worten angenommen haben. Ferner überreichte Herr Dr. Huth dem Bruder und Mitarbeiter des Altmeisters Otto Lilient) al, Herrn Gustav Lilienthal um ihn und seinen Bruder zu ehren, das Diplom für die Ehrenmitgliedschaft des Vereines Deutscher Flugtechniker.

Schriftführer O. Schmal-Carbur erstattete hierauf Bericht über den Stand der korporativen Beschickung der Frankfurter Ausstellung und der Vorsitzende der Platzkommission Kapitän z. S. a. D. von Pustau referierte über die Platzfrage.

Den Schluß des Abends bildeten die Vorführungen de*- Modelle Ingenieur Loli und Ingenieur Rothgieße s. an die sich eine ungezwungene Diskussion knüpfte, an der sich die Herren Major von Parseval, Gustav Lilienthal, Dr. Huth, Ingenieur Schüler, u. a. beteiligten. Als Mitglieder des Vereins wurden aufgenommen Lebenslängliches Mitglied Herr Arthur Müller, Berlin Ordentliche Mitglieder: Ingenieur von Blücher, Dr. Bendemann, Ober-Ingenieur Rittberger, Ingenieur Rumpier, Halvor Teigen, Adolf Herling, Ingenieur Mascow und Otto Schüler. Als außerordentliche Mitglieder Dr. Gg. Schmidt und von Pnyjewski.

Flugtechnische Literatur.

Zu beziehen vom Verlag des „FLUGSPORT", Frankfurt a- M.

Hilfsbuch für den Luftschiff- und Flugmaschinenbau. Eine übersichtliche Darstellung der verschiedenen Konstruktionen, sowie Anleitung zur Berechnung der Leistungen und des Wirkungsgrades von Luftschiffen, Flugmaschinen aller Art und von Treibschrauben. Von Dr. R. Wegener von Dallwitz. Preis Mk. 4.—

Wie der Vogel fliegt and wie der Mensch fliegen wird von Ingenieur Wilhelm Kress.

Preis Mk. 4. .

Motorballon nnd Flugmaschine von Major A. von Parseval, Berlin. Preis Mk. I.—. Fingapparate von Ingenieur Fritz Rost. Preis geb. Mk. 1.60, brosch. M. 1.20. Der Vogelfing als Grundlage der Fliegerkunst von Otto Lilientha . Preis Mk. 10. — . Leitfaden der Luftschiffahrt nnd Flugtechnik von Dr. Raimund Nimführ

Preis Mk. 12.-.

Luftkrieg von R. P. Hearne mit einemGeleitwort von Sir H.Maxim. Preis Mk. 6.—. Wie der Vogel fliegt von Milla. " Preis Mk. I.—.

Die endgültige Lösung des Flugproblems von Nemethy. Preis Mk. 2.—.

Der Fing, ein auf der Wirkung strahlenden Luftdrucks beruhender Vorgang von

Dr Emil Jacob, Kreuznach Preis Mk. 3.—.

Der praktische Fingschiffer von Dr. Wegener von Dallwitz. Preis geb. Mk. 3.—.

brosch. Mk. 2.—.

Mechanik des Vogelfluges von Major A. von Parseval. Preis MW. 5.—.

In die Lüfte empor von Hauptmann von Krogh. Preis Mk. 1.-.

Die Luftschiffahrt von Hauptmann H. Gross. Preis Mk. 0.30.

Die Ortsbewegung der Tiere von Petigrow. Preis geb. Mk. 5.—.

brosch. Mk. 4.—.

Luftfahrten einst nnd Jetzt von F. M. Feldhaus. Preis Mk. 2.—.

Im Reich der Lüfte von A. Santos-Dumont. Preis Mk. 4.—.

Eroberung der Luft vojl Gr?f Ferdinand von ZeppePn. Preis Mk. 0.75.

Das Fingproblem und die Erfindung der Flugmaschine von Eugen Kreiß.

Preis Mk. 2 80.

Laviation, de Crete ä Crete, de Ville ä Ville et de Continent ä Continent von Ferber.

Preis Fr. 5.—.

Die Luftschiffahrt von Graf Ferdinand von Zeppelin. Preis Mk. 1.60.

Der Vogelflug von Wilh. Winter. Preis Mk. 3.60.

Luftwiderstand und Lnftfrage von Ing. Samuelson. Preis Mk. 2.—.

Flight-Velocity von Ing. Samuelson. Preis Mk. 2.—.

Resistance of Air and the question of flying von Insj. Samuelson. Preis Mk. 2.—. Die Luftschiffahrt von A. Hildebrandt. Preis Mk. 15.—.

Motorflugapparate von Ansbert Vorreiter. Preis Mk. 2.80.

Luftreisen von Johannes Poeschel.

Der Bau von Riesenluftschiffen von Wetzel. Preis Mk. 2.—.

Aeronantischer Kalender 1909J10. Preis Mk. 3.—.



Flugsport

.Illustrierte technische Zeitschrift und Anzeiger

für die gesamte

„Flußschiffahrt"

unter Mitwirkung bedeutender Fachmänner herausgegeben von Oskar Ursinus, Civilingenieur.

Brief-Adr.: Redaktion und Verlag „Flugsport" Frankfurt a. M., Bahnhofsplatz 8.

Erscheint regelmäßig am 1. und 3. Freitag jeden Monats. —---------------= Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. — —-

Der Nachdruck unserer Artikel ist, soweit, nicht mit „Nachdruck verboten" versehen, nur mit genauer Quellenangabe gestattet.

Np. 11. Frankfurt a. M., 21. Mai 1909. Jahrg. I.

Internationale Luftschiffahrts=Ausstellung Frankfurt a. Main 1909.

VIII.

Die

Wettbewerbe für Flugmaschinen

sind jetzt von der Sportkommission des Deutschen Luftschifferverbandes wie folgt genehmigt worden:

Alle Wettbewerbe unterliegen den Gesetzen des Internationalen Luftscliifferverbandes (Föderation Aeronautique Internationale). Der Opelpreis kann nur von einem Deutschen gewonnen werden.

Jeder Teilnehmer an den Wettbewerben muß Mitglied eines dem Internationalen Luftschifferverband (Föderation Aeronautique Internationale) angehörigen Vereines sein.

Allgemeine Bestimmungen.

1. Alle Wettbewerbe finden in der Zeit vom 10. Juli 1P bis zum offiziellen Schluß der Ausstellung statt.

2. Alle Wettbewerbe sind international. (Ausgenommen Wettbewerb A Nr. 2)

3. Die gewonnenen Preise gehören demjenigen, der die Maschine zum Wettbewerb genannt hat.

4. Nennungsgelder werden nur erhoben, insofern sie in den Sonderausschreibungen vorgesehen sind.

5. NeniiLingschlulJ: 10. Juli 1909, insofern in den Sonderausschreibungen nichts anderes vorgesehen ist.

o. Die Flüge müssen zwischen 9 Uhr vormittags und Sonnenuntergang ausgeführt werden.

7. Anmeldungstermin bei den Wettbewerben A, 1, 2, 3, 5 — 48 Stunden vor der Fahrt. Wird der Flug verschoben, so genügt am gleichen Tage eine Anmeldung von 4 Stunden vor der Fahrt. Anmeldung desselben Fluges für den nächsten Tag hat bis 9 Uhr abends zu erfolgen.

8. Anmeldungstermin bei allen übrigen Wettbewerben 4 Stunden vor der Fahrt

9. Jegliche Haftung, die aus der Beteiligung der Nenner an diesen Wettbewerben entsteht, geht zu deren Lasten.

10. Für die Befolgung der erlassenen Bestimmungen für die Sicherheit der Führer, der Preisrichter und des Publikums hat der Nenner bei Gefahr des Ausschlusses vom Wettbewerb aufzukommen.

11. Ueber das Resultat des Wettfluges entscheidet ein Preisgericht endgültig, unter Ausschluß des gerichtlichen Verfahrens.

12. Die Zusammensetzung des Preisgerichts wird vor Beginn der Ausstellung veröffentlicht werden.

13. Die Sportkommission behält sich vor, Abänderungen und Ergänzungen der allgemeinen Bestimmungen wie der Sonderausschreibungen zu erlassen.

14. Alle Nennungen, Anmeldungen und sonstige Schreiben sind an die Sportkommission der Internationalen Luftschiffahrt-Ausstellung, Frankfurt a. M., zu richten.

Zusammenstellung der Wettbewerbe.

A. Für bemannte Flugapparate mit Motor.

1. Preis der Stadt Frankfurt a. M. 20000 M. für den am längsten dauernden Flug, während der Ausstellung. Der Apparat muß auf dem Ausstellungsgelände aufsteigen und landen. Die Nennung ist bis zum 10. Juli, 12 Uhr mittags, frei; Nachnennung 50 M.

2. Opelpreis der Lüfte von Ort zu Ort 20000 M. laut besonderer Ausschreibung. (Siehe „Flugsport" Nr. 7, Seite 204).

3. Dr.-Gans-Fabrice-Preis 10 000 M. Gewinner des Preises ist derjenige, welcher am öftesten während der Ausstellung daselbst Flüge von mehr als 5 Minuten, darunter einen von mindestens 10 Minuten ausgeführt hat Länger dauernde Flüge werden für so viele 5-Minuten-Flüge gezählt, als 1-, 2-, 3- usw. mal 5 Minuten ge. (lauert haben. Nach 10 Minuten Flugzeit zählt jeder angefangene 5-Minuten-Flug für voll. Der Apparat muß auf dem Ausstellungsgelände aufsteigen und landen. Die Bewerbung beginnt mit dem Augenblick des deutlich sichtbaren Verlassens der Erde. Die Nennung ist bis zum 10. Juli 1909, 12 Uhr mittags^ frei. Nachnennung 50 Mark. -

4. Preis der Freiherren von Ooldschmidt-Rothschild für die größte Anzahl von Flügen von mindestens 30 Sekunden Dauer, gerechnet vom Augenblick des deutlich sichtbaren Verlassens der Erde.

1. Preis: 5000 M., gestiftet von Freiherrn Max von Ooldschmidt-Rothschild.

2. „ 2000 „ gestiftet von Freiherrn Rudolph von Goldschmidt=Rothschild.

3. „ 1000 „ gestiftet von Baron von Schey.

Der Preis kann nicht zusammen mit dem Dr. Gans-Fabrice-Preis gewonnen werden. Offen zwischen dem 10. Juli und 10. August 1909, 7 Uhr abends. Die Nennung ist bis zum 10. Juli 1909, 12 Uhr mittags, frei. Nachnennung 30 M.

5. Höhensteuerungspreis, gestiftet von Freiherrn Krupp von Bohlen-Halbach:

1. Preis : 6000 M. 2. Preis: 4000 M.

Offen während der Ausstellung für den besten Höhenknrvenflug. Es werden in der Windrichtung in einem Abstand von 200 m drei parallele Linien in 15 m Höhe markiert. Der Lenker muß mit seiner Maschine die erste Reihe über-, die zweite unter- und die dritte wieder überfliegen, ohne die Erde zu berühren. Sieger ist derjenige, der die dfiei markierten Linien bei geringstem Zwischenraum über-bezw. unterfliegt. Die Nennung ist bis zum 10. Juli 1909, 12 Uhr mittags, frei. Nachnennung 50 Mk.

6. Preis für den schnellsten Flug, gemessen über einer gerader Strecke von 200 m bei fliegendem Start. Offen zwischen dem 10. August und 10. September 1909, 7 Uhr abends. Die Nennung ist bis 10. Juli 1909, 12 Uhr mittags, frei. Nachnennung 30 Mark.

1. Preis: 5000 M., gestiftet von den Mannesmann-Röhrenwerken.

2. Preis: 1000 M., gestiftetet von der Bauerschen Gießerei.

7. Preis für den langsamsten Flug, gemessen über einer geraden Strecke von 200 m bei fliegendem Start. Offen zwischen dem 10. Juli und 10. September 1909 7 Uhr abends. Die Nennung ist bis zum 10. Juli 1909, 12 Uhr mittags, frei. Nachnennung 30 M.

1. Preis: 3000 M., gestiftet von Herrn Kommerzienrat Beit.

2. Preis: 1000 M., Stifter anonym.

8. Aufmunterungspreis der Familie Theodor Stern. Für jeden Flug von mindestens 30 Sekunden Dauer. Der Preis wird 10mal in einer Höhe von je 300 M. verliehen und zwar in der Reihenfolge, wie die Flüge erfolgen. An einem Tage kann ein Bewerber nur einen solchen Preis gewinnen. Offen nur für solche Fahrer, die außer diesem noch keinen Preis in einem Flugmaschinen-Wettbewerb der JLA gewonnen haben. Kein Nennungschluß.

9. Jungfernpreis, gestiftet von Herrn Adolf Gans für Flüge über 200 m Länge. Offen für solche Lenker, die außer diesen und dem unter A 8 genannten noch keinen Flugpreis gewonnen haben. Der Preis in Höhe von 200 M. wird 10 mal in der Reihenfolge der Flüge verliehen. Kein Nennungsschluß.

B. Bemannte Flugapparate ohne Motor.

1. Preis für den weitesten Schwebeflug von 10 m Abflughöhe gegen den

Wind, ohne Flügelschläge.

1. Preis: 1000 M. 1 . .. ...... „ ,.

-> cnn I Arthur Muller, Berlin.

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2. Preis für den die längste Zeit dauernden Schwebeflug von 10 m Abflughöhe gegen den Wind ohne Flügelschläge.

1. Preis: 1000 M. 1 . .. ...... „ ..

. [ Arthur Muller, Berlin.

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3. Aufmunterungspreis dreier Frankfurter Stifter für gelungene Schwebeflüge von mindestens 40 m Länge von 10 m Abflughöhe gegen den Wind ohne Flügelschläge. Es werden 20 Preise ä 50 M. für die 20 ersten Flüge verliehen. Jeder Sieger kann nur einmal den Preis gewinnen.

Wettbewerbe für Flugmaschinenmodelle.

Alle Wettbewerbe unterliegen den Gesetzen des Internationalen Luftschiffer-Verbandes (Föderation Aeronautique Internationale)

1. Allgemeine Bestimmungen. 1. Alle Wettbewerbe finden voraussichtlich in der Zeit vom 10. Juli bis 1. September 1909 statt; doch dürfen de Modelle nicht aus der Ausstellung vor dem offiziellen Schluß entfernt werden.

2. Alle Wettbewerbe sind international.

3. Die gewonnenen Preise gehören dem Anmelder (Nenner).

4. Ntnnungsgelder werden nicht erhoben.

5. Nennungsschluß 10. Juli 1909, sofern in den Sonderausschreibungen nichts anderes vermerkt ist.

6. Anmeldungstermin mindestens drei Tage vor der Prüfung der Modelle.

7. Den erlassenen Bestimmungen für die Sicherheit der Preisrichter, Anmelder und des Publikums hat der Anmelder (Nenner) bei Gefahr des Ausschlusses vom Wettbewerb nachzukommen.

8. Ueber das Resultat der Prüfung entscheidet ein Preisgericht endgültig unter Ausschluß des gerichtlichen Verfahrens.

9. Die Zusammensetzung des Preisgerichts wird vor Beginn der Ausstellung veröffentlicht wetden.

10. Der Sportausschuß behält sich vor, Abänderungen und Ergänzungen der allgemeinen Bestimmungen wie der Sonderau^schreibungen zu erlassen. Zugleich mit der endgültigen Ausschreibung erhalten die Bewerber nähere Nachricht über Einsendung, Auspackung usw. und Aufstellung der Modelle.

11. Die zum Wettbewerb eingesandten Modelle werden kostenfrei bis zum Heimatsort bezw. bis zur Landesgrenze zurütktransportiert.

12. Probeflüge sind nach Verständigung mit dem Sportausschuß vom Beginn der Ausstellung ab gestattet.

13. Alle Nennungen, Anmeldungen und sonstige Schreiben sind an den Sport-ausschuss der Internationalen Luftschiffahrtausstellung Frankfurt a. M. zu richten.

Zusammenstellung der Wettbewerbe. Die Modelle werden bei jedem Wetibewerb in drei Klassen eingeteilt. 1. Klasse, Modelle mit 0— '|4 qm Flügeloberfläclie.

2.......

3. „ „ mit über I „

Modelle ohne Motor.

1. Preis für den weitesten Flug bei 8 m Abilughöhe, Start mit vorhandener Startmaschine.

Preise: In der 1. Klasse 200 Mk. und 100 Mk. „ „ 2. „ .300 „ „ 150 „ „ „ 3. „ 400 „ „ 200 „

2. Preis für automatische Stabilität bei einer bestimmten Abflughöhe. Der Apparat wird in einer von dem Konstrukteur anzugebenden Lage an einem Faden aufgehängt und durch Abbrennen gestartet. Handikap durch Verschiedenheit der Abflughöhe, die für jeden Apparat aus seiner Gleitge chwindigkeit wie folgt berechnet wird:

Hat man durch einen Abflug aus 8 m Höhe, wie er in dem 1. Wettbewerb vorgeschrieben ist, und gleichzeitige Messung der Dauer des Fluges die Gleitge-schwindigkeit v festgestellt, dann ist die zu wählende Aufhängungshöhe Ii

h 8. ~ (B- 9>81)

Als Güteziffer gilt dann das Verhältnis

Horizontalweg e Fallhöhe h

Preise: 1 Klasse 100 und 150 M.

2. T 150 „ 75 „

3. „ 200 „ 100 „

3. Preis für den ruhigsten Flug in gestörter Luftbahn (durch 2 Ventilatoren in verschiedener Stellung künstlich erzeugte Luftströmungen,), Start von Hand

Die Preisverteilung erfolgt nach Punkten durch 5 verschiedene Preisrichter, deren Urteile addiert werden.

Preise: 1. Klasse 100 und 50 M.

2. „ 150 „ 75 „

3. „ 200 „ 100 „ Modelle mit Motor.

1. Preise für den längstdauernden Flug.

1. Klasse 50 M.

2. „ 200 „

3. „ 500 „

2. 1 Preis für dasjenige Flugmaschinenmodell, das aus eigener Kraft (Uhrwerk, Gummimotor oder dergl.) ohne Anlauf vom Erdboden sich erhebend bis zur Wiederberührung mit dem Erdboden die weiteste Horizontalstrecke zurücklegt.

1. Klasse 100 M.

2. „ 300 „

3. „ 500 „

Wettbewerbe für Luftschiffe.

Zeppelin-Preis von 10 000 M.

Derselbe ist mit folgenden Bedingungen ausgeschrieben:

„Der Preis ist für dasjenige kleinste Motor 1 uftschiff bestimmt,

das während der „JLA" mindestens 5 Fahrten von wenigstens halbstündiger

Dauer unter Rückkehr zum Ausgangspunkt ohne Zwischenlandung und mit

wenigstens zwei Menschen an Bord ausgeführt haben wird. Bei gleicher

Größe der Luftschiffe entscheidet die höhere Anzahl der geleisteten Fahrten."

Ferner hat der Kurort Scueveningen 1000 Gulden für das erste, von Frankfurt dort landende Luftschiff als Preis ausgesetzt.

Bad Kreuznach hat einen Ehrenpreis von 500 M. dem Führer eines Motorluftschiffes zugesagt, welcher in der Zeit vom 8.-17. August auf dem dortigen Rennplatze landet; dazu wird ein Geldpreis von 500 M. bewilligt, wenn die Landung an einem Sonntag erfolgt.

Außerdem schweben mit verschiedenen Kurorten der unmittelbaren Umgebung von Frankfurt Verhandlungen über Preise von 500—10 000 M., welche für ein- oder mehrmalige Landung von Motorballons dortselbst gestiftet werden sollen

Außerdem sind ausgesetzt: 3 Preismedaillen für dasjenige Leichtmetall, das bei gleicher Festigkeit am meisten hinter dem Gewicht des Aluminiums zurückbleibt.

Preisbewerbe für Luftpropeller und zur Prüfung der Festigkeit von Gummi-ballonstoffen sind noch in der Ausarbeitung.

Wettbewerb für Luftfahrzeug-Motoren.

I. Allgemeine B estitnmirng e n.

Die ILA in Frankfurt a. M. 1909 veranstaltet einen Wettbewerb für Luftfahrzeugmotoren. Die Anmeldungen zu diesem Wettbewerb müssen bis zum 15. Juni bei der Ausslellungsleitung erfolgen, die zu prüfenden Motoren sind der Prüfungskommission vom 15. August ab zur Verfügung zu stellen. Ueber die Zulassung späte er Anmeldung bezw. Einlieferung entscheidet das Preisgericht.

Die für die Bewerbung zuzulassenden Motoren für Ballons und Flugmaschinen müssen mindestens 15 PS leisten.

Die Motoren sind vollständig betriebsfähig anzuliefern, d. h. sie müssen mit Auspufftopf, Werkzeugen und Ersatzleilen versehen sein.

r ür die Bedienung der Motoren muß je ein Mann genügen.

Daß Anwerfen der Motoren bis zu 100 PS muß von einem Mann vollständig gefahrlos geschehen können.

Die Motorwelle ist mit einer Kuppelung zu versehen, für welche die Zeichnung von der Prüfungskommission bezogen werden kann, um mittelst dieser Kuppelung den Motor mit einer Qleichstromdynamo behufs Feststellung seiner Leistungsfähigkeit zu verbinden.

Jeder Motor ist mit einem zuverlässigen Tourenzähler auszurüsten.

Für die bequeme Aufstellung auf dem Probierplatz, welche vom Bewerber auszuführen ist, muß Motor nebst Kühlvorrichtung auf Profilträgern montiert und so angeordnet sein, daß er leicht in ein Luftschiff eingebaut werden kann. Die geprüften Maschinen verbleiben als Ausstellungsobjekte bis zum Schlüsse in der Ausstellung.

II. Art der Prüfung. Die Prüfung der Motoren erfolgt durch Ingenieure, die von der Ansstellungs-leitung dazu angestellt und von den Mitgliedern der Jury kontrolliert werden. Für Schäden irgendwelcher Art, welche bei der Prüfung der Motoren entstehen, wird keine Haftung übernommen.

Durch diese Prüfung soll festgestellt werden: die tatsächliche höchste Dauerleistung durch Abbremsen, der Verbrauch an Brennstoff, Schmieröl und Kühlwasser für diese Dauerleistung, die Zuverlässigkeit des Qanges während eines zehnstündigen Dauerbetriebes für Ballonmotoren bezw. eines derartigen fünfstündigen Betriebs für Flugmaschinenmotoren bei voller Belastung, ferner ob der Gang der Maschine auch bei verminderter Tourenzahl stoßfrei und gleichmäßig ist, ob diejenigen Teile, welche einer Abnutzung unterworfen sind und erfahrungsgemäß ausgewechselt werden müssen (Ventile usw.), leicht zugänglich sind, ob die automa'ischen Schmiervorrichtungen unabhängig von Zufälligkeiten sind und wie groß das Gesamtgewicht des Motors unter Berücksichtigung der weiter unten angegebenen Berechnungsweise ist.

Ueber den Verlauf der Prüfung wird ein laufendes Protokoll geführt, in welches alle Unregelmäßigkeiten, Reparaturen, Temperatur der Auspuffgase, Regulierungen und Betriebsdaten, insbesondere aber die Eigentümlichkeiten des betr. Motors, sowie der Befund über den Zustand nach der Prüfung vermerkt werden.

Die Feststellung der tatsächlichen Leistung der Motoren erfolgt mittelst einer Gleichstrom-Dynamomaschine, welche durch Bestimmung der Einzelverluste für verschiedene Tourenzahlen geeicht ist.

Strom- und Spannungsmessung erfolgt durch Präzisionsinstrumente, welche vor und nach jedem Versuche durch den Physikalischen Verein zu eichen sind.

Etwaige Reparaturen, die während des Ganges des Ballonmotors ausführbai sind, dürfen ohne weiteres ausgeführt werden.

Ist für eine etwaige Reparatur der Ballonmotor stillzustellen, so ist dieses statthaft, sofern die Gesamtreparaturzeit die Dauer von '|4 Stunde nicht übersteigt. Bei Motoren für Flugmaschinen dürfen Reparaturen irgendwelcher Art während des Versuches nicht vorgenommen werden. Außer der Bedienung der Hebel für die Zündregüiierung und die Vergasung ist jede andere Handhabung am Motor, z. B. Schmieren von Hand während des fünfstündigen Probeversuches verboten. Wird gegen diese Bestimmungen verstoßen, so kann auf Antrag eine zweimalige Wiederholung der Prüfung stattfinden, sofern die aufgetretenen Fehler nicht grundsätzlicher Art sind, d. h. nicht erkennen lassen, daß ein betriebssicheres Arbeiten der Motoren auf die Dauer nicht zu erzielen sein wird.

Ein Antrag auf mehr als zweimalige Wiederholung unterliegt der Entscheidung der Prüfungskommission.

iiä" i Der Motor ist mit der vom Fabrikanten angegebenen Tourenzahl zu prüfen

und soll der einmal festgesetzte Wert während des Versuches mit einer Toleranz von ca. 5 pCt eingehalten werden.

Ausnahmsweise eintretende Schwankungen sind bis zu 10 pCt. zulässig. Diese müssei jedoch durch Nachregulierung sofort beseitigt werden. Ist eine derartige Regulierung nicht ausführbar, so scheidet der Motor aus. Eine Wiederholung der Prüfung kann dann nur nach den oben angegebenen Bedingungen vorgenommen werden.

Der Gleichförmigkeitsgrad der Ballonmotoren soll mindestens 1 : 70 erreichen.

Der Schwungraddurchmesser soll bei diesen im allgemeinen 70 cm nicht übersteigen, jedenfalls darf der Einbau der Motoren in das Fahrzeug durch die Schwungräder nicht erschwert werden.

Die Tourenschwankungen und der Gleichförmigkeitsgrad werden mittelst Tachometer und Tachographen festgestellt, zu welchem Zwecke sich auf der Kurbelwelle eine Riemenscheibe von 60 mm Breite muß befestigen lassen können.

Nach vollendeter Dauerprüfung wird der Ballonmotor einer zweimaligen Probe von je einer Stunde in geneigter Lage unter Vollbelastung und zwar nnter einem Winkel von 15 Grad zur Längsrichtung des Motors gegen die Horizontale unterworfen, derart, daß einmal die eine Seite, das andere Mal die andere Seite des Motors hochgestellt wird. Zweimalige Wiederholung ist gestattet.

Die Feststellung des Verbrauchs an Brennstoff, Schmieröl und Kühlwasser erfolgt durch Gewichtsbestimmung.

Der Verbrauch an Brennstoff wird einmal für die ganze Versuchsdauer und zweitens durch Stichproben für kürzere Zeiten festgestellt.

Sämtliche Betriebsmaterialien hat der Bewerber unter Angabe der Bezugsquellen und des Beschaffungspreises zu liefern.

Sofern Benzin zum Betriebe des Motors Verwendung findet, wird dieses, und zwar mit einem Gewicht von 680 bis 700 g pro Liter bei 15 Grad C, von der Ausstellungsleitung gegen Erstattung der Selbstkosten geliefert. Andere Brennstoffe hat der Bewerber auf eigene Kosten zu stellen.

Die Ermittelung des Heizwertes der Brennstoffe erfolgt mittels Junkerschen Karolimeter.

III. Gewichtsberechnung. In die Gewichtsberechnung wird einbezogen:

a) Das Gewicht des Motors selbst mit Tragfihsen und allen zu seinem ordnungsmäßigen Betriebe erforderlichen Einrichtungen, als da sind: Einrichtung für Vergasung und Regulierung, automatische Schmiereinrichtung, Zündapparate nebst den etwa erforderlichen Akkumulatoren, Spulen usw., ausreichend für das Anderthalbfache der verlangten Betriebszeit.

b) Die Kühleinrichtung mit allen Zubehörteilen, z. B. Ventilatoren und deren Antrieb. Die Wasserfüllung des Kühlers und der Zylinderräume (.falls Wasserkühlung verwandt wird), welche ohne Nachfüllung lür die Betriebszeit ausreichen muß.

c) Das Gewicht der Betriebsstoffe (Benzin und Oel) für die Dauer von 15 Stunden für Ballonmotoren und von 5 Stunden für Flugrnaschinenmotoren.

d) Das Gewicht der für die Betriebsstoffe erforderlichen Behälter, das als prozentualer Zuschlag zum Gewicht der Betriebsstoffe, die während der unter c angegebenen Zeit verbraucht werd:n, mit 10 pCt. für Benzin und mit 20 pCt. für Oel berechnet wird. (Die mitzuliefernden Benzin- und Oelbehälter müssen für mindestens fünfstündigen Betrieb bemessen sein.)

e) Außerdem Kuppelungsnormalflansch und Schwungrad.

In das Gewicht des Motors werden nicht einbezogen: a) Auspufftöpfe und Auspuffleitungen, sowie die etwaigen Kühlvorrichtungen für die Auspufftöpfe und die zugehörigen Leitungen.

b) Etwaige Reibungskuppelungen und Getriebe, sowie Befestigungsbolzen für den Motor.

c) Konstruktionsteile, die zur Befestigung und Unterstützung des Kühlers und des Benzingefäßes dienen.

d) Etwa mitgelieferte automatische Anwerfvorrictuungen; an Stelle letzerer tritt das Gewicht einer Andrehvorrichtung von Hand nach einem festgestellten Mittelwerte.

e) Wasserleitung zwischen Kühler und Motor.

f) Die mitzuliefernden Benzin- und Oelbehälter, an deren Stelle ein (wie unter d angegeben) bestimmter Wert in Rechnung gesetzt wird.

IV. Beispiele für die Gewichtsberechnungen:

a) Ballonmotor.

Gewicht eines 100 PS Motors komplett . . . . 300 kg

Gewicht des Kühlers mit Zubehör......80 „

Wasserfüllung..............60 „

Benzin für 15 Stunden.......... 375 „

Oel für 15 Stunden...........45 „

Benzinbehälter.............37,5 „

Oelbehälter..............9 „

Summe 906,5 kg

b) Flugmaschinenmotor.

Gewicht eines 20 PS Motors komplett .... 60 kg

Gewicht des Kühlers mit Zubehör...... 20 „

Wasserfüllung............. 20 „

Benzin für 5 Stunden .......... 35

Oel für 5 Stunden............ 3 „

Benzinbehälter............. 3,5 ,

Oelbehälter............. . 0.6 „

Summe 142,1 kg

Die in vorstehenden Beispielen angegebenen Gewichtszah'en sollen nur zum tirläuterung der Art der Gewichtsberechnungen dienen und in keiner Weise einen Maßstab füi die zu stellenden Anforderungen an die Motoren abgeben.

V. Preisverteilung.

Nur Motoren, welche vorstehende Prüfungen bedingungsgemäß erfüllt haben, korhmen für die Preisverteilung in Betracht.

Die Preisverteilung erfolgt auf Grund der über die Prüfung geführten Protokolle, wobei die Betriebssiche heit der Oel- und Brennstoffverbrauch und das Ge samtgewicht nach oben angegebener Ber chnung maßgebend sein sollen.

Den Bewerbern ist die Teilnahme an allen Prüfungen freigestellt.

Als Preise werden goldene, silberne, bronzene Medaillen verliehen.

(Die-Mitglieder des Preisgerichts werden später bekanntgegeben).

Ein neues Wright«Patent.

Die Gebrüder Wriglit haben in England ein Zusatzpatent zu ihrem Aeroplan genommen, das sich auf ihre bekannte Theorie der Flächenverkrümiiuing bezieht. Bekanntlich war bisher gleichzeitig mit der Verkrümmung der Flächen das Manöverieren des Uichtungssteuers notwendig, um das Gleichgewicht zu erhalten.

Beide Operationen vollzogen sich an dem Wriglit'schen Apparat mittels eines einzigen Hebels.

In der neuen patentierten Anordnung ist nun die Betätigung des Riclitungssteuers nicht mehr nötig. Zu diesem Zwecke haben die Gebrüder Wright an den beiden Flügelenden ihres Apparates zwei kleine Steuerruder bezw. zwei bewegliche vertikale Flächen F und G angeordnet, die durch einen zweiten Hebel ß, welcher neben den Verkrünimungsliebel A placiert ist, in Bewegung gesetzt werden. Diese kleinen Flächen sind derart vorgesehen, daß sie den erhöhten Widerstand auf einen Flügel ablenken. Sie sind

c

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

A B

durch zwei gesonderte Kabel D und E mit dem Hebel B verbunden und zwar so, daß sie voneinander unabhängig sind. Wenn demnach beispielsweise das linke Kabel E die linke kleine Fläche F anzieht, um hierdurch den größeren Widerstand infolge der Verkrümmung des rechten Flügels auszugleichen, so verharrt das Kabel D, welches die rechte kleine Fläche G betätigt, schlaff und diese kleine Fläche ist vollständig frei, sich je nach der Luftströmung zu stellen. Sie bietet also dem Winde keinen Widerstand dar und die Widerstandsgleichmäßigkeit der beiden Flügel wird so ohne irgend welche Unziiträglichkeit sicher erreicht.

Der Flugsport in England.

(Originialbericht unseres Londoner Korrespondenten.)

England ist erwacht: das Interesse am Flugsport kann hier nun nicht wieder einschlafen. Das ist der Eindruck, den jeder aufmerksame Beobachter aus den Ereignissen der letzten zwei Wochen gewinnen muß. Zuerst kam, gewissermaßen als ein Präludium, der Besuch der Gebr. Wright in London. Die Ehren, welche ihnen bei dieser Gelegenheit von den maßgebenden Vereinen Englands erwiesen wurden, waren wahrhaft fürstlich. Von der Aeronautical Society wurde ihnen am 3. Mai die goldene Medaille verliehen, und in den Reden, die bei dem Bank et des Aeroclubs gehalten wurden, kargten die Redner gewiß nicht mit Anerkennung. Doch wurde nicht bloß gefeiert in diesen Tagen. In Begleitung des bekannten Motorindustriellen Rolls unternahmen die Wrights am 4. Mai eine Fahrt nach dem neuen Flngfelde des Aeroclubs auf der Insel Slieppey und sprachen ihren vollen Beifall über die dortigen Anlagen aus; ja sie äußerten, daß sie bis-

her nirgends ein so vorzügliches Uebungsfeld gesehen hätten. Besonders gefiel ihnen der feuchte weiche Grasboden; denn ihre Experimente in der italienischen Campagna hätten ihnen gezeigt, daß auf diesem weichen Boden die Flugmaschine viel leichter den zum Auffluge nötigen Antrieb erhält als auf dem festen Boden in Pau. In Centocelle konnten sie zuletzt sogar ihre Startma-schine entbehren. Was bei dem Besuche der Wrights auf dem englischen Kriegsministerium verhandelt worden ist, entzieht sich natürlich zunächst weiterer Kenntnis. Doch ist die Vermutung nicht unwahrscheinlich, daI3 das Zusammentreffen mit dem Kriegsminister Haidane und dem Inspekteur der Artillerie Generalmajor Hadden auf die Entschließungen der englischen Regierung nicht ohne Einfluß geblieben ist. Vielleicht geht auch der Verkauf der englischen Patente Wrights, der für den Herbst angekündigt ist, auf diesen Londoner Besuch zurück.

Die deutschen Tageszeitungen werden schon von der bedeutsamen Tatsache berichtet haben, daß die englische Regierung sich entschlossen hat, einen technischen Ausschuß für Flugschifffahrt zu gründen, dessen Kosten der Finanzminister trägt. Auf eine diesbezügliche Anfrage des Abgeordneten Lehmann, ob das Kabinett irgendwelche Mitteilungen über seine Schritte zur Förderung der Luftschiffahrt machen könne, antwortete der Ministerpräsident Asquith am 5. Mai: „Das Kabinett beschäftigt sich gegenwärtig mit der Einrichtung einer neuen und besseren Organisation für die Förderung der Luftschiffahrt. DerReichsverteidi-gungs-Ausschuß hat einen Bericht eingereicht, wonach die Konstruktion von lenkbaren Luftschiffen und Aeroplanen zwischen Marine und Heer verteilt werden soll. Die Admiralität baut jetzt lenkbare Luftballons; die Ballonfabrik des Kriegsministeriums in Aldershot soll reorganisiert werden, um dann mit der Beschaffung von Aeroplanen zu beginnen.

Das Reichslaboratorium für Physik ist beauftragt worden, eine besondere Abteilung für die fortdauernde Untersuchung aller aeronautischen Probleme zu gründen. Ich habe einen besonderen Ausschuß ernannt, der die Untersuchungen des Reichslaboratoriums beaufsichtigen soll, und dafür die folgenden Personen erwählt: Lord Rayleigh, Präsident; Dr. Glazebrook, Direktor des Reichslaboratoriums für Physik, Vorsitzender; Generalmajor Sir Charles Hadden, Vertreter der Armee; Kapitaen Bacon, Vertreter der Marine; Sir Alfred Greenhill; Dr. Shaw, Direktor des meteorologischen Instituts; Mr. Darwin; Mr. Mallock ; Prof. Petavel und Mr. F. W. Lanchester.

Die für diesen Ausschuß erwählten Persönlichkeiten haben alle einen ausgezeichneten Namen. Für die Leser des „Flugsport" ist aber wohl der zuletzt genannte der am meisten bekannte. Lanchester ist einer der vorzüglichsten Automobilingenieure. In aeronautischen Kreisen genießt der Gelehrte allgemeine Anerkennung wegen seines zweibändigen Werkes über den „Flug", und vielfach wird er zu Vorträgen über die mit dem Flugproblem verbundenen wissenschaftlichen Fragen herangezogen. Auch ein Patent in der Steuerung von Flugmaschinen hat er angemeldet. Der Präsident des Komitees, Lord Rayleigh, ist der berühmte Er-

finder des Argon. Kapitän ßacon hat die Unterseeflotte der englischen Marine zu ihrer jetzigen unerreichten Höhe gebracht. Petavel ist Professor der Maschinenbaukunde an der Universität Manchester, während Darwin, ein Sohn des berühmten Naturforschers Charles Darwin, Direktor einer Fabrik wissenschaftlicher Instrumente in Cambridge, und Sir GreenhiH ein hervor- « ragender Mathematiker ist.

Daß die Regierung sich zur Gründung dieser „Flugakade- / mie" entschlossen hat, findet bei allen Parteien Zustimmung. Mit / Stolz empfinden alle Engländer die Tatsache, daß kein Land bis- / her ein solches Institut aufzuweisen hat, und man hofft, daü Eng- / land nun endlich aus dem Hintertreffen herauskommen werde, in [ welches es anderen Nationen gegenüber in dieser neuen Technik geraten ist. Die noch vor einem Jahre herrschende Ansicht desrichtigen Stockengländers, daß alle die sich mit dem Flugproblem abgeben, gründlich verrückt seien, ist nun erschüttert. Dagegen wird die Zusammensetzung des Ausschusses von einzelnen aeronautischen Kreisen angegriffen. Man findet ihn zu theoretisch und vermißt die Praktiker; — kein einziges Mitglied sei je mit einem Luftballon aufgeflogen. Verschiedene mögen sich auch dadurch zurückgesetzt fühlen, daß die Regierung sie nicht in diesen Kreis

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Codys Mellen-Flug auf dem Felde Staffans.

aufgenommen hat. Der Unparteiische wird aber wohl anerkennen "~müssen, daß c?ie Regierung recht daran getan hat, Dilettanten, drer vielleicht eine Luftballonfahrt mitgemacht haben, sonst aber ihren Namen nur ihrer journalistischen Tätigkeit und einer großen Reklame verdanken, von diesem Kreise auszuschließen, der zu ernster Arbeit bestimmt ist.

Daß die Praxis von der Regierung darum nicht geringgeschätzt wird, zeigen andere Tatsachen Der neue englische Kriegsluftballon hat jetzt seine ersten Fahrten gemacht. Der Amerikaner F. C. Cody, dessen Anstellung als Sachverständiger des Kriegsministeriums bis zum 1. November verlängert ist, hat seinen Aeroplan wieder aus dem Schuppen geholt und mehrere Flüge

unternommen. Am 14. Mai flog er sogar inelir als eine englische Meile in einer Höhe von 30 Fuß und einer Geschwindigkeit von ca. 50 km per Stunde. Als er dann freilich am Nachmittage denselben Flug auf Verlangen des Prinzen von Wales wiederholen wollte, gelang ihm das nicht, sondern der Aeroplan schlug auf den Boden und wurde beschädigt.

Etwas mysteriös klingen die Berichte der Zeitungen über die Tätigkeit des Artillerie-Hauptmanns Dünne in dem Tale von Atholl in Schottland. Wir erwähnten schon Anfang März, die von ihm erbaute Maschine und wiesen auf die Geheimniskrämerei hin, mit welcher ein mystischer Schleier um sie gezogen wird. Jetzt erzählt die ..Times", dal! Dünne nicht allein den Ruhm habe, der erste Engländer zu sein, der auf britischem Boden geflogen ist, sondern dal.) er auch verschiedene lange Flüge gemacht und einmal einen Rundflug von 20 km ausgeführt habe," der bewies, daß sein Aeroplan demjenigen derWrights überlegen sei. Dünne selbst leugnet das jedoch und behauptet, daß sein längster Flug nur 150 rn betragen habe. Der Erfinder dieser Maschine ist ein Freund des bekannten Romanschriftstellers Wells, dessen Roman „Der Lintkrieg" in England viel gelesen wird. So erklärt es sich, daß die Tätigkeit Dünnes und seine Flugversuche in einem weltentlegenen Tale in dem genannten Romane schon im voraus geschildert sind und daß das dort gezeichnete Bild dichterischer Phantasie in der Persönlichkeit dieses Artillerie-Hauptmanns Gestalt gewonnen hat. Dagegen soll das Gerücht, daß Dünne seine Beziehungen zum Kriegsministerium in dem Augenblicke abgebrochen habe, als der Besuch der Wrights in England angekündigt wurde, nicht auf Wahrheit beruhen. Das Verhältnis zum Kriegsministerium soll auch jetzt noch dauernd freundlich sein.

Während in Frankreich die verschiedenen aeronautischen Vereine nicht immer in Gemeinsamkeit mit einander arbeiten, haben die englischen Klubs sich stets freundlich zu einander gestellt und um Reibungen zu vermeiden, jetzt eine schriftliche Vereinbarung unterzeichnet, welche jedem Vereine sein spezielles Gebiet zuweist. Die Aeronautical Society soll die Flugkunst als Wissenschaft fördern, der Aero-Klub ihn als Sport betreiben und die Aerial League die nationale, patriotische und erziehliche Seite des Flugsports zu seiner Tätigkeit machen.

Endlich sei noch erwähnt, daß der oben genannte C. B. Rolls sich als Bewerber für den von der ..Daily Mail" ausgesetzten Preis für die erste Ueberfliegung des Kanals gemeldet hat, und daß eine neue Zeitschrift ..Aero" vom 25. Mai ab wöchentlich erscheinen"'soll, herausgegeben vom Verlage des „Autocar", der bisher in dieser Motorzeitschrift schon dein Flugsport große Aufmerksamkeit zugewendet hat.

Pariser Brief.

Von unserem Pariser Korrespondenten.

Wir werden, scheint es, also wirklich in diesen Tagen ein richtiges Aviatons-Meeting in Frankreich haben. Die „Societe d'Encouragernent ä l'Aviation" will die Einweihung ihres Aero-

droins in Juvisy arn 23. d. Mts. damit verbinden. Der Platz würde sich freilich sehr gut dazu eignen. Abgesehen von seiner günstigen Lage wenige Kilometer von Paris, stellt das Aerodrom, das im Departement Seine-et-Oise, dicht am Bahnhof Savigny-sur-Orge, zwischen der grollen National-StralJe von Fontainebleau und der Chaussee von Visy gelagert ist, ein rechteckiges Gebiet von nahezu 100 Hektaren dar. Hier hat man eine große Balm von 3 km im Umkreise, sowie eine kleinere von 2,5 km gezogen und natürlich auch eine besondere Abiaufstrecke angelegt. Große und bequem eingerichtete Tribünen gewähren dein Publikum (man behauptet 2(X)0Ü0 Personen) Platz. Die genannte Gesellschaft will nun den ..Preis Legatinerie" in Höhe von 5000 Francs zum Austrag bringen lassen. Die Bedingung, daß eine abgesteckte Flugbalm von 12IX) Metern zehnmal, also eine Distanz von insgesamt 12 km, zu durchfliegen ist, läßt das Gelingen des ßewerbes nicht unwahrscheinlich erscheinen. In der Tat haben sich eine Anzahl von Piloten zu diesem Meeting gemeldet, von denen nur Dela-grange mit seinem Zweidecker, de Pischoff mit einem Zweidecker, Köchlin mit einem Monoplan, Henry de Puybaudet mit einem Far-man-Zweidecker, die Compagnie Ariel mit einem Wright-Zwei-decker (?) — und Louis Bleriot mit seinem Eindecker hier erwähnt seien. Auch ein „Drachen-Bewerb" findet an dem gleichen Tage in Juvisy statt und auch für diesen werden einige sichere Meldungen bezeichnet. Nun hat man jetzt aber gegen diese „Nennungslisten" ein nur zu berechtigtes Mißtrauen, zumal nach dem kläglichen Fiasko des Meetings von Monako mit seinem gewaltigen 100000 Francs-Preis und seinen ebenso gewaltigen täglichen Nennungslisten. Nun ist glücklich die Frist für das „Meeting" verstrichen und auch kein einziger von all den „Genannten" hat den Versuch gemacht, sich mit seinem Apparat auch nur vom Boden zu erheben. Dali keiner der „Konkurrenten" ernstlich den Versuch unternommen hat, den verlangten Flug über das Meer auszuführen, muß noch als ein Glück angesehen werden. Das unausbleibliche Mißlingen eines solchen Versuches mit seinen wahrscheinlichen tragischen Folgen hätte nur die ganze Aviations-ßewegung diskreditieren können. So bleiben die Maschinen im Schuppen, die „genannten" Konkurrenten behalten ihre heilen Knochen, das Veranstaltungskomitee behält seine 100000 Francs und der Zweck ist dennoch erfüllt: die Monachesen haben ein paar Wochen ein ganz vorzügliches Geschäft gemacht

In Chalons hat Henri Farman, seine Flugexperimente wieder aufgenommen. Er benutzt dazu einen Zweidecker von 8 ni Spann-fläche und 5,5 in Tiefe. Die Hinterzelle ist 2 m tief und 3 m breit und erhält das Tiefensteuer. An den Enden der zwei Flächen der Mittelzelle befinden sich zwei weitere Flächen, durch deren Verkrümmung das seitliche Gleichgewicht erlangt werden soll. Vorn befindet sich der Motor, der eine Schraube von 2,1 m Durchmesser und 1,5 in Ganghöhe betätigt. Das Chassis ruht auf Schienen und kleinen Rädern. Das Gewicht des Apparats beträgt 320 kg*). Am Mittwoch gelang Farman ein regulärer Flug

*) Siehe Flugsport Heft 10, Seite 280.

von 8 km. Auch Fournier wird nun bald seine Versuche mit seinem Voisin-Zweidecker, Motor Itala, beginnen.

In lssy-les-Moulineaux, wo es eine Zeitlang recht still gewesen war, dürfte nun auch bald wieder ein neues Leben beginnen. Die Militärverwaltung, die durch die vielfachen Belästigungen und Einschränkungen der Piloten diese zum Verlassen des Manöverfeldes veranlaßt hat, scheint ein großes Interesse zu haben, daß dort wieder Flugexperimente vorgenommen werden Sie kommt dem Aero-Club in jeder Weise entgegen und „wird es nicht wieder tun". Natürlich wird nun das so günstig direkt vor den Toren von Paris gelegene Feld nicht lange mehr leer stehen und schon ist man eifrig mit dem Aufbau von neuen Schuppen für Aero-plane beschäftigt. Die ersten Apparate, die das Manövergelände wieder beleben werden, sind ein Zweidecker Theroul, von Regy freres gebaut, mit einem 50 PS Farcot-Motor; ferner ein zweiter Zweidecker derselben Herkunft, einem neuen Piloten namens Odier gehörig (Motor Mery 30 PS); dann ein Zweidecker Jougey (Mors-Motor) mit 48 m Tragfläche und 12 m Spannfläche, von 400 kg Gewicht. Dieser Apparat ist von der Aviations-Studien-Gesellschaft erworben worden. Und schließlich wird ' auch noch ein großer Zweidecker Piquerez, mit Dutheil-Chalmers Motor, von 78 m Tragfläche in Issy erscheinen. Der Apparat mit dem langen Namen (Witzig-Liore Dutilleul) ist noch von früher her in lssy, immer mit dem gleichen Mißerfolge. Die Herren scheinen übrigens anspruchslos zu sein; flenn sie erklären mit zufriedenem Stolze, jetzt sei ihre Maschine „au point", neulich sei sie einige Meter ohne jeden Unfall „gerollt" — natürlich auf dem Boden.

In Pau treiben die Wright-Epigonen ihr Wesen. Zwischen den „Lektionen", die Herr Tissandier erteilt, unternimmt er hin und wieder auch einmal einen Flug. Nach mehreren mißlungenen Flügen unternahm Tissandier am 20. einen Aufstieg, der eine Stunde und zwei Minuten dauerte und sich über 57 Kilometer erstreckte. Ein guter Erfolg. Die Brüder Wright sind nun inzwischen in ihrer amerikanischen Heimat angelangt, wo sie, wie die Zeitungen melden, mit großem Enthusiasmus empfangen worden sind. Als die Wrights die „Kronprinzessin Cäcilie", mit der sie die Ueberfahrt zurückgelegt haben, verließen, wurden sie durch eine zündende Ansprache begrüßt, auf die der Amerikaner seiner Gewohnheit gemäß auch nicht mit einem Wort erwiderte. Das Sprechen „gelingt ihm nicht", er fliegt und telegraphiert besser. Nun wird er ja auch bald nach Deutschland kommen, und zwar für Rechnung des „Lokalanzeigers". Inzwischen wird die „Wright-Campagne" hier natürlich unentwegt fortgesetzt. Jetzt hat Frankreich sogar eine neue Reliquie: das Zimmer, in dem Wright gewohnt, das Wasserglas, aus dem er getrunken hat, werden gezeigt . . .

In Spanien hat sich ein Komitee gebildet, das im Oktober große aeronautische Festlichkeiten zu Madrid veranstalten will. Zu diesem will man die Teilnahme Wrights sichern und offeriert ihm 25000 Pesetas Entschädigung und weitere 25000 Pesetas für einen Aeroplan, den er für die Spanier bauen soll. Auch nach Brüssel geht eine Wright-Maschine, die Delagrange steuern wird.

Dieser wird ferner mit einem Zweidecker im Juni nach Dänemark gehen, wo er in Aarhus Flugexperimente vornehmen soll, während der dortigen internationalen Ausstellung. Alsdann geht er nach Kopenhagen und wird die Maschine auf dem Manöverfelde von Amac vorführen. Auch ein Farman-Zweidecker geht jetzt nach Kopenhagen; der Doktor Folmer Hansen, der hier Flugunterweisungen erhalten hat, nimmt ihn mit, um ihn auf dem neuen Hippodrom von Klampenburg zu installieren. Man sieht, daß die Institution der „Pilotenschulen" der französischen Industrie recht nennenswerte Vorteile bringt. Jetzt hat die „Ligue Nationale Ae-rienne" den Ankauf zweier weiterer Aeroplane für ihre Pilotenschule beschlossen und zwar hat sie sich für die Wright-Type entschieden. Die Propaganda, die die Ligue in Algier für die Aviation unternommen hat, zeigt ausgezeichnete Resultate. Die Spitzen der dortigen Behörden und Gesellschaft interessieren sich für die Bewegung.

Auch in Frankreich selbst erstehen täglich neue Freunde der Flugschiffahrt. Das bekannte Mitglied der französischen Akademie der Wissenschaften, Painleve, führte dieser Tage in einer Sitzung der genannten Körperschaft einen neuen Aeroplan vor, den ein Herr Caron ersonnen hat. Was an diesem Apparat in erster Reihe erwähnenswert ist, das ist seine Breite, die nicht mehr als zwei Meter beträgt. Ferner ist seine Tragfläche aus kleinen fächerartigen und nur einen Zentimeter von einander abstehenden Streifen gebildet. Außerdem ist die Tragfläche nicht starr gestellt, sondern durch ein spezielles Gelenk mit dem Chassis verbunden. Infolge jener Anordnung erfolgt die Steuerung des Apparats, gerade wie beim Fahrrad, einfach durch eine Neigung des Körpers- Angestellte Versuche haben ergeben, daß die Maschine mit einer Belastung von 24 kg eine Fluggeschwindigkeit von 60 km pro Stunde entwickelt. Der Apparat hat einen kleinen Motor, der sehr gut funktioniert.

Die „Woche von Anjou", die bekanntlich für die Tage vom 11. bis 18. Juli geplant war, ist aufgegeben worden, weil dieses Meeting zu sehr mit den Vorbereitungsarbeiten für die Reimser Woche kollidiert hätte.

Dagegen schreibt der Aero-Club de France soeben einen neuen interessanten Bewerb für französische Aviatiker aus, den „Preis der Schwebefähigkeit", für den an Preisen 9000 Francs ausgesetzt werden. Diese sollen denjenigen Piloten zufallen, die in der Zeit vom 15. Mai bis 31. Dezember dieses Jahres in einem oder mehreren, vom Klub offiziell kontrollierten Flügen die weiteste Strecke zurückzulegen vermögen. Die Ergebnisse der einzelnen Flüge, sofern sie offiziell unter Kontrolle ausgeführt worden sind, werden dem betreffenden Konkurrenten gutgeschrieben und am Schlüsse der bezeichneten Periode zusammengerechnet.

Viel besprochen wird hier die Nachricht, daß unsere heimische Automobilfirma Benz nicht nur den Bau von Luftschiffmotoren, sondern auch die Konstruktion von Aeroplanen betreiben will. Natürlich sind die interessierten Kreise nicht sonderlich angenehm berührt, denn sie kennen sehr wohl die Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit der deutschen Industrie im allgemeinen und der Marke Benz im besonderen. Rl.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Inland.

Versuche mit Gleit- und Schwingenflieger von Bruno Kunert in Langewiesen in Thür. Kunert hat seit Jahren interessante Flugversuche ausgeführt. Abb. 1 stell' den Flieger \om Jahre 1007 dar. Der Flieger hat bei einer Spannweite von 8 m

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Abb. 1. Versuche mit Schwingenfliegern von Kunert.

11 qm Tragfläche. Das Gewicht beträgt 25 kg, bemannt 90 kg. Bei einer Windgeschwindigkeit von 3 m und einer Anlaufgeschwindigkeit von 4 sk/m erhob sich der Flieger. Kunert legte so bequem Strecken von 10 m zurück.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Abb. 2. Flieger von Kunert.

Bereits au 8. Juni 189/ hat er wotilgciuiigeiie GUtversuctie ausgeiürut. Um einen größeren Awirt«:> zu e ■ -;tu und währe.».} des Gleitens Arbeit zu leiste», konstruierte Kiiiiert im .lalire 1(>08 einen kombinierten Schwingen- und Gleitflieger mit Libüilenflügelii nach Abb. 2. Die,er Flieger wurde nach demselben Flügelsystern

weiter ausgebaut und es entstand daraus der Flieger mit besonderen Tragdecken nach Abb.t3. Zum Anfahren war gleichzeitig ein Rädergestell vorgesehen.

Kunert hat sehr eingehende Studien über die Profilierung der Tragflächen gemacht und dabei auf experimentellem Wege eine Form herausgefunden, welche einen sehr guten Auftrieb erzielt. Er stellte vergleichende Versuche an mit den

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Abb. 3. Flieger von Kunert.

Lilienthalschen Konstruktionen und baute die verschiedenen Flügelkonstruktionen in einen Rotationsapparat ein; er fand hierbei, daß seine Flügelkonstruktion einen erheblich größeren Auftrieb hervorbrachte.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Abb. 4.

Abb. 4 zeigt einen solchen Rotationsapparat mit Schrauben und Flügeln. Mit diesem Apparat stellte Kunert den Wirkungsgrad bezv. die Zugkraft der Schrauben fest.

Flieger von Loutzky. Ein großer Flieger wird in Marienfeld von den Daimlerwerken gebaut. Sein Konstrukteur ist der in Berlin lebende russische Marineingenieur

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Boris Loutzky, Loutzky hat sich als Techniker bereits einen unbestrittenen Namen gemacht. So ist er der Erbauer der „Zaritza", die bei der vielfach geschilderten Motorwettfahrt auf dem Rhein den ersten Preis als das schnellste aller Motorboote errungen hat. Der neue Flugapparat ist ein Zweidecker und besitzt eine Spannweite von 15 m. Es werden zwei Motore mit einer Oesamtstärke von 100 Pferdekräften eingebaut. Loutzky will den Aeroplan so konstruieren, daß er, die Richtigkeit seiner Berechnungen vorausgesetzt, auch dem stärksten Wind zu trotzen vermag. Er hat das Schwergewicht in die Mitte gelegt und glaubt dadurch einem Umkippen des Apparats vorgebeugt zu haben. Der Aeroplan soll ferner die Fähigkeit besitzen, ohne Laufschiene, vielmehr direkt vom Platz weg sich in die Luft erheben zu können. Der Bau des Aerostaten soll im Herbst d. J. vollendet sein. Er wiegt im ganzen etwa 1000 Kilogramm, und Loutzky ist der Ueberzeugung, bri diesem Gewicht noch 500 —600 Kilogramm Ueberlast mitnehmen zu können, so daß außer dem Piloten noch zwei oder 3 Passagiere mitfahren dürfen.

Ausland.

Flieger Robart II. Robart, welcher unseren Lesern aus Nr. 4 des „Flugsport" bekannt ist, hat einen neuen Zweidecker gebaut. Die Konstruktion ähnelt der von

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Flieger Robart II,

Wright. Das Gestell besteht aus Bambus. Zum Betriebe dient ein 50 PS Antoinette-Motor. Die Spannweite der Flügel beträgt 12;m, die Gesamttragfläche 52 qm.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Flieger Sanchis. Seitenansicht.

Flieger von Sanchis. Sanchis hat einen^'neuen Zweidecker nach der Tyjje Wright konstruiert. Die Tragdecken haben eine Spannweite von 12 m Jund^Breite

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Flieger Sanchis. Vorderansicht.

von 1,85 m.< [Der Flieger, welcherjn den Konstruktionswerkstiitten von V. Despuyols hergestellt ist, ist sehr leicht gebaut, Die 2 Holzschrauben werden durch einen 3 Zylinder Anzani-Motor angetrieben.

Flieger von Isaburo Vamada, Tokio. Der japanische Militäringenieur Isaburo Yamada, der seit dem Jahre 1894 an der Spitze der japanischen Luftschifferabteilung steht, hat einen außerordentlich schnellen und betriebssicheren Aeroplan konstruiert, mit dem sehr gut gelungene Flugversuche vorgenommen wurden. Yamada hat bereits bei der Belagerung von Port Arthur ein kleines lenkbares Luftschiff seiner eigenen Konstruktion in Anwendung gebracht, das ausgezeichnete Resultate beim Beobachtungsdienste erzielte. Yamadi will jetzt an den Bau eines größeren Luftschiffes gehen, von dessen Leistungsfähigkeit er sich sehr viel verspricht.

Patentwesen.

Deutschland.

Patentanmeldungen.

37 f. K. 37880. Drehbare Halle für lenkbare Luftschiffe. Hans Kirchner, Südende b. Berlin. 11. 6. 08.---------

37i H. 44461. Land- oder Seebergungshalle für Luftschiffe, mit fahrbaren Teilen. Wilhelm J. Hoffmann, Charlottenburg, Kantstr. 18. 17. 8. 08.

77 h. O. 6188. Starrer Luftballon. Dr. Felix Ohm, Meißen a. E 18. 9. 08.

77h. D. 19148. Luftschraube mit unstarren Flügeln. P. F. Degn, Bremen, Lobbendorferstr. 7. 24. 10. 07.

77h. Q. 25419. Luitschr.iube mit um eine Längsachse verslellbaren Schraubenflügeln. Erwin Geililer, Cassel-Wilhelmshöhe, Rasenallee 2. 24. 8 07.

77h. M. 33522. Flügel für Flugmaschinen, der um eine Welle drehbar ist und zwischen Spreizstangen entfaltet und zusammengefaltet wird. Jean Marechal, Paris; Vertr.: Arthur Kuhn, Berlin SW. 61. 30 10. 07.

77 h. K. 37723. Flugvorrichtung mit vorn zugespitzten und mit seitlichen Umbiegungen oder Verstärkungen versehenen Tragflächen. Robert Krause, Cöln a. Rh, Cleverstr. 3. 22. 5. 08.

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No. 11

Patenterteilungen.

77h. 210450. Pralluftschiff mit einem steifen Tragbalken. Ciaetano Arturo Crocco u. Ottavio Ricaldoni, Rom ; Vertr.: Pat.-Anwälte A. Siich, Nürnberg u. Dr H. Fried, Berlin SW. 61 7. 9. 07. C. 16026.

77h. 210633. In die Achse von Piopellerschrauben für Luftschiffe, Motorboote, Ventilatoren usw. mit entgegengesetztem Kurbel-Drehsinn eingebauter Motor. Guido Wünsch, ScbloCpl. 9, u. Hans Lewald, Lessingstr. 35, Chemnitz. 26. 10. 07. L. 25650.

Gebrauchsmustereintragung en.

77 h. 375493. Flugvorrichtung. Friedrich Schulten, Heidelberg, Hauptstr. 149 3. 4. 09. Sch. 31788.

77h. 375578. Kombiniertes Luftschiff durch starre Verbindung von zwei starren Luftschiffkö pern. Karl Küpferle, Heldelberg. 31. 3. 09. K. 38403.

England.

(Anmeldungen vom 15. März bis 3. April).

No. 7524. Adhemar de la Hault und Jules Miesse: Verbesserungen in der Herbeiführung mechanischer Bewegungen, besonders für Luftmaschinen. (In Belgien angemeldet 30. März 1908).

No. 7548. Charles E. Richardson: Verbesserungen an Drachen (vergleiche No. 6598).

No. 7666. John L. Qarsed, Verbesserungen in der Steuerung und Balanzierung von Luftmaschinen (vergl. No. 6119). No. 7667. Derselbe: Dasselbe.

No. 7774. Thomas Qranville, 26, Stockton Rd., Newport, Mon.: Flugmaschine. No. 7792. James D. Roots, Verbesserungen an Flugmaschinen. No. 7987. Gordon Chapman, Liverpool: Verbessern gen an Luftschiffen. No. 7998. Walter Cook, 30, Park Row, Leeds: Verbesserte Luftmaschine. No. 8011. Victor Qriffiths, 115, Boundary Rd., St- John's Wood, London: Verbesserungen an Luftmaschinen ohne Aerostat, Aeroplan, Drachen oder dergleichen.

Drachenflieger mit pendelnd an den Drachenflächen angeordnetem Antriebsgestell.*)

Die Erfindung bezieht sich auf einen Drachenflieger mit pendelnd an den Drachenflächen angeordnetem Antriebsgestell und besteht darin daß das Antriebsgestell mit Schraube längs den Drachenflächen verschoben werden kann, zu dem Zweck, die Hubkraft und die Geschwindigkeit des Drachenfliegers zu ändern.

Hierdurch wird gegenüber den bekannten Drachenfliegern und Flugmaschinen, bei denen eine Aenderung der Auftriebskraft und der Fluggeschwindigkeit durch

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

zwa ngläufige Verstellung von Drachenflächen gegen das Antriebsgestell, durch Ver-sch febung von Gewichten innerhalb des Antriebsgestelles oder dergl. erzielt wird und bei denen infolgedessen störende Schwingungen der Flugmaschine auftreten können, der Vorteil erreicht, daß die Aenderung der Auftriebskralt und der Geschwindigkeit des Drachenfliegers ohne jede Störung des Gleichgewichtszustandes, d. h.

*) D. R. P. 209 261. Prof. Dr. Ing. Hans Reißner in Aachen.

der absoluten Lage des Antriebsgestelles möglich ist, da bei Verschiebung desse'ben die Richtung der Resultierenden aus seinem Gewicht und dem Schraubenschub ihre Lage relativ zur Schwerkraft beibehält.

In der nebenstehenden Abbildung ist schematisch ein Ausführungsbeispiel des neuen Drachenfliegers dargeslellt.

Das Antriebsgestell a ist z. B. mittels der Achse b, durch welche die verlängerte Schraubenachse geht, pendelnd an der unteren Drachenfläche c aufgehängt, so daß es sich unter dem Einfluß seiner Schwere derart einstellt, daß die Luftschraubenwelle d wagerecht liegt.

Die Aufbängeachse b des Antriebsgestelles a ist durch geeignete Vorrichtungen, wie etwa Ketten- oder Schraubengetriebe, während der Fahrt vom Führerslande aus an der unteren Drachenfläche längsverschieblich gemacht. Durch Verschieben der Achse a läßt sich die Höhensteuerung und Geschwindigkeitsregelung auf einfachste Weise bewirken.

Diese Wirkung beruht auf der bekannten Tatsache, daß eine durch Luft gezogene Fläche sich senkrecht zur Bewegungsrichtung stellt, wenn die bewegende Kraft durch den Druckmittelpunkt geht, daß dieser Winkel von 90° zwischen Fläche und Bewegungsrichtung kleiner wird, wenn die Kraft nach vorn rückt und schließlich gleich Null wird, wenn die Kraft der Flächenvorderkante nahe genug liegt

Bei Verschiebung der Achse b wird also bei in Bewegung befindlichem Drachenflieger eine entsprechende Aenderung der Neigung der Drachenflächen eintreten, die entweder die Hubkraft des Drachens oder seine Geschwindigkeit verändert.

Der Antriebsmotor e und die Steuervorrichtung f sind in geeigneter Weise im oder am Antriebsgestell a angeordnet.

Patent-Anspruch

Drachenflieger mit pendelnd an den Drachenflächen angeordnetem Antriebsgestell, dadurch gekennzeichnet, daß das Antriebsgestell mit Schraube längs den Drachenflächen verschoben werden kann, zu dem Zweck die Hubkraft und die Geschwindigkeit Drachenflieger zu ändern.

Verschiedenes.

Der Verein deutscher Ingenieure hat einen Antrag betreffend praktische Versuche zur Bestimmung des Luftwiderstandes abgelehnt. Ingenieur C. Rumpler-Berlin hatte folgenden Antrag gestellt:

Bewilligung von 6000 Mark zu Versuchen betr. Erbauung von Probeapparaten und zu Messungen von Luftwiderständen verschieden geformter Flächen, Rohre, Drähte und anderer Profile, sowie auch zu Messungen von Luftwiderständen vollständiger Flugmodelle.

Dieser Antrag wurde in der Sitzung des technischen Ausschusses am 9. März, welche im Vereinshause zu Berlin stattfand, abgelehnt und zwar teilte Herr v. Linde mit, daß Professor Dr. Prandtl Versuche über den Widerstand von Flächen in gleichmäßig bewegter Luft anstelle und daß ihm dazu große Mittel zur Verfügung gestellt seien. Man solle zunächst die Ergebnisse dieser Versuche abwarten

Herr Reichel erwähnt, daß nach seinen bei den Schnellbahnversuchen gewonnenen Erfahrungen, bei denen auch Versuche über Luftwiderstand angestellt worden sind die hier geforderten Mittel durchaus unzulänglich seien um brauchbare Ergebnisse zu erzielen.

Die Versuche über Ventilatorenmessungen, welche Professor Prandtl in Göttingen macht, sind durch die Arbeiten des Ausschusses für Ventilatoren und Kompressoren veranlaßt. Vorläufig sind 1200 Mk. hierfür in Aussicht genommen worden, um die Arbeiten zu Ende führen zu können.

Es ist zu bedauern, daß der Verein deutscher Ingenieure seine Unterstützung im Sinne des Antrages Rumpier versagt hat.

Eine „Akademie für Aviatik" in München ist kürzlich gegründet worden. Es soll hier ein Stab von uneigennützigen Gelehrten und Flugpraktikern neue Projekte prüfen. Die erste Aufgabe der Akademie ist die Anlage eines Versuchsfeldes bei München und die trrichtung eines Lilienthalschen Flughügels, damit unsere deutschen Erfinder sobald wie möglich in die Lage kommen, praktische Versuche auszuführen. Das Präsidium der Akademie für Aviaiik setzt sich zusammen aus den Herren: Graf Boos-Waldeck, Präsident, Dr James v. Bleichröder, 1. Vizepräsident, Kommerzienrat Waitzfelder, 2. Vizepräsident, Dr. Schaad, Dr. Bruckmeyer und Redakteur Baumgärtner, Beisitzer. Der jährliche Mitgliedsbeitrag ist 20 Mark. Anmeldungen sind zu richten an das Generalsekretariat München, Briennerstraße 5.

lieber die Budgets iür die Luftschiffahrt liegen jetzt die ersten offiziellen Zahlen vor, die das englische War-Office auf Veranlassung einiger Unterhausmitglieder vergleichsweise zusammengestellt hat. Darnach steht das Deutsche Reich mit 2,614,620 Mk. bei weitem an der Spitze. Hierauf folgen Krankreich mit 940,000 Mark, Oesterreich-Ungarn mit 120,000 Mk. und England mit 112,000 Mk. II. Preisausschreiben der Motorluftschiff-Studiengesellschaft m. b. II. für Luftfahrzeug-Motoren. Vorbemerkung.

Das 1: Preisausschreiben der M. St. Q. hat in Anbetracht eines ersten derartigen Unternehmens einen recht befriedigenden Erfolg gehabt und hat Motoren für Luftschiffe von sehr bemerkenswerten Resultaten gezeitigt.

Die Ziele dieses 2. Preisausschreibens sind nun etwas weiter gesteckt, indem nicht nur Motoren für Luftschiffe, sondern auch solche für Flugmaschinen zu einer Konkurrenz eingeladen werden. Die Bedingungen sind diesem doppelten Zweck entsprechend aufgestellt.

Diejenigen für Ballonmotoren haben insofern eine wesentliche Aenderung erfahren, als Ersparnisse im Betriebsstofi-Verbrauch in höherem Malie als bei der ersten Ausschreibung berücksichtigt werden. Bei Motoren für Flu maschinen dagegen kommt zurzeit der Betriebsstoff-Verbrauch noch nicht in demselben Malie in Betracht, da es sich für die absehbare Zukunft auf diesem Gebiet wohl noch nicht um Flüge von längerer Zeitdauer handeln dürfte, dagegen muß bei diesen Motoren besonderer Wert darauf gelegt werden, daß während der hierfür angesetzten kürzeren Betriebszeit der einwandfreie Lauf der Motoren gewährleistet ist bei der denkbar geringsten Betätigung des Maschinisten.

Für die Ballonmotoren wird in diesem Ausschreiben das Gewicht der Betriebsstoffe für 15 Stunden in Anrechnung gebracht, während dasselbe für die Flugmaschinenmotoren nur für einen Lauf von 5 Stunden berücksichtigt wird.

Die zur Verteilung kommenden Preise sind gegen das Vorjahr nicht unwesentlich erhöht worden.

im einzelnen sind die Bedingungen in Klasse A für Ballonmotoren, in Klasse B für Flugmaschinenmotoren aufgestellt wie folgt:

Klasse A | Klasse B

Zulassung. Allgemeines.

1. Zugelassen werden Motoren deutschen Ursprungs von 15 PS an.

2. Die Motoren müssen in betriebsfähigem Zustande angeliefert werden und mit allen zu der vorzunehmenden Prüfung nötigen Einrichtungen einschließlich Auspufftöpfen, Werkzeug und Ersatzteilen versehen sein. Was im einzelnen von diesen Einrichtungen in die Qewichtsberechnung mit einbezogen wird, geht aus Ziffer 5 hervor. Es ist erwünscht, daß Motoren und Kühlvorrichtung vorgerichtet für leichte Montage (z. B. auf Profilträgern montiert) angeliefert werden

Getriebe werden in die Prüfung nicht mit einbezogen werden.

Für Bedienung und Anwerfen der Motore bis 100 PS muß ein Mann genügen, den die Firma zu stellen hat; das Anwerfen der Motoren muß gefahrlos für die Bedienenden erfolgen können.

Art der Prüfung.

3. Die Prüfung wird sich auf die Feststellung der tatsächlichen Leistung durch Abbremsen, des Materialverbrauchs und der Zuverlässigkeit des Ganges während eines Dauerbetriebes von 10 Stunden erstrecken.

Die Prüfung wird sich auf die Feststellung der tatsächlichen Leistung durch Abbremsen, des Materialverbrauchs und der Zuverlässigkeit des Ganges während eines Dauerbetriebes von 5 "Stunden erstrecken.

Die Abbremsung der Motoren wiru voraussichtlich auf elektrischem Wege mit Hilfe geeichter Dynamoschinen erfolgen, Strom und Spannungsmessung hierbei durch Präzisionsinstrumente, die einer Nacheichung durch die physikalisch-technische Reichsanstalt unterworfen werden.

Kleine Reparaturen, die während des Ganges ausführbar sind, dürfen ohne weiteres vorgenommen werden, desgleichen Arbeiten wie z. B. das Auswechseln der Zündkerze, zu deren Ausführung der Motor abgesiellt werden muß, solange die Gesamtzeit hierfür \ Stunde während der lOstündigen Versuchsdauer nicht übersteigt.

Reparaturen irgend welcher Art dürfen während der Probe nicht vorgenommen werden. Außer der Bedienung der Hebel für die Zündregulierung und die Vergasung ist jede andere Handhabung am iVlotor, z. B. Schmieren von Hand, während der 5stündigen Betriebsdauer verboten.

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FLUOSPOR T"

Wird gegen diese Bedingung verstoßen, so kann eine zweimalige Wiederholung des Versuchs angeordnet werden, sobald die aufgetretenen Fehler nicht grundsätzlicher Natur sind, d. h. nicht von vornherein erkennen lassen, daß ein betriebssicheres Arbeiten der Motoren auf die Dauer nicht zu erzielen sein wird.

Ein Antrag auf mehr als zweimalige Wiederholung unterliegt der Entscheidung der Prüfungskommission.

Das Schwungmoment der rotierenden Massen soll so bemessen sein, daß mindestens ein Gleichförmigkeitsgrad von 1 :70 erreicht wird.

Der Durchmesser der Schwungräder soll im allgemeinen 70 Zentimeter nicht übersteigen, jedenfalls darf jedoch durch die Schwungräder der Einbau der Motoren in das Fahrzeug nicht erschwert werden.

Von dem Lieferanten ist anzugeben, mit welcher Tourenzahl der Motor geprüft werden soll.

Diese Tourenzahl soll auf dem einmal festgesetzten Werte mit einer Abweichung bis zu 5 pCt. nach oben oder unten hin eingehalten werden. Ausnahmsweise eintretende Schwankungen bis zu 10 pCt. sind zulässig. Diese müssen jedoch sofort durch Nachregulierung beseitigt werden. Ist eine derartige Regulierung nicht ausführbar so scheidet der Motor aus. Es kann jedoch nach Abänderung der in Betracht kommenden Einrichtung eine Wiederholung der Prüfung vorgenommen werden.

Nach vollendeter Dauerprüfung wird der Motor einer zweimaligen Probe von je einer Stunde in geneigter Lage unter Vollbelastung und zwar unter einem Winkel von 15 Grad zur Längsrichtung des Motors gegen die Horizontale unterworfen, derart, daß einmal die eine Seite, das andere Mal die andere Seite des Motors hochgestellt wird. Zweimalige Wiederholung ist gestattet.

Prülungseinrichtungen.

4. Die Prüfungseinrichtungen werden in folgender Weise getroffen:

Die Eichung der Gleichstrom-Dynamomaschinen erfolgt durch Bestimmung der Einzelverluste für verschiedene Tourenzahlen.

Die Messung des Brennstoffes, des Wassers und des Oeles eifolgt durch Ge-wichtsbestimmungen.

Der gesamte verbrauchte Betriebsstoff wird einmal für die Dauer des Versuches festgestellt, ferner werden während der Versuchsdauer verschiedene Kontroll-messungen angestellt, durch Ermittelung der Zeit, in der ein bestimmtes Quantum des Betriebsstofies verbraucht wird. De Bestimmungen der Tourenzahlen, der Tourenschwankungen und der Gleichförmi^keitsgrade erfolgen durch geeignete Instrumente, wie Hubzahler. Tachometer und Tachographen.

Es wird ferner ein laufendes Protokoll geführt, in dem alle Unregelmäßigkeiten Reparaturen, Regulieiungen und Betriebspausen, insbesondere auch die Eigentümlichkeiten des betreffenden Motors, sowie der Befund über den Zustand des Motors nach der Prüfung vermerkt werden.

Die Prüfung selbst wird durch Ingenieure erfolgen, die ihrerseits von Mitgliedern der Kommission kontrolliert werden.

Falls zum B, triebe der Motoren Benzin verwandt wird, so wird dieses, und zwar mit einem Gewicht vo i 680 bis 700 g pro Liter von der M. St. G. gegen Erstattung der Ko*terr ge iefert. Werden andere Brennstoffe verwandt, so sind diese seitens der Bewerber auf eigene Kosten zu stellen.

Die Stellung der übrigen Betriebsstoffe ist gleichfalls Sache der Bewerber.

Die Montage erfolgt durch den Bewerber. Hilfskräftej stehen kostenlos zur Verfügung.

Mit dem Motor ist ein Kuppelungsnormalflansch zu liefern, dessen Zeichnung von der M. St G. zu beziehen ist. Die Dynamomaschinen werden unter Zwischen-schaliung tiner elastischen Kupp.lung mit den Motoren unmittelbar verbunden. Gewichtsberechnung.

5. In die Gewichtsberechnung wird einbezogen:

a) Das Gewicht des Motors selbst mit Tragfüllen und allen zu seinem ordnungsmäßigen Betriebe erforderlichen Einrichtungen, als da sind:

Einrichtung für Vergasung und Regulierung, automalische Schmiereiiirichtung,

Zündapparate nebst den etwa erforderlichen Akkumulatoren, Spulen etc., ausreichend für das anderthalbfache der verlangten Betriebszeit

b) Die Kühleinrichtung mit allen Zubehörteilen, z. B Ventilatoren und deren Antrieb.

Die Wasserlüllung des Kühlers und der Zylinderräume (falls Wasserkühlung verwandt wird), welche ohne Nachfüllung für die Betriebszeit ausreichen muß.

c) Das Gewicht der Betriebs- c) Das Gewicht der Betriebsstoffe Stoffe (Benzin und Oel) (Benzin und Oel) für die Dauer für die Dauer von 15 von 5 Stunden.

Stunden.

d) Das Gewicht der für die Betriebsstoffe erforderlichen Behälter, das als prozentualer Zuschlag zum Gewicht der Betriebsstoffe, die während der unt.r c) angegebenen Zeit verbraucht werden, mit 10 pCt. für Benzin und mit 20 pCt. für Oel berechnet wird. (Die mitzuliefernden Benzin- und Oelbehälter müssen für mindestens fünfstündigen Beirieb bemessen sein).

e) Außerdem Kuppelungs-Nor-malflansch und Schwungrad.

e) Außerdem Kuppelungs - Normalflansch ohne Schwungrad, welches zum Zwecke der Qewichtsbesfim-mung abgenommen wird. In das Gewicht des Motors werden nicht einbezogen : a) Auspufftöpfe und Auspuffleitungen.

§) Etwaige Reibungskuppelungen und Getriebe, sowie Befestigungsbolzen für den Motor.

T) Konstruktionsteile, die zur Befestigung und Unterstützung des Kühlers und des Benzingefäßes dienen.

8) Etwa mitgelieferte automatische Anwerfvorrichtungen; an Stelle letzterer tritt das Gewicht einer Andrehvorrichtung von Hand nach einem festgestellten Mittelwerte.

e) Wasserleitung zwischen Kühler und Motor.

C) Die mitzuliefernden Benzin- und Oelbehälter, an deren Stelle ein (wie unter d angegeben) bestimmter Wert in Rechnung gesetzt wird.

Beispiele. 6. Beispiele für die Gewichtsberechnungen:

Oewicht eines 100 PS Motor

 

Gewicht eines 20 PS

Motor

 
 

300 kg

   

60 kg

Gewicht des Kühlers mit Zu-

 

Gewicht des Kühlers

mit Zu-

behör .......

80 „

   

30 „

 

60 »

Wasserfüllung . . .

 

20 „

Benzin für 15 Stunden . . .

375 „

Benzin für 5 Stunden

 

35 r

Oel für 15 Stunden ....

45

Oel für 5 Stunden .

 

3

 

37, S „

   

3,5 „

 

9 „

Oelbehälter ....

   

Summa 906,5 kg

Summa 142,1 kg

Die in vorstehenden Beispielen angegebenen Gewichtszahlen sollen nur zur Erläuterung der Art der Gewichtsberechnungen denen und in keiner Weise einen Maßstab für die zu stellenden Anforderungen an die Motoren abgeben;.

Preisverteilung, Meldung und Anlieferung. 7. Nur Motoren, welche vorstehende Prüfungen bedingungsgemäß erfüllt haben, kommen für die Preisverteilung in Betracht.

Die Preisverteilung erfolgt auf Grund der über die Prüfung geführten Protokolle, wobei in erster Linie die Gewichtsfeststellungen nach oben angegebener Berechnung maßgebend sein sollen.

Die Meldung der einzelnen Motoren muß bis zum I. Januar 1910 erfolgt sein.

Bei der Meldung ist anzugeben, ob der Motor für Klasse A oder Klasse B oder für beide Klassen zugleich gemeldet wird. In letzterem Falle wird die Prüfung so ausgeführt, daß die Bedingungen beider Klassen geprüft werden und zwar die Bedingungen der Klasse B in den ersten 5 Stunden der Prüfung.

No. 11

FLUGSPOR T."

Seite 316

Es wird ausdrücklich hervorgehoben, daß ein und derselbe Motor gegebenenfalls Preise in beiden Klassen erhalten kann.

Die Kommission behält sich die Verteilung der Preise auf beide Klassen und die Bemessung der Einzelpreise vor.

Es stehen dafür vorläufig 30 000 M. zur Verfügung.

Die Motoren sind bis zum 1. März 1910 bereitzuhalten und auf schriftliche oder telegraphische Aufforderung anzuliefern.

Den Bewerbern ist die Teilnahme an allen Prüfungen freigestellt. Das Preisgericht besteht aus der unterzeichneten Kommisson. Die Kommission

für das Preisausschreiben der Motorluftschiff-Studiengesellschaft für Luftfahrzeug-Motoren.

Geheimer Regierungsrat Prof. Dr. S1 a b y, Vorsitzender. Prof. Dr. Klingenberg, stellv. Vorsitzender. Oberingenieur Basenach, Major Groß, Professor Josse, Hauptman von Kehl er, Ingenieur Kiefer, Prof. Lutz, Major von Parseval.

Fünf Flugapparate für die russische Armee. Die russische Heeresverwaltung macht Anstrengung, um in Luftschiffahrtsfragen auf die Höhe zu kommen. Es wurden neben den schon bisher bestellten Aeroplane und Luftschiffen soeben fünf Flugapparate für den Luftschifferpark der russischen Armee in Auftrag gegeben, die aber naht nach dem System Tartarinows, sondern nach dem des Ingenieurs Baranowski erbaut werden. Im Gegensatz zu den anderen Aeroplanen mit einer FJugfläche, besitzt der Baranowskische Apparat zwei Flugflächen, die in einer horizontalen Ebene zu beiden Seiten des Motors angebracht sind. Der Propeller befindet sich am hinteren Ende des Flugapparates, der einem riesigen Vogel ähnlich sieht. Man hat sich in der Leitung der russischen Heeresverwaltung gerade für eine Massenfertigung dieses Flugapparates entschieden, weil er vor den anderen Konstruktionen in bezug auf die Leichtigkeit seines Aufsteigens einen großen Vorzug hat Der Apparat bedarf zu seinem Aufstiege keiner weiten Ebene, auf der er Anlauf nehmen kann, sondern er kann sich von jedem beliebigen Ort aus erheben. Die Prüfungsfahrt, die er vor dem Ankauf machen mußte, trat der Flugapparat von einer Stelle aus an, die ringsum ganz dicht um den Apparat mit einem hohen Bretterzaun umgeben war, so daß er sich wohl oder übel direkt vom Platze aus erheben mußte. Die Apparate sollen alle bis zum Juli dieses Jahres fertiggestellt werden. Sie werden an den großen Herbstmanövern, denen auch der Zar beiwohn", teilnehmen.

Geschäftliche Nachrichten.

Gesellschaft m. b. H. „Flugmaschine Wright". Unter diesem Namen wurde am 13. Mai in den Räumen der Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft in Berlin eine Gesellschaft gegründet. Gegenstand des Unternehmens ist die Herstellung, der Vertrieb und die Verwendung von Flugmaschinen, namentlich solcher Wrightschen Systems. Das Stammkapital beträgt 500 000 Mark.

Die Gesellschaft ist auch berechtigt, jedes andere System zu verwerten. Die Herren Wilbur und Orville Wright übereignen der Gesellschaft alle auf ihre Flugmaschinen sich beziehenden Erfahrungen, Kenntnisse und Rechte zur freien Verfügung, gleichviel, ob sie durch Patente oder in anderer Weise gesetzlich geschützt sind oder nicht, und zwar für das Deutsche Reich, einschließlich seiner Kolonien und Schutzgebiete, sowie für Schweden, Norwegen, Dänemark, Luxemburg und die Türkei. Alle die Flugmaschine betreffenden Erfindungen und Verbesserungen, welche die Herren Wright während der für 15 Jahre vorgesehenen Vertragsdauer machen oder hinsichtlich derer sie das Verfügungsrecht erlangen, werden ohne besonderes Entgelt Eigentum der Gesellschaft. Es ist Vorsorge getroffen, daß ausländische Gesellschaften, insbesondere die schon bestehende französische, in die deutsche Interessensphäre nicht eingreif n können. Nach dem Vertrage wird im Interesse der Fabrikation der Flugmischine in Deutschland eine Wrightsche Maschine sofort hierhergelangen, die auch für die im August und September d. J. in Benin stattfindenden Vorführungen verwendet werden soll. Beteiligt an der deutschen Gesellschaft sind u. a. die A. E. G.. die Aktiengesellschaft Friedr. Krupp und Ludwig Loewe & Co., die Elektrochemische Gesellschaft in Bitterfeld, die Luftfahrzeug-Gesellschaft, die Motor-Luftschiff-Studiengesellschaft m. b. H., Arthur Müller, Land- und Industrie-bauen-Aktiengesellschaft, sowie die Firmen A. Borsig und Hugo Stinnes und das Bankhaus Delbrück, Leo & Co. Der Geschäftsführer der Motor-Luftschiff-Studien-

gesellschaft, Hauptmann d. R. von Kehler, wird auch die Geschäftsführung der neuen Gesellschaft übernehmen.

Aeronautischer Kalender 1909|1910. II. Jahrgang. Preis M. 3.—, Verlagsbuchhandlung Rieh. Carl Schmidt & Co., Berlin.

Neben einem Kalendarium enthält der Kalender ein längeres Kapitel über die wichtigsten Ballonfahrten im Jahre 1908, die Verhandlungen des deutschen Luft-schiflerverbandes, der Federation Aeronautique International, Wissenswertes aus der Ballonpraxis und ein Verzeichnis der Preisaussch eiben auf dem Gebiete der Luftschiffahrt.

Die Ausschreibung der Motorenkonkurrenz für den neuen Krefl=Flieger.

Das von Seiten des Oesterreicliischen flugtechnischen Vereines eingesetzte Kreß-Komitee versendet folgendes Rundschreiben:

„Nachdem die in gute Wege geleitete Sammlung für den Flugmaschinenf onds (Kreß-Aktion) erfreulicherweise auf ein günstiges Ergebnis hoffen läßt, glaubt das genannte Komitee, schon jetzt mit gewissen Vorarbeiten beginnen zu sollen und in erster Linie für die Beschaffung geeigneter Motoren Sorge zu tragen. Wohl sind im Auslande leichte, verläßliche und für längere Zeit sicher funktionierende Mo oren erhältlich, doch scheint es dem gefertigtem Komitee selbstverständlich, die inländische Industrie zu bevorzugen, soweit dies bei dem heutigen Stande des Motorbaues möglich ist.

Herr Ingenieur Wilhelm Kreß benötigt zwei Motoren von je 40 bis 50 HP., welche je nach Bedürfnis jeder für sich allein zu arbeiten im Stande sind oder, arbeitend, eine so hohe als mögliche Gesamtleistung liefern können. Das Gewicht dieser Motoren soll in betriebsfähigem Zustande, also komplett und inklusive Kühlung, tunlichst 2 Kilogramm per Pferdekraft nicht übersteigen. Die Motoren sollen vom Platze des Piloten, das heißt von der Gondel aus in Betrieb gesetzt und abgestellt werden können. Die Motoren müssen mindestens 3 Stunden ununterbrochen mit voller Kraft funktionieren, ohne daß eine Ueberhitzung oder sonst eine Störung eintritt.

Es besteht'nun die Frage, ob diese Bedingungen durch inländische Firmen erfüllt werden können, wenn ja, bittet das gefertigte Komitee, diesbezügliche Offerten an die Geschäfts elle des Oestereichischen flugtechnischen Vereines (Wien, 4. Bez. Wienstraße 31) bis 1. September I. J. einzusenden.

Literatur.

Wien, 15. Mai.

Das Kreß-Komifee.'

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

W Offizielle Mitteilungen des Schlesischen Flugsport=Club.

Sitz Breslau.

Vorstand:

1. Vorsitzender: Oberingenieur E Schräder.

2. „ Ingenieur C. v. Sahwürk.

1. Schriftwart: Ingenieur E. Leischner.

2. „ Postsekretär P. Solger.

Propagandaausschuß: Chefredakteur L Beninatto

|

Sportsgruppen, zugleich Sportskommission:

1. Maschinenflug; Obmann E. Schiader.

2. Freiflug: Obmann E. Leischner, H. Kukol.

3. Freiballon'. Obmann E. Schräder.

4. Automobilfahren: Obmann C. v. Sallwürk.

5. Rasenspiele, Florettfechten, Pistolenschießen: Frau von Sallwürk, K. Ritzmann, L. Beninatto.

6. Wintersport: C. O. Schlobach, Fritz Heidenreich, C. Stach.

Clublokal: Theater-Restaurant. Sitzung: Jeden Sonnabend 8.30 Uhr. Situng von Sonn|abend^den 8. Mai 1909. Der Vorsitzende eröffnete die Sitzung um V« 10 Uhr. Die zur Aufnahme gemeldeten und in letzter Nummer namentlich aufgeführten Bewerber werden als abgenommen erklärt.

Neu gemeldet die Herren: Regierungs-Bauführer R. Rusche, Leulhenstraße 15 Kaufmann W. Lebedee, Ernststraße5, Ingenieur H. Heidmann, Altona a. E., Brunnenhof 33 Laut Vereinsbeschluß wird der Anfang der Sitzung in Zukunft auf 9,30 Uhr verlegt Als besoldeter Zeugwart wird Monteur Funk vom Klub fest angestellt. Der Antrag Fritz Heidenreich, betreffend den Ben einer Materialien- und Unterkunftshalle auf unserem Uebungslerrain in Nippern wird zur Diskussion gestellt und der Bau schließlich einstimmig beschlossen. Unser Mitglied Herr Z mmermeister Raschke wird der Versammlung am nächsten Sonnabend Skizzen und einen Kostenanschlag

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Vom Schlesischen Flugsport-Club. Abb. 1. Im Augenblick des Abschwebens. '(Im Flieger; Rennfahrer Fritz Heidenreich, Breslau.)

vorlegen. DieTKosten werden durc/h freiwillige Beiträge seitens der Mitglieder aufgebracht. Es wurden von den anwesenden Mitgliedern sofort zirka 100 Mk. gezeichnt.

Hierauf folgte ein Vortrag des 1. Vorsitzenden über „Die automatische Stabili-lität der Flugapparate", unter besonderer Berücksichtigung der Flugmaschine von Wilbur Wright und unter Bezugnahme auf den dieser Tage erfolgten Absturz des Wrightschülers Ltn. Calderara in Rom. Der Vortragende erläuterte an der Hand des Modelles einer fliegenden Taube den Begriff der aerostatischen Stabilität und führte sodann ein neues Modell eines Wrightfliegers vor, dessen Stabilität, als Qleittlieger er praktisch demonstrierte.'. Im |Gegensatz zu den, insbesondere seitens der Konkurrenz der fliegenden Brüder verbreiteten Anschauungen, wonach die Wrightflieger

nicht automatisch stabil sein, sondern lediglich durch die Geschicklichkeit des Führers, durch fortwährende Handhabung der Steuerungsapparate stabil erhalten werden soll, bewiesen die Versuche mit dem Modell, daß der Wrightflieger als vollkommenster Sc Ii webef lieger zu Boden zu gleiten vermag. Die Versuche gelangen vorzüglich und gaben den Anwesenden ein vortreffliches Bild von der ausgezeichneten Stabilität des Wnght'schen Apparates im Schwebeflug.

In der Tätigkeit der einzelnen Gruppen ist zu bemerken:

Gruppe 1 (Maschinenflug). Die Arbeiten am Bau des großen Maschinenfliegers werden eifrig gefördert. Die Fertigstellung des 50 PS Argus-Motors dürfte in etwa 10 Wochen zu erwarten sein. Ueber den Bau erfolgen später Spezialberichte.

Gruppe i iFreif lug). Zunächst ist die erfreuliche Tatsache zu melden, daß es dank unserem Training in den frühesten Morgenstunden, eine Einrichtung, die sich übrigens vorzüglich bewährt und großer Teilnahme zu erfreuen hatte, gelungen ist, größere Fortschritte zu machen, als wir anfan.s vermuteten. Während man bisher annahm, daß bei Gleitflugversuchen Lilienthalscher Schule ein mehrmonatliches Training notwendig sei, um überhaupt nur kurze Luftsprünge erzielen zu können, ist es den Teilnehmern der Gruppe 2 gelungen, mit den von der Bagum konstruierten Apparaten Schw beflüge von einer solchen Dauer zu erzielen, daß dieselben während der Flugdauer bequem photographisch aufgenommen werden konnten. Von den Aufnahmen brinaen wir heute bereits zwei Bilder, die eines unserer eifrigsten Mitglieder, Herrn Fritz Heidenreich, im Gleitfluge zeigen. Abb. 1 zeigt uns den nach wenigen Schritten schon stattfindenden Moment des Abschwebens, während wir-auf Abb. 2 den Flieger in vollem Fluge sehen, die Luft mit einer Geschwindigkeit von 6 Metern in der Sekunde durchschneidend. Diese Fortschritte haben die Gruppe 2 veranlaßt, da nunmehr der im Apparat befindliche Führer genügend vorbereitet ist, einen Schwebeflieger mit verstellbaren Steuerorganen anzuschaffen, die es ermöglichen, die Flugrichtung und Flughöhe während des Schwebefluges zu korrigieren. Der neue Apparat, der natürlich nur für vorgeschrittene Flieger bestimmt ist, ist bereits bei der Bagum in Bau gegeben worden.

Aut Antrag von Benninatto wird vorgeschlagen, daß die Teilnehmer der Gruppe ?, in Rücksicht auf die bei den Flugübungen erforderlichen Eigenschaften si:h recht rege an den von der Gruppe 5 gepflegten Sprungübungen beteiligen sollen. Dieser Vorschlag fand allgemeinen Anklang und wurde bereits am Sonntag bei einem Meeting aif unserem Uebungsterrain I (in Knetern) in die Praxis umgesetzt.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Abb. 2. Heidenreich in vollem Fluge.

Am Sonntag, den 9. Mai fand sodann das für diesen Tag angesetzte Training der Gruppe II in Nippern statt. Windrichtung Südost zu Osten, Windgeschwindigkeit 2—3 Meter in der Sekunde, stark wechselnd.

DerVorstand. Schräder. v. Sallwürk. Leischner.

Offizielle Mitteilungen des Vereins Deutscher Flugtechniker.

Sitz Berlin.

Ehrenmitglieder: Gustav Lilienthal, Groß Lichterfelde. Orville Wright, Dayton. Wilbur Wright, Dayton.

1. Vorsitzender: Dr. Fritz Huth, Rixdorf.

2. Vorsitzender: Major von Parseval, Charlottenburg. Schriftführer: O. Schmal-Carbur, Tempelhof,

Beisitzer: Diplom-Ingenieur H Dorner, Berlin. Ingenieur J. Grade, Magdeburg. Ober-Ingenieur ff. Rosenstein, Elbing. Ingenieur Max Schüler, Chemnitz. Vorsitzender der technischen Kommission: Ober-Ingenieur Zix, Berlin. Vorsitzender der Platzkommission: Kapitain z. S. a. D. von Pustau.

Zuschriften sind zu richten an die Geschäftsstelle: Berlin, W. 35, Schöneberger Ufer 25.

In der am 5. Mai stattgefundenen Versammlung wurde zunächst die Platzfrage besprochen. Die Verhandlungen sind soweit gediehen, als das Bornstedter Feld bei Potsdam, der beka nte große Exerzierplatz, für bestimmte Stunden zu Flugversuchen eingeräumt worden ist, und der Potsdamer Magistrat seine Bereitwilligkeit, für die erforderlichen Einrichtungen Hilfe 'zu leisten, in dankenswerter Weise erklärt hat. Zu den Einrichtungen, die unerläßlich sind, gehört an erster Stelle ein Unteikunftshaus für die Apparate (deren alsbald 3 als auf Versuchsmöglichkeiten harrend vorgemeldet wurden) verbunden mit einer oder eii igen Werkstätten um kleinere Arbeiten an den Fahrzeugen vorzunehmen. Die Erörterung der Frage nach Größe und Beschaffenheit dieses Baues brachte Klarheit über die Durchschnittswünsche der Interessenten, denen entspre.hend in nächster Versammlung Bauplan und Kostenanschlag vorgeleet werden soll. — Die bevorstehende Internationale Lüftschiffartsausstellung in Frankfurt a M. — Jia — hat die Frage nahegelegt, ob noch nicht patentierte, aber solche Flugapparate, deren Patentierung beabsichtigt ist, dort ausgestellt werden können, ohne den Erfinder der Gefahr auszusetzen, hiermit der Bestimmung der Patentgesetzgebungen aller Länder zu verfallen, daß die Patentfähigkeit einer Erfindung durch deren vorzeitige Veröifentlichng verloren geht. Es konnte mitgeteilt werden, daß das deutsche Patentamt die bevorstehende Ausstellung nicht als Versagungsgrund der Patentierung einer dort ausgestellten Erlindung ansehen wird. In Jedem Falle empfehle es sich, eine solche Erfindung überall wenigstens zum Patent anzumelden, um auch in Ländern, die nicht das gleiche gewähren, nicht von der späteren Patentierung ausgeschlossen zu werden. Zugleich aber wurde der wohlwollenJe Rat gegeben Patente auf diesem Gebiete zurzeit überhaupt nicht nachzusuchen, Die Patentämter hier wie anderwärts seien überfüllt mit Anmeldungen auf diesem Gebiet, die zu erledigen, außergewöhnlich viel Zeit

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

„FLUGSPORT".

No. Ü

verlangen. Auch iordere diese große Fülle der Anmeldungen die Patentämter zu äußerster Sorgfalt auf, und es sei sicher darauf zu rechnen, daß viele Erfinder durch Ablehnung ihrer Gesuche Enttäuschungen erfahren würden. Es seien in den letzten Jahren soviele Möglickeiten des Fliegens öffentlich besprochen worden, häufig rein theoretisch oder hypothetisch, ohne irgend welchen Rückhalt an praktischen Versuchen, daLi es den Patentämtern ungemein schwer falle, die Neuheiten einer Erfindung festzustellen, und deshalb sicher die Tendenz vorliege, in zweifelhaften Fällen jene eher zu verneinen, als zu bejahen. Auch für den Fall der Patenterteilung sei es aus dem angeführten Grunde gewiß, daß Anfechtungen nicht ausbleiben würden. Erfinder würden sich also viele Mühe, Kosten und Aerger ersparen, wenn sie den geschilderten mißlichen Verhältnissen Rechnung tragen und von Patentierung ganz absehen. Ist ihre Erfindung wichtig und wertvoll, wird sie sich unpatentiert durchsetzen. Freilich wird es niemand verhindern können, der in Frankfurt ausstellt, daß er mit den Augen bestohlen wird; und gegebenen Falles später Prioritätsrechte nachzuweisen, dürfte um so schwerer sein, als Erfahrungssache ist, daß zu gewissen Zeiten gewisse Erfindungen in der Luft liegen und ganz unabhängig von einander gleichzeitig durch mehrere gemacht zu pflegen werden.

Mitteilungen aus der Industrie.

Zur Lösung der Aluminium-Lötfrage.

Schon seit vielen Jahren beschäftigt diese wichtige Frage die beteiligten Kreise, eine Unmasse verschieden ?r Lote traten in Erscheinung.

Da das Löten mit den tür die anderen Metalle gebräuchlichen Flußmittel nicht gelingen wollte, entstand die irrige Ansicht, daß Flußmittel zum Löten von Aluminium Ub;rhaupt nicht brauchbar seien und so wurden eine Menge verschiedener Legierungen als Lote hergestellt, da aber das Flußmittel fehlte, so trat das beim Löten des Aluminiums sich bildende Oxyd, die Tonerde, dem Gelingen der Lötung stets hindernd in den Weg.

Von der Ueberzeugung geleitet, daß ohne ein Flußmittel eine gute Lötung unmöglich sei, ist es Otto Nicolai, Boppard a. Rh. nach vieljährigen Versuchen gelungen, tin gutes Flußmittel herzustellen, da aber ohne ein entsprechendes Lot die Lötfrage noch immer in der Schwebe blieb, so war die nächste Sorge des obengenannten Erlinders die Herstellung eines, dem Flußmittel angepaßten und mit diesem gleichen Schmelzpunkt habendes Lot.

Auch diese Frage wurde zur Zufriedenheit gelöst, sodaß jetzt durchaus brauchbare Lötmittel vorhanden sind.

Besonders hervorzuheben ist, daß das Aluminium vor dem Löten nur blank geschabt wird, daß es nur nötig ist, die Lötfugen mit dem Nicolai-Flußmittel auszupinseln und das Lot mit dem Flußmittel vermischt, auf die Lötstelle zu bringen, das Lot Hießt in die Lötfugen hinein, selbst dann, wenn diese mehrere Quadrat-Zentimeter betragen, die Lötungen sind untrennbar, so kann man zu einem Rohr zusammen gelötete Bleche auf einen Dorn auftreiben, dieselben können umgebördelt werden, ohne daß die Lötnaht reißt, auch lassen sich aufeinander gelötete Bleche beliebig dünn hämmern, ohne daß die Lötung Schaden leidet.

Bemerkt soll noch sein, daß das Nicolai-Lot und Flußmittel von der Kaiserlichen Werft in Kiel und der Königlichen Pulverfabrik in Spandau benutzt wird.

An der Kaiserlichen Werft in Wilhelmshafen wurden von dem Erfinder 1;. a. in eine Teekanne, wie solche die Matrosen benutzen, ein neuer Boden eingelötet, die Löfnaht hatte eine Länge von 75 Centimeter, auch eine leck gewordene Feldflasche wurde repariert, beide Lötungen fanden den vollen Beifall des Herrn Marine-Ingenieur Kla mann und der anwesenden Werkmeister der verschiedenen Abteilungen.

Die Kaiserl. Werft schreibt darüber an den Erfinder:

.Die Lötungen, welche Sie hier ausgeführt haben, sind Ihnen gut gelungen."

Erwähnt soll noch sein, daß die reparierte Teekanne 56 Mark gekostet und mittels der Lötmiltel mit einem Kostenaufwand von 4 Mark für Aluminiumblech, Lot-Flußmittel'und Arbeitslohn wieder gebrauchsfähig wurde, während die Reparatur der Feldflasche alles in allem höchstens 12 Pfg gekostet, während deren Anschaffungspreis 3 Mark beträgt.



Flugsport

Jllustrierte technische Zeitschrift und Anzeiger

für die gesamte

„Flußschiffahrt"

unter Mitwirkung bedeutender Fachmänner herausgegeben von Oskar Ursinus, Civilingenieur.

Brief-Adr.: Redaktion und Verlag „Flugsport" Frankfurt a. M., Bahnhofsplatz 8.

Erscheint regelmäßig am 1. und 3. Freitag jeden Monats. = ; Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. =

Der Nachdruck unserer Artikel ist, soweit nicht mit „Nachdruck verboten" versehen, nur mit genauer Quellenangabe gestattet.

Nr. 12. Frankfurt a. M., 4. Juni 1909. Jahrg-. I.

Internationale Luftschiffahrts-Ausstellung Frankfurt a. Main 1909.

IX.

Die

Platzverteilung /

in der Ausstellungshalle (Frankfurter Festhalle) hat ihren Anfang genommen. Man ist bei der Einteilung von dem Bestreben ausgegangen, die einzelnen Stände möglichst regelmäßig zu verteilen, um von den oberen Galerien aus, also in der Vogelperspektive, ein einheitliches Bild zu erhalten. Die Maschinenfabriken und Aussteller von Objekten, die einen großen Raum beanspruchen, sind im Erdgeschoß der Halle untergebracht-

Den Flugapparaten ist ein besonders günstiger Platz, der fast die ganze rechte Seite der Halle einnimmt, eingeräumt worden. Es ist darauf Bedacht genommen, daß ein Herausschaffen der Apparate zu praktischen Flugversuchen und Vorführungen auf dem Flugfelde, ohne Schwierigkeiten zu ermöglichen ist, und durch das Entfernen der Apparate das Gesamtbild- der Ausstellung nicht beeinträchtigt wird.

In den oberen Räumen finden vornehmlich Modelle von Flugapparaten und Luftschiffen, sowie alle geringen Raum beanspruchenden zur Flug- und Luftschiffahrt in Beziehung stehenden Gegenstände Aufstellung.

Zu den bisher gestifteten

Preisen

stellte die Polytechnische Gesellschaft Frankfurt a. M. einen Preis

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von 5000 Mark zur Verfügung, der als 2. Preis für den Höhen-steuerungswettbewerb für Flugmascliinen verwendet wird. Die

Bürgerspeiide

von Frankfurter Bürgern hat bereits einen Betrag von über 8000 Mark erreicht. Die

historische Abteilung

der IIa soll die Entwicklung der Luftschiffahrt in Wort und Bild veranschaulichen. In- und Ausland haben bereits zahlreiche wertvolle Bücher, Bilder, Modelle usw. der Ausstellung zur Verfügung gestellt und das schon vorhandene oder angemeldete gedruckte und handschriftliche Material verspricht ein vortreffliches Bild des Entwicklungsganges der Luftschiffahrt zu geben. Sammler und Sportsfreunde, welche die historische Abteilung der Ausstellung zu unterstützen gedenken, werden gebeten, weitere Leihgaben bis zum 15. Juni anzumelden. Es sei hier ausdrücklich darauf hingewiesen, daß durch Versicherung und besondere Bewachung den , zur Verfügung gestellten Gegenständen der erforderliche Schutz zuteil wird und daß alle Kosten von der Ausstellung getragen werden.

Für die

Prämiierungsmedaillen

ist von der IIa ein Wettbewerb ausgeschrieben Die Vorderseite der Medaille soll eine Versinnbildlichung des Strebens zur Eroberung der Lüfte bringen (Ikarusdarstellungen ausgeschlossen). Die Rückseite soll als Text enthalten: Internationale Luftschiffahrts-Ausstellung Frankfurt a. M 1909. Die Medaille wird in Gold, Silber und Bronze ausgeführt werden.

Das Modell in Größe von 20 cm Durchmesser ist mit einer auf die Ausführungsgröße von 7 cm reduzierten Photographie bis zum 21. Juni 1. Js. mit einem Kennwort an das Bureau der „IIa" Festhalle einzuliefern. Als 1. Preis sind M. 600— vorgesehen, als 2. Preis M. 300.— , als 3. Preis M. 100.-. Beteiligen können sich an dieser Konkurrenz in Frankfurt a. M. gebürtige oder daselbst lebende Künstler. Die Jury wird gebildet aus den Herren: Geheimrat Dr. Leo Gans, Geheimrat Dr. A- Varrentrapp, Hauptmann a. D. C. H. Thewalt, Professor Fritz Haußmann, Professor Ferdinand Luthmer, Direktor Dr. Georg Swarzenski. — Alle Rechte bezüglich der preisgekrönten Entwürfe gehen mit der Preiszuer-teilung an die „IIa" über.

Aus Flugtechnischen Kreisen ist der Wunsch laut geworden, neben den Preisen für Luftfahrzeuge auch Preise für

Meßmethoden des Luftwiderstandes

auszusetzen, überhaupt die Arbeiten für Erlangung einer sicheren Erkenntnis derjenigen Unterlagen zu berücksichtigen, auf Grund deren eine rationelle Luftschiffahrt allein möglich ist.

Zur Frage der Gestaltung von Flügelflächen

von Oberlehrer Ingenieur Allred Freuud-Leipzig.

Bekanntlich war Lilienthal der Erste, welcher sich mit dieser Frage eingehend beschäftigte. Lilienthal hat seine Forschungsund Versuchsergebnisse am Schlüsse seines Buches „Der Vögeling" in 30 Leitsätzen niedergelegt. Ich will einige dieser Sätze liier zitieren

Der 5- Satz lautet: Ein Flugapparat, der mit möglichster Arbeitsersparnis wirken soll, hat sich in Form und Verhältnissen genau den Flügeln der gutfliegenden größeren Vögel anzuschließen.

Der 9. Satz lautet: Sache des Versuches wird es sein, ob die breite Form der Raub- und Sumpfvögelflügel mit gegliederten Schwungfedern, oder die langgestreckte und zugespitzte Flügelform der Seevögel als vorteilhafter sich herausstellt.

Der 13 Satz lautet: Die Flügel müssen im Querschnitt eine Wölbung besitzen, die mit der Höhlung nach unten zeigt.

Der 14. Satz lautet: Die Pfeilhöhe der Wölbung hat nach Maßgabe der Vogelflügel ungefähr 1/12 der Flügelbreite an der betreffenden Querschnittstelle zu betragen.

Der 15. Satz lautet: Durch Versuche wäre festzustelllen, ob für größere Flügelflächen etwa schwächere oder stärkere Wölbungen vorteilhafter sind.

Zunächst sollte kein Zweifel mehr darüber bestehen, daß mau sich bei der Gestaltung von Flügelflächen durch die Natur belehren lassen muß und daß man sie nach Möglichkeit den Flügeln unserer Schwebevögel nachzuahmen hat. Ich bin in No. 3 der Zeitschrift „Flugsport" auf die Gestaltung solcher Flügel eingegangen und habe nachgewiesen, inwiefern bei Wölbung der Flügel, wie sie in dem oben zitierten Satze No. 13 von Lilienthal angegeben ist, eine gegen den Wind vorwärtstreibende Komponente erzeugt wird. Es ist selbstverständlich, daß die Kraft, welche hier der Wind leistet, vom Motor nicht mehr zu leisten ist, daß also bei richtiger Gestaltung der Flügelflächen an Antriebskraft gespart wird. Was ich nun abermals als selbstverständlich voraussetzen möchte, daß die besten Flügel die unserer Schwebevögel sind, wird doch nicht überall anerkannt. In dieser Beziehung möchte ich einen recht interessanten Fall hier zum besten geben.

Der Erfinder eines Luftschiffes opfert seit mehreren Jahren Zeit und Kosten dafür, seine Erfindung vor dem Patentamte zu begründen. Die Annahme seiner Erfindung scheitert jedoch nicht

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„FLUOSPOR T."

No. 12

etwa daran, daß man die Neuheut an sich bezweifelt, sondern an seiner Behauptung, daß die von Lilienthal als am wirkungsvollsten nachgewiesene Flügelgestalt nach Art der Vogelflügel Fortschritte gegenüber anderen Flügelgestalten biete. Der Anmelder schlug deshalb den Beschwerdeweg ein. Alle Einwände der Vorprüfung wurden vor der Beschwerdeabteilung als unbegründet widerlegt, so daß die ßeschwerdeabteilung garnicht anders konnte, als die Annahme zu beschließen. Trotzdem verweigert die Anmeldeabteilung neuerdings die Annahme und zwar u. a. auch mit dem Hinweis, daß die Lilienthal'sche Theorie durch Ahlborn widerlegt sei. Hierauf ersuchte mich der Erfinder um Abgabe eines Gutachtens über diese Frage. Zu diesem Zwecke mußte ich die Schriften Ahlborns genau durchsehen und mir fielen dabei so viele interessante Fragen auf, daß ich in Anlehnung an das in dieser Sache von mir erteilte Gutachten die technische Frage der Gestaltung der Flügelflächen hier gern zur Erörterung bringen will. Ich möchte aber betonen, daß es sehr interessant wäre, wenn der Erfinder Gelegenheit nähme, den Gang seiner Verhandlungen mit dem Patentamt besonders vom patentrechtlichen Standpunkte aus zu veröffentlichen. Ich beschränke mich also nur auf die technische Seite der hervortretenden Fragen. Für die Beurteilung des Standpunktes von Ahlborn kommen vor allem drei Arbeiten von ihm in Betracht:

„Zur Mechanik des Vogelfluges" 1896, „Ueber die Stabilität der Flugapparate" 1897, „Ueber den Mechanismus des Hydrodynamischen Widerstandes" 1902.

Alle drei Arbeiten sind in den Abhandlungen erschienen, welche von dem naturwissenschaftlichen Verein Hamburg herausge-

geben werden und zwar in den oben gekennzeichneten Jahrgängen. >er Vorprüfer des Patentamtes hatte nur die beiden letztgenannten Schriften entgegengehalten. Die Hauptfrage ist also die: Hat Ahlborn die von Otto Lilienthal auf empirischem Wege aufgebaute Theorie der Vogelflügel widerlegt? Nach dieser Theorie ergeben sich an den Flügelflächen gegen den Wind sowohl Auf- als auch Vortriebkräfte, welche vonühenthal in seinem Buche „Der Vogelflug" im Jahre 1889 als Grundlage der Fliegekunst bezeichnet wurde.

Die zweite Frage ist die: Lassen sich die Erfahrungsresultate Lilienthals selbst in dem Falle, daß er in der Begründung geirrt haben sollte, nicht dennoch theoretisch erklären, so daß keine Berechtigung Vorliegt zu der Behauptung des Vorprüfers in der erwähnten Patentsache, daß die Erfahrungstatsache Otto Lilienthals mit den Naturgesetzen in Widerspruch stehe?

Für den speziellen Fall der schon genannten Patentanmeldung kommt noch eine weitere Frage hinzu, die uns hier zunächst jedoch nicht interessiert.

Was zunächst die Arbeit Dr. Friedrich Ahlborns „Ueber die Stabilität der Flugapparate" betrifft, so besagt schon diese Ueber-schrift, daß Ahlborn nicht die Dynamik der Flugapparate, sondern deren Statik untersuchen wollte. In dieser Arbeit ist zunächst nur von der Stabilität die Rede und es wird an keiner Stelle dieser

Arbeit bestritten, daß Lilienthal Recht hat, wenn er an nach Art der Vögelflügel gewölbten Flügelflächen eine vorwärtstreibende und hebende Komponente nachweist. Ahlborn schreibt selbst auf Seite 6 in Bezug auf Lilienthal das Folgende:

„Lilienthal hat nach dem Muster dieses seines Flugmodells seinen letzten Flugapparat hergestellt. Die damit unternommenen Flugversuche führten zu vielverheißenden und ermutigenden Ergebnissen und Lilienthal hoffte, damit den Beweis geliefert zu haben, daß das Problem der Konstruktion von brauchbaren Apparaten für den persönlichen Schwebe- und Segelf lug gelöst sei.

Das traurige Geschick, das den kühnen Versuchen Lilien-thals im vorigen Sommer ein so jähes Ende machte, hat leider gezeigt, daß er sich bezüglich der Stabilität seiner Apparate in einem verhängnisvollen Irrtum befand."

Hier weist Dr. Ahlborn ganz speziell darauf hin, daß Lilienthal sich nach seiner Meinung nur bezüglich der Stabilität seiner Apparate geirrt habe. Es steht nichts davon da, daß Lilienthal sich auch bezüglich der dynamischen Wirkung des Windes auf die Flügelflächen im Irrtum befunden habe.

Dr. Ahlborn fährt dann fort:

„Lange Zeit hindurch hatte er versucht, die besten Formen für seine künstlichen Flügel zu ermitteln. Als solche betrachtete er diejenigen, die einen möglichst großen tragenden Luftwiderstand ergeben. Das waren die hohlen, unterwärts konkaven Formen, die er fortan ausschließlich für seine Zwecke verwandte. Aber schon die ersten Flugversuche, die er mit solchen hohlen Flügeln anstellte, führten ihm die damit verbundene Absturzgefahr in so unverkennbarer Weise vor die Augen, daß er fernerhin nur mit ganz flachen Wölbungen experimentierte. Dadurch wurde denn zwar die Gefahr erheblich verringert, aber keineswegs vollkommen beseitigt; und die Apparate blieben daher noch immer weit entfernt von dem Grade der Sicherheit und Stabilität,*) den man unbedingt von einem Flugkörper verlangen muß, wenn demselben ein Menschenleben anvertraut werden soll. Es war das Verhängnis Lilienthals, daß er durch seine Widerstandsmessungen die Entdeckung der Ueber-legenlieit der hohlen Flugflächen über die anders gestalteten (bezüglich des tragenden Widerstandes) gemacht hatte."

Gerade auch dieser letzte Satz weist wieder darauf hin, daß Dr. Ahlborn an und für sich die Ueberlegenheit der hohlen Flügelflächen über die anders gestalteten anerkannt hat, daß er aber ein Verhängnis für Lilienthal darin erblickte, daß Lilienthal nicht auch die Stabilität berücksichtigt habe und deshalb abgestürzt sei.

Dr. Ahlhorn fährt dann fort:

„Er erblickte daher in den Flügelwölbungen das wichtigste

artige Wölbungen in den Flugorganen der kleinflügeligen Rudervögel (z. B. der Hühner) in so auffälliger Weise entwickelt hat.

*) Auch hier weist Dr. Ahlborn speziell nur auf die Sicherheit und Stabilität hin. — Anm. d. Verfassers

Merkmal eines guten Fl

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

iparates; und die Natur, welche der-

Seite .327 „FLUGSPORT". No. 12

Sellien ihm Recht zu geben. So schritt er als Mann der Tat zu persönlichen Flugversuchen, in der Ueberzeugung, daß nur durch praktische Erfahrung weitere Fortschritte in der Konstruktion der Flugapparate erzielt werden könnten. Und doch waren die Fragen der Stabilität, insbesondere die Frage über den Einfluß der Flächenformen auf den Gang der Flugbewegung in bewegter Luft — teils noch nicht befriedigend gelöst, teils nicht einmal gestellt"

Aus diesem Zusammenhang geht hervor, daß Ahlborn nicht das Ergebnis der Lilientharschen Versuche, das mit gewölbten Flügeln eine bessere tragende und vorwärtstreibende Wirkung durch den Wind erzielt würde, anzweifelte, sondern daß er nur bemängelt, daß Lilienthal sein Augenmerk nicht auch auf die Erforschung der Stabilität wandte und sein Unglück mit dem Absturz selbst verschuldet habe.

Daß Dr. Ahlborn diesen Standpunkt klar und deutlich eingenommen hat, geht außerdem noch hervor aus seiner Arbeit „Zur Mechanik des Vogelfluges" im 14. Bande der Abhandlungen auf dem Gebiete der Naturwissenschaften, Hamburg. Unter der Ueber-schrift „Bedeutung der gewölbten Flächen" auf Seite 28 dieser Schrift weist Ahlborn in einwandfreier Weise die Ueberlegenheit der gewölbten Flächen den ebenen gegenüber nach. Auf Seite 38 dieser Arbeit schreibt Ahlborn selbst wörtlich das Folgende:

„Es ist das Verdienst der Gebrüder Lilienthal in Berlin, durch ihre Versuche zuerst die Wirkung des Luftwiderstandes an gewölbten Flächen einer quantitativen Prüfung unterworfen zu haben.

Sie bestätigen unzweifelhaft die Ueberlegenheit der gewölbten Flächen den ebenen gegenüber; sowohl die vortreibende, wie die hebende Komponente des Luftwiderstandes sind an den gewölbten Flächen größer, als an den ebenen. Der Unterschied zeigt sich namentlich bei kleineren Winkeln, nach Tafel VII des Buches von Otto Lilienthal (Der Vogelflug als Grundlage der Fliege-kunst) erfährt z. B. bei 15° Neigung eine ebene Fläche nur 3' 10 des Widerstandes der normal getroffenen Fläche, während eine zylindrisch gewölbte Platte, deren Wölbung 1/12 der Breite beträgt, 9/10 des noramlen Widerstandes, also dreimal so viel als die ebene Platte erleidet. Die Versuche sind in der Absicht, möglichst hohe Widerstände zu erreichen, mit Flächen von schmaler, beiderseits zugespitzter Form ausgeführt, welche, wie Lilienthal aus den Konturen der Hauptflugfläche fliegender Vögel schließt, für diesen Zweck am günstigsten sind." (Forts, folgt.)

Moderner Fliegerbau.

Civilingenieur Osk. Ursliius. (Fortsetzung von Seite 193 No. 7. 09.)

Der Rumpf des Antoinettef Jiegers

ist verhältnismäßig schwer gebaut.

Beim Aufbau des Rumpfes und zur Formgebung desselben

No. 12

„FLUGSPORT."

Seile J28

werden die Hauptträger, Längsträger, über eine Scliablonenbank, Abb. 21, gebogen und mittels der Streben verbunden.

Die Streben Verbindung durch Lasehen

zeigt Abb. 22. Diese Konstruktion wird hauptsächlich durch Antoi-nette verwendet. Antoinette hat sein Chassis gitterträgeriörmig

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Schablonenba )k für die Herstellung des Chassis. Abb. 21.

ausgebildet und zwar sind die Streben nicht mittels Draht verspannt, sondern Diagonalstreben vorgesehen, welche das Chassis, da dasselbe verschiedenen Beanspruchungen unterworfen ist, widerstandsfähiger machen. Die Aluminiumlaschen werden, wie die nebenstehende Abbildung zeigt, einfach mittels Holzschrauben befestigt.

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Strebenverbindung durch Laschen. A ib. 21.

Die Montage der Tragflügel

geschieht gleichfalls auf Schablonen. ('S. Abb. 23.) Die bei-

stellende Abbildung läßt die Konstruktion der halbmondförmigen Gitterträger sehr gut erkennen. Die Sehnenhöhe beträgt ca '/„„ϖ

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Montage der Tragflügel. Abb. 2?.

Die kleinen Diagonalstreben sind mit den gebogenen Längsträgern, Hauptträgern, durch kleine Aluminiumlaschen verbunden. Die Befestigung der oben aufliegenden kleinen Tragstäbe geschieht mittels Bindedraht.

Die Bespannung der Tragflügel

zeigt Abb. 24- Damit der Wind nicht lintergreifen kann, wird die Leinwand stellenweise mit dem Gerippe durch -unterlegte Leinwandstreifen befestigt. Die

Gummistoff-Firmen liefern einen sehr guten Klebstoff.

Das Gerippe einer Steuerfläche zeigt Abbildung 25.

Während die Antoi-nette-Gesellschaft ihre

Bespannung der Tragflügel. Abb. 24. Chassis fast aUSSCllÜeß-

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lieh aus Holz herstellt, verwendet Robert Esnault-Pelterie für seine Chassis Stahlrohr, dessen Verbindungen autogen geschweißt bezw. hart gelötet sind. In Abbildung 26 sehen wir das Chassis von Robert Esnault-Pelterie in der Montage.

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Gerippe des Steuers. Abb. 25.

Metall wird zur Zeit im Fliegerbau für die Streben verhältnismäßig wenig verwendet. Holz hat sich bisher immer noch am besten bewährt. Die Franzosen verwenden mit Vorliebe amerikanische Fichte. Bei der Wahl des Holzes muß mit der größten

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Chassis von Robert Esnault-Pelterie. Abb 26.

Sorgfalt vorgegangen werden. So ist beispielsweise das nach der Nordseite des Stammes gelegene Holz immer saftreicher und spezifisch schwerer, als das von der Südseite. Ich habe öfters

bei Streben, die aus der Nordseite des Stammes herausgeschnitten waren, gefunden, daß dieselben doppelt so schwer waren als die von der Südseite herausgeschnittenen.

Von vielen Konstrukteuren wird immer noch, und zwar mit Erfolg, Bambus verwendet. In den Abbildungen 27—30 sind verschiedene Bambusverbindungen, wie sie Schräder in Breslau bei seinem Gleitflieger verwendet, dargestellt. Sehr ingeniös und leicht ist die Verbindung nach Abb 27, welche von einer anderen bezüglich der Festigkeit und Leichtigkeit wohl kaum übertroffen werden kann.

AI b. 27. Abb. 28.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Abb. 29. Abb. 30.

Beim Einkauf von Bambus verlange man stets Tongking-Bambus. Die anderen verschiedentlich auf dem Markt befindlichen Bambussorten, welche an den tiefen Furchen, an denen sich die Blätter befanden, zu erkennen sind, sind weniger widerstandsfähig und nicht zu empfehlen.

Um die Bambusstäbe gegen Beanspruchung in der Richtung des Querschnittes widerstandsfähiger zu machen, bezw. um ein Aufsplittern desselben zu vermeiden, läßt man auf einer Drehbank oder sonstigen Wickelbank, auf den Bambusstab dünnen Bindfaden stramm auflaufen. Die ganze Wicklung wird dann mit Schellack imprägniert. Ein derartig armierter Bambusstab besitzt

Nu. 12

„FLUOSFOKI

Seite 332

eine sehr hohe Widerstandsfähigkeit Die geringe Zunahme des Gewichts steht in keinem Verhältnis zu der erzielten hohen Festigkeit. (Fortsetzung folgt.)

Der Flugsport in England.

(Originialbericht unseres Londoner Korrespondenten.)

Vor kurzem sind die finanziellen Resultate der Luftschiff-fahrts-Ausstellung bekannt geworden, die Ende März in der Olympia-Halle stattfand und über die in No. 8 des „Flugsports-' ausführlich berichtet wurde. Diese Resultate sind nun allerdings nicht sehr erfreulich; der Verband der Motor-Industriellen, der die Ausstellung unternahm, hat einen Verlust von Lstr. 3000 zu tragen. Doch liegen die Gründe für dies schlechte Ergebnis offen zu Tage Die für die Ausstellung gewählte Jahreszeit war viel zu früh und das schlechte Wetter hielt viele Besucher fern. Es fehlte weiter die genügende Zeit, um die Vorbereitungen in umfassendem Maße zu treffen, und endlich war es ein großer Mangel, daß keine einzige Maschine im Fluge gezeigt wurde. Die Frankfurter Ausstellung wird in allen diesen Beziehungen der Londoner weit überlegen sein.

Großen Anklang haben hier die Vorlesungen gefunden, welch L. Blin Desblids im Regentstreet-Polytechnikum über Luftschiffahrt gehalten hat Etwa 600 Hörer beteiligten sich an dem Kursus. Wegen dieses schönen Erfolges soll die Aerodynamik einen dauernden Lehrgegenstand in dem genannten Polytechnikum bilden und auch in das im September beginnende neue Semester aufgenommen werden. Am 25- Mai zeigte ebendort Kapitän W. G. Windham ein Modell seines Windhain-Howard-Aeroplan, der augenblicklich gebaut wird. Diese Maschine ist ein Doppelmonoplan und besonders bemerkenswert deswegen, weil sie hauptsächlich für die Fahrt vor dem Winde konstruiert ist. Die beiden quadratischen Plane sind verschieden groß, und zwar ist der kleinere vor dem größeren angebracht. Der vordere Plan hat eine Fläche von 144 Quadratfuß, der hinteie Plan 288 Quadratfuß Beide sind in ihrer Diagonale zu einem V gebrochen, sodaß von der Mittellinie aus an jeder Seite sich je zwei dreieckige Plane in einem kleinen Winkel zur Horizontalen erheben. Unter jedem Plan befindet sich ein vertikaler Kiel, dessen Fläche ungefähr halb so groß ist wie die des darüber befindlichen Planes. Der Rahmen ist in seiner Gestalt einem Schlittschuh vergleichbar unxr^kann deswegen als Schlitten dienen, falls beim Niedergehen der Stoß nicht genügend durch die Räder aufgenommen werden sollte, von denen zwei unter dem Hinterplan und eines unter dem Vorderplan angebracht sind. Das Material des Rahmens ist Bambus; senkrechte Stützen aus Holz, durch Stahldrähte verbunden, dienen zur Verstärkung. Der Rahmen wiegt 125 englische Pfund. Der Motor mit Luftkühlung befindet sich vorn, der zweiflügelige Holzpropeller hinten ; beide zusammen wiegen 05 Pfund. Ganz hinten sind die Horizontal- und Vertikal-Ruder. Das Gesamtgewicht der Maschine ist 295 englische

Piund oder ca. 133 Kg. Trotz der Länge von 45 Fuß hat die Maschine in der Mitte Belastungsproben mit dem Gewichte von drei Personen bestanden

Eine andere Maschine bauen augenblicklich die aeronautischen Ingenieure Messrs. Handlay Page in Woolwich, dieselbe Firma, welche auf der Olympia-Ausstellung den Weiß-Monoplan und den Saul-Quadruplan ausstellte. Die neue Maschine, von Mr. Page gezeichnet, ist ein Monoplan und soll mit einem 25 HP-Motor ausgestattet werden. Als Startmaschine dienen Räder, die auf dem Boden zurückgelassen werden, sobald der Flieger sich erhebt. Beim Niedergehen wird der Flieger von Schlittenläufern getragen, die eine Besonderheit dieser Maschine sind.

Eine weitere aeronautische Maschine ist augenblicklich in Wokingham in Bau, doch weiß die Außenwelt noch nicht einmal, ob es ein Luftschiff oder eine Flugmaschine ist; denn der Erfinder und sein Gehilfe wahren mit der größten Sorgfalt ihr Geheimnis. Der große, aus Eisenblech hergestellte Schuppen, in dem sie arbeiten, wird stets verschlossen gehalten und eine Kette von Alarmglocken verrät ihnen jeden, der sie überraschen wollte. Aber einmal muß das Geheimnis ja doch zu Tage kommen, und hoffentlich stellt sich dann heraus, daß wirklich etwas dahinter war.

Auch ein neuer Verein zur Förderung der Flugkunst hat sich in London unter dem Namen „Institute of Flight" gebildet. Eigentlich ist dieser Klub freilich die Fortsetzung des „Aeronautical Institute and Club", der 1901 gegründet ist. Diese Vereinigung war jedoch in den letzten Jahren eingeschlafen, und es ist nun beschlossen worden, ihn jetzt, wo die Verhältnisse so viel günstiger liegen, zu neuem Leben zu erwecken. Der niedrige Mitgliederbeitrag von 10 sh. 6 d. soll hauptsächlich zur Unterhaltung eines Fluggrundes dienen.

Zum Schlüsse noch eine scherzhafte Geschichte, jedoch nicht die vom Gespensterluftschiffe, sondern von einem interessanten Rechtsstreite, der die Schwierigkeit der Patentgesetzgebung illustriert. Die Gebrüder Wright verraten bekanntlich auch dadurch ihre amerikanische Herkunft, daß sie smarte Geschäftsleute sind. Nun hatte der Besitzer des Tussaud'schen Wachsfigurenkabinetts, dem Castans Panöpticum in Berlin nachgebildet ist, die Absicht eine Figur Wrights auf seiner Flugmaschine auszustellen und wollte zu diesem Zwecke ein Modell seiner Maschine kaufen. Die Vertreter Wrights verlangten jedoch auf Grund ihrer Patentrechte, daßTussaud einen vollständigen Wright-Aeroplan zum Preise von Lstr. 12000 kaufen solle. Tussaud machte dagegen geltend, daß der gesamte Mechanismus, der die Maschine zum Fliegen brauchbar mache, für ihn unnötig sei; er wolle nur ein Modell haben. Darauf verschärften die Vertreter Wrights ihre Ansprüche jedoch noch, in dem sie erklärten, wenn Mr. Wright in seinem Aeroplan nicht in jedem Zuge genau nachgebildet wäre, so würden sie zu einer Beleidigungsklage und Schadenersatzansprüchen berechtigt sein. Wahrscheinlich wird Tussaud nun sein Vorhaben bleiben lassen, Wilbur Wright unter die Helden seines Wachsfigurenka-binets aufzunehmen; denn bei der Eigentümlichkeit der englischen Rechtssprechung wäre nicht abzusehen, wie bei einem Prozesse

der endliche Ausgang sein würde. Kaiser und Könige müssen es sich gefallen lassen, von Mr. Tussaud so dargestellt zu werden, wie es ihm gerade gelingt. Wenn aber der wächserne Wilbur Wrigt in seinem Aeroplane einen Hebel nicht richtig anfassen sollte, so hat der Wachskneter tief in seine Tasche zii greifen.

Pariser Brief.

Von unserem Pariser Korrespondenten.

Der erste französische öffentliche Flugmaschinen-Wettbewerb, den, wie seinerzeit berichtet wurde, die „Societe d'Encouragement ä l'Aviation" in Verbindung mit der Eröffnung ihres Aerodronis zu Juvisy am vorletzten Sonntag veranstaltet hatte, war in organisatorischer wie flugsportlicher Beziehung ein vollständiges Fiasko, was allgemein eine um so größere Enttäuschung hervorgerufen hat, als man in wochenlanger Reklame mit progressiver Eifektsteigerung auf den „sensationellen" Tag vorbereitet hatte, der für die Entwicklungsgeschichte der Aviation ein „historisches Datum" zu statuieren berufen wäre. Und wenn nicht geleugnet werden soll, daß der Tag allerdings „sensationelle" Vorgänge gebracht hat, so ist doch anzunehmen, daß die Veranstalter sich diese anders gedacht hatten.

Es spricht für das ganz außerordentliche Interesse, das die Flugsportbewegung im großen Publikum findet, ja geradezu für deren Volkstümlichkeit, daß der angekündigte Aeroplan-Bewerb eine Menschenansammlung nach Juvisy zog von so gewaltigem Umfange, wie sie von den Veranstaltern auch nicht annähernd vorausgesehen worden war.

Ein sonnenheller Frühsommertag, eine für diese Jahreszeit auch in Frankreich ungewöhnliche drückende Hitze, etwas gemildert durch heftige Windstöße, die das Herannahen eines Gewitters anzukündigen schienen. Auf allen Zufahrtsstraßen zu dem Aerodrom bewegten sich inmitten dichter Staubwolken endlose Linien von Automobilen, Pferdegespannen, Fahrrädern und Motorrädern. Die Eisenbahnzüge (allein von der Station Quai d'Orsay in Paris waren außerfahrplanmäßig 22 Sonderzüge nach Juvisy abgelassen worden) brachten immer neue ungezählte Scharen heran und schon um 1 Uhr mittags waren Tribünen und improvisierte Gerüste mit weit über IÜO.000 Zuschauern besetzt. Der —erste- Fehler war der, daß man die Leute zu so früher Stunde hinauskommen ließ und daß man annahm, das Publikum werde sich bis zum Beginn des eigentlichen Aeroplan-Bewerbes mit dem vorher angesetzten Drachenfliegen begnügen. Man sah wohl die zierlichen kleinen Flieger mit einigem Interesse auf liegen und ihre Evolutionen machen, aber als Stunden darüber vergingen, ohne daß von den Aeroplanen, um deretwillen einzig und allein die Menge herbeigeströmt war, etwas zu sehen war, setzte, zuerst kaum bemerkbar, aber stetig anschwellend, eine starke Unruhe ein und es erhob sich ein Entrüstungssturm, dem gegenüber die Handvoll Gendarmen und Polizisten, die zur Aufrechterhaltung

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der Ordnung aufgeboten waren, natürlich nicht ausreichen konnten. Schließlich durchbrach das Publikum die Barrieren, stürmte von den Trübinen herab in die Bahn und verlangte mit tausendstimmigen Rufen: „Un vol! un voll* Zwar hatte Delagrange um etwa 4 Uhr bereits einen Auffing versucht, da dieser übrigens mißglückte Vorgang sich dicht vor der großen Tribüne abspielte undnur wenige Sekunden dauerte, war er von dem größten Teile der Zuschauer garnicht bemerkt worden. Jetzt erblickte die in die Bahn strömende Menge die Maschine Delagranges, die hilflos am Boden lag und umdrängte den Aviatiker, indem sie stürmisch einen Flug verlangte. Das Organisationskomitee hatte angesichts der drohenden Haltung des leidenschaftlich erregten Publikums offenbar den Kopf verloren, man rannte zwecklos hin und her, schrie sich gegenseitig an und nichts geschah. Der Einzige, der inmitten der unbeschreiblichen Erregung kaltes Blut bewahrte, war eben Delagrange. Er apostrophierte die Menge und versprach ihnen einen Aufflug, wenn sie die Bahn räumte. Das schien zu wirken, denn in der Tat zog sich ein großer Teil des Publikums bis vor bezw auf die Tribünen zurück.

Jetzt sollte nun die Sache beginnen. Wie bekannt, handelte es sich um den Preis „La Gatinerie" für denjenigen Aviatiker, der die Bahn zehnmal, über eine Gesamtdistanz von 12 km, umfliegen oder wenigstens die größte Anzahl von Runden, mindestens aber zwei, zurücklegen würde. Die Bahn war durch zwei in einem Abstände von 600 m von einander aufgestellten hohen fahuengeschmückten Pfosten markiert. Die Kommissäre und anwesenden Ehrengäste sammelten sich nun an der Abflugstelle. Von bekannteren Persönlichkeiten bemerkten wir die Präsidenten des Aero-Club de France, die Herren Cailletet und Besancon, ferner den Stifter des Preises, den Grafen de La Gatinerie, sowie die Herren Surcouf, Köchlin, Robert Esnault-Pelterie, Marquis de Dion, Hauptman Ferber, Demanest, Guyot usw.

Eine neue allgemeine Enttäuschung gab es, als von all den angekündigten Teilnehmern an dem Bewerbe sich — zwei Konkurrenten, Leon Delagrange und Henry Rougier, an den Start stellten. Daß Bleilot sich" beim Hinausfahren nach Juvisy infolge eines leichten Automobilunfalles eine unbedeutende Verletzung am Knie zugezogen hatte und deshalb nicht „mitmachen" konnte, das hat wohl sein guter Stern so gefügt.

Um 6 Uhr endlich unternimmt Delagrange unter beispielloser Erregung der unabsehbaren Menschenwogen einen Aufflugsversuch. Er erhebt sich mit seinem Apparate nur wenige Meter vom Boden, durchfliegt auch die eine Seite der Bahn, und landet kurz nach der ersten Kurve. Sogleich versucht er einen neuen Start, muß aber wiederum hinter der ersten Kurve aufgeben. Jetzt besteigt Rougier seinen Zweidecker und der Achtzylinder-Antoi-nette-Motor wird angelassen Der Apparat fliegt nach wenigen Metern auf und scheint regelrecht funktionieren zu wollen; aber auf der Gegenseite der Bahn ereilt ihn ein Unfall, der ihn außer Kampf setzt. Zwei vom langen Warten oder von der Hitze ermüdete Zuschauer hatten sich in das hohe Gras gelegt und Rougier, der sehr niedrig flog, konnte sie nicht bemerken. Als die

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beiden Personen das Surren der herannahenden Maschine hörten, sprangen sie auf. Der Pilot befand sich unmittelbar vor ihnen und mußte, um ihnen auszuweichen, eine scharfe Seitensteuerung ausführen. Die Maschine verliert ihr Gleichgewicht und stößt mit dem Vorderteil auf den Boden, wobei sie sich nahezu senkrecht aufstellte. Natürlich war das Tiefensteuer zertrümmert und der Apparat mußte in die Halle geschafft werden. Inzwischen hat sich Delagrange bemüht, einen anderen Flieger geliehen zu bekommen, um noch den Preis bestreiten zu können. Er bat den anwesenden Präsidenten der Ligue Aerienne Nationale, Herrn Quinton, ihm den Apparat der Brüder Voisin zu überlassen. Herr Quinton aber stellt die Bedingung, daß Delagrange dafür 4000 Francs von dem 5000 Francs betragenden Preise abtreten müsse. (Uebri-gens hat sich wegen dieses Verhaltens des Präsidenten der Ligue nachträglich ein heftiger Pressekampf entsponnen. Herr Quinton

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Delagraiige im Fluge vor den Tribünen.

verteidigt sich gegen die gegen ihn erhobenen Vorwürfe, indem er behauptet, er hätte nur verlangt, daß Delagrange ihm in Höhe von 4000 Francs für etwa entstehende Defekte garantiert.) Mit dieser Maschine hat Delagrange etwas mehr Glück; er bleibt 10 Minuten 13 Sekunden in der Luft und legt in etwa 10 Meter Höhe eine Distanz von 6 km zurück. Er hat also als alleiniger Konkurrent, da er die verlangte Mindestdistanz von 4 kin erreicht hat, den Preis de La Gatinerie gewonnen.

Inzwischen hatte sich aber das Aerodroin fast gänzlich geleert. Kaum 2000 Personen sind noch Augenzeugen dieses Fluges. Der überwiegend größte Teil der Zuschauer hat sich vorher entfernt.

Der unrühmliche Verlauf des ersten öffentlichen Fhigmaschi-nenbewerbes in Frankreich löst natürlich in der gesamten Presse

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eingehende Betrachtungen aus, die übereinstimmend in einer scharfen Kritik des ganzen Arrangements sich ergehen. Die Veranstalter dagegen schieben die ganze Schuld, wie aus der ihnen nahestehenden Presse hervorgeht, auf das unverständige Verhalten der Zuschauer und führen dabei als Musterbeispiel das Berliner Publikum an, das sich die andauernden Mißerfolge Zipfels auf dem Tempelhofer Felde ruhig und geduldig gefallen ließ. Die Societe d'Encouragement scheint zu vergessen, daß die Zuschauer erst durch das unglaublich ungeschickte Arrangement, durch das stundenlange vergebliche Warten in glühendem Sonnenbrande, durch die wiederholten mißglückten Flugversuciie in seine äußerste Erregung gebracht worden ist, die allerdings nachher zu recht bedauerlichen und turbulenten Szenen führte. Das alles aber entschuldigt den kläglichen Verlauf der mit so vollem Munde angekündigten „Flugmaschinen-Rennen" nicht, denn man wird kaum annehmen können, daß infolge des lärmenden Verhaltens der Menge etwa die Aeroplane der Franzosen scheu geworden sind. Ein einziger Flug, eine einzige nur halbwegs anerkennenswerte Leistung hätte den Sturm beschworen und das Toben der Menge, die sich in ihrem nationalen Eitelkeitsbewußtsein getäuscht sah, in leidenschaftliche Begeisterung gewandelt.

Es wäre viel besser, wenn die Herren die begangenen Fehler erkennen und aus dem ersten Fiasko eine wertvolle Lehre ziehen wollten. Das ' scheint aber auch nicht der Fall zu sein: Wie es heißt, soll schon in aller Kürze (man behauptet sogar am nächsten Sonntag) der Versuch in Juvisy erneuert werden. Außer einem neuen von Herrn de la Gatinene gestifteten Preise würden noch zwei Bewerbe, die vom Aero-Club und von der Ligue Aerienne dotiert seien, bestritten werden. Möglich ist das immerhin. Aber das eine steht fest, daß es den Veranstaltern so bald nicht wieder gelingen wird, hunderttausende von Zuschauern nach Port-Avia-tion heraus zu bringen. Dazu ist die Enttäuschung und das Mißtrauen beim Publikum jetzt zu groß. Das Verständigste wäre ohne Zweifel, diese Art öffentlicher „Renn-Bewerbe" bis zum nächsten Jahre zu vertagen Bis dahin wird die fortschreitende Flugtechnik schon eher — mit Aussicht auf Erfolg — zu solchen Veranstaltungen bereit sein.

In lssy-Tes-Moulineaux experimentiert Santos Dumont fleißig weiter; er hat in diesen Tagen mit seiner „Demoiselle" einige kurze Flüge ausführen können. Rougier, der in Juvisy so wenig erfolgreich war, zeigt auf dem Manöverfelde von lssy, daß er, der erst seit kurzem vom Automobil zur Aviation übergangen ist, sich - bereits^eine gewisse Gewandtheit in der Handhabung des Aero-plans anzueignen verstanden hat. Bleriot hat mit einem Eindecker begonnen und rechnet nun bestimmt auf mehr Erfolg.

Maurice Guffroy, der für Esnault-Pelterie. einen von deren Eindeckern steuert, hat zu Buc in dieser Woche einen Flug von 4,800 km zuwege gebracht.

In Chalons gellt es nach wie vor lebhaft zu, wo Hubert La-tham mit großem Eifer experimentiert. Der rührige Engländer steuert bekanntlich den „Antoinette No. 4". Auf einem seiner Aufstiege hat er kürzlich sogar Demanest mitgenommen und mit

dieser Belastung einen Flug von 600 m vollbracht. Henri Farman, Henri Fournier und Jean'Qobron sind gleichfalls in Chalons.

Auf dem Sportplatz „Bagatelle" im Bois de Boulogne haben zwei neue Aviatiker, Labanhie und Puthet, mit einem Zweidecker von 6 m Spannweite zu arbeiten begonnen. Der Apparat bewährt sich anscheinend.

' In Pau will Tissandier mit einem Fluge von 1 Stunde 2 Mi-

nuten über eine Distanz von 57,500 km den bisherigen französischen Flugrekord geschlagen haben. Offizielle Kommissare waren nicht zugegen.

Von einem neuen Aeroplan wird viel gesprochen, der Wunderdinge erwarten läßt. Der „Prini-Berthaud" ist ein Zweidecker mit Stabilitätsschwanz. Die beiden Flächen haben eine Spannweite von 10.80 m und eine Breite von 2 20 m. Die bewegliche Schwanzfläche dient als Tiefensteuer. Der ganze Apparat ist

> 9,40 m lang, seine Tragfläche mißt 50 Quadratmeter, sein Gewicht

in voller rlugausrüstung beträgt 550 kg. Er hat einen 50 PS. Dreizylinder-Anzani-Motor mit Wasserkühlung und zwei Propellerschrauben von je 2,50 m Durchmesser bei 550 Umdrehungen.

Noch ein neuer Aeroplan, der von Givaudan, verdient kurze Beschreibung. Der Apparat ist von der Firma Vermorel nach den Plänen Givaudans, der erster Ingenieur daselbst ist, hergestellt. Er besteht aus zwei konzentrischen Trommeln, die auf den Enden eines verstärkten Balkens aufsitzen, woselbst sich der Platz des Piloten, sowie der Motor befinden. Die Vorderzelle ist nach allen

' Richtungen beweglich, sie gibt dem Apparat jede gewünschte

Steuerrichtung. Die Hinterzelle ist starr. Der Antrieb erfolgt durch eine Schraube von 2.40 m Durchmesser, die vorn angeordnet ist. Der Achtzylinder-Motor in V-Form hat 90 mm Bohrung und 120 mm Kolbenhub, Flanschenkühlung besonderen Systems und gibt bei einem Gewicht von 80 kg 40 PS. Die Verteilung erfolgt durch eine einzige Nockenwelle, die in einer hemisphärischen Kammer eingeschlossenen Ventile werden durch Steuerungshebel betätigt.

In Cannes haben Roux und Graf Lambert einige Tage experimentiert, ohne nennenswertes leisten zu können.

Die projektierte „Woche von Anjou" ist, wie der Aero-Club des Westens soeben beschlossen hat, für dieses Jahr aufgegeben worden, wohl schon eine Folge der Vorgänge von Juvisy.

Graf Henry de Kersaint hat der Soci€t6 d'Encouragement ä ['Aviation 10000 Francs für einen neuen Preis zur Verfügung gestellt, der im Aerodrom von Juvisy, aber nur von aktiven Offizieren der französischen Armee, bestritten werden soll.

Auch Madame Edmond Archdeacon hat einen Preis für denjenigen Aviatiker gestiftet, welcher an einem vorher von der Ligue Aerlenne festzusetzenden Tage und zu einer bestimmten Stunde innerhalb einer abgesteckten Flugbahn den längsten Flug zu Wege bringt, ohne den Boden zu berühren. Die Konkurrenten, denen eine Zeit von je 30 Minuten für den Abflug eingeräumt wird, sollen in Abständen von fünf Minuten starten. Kann innerhalb der bewilligten 30 Minuten der eigentliche Start nicht erfolgen, so scheidet der betreuende Konkurrent aus dem Bewerbe aus. Rl.

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FLUGSPOR T".

No. 1

tt

Flugtechnische

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Rundschau-

iniand.

Flieger von Parseval. Ueber die Flugmaschine des Majors von Parseval werden jetzt einige Daten bekannt. Parseval strebt bei seinem Aeroplan eine in gewissen Grenzen automatisch wirkende Gleichgewichtserhaltung an. Dadurch soll der Apparat befähigt werden, bei kleinen Böen sich von selbst die Gleichgewichtslage zu erhalten. Der Flieger ist ein Einflächner und in seinem Aeußeren einem großen Vogel ähnlich. Die Tragflächen haben etwa 50 qm Inhalt. Zu dem Traggerüst verwendet v. Parseval Rohre von Mannesmann. Die Tragflächen sind an beiden Enden etwas nach oben gerichtet, da durch diese Form eine große Stabilität nach der Seite zu gewährleistet wird. Mit dem Gerüst ist die Tragfläche durch Spiralfedern verbunden, wodurch ein federndes Schwingen erzielt werden soll. Das Stahlrohrgerüst ist nach hinten verlängert zu einem Schwanz für das Höhen- und Seitensteuer. Das Höhensteuer stellt sich durch eine Reguliervorrichtung selbsttätig ein, je nach der Geschwindigkeit des Fluges. Durch diese Vorrichtung können auch Seilen- und Höhensteuer mittels Hebelübersetzung vom Führersitz aus betätigt werden. Der Antrieb erfolgt, durch einen Daimlermotor von 115 PS, der zwei Luftschrauben Parseval'scher Konstruktion antreibt. Der ganze Apparat ruht auf Schwimmern, die aus wasserdichtem Stoff hergestellt sind und mit Luft aufgeblasen werden. Parseval will mit den Versuchen nächsten Monat beginnen und zwar sollen dieselben von einer Wasserfläche aus (wahrscheinlich auf einem der großen Seen in der Nähe Berlins) stattfinden.

Grade hat in letzter Zeit zahlreiche Flugversuche auf dem Anger von Magdeburg unternommen, nachdem er in den vergangenen Monaten verschiedene Veränderungen an seiner Flugmaschine vorgenommen hatte. U. a. sind die Tragflächen bedeutend verbreitert worden Am 19. Mai flog er Strecken von 400, 600 und 700 Meter in einer'Höhe von etwa 2 m. Bei Versuchen am 21. Mai hatte Grade einen Unfall, der jedoch nur auf das Konto des allzu neugierigen Publikums geschrieben werden kann. Der Anger ist an sich in seiner Ausdehnung zu gering, um als ideales Flugfeld gelten zu können. Wenn dann, wie es hier der Fall gewesen ist, das Publikum die Flugbahn des Aviatikers durchquert, d>nn wird man verstehen, wie leicht ein für Publikum und Flugschiffer gleich gefährlicher Unfall enlstehen kann.

Flieger von Strobl. Bei Großhesselohe in der Nähe von München unternahm vorigen Herbst der Briefträger Strobl einige Gleitversuche mit einem von ihm konstruierten Gleitflieger. Zur Zeit ist Slrobl damit beschäftigt, einen neuen verbesserten

Flugapparat mit Motor herzustellen, wobei ihm kapitalkräftige Kreise zur Seite stehen______■-

In 2—3 Monaten hofft Strobl mit den Versuchen beginnen zu können. Strobl will eine selbsttätig wirkend; seitliche Vorrichtung zur Gleichgewichtserhallung erfunden haben, durch welche ein Umkippen der Flugmaschine unmöglich gemacht wird.

Flugversuche mit dem Aeroplan „Krüger". In der Nähe von Elbing wurden Flugversuche mit dem Krüger'schen Aeroplan angestellt. Der Apparat erhob sich etwas vom Boden, stieß aber beim Landen so heftig auf, daß das Chassis verbogen wurde. Nach Vornahme der Reparaturen sollen die Versuche wieder aufgenommen werden.

Ausstellung einer Flugmaschine in Chemnitz-Altendorf. Während der Pfingstfeier-tage war auf dem Sportplatz in Chemnitz-Altendoif ein Gleitflieger ausgestellt. Der

Apparat hat nur 10 qm Tragfläche bei 7 m Spannweite. Sein Gewicht beträgt 23 kg. Der Apparat hat bis jetzt seine Brauchbarkeit noch nicht erwiesen. Erst die in Kürze zu erwartenden Flugversuche werden darüber ent cheiden.

Ausland.

Neuer Flieger von Bleriot. Bleriot hat seinen Einflächner wieder umgebaut. Das Chassis hat eine von den früheren Konstruktionen vollständig abweichende Form erhalten Auffallend ist die tiefj Lage des Schwerpunktes. Bei seiner

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Flieger Bleriot. (Fahrgestell) früheren Konstruktion fiel der Schwerpunkt mit dem Widerstandsmittelpunkt des Fliegers zusammen. Die Seitensteuer, welche mit dem am Schwnnz angebrachten

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Flieger Bleriot. (Rückansicht.)

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Seitensteuer zusammen wirken, befinden sich nicht mehr an den Flügelenden, sondern links und rechts am Fahrgestell. Zum Betriebe dieses neuen Fliegers dient ein 35 PS Achtzylinder-E. N. V. Motor.

Flieger von PischofMCöchlin. Dieser Flugapparat wird zur Zeit für die Wettbewerbe in Juvisy vorbereitet. Wie die beistehende Abbildung zeigt, besitzt der Apparat ein vorderes Horizontalsteuer und außer dem am Schwanz eingebauten

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Flieger Pischoff-Köchlin. (Seitenansicht.) Seitensteuer zwei an den Tragdeckenden an Streben befestigte Seitenhilfssteuer. Zum Betriebe dient ein Achtzylinder-Antoinette-Motor, welcher zwei Holzschrauben antreibt.

Flieger Goupy II. Der Flieger von Qoupy ist ein Zweiflächner. Er besitzt vorn eine hölzerne von einem 25 PS Dreizylinder-Anzani-Motor angetriebene Schraube. Um eine bessere Fallschirmwirkung zu erzielen, ist die obere Tragfläche

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Flieger Qoupy II.

gegen die untere nach vorn geschoben. Die Tragilächenenden sind als bewegliche Seiten- und Höhensteuer ausgebildet. Am Schwanz sind gleichfalls Hilfs-fforizontal-und Seitensteuer vorgesehen.

Schwingenflieger von Soltau. Einen Scliwingenfüeger stellt Ingenieur Andreas Sollau in Wien aus. Die Flügel haben eine Spannweite von II m und die Tragflächen einen Inhalt von 30 qm. Das Gewicht der Flugmaschine beträgt 550 kg. Das Gestell ist aus Mannesmannröhren hergestellt. Als Antriebsmaschine ver-

wendet Soltau einen Kohlensäuremotor, der bei tatsächlichen Flügen mit flüssiger Luft betrieben werden soll.

Die Vorführungen des FarmanSyndikates in Wien sind verunglückt. Das Syndikat hatte bekanntlich den Farman-Flieger erworben und mit dieser Flugmaschine durch Legagneux „Schaullüge gegen Entree" auf dem jenseitigen Ufer der Donau veranstaltet. Am Sonntag den 23. Mai, als eine sehr große Menschenmenge den vielleicht mit etwas zu viel Reklame angekündigten Flügen beiwohnen wollle, versagte der Apparat vollständig. Das Syndikat hat sich inzwischen aufgelost und den Aeroplan dem Kriegsministerium zur Verfügung gestellt. Jetzt streitet sich alles um die Ursache der Mißerfolge. Wichtiger und empfehlenswert ist es, Flugversuche in aller Stille vorzunehmen und nicht die troße Masse der Bevölkerung dazu einzuladen, deren Stimmung durch solche Unfälle zu leicht gegen die Flugtechnik beeinflußt wird.

Patentwesen.

Deutschland.

Patentanmeldungen.

77h. E. 13795. Füllgas für Luftfahrzeuge. Dr. Hugo Erdmann, Charlottenburg, Bismarckstraße 11. 13. 8. 08.

77h. P. 21 802. Vorrichtung zum stoßfreien Landen von Luftfahrzeugen auf festem Boden. Jadocus Plöger, Cöln Bremerstr. 20. 21. 7. 08.

77h. P. 22 130. Unterdruckluftschiff mit unterteiltem Tragkörpe. Jadocus Plöger, Cöln, Bremerstr. 20. 15. 10. 08.

77h. K. 37 825. Verfahren zur Vorbereitung von Leuchtgas für Luftschiffahrts-2wecke. Heinrich Koppers, Essen, Ruhr, Isenbergstr. 30. 4. 6. 08.

77h. B. 51 504. Blitzschutzvorrichtung für Luftschiffe aller Art. Caspar Braun, Frankfurt a. M., Eiserne Hand 11. 24. 9. 08.

Patenterteilungen.

77h. 210 933. Flügel für Luftschrauben P. F. Degn, Bremen, Lobbendo fer tr. 7. 25. 6. 08. Q. 20 203.

England.

(Anmeldungen vom 5. April bis 1. Mai 1909.)

No. 8086. Robert Welford, Sunderland, Verbesserungen an Flugmaschinen.

No 8118. John William Dünne, Verbesserungen an Aeroplanen.

No. 8179. Motorluftschiff-Studiengesellschaft m. b. H., Verbesserungen an Tragflächen für Aeroplane (In Deutschland angemeldet 9. Mai 1908). NB. Mit vollständiger Spezifikation.

Flugmaschine mit unter Federwirkung stehenden, znm Absprung dienenden Kippstützen*).

Es sind bereits Flugmaschinen bekannt, bei welchen zum Zwecke des Absprungs die mit Rädern versehenen Stützstangen um wagerechte Achsen drehbar sind, so daß durch Umkippen-derStützen das Fahrzeug fällt und dabei die Luft unterhalb der Tragflächen verdichtet.

Bei dem Gegenstand der vorliegenden Erfindung stehen die Tragflächen mit den kippbaren Laufräderstützen in starrer Verbindung. Hierdurch wird erreicht, dali beim Umkippen der Stützen die Tragflächen eine Schlagwirkung ausführen, wodurch die Luft unterhalb der Tragflächen stärker verdichtet wird und das Fahrzeug leichter aufsteigen kann.

Die Zeichiung zeigt ein Ausfährungsbeispiel einer solchen Flugmaschine in schematischer Darstellung, und zwar in den Abb. 1 und 2 in Draufsicht und Vorderansicht. Abb. 3 ist ein Grundriß der Tragflächen und Abb. 4 eine Seitenansicht der zum Aufflug bereiten Flugmaschine.

Am Fahrzeugrahmen 1 sind ein Paar Tragflügel 4 und eine Schwanzfläche 5

*)D.;R. P. Nr. 208218. Josef Deixler, Haag, Niederl.

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um wagerechte Achsen 6 und 7 drehbar befestigt. Die Tragstangen dieser leicht gewölbten Flächen, die durch einzelne mit reffbarem Stoff bespannte Rohre oder Rippen versteift werden, tragen die beiden vorderen Laufräder 8,8 und das hintere Laufrad 9 und werden durch am Maschinengestell befestigte Zugfedern, 10, II, 12 nach abwärts in die in Abb. 4 punktiert dargestellte Lage gezogen.

Um den Aufflug herbeizuführen, werden die vorderen Tragflügel 4 durch eine geeignete Zugvorrichtung so weit in die Höhe gezogen, daß die vorderen Laufräder Abb. 1. Abb. 3.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

lotrecht unter die Drehachse 6 oder weiter rückwärts zu stehen kommen. Nach Ausschalten der Zugvorrichtung wird infolge der Kraft der Federn 10 und 12 ein starke, Flügelschlag nach abwärts erfolgen, die Laufräder rollen nach vorwärt?, und es err folgt ein Ansteigen des Fahrzeugkörpers. Gleichzeitig tritt der Propeller 2 in Wirkung-so dali ein Fortbewegen der Flugmaschine erfolgt. Dabei nehmen die Tragflächen die in Abb. 4 punktiert gezeichnete Stellung ein.

Bei schneller Fortbewegung der Maschine beziehungsweise durch s'arken Gegenwind werdende Segelflächen selbsttätig eine Drehbewegung nach aufwätts vollführen und sich in fast wagerechter Lage einstellen, wodurch die Zugfedern gespannt werden.

Die Höhensteuerung wird durch Aenderung der Federspannung der Tragflügel bewirkt.

Die Steurung in wagerechter Richtung erfolgt mittels an den vorderen Flügeln 4 befestigter Leinen 13 (s. Abb. 1) durch Lagenänderung der Flügel gegeneinander. Die Zugfeder 14 hält die rückwärtige Tragfläche im Gleichgewicht, wenn sie außer Wirkung ist.

P a t ent-A nsp ruc h. Flugmaschine mit unter Federwirkung stehenden, zum Absprung dienenden Kippstützen, gekennzeichnet durch an den Stützen starr befestigte Tragflächen (4,5), welche beim Umkippen der Stützen einen Niederschlag ausführen.

Verschiedenes.

Was wird die Flugmaschine in 5 Jahren sein? In Nr. 2 des „Flugsport" veröffentlichten wir einige Aeuß^rungen mehrerer bedeutender Fluglechniker über die Zukunft der Flugapparate. Neuerdings hat das Pariser „Auto" wieder eine Rundfrage veranstaltet, von deren Antworten wir in Nachstehendem die wichtigsten wiedergeben.

Kapitän Ferber, der bekannte Flugforscher und Aeroplankonstrukteur, äußert sich wie folgt: In fünt Jahren wird die Flugmaschine der Geschwindigkeit von 150 Kilometern in der Stundejzuschreiten; einzelne Maschinen werden 4 und 5 Personen

befördern können. Sie wird sich in Ihren Dimensionen nicht verringert haben, wie man allgemein glaubt, sie wird sogar größer geworden sein. Sie wird keine Schrauben mit vertikaler Achse haben, troiz der Holfnung so vieler Erfinder. Sie wird auch keine automatischen Stabilisierungsvorrichtungen aufreisen, da diese nicht notwendig sind.

Die Flugmaschine wird weder auf den Dächern noch in den Straßen landen. Sie wird Räder und Kufen besitzen. Die Karosserie wird schon lange Zeit geschlossen hergestellt werden.

Zu Ostern 1915 wird ein regelmäßiger Dienst mit Aeroplanen zwischen Dover und Calais eingerichtet werden und man wird die Ueberfahrung aller Meerengen versuchen. In den Hafenorten wird man die Herstellung von Flugmaschinen von 1000 und 2000 Pferdekräften, die so groß sind wie Torpedoboote, in Angriff nehmen.

Der Luxus und der Snobismus werden sich der Aviatik zu bemächtigen beginnen, und das wird nicht gerade lustig sein.

Graf Castillon de Saint-Victor.der bekannte Kugelballonfahrer, sagt: „Im Jahre 1915 wird der Aeroplan ein sehr schneller Apparat sein, der ein Minimum von 120 Kilometern in der Stunde leistet. Er wird, was die zu befördernde Last betrifft, noch immer sehr beschränkt sein und nicht mehr als drei oder vier Passagiere aufnehmen können. Falls dagegen die gegebene Geschwindigkeit zu diesem Zeitpunkte nicht erreicht werden könnte, wird die Aviatik nicht mehr existieren. Ihre Zukunft hängt daher von den Motoren ab."

Der Kommandant Driaut schreibt: „Mein Gefühl ist, daß in fünf Jahren die Flugmaschine das sein wird, was heute der Automobilrennwagen ist, mit dem Unterschiede, daß sie viel weniger kostet. Wir werden Aeroplane die Luft in 50 Meiern Höhe durchkreuzen sehen, sie werden die Städte vermeiden und gewisse von Hindernissen und Unfallsmöglichkeiten wenig bedrohte Routen verfolgen und Geschwindigkeiten von 200 Kilometern in der Stunde erreichen, wie sie ja auch schon Pain-leve vorausgesagt hat. Aber nur die Sportsleute und waghalsigen Draufgänger werden sie benützen, denn die häufigen und eindrucksvollen Unfälle werden der großen Masse alltäglich ins Gedächtnis rufen, daß der Flugmaschinenfahrer einem Bolzen ausgeliefert ist, der brechen kann, oder einer Luftschraube, die aus dem Leim geht. Ich glaube überdies, daß dieses ultramoderne Fahrzeug seine Last auf zwei oder höchstens drei Personen beschränkt sehen wird.

Wenn wir bis Ostern 1915 den Krieg gehabt haben sollten, den gegenwärtig alle Umstände anzukündigen scheinen, wird der Aeroplan darin gewiß seine Rolle im Meldedienst gespielt haben, und nichts hindert uns, im Geiste einen tapferen militärischen Flugmaschinenpiloten zu sehen, begleitet von einem ausgezeichneten Schützen, beide geradezu unverwundbar wegen der Eigengeschwindigkeit ihres Apparates, die den feindlichen Generalissimus in der Mitte seiner Armee aufsuchen und erlegen und dergestalt in hervorragender Weise zum Gewinn der Schlacht beitraeen."

Maurice Farm an, der Bruder des bekannten Aviatikers und selbst ein Flugmaschinenkonstrukteur, sagt folgendes: „Ich glaube, daß der Aeroplan in fünf Jahren kaum schon ein Sportfanrzeug und daher auf eine sehr kleine Zahl von Anhängern beschränkt sein wird. Was den Aeroplan vom Standpunkt des Verkehrs betrifft, so wird dieser auch sechs Jahre später, meiner Meinung nach, bestimmt nicht existieren."

Viktor Tatin, einer der Pioniere der Aviatik in Frankreich, schreibt: Ich glaube, daß man in fünf Jahren eine weit einfachere Type des Aeroplans, als die jetzt verwendete, gefunden haben wird. Ich habe immer gemeint, daß das beste Mittel, um schnelle Flugmaschinen zu erhalten, bei denen nicht mit der Motorkr. ft verschwendet wird wie es gegenwärtig geschieht, wäre, sie so vollkomi en als möglich geschoßähnlich zu machen. Wir sind zwar noch weit davon entfernt, aber ich bin überzeugt, daß man dazu gelangen muß, und zwar bald. Diese Apparate würden wahrscheinlich aus einem geschlossenen schlanken Körper ohne Extremitäten bestehen und ein einziges Paar Flügel tragen, die zweifellos nicht sehr groß sein würden. Die unentbehrlichen Steuer werden rückwärts angebracht sein, die Schraube wird der gegenwärtigen Type entsprechen, denn es scheint mir unmöglich, eine bessere zu finden. Man wird den Apparat mit einer Schraube oder mit zwei Schrauben ausrüsten, aber nicht mit mehr, und sie werden immer an der Rückseite des Flugmaschinenkörpers angebracht werden.

Vom sportlichen Standpunkte aus werden diese Aeroplane großen Erfolg haben. Man wird wahrscheinlich kleine, sehr schnelle Apparate dieser Art konstruieren, die mit einem Motor von etwa 20 HP betrieben, nur eine einzige Person tragen können Die Programme der Wettbewerbe lenken unglücklicherweise zum Aeroplan für meh-

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No. 12

rere Personen hin, der zweifellos sehr schön fahren würde, aber meiner Ansicht nach von heute in fünf Jahren noch nicht im stände sein wird, als Transportmittel dienen zu können. Die französischen Typen (Bleriot, Esnault-Pelterie etc.) scheinen mir die einzigen zu sein, die fähig sind, definitive Resultate zu ergeben. Sie sind Muster, die es zu vervollkommnen gilt.

Ernest Archdeacon, der bekannte Flugforscher und Mäcen der Aviatik, sagt: Was der Aeroplan in 5 Jahren sein wird? Meiner unmaßgeblichen Ansicht nach wird er sich im Prinzip von den gegenwärtig existierenden Apparaten kaum unterscheiden. Er wird leicht 200 Kilometer in der Stunde erreichen und seine Tragflächen werden bedeutend kleiner geworden sein. Vom sportlichen Standpunkt aus wird er das Mittel des wundervollsten und aufregendsten aller Sports sein. Gleichzeitig wird er aber auch Verwendung für die wichtigsten militärischen Zwecke finden. Was die Flugmaschine als Verkehrsmittel betrifft, so halte ich in meinen Vorhersagen mich sehr reserviert. Vor allem einmal schalte ich die Beförderung großer Lasten wie überhaupt gewöhnliche Transporte aus, die undurchführbar sind, und zwar aus mechanischen Gründen, die zu erörtern an dieser Stelle zu weitläufig wäre. Was Transporte ganz spezieller Art betrifft, so schwanke ich auch diesbezüglich. Ich meine, daß der Aeroplan beim gegenwärtigen Stande der Wissenschaft noch weit davon entfernt ist, als Transportmittel verwendet werden zu können, und zwar wegen der Schwierigkeiten des Auffluges und der Landung und ebenso wegen der Möglichkeit einer Panne des Motors während einer Reise von Stadt zu Stadt, ein Zwischenfall, der einen zum Niederstieg auf einem gefährlichen oder für einen neuen Aufstieg ungeeigneten Terrain zwingen kann. Ich füge aber sogleich hinzu, daß die beiden angeführten Schwierigkeiten nicht unlösbar sind."

Diese Enquete könnte nicht besser geschlossen werden als mit den Worten des paradoxen Tristan Bernard, der da sagt:

„Von heute in 5 Jahren wird die Zahl der Flugmaschinen derart gewachsen sein, daß sie die Sonne verfinstern werden und man genötigt sein wird, ein Fahrverbot auszusprechen. Aber man wird für sie, wie für die Untergrundbahn, geräumige Tunnels bauen, die prächtig beleuchtet werden. Diese Prophezeiung ist nicht gewagter als viele andere."

Ein Lehrstuhl iür Aviatik wird im Oktober auch an der Hochschule in Danzig errichtet. Es sollen Vorlesungen auf dem Gebiete des Flugmaschinen und Luftschiffbaues gehalten werden. Professor Wagner wird im Wintersemester? zunächst Vorträge über die Verbrennungskraftmaschinen für Land-, Wasser- und Luftfahrzeuge halten, die mit Uebungen verbunden sein werden.

Bau von Aeroplanhallen in Wiener-Neustadt. Wiener-Neustadt erbaut auf dem Steinfelde nächst der Stadt mehrere Hallen aus Holz, die zur Unterbringung von Flugmaschinen dienen sollen. Die Dimensionen der Hallen sind ungefähr 4 m Höhe, 12 m Breite und 15 m Länge. Sie sollen zur Aufnahme je eines Apparates dienen. Als Miete wird eine geringe Gebühr erhoben. Die Hallen liegen noch deshalb besonders günstig, weil hier die ebenen Flächen des Steinfeldes sehr nahe liegen und Wiener-Neustadt auch ein Zentrum der Industrie ist. Es befinden sich u. a. dort die Werkstätten der Daimler-Werke, so daß bei vorliegenden Reparaturen dem Flugtechniker durch diese leicht nnd schnell Hilfe und Unterstützung gewährt werden kann

Geschäftliche Nachrichten.

Flugniaschlnen- und Motoren-Gesellschaft^jn. b. H. Unter dieser Firma wurde in das Handelsregister zu Berlin ein Unternehmen eingetragen, welches die von dem Berliner Ingenieur Dr. Fritz Huth auf eine Flugmaschinenkonstruktion und Motor gewonnenen Patente zu verweiten beabsichtigt. Das Stammkapiial beträgt 24000 Mk.

Der Flugapparat von Dr. Huth ist ein Doppel-Zweiflächen-Flieger. Durch die neuartige Anordnung zweier hintereinander gelesener Flächenpaare und das günstige Verhältnis der Tragfläche zum Gewicht des Apparates sowie die hohen Leistungen des Motors bei niedrigstem Gewicht ges'atten das Auffliegen des Apparates bei geringer Anlaufgeschwindigkeit.

Der Flugmotor ist sechszylinderisch mit einer neuartigen Zylinderanordnung und eigens konstruierten Ventilen. Der Motor von 60—70 PS kommt bei reichlichen Lagerabmessungen unter ein Gewicht von 1 kg pro PS.

Dr. Huth beabsichtigt, seinen Flugapparat mit dem neuen Motor ausgerüstet auf der IIa vorzuführen.

No. 12 „FLUGSPORT". Seile 346

Literatur.

Luftkrieg von R. P. Hearne, mit einem Geleitwort von Sir Hiram Maxim. Verlag von Karl Siegismund, Berlin. Preis geh. M. 6.- geb. M. 7.—. Dieses Buch, welches von der Tagespresse, insbesondere von der englischen eingehend besprochen wurde und welches nicht zum wenigsten dazu beigetragen hat, die Invasionsfurcht in England zu verstärken, behandelt im wesentlichen die Verwendbarkeit und die Bedeutung der Flugmaschine und des Motorballons im Kriege. Daß England und Frankreich durch deutsche Flugmaschinen gefährdet w erden, ist vorläufig ein Märchen. Die Erfolge der deutschen Flugtechniker sind infolge ihrer geringen Unterstützung noch sehr minimal. Anschließend an das bekannte Geleilwort des englischen Technikers Hiram Maxim folgen Beschreibungen der wichtigsten Flugmaschinen und Ballons, Verwendung von Ballons im Kriege, Zukunft der Luftschiffe, die Grenzen der Verwendbarkeit der Luftschiffe, Luftflotten, der Kampf von Landtruppen gegen Luftschiffe, der Krieg in der Luft, die Luftschiffe im Seekrieg, die Gefahr eines Üeberfalls für England, Verteidigung der Küsten und Kolonien, die Navigation in der Luft, das Luftrecht, die Photographie im Luftschiff, Luftschiffe im Feuer.

Zuschriften an die Redaktion.

(Ohne Verantwortung der Redaktion.)

Kann der Mensch mit eigenen Körperkräften fliegen?

Frankfurt a. M., den 23. Mai 1909.

Geehrte Redaktion! Die von Herrn Baumanti angegebene Formel

,E =«c G j^=lQ./I (JL) '/,

2 2 'F? 2 \ Ff /

besagt nicht, wie Herr Schöpflin in Nr. 10 Seite 276 Ihrer geschätzten Zeitschrift irrtümlich angibt:

„Die Leistung, welche erforderlich ist, um einen Körper schwebend zu erhalten, wächst mit der 3|s fachen Potenz seines Gewichtes", sondern

1. „Die Leistung, welche erforderlich ist, um Körper mit gleicherTrag-flache schwebend zu erhalten, ändert sich mit der 3|s fachen Potenz aus dem Verhältnis der Gewichte",

2. „Die Leistung, welche erforderlich ist, um Körper von gleichem Gewicht schwebend zu erhalten, ändert sich umgekehrt wie die Wurzel aus dem Verhältnis der Tragflächen",

Aus beiden Sätzen ergibt sich noch

3. „Die Leistung, welche erforderlich ist, um Körper mit gleicher Belastung pro qm schwebend zu erhalten, ändert sich im gleichen Verhältnis wie die Gesamtgewichte."

In seinen Berechnungen hat Herr Schöpflin den letzten Faktor der Baumann-

scheTt_FfjrmeL^_^r^ 's gleich konstant gesetzt d. h. er hat angenommen, daß die Tragfläche der Vögel und des fliegenden Menschen genau so groß sei, wie die Tragfläche des Wrigtschen Gleitfliegers, als etwa 60 qm. In Wirklichkeit haben die genannten Vögel jedoch nur 1 bis 2 qm Tragfläche, sodaß die Berechnungen falsche Resultate ergeben. Um dieselben richtig zu stellen, sind noch einige Daten erforderlich, die mir jedoch fehlen. Nimmt man aber an, daß der Gänsegeier mit Beute, der Storch und der fliegende Mensch dieselbe Belastung pro qm Tragfläche wie der Gleitllieger hat, der Gänsegeier ohne Beute dagegen im Verhältnis der Gewichte weniger, so ergeben sich nach Satz 1 bezw. 3 folgende Leistungen:

9 1875

1. für den Gänsegeier ohne Beute-—— ϖ ———- = i/1 25 mkp|sek.

OW / y \ |-i

mit „ ~^ ■ 1875 =^ <y 60

Seite 347

„FLUGSPORT".

No. 12

4

3. lür den Storch

500

1875

= i/1 15 mkg|sek.

4.

if

„ Menschen, wenn das Gewicht der 2 Trag- resp. Flügelflächen etwa 25 kg

beträgt

75 + 25 10O

1875

375

Die vorstehenden Berechnungen fußen auf der Annahme, daß die Gewichtsangaben des Herrn Schöpflin bezgl. des Wrigtschen Gleitfliegers und der Vögel sowie meine Annahme, der gleichen Belastung pro qm Tragfläche zutreffen, anderenfalls sind etwaige Aenderungen zu berücksichtigen. Weiter ist zu berücksichtigen, daß der Kraftbedarf des Wrigtschen Gleitlliegers um den Wirkungsgrad der Luftschraube verringert weiden muß. Schätzt man denselben zu etwa 75 V so b.trägt die vom Menschen zum Schweben in ruhiger Luft aufzuwendende Leistung immer noch 375 ■ 0,75 = 280 kg|Sek. = ^ 4 PS.

Hieraus ergibt sich, daß der Mensch bei weitem nicht im Stande ist, sich mit eigenen Körperkräften in ruhender Luft in der Schwebe zu erhalten. Weiter ist anzunehmen, daß die Flugversuche des Wiener Uhrmachers Jacob Degen bei weitem nicht das angegebene Resultat gegeben haben.

Falsche Anschauungen über Wind.

Wilhelm Kreß satt in seinem Werke „Wie der Vogel fliegt":

„Solange die Luftströmung eine konstante Geschwindigkeit hat, so befindet sich der Vogel wie in ruhiger Luft; er kann in beliebiger Richtung: mit oder gegen den Wind fliegen und wird dabei keinen anderen Wind verspüren, als nur den Stirnwind, der aus seiner Eigengeschwindigkeit resultiert."

Diese richtigen Anschauungen über den Wind scheinen noch weit weniger Gemeingut aller Flugtechniker geworden zu sein, als man annehmen sollte. Sonst wäre es nicht möglich, daß selbst Hofrat Wellner auf Seite 18 der Nummer 16 der Fachzeitung HP für Automobilismus in seinem Aufsatz über den Unfall des Herrn Legagneux aut solch falsche Vermutungen kommen könnte wie es tatsächlich der Fall ist. In diesem Aufsatz wird ausgeführt, daß der Drachenflieger beim Flug mit dem Winde 22 sek|m Geschwindigkeit bekommen hätte, und dann bei der Wendung im rechten Winkel noch eine Geschwindigkeit von 19 sek|m gehabt habe, während die Eigengeschwindigkeit des Fahrzeuges nur 16 sek|m beträgt. Infolge dieser erhöhten Flugscfinelligkeit von 19 seklm für welche der Bau des Propellers nicht geeignet gewesen sei, wäre der Propeller durchgegangen. Diese AeuDerungen zeigen, wie schwierig es oft ist, bei den einfachsten physikalischen Vorgängen den richtigen Faden nicht zu verlieren. Wenn das richtig wäre, was in dem Aufsatz steht, so würde auch folgendes richtig sein:

Es fährt jemand mit dem Automobil von Linz nach Wien mit einer Geschwindigkeit von 10 mlsek. Da die R chtung von Westen nach Osten geht, und auch die Erdumdrehung in der gleichen Richtung stattfindet, so ist zu dieser Geschwindigkeit von 10 misek noch die Geschwindigkeit des Erdumfangs auf dem Breitengrad von Wien hinzuzurechnen, welche etwa 320 mlsek beträgt. Die Geschwindigkeit des Automobils beträgt also 10 + 320 = 330 m|sek. In Amstetten fällt dem Automobilisten ein, rechts ab nach Waidhpfen zu fahren. Mit dieser ihm innewohnenden Geschwindigkeit von 330 misek fährt er nun nach Süden ab. Er erreicht die 30 km nach Waidhofen also in einer Zeit von ca. 2 Minuten!

Natürlich ist dies unrichtig. Die lebendige Kraft, welche die Drehung der Erdoberfläche dem Automobil verleiht, kommt nicht in dieser Weise zur Geltung. Sie kommt nur dadurch zur Geltung, daß das Automobil auf der nach Süden führenden Straße bleibt, und nicht nach Westen zurückfällt. Diese verhältnismäßig komplizierten Kräfte Wirkungen ko i men uns aber gar nicht zum Bewußtsein. Wir wissen, daß wir für alle Vorgänge auf d r Erdoberfläche den Faktor der lebendigen Ktaft, welche die Erddrehung und alle übrigen kosmischen Bewegungen hervorbringen, vernachlässigen können, ohne irgend welche Fehler zu begehen. Für den Erdbewohner existiert diese lebendige Kraft nur, wenn ein Körper, der nicht zur Erde gehört, also beispielsweise ein Meteor, in den Bereich der Erde und mit irgend welchen Gegenständen auf der Erde in Kontakt kommt. Hier äußert sich dann die lebendige

Hochachtungsvoll Heinr. Schmidt, Ingenieur.

Kraft des durch die Erdrotation in Bewegung gesetzten Gegenstandes bei dem Zusammenprall.

Ebenso wie : lso für die Erdbewohner die Umdrehung der Erde nur insoweit existiert als dadurch die Himmelskörper eine scheinbare Bewegung erhalten, ebenso existiert für den Luftschiffer, sobald er von der Erde los-gelö-tist, kein ströraendei Wind, sondern er bemerkt denselben nur dadurch, daß die Erde unter ihm hinweggleitet. Der Flugtechniker rechnet richtig, wenn er irgend welche Wirkungen des strömenden Windes ebenso außer Acht läßt wie der Erdbewohner die Wirkungen der Erdrotation. Strömender Wind existiert also für den Flugtechniker nicht, sondern nur eine Bewegung der Erdoberfläche unter ihm und erst beim Landen können irgend welche Wirkungen des strömenden Windes bezw. der ihm entgegenkommenden Erdoberfläche in die Erscheinung treten.

Wenn n'e Eigenbewegung des Legagneuxschen Apparates 16 mlsek betrug, so kann der strömende Wind nicht Ursache dafür gewesen sein, daß der Propeller durchging, denn strömender Wind übt keine derar'igen Wirkungen aus. Solange der Luftschiffer in seinem Element ist, kann für ihn Wind nur in Form von Böen oder von Wirbeln in Betracht kommen. Eine abnorm große Geschwindigkeit der Flugmaschine und dadurch hervorgerufen ein Durchgehen des i Propellers kann natürlich sehr le cht eintreten, wenn der Flugapparat aus der Höhe

in verhältnismäßig steiler Bahn abwärts geht, denn hier bewirkt die Schwer-krait eine unter Umständen sehr grolle Beschleunigung der Fluggeschwindigkeit. Umgekehrt wird natürlich beim Aufwärtsfahren in verhälinismäßig steiler Bahn die Fluggeschwindigkeit und damit die Propellergeschwindigkeit abnehmen.

Berlin Mai 1909.

Georg Rothgießer.

Offizielle Mitteilungen des Vereins Deutscher Flugtechniker.

Sitz Berlin.

Ehrenmitglieder: Gustav Lilienthal, Groß Lichterfelde. Orville Wright, Dayton. Wilbur Wright, Dayton.

1. Vorsitzender: Dr. Fritz Huth, Rixdoif.

2. Vorsitzender: Major von Parseval, Charlottenburg. Schriftführer: 0. Schmal-Carbur, Tempelhof.

Beisitzer: Diplom-Ingenieur H Dorner, Berlin. Ingenieur J. Grade, Magdeburg. Ober-Ingenieur H. Rosenstein, Elbing. Ingenieur Max Schüler, Chemnitz. Vorsitzender der technischen Kommission: Ober-Ingenieur Zix, Berlin. Vorsitzender der P1 a tz ko m m i s s i o n : Kap.tan z. S. a. D. von Pustau. Ausstellung Frankfurt. Unser Mitglied, Herr Ing. Ursinus in Frankfurt hat das Arrangement unserer Ausstellung in Frankfurt übernommen. Wir bitten unsere Mitglieder die Modelle und Apparate, die sie in Frankfurt a. M. ausstellen wollen, an die Adresse: Civil-Ingenieur Oskar Ursinus, Frankfurt a. M., Bahnhofsplalz 8, frachtfrei zu senden. Modelle, die den Raum von 5 qm Uberschreiten sind vorher anzumelden. Nach erfolgtem Versand bitten wir die Geschäftsslelle zu benachrichtigen.

Ungezwungene Zusammenkünfte. Wir bringen zur^gefl. Kenntnis, daß für unsere Mitglieder in Berlin jeden Freitag ein Stammtisch im Restaurant Heidelberger belegt ist. Wir bitten unsere

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Mitglieder von dieser Gelegenheit zur ungezwungenen Aussprache Gebrauch zu machen.

Die nächste Vereinsversammlung findet am Dienstag, den 8. Juni im Restaurant Heidelberger, Saal 5 zu Berlin statt

Tagesordnung:

1. Vortrag: Kraftbedarf von Drachenfliegern.

2. Verschiedenes.

Gäste sind willkommen! Zuschriften sind an die Geschäftsstelle; Berlin, W. 35, Schöneberger Ufer 25 zu richten. Zahlungen werden durch Zahlkarte auf das Posischeck - Conto Nr. 5332 (O. Schmal, Tempelhof; erbeten.

cii^»- Der Vorstand:

iDr. F. Huth, I. Vorsitzender. 0. Schmal, Schriftführer.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Offizielle Mitteilungen des Schlesischen Flugsport=Club.

__ Sitz Breslau.

Vorstand:

1. Vorsitzender: Oberingenieur E. Schräder.

2. „ Ingenieur C. v. Saltwürk.

1. Schrift wart: Ingenieur E. Leischner.

2. „ Postsekretär P. Solger. Propagandaausschuß: Chefredakteur L Beninatto

Sportsgruppen, zugleich Sportskommission:

1. Maschinenflug; Obmann E. Schräder.

2. Freiflug: Obmann E. Leischner, H. Kukol.

3. Freiballon! Obmann E. Schräder.

4. Automobilfahren: Obmann C. v. Sallwiirk.

5. Rasenspiele, Florettfechten, Pistolenschießen: Frau von Sallwiirk, K, Ritzmann, L. Beninatto.

6. Wintersport: C. O. Schlobacn, Fritz Heidenreicti, C. Stach.

Clublokal: Theater-Restaurant. Sitzung: Jeden Sonnabend 8.30 Uhr.

Sitzung vom 15. Mai.

Der Vorsitzende erklärte 9.30 Uhr die Sitzung für eröffnet. Der erste Punkt der Tagesordnung bildete die Taufe der beiden neuen Flugapparate des Klubs. Die Damen, die den Taufakt vornehmen sollten, wurden durch das Los bestimmt. Als Namen wurden „Breslau' und „Schräder" gewählt. Ueber die einzelnen Gruppen ist wie folgt zu berichten: Gruppe I (Maschinentlug): Die große Flugmaschine des Klubmitgliedes Heitmann-Hamburg wird bis zur Breslauer Festwoche fertiggestellt sein und.mit etnem provisorischen Motor versehen auf der Festwiese zur Ausstellung gelangen. — Gruppe II (Freiflug) : Die beiden älteren Flugapparate des Klubs sind flugfertig wieder nach unserem Uebungsplatz hinausges hafft worden und sollen bereits am Sonntag, den 16 er. benutzt werden.

Zum Neubau unserer Halle in Nippern wird der von unserem Mitgliede, Herrn Zimmermeister Raschke vorgelegte Kostenanschlag für eine Halle von 8 mal 4 Meter Grundfläche genehmigt and Herrn Raschke die Ausführung des Baues zur sofortigen Inangriffnahme übertragen.

Bezüglich der Beteiligung des Schlesischen Flugsportklubs an der Breslauer Festwoche wird eine prinzipielle Beteiligung zugesagt. Es sind unsererseits folgende Darbietungen vorgesehen: 1. Vorführung von bemannten Gleitflugapparaten im Fluge von einem 5 Meter hohen drehbaren Abfluggerüste aus. 2. Ausstellung der großen Motorflugmaschine unseres Mitgliedes Heinrich Heitmann-Hamburg. 3. Ausstellung

einer Kopie der Flugmaschine der Gebrüder Wright, in einer Grösse von 20 Quadratmeter, und erklärender Vortrag von Ingenieur Schräder über die Entwickelung der Wrig;schen Flugmaschinen mit Demonstration an dem großen Modell.

Am Sonntag, den 16. Mai, morgens 5 Uhr, fanden in Nippern praktische Flugübungen statt. Der stark wechselnde böige Wind Nordwest—Ost beeinträchtigte wohl die Länge der Flüge, war aber vortrefflich geeignet, das Training für die Erhaltung der Gleichgewichtslage zu fördern. Die beiden älteren Flugapparate F. C. 1 und F. C. II, die inzwischen die Namen Max und Moritz erhalten haben, erwiesen sich als aerostatisch ausgezeichnet stabil und als vorzüglich geeignet für ihre Bestimmung als Trainingsapparate für die Anfänger.

Taufe der neuen Flug-Apparate.

Am Nachmittag 3 Uhr fanden sodann in der Montagehalle der Bauanstalt aviatischer Geräte und Maschinen in Krietern (Kgl. Erdbebenwarte) die Taufe der beiden neuen Flug-Apparate statt, welchem Akt außer den Mitgliedern zahlreiche Gäste beiwohnten. Der Vorsitzende des Klubs eröffnete die Feier mit einem erläuternden Vortrage, worin er hauptsächlich auf die Bestrebungen des Klubs im allgemeinen und auf den Zweck des Gleitfluges im besonderen hinwies. Nach ihm ergriff der 2. Vorsitzende, Herr von Sallwürk, das Wort und begründete die getroffene Wahl der Namen der neuen Flug-Apparate, worauf die Damen Frau v. Sallwürk und Frau Weinreich den Taufakt vollzogen und so empfingen die beiden Apparate Ihre Namen „Breslau" und „Schräder". Da augenblicklich noch drei weitere Apparate des Klubs bei der „Bagum"-Breslau im Bau sind, so verfügt der Klub demnächst, trotz seines erst vierteljährlichen Bestehens, bereits über sieben Flug-Apparate im Gesamtwerte von über 3000 M.

Der Abend versammelte die Mitglieder im Klublokale zu einer Feier im engeren Kreise.

Vorstandssitzung vom Dienstag, den 18. Mai. Der Vorsitzende eröffnete die Sitzung um 10 Uhr.

1. Punkt der Tagesordnung: Bau unserer Apparate-Halle in Nippem. Der Bau soll tunlichst beschleunigt werden, da die Halle dringend benötigt wird. Raschke erklärt, mit der Aufstellung der Halle am kommenden Dienstag beginnen zu wollen.

Punkt 2: Diskussion über den Antrag des Herrn von Sallwürk, betreffend Erhöhung des Mitgliedsbeitrages von 2,50 M. auf 3,— M., bezw. 3,— M. auf 4,— M. für Familien. Der Vorstand beschließt, diesen Antrag der Mitgliederversammlung am 29. Mai zur Beschlußfassung vorzulegen und seinerseits einstimmig zu befürworten.

Punkt 3: Es soll ein Protokollbuch angelegt werden, in welchem die Beschlüsse der Vorstandssitzongen festgelegt sind. Die Einsichtnahme steht jedem Mitgliede frei. Dieser Anlrag wird nach kurzer Debatte angenommen.

Punkt 4: Beteiligung des Klubs an der Breslauer Festwoche und am Festzuge. Zur Teilnahme an der Festwoche, die bereits in der letzten Sitzung prinzipiell beschlossen wurde, teilt der Vorsitzende mit, daß der Sportausschuß die von der Bauanstalt aviatischer Geräte und Maschinen für Darleihung und Vorführung ihrer Apparate gestellten Bedingungen angenommen hat und somit die Teilnahme des Schles. Flugsport-Klubs mit diesen und seinen eigenen Apparaten ermöglicht worden ist. Die Beteiligung am Festzuge selbst wurde nach längerer Debatte abgelehnt.

Sitzung vom 22. Mai. Der Vorsitzende eröffnete die Sitzung um 9 Uhr.

Zu den einzelnen Gruppen ist zu berichten: Gruppe 11 (Freiflug). Die Uebungen mit einem der neuen Apparate (Breslau) ergaben ein sehr interessantes Resultat. Die beiden älteren Apparate erlitten unter dem Einflüsse des Windes eine Defor-mierung i erart, daß ihr Querschnitt in die schwach V-förmige Gestalt überging. Hierdurch wirkten sie gewissermaßen als um den Schwerpunkt (Angriffspunkt des Führers) drehbare Windfahne und unterstützten so das Hauptbestreben des Führers, den Flieger mit der Spitze in die Windrichtung einzustellen. Bei dem neuen Apparat aber wurde diese Deformierung einnal durch die Verwendung des von der Luft unabhängigen, feuchten Gummistoffes, dann aber auch durch die sorgfältigere Spannug vermieden. Dieser Apparat bot aiso dem Drehbestreben des Windes nach allen Seiten ein gleiches Gegenmoment und erschwerte durch seine empfindliche Reaktion das Einstellen in die richtige Windrichtung außerordentlich, so daß er trotz seines bedeutend größeren Auftriebes weit schwieriger zu behandeln war, als de älteren Apparate. Eine Abänderung konnte nur erfolgen, indem entweder die V-Form durch schlappe Spannung oder auf künstliche Weise in den Apparat hineingebracht wurde,

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was in beiden Fällen eine Verminderung des Auftriebes zur Folge gehabt hätte, oder aber dadurch, daß der Apparat mit einem seitli.hen Ric'tungssteuer versehen wurde. In diesem Sinne erfolgte d r Umbau des Apparates in Kriet rn. Auf besonderen Wunsch unseres Mitgliedes Fritz lieidenreich sollte der Finger neben dem Seitensteuer zugleich mit einer Höhensteuerung ausgerüstet werden, damit mit diesen beiden Vorrichtungen der Führer in der Lage sei, jeder Windströmung oder Richtungsänderung des Apparates zu begegnen. Der Flieger „Breslau" wurde deshalb am Freitag und Sonnabend von der „Bagum" zu einer komplett steuerbaren Flugmaschine umgebaut und mit einem zirka 2 Quadratmeter großen, geschweiften, festen Hötiensteuer versehen und außerdem ihm eine durch Drehuig eines Handgriffes zu regulie ende doppelte Hö!iensteuerung vorgelagert.

Bereits am Sonnabend Abend wurde dieser neue Flieder „Breslau" von der „Bagum" abgeliefert, um am Sinntag Morgen nach Nippern transportiert zu werden. Ein ausführlicher Bericht über die erzielten Resultate mit diesem neuen Apprrat erfolgt irt der nächsten Sitzung

Bezüglich unseres Hallen-Neubaues in Nippern k.nn no^h mitgeteilt werden, daß bereits am gestrigen Montag die Materialien herangeschafft worden sind und die Aufstellung heute Dienstag begonnen hat. Die Fertigstellung des Neubaues erfolgt dank dem besonderen Entgegenkommen unseres Mitglie es, Herrn Zimmermeisters Raschke, ungesäumt, so daß noch in dieser Woche un-er neues Heim seiner Bestimmung übergeben werden kann. Die Werkzeuge-Einrichtung ist bereits von Herrn Fritz Heidenreich in Gemeinschaft mit der „Bagum" gestiftet worden. Um in unserer Haie für eine besonders eifrige Trainingmannschaft Uebernachtungs-möglichkeiten zu schaf en, wird neben den erforderlichen Schlafgelegenheiten die Anlage einer elektrischen Nachtbeleuchtung vorgesehen, welche unser Miigl'ed Herr W. Bruch in liebenswürdiger Weise zur Verfügung geteilt hat.

Schluß der offiziellen Sitzung 11 Uhr.

Bezüglich unserer Uebungen in Nippern und aller sonstigen Klubangelegenheiten haben wir in unserm Klublokal eine Tafel angebracht, auf der alle vorgesehenen Veranstaltungen verzeichnet sind.

U n sere Mi tgI ied erza h 1: Die Zahl hundert ist bereils überschritten! Wir steuern in das zweite Hundert hinein, nachdem wir zu den am Gründungstage unseres Klubs anwesenden 30 Personen innerhalb nur eines Vierteljahres die doppelte Anzahl Teilnehmer dazu erhalten haben. Ein Beweis für das rege Interesse, das sich allentnalben für die Aviatik kundgibt.

Zur Breslauer Festwoche: Am Montag war die Festwochenkommission zur Besichtigung eines für unsere Uebungen geeigneten Plalzes auf der Festwiese anwesend. Da der für die Zuschauer am besten geeignete Phtz vor der großen Tribüne wegen des Windschattens der B iume und der Tribünenwände sich n cht für die Qleitf lugversuche eignete, ande"ersjits aber wenigstens für die Vorträge die unmittelbare Nähe der Tribüne erwünscht war, so wurde eine Teilung in der Weise durchgeführt, daß für die Sprungversuche mit Glei fliegern ein Platz in ungefährer Mitte des Gesamtplatzes bestimmt wurde, während die Aufstellung der Maschine und des Modelles auf einem direkt vor der Tribüne gelegenen Podium stattfindet.

Der Bau der für die Festwoche bestimmten Apparate wird rege trefördert, da angesichts der kurzen Zeit eine intensive Arbeit erforderlich ist, um die Fertigstellung der Apparate zu ermöglichen.

Training der Gruppe II: Die Uebungen in Nippern haben außer Sonntag in dieser Woche noch nicht stattfinden können, da der ständig herrschende Wind in Richtung Ostsüdost, der geradewegs in unser Bergtor hineinweht, jeden Versuch unmöglich machte, so daß wir zweimal unverrichteter Sache nach Breslau zurückkehren mußten. Obwohl die jetzt herrschende ungünstige Windrichtung eine verhältnismäßig seltene ist, wird tm allen Eventi alitäten vorzubeugen, als Privateigentum "der „Bagum" auf dem Uebungsplatz in Knietern ein in jede Windrichtung drehbares Gerüst errichtet, welches wenigstens für kleine Schwebeversuche einen ständig brauchbaren Startplalz abgeben soll. Durch die Errichtung soll auch einigen Klubmitgliedern, welche Zeitmangels wegen auf die Wochentags bungen in Nippern verzichten müssen, Gelegenheit gegeben werden, Schwebeübungen in bequem erreichbarer Nähe Breslaus auszuführen

Gerätehalle in Nippern: Heute, am Donnerstag vormittag ist das Fachwerk der neuen Gerätehalle nahezu vollendet. Noch heute abend wird der Bau so weit vorgeschritten sein, daß unsere Halle bereits über Nacht dem Appart „Breslau" Gastfreundschaft gewähren kann. Die definitive Fertigstellung erfolgt heute, Freitag.



Flugsport

JHustrierte technische Zeitschrift und Anzeiger

für die gesamte

„Flugschiffahrt"

(L' Aviation)

- Le seul organe allemand traitant les interets de l'Aviation -

unter Mitwirkung bedeutender Fachmänner herausgegeben von Oskar Ursinus, Civilingenieur.

Brief-Adr.: Redaktion und Verlag „Flugsport" Frankfurt a. M., Bahnhofsplatz 8. Repräsentant pour la France: E. Raphael, Paris, Rue du Faubourg Poissonniere 62. Erscheint regelmäßig am 1. und 3. Freitag jeden Monats.

= Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. -------

Der Nachdruck unserer Artikel ist, soweit nicht mit „Nachdruck verboten" versehen, nur mit genauer Quellenangabe gestattet.

Nr. 13. Frankfurt a. M., 18. Juni 1909. Jahrg. I.

Internationale Luftschiffahrts=Ausstellung Frankfurt a. Main 1909.

x.

Die

Preise

haben neuerdings wieder eine erhebliche Bereicherung erfahren. Die Bürgerspende hat jetzt einen Betrag von 11000 Mark ergeben, so daß rund 200000 Mark für Preise für Flugmaschinen zur Verfügung stehen.

Neben dem großen projektierten wissenschaftlichen flugtechnischen Kursus werden während der Ausstellungsdauer in dem besonders errichteten Theaterbau

wissenschaftliche Vorträge, auch populärer Natur, gehalten.

In Aussicht genommen sind bisher Vorträge von: Major v. Parseval: „Der Parseval-Ballon, seine Ausführungsformen, sein Verwendungsgebiet" (12. Juli), Professor Meili: „Ballon, Flugmaschinen und die Jurisprudenz" (19. Juli), Professor Erdmann: „Die chemischen Grundlagen der Luftschiffahrt" (26. Juli), Professor Pütter; „Die Entwicklung des Tierflugs" (2. August), Professor A h 1 b o r n: „Die aerodynamischen Vorgänge an Flugflächen.

Luftschiffen und Propellern" (11. August), Hauptmann Scheinpflug: „Die technischen und wirtschaftlichen Chancen einer ausgedehnten Kolonialvermessung aus der Vogelperspektive auf Grund des heutigen Standes der Vermessungs- und Flugtechnik", Geheimrat Hergesell, Professor Prandtl, Geheimrat Aß-mann: „Die obere Inversion der Temperatur", Professor M a r -k use: „Die Ortsbestimmung im Ballon bei unsichtbarer Erdoberfläche und über dem Meere", Professor Süring: „Die Schichtbildung in der Atmosphäre", Geheimrat Miethe: „ßallon-photographie", Geheimrat Zitelmann, Professor Schillings.

Zur Frage der Gestaltung von Flügelflächen

von Oberlehrer Ingenieur Alfred Freund-Leipzig.

„Es wäre in hohem Maße wünschenswert, daß die Versuche unter gleichzeitiger Rücksichtnahme auf den Einfluß des Flächenumrisses auf die Größe des Luftwiderstandes wieder aufgenommen und systematisch durchgeführt würden, wenn auch nicht verschwiegen werden darf, daß für die wissenschaftliche Entwicklung der Theorie des Luftwiderstandes zunächst noch viele Fragen, die sich auf ebene Flächen beziehen, dringend ihrer Lösung harren. Im Prinzip ist ja der Luftwiderstand an gewölbten Flächen kein anderer als an ebenen, da wir die gewölbten als irgendwie im Räume angeordnete Aggregate von kleinen Ebenen vorstellen können. Sobald man also über den Einfluß einer verschiedenen Anordnung der Flächenelemente in der E ben e, d. h. über den Einfluß des Flächenumrisses auf den Luftwiderstand, genügend orientiert ist, wird man dazu übergehen müssen, die räumlich verschiedenen Anordnungen in ihrer Wirkung der Luft gegenüber zu prüfen und zuzusehen, welche Beziehungen zwischen dieser Wirkung und den mathematischen Elementen der Anordnung bestehen.

Stehen nun auch die Lilienthal'schen Versuche einstweilen noch isoliert da, so haben sie doch für die Beurteilung der Wölbungen des Vogelflügels eine unschätzbare Bedeutung, denn sie enthalten gleichsam die quantitativen Beweise für die

---------Wirkungen der Schranke, die sich aus den vorher mitgeteilten

Versuchen nur ihrer Qualität nach ergeben hatten. Der vordere Rand der gewölbten Fläche, welcher wie ein Messer in der Richtung des Gegenwindes die Luft durchschneidet, ist ja nichts anderes als die vollkommene Form einer Schranke, wie sie sich auch aus unseren theoretischen Betrachtungen ergeben hat.

Daß die Flügel der Vögel keine ebenen, sondern gewölbte Flächen bilden, ist seit langer Zeit bekannt. Man glaubte die Wölbung als eine Einrichtung auffassen zu sollen, dazu bestimmt, beim Rückschlag des Flügels den Abfluß der Luit zu erleichtern und beim Niederschlag zu erschweren, also den schädlichen

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„FLU OS PORT".

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Widerstand zu verringern, den nützlichen zu steigern. Gleichzeitig werde zu diesem Zweck beim Rückschlag die Wölbung verstärkt und die Fläche gleichsam verkleinert, während beim Tiefschlag die Wölbung mehr ausgeebnet, die Widerstandfläche also vergrössert werde."

An keiner Stelle tritt Ahlborn der Anschauung Lilienthals entgegen, daß sich für die gewölbte Flügelfläche nach Art der Vogelflügel eine tragende resp. hebende Komponente ergibt und daß sich der Luft ein geringer Widerstand entgegensetzt, oder was dasselbe sagt, daß eine treibende Komponente gegenüber der Verwendung ebener Flächen erzeugt wird.*) Es ist doch ganz sicher anzunehmen, daß Ahlborn in der Zeit der Erscheinung des

14. Bandes der Abhandlungen, welcher 1896 herauskam und des

15. Bandes, welcher 1897 erschien, seine Ansicht nicht geändert, hat. Hätte er jedoch seine Ansicht geändert, so hätte er erst selbst diese Aenderung kundgegeben, ehe er neue Forschungen am Vogelflügel veröffentlicht hätte. Dem ist aber nicht so.

Aus alledem geht also hervor, daß Ahlborn sich zunächst vollkommen auf den Standpunkt Lilienthals gestellt hat, daß gewölbte Flügel nach Art der Vogelflügel den ebenen Flügeln in Bezug auf die durch Luftbewegung auf diese Flügel ausgeübte Kraft überlegen sind und daß Ahlborn seinerseits in seiner Arbeit „Ueber die Stabilität der Flugapparate" diese Frage gar nicht mehr zu erörtern beabsichtigte, sondern sich lediglich auf die Festlegung von Stabilitätsfragen beschränken wollte.

In Bezug auf die Stabilität kommt allerdings Ahlborn auf den Standpunkt, daß nicht nach unten konkav gewölbte Flügel für die Stabilität am günstigsten, sondern nach unten konvex gewölbte in Bezug auf die Stabilität günstiger sind und hier zeigt sich, daß Ahlboras Arbeit eine recht interessante Abhandlung über Mechanik darstellt, aber für den Beurteiler des Flugproplems sehr wenig Wert hat. Ahlborn hat nämlich ganz recht, wenn er behauptet und auch beweist, daß die Stabilität der nach unten konvex gewölbten Flügel eine günstigere ist als die in Bezug auf Kräftewirkung als günstiger erkannte nach unten konkav gewölbte Flügelfläche. Er läßt aber völlig außer Acht, daß die Stabilitätsfrage technisch ja auch auf ganz anderem Wege gelöst werden kann. Dr. Ahlborn operiert in seinem Gedankengang nur mit der Fläche und mit den äußeren Kräften auf diese, vergißt aber ganz, daß selbst^ wenn die Fläche unstabil ist, diese durch viele andere Mittel stabilisiert werden kann, wie es ja alle modernen Flugtechniker machen. Es gibt heute gar keinen Flugapparat, der nicht nach unten konkav gewölbte Flächen hätte. Alle diese Konstrukteure haben sich um diese Stabilitäts-Erörterung Ahlborns gar nicht gekümmert, sie haben die Frage auf ganz anderem Wege gelöst, und es ist gar nicht anzunehmen, daß diese praktischen Leute, die alle sich das Werk Lilienthals bis zu einem gewissen Grade nutzbar machten, die Arbeit Ahlborns gekannt haben. Denn halten sie derartige Skrupel gehabt wie Ahlborn, der die nach Art der Vogelflügel gewölbten Flächen

*) Siehe meine Ar eit „Lenkbarer Ballon oder Flugmaschine" in Nr. 3 d. Z.

nicht haben wollte, nur weil sie im Winde nicht stabil seien, so wären sie niemals zum Fliegen gekommen. Es liegt ja auch an dieser Stelle nahe, darauf hinzuweisen, daß die Natur derartige Skrupel auch nicht hatte als sie unsere Vögel nur mit nach unten gewölbten Flügelflächen ausstattete. Auch zeigt gerade das Beispiel des Schwebevogels, daß es Mittel gibt, die Unstabilität der Flächen wieder auszugleichen durch eine gewisse Schwerpunktsverlegung des übrigen mit den Flügelflächen zusammenhängenden Körpers. Die Stabilitätsfrage findet aber gerade durch die mehrfach genannte Erfindung eine besondere Lösung, indem die nach Art der Vogelflügel gestalteten Flügelflächen mit einem Ballon verbunden werden. Die Auftriebskraft dieses Ballons ist wohl im Stande, bei richtiger Anbringung der Flügelflächen die Stabilität wieder herzustellen. Diese Auftriebskraft kann konstruktiv sehr leicht an eineStelle desGesamtsystems gelegt werden, daß dieSumme der statischen Momente der Kippkräfte aulgehoben wird durch das statische Moment, welches der Auftrieb in Bezug auf dleKipp-achse auszuüben imstande ist. Schon aus diesem Grunde ist es ein Fehler, die Ahlbornschen Abhandlungen, soweit sie nur Flügelflächen im Auge haben, zur Beurteilung heranzuziehen. Will man die Stabilität anzweifeln, so muß man selbstverständlich alle Kräfte am System berücksichtigen.

Trotzdem nun, wie ich einwandfrei nachgewiesen habe, Ahlborn bis hierher nur von der Stabilität gesprochen hat und an keiner Stelle der Ansicht Lilienthals widersprach, daß gewölbte Flügelflächen eine größere hebende und treibende Komponente ergeben, beginnt Ahlhorn plötzlich, ohne die Veränderung seines bis dahin eingenommenen Standpunktes aufzuklären, auf Seite 31 gewisse Schlüsse Lilienthals auch in Bezug auf die Kraftwirkung anzuzweifeln. Gerade aber in diesen Punkten irrt Ahlborn ganz verhängnisvoll in seinen Anschauungen hin und her, widerspricht sich mehrmals selber gegen früher- Er will an zwei Figuren (S. 31) die er dem Buche Lilienthals entnommen hat, einen unstatthaften Schluß Lilienthals nachweisen. Es geht aber gerade aus dieser Auseinandesetzung hervor, daß Ahlborn Lilienthal gar nicht verstanden hat. Lilienthal verfolgte mit seinen beiden Figuren und seiner Auseinandersetzung nur den Zweck, die von ihm durch Versuche einwandfrei festgestellte vorwärtstreibende Komponente möglichst einfach zu erklären und hat allerdings mit dieser Begründung einen mechanisch nicht statthaften Weg eingeschlagen. Indem Ahlborn diesen Fehler aufdeckt, hat er aber absolut nicht das Resultat Lilienthals widerlegt. Lilienthal hat mehrmals in seinen Begründungen, in der Sucht, einfach zu sein, unkorrekt gehandelt. Diese Unkorrektheiten können durch einen modernen Flugtechniker, der auch die wissenschaftliche Seite vollauf beherrscht, leicht beseitigt werden, wie ich weiter unten dartun werde. Daß nun Ahlborn auf S. 31, 2. Abs., Reihe 4 und folgende schreibt: „Daß hier ein Irrtum vorliegt, ist mir keinen Augenblick zweifelhaft gewesen", will gar nichts sagen, denn wohin soll es führen, wenn ein Mann, wie Lilienthal, einfach durch solche Worte widerlegt werden kann,

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„FLUGSPORT."

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daß man nachweist, der Betreffende habe in der Begründung einer Tatsache einen mechanischen Fehler begangen. Die Hauptsache war doch für die späteren Flugtechniker, daß die Tatsache festgestellt war. Daß aber Ahlborn ganz gewaltig geirrt hat in seiner Meinung, daß es nicht möglich sei, durch den Wind eine vorwärtstreibende Komponente zu erzielen im Falle der Anwendung nach unten konkav gewölbter Flügelflächen, ist von dem Verfasser in seiner schon mehrfach zitierten Arbeit „Lenkbarer Ballon oder Flugmaschine ?" rechnerisch nachgewiesen.

Mir scheint es überhaupt nicht angängig, Ahlhorns Anschauungen über die Gestaltung der Flügelflächen, soweit er auf andere Resultate kommt als Lilienthal, als beweiskräftig heranzuziehen, da die neuere Flugtechnik Lilienthal insofern Recht gibt, als sämtliche benutzten Flügelflächen nach unten konkav gewölbt sind.

Ein weiterer Beweis dafür, daß die Untersuchungen Ahlborns für die jetzige Flugtechnik zwar eine geschichtliche, doch keine praktische Bedeutung haben, ergibt sich auch aus der Arbeit des Herrn A. Baumann, Charlottenburg in der Zeitschrift des Vereins Deutscher Ingenieure vom 20. und 27. Februar 1909. In dieser Arbeit wird von nach unten konvex gewölbten Flügeln überhaupt nicht gesprochen, sondern als ganz selbstverständlich vorausgesetzt, daß Flügelflächen nur nach unten konkav gewölbt sein können. Gerade aus diesem Umstände, dass eine so streng wissenschaftliche Arbeit auf Ahlborns Resultate gar keine Rücksicht nimmt, sondern sich dagegen vollständig und wie selbstverständlich auf den Standpunkt der modernen Flugtechnik und und damit auf die Arbeiten Lilienthals stützt, auf Lilienthal, der zuerst die Ueberlegenheit der nach unten konkav gewölbten Flächen nachgewiesen hat, zeigt einwandfrei, daß Ahlborn gegen Lilienthal nicht mehr ausgespielt werden kann. In der angezogenen Arbeit Baumanns deuten sämtliche Figuren das von mir Behauptete' an.

An diesem allen kann auch die entgegengehaltene Arbeit Ahlborns „Ueber den Mechanismus des Hydrodynamischen Widerstandes", welche 1902 erschienen ist, nichts ändern. Im Gegenteil ist gerade diese Arbeit für die neuere Flugtechnik absolut unverbindlich. Es ist schon lange widerlegt, daß man die Theorie der Schiffswiderstände auf Flugkörper anwenden muß. Das ergibt sich schon daraus, daß man von den Ballongestalten, welche sich dem Längsprofil des Schiffes näherten, schon lange wieder abgekommen ist und die zylindrische Form allgemein angenommen hat. In dieser letzten Arbeit Ahlborns spricht er auf Seite 47, letzter Absatz, und Seite 48 von Lilienthal und gerade aus diesen wenigen Worten geht hervor, wie Ahlborn noch ganz ratlos den Arbeiten Lilienthals gegenübersteht. Zunächst schreibt Ahlhorn auf Seite 47 unten :

„Lilienthal ist meines Wissens der einzige, der den Winddruck an gewölbten Flächen direkt gemessen hat. Seine Flugapparate waren mit gewölbten Tragflächen ausgestattet, aber er machte die Beobachtung, daß die Stabilität durch die Wölbungen stark beeinflußt werden und verringert daher mehr und mehr den Grad der Flächenkrümmung." (Schluß folgt.)

Pariser Brief.

Von unserem Pariser Korrespondenten.

Diesmal ist es eine wirkliche und durch die Tatsachen berechtigte „Sensation", welche die Gemüter erregt. Man steht liier, und zwar weit über die engeren Kreise der Aviatiker hinaus, vollständig unter dem Banne der bedeutsamen Flugleistung von Chälons, welche einen neuen Merkstein auf dem mühseligen Entwicklungsgange des Flugsports darstellt. Hubert Latham, auf den in früheren Berichten wiederholt aufmerksam gemacht worden ist, ein jugendlicher Aviatiker von seltener Energie und bemerkenswertem Wagemute, hat sämtliche französischen Rekords geschlagen, indem er mit seinem Antoineüe-Eindecker am Sonnabend den

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Hubert Latham.

5. Juni auf dem Felde von Chälons einen Flug von 1 Stunde 7 Minuten und 37 Sekunden ausführte. Schon seit längerer Zeit war der junge Aviatiker durch seine unermüdlichen Versuche, die von steigendem Erfolge begleitet waren, aufgefallen, bis er endlich an dem erwähnten Tage die offiziellen Kommissare des Aero-Club de France aufgefordert hatte, einem Dauerüuge beizuwohnen, mit dem er „den bisherigen Flugrekord zu drücken beabsichtige." So kam es, daß außer den Kommissaren sehr viele prominente Persönlichkeiten aus der flugsportlichen Welt an dem denkwürdigen Tage auf dem Manöverfelde von Chälons Zeugen des sensationellen Fluges waren. Dieser ließ zwar lange auf sich warten und die Geduld der Anwesenden wurde auf eine harte Probe ge-

stellt. Den ganzen Vormittag über wehte ein heftiger Wind, der alle Versuche aussichtslos erscheinen ließ. Erst als gegen Abend die Windstärke auf zwischen 20 und 10 km per Stunde fiel, entschloß sich Latham trotz der schweren und unwetterkündenden Wolken, die den Horizont bedeckten, das Wagnis zu unternehmen. Kaum waren die Schrauben in Bewegung gesetzt, als der Motor anstartete, der Apparat umkreiste alsdann nahezu zweimal das Aerodrom, auf der Erde dahinrollend, bis sich der Motor gut erhitzt hatte und dann erhob sich die Maschine graziös und sicher in die Luft Latharn suchte offenbar immer höher zu steigen und erreichte nach und nach eine Höhe von 40 m. Der Apparat passierte über das kleine Gehölz, welches das Aerodrom von der Südseite einsäumt, dahin, über Zuschauer und über die unvermeidlichen Photographen hinweg, wandte sich gegen das offene Feld, überflog die Schuppen und die Lisiere von Pappelbäumen, welche die große Route nach Mourmelon-le-Grand bezeichnet, auf der anderen Seite die große Tannenschonung und strebte in rasendem, aber ruhigem Fluge der Sonne zu, die, durch das Ge-

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Qroller Flug Latbam's in Antoinette am 5. Juni in Chalons 1 St. 7 Min. u. 37 Sek,

wölk brechend, mit ihren letzten matten Strahlen das eigenartige Schauspiel beleuchtete. Plötzlich wendet Latham in eleganter f Kurve, kommt wieder auf das Aerodrom zu, umfliegt dieses ein-

mal in einer Höhe von etwa 35 m und kehrt wieder in der Richtung der großen Route ab, um den soeben geschilderten Flug von neuem zu beginnen. Das wiederholt sich so viele Male, immer in ruhigem Fluge, wobei die Wendungen mit staunenswerter Sicherheit ausgeführt werden. Nachdem die Stunde erreicht war, erhob sich auf dein Felde ein vieltausendstimrniges Jubelgeschrei, man tobte vor Begeisterung und rief dem kühnen Aviatiker, der keineswegs seine Fahrt als beendet anzusehen schien, ermunternde

Worte und Glückwünsche zu. Levavasseur, der Erbauer des Apparates, der natürlich auf dem Felde anwesend ist, weint vor Freude. Die Menge bringt ihm begeisterte Ovationen. Da setzt plötzlich ein scharfer Regen ein, der dem grandiosen Schauspiel ein Ende macht. Allerdings so bald gibt Latham den Kampf mit den Elementen nicht auf. Wieder und immer wieder umkreister die jubelnde Menge, bis er endlich, durch und durch naß, sich zur Landung entschließen muß, die vollständig glatt, ohne die geringste Aufregung oder Störung, vor sich geht. Den Enthusiasmus zu schildern, mit dem Latham empfangen wurde, ist ganz unmöglich; man muß diesen Moment gesehen haben. Der Avia-tiker hatte alle Mühe, sich seiner begeisterten Bewunderer zu erwehren und bat nur, man möge ihm doch wenigstens Zeit geben, daß er, von Wind und Regen erschöpft, einigermaßen zu sich komme. Schließlich trug man ihn im Triumphe nach dem Schuppen.

Latham hat seinen Erfolg sich durch unermüdliche ernste Ar beit redlich verdient- Er kam, wie ich seinerzeit berichtete, ins Lager von Chälons, um sich dem Studium der Aviatik zu widmen und in der Führung von Aeroplanen unterweisen zu lassen. Er wählte einen Antoinette-Eindecker, mit dem er ein eifriges Trainieren begann und zeichnete sich schon nach kurzer Zeit durch ein ungewohntes Maß von Kaltblütigkeit und Geistesgegenwart aus, södaß man sehr wohl von ihm einmal bedeutende Leistungen erwarten konnte. Er hat diejenigen, die seinen Wagemut bewundert hatten, nicht enttäuscht. Vor etwa zwei Wochen gewann er einen 500 m-Preis des Aero-Club, am Tage darauf schon schlug er den Geschwindigkeitsrekord über die halbe Stunde. In der letzten Woche brachte er den Preis Ambroise Goupy an sich, indem er eine vom Aerodrom aus in der Richtung nach Guperly zu gezogene gerade Linie von einer Länge von 5 km entlang flog. Hierbei dog er mit 80 km Geschwindigkeit überquerte wiederum den Tannenwald, wandte sich gegen das Dorf Vadenay, das er überflog und vollführte so in 60 m Höhe die ihm gestellte Aufgabe. Am letzten Sonnabend noch unternahm er wiederholt Flüge mit einem Passagier und brachte es dabei auf Distanzen von 700 m bis 12 km. Den größten Flug von 12 km legte er in Gesellschaft des Lieutenants Charry zurück. Alsdann nahm er den Vertreter der Londoner „Daily Mail" mit sich und führte einen Flug von 11 Minuten 56 Sekunden aus. Immer ohne jede Störung, in aller Ruhe und Gleichmäßigkeit. Nur bei dem Fluge mit dem letztgenannten Herrn, namens Hewartson, hatte Latham eine kleine Panne, indem der Aviatiker hinter einer Baumgruppe eine etwas brüske Wendung auszuführen versuchte. In dem Augenblick drängte ein starker Windstoß die Maschine gegen den Boden. Das linke Rad stieß bereits auf, aber schon hatte der Aviatiker wieder die volle Gewalt über seine Maschine erlangt, mit der er wieder frei in die Höhe ging. Um ein Beispiel von der unerschütterlichen Kaltblütigkeit des jungen Aviatikers zu geben, sei erwähnt, daß Latham bei dein großen Fluge wiederholt von den Zuschauern beobachtet wurde, wie er das Steuerrad losließ und sich in aller Ruhe eine Zigarette drehte und anzündete.

Natürlich hat dem wagemutigen und unerschrockenen jungen Aviatiker die Beschaffenheit des von ihm benutzten Apparates zu Hilfe kommen müssen, die zum nicht geringen Teile den großen Erfolg ermöglicht hat. Es wird deshalb interessieren, sich einmal genauer diese Maschine anzusehen.

Die Konstruktion des Fliegers AntoinettelVist unsern Lesern zur Genüge bekannt. Eine Gesamtansicht des Fliegers zeigt Nr. 1 des „Flugsport" Abb. 2 auf Seite 13, in Nr. 2 Abb. 4 auf Seite 37 vorliegender Zeitschrift. Die beiden Haupttragflächen dieses Eindeckers haben 50 qm Tragfläche. Die Konstruktion der Tragflügel haben wir in Nr. 12 Abb. 23 und 24 genauestens beschrieben.

Anstelle des gefirnißten Papieres verwendet Antoinette jetzt doppelseitig gummierten Stoff.

Die Steuerung des Antoinette Fliegers ist in Nr. 7 auf Seite 192 und 193 an Hand von Abb. 20 genauestens beschrieben.

Der Motor mit dem der Latham-FIieger ausgestattet ist. ist ein Achtzylinder Antoinette von 55 PS von der neuen 1909-Type-Zylinder und Zylinderdeckel sind aus einem Stück und zwar aus Stahl. Die Zylinder, deren Bohrung 110 mm und deren Kolbenhub 105 mm beträgt, sind auch leichter hergestellt worden, sodaß man gegen die vorjährige Type 700 Gramm pro Zylinder, also im Ganzen mehr als 5 kg, gewonnen hat Der Wassermantel ist aus Kupfer auf elektrolytischem Wege hergestellt. Die Art, wie die Radiatoren in dem Apparate angebracht sind, zeigt Abb, 1 Seite 70 in No. 3 Flugsport. Das Gewicht der Röhren beträgt 800 Gramm pro Quadratmeter. Das Gesamtgewicht des Radiators in dem fraglichen Apparat beträgt 12 kg, wovon 8/>° auf die 12 Quadratmeter Röhrenffäche und ϖ/■« auf die Verbindungen oder Kollektoren entfallen. Die Kühlung vollzieht sich in der Weise, daß der Motor mit einem Separator, der zwischen den Zylindern mgeordnet ist, in Verbindung steht, der zum Separieren des Wassers und des Dampfes dient. Dieses Ensemble stellt einen geschlossenen Stromkreis dar. Die Wasserzirkulation erfolgt durch Thermosyphon. Die an Bord mitgeführte Menge Kühlwasser beträgt Yt Liter. Die Menge des durch den Motor zur Verdampfung gebrachten Wassers stellt sich auf 1 Liter per Minute. Der Radiator enthält nur einige Kubikdezimeter Wasser. Das in dem Apparat in Zirkulation befindliche Wasser ist weniger als ■■* Liter. Hieraus gest hervor, daß bei dem Antoinette-Motor das zur Kühlung notwendige Wasser einfach aus demjenigen Wasser besteht, das sich~~Tm Motor befindet, und aus einer nur schwachen Menge Wasser, das im Reservoir enthalten ist.

Eines interessanten Experiments, das Latham mit seinem Flieger ausführte, sei noch kurz erwähnt. Dreimal hintereinander ist er, nachdem er in ziemlich beträchtlicher Höhe die Zündung unterbrochen hatte, langsam herabgeglitten und hat sich, indem er kurz vor dem Berühren des Bodens den Motor wieder in Gang gesetzt hatte, von neuem in die Luft erhoben, ohne daß er nötig hatte, vorerst eine Strecke auf der Erde hinzugleiten. Bekanntlich hat schon Wilbur Wright ein analoges Manöver versucht. Es gelang dem Amerikaner wohl, nachdem er in ansehn-

lieber Höhe die Zündung abgestellt hatte, langsam zu Boden zu gleiten, er vermochte sich aber nicht wieder zu erheben, ohne den Boden berührt und dort eine Strecke geschleift zu haben.

Wenngleich naturgemäß der Erfolg Latham's das Interesse der flugsportlichen Kreise fast ganz in Anspruch nimmt, sind dennoch einige interessante Vorgänge in anderen Aviationslagern nicht außer Acht zu lassen.

Zunächst ist man in Juvisy eifrig bemüht, die in der vorigen Nummer geschilderte Blamage bei Einweihung des Aerodroms vergessen zu machen. Man veranstaltet dort regelmäßig, zumeist an den Sonntagen, „Meetings", zu denen sich aber begreiflicherweise vorläufig das große Publikum noch nicht wieder eingefunden hat- Die Helden dieser Veranstaltungen sind Delagrange und De Rue, denen auch wirklich einige hübsche kleinere Flüge gelungen sind. Letzterer hat mit einem Fluge über 6,500 km den „Pokal Archdeacon" an sich gebracht. Am letzten Sonntag aber hat er das Pech gehabt, nach einem Fluge von 8 Minuten 32 Sekunden bei der Landung mit seinem Apparat gegen die Ballu-straden der Tribüne zu stoßen, wobei die Maschine arg beschädigt wurde.

Auch Hauptmann Ferber ist am Sonntag mit seinem Aeroplan in Savigny-sur-Orge verunglückt. Als er nach einem 10 Minuten-Fluge landen wollte, stieß er infolge eines falschen Manövers gegen einen Pfosten und mußte seinen übel zugerichteten Apparat in Stücken nach Hause schaffen.

In Chälons, das jetzt durch die Latham'schen Experimente eine ungeheure Anziehungskraft ausübt, versuchen sich jetzt auch Henri Farman und Hauptmann Burgeat, welch' letzterer mit einem Antoinette-Eindecker recht schöne Erfolge erzielt hat.

Auch Bleriot, der sich in lssy-les-Aloulineaux beschaulicher Einsamkeit erfreut, scheint jetzt mit mehr Glück zu operieren, wenn anders die schwulstigen Triumphberichte, die eine gefällige Presse über ilin veröffentlicht, auf Wahrheit beruhen. Man ist durch Bleriots Mißerfolge so oft getäuscht worden, daß man sich nur noch schwer entschließt, seinen Experimenten beizuwohnen. Santos Dumont experimentiert mit seiner „Demoiselle" gleichfalls in lssy. Dieser Tage konstatierte er, daß die Bambusrohre des Gestells seines Apparats, anstatt, wie sie sein sollten, leicht gebogen, vollständig gerade waren. Offenbar ist dies auf den Einfluß der Temperatur zurückzuführen, ein neues Argument gegen die Bambus-Konstruktion der Flieger.

Die staatliche Subvention für Aviationsbestrebungen in Höhe von 100 000 Francs ist nunmehr zur Verteilung gelangt. Es erhielten der Aero-Club de France 43(XX) Francs, die Ligue Nationale Aerienne 38 000 Francs, die Societe de Navigation Aerienne 5000 Francs, der Automobil-Klub de France (zur Vornahme aerodynamischer Experimente in seinem Laboratorium zu Levallois) 5000 Francs u. s. w. Die Ligue Nationale hat beschlossen, die ihr zugeteilten 38000 Francs zum Ankauf zweier Wright-Flieger zu verwenden, um so eine größere Anzahl von Piloten ausbilden zu können.

Ein eigenartiger Preis ist von Herrn Alphonse Combe ge-

stiftet worden. Er bestimmt, daß 1000 Francs demjenigen Piloten gezahlt werden sollen, der bis zum 14 Juli fünf Minuten lang im stärksten Winde in der Luft zu bleiben vermochte. Die Geschwindigkeit des Windes wird an ein und derselben Stelle des Aerodroms zu Juvisy, wo der Bewerb vor sich gehen soll, gemessen werden.

Eine interessante Abteilung wird die Aviations-Ausstellung im Herbste dieses Jahres enthalten. Auf Veranlassung des französischen Ministers des Unterrichts wird das Naturhistorische Museum eine „Sektion des Vogelfluges" im Salon installieren. Der Direktor des genannten Museums, Edmond Perrier, in Gemeinschaft mit Professor Trouessart sind mit der Organisation dieser Abteilung betraut. Sie wollen die verschiedenen Flugstellungen des Vogels, sowie Photographien und Schemata zur Schau stellen.

Es verlautet jetzt mit aller Bestimmtheit, daß Hubert Latham sich ernstlich um den Preis der „Daily Mail" in Höhe von 1000 Pfund Sterling bewerben will- Latham beabsichtigt, noch vor dem 1. August den Flug über den Kanal zu unternehmen und zwar will er den Abflug zwischen Calais und Boulogne vornehmen. Das geeignete Terrain, wo er in England landen könnte, will er demnächst durch eingehende Besichtigung der englischen Küste auswählen. Es steht uns somit ein höchst interessantes Experiment des kühnen Piloten bevor. Rl.

Ueber den Sonntagflug von Latham wird uns mitgeteilt:

Am 13. d. M, nachmittags 5'/j Uhr unternahm Latham abermals einen Flugversuch. Es hatte sich eine große Menge von Zuschauern eingefunden, unter denen sich viele Offiziere befanden. Latham hatte die Absicht, einen Rekordflug zu unternehmen, die Ausbalanzierung der Flügel w ar jedoch ungleich, wodurch die Steuerung so schwer wurde, daß Latham nach 39 Minuten und 29 Sekunden zur Erde herniederging, da ihm der Arm steif geworden war, Er hat in dieser Zeit 4 0 Kilometer 6 00 Meter zurückgelegt, was einer Geschwindigkeit von ca. 65 Kilom e tern pro Stunde entspricht. Nachdem er die Flügel des Apparates in die richtige Position gebracht hatte, unternahm er einen neuen Aufstieg und blieb zehn Minuten in der Luft. Er zeigte in dieser Zeit, mit welch vollendeter Meisterschaft er den Flugapparat zu regieren versteht. Er stieg auf und nieder, beschrieb Achten und Kreise und brachte die Maschine in beinahe jede mögliche Stellung.

In letzter Stunde erfahren wir, daß Latham am Montag mit seinem Apparate einen Unfall erlitten hat. Trotz widrigen Windes und trotzl-dringenden Abratens seiner Freunde unternahm der junge Pilot am Nachmittag einen Aufstieg, um seiner Mutter, die kurz zuvor aus Konstantinopel in Chälons eingetroffen war, um an der Freude ihres Sohnes teilzunehmen, seine Maschine im Fluge vorzuführen. Es gelang Latham ein Flug von 3 km bei 10 m Höhe, der aber durch einen fürchterlichen Sturm plötzlich unterbrochen wurde. Der Apparat stürzte jäh zu Boden. Glücklicherweise blieb der Aviatiker unversehrt, aber die Reparatur der Maschine dürfte mehrere Tage in Anspruch nehmen. Rl.

Der Flugsport in England.

(Originialbericht unseres Londoner Korrespondenten.)

Obwohl die Rekordleistungen Hubert Lathams in Frankreich stattgefunden haben, verdienen sie doch auch an dieser Stelle eine Erwähnung. Denn Latham ist ein Engländer und wird sicher auch in der Entwicklung des Flugsports in England später eine Rolle spielen.

„In England können wir leider auch diesmal noch nicht von größeren Flügen berichten, doch sind mehrere Flugmaschinen in Bau. Leutnant Gibbs von der Feldartillerie, der schon erfolgreiche Aeroplanflüge in Schottland ausgeführt hat, baut in Aldershott einen neuen Aeroplan; eine andere Maschine, derjenigen Wrights ähnlich, wird von zwei Marineoffizieren vom Haslar-Unterseeboot-Depot in der Nähe von Portsmouth hergestellt, und mehrere Gesellschaften sind gegründet worden, um die Luftschiffahrt als Geschäft zu betreiben. Die Donovan Aeroplane Company mit einem Kapital von 40000 Mk. will das Patent des Kapitän Joseph Donovan von West-Hartlepool für Flugmaschinen verwerten. Die neugegründete Firma Dutheil, Chalmers und Boyd, G. m. b. H., mit einem Kapital von 1 Million Mark will Luftschiffahrts-Motoren, Luftschiffe, Aeroplane und Hydroplane bauen, und Jack Hum-phreys sucht das Kapital für die Verwertung seiner Patente aufzutreiben, welche einen vom Wasser aufsteigenden Aeroplan betreffen. Ebenso hat in Canada jetzt J. A. D. Maccurdy eine Gesellschaft zur Fabrikation der von ihm erfundenen Flugmaschine gegründet. Er behauptet, daß er mit seinem „Silver Dart" im letzten Winter etwa 1000 engl. Meilen geflogen sei, nämlich mehr als 100 Touren über eine mehr als 9 Meilen lange Bahn, die auf dem Eise des Sees Bras d'or abgegrenzt war. Auch die Aero-nautic Society in den Vereinigten Staaten hat für ihren Uebungs-platz in Morris-Park eine Maschine vom Typ des Silver Dart bestellt. Mac Curdy rühmt an seiner Maschine besonders ihre ausgezeichnete Stabilität. Er habe Hindernisse überflogen, die gewöhnlich unangenehme Luftströmungen verursachen, und selbst Baumzweige gestreift, ohne daß die geringste Störung eingetreten wäre.

Aus dem hiesigen Vereinsleben ist zu berichten, daß der Aeroplan-Club von Großbritannien und Irland seine Aufnahme in den Aero-Club beantragt hat, aber abgelehnt worden ist. Jetzt hat er sich nun um die Aufnahme in die Aeronautical Society of Great Britain beworben, und wünscht in dieser Gesellschaft eine besondere Gruppe zu bilden, die den Namen: „Aeroplane Club Section of the Aeronautical Society" führen soll. Doch ist auch dieser Vorschlag bisher nicht auf besondere Gegenliebe gestoßen.

Die AeriaF League setzt ihre Tätigkeit energisch fort und hielt unter anderem am 4. Juni ihre erste ordentliche General-Versammlung ab. Der Feldmarschall Lord Roberts wurde dabei zum Präsidenten der Liga gewählt und eine große nationale Sammlung beschlossen, um Geldmittel aufzutreiben. Um auch ihre praktische Tätigkeit zu beweisen, hat sie goldene Medaillen für die besten Modelle von Flugfahrzeugen ausgesetzt, mögen

dieselben nun leichter oder schwerer als Luit sein Bewerbungen, nur von englischen Staatsangehörigen, müssen im nächsten Monat eingereicht werden.

Wie sehr sonst der Flugsport das englische Interesse erregt hat, mag man aus der einfachen Tatsache ersehen, daß in den drei Monaten Januar bis März 123 Patente für Luftschiffaiirt beim englischen Patentamte eingereicht wurden, fast ebenso viele wie für Motorwagen.

Flieger von A. Sprater in Neustadt a. d. Haardt. Der Sprater'sche Apparat soll eine neue Vorrichtung besitzen, welche die automatische Erhaltung des Gleichgewichts bei Windstößen und unregelmäßigem Gang des Motors ermöglichen soll. Dem Bau eines Qleilfliegers und des hier erwähnten Drachenfliegers gingen zahlreiche sehr erfolgreiche Flugversuche mit Gleitflugmodellen voraus, die teils bei Berlin, teils bei Speyerdorf in der Nähe von Neustadt stattfanden. Bei starkem unregelmäßigem Wind wurden Flugstrecken bis zu 400 Meter erreicht. Ein besonders günstiger Erfolg wurde dabei dadurch erzielt, daß das motorlose Modell unter dem Einfluß eines stärkeren Windes, der gegen den bei den Versuchen benützten Abhang gerichtet war, regelmäßig schwach aufwärts flog und oft, wenn es in größerem Bogen zurückkehlte, über den Abflugsort wegflog und so den mühelosen Segelflug eines Vogels nachahmte. Der junge Erfinder ist ein Bruder des vor kurzem als Assistent bezw. fachmännischer Leiter an das neue historische Museum der Pfalz in Speyer berufenen Archäologen Dr. Sprater. Die Flugversuche finden zurzeit bei Speyerdorf statt.

Flieger von Friedrich Scheibe in Barsingbausen. In der Gemarkung von Barsinghausen wurden vor kurzem Flugversuche mit einem Drachenflieger vorgenommen. Ohne Zuhilfenahme einer notorischen Kraft gelang es, bei diesen Vorversuchen mit dem Flugapparat Strecken von ca. 20 bezw. 30 Meter in einer Höhe von 0,5 und 1 Meter zurückzulegen. Da beabsichtigt wird, die Umdrehungszahl der beiden Propeller, die das treibende Moment darstellen, durch Einbau eines Motors von 10 bis 12 PS. beträchtlich zu erhöhen, so darf man gespannt sein, wie die nächsten Versuche, die in ca. 6 Wochen stattfinden soller, ausfallen werden. Zu bedauern ist nur, daß in der Nähe unseres Ortes ein besonders günstiges Terrain für die Flugversuche nicht vorhanden ist. Der Apparat ist von Herrn Friedrich Scheibe jun. hier entworfen; der Holzbau ist von Herrn Aug. Wieter jun., hierselbst, hergestellt, während die Mechanik in der Fahrradfabrik von Steinecke, Hannover angefertigt ist.

Flugmascblnenversuche bei WeiOenburg. Bei Weißenburg sollen von zwei dortigen Eisenbahnbeamten Flugversuche gemacht worden sein und zwar soll man Flüge von 4 km ausgeführt haben. Eine Bestätigung dieser Nachricht bleibt abzuwarten.

Flugtechnische

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Rundschau.

Inland.

Ausland.

Flieger von Prini-Berthaud. Dieser neue Flieger, ein Zweidecker, ist aus profilierten Stahlrohren konstruiert. Die Spannweite desselben beträgt 17,8 m,

die Breite der Tragdecken 2,2 m, die ganze Länge des Fliegers 9,4 m, die Gesamt-tragfläche 50 qm. Der Flieger wiegt betriebsfertig mit einem Dreizylinder-Anzani-motor von 50 PS und zwei Aluminiumschrauben von 2,5 m Durchmesser 550 kg. Die Schrauben werden durch Riemen angetrieben. Um etwaigen Betriebsstörungen durch Reißen des Antriebriemens zu begegnen, sind die Propellerwellen durch einen gekreuz'en Riemen verbunden. Diese Anordnung dürfte für die Betriebssicherheit

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Flieger von PriniBerthaud.

und um etwaigen Unfällen, wie sie Orville Wright zu verzeichnen hatte, zu begegnen, für Flieger mit zwei Schrauben sehr zu empfehlen sein. Die Konstruktion des Prini-Berthand-Fliegers weicht in ihren Details, abgesehen von der Anordnung der Tragfläcl-en, wtsentich von den bisherigen im Fliegerbau üblichen ab. Man darf auf die Erfolge dieses Fliegers sehr gespannt sein.

Uniall auf dem Flugfelde Juvisy. Eine aufregende Szene ereignete sich gestern im Aerodrom von Juvisy. Der Luftschiffer de Rue flog mit seinem Motorflieger um den 1000-Franke .-Preis der nationalen Luitschiffahrtsliga, der für einen in mehieren Runden auszuführenden Drei-Meilen-Flusr ausgeschrieben war. In Gegenwart einer großen Zuschauermenge vollendete de Rue vier Runden in einer durchschnittlichen Höhe von 10 bis 12 Meter Als er zum Landungsplätze zurückkehrte, stellte er die Zündung ab, berührte jedoch durch einen Zufall den Hebel, und der Molor begann wieder zu arbeiten. Bevor sich der Luftschiffer darüber klar war, was geschah, flog der Aeroplan, der sich etwa 5 Meter über der Erde befand, mit voller Geschwindig eit gegen das auf der Klubtribüne befindliche K'ffeehaus. Die Zuschauer, unter denen sich auch eine Anzahl Damen befanden, verließen in wilder Hast die Tische. Ein Herr stellte sich der Maschine mutig entgegen, um den Motor abzustellen, erhielt jedoch durch einen Flügel de Schraube eine tiefe Wunde am Arm. Einen Augenblick später schlug die Maschine, nachdem sie eine junge Kiefer, die vor der Tribüne stand, beinahe umgerissen hatte, in die Qlasfront des Kaffeerestaurants. Ein Krach von splitterndem Glas und Holz — dann kam die Maschine

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zum Stillstand. De Rue kroch lächelnd durch das zerbrochene Fenster des Kaffeehauses. Er hatte nicht die geringsten Verletzungen erlitten, der Flieger war jedoch vollständig zertrümmert und die Flügel mußten aus dem Fensterrahmen herausgesagt werden, so stark hatten sie sich durch den Anprall verfangen.

Fllegjr von Roger Sommer de Monzon. Dieser Flieger besitzt, wie nebenstehende Abbildung zeigt, ein vorderes Haupttragdeck mit vorgelagertem Höhensteuer und ei ien sehr kräftigen, aus zwei Tragflächen gebildeten Schwanz, an welchem hinten ein Seitensteuet in bekannter Weise eingebaut ist. Die Gesamt-

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Flieger von Roger Sommer de Mouzon.

tragfläche beträgt 72 qm. Zum Betriebe dient ein 50 PS Vivinu--Motor, welcher eine Holzschraube, die 200 kg Zugkraft entwickelt, antreibt. Der Schwerpunkt des Fliegers liegt auffallend tief.

Flieger von Odler-Veodöme. Dieser neue Flieger besitzt eine Flügelspannweite von 11 m. Die Breite der vorderen Tragfläche ist 2,3 m, die ganze Länge des^Fliegers 9,5 m. Zum Betriebe dient ein 18] PS Vierzylinder-Motor von

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Flieger von Odier-Vendöme.

de Dietrich, welcher eine vierllügelige Schraube vou 2,20 m Durchmesser und 6 kg Gewicht antreibt. Interessant an diesem Flieger sind die stark gewölbten Haupttragflächen und die in die Schlittenkufen eingelassenen kleinen Laufräder.

Bleriot ist mit zwei Passagieren geflogen und zwar nahm Santos-Dumont vor Cem Fahrer und Andre Fournier hinter demselben Platz. Mit dieser Last vermochte Bleriot 4 m hochzusteigen und etwe 250 m in gerader Linie zu durchfliegen. Allerdings sind die beiden Begleiter sehr leichte Personen und wiegen zusammen nicht mehr als der Antomobilfabrikant Vollee von Le Mans, mit dem Wilbur Wright einen Flug von 20 Minuten ausführte. Das Experiment Bleriots ist aber doch interessant hinsichtlich der Verhältnisse seines Fliegers. Die Maschine mit den drei Passagieren erreichte ein Gewicht von 553 Kilo, ihre Oberfläche beträgt nur 22 Quadratmeter, und der Motor produziert nur 35 PS. — Blenot führte dann noch mit verschiedenen Journalisten Fiüge von 2 bis 12 km aus. Nach ihm wollte Santos-Dumont seinen Miniaturäroplan Demoiselle probieren. Es gelang ihm aber nur einige Sprünge zu machen. Jedenfalls werden die Erfolge seiner Kollegen Santos-Dumont nicht ruhen lassen.

Der neue französische Milltär-Aeroplan. Der Konstrukteur dieses Dreideckers ist Kapitän Borond. Die Spannweite des Apparates beträgt 11,5 m, die Gesamttragfläche 90 qm. Die Konstruktion dieses Fliegers läßt erkennen, daß der Konstrukteur

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Oer französische Milltär-Aeroplan.

viel mit Zellendrachen gearbeitet hat. Ein 50 PS Anzani-Motor treibt eine zweiflügelige Schraube, die 160 mkg Zugkraft entwickeln soll. Das Totalgewicht dieses Fliegers soll nur 200 kg betragen, während das Chassis und der Motor 300 kg wiegen.

Flieger von Kossik und Pados. Aus Ungarn wird von einem neuen Flugapparat berichtet. Die Erfinder sind der Stationsvorsteher in Fejerzichyfalva Ludwig

Kossik und der Czeldömölker Stationsaufseher Eugen Pados. Sie haben jeder für sich schon seit Jahren an der Konstruktion einer Flugmaschine gearbeitet und sich erst zu Beginn dieses Jahres zur gemeinschaftlichen Arbeit vereinigt. Ihr Modell ist aus Bambusrohr hergestellt und mit der Konstruktion eines Uhrwerkes versehen. Es mißt zwei Meter. Der erste Versuch wurde damit am 20. Mai unternommen, er mißlang jedoch. Das Triebwerk wurde nun .einer Verbesserung unterzogen, worauf ein zweiter Flug versucht wurde. Dieser gelang vollkommen. Das Uhrwerk wurde so eingestellt, daß die Flügmaschine nach Verlauf einer bestimmten Anzahl von Minuten eine von vornherein festgestellte Richtung einschlage. Diese Selbst-dirigierung war nötig, weil die Kleinheit der Maschine das Gewicht eines Mannes nicht ertragen hätte. Mit einem Gewicht von 10 kg hob sich die Flugmaschine senkrecht dreißig Meter hoch und schlug dann eine horizontale Richtung ein, in welcher sie eine bedeutende Strecke mit großer Schnelligkeit zurücklegte. Sie kehrte dann in derselben Höhe zum Ausgangspunkt zurück und ließ sich dort ruhig auf die Erde nieder. Die ganze zurückgelegte Strecke betrug 4 km und wurde in drei Minuten absolviert. Die Erfindung wird wahrscheinlich vom Grafen Raphael Zichy finanziert werden.

Flieger von Meduna in Korneuburg. Nachdem Meduna seinen Flieger vollständig umgebaut hat, muß er den Apparat wieder demontieren, da ein Tennisclub, welcher den Platz der Ausstellungshalle im vorigen Jahre gemietet hat, deren Nieder-reißuug verlangt. Meduna wird sich daher an die Stadtgemeinde Wiener-Neustadt mit der Bitte wenden, ihm einen Platz in den auf dem Steinfelde zu erbauenden Aeroplanliallen zur Verfügung zu stellen.

Patentwesen.

Deutschland.

Patentanmeldungen.

No. 77h. St. 10 306. Flügelrad mit Haube. Conrad Steiner, Wiesbaden, Blücherstr. 30. 5. 6. 06.

No. 77h. Sch. 28 828. Tragkörper für Luftfahrzeuge mit zellenartig um seine Hauptsache gruppierten Längskammern. Franz Scherrer, Wilmersdorf, Lielzenburger-straße 37. 30 10. 07.

No. 77h. B. 44838. Luftschiff. Gustav Brand, Rotterdam; Vertreter: Ed. Franke und Q. Hirschfeld, Patentanwälte, Berlin SW. 68. 8. 12. 06

No. 77h. B. 52 394. Baumaterial für Luftfahrzeuge, Johannes Bielenberg, Berlin, Katzbachstr. 14. 12. 12. 08.

Patenterteilungen.

No. 77h. 211372. Drachenflieger mit über der Gondel angeordneten Tragflächen und mit Steuerflächen. Frau Clara Lindner, Hannover, Am Schiffgraben 17. 29. 5. 07. L. 24 376.

No. 77h. 211461. Antriebsvorrichtung für Luftfahrzeuge mit Schlagflügeln. Ferdinand Lanz, Bischofsberg bei Neumarkt, Steiermark; Vertreter: R. Deißler, Dr. G. Döllner, M. Seiler und E. Maemeke, Patentanwälte, Berlin SW. 61. 16. 2. 08. L. 25 589.

Gebrauchsmustereintragungen.

No. 77h. 377 128. Flugapparat. Alfred Sprauel, Straßburg i. E., Gr. Stadelgasse 8. 20. 4. 09. S. 19453.

No. 77h. 377 271. Flugapparat, insbesondere Gleitflieger mit zerlegbaren Trag- und Steuerungsflächen. Henry Kaiich, Hamburg, Alsterglacis 19120. 21. 4. 09. K. 38 628.

No. 77h. 377 576. Luftballon in Gestalt eines flatternden Vogels. Franz Krückeis, M.-Qladbach, Prinzenstr. 47. 26. 4. 09. K. 38 693.

Höhen- und Seitensteuerung für Luftfahrzeuge, welche durch Drehen

und Verschieben eines Handgriffes in Tätigkeit gesetzt wird.*)

Vorliegende Erfindung bezieht sich auf eine Vorrichtung, welche es ermöglicht, die Höhen- und Seitensteuerung eines Luftfahrzeuges durch einen einzigen Handgriff zu bewirken, und zeichnet sich durch ihre Einfachheit aus. Abb. 1 zeigt eine derartige Vorrichtung schematisch im Aufriß, Abb. 2 im Grundriß. Auf einer Welle a ist ein Kegelrad b befestigt, welches in zwei Kegelräder c und d eingreift. Letztere stehen in Verbindung mit je einer Steuerungsfläche e und f. Die Welle a hat an einem Ende einen Vierkant. Auf diesem Vierkant verschiebt sich eine an einem Ende vierkantig genutete Hülse h. Auf der Hülse h befindet sich ein Steuerungshebel i. Mit dem anderen Ende der Hülse ist eine Zahnstange k drehbar verbunden,

 

2.

 
     
     

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Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

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die im übrigen durch Vierkant oder dergleichen am Drehen verhindert ist. Die Zahnstange greift ihrerseits in ein Zahnrad m ein, dessen Achse n als Drehachse zweier Flächen o und p dient. Sobald der Handgriff i im Sinne des Pfeils 1 gedreht wird, wird auch die Vierkantwelle a und das Kegelrad b in demselben Sinne gedreht werden. Dadurch werden den beiden Kegelrädern c und d entgegengesetzte Drehungen-erfSIC Demzufolge erhalten auch die beiden Flächen e und f entgegengesetzte Drehungen. Wenn diese Flächen vor der Drehung des Handgriffes in der Mittellage wagerecht und gleichgerichtet sind, so werden sie nach der Drehung entgegengesetzt geneigt stehen; dadurch wird auf das Luftfahrzeug auf der einen Seite eine hebende, auf der anderen Seite eine senkende Kraft einwirken; das Fahrzeug wird sich schräg stellen und eine Kurve beschreiben. Durch die drehende Bewegung des Handgriffes i wird die Zahnstange k, welche in 1 durch Vierkant oder dergl. am Drehen verhindert ist, in Ruhe bleiben, weshalb auch die Flächen o und p keine Bewegung machen. Falls jedoch der Handgriff i keine drehende, sondern eine achsiale Bewegung im Sinne des Pfeiles 2 und 3 rracht, wird die Welle a und damit das Kegelrad b nebst den damit in Eingriff befindlichen Getrieben in Ruhe bleiben, während die Zahnstange k eine achsiale Bewegung im gleichen Sinne wie Pfeil 2 oder 3 antreten wird. Da-

*) D. R. P. Nr. 209262. Walter Rudies in Pankow.

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durch wird das Zahnrad m und die Welle n mit den auf ihr befindlichen Flächen o und p in drehende Bewegung gebracht. Durch diese Drehung wird die Höhensteuerung des Fahrzeuges bewirkt.

Sobald dem Handgriff i nicht nur eine drehende Bewegung im Sinne des Pfeiles 1, sondern auch eine Längsbewegung im Sinne der Pfeile 2 und 3 erteilt wird, werden sowohl die Flächen e und fals auch die Flächen o und p Bewegungen machen, womit ßleichzeitig die Seitensteuerung und die Höhensteuerung des Luftfahrzeuges e'zielt wird.

Patent-Anspruch. Höhen- und Seitensteuerung für Luftfahrzeuge, welche durch Drehen und Verschieben eines Handgriffes in Tätigkeit gesetzt wird, dadurch gekennzeichnet, daß die drehende Bewegung durch ein Kegelrad b auf zwei andere, mit diesem in Eingriff stehende Kegelräder c, d übertragen wird, so daß letztere die Drehung unmittelbar oder durch beliebige weitere Transmissionen den Seitensteuern e, f mitteile, während durch Verschieben des Handgriffes eine Zahnslange bewegt wird, welche durch Umdrehung eines Zahnrades unmittelbar oder durch beliebige weitere Transmissionen die Bewegung des Höhensteuers o, p herbeiführt.

Vorrichtung zum Bewegen von Luftschiffen.*)

Gegenstand der Erfindung ist eine Vorrichtung zum Bewegen von Luftschiffen mittels eigentümlich bewegter Flügel.

Abb. 1 bis 3 zeigen in Querschnitt, Ansicht und Grundriß ein Luftschiff mit mehreren solchen Flügelflächen, während die Abb. 4 bis 12 die Bewegung eines Flügels erkennen lassen.

Abb. 2. Abb. 1.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Abb. 3 -

Das dargestellte Luftschiff gehört zu der bekannten Gattung von Luftschiffen (sog. Aeroplanen), bei denen die Vorwärtsbewegung dazu benulzt wird, das Luftschiff mittels einer Drachenfläche aufwärts zu treiben bezw. schwebend zu erhalten.

1>. R. P. Nr. 146 739. H. Gutzeit in Stargard in Pommern.

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Das Luftsclvff besteht aus einem Gestell mit Tragdecke w, vier Flügeln v, zwei Motoren u, vier Rädern zum Bewegen der Maschine auf der Erde und der Steuervorrichtung. Gestell, Tragdecke, Flügel und Steuer sollen mit Leinwand bekleidet werden.

Die Kcaft der Motoren wird durch Gestänge auf die Kurbelwelle a übertragen, deren Kurbeln in einem Winkel von 90 " zueinander stehen, damit die toten Punkte aufgehoben werden.

Auf der Welle a befinden sich zwei Kettenräder b, von denen die Kraft durch Kette c auf die Kettenrader d und weiter durch die Kette c1 auf die Kettenräder d1 übertragen Wird. Die Kettenräder d und dl befinden sich auf den Kurbelwellen e; diese übertragen nun die Kraft durch die Kurbeln f auf die Flügeistangen g. Die Kurbeln stehen In einem Winkel von 90» zueinander.

Jeder Flügel ist nur ein viertel Weg hinter dem vorhergehenden zurück, so daß die Gesamtwirkung der Flügel eine gleichmäßige ist. Die Wellen e besitzen außerdem eine Tretkurbel h zum Bewegen der Flügel durch einen Menschen. Die

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Abb. 4.

Abb. 7. Abb.

Abb 9.

Abb. 5.

Abb. 6.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Abb. 10. Abb. 11. Abb. 12.

Flügelstangen g bewegen sich in den Buchsen i auf und ab. Letztere sind paarweise verbunden und um ihre Achse drehbar.

Das Steuer k wird zur seitlichen Bewegung des Luftschiffes nach rechts und links, das Steuer 1 zum Aufwärts- und Abwärtsfahren nach oben oder unten bewegt.

Die .Räder m sind an aufrecht stehenden geknickten Haltern befestigt. Die Halter drehen sich bei seitlicher Bewegung um ihre senkrechte Achse. Die Räder n sind an einem pendelärtigen Gestell o befestigt. Zum Auffahren steht das Gestell wie gezeichnet; sobald das Luftschiff schwebt, werden Gestell und Räder mittels der Leine p unter die-Maschine in die punktierte Stellung gezogen und bleiben daselbst bis zum Landen.

Sowohl das Aufsteigen wie das Landen wird am zweckmäßigsten gegen den Wind geschehen.

Die Wirkung des Flügels besteht darin, daß er sowohl bei der aufgehendem als auch bei der niedergehenden Bewegung das Luftschiff senkrecht zu einer durch die Kurbelwellenachse und den festen Punkt i gelegten Ebene fortzubewegen bestrebt ist, und zwar in der Richtung, in welcher der Kurbelzapfen sich in der von dem festen Punkte i 'am weitesten entfernten Stellung bewegt.

Abb. 4 zeigt einen Flügel in acht verschiedenen Stellungen, die in den Abb. 5 bis 12 nochmals einzeln dargestellt sind, und zwar so, daß die Fortbewegung in

wagerechter Richtung erfolgt. Steht der Flügel in der Stellung wie Abb. 5, so übt er auf die Fortbewegung des Luftschiffes keine Wirkung aus. In den Stellungen Abb. 6 bis 8 ist der Flügel in der Aufwärtsbewegung.

Der Luftwiderstand wirkt schiebend in der Richtung der Stange und übt dabei auf die Flügel einen Druck in der Richtung seiner wagerechten Seitenkraft aus, der für die gewünschte Vorwärtsbewegung nüizlich ist

In Stellung 9 ist der Flügel wieder auf die Fortbewegung unwirksam. Von da ab (Abb. 10 bis 12) bewegt sich der Flügel nach unten. Dabei entsteht wiederum eine nach vorwärts gerichtete wagerechte Sei enkraft des Kraftwiderstandes, die auf Vorwärtsbewegung des Luftschiffes wirkt.

Patent-Anspruch.

1. Vorrichtung zum Bewegen von Luftschiffen, dadurch gekennzeichnet, daß eine Flügelfläche rechtwinkelig an einer geraden Stange angebracht ist, deren anderes Ende von einer umlaufenden Kurbel f angetrieben wird, während der zwischen Kurbelzapfen und Flügelfläche liegende Slangenteil fortwährend durch einen festen Punkt i hindurchgeht, so daß die Flügelf äche auf Fortbewegung senkrecht zu einer durch die Kurbelwellenachse und den festen Punkt i gelegten Ebene wirkt, und zwar in der Richtung, in welcher der Kurbelzapfen sich in der von dem festen Punkte i am weitesten entfernten Stellung bewegt.

2. Vorrichtung zum Bewegen von Luftschiffen nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch die Anbringung mehrerer solcher Flügelflächen mit zugehörigen Stangen und Kurbeln.

Verschiedenes.

Der Ae'ro-Club du Hainaut gibt uns aus seiner letzten Sitzung folgenden Bericht:

1. Es soll ein theoretischer und praktischer Kursus für Gleitflüge und Flugtechnik veranstaltet werden. Die Dauer des Kursus wird 5 Stunden betragen. Den theoretischen Unterricht übernehmen die Herren A. Bracke, Ingenieur in Casteau, A. Sou-venau, Ingenieur in Ixelles; die Versuche werden geleitet von Herrn A. Scutenaire, Aeronaut in Möns. Die Teilnehmergebühr beträgt (der Gebrauch der Apparate mit eingeschlossen) 125 Frcs. Der Kursus beginnt sobald der Gleitflieger den wir gekauft haben, uns geliefert werden wird. Den Herren, die an dem Kursus teilnehmen, werden noch die Tage und Stunden mitgeteilt an denen die Kurse gegeben werden.

2. Unser Club wird an den am 20. Juni In Lille stattfindenden Wettbewerben, welche veranstaltet werden, teilnehmen.

3. Das Comitee hat beschlossen, seinen Mitgliedern die Erlangung aeronautischer Führerabzeichen zu erleichtern und hat sich aus diesem Grund mit Alphonse Scutenaire, dem Führer des Ae. C. B., in Verbindung gesetzt.

4. Unser Comitee beschäftigt sich weiter damit, denjenigen Mitgliedern, die der großen Flieger-Woche von Reims (22.-29. August) beiwohnen, verschiedene Vorteile zu verschaffen, wie Eintrittsgelderermäßigung und Beschaffung von Logiergelegenheiten.

Entsprechende Wünsche müssen bis zum 15. Juni zukommen und bekannt gegeben werden.

Anbei die Hauptpunkte des Programms dieser Woche: Sonntag, den 22. August: Vorübungen des Coupe d' aviation Qordon-Benett. Donnerstag, den 26. August: Rallye-Ballons. Sonntag, den 29. August: Coupe d' aviation Gordon-Benett.

5. Wir haben in Cas eau vis-4-vis des Lagers und längs des Weges von Masnuy ein Terrain von 30 a gemietet, auf welchem der Schuppen für Aeroplane errichtet wird. Nur den Mitgliedern des Clubs und anderer angeschlossener Clubs ist der Zutritt gestattet.

Die Zahl unserer Mitglieder ist heute mehr als 175.

Das Holz der Wrlgbt=Aeroplane entstammt einer Art Epicee, der „Abies nigra", die in den Vereinigten Staaten, besonders in den westlichen Teilen, außerordentlich zahlreich vorkommt und etwa unserer schwarzen Pechtanne entspricnt. Die Amerikaner nennen sie „Black spruce". Das Holz dieses Baumes ist leicht, sehr elastisch und von einer ungewöhnlichen Festigkeit.

Das Organisations-Comite der großen Woche von Reims (22.-29. August) meldet uns, daß es von Montag, den 21. Juni, ab 3 Ortsbureaus eröffnet. Zwei in Paris. Das eine im „Aero-Club de France", 63, Avenue des Champs-

Elysees; das andere im „Automobile-Club de France", 8, Place de la Concorde; und das dritte in Reims im Hause des Organisationscomitees, 8, Rue Bertin.

Man kann sich darum von dem angegebenen Datum an schon Plätze bestellen, und wird gebeten sich um jede Auskunft dorthin zu wenden.

Firmennachrichten.

Propeller- und Ventilatoren-Industrie „System Klemm" Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Unter dieser Firma Ist am 7. Juni eine mit dem Sitz in Frankfurt a. M. errichtete Gesellschaft mit beschränkter Haftung eingetragen worden. Der Gesellschaftsvertrag ist am 4. Juni 1909 festgestellt. Gegenstand des Unternehmens ist die fabrikationsmäßige Herstellung von Ventilatoren und Propellern „System Klemm" und der Vertrieb dieser Artikel, sowie alle mit diesem Gegenstand mittelbar oder unmittelbar in Verbindung stehende Geschäfte. Das Stammkapital beträgt 30 000 Mark. Oeffentliche Bekanntmachungen der Gesellschaft erfolgen durch den Deutschen Reichsanzeiger. Geschäftsführer ist der Leutnant a. D. Oskar Klemm zu Frankfurt am Main. Sind mehrere Geschäftsführer bestellt, so wird die Gesellschaft durch je zwei Geschäftsführer oder durch einen Geschäftsführer und einen Prokuristen vertreten. Der Gesellschafter Oskar Klemm hat die in § 3 des Gesellschaitsvertrages näher bezeichnete patentamtlich angemeldete Erfindung in die Gesellschaft eingebracht. Für dieses Einbringen sind ihm 15 000 Mark als Stammeinlage gewährt worden.

Briefkasten.

Anfrage 8. a) Mit welcher Geschwindigkeit muß ein Motor einen Aeroplan (Doppeldecker) theoretisch vorwärtstreiben, wenn die Tragflächen folgende Maße aufweisen:

obere Fläche 7,20 x 2,10 m

untere Fläche 6,40 x 2,10 m und wenn die Tangente am Rande ungefähr 8° gegen die Horizontale abweicht und das Profil der Tragflächen als Kreisbogen betrachtet wird?

b) Weshalb sind wohl die Tragrippen sowohl bei Farman wie bei Wright, wie Abb. 1, gebogen? In dieser Stellung entsteht doch ein Druck auf die Stirnseite der Fläche, welcher ein Aufsteigen erschwert.

Zur Präge 8a. Die Berechnung soll unter der Annahme durchgeführt werden, daß bei einer Geschwindigkeit v (Siehe Abb. 2) des Apparates ein Luftvolumen pro Sekunde

h ϖ v (b, + b„)

senkrecht nach unten beschleunigt wird und die durch diese Beschleunigung entstehende Reaktion der Beschleunigungskräfte der zu tragenden Last das Gleichgewicht halten.

Das Gewicht des oben genannten Luftvolumens ist G = 1,3 h- v (b, + b„)

Dieses Luftvolumen erleidet nach dem Zentrum O der Flügellcrümmung hin die Zentripetalbeschleunigung

P = ^ r

Dementsprechend ist die Zentripetalkraft

p = 1,3 h- v (b, + b„) v^ 9,81 r

und diese Kraft steht der zu hebenden Last Q entgegen, also ist 0 = 1,3- h- v (b, + b„) y_2 9,81 ' r

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

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„FL. UOSPOR T"

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und hieraus schließlich

Es ist

3 ,_

1/ 9,81 ϖ Q ϖ r

y 1,3 ϖ h (b, + b„)

Q - 140 g

r = _= 1F, 111 - in

sin 8°

h = 0,11 m (aus den gegebenen Werten errechnet) b, = 7,20 m b„ = 6,40 m

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Abb. 2.

Also ist

J 9,81 ■ 1 V 1.3- 0,

140- 15,11

11 ϖ (7,20 + 6,40)

10697 = 22 m

Es ist demnach eine Geschwindigkeit von 22 m nötig, um mit dem gegebenen Aeroplan eine Last von 1-40-kg schwebend zu erhalten.

Zur Frage 8b. Die Praktiker stellen die Vorderkante ihrer Tragflächen allerdings gern etwas nach unten geneigt. Der Grund ist darin zu suchen, dass die Luft auszuweichen sucht und deshalb die Tendenz hat, etwas schräg aufwärts zu steigen, da sie zur Erde hin weniger leicht ausweichen kann, als nach oben. Auf diesen Punkt weist Herr Prof. Prandl, Göttingen in der Zeitschrift des Vereins Deutscher Ingenieure Nr 21 des Jahrganges 1909 Seite 847 hin. Es wird jedoch in derselben Nummer dieser Zeitschrift von A. Baumann, Charlottenburg der Nutzen einer solchen Einstellung augezweifelt. Jedenfalls tut man gut, diese Neigung nur ganz gering anzunehmen und im übrigen damit zu rechnen, dass sich in der Luft, also beim eigentlichen Fliegen, die Tragflächen doch etwas anders einstellen, als wie auf ebener Erde beim Anlaufen.

Freund -Leipzig.

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Offizielle Mitteilungen des Schlesischen Flugsport=Club.

Sitz Breslau.

Vorstand:

1. Vorsitzender: Oberingenieur E Schräder.

2. „ Ingenieur C. v. Sallwiirk. 1. Schatzmeister: Postsekretär E Solger. Bankkonto: Schles. Bankverein. Propagandaausschuß: Chefredakteur L Beninatto

Sportsgruppen, zugleich Sportskommission:

1. Maschinenflug; Obmann E. Schräder.

2. Freiflug: E. Schräder, H. Kukol, Frau Metze.

3. Freiballon: v. d. Borne, E. Schräder, H. Wolff.

4. Automobilfahren: Obmann C. v. Sallwiirk.

5. Rasenspiele, Florettfechten, Pistolenschießen: Frau von Sallwiirk, K. Ritzmann, L. Beninatto.

6. Wintersport: C. O. Schlobach, Fritz Heidenreich.

Clublokal: Theater-Restaurant. Sitzung: Jeden Sonnabend 8 30 Uhr. Sitzungsbericht vom Sonnabend den 12 Juni.

Der Vorsitzende eröffnete die Versammlung um 9.30 Uhr und teilte zunächst mit, daß nunmehr, nach Beendigung der Breslauer Festwoche, unsere praktischen Uebungen in Nippern wieder in vollem Umfange aufgenommen werden sollen.

Bezüglich der in Nr. 158 des „Breslauer General-Anzeigers" veröffentlichten Besprechung unserer Vorführungen auf der Festwiese, die im Gegensatz zu allen anderen Fachblättern und Tageszeitungen unsere Leistung abfällig kritisierte, teilte

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Monoplan-GleitfHeger von 16 qm Größe.

System Lilienthal, Bespannung;: Continentalstoff. Material: Japan-Bambus. £ Gewicht nur 14 kg. Zusammenlegbar. Qebaut von: Bauansialt Aviatischer Geräte u. Maschinen, Breslau-

der Vorsitzende mit, daß die sofort angestellten Erkundigungen nach dem Verfasser dieses ein recht merkwürdiges Resultat gezeitigt haben. Es stellte sich nämlich heraus, daß die völlig falschen und unfachgemäßen Ausführnngen von einer Dame in die Welt gesetzt waren, deren Urteil durch keinerlei Sachkenntnis getrübt war. Es wurde mit Befremden aufgenommen, daß der General - Anzeiger, der doch sonst allen neuen sportlichen Bestrebungen und insbesondere den unsrigen, stets ein wohlwollendes, verstand ges Interesse entgegengebracht hat, zu dieser besonderen Darstellung keinen sachverständigen Berichterstatter entsandt hatte, bezw. es unterlassen hatte, an zuständiger Stelle sich Informationen einzuholen. Der Rücktransport unserer Apparate ist ohne Havarie erfolgt.

Nippern. Es wurde vor kurzem angeregt, für unsere Trainingsmannschaft die Halle in Nippern derart wohnlich auszugestalten, daß sie neben dem Zwek, als Aufbewahrungsraum für unsere Apparate und Reparaturwerkstätte zu dienen, gleichzeitig auch als kompletter Wohnraum verwendet werden kann. Notwendig war es, alles hierfür erforderliche Koch- und Tafelgeschirr anzuschaffen, und wurde eine Liste der notwendigen Requisiten zur demnächstigen Beschaffung bereits aufgestellt

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Doppelgleitflieger des „Schlesischen Vereins für Luftschiffahrt. Größe 18 qm.

Bespannung Ramiestoff. Gewicht complett 26 kg. Gebaut von: Bauanstalt Aviatischer Geräte und Maschinen, Breslau. Im Hintergrunde: Abflugbahn von Krietern.

Den anwesenden Mitgliedern wurde eine freudige Ueberraschung dadurch bereitet, daß zwei Kellner plötzlich mit einem großen Tisch im Klubraum erschienen, auf dem die gesamte Einrichtung bereits aufgebaut war. Gestftet von den Obmännern unserer Oruppe II (Freiflug). Der Dank für dieses generöse Geschenk sei hiermit abgestattet.

Der Vorsitzende wird weiterhin wegen Fertigstellung der Statuten interpelliert; er erklärt, daß dieselben am Sonnabend in Reinschrift vorliegen sollen. Zur Mitteilung gelangt ferner, daß unser neuer Apparat „Schräder' in dieser Woche ebenfalls nach Nippern transportiert wird, und daß der nach Bremen (III. Kraftfahrzeug-Ausstellung) gesandt gewesene Gleitflieger uns mit besonderem Dankschreiben seitens der Ausste lungsleitung wieder zurückgesandt wurde und noch diese Woche gleichfalls unserem Fliegerpark in Nippern einverleibt werden soll.

Auf Antrag Ingenieurs Walzel soll eine größere Versicherungsgesellschaft angegangen werden, Vorschläge für eine Unfallversicherung unserer Mitglieder zu umerbreiten. Es unternimmt Herr Kutsch, die erforderlichen Schritte in di;ser Angelegenheit zu tun, während der Vorsitzende, Ingenieur Schräder, sich bereit erklärt,

die statistische Basis der Versicherung an der Hand des ihm zur Verfügung stehenden Materials zu liefern.

Für nächsten Sonntag Einweihung unserer Halle in Nippern, Abfahrt 3.30 Uhr nachmittags. Näheres in der nächsten Sonnabendsitzung.

Zur Mitgliedschaft gemeldet: Herr General-Direktor N. Dürkopp-Bielefeld, Ingenieur P. Vogler, Kronprinzenstraße 15, Kaufmann Gadiel-Brieg, Kaufmann Bach-Brieg, Ingenieur Berma n-Breslau, Schillerstraße 10.

Schräder. v. Sallwürk. Leise h ner.

Offizielle Mitteilungen des Vereins Deutscher Flugtechniker.

Sitz Berlin.

Ehrenmitglieder: Gustav Lilienthal, Groß Lichterfelde. Orville Wright, Dayton Wilbur Wright, Dayton.

1. Vorsitzender: Dr. Fritz Huth, Rixdorf.

2. Vorsitzender: Major von Parseval, Charlottenburjr. Schriftführer: O. Schmal-Carbur, Tempelhof. Syndikus: Rechtsanwalt Eschenbach, Berlin. Beisitzer: Diplom-Ingenieur H Dorner, Berlin.

Ingenieur J. Grade, Magdeburg. Ober-Ingenieur H. Rosenstein, Elbing. Ingenieur Max Schüler, Chemnitz. Vorsitzender der technischen Kommission: Ober-Ingenieur Zix, Berlin. Vorsitzender der Platzkommission: ; Kapitain z. S. a. D. von Pustau.

Ausstellung Frankfurt. Unser Mitglied, Herr Ing. Ursinus in Frankfurt hat das Arrangement unserer Ausstellung in Frankfurt übernommen. Wir bitten unsere Mitglieder die Modelle und Apparate, die sie in Frankfurt a. M. ausstellen wollen, an die Adresse: Civil-Ingenieur Oskar Ursinus, Frankfurt a. M., Bahnhofsplatz 8, frachtfrei zu senden. Modelle, die den Raum von 5 qm überschreiten sind vorher anzumelden. Nach erfolgtem Versand bitten wir die Geschäftsstelle zu benachrichtigen.

Ungezwungene Zusammenkünfte. Wir bringen zur gell. Kenntnis, daß für unsere Mitglieder in Berlin jeden Freitag ein Stammtisch im Restaurant Heidelberger belegt ist. Wir bitten unsere Mitglieder von dieser Gelegenheit zur ungezwungenen Aussprache Gebrauch zu machen.

Zuschriften sind an die Geschäftsstelle: Berlin W. 35, Schöneberger Ufer 25 zu richten. Zahlungen werden durch Zahlkarte auf das Postschek - Conto Nr. 5332 (O. Schmal, Tempelhof) erbeten.

Der Vorstand: Dr. F. Huth, I. Vorsitzender. 0. Schmal, Schriftführer.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909


Flugsport

.Illustrierte technische Zeitschrift und Anzeiger

für die gesamte

„Flugschiffahrt"

(L' Aviation)

Le seul organe allemand traitant particulierement les interets de I'Aviation

unter Mitwirkung bedeutender Fachmänner herausgegeben von Oskar Ursinus, Civilingenieur.

Brief-Adr.: Redaktion und Verlag „Flugsport" Frankfurt a. M., Bahnhofsplatz 8. Repräsentant pour la France: E. Raphael, Paris, Rue du Faubourg Poissonniere 62. Erscheint regelmäßig am 1. und 3. Freitag jeden Monats. — Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. — -

Der Nachdruck unserer Artikel ist, soweit nicht mit „Nachdruck verboten" versehen, nur mit genauer Quellenangabe gestattet.

Nr. 14. Frankfurt a. M., 2. Juli 1909. Jahrg. I.

Internationale Luftschiffahrts=Ausstellung Frankfurt a. Main 1909.

XI.

Die Arbeiten gehen ihrer Vollendung entgegen. Der Fliegerplatz ist umzäunt. Der Abflughügel für Gleitflüge ist fertiggestellt. In der Ausstellungshalle herrscht eine fieberhafte Tätigkeit.

Der Blick von der Westseite in die Ausstellungshalle wird ein imposanter werden. Wir sehen hier einen von der Zeitschrift Flugsport errichteten 10 m hohen Obelisk, mit einer Kolossalbüste von Lilienthal. Am Fuße des Obeliskes befinden sich die Versuchsflächen, mit welchen Lilienthal seine ersten Experimente zur Bestimmung des Luftwiderstandes und der günstigsten Flächengestaltung anstellte.

----------Wir sehen weiter Flugmaschinen von Voisin, vertreten dur-cli-

Euler, mehrere Fliegerkonstruktionen von Dr. Gans-Fabriee, München, den Flieger von Jatho-Hannover, einen Flieger von Riedel (Zweidecker) von 10 m Länge und 2 m Tragdeckenbreite, einen Doppeldecker von Dutheil & Chalmers, einen Flieger, System Huth ausgestellt von der Flugmaschinen- und Motoren-Gesellschaft m. b. H., Berlin, einen Flieger von der Flugmaschinen-Gesellschaft Nolte G. m. b. H., Hannover, einen Flieger von Ingenieur Wels, Wien, Flieger Homola, Mähren, weiter ein interessantes Flügelrad für Luftschiffe aller Art von Major Schönermark, den bekannten Flieger von Heitmann-Altona u. a. m.

Alles in allem, der Flugtechniker bezw. der an der Flugtechnik interessierte Laie, wird auf der „IIa" finden, was er sucht und manche Anregung mit nach Hause nehmen können.

Der Anmeldetermin zu den Wettbewerben für Luftfahrzeug-Motoren ist bis 15. August verlängert worden. (Ueber die Bedingungen dieses Wettbewerbes siehe „Flugsport" Nr. 11 Seite 296.)

Die Preisrichter der in Nr. 11 des „Flugsport" ausgeschriebenen Wettbewerbe sind folgende:

Gruppe IV. Luftfahrzeug-Motoren. Geheimrat Professor Dr. Berndt-Darmstadt. Professor Dr. Deguisne-Frankfurt. Lynen-München. E. Meyer-Charlottenburg. Dr. Prandtl-Göttingen. Oberingenieur Schwerd-Frankfurt.

Gruppe XI. Feste Leichtmetalle. Geheimrat Professor Dr Berndt-Darmstadt. Professor Dr. Lorenz-Zürich.

Dr. Martens-Berlin. Dr. de Neufville-Frankfurt a. M. Professor Dr. Tammann-Göttingen. Die Preisrichter der übrigen Gruppen werden später an dieser Stelle bekanntgegeben. Zur Erlangung einer

Prämiierungs-Medaille war ein Preisausschreiben erlassen worden. Es gingen hierauf 49 Entwürfe ein,

Den 1. Preis 600 Mark erhielt Oskar Prack, Frankfurt a. M. Den 2. Preis 300 „ „ Carl Stock, Den 3. Preis 100 „ „ Lud. Mergehen,

Der mit dem ersten Preise bedachte Entwurf, der sich durch edle Harmonie der Linie und große Sicherheit der Komposition auszeichnet, zeigt die zum Himmel emporgereckte Gestalt eines schönen Jünglings, der anbetend zur Höhe schaut Zu seinen Füßen liest man Goethes Worte:

„Und ein Flügelpaar faltet sich los. Dorthin! Ich muß! Ich muß! Gönnt mir den Flug."

Pariser Brief.

Von unserem Pariser Korrespondenten.

Es ist liier wiederholt darauf hingewiesen worden, wie die französischen Aviationsbestrebungen in besonders umfangreicher Weise durcli Zuwendungen seitens der Behörden, wissenschaftlichen Vereinen und Privaten gestützt und gefördeit werde. Die letzten Tage haben eine neue Bestätigung dieser Erscheinung gebracht, an der das gesamte Ausland, soweit es sich für die moderne Flugtechnik interessiert, nicht achtlos vorübergehen kann. Das „Institut de France" bringt alle drei Jahre den „Osiris-Preis" in Höhe von 100000 Francs zur Verteilung, der stets dem gemeinnützigsten Werke, das innerhalb der verflossenen drei Jahie vollbracht worden ist, zugesprochen wird. Nicht ohne ein gewisses Neidgefühl werden die Aviatiker anderer Länder, die, unter grollen materiellen Opfern, in unermüdlicher und aufreibender Arbeit für die Aviation stehen, hören, daß die gelehrte Gesellschaft in Paris in diesem Jahre die genannte Summe den beiden bekannten Flug-technikern Louis Bleriot und Gabriel Voisin zugesprochen hat. In Bleriot und Voisin sind also die Vorkämpfer bezw. Eindecker und Zweidecker geehrt worden, die Aviation hat dadurch in

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Bleriot lind Voisin

welchen das Osiris-Institnt für hervorragende Leistungen 100,000 Fr. zuerkannte.

Frankreich gewissermaßen ihr offizielles Patent erhalten. Welch einen ungeheueren Ansporn eine solche Zuwendung nicht nur für die beiden direkt Bedachten, sondern darüber hinaus auch für die ganze Bewegung zugunsten der Aviation darstellt, braucht nicht näher ausgeführt zu werden, zumal der moralische Wert der Anerkennung von jener Seite, daß die Aviation das bedeutendste, der Menschheit nützlichste Werk der letzten drei Jahre ist, nicht

ohne nachhaltige Wirkung bleiben kann. Hoffen wir, daß auch in anderen Ländern die Aviationsbestrebungen sich bald einer gleichen Anerkennung und vor allem auch einer gleich greifbaren Förderung zu erfreuen haben wird ....

Natürlich ist die Befriedigung in den Kreisen der französischen Aviatiker eine große und mehr noch als bisher widmet man sich eifrig der Arbeit, besonders da fast täglich neue Preise und Stiftungen den lobenswerten Wettstreit lebendig erhalten.

In Chälons ist es nun, da Hubert Latham, wie an anderer Stelle berichtet, das dortige Lager verlassen hat, weniger interessant geworden und die allgemeine Aufmerksamkeit findet nun Gelegenheit, sich wieder den weniger Glücklichen zuzuwenden.

in lssy-les-Moulineaux sind jetzt Bleriot und Santos Dumont tätig. Ersterem hat die ihm zu Teil gewordene Ehrung neuen Mut, aber keinen Erfolg verliehen. Besonders in dieser Woche hat B16riot Pech gehabt. Nachem er mit seinem Eindecker wiederholt einige kurze Flüge ausgeführt hatte, ist bei einem Versuche am Dienstag sein Motor, als er eben zum Anflug angestartet werden sollte, in Brand geraten. Zum Glück waren mehrere Personen zugegen, die durch Aufschütten von Sand hilfreiche Hand leisteten und den Brand ersticken konnten, bevor er allzu große Dimensionen angenommen hatte. Der sonst vorzüglich arbeitende Anzani-Motor hat den Fehler, daß der Auspuff zu dicht am Vergaser plaziert ist, was jetzt geändert werden soll. Santos Dumont hat mit der kleinen Demoiselle gleichfalls einige Flüge von 300 und 500 m in 15 bis 20 m ausgeführt und hatte am Sonnabend einen Unfall mit seiner Maschine, der leicht bedenkliche Folgen hätte haben können. Als sich der Aviatiker bei einem seiner Flüge in mäßiger Höhe befand, bäumte plötzlich der Apparat und stürzte zur Erde, wobei er einige Verletzungen erlitt. Santos kam mit dem Schrecken davon.

In Chartres hat Picquerez neulich seine Experimente mit einem Zweidecker begonnen, wobei er durch einen unentschuldbaren Fehler zu Schaden kam. Am ersten Tage gleich, mit seiner Maschine und ihrer Leistungsfähigkeit noch ungenügend betraut, wollte er zwei Passagiere mitnehmen. Die Maschine, offenbar zu schwer belastet, stieß gegen einen Stein, wobei die Schraube brach. Picquerez selbst trug einige Verletzungen davon.

Am lebhaftesten geht es jetzt in Port-Aviation (Juvisy) zu. Außer Delagrange, Rougier und de Rue sind jetzt auch Graf Lambert und Tissandier, denen es in Pau wohl allein zu langweilig waf7 döff eingetroffen. Gleich bei dem ersten Versuche hatte Graf Lambert mit dem VVright-Flieger Malheur. Infolge eines falschen Steuerungsmanövers beim Anflug fiel die Maschine, die sich soeben in die Luft erhoben hatte, schwer zurück und zertrümmerte den linken Flügel, die Schrauben und die Sohl-schienen- Es wird ziemlich lange dauern, bis der Apparat wieder hergestellt ist. Der zweite Zweidecker, den Tissandier für sich montiert, dürfte in wenigen Tagen für Versuche bereitgestellt sein. Delagrange gelangen mit seinem Zweidecker einige hübsche Flüge von kürzer Dauer, darunter einer von 13 Minuten in 30 in Höhe. Am Sonntag ist der schöne Apparat vollständig zertrüm-

inert worden. Seit einigen Tagen weilt ein russischer Ingenieur, namens Hedberg, in Jiivisy. wohin er aus Moskau gekommen ist, um die Handhabung von Flugmaschinen zu erlernen. An dem genannten Tage ließ ihn Delagrange zu seinem Pech den ersten Aufflug allein unternehmen. Nachdem der Russe etwa 100 m auf der Erde dahingerollt war, wollte er sich mit der Maschine in die Luft erheben. Dabei machte er ein falsches Manöver, sodaß der Apparat mit voller Wucht kopfüber auf die Erde stürzte und in Trümmer geschlagen wurde. Hedberg hat eine Verletzung am Bein erlitten. Rougier hat jetzt seinen Zweidecker mit einem Achtzylinder E.N.V-Motor ausgestattet und wird in diesen Tagen seine Versuche erneuern. In jiivisy bereite man sich mit großem Eifer auf das große Aviationsfest vor, das die Societe d'Encoura-gement ä l'Aviation am 4. Juli auf dem dortigen Aerodrom zu veranstalten beabsichtigt. Es handelt sich um ein Fest zum besten der durch die Ueberschwemmungen in Südfrankreich Geschädigten und hofft man, mit Rücksicht auf den wohltätigen Zweck das Publikum, das durch das Fiasko der Eröffnungsfeier noch sehr mißtrauisch ist, in Scharen herauszubekommen. Es soll der zweite „Preis Lagatinerie" bestritten werden, der verlangt, daß die 1500 m Bahn zweimal umkreist und eine durch kleine Ballons markierte Linie in 15 m Höhe überflogen wird. Man richtet sich auf 50000 Zuschauer ein. Wir wollen hoffen, daß es keine Enttäuschung für die Veranstalter und vor allen Dingen für die Zuschauer gibt.

Zwei Aviationsbewerbe, von denen der eine bereits begonnene hat, beschäftigen die hiesigen flugsportlichen Kreise lebhaft: Der Bewerb von Douai, der vom 28. Juni bis 18. Juli dauert, und die „Große Woche von Vichy", die in den Tagen vom 18. bis 25. Juli vor sich geht. Für Douai sind elf Apparate angemeldet, darunter der Zweidecker von Breguet, ein Voisin-Zwei-decker mit Rougier, Bleriot mit seinem Eindecker, Tissandier mit einem Wright-Plieger, de Rue mit einem Voisin-Zweidecker (Hauptmann Ferber), Gobron und Baron de Caters mit je einem Zweidecker von Voisin. Es werden drei Preise bestritten: einer für die höchste Geschwindigkeit, einer für den längsten Flug auf der Strecke Douai-Arras-Douai und schließlich ein Preis für den längsten Flug ohne Wiederverproviantierung, letzterer in Höhe von 10,000 Frs. Es wird zwar bekannt gemacht, daß Latham mit einem Antoinette-Flieger an diesem Bewerbe teilnehmen wird; das ist aber sicher nur ein Reklamemittel.

Auch die Veranstaltung von Vichy weist einige interessante Bewerbe auf, darunter den „Großen Preis der StädF Vichy", (.16,(W0 Francs) wobei das Aerodrom von Allier, das einen Umkreis von 1666,67 m hat, zwölfmal zu durchqueren ist, also eine Distanz von rund 20 km; der „Preis der Bahnrunde" für den schnellsten Flug über eine Bahnrunde und der „Preis der Passagiere" für denjenigen Piloten, der die grollte Anzahl von Passagieren an Bord auf einem Fluge mitgenommen haben wird, wobei für jeden Passagier 65 Kilogramm als Mindestgewicht gerechnet werden.

Und im Hintergründe aller bevorstehenden französischen Flugbewerbe die „Grolle Woche der Champagne", die, wie bereits

gemeldet, in der Tat eine großartige Veranstaltung zu werden verspricht Man hat von der Regierung für diese Gelegenheit die Erlaubnis zur zollfreien Einführung der konkurrienden Flug-maschinen aus dem Auslande erwirkt und es steht bereits fest, daß auch der Amerikaner Curtiß, über dessen Zwist mit den Brüdern Wright an anderer Stelle berichtet wird, mit einem Zweidecker teilnehmen wird. Die Woche der Champagne geht bekanntlich zu Reims in den Tagen vom 22. bis 29- August vor sich und zwar wird an jedem Tage ein besonderer Preis bestritten werden; deren Ge-samthöhe die gewaltige Summe von 200,000 Francs erreicht.

Zwei neue große Aerodrome wird Frankreich in aller Kürze haben. Dasjenige von Croix d'Hins bei Bordeaux, welches die Ligue Meridionale Aerienne und der Aero-Klub du Sud-Ouest errichten, wird auf einem Terrain von 700 Hektaren installiert. Die Einweihung des Terrains hat am Samstag im Beisein vieler französischer Aviatiker und zahlreicher Persönlichkeiten aus der offiziellen und sportlichen Welt stattgefunden. Die Zeitung „La Petite Gironde" in Bordeaux hat bereits einen Preis von 10.000 Francs für das neue Aerodrom gestiftet. Ein zweites Aerodrom will der Automobil-Klub de France in der Nähe von Paris schaffen. Es sollen dort die Flugexperimente vor sich gehen und von Zeit zu Zeit große Bewerbe veranstaltet werden. Das in Aussicht genommene Terrain liegt in der Ebene von Lieusaint und ist über 500 Hektar groß. Bekanntlich hat der genannte Klub seine eigene „Commission Aerienne", die sich sehr rege an allen flugsportlichen Ereignissen interessiert. In ihrer letzten Sitzung hat diese Kommission beschlossen, folgende Flugrekords auszuschreiben: 1. Für die weiteste Distanz 2. Für die längste Dauer. 3. Für die größte Geschwindigkeit über 1 bis 1000 km. 4. Für die höchste Geschwindigkeit während der Zeit von einer halben bis 24 Stunden.

Auch der Aero-Klub der France hielt dieser Tage seine Sitzung ab, in der zunächst die Herren Bienaime, Leblanc und Dubonnet als Vertreter Frankreichs zum Gordon-Bennet-Pokal nach Zürich delegiert wurden. Alsdann wurde beschlossen, in den ersten Tagen des September in der Ausstellung zu Frankfurt einen französischen Tag für sphärische Ballons zu veranstalten. Als Datum des „Großen Preises des Aero-Club de France" wurde für das Jahr der 26. September bestimmt.

Sonst ist hier von der Internationalen Luftschiffahrts-Ausstellung zu Frankfurt auffallend wenig die Rede und es ist zu verwundern, daß sich die französische Industrie nicht mit größerem Elan für diese interessante Veranstaltung interessiert. Allerdings hat kürzlich in einem hiesigen Sportblatt Jemand veröffentlichen lassen, daß er beabsichtige, auf der Ausstellung in Frankfurt „einen Kollektivstand der französischen Aviation" zu installieren und die industriellen ersucht, ihm ihre Beteiligung anzumelden. Wenn man dagegen sich vergegenwärtigt, in welch stattlicher Zahl und unter wie großen Opfern die ausländischen Industrien die hiesige große Ausstellung im letzten Herbst beschickt haben, so muß diese Art der Beteiligung als durchaus unzulänglich und eines so großzügigen Unternehmens, wie es die Frankfurter Ausstellung ist, unwürdig angesehen werden. Es wäre zu wünschen, daß die

Der Flugsport in England.

(Originialbericht unseres Londoner Korrespondenten.)

Die letzten beiden Wochen haben für England inbezug auf lenkbare Luftballons allerlei Sensationen gebracht, weniger dagegen inbezug auf den Flugsport. Das einzig bemerkenswerte ist etwa der Flug C F. Cody's am Abend des 18 Juni er, der sich auf P|, engl. Meilen ausdehnte und länger als seine bisherigen Flüge dauerte. Die dabei erreichte Schnelligkeit war ungefähr 25 engl. Meilen per Stunde. An drei Stellen machte Cody scharfe Wendungen von je 90 Grad, sodaß er genau zu seinem Ausgangspunkte zurückkehrte. Bei der dritten Wendung stieß ein Tragflächenende auf die Erde, und nur schnelles Umlegen des Steuers bewahrte die Maschine vor größeren Schaden. Cody nimmt auch jetzt noch dauernd Aenderungen an seiner Maschine vor. Die Radiatoren sind weiter noch vorn verlegt und jetzt an den Bambusstützen des Hebeplans befestigt. Die seitlichen Ba-lanzierungsdecken, die früher unbeweglich waren, werden jetzt gleichzeitig mit dem Steuer gestellt. Das Doppel-Steuerruder, eine Spezialität der früheren Maschine, ist jetzt durch ein einzelnes Vertikalruder ersetzt, welches leichter regiert werden kann, als der senkrechte Doppelplan Endlich das Hinterrad, das bei der Besichtigung durch den Prinzen von Wales zerbrach (cf. Flugsport, S. 303), ist nicht wieder erneuert, sondern jetzt durch eine 7 Fuß lange federnde Leiste von Eschenholz ersetzt Jetzt hat sich weiter die Verwendung eines stärkeren Motors (etwa 80 HP statt der bis jetzt gebrauchten 50 HP) als nötig erwiesen. Denn während der letzten Versuche schwankte der Flieger beständig auf und ab zwischen Höhen von 30 Fuß und 5 Fuß. Dies Schwanken schreibt Cody der zu schwachen Kraft des bisher benutzten Motors zu. Infolgedessen kippt die Maschine nach unten, und das Höhensteuer muß plötzlich angezogen werden, um den Aeroplan wieder in die Höhe zu bringen.

Auf dem Fluggrunde des Aero-Club inCheppey ist die Firma Short Bros, jetzt mit 50 Angestellten an der Herstellung von 6

Ausstellungsleitung einen derartigen Kollektivstand rundweg ablehnt, wie es die Franzosen im gleichen Falle ohne jeden Zweifel tun würden.

In letzter Stunde erfahre ich eine interessante Neuigkeit: Graf Lambert hat, wie behauptet wird, seinen Wright-Flieger in Juvisy demontiert und in aller Heimlichkeit nach Wissant, einem kleinen Orte an der Küste zwischen Calais und Boulogne, verladen lassen. Dort soll schleunigst ein Aerodrom errichtet werden, in dem Lambert einige Tage experimentieren will, um dann den Versuch, den Kanal zu überfliegen, zu wagen. Es handelt sich darum, Hubert Latham, der bekanntlich seinen Flug gegen den 1. August beabsichtigte, zuvorzukommen! Der Erfolg Lathams scheint im „Wright-Lager gezündet zu haben. Aber daß gerade Graf Lambert vorgeschickt wird — wenn das nur gut abläuft.

Rl.

Flugmascliinen für die Gebrüder Wright beschäftigt welch letztere bei ihrem hiesigen Aufenthalte gesagt haben, daß England der beste Markt für Flugmascliinen sei. Zwei dieser 6 Aeroplane sind von den Herren A. Ogilvie und T. B. Seavright bestellt, die auch einen Fluggrund bei Camber, in der Nähe des Kanals, zwische Rye und Winchelsea, gemietet haben, um denselben bei den Ueberfliegungen des Kanals bereit zu haben, die für die nächste Zeit erwartet werden.

Zu den Engländern, die in Frankreich fliegen, ist jetzt Mr. Henry Cockburn hinzugekommen, der in Chälons auf einem Far-man-Biplan übt.

Der Canadier Baldwin, der an den Experimenten Mac Curdys in Baddock Bay beteiligt war, geht jetzt nach Petawawa, um den dortigen Artillerie-Schießplatz auf seine Brauchbarkeit für Aero-planfahrten zu besichtigen. Zwei Maschinen nach dem Modell des „Silver Dart" sind jetzt fertiggestellt; und wenn der genannte Schießplatz günstig ist, soll eine derselben dorthin gebracht und unter Aufsicht des Militär-Departements geprüft werden. Dr. Aleyander Bell, der dritte an der Erfindung des Silver Dart Beteiligte und Gründer der Aerial Experiment Association, wird diesen Sommer England besuchen; doch verlautet noch nichts bestimmtes über seine hiesigen Pläne. Dr. Bell ist ein Schotte, geboren in Edinburgh. Mr. Curtiß, ein viertes Mitglied der Aerial Experiment Association,|hat seinen neuen Aeroplan fertiggestellt, und mit ihm Flüge von 1 Meile auf dem Fluggrunde der Aeronautic Society von Amerika in Morris Park gemacht.

Petersburger Brief. (Originalbericht.)

Unter den Apparaten „schwerer als Luft" sind auf der Ausstellung die neuesten Erfindungen zu sehen: ein Modell des Wright'schen Drachenfliegers in yl0 Naturgröße, recht gut ausgeführt, einen guten Begriff der Konstruktion gebend, auch ein Gleitflieger Syst. Wright, ohne Motor, Type 1901—03 in Naturgröße ist vor einer Woche eingetroffen. Derselbe stammt aus der Werkstatt L. Chauviere in Paris künstlerisch ausgeführt — Holzteile poliert, Metallteile vernickelt. Das genannte Werk exponiert auch eine Zeichnung im Maßstab eines Drachenfliegers von Tatin 1909 signiert; Type Bleriot, d.h. Monoplan, ohne Vorderfläche, sondern durch kleinere Hinterfläche die Höhe """""einsteltentf-tSyst. Penaud) aber 2 Schrauben. Die betreffende Charakteristik Motor 20/22 PS, Gew. = 300 Kilo V. = 20 m|s.

Auch verschiedene Konstruktionen von Propellerschrauben „vis integrale" und Lenkballon-Zeichnungen werden vom rührigen Vorsteher des genannten Hauses „Th. Jochim & Co." in St. Petersburg und Moskau dem Publikum dargeboten.

Ein Motor samt 4flügel. Luftschraube von Esnault-Pel-terie 35 PS stark, Gew. 70 kg ist auf der Ausstellung zu sehen und damit sind die Franzosen abgefertigt, es wären noch ein paar Schraubenkonstruktionen, Metallteile, Zeichnungen und Spielzeuge zu erwähnen, immer aber mehr als deutsche Exponode, die gänzlich fehlen.

Wir gehen zu den russischen Exponoden. Als „Clou" der Ausstellung soll der „Selbstflieger" von S we rtchkoff gelten, in einer privaten Werkstatt zu Petersburg konstruiert, von der üblichen Konstruktion des Drachenfliegeis abweichend. Als Propeller dienen nämlich, statt Luftschrauben Schlagflächen: 6 rechts und 6 links, durch eine rotierende Welle die Schläge ausführend ; dabei vermittelst Excenter so gestellt, daß die zurücklaufende Fläche einen minimalen Luftwiderstand hervorruft — analog der Scheufeiräder Syst. Morgan eines Raddampfers. Die Flächen sind leicht parabolisch gekrümmt, jede ungefähr 1 m' groß. Ein Motor Syst. Buch et-Paris 4 zyl. 10 PS; 2000 n laufend, treibt mittelst Riemen ein Schwungrad, welches, lose auf einer Zwischenwelle sitzend, durch Kuppelung diese Welle mitnehmen kann. Von dieser Welle aus wird mittelst Kette und Zahnräder 12/22 die Hauptwelle mittelst 6 Spiralfedern allmählich und mit veränderlicher Tourenzahl in Bewegung gebracht.

Demzufolge kann die Hauptwelle mitsamt Schlagflächen mit 20 — 30 Touren pro M. anfangend bis auf 450—500 jgebracht werden.

Die tragenden Fl ä c h en Doppelf lache, obere kleiner, zusammen ungefähr 8—10 m2 sind nach hinten verschoben — hinter dem Führersitz - ; das Horizontalsteuer vor die Schlagflächen herausgetragen (zwischen den Schlagflächen liegend). Eine vertikale Fläche als Kiel ausgebildet dient zur Vertikalsteuerung. Das ganze auf ein 3rädriges Fahrradgestell montiert. Der Apparat wiegt 200 kg (ohne Fahrer), der Motor 50 kg dazu.

Leider hatte der Konstrukteur keine Zeit zum Probieren im Freien. Versuche, die in der Werkstatt ausgeführt, ergaben 75 pCt. Gewichtsverminderung. Wenn es so wäre, hat der Apparat Aussicht zum Fliegen, wenn nur die erforderliche Stabilität gesichert wird: der Apparat ist mehr in die Länge (Bewegungsrichtung) als in die Quere ausgebildet.

Die Ausführung zeigt fachmännische Tüchtigkeit was zu Ehren der ausführenden Werkstatt dient. Als Material Stahlrohren, wie solche im Fahrradbau benutzt und Bambus, der letztere mittels durchgehendem Stahldralit versteift. Alle Lager als Kugellager ausgeführt, als Ueberzug Baumwollstoff. Jeder Teil wurde vor dem Zusammenbau auf die berechnete Belastung geprüft. Ausführungskosten 5000 Rubel gleich 11.000 Mark, welcher Betrag dem Erfinder von der Militärverwaltung s u trventfoTiiert wurde. Das ganze weist auf ernste, durchdachte Arbeit und wenn es auch nicht fliegt, wegen Mangel an Stabilität, beweist es doch, daß es auch in Rußland ernste Arbeiter gibt, nicht nur Projekteure, wie der mehrmals erwähnte Tatarinow, der noch nichts von seine Erfindung sehen läßt, wenn er auch reicn subventioniert wurde (so an die 100.000 Ma k). Interessant sind die Drachen von Konsned-joff (s. III. Aeroilaut. Mitteil. 1905) spezifisch leichter als jede andere bekannte Konstruktion.

Sehr interessant ist auch ein Apparat zur Luftschrauben-Untersuchung. Ein aerodynamisches Karusell, in den Werkstätten der militärischen aeronautischen Abteilung ausgeführt,

Kapitän A. Schabskv, hat damit eine Reihe von Untersuchungen ausgeführt, die gewiß in kurzem veröffentlicht werden.

Zweiarmiger Hebel D = 8—9 m, in der Mitte gestützt und um die vertikale Achse R drehbar, so daß er unter der schiebenden Wirkung der untersuchten Luftschraube im Räume sich bewegt und der Wirkungsgrad der genannten Schraube ermittelt wird, mehr den Arbeitsverhältnissen eines Propellers entsprechend, als die Untersuchung einer rotierenden Schraube deren Achse still steht. Der Antrieb der Schraube S erfolgt durch Elektromotor, also leicht der Kraftverbrauch zu bestimmen. Die schiebende Kraft wird graphisch ermittelt durch rotierende Papiertrommel und Schreibstift an der Schraubenachse W, die sich achsial verschieben kann, so weit es eine Spiralfeder gestattet.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

2 Beobachter, der eine manipuliert mit dem Elektromotor, der andere notiert alle nötige Daten, ßei einer kleiner Luitschraube 500 - 600 Touren|Min. laufend, rotiert das Karussell mit 10 Touren V = 7t D ■ n = 3 , 14 ■ 9 ■ 10 = ^5 m|Sec. , 60 60

Ueberhaupi werden in Rußland den wissenschaftlichen Untersuchungen in der Luftschiffahrt viel Aufmerksamkeit und Geldmi tel geopfert. So z. B. funktioniert seit Herbst 1904 das aerodynamische Institut zu Koutchino (17km von Moskau) von einem Privaten — Herrn Riabonschinsky — gebaut und dirigiert.

Ordentlicher Professor der analytischen Mechanik an der Universität Moskau N. E. Jonkovsky ist Ehrenmitarbeiter. V. Konsnedjov, Konstrukteur des obenerwähnten Drachen, als Vizedirektor. Die Anlagekosten betrugen bis 1. Januar 1905 100000 Rubel (215 000 Reichsmark). Der jährliche Etat 36000 Rubel (70000 Mark ungefähr) alles von Herrn Riabonschinsky gedeckt. Das Hauptgebäude enthält einen Saal von 30 m Länge, 13 m Breite und 8.5 m Höhe dazu ein Turm 6.5 m x 6.5 im Lichten, 20 m hoch für Fallversuche; dazu eine mechanische Werkstatt, Schreinerei, Bibliothek etc.

Die erforderliche Kraft durch eine Dainpfanlage 30 PS stark, ein Dynamo 115 V + 175 Amp und eine Akkumulatorenbatterie von 180 Amp. Stundenkapazi ät Angestellte: Werkmeister, sein Gehilfe, 2 Maschinisten, 2 Heizer, 1 Dreher, 3 Schlosser, 3 Schreiner und 6 Hilfsarbeiter. Alles reichlich bemessen. Wie wir sehen, ein Beispiel der Nachahmung wert. J. Schürmann.

Zur Frage der Gestaltung von

Flügelflächen (SChiuß).

von Oberlehrer Ingenieur Alfred Freund-Leipzig. (Stehe Flugsport No. 12 u. 13.)

Hier befindet sicli Ahlhorn abermals im Irrtum. Lilienthal hat die Wölbung nicht deshalb herabgemindert, weil er die Mängel der Stabilität fürchtet, sondern weil an schwach gewölbten Flächen die Wirkung eine günstigere, als an Flächen mit starker Wölbung war. Er fand für die Wölbung des Bogens als günstigste Pfeilhöhe '/,» der Bogensehne. Dieses ist sehr wohl begründet dadurch, daß Lilienthal die aufsteigende Tendenz der Luftströmungen fand und für diese einen Winkel von 3—4 Grad einwandfrei feststellte und daß bei einer derartig gerichteten Windströmung die Luftteile ohne Stoß eintreten, wie auch aus der schon angeführten Arbeit des Unterzeichneten hervorgeht. Auf Seite 48 gibt Ahlborn, vielleicht unbewußt, Lilienthal eine Zusage. Nachdem Ahlborn davon berichtet hat, daß Lilienthal durch den Versuch mit einem Drachen auf eine vorwärtstreibende Kraft geschlossen hat, fährt er selbst fort:

„An der Richtigkeit dieser letzteren Beobachtung ist nicht zu zweifeln, da sie auch von anderer Seite, namentlich von Herrn Professor Koppen, bei den meteorologischen Drachen - Experimenten der Seewarte gemacht worden sind. Allein, es ist nicht zulässig, die Ursache dieser seltenen Erscheinung in der Form der Drachenflächen zu suchen, da diese konstant ist und s mit auch das Vorschweben die Regel und nicht die Ausnahme sein müßte. Die Ursache des Phänomens muß also außerhalb des Drachens in den unregelmäßigen Bewegungen < es Windes liegen und kann hichstens durch die Form der . rachenflächen und die Art der Belastung, die Schwerpunktslage, mehr oder weniger begünstigt werden."

Aus diesen letzten Sätzen ist zunächst festzustellen, daß Ahlborn an der Richtigkeit der Beobachtung Lilienthals nicht gezweifelt hat und daß Prof. Koppen zu den gleichen Erfahrungs-Resultaten gekommen ist, wie Lilienthal. Nun will allerdings Ahlborn den Grund nicht in der Form der Drachenflächen sehen, sondern in in äußeren Umständen. Diese Ansicht Ahlborns ist so unkorrekt wie nur denkbar, denn ganz sicher kann nur von einer Wechselwirkung zwischen den ußeren Kräften und der Flächenform gesprochen werden. Die Wirkung einzig und allein den äußeren Umstämren zuzuschieben, hieße die Form der Flügelflächen als gleichgültig zu bezeichnen. Das ist aber doch gerade von Ahlborn nicht anzunehmen, da er in seinen sämtlichen Arbeiten fast nur von der Flächenform spricht, die ihm de nnach sonst doch nicht gleichgültig zu sein scheint, es ist unmöglich, hier an einer Widerlegung Lilienthals durch Ahlhorn zu denken. Nun widerspricht aber an und für sich die Annahme, daß die vorwärtstreibenden Komponente auch in Ursachen außerhalb der Drachenflächen liegt, garnicht der Ansicht Lilienthnls. Im Gegenteil, ein wichtiger Teil der Forschungen Lilienthals ist eben auf die Bewegung des Windes

selbst gerichtet, und er leitet gerade die vorwärtstreibende Ko n-ponente aus dieser Bewegung in Verbind ng mit der Flügelfläche ab. Nur war Lilienthal kein Mathematiker und es' sei bezüglich dieser mathematischen Ableitung nochmals auf die beiliegende Arbeit des Verfassers in Nr. 3 des „Flugsport" verwiesen. Schließlich sei noch ein Werk der neuesten Buchliteratur angeführt, nämlich der „Leitfaden für Luftschiffahrt und Flug-technik" von Dr. Raimund Nimführ. In diesem werden auf Seite 158 und folgenden die Gleitflugstudien von Otto Lilienthal behandelt. Hier steht zunächst u. a. auf Seite 158 in Bezug auf das Lilienthal'sche Buch „Der Vogelflug":

„Am Schlüsse seiner Arbeit stellt der Autor 30 Sätze auf für die Konstruktion von Apparaten für den persönlichen Kunst-f ug und die Anstellung von praktischen Versuchen mit derartigen Maschinen; die Mehrzahl dieser Grundsätze besitzt auch heute noch volle Gültigkeit." Zu den Punkten die heute noch volle Gültigkeit besitzen, gehört unter allen Umständen die nach unten konkave Wölbung der Flügelflächen, denn sämt'iche Flugapparate besitzen diese Wölbung.

Auf S 159 steht der Satz: „Der Abflug erfolgte natür ich immer in der Richtung gege n den Wind." Auf Seite 160 steht: Die energische Wirkung der Schwerpunktsverschiebung und die dadurch erreichte sichere Einstellbarkeit des Apparate ■ gaben Lilienthal den Mut, auch noch bei Winden über 10 m Geschwindigkeit Gleitflüge auszuführen. Schon bei 6—7 m Windgeschwindigkeit trug ihn die 18 Quadratmeter große Segelfläche fast horizontal von der Spitze seines Hügels ohne Anlauf gegen den Wind. Bei großer Windstärke ließ ich Lilienthal von der Bergspitze einfach abheben und segelte langsam dem Winde entgegen. Er erreichte dabei oft in der Luft Stellungen, welche wesentlich höher lagen, al sein Abflugspunkt. Am Gipfelpunkt einer solchen wellenförmigen Fluglinie kam der Apparat zuweilen längere Zeit zum Stillstand." Es ist doch nicht anzunehmen, daß ein so ernstes Werk, wie das Nimführ'sche Anekdoten zum Besten gibt, Dr. Nimführ würde eine solche Sache nicht veröffentlicht haben, wenn er glaubte, daß ein Naturgesetz auch nur scheinbar nicht befolgt würde. Daß Lilienthal diese Flüge ausgeführt hat, wird von keiner Seite angezweifelt und besonders auch nicht, daß er sie gegen den Wind ausführte. Wird dieses aber anerkannt, so muß angenommen werden daß infolge der Einwirkung des Windes auf gewölbte Flügelflächen und zwar nach Art der Vogelflügel .nach unten konkav gewölbte, sowohl—eine ebende, als auch eine vorwärtstreibende zum mindesten aber eine weniger hemmende Komponente dem Winde gegenüber in Erscheinung tritt. Nach all diesem ist festgelegt, daß die Ahlborn'schen Arbeiten in kei em Punkte eine Widerlegung Lilientual's bedeuten und daß die von Lilienthal behaupteten Wirkungen der bewegten Luft an den Flügelflächen mit den Naturgesetzen nicht in Widerspruch stehen. Ferner ist ^festzustellen, daß Ahlhorns Stabilitätsuntersuchungen wohl interessant, doch seine Schlußfolgerungen, welche dahingehen, daß man mit nach unten konkav gerichteten Flügelflächen wegen ihrer mangelnden Stabilität niemals erfolg-

reich werden könne, für uns bedeutungslos sind. Die SchlulJ-folgerungen Ah'boms sind durch die moderne Praxis endgültig widerlegt.

Stabilisierung der Flugmaschine durch Tourenveränderung der gegenläufigen Schrauben D. R. P. a.

von Ingenieur Carl Brandt-Stettin.

Für den vorwärtsstrebenden Flugtechniker gibt es noch viele Fragen zu lösen. Ks sind dies besonders die des sicheren Änfalircns, des Langsamfahrens in der Luft, des Baues leichter Motore und wirtschaftlicher Schrauben, aber — die Frage der Stabilität in der Breite ist vorläufig die größte unter ihnen. Und damit eng verknüpft ist die des Kurvcnnehniens.

Viele sind der Wege, auf denen die Flugtechniker dies Ziel zu erreichen suchen. Der eine verschränkt die Tragflächen, der andere ordnet hinter denselben kleine verstellbare Stabilisierungsflächen an.

Die Abbildung zeigt eine neue zum D. R. P. ang. Anordnung zur Erreichung der Stabilität in der Breite. Den Antrieb besorgen 2 Schrauben, die entgegengesetzt rotieren, was dadurch erreicht wird, dal.! die eine derselben a auf der Welle c, die andere b dagegen auf dem gegenläufigen Gehäuse d sitzt. Da die Massen des Motors auch der Luft einen Drehwiderstand entgegensetzen, wird die mit der Welle verbundene Schraube n gröber, bezw. erhält gröliere Steigung. Fs könnte auch die auf der Welle sitzende Schraube hinten liegen, da sie hierdurch kleiner würde, weil die hintere Schraube gegen entgegengesetzt rotierende Luft zu arbeiten hat. Doch hängt dies vom Abstand der beiden Schrauben ab, da ja die eine vor und die andere hinter den Tragdecks angeordnet werden kann. Nun ist jede Schraube mit einer Bremse verschen, e und f, die beide von dem Hebel g gesteuert werden. Bei wagerechtem Hebel sind beide Bremsen lose, bei gehobenem die vordere und bei gesenktem die hintere angezogen. Hierdurch vermindert die eine oder die andere Schraube die Tourenzahl und es wird ein Drehmoment auf die Maschine bewirkt, das entweder dazu dient, ein Seitwärtsncigcn der Maschine zu bewirken, wie beim Kurvennehmen, oder auszugleichen, wie bei Windstößen.

F"in Beispiel mag es näher illustrieren: „Zum Antrieb diene ein Motor von 50 PS und die Schrauben haben einen Durchmesser von 2,5 in. Auf jede Schraube kommt somit eine Kruft von ., — 25 PS. Dies entspricht nach Wclhier einer Triebkraft von

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

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FLUQSPOR T".

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pro Schraube. Nun erzeugt aber jede Schraube außer der fortschreitenden Wirkung noch eine drehende auf die ganze Maschine. Diese suchen die Konstrukteure bei nur einer Schraube durch einseitige Tragflächen oder Gewichtsbelastung auszugleichen. In unserem Falle ist bei einem mittleren Steigungswinkel von 30", die drehende Kraft P = sin a =40 kg. Da der Abstand von Achse bis Mitte Druckfläche 0,75 m beträgt, ergibt sich ein Drehmoment von 40 . 0,75 = 30 mkg. Bei normalem Gange arbeiten beide Schrauben mit gleicher Tourenzahl und so heben sich die beiden Drehmomente einander auf. Wird nun aber z. B. die Bremse der rechtsläufigen Schraube so angezogen, daß diese ihre Tourenzahl auf die Hälfte reduziert, so beträgt auch das Drehmoment nur die Hälfte, also 3*/3 = 15 mkg. Die Tourenzahl der linksläufigen Schraube steigt aber um dasselbe, da die Tourendifferenz zwischen Motorgehäuse und Welle durch die Kolbenstange konstant ist und das Drehmoment wird 30 -f- -'"/.j = 45 mkg. Hierdurch werden 45 — 15 = 30 mkg frei und die Maschine neigt sich links, bis die andere Schraube wieder freigegeben und ihr entsprechend entgegenwirkt. Wohlbemerkt, die Bremsen wirken nicht, wie gewöhnlich, kraftverzehrend, sondern nur ausgleichend! die Anordnung hat also eine gewisse Aehnlichkeit mit dem Differential des Motorwagens.

Werden die Schrauben nicht hinter- sondern nebeneinander angeordnet, und durch Zahnräder oder Ketten mit Motorwelle und Gehäuse verbunden, so wird der Weg weiter verfolgt, den-der französische Altmeister Ader eingeschlagen, indem er die Schrauben seines Monoplans Avion, des ersten menschentragenden Drachenfliegers, mit je einer Dampfmaschine ausrüstete, deren eine er beim Kurvennehmen abdrosselte. Würde man denselben Weg verfolgen, indem man jede Schraube mit einem Explosionsmotor kuppelte und wollte man diese beim Kurvennehmen abdrosseln, so liefe man Gefahr, daß der Motor stehen bliebe. In unserem Falle bleibt der Motor aber stets auf seiner vollen Tourenzahl und kommt hierdurch die Sache in ein ganz neues Licht.

Flieger von Ingenieur Karl Hipssich, Bremen.

(Hierzu Tafel II.)

Dieser neue Flieger, ein Eindecker, ist in allen seinen Teilen vorzüglich durchkonstruiert. Wie Zeichnung mit Tafel II erkennen läßt, befindet sich vorn die Haupttragfläche, welche um eine horizontale Achse, die senkrecht zur Flugrichtung drehbar ist, gelagert ist. Der Druckmittelpunkt der Haupttragfläche liegt etwas hinter der£n Drehpunkt. Im Zustand der Ruhe wird die Fläche infolge des Uebergewichts hinten herabhängen und bei zunehmender Geschwindigkeit sich selbsttätig der jeweiligen Geschwindigkeit entsprechend einstellen. Damit diese Fläche aber, wie dies in der D. R. P. Schrift von Dufeaux der Fall ist, nicht vollständig sich selbst überlassen ist, ist sie durch Hebel und elastische Organe mit der schaukelartig an derselben Achse aufgehängten Gondel verbunden. Der Führer kann somit auf die Neigung der Haupttragfläche einen gewissen Einfluß ausüben und kann diese gleichzeitig als Horizontalsteuer betrachtet werden.

Weil aber die Haupttragfläche nahe ihrem Druckmittelpunkt drehbar ist, genügt trotz der Größe eine geringe Kraft, um sie zu drehen. Desgleichen sind bei deren Größe schon 1—2 Grad Neigungsänderung ausreichend, um auf die Höhenrichtung Einfluß zu üben. Jedes Steuer ist horizontal öde? vertikal, wirkt hemmend vermöge des Luftwiderstandes, und ist auch als tote Last zu betrachten. Die vorliegende Maschine besitzt kein eigentliches Horizontalsteiier, die Steuerfunktion übernimmt die Haupttragfläche. Gesteuert wird in der Höhenrichtung jedoch in der Hauptsache, wie unten folgt, mit den Schrauben.

An derselben Achse, um die sich die Haupttragfläche dreht, ist schaukelartig die Gondel aufgehängt. Diese dient zur Aufnahme der Leute, des Motors mit Getriebe, Benzin, Kühlwasser etc. Unten ist die Gondel mit einem gut federnden dreirädrigen Wagen (Federspiel ca. 300 mm), der zum Auffahren und Landen dient, ausgerüstet. Durch diese Gondelaufhängung können die Leute Bewegungen ausführen, die auf die Neigung der Haupttragfläche wenig oder keinen Einfluß haben. Damit die Schaukelbewegungen der Gondel nicht störend auf den Flug wirken und bei den Leuten ein Gefühl der Unsicherheit hervor-

rufen, ist in entsprechendem Abstand hinten eine zweite kleinere Tragfläche angebracht, die mit der Gondel fest verbunden ist und als Dämpfer dient. An derselben Achse, die zur Drehung der Haupttragfläche und Drehung der Gondel dient, greifen die beiden gegenläufigen dreifliigeligen Schrauben an. Zu diesem Zwecke sind in der Haupttragfläche zwei halbmondförmörmige Aussparungen vorgesehen. Kippmomente können nicht auftreten, nachdem die Schraubenwellen in derselben Ebene mit der Haupttragfläche liegen. Die Lagerung der Schrauben-

' wellen und Antriebswellen ist mit der Gondel fest verbunden. Die Aenderung

der schaukelartigen Gondellage hat somit Einfluß auf die Schraubenwellenlage. Durch Verschieben von vorhandenen Gewichten (z. B. Motor, Behälter für Wasser und Benzin) in der Flugrichtung wird die Gondellage verändert, indem diese sich vorn hebt oder senkt. Diese Aenderung teilt sich aber gleichzeitig den Schraubenwellen mit, sodaß diese außer der horizontalen eine schräg nach unten oder schräg nach oben gerichtete Lage annnehmen können. Durch die Veränderung in der Schraubenlage wird das Steuern in der Höhe erreicht, indem die Schrauben den Flieger jeweils schräg nach oben, horizontal oder auch schräg nach unten ziehen, je nach Bedarf.

Durch die einstellbare Haupttragfläche, ferner die schaukelartige Gondel-

p aufhängung, die kleine Fläche hinten und der Schrauben in derselben Tragflächen-

ebene wird das Gleichgewicht in der Flugrichtung ohne Zutun des Führers immer selbsttätig erreicht. Ist durch Verschieben der Gewichte zu Anfang die gewünschte Gondellage erreicht, so wird die Flugmaschine diese ihr zukommende Flugrichtung jederzeit beibehalten, und wenn sie durch äußere Einflüsse (z. B. Windstöße) aus der Lage gebracht wird, vermöge des Beharrungsvermögens der Haupttragfläche und der Gondel selbsttätig ohne Zutun des Führers in ihre frühere Lage zurückkehren.

Das Gleichgewicht nach der Seite wird erreicht, indem die Haupttragfläche — von vorne gesehen — zu ihrem Mittelteil horizontal und an den Seiten schräg nach oben geneigt ist. Solche geformte Tragflächen, die ein seitliches Abströmen der Luft bewirken, stellen sich selbstätig immer wieder ein, also Mittelteil horizontal. Seitlich auftretende Windstöße, die in der. Lage wären, die schrägen Seiten der Tragfläche anzuheben und event. ein seitliches Kippen zu bewirken, können nicht gefährlich werden, nachdem der Gondelschwerpunkt sehr tief liegt unter der Tragfläche und deshalb genügend Sicherheit bietet.

Zum Betriebe dient ein Motor mit vielen Zylindern, die ein gleichmäßiges Drehmoment und geringe Vibrationen zeigen. Die Zylinder haben Wasserkühlung. Bekanntlich leisten die aufs äußerste beanspruchten Flugmotoren nur auf kurze Zeit die von den Firmen angegebenen Pferdestärken.

Soll der Motor aber 2—3 Stunden zuverlässig arbeiten, so darf er höchstens 1/2 bis 1/3 belastet werden, also ein 100 PS Motor mit 50 bis 33 PS. Ein Motor mit vielen Zylindern hat außer dem gleichmäßigen vibrationslosen Gang den Vor-

ϖ teil, daß ruhig ein oder der andere Zylinder, Zündung etc. versagen kann, der

Motor trotzdem weiterläuft und nicht stehen bleibt. Die Uebertragung des Motors nach den Schrauben erfolgt durch Zahnradgetriebe aus Chromnickelstahl mit g^enau gehobelten und gehärteten Zähnen, die in Oel laufen und durch hohle Stahlwellen, die in Kugellagern sich drehen. Die beiden dreiflügeligen gegenläufigen Schrauben erhalten gewölbte, nach rückwärts geneigte Flügel aus Stahlblech und versteiften Rippen. Die stark nach hinten geneigten Flügel verhindern bei rascher Drehung ein Nachaußenschleudern der Luft. Die Gondel von dreieckigem Querschnitt vorn zugeschärft, hat unten zwei gut federnde Pneumatikräder. Unterhalb der hinteren_ Tragfläche befindet sich das Hinterrad, das in einer Gabel, ähnlich einem Fahrrad, drehbar gelagert ist. Ueber dem Hinterrad befindet sich, mit der Gabel fest verbunden, das Vertikalsteuer. Es ist somit so-

< wohl für die Erde, als auch in der Luft nur eine Steuervorrichtung erforderlich,

nachdem das Vertikalsteuer weit hinten angeordnet ist, also an einem großen Hebelarm wirkt, genügt eines von kleinen Abmessungen bezw. geringen Ausschlagwinkeln.

Das Gestell ist aus dünnwandigen Stahlrohren, die elastischer sind, gegefertigt und an den Verbindungsstellen autogen geschweisst oder hart verlötet. Die Gondel nimmt in ihren bootsartigen mit Ballontuch verkleideten Vorderteil die auf Fahrradsatteln tandemartig sitzenden Leute auf. Diese ragen nur mit dem Kopf über die Gondel und bieten keinen Luftwiderstand. Den Leuten ist durch kein Steuer etc. die Aussicht nach vorne behindert. Die Gerippe der Tragflächen sind auch aus Stahl gefertigt. Bei der Haupttragfläche sind diese mit

der Achse fest verbrinden. Die Rippen weisen die bekannte S-Form auf und sind hinten elastisch, um der Luft stoßfreien Austritt zu gewahren. Die Tragflächen sind an der Unterseite in der bekannten Weise mit gummiertem Stoff bespannt.

Die Maschine ist in allen Teilen mit 5—fifacher Sicherheit gebaut und wird trotz der Leichtigkeit einen soliden Eindruck machen. Abflug und Landen wird voraussichtlich leichter vor sich gehen, als bei den bekannten auf Rädern laufenden Fliegern. Es wird beim Abflug die Haupttragfläche steil gestellt und der Motor voll belastet. Deshalb dürfte schon eine wesentlich kürzere Strecke als bei den vorhandenen Apparaten genügen, um sich zu erheben.

Umgekehrt wird das Landen wesentlich leichter vor sich gehen. Nachdem der Motor abgestellt ist, wird die Hanpttragfläche wieder steil gestellt und so als Bremse wirken. In der Luft wird man die Haupttragfläche nur wenig neigen und durch den verringerten Luftwiderstand zu großen Geschwindigkeiten übergehen können.

Trotz der vielen Erfindungen auf dem Gebiete der Flugtechnik, gibt es sehr wenige, die sich realisieren lassen. Die Laienerfindungen sind von vornherein auszuschalten. Die vorliegende Flugmaschinenkonstruktion ist mit zu den ernst zu nehmenden zu rechnen. Dieser Flieger dürfte bedeutend stabiler sein, als die Flugmaschine von Wright. Alles in allem kann der Bau der Hipssich'schen Konstruktion nur befürwortet werden. Die Einflächenflieger sind seit Lathams Erfolge modern geworden. Sie haben ihre Brauchbarkeit in vollstem Maße bewiesen.

Eine deutsche Fachschule für Flugtechnik.

Jeder Sport, aus dem sich eine Industrie entwickelt, erfordert eine gewisse Schulung, sowohl für diejenigen, die den Sport betreiben, als für diejenigen, die den Sportartikel schaffen.

Dem Flugsport wird z. Zt. allenthalben eine große Aufmerksamkeit zugewendet und Dank dem Explosionsmotor ist es möglich, dal.! sich Leute der verschiedensten Benifsartcn mit dem Erfinden und dem Bau von Flugapparaten beschäftigen.

Es gibt zwei verschiedene Tätigkeiten, die eine für solche, die lediglich den Flugapparat als sportliches Fortbewegungsmittel benutzen, die andere für für solche, die nach gemachten t>fahrungen und nach bestimmten wissenschaftlichen Prinzipien den Flugapparat konstruieren und ausführen. Beide Kategorien sparen viel Geld und Zeit, wenn sie sich durch eine schilltechnische Unterweisung die nötigen Vorkenntnisse und Fertigkeiten aneignen.

Genau wie im Automobilwesen einerseits der Konstrukteur als Ersinner des Fahrzeuges, andererseits der Chauffeur als Fahrer und Instandhalter desselben geschult werden muß, genau so verhält es sich mit dem Flugwesen. Es ist eine Schulung nötig für den Konstrukteur und eine für den Führer eines sich in der Luft bewegenden Fahrzeuges.

Bei der Konstruktion und dem Baue eines Flugapparates treten ^sehr viele Momente auf, die auf leichte Weise durch eine geregelte Schulung erwortJüii werden können, während ohne diese große Geldmittel und ein enormer Zeitaufwand darangesetzt weiden muß. Die Schule soll eine elementare Grundlage geben, soll den jungen Spezialkonstrukteur vor seinem Eintritt in die Praxis mit den Prinzipien des Luftfahrzeuges bekannt machen, soll ihm über Klippen hinweghelfen, die oftmals sehr groß erscheinen, aber vielfach geringfügiger Natur sind. Für die Benutzung des fertiggebauten Apparates ist ebenfalls eine systematisch aufgebaute und geregelte Lehrstätte notwendig, viele unnütze Versuche können durch die Unterweisung von erfahrener Hand erspart werden.

Zur Organisation einer nutzbringenden Schule gehört ein dein Schülermaterial angepaßtes Lehrprogranim, tüchtige Lehrer und vorzügliche Lehrmittel.

.Flugsport", Organ der deutschen Flugtechniker-Vereine 1909.

Flieger von K. Hipssich, Bremen.

Tafel

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

200

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Tragfläche . Gedieh t leer. Gewicht fliegend M o t or tb c y / Geschwindigkeit 2 M amr

53,3 qm. 3bo Kg. 59o Kg. ■loa PS.

100 h rrlj5t

Nachdem die Tätigkeit des Luftschiff- und Flugapparaten-Konstrukteurs im engsten Zusammenhange mit dem des Aiitoinobilkonstriikteurs steht, liegt es sehr nahe> daß mit einer bestehenden Antomobilfachschule eine Fachschule für Flugtechnik verbunden wird.

Die Erste Deutsche Automobilfachschule in Mainz eröffnet mit kommendem Wintersemester, 15. Oktober 1909, eine Abteilung für Flugtechnik, in welcher einerseits Konstrukteure herangebildet, andererseits Sportleute und sonstige Interessenten mit dem Luftfahrzeug, speziell Flugapparaten, vertraut gemacht werden.

Die Ausbildung für Konstrukteure umfaßt ein zweisemestriges Studium, wobei vorausgesetzt wird, daß der Studierende mit der Mathematik, der Mechanik

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Deutsche Fachschule für Flugtechnik in Mainz. (Lehrwerkstätte.)

und den Elementen des allg. Maschinenbaues vertraut ist. Das auf zwei Halbjahre verteilte Lehrprogramm umfaßt nachstehende Lehrfächer:

Elektrotechnik (Die Zündung, soweit dieselbe bei der Arbeitsweise des Motors in Betracht kommt).

Wärmechemie: (Atom, Molekül, Atom-und Molekulargewicht, Symbole, Verbindungsgewichte und Verbindungsvolumen, Atom- und Molekularwärme, Diffusion und Dissoziation, Oxydation, Vergasung und motorische Verbrennung).

Mechanische W ä i- m e t h e o r i e : (Wärme, Temperatur, Spannkraft, Dichte spez. Gewicht, Ausdehnung, absolute Temperatur und spez. Wärme, Gesetze der Zu-

standsänderungcii, Untersuchungen und Konstruktion von Spannlingskurven, Isobare Isotherme, Adiabate Wärmearbeit, Kreisprozesse, Wärniegewicht, Entropie).

Spezia I maschinene1emente, deren Konstruktion, Berechnung und Herstellung.

a) Motorenbau (sämtliche Teile, die zum Motor von Flugapparaten gehören);

b) Flugapparatebau (sämtliche Teile, aus denen der Flugapparat zusammengebaut ist).

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Deutsche Fachschule für Flugtechnik in Mainz. (Propellerversuchsstation.)

Motorenbau: a) Wärmetheoretischer Teil, b) konstruktiver Teil, c) allgemeiner Teil (Arbeitsweise des Motors, Konstruktionsprinzipien, Berechnung der Motorkraft, Untersuchung der dynamischen und statischen Verhältnisse des Motors etc., Konstruktionszeichnungen von Motororganen und eines kompletten Motors).

Rechnerische und Ppysikalische Grundlagen der Flugtechnik: (wissenschaftliche) mit Zugrundelegung des „gegenwärtigen Standes". Meß - und Orientierungskunde in der Luft.

Technologie: Die beim Bau eines Flugapparates zur Verwendung kommenden Materialien, Maschinen und Vorrichtungen.

Lehre von der Luftschraube: Berechnung und Konstruktion, Lagerung, Wirkungskreis, praktische Versuche etc.

Luftfahrzeugbau: Die Entwicklungsgeschichte von der ältesten Zeit bis zur Gegenwart, Ermittlung des Kraftbedarfs, Gewicht, mechanischer Wirkungsgrad, der Flieger in der konstruktiven Berechnung, Geschwindigkeit, Transmissionsorgane Steuerung, Bekleidung, Anlaufvorrichtung, Fahrtechnik etc. Die ärostatischen Luftschiffe und deren Bauart und Berechnung.

Praxis des Fahrens mit verschiedenen Fliegersystemen je nach Geschicklichkeit gegen Ende der Studienzeit, Flugtechnisches Laboratorium.

Für die Ausbildung von Sportleuten sind 6—8 wöchentliche Ausbildungskurse vorgesehen.

Der Unterricht zerfällt in einen theoretischen und praktischen Teil. Der theoretische Teil umfaßt in den ersten 4 Wochen: Elektrotechnik, Motorenbau, Flugapparatebau, Propellerlehre, Meß- und Orientierungskunde der Luft. Der praktische Teil umfaßt: Montierübungen in den Werkstätten, am Motor, an der Propellerprobierstation, am Flugapparat.

Die praktischen Uebungen im Fliegen währen je nach Bedarf und Geschicklichkeit.

In den Konstruktionswerkstätten der Automobilfachschule, Mainz, wird z. Zt. eifrigst gearbeitet an Lehrmodellen und an einem Aeroplan, der dazu bestimmt ist, Flugübungen mit den Schülern zu machen.

Nachdem der Propeller einen wichtigen Faktor für die Flugtechnik abgibtj wurde eine eigene Versuchsstation für Propeller erbaut.

Ein 30 PS Motor treibt auf einem pendelnden Gestelle mittels Kettenübersetzung eine Welle, auf der jeder Propeller angebracht werden kann u. zw. mit verschiedenen Uebertragungsrädern. Die Probierstation hat den Zweck, den Wirkungsgrad eines Propellers zu messen, entweder mittels Druck durch eine Dezimalwage oder mittels Zug durch eine Federwage.

Nicht nur für die in der Lehranstalt konstruierten und ausgeführten Propeller dient diese Einrichtung, sondern es werden auch fremde Propeller gegen Gebühr genau auf ihren Wirkungsgrad ausprobiert. Die Welle, auf die die Propeller aufgesetzt werden, hat einen äußeren Durchmesser von 34 mm.

Die Abbildungen zeigen einerseits einen Blick in die Werkstatt für Flug« apparate und Flugmodelle, andererseits die Probierstation für Propeller.

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Inland.

Grade-Flieger II. Der unseren Lesern bekannte Ingenieur Grade, bisher der erfolgreichste deutsche Flugtechniker, welcher bereits Strecken bis zu 400 m zurücklegte, ist zur Zeit mit dem Bau eines neuen Flugapparates beschäftigt. Der neue Flieger ist ähnlich konstruiert wie der Flieger I, nur ist er in allen seinen Teilen bedeutend widerstandsfähiger gebaut. Hoffentlich wird Grade sich an den Konkurrenzen in Frankfurt a. M. beteiligen.

Anstand.

Der Jacquelin-Flieger. Es ist seinerzeit gemeldet worden, daß der bekannte französische Rad-Meisterfahrer Edmond Jacquelin sich nunmehr der Aviatik widmen will. Er hat einen Aeroplan konstruiert, wie versichert wird, ganz nach eigenen Ideen, bei dem offensichtlich das Hauptaugenmerk auf die Stabilität und auf eine zweckmäßige Betätigung der Propellerschrauben gelegt worden ist. Die Bauart des Apparates ist eigenartig genug, um an dieser Stelle etwas eingehend beschrieben zu werden.

Das Chassis des Jacquelin'schen Aeroplan (Abb. 1 und 2) besteht aus einem doppelten quersprossigen Rahmen, dessen beide Teile einen starren Ring 1 um-

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geben, welcher wiederum strahlenförmige Verlängerungen 2, 3, 4, 5, 6 trägt, die jede aus zwei an der Spitze zusammentreffenden Rohren bestehen. Hinten tragen die Ringe 1 Verlängerungen 7, die in die Gabel 8 auslaufen, welche das Hinterrad 9 des Apparates trägt. Das Vorderrad ruht in den steuerbaren Gabeln (i Innerhalb

der Ringe befindet sich der Sitz 11 des Piloten, vorn ist'der^Motor ^"untergebracht. Die Konstruktion des Schraubenantriebes zeigt Abb. 2.

Der Zweck der vorbeschriebenen Anordnung der Transmission ist der, die Umdrehung jeder Schraubengruppe in entgegengesetzter Richtung, sowie die Drehung in entgegengesetzter Richtung der Schraube 27 zu derjenigen der Schraube 28 zu ermöglichen, wodurch der Wirkungsgrad der beiden Schrauben-Gruppen erhöht werden soll.

Die Vorrichtung, durch die der Aufstieg des Apparats vom Boden und seine Gleichgewichtsstellung erlangt werden soll, besteht in folgendem: An den Enden 29 der Verlängerungen 2 kann sich eine Fläche 30, aus Leinwand gefertigt, in einem Zapfen drehen, die auf einem Rahmen 31 aufgezogen ist. An den beiden Seiten dieses Rahmens sind Zahnstangen 32 in der Art vorgesehen, daß sie in die Ratschen 33 eingreifen, die auf den Verlängerungen 3 aufmontiert sind und auf irgend eine Art, vermittelst Zahnräder, Schraube ohne Ende usw., von dem Lenkrade 34 aus betätigt werden können. Um nun den Aufstieg des Apparats und seine Gleitfähigkeit in bestimmter Höhe über dem Boden zu erlangen, wird man die Fläche 30, wie in der Skizze durch die punktierten Linien angegeben ist, in diejenige Stellung bringen, in der sie dem Winde den geringsten Widerstand entgegensetzt.

Alsdann treten die Stabilisierungs-Vorrichtungen, welche ein wesentliches Charakteristikum des Jacquelin-Fliegers bilden, in Wirksamkeit. Sie sind in zwei völlig voneinander unabhängige Gruppen geteilt, welche symmetrisch vor jedem der beiden Mittelkreise des Chassis angebracht sind. Jede dieser Gruppen besteht aus zwei leichtenTragflächen 35 und 36, welche einerseits durch Gelenke mit den Spitzen der Verbindungen 4 und 5, andererseits mit den Enden einer Verbindungsstange 37 verbunden sind, welch letztere mit einer vom Piloten zu betätigenden Steuervorrichtung in Verbindung steht. Die Flächen 35 und 36 sind natürlich eingeschnitten, um sich zwischen den Verlängerungen 4 und 5 verstellen zu können, die ihnen so als Führung dienen.

Durch die Kombination der zwei Gruppen von doppelten Flächen sollen die Störungen ausgeglichen werden können, die durch Windstöße, durch leichte Stellungsveränderungen des Piloten usw. verursacht werden können. Infolge dieses Konzentrierungssystems wird der Apparat dem Winde immer wenigstens eine dieser Flächen entgegenstellen, ohne daß die Horizontalstellung einer der Flächen einen augenblicklichen Stillstand herbeiführte. Die Aktion der rechten und linken Stabilisateure kann natürlich, je nach Erfordernis, eine gleichzeitige oder successive sein.

Die Flächen 35 und 36 sind ferner so angebracht, daß ihre an die Verbindungsstange 37 angeschlossenen Enden sich nach Belieben näher oder weiter von einander entfernt stellen lassen, sodaß also die Konzentration erhöht oder verringert werden kann. Rl.

7 PS Sellero-Flieger. Wie uns von glaubwürdiger Seite berichtet wird hat M. Sellero, Norwood Georgia in Amerika sehr gute Flüge ausgeführt und zwar gelang es Sellero, mit einem 6—7 PS Motor von Dutheil & Chalmers, welcher nur 12 kg. wiegt, aufzusteigen. Sellero dürfte mit seiner Maschine einen Rekord aufgestellt haben, wonach er mit dem schwächsten Motor, 7 PS, geflogen ist.

Meilenflug von Curtiß. In Gegenwart von 5000 Personen unternahm am 27. Juni der amerikanische Erfinder Glenn H. Curtiß einen Flug mit seinem Aeroplan auf der Rennbahn von Morrispark. Curtiß vollendete einen vollständigen Kreis über eine Meile in 90 Sekunden auf der Rennbahn, und landete an einem vorher bestimmten Punkt. Die Menge begrüßte diesen Flug mit großem Beifall.

Die Brüder Wright ersuchen um Termin-Verlängerung. Am 30. Juni ist die Frist abgelaufen, die von der amerikanischen Regierung für die Abnahmeflüge zu Fort Myer angesetzt wurde. Sie wiesen darauf hin, daß ihr Apparat in zehn Tagen flugbereit wäre, daß es aber immerhin unvorhergesehene Zwischenfälle geben könne. Sie ersuchen daher um Erstreckung des Termins um dreißig Tage, die ihnen seitens des Kriegsministers mit der Erklärung zugestanden wurden, daß er diese Verlängerung der Frist gewähre, um den Aviatikern Spielraum für eine gründliche Vorbereitung zu bieten, jedoch eine weitere Hinausschiebung nicht zugeben könnte. Wie erinnerlich, sind die von der Regierung gestellten Bedingungen folgende: Der Aeroplan muß zwei Personen im Gesamtgewicht von 158 Kilogramm, ferner Benzin für einen Flug von 200 Kilometer an Bord nehmen. Bei ruhiger Luft muß eine Geschwindigkeit von 64 Kilometer per Stunde erreicht werden, andernfalls genügt eine Fluggeschwindigkeit von 58 Kilometer, die als Minimum anzusehen ist.

Flieger von Gaulhan. Gaulhan hat sich bei Voisin einen Zweidecker bauen lassen. Interessant ist der hierbei zur Verwendung gekommene Gnom-

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Flieger von Gaulhan.

Motor von 50 PS. Der Gnom-Motor besitzt bekanntlich^/ umlaufende Zylinder. Der Motor ist bei einem Dauerbetriebe von '/* Stunde tadellos gelaufen. Der Propeller ist auf dem Gehäuse montiert. Die untenstehende Abbildung läßt die Anordnung sehr gut erkennen.

Die Aviation in Dänemark. Der auf Veranlassung des dänischen Aeroklubs aus Paris nach dort versandte Zweidecker, dem man einen Motor Antoinette gegeben hat, ist in Kopenhagen eingetroffen und nach dem auf dem Klampenberger Hippodrom errichteten Schuppen gebracht worden. Am letzten Donnerstag sollte eine öffentliche Vorführung des Apparates erfolgen, zu der

sich über 10 000 Zuschauer auf dem Hippodrom eingefunden hatten. Legagneux wollte angesichts des heftigen Windes einen Aufstieg nicht wagen, sodaß, als das Publikum ungeduldig wurde und eine bedrohliche Haltung einnahm, Fohuer Phansen den Versuch eines Fluges vornahm, ohne aber einen Erfolg zu haben. An den beiden darauffolgenden Tagen gelangen mit der Maschine Flüge von 600, 900 und schließlich von 3000 m, deren letzter in 4 Minuten 25 Sekunden ausgeführt wurde.

Flugversuche in Holland. In Nordbrabant wurde zum ersten Male in Holland mit einer Flugmaschine geflogen. Der Wrightsche Schüler Graf Lambert blieb mit einem Wright-Apparat vier Minuten in der Höhe und mußte dann wegen Motordefekts landen.

Patentwesen.

Deutschland.

Patentanmeldungen.

No. 37f. R. '26934. Luftschiffhalle mit zeitweise entfernbarem Dach. Nikolaus Rueben, Aachen, Krefelderstr. 25. 1. ü. OK

No. 77h. V. 7925. Stoffe für Luftballonhüllen. Vereinigte Gummiwaaren-Fabriken Harburg-Wien, vormals Menier I. N. Reithoffer, Harburg a. Elbe. 3.7.08.

No. 77 h. E. 12494. Einflächiger Drachenflieger mit einem verwindbaren Flügelpaar. Robert Esnault-Pelterie, Licencie-es-Sciences, Boulogne s. Seine; Vertr.: M. Mintz, Pat.-Anw., Berlin SW. 11. 12. 4. 07.

77 h. R. 24 158. Luftschiff mit in Rohren arbeitender Antriebsvorrichtung. I. Albert Rignon, Gr.-Lichterfelde-Ost. 11. 3. 07.

77h. B. 46910. Steuer für Luftfahrzeuge. Cyrus L. Buckwalter, Loudon-ville, V. St. A.; Vertr.: Dr. A. Levy und Dr. F. Heinemann, Pat.-Anwälte Berlin SW. 11. 2. 7. 07.

Patenterteilungen.

No. 77h. 211606. Luftschiff mit mehreren Gondeln. Siemens-Schuckert-Werke G. m. b. H., Berlin. 13. 8. 07. S. 25 094.

No. 77h. 211607. Flugapparat mit Luftschrauben und beweglichen Flügeln. Bruno v. Livonius, Stuttgart, Johannesstr. 53. 14. 3. 08. L. 25751.

No. 77h. 212168. Tragfläche für Flugmaschinen. Rudolf Chillingworth, Nürnberg, Ostbahnhof. 3. 3. 08. C. 16 517.

Gebrauchsmustereintragungen.

No. 77h. 378 663. Heizbares Aluminium-Luftschiff ohne Gondeln. Johannes Chmiel, Friedenshütte, Kr. Beuthen. 8. 5. 09. C. 7082.

No. 77h. 378 679. Traggerüst für starre Lenkballons. E. Rumpier, Berlin, Gitschinerstr. 5. 28. 8. 08. R. 22053.

No. 77h. 378701. Schutzhaken für Ballastsäcke bei Ballonfüllungen und Fahrten. Paul Spiegel, Chemnitz, Poststr. 61. 26. 3. 09. S. 19304.

No. 77h. 379114. Luftschiff mit einer Anzahl auf der Oberfläche oberhalb und seitlich eingebauten Propeller. Wilhelm Möslang, Vorderhindelang, Schwaben. 19. 4. 09. M. 30252.

No. 77h. 379874. Jalousieartig, beweglich angeordnete Tragfläche für Flugapparate. Theodor E. Richter, Berlin, Fruchtstr. 57|58. 5. 5. 09. R. 231160.

No. 380647. Versteifungsstab für Luftschiff- und Flugmaschinengerippe. Franz Sonnenmoser, Frankfurt a. M., Sandhofstr. 48. 19. 5. 09. S. 19638.

No. 77h. 381245. Spannschloßsicherung. Wigdor, Wolfermann & Co., G. m. b. H., Berlin. 28. 5. 09. W. 27719.

England.

No. 8192. Arthur H. Stanley, Verbesserungen an Drachen. (Boes & Comp., Deutschland.)

No. 8282. Carl Johann Adolf Sjoegren. Verbesserte Flugmaschine. NB. Mit vollständiger Spezifikation.

No. 8285. Lennox Q. Davies, Verbesserungen an Aeroplanen. NB. Mit vollständiger Spezifikation.

No. 8350. Ignazio Estruch y Diaz de Lara, Verbesserungen an Aeroplanen. NB. Mit vollständiger Spezifikation.

No. 8363. Rudolf Schwarz u. Ch. W. Sandles, 9, Tempest Hay, Liverpool, Verbesserungen an Maschinen für Luftschiffahrt.

No. 8407. Ernest Walter Twining, Aeroplan-Flugmaschine.

No. 8432. Fred. J. Hargreaves, Apparat für automatische Balanzierung von Flugmaschinen.

No. 8441. Oscar Robert Richter, Verbesserungen an Luftmaschinen. No. 8442. Friedrich Mohr, Verbessertes Luftspielzeug. (In Deutschland angem. 1. Okt. 1908.) NB. Mit vollständiger Spezifikation. No. 8463. Frank J. Mateyka: Monoplan.

No. 8501. Nicol MacNicoll, Glasgow, Verbesserungen in der Fortbewegung von Fahrzeugen, auch auf Luftschiffe anwendbar.

Flugmaschine mit beweglichem Höhenstener.*)

Die Erfindung betrifft eine Flugmaschine mit beweglichem Höhenstener und besteht darin, daß bei senkrechtem Fall, der beispielsweise beim Versagen des Motors eintritt, das Höhensteuer so gestellt werden kann, daß es kein Drehmoment in bezug auf den Schwerpunkt der Flugmaschine ergibt. Dadurch kann die Flugmaschine wie ein Fallschirm senkrecht herunterfallen.

Die Erfindung ist in zwei Abbildungen dargestellt und zwar zeigt Abb. 1 eine Draufsicht, Abb. 2 eine Seitenansicht. Die Flugmaschine besteht aus Tragflächen I, unterhalb deren Zentrum 2 derJSchwerpunkt der ganzen Maschine liegt und aus einer in gleichem Niveau

mit den Tragflächen angeordneten horizontalen Schwanzfläche 3, welche hinter der Schraube 5 angebracht ist und als Höhensteuer dient.

Um unter allen Umständen ein glattes und gefahrloses Landen der Flugmaschine herbeizuführen, sind die Tragflächen 1 von solcher Größe, daß die größte damit mögliche Fallgeschwindigkeit so gering ist, daß beim Landen kein Schaden entstehen kann.

Da das Höhensteuer im allgemeinen beim senkrechten Fallen der Maschine ein Drehmoment ergibt, so ist es erforderlich, es zuvor auszuschalten und so die Flugmaschine für senkrechtes Landen geeignet zu machen. Dies kann in mehrfacher Weise geschehen, nämlich

1. durch vertikales Hochstellen des Höhensteuers über das Zentrum der Tragflächen,

2. durch Umlegen des Höhensteuers auf die mittlere Tragfläche

3. durch Vertikalstellen der Schwanzfläche mittels Drehung um eine Achse ihrer Mitte und

" 4. durch schubladenartigesUeberschieben

der Schwanzfläche über die Tragfläche Die unter 1 bis 3 angeführten Ausschaltungen der Schwanzfläche sind in den beiden Abbildungen dargestellt.

j'.'TfcZu i: Die beiden Arme 6 und 7, welche die horizontale Schwanzfläche 3 halten, sind mit Oesen 8 und 9 an den Achsen 10 und 11 der Tragfläche 1 so gelagert, daß sie nach oben um 90" aufklappbar sind. Hierdurch kann die Schwanzfläche beliebig horizontal- ein- und vertikal ausgeschaltet werden. Diese Ausführungsform hat den Vorteil, daß die vertikale Schwanzfläche alsdann als Steuer beim senkrechten Fallen wirkt.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

*) D. R. P. No. 209844 Ernst Wilhelm Brackelsberg in Ohligs im Rheinland.

Zu 2: Die beiden Arme ö und 7 sind bei 12 und 13 mit Scharnieren versehen. Durch Umlegen der Schwanzfläche kommt diese auf die mittlere Tragfläche zu liegen und ist alsdann ausgeschaltet.

Zu 3: Die Schwanzfläche ist mit Achse 14 in den Armen 6 und 7 drehbar gelagert, so daß sie, vertikal gestellt, ausgeschaltet wird.

Patent-Ansprüche.

1. Flugmaschine mit beweglichem Höhensteuer, dadurch gekennzeichnet, dal.! das Steuer bei senkrechtem Fall so gestellt werden kann, daß es kein Drehmoment in bezug auf den Schwerpunkt der Flugmaschine erzeugt.

2. Flugmaschine nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Höhensteuer um die Mittelachse der Tragflächen drehbar ist.

3. Flugmaschine nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Höhensteuer auf die Tragflächen umgeklappt oder über dieselben geschoben wird.

Vorträge.

Ueber Modellversuche für die Zwecke der Luftschiffahrt und Flugtechnik, und die Göttinger Einrichtungen für solche Versuche, hielt Professor Dr. L. Prandtl auf der 50. Hauptversammlung des Vereins deutscher Ingenieure in Mainz einen Vortrag, welchem wir auszugsweise folgendes entnehmen.

In dem ersten Teil des Vortrages wird zunächst, unter Hinweis auf die Erfolge der Schiffsmodell-Versuchsanstalten dargetan, dass Modellversuche für alle Zweige der Luftschiffahrt von grösster Wichtigkeit sind; aus der grossen Anzahl der Aufgaben, die mit Modellversuchen gefördert werden können, seien hervorgehoben die Bestimmung des Widerstandes von Luftschiffkörpern und Aufsuchen der günstigsten Formgebung für diese, Ermittlung der Tragfähigkeit von Flächen und Flächensystemen für Aeroplane, Studium der Vortriebvorrichtungen und der Steuerungsmittel.

Nach einer kritischen Betrachtung über die Uebertragbarkeit der an Modellen erhaltenen Zahlenwerte auf die grosse Ausführung und die Art der Umrechnung werden die verschiedenen möglichen Anordnungen für die Ausführung der Versuche besprochen; es wird gezeigt, dass unter der Voraussetzung, dass es gelingt, einen genügend gleichförmigen und wirbelfreien Luftstrom zu erzeugen, diejenige Anordnung die meisten Erfolge verspricht, bei der die Luft mit Hülfe eines Ventilators an dem Modell vorbei bewegt wird.

Die Entscheidung, ob ein beiderseits offener, oder ein ringförmig geschlossener Kanal für den Luftstrom gewählt werden soll, wird wegen der Unabhängigkeit von atmosphärischen Störungen zugunsten der letzteren Bauart getroffen.

Im zweiten, von Lichtbildern begleiteten Teil des Vortrages folgt eine eingehende Beschreibung der jetzt nahezu vollendeten Modellversuchsanstalt, die nach den Plänen des Vortragenden von der Motorluftschiff-Studiengesellschaft m. b. H. (Berlin) in Göttingen errichtet worden ist. Ein Schraubenventilator von 2 m Durchmesser setzt die Luft in einem ringartig geschlossenen Kanal von 2X2 m quadratischem Querschnitt in Umlauf. Zwischen dem Ventilator und dem Versuchskanal befinden sich zur Beruhigung und Vergleichmässigung des Luftstromes verschiedene Gleichrichtungs- und Reguliervorrichtungen; vier Leitvorrichtungen besorgen die Umlenkung des Luftstromes um je einen rechten Winkel. Der 30 PS-Elektromotor, dessen Umlaufzahl durch eine besondere Schaltung im Verhältnis 1 : 4 stetig veränderlich ist, wird vom Arbeitsraum aus, wo auch alle Messinstrumente vereinigt sind, gesteuert; ein automatischer Regulatorsorgt dafür, dass der Ventilator beständig den gerade gewünschten einstellbaren Druck liefert. Zur Geschwindigkeitsmessung dienen manometrische Instrumente, die von aussen auf jeden Punkt des Kanalquerschnittes eingestellt werden können. Mit ihrer Hülfe wurden die genannten Reguliervorrichtungen (in übrigens sehr zeitraubender Arbeit) auf möglichst gleiche Windstärke an allen Stellen des Kanalquerschnittes eingestellt.

Die Aufhängung der Modelle im Versuchskanal erfolgt, um grössere Störungen der Luftströmung zu vermeiden, durch dünne Drähte: alle Waghebel usw. befinden sich ausserhalb des Kanales. Während für Messungen des Längswiderstandes eine Wage genügt, ist für Messungen der üesamtkraft im allgemeinen Fall ein System von vier Wagen nötig, das näher erläutert wird. Mittels eines noch hinzukommenden Transmissionsdynamometers gestattet die Vorrichtung auch das Studium von Hub- und Vortriebschrauben.

Zum Schluss wird darauf hingewiesen, dass die Versuche in der Modellversuchsanstalt zweckmässig durch Versuche an freifliegenden Modellen ergänzt werden, und dass die Fragen nach der Stabilität nur an letzteren sicher entschieden werden können.

Von einer Kritik der Prandtlschen Ausführungen möchten wir heute absehen. Auf die von Prandtl zu organisierende Versuchsstation für Propeller auf der Luftschiffahrtsausstellung in Frankfurt ist man in Ingenieurkreisen sehr gespannt.

Verschiedenes.

Flugfeld Mars. Der Direktor, Ingenieur Georg Rothgiesser, der neuen Flugfeld „Mars" Gesellschaft teilt uns Uber das neue Flugfeld folgendes mit:

Das Flugfeld ist in jeder Beziehung den Bedürfnissen der Flugtechniker angepaßt. Die Ausdehnung beträgt etwa 500X1100 Meter. Der Boden ist glatt und hart bezw. elastisch, völlig trocken und durchaus eben, ohne die geringste Unebenheit, also für die Landungen möglichst günstig. Das Flugfeld ist von niedrigem Kiefernwald umgeben. Der Anlauf ist gegen die vorherrschende Windrichtung gerichtet. Das Flugfeld liegt unmittelbar am Personen- und Güterbahnhof. Hier werden Unterkunftsräume für vorläufig vier große Flugapparate errichtet, welche den Flugtechnikern zur Verfügung gestellt werden sollen. Im Bau ist auch eine mechanische Abflugvorrichtung eigner Konstruktion, welche befähigt ist, jedem Flieger (auch ohne Motor).ohne weiteres eine genugende Abflugsgeschwindigkeit zu erteilen.

In unmittelbarer Nähe des Flugfeldes befindet sich ein Herrensitz mit großem Park. Diese Anlage wird zu einem Hotel eingerichtet werden und wird den Flugtechnikern bequeme Unterkunft zu mäßigen Preisen bieten. — Das Flugfeld ist Privatbesitz und gegenüber dem Publikum vollständig abgeschlossen. Zuschauer sollen nur in beschränkter Anzahl zugelassen werden. Eisenbahnverbindung mit Berlin ist 9 mal täglich vorhanden. (Bork-Charlottenburg ca. 1 Stunde) Telegraphenstation am Bahnhof. Telephon-Anschluß wird demnächst hergestellt.

Alle sonstigen Auskünfte erteilt die Direktion des Flugfeldes „Mars", Berlin W. 30, Martin Lutherstr. 82.

Flugtechniker, die beabsichtigen, das Flugfeld zu benutzen, werden ersucht, sich baldigst zu melden.

Eine flugtechnische Kommission am Königl. Materialprüfungsamte. Wie die „Motorluftschiff-Korrespondenz" mitteilt, hat sich auf Anregung des Königlichen Material-Prüfungsamtes Groß-Lichterfelde unter dem Vorsitz des Professors an der Charlottenburger Technischen Hochschule, Geheimrat Miethe, eine Kommission 'gebildet deren Aufgabe es ist, die neuen Bedürfnisse zu präzi-sizieren, die sich durch die Entwicklung der Flugtechnik in bezug auf die wissenschaftliche Untersuchungsmethode herausgestellt haben.

Schon seit längerer Zeit macht sich der Uebelstand unangenehm geltend, daß die Einrichtungen des königlichen Materialprüfungsamtes nicht ausreichen, um den Anforderungen der Konstrukteure von Motorluftschiffen und Flugapparaten auf Prüfung der von ihnen verwandten Materialien und Konstruktionen zu genügen. Die Aufgabe der neuen Kommission besteht nun darin, unter Hinzuziehung praktischer Luftschiffer der Prüfungsanstalt entsprechende Vorschläge zu machen für die Schaffung neuer Prüfungseinrichtungen, und das königliche Materialprüfungsamt beabsichtigt dann, seinerseits entsprechende Anträge bei der Regierung zu stellen. Bei der großen Bedeutung, welche ein£--moglichst gewissenhafte lind sorgfältige Konstruktion für die praktische Leistungsfähigkeit der modernen Flugschiffe und Flugapparate hat, ist dringend zu wünschen, daß die deutsche Regierung hier den ihr werdenden Anregungen baldigst Folge leistet.

Die österreichische Regierung will die Flugtechnik finanziell unterstützen. Die Budgetkommission des Herrenhauses hat die Regierung aufgefordert, für das Jahr 1909 einen Kredit von 500.000 Kronen in Anspruch zu nehmen. Auch für 1910 soll ein gleicher Betrag zur Verfügung gestellt werden. Diese Summen würden für den Ankauf, Bau und Betrieb von Luftfahrzeugen für öffentlich abzuhaltende Konkurrenzen, für Errichtung von Versuchsstationen, für wissenschaftliche Forschungen, Unterstützung von Fachvereinen usw. verwendet werden.

Vom Pariser Aerosalon. Im Herbst d. J. findet im Pariser Grand Palais die zweite Luftschiffahrts-Ausstellung statt. Im Vorjahre bildete die Ausstellung

der Lenkballons undAeroplane noch einen Teil des Automobil-„Salon". Heuer ist eine selbständige Exposition geplant, die vom Verband der Luftschiffahrts-Industriellen unter Mitwirkung des Französischen Aeroklub und der Föderation Aeronautique Internationale arrangiert werden soll. Nach dem derzeitigen Stande der Dinge ist es nicht ausgeschlossen, daß Paris in diesem Jahre zwar seinen aeronautischen, nicht aber seinen automobilistischen „Salon" haben wird. An der Spitze des Ausstellungskomitees steht der bekannte Aviatiker Robert Esnault-Pelterie. Die Ausstellung soll von Ende September bis Mitte Oktober geöffnet bleiben. Der letzte Anmeldungstermin ist jedoch schon der erste Juli d. J. (Generalsekretariat, Paris 62 Rue Caumartin.) Die Preise der Platzmiete sind noch nicht festgestellt, sie sollen aber nicht so hoch bemessen werden wie jene des Automobil-„Salon". Außerdem wurde beschlossen, daß, falls die gesamten Platzgebühren die Summe von 250 000 Frs. überschreiten sollten, der Ueberschuß pro rata des gemieteten Raumes an die Aussteller zur Verteilung kommt. Das Programm des „Aero-Salon" umfaßt zehn Gruppen mit 32 Unterabteilungen. In die erste Gruppe gehören die Freiballons und Lenkballons, in die zweite die Gleitflieger und Aeroplane, in die dritte Luftschiffmotoren und Schrauben. Die vierte Abteilung ist eine wissenschaftliche (Meteorologie, Vogelflug); die fünfte Abteilung soll einen historischen Rückblick auf die bisherigen Leistungen der Flugschiffahrt bieten. Rohstoffe und Werkzeugmaschinen bilden die Objekte der sechsten Abteilung, Transportmittel und Schutzhallen die der siebenten Abteilung. In die achte Abteilung gehören Kartenwerke und Fachliteratur, die neunte ist für Händler offen, die letzte endlich für verschiedene verwandte Industriezweige (Kleidungs- und Ausrüstungsgegenstände). Das Programm des Aero-„Salon" ist also weit reichhaltiger als jenes im Vorjahre.

Förderung der Flugtechnik in Frankreich. Der Großindustrielle Henry Deutsch hat der Pariser Universität für die Errichtung und Unterhaltung eines Luftschiffahrtsinstituts ein Kapital von 500 00'.) Frank und eine Jahresunterstützung von 15000 Frank gestiftet. Der griechische Industrielle Basil Zakaroff stiftete für die Errichtung einer Lehrkanzel für Flugtechnik an derselben Universität 700000 Frank.

Zuschriften an die Redaktion.

(Ohne Verantwortung der Redaktion.) In Nr. 13 wurde die Anfrage Nr. 8 unter der Rubrik Briefkasten von Freund, Leipzig dahingehend beantwortet, daß mit dem Aeroplan, der eine Tragfläche von 7,20X2,10 m und 6,40X2,10 m, also insgesamt von 28,56 qm besitzt, eine Last von 140 kg bei 22 m Geschwindigkeit im Schwebe gehalten wird. Dies ist offenbar unrichtig! denn die spezifische Flächenbelastung würde sein:

^56 = 4'9

da die Flächen des Voisinfliegers schon 12 kg/qm bei 14 m'sec. Geschwindigkeit tragen, so ist es klar, daß die angegebene Geschwindigkeit falsch ist.

Der Luftpressung h in kg qm entspricht eine bestimmte Geschwindigkeit v. Es ist (analog wie bei Flüssigkeiten):

= 3,961 ^h; hieraus folgt für Ii = 4,9, v = 88 m sec.

Die Vorwölbung der Tragfläche- am Lufteintritt findet sich bei allen Vögeln und ist durch Versuche von Lilienthal und Gebr. Voisin als zweckmäßig erwiesen worden. Dem „stoßfreien Eintritt" (wie es die Turbinenbauer nennen) würde es allerdings entsprechen, daß das erste Flächenelement in die Bewegungsrichtung fällt, dies gilt jedoch nur für den Fall, daß kein Wind oder nur Wind in genau horizontaler Richtung weht und daß die Luft vor dem ersten Schaufelelement nicht beeinflußt wirrl Dies ist aber nie der Fall, und diesen Umständen trägt die Vorwölbung Rechnung.

Die Baumannschen Ableitungen sind für die Praxis nicht verwendbar, zum Teil ist ihre Unrichtigkeit auch von Professor Dr. L. Prandtl, Göttingen, in der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, S. 847, Jahrgang 1909 nachgewiesen worden.

Cottbus, den 27. Juni 1909. Fr. Rost

Briefkasten.

Berichtigung zu Frage 8. Auf Seite 374 war die Traglast Q versehentlich mit 140 g statt richtig mit 140 kg angegeben. Die Frage 8a lautet richtig: Mit welcher Geschwindigkeit muß ein Motor einen Aeroplan (Doppeldecker), welcher 140 kg tragen soll, vorwärtstreiben usw.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Offizielle Mitteilungen des Schlesischen Flugsport=Club.

Sitz Breslau.

Vorstand:

1. Vorsitzender: Oberingenieur E Schräder.

2. „ Ingenieur C. v. Sallwürk. 1. Schatzmeister: PostsekretSr E Solger. Bankkonto: Schles. Bankverein. Propagandaausschuß: Chefredakteur L Beninatto

Sportsgruppen, zu g I e i c h S p o r t sk o m m ssion:

1. Maschinenflug; Obmann E. Schräder.

2. Freiflug : E. Schradet, H. Kukol, Frau Metze.

3. Freiballon: v. d. Borne, E. Schräder, H. Wolff.

4. Automobilfahren: Obmann C. v. Sallwürk.

5. Rasenspiele, Florettfechten, Pistolenschießen: Frau von Sallwürk, K. Ritzmann, L. Beninatto.

6. Wintersport: C. O. Schlobach, Fritz Heidenreich.

Clublokal: Theater-Restaurant. Sitzung: Jeden Sonnabend 8 30 Uhr. Zur gef I. Be achtung für unsere T ra i n i n gs ma n n sc h a f t e n. Nachdem unsere Halle in Nippern fertig gebaut und durch gütige Stiftungen in praktischer Weise ausgestattet worden ist, bitten wir hiermit alle aktiven Mitglieder der Gruppe Freiflug sich zahlreich und eifrig ins Training begeben zu wollen.

Unser Fliegerpark ist durch den Flieger „Bremen", sowie durch den Flieger „Schräder", die beide dieser Tage nach Nippern hinaus gekommen sind, groß genug, um mehreren Herren das gleichzeitige Ueben zu gestatten.

Zu empfehlen ist es für alle diejenigen, die genügend freie Zeit zur Verfügung haben, möglichst einige Tage hintereinander in Nippern zu verbleiben, damit sie an der Hand der von Tag zu Tag gezeitigten Resultate genaue Aufschlüsse über die Fähigkeiten ihrer Fliegereigenschaften zu erlangen vermögen, — Wir haben die Absicht, nächstens ein Preiswettfliegen zu veranstalten und liegt es daher im Interesse eines jeden einzelnen der Gruppe Freiflug, durch scharfes Training eine Form zu erlangen, die ihm einen Erfolg in diesem aktuellen Wettstreit gewährleistet.

Sitzungsbericht vom 19. Juni.

Eröffnung der Sitzung 9 Uhr. Der Abend war in der Hauptsache der Vorlegung der Statuten vor deren Drucklegung gewidmet. Die Statuten wurden nach ihrer Verlesung gutgeheißen und sollen nunmehr dem Gericht zwecks Eintragung in das Vereinsregister eingereicht werden.

Neuaufnahmen: Herren General-Direktor N. Dürkopp-Bielefeld, Ingenieur P. Vogler, Kronprinzenstraße 15, Kaufmann Gadiel-Brieg, Kaufmann Bach-Brieg, Ingenieur A. Bermann-Breslau, Schillerstraße 10, Ingenieur Siedamgrotzki. Hedwigstraße 23 III, Maurermeister Fedor Groche, Rhedigerstraße 7.

Die Sitzung wurde vorzeitig geschlossen, da ein Teil der Mitglieder noch am Abend aufbrach, um in der Frühe des Sonntag morgens noch trainieren zu können.

Sonntag, den 20. Juni. Außer den bereits am Vortage in Nippern eingetroffenen Klubmitgliedern fanden sich am Sonntag Morgen noch einige Mitglieder zum Training, bezw. zur Besichtigung ein. Die erzielten Flugleistungen waren durchaus befriedigende. Der Nachmittagszug und mehrere Automobile hatten noch weitere Klubmitglieder und Gäste herausgebracht, sodaß unser Flugterrain einschließlich der Zuschauer von mehr als 100 Personen bevölkert wurde. Diesen konnten wir das einzig-i artige und bis dato noch nie dagewesene Schauspiel des gleichzeitigen Startens

von mehreren Gleitfliegern bieten. Es waren drei Apparate zur Stelle, die trotz des schwachen Windes sich hervorragend bewährten. Die Leistungen der Führer wurden von dem interessierten Publikum mit großem Beifall belohnt und mußten die Führer ihre Flüge wiederholt ausführen, welcher Aufgabe sie sich mit großem Geschick entledigten. Es gewährte einen grandiosen Anblick, die drei großen Apparate auf Kommando von der Höhe des Hügels herabkommen zu sehen, bis sie nach kurzem Anlauf in die Luft hineinschwebten und trotz des schnellen Fluges glatt und sicher am Fuße des Hügels landeten.

Für die Trainingsmannschaft, die das am 25. Juli stattfindende Preiswettfliegen zu bestreiten gedenkt, wurde die Einrichtung geschaffen, daß je zwei der Teilnehmer einen Apparat zugewiesen erhalten, der ausschließlich zu ihrer Verfügung steht und für dessen Instandhaltung sie Sorge zu tragen haben, weil ja erfahrungsgemäß für den Flieger ein genaues Vertrautsein mit den speziellen Eigenheiten seines Apparates unbedingt erforderlich ist. Bisher wurden für folgende Apparate Besetzungen getroffen:

1. Flieger „Breslau", Führer: Fritz Heidenreich und Albert Heidenreich.

2. Flieger „Schräder", Führer: Kukol und Frühauf.

3. Flieger „Moritz", Führer: Beninatto und Kutsch.

4. Flieger „Max", Führer: Palm, Mosler.

5. Flieger „Bremen", Führer noch unbestimmt. In Reserve Flieger „Libelle".

Nach Schluß der Vorführungen begrüßte unser Vorsitzender die Gäste und Mitglieder in der neuen Halle und wies in kurzer Rede auf die Bedeutung unserer bisher geleisteten Arbeit und auf die Tatsache hin, daß durch die Einrichtung der Halle eine wesentliche Erleichterung und Förderung der Arbeit bewirkt sei.

Vorstandssitzung vom 26. Juni. Die Sitzung wurde vom 1. Vorsitzenden um 9 Uhr eröffnet. Zur allgemeinen Bekanntgabe wird mitgeteilt, daß der provisorisch eingesetzt gewesene Wettflug-Ausschuß für das Preiswettfliegen am 25. Juli bestätigt worden ist. Ferner wurde die Einrichtung einer Terrain-Kommission mit gleichen Rechten wie die übrigen Sportsgruppen beschlossen. Die hierfür vorgeschlagenen Mitglieder, Herren: Albert Heidenreich, Schlombs und Steiner wurden gleichfalls bestätigt.

Ordentliche Klubsitzung vom 26. Juni.

Im Anschluß an die vorgegangene Vorstandssitzung konnte die Sitzung der Mitglieder erst 10.30 Uhr eröffnet werden.

Ueber die einzelnen Gruppen ist folgendes zu bemerken: 1. Maschinenflug: der Vorsitzende teilt mit, daß die Bremsversuche mit unserem „Argusmotor" noch in dieser bezw. Anfang nächster Woche vorgenommen werden. Herr Fritz Heidenreich berichtet, daß auch seinerseits Verhandlungen mit der „Bagum-Bres-lau" im Gange sind betreffs Baues eines Maschinenfliegers, die jedenfalls zum Abschlüsse eines diesbezüglichen Vertrages führen dürften. Diese Nachricht, daß noch ein zweites Mitglied des Schlesischen Flugsportklubs den Bau eines Maschinenfliegers realisieren würde, wurde allgemein mit großer Genugtuung aufgenommen, insbesondere darum, weil es sich auch in diesem Falle nicht um einen planlos arbeitenden Erfinder, sondern um ein Klubmitglied handelt, das ebenfalls durch seine großen Erfahrungen und Erfolge im Gleitflug die Gewähr bietet, in Gemeinschaft mit den Konstrukteuren der „Bagum" einen brauchbaren Maschinenflieger zu schaffen.

Bezüglich der Gruppe „Freiflug" verweisen wir auf den Bericht über Nippern.

Nipperner Halle. Der Schatzmeister, Herr Solger, bittet um baldige Einsendung der für die Errichtung der Halle seinerzeit gezeichneten Beiträge.

Neuaufnahmen: Herren Rechtsanwalt Dr. Erich Bohn, Tauentzien-straße 16; Dr. med. Neriich, Breitestraße 16/17; Kaufmann L. Weiß, Neue Schweid-nitzerstraße 6; Kaufmann Blum, Piastenstraße 6.

Schluß der Sitzung 11 Uhr.

N i p p e r n.

Nachdem bereits in voriger Woche die Trainingsmannschaft erfolgreich geübt hatte, war für Sonntag gemeinschaftliches Training angesetzt worden, das auch stattfand und sich einer zahlreichen Beteiligung erfreute. Leider war für i

die ersten Stunden des Tages der sehr starke und in den Richtungen fortwährend wechselnde Wind, welcher zwar unseren fortgeschritteneren Fliegern nichts anzuhaben vermochte, den Anfängern unter uns wenig günstig, sodaß einige Apparate durch harmlose Sturze beschädigt wurden. Obwohl die Apparate sofort an Ort und Stelle wieder repariert wurden, gelang es jedoch nicht, sie völlig brauchbar wieder zu montieren und wurde daher beschlossen, sie zur gründlichen Wiederherstellung ihrer Spannung in die Fabrik zu senden, was noch abends ausgeführt wurde. Der Rücktransport erfolgt in den nächsten Tagen. Unseren Anfängern wird es hoffentlich bald gelingen, sich mit der Führung der Apparate so weit vertraut zu machen, daß Beschädigungen derselben immer mehr vermieden werden können.

Beispielsweise sind unsere Apparate „Breslau" und „Moritz", geführt von Fritz Heidenreich und Beninatto, die schon länger im Training sind, unter den ganz gleichen Windverhältnissen den ganzen Tag in Benutzung gewesen, ohne irgendwelche Beschädigung zu erleiden. Nachdem uns bereits der Vormittag einige sehr schöne Flüge von „Breslau" (Fritz Heidenreich, 22 m) brachte, gelangen am Abend, trotz des inzwischen sehr stark abgeflauten Windes, noch mehrere solcher Leistungen, die den bisherigen Rekord in unserem Klub wieder um 2 m heraufdrückten und am Ende sogar noch ein prachtvoller Doppelflug der Apparate „Breslau" und „Moritz", wobei „Breslau" unter Fritz Heidenreich abermals 22 m zurücklegte, während „Moritz" unter L. Beninatto einen sehr hohen, eleganten Flug von der Höhe unseres Berges bis in das an der Nordseite gegelegene Feld zurücklegte. Die Distanz, die leider nicht mehr gemessen werden konnte, betrug ca. 25 m. Wir dürfen somit mit dem Erfolg des Sonntags durchaus zufrieden sein und wollen hoffen, daß wir ständig über weitere Fortschritte berichten können.

Wir weisen nochmals darauf hin, daß der Aufenthalt auf unserem Trainingsgelände in Luft und Sonne auch für diejenigen, die nicht zum Trainieren herauskommen, ein äußerst angenehmer und interessanter genannt werden darf, der außerdem hinsichtlich der Kosten sich wesentlich billiger stellt wie ein Sonntag in der Stadt.

. Unser Fliegerpark,

der bereits zwei Eigentumsapparate der Herren Fr. Heidenreich und Schräder aufweist, wird nunmehr noch durch einen weiteren verbesserten Apparat erweitert, der von Herrn Leone Beninatto bei der „Bagum" zur beschleunigten ' Erbauung in Auftrag gegeben worden ist und noch diese Woche zur Ablieferung gelangt.

Schräder. v. Sallwürk. Leischner.

Offizielle Mitteilungen des Vereins Deutscher Flugtechniker.

Sitz Berlin.

Ehrenmitglieder: Gustav Lilienthal, Oroü Lichterfclde. Orville Wright, Dayton. Wilbur Wright, Dayton.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

1. Vorsitzender: Dr. Fritz Huth, Rixdorf.

2. Vorsitzender: Major von Parseval, Charlottenburg. Schriftführer: O Schmal-Carbur, Tempelhof. Syndikus: Rechtsanwalt Eschenbach. Berlin. Beisitzer: Diplom-Ingenieur H Dorner, Berlin.

Ingenieur J. Grade, Magdeburg. Ober-Ingenieur H. Rosenstein, Elbing. Ingenieur Max Schüler, Chemnitz. Vorsitzender der technischen Kommission: Ober-Ingenieur Zix, Berlin. Vorsitzender der Platzkornmission: Kapitain z. S. a. D. von Pustau.

In der letzten Versammlung sprach Dr. F. Huth über den Kraftbedarf von Drachenfliegern. Die streng mathematische Beweisführung durch den Vortragenden ergab die Methode und die Formeln, nach denen unter Einsetzung der Maße (Fläche-Gewicht, Luftdruck etc.) von Fall zu Fall zu rechnen ist. In der anschließenden Diskussion wurde zunächst über die den Flächen zu gebende Krümmung und Form, gebung debattiert. Eine mehr in die Breite als in die Höhe entwickelte Fläche bietet bei ganz gleichem Flächeninhalt erfahrungsgemäß der Luft erheblich größerenWider-stand als eine mehr hoch als breit entwickelte, auch dann, wenn bei der rechteckigen Form z. B. genau die nämliche ist. Ebenso ist bei gleichen, gleichgeformten und gleichgerichteten Flächen, die hintereinander gestellt sind, — Doppeldecker — als Widerstand wahrscheinlich nicht der doppelte Widerstand der einzelnen Fläche, sondern weniger anzusetzen. Letzterer Meinung, begründet auf die Ansicht, daß Luftwiderstand bezw. Winddruck in gerader Linie wirksam sind, widersprach Baumeister Gustav Lilienthal mit der Behauptung, die Elastizität der Luft begünstige, bei dem geringsten sich ihr entgegenstellenden Widerstand zumal, wellenförmige Wirkungslinien des Luftwiderstandes. Das wollte allerdings Major von Parseval nicht einräumen; aber es ergab sich, daß es für die eine oder die andere Ansicht noch am experimentellen Beweis mangele, den zu erbringen man über Methoden nachdenken sollte. Großes Interesse erweckte Lilienthal durch die zur Unterstützung seiner Anschauung mitgeteilte, von ihm widerholt gemachte Beobachtung, daß Seim Zuge großer Zugvögel, wie Kraniche, das stärkste Individium zwar den Zug eröffne, aber nach einiger Zeit abgelöst werde und sich als letzter dem Zuge anschließe. Das spreche wohl für die Erfahrung der Vögel, daß das eröffnende Individium die schwerste Flugarbeit habe und daß die Luft in einen ihren Widerstand, für die Nachfolgenden verringernden Zustand der Bewegung, nämlich in den wellenförmigen, gerate.

Beteiligung an der Luftschiffahrts-Ausstellung Frankfurt. Unser Mitglied, Herr Ingen. Ursinus in Frankfurt hat das Arrangement unserer Ausstellung in Frankfurt übernommen. Wir bitten unsere Mitglieder die Modelle und Apparate, die sie in Frankfurt a. M. ausstellen wollen, sofort an die Adresse: Civil-lngenieur Oskar Ursinus, Frankfurt a. M., Bahnhofsplatz8, frachtfrei zu senden. Nach erfolgtem Versand bitten wir die Geschäftsstelle zu benachrichtigen.

Ungezwungene Zusammenkünfte.

Wir bringen zur gefl. Kenntnis, dass für unsere Mitglieder in Berlin jeden Freitag ein Stammtisch im Restaurant Heidelberger belegt ist. Wir bitten unsere Mitglieder von dieser Gelegenheit zur ungezwungenen Aussprache Gebrauch zu machen. ---------

Zuschriften sind an die Geschäftsstelle: Berlin W. 35, Schöneberger Ufer 25 zu richten. Zahlungen werden durch Zahlkarte auf das Postschek-Conto Nr. 5332 (O. Schmal, Tcmpelhof) erbeten.

Der Vorstand: Dr. F. Huth, I. Vorsitzender. O. Schmal, Schriftführer.



Flugsport

Jllustrierte technische Zeitschrift und Anzeiger

für die gesamte

„Flugschiffahrt"

(L' Aviation)

Le seul organe allemand traitant particulierement les interets de l'Aviation

unter Mitwirkung bedeutender Fachmänner herausgegeben von Oskar Ursinus, Civilingenieur.

Brief-Adr.: Redaktion und Verlag „Flugsport" Frankfurt a. M., Bahnhofsplatz 8. Repräsentant pour la France: E. Raphael, Paris, Rue du Faubourg Poissonniere 62. Erscheint regelmäßig am 1. und 3. Freitag jeden Monats.

= Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. ■=— =

Der Nachdruck unserer Artikel ist, soweit nicht mit „Nachdruck verboten" versehen, nur mit genauer Quellenangabe gestattet.

Nr. 15. Frankfurt a. M., 16. Juli 1909. Jahrg-. I.

Internationale Luftschiffahrt=Ausstell ung Frankfurt a. Main 1909.

XII.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Prämüerungsmedaille.

(Entworfen v. Oskar 1'ra.ck, Frankfurt.)

Das große Weik ist vollbracht, man kann ruhig' sagen „vollbracht". Die Ausstellungwirdvon selbst gedeihen. Sie wird wachsen und das werden, was man von ihr erhoffte. Die Befürch.ungen, welche man seiner Ze t, als Dr. Gans-Fabrice mit seinem Ausstellungprojekt nach Frankfurt kam, hegte, sind nicht eingetroffen. Allerdings, die Anstrengungen, welche in der Kürze der Zeit gemacht werden mußten, waren gewaltige. Die vielen hilfsbereiten opferwilligen Männer, die ihre Kraft der IIa zur Verfügung stellten, müssen

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„FL U O S P O R T".

No. 15

rühmend genannt werden. Das Präsidium, Geh. Kommerzienrat Dr. L. Gans, Geh. Regierungsrat Dr. Varrentrapp und Walther vom Rath, hat in Gemeinschaft mit dem bisher nie genannten Rechtsanwalt Dr. L. Joseph als Syndikus vorzüglich gearbeitet. Was Major von Tschudi mit seinem Stabe geleistet hat, ist a'len bekannt. Dank seiner energischen zielbewußten Handlungsweise ist manche Klippe umflogen worden.

Am 10. Juli mittags 12 U r fand unter großer Betei igung die Eröffnung statt. Geh. Kommerzienrat Dr. L. Gans begrüßte die Festversammlung und hielt folgende Anspache

Hochverehrte Festversammluns-'

Sie haben sich mit uns hier versammelt, um einem Werke die Weihe zu geben, das in der Eigenart seiner Ausbildung kein Vorbild hat. Zweifel an der r

Möglichkeit seiner Ausführung wurden von allen Seiten laut, als der Frankfurter Verein für Luftschiffahrt zu Beginn dieses Jahres den kühnen Entschluß faßte, den für München gescheiterten Plan aufzunehmen.

Die Aussicht, diese herrliche Halle und das anstoßende Gelände für die Zwecke der I. Internationalen Ausstellung für Luftschiffahrt zu gewinnen, bedingte die Möglichkeit ihrer Vorbereitung innerhalb der zu Gebote stehenden knappen Zeitspanne. Bald zeigte es sich auch, daß unser Plan in weitesten Kreisen großer Sympathie begegnete. Die Regierungen des In- und Auslandes, staatliche und stadtische Behörden und ihre Organe, die Presse aller Kulturstaaten ohne Unterschied der Parteistellung förderten unser Unternehmen in überaus dankenswerter ' Weise. Frankfurts Bürgerschaft gab ihm zunächst die unentbehrliche finanzielle Grundlage. Zahlreiche Firmen haben uns durch leihweise unentgeltliche Ueber lassung von üebrauchs-Gegenständen jeglicher Art große Dienste erwiesen. Mit bewundernswerter Hingabe widmeten sich unsere beruflichen und ehrenamtlichen Mitarbeiter der übernommenen Aufgabe. Aussteller meldeten sich in überraschend stattlicher Anzahl und Preise in unerwarteter Höhe wurden für besondere Lei. stungen auf dem Gebiete der Aeronautik und deren Hilfswissenschaften gestiftet, vor allem von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser, von Königl. Behörden, von unserer städtischen Verwaltung, von Vertretern der einschlägigen Industrien und 1 von zahlreichen opferbereiten Freunden der Luftschiffahrt. Für all das uns entgegengebrachte Wohlwollen, für die ebenso tatkräftige wie unermüdliche Unterstützung darf ich hier im Namen der Internationalen Luftschiffahrt-Ausstellung unseren herzlichsten, tiefgefühlten Dank aussprechen.

Dieser Dank richtet sich auch an die ganze hochansehnliche Versammlung, die ich begrüßen zu dürfen den Vorzug genieße.

Die hohen Herrschaften, die unserer Einladung zu entsprechen die Güte hatten, die"in- und ausländischen Vertreter von Behörden, von wissenschaftlichen Korporationen, insbesondere von Luftschiffer-Vereinen und viele Koriphäen auf dem Gebiete der Luftschiffahrt, sowie zahlreiche Freunde, Gönner und Mitarbeiter, haben uns durch ihr Erscheinen eine Ehre erwiesen, welche wir um so höher schätzen, da wir darin die Bekundung des Interesses für unsere Sachen erblicken dürfen. Dieses Bewustsein erhöht die freudige Innigkeit des Willkommens, das ich Ihnen zu entbieten die Freude habe.

Es liegt mir ob, meine hochverehrten Anwesenden, Ihnen in knapper Form Rechenschaft zu geben über die Ziele, welche wir mit dieser Ausstellung verfolgen. Wie jede Ausstellung, soll auch die unsere der Belehrung und Sichtung

dienen. Mehr aber als auf jedem anderen Gebiete ist auf dem unseren Belehrung und Sichtung ein unabweisbares Bedürfnis der Zeit führ den Fachmann sowohl wie für den Laien. Der Fachmann wird die Gelegenheit freudig begrüssen, die

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Hilfsmittel, über welche die Technicli zur Zeit verfügt, zu überschauen und z werten, das bislang Erreichte lebendig vor sich zu sehen, seine eigenen Idee

durch kritischen Vergleich zu klären und aus alledem neue Anregungen zu weiterem Fortschritt zu gewinnen. Für den Laien aber erwächst unserer Ausstellung die bemerkenswerte Aufgabe, ihn hinsichtlich der Meinungen über die Zukunft der Luftschiffahrt den Weg finden zu lassen zwischen dem allzu optimistischen Enthusiasmus, welcher lieber die Phantasie als die rauhe Wirklichkeit zu Rate zieht und dem Kleinmut, dem jeder Mißerfolg neue Nahrung gibt.

Neben den in dieser Halle vereinigten Erzeugnissen mühevoller erfindungsreicher Tätigkeit und wissenschaftlicher Vertiefung sollen besonders experimentelle Vorführungen diesen Weg zeigen. Zum ersten Mal ist es, daß eine Ausstellung dieses Mittel der Belehrung in solchem Umfange bietet.

Was zunächst die ruhenden Ausstellungsobjekte betrifft, dürfen wir, wie bereits erwähnt mit der Beteiligung sehr zufrieden sein. Unser heute erschienener Katalog weist die stattliche Zahl von mehr als 500 Ausstellern auf, ein sehr günstiges Resultat, wenn man berücksichtigt, daß für die Zulassung die Beziehung des ausgestellten Gegenstandes zu dem Gebiet unserer Austeilung stets streng geprüft worden ist. In Bezug auf die reiche Zahl der ausgestellten Modelle konnte eine vorgängige Sichtung nicht erfolgen. Neben einer Fülle von neuen Ideen wird diese Abteilung daher Fragliches enthalten. Aber in manch unreifer Idee schlummert vielleicht der Keim, aus dem noch Bedeutendes entstehen kann.

Die Absicht, mustergültige Leistungen ans Licht zu ziehen, hat in zahlreichen Wettbewerben, für welche Preise zur Verfügung gestellt werden konnten, ihren Ausdruck gefunden. Sie beziehen sich nicht allein auf auszuführende Fahrten aller Art und mit allen möglichen Luftfahrzeugen, sondern ganz besonders auch auf diejenigen Hilfsmittel, welche zur Herstellung gebrauchstüchtiger und zuverlässiger Flugschiffe dienen. Da stehen in erster Linie die Motore, deren Güte und Leistungsfähigkeit bei geringstem Eigengewicht die Vorbedingung für die fernere Entwickelung der Luftschiffahrt ist und die Luftschrauben, deren Bedeutung durch Stiftung eines Preises durch das Kgl. preuß. Kriegsministerium gekennzeichnet wird. Die Materialien zum Bau und die Hallen zur Bergung von Luftschiffen sind höchst bemerkenswerte Objekte des Wettbewerbes unter den Ausstellern. Die Nachrichtenvermittelung durch die Luftschiffe, sei es auf dem Weg der Telegraphie, der Telephonie, der Funkensprache, der Brieftauben oder der Photographie, wird zu bedeutsamen Konkurrenzen führen.

Ganz besonders bahnbrechend hoffen wir für ein Gebiet wirken zu können, das noch sehr der Ausbildung bedarf, das ist die auf die Aeronautik angewandte Meteorologie; schon wie der Nachrichtendienst über die Wetterverhältnisse in einem Umkreis von 150 Kilometern hier organisiert ist, um Gefahren für aufsteigende Luftfahrzeuge vorzubeugen, wird der allgemeinen Beachtung nicht entbehren. Durch die dankenswerte Mitwirkung des königl. preußischen aeronautischen Observatoriums zu Lindenberg und der „Gesellschaft zur internationalen Erforschung der Atmosphäre Uber dem Meere" wird der Teil unserer T^usfelTung, welcher den atmosphärischen Vorgängen gewidmet ist, eine hervor"-" ragende Bedeutung gewinnen.

Noch möchte ich auf die reichhaltige historische und bibliographische Abteilung die Aufmerksamkeit lenken. Unter der Aegide der Senckenbergischen Bibliothek ist durch die bereitwillige Teilnahme einer großen Reihe von Bibliotheken, Behörden und Privaten eine Sammlung zusammengestellt worden, die das größte Interesse erregen dürfte.

Die Grundlage endlich für das Verständnis des Fliegens wird durch eine von der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft veranstaltete Ausstellung von mit Flugorganen ausgetalteten Tieren und Pflanzen veranschaulicht. Was draußen auf dem Flugfelde namentlich bei günstigem Wetter sich der

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dem Abwarten nur gewinnen können. Würden doch schon die räumlichen Verhältnisse eine gleichzeitige Vorführung aller Flugschiffe und -Apparate nicht

gestatten. Zum ersten Male ist auch ein allen modernen Anforderungen ent-spreclienger Drachen-Fesselballon dem großen Publikum zugänglich, sodaß jeder gegen geringes Entgelt Gelegenheit findet, einmal die Welt von oben anzusehen Fahrten in lenkbaren Luftschiffen verschiedenster Art werden leider nur den Begüterten zugänglich gemacht werden können; sie bieten jedoch die gewiß willkommene Gelegenheit, für zahlreiche Besucher, das Wesen des modernsten Verkehrsmittels durch eigene Anschauung kennen zu lernen.

Wir verdanken es der Motorluftschiffahrtstudien-Gesellschaft, daß der Par-sevalballon an den ersten schönen Tagen sofort zur Stelle sein wird. Ein Luftschiff Zeppelin kann erst später eintreffen.

Trotz dem Staunen Uber die Erfolge, die sich Ihren Blicken im Verlaufe dieser Ausstellung darbieten werden, mögen unsere Besucher bei der Beurteilung aller Geschehnisse und Darbietungen stets eingedenk bleiben, daß die Eroberung der Luft bei weitem nicht vollendet ist.

Wir befinden uns eben — und ich glaube, daß dies den Reiz dieser Ausstellung erhöht — erst in den Anfangsstadien einer großen vielversprechenden Entwickelung. Bresche nur ist gelegt und wir Mitlebende dürfen uns glücklich preisen, Zeugen zu sein der Großtaten der Pioniere, die mit Erfolg den Kampf gegen die feindlichen Naturgewalten führen. Was angesichts der überwältigenden Resultate, die bereits erzielt sind, die Pulse höher schlagen macht und uns mit jubelnder Begeisterung erfüllt, ist nicht allein, daß vor unsern Augen das uralte Sehnen der Menschheit sich der Erfüllung zu nähern scheint, es ist vornehmlich auch die verehrungsvolle Bewunderung der selbstlosen und zielbewußten Helden, die ihr Leben in die Schanze schlagen, um der Menschheit neue Bahnen zu erschließen. So war es vor 126 Jahren, als die ersten Luftschiffer, einen Feuerkorb unter sich und über ihren Häuptern ein dünnes Gewebe, sich von der Erde erhoben und damit einen Sturm der Begeisterung entfesselten, der durch alle Lande brauste. — Aehnliches erleben wir in unseren Tagen, da Männer, deren Namen auf Ihrer aller Lippen schweben, mit gleichem Wagemut wie ihre Vorgänger, aber ausgerüstet mit besseren Waffen, das Luftschiff zwingen, der festen Hand des kühnen Steuermannes zu gehorchen.

Und noch ein Anderes ist es, was das gespannte Interesse aller Nationen für die Luftschiffahrt-Probleme erklärt:

Die Lufthülle, welche unseren festen Erdball umgibt, kennt keine Landesgrenzen, sie bietet den Angehörigen aller Völker den freien Tummelplatz zur Betätigung in friedlichem Wettbewerb. Gleiches Streben schlingt ein einigendes Band um die Mitstrebenden; alle Kulturvölker aber sind gleichmäßig bemüht, sich die Luft als Verkehrsmedium Untertan zu machen. Möge dieses gemeinsame Streben, das unsere Internationale Ausstellung verkörpert, ein segensreiches' glückverheißendes Unterpfand des Völkerfriedens sein.

Von diesem Wunsche erfüllt, richte ich besonders warmen Gruß an die auswärtigen Gäste, die uns durch ihre Gegenwart erfreuen und ehren!

Es konnte scheinen, als ob die zahlreichen in diesem Raum ausgestellten kriegerischen Hilfsmittel zur Bekämpfung der Flugschiffe im Widerspruch stehen zu den eben geäußerten friedlichen Hoffnungen. Ich meine, daß dies nicht der Fall ist. Wer den Frieden liebt, muß für die Mittel zur Kriegführung Sorge tragen. Die Waffen, welche die Entwickelung der Luftschiffahrt liefert, sind aber derart, daß ihre Furchtbarkeit gerade bedingt, daß vor ihrer Anwendung stets alle Mittel zur Vermeidung eines Krieges angewendet werden.

Mit der immensen Bedeutung, welche die Luftschiffe in militärischer Beziehung gewinnen, hängt es zusammen, daß die Beschickung unserer Ausstellung durch ausländische Aussteller nicht ganz unseren Erwartungen entsprochen hat

Es ist natürlich, daß so wesentliche Hilfsmittel der Verteidigung des Landes von keiner Regierung aus der Hand gegeben werden können.

Lassen Sie mich, meine hochverehrten Anwesenden, mit dein Wunsche schließen, daß ein günstiger Stern über unserem Unternehmen strahle, dal! ein gütiges Geschick es vos allen Unfällen bewahre und daß es das werde, was wir erstreben und hoffen:

Ein Markstein in der Entwickelung der Luftschiffatrrti Unsere hochverehrten Herren Ehren-Präsidenten haben Herrn Oberbürgermeister Dr. Adickes dazu ausersehen, die Ausstellung zu eröffnen. Ich richte die Bitte an Sie, verehrter Herr Oberbürgermeister, dieses freundlich übernommenen Amtes walten zu wollen.

Rundgang durch die Ausstellung.

Wenn man die Halle von der Westseite betritt, erblickt man zunächst den Stand von August Euler, dahinter den von der Zeitschrift „Flugsport" zu Ehren Lilientlials errichteten Obelisk und dahinter den für uns Flugtechniker nicht gerade vorteilhaft plazierten Ballon „Preußen". Wenn auch mit diesem Ballon seiner Zeit Berson und Süring mit ihren Hochfahrten auf wissenschaftlichem Gebiete interessante Resultate erreicht haben, dürfte diese Ballonhülle an Sehenswürdigkeit in keinem Verhältnis stehen zu dem Platz, welchen man ihm eingeräumt hat. Der Wright-Flieger hätte sich an dieser Stelle entschieden besser ausgenommen. Vielleicht ändert mans noch ab. Es ist nicht ausgeschlossen, daß noch eine große Zahl Ausstellungobjekte kommen werden und der Platz benötigt wird. Man sollte sich nicht scheuen, solche Aenderungen auszuführen.

h. Flugmaschinen.

Größte Beachtung beanspruchen die Fabrikate der Firma

August Euler, Frankfurt a. M., Flugmaschinenwerke. )

Auf dem Stande dieser Firma bemerken wir zunächst einen Zweidecker; die Arbeit ist durchaus erstklassig. Der Flieger ist nach den Erfahrungen im deutschen Automobilbau sorgfältig durchkonstruiert und läßt eine Verfeinerung in allen Detailkonstruktionen gegenüber den französischen Fabrikaten erkennen. Bei den neuen Fliegern von Euler ist man in der Entfernung der Tragflächen gegenüber den französischen zurückgegangen.

Interessant ist die Konstruktion des Chassis mit eingebautem Adler-Motor, welcher trotz seiner soliden Ausführung keinen größeren Raum beansprucht. (Siehe Beschreibung des Motors an anderer Stelle.)

Alle Einzelteile, welche Euler zu seinen Maschinen verwendet, sind Normalkonstruktionen und werden in den Werkstätten der Firma August Euler in Frankfurt und Darmstadt hergestellt. Die Einzelteile werden auch an Konstrukteure, welche Flugmaschinen selbst bauen, abgegeben. Es ist dies ein großer Vorteil, da die

*) In unserem letzten Artikel über die „ILA" in Nr. 14 auf Seite 387 war irrtümlich angegeben, daß die ausgestellten Flieger Voisin-Masclünen seien. Dem entgegen ist zu berichtigen, daß Euler seine Maschinen als Lizenznehmer in allen Teilen selbst fabriziert.

, Einzelteile sich bei Selbstherstellung ei lieblich teurer stellen. Die | Eulerschen Fabrikate lassen erkennen. daß man auf dem Gebiete j des Flugmaschinenbaues einen großen Schritt vorwärts gekommen ! ist. Es gibt wohl kaum französische Maschinen die so sauber ausgeführt sind, wie die von Euler ausgestellten.

Wir sehen weiter auf dem gleichen Stand ein Chassis (partie motrice) mit eingebautem Original-Antoinette-Motor, desselben Typs, wie ihn Latham zu seinem einstündigen Fluge benutzte.

Ferner sind 3 Gleitflieger, wie sie die Firma Euler fabrikationsmäßig in größeren Serien herstellt, ausgestellt.

Beachtenswert ist die saubere und sachgemäße Spannung der Tragflächen. Die vordere untere Seite zwecks Verdeckung der Hauptspanten ist nicht mehr umspannt.

Neben einem Demonstrationsmodell eines durchgeschnittenen Benzinmotors sehen wir noch vorzügliche Aluminium-Gußstücke, deren saubere Ausführung den Fortschritt auf diesem Gebiete zeigen.

Neben den Stand Euler befindet sich ein Modell eines Eindeckers aus den Versuchswerkstätten von

Dr. Gans-Fabrice, München.

Interessant an diesem Flieger sind die seitlichen Flügelenden, welche dreiteilig verstellbar anstelle des Gauchissement bereits , vor der Patentierug der Wrightschen Steuerung vor mehreren Jahren angewendet worden war.

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Internationale Luftschiffarts-Ausstellung Frankfurtern Main. Flieger~von Pega.

Hinter dem Stand von Euler sehen wir den von Zivilingenieur OskarlUrsinus, Frankfurt a. M., arrangierten Kollektivstand der deutsche|n'Flugtechnikervereine. Wir finden hier von dem Ingenierbureau Ursinus ausgestellte Verbindungen von Tragrippenkonstruktionen und Bambusstäben, wie sie mit primitiven Mitteln in vorteilhafterweise hergestellt werden können.

Weiter ein vorzügliches Modell in V« natrl. Größe von Pega, Frankfurt a. M. Das Modell besitzt 30 qm Tragfläche, die Maschine in natürlicher Größe ca 74 qm. Der Abstand der Tragflächen von einander beträgt in natürlicher Größe 1 m Die größte Breite der aus 6 Decken bestehenden Maschine beträgt 20 m. Die Tragdecken sind 2 m tief. Die Gesamthöhe der Maschine beträgt 7 m.

Charakteristisch ist die Konstruktion des vorderen Höhen-steuers, welches aus 4 trapezförmig angeordneten Tragflächen besteht. Beim Anfahren stehen die Tragflächen horizontal. Die nebenstehende Abbildung zeigt die Stellung des vorderen Höhen-steuers beim Anfahren. Während der Fahrt stehen die Tragflächen zueinander ziemlich paralle1. Der Konstrukteur will mit dieser Anordnung vermeiden, daß Luftwirbel bezw. Luftverdünnungen hinter dem Höhenfteuer entstehen. Die Anordnung des Höhen-steuers ist zum Patent angemeldet.

Zum Betriebe soll ein 70 PSMotor vorgesehen werden, welcher drei dreiflügelige Schrauben, die mittlere von 2 m und die beiden unteren von 1.50 m Durchmesser, antreibt.

Besonderes Interesse beanspruchen die vorzüglich ausgeführten Modelle eines Schwingenfliegers von Jahrreis. An der Konstruktion dieses Fliegers ist zu erkennen, daß der Konstrukteur dieses Fliegers der Natur verschiedenes abgelauscht hat. Auf der Unterseite der Flügel sehen wir, daß die Rippen genau dem Insektenflügel nachgeahmt ind. Diese Schwingenflieger-modelle vermögen ca. 30—50 m genau in horizontaler Richtung zu fliegen.

Das von Weckler-Darmstadt ausgestellte Modell besteht aus 2 Haupttragdecken. Die Breite der Maschine beträgt 8,4 m, die Länge 7 m und die Höhe 4 m. Das Gestell ist aus Bambusstäben hergestellt. Für den Betrieb eines zweiflügeligen Propellers ist ein 50 PS Antoinettt-Motor projektiert.

Fortsetzung folgt.

Q. Rotoren.

Erfreulicherweise sind auf der IIa verschiedene neue Konstruktionen von Luftschiff- bezw. Flugmaschinen-Motore, und zwar in erster Linie deutscher Konstruktion, vertreten. Dank der vorzüglichen Entwickelung unserer deutschen Automobilmotore ist es verschiedenen renommierten Firmen verhältnismäßig wenig schwer geworden, einen Flugmaschinenmotor herauszubringen. Wir sehen Motoren von: Adlerwerke vorm. Heinrich Kleyer A.-G., Frankfurt a. M., Ingenieur Max Bucherer, Cöln-Lindenthal, Palous & Beuse, Berlin, Neue Automobil-Gesellschaft, Berlin, SüddeufscneAufomobil-Fäbrik, Gaggenau, Daimler-Motorenwerkej Untertürkheim, Bielefelder Maschinenfabrik vorm. Diirrkopp & Co., Bielefeld und Gebr. Körting Ak.-Ges., Hannover-Körtingsdorf.

Der Motor von Körting, welcher in den Jatho-Flieger eingebaut ist, wird erst in den nächsten Tagen hier eintreffen.

Die Adlerwerk 2 vorm. Heinrich Kleyer, Akt.-Qes., haben mehrere 50 und 100 PS. Motoren ausgestellt. An den bekannten Fundamentalkonstruktionen des Automobilbaues hat man festgehalten und die Verringerung des Gewichtes hauptsächlich durch die Vereinfachung der Konstruktion und Verwendung geeigneter Materialien durchgeführt. Die Betriebssicherheit ist daher eine hohe.

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Der 100 PS Motor ist als sechszylindrige Maschine von 115 mm Bohrung und 135 mm Hub gebaut. Man hat die Sechszylinder-Anordnung wegen der hohen

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Gleichförmigkeit und des erschütterungsfreien Ganges gewählt. Ein besonders bemerkenswertes Konstruktions-Eletuent bildet zunächst der Zylinder. Wie aus

beistehenden Abbildungen ersichtlich, ist der Zylinder A samt Zylinderkopf und VentUkammern B—B aus geschmiedetem Stahl hergestellt. Durch zweckmäßige

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Ventilanordnung ist diese Ausbildung ans einem Stück möglich geworden und damit die Zusammensetzung von Zylinder und Zylinderkopf am Explosionsraum,

p

wie sie bei anderen Maschinen zur Anwendung kommt, vermieden. Es wird dadurch natürlich eine erhebliche Gewichtsersparnis und ein absolutes Dichthalten des Zylinders erreicht. Der Zylinder erhält ferner durch das hochwertige Material eine außerordentlich hohe Festigkeit, so daß die Kompression auf das Höchstmaß gesteigert, also auch die höchste Leistung erzielt werden kann. Durch die Anordnung beider Ventile in dem Zylinderkopf wird jegliche Zerklüftung und Unterteilung des Explosionsraumes vermieden, wodurch ebenfalls die Leistung der Maschine eine entsprechende Steigerung erfährt.

Der Stahlzylinder ist mit einem Kühlmantel C aus Kupferblech umgeben, der in der Mitte Ausgleichwellen gegen Wärmeausdehnungen besitzt. Das Wasser umspült den ganzen oberen Teil des Zylinders und die beiden in dem Zylinderkopf befindlichen Ventilkammern B—B. Der Wassereintritt erfolgt unten am Kühlmantel, während der Austritt an der höchsten Stelle des Zylinderbodens liegt, wodurch jede schädliche Dampfbildung innerhalb des Wasserraumes vermieden wird. Die Anschlußstutzen D sind zugleich als Lagerböcke für eine über die ganze Zylinderreihe sich erstreckende Welle E ausgebildet, auf der die Ba-lanzierhebel F zur Betätigung der Ventile G schwingen. Beide Ventile sitzen in besonderen Ventilkörben H, die durch die Mutter J verschraubt sind. Durch Abnahme der Mutter J kann das Ventil samt Ventilkorb herausgenommen und ausgetauscht werden; diese Ventilauswechslung ist deshalb in sehr kurzer Zeit möglich. Die Zylinderform ist so gestaltet, daß bei einem eventl. Ventilbruch das Bruchstück nicht in den Zylinder fallen kann. Die Bewegung sämtlicher Ventile erfolgt von einer Nockenwelle K aus, und zwar wird die Bewegung auf Stößel L, Stoßstange M und Balanzier J übertragen; der doppelarmige Balanzierhebel wirkt auf das Ventil G. Um den Ventilkorb mit Ventil herausnehmen zu können, wird der Balanzier im Scharnier von der Stoßstange M gelöst und nach Abnahme eines federnden Stahlringes, der den Balanzierhebel auf der Welle achsial sichert, zur Seite geschoben.

Das Motorgehäuse besteht aus einem Oberteil N und einem Unterteil O; das Oberteil bildet den eigentlichen Tragkörper und trägt die Hauptlager P für die Kurbelwelle; sie ist, wie aus der Abbildung zu ersehen, siebenfach gelagert. Im Vorderteil sind in einein Räderkasten die Antriebsräder untergebracht. Die Kurbelwelle überträgt durch Zahnräder die Bewegung auf die Steuerwelle, mit der die Wasserpumpe direkt gekuppelt ist. Eine von der Steuerwelle ebenfalls angetriebene Parallelwelle dient zum Antrieb des Magnetapparates. Der Räderkasten ist nach vorn durch einen Deckel abgeschlossen, an dem bequem abnehmbar die Wasserpumpe Q montiert ist. Es ist hervorzuheben, daß bei der vorliegenden Konstruktion sämtliche Antriebsräder eingekapselt sind, eine Förderung, die für dauernden Betrieb bei schnellaufenden Motoren, also auch für Luftschiffbetrieb unabweisbar ist. Sämtliche Räder arbeiten ständig in einem Oelbad, was einen außerordentlich ruhigen Gang und geringsten Verschleiß zur Folge hat.

Zur Zündung dient ein Bosch-Magnet-Äpparat, Type HD für Sechszylinder-Motoren, der mit Umdrehungszahl der Kurbelwelle läuft. Der für Luftschiffzwecke speziell leicht gebaute Apparat ist mit separatem Verteiler R versehen > dieser Verteiler ist mit der Oelpumpe S auf gemeinsamer Welle montiert und wird durch Schraubenrader von der Steuerwelle aus angetrieben. Die Zündleitung ist außerordentlich sorgfältig verlegt, alle Anschlußklemmen sind isoliert; auch die Zündkerzen sind mit Schutzkapseln umgeben, um jede Funkenbildung zu vermeiden.

Der Schmierung des Motors ist besondere Sorgfalt gewidmet. Es kommt die von den Adler-Automobil-Motoren übernommene patentierte Zirkulations-

Schmierung zur Anwendung. Das Motorgehäuse-Unterteil ist in der bekannten Weise als Ölbehälter ausgebildet, und zwar ist hier durch symmetrische Gestal-

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tung der Oelwanne infolge Abschlusses des mittleren Teiles gegen den Kurbelraum der Einfluß der Schräglage nach Möglichkeit ausgeglichen. Das untere

Räderpaar der Doppelpumpe S entnimmt das Oel dem Siebraum des Motorunterteiles und preßt es nach einem Verteilerrohr, von wo aus es den einzelnen Schmierstellen des Motors unter Druck zugeführt wird. Dem oberen kleineren Zahnradpaar fließt das Oel von einer höher gelegenen Stelle des Untergehäuses zu und wird nach dem Schauglas geführt, wo es jederzeit das richtige Funktionieren der Schmierung anzeigt. Sobald der Oelspiegel unter das Niveau der oberen Oelpumpe gesunken ist, bleibt der Oelstrahl im Schauglas aus und zeigt damit den Zeitpunkt zur Nachfüllung an.

Die Zirkulation des Wassers wird durch die am vorderen Gehäusedeckel angebrachte Zentrifugal-Pumpe Q bewirkt. Der Kühler ist auch hier wieder nach der Konstruktion der Adler-Automobil-Kühler ausgebildet und besteht aus flachen, vertikalen Rohren von sehr geringer Wandstärke, die durch Querrippen versteift werden. Die Vorzüge dieses Kühlersystems, die in dem geringen Gewicht und in der geringen Zahl der Lötstellen liegen, treten auch hier wieder zu Tage. Die Kühlung wird durch einen kräftigen Ventilator, der von der Kurbelwelle aus mittels eines Flachriemens angetrieben wird, unterstützt. Durch exzentrische Lagerung des Ventilators ist der Ventilatorrriemen nachstellbar. An den Aus-puffstutzen ist der Auspufftopf direkt mit kurzen Anschlußrohren angebracht. Er ist mit einem Kühlmantel versehen, so daß keine eventl. schädliche Erhitzung des Auspufftopfes entstehen kann.

Der Vergaser ist als Zentral-Vergaser ausgebildet und direkt an das Saugrohr angehängt. Die Zuführung der Hauptluft und der Zusatzluft erfolgt zentral, so daß infolge der geringen Saugwiderstände eine außerordentlich große Motorleistung erzielt wird.

Die Regulierung des ganzen Motors wird von einem Regulaturbock aus bewirkt, an dem sich die verschiedenen Regulierorgane befinden und zwar Hebel für Einstellung der Vergaserdrossel, Hebel zur Verstellung der Zusatzluft und Hebel zur Verstellung der Zündung. An der Säule des Regulierbocks ist außerdem das Schauglas zur Oelkontrolle angebracht.

Nach den gleichen Grundsätzen ist der 50 PS Vierzylinder-Flugmotor von 100 mm Bohrung und 125 mm Hub gebaut. Die Konstruktion der Zylinder, der Ventilbetätigung und die Ausbildung der Gehäuse ist in ähnlicher Weise durchgeführt, nur ist hier in noch weitergehendem Maße auf äußerste Gewichtsverringerung Wert gelegt. Der Motor kann sowohl für Luftschiff-Betrieb als auch für Flugmaschinen verwendet werden und wird je nach den Anforderungen dieser Betriebsarten in der Ausbildung der Zündungsleitung, in der Verwendung der Auspufftöpfe usw. modifiziert.

Mit den gleichen Zylinder-Abmessungen wird noch ein 70 PS Sechszylinder-Motor gebaut. (Fortsetzung folgt.)

C. Zubehörteile.

Die Firma

Alfred Teves, Frankfurt am Main

welche in Fachkreisen als Lieferantin von Konstruktions-Material bekannt ist, hat in großem Maßstabe für die von ihr vertretenen Werke ausgestellt. Wir sehen auf dem Stand derselben interessante Konstruktionsteile in rohem und bearbeiteten Zustande, Zündapparate, Aluminium etc. für den Motoren- und Flugmaschinenbau. Unter anderem sind dort ausgestellt:

Magnetapparate der Firma Ernst Eisemann & Co, G. m. b. H., Stuttgart, die besonders leichte Apparate für Flugmaschinen konstruiert hat. Es sind unter diesen besonders bemerkenswert die Apparate, welche die Firma an die Gebrüder

Wright liefert und welche von diesen seit Anbeginn bei allen ihren Flugerfolgen ausschließlich verwendet wurden.

Ferner finden wir von den Schweinfurter Präzisions-Kugellager-Werken Fichtel & Sachs, Schweinfurt a. M. einige sehr schöne Modelle von Kugellagerungen, speziell die Lagerung von Propeller-Wellen im Betrieb und wird gerade im Luftschiffbau, wo alles außerordentlich leicht laufen muH und jede Kraftersparnis von höchstem Wert ist, den Kugellagerungen ganz besonderes Interesse zugewandt. Auch das neue doppelreihige Lager, welches die Firma seit einiger Zeit herausgebracht, und das bei allen Konstrukteuren sofort Anklag gefunden hat, ist dort in verschiedenen Exemplaren ausgestellt, wie überhaupt die reichhaltige Kollektion sämtlicher Arten und Anwendungsformen der Kugellagerungen, diese Abteilung des Standes ganz besonders interessant macht.

Von der durch ihre Lieferungen an S. Excellenz den Grafen Zeppelin bekannten Firma Carl Berg A.-G., Eveking i. W. finden wir Rohre, Gußstücke und sonstige aus Aluminium hergestellte Erzeugnisse, wie sie für den Bau von Luftschiffen und Luftschiffmotoren verwandt werden, ausgestellt. Ganz besonderes Interesse aber dürften die von der gleichen Firma ausgestellten Teile und Abbildungen, sowie auch der Motor, Zeichnungen und Photographien des bekannten' am 4. November 1897 gescheiterten Schwarzachen Luftschiffes für jeden Besucher der Ausstellung haben, das der Gründer der Berg'schen Werke, Herr Kommerzienrat Carl Berg, s. Zt. aus eigenen Mitteln erbaut hat.

Von der Maschinenfabrik Eßlingen in Eßlingen und G. Kuhn G. m. b. H., Stuttgart-Berg, werden vorzügliche und fein ausgearbeitete Zylinder- und Grauguß-Abgüsse gezeigt, wie sie für den Motorenbau verwendet werden. Bei diesen verhältnismäßig schweren, aus Gußeißen gefertigten Stücken für Motore kommt es naturgemäß außer auf größte Gewichtsersparnis, auf besondere Haltbarkeit an. Die außerordentlich dünnwandigen Stücke welche dort ausgestellt sind, bieten dem Konstrukteur manches Interessante.

Weiter sehen wir GF Stahlgußstücke der Eisen- und Stahlwerke vormals Georg Fischer. Schaffhausen & Singen, und von der Firma Carl Osthoff, Altenvoerde i. W.

Die „Rapid"-Accumulatoren- und Motorenwerke G. m. b. H., Schöneberg-Berlin, deren Induktions-Spulen in Fachkreisen bekannt sind und sehr viel verwendet werden, stellen solche mit neuem Unterbrecher Patent Josef Gawron für hohe Tourenzahlen aus. Auch den berühmten Edison-Accumulator vertritt diese Finna und hat eine Reihe von Exemplaren zur Ansicht aufgelegt.

Ein interessantes Modell einer vollständig explosionssicheren Lagerung für feuergefährliche Stoffe, wie Benzin, Benzol, Aether usw. stellt die Firma Alfred Teves für die Maschinenbau - Aktiengesellschaft Martini & Hüneke, Berlin, aus. Das vorzüglich übersichtlich gearbeitete Modell zeigt, wie durch Kohlensäure-Abschluß das Benzin aus dem FUllfass in den in der Erde versenkten Hauptbehälter gelangt, und wie es von diesem dann später unter Anwendung von Kohlensäuredruck wieder zur Benutzung an die Gebrauchsstelle geführt wird, ohne irgendwie mit atmosphärischer Luft in Berührung zu kommen. Durch die ständige Lagerung des Benzins etc. unter Kohlensäuredruck ist jede Möglichkeit einer Entzündung ausgeschlossen. Es wird durch diese Einrichtung die Feuersgefahr dieser Flüssigkeiten vollständig beseitigt. Die Lagerung der allergrößten Quantitäten ist seitens der Behörden innerhalb bebauter Wohnviertel in einer solchen Anlage anstandslos concessioniert worden. Diese wichtige Einrichtung haben sich deshalb auch schon sehr viele Werke, große Garagen, Institute und Behörden, die mit diesen feuergefährlichen Flüssigkeiten zu tun haben, zu nutze gemacht und wird es für jeden Besucher der Ausstellung, welcher hiermit zu tun hat, von größter Wichtigkeit sein, sich diese einzig dastehende Anlage anzusehen und sich erklären zu lassen. (Fortsetzung folgt.)

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Der Flugsport in England.

(Originialbericht unseres Londoner Korrespondenten.)

Die am 6. Juli durch den Polarforscher Leutnant Shackleton eröffnete „Ausstellung für Sport und Reise" in der großen Olympia-Halle zu Kensington enthält auch eine aeronautische Abteilung, die sonst von sehr geringer Bedeutung ist, aber doch einiges Interessante zu sehen bietet. Wir erwähnen vor allem die beiden Gleitflieger von Lilienthal und seinem Schüler Pilcher, die von der Aeronautical Society ausgestellt sind. Ferner ist dort ein Dreiflächner von A. V. Roe (größte Spannweite 32 Fuß, Länge 32 Fuß, volle Fläche 620 Quadratfuß, Gewicht mit Flieger und Motor 800 engl. Pf.), mit welchem der Erfinder seit dem 5. Juni auf den Wiesen am Flusse Lea bei Leyton verschiedene kleinere Flüge unternommen hat. Eine Maschine zur „direkten Erhebung" („Helicopter"), in welcher der von Propellern erzeugte Luftstrom durch konkave Deckel nach unten abgelenkt wird, hat nur den Wert eines interessanten Experiments. Einige der hier ausgestellten Gegenstände werden voraussichtlich nach Schluß der Olympia-Ausstellung am 4. September nach Frankfurt a. M. gebracht werden. Dagegen ist der Saul-Quadruplan, mit welchem auf dem Fluggrunde von Dagenham erfolgreiche Versuche gemacht wurden und der auch im Kataloge erwärmt ist, noch nicht zu bemerken. Eine andere Flugmaschine, die ebenfalls augenblicklich in Dagenham erprobt wird, ist ein neuer Monoplan, konstruiert von John Neale.

Die Aeronautical Society wird in den Räumen der genannten Ausstellunghalle am Abend des 14. Juli eine Versammlung abhalten, in welcher Oberst Capper über die „praktische Verwendung der Luftschiffahrt" sprechen, T. G- Nyborg den „gegenwärtigen Stand der dynamischen Flugkunst" einer Kritik unterziehen und A P.Thurston „eine Erfindung zur automatischen Kontrolle der Geschwindigkeit von Flugmaschinen" beschreiben wird

Interessant ist auch die Drachensammlung, welche die „Kite Flying Association" (Verein zur Pflege des Drachenfliegens) in Olympia ausgestellt hat. Dieser Verein hat am 3. Juli auch ein Preisdrachenfliegen veranstaltet (auf der Gemeindewiese von Wimbledon), das einen großen Erfolg hatte. Den Preis gewann ein alter Veteran von 73 Jahren, der seinen Drachen selbst hergestellt hatte. Bei der Preisverteilung waren besonders die Stabilität des Drachens in der Luft und der Erhebungs-winkeh der-Schnur- maßgebend. Ueberhaupt läßt sich beobachten, daß der Drachensport hier immer mehr in Aufnahme kommt, und auch abgesehen von der Bedeutung des Drachens für meteorologische Beobachtungen hebt sich seine praktische Anwendung. Die Reclamedrachen sind alt; aber ue lerdings hört man auch von Booten und Leichtern, wie von Radfahrern, die sich durch Drachen schleppen lassen. Im Seebade macht man sich das Schwimmen durch Drachen bequemer, und selbst die Rettungsleine ist gefährdeten Schiffen durch Drachen zugeführt worden. Ein bekannter Sportsman hat sich in einem Boote in 13 Stunden von Calais nach Dover ziehen lassen. Man sah es auch den in Wimbledon

prämierten Drachen an, daß bei ihrer Herstellung auch wissenschaftliche Erwägungen eine Rolle gespielt hatten.

Augenblicklich rüstet sich nun Dover und überhaupt ganz England, zum Empfange des ersten Fliegers, der das Wagnis der Kanal-Ueberfliegung glücklich bestehen wird, und wenn diese Zeilen in den Druck gehen, wird der Telegraph wohl schon berichtet haben über das Ergebnis des Versuches Lathams, mit seiner erfolgreichen Maschine von seiner neuen Heimat aus die alte zu erreichen. Eine gute Landmarke werden bei dem Fluge die hohen Masten der Station für Marconi-Telegraphie bilden, die von einem Hügel bei Dover aus über den halben Kanal sichtbar sind, und in der Nähe derselben wäre der beste Landungsplatz. Alle Vorbereitungen sind bereits getroffen, und nicht nur die Kriegsmarine ist bereit, bei einem etwaigen Mißlingen helfend einzugreifen, sondern auch der Britische Motorbot-Klub hat acht Yachten zur Verfügung gestellt, die in der Entfernung von je drei engl. Meilen ein Relais über den Kanal bilden werden. Unsere besten Wünsche begleiten den kühnen Pionier der Flugkunst —, obwohl man im Interesse der Sache bei dem augenblicklich herrschenden Wetter fast wünschen möchte, daß er sein Vorhaben verschöbe, bis die Atmosphäre ruhiger geworden ist, als sie im letzten Monat war.

Pariser Brief.

Von unserem Pariser Korrespondenten.

In der letzten Nummer des „Flugsport" konnte bereits kurz die telegraphische Meldung von den neuerlichen bedeutenden Zuwendungen, die der französischen Aviationsbestrebung zuteil ge-*' worden sind, gegeben werden. Der ungewöhnlich große Umfang, die Zweckbestimmung und voraussichtliche Verwendung dieser Schenkungen rechtfertigen indessen eine etwas nähere Beleuchtung dieser' Angelegenheit.

Es war im großen Festsaal der Pariser Sorbonne, wo sich das Concilium der Universität zur Beratung interner Angelegenheiten versammelt hatte, als sich der Vizerektor, Professor Liard, erhob und erklärte, er habe vor Beginn der Tagesordnung eine Mitteilung von eminenter Bedeutung zu machen. Unter atemloser Stille legte der Vorsitzende zwei Schreiben vor, die an die Universität gerichtet waren und in denen zwei Männer, der bekannte Mäcen Henri Deutsch de la Meurthe und der reiche in Paris lebende Grieche Basil Zabaroff, namhafte Summen für die Zwecke der Aviation zur Verfügung stellen. Ersterer stiftet 5(30000 Francs und eine jährliche Subvention von 15000 Francs zur Errichtung und Unterhaltung eines aerotechnischen Instituts; letzterer die Summe von 700000 Francs, deren Zinsen zur Errichtung eines Lehrstuhls für Aviation an der Fakultät der Wissenschaften verwandt werden sollen.

Wiederholt ist an dieser Stelle darauf hingewiesen worden, wie die französischen Aviationsbestrebungen durch eine geradezu

beispiellose Opferwilligkeit immer von neuem Förderung und Stütze finden- Kaum hatte in einem wissenschaftlichen Expose der russische Gelehrte Drzewieski dargelegt, daß für die rationelle Ausnutzung und Förderung der flugtechnischen Fortschritte ein aerotechnisches Laboratorium erforderlich sei, da findet sich wirklich ein Mann, der kurzer Hand durch eine Zuwendung von so beträchtlicher Höhe die Verwirklichung dieses Gedankens für Frankreich ermöglicht. Gewiß, der Petroleum-Magnat Herr Deutsch, kann sich das leisten. Aber es gibt anderwärts auch reiche Männer, die außerdem durch gleiche oder ähnliche Zuwendungen noch wesentlich höhere Zwecke erreichen könnten. Was könnte die deutsche Aviationsbewegung, in der eine solche Summe von Intelligenz und ernstem Streben, von Arbeitskraft und Hingabe sich betätigt, leisten, wenn sie die gleiche verständnisvolle Förderung fände, wie die französische . . .

Natürlich hat auch dieser Vorgang wieder der hiesigen Avia-tionsarbeit einen kräftigen Impuls gegeben und die Kurve der Hoffnungen und Entwürfe nimmt eine rapide steigende Richtung an. Der Held des Tages ist augenblicklich Bleriot! (Zur Vermeidung von Mißverständnissen sei betont, daß es sich weder um einen Scherz, noch um einen Druckfehler handelt). Bleriot, der bisher vom Mißgeschick verfolgt, hat offenbar das Bedürfnis empfunden, sich die ihm aus dem Osiris-Preis zugeteilten 50000 Francs auch wirklich zu verdienen und hat sich zu Taten, zu ganz staunenswerten Taten aufgerafft. Seine neue Ruhmesbahn begann in Issy, wo er mit seinem Eindecker, dessen Dreizylinder-Motor Anzani allerdings mit einer Chronometer-Gleichmäßigkeit arbeitet, ansehnliche Flüge, darunter am vergangenen Sonntag einen solchen von 36 Minuten 55 Sekunden, zu Stande brachte. Er ging dann nach Douai, um an dem dortigen Bewerbe teilzunehmen und hat auch dort gut abgeschnitten, indem er gleich am ersten Tage mit einem 2,5 km-Fluge in 20 Meter Höhe einen der fünf Preise an sich brachte. Das war aber nur das Vorspiel zu der „Sensation". Am vorletzten Sonnabend Nachmittag erhob sich Bleriot mit seiner Maschine, manövrierte längere Zeit über der Stadt Douai und legte in ununterbrochenem Fluge von 47 Minuten 17 Sekunden eine Strecke von 42,277 km zurück. Als er sich allmählich dem Boden näherte, sahen die erschreckten Zuschauer eine dichte Wolke weißen Rauches seiner Maschine entströmen. In der Tat war ein Kurbelstangenkopf des Motors gesprungen und hatte die Gehäuse beschädigt- Das Benzin verbreitete sich über den Aeroplan und fing Feuer. Die Stiefel des Piloten waren, als er landete, gänzlich angekohlt. Er selbst hat Verletzungen nicht erlitten. Noch einen 9 km-Flug vollbrachte Bleriot in Douai, der durch das plötzliche Versagen des Motors jäh abgebrochen werden mußte. Der ungewohnte Erfolg, den Bleriot in Douai errungen, hat in ihm neue weitgreifende Pläne reifen lassen. „Ich kann jetzt daran gehen, einige interessante Leistungen zu versuchen", sind seine eigenen Worte. Er will zunächst sich um den 14000 Francs-Preis für einen Flug von 40 km (!) in gerader Linie auf der Strecke Etampes-Orleans bewerben und außerdem noch vor Ablauf der Veranstaltung in Douai dort-

Nr. 15

„FLUGSPORT"

Sehe 427

hin zurückkehren, um den von Latham aufgestellten Rekord zu schlagen Wie man sieht, haben die überraschenden Erfolge Bleriots Selbstvertrauen bedeutend gestärkt ...

Im Uebrigen wird in Douai, woselbst auch die zu Besuch in Frankreich weilenden russischen Duma-Mitglieder eingetroffen sind, viel getan, um eie reichhaltiges Programm aufrecht zu erhalten. De Rue mit einem Voisin-Zweidecker ist bereits d<rt; außerdem werden voraussichtlich de Caters, Rougier, Gobron, Tissandier u. a. m. dorthin gehen.

In lssy-les-Moulineaux, das sich nunmehr ohne Bleriot beliehen muß, ist es nicht destoweniger recht lebhaft. Ein neuer Zweidecker von Voisin, der von Paulhan gesteuert wird, vollführte einen Flug von 9 km. Er hat einen rotierenden Motor und außerdem hat man ihn mit einem „fünften Rade" ausgestattet, das auch hier seine bekannte Ueberflüssigkeit nicht zu verleugnen scheint. Ogier, der mit einem Regis-Zweidecker experimentiert, ist nach seinem ersten Fluge über 150 m mit der Maschine verunglückt. Der Apparat hatte sich eben zum zweiten Versuch erhoben, als er aus mehreren Meter Höhe jählings auf die Erde stürzte, wo er in bemitleidenswertem Zustande liegen blieb. Glücklicherweise blieb der Pilot unversehrt.

Das „Revanche"-Meeting, das Juvisy veranstaltete, um seine erste Schlappe vergessen zu machen und dem man, zur leichteren Ueberwindung eines berechtigten Mißtrauens, das Wohltätigkeits-Mäntelchen umgehängt hatte, verlief leidlich günstig. Natürlich hat auch hier der „Mann des Tages", Bleriot, mitgewirkt; einen Versuch, den Stundenrekord ausführen, mußte er nach einein Fluge von 50 Minuten 8 Sekunden wegen einer kleinen Panne aufgeben. Auch de Rue führte einige kurze Flüge aus.

Im Lager von Chälons ist Jean Gobron, der jugendliche Sohn eines französischen Senators, eingetroffen, der mit dem Farman-schen Zweidecker recht erfolgreich operierte. Es gelangen ihm mehrere Flüge, von 15 und 11 km, bei deren einem er sogar zwei Passagiere, darunter eine Dame, mit sich nahm. Ebendaselbst steuert Sommer einen Farman-Zweidecker. Ein gelungener Flug von einer halben Stunde hat diesem Piloten die Idee eingegeben, daß er nunmehr in diesen Tagen den von Latham etablierten Flugrekord angreifen könne. Der Engländer Cockburn, der sich in der Handhabung eines Farman-Apparates unterweisen läßt, stürzte mit diesem. Die Maschine wurde dabei ziemlich stark beschädigt.

In Beifort, wo man aus Anlaß des großen Nationalfestes, des 14. Juli, auf einen großen Zustrom von Besuchern rechnet, wird dieser Tage de Rue Vorstellungen geben.

Jetzt geht man mit Eifer an die Vorbereitungen der „Großen Woche der Champagne". Die Spezialkommissare Graf Castillon de Saint-Victor und Paul Rousseau sind in Reims eingetroffen, um in Gemeinschaft mit dem Präsidenten des Komitees, dem Marquis de Polignac, die endgiltigen Bestimmungen bezüglich der Flugbahnanlage zu treffen. Auch die Schuppen für die Aero-plane werden schon in Angriff genommen. Zum ersten Male wird bei deren Konstruktion eine neue Idee Anwendung finden,

die von dem Aviationskomitee ausgeht. Es handelt sich um ein System des Verschlusses. Dieser bestellt aus großen Klappluken, die sich auf den Boden zurückschlagen und so als Fußboden benutzen läßt. Wie es heißt, haben bisher Lathani, Esnault-Pelterie, Tissandier, Demanest, Breguet, Guffroy fest gemeldet; auch der Amerikaner Curtiß wird zu diesem Bewerbe nach Reims kommen.

In Dinard soll auf Betreiben des Hauptmanns Lucas Qerardville ein Aerodrom errichtet werden. Die dortige Gemeinde hat zu diesem Zwecke einen Teil der Rennbahn von Bois-Thomelin zur Verfügung gestellt. Außerdem bewilligt die Stadt eine jährliche Subvention von 10000 Francs an Gerardville unter der Bedingung, daß er alljährlich während der Sommersaison mit einem Wright-Flieger daselbst Flugexperimente anstellt.

Die rührigen Konstrukteure Labaubie & Puthet bauen gegenwärtig einen Tandem-Zweidecker von 10 m Länge und 6 m Spannfläche. Der Apparat, der einen 25 PS Dreizylinder Anzani-

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Fliegerkonkurrenz von Douai. Bleriot in seinem Flieger No. XII.

Motor erhält, ist für einen französischen Sportsman, namens Bou-taric, bestimmt.

Auch'-- einige neue Preise sind wieder für die französische Aviation ausgesetzt worden. Der Aeroklub de Centre in Orleans bestimmte 500 Francs für denjenigen Anfänger, der gleich zu Beginn seiner selbständigen Versuche die Bahn des genannten Klubs fünfmal umkreisen würde. Der Aeroklub de France hat zwei Preise ä 1000 Francs zur Verfügung gestellt erhalten, über deren Bestimmung noch nichts festgesetzt ist. Die Ligue Nationale Aerienne hat einen ihr von Alphonse Falco überwiesenen Betrag von 10000 Francs für denjenigen Piloten bestimmt, der zuerst vom Lager in Chälons abfliegend im Aeroplan das Manöverfeld

von Issy-Ies-Moulineaux erreicht. Die Marquise de Ganay bestimmte einen Preis für den Aviatiker, der, in einer Distanz von etwa 67 km aufsteigend, vor ihrem Schlosse de Courance bei Milly landen würde — gewiß ein verführerischer Preis. Rl.

Preisausschreiben für Luftschrauben (Propeller).

(Nur für Deutsche.)

I. Allgemeine Bestimmungen.

Die ILA in Frankfurt a. M. 1909 veranstaltet einen Wettbewerb für Luftschrauben (Propeller), für den Geldpreise im Gesamtbetrag von 9000 Mk. ausgeworfen sind. Der Preisbewerbung unterliegen wesentlich die aerodynamischen Eigenschaften der Luftschrauben.

Zugelassen sind Luftschrauben bis zu 5 m Durchmesser, die wenigstens 30 kg Schubkraft entwickeln müssen. Die Versuche werden mittelst eines auf Schienen laufenden Wagens vorgenommen, der durch die Luftschrauben angetrieben wird, und Geschwindigkeiten bis zu 20 m See. erreichen soll. Die Anordnung und näheren Details erhalten die Bewerber auf Anfrage. Zum Antrieb der Luftschrauben wird eine Arbeitsleistung von 60 PS bei allen Tourenzahlen zwischen 200 und 1200 Umdrehungen in der Minute an der Schraubenachse zur Verfügung stehen. Geringere Leistungen lassen sich nach Belieben einstellen.

Die Anmeldungen zum Luftschrauben-Wettbewerb müssen bis zum 1. August bei der Ausstellungsleitung erfolgen, über spätere Zulassung entscheidet das Preisgericht. Der Anmeldung sind Angaben über den Propellerschub, die Fahrgeschwindigkeit und die grölte Tourenzahl, für die der Propeller entworfen ist, beizufügen, ferner ist eine Maßzeichnung des Propellers beizugeben, aus der insbesondere die Nabenkonstruktion ersichtlich ist.

Die Paßstücke für den Anschluß eines jeden Propellers an die Achse der Versuchseinrichtung werden den Bewerbern von der Äusstellunesleitung gegen Berechnung der Selbstkosten geliefert. Das Verpassen dieser Stücke (zumeist Achsstümpfe) mit der Propellernabe ist von dem Bewerber vorzunehmen. Auf gute Ausbalanzierung ist dabei sehr zu achten. Die Einlieferung des Propellers an die Ausstellungsleitung hat bis zum 15. August zu erfolgen.

Die Propeller werden vor den eigentlichen Versuchen einer Schleuderprobe (Prüfung der Festigkeit gegen Zentrifugalkräfte) bei dem l,2fachen der maximalen Betriebstourenzahl unterworfen. Für irgend welche Schäden, die bei dieser und auch den nachfolgenden Proben an den Propellern entstehen, wird keine Haftung übernommen.

Die Ausstellungsleitung behält sich das Recht vor, Propeller, die ihr aus irgend einem Grunde für den Wettbewerb nicht geeignet erscheinen, unter Angabe des Grundes von dem Wettbewerb auszuschließen.

II. Versuche üncT Formeln.

Die Fahrversuche mit den einzelnen Luftschrauben werden bei verschiedenen Fahrgeschwindigkeiten und Tourenzahlen vorgenommen. Es wird hierbei gemessen der axiale Propellerschub P (Nutzkraft des Propellers), das zum Betrieb des Propellers aufgewandte Drehmoment M, die Relativgeschwindigkeit v der Propellerachse gegen die umgebende Luft und die mimitliche Tourenzahl n bezw. die Winkelgeschwindigkeit u> = ^. Die Entfernung der äußersten

Punkte der Propellerflügel von der Drehachse werde mit r (Radius) bezeichnet; endlich sei f das Gewicht der Raumeinheit der Luft.

Aus diesen gemessenen Größen werden für jeden Versuch die folgenden drei Zahlenwerte abgeleitet:

1. Der Wirkungsgrad des Propellers (d. h. das Verhältnis der gewonnenen Arbeit zu der aufgewandten Arbeit) wird erhalten durch die Beziehung

P- v

2. Als Gütegrad der Raiiniausnutzung bei Beschränkung in den Aussenmassen des Propellers ergibt sich das Verhältnis des Wirkungsgrades des Propellers zu dem Wirkungsgradmaximuin, das ein idealer Propeller von gleichem Aussendurchmesser 2 r bei der beobachteten Fahrgeschwindigkeit v und Schubkraft P erreichen könnte. Wird zur Abkürzung die aus

P, a-

lauter gemessenen Größen gebildete Zahl <f = —* ^—^- eingeführt (g^Erd-

beschleunigung, n = 3,14159 . . — ), so ergibt sich der Gütegrad der Raumausnutzung C zu _____

C = i f'f. + V V, +"fj ■

3. Eine Maßzahl für die Eignung eines Propellertyps zur direkten Kuppelung

ergibt sich in der Größe

T

diese ist das Produkt des Wirkungsgrades mit einer Wertziffer für größte Kraftentfaltung bei gegebenem Drehmoment und ist um so größer, je größer einerseits die Kraftentfaltung, andererseits der Wirkungsgrad ist.

Anmerkung.

Kann bei einer Luftschraube der Durchmesser wie auch die Tourenzahl frei gewählt werden (Uebersetzungsgetriebe zwischen Motor und Luftschraube), so ist diejenige Luftschraube die beste, die den größten Wirkungsgrad rj hat. Ist dagegen durch die räumlichen Verhältnisse ein größter Luftschraubendurchmesser vorgeschrieben, dabei aber die Tourenzahl frei wählbar, so ist diejenige Schraube die beste, die bei der verlangten Leistung, also bei dem entsprechenden Werte cp den größten Wert von C aufweist. Ist direkte Kuppelung der Luftschraube mit einer schnelllaufenden Maschine vorgesehen, dabei aber der Schraubendurchmesser keiner Beschränkung unterworfen, so wägt die Gröse 0 die bis zu einem gewissen Grad sich widersprechenden Forderungen des Schnellaufs und des guten Wirkungsgrades gegeneinander in passender Weise ab.

Die drei Maßzahlen t), C und 8 nehmen für verschiedene Betriebszustände ein und desselben Propellers verschiedene Werte an; dadurch daß man diese Werte als Ordinaten zu der den Betriebszustand charakterisierenden Größe

X = —-— als Abscisse aufträgt, ergeben sich Kurven, die für einzelne Propellertypen charakteristisch sind. Diese Kurven dienen als Grundlage für die Preisverteilung.

III. Preisverteilung.

Ein von der Ausstellungsleitung im Zusammenwirken mit dem Kriegsministerium einzusetzendes Preisgericht wird auf Grund der Versuchsergebnisse drei erste Preise von 2000 Mk. und drei zweite Preise von 1000 Mk. erteilen

a) für die Luftschraube, die den besten bezw. zweitbesten beobachteten Wirkungsgrad i\ aufweist,

b) für die Luftschraube bester bezw. zweitbester beobachteter Raumausnutzung C,

c) für den besten bezw. zweitbesten Schnelläufer, bewertet durch die beobachteten Werte der Größe 6.

Die Feststellung des größten beobachteten Wertes der Maßzahlen i), C. 8 erfolgt dabei in folgender Weise: Besitzt die unter II erwähnte Kurve ein ausgesprochenes Maximum, so wird dies als maßgebend betrachtet, finden sich dagegen die größten Werte an einem Ende der Kurve, so gilt der äußerste direkt beobachtete Wert als maßgebend für die Preisbewerbung.

Liegen die entscheidenden Zahlwerte von zwei (oder mehreren) für die Preisverteilung in Betracht kommenden Luftschrauben sehr nahe aneinander, so-daß der Vorrang des einen oder anderen wegen der unvermeidlichen Versuchs-ungenauigkeiten unsicher erscheint, so behält sich das Preisgericht vor, die Entscheidung nach Gesichtspunkten der praktischen Verwendbarkeit der einzelnen Schraubenkonstruktionen zu treffen.

Die Entscheidungen des Preisgerichts sind endgiltig. Ein ausführlicher Bericht über die Versuchsergebnisse wird später veröffentlicht.

Erläuterungen zu den unter II aufgeführten Formeln.

Die Anforderungen, die man an gute Luftschrauben stellen muß, sind je nach der Verwendungsart zu verschieden, um eine Preisbewerbung nach einer einheitlichen Formel empfehlen zu könneu.

Um für diese erste Luftschraubenkonkurrenz die Aufgabe möglichst einfach zu gestalten, ist beschlossen worden, lediglich aerodynamische Eigenschaften der Schrauben zu prämiieren ; es läge sonst auch nahe, besonders geringes Konstruktionsgewicht zu belohnen, doch besteht hierbei die Gefahr, daß eine Reihe zu schwacher und deshalb gefährlicher Konstruktionen eingeliefert werden.

Was nun die Formeln betrifft, so ist zunächst zu sagen, daß die Werte <], 0 sogenannte dimensionslose Größen sind, d. h. daß ihre Beträge sich unabhängig von dem gewählten Maßsystem und daher auch unabhängig von den Größenverhältnissen des einzelnen Propellers ergeben und somit geeignet sind, die besonderen Eigenschaften verschiedener Propellertypen zu charakterisieren.

P- v

Die erste Formel t\ = j^.— darf als bekannt vorausgesetzt werden, die

zweite wird in folgender Weise erhalten. Das theoretische Wirkungsgradmaximum tritt ein, wenn durch die gegebene Kreisfläche r' n ein in allen Teilen gleichförmiger paralleler Luftstrom hindurchgeschickt wird. Ist die Fahrgeschwindigkeit v und die Geschwindigkeit, die der Propeller dem Luftstrome verleiht w, so wird

sekundlich einer Luftmasse m = (v + wj ϖ r! n die Geschwindigkeit w erteilt,

was eine Kraftentfaltung

P = rrf w = — n r' (v +w) ϖ w !^

g

ergibt. Die hierzu nötige Arbeitsleistung ist, da der Propeller in der in Bewegung gesetzten Luftmasse sekundlich den Weg v -f- w zurückgelegt, P (v + vi).

die Nutzleistung ist Pv, also der theoretische Wirkungsgrad V = y _^ w. 2)

Eliminiert man aus beiden Gleichungen die Grösse w, so ergibt sich, wenn P' £

zur Abkürzung die Grösse cp = --S———— eingeführt wird, der theoretischeWir-

_1_

kungsgradzu r)'= ,, r- ϖ Der Gütegrad C ergibt sich nun als r _ *) .

\ +/'/,+ f * —

Die Wahl der Grösse ö bedeutet — mehr wie die der beiden anderen Güteziffern — eine willkürliche Festsetzung. Wenn es gilt, zwei entgegenstehende Eigenschaften gegen einander abzuwägen, bleibt die Entscheidung offen, welches Gewicht man der einen und der anderen Eigenschaft zuerkennen will. Die vorgeschlagene Formel, die einen brauchbaren Schnelläufertyp ergeben dürfte, ist auf die folgende Art entstanden.

P- I

Die dimensionslose Größe _'i \ % gibt eine Wertziffer für die Kraft-

M-v ¥ " r

entfaltung bei gegebenemDrehmoment/M desMotors und'gegebenerFahrgeschwindig-keit v; die Kraftentfaltung bei gegebenem Drehmoment ist nun am größten bei gewissen, sehr hohen Umdrehungszahlen ; wie eine nähere Untersuchung zeigt, werden gleichzeitig die Wirkungsgrade sehr klein. Um nicht solche extreme Ausführungen zu prämiieren, und gleichzeitig einem Schnelläufer mit gutem Wirkungsgrad mehr Aussicht auf einen Preis zu geben, ist das Produkt der obigen Größe mit dem P-v

Wirkungsgrad 1 -= ~^~r^ als Wertziffer für die Schnelläufer vorgeschlagen.

IV. Preisausschreiben für Luftschrauben (Propeller).

Geheimrat Prof. Dr. Berndt-Darmstadt, Oberingenietir Eberhardt-Berlin, Professor Dr. Finsterwalder-München, Oberleutnant Geerdtz-Berlin, Major Groß-Berlin, Major a. D. Parseval-Berlin, Professer Dr. Prandtl-Göttingen, Hauptmann de le Roi-Berlin.

V. Preisausschreiben für die besten kinematographischen

Zum Zweck genauerer Kenntnis der mechanischen Vorgange beim Tierflug sowie deren Verwertung für die Technik setzt die Internationale Luftschiffahrt-Ausstellung in Frankfurt a. M. 1909 drei Preise von Mk. 600, 300, 100, zusammen Mk. 1000 aus für die besten photographischen Serienaufnahmen eines Tierfluges.

Gefordert werden Reihen, welche Momentaufnahmen der Flügelbewegung in verschiedener Phase aufweisen. Es soll mindestens eine vollständige Bewegungsperiode auf dem gleichen Film resp. auf der gleichen Platte enthalten sein.

Die Gesichtspunkte der Prämiierung sind:

1. möglichst viele Aufnahmen innerhalb einer Periode der Flügelbewegung;

2. möglichst viele zusammenhängende Perioden.

Bei gleicher Brauchbarkeit entscheidet die Schärfe der Einzelaufnahmen.

Die Anmeldung soll bis zum 15. August, die Einlieferung bis zum 1. September d. Js. erfolgen. Ueber spätere Zulassung entscheidet das Preisgericht. Dasselbe behält sich auch eine Vereinigung der Preise auf einen Bewerber vor. Die Preisverteilung erfolgt nach Schluß der Ausstellung. Das Preisgericht steht unter dem Vorsitz des Herrn Professor Dr. von Grützner in Tübingen. Die anderen Preisrichter werden später veröffentlicht.

Der Jatho-Flieger ist fertiggestellt. Vor einigen Tagen besichtigte Prof-Weber von der Technischen Hochschule in Hannover mit Studierenden den Jatho-Flieger auf der Vahrenwalder Haide. Der neue Jatho-Flieger III ist mit einem 4 Zylinder. 45 PS. Körting-Motor von nur 150 Kilo ausgerüstet und geht in den nächsten Tagen zur Ausstellung nach Frankfurt a. M. ab. Nach Würdigung der Konstruktionseinzelheiten hielt Professor Weber vor der Jatho'schetl Fliegerhalle einen mit vielem Beifall aufgenommenen Vortrag über Luftwiderstand - und Kreiselgesetze und begleitete seine Ausführungen durch zahlreiche wohlgelüngene Versuche mit Drachen-, Gleit- und Kreisel-Fliegern, die später von seinen Hörern mit großem Eifer stundenlang bis zum Aufbruche nach Hannover fortgesetzt wurden. Besonderen Anklang fanden dabei die Kreisel-Flieger, zu denen die gefährliche Waffe der Austral-Neger, der Bnmerang gehört, der nach Beschreiben einer oder mehrerer ganz eigentümlich gestreckter Schleifen zum Anfangspunkte

Preisrichter:

Aufnahmen des Vogelfluges.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Rundschau.

Inland.

No. 15

„FLUGSPORT."

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der Bahn zurückkehrt. Für das kommende Jahr will Professor Weber die Einrichtung einer Station für bemannte Gleitflieger anregen, worüber später noch ausführlicher an dieser Stelle berichtet wird.

Der Militär-Flugapparat, welcher in einer eigens hierzu auf dem Uebungs-platze der Versuchs-Kompagnie und der Kraftfahrzeug-Abteilung der Verkehrstruppen zwischen der General Papestraße und dem Tempelhofer Felde b. Berlin errichteten Halle gebaut wird, geht jetzt seiner nahen Vollendung entgegen. Der erste Aufstieg wird noch im Laufe dieses Monats stattfinden. Auf dem genannten Uebungsplatze hatte bis vor einigen Jahren die Luftschiffer-Abteilnng ihre Kasernements und ihre große Ballonhalle.

Flugapparat von Jospe, Dresden. Der Student der Technischen Hochschule Jospe hat einen Flugapparat erfunden, den er dem sächsischen Kriegs-ministerium vorführt. Er überflog das Gebäude des Elektrotechnischen Instituts.

Anstand.

Flieger von Prini-Berthaud. Prini-Berthaud, dessen Flieger wir bereits in Nr. 13 des „Flugsport" auf Seite 364-5 ausführlich beschrieben, und welcher bekanntlich eine Spannweite von 9,5 m und eine Gesamttragfläche von 50 qm be-

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Flieger Prini-Berthaud.

sitzt, hat jetzt mit seinen Versuchen begonnen. Beistehende Abbildung zeigt den Flieger auf dem Flugfelde.

Flieger von GoteSCu-in Bukarest. In Bukarest unternahm der Artillerie-Oberleutnant Golescu mit einem auf neuartigen Konstrnktionsprin2ipien beruhenden Aeroplan auf der Reitbahn der Artillerieschule einen Probeflug, der gelang.

Flieger von Yoshinosike Tokaoka in Tokio. In Tokio hat ein junger Japaner einen Flieger konstruiert, welcher mit 80 km Geschwindigkeit fliegen soll.

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„ I- L U OSPO R T.'

No. 15

Patentwesen. Deutschland.

Patentanmeldungen.

77h. J. 10 986. Zerlegbarer Anker für Luftfahrzeuge. Johann Jung II., Alzey, Rheinhessen. 2. 9. 08.

77h. R. 25728. Flügelflieger mit um die Längsachsen drehbaren Flügelenden. Dr. Ulrich von Reden, Franzburg bei Gehrden b. Hannover. 20. 1. 08.

77h. L. 26943. Vorrichtung zum Füllen von Luftballons. Gustav Laub-scheer, Marburg a. L., Ketzerbach 52. 31. 10. 08.

77h. W. 28 875. Antriebsvorrichtung für Luftschiffe, Flugmaschinen u. dgl. mit jalousieartigen, in der Fahrtrichtung hin- und herbewegten Treibflächen. Vincent Wisniewski, Berlin, Unter den Linden 12. 9. 12. 07.

77h. W. 30934. Vorrichtung zur Erhaltung der wagerechten Lage von Luftschiffen. Friedrich Weber, Nürnberg, Rahm 57. 21. 11.08.

77h. M. 34 965. Lenkbares Luftschiff mit Tragfläche unter dem Ballon. Gustav Maerten, Wiesdorf, Niederrhein. 9. 5. 08.

77h. K. 38 077. Steuerung für Luftfahrzeuge. Josef Kontzwald, Hamburg, Graskeller 3. 4. 7. 08.

77h: K. 38 385. Elastische Luftschiffverankerung. Karl Kieninger, Schwäb.-Hall. 10. 8. 08.

77h. H. 41 837. Antriebsvorrichtung für Luftschiffe u. dgl. Francois Henne-bique, Paris; Vertr.: A. Loll, Pat.-Anw., Berlin W. 8. 2. 10. 07.

Patenterteilungen.

77h. 212 689. Luftschiff mit mehreren Gondeln; Zus. z. Pat. 211 606. Sie-mens-Schuckert Werke G. m. b. H., Berlin. 5. 9. 07. S. 25209.

Verschiedenes.

Verzögerung in der Ablieferung von Wright-Fliegern. In Fachkreisen erregt die Nachricht Aufsehen, daß die Serie von 14 Stück Wright'schen Fliegern, die in den Werkstätten der Astra-Gesellschaft hergestellt waren, infolge Fehlkonstruktionen nicht zur Ablieferung gelangen konnten.

Es stellte sich heraus, daß die Pläne, nach denen sie angefertigt worden sind, unrichtig waren. Dadurch erklärt sich auch, daß die ersten, an die Schüler Wrights gelieferten Apparate nicht zum Fliegen gebraucht werden konnten. Dazu kommt noch, daß die von Barriquand & Marre gelieferten Motore nicht zufriedenstellend funktionierten. Das Rätselhafte bei der Sache ist nur, daß die Pläne, die sich jetzt als unrichtig herausgestellt haben, von Wilbur Wright selbst der Gesellschaft „Astra" nach dem Abschlüsse des Vertrages, der die fabriksmäßige Herstellung der Apparate regelt, Ubergeben worden sein sollen.

Infolge dieser störenden Zwischenfälle ist die Gesellschaft „Astra" außer stände, ihren Lieferuugsverpflichtungen nachzukommen.

Dr. Gans-Fabrice, München, welcher gleichfalls einen Wright'schen Flieger bestellt hatte, ist daher nicht in der Lage, im ersten Monat auf der Frankfurter Ausstellung mit seinem Apparat zu fliegen.

Auch die Freunde der Aviatik in Oesterreich werden davon im gewissen Sinne betroffen, denn es ist jetzt unmöglich geworden, daß sie den von den bekannten Flugtechnikern Etrich und Wels bestellten Wright-Apparat, der schon im Juni in Wien hätte eintreffen sollen, selbst im Monat Juli in Betrieb werden sehen können. Wie wir erfahren, ist es den Herren Etrich und Wels, die sich sofort nach dem Bekanntwerden der eben mitgeteilten Vorfälle energisch ans Werk gemacht haben, dennoch geglückt, sich für die nächste Zeit die Lieferung einer Wright'schen Flugmaschine nach Oesterreich zu sichern. Sie haben sich zu diesem Behufe mit Herrn Dr. Gans-Fabrice aus München in Verbindung gesetzt, der als Mitglied des Präsidiums der Internationalen Luftschiffahrt-Ausstellung in Frankfurt a. M. zwei neue, im Bau befindliche, korrigierte Wright- Aeroplane angekauft hat, und es ist ihnen gelungen, die Ablieferung eines dieser Apparate nach Oesterreich noch für Ende August zugesichert zu erhalten.

No. 15

„l'LUOSPORI

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Offizielle Mitteilungen

des

Frankfurter Flugtechnisch. Vereins

Sitz Frankfurt a. Main.

Geschäftsstelle: Bahnhofsplatz 8.

Vorstand:

1. Vorsitzender: Civil-Ing. Paul Schubbert.

2. „ Dipl.-Ing. Karl Aug. Schreiber. Schriftführer: Civil-Ing. Oskar Ursinus.

1. Flugwart: Civil-Ing. Oskar Ursinus.

2. „ Baron Curt Trützschler von Falkenstein. Kassierer: Leutnant a. D. Oskar Klemm. Beisitzer: Ing. Robert de Stoutz.

Ing. Hans Krastel.

Oberleutnant a. D. zur See Dornheim. Sitzungsbericht vom 23. Juni 1909, abends 8 Uhr, Hotel Bristol. Anwesend waren 20 Mitglieder.

Zuerst wird das Protokoll der ersten Sitzung vom 27. Mai 190t) verlesen und einstimmig genehmigt. In Ergänzung dieses Protokolls wurde Herr Oberleutnant Dornheim als 3. Beisitzer vorgeschlagen und die Wahl einstimmig gutgeheißen.

Zu Punkt 1 der Tagesordnung „Festlegung der Satzungen" ist folgendes zu bemerken:

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Frankfurter Flugtechnischer Verein. (Der Abflug.)

Stadtverordneter Ingenieur Schubbert gab zuerst einen kurzen Ueberblick über die Verhandlungen mit dem Frankfurter Verein für Luftschiffahrt und sprach über die Gründe der Ablehnung von Seiten des genannten Vereins.

Böninger bittet, von der Vorlesung der Satzungen abzusehen und die Kontrolle derselben einer Kommission zu Uberweisen, um an Zeit zu sparen. Dieser Vorschlag wird nicht gutgeheißen.

Schubbert schlägt vor, lediglich die Paragraphen zu verlesen, die gegenüber den bereits früher durchgesprochenen eine Aenderung erlitten haben.

Nach eingehender Beratung der Satzungen und nach deren Genehmigung verliest Ursinus die Liste von 15 sich neu angemeldeten Herren wie folgt:

W. Rühl, Eppsteinerstr. 33; Julius Beauvale, Niederrad; Walther Methlow, stud. elektr., Mainzerlandstr. 235; J. N. Busch, Mittelweg 3; Dornheim, Oberleutnant a. D. zur See; Silvia Tarabochia, Ing., Darmstadt, Luisenstr. 16; Ing. Knoop, Cranachstr. 9; Ing. Bauschlicher, Stegstr. 64; Ing. Menken, Adlerwerke; Ing. Müller, Adlerwerke; Ing. Nolte, Adlerwerke; Ing. Lentz, Patentbureau, Darmstadt; Ing. Starke, Darmstadt, Luisenstr. 16; Ing. Romeiser, Gießen; Dipl.-Ing. Grödel.

Die Aufnahme dieser 15 Herren wird beschlossen.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Frankfurter Flugtechnischer Verein.

(Im Flieger: Poelke, 6,5 m Uber der Abflugstelle.)

Hierauf kommt man zu Punkt 2 der Tagesordnung und hält Ursinus seinen interessanten Bericht über den Besuch der französischen Fliegerwerkstätten.

In den vergangenen Monaten hat sich unter den französischen Flugtechnikern die Begeisterung etwas gelegt. In Issy-Ies-Moulineaux war es ziemlich ruhig geworden. Nur Santos-Dumont holte ab und zu seine Libelle aus dem Schuppen, um sich die Zeit zu vertreiben.

Ebenso ist es in Pau merkwürdig still. Die Schüler Wrights fanden es nicht der Mühe wert, da kein genügendes Zuschauer-Publikum vorhanden war, ihre Uebungen fortzusetzen. Die großen Erfolge Wrights haben die kleineren Erfolge verschiedener französischer Flugtechniker verschwinden lassen.

In den Werkstätten von Antoinette und Esnault-Pelterie war es gleichfalls beängstigend still. Man fing an, den Wert der Eindecker zu bezweifeln. Angesichts der vielen Arbeiten und großen finanziellen Opfer, welche gerade die Antoinette-Gesellschaft den Eindeckern gebracht hatte, war die Situation keine günstige. Da kam Latham, ein junger Engländer, der wegen seines bescheidenen Auftretens sich bereits einen großen Freundeskreis erworben und gab mit seinem Stundenflug den Anhängern der Eindecker einen neuen kräftigen Impuls. Seit dieser Zeit wird auf dem Lager von Chalons sowie auf dem Felde von Buc tüchtig gearbeitet, hier Antoinette, dort Esnault-Pelterie. Es ist erfreulich, daß die neuen Versuche von Erfolg waren. So hat Esnault-Pelterie bereits wieder einige Flüge von 500 m ausgeführt.

Dann besprach Redner an Hand von Photographien die einzelnen Fliegerkonstruktionen.

An den interessanten Vortrag schloß sich eine eingehende Diskussion.

Hierauf brachte Böninger einen Antrag ein, eine Kommission zu wählen zur Begutachtung der verschiedenen eingehenden Flieger, Entwürfe etc. und werden die'.Herren Ursinus, Böninger, Schreiber, Grödel und Müller, letzterer speziell für Motoren, zu dieser Kommission mit dem Recht der Zuwahl gewählt.

Ursinus übernimmt das Amt des Vorsitzenden dieses Prüfungsausschusses Hierauf macht Ursinus noch einige Vorschläge betreffend einer Mitgliedskarte und beschließt man, vorläufig eine provisorische Karte drucken zu lassen, damit die einzelnen Herren Eintritt zu dem Fliegerplatz erlangen können.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Frankfurter Flugtechnischer Verein.

(Im Flieger: Baron Trützschler von Falkenstein.)

Ferner wird die Haftpflicht der einzelnen Flieger bei Defekten des Flugapparates besprochen und schlägt Ursinus vor, es soll jedef vor Benutzung des Flugapparates eine Kaution stellen.

Böninger spricht sich dagegen aus und empfiehlt nur lediglich die Liquidation der Reparaturkosten an die einzelnen Mitglieder.

Hierauf wisd ferner noch festgesetzt, dali jeden Montag und Mittwoch abends 7 Uhr auf dem Fliegerplatz Gleitversuche abgehalten werden und es soll speziell der Mittwoch als Hauptversammlungsiag gelten. Die ersten Versuche sollen am 25. Juni abends 7 Uhr stattfinden.

Es wird ferner noch beschlossen, Reversformulare drucken zu lassen, die jetler vor dem Fliegen unterschreiben muß.

Schluß der Sitzung 12 Uhr.

Flugversuche am Freitag, den 9. Juli, 10 Uhr Vormittags.

Im Training arbeiteten die Herren: stellvertretender Flugwart Baron Curt Trützschler von'Falkenstein und Bruno Poelke. Baron Trützschler von Falkenstein erzielte Flüge von 25—30 m, Poelke einen Höhenflug von 6 m Uber der Aufstiegstelle.

Für Uebungstage sind Montag und Mittwoch, abends 7 Uhr, bestimmt. Für diese Zeit wird dem Frankfurter Flugtechnischem Verein der Abflughügel im Einverständnis; mit derJAusstellungsleitung freigehalten.

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Offizielle Mitteilungen des Schlesischen Flugsport=Club.

Sitz Breslau.

Vorstand :

1. Vorsitzender: Oberingenieur E. Schräder.

2. „ Ingenieur C. v. Sallwürk. 1. Schatzmeister: Postsekretär E. Solger. Bankkonto: Schles. Bankverein. Propagandaausschuß: Chefredakteur L. Beninatto

Sportsgruppen, zugleich Sportskommission:

1. Maschinenflug; Obmann E. Schräder.

2. Freiflug: E. Schräder, H. Kukol, Frau Metze.

3. Freiballon: v. d. Borne, E. Schräder, H. Wolff.

4. Automobilfahren: Obmann C. v. Sallwürk.

5. Rasenspiele, Florettfechten, Pistolenschießen: Frau von Sallwürk K. Ritzmann, L. Beninatto.

6. Wintersport: C. O. Schlobach, Fritz Heidenreich.

Clublokal: Theater-Restaurant. Sitzung: Jeden Sonnabend 8.30 Uhr. Sonnabend, den 3. Juli. Der Vorsitzende eröffnet die Sitzung 8.30 Uhr. Der angekündigte Vortrag „Im Auto quer durch Deutschland" mußte wegen Ueberhäufung des Vortragenden mit anderen Arbeiten vorläufig abgesagt werden. Besondere Anträge wurden nicht gestellt und deshalb der offizielle Teil der Sitzung bald geschlossen. Ein Teil unserer Mitglieder benutzte noch den Nachtzug nach Nippern, unserem Uebungsfelde.

UnsereTätigkeitinletzterWoche erlitt einige Einbuße durch die ungünstige Witterung, die uns zwang, mit unseren Uebungen einige Tage auszusetzen. Auch der Sonntag brachte außer einigen, in Anbetracht des völlig unbrauchbaren Windes recht achtbaren Flügen des Herrn Metze, keine besonderen Resultate, da unsere besten Flieger aus diesem Grunde auf einen Start verzichten.

Zu den Flugkonkurrenzen in Frankfurt a. M., deren Ausschreibung wir in Nr. 11 der Zeitschrift „Flugsport" veröffentlichten, sind bisher die Meldungen der Herren Fr. Heidenreich, L. Beninatto und F. Metze eingegangen. Diese Meldungen werden durch den Vorsitzenden unseres Wett-flugausschusses, Herrn F.. Schräder, nach Frankfurt weitergegeben und sollen demnächst weitere Details lüerühcr zur Bekanntgabe gelangen.

No. 15

„ F LUOSPOR T.

Seite 439

Preisausschreiben für ein Tischbanner. Das am 1. Juli abgelaufene Preisausschreiben zur Erlangung eines künstlerischen Tischbanners hatte mehrere Einsendungen zu verzeichnen, von denen drei mit denJMottos: „Glänzend", „Nippern", und „Juwel" besonders gefielen. Da indessen alle drei den gewünschten Anforderungen nicht in ausreichendem Maße entspruchen^wurde dem Berufendsten unterjuns für diesen Zweck, Herrn Kunst-

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Schlesischer Flugsport-Club

Oben: Beninatto und Heidenreich einen Doppelflug ausführend. Unten: Heidenreich.

maier Schlombs, die Ausführung eines derartigen Tisch-Klubabzeichens Ubertragen. Herr Schlombs hat das Modell hierzu nahezu vollendet, das zurzeit noch in unserer Halle in Nippern sich befindet und dort von unseren Mitgliedern besichtigt werden kann.

Neuaufnahmen: Herr Seimert, Kreuzstrasse 11. Schräder. v. Sallwürk. Leischner.

Literatur.

Motor-Luftschiffe. Von Ansbert Vorreiter. Mit 43 Abbildungen im Texte und Zeichnungen ausgeführter Luftschiffe auf 4 Tafeln. Preis eleg. geb. M. 2.80. (Richard Carl Schmidt & Co., Berlin W. 62.) Seinem vor kurzem in gleichem Verlag erschienenen Buche über „Motorflugapparate" hat der als SpezialSchriftsteller und Konstrukteur auf dem Gebiete der Motorluftchiffahrt bekannte Autor jetzt eine Publikation über Motor-Luftschiffe folgen lassen.

Offizielle Mitteilungen des Vereins Deutscher Flugtechniker.

Sitz Berlin.

Eh renmitglie der: Gustav Lilienthal, Groß Lichterfelde. Orville Wright, Dayton. Wilbur Wright, Dayton.

1. Vorsitzender: Dr. Fritz Huth, Rixdoif.

2. Vorsitzender: Major von Parseval, Charlottenbury. Schriftführer: O. Schmal-Carbur, Tempelhof. Syndikus: Rechtsanwalt Eschenbach, Berlin. Beisitzer: Diplom-Ingenieur H Dorner, Berlin.

Ingenieur J. Grade, Magdeburg. Ober-Ingenieur H. Rosenstein, Elbing. Ingenieur Max Schüler, Chemnitz. Vorsitzender der technischen Kommission: Ober-Ingenieur Zix, Berlin. Vorsitzender der Platzkommission: Kapitain z. S. a. D. von Pustau.

Ungezwungene Zusammenkünfte.

Wir bringen zur gefl. Kenntnis, dass für unsere Mitglieder in Berlin jeden Freitag ein Stammtisch im Restaurant Heidelberger belegt ist. Wir bitten unsere Mitglieder von dieser Gelegenheit zur ungezwungenen Aussprache Gebrauch zu

Zuschriften sind an die Geschäftsstelle: Berlin W. 35, Schöneberger Ufer 25 zu richten. Zahlungen werden durch Zahlkarte auf das Postschek-Conto Nr. 5332

Dr. F. Huth, I. Vorsitzender. O. Schmal, Schriftführer.

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Flugtechnische Literatur.

Zu beziehen vom Verlag des „FLUGSPORT", Frankfurt a. M.

Hilfsbuch für den Luftschiff- und Flugmaschinenbau. Eine übersichtliche Darstellung der verschiedenen Konstruktionen, sowie Anleitung zur Berechnung der Leistungen und des Wirkungsgrades von Luftschiffen, Flugmaschinen aller Art und von Treibschrauben. Von Dr. R. Wegener von Dallwitz. Preis Mk. 4.—

Wie der Vogel fliegt und wie der Mensch fliegen wird von Ingenieur Wilhelm Kress.

Preis Mk. 4.-.

Motorballon und Flugmaschine von Major A. von Parseval, Berlin. Preis Mk. 1.—. Flugapparate von Ingenieur Fritz Rost. Preis geb. M. 1.Ö0.

Der Vogelflug als Grundlage der Fliegerkunst von Otto Lilientha. Preis Mk. 10.—. Leitfaden der Luftschiffahrt und Flugtechnik von Dr. Raimund Nimführ.

—.----- Preis Mk. 12.-.

Luftkrieg von"R. P. Hearne mit einem Geleitwort von Sir H.Maxim. Preis Mk. 6.—. Wie der Vogel fliegt von Milla. Preis Mk. I.—.

Die endgültige Lösung des Flugproblems von Nemethy. Preis Mk. 2.--.

Der Flug, ein auf der Wirkung strahlenden Luftdrucks beruhender Vorgang von

Dr. Emil Jacob, Kreuznach. Preis Mk. 3.—.

Derjpraktische Flugschiffer von Dr. Wegener von Dallwitz. Preis geb. Mk. 3.—.

brosch. Mk. 2.—.

Mechanik des Vogelfluges von Major A. von Parseval. Preis Mk. 5.—.

In die Lüfte empor von Hauptmann von Krogh. Preis Mk. 1.—.

Die Luftschiffahrt von Hauptmann H. Gross. Preis Mk. 0.30.

Die Ortsbewegung der Tiere von Petigrow. Preis geb. Mk. 5.—.

brosch. Mk. 4.—.



Internationale Luftschiffahrt-Ausstellung Frankfurt a. M., Stand C. 24.

Die nächste Nummer erscheint am 6. August.

Flugsport

Jllustrierte technische Zeitschrift und Anzeiger

für die gesamte

„Flußschiffahrt"

(L' Aviation)

Le seul organe allemand traitant parliculierement les interets de l'Aviation

unter Mitwirkung bedeutender Fachmänner herausgegeben von Oskar Ursin us, Civilingenieur.

Brief-Adr.: Redaktion und Verlag „Fingsport" Frankfurt a. M., Bahnhofsplatz 8. Repräsentant pour la France: E. Raphael, Paris, Rue du Faubourg Poissonniere 62. Erscheint regelmäßig am 1. und 3. Freitag jeden Monats.

- Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. — =

Der Nachdruck unserer Artikel ist, soweit nicht mit „Nachdruck verboten" versehen, nur mit genauer Quellenangabe gestattet

Nr. 16. Frankfurt a. M., 30. Juli 1909. Jahrg. I.

Im Aeroplan über den Kanal.

Von unserem Pariser Korrespondenten.

Im Lager der französischen Aviatiker, vor allem aber in allen Sportkreisen und im großen Publikum herrschte seit vielen Wochen eine beispiellose Erregung. Hubert Latham hatte bekanntlich seinen Flug über den Kanal, mit dem er den 1000 Pfd.

1:

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Der Aufstieg Lathams vom Felsen Sangatte.

Sterlingpreis der „Daily Mail" an sicli bringen wollte, angekündigt und liatte den kleinen Flecken Sangatte an der französischen Küste zum Abflug bestimmt. Die Landung sollte an der englischen Küste 3 km westlicli von Dover, zwischen dieser Stadt und Folkestone, erfolgen- Die Distanz zwischen den beiden Punkten beträgt 38 km.

Schon die anfängliche Bekanntgabe dieses Plans liatte, wie in früheren Berichten bereits erwälinf wurde, unter den französischen Aviatikern eine förmliche Revolution hervorgerufen. Es war erstaunlich, wieviele von jenen, die vielleicht einmal einen Flug im Aeroplan getan oder auch nur versucht hatten, plötzlich ihr Selbstbewußtsein erwacht sahen und mit stolzer Emphase verkünden ließen, daß auch sie den Flug unternehmen werden und zwar „noch vor Latham". Namen wie Bleriot, Henri Farmann, Graf Lambert, Tissandier, de Rue, Calderara wurden in diesem Zusammenhange genannt und eine phantasiebegabte Presse sorgte schon dafür, daß die „Sensation" stets wach erhalten wurde.

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Die Rettung Lathams aus dem Kanal.

Latham hatte inzwischen in Sangatte sich in Gemeinschaft seines Freundes Levavasseur, der Konstrukteur des Antoinette-Eindeckers, eifrigen Studien der atmosphärischen Verhältnisse, wie sie. im Kanal vorherrschen, gewidmet. Er wollte bei einem 25 km-Winde (das ist die durchschnittliche Windstärke an jener Stelle des Kanals) sich vom Blanc-Nez, einem Hügel in der Nähe von Sangatte, möglichst bis zu einer Höhe von 200 m erheben, wo er ruhigere Windschichten zu finden hoffte, und den Flug wagen. Aber äußerst ungünstiges Wetter und starke Stürme machten lange Zeit die Ausführung des Planes unmöglich.

Die Presse brachte täglich spaltenlange Berichte über jede Handbewegung Lathams und das so leicht empfängliche Pariser Publikum las sich mit der Zeit in eine solche Extase hinein, daß man sicli abends die Soublätter auf den Boulevards aus den Händen riß, um den endlichen Bericht über den Flug zu lesen. Im-

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Rettung des Lathamfliegers durch das Torpedoboot Harpon.

Rechts oben in der Ecke: Latham in seinem Flieger auf Rettung wartend.

lassung des Hauptmanns Wyndham der Motor-Boat-Club eine umfangreiche Hilfsaktion organisiert. Der letztgenannte Verein hatte eine kleine Flottille von Motorbooten una Yachten bereit gestellt, die in regelmäßigen Abständen von je 3 Seemeilen auf der Strecke Calais—Dover Aufstellung nehmen sollten. Immer neue Mengen Neugieriger führ en die Eisenbahnzüge aus Boulogne, aus Calais, aus Dunkerque, aus Lille, aus Roubaix, aus Tourcoing und von noch weiter her nach dem sonst so stillen Blanc-Nez und zahllose Wetten wurden auf das Gelingen des Fluges abgeschlossen. Auf der andern Seite bot Dover das Bild ungewöhn-

mer wieder gab es eine Enttäuschung. Eine Nachricht jagte die andere. Unter zentimeterhohenKopfzeilen: „Latham bereitet sich vor", „Latham ist bereit", „Latham wartet", „Latham wartet noch immer", „Latham will fliegen", „Latham fliegt", „Latham fliegt nicht", las man die krausesten Details, die sich natürlich einander widersprachen. Und derjenige, mit dessen Namen dieser Hexen-sabbath getrieben wurde, saß inzwischen vergnügt lächelnd längst wieder in Paris und las die Berichte seiner Getreuen über die Wetterbewegung und die Windstärken im Kanal.

Auf beiden Seiten der Meerenge, in Frankreich und England, hatte man die weitgehendsten Vorbereitungen im Hinblick auf den sensationellen Flug getroffen. Die französische Regierung hatte das Torpedoboot „Le Harpon" zur Verfügung gestellt, das den Auftrag hatte, dem Aeroplan auf seiner Luftreise zu folgen und das seit mehreren Tagen im Hafen von Calais unter Dampf lag. Auch in England hatte der dortige Aero-Club, sowie auf Veran-

licher Erregung. Die dortigen städtischen Behörden und die französische Kolonie von Dover rüsteten sich zum feierlichen Empfange des kühnen Piloten Der Bürgermeister Eurden, als offizieller Vertreter der Regierung, hatte eine nahmhafte Anzahl hervorragender Persönlichkeiten eingeladen, sich ihm bei der Begrüßung Lathams anzuschließen. Auch der deutsche Generalkonsul, Sir Williarn Crundell, hatte ein „maritimes Fest" vorbereitet. Die neu erbaute Admiralitäts-Mole in Dover, welche -ich weit ins Meer erstreckt und bei klarem Wetter einen Ausblick auf die nebelgleichen Umrisse der französischen Küste gewährt, wurde ausnahmsweise für das Publikum freigegeben und war selbstverständlich dicht besetzt. Die Passagiere der ausfahrtbereiten Ozeandampfer der White Star Linie baten dringend die Abreise zu verzögern, damit sie Zeugen des „welthistorischen" Vorganges sein könnten. Uebrigens war zwischen Sangatte und dem Lord Warner-Hotel in Dover drahtlose Telegraphie installiert worden.

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Bleriots Flug Ober den Kanal.

Das Schaustück war demnach glänzend und' „nach allen Regeln der Kunst" inszeniert nur der Hauptdarsteller war noch niclit bereit. Von Tag zu Tag wuchs die fieberhafte Spannung, mit der'^man allgemein die einzelnen Phasen der FlugvorDereitung verfolgte. Um so größer war auch nachher die Enttäuschung, man kann sagen die Bestürzung, über das Mißlingen des Fluges. Wie aus den Tageszeitungen zur Genüge bekannt, hat Latham am vergangenen Montag endlich den ersten Versuch unternommen und ist dabei mit seinem Apparate ins Meer gestürzt, aus dem ihn das wachsame Torpedoboot „Le Harpon" wohlbehalten herausfischte.

Nachdem wir in vorstehendem die Ueberschwenglichkeiten bei der „Inszenierung" des Sensations-Schaustücks geschildert haben, kann es sich für uns nur um die Frage handeln, welchen Wert vom rein flugtechnischen Standpunkte aus derartige Vorführungen haben können. Was soll oder was kann durch jenen

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FLUOSHOR1

Seite 445

Flug, auch wenn er gelingt, bewiesen werden? Daß ein Aero-plan, wenn er nach den heute geltenden flugtechnischen Grundsätzen konstruiert und mit einem regelmäßig funktionierenden Motor ausgestattet ist, imstande sei, eine Distanz von 38 km zu durchmessen? Das wissen wir bereits. Daß man diesen Flug, sofern man Zeit und Geduld hat, Wochen lang auf den Eintritt

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Bleriots ".Flieger, mit welchem er den Kanal überflog.'; g Dreizylinder Anzani-Motor 23 PS.

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Bleriot und Anzani nach dem Flug Uber den Kanal.

günstiger Witterungsverhältnisse zu warten, auch über das Wasser hin ausführen kann? Das ist selbstverständlich, denn für einen fliegenden Apparat ist es völlig gleichgültig, ob er festen

Boden oder Wasser unter sicli hat und ein nicht flugfähiger Apparat stürzt, wie wir gesehen haben, mit derselben Ungeniert-lieit ab, wenn er sich uber dem Meere befindet, wie er es zu Lande häufig genug zu tun gewohnt ist. Der projektierte Flug, zu dem Latham nach den bisher erzielten Fluggeschwindigkeiten etwa 27 bis 32 Minuten bedurft hätte, kann als eine flugtechnische Leistung heutzutage keineswegs mehr angesehen werden. Was aber jenem Unterfangen den sensationellen Charakter gab, war die damit verbundene Gefahr bei einem eventuellen Absturz ins Meer. Das galt der großen Masse als Nervenkitzel. Es handelte sich einfach um ein Akrobatenkunstück, für die „Galerie", für das große Publikum berechnet. Und damit komme ich auf die Bedenklichkeit eines solchen Unternehmens.

Gerade weil man wußte, daß es sich um ein sensationelles Schaustück handelte, das die Blicke der gesamten Kulturmenschheit auf sich lenkte, hätte man mit der allerpeinlichsten

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Der Antrieb für das Gauchissement (Verwindung der Tragflächen) des neuen Antoinette, mit welchem Latham seinen zweiten Kanalflug ausführte".

Sorgfalt sich vorher prüfen sollen, ob man sicli sicher genug zu dessen Durchführung hielt. Wer in der Aviationsbewegung steht und weiß, welche Unsumme von Spott und Aberglauben, von Unverstand und Kurzsichtigkeit zu überwinden war, ehe man der Idee der Fl Ligschiffahrt Eingang in die großen Massen zu verschaffen vermochte, der wird mit aufrichtigem Bedauern zuge-stehen'fmüssen, daß mißglückte „Sensationen" von der Art der Kanalüberquerung der Volkstümlichkeit der Aviationsbestrebun-gen mehr Schaden zufügen, als lange ernste und geräuschlose Arbeit wieder gut machen kann.

Von diesem Gesichtspunkte aus wäre es im Interesse der Aviation dringend zu wünschen, daß gleichartige oder ähnliche Akrobaten-Unternehmungen, die nur dem Reklamebedürfnis irgend eines Blattes zu dienen bestimmt sind, wenigstens vorläufig noch, unterbleiben.

Nun ist also die Spannung ausgelöst. Louis Bleriot hat, wie auch als wahrscheinlich bezeic net worden ist, am Sonntag in aller Frühe mit seinem Eindecker den Kanal übersetzt Das große Wagnis ist gelungen und der „homme-oiseau" kann auch den „Daily-Mail"-Preis einstecken. In der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag waren Latham, Bleriot, Levavasseur und Anzani noch zusammen und berieten, was sie angesichts der augenscheinlichen Aufbesserung des Wetters beginnen sollten. Um Mitternacht trennten sie sich, um „schlafen zu gehen", Bleriot aber ging nach seinem Schuppen, zog den Apparat heraus und setzte ihn, da er erkannt hatte, daß ein ruhiger, windschwacher Morgen ist, zum Abflug in Stand. Um 4 Uhr 42 Minuten erhob sich Bleriot

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Die hintere Steuerung des neuen Antoinette XII., mit welchem Latham seinen zweiten Versuch zur Ueberfliegung des Ranais unternahm.

von den Baraques bei Sangatte in die Luft und steuerte geraden Wege^ auf die englische Küste zu. Inzwischen hatten Freunde den ahnungslosen Latham geweckt, der nur noch seinen Konkurrenten in der Ferne am Horizonte entschwinden sah. ..... Um

5 Uhr 13 Minuten ist Bleriot, den ein Torpedoboot begleitet hatte, wohlbehalten in Dover eingetroffen. Trotz der frühen Stunde war eine ungeheure Menschenmenge, die auf die inzwischen eingegangene Meldung von dem erfolgten Abfluge durch Kanonenschüsse alarmiert worden war, an der Küste zusammengeströmt und bereitete dem landenden Piloten unbeschreibliche Ovationen. Inzwischen waren mit dem Torpedoboot Bleriots Gattin und sein Freund Anzani gleichfalls in Dover eingetroffen und bekamen auch ihrerseits ein gut Teil der stürmischen Huldigungen ab.

Paris ist gegen 6 Uhr früh durch das unmenschliche Brüllen der Zeitungsträger, die ihre Extrablätter ausschrien, von dem Ereignis benachrichtigt worden. Sämtliche Zeitungen veranstalteten Sonderausgaben. Der Jubel ist unbeschreiblich. Die Note der Begeisterung ist am be ten erkennbar aus der Ueberschrift der Extrablätter: „Triumph des französischen Aviateurs!"

Blöriot, der unbestrittene „Held des Tages", steht, wie vielleicht heute interessieren wird, zu erfahren, im Alter von 37 Jahren. Er ist Ingenieur von Beruf und war von seiner Heimat Orleans nach Paris gekommen, um hier die Fabrikation der von ihm erfundenen Automobil-Lampen, der „Bleriot-Phares", zu betreiben. I Sehr bald widmete sich Bleriot der neuen Fortbewegungstheorie, ! der Flugschiffahrt, und soll im Verlaufe der neun Jahre, während deren er eifrigen Studien und Experimenten oblag, ein Vermögen von 500000 rrs dafür ausgegeben haben. Bleriot war der sprüchwörtliche „Mann des Pechs" und erst in neuester Zeit konnte er, wie unsere Leser aus den regelmäßigen Berichten ersehen haben, einige ansehnliche Erfolge erringen. Bleriot, der früher mit Voisin verbunden war, ist jetzt für sich allein tätig. Er baut die Apparate selbst und nimmt die Motoren von Anzani. Dem Umstände, daß eben dieser Anzani-Motor eine Stunde lang ohne Störung funktioniert hat, verdankt Blerio; seine sensationelle Tat, wegen deren er heute in aller Munde ist. Das einzig anerkennenswerte an der Sache, der rasche Entschluß Bleriots, gewinnt auch durch den oben geschilderten Vorgang ein nicht einwandfreies Aussehen.

_ Rl. '

Internationale Luftschiffahrt=Ausstellung

Frankfurt a. Main 1909. 1

XIII.

Die

Flugversuche auf dem Gleitflughügel

werden von dem Frankfurter Flugtechnischen Verein intensiv be- \

trieben. Der Frankfurter Flugtechnische Verein wird in erster Linie mit dem Schlesischen Flugsport-Klub in engere Konkurrenz treten. Auch wird voraussichtlich der Verein Deutscher Flugtechniker in Berlin sich an den Konkurrenzen beteiligen. Von dem Frankfurter Verein haben die Herren Baron Trützschler von Falkenstein, Grödel, Poelke und Schreiber gute Resultate erzielt. Hoffentlich wird das Training durch energische Uebungen noch bessere Resultate zeitigen. Der Längenflugrekord beträgt zurzeit 31 m. Derselbe ist von Baron Trützschler von Falkenstein aufgestellt.

An den

Konkurrenzen mit Motorfliegern

wird sich in erster Linie Baron de Caters, welcher gegenwärtig in Ostende weilt, beteiligen, und zwar hat er sich verpflichtet, mehrere Flüge von einer Minimaldauer \ on 5 Minuten auszuführen. Baron de Caters hat bereits auf einem eigenen Flieger Flüge bis 6800 m ausgeführt-

r

Weiter werden voraussichtlich Etiler und Dr. Gans-Fabrice sich an den Flugmaschinenwettbewerben beteiligen.

Nach einem Bericht des Herrn Esnault-Pelterie stellt Herr Andree Michelin die von ihm gestiftete Coupe-Michelin den Fliegern zum Wettbewerb von dem i luggebäude der Jla aus zur Verfügung. Gegenwärtiger Inhaber der Coupe ist Wilbur Wright, der diese am 1. Mai d. Js- mit einem Fluge von 123 km 200 m in der Zeit von 2 Stunden 20 Minuten 23 ein Fünftel Sek. erstritten hat.

Der Kaiserliche Chauffeur Krie hat ein Modell einer sinnreich konstruierten Flugmaschine auf der „Jla" ausgestellt. S. Majestät hat befohlen, daß der Chauffeur in den Werkstätten des Kaiserlichen Marstalls seine Apparate zur Ausführung bringt.

Um den Besuchern der „Jla" jederzeit die neuesten Vorkommnisse auf dem Gebiet der Flugtechnik bekannt zu geben, hat die Redaktion der Zeitschrift „Flugsport" am Fuß des von ihr errichteten Obeliskes von Lilienthal einen

Nachrichtendienst eingerichtet. So hatte man am Vormittag des 21. Juli bereits Gelegenheit, sehr instruktive Photographien von den jüngsten Ereignissen, und zwar Lathams Unfall auf dem Kanal, sowie seine Rettung durch den Torpedobootjäger „Harpon" zu sehen.

h. Flugmaschinen.

(Fortsetzung von Seite 417 des „Flugsport".

Auf dem Kolle ktivstand der D eutschen Flugtechniker-Vereine ist weiter ein sauber ausgeführtes Modell eines Motorfliegers von F. Mord hörst, Kiel (siehe untenstehende Abbildung), ausgestellt.

Der Konstrukteur weicht dem Luftwiderstand in sofern aus, als er seine Tragflächen in die Flugrichtung bringt, also nicht, wie bei den bekanntesten, welche quer zur Flugrichtung sind.

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Flieger von Mordhorst.

Dieses Prinzip soll, auf Grund praktischer Erwägung, den Vogel-tlug entnommen sein und will Herr Mordhorst uns, wenn er die Zeit für gekommen hält, einen besonderen Aufsatz, behufs Begründung zur Verfügung stellen.

Dem Modell ist in der Ausstellung eine Beschreibung folgenden Inhalts beigelegt:

Beim Fahren auf dem Erdboden wird sich das hintere Ende heben, das Steuer kann für Wendungen am Boden in Wirksamkeit treten. Die Flächen, sowie alles, bieten in der Wagerechten den geringsten Widerstand, mithin schnelles Erreichen der Fluggeschwindigkeit. Für den Abflug wird das Hinterende herabgedrückt, der Apparat muß den Boden verlassen.

Der Gleichgewichtserhaltung bei Wendungen ist durch die Flächenanordnung Gewahr leistet.

Für die Stabilhaltung in der Flugrichtung ist außer Höhensteuer noch eine Vorrichtung vorgesehen, welche am Apparat nicht erkenntlich. Der Drachenflieger „Jatho" Modell IV (Zweidecker) (Siehe nebenstehende Abbildungen).

wird zurzeit autgestellt, er bestellt im wesentlichen aus zwei übereinander liegenden Tragsegeln.*) Diese beiden Tragsegel bestehen aus einem leichten Holzleisten-Gerippe, welches mit geeig-

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Fahrgestell des Flieger Jatho IV.

netem leichten Stoff (Metzeler Aeroplanstoff) straff unter- und überspannt ist. Beide Tragsegel werden verbunden durch eine Reihe von senkrechten Stäben und es ist eine Versteifung durch

*) Jatho gebraucht das Wort Segel. — Ob Fläche oder Decke: der Sprachgebrauch wird wohl entscheiden! - Die Red.

diagonal verlaufende Stahl-Spanndrähte in bekannter Weise erreicht. Das obere Tragsegel bildet eine längliche schmale Fläche, 10 in lang und 2,40 m breit, deren hinteres Ende nach oben schwingbar ist. Das untere Tragsegel, auch 10 m lang hat eine größere Tiefe und besitzt in der Mitte einen rechteckigen Ausschnitt, um für den Propeller Platz zu lassen. Diese beiden Tragsegel haben eine Fläche von 54 qm. Von dem vorderen Ende der beiden Tragsegel aus führen auslegeartige Streben nach dem vorn oben angebrachten Höhensteuer," das aus zwei Segelflächen gebildet wird, die durch Verbindungsstäbe entsprechend versteift und um eine Achse schwingbar sind. Die Größe dieses Höhensteuers beträgt 7,20 qm. Zwischen den beiden großen Tragsegeln sind zwei Seitensteuer angeordnet, und zwar ragen diese beiden Seitensteuer etwa mit einem Drittel ihrer Länge über die vorderen Enden der Tragsegel nach vorn hinaus. Sie sind im ersten Drittel um die senkrechten Achsen schwingbar und stehen in gegenseitiger Verbindung durch Staiildrähte. Jedes dieser beiden Segel hat eine Fläche von 3,80 qm. Schließlich sind noch am hinteren Ende zwischen den beiden Tragsegeln zwei feste Segel angebracht, welche zusammen eine Fläche von 7 qm ergeben. Die Flächen der Tragsegel und des Höhensteuers sind schwach gewölbt, und zwar sowohl in der Fahrtrichtung, als auch senkrecht zu dieser.

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Flieger Jatho IV.

Das ganze eben beschriebene Fluggestell wird, wenn es auf dem Erdboden steht, durch eine dreirädrige Anfalirvorrichtung in Gestalt eines Wagens gestützt. Dieser Anfahrwagen besitzt zwei Hinterräder und ein vorderes Lenkrad, ähnlich wie ein Dreirad. Die Räder haben einen Durchmesser von 24 engl. Zoll und sind

mit extraleichten Metzeler-Reifen 2\ Zoll montiert. Das Gestell trägt den am hinteren Ende angebrachten Motor (Körting Motor Vierzylinder, stehend angeordnet, 36 PS.) welcher in einer Minute 1200 Touren macht. Der Sitz des Fahrers ist vor dem Motor und besteht aus Magnaliablech Der Antrieb der Luftschraube, deren Achse im wesentlichen parallel zu den Tragsegeln angeordnet ist, wird in bekannter Weise durch Kettenrad und K tte (Westinghouse) vom Motor aus gebildet. Der Propeller welcher hinter den Segeln im Luftwiderstandsmittelpunkte angeordnet ist und 600 Touren in der Minute macht, besitzt 2 Flügel, welche aus Magnaliumblech bestehe .

Die vordere Steuervorrichtung des Wagens dient einmal zum Anheben des Vorderteiles der ganzen Flugmaschine und ferner zum Betätigen des Höhensteuers, des Seitensteuers und der hinteren Steuerfläche des oberen Tragsegels.

Zu diesem Zwecke ist zunächst behufs Anhebens des ganzen Apparates der untere Teil der Radgabel um seine Achse schwingbar und mit einem Tritthebel starr verbunden. Durch Bewegung des Tritthebels nach vorn stellt sich die Radgabel senkrecht und es wird infolgedessen ein Anheben des vorderen Teiles des Drachenfliegers bewirkt.

Die Steuerung vollzieht sich in ganz einfacher Weise durch entsprechende Schwingungen bezw. Drehungen des Lenkschaftes, die Seitensteuerung durch Verdrehen und die Höhensteuerung durch Hin- und Herschwingen. Die hintere Fläche des oberen Tragsegels dient hierbei selbstverständlich ebenfalls als Höhensteuer und wird in ihrer Wirkung durch das vordere Höhensteuer ergänzt. Ebenso wie die beweglichen Flächen der Tragsegel gewissermaßen die Konstanterhaltung der Bewegung regeln und plötzliche Abweichungen verhindern, dienen die beiden feststehenden, hinteren, senkrechten Segelwände in dem gleichen Sinne als Ausgleichsmittel.

Die Eigenheiten und Neuerungen vorstehender Konstruktion sind durch Patente und Gebrauchsmuster geschützt resp. beim Patentamt angemeldet.

Der Apparat findet seine Aufstellung auf der Jla in Frankfurt Stand No. C. 35 b. (Fortsetzung folgt.)

Q. /Victoren.

(Fortsetzung von Seite 422, Flugsport Nr. 15)

Mit einer neuen Flugmaschmen=Trnd fcuftschiffmotoren-Konstruktion ist Ingenieur Schneeweis vortreten. Diese Motoren werden als Zwei-, Drei-, Vier-, Sechs- und Achtzylinder-Motoren in Größen von 100 und 150 PS. ausgeführt. Die Motoren werden in zwei Hauptausführungen und zwar 1. Ausfuhrungsform: ein billiger Zweizylindermotor, 2. Ausfuhrungsform: ein normaler Vierzylindermotor, tiergestellt.

Bei ersterem ist besonders zu bemerken, daß der seit 3 Jahren praktisch ausprobierte Zylinderkopf D. R. G. M. eine Reihe nennenswerter Vorteile aufzu" weisen hat. (Siehe beistehende Abb.) An demselben sind jegliche, oft zu Störungen führenden Verbindungen, Verschraubungen, Dichtungen und dergl. vermieden.

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No. 16

FLUGSPORT;

Seite 455

Der ganze Zylinderkopf incl. 1 Ansaugestutzen, 1 Auspuffstutzen, 1 Steuer-hebelständer, der 2 Ventilsitze, der 4 Verstärkungsaugen, dem Zündkerzenstutzen, dem Kompressionshöhenstutzen, den 34 Winkelkühlrippen, den zwei Federtellern, den zwei Ventilkegelführungen ist aus einem einzigen Stahlguß-sttick von 3— 1 Vü mm Wandstärke gegossen. Der Konipressionsraum ist als eine fast vollkommene Halbkugel ausgebildet. Der somit erreichten sehr kleinen Wärmefläche steht die überaus große Kühlfläche gegenüber. Durch die winkelartige Ausbildung der Kühlrippen D. R. G. M. wurde erreicht, was sonst bei den meisten Luftkühlungsmotoren als Nachteil vorhanden ist: nämlich Ausschließen jeglicher Deformation des Zylinderkopfes und Verziehen der Ventilsitze, weil jede Kühlrippe einen Spannbogen bildet und somit der Druck an allen Stellen gleichmäßig verteilt ist.

Der Ansauge- und Auspuffwiderstand wird auf ein Minimum beschränkt' weil keinerlei Schußkanäle, Ecken nnd Bogen vorhanden sind. Die äußerst einfache Steuerung der beiden Ventile, das Antreiben des Magnetzündapparates wird direkt und unter Ausschluß jeglicher Zwischenglieder bewirkt. Neu und eigenartig ist noch die Ausbildung des Ansaugesttitzens direkt als Vergaser. Ein eigentlicher Vergaser mit Schwimmer, Mechanismus und dergl. wie sonst üblich, ist nicht vorhanden. Auch erhalten die Motore keine Vergaserleitung. Bei 2, 3, 4, 6, 8 und noch mehr zylindrigen Motoren erhält jeder Zylinder seinen eigenen Nebel-Vergaser, D. R. G. M., welcher nur wenige Gramm wiegt und bis zu '200 mm Zylinderbohrung verwendet werden kann.

Genau nach denselben Konstruktionsprinzipien ist der wassergekühlte Motor gebaut. Auch diese Ausführung ist seit mehreren Jahren an Stationär-, Automobil- und Bootsmotoren erprobt. Die beiderseitig zwangsläufig gesteuerten Einsatzventile sind leicht, sogar im Betrieb auswechselbar. Ins Auge fallend ist der eigenartige, Uberaus einfache Zylinder D. R. G. M. Derselbe ist nur aus einem einzigen Feinkorn - Spezial - Gußstück hergestellt, jede Dichtung, Lötung, Schweißung und ähnliche Verbindung ist vermieden. Sogar der Wasseraustrittsstutzen, der zugleich als Steuerhebelhalter ausgebildet ist, ist mit dem Zylinder aus einem Stück zusammengegossen. Besondere Beachtung verdient der ebenfalls eigenartige Einbau der Nockenwelle D. R. G. M.; diese ist nicht, wie allgemein üblich, in dem Motorgehäuse gelagert, sondern der Steuerkastendeckel ist je nach Größe des Motors mit 2, 3=4 geteilten, sehr langen Lagern ausgebildet. Nach Entfernung weniger, leicht zugänglicher Muttern, die jederzeit, sogar während des Betriebes, entfernt werden können, kann der Deckel samt Nockenwelle herausgenommen und gegebenenfalls ausgewechselt werden. Eine Vergaserleitung ist wie bei den wassergekühlten Motoren auch hier nicht vorhanden. Aus den uns vorliegenden ausführlichen Konstruktionszeichnungen, aus denen klar und deutlich sämtliche Einzelheiten, die Vereinfachungen und vielen Vorteile der Maschine hervorgehen, glauben wir sagen zu können, daß wir es hier mit einer in allen Teilen vollkommenen, den heute an einen Flug- und Ballonmotor gestellten Anforderungen entsprechenden Konstruktion zu tun haben.

Die vorliegende Motorenkonstruktion ist eine sehr einfache. Die Ventilanordnung ist derart, daß sie leicht nach oben mit samt ihren Ventilsitzen ausgewechselt werden kann. (Fortsetzung folgt.)

Pariser Brief.

Von unserem Pariser Korrespondenten.

Wie bekannt und an anderer Stelle eingehend geschildert wird, befindet sich die „Creme" der französischen Aviatiker gegenwärtig an den Gestaden des Meeres und schickt sich seit einigen Wochen an, „stündlich" den langersehnten Flug nach England vorzunehmen. Es gibt spöttische Leute, die mit der Tatsache, daß alle jene Piloten sich seit so langer Zeit „auf der Suche" nach gutem Wetter befinden, aller ei unehrerbietige Scherze treiben. Und das mit Unrecht. Jetzt ist's heraus, worauf jene tapferen Männer gewartet haben: Das Luft-Flugreglement war noch nicht festgesetzt. Und um diesem dringenden Bedürfnis abzuhelfen, veröffentlicht soeben der Aero-Club de France eingehende Bestimmungen für den Verkehr von Flugmaschinen in der Luft, in denen alle Eventualitäten sorgsam vorgesehen sind. Wie und in welcher Distanz die Aeroplane einander auszuweichen, wie und in welcher Distanz sie an einander vorbeizusegeln, wie sich kreuzende Flugmaschinen zur Vermeidung von Kollisionen auszubiegen haben usw. Na, nun alles hübsch ordnungsmäßig geregelt ist, werden die Franzosen wohl zu fliegen anfangen Man kann dem Aero-Club für seine weise Vorsicht nur zu Dank verpflichtet sein- Denn wenn alle diejenigen Piloten, die angeblich mit ihren Apparaten irgendwo an der Küste ihren Aufflug zu nehmen beabsichtigen, wirklich zu fliegen beginnen sollten, so würde sich die nur 38 km betragende Distanz nach Dover wahrscheinlich als zu kurz erweisen und die Leute würden sich gegenseitig in die Schrauben fliegen.

Sogar Bleriot steht sehnend an der Meeresküste, er, den es angesichts seiner Riesenerfolge der letzten Tage wahrlich nicht nach neuen Lorbeeren verlangen braucht. „L'homme-Oiseau", der „Vogelmensch", so ist er jetzt von seinen Freunden getauft worden. Bei uns in Deutschland hat ja allerdings das Wort „Vogel", in Verbindung mit Personen gebraucht, einen etwas anrüchigen Nebengeschmack. Aber diese Eigenart der deutschen Sprache ist diesseits der Vogesen nicht bekannt und deshalb ist der erwähnte Titel wohl wirklich ernstgemeint. Verdient hat sich Bleriot dieses Epitheton durch einen 40 km-Flug von Etampes nach Orleans, den er in voriger Woche in 43 Minuten ausführte. Er hat damit den „Prix du Voyage" in Höhe von 14000 Frs. gewonnen.

Nun ist noch ein neuer „Stern" aufgegangen. Paulhan, der vor-katrm; 3 Wochen mit seinem Zweidecker zu Issy die ersten Flugversuche unternahm, ist mit seiner Maschine nach Douai und hat dort Leistungen vollführt, mit denen er in der Tat fast alle bi herigen Rekords geschlagen hat Zunächst führte er in 30 m Höhe einen Flug von 70 km während 1 Stunde 17 Minuten 19 Sekunden aus und schlug damit den Rekord Tissandiers. Am Tage darauf flog er von Douai nach Arras, etwa 20 km, in 22 Minuten. Als er aber denselben Weg zurückfliegen wollte, zwang ihn nach 3 km ein heftiger Wind, etwas unsanft zu landen. Der schönste Flug aber gelaug ihm am Sonntag, wo er 57 Minuten lang in einer Höhe von 150 ni flog und damit den Höhenpreis an sich

brachte- Der Paulhan'sche Apparat, welcher der Zeitung ,L'Aviation' gehört, ist mit einem Gnom-Motor auzgestattet und geht außerordentlich ruhig und gleichmäßig.

Auch ein neuer, vonBreguet gesteuerter Zweidecker befindet sich jetzt in Douai. Die obere größere Fläche wird in ihrer Mitte durch eine große schwingende Fläche vertikal durchquert, die gleichzeitig als Tiefen-steuer dient. Im Vorderteil des Apparats befindet sich der 50 PS Achtzylinder-Renault-Motor, der eine metallische Schraube mit drei rechtwinkligen Flügeln in direktem Eingriff antreibt.

In Chartres hat Picquerez bisher vergeblich versucht, sich mit seinem Zweidecker in die Luft zu erheben, bis am letzten Freitag der Apparat, auf dem Boden dahinrollend, gegen einen Baum stieß und so arg beschädigt wurde, daß vorläufig an eine Wiederaufnahme der Versuche nicht gedacht werden kann-

In Juvisy experimentiert jetzt Tissandier mit einem Wright-Flieger, den er, wie es heißt, für das Meeting von Vichy in Bereitschaft setzt.

Ferner befinden sich daselbst de Rue und Köchlin, sowie Goupy mit seinem Zweidecker, welch' letzterer aber gar nicht in Gang kommen will.

In Chalons geht es wieder sehr lebhaft zu. Namentlich Henry Farmann, der sich in letzter Zeit eigentlich gewissermaßen vergessen gemacht hat, ist anscheinend

ZU Seiner früheren Tatkraft Oben: Paulhan schlägt den Höhenrekord

zurückgekehrt. Am Montag von Wright. (150 m.)

bestieg er Seinen Zwei- Unten: Paulhan auf seiner Reise von Douai

decker. mit dem seit einigen nach Arras-

Tagen Roger Sommer experimentiert, selbst und führte einen

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Flug von 1 Stunde 23 Minuten aus. Nur die Landung war etwas heftig, sie vollzog sich gegen einen kleinen Kreidefelsen. Bei einer anderen Gelegenheit nahm er einen englischen Zeitungsvertreter, Cockburn, der das respektable Gewicht von 92 kg hat, mit sich und führte eine volle Runde um das Aerodrom aus. Es ist zu bemerken, daß der Zweidecker bei diesem Fluge, einschließlich des Gewichts von Farman selbst und von 25 Liter Benzin, mit 132 kg belastet war. Auch Fournier experimentiert daselbst mit seinem Schwanzzweidecker und konnte dieser Tage einen Flug von über 6 km vollbringen. Colliex, der einen Apparat der gleichen Type steuert, hat kleine Distanzen ohne Unfall durchfliegen können. Hauptmann Burgeat steuert einen Antoinette-Eindecker, mit dem ihm am Mittwoch ein 6O0m-Flug gelang. Auch der junge Gobron entwickelt sich recht nett. Er brachte sogar am Donnerstag einen der 500 Francs-Preise des Aero-Club de France für 5 Minutenflüge an sich. Rene Dema-nest, der gleichfalls bisher in Ghalons gewesen, hat sich nach Bethe.ny begeben, um sich für die „Große Woche der Champagne" vorzubereiten.

Diese Woche von Reims kündet sich, wie ich schon berichtet habe, recht vorteilhaft an. Jetzt haben auch Gobron und Sommer sich zu dem Bewerb gemeldet und es steht außer Zweifel, daß der „Gordon-Bennett-Pokal für Flugmaschinen" einen großen organisatorischen Erfolg haben wird. Inzwischen gehen die Arbeiten auf dem dortigen Aviationsfeld rüstig voran. Von den 14 Aeroplanhallen, die errichtet werden, sind 6 bereits fertig. Bleriot, Curtiß, Demanest, Esnault-Pelterie, Gobron, Guffroy, Latham, Sommer und Tissandier haben je eine dieser Hallen lest belegt. Daß auch Delagrange nach Reims geht, steht fest; ebenso wollen de Rue und Graf Lambert dort ihr Glück versuchen.

Die „Woche von Vichy" ist nun zu Ende gegangen, ohne irgend welche Sensationen gebracht zu haben, obgleich uns deren reichlich in Aussicht gestellt worden sind. Uebrigens waren dort nur die zweite und dritte „Garnitur" vertreten Zipfel, Tissandier, de Rue und der neue Stern Paulhan, von dem an anderer Stelle bereits die Rede war. Die Herren teilten sich untereinander abwechselnd in eine Anzahl mehr oder weniger ernster Unfälle. Daß Zipfel seinen Apparat wieder stark beschädigt hat, wird nicht überraschen. Tissandier versucht das Kunststück, seinen Freund Rene Gasnier mit in die Luft zu nehmen, führt mit dem schönen Wright-Flieger ein Luft-Saltomortale aus und wird mit ungeheurer Wucht auf den Boden geschleudert, wobei das Tiefensteuer und andere Teile zertrümmert werden. Paulhan erhebt sich bis zu 12 m Höhe, will über den Allier-Fluß hinwegs'euern und fällt mit seinem Apparat ins Wasser. Beide, Apparat und Pilot, werden glücklich herausgeholt- Ein neuer Aviatiker, Albert Guyot, dem Bleriot seinen Eindecker No. 11 anvertraut hat, will demnächst in Vichy zu experimentieren beginnen.

Die „Woche von Beifort" (jetzt will fast jede Stadt in Frankreich ihre „Woche" haben) verlief klanglos. Man hatte sich — de Rue dazu verschrieben, der mit seinem Zweidecker einige belanglose Vorstellungen gab.

Die Stadt Dunkerque veranstaltet ein anscheinend nicht bedeutungsloses Meeting. Es hat sich ein Komitee gebildet, dem die ersten Spitzen der dortigen Gesellschaft angehören. In dem Bewerbe, der schon im Monat August vor sich gehen soll, gelangen vier Preise zürn Austrag: T. Für einen Flug von Saint-Malo nach Bragdunes und zurück (etwa löHkm). 2. Für einen Flug in geschlossener Flugbahn. 3. Ein Höhenpreis und 4. Ein Preis für den Flug von längster Dauer.

Die Ligue Nationale Aerienne hat einen neuen Preis für einen 5 km-Flug im Kreise ausgesetzt, der voraussichtlich schon am 1. August zu Juvisy zum Austrag gelangen wird.

Die französische Regierung hat der Aviation eine neue Ehrung zu Teil werden lassen, die hier berechtigtes Aufsehen erregt. Sie hat „den um die Luft- und Flugschiffahrt verdienten Männern" Bleriot, Delagrange, Gabriel Voisin, Levavasseur (dem Erbauer des Latham'schen Antoinette-Fliegers), dem Ingenieur Tatin (Mitarbeiter von Clement-Bayard und Ehrenvorsitzender des Aero-Club de France), Ernest Archdeacon (dem bekannten Förderer der flugsportlichen Bestrebungen und freigebigem Mäzen) das Kreuz der Ehrenlegion verliehen. Auch Surcouf, der Ballon-Konstrukteur und Mitinhaber von „Astra", befindet sich unter den Ausgezeichneten. Wie immer man über solche Dekorierungen denken mag, wird man doch zugeben müssen, daß dort, wo man auf solche Äußerlichkeiten Wert legt, eine Ehrung dieser Art, und die ist es immerhin, einen gewaltigen Ansporn zu weiterem Schaffen und zu weiteren Opfern darstellt. Man kann deshalb die Auszeichnung jener Männer im Interesse der Aviation nur freudig

Am Sonntag den 25. Juli 5 Uhr 17 Minuten morgens ist der erste französische Flieger in Dover nach einem Fluge von 36 Minuten gelandet und somit der englische Kanal zum ersten Male überflogen worden. Daß dies Ereignis für England epochemachend ist, empfindet hier selbst der einfachste Mann; aber wir wollen uns keinen weittragenden philosophischen Betrachtungen hingeben, sondern nur die Tatsachen berichten.

Louis Bleriot, der 37 jährige Direktor der Aeroplanwerke von Neuilly, hatte am 13. Juli bei seinem großen Fluge von Etampes nach Orleans ungefähr 41 km in 42 Minuten zurückgelegt und damit die größte Entfernung, die bisher mit einem Monoplan erreicht ist. Als dann am 19. Juli der Flugversuch Lathams über den Kanal mißglückte, ließ B16riot am 21. Juli seine erfolgreiche Maschine nach Les Baraques bei Calais bringen- Am Morgen des 25. machte er noch in der Dämmerung eine kurze Probefahrt von wenigen Minuten, und obwohl beim Landen der Rahmen beschädigt wurde, ließ er, als die Sonne aufging, den Motor wieder laufen und steuerte dem französischen Torpedoboots-Zerstörer Escopotte folgend direkt auf Dover zu. Der Wind trieb ihn west-

begrüßen.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Der Flugsport in England.

(Originialbericht unseres Londoner Korrespondenten.)

wärts, sodaß er besser in Deal hätte landen können. Dann aber sah er auf den Klippen von Dover seinen Freund Fontaine mit der französischen Tricolore winken und steuerte nun links in ein Tal zwischen den Kreideklippen. Hier erschwerten allerdings scharfe Windstöße die Landung und die Maschine erlitt weiteren Schaden, aber der kühne Flieger selbst stieg unverletzt von seinem Monoplan und wurde zunächst von den Schutzleuten der englischen Küstenwache begrüßt, bis die ersten Zeitungskorrespondenten kamen und ihn dem unvermeidlichen Interview unterzogen. Die Entfernung von Calais nach Dover beträgt in der Luftlinie etwa 21 engl. Meilen. Der östliche Umweg wird die tatsächliche Entiernung auf 26 Meilen oder etwa 41 km gebracht haben, die in 36 Minuten zurückgelegt waren. Das Wasser des Kanals ist bekanntlich mit das unruhigste auf der Welt, und die früheren Ueberfliegungen mit Ballons hatten gezeigt, daß auch die Luft über dem Kanal unruhiger ist als auf dem Festlande, in der Nähe. Aber bei der großen Geschwindigkeit, mit welcher -B16riot flog, spürte er diese Einflüsse der Luft nicht mehr. Denn obwohl sein von dem Italiener Anzani gezeichneter Motor nur 24 Pferdekräfte entwickelt, betrug die Anfangsgeschwindigkeit doch 75 km per Stunde bei einer Propellerumdrehungszahl von 1200 per Minute. Die durchschnittliche Höhe des Fluges war ca. 60 m. In Dover überflog B16riot die dort zusammengezogene englische Flotte. Einer der ersten Gratulanten bei der Ankunft im Hotel zu Dover war sein Rivale Graf von Lambert, der sich einen passenden Platz an der englischen Küste ausgesucht hatte, um von dort aus auf seinem Wright-Biplan den Kanal zu überfliegen; denn da die herrschende Windrichtung augenblicklich westlich ist, so ist die Abfahrt von der englischen Küste günstiger und wird wahrscheinlich in der nächsten Zeit bevorzugt werden.

Der von Bleriot benutzte Monoplan ist derselbe, mit welchem er den großen Flug zwischen Etampes und Orleans unternahm. Er ist jetzt; für ein paar Tage in dem großen amerikanischen Warenhaus von Selfridge in Oxford-Street ausgestellt. Er ist nicht so elegant gebaut wie die „Antoinette" Lathams, aber stärker und wiegt trotzdem mit dem Flieger und 70 Liter Benzin nur 600 Pfund. Ein großer Gummizylinder, mit Luft gefüllt, war an ihm befestigt, um ihn leichter als Wasser zu machen, und Bleriot selbst trug zur Sicherheit eine Korkjacke unter seinem wasserdichten Gewände.

Durch diesen Flug hat der Franzose den „Daily Mail Prejs" von Lstr. 1000 für die erste Ueberfliegung des Kanals gewonnen, und am 9. August wird der Aeroplane Club zu seinen Ehren im Savoy-Hotel ein Diner geben, bei welchem ihm der Windham-Goldpokal für die erste Kanal-Ueberfliegung überreicht werden soll.

Baron de Forest hat jetzt einen neuen Preis von 4000 Lstr. ausgesetzt für den ersten Engländer, der den Kanal auf einem englischen Aeroplan überfliegt und dabei B16riots Zeit verbessert. Aber während der Triumphe der französischen Flieger kommen die englischen nur langsam hinterdrein. Cody hat seinen Biplan jetzt mit einein neuen französischen Motor von 80 HP ausgerüstet

und macht dauernd Uebungsfahrten, die stetigen, wenn auch langsamen Fortschritt aufweisen; seine längste Fahrt war bisher 6 km. Ebenso setzt A. V Roe mit seinem Dreiflächner die Experimente auf den Wiesen bei Leyton fort und hat bereits Flüge von 300 m gemacht. Auch die Berichte von den kanadischen Fliegern melden dauernde Fortschritte, und nun hat sich auch in Australien eine Aerial League gebildet. Der australische Minister der Landesverteidigung hat sogar einen Preis von 5000 Lstr. ausgesetzt für die Erfindung eines Aeroplan, der für militärische Zwecke geeignet ist, unter der Bedingung, daß die Aerial League auch ihrerseits einen Preis von 5000 Lstr. für diesen Zweck stiftet; nur australische Erfinder kommen für die Preisverteilung in Betracht.

Fliegerrekords und die flugtechnischen Erfolge seit dem Jahre 1906.

Bekanntlich hat Henry Farman mit dem schon mehrfach gemeldeten 1 Stunde und 23 Minuten-Flug den französischen Fliegerrekord geschlagen. Die längsten Flüge sind folgende: Wilbur Wright: 2 Std. 20 Min. 23 Sek. Henry Farman: 1 Std. 23 Min. Orville Wright: 1 Std. 14 Min. 20 Sek. Paulhan: 1 Std. 7 Min. 19 Sek.

Latham: 1 Std. 7 Min.

Paul Tissandier: 1 Std. 2 Min. Es ist interessant, die gewaltigen Erfolge auf dem Gebiete der Flugtechnik seit dem Jahre 1906 zurück zu verfolgen. Die sich steigernden Flugleistungen sind folgende:

Am 12. September 1906 macht Ellehammer mit seinem Doppeldecker einen kurzen Luftsprung.

Am 23. Oktober 1906 beweist Santos Dumont durch einen 50 m langen Sprung einem zahlreichen Publikum die Möglichkeit des mechanischen Flugs.

Im Juli und August 1907 macht Bleriot Sprünge bis 150 m (Eindecker).

Am 17. September 1907 gelingt ihm ein Flug von 186 m Länge.

Am 30. September 4907 gelingt Farman ein Sprung von 60 m (Doppeldecker Voisin).

Am 26. Oktober 1907 gelingt ihm ein Flug von 771 m.

Am 13. Januar 1908 gelingt ihm der erste geschlossene 1000 m Rundflug.

Am 11. April 1908 fliegt Delagrange 3925 m (Doppeldecker Voisin).

Am 29. Mai 1908 fliegt er 10000 m.

Am 29. Mai 1908 gelingt Farman und Archdeacon der erste Flug zu zweien über 1241 m.

Am 30. Mai 1908 fliegt Delagrange in 15 Minuten 26 Sek. 13 000 m.

Am 22. Juli 1908 fliegt er in 16 Min. 17000 m.

Am 9. September 1908 bleibt Orville Wright vor militärischen Sachverständigen 57 Minuten in der Luft.

Am 9. September..1508 legt er in 1 Stunde 3 Minuten 64 Kilometer zurück.

Am 9. September 1908 bleibt er mit Leutnant Lahm 5'/, Min. in der Luft und fliegt 6400 m.

Am 12. September 1908 bleibt er mit Leutnant Lahm 9 Minin der Luft.

Am 12. September 1908 fliegt er 1 Stunde 15 Minuten. Am 17. September 1908 verunglückt bei einem Flug mit ihm Leutnant Selfriedge.

Am 21. September 1908 fliegt Wilbur Wright in 1 Stunde 31 Min. 66,6 km.

Am 30. Oktober 1908 fliegt Farman mit Doppeldecker von Chalons nach Reims und zurück.

Am 31. Oktober 1908 fliegt Bleriot mit Eindecker von Toury bis Artenay und zurück.

Am 18. Dezember fliegt Wilbur Wright in 1 Stunde 55 Min. 99 km.

Am 31. Dezember 1908 fliegt er in 2 Stunden 20 Minuten 123,2 km.

Am 25. Juli 1909 überfliegt Bleriot den Aermelkanal.

Der Flugapparat von Jospe, Dresden, von welchem wir in der letzten Nummer des „Flugsport" berichteten, soll mit einem 70 PS Antoinette-Motor und Tragflächen von 70 qm versehen werden. Der Apparat, welcher 3 Personen tragen soll, besitzt eine Länge von 16 m und eine Breite von 14 m. Gewicht etwa 1000 Pfund, wobei 450 Pfund auf 3 Personen, 300 Pfund auf Motor und Getriebe und 250 Pfund auf das Gestell verrechnet sind. Die 2 Propeller würden 1200 Touren in einer Minute machen. Der Rahmen des Apparates ist aus Stahlrohr. Die Steuerung geschieht vom Führer, dessen Sitz unter dem Kopfstück 'st. Von hier aus läßt sich auch der Motor bedienen. Der Apparat hat vorn 1, hinten 2 Räder. Die Versuche mit dem Modell wirkten verblüffend. Der Flug, apparat schwebt gleichmäßig, ruhig und sicher. In den Dresdener Fachkreisen, auch seitens des Kriegsministeriums und des Professorenkollegiums der Technischen Hochschule ist reges Interesse für den neuen Flugapparat vorhanden.

Flieger Reissner. Professor Reissner setzt seine Versuche mit seinem Flugapparat fort. Auf der großen Brander Wiese führte er wiederum 2 Flüge in 4 und 6 m Höhe aus, von denen der erste mit einer glatten Landung endigte,

Flugtechnische

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Rundschau.

Inland.

der letzte durch Abstellen des Motors in der Luft und seitliches Aufsetzen auf der Erde infolge Seitenwindes ein Stahlrohr des Stahlgestells zum Knicken brachte. Obgleich nur der Ersatz eines Stahlrohrs nötig wäre, werden einige beabsichtigte Verfeinerungen des Steuerorgans etwa eine Woche in Anspruch nehmen.

Franz Langer, Elberfeld, Südstraße, hat ein gutes Modell einer Flugmaschine gebaut. Das Projekt ist von der flugtechnischen Kommission des Niederrheinischen Vereins für Luftschiffahrt, Sektion Wuppertal, geprüft und günstig beurteilt worden.

Flieger von Bullig. Der Konstrukteur Bullig in Bonn, der seinen neuen Flug-Apparat zur Zeit in dem Exerzierhaus des Infanterie-Regiments 160 erbautr hat nunmehr die Arbeiten fertiggestellt. Wie uns mitgeteilt wird, soll Her Bullig beabsichtigen, auf der Hangelarer Heide Probeflüge zu unternehmen. Zu diesem Zweck ist auf der Heide bereits eine Anlaufbahn aus Holz errichtet, auf welcher Herr Bullig mit seinem Apparat den Anlauf in die Luft nimmt. Die Maschine ist mit Hoch- und Seitensteuerung ausgerüstet und wird von einem ungefähr in der Mitte befindlichen Sitz aus dirigiert. Für den Fall, daß die Probeflüge gelingen, wird die Maschine nach Frankfurt zur Ausstellung geschickt werden.

Von dem Konstruktionsbureau Seyboth, Baumann & Co., Zwickau,

ist eine neue Flugmaschine konstruiert worden. Sie ist von Sachverständigen außerordentlich günstig beurteilt worden. Mit dem Bau, der in Berlin erfolgen soll, wird demnächst begonnen werden.

Ausland.

Flieger von Smidley. J. H. Smidley aus Bridgetort baut in Washington einen neuen Aeroplan mit mehreren Neuerungen. Die Breite der Maschine beträgt zwischen den ausgebreiteten Flügeln vorn 16 m. Die Maschine wiegt 250 Pfund. Der Motor, der eingebaut werden soll, erhält eine Stärke von 18 Pferdekräften. Das Gestell ist aus Bambus und leichten, mit einer Kautschuklösung imprägnierten Kanvas gebaut. Neu an dem Aeroplan ist die Lage der Schraube. Diese nämlich liegt genau in der Mitte der Maschine. Ebenfalls neu ist der Lenkungsapparat, der aus zwei vor der Maschine schwebenden Rahmen besteht, die in verschiedenen Winkeln tätig sind, und sowohl die horizontalen wie die vertikalen Bewegungen des Aeroplans beherrschen. Smidley hat mit einer früher gebauten Flugmaschine bereits gute Erfolge erzielt, und glaubt mit diesem neuen Apparat eine besonders große Schnelligkeit entwickeln zu können

Der Konstrukteur Urbaneck in Prag soll einen Flieger gebaut haben welcher angeblich gut funktionieren soll.

Der amerikanische Bokordreidecker. Mr. Morris Bokor versuchte auf dem Flugfelde der amerikanischen Luftschiffahrtsgesellschaft zu Morris-Park (New-York) den von ihm konstruierten Dreidecker, der eine Spannweite von 8 Meter und eine Breite von 2 Meter hat. Das Höhensteuer ist 4 Meter 26 Zentimeter lang und 80 Zentimeter breit. Mit dem Lenker an Bord wiegt der ganze Apparat 530 Kilogramm. Die mittlere Tragfläche steht von der unteren l'/a Meter ab, die oberste von der mittleren 1 Meter 82 Zentimeter. Die beiden hölzernen Antriebsschrauben werden mittels Kettenübertragung von einem Vierzylindermotor betätigt. Ein charakteristisches Detail des Bokortriplans ist, daß der Lenkersitz pendelnd aufgehängt ist, wodurch eine automatische Stabilität erzielt werden soll. Wenn sich der Apparat nach einer Seite zu neigt, so wird er infolge der Pendelwirkung durch einen Kabelzug wieder in die wagrechte Lage gebracht.

Orville Wright führte mit Leutnant Lahm einen Flug von 50 Meilen aus welcher 72 Minuten dauerte.

Latham ist bei seinem zweiten Versuch, den Kanal zu überfliegen, um 5 Uhr 47 Minuten englische Zeit in Sangatte aufgestiegen und um 6 Uhr 13 Minuten auf das Meer abgeglitten. Die Flugdauer betrug hiernach 26 Minuten.

Flugpreise.

Der Flugmaschinen-Wettbewerb um den Bleichröder-Preis in Höhe von 10000 Mark, welcher von Dr. James v. Bleichröder-Berlin vor längerer Zeit gestiftet wurde, gelangt jetzt vom Kaiserlichen Automobil-Club und Bayerischen Automobil-Club zur Ausschreibung. Der Wettbewerb ist offen für Flugmaschinen, die sich lediglich mittels motorischer Kraft erheben und freischweibend fortbewegen. Die Flugmaschinen müssen in Deutschland hergestellt sein. Der Wettbewerb hat im Laufe des Juli und August an einem von dem Bewerber vorher zu bestimmenden Tage stattzufinden. An jedem Tage darf die Maschine nur einmal starten. Die Bewerber müssen eine vorgeschriebene Rundstrecke bei München von 10 km ohne Zwischenlandung zurücklegen. Außer diesem Bleichröder-Preis hat der Kaiserliche Automobil-Club noch einen Geldpreis von 1000 Mark unter gleichen Bedingungen ausgesetzt, jedoch für einen Flug über einen Kilometer. Gewinner ist auch hier derjenige Bewerber, welcher die Strecke in der kürzesten Zeit zurücklegt.

Patentwesen.

Deutschland.

Patentanmeldungen.

77h. T. 12066. Gleitflieger mit Schlagflügeln. Hermann Tießen, Meldorf. 11. 5. 07.

77h. T. 13386. Heißluftschiff. Wilhelm Julius Teufel, Stuttgart, Neckarstraße 51. 7. 9. 08.

77h. G. 2690h Drachenflieger mit Motorrad und zwei Propellern. Carl Gimmy und Heinrich Gimmy, Rheingönheim, Pfalz. 11. 5. 08.

77h. S. 27850. Zerlegbares starres Luftschiff. Franz Sonnenmoser, Frankfurt a. M., Sandhofstraße 48. 20. 11. 08.

77h. Sch. 31366. Tragkörper für Luftfahrzeuge. Franz Scherrer, Wilmersdorf, Lietzenburgerstraße 37. 12. 11. 08.

Gebrauchsmustereintragungen.

77h. 383921. Luftschraube mit verwundenen Flügelflächen Ruthenberg, Grunewald bei Berlin. 16. 6. 09. R. 24 263.

77h. 383922. Luftschraube mit verwundenen Flügelflächen Ruthenberg, Grunewald bei Berlin. 15. 6. 09. R. 24264.

Verschiedenes.

Flugpark bei Berlin. Am 21. Juli ist in Berlin die deutsche Flugplatz-Gesellschaft gegründet worden. Die Gesellschaft wird sofort mit der Einrichtung eines etwa 800 Morgen großen Luftschiffhafens und Flugplatzes in nächster Nähe von Berlin beginnen. Die Arbeiten sollen so gefördert werden, daß der Betrieb in wenigen Wochen aufgenommen werden kann. Major v. Tschudi ist an der Gründung der Flugplatz-Gesellschaft beteiligt.

Für den projektierten Luftpark ist ein Gelände vorgesehen, das eine Elipse darstellt, die durch eine auf der Längsseite aufgesetzte Spitze in eine dreieckige Anlageform umgewandelt wird. In der Mitte dieses von Bäumen um-

Hermann Hermann

säumten Gebietes liegen mehrere ebene Flächen, die als Gelände für Gleitversuche dienen sollen. Wo diese eingeebneten Strecken zusammenstoßen, befindet sich im Mittelpunkt des Platzes der neue Platz für Motorluftschiffe. Im ganzen werden etwa fünfzig Gebäulichkeiten den Park umschließen. Zunächst ist eine große runde Halle mit einem Durchmesser von 180 m vorgesehen, die ebenfalls zur Unterbringung von großen Motorluftschiffen dient. Sie ist kreisförmig und hat eine große Zahl von Oeffnungen, ih denen die Lufschiffe je nach Lage und Windverhältnissen ein- und ausgehen können. In der Nähe befinden sich noch weitere rechteckige Motorhallen, ein Fliegerschuppen, eine Versuchstelefunken-und meteorologische Station, eine Montagehalle und eine Gasanstalt mit Arbeitsund Wohnräumen und eine Probieranstalt für Propeller. Vor dem neuen Flugplatz liegen mehrere Abflughügel und um das Ganze herum gruppieren sich etwa acht bis zehn große Bauten, ein Richterturm und mitten in einer gärtnerischen Anlage ein Kaiserpavillon. Der eine Winkel der Elipse ist ausschließlich für militärisches Luft-Exerzieren reserviert. Durch einen besonderen Eingang gelangt man hier zu deu Räumen für die Mannschaft, zu mehreren militärischen Ballonhallen, unter anderem zur großen Parseval-Halle, den Fliegerschuppen und zu einem als „besonders lange Ballonhalle" bezeichneten Gebäude. In dem anderen Winkel befindet sich der Haupteingang mit Verwaltungs- und Direktionsgebäuden und gleich rechts vom Portal der Vergnügungspark, in dem unter anderem das Luftschiffpanorama Aufstellung findet. Endlich ist noch ein anderer Bau dazu bestimmt, einen Vortragssaal und eine ständige Ausstellung für Modelle aller Luftschiff- und Fliegertypen aufzunehmen.

Major v. Tschudi, welcher die Projekte zu diesem Luftpark, der zwischen Niederschöneweide und Johannisthal im Osten von Berlin angelegt werden soll, geliefert hat, wird nach Beendigung der IIa die technische Leitung übernehmen.

Ein Orkan zerstörte am 25. Juli das Aerodrom vom Vichy. Auf den Tribünen befand sich eine große Menschenmenge, die unter strömendem Regen die Flucht ergriff. Ein Blitzstrahl riß einen Teil der Metallbedachung der Schuppen weg und stürzte einen Säulenbau um. Der Flugapparat Tissandiers ist vollständig zerstört, die der Aeronauten Zipfel, Paulhan und Derue schwer beschädigt. Zwei Feuerwehrleute erlitten Verletzungen.

Die von der Luftfahrzeuggesellschaft Wright erbaute Halle auf dem Gelände der Motorluftschiffstudiengesellschaft in Reinickendorf bei Berlin zur Unterbringung von Flugapparaten ist jetzt fertiggestellt. Es sollen 8 Flugapparate in dieser Halle untergebracht werden, bis diese verkauft und abgenommen sind. Bereits zwei Flugmaschinen hat das Wright-Unternehmen fsrtiggestellt; die eine von ihnen wurde der Luftschiffahrts-Ausstellung zu Frankfurt a. M. Uberwiesen, während die zweite Maschine für die Flugversuche, die der „Berliner Lokal-Anzeiger" Mitte August auf dem Tempelhofer Felde veranstaltet, bereitgehalten wird.

Ausstellungswesen.

Automobil- und Luftschiffahrt - Ausstellungen in Paris. Der leitende Ausschuß des französischen Automobil-Clubs hat in Uebereinstimmung mit dem bereits bekannten ablehnenden Votum der Pariser „Chambre Syndicale des Automobiles" nunmehr in einer seiner letzten Sitzungen beschlossen, die herkömmliche jährliche I n t e r-n a ti on aTe Ausstellung für Automobil-, Fahrrad- und Sportwesen (Salon de l'Automobile) für das laufende Jahr 1909 ausfallen zu lassen. Dagegen soll, wie die „Ständige Ausstellungskommission für die Deutsche Industrie" mitteilt, wieder im nächsten Jahre eine solche Ausstellung stattfinden, die sich dann, wie erstmalig 1908, in einem angegliederten „Salon de l'Aeronautique" auch auf die Luftschiffahrt erstrecken wird. Zuvor aberfindet noch im September Oktober dieses Jahres unter dem Protektorat des Präsidenten der Republik im Pariser Grand Palais des Champs Elysees eine „Exposition Internationale de LocomotionAerienne" statt, die die jüngst begründete „Association des Industrieis de la Locomotion Aerienne" veranstaltet. Außerdem ist bereits in der französischen Kammer von dem Deputierten Hector Depasse eine Resolution eingebracht worden, betreffend die Veranstaltung einer „Exposition Nationale et Internationale de la LocomotionAerienne Paris 1910"; in der Begründung wurde betont, Frankreich sei als „premier

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pilote de la navigation de l'avenir dans l'Ocean sans rivages" besonders berufen für diese Aufgabe. Ungeachtet des Vorsprungs, den Deutschland im friedlichen Wettbewerb durch die gegenwärtige Frankfurter Internationale Luftschiffahrt-Ausstellung gewonnen hat, sichert der erst soeben wieder erneut bewiesene hohe Stand französischer Flugtechnik den kommenden Pariser Veranstaltungen von vornherein das besondere Interesse der internationalen Fachwelt.

Briefkasten.

E. N. Anfrage 9. Uebt bei Drachenfliegern die Entfernung der Tragdecke irgend welchen Einfluß auf den Flug aus oder ist es gleichgültig, wie weit diese von einander entfernt sind?

Antwort: Die Entfernung der Tragdecke ist von großer Bedeutung für die Tragfähigkeit, insbesondere die obere, wie man sagt im Luftschatten liegende Fläche. Die günstigste Entfernung wird selbst von den bedeutendsten Konstrukteuren verschieden angegeben und zwar richtet sich dieselbe nach der Breite der Tragdecke. Man soll im allgemeinen den Abstand der Tragdecke nicht unter 0,8 der Tragdeckenbreite nehmen. Ursinus.

Zuschriften an die Redaktion.

(Ohne Verantwortung der Redaktion.)

Zur Frage der Gestaltung von Flügelflächern.

Zü dem Aufsatz mit obiger Ueberschrift in No. 12, 13 und 14 Ihrer Zeitschrift „Der Flugsport,, möchte ich zunächst die Frage stellen, ob hier der Ausdruck „Flügelflächen" überhaupt noch am Platze ist. Ich möchte dieses verneinen, denn der Vogel gebraucht die Flügel zur Hauptsache, zum Fortbewegen und in zweiter Linie als Tragflächen. Denken wir uns die schwingende, also vorwärtstreibende Kraft der Flügel fort, so haben wir es nur noch mit Tragflächen zu tun; diese wollen wir nur, denn für den Vortrieb ist der Propeller da. (Von Schwingen und Schraubenfliegern spreche ich nicht, da diese bisher keinen Erfolg.) Mit den Tragflächen ohne vortreibende Bewegung kommt der Vogel nicht weiter, sondern, sobald er einem Ziele zustrebt, benutzt jeder Vogel den Flügelschlag als Vortrieb.

Der Fl'ügtechniker als solcher hat sich doch vor allen Dingen die Frage vorzulegen, wie will ich fliegen. Will nun einer über eine Kirchturm- oder Blitzableiterspitze mit geringer Bewegung schweben, so dürfte die gewölbtere dem Vogelflügel ähnliche Tragfläche am Platze sein. Der Flugtechniker, der schnell einem gesteckten Ziele zueilen will, wird die weniger gewölbte Fläche wählen müssen.

Vor allem aber — und das steht auch in den Lilienthal'schen Leitsätzen — ist es Sache des Versuches, also der Praxis, das Richtige herauszufinden.

Auf der „ILA" sind nun die mannigfachsten Modelle ausgestellt, welche die so, und welche, die anders wollen. Ich möchte einen Vorschlag machen :

Es ist für so manches ein Preis auf der „ILA" zu erringen, sollte es nun nicht durch die Sportkommission möglich sein, das eine oder andere Modell zur Durchführung zu bestimmen, so daß diesem eine Beihülfe wird. Die Einsender haben ihre Gesichtspunkte, durch welche sie zu der beabsichtigten Konstruktion gelangt sind, den Preisrichtern klarzulegen und diese urteilen, ob sie und wie weit sie die Ansicht des Ausstellers zu der ihren machen können; so daß bestimmt wird, ein oder besser mehrere Modelle zur Ausführung zu bringen unter der Bedingung, daß nach Ausprobung der Flieger so und so viele Male in Frankfurt zu starten hat.

Eventuell wird dem Konstrukteur nur 1 Motor, der in der „ILA" mit Preis bedacht, auf die Dauer von 3 Monaten zur Verfügung gestellt.

Kiemor.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Offizielle Mitteilungen

des

Frankfurter Flugtechnisch. Vereins

Sitz Frankfurt a. Main.

Geschäftsstelle: Bahnhofsplatz 8.

Vorstand:

1. Vorsitzender: Civil-Ing. Paul Schubbert.

2. „ Dipl.-Ing. Karl Aug. Schreiber. Schriftführer: Civil-Ing. Oskar Ursinus.

1. Flugwart: Civil-Ing. Oskar Ursinus.

2. „ Baron Curt Trützschler von Falkenstein. Kassierer: Leutnant a. D. Oskar Klemm. Beisitzer: Ing. Schöpflin.

Ing. Hans Krastel.

Oberleutnant a. D. zur See Dornheim. Mitgliederzahl 56.

Bisher fanden regelmäßig Montags und Mittwochs abends 7 Uhr Gleitflug-Übungen statt. Infolge der beständig wechselnden Witterungsverhältnisse sollen von jetzt ab die Gleitflugübungen jeden Abend zwischen 5 und 7 Uhr stattfinden. Der Flieger darf nur aus der Halle genommen werden, wenn 3 im Training befindliche Herren anwesend sind. Der Schlüssel zu der Fliegerhalle III auf dem Abflughügel ist in Zimmer 32 der Sportkommission abzuholen und mit einem Bericht nach Beendigung der Uebung an die Sportkommission wieder abzuliefern. Es dürfen keine Flugübungen in Abwesenheit der Sanitätsmannschaften vorgenommen werden. Sind Aussichten auf Rekordflüge vorhanden, so ist sofort von der Sportkommission ein Starter zu verlangen.

Die Flugübungen dürfen bei mehr als 8 m Wind ohne Genehmigung des Flugwarts oder des Fluefeld-Oberaufsichtsführenden Rittmeister von Beckerath, nicht vorgenommen werden.

Die im Training befindlichen Herren sind: Civil-Ingenieur Ursinus, 1. Flugwart, Baron Curt Trützschler von Falkenstein, 2. Flugwart, Diplom-Ing. Grödel, Diplom-Ing. Schreiber, Techniker Poelke und Techniker Hofmann.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Offizielle Mitteilungen des Schlesischen Flugsport=Club.

Sitz Breslau.

Vorstand:

1. Vorsitzender: Oberingenieur E. Schräder.

2. „ Ingenieur C. v. Sallwürk. 1. Schatzmeister: Postsekretär E Solger. Bankkonto: Schles. Bankverein. Propagandaausschuß: Chefredakteur L. Beninatto

Sportsgruppen, zugleich Sportskommission:

1. Maschinenflug; Obmann E. Schräder.

2. Freiflug: E. Schräder, H. Kukol, Frau Metze.

3. Freiballon: v. d. Borne, E. Schräder, H. Wolff.

4. Automobilfahren: Obmann C. v. Sallwlirk.

5. Rasenspiele, Florettfechten, Pistolenschießen: Frau von Sallvrürk K. Ritzmann, L. Beninatto.

6. Wintersport: C. O. Schlobach, Fritz Heidenreich.

Clublokal: Thealer-Restaurant.

Sitzung: Jeden Sonnabend 8.30 Uhr. Zur Eröffnung der „IIa" in Frankfurt a. M.

Die Eröffnung dieser mit Spannung erwarteten Ausstellung ist erfolgt.

Wenngleich weder Maschinenflieger noch motorlose Apparate bis heute dort etwelche Rekorde geschaffen haben, so ist doch unverkennbar, daß sich Westdeutschland nunmehr energisch mit der Aviatik befaßt und bestrebt ist, uns hier im Osten den Vorrang, den wir zur Zeit noch einnehmen, streitig zu machen. In Frankfurt a. M. werden Gleitflugübungen veranstaltet, die nach Zeitungsberichten fast die von uns erzielten Leistungen erreichen.

Der Vorstand unseres Klubs, insbesondere die beiden in Frage kommende" Mitglieder der Gruppen I und II, sowie der Propaganda-Ausschuß haben sicn daher veranlaßt gesehen, nachstehenden Aufruf zu erlassen, um unserem Schlesien die Führung auf aviatischem Gebiete auf lange Zeit zu sichern.

Aufruf!

Der SchIesisehe Flugsport-KIub, ermutigt durch die Erfolge, die seinen Mitgliedern bei den Gleitflug-Versuchen auf dem Uebungsterrain des Klubs in Nippern bereits beschieden waren, beabsichtigt nun eine intensivere Fortführung der Versuche mit vervollkommneten Apparaten.

Ins Auge gefaßt zunächst ist die Vornahme von Flugversuchen mittelst gesteuerter Gleitflieger mit Anfahr- bezw. Startvorrichtungen, ferner die Benutzung von Apparaten, die mit leichten Hilfsmotoren ausgestattet, die Schaffung einer für jedermann brauchbaren und verhältnismäßig billigen Flugmaschine zum Zweck haben.

Der Klub beabsichtigt ferner, dem an ihn ergangenen ehrenvollen Ruf zur Vorführung seiner Apparate auf der „Internationalen Luftschiffahrt-Ausstellung in Frankfurt a. M." Folge zu leisten. Es ist ihm hierdurch Gelegenheit geboten, den Nachweis zu führen, daß der Osten Deutschlands, der im allgemeinen als rückständig gilt, gerade auf dem modernsten und so schwierigen Gebiete der Aviatik die Führung, die er zurzeit hat, auch zu erhalten versteht.

Zur Durchführung dieses Programms, dessen Vorarbeiten bereits außerordentliche Opfer an Arbeitskraft und Mittel erforderten, benötigen wir finanzielle Hilfe aller, die an dieser nicht nur rein sportlichen, sondern wissenschaftlichen, ja in weiterem Sinne nationalen Sache interessiert sind.

Wir bitten deshalb um Zeichnung von Beträgen zur großzügigen Weiterführung unserer Sache.

Quittung der gezeichneten Beträge erfolgt in der „Schlesischen Zeitung", „Breslauer Zeitung", „General-Anzeiger" und in der „Allgemeinen Schlesischen Sportzeitung".

Schlesischer Flugsport-Klub. Sitzung vom 17. Juli 1 909. Beginn der Sitzung 9.15 Uhr. — Zu den einzelnen Gruppen ist zu bemerken : Gruppe I: Ma sch i n e n f 1 ug. Der für den Maschinenflieger unseres

Klubmitgliedes Heitmann bestellte Motor kann leider erst in der ersten Hälfte

des August zur Ablieferung gelangen.

Gruppe 11: Freiflug. Auch in der vergangenen Woche litt das Training

noch immer unter ungünstiger Witterung. Für die Folge beabsichtigt die Gruppe,

Sonderbestimmungen für ihre Mitglieder herauszugeben, mit deren Ausarbeitung

bereits begonnen ist.

Neuaufnahmen: Herren Ingenieur H. Gumbel, Theaterstraße 2; Ingenieur Alfred Reichelt, Viktoriastraße 9. Schluß der Sitzung 11 Uhr.

Ni p p er n.

Das schöne Wetter hatte am Sonntag, den 18. Juli, zahlreiche Mitglieder nach Nippern gelockt, doch waren die Uebungen am Vormittage wenig erfolgreich, da der äußerst starke Wind größere Flüge vereitelte. Windrichtung West. Erst am Spätnachmittage, als der Wind sich etwas gelegt hatte, konnten die Uebungen wieder aufgenommen werden. Herr F. Heidenreich erzielte eine Reihe schöner Flüge von je ca. 25 —30 m Länge.

Sitzung vom 24. Juli 1 f)09.

Beginn der Sitzung 8.30 Uhr.

Zu den einzelnen Gruppen ist zu bemerken:

Gruppe II: Freiflug. Infolge des in der vergangenen Woche durchweg herrschenden starken Windes konnten die Uebungen nur in beschränktem Maße durchgeführt werden. Der umgebaute Apparat „Schräder" ist in den letzten Tagen auf das Uebungsterrain geschafft worden. Es sollen mit ihm ganz neue Versuche angestellt werden. Der Apparat soll nicht, wie bisher, durch Anlaufen des Führers in die Luft gebracht werden, sondern durch Abfahren auf einem auf Holzschienen laufenden leichten Rädergestells. Hierdurch hoffen wir eine größere Anfangsgeschwindigkeit und damit eine größere Fluglänge zu erzielen,

Es wird beschlossen, daß bei Reparaturen der Apparate die den Schaden verursachenden Mitglieder für die Kosten selbst aufzukommen haben.

Ferner wird beschlossen, daß den Sitzungen der einzelnen Gruppen auch Mitglieder beiwohnen können, die nicht zur betreffenden Gruppe gehören, ohne jedoch stimmberechtigt zu sein.

Zum Schlüsse hielt Herr F. Heidenreich einen sehr interessanten Vortrag über einen Besuch der „IIa" in Frankfurt. Die Ausstellung macht noch einen sehr unfertigen Eindruck, doch wird fieberhaft an der Fertigstellung gearbeitet. Von besonderem Interesse für uns waren die Ausführuugen des Vortragenden über die Anlage des Flughügels. Der Hügel hat eine nach Westen gerichtete Abiauffläche von ca. 10 m Höhe, ca. 40 m Länge und ca. 6-8 m Breite. Diese Maße entsprechen ungefähr denjenigen der günstigsten Ablaufstelle unseres Uebungs-terrains in Nippern, sodaß unsere Aussichten bei den Wettbewerben die besten sind.

N i p p er n.

Das am Sonntag, den 25. Juli angesetzte interne Wettfliegen erfreute sich eines regen Zuspruches.

Die Bedingungen für das Wettfliegen waren folgende: Das Wettfliegen ist nur offen für Mitglieder des Schlesischen Flugsportklubs.

Jedem Teilnehmer sind fünf Flüge gestattet. Die Flüge werden gewertet nach Höhe, Länge und Zeitdauer. Den Teilnehmern steht für diese Konkurrenz der gleiche Apparat zur Verfügung. Ueber die Wahl des zu verwendenden Apparates entscheidet an Ort und Stelle der Wettflug-Ausschuß. Für diesen Wettbewerb stehen drei Ehrenpreise zur Verfügung, die für die weitesten Flüge zur Verteilung gelangen. Außerdem werden der höchste und der längste Flug nach Zeitdauer noch mit je einem Preise ausgezeichnet. Allsführungsbestimmungen:

1. Das Fliegen findet natürlich nur bei günstiger Witterung statt.

2. Als Terrain der Wettflüge wird unser Abflughügel in Nippern verwendet.

3. Sämtliche Wettbewerber haben sich am 25. Juli, morgens 5 Uhr, dort e nzu-finden. Die Flüge beginnen Punkt 7 Uhr ohne Rücksicht auf oTe eventl. nicht rechtzeitig Erscheinenden. Bei ungünstigen Windverhältnissen kann der Wettflug-Ausschuß die Abhaltung des Wettfliegens auf den Nachmittag desselben Tages verlegen. Die Reihenfolge der Teilnehmer wird am Start ausgelost.

4. Die Flüge müssen hintereinander ausgeführt werden. Jeder Teilnehmer ist verpflichtet, evtl. Schäden an dem Apparat mit Zuhilfenahme des Kiub-monteurs selbst auszubessern.

5. Anmeldungen zu dem Wettbewerb werden am Start entgegengenommen. Der Meldung ist ein Nennungsgeld in Höhe von 1 Mark, welches nicht zurückerstattet wird, beizufügen. Nennungen ohne Einsatz können nicht angenommen werden.

Der Wettflug-Ausschuß ist in allen Entscheidungen souverän.

Die gebotenen Leistungen waren mit Rücksicht auf die Windverhältnisse, welche vormittags von Westen bis Osten und nachmittags von Osten bis Süden wechselten, als gute zu bezeichnen.

Die Flüge wurden nach Länge, Zeitdauer und Eleganz bewertet und ergaben folgendes Resultat:

1. Preis Herr Bartsch mit 153 Punkten,

2. „ „ Kutsch „ 129

3. „ „ Metze „ 128

Den Preis für den höchsten Flug errang Herr Metze mit 27 Punkten.

Außer Konkurrenz wurden von Herrn Fritz Heidenreich mit dem Apparat „Breslau" einige diverse sehr hohe Flüge von 30 Meter, deren Endziel stets die bebauten Felder waren, ausgeführt.

Der Wettflug-Ausschuß. Schräder. Walzel. Bruch.

Offizielle Mitteilungen des Vereins Deutscher Flugtechniker.

Sitz Berlin.

Ehrenmitglieder: Gustav Lilienthal, Groß Lichterfelde. Orville Wright, Dayton Wilbur Wright, Dayton.

1. Vorsitzender: Dr. Fritz Huth, Rixdorf.

2. Vorsitzender: Major von Parseval, Charlottenburg. Schriftführer: O. Schmal-Carbur, Tempelhof. Syndikus: Rechtsanwalt Eschenbach, Berlin. Beisitzer: Diplom-Ingenieur H Dorner, Berlin.

Ingenieur J. Grade, Magdeburg. Ober-Ingenieur H. Rosenstein, Elbing. Ingenieur Max Schüler, Chemnitz. Vorsitzender der technischen Kommission: Ober-Ingenieur Zix, Berlin. Vorsitzender der Platzkommission: Kapitain z. S. a. D. von Pustau.

Der Verein hat vergangenen Freitag dem neuen Flugfeld „Mars" einen Besuch abgestattet. Die Gleitbahn auf dem Flugfeld ist ziemlich fertiggestellt. Der Verein wird auch, wie die anderen deutschen Flugtechnikervereine, Gleitversuche machen. Die Gleitflieger sind von der Aeroplan-Fabrik Schüler geliefert.

Die Gleitflügapparate werden wie folgt besetzt: M.Schüler und O.Schmal-Carbur und ein dritter zum allgemeinen Gebrauch.

Ungezwungene Zusammenkünfte.

Wir bringen zur gefl. Kenntnis, dass für unsere Mitglieder in Berlin jeden Freitag ein Stammtisch im Restaurant Heidelberger belegt ist. Wir bitten unsere Mitglieder von dieser Gelegenheit zur ungezwungenen Aussprache Gebrauch zu machen.

Zuschriften sind an die Geschäftsstelle: Berlin W. 35, Schöneberger Ufer 25 zu richten. Zahlungen werden durch Zahlkarte auf das Postschek-Conto Nr. 5332 (O. Schmal, Tempelhof) erbeten.

DerVorstand: Dr. F. Huth, I. Vorsitzender. O. Schmal, Schriftführer.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909


Internationale Luftschiffahrt-Ausstellung Frankfurt a. M., Stand C. 24.

Flugsport

.Illustrierte technische Zeitschrift und Anzeiger

für die gesamte

„Flugschiffahrt"

(L' Aviation)

Le seul organe allemand traitant particulierement les interets de l'Aviation

unter Mitwirkung bedeutender Fachmänner herausgegeben von Oskar Ursinus, Civilingenieur.

Brkf-Adr.: Redaktion und Verlag „Flugsport" Frankfurt a. M., Bahnhotsplatz 8. Repräsentant pour la France: E. Raphael, Paris, Rue du Faubourg Poissonniere 62. Erscheint regelmäßig am I. und 3. Freitag jeden Monats.

— Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. =

Abonnement: Bei portofreier Zusendung unter Kreuzband Mk. 14.—. Durch Postbezug Mk. 12.— pro Jahr.

Der Nachdruck unserer Artikel ist, soweit nicht mit „Nachdruck verboten" versehen, nur mit genauer Quellenangabe gestattet.

Nr. 17. Frankfurt a. M., 6. August 1909. Jahrg. I.

Internationale Luftschi ff ahrt=Ausstellung Frankfurt a. Main 1909.

XIV.

E>as Interesse der vergangenen Woche galt der Motorluftschiffahrt. Zeppelin hatte einen grolkn Erfolg. Ein Propellerbruch kann jedem passieren. Materialfehler lassen sich nicht vermeiden.

Auch wir Flugtechniker freuen uns über diesen Erfolg. Wir bedauern nur, daß wir angesichts der kühnen Flüge unserer Nachbarn immer noch keine wirklich fliegende Flugmaschine besitzen. Hoffentlich werden wir in der nächsten Zeit Erfolge der deutschen Flugtechniker erleben.

Zur Zeit werden Unterhandlungen mit Bleriot gepflogen, um ihn für die Jla zu gewinnen. Bleriot soll für den Tag 2000 Mark erhalten.

Neuerdings sind wieder mehrere interessante Ausstellungsobjekte eingetroffen, so ein Flügelflieger von Ingenieur Schülke, welchen wir in Nr. 9 des „Flugsport" bereits eingehend besprochen haben. Weiter hat Etrich Wels einen Motorgleitflieger, einen Motorschlitten, sowie einen Original Lilienthal-Gleitflieger ausgestellt.

An den Kassen der Jla gingen in den drei Zeppelin-Tagen (Samstag, Sonntag und Montag) für Eintrittsgelder 70895 M. ein.

Hierzu kommen noch die Einnahmen für die Tribünenplätze in Höhe von rund 2001)0 M. Die Zahl der Besucher mit Dutzend-Karten und Dauerkarten, die sich ebenfalls auf \ iele Tausende belief, Iäl.it sich nur annähernd schätzen. Im ganzen mögen an den 3 Tagen über 150000 Personen das Ausstellungsgelände besucht haben.

Die Jla" ist nicht nur bemüht, dem Publikum vorhandene Konstruktionen, Maschinen und Erfindungen vor Augen zu führen

sondern sie sucht der Luftschiffahrt die Wege zu ebnen und durch Wettbewerbe die Konstrukteure zur intensiven Arbeit anzuspornen. Es sind verschiedentlich hohe Preise ausgesetzt.

Diese Wettbewerbe werden in wissenschaftlicher Weise und doch in strengster Anlehnung an die Praxis durchgeführt werden. Da ist es wohl erklärlich, daß man vor allen Dingen der Frage durch praktische Versuche näher zu kommen versucht, die selbst bei der älteren Schwester der Aeronautik — der Wasserschiffahrt — noch nicht endgültig gelöst ist, nämlich der Frage des günstigsten Propellers, in diesem Falle also der Luftschraube.

Herr Professor Prandtl, dem die wissenschaftliche Ausarbeitung dieses Wettbewerbes übertragen ist, hat die Versuchseinrichtung nun

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Lilienthal-Obelisk errichtet von der Zeitschrift „Flugsport".

Am Fuße befinden sich die ersten Versuchsflächen, mit welchen Lilienthal seine ersten Experimente zur Bestimmung des Luftwiderstandes und der günstigsten Flächenwölbung anstellte. Die Flächen wurden uns von Herrn Baumeister Lilienthal in dankenswerter Weise zur Verfügung gestellt.

in folgender Weise ausgebaut:

Die Antriebswelle, mit welcher die Luitschraube direkt gekuppelt wird, ist durch eine gelenkige, in der Fahrtrichtung und senkrecht dazu schwingende Lagerung unterstützt, sodaß die direkte Schubkraft des Propellers, sowie sein eigentlicher Arbeitsaufwand direkt automatisch registriert werden kann. Auf diese Art wird die Messung unabhängig von den unvermeidlichen Ver-

1 Listen, die ein großes Getriebe-Vorgelege stets mit sich bringt. Die Versuchseinrichtung ist auf einen sehr leicht laufenden Wagen aufgesetzt, der durch die arbeitende Luftschraube auf einem horizontal und gerade verlegten Geleise mit einer der Leistung entsprechenden Geschwindigkeit vorwärts getrieben wird. Die ganze

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Internationale Luftschiffahrt-Ausstellung.

Ausstellungsstand der Zeitschrift „Flugsport".

Anlage ist so eingerichtet, daß kleine Propeller ebenso gut geprüft werden können, wie solche von 5 m, weil alle Organe mit Rücksicht auf einen möglichst kleinen Luftwiderstand gebaut sind.

U- E. dürfte gerade dieser Wettbewerb für die Praxis von größter Bedeutung sein, sodaß nur zu wünschen wäre, wenn eine recht große Beteiligung ein befriedigendes Resultat ergeben würde.

Infolge der großen Bedeutung der Leichtmetalle für Flugapparate, die bei möglichst geringem Gewicht eine hohe Festigkeit besitzen müssen, ist von der „IIa" ein

Wettbewerb für feste Leichtmetalle in Aussicht genommen.

Zur Beteiligung an diesem Wettbewerb ist baldmögliche Anmeldung bei der „Jla" erwünscht.

Die zu prüfenden Materialien sind unter Beifügung von Prüfungsprotokollen bis zum 15. August der Prüfungskommission zur Verfügung zu stellen- Ueber die Zulassung späterer Einlieferangen entscheidet das Preisgericht. Dieses besteht aus:

Herrn Geheimrat Prof. Dr. Martens, Dahlem-Berlin,

Herrn Geheimrat Prof. Dr. Berndt-Darmstadt,

Herrn Professor Dr: Tamman-Göttingen,

Herrn Professor Dr. Lorenz-Zürich,

Herin Dr. de Neufville-Frankfurt a. M.

Die Grundlagen für den Wettbewerb sind von der Direktion der „Jla" zu erhalten.

h. Flugmaschinen.

(Fortsetzung von Seite 452 des „Flugsport". Doppelschwingenflieger von E. Kreiss, Hamburg.

' (Modell auf der Galerie, gut gearbeitet.)

Diese Flugmaschine gehört zum System der Schwingenflieger, nach Art des Vogelfluges, besitzt jedoch nicht wie die Vögel nur ein Flügelpaar, sondern mindestens zwei Paar abwechselnd und paarweise entgegengesetzt um ihre in der Flugrichtung liegenden Drehachsen auf und ab bewegter Flügel, welche mit jalousieähnlichen Ventilklappen versehen sind.

Die Jalousieklappen sind so beschaffen, daß sie sich beim Flügelniederschlag mehr oder weniger schließen, beim Flügelaufschlag dagegen öffnen, sodaß beim Flügelniederschlag durch den Luftwiderstand ein Hebedruck, beim Flügelaufschlag aber fast kein Niederdruck entsteht. Dadurch kann sich die Flugmaschine.-ohne Anlauf vom Boden emporheben, da stets ein Flügelpaar im Niederschlag begriffen ist, während das andere Flügelpaar sich im Aufschlag befindet.

Damit aber außer dem Hebedruck auch ein Vorwärtstrieb entsteht, sind die Jalousieflächen schräg nach vor»e geneigt angeordnet, sowie noch von solcher Beschaffenheit, daß sie sich nach Art des Vogelflügels unter dem Luftdruck hinten außen schräg nach aufwärts biegen.

Die Auf- und Abbewegung der Flügel geschieht durch Kurbelantrieb, vermittelst eines elastischen Zwischengliedes, einer Feder an der Kurbelstange, welches kraftsparend und stoßmildernd für die Beanspruchung der Flügelkonstruktion, sowie stabilisierend, zur Erhaltung des Gleichgewichts beitragend wirkt, da der federnde Flügel bei stärkerem Winddruck einfach nachgibt.

Mit der Flugmaschine ist ferner ein Schwungkreisel mit aufrechter Achse verbunden, der einen vierfachen Zweck erfüllt.

Als Akkumulator dient derselbe zu vorübergehend größerer Kraftleistung nach erfolgter Aufspeicherung der Kraft durch schnelle Drehung

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

des Kreisels, besonders beim F.mpor- und Anfangsflug; sodann nach bekanntem physikalischen Vorgange (Kreiselprinzip) als Stabilisator, zur Er-

haltung bezw. Unterstützung des Gleichgewichts der Flugmaschine; ferner als Schwungrad zur Aufnahme und Ausgleichung der Stöße bei Umwandlung der drehenden Antriebsbewegung in die hin und her gehende Bewegung der Flügel, und schließlich als Sicherheitsorgan gegen heftigen Absturz der Flugmaschine beim Versagen der Betriebskraft bezw. des Mechanismus, wobei der Schwungkreisel noch eine Zeit lang auf die Flügel fortwirken kann, bis seine aufgespeicherte Kraft aufgezehrt ist.

Der Schwungkreisel kann zum Zwecke der Kraftaufspeicherung in Bezug auf den Fliigelantrieb ein- und ausgeschaltet werden vermittelst einer Ein- und Ausrückvorrichtung (Kupplung).

Die Höhensteuerung erfolgt durch eine um eine wagerechte Mittelachse drehbare Schwanzstenerfläche, die Seitensteuerung nach rechts und links durch eine hintere, um eine aufrechte Mittelachse drehbare Steuerfläche.

Die Höhen- und Seitensteuerung geschieht von einem gemeinsamen Handhebel (Lenkstange) aus, durch dessen Vor- und Rückbewegen bezw. Drehung um eine wagerechte Querachse das Höhensteuer, während durch dessen Drehung nach rechts und links um eine aufrechte Achse das Seitensteuer betätigt wird, vermittelst einer Uebertragungsvorrichtung durch Hebelarme und über Rollen laufende Zugseile.

Zur Erhöhung der Tragfähigkeit und Sicherheit der Flugmaschine ist dieselbe auch noch mit fallschirmartig wirkenden Trag- und Ftihrungsflächen ausgerüstet.

Die Querstabilität der Flugmaschine reguliert sich selbsttätig dadurch, daß bei einseitigem Windüberdruck gegen die Flügel, durch deren infolge des federnden Zwischengliedes vergrößerten Ausschlag, zu beiden Seiten der Flugmaschine angeordnete, wagerechte Stabilisierungsflächen in eine schräge Lage zur Fahrtrichtung eingestellt werden derart, daß ein dem einseitigen Flügelabdruck entgegengerichteter Winddruck auf eine dieser Flächen erzeugt und vermindert, bezw. aufghoben wird bei nachlassendem Flügelüberdruck.

Durch die einseitige Gegenwirkung dieser Stabilisierungsflächen wird die Flugmaschine gleichzeitig dem seitlichen Winde entgegengedreht.

Es möge nun eine genauere Beschreibung der einzelnen Konstruktionsteile und ihrer Wirkungsweise folgen.

Der Antrieb der Flugmaschine erfolgt durch den tief unterhalb der Flügel auf dem Sattel sitzenden Flugfahrer mittelst Tretkurbeln, Kettenräder mit Kette- und Kegelrädern auf ein Vorgelege, von da weiter mit Kettenrädern und Kette nach oben auf eine hohle Vorgelegeachse und von dieser mittelst Kegelräder auf die vertikale Achse des Schwungkreisels, in dem die vom Flugfahrer ausgeübte Arbeit zunächst aufgespeichert wird. Die hohle Vorgelegeachse ist gelagert und dreht sich auf der im oberen Teile des Gerüstes teils an dem Längsgitterträger, teils an den Querträgern gelagerten Hauptkurbelwelle. Durch Einrücken einer Reibungskupplung, deren eine Hälfte am großen Kegelrad sitziund deren andere Hälfte ki Keilnute auf der Hauptkurbelwelle mittels vom Flugfahrersitz aus greifbaren Handhebels und Schleifringes verschiebbar ist, wird die Hanptkurbelwelle mit der hohlen Vorgelegewelle, sowie dem Schwungkreisel verkuppelt und setzt durch ihre beiden um 180 Grad versetzten Kurbelpaare mit Kurbelstangen — welche mittels Federn und der auf den Fliigelachsen sitzenden Hebelarme die Fliigelpaare angreifen — die mit Jalousieklappen versehenen, elastischen Doppelflügel dergestalt in Bewegung, daß abwechselnd je ein äußeres und inneres Flügelpaar entgegengesetzt auf und niederschlagen.

Auf den Fliigelachsen sitzen Arme, die bei vergrößertem Flügelaufschlag gegen am Gestell befestigte Winkelhebel stoßen, deren über Rollen laufende

s

Zugseile auf die seitlichen Stabilisierungsfächen einwirken, dergestalt, daß die Zugseile an Hebelarmen diese um ihre Mittelachse leicht drehbaren Stabilierungs-fläclien aus ihrer normalen, durch Spiralfedern gehaltenen wagerechten Lage in eine gegen die Fahrtrichtung nach abwärts gerichtete schräge Lage ziehen.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Reim Nachlassenlfdes '^vergrößerten,, Flügelausschlages ziehen die Federn die Stabilisierungsflächen in die normale, wagerechte Lage zurück.

Die Höhcnsteuermig geschieht durch die hintere wagerechte Schwanzsteuerfläche, die Seitensteuerung nach rechts und links durch die gleichfalls hinten an-

gebrachte, senkrechte Steuerfläche von dem gemeinsamen, vor dem Fahrersitz gehandhabten Steuerhebel aus, durch dessen Vor- und Riickbewegung die Höhen-steueruug, sowie durch dessen Drehung nach rechts und links die Seitensteuerung mittels Doppelhebel bewirkt wird.

Zum Betriebe wird ein 4 —6 PS geniigen.

D. Vorträge.

Ueber die

Entwicklung des Tierfluges

sprach Professor Dr. Pütter-Göttingen im Hörsaal des Physikalischen Vereins. Das, was der körperlichen Organisation des Menschen versagt ist, so führle der Redner aus, hat die Natur in sehr freigebigem Maße den Tieren gewährt. Von 420000 Tierarten sind 260000, also die weitaus größte Anzahl Flieger. Von diesen 200000 verteilen sich 250000 auf Insekten, 13000 auf Vögel, 600 auf Fledermäuse, 60 auf Fische. Also 62 Prozent aller Tiere fliegen, 75 Prozent aller Landtiere! Jetzt, da wir ganz im Zeichen der Aneignung des Flugvermögens stehen, interessiert in erster Linie die Frage, wie die Tiere die Flugfähigkeit erworben haben. Es sind zunächst zwei große Gruppen: die Wirbeltiere und die Insekten zu unterscheiden. Die Flugfähigkeit ist an zwei Organe geknüpft, an das Vorhandensein von Segelflächen und Flugmuskeln. Für die Entwicklung ist es außerordentlich interessant, daß es Tiere gibt, die nur mit einem dieser Organe ausgestattet sind, nämlich mit Segelflächen. Diese Tiere sind reine Gleitflieger. Zu ihnen gehört beispielsweise der japanische Flugdrache. Diese Tiere sind alle aus den Klettertieren hervorgegangen, durch Klettern fanden sie die Höhe, die sie zur Ausübung des Gleitflugs brauchten, diese Tiere haben also nur Gleitflächen, aber keine Flugmuskeln. Zwischen ihnen und den eigentlichen Fliegern liegt noch eine Zwischenart, bei der wir, wie beim Flugfrosch, beim Flattermarder eine ganz schwache Flatterbewegung finden. Hieraus geht jedoch deutlich hervor, daß wir die Vorfahren der Flieger unter den Klettertieren zu suchen haben, eine Entwicklung, für die uns die Fledermäuse weitere Anhaltspunkte geben. Bei guten Fliegern tritt dann eine erhebliche Entwicklung der Muskulatur hinzu, der ein Viertel bis ein Drittel des Körpergewichts zufällt

Die Betrachtung der absoluten und relativen Größe der Flugflächen verschiedener Tiere lehrt uns nun die wichtige Regel, daß die Flugtiere geometrisch und mechanisch nicht ähnlich sind. Die absolute und relative Größe der Fliegflächen nimmt mit der Größe zu. Daran knüpft sich nun die Frage, wo nach oben hin die Grenze liegt, und ob es speziell dem Menschen möglich ist, aus eigenen Kräften zu fliegen. Ueber die Aussichtslosigkeit dieser lange geglaubten Möglichkeit belehren uns einige Vergleichszahlen. Wenn man für den Storch 1,7 mkg'sec annimmt, so hätte der Mensch zum Flug 64 mkg sec, d. i. 0,85 PS nötig. Wir wissen nun nach physiologischen Feststellungen, daß die gesamte Muskulatur nur ein Sechstel bis ein Achtel dieser Arbeitsmenge leisten kann. Die Schwierigkeiten, die sich bei den Vögeln und allgemein bei den Wirbeltieren aus der absoluten Größe ergeben, finden wir bei den Insekten nicht. Ueberhaupt zeigen die Flugwerkzeuge der Insekten verschiedene Abweichungen gegenüber den Wirbeltieren. So beginnt bei den Insekten der Flug mit einem Sprung statt mit Kletterbewegung, bei den Wirbeltieren haben wir nur die Schwingenflieger vertreten, die Insekten weisen auch Drachenflieger auf. Die Heuschrecke, die Grille, Käfer besitzen nämlich außer der beweglichen Flug-flädie noch feste Flächen, die nur als Drachenfläche wirken. Die Beobachtung hat gezeigt, daß diese Drachenflieger schlechte Steuerer sind, und daß die besten Steuerungsleistungen mit zwei bewegten Flügelpaaren erreicht werden. Eine Ausnahme bildet in der Beziehung die fliegende Mücke, die trotz eines Flügelpaares vorzügliche Steuerbewegungen aufweist. Hier haben sich aber besondere Organe, die sogenannten Schwingkolben, gefunden, die zweifellos auf die Steuerung von Einfluß sind.

Im ganzen Tierreich ist unter allen fliegenden Wesen nur das System „schwerer als die Luft" zu finden. Wir haben nirgendwo einen Anklang an den Ballon. Man hatte früher oft die fälschliche Meinung vertreten, daß die Luftsäcke der Vögel ein derartiges Organ bildeten, es ist jedoch ganz ausgeschlossen, daß ihnen jemals die Funktion irgend einer Gewichtserleichterung durch Auftrieb zufallen könnte. Selbst wenn man die Luftsäcke mit Wasserstoff gefüllt denkt, ist der Auftrieb ein so minimaler, daß er gegenüber dem zu hebenden Körpergewicht

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gar nicht in Frage kommt. Wohl unterstützen die Luftsäcke die Atmtingstätigkeit des Vogels, an die naturgemäß sehr große Ansprüche gestellt werden. Ueber-haupt ist der Vogelkörper außerordentlich ökonomisch gebaut, mit dem geringsten Materialaufwand die größte Leistung erzielt. Während ein Säugetier mit 300 kg Muskulatur eine PS eine Stunde leistet, vollbringen 30 bis 40 kg Taubenmuskeln die gleiche Leistung. Noch weiter aber geht der moderne Motor, der dem Menschen die Gabe des Fliegens vermittelt, er leistet diese Arbeit bereits mit 4 bis 6 kg. Es ist also keine Gefahr vorhanden, daß diese Verhältnisse vorläufig der weiteren Entwicklung einen Halt gebieten. Mit dieser Hoffnung auf die Entwicklungsfähigkeit des menschlichen Flugs schloß Prof. Pütter seine Ausführungen.

Pariser Brief.

Von unserem Pariser Korrespondenten.

Inmitten all des Trubels und der Verzückungen, mit denen der „Triumphator" Bleriot gegenwärtig täglich, sogar einige Male täglich, gefeiert wird, hat sich ein sehr interessantes Ereignis in aller Stille, gewissermaßen unter Ausschluß der Oeffentlichkeit, vollzogen: die Eröffnung der bereits früher angekündigten historischen Austeilung der Aerostation, die am Sonnabend Nachmittag in den Räumen des bekannten Grand Palais in den Champs Elysees vollzogen wurde, an derselben Stelle, wo sich in wenigen Monaten schon die mit großem Pomp geplante Internationale Aviations-Ausstellung, für die jene gewissermaßen die Ouvertüre darstellt, präsentier, n wird. Und das ist recht schade. Die Ausstellung enthält, soweit der erste flüchtige Blick erkennen läßt, außerordentlich viel Sehenswertes und den Mann von Fach Interessierendes. Es ist dort eine Art Museum zusammengetragen worden, welches in übersichtlicher Anordnung die einzelnen Ent-wickelungsphasen jenes Kampfes um die Unterjochung der Luft darstellt. Besonders interessante Einzelheiten dieser Austeilung sollen in einer der nächsten Nummern besprochen werden.

Bekanntlich hatte der Bleriot'sche Erfolg bei Ueberquerung des Kanals so manchem französischem „Aviatiker" den Kamm schwellen lassen und ein r überbot den anderen mit abenteuerlichen Projekten einfältiger Art. So verkündete der berühmte „Meisterpilot" Graf Lambert daß er nunmehr den Kanal mit einem Passagier auf seinem Zweidecker überfliegen werde, und zwar wurde bereits Franz Reichel vom „Figaro" als sein „Reisebegleiter" genannt. Die Sache erschien von vornherein nicht recht glaubwürdig, denn gerade Franz Reichel besitzt neben dem erforderlichen Quantum Mut ein .viel zu großes Maß von Verstand, um sich dem Grafen Lambert bei seinem halsbrecherischen Experimente anzuvertrauen. Latham sollte, wie es hieß, die Absicht haben, um an seinem Konkurrenten Bleriot „Revanche" zu nehmen, nun den Kanal hin und zurück zu überfliegen. Inzwischen hat Latham seinen zweiten und gleichfalls verunglückten Versuch unternommen. Wenn einer von all denen, die um c^en be — — rühmten Kanalflug so lärmend in die Reklametrompete gestoßen haben, verdient hätte, daß er Erfolg gehabt hätte, so war es Latham, ein schlichter, ernster, fleißiger Pilot, der eben zu ernst und zu gewissenhaft war, um va banque zu spielen. Als

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„FLUGSPORT".

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man den jungen Aviatiker bei seinem zweiten Unfall aus dem nassen Elemente holte, sagte er weinend: „Je n'nai pas de Chance, vraiment!" In der Tat, Latham hat großes Pech gehabt. Ob ihn dafür der Beschluß der Londoner „Drapers Society", die ihn mit Rücksicht darauf, daß einer seiner Vorfahren einmal Präsident dieser Gesellschaft gewesen war, zum Ehrenmitglied ernannt hat, entschädigen kann, erscheint zweifelhaft. Aber Lathams mißglückter zweiterVersuch hat eine eigenartigeWirkung gehabt: es ist

mit einem Male ganz ruhig geworden, es wird nicht mehr geflogen, weder mit noch ohne Passagier. Ueber allen Wipfeln ist Ruh. Die Torpedoboote sind aus Calais verschwunden und Graf Lambert hat seine Projekte und seinen Zweidecker, säuberlich verpackt, nachParis expedieren lassen, wohin aucli der inzwischen von seinerGesichtswunde geheilte Latham zurückkehrt.

Während es also scheint-, als ob wir von dieser Seite her endlich Ruhe bekommen sollten, taucht „an anderer Stelle des Kanals" schon wieder ein neues Flugprojekt auf. Der Gemeinderat von Boulogne hat einen Preis von 20000 Francs ausgesetzt für denj enigen Aviatiker, der den Kanal von Boulogne bis Folkestone, also über eine noch be-

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Gordbn Bennet-Preis der Lüfte für aie^jroße Woche der Champagne.

trächtlich weitere Distanz, als Calais—Dover, überqueren würde. Es scheint, als ob die Stadtväter von Boulogne sich durch den historischen Ruhm ihrer Schwesterstadt Calais nicht verdunkeln lassen wollten. Wie es in dem Aufruf heißt, hoffen die Boulognesen mit Bestimmtheit, daß eine große Anzahl von Piloten das Wagnis unternehmen werden . . . on verra.

Die Woche von Vichy, von der in voriger Woche die Rede war, sollte auf Beschluß der Veranstalter um einige Tage verlängert werden, hat aber ihr vorzeitiges Ende gefunden, indem ein furchtbarer Sturm die gesamten Aeroplanliallen und Tribünen fortfegte. Menschen sind nicht zu Schaden gekommen.

Auch Verdun veranstaltet in den ersten Tagen des September auf dem Hippodrom von Charny einen Aviationsbewerb, der die dort gelegentlich einer Denkmalenthüllung zum Andenken an die deutsche Belagerung im Jahre 1870 vor sicliTgehendentFestlich-keiten verherrlichen soll.

Von wesentlich höherer Bedeutung ist natürlich das bereits erwähnte Meeting von Dunkerque, das vom 5. bis 25. August vor sich gehen und anscheinend manche interessante Darbietungen bringen wird. Neuerdings haben sich

den eigentlichen Veranstaltern noch die Herren Surcouf, Thery und Capelle vom Aero-Club angeschlossen. Bei dieser Gelegenheit sei erwähnt, daß es jetzt hier Mode geworden ist, daß Ortschaften, die avia-tische Wettbewerbe veranstalten, sich stets einige Herren vom Pariser Aero-Club „borgen", die sie mit ins lokale Organisationskomitee nehmen, einganz verständiger Gedanke.

Gleichfalls wird im August in Deauville eine große aviatische Demonstration geplant, bei der, da nun einmal irgend etwas jetzt ^überquert" werden muß, die Seine überflogen werden soll, was wohl weniger große Schwierigkeilen bereiten wird.

In Juvisy, wo man seine Zeit mit der Empfangsvorbereitung des „illustren" Bleriot verbrachte, ist sonst wenig interessantes zu verzeichnen gewesen. Der junge Gaudart hat weiter erfolgreich mit seinem Zweidecker operiert, einmal sogar einen Flug von über 17 km in 40 m Höhe zu Stande gebracht. Am letzten Sonntag endlich ist der „große Einzug" Bleriots in Juvisy erfolgt, wo ihn der Bürgermeister und die Einwohner mit Reden und

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Roger Sommer in seiner Maschine.

Fanfaren begrüßten. Auf dem Flugfelde fand dann das von der Societd d' Encouragement ä l'Aviation veranstaltete Bankett statt, das mit Feuerwerk und bengalischem Lichte abschloß . . .

In Chalons sind Henri Farman und Sommer emsig bei der Arbeit. Letzterer hat am Donnerstag mit tinem Fluge von 1 Stunde, 23 Minuten, 30 Secunden alle bisherigen französischen Rekords geschlagen. Die Flughöhe variierte zwischen 6 und 40 m Hauptmann Burgeat hatte das Pech, bei einem Aufstieg am letzten Dienstag von einem heftigen Wind erfaßt und mit seinem Apparat auf die Erde zurückgeschleudert zu werden, wobei das Chassis und die Schraube zertrümmme t wurden.

In lssy-les-Moulineaux wird der oftgenannte Zweidecker .,Witzig-Livr6-Dutilleul" neuerdings von Busson gesteuert, ohne daß er aber seine bekannte Schwerfälligkeit dadurch eingebüßt hat. Ueber belanglose Flü^e von etwa 200 m ist diese Maschine noch nicht hinausgekommen. In diesen Tagen aber will Rougier mit einem neuen Voisin-Zweidecker daselbst zu experimentieren beginnen und darf man wohl interessante Leistungen erwaten.

Paulhan, der demnächst zu einer aviatischen Veranstaltung nach der belgischen Stadt Tournai geht, soll die Abs cht haben, sich um den „Daily-Mail"-Preis von 1000 Pfund Sterling für den Flug von London nach Manchester zu bewerben!

Die französischen aviatischen Kreise beginnen sich neuerdings ernstlich mit der Frage der Jurisdiktion der Atmosphäre zu befassen. So hat jetzt die Ligue Aerienne du Nord ein Komitee zusammenberufen, das mit dem eingehenden Studium der einschlägigen Materie betraut werden soll. Die Arbeiten sollen vom Gesichtspunkte des Schutzes der Aviation und der Wahrnehmung von deren Interessen geführt werden.

Auf Drängen der „Vox populi" hat der Aero-Club tatsächlich beschlossen, in der Nähe von Calais einen Denkstein für Bleriot und seine ruhmreiche Tat zu errichten. Dem Bleriot muß jetzt so ungefähr zu Mute sein, wie den Auguren im alten Rom, wenn sie sich bei der Begegnung stumm anlächelten . . .

Endlich ist es nun den Wrights, wie soeben eintreffende telegraphische Meldungen aus Amerika besagen, gelungen, den von der amerikanischen Regierung vorgeschriebenen Flug auszuführen. Nachdem Orville Wright in den letzten Tagen bereits einige sehr bemerkenswerte Flüge ausgeführt hatte, darunter einen solchen von 1 Stunde 13 Minuten mit einem Passagier an Bord, womit der bisherige Weltrekord geschlagen ist, machte er sich am Sonnabend an die endliche Erfüllung der seit Wochen vorbereiteten Aufgäbe. Wie bekannt, handelte es sich um einen Flug von Fort Meyer, in der Nähe von Washington, nach Alexandria, wobei ein Passagier im Gewichte von 70 kg, sowie Betriebsstoff für eine Reise von 125 Meilen mitzuführen und eine Minimai-Durchschnittsgeschwindigkeit von 36 Meilen (rund 58 km) innezuhalten war. Er nahm den Leutnant Foul is an Bord und flog um 6 Uhr 48 Minuten auf. Der Apparat umkreiste zweimal das Aerodrom, und entschwand bald den Blicken der unzähligen Men-schenmassen, die herbeigeeilt waren, um das grandiose Schauspiel zu sehen. Nach einem regelmäßigen Fluge von 14 Minuten

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Roger Sommer in seiner Maschine am l.*Augustj[1909.

gesetzt: „Der Große Preis von Brescia" (45.000 Lire) für die höchste Geschwindigkeit über 100 km; der „Höhenpreis" (10.000 Lire) für den._besten Höhenflug; der „Preis der Passagiere" (5000 Lire) für

einen Flug über 10 km mit der größten Anzahl von Passagieren; -----

der „Abflug-Preis" (5000 Lire) für den Apparat, der am schnellsten mit eigenen Mitteln den Abflug bewerkstelligt. Alle diese Bewerbe sind natürlich international.

Ferner wird viel eine Nachricht besprochen, welche ein hiesiges Fachblatt am Sonntag brachte, wonach der deutsche Major Parseval von der Regierung eine Subvention von 200.000 Mark erhalten soll mit dem Auftrage, einen neuen, für die Armee bestimmten Aeroplan zu studieren. Man knüpft daran den Alarmruf, sich von Deutschland, wie es bereits mit den Lenkballons der Fall sei, nun auch noch mit den Flugschiffen ins Hintertreffen drängen zu lassen.

42 Sekunden hatte Orville Wright die vorgeschriebene Distanz von 5 Meilen hin und zurück durchmessen und somit eine Ge= schwindigkeit von 40 Meilen in der Stunde (anstatt der verlangten 36) erreicht. Wenn man die große Kurve, die der Pilot beim Umwenden in Sliooter Hill machen mußte, in Abzug bringt, hat Wright eigentlich nur 10 Minuten 10 Sekunden für die 16,090 km gebraucht. Die Brüder Wright haben nunmehr den Preis von 25.000 Dollars gewonnen und der Apparat ist in den Besitz der amerikanischen Regierung übergegangen. Präsident Taft, sowie eine große Anzahl von Ministern waren bei der Flugleistung zugegen. Die Wrights kommen nun nach Europa und zunächst nach Berlin.

In hiesigen Aviationskreisen rüstet man sicli zur Beteiligung an dem Avi tionsbewerb zu Brescia, von dem früher schon die Rede war, und das, wie erinnerlich, in der Zeit vom 5. bis 20 September vor sich geht. Das Meeting verspricht freilich in vieler Beziehung interessant zu werden. An Preisen sind fest-

Am Sonntag hat noch Roger Sommer zu Moumelon-le-Grand eine schöne Flugleistung zu Weg gebracht. Wie ich in meinem letzten Berichte bereits mitteilte, experimentiert Sommer mit dem Farman'schen Zweidecker und zeigte schon in den letzen Tagen bemerkenswerte Fortschritte in der Handhabung der Maschine. Am Sonntag nun hat Sommer einen ununterbrochenen Flug von 1 Stunde, 50 Minuten, 30 Sekunden in einer Flughöhe von zwischen 15 und 30 m, sowie am Mittwoch den 4. ct. einen Flug Von 2 Stunden 10 Minuten ausgeführt und mußte wegen Benzinmangels landen- Er hat sich damit an die Spitze der französischen Dauerflugleistungen gestellt. Die längsten Flüge, die bisher demnach stattgefunden haben, stellen sich wiefolgt dar; 0 Stunde 29 Minuten 53 Sekunden Delagrange (Zweidecker Voisin)

6. September 1908 o „ Bleriot (Eindecker Bleriot)

25. Juli 1909

0 „ Bleriot (Eindecker Bleriot)

13. Juli 1909

0 „ Tissandier (Zweidecker Wright)

20. Mai 1909

19 „ Paulhan (Zweidecker Voisin)

15. Juli 1909

31 „ Latham (Eindecker Antoin.)

5. Juni 1909

o „ Wright (Zweidecker Wright)

20. Juli 1909

o „ Farman (Zweidecker Farman)

19. Juli 1909

30 „ Sommer (Zweidecker Farman)

l. August 1909

53 „ Wright (Zweidecker Wright)

18. Dezember 1908 0 „ Sommer (Zweidecker Farman)

4. August 1909 25 „ Wright (Zweidecker Wright)

31. Dezember 1908

Levavasseur's Ansichten über die Flugmaschine der Zukunft.

Levavasseur, der Konstrukteur des Antoinette-Monoplan, teilte in der Muße der Wartetage von Sangatte einem Korrespondenten seine Ansichten über dieTlugmaschine der Zukunft mit, die interessant genug sind, um sie im folgenden abgekürzt wiederzugeben.

„Warum sind Sie ein so energischer Verfechter des Mono-plans?" fragte er. „Weil im Hinblick auf die Stabilität ein Monoplan leichter zu erbauen ist als der Biplan," erwiderte dieser. „Aber da die Tragkraft des Monoplan so viel geringer ist, so müssen Sie große Triebkraft anwenden." — „Das ist richtig", antwortete er, „aber dann haben wir einen großen Vorteil darin, daß die Tragflächen des Monoplans breiter gemacht werden können und daher ein besseres Gleichgewicht ergeben, sobald die Maschine stoppt, während die übereinanderstehenden Flächen des Biplan

0 0

2 2

33 43 2 7 7 21 23 50 54 10 20

notwendig schmal sein müssen. Ferner kann man die Flächen des Monoplan auch so herstellen, daß sie zusammengefaltet werden können. Aber dazu ist die Zeit noch nicht reif." — Etwa so, wie der Vogel seine Flügel zusammenlegt?" — „Nein," antwortete Levavasseur, „es ist ein aussichtsloses Unternehmen, die Bewegungen des Vogels mechanisch nachahmen zu wollen. Was ich beabsichtige, ist, die Schwingen so zu machen, daß sie während des Fluges von ihrem Ansätze bis zur Spitze sich in der Form einer Propellerschraube falten. Die Vorderstangen sollen starr sein, während die Hinterstangen sich um das Zentrum wie um eine Angel drehen. Das wird uns eine Anpassung an alle Wetter ermöglichen." Latham erläuterte diese Idee, indem er einen Papierstreifen wie zwei Schraubenflügel bog. „Jedoch für die nächste Zukunft," fuhr Levavasseur fort," „wollen wir den 100 PS.-Motor studieren."

„Hat der Helicopter eine Zukunft?" — „Ich glaube nicht; der Flug ist etwas mechanisches; der Aeroplan wirkt fast ganz mechanisch, der Helicopter dagegen nicht." — „Herr Latham hat mir erzählt, daß Sie sich entschieden haben, eine Flugmaschine zu konstruieren, die mehrere Personen tragen kann." — „Zehn bis fünfzehn", antwortete er. „Der Motor ist bereits fertig gestellt. Er hat 24 Zylinder, entwickelt 360 HP und wiegt 720 kg."

— „Sie haben über die unmittelbare Zukunft gesprochen, Herr Levavasseur, aber was wird die Flugmaschine der Zukunft sein?"

— Nach einer Pause des Nachdenkens antwortete er: „Ich persönlich glaube, daß das Prinzip des sich öffnenden und schließenden Fächers angewandt werden wird, den Flügeln der Fledermaus gleich." — „Was kann man von einer Kanalüberfliegung lernen?"

— „Garnicnts. Eine solche hat keinerlei wissenschaftliches Interesse für uns. Das würde bedeuten, daß bei derselben uns etwas unbekannt wäre, das ist aber nicht der Fall." — „Man hat in England Bedenken über die Höhe, welche ein Aeroplan erreichen kann." — „In dieser Beziehung gibt es keine praktische Grenze", erwiderte er. „1000 m wäre die Grenze des jetzigen Typs. Später wird für militärische Zwecke eine Maschine konstruiert werden, die sicli 5000 m erheben kann. Eine Flugmaschine kann tatsächlich ebenso hoch fliegen, wie ein freier Ballon." — Endlich teilte Levavasseur mit, daß Ende September Latham einen Monat lang jeden Tag fliegen würde, um den praktischen Wert seiner Erfindung zu erweisen.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Inland.

Flugapparat von Gustav Ehrler. In dem Dörfchen Wittlekofen, Amt Bonndorf im badischen Oberland, ist es einem gewissen Gustav Ehrler nach mehrjährigem Studium und praktischen Versuchen gelungen, Flugmodelle herzustellen, die in einer Höhe von 6,5 m, durch ihre eigene Schwerkraft getrieben,

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FLUOSPOR J:

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70 bis 80 m in ruhigem, sicherem Fluge zurückgelegt haben. Die Flugmaschine blieb bei Flugversuchen gegen den Wind plötzlich ganz ruhig auf einem Punkte stehen, um nach 1 bis 2 Minuten wieder selbständig weiterzufliegen, eine Tatsache, die von keiner der bisher erfundenen FI u gm as Chi Herr,-insbesondere von den größeren Systemen, erreicht wurde und die der richtig getroffenen Konstruktion der Tragflächen und des durch das Gewicht des Modells gleichmäßig verteilten, gewissermaßen strahlend ausgedehnten Luftdrucks zuzuschreiben sein soll. Nach den Mitteilungen des Erfinders soll mit der Flugmaschine, die etwas ganz Neues auf dem Gebiete der Flugtechnik darstellt, ohne Anlauf vom Platze aus in jede beliebige Höhe aufgestiegen und der Motor während der Fahrt beliebig entlastet werden können. Mit der Maschine sollen 4 bis 6 Personen befördert werden können, die alle während der Fahrt einen freien Ausblick nach allen Seiten haben.

Flieger von Johannes Taaks in Osterode am Harz. Der Konstrukteur steht auf dem Standpunkt, daß der Flugapparat, wenn er richtig gebaut ist, auch ohne Motor fliegt und selbst bei Windstille kurze Strecken zurücklegen kann.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Flieger von Taaks, Osterode.

Der vorliegende Apparat ist so gebaut, daß der in den Achseln hängende Führer mit seinen Füßen die Flügelenden (etwa '/» der Fläche) nach unten schlagen läßt, was für den eigentlichen Flug genügen soll. Den Aufschlag bewirkt die Luft bezw. das eigene Gewicht. Der Konstrukteur hält bei Schwingenfliegern es für verfehlt, beim Aufschlagen die Flügel sich öffnen zu lassen. Die Flügel müssen nach hinten schwingen können. Aus diesem Grunde hat der Konstrukteur die hinteren Flügel 2/;, der völlig beweglich gelassen. Taaks hat mit seinem Apparat Strecken von ca. 18 m zurückgelegt.

Flieger Gruber. Gruber in München hatte vor kurzem die Absicht, mit einem von ihm konstruierten Aeroplan in der Nähe des Isartalbahnhofes Flugversuche zu unternehmen. Zur Führung des einsitzigen Flugapparates war ein Bekannter Grubers, namens Walter, bestimmt. Der Apparat befand sich bereits an Ort und Stelle, als Gruber infolge der begreiflichen Aufregung, in der er sich befand, einen leichten Schlaganfall erlitt und durch die Sanitätskolonne in seine Wohnung gebracht werden mußte, worauf die beabsichtigten Flugversuche unter-

Gruber ist auf dem Gebiete der Aviatik Autodidakt, beschäftigt sich jedoch schon seit längerer Zeit mit der Lösung des Flugproblems. Sein Aeroplan hat eine Länge von etwa sieben Metern und wird durch motorische Kraft (einen 6—7 PS. Motor) getrieben. Seiner Konstruktion nach ist der Aeroplan ein Flügelschlagflieger, bei welchem schlagende Flächen die Tätigkeit von Propellern ersetzen. Das System des Flügelschlages beruht hier nicht wie beim Vogel, darauf, daß beim Heben der Flügel ein Fallen des Gesamtapparates eintritt, sondern daß vier Flügelpaare gleichzeitig in Tätigkeit sind, wobei zwei Flügelpaare immer abwärts und die anderen zwei aufwärts schlagen. Die Flügel bestehen aus einzelnen jalousieartigen Klappen, welche sich beim Niederschlag schließen und eine geschlossene Fläche mit großer Hubkraft erzeugen, beim Aufschlag sich öffnen und dadurch den Oberdruck vermeiden. Zwei schräg gestellte Flächen vorne und eine hinten sollen die Stabilität in der Flugrichtung sichern.

Der Aeroplan ruht auf vier Rädern, von deren Achsen ausgehend Hebel mit den Flügelpaaren in Verbindung stehen. Vorder- und Hinterräder werden durch Kettenantrieb in Bewegung gesetzt und rotieren auch, solange sich der Apparat in der Luft befindet. Sie dienen in diesem Falle nicht mehr als Stützpunkt für den Apparat, sondern als Antrieb für die Flügelflächen. Hinter dem Motor befindet sich eine Sitzgelegenheit für den Fahrer, lieber die Verwendbarkeit des Apparates läßt sich naturgemäß kein Urteil fällen, so lange er nicht praktischen Versuchen unterworfen wurde. Er ist mit großem Fleiß konstruiert und scheint stabil zu sein. Jedenfalls darf man mit großem Interesse der Ausführung eines Flugversuches entgegensehen.

Nach einem Hauptprobeflug, der in der Max-Il-Kaserne stattfinden wird, soll der Apparat nach Frankfurt a. M. zur Ausstellung kommen.

Ausland.

Flieger Etrich. Etrich hat seinen Eindecker nach dem Steinfelde bei Wiener-Neustadt transportiert. Der Werkmeistern Iiiner sowie mehrere Monteure sind ebenfalls in Wiener - Neustadt eingetroffen, um dort während der Dauer der Flugversuche ständigen Aufenthalt zu nehmen. Der Monoplan wurde bereits aus dem Schuppen herausgebracht und es wurden kurze Vorversuche unternommen.

Ellehammer will den Oeresund überfliegen. Der Erfolg Bleriots hat auch den unermüdlichen dänischen Aviatiker Ellehammer veranlaßt, mit einem Plane hervorzutreten, den er in aller Stille seit langem vorgearbeitet haben will. Bereits lange vor Lathams und Bleriots Flügen hatte Ellehammer die Absicht, mit seinem Apparat den Oeresund zu überfliegen. Im Beginn des Frühjahrs ließ er sich für seine Maschine einen neuen und stärkeren 6-Zylindermotor mit 24 Pferdekräften konstruieren, aber zu dem Steuerapparat seines Aeroplans hatte er nicht unbedingtes Vertrauen. Nun aber, nach Bleriots Triumph, ist auch dieses Bedenken geschwunden. Das Steuer des Franzosen ist nämlich nach Ellehammers Anraten konstruiert, der Bleriot sein eigenes Modell bereitwilligst Uberlassen hatte, und gerade das tadellos funktionierende Steuer sicherte dem französischen Aviatiker den Erfolg. Ellehammer denkt nun gegen Ende September zu seinem Oeresundflug bereit zu sein.

Lefebvre, ein Schüler von Graf Lambert, hat mit einem Wright-Flieger im Haag einen Flug von 5 Minuten und 38 Sekunden ausgeführt.

Flugversuche bei Stockholm. In diesen Tagen veranstaltet der Schwedische Motorklub bei Stockholm die ersten Aufstiege mit der Flugmaschine. Dr. Folmer Hansen, der bereits in Kopenhagen mit dem Farmanäroplan einige glückliche Versuche unternommen hat, ist in Begleitung des französischen Flugtech-

nikers Legagneux und eines dänischen Mechanikers eingetroffen und leitet die Vorbereitungen auf dem Ladugardsfelde, wo die Vorführungen und Aufstiege stattfinden. Der Motor der Maschine (Antoinette) hat 50 Pferdekräfte. Der Aeroplan ruht auf Rädern. Die Maschine hat eine zweiflügelige Schraube. Dr. Hansen bleibt etwa 14 Tage in Stockholm, dann begibt er sich nach Helsingfors und St. Petersburg, wo ebenfalls Aufstiege geplant sind.

Patentwesen. Deutschland.

Patentanmeldungen.

77 h. R. 27 317. Pralluftschiff mit an der Unterseite des Tragkörpers zur Aufhängung der Gondel angebrachten Gitterbalken; Zus. z. Pat. 210450. Ottavio Ricaldoni und G. Arturo Crocco, Rom; Vertr.: Pat.-Anwälte A. Stich, Nürnberg und Dr. H. Fried, Berlin SW. 61. 9. 11. 08.

Gebrauchsmustereintragungen.

77 h. 384736. Drachenflieger mit Tragflächen. F. Pflanze, Plauen i. V. Bahnhofstr. 17. 24. 4. 09. P. 15382.

77h. 384876. Mit einem Wasserfahrzeug kombiniertes Luftschiff, Wojciech Stefanski, Rakwitz, Posen. 29, 5. 09. St. 11 857.

England.

No. 8531. Sam. L. Walkden, Verbesserungen an Aeroplanen. No. 8602. George Stevenson, Twickenham. Flugmaschine. No. 8687. Louis B Goldman, ttaywards Heats, Verbesserungen an Luftmaschinen.

No. 8828. Gustav Unger, Verbesserungen an lenkbaren Ballons. No. 8849. F. W. Lanchester, Verbesserungen in der Steuerung von Flugmaschinen.

No. 8866. William Britain: Verl esserungen an Flugmaschinen. No. 9006. Theodore Merington (Soberton Hants.), Verbesserungen an Kriegsballons.

No. 9060. Edmund B. Wedmore und Th. E. Robertson, Tonbridge, Verbesserungen an Flugmaschinen.

No. 9068. Georg Watter, Verbesserungen an Luftschiffen.

No. 9074. Alban J. Roberts und Fr. J. Healey, Verbesserungen an Aeroplanen.

No. 9181. Joseph W. Hill und E. E Bürchau (Ciillingham, Kentj_ Aeroplan mit rotierenden Schwingen.

No. 9235. Henry Calder Löbnitz, Verbesserungen an Luftmaschinen. NB. Mit vollständiger Spezifikation.

No. 9239. Rudolf Wagner und Carl Edler von Radinger: Verbesserungen an Röhren für Luftschiffe. (In Deutschland angemeldet 9. November 1908)

No. 9295. Timothy Elliott, Liverpool, Verbesserungen an Propellerflügejn für Luftschiffe.

Verschiedenes.

Wie groß muß ein Uebungsfeld für Flugversuche sein? Ueber die Größe, welche ein Uebungsfeld für Flugtechniker haben muß, um allen Ansprüchen zu geniigen, herrschen verschiedene Ansichten. Man darf bei der Beantwortung dieser Frage den Umstand nicht vergessen, daß eine übermäßige Größe auch ihre Schattenseiten hat. Sie hindert die Uebersichtlichkeit, die für die Zuschauer wichtig ist, und bei etwaigen Unfällen kann die Entfernnng zwischen dem Schuppen und dem Apparat sehr groß werden. Eine genügende Uebersichtlichkeit bedingt Entfernungen von nicht mehr als 500 Meter; ein Kreis von

1000 Meter Durchmesser, in dessen Mitte die Zuschauer Platz finden, wäre demnach richtig. Eine solche Form hat der Wright'sche Flugplatz in Pau. Für größere Zuschauermengen ist aber die Unterbringung derselben in der Mitte des Platzes natürlich höchst mißlich, da allzu leicht Kollisionen zwischen dem landenden Apparat und den Zuschauern eintreten können, die höchst gefährlich sind. Es bleibt dann die Form von ungefähr 500 X 1000 Meter, mit Zuschauerplätzen in der Mitte der beiden Längsseiten. Diese Größe genügt als Uebungsplatz vollständig, obgleich manche Erfahrungen auf französischen Flugplätzen dagegen zu sprechen scheinen. Man muß aber bedenken, daß die ersten französischen Apparate durchaus falsch konstruiert waren, sodaß Wendungen gar nicht, oder doch nur sehr schwer auszuführen waren. Diese Periode der allerschlechtesten Konstruktionen ist vorüber. Die ersten Schüler Wrights konnten schon bei ihren ersten Versuchen Kurven mit einem Halbmesser von etwa 50—80 Meter beschreiben, so daß eine oo Form, (die sogenannte „Acht") auf einer Platzlänge von 4000 Metern ohne Schwierigkeiten ausgeführt werden kann. — Auf einem Feld von 500 X 1000 Meter können sich die Flieger mit modernen Apparaten genügend tummeln.

Der Belgische Aero-Club veranstaltet in der Zeit vom August bis 1. Oktober einen Aviationsbewerb zu Ostende, bei dem ein Preis von Frcs. 25 000 demjenigen Aviatiker zugeteilt werden soll, der zwischen dem Ostender Kurhause und der Estacad einen Rundflug von mindestens einer Stunde ausführt. Die betreffende Strecke bildet eine gerade Linie von etwa 800 m, die an den beiden Enden also in einer Kurve, die sich nicht weiter als einen Kilometer von der Küste entfernt, zu durchfliegen sein wird.

Einen Wiright-Flieger hat jetzt die englische Heeresverwaltung angekauft. Interessant und bezeichnend ist die Weise, auf welche der Aeroplan, der früher Privateigentum war, dem Kriegsminister aufgezwungen wurde. Ein Engländer namens Wells hatte nämlich einen Aeroplan erstanden, mit dem er zu privaten Zwecken Flugübungen unternahm. In patriotischer Aufwallung hatte er, um das englische Mißgeschick in Luftschiffragen zu mildern, dem Kriegsminister angeboten, seinen Aeroplan der Heeresverwaltung zu leihen, damit die Armee endlich einmal praktische Flugversuche unternehmen könne, und die Soldaten in diesen Fragen Uebung erhielten. Der englische Kriegsminister hatte das An-

febot unverständlicherweise aber abgelehnt. Daraufhin wandte sich Mr. Wells, em offenbar an der Verbesserung der englischen Luftschiffverhältnisse lag, an König Eduard und trug ihm in einem Schreiben sein Angebot vor. Daraufhin erhielt Mr. Wells von dem König einen sehr gnädigen Brief. Wenige Tage später machte ihm das Kriegsministerum das Angebot, ihm den Wright-Apparat sogar für bares Geld abzukaufen. Vor wenigen Tagen ist nun dieses Geschäft zum Abschluß gebracht worden, und der Wright-Aeroplan wird nun in Aldershot seine Flugversuche machen, wo der Nachfolger von „Nulli Secundus" vor einigen Wochen so kläglich Fiasko machte.

Eine Fliegerfabrik beabsichtigen die Brüder Wright in Dayton zu gründen. Die Brüder Wright werden von Privatleuten mit Bestellungen auf Flugapparate überschwemmt. Orville Wright hat erklärt, daß niemand ein Aeroplan verkauft werden wird, der den beiden Brüdern nicht den Beweis liefert, daß er schnell den Apparat handhaben kann. Ein vollständiger Apparat nach dem System der Brüder Wright soll etwa 7500 Dollar kosten.

Bleriot hat vom deutschen Kronprinzen folgendes Telegramm erhalten: „Ich beglückwünsche Sie von ganzem Herzen zu Hrrenr Flug über den Aermel-kanal." Bleriot antwortete: „Ich bin tief gerührt über die Glückwünsche Euerer Kaiserlichen Hoheit und spreche für dieselben meinen Dank aus."

In Rußland sollen an den polytechnischen Schulen auf Vorschlag des Ministerpräsidenten Stolypin in Zukunit besondere Abteilungen für die Luftschifffahrt eingerichtet werden. Der Anfang mit dieser Neuerung wird schon im September d. J., und zwar am Polytechnikum zu Sankt Petersburg, gemacht werden.

Große Aviations-Woche in der Champagne. Graf Lambert ist mit seinem Aeroplan in Reims eingetroffen und wird auf dem Platze einige Uebungen für die Große Aviationswoche vornehmen.

Paul Tissandier wird auch in kurzem erwartet, sowie Herr Clen Curtiss, welcher am 12. August in Havre angekommen, und sich sofort mit seinen beiden Apparaten nach Reims begeben wird.

Folgendes gibt einen Begriff von der Wichtigkeit, welche dieses Wettfliegen haben wird: Die Telegraphenbehörde hat den Aviations-Rennplatz mit Paris, London, Berlin und Brüssel verbunden. Telephonischer Anschluß zwischen den Tribünen und Reims ist durch 10 verschiedene Linien gesichert, wovon 4 zur Verfügung der Presse stehen.

Briefkasten.

M. v. R. In H. Anfrage 10. In Dr. R. Nimführ's „Leitfaden der Luftschiffahrt und Flugtechnik" findet sich folgende Angabe!

S. 161 Otto Lilienthals Tod: . . . Ob der Verlust des Gleichgewichtes infolge eines plötzlichen Windstoßes, den Lilienthal nicht zu parieren vermochte oder die Loslösung der oberen Tragfläche oder sonst ein Gebrechen am Apparate die Ursache des Unfalles gewesen, darüber lassen sich nur vage Vermutungen aussprechen."

Erst viel später und fast wie nebenbei sagt er:

S. 163 unten: „Auch einen zum Ruderflug eingerichteten Apparat hat Lilienthal praktisch erprobt." Demnach ist also nach Dr. Nimfuhr der tötliche Unfall Lilienthals im Doppeldecker-Gleitflieger mit unbeweglichen Tragdecken erfolgt.

Im Gegensatz hierzu sagt Dr. R. Wegener v. Dallwitz in seinem „Hilfsbuch für den Luftschiff- und Flugmaschinenbau" auf S. 30 unten Uber den „Flügelflieger" : „Die Prüfung dieser Idee (Apparat mit schlagenden Flügeln) hat bekanntlich den verdienstvollen deutschen Ingenieur Lilienthal, der das Flugproblem sozusagen aus den Windeln gehoben hat, das Leben gekostet. Der Flieger, mit dem er verunglückte, besaß schlagende oder oscillierende Flügel".

Welche Angabe ist nun hier die richtige?

Antwort zu 10. Lilienthal ist mit seinem Zweiflächen - Gleitflieger verunglückt. Ursinus.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Offizielle Mitteilungen

des

Frankfurter Flugtechnisch. Vereins

Sitz Prankfurt a. Main.

i , Geschäftsstelle: Bahnhofsplatz 8.

Vorstand:

1. Vorsitzender: Civil-Ing. Paul Schubbert.

2. „ Dipl.-Ing. Karl Aug. Schreiber. Schriftführer: Civil-Ing. Oskar Ursinus.

1. Flugwart: Civil-Ing. Oskar Ursinus.

2. „ Baron Curt Trützschler von Falkenstein. Kassierer: Leutnant a. D. Oskar Klemm. Beisitzer: Ing. Schöpflin.

Ing. Hans Krastel.

Oberleutnant a. D. zur See Dornheim.

Bisher fanden regelmäßig Montags und Mittwochs abends 7 Uhr Gleitflugübungen statt. Infolge der beständig wechselnden Witterungsverhältnisse sollen von jetzt ab die Gleitflugübungen jeden Abend zwischen 5 und 7 Uhr stattfinden. Der Flieger darf nur aus der Halle genommen werden, wenn 3 im Taining befindliche Herren anwesend sind. Der Schlüssel zu der Fliegerhalle III auf dem Abflughügel ist in Zimmer 32 der Sportkommission abzuholen und mit einem Bericht nach Beendigung der Uebung an die Sportkommission wieder abzuliefern.

No. 17

„FLUOSPOK T"

Seite 491

Es dürfen keine Flugübungen in Abwesenheit der Sanitätsmannschaften vorgenommen werden. Sind Aussichten auf Rekordflüge vorhanden, so ist sofort von der Sportkommission ein Starter zu verlangen.

Infolge des ungünstigen Wetters haben Gleitversuche in größerem Unifange nicht stattfinden können. An den Tagen, an denen wirklich ein Südwestwind entsprechend der Lage des Ila-Hügels auftrat, war die Windgeschwindigkeit eine so hohe, daß die Gleitversuche unterbleiben mußten. Hoffentlich bringen die nächsten Tage günstigere Windverhältnisse, so daß die Versuche wieder in größerem Umfange aufgenommen werden können. Bis dahin wird auch der Eindecker des Baron Triitzschler von Falkenstein fertig gestellt sein.

Die Flugübungen dürfen bei mehr als 8 m Wind ohne Genehmigung des Flugwarts oder des Flugfeld-Oberaufsichtsführenden Rittmeister von Beckerath, nicht vorgenommen werden.

Die im Training befindlichen Herren sind: Civil-Ingenieur Ursinus, 1. Flugwart, Baron Curt Trützschler von Falkenstein. 2. Flugwart, Diplom-lng. Grödel, Diplom-lng. Schreiber, Techniker Poelke und Techniker Hofmann.

Die Mitgliederzahl hat 60 überschritten.

1. Schatzmeister: Postsekretär E Solger. Bankkonto: Schles. Bankverein. Propagandaausschuß: Chefredakteur L Beninatto Sportsgruppen, zugleich Sportskornmission:

1. Maschinenflug; Obmann E. Schräder.

2. Freiflug: E. Schräder, H. Kukol, Frau Metze.

3. Freiballon: v. d. Borne, E. Schräder, H. Wolff.

4. Automobilfahren: Obmann C. v. Sallwürk.

5. Rasenspiele, Florettfechten, Pistolenschießen: Frau von Sallveürk K. Ritzmann, L. Beninatto.

6. Wintersport: C. O. Schlobach, Fritz Heidenreich.

Nippern. Die Ferienzeit hat auch einige Mitglieder der Trainingsmannschaft in diverse Kurorte entführt, sodaß allein die Herren Heitmann, Beninatto und Palm ihre Uebungen fortsetzten. Besonders ernst nimmt es Herr Heitmann, der in wenigen Wochen hofft, mit den ersten Versuchen in seinem Maschinenflieger beginnen zu können. Der von der Bauanstalt aviatischer Geräte und Maschinen in Breslau-Krietern gebaute Heitmannsche Monoplan ist bereits in allen seinen Teilen fertiggestellt und wartet lediglich noch auf das Einbauen des Argus-Motors, dessen Ablieferung nach den letzten Meldungen der Firma leider abermals eine Verzögerung erleidet. Die Argus-Motoren-Gesellschaft schreibt Herrn Heitmann, daß der Zylinder beim Einformen resp. Gießen leider unbrauchbar geworden sei nnd somit die Ablieferungsfrist des Motors um zirka drei Wochen

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

W Offizielle Mitteilungen des Schlesischen Flugsport=Club.

Sitz Breslau.

Vorstand:

1. Vorsitzender: Oberingenieur E. Schräder.

2. „ Ingenieur C. v. Sallwürk.

Clublokal: Theater-Restaurant.

Sitzung: Jeden Sonnabend 8.30 Uhr.

hinausgeschoben werden müsse. Allerdings versichert die Firma, daß sie dann einen äußerst solide konstruierten, leichten und vor allem völlig betriebsicheren Flugmaschinenmotor zur Ablieferung bringe, dessen Leistungsfähigkeit nichts mehr zu wünschen übrig lasse. Jedenfalls wollen wir hoffen, daß die Firma Wort hält und Herr Heitmann in drei Wochen Gelegenheit bekommt, seinen Monoplan zu den ersten Maschinenflugversuchen im Osten Deutschlands besteigen zu können.

Durch die glänzende Leistung Bleriots, die Ueberwältigung des Kanals mit einem Eindecker, hat sich das Interesse der ganzen Welt stärker als je der Aviatik zugewandt, sodaß man jetzt auch bei uns den ersten Versuchen Heitmanns mit seinem Eindecker mit großer Spannung entgegensieht.

Der Vorstand: Schräder. v. Sallwürk. Leischner.

Offizielle Mitteilungen des Vereins Deutscher Flugtechniker.

Sitz Berlin.

Ehrenmitglieder: Gustav Lilienthal, Groß Lichterfelde. Orville Wright, Dayton. Wilbur Wright, Dayton.

1. Vorsitzender: Dr. Fritz Huth, Rixdoif.

2. Vorsitzender: Major von Parseval, Charloltenburjj. Schriftführer: O. Schmal-Carbur, Tempelhof. Syndikus: Rechtsanwalt Eschenbach, Berlin. Beisitzer: Diplom-Ingenieur H Dorner, Berlin.

Ingenieur J. Grade, Magdeburg. Ober-Ingenieur H. Rosenstein, Elbing. Ingenieur Max Schüler, Chemnitz. Vorsitzender der technischen Kommission: Ober-Ingenieur Zix, Berlin. Vorsitzender der Platzkornmission: Kapitain z. S. a. D. von Pustau. Den Bemühungen des Vorstandes ist es gelungen, für die Mitglieder des Vereins, die in Berlin weilen, die Benützung des Flugfeldes „Mars" bei Berlin zu sehr günstigen Bedingungen zu vereinbaren. Die Herren, die die Absicht haben, auf dem Flugfelde „Mars" Versuche zu unternehmen, werden gebeten, dem Vorstand hiervon Mitteilung zu machen.

Neuaufnahmen: Ordentliche Mit g I i e d e r: Friedrich Hansen, Cöln. Otto Timm, Rixdorf.

Außerordentliche Mitglieder: Architekt Richard Clemens, Berlin. Diplom-Ingenieur K. Gruben, Lindenberg. W. Tockloth, Berlin.

Ungezwungene Zusammenkünfte.

Wir bringen zur gefl. Kenntnis, dass für unsere Mitglieder in Berlin jeden Freitag ein Stammtisch im Restaurant Heidelberger belegt ist. Wir bitten unsere Mitglieder von dieser Gelegenheit zur ungezwungenen Aussprache Gebrauch zu machen.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Zuschriften sind an die Geschäftsstelle: Berlin W. 35, Schöneberger Ufer 25 zu richten. Zahlungen werden durch Zahlkarte auf das Postschek-Conto Nr. 5332 (O. Schmal, Tempelhof) erbeten.

/ Der Vorstand:

Dr. F. Huth, I. Vorsitzender. O. Schmal, Schriftführer.

Literatur.

So werden wir fliegen! Die natürliche Lösung des Flugproblems mit einem zweiten Teil von Ingenieur Georg Korf. Preis Mk. 1,50. Verfasser verbreitet sich in dieser Broschüre über das Zustandekommen des Vogelfluges. Er spricht anschließend an die Versuche von Leonardo da Vinci und Planavergne über die Funktion der Flugmechanismen der Vögel. Im ersten Teil dieser Schrift legt Verfasser dar, wie eine Reform der modernen Flugtechnik möglich sei. Im zweiten Teil des Buches wird ein Zukunftsbild entworfen über die Wahrscheinlichkeit der künftigen Gestaltung der Flugapparate. Es würde zu weit führen, auf die sehr interessanten Ausführungen hier näher einzugehen. Wir können das Buch zum Studium nur bestens empfehlen.

Die Luftschiffahrt. Ihre wissenschaftlichen Grundlagen und technische Entwicklung. Von Dr. Raimund Nimführ in Wien. Mit 45 Abbildungen. (300. Bändchen. „Aus Natur und Geisteswelt." Sammlung wissenschaftlich-gemeinverständlicher Darstellungen aus allen Gebieten des Wissens.) Verlag von B. G. Teubner in Leipzig. Geh. M. 1,—, in Leinwand geb. M. 1,25. Der 1. Teil ist der Ballonschiffahrt gewidmet. Im 2. Teil sind die Apparate „Schwerer als Luft" behandelt. Ausgehend von den geschichtlichen ersten Gleitversuchen resümiert Verfasser die Arbeiten von Lilienthal, Pilger, Chanute und Wright. Zum Schluß sind die modernen Flugapparate Voisin, Ferber, Antoinette sowie die bekanntesten Schrauben- und Schwingenflieger besprochen.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

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„Flugschiffahrt"

(L' Aviation)

Le seul organe allemand traitant particulierement les interets de l'Aviation

unter Mitwirkung bedeutender Fachmänner herausgegeben von Oskar Ursinus, Civilingenieur.

Brief-Adr.: Redaktion und Verlag „Flugsport" Frankfurt a. M., Bahnhofsplatz 8. Repräsentant pour la France: E. Raphael, Paris, Rue du Faubourg Poissonniere 62.

Erscheint regelmäßig am 1. und 3. Freitag jeden Monats. ===== Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. ===== Abonnement: Bei portofreier Zusendung unter Kreuzband Mk. 14.—. Durch Postbezug Mk. 12 — pro lahr.

Der Nachdruck unserer Artikel ist, soweit nicht mit „Nachdruck verboten" versehen, nur mit genauer Quellenangabe gestattet.

Nr. 18. Frankfurt a. M., 20. August 1909. Jahrg. I.

Internationale Luftschiffahrt Ausstellung Frankfurt a. Main 1909.

XV.

Die Motorflüge

haben begonnen. Baron de Caters hat mit seinem Voisinflieger am 15. August, abends 7 Uhr auf dem Jlaflugfelde den ersten

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Baron de Caters führt am 15. August 1909 auf dem Ilaflugfelde seinen

prslpn Fliio- ans.

Flug ausgeführt. Um 8 Uhr erhob sich der Flieger zum zweiten Male um einen Flug von 5 Minuten, 17 Sekunden auszuführen. Der erste Flug, den er in Frankfurt a. M. machte ist in umstehender Abbildung wiedergegeben. Am 16. 8. führte Baron de Caters

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Plugversuche auf dem Ila-Felde.

Oben: Baron de Caters unterfährt den Clouthschen Lenkballon. Unten: Baron de Caters und Dr. Gans-Fabrice.

weitere Flüge aus und schlug seinen Rekord vom Sonntag mit einer Zeit von 11 Min. 52 Sek. Er umkreiste dabei das Flugfeld 15 mal. Am gleichen Abend, 7 Uhr 30 Min. unternahm er noch weitere Flüge und umkreiste das Flugfeld 13mal.

No. 18

„FLU GS PORT."

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Am 17. August unternahm August Euler einen Flugversuch-Das Feld war aber durch den starken Regen derartig aufgeweicht, daß Euler nur mit großer Mühe vom Boden loskommen konnte. Durch Unebenheiten im Flugfelde streiften in der Kurve die unteren Tragdecken den Boden, wobei eine Tragdeckenspante bracli und der Flug aufgegeben werden mußte Hoffentlich bringt Euler seinen widerspenstigen Antoinette-Motor bald in Ordnung, sodaß er mit Baron de Caters erfolgreich konkurrieren kann.

Baron des Caters arbeitet mit zwei Fliegern und zwar verwendet er einen E- N- V--Motor und einen 50 PS-Anzani-Motor.

Ein besonders eindrucksvolles Bild war der Moment am Montag als der Clouth'sche Motor-Ballon das Flugfeld in einer Höhe von 40 bis 50 m überflog. Baron de Caters flog nur 20 m genau unter dem Ballon hinweg. Nach dem neuen Reglement, welches

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Baron de Caters. (jia-phoiogr. a. Hoischiid)

Der Flieger wird aus der Zeppelinhalle gebracht.

der Aeroklub de France aufgestellt hat, müssen Flugapparate mit 50 m Entfernung Abstand aneinander vorbeifahren und in der gleichen Entfernung sich über — und unterfahren. Das Auge des Gesetzes hatte von dieser Bestimmung nocli keine Kenntnis, sonst dürfte der Baron den ersten Strafzettel zu erwarten habenin nebenstehenden Abbildungen sind die schönen Flüge wiedergegeben.

Der Frankfurter Flugtechnische Verein

ist eifrig bemüht, seine Leistungen zu erhöhen. Am Mittwoch

den 17. August wurde der letzte Rekord gedrückt und mehrere Längenflüge von 35 m ausgeführt.

Dr. Gans-Fäbricc wird mit seinem Wrightf lieger

in den nächsten Tagen mit Flugversucherrbeginnen. Der Flieger steht ziemlich fertig in der Halle. Das Bild auf dem Flugfelde wird daher in den nächsten Tagen sich sehr beleben. Ebenso wird Nolte mit seinem Schwingenflieger und Jatho aus Hannover in aller Kürze erscheinen.

Die historische Abteilung der Jla ist am 8. d. Mts. eröffnet worden. Sie veranschaulicht den Entwicklungsgang der Luftschiffahrt in Wort und Bild. Ein illustrierter Führer, der zum Preise von 40 Pfg. käuflich ist, weist auf die wichtigsten Objekte hin.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Jla-Fhotogr. A. Molschild.

Baron de Caters prüft den Gang des Motors.

Die historische Abteilung ist auf der Galerie in dem der Freitreppe gegenüberliegenden großen Saal untergebracht und kann täglich in der Zeit von 10 Uhr morgens bis 7 Uhr abends unentgeltlich besichtigt werden.

Die äußerst reichhaltige Sammlung bietet eine Fülle des Wissenswerten. Kein Flugteclmiker sollte versäumen, der Ab-

No. 18

„FLUGSPORT"

Seite 498

teilung einen aber mindestens halbtägigen Besuch abzustatten. Man wird sobald nie wieder Gelegenheit haben, die einzelnen Sachen mit Ruhe studieren zu können. Es ist bedauerlich, daß nach Beendigung der Ausstellung diese mit großen Mühen zusammengetragenen Objekte wieder in alle Richtungen verstreut werden.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Oben : Euler-Fliegerhalle. — Unten: Abflughügel.

Der Frankfurter Flugtechnische Verein bei der Arbeit. Der Flieger besitzt wie bei Wright und Ferber ein vorderes Höhensteuer.

Wird es nicht möglich sein, die Objekte zusammenzuhalten und in Frankfurt ein

Historisches Museum für Luftschiffahrt

ins Leben zu rufen? Frankfurt hat als Veranstalter der ersten Luftschiffahrts-Ausstellung ein Vorrecht gegenüber anderen Städten. Das Projekt hat ein gutes Fundament und Frankfurt eine Sehenswürdigkeit mehr! — —

D. Vorträge.

Ueber die

aerodynamischen Vorgänge an Flugflächen, Luftschiffen und Propellern

sprach Prof. Ah I bo rn-Hamburg. In der Eroberung der Luft, so leitete Prof. Ahlhorn seine Ausführungen ein, wird derjenige Sieger bleiben, der sich am voll-

kommensten den Naturgesetzen anpaßt und sie beherrscht. In zwei Grundfragen gipfelt das Flugproblein, in der Schaffung des geeigneten Motors und in der Klärung der aerodynamischen Verhältnisse, der Luftwiderstandsgesetze. In zweifacher Wirkung kommt der Luftwiderstand bei Flugapparaten zur Geltung: als Widerstand, der überwunden werden muß und als Widerstand, der die Trag- und Steuerfähigkeit bewirkt Es ist offenbar, daß unsere Flugapparate heute noch im Zeichen der Kraftvergeudung stehen, dies zeigt die Tatsache, daß ein Aeroplan, um einen Menschen zu tragen, mindestens 25 Pferdestärken bedarf. Dies liegt daran, daß man die Verhältnisse des Kraftverbrauchs noch nicht kennt. Ueber-haupt hat die allgemeine Anschauung auch keine rechte Vorstellung mit dem Luftwiderstand verbunden. Die Frage wurde bisher meist von der messenden Seite behandelt. Man bewegte eine Platte gegen die Luft und hat den Druck auf Vorder- und Rückseite für verschiedene Neigungen und Geschwindigkeiten gemessen. In dieser Richtung sind viele Versuche gemacht worden, meistens unabhängig voneinander, meistens in den Ergebnissen nicht übereinstimmend und falsch. Auch hat man sich nur kleiner Flugflächen bedient, die den Verhältnissen, mit denen die Luftschiffahrt arbeitet, nicht entsprachen. Auf jeden Fall ist auf diese Weise durch Widerstandsmessung keine hinreichende Klärung erzielt worden, und die Frage besteht weiter, wohin die aufgewendeten Pferdekräfte kommen.

Die Sichtbarmachung der Strömungserscheinungen bringt uns der Lösung näher. Als Er3ter hat dies Dr. Ludwig Mach versucht, indem er verschieden erwärmte Luftströme, die auf photographische Platten wirkten, verwendete. In Lichtbildern sah man die so aufgenommenen Photographien, ebenso wie Aufnahmen von Prof. Wellner, der die Sichtbarmachung durch Rauchfäden erzielte. Die Bilder, die Prof. Ahlborn nach eigenen Untersuchungen vorführte, bezogen sich nicht auf Luft, sondern auf Wasser. Diese Verwechslung ist deshalb erlaubt, weil die Strömungserscheinungen für beide Medien dieselben sind, während die Wirkungen in Wasser besser zu beobachten und festzuhalten sind. In drei Arten von Bildern sind die Widerstandserscheinungen zu erfassen. Wenn man die Widerstandsplatte mit dem zu ihrer Bewegung dienenden Wagen und der photographischen Camera bewegt, erhält man das Bild der Strömungslinien, bei stillstehender Camera erhält man das Bild der Kraftlinien, während die sogenannten Schwingungslinien die Bewegung der Wasserteilchen während des Durchgangs zeigen.

Prof. Ahlborn demonstrierte und deutete den Verlauf dieser Linien bei einer großen Reihe von Flächen. Er zeigte normal vom Strom getroffene Flächen, erklärte die Art und Bedeutung der Wirbelbildungen und ihren Verlauf bei verschiedenen Neigungen und Krümmungen. Er trat dabei der durch die Meßversuche sehr verbreiteten Ansicht entgegen, daß gewölbte Flächen besonders günstig seien, In verschiedenen Aufnahmen zeigte er die bedeutenden Störungserscheinungen, die bei einfach gewölbten Flächen, an deren Bevorzugung Lilienthal die „Mitschuld" trägt, auftreten. Erheblich günstiger verhält sich ein oben gewölbter, aber unten gerader Flächenquerschnitt. Danach ist also die Frage nach der besten Gestalt der Tragflächen dahin zu beantworten, daß die Flächen sich den Strömungslinien möglichst anpassen und sowohl den Stoß durch die Wasserverdrängung, als auch den Rückstoß aufnehmen müssen. Erschwert wird die Erfüllung dieser Bedingung dadurch, daß für jede Geschwindigkeit andere Flächengestaltung erforderlich ist, also nur für eine Geschwindigkeit die richtigen Verhältnisse getroffen werden können.

Sehr wichtig ist für die praktische Flugtechnik auch die Frage der Interferenz, der gegenseitigen Beeinflussung mehrerer bewegter Flächen. Da zeigte Prof. Ahlhorn die außerordentlich verstärkte Wirbelbildung, also den Kraftverlust. Er zog daraus die bemerkenswerte Schlußfolgerung, daß die Zukunft dem Monoplan, dem Eindecker gehört, denn es ist nicht möglich, mehrere Flächen so weit auseinander zu stellen, daß sie sich nicht gegenseitig beeinflussen.

Nach diesen Betrachtungen über die Flugflächen wandte sich der Vortragende den Vorgängen an Luftschiffkörpern zu und zeigte den geringeren Einfluß des vorderen Endes und die große Wirkung der hinteren Form. Hier führte er den glatten Verlauf der Strömungserscheinungen bei einer Parseval ähnlichen Form, bei noch stärker zugespitztem Ende usw. vor.

Zum Schluß wurden noch in einer Reihe von Bildern die Strömungserscheinungen bei einer Schiffsschraube demonstriert, die ebenfalls sehr interessante Aufschlüsse gaben, wenn sie auch so rasch vorüberzogen, daß man ihren Inhalt nicht ganz erschöpfen konnte. So gewann man denn aus dem außer-

No. 18

Seite 500

ordentlich interessanten Material recht wichtige neue Aufschlüsse über das Wesen der Widerstandserscheinungen, wodurch die photographisch-analytische Methode in bedeutungsvoller Weise geklärt wird.

Pariser Brief.

Von unserem Pariser Korrespondenten.

Wer in Frankreich auf öffentlichen Erfolg, auf Anerkennung und Ruhm rechnet, muß eine „gute Presse" haben. Na, und die hat Bleriot. Es soll natürlich an dieser Stelle unerörtert bleiben, auf welche Weise man sich hier zu Lande dieses unentbehrliche und außerordentlich wirksame „Hilf mittel" verschafft. Uns interessiert nur, zu betrachten, wie eine gewisse Presse diesen Mann, der das Glück gehabt hat, daß sein Motor ohne Störung 32 Minuten funktioniert hat, in wirbelndem Reigen umschmeichelt und dabei ein Jubelgeheul mit dem Refrain „Den kann keiner" anstimmt. Inzwischen ist der ahnungslose Eindecker, den man in London zur höheren Ehre der französischen Nation und der Firma Bleriot zunächst in einem Wa;enhause, später noch auf der Shepherds bush-Vogelwiese ausgestellt hatte, nach Frankreich zurückgekehrt, und nach Issy-les-Moulineux gebracht worden. Dort agiert Bldriot jetzt nur noch als „Professor". Er bildet Piloten aus und macht dabei für sein Atelier eine gewiß ganz einträgliche Reklame. Alfred Leblanc, der früher „in sphärischen Ballons gemacht" hat, übt sich fleißig in der Steuerung des Bleriot-Eindeckers und hat es schon auf kurze Schleifenflüge gebracht. Auch Delagrange benutzt jetzt in Issy einen Bleriotflieger von der „Kanaltype", wird aber, wie es heißt, durch widrige Winde an der Vollbringung sensationeller Leistungen behindert Seit dem letzten Sonnabend ist nun der Bleriot'sche Schuppen leer geworden. Die beiden Eindecker Leblanc und Delagrange sind nach Reims beförder. worden. Der „Witzig-Liere-Dutilleul"-Zweidecker rollt noch immer bescheiden auf dem Sande. Ein für die spanische Regierung und von spanischen Arbeitern zu Issy gebauter Zweidecker ist dieser Tage fertig gestellt worden. Er wird von dem Ingenieur Wegscheidel der ihn entworfen und seinen Bau geleitet hat, bei seinen ersten Versuchen gesteuert. Schon bei dem ersten Aufstieg wurde der Apparat, ein mit einem 3 Zylinder Anzani-Motor ausgerüsteter Zweidecker mit zwei durch Ketten angetriebene Schrauben, stark beschädigt. __

Im Lager von Chalons ist die letzte Woche besonders ereignisreich gewesen. Roger Sommer, von dessen auffallenden Leistungen mit dem Farman-Zweidecker bereits früher die Rede war, hat dieser Tage einen Dauerflug von 2 Stunden 27 Minuten 15 Sekunden ausgeführt und damit nun auch den Rekord, den Wilbur Wright bisher mit 2 : 20 : 25 ( 31. Dezember 1908) inne hatte, um nahezu 7 Minuten geschlagen. An diese Flugleistung Sommers hat sich eine widerwärtige und endlose Kontroverse geknüpft, da man diesen , Rekord" deshalb nicht gelten lassen will, weil die offiziellen Kommissare nicht rechtzeitig vorher benachrichtigt worden waren. Und wenn auch an der Authentizität des Fluges,

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FLUGS POR T."

No. 18

den hunderte auf dem Manöverfelde anwesende Zuschauer, zumeist Offiziere der dortigen Garnison, gesehen haben, nicht gezweifelt werden kann, so existiert er eben offiziell nicht. Auch bei dieser Gelegenheit konnte man wieder sehen, welche unglaublichen Kapriolen die französische chauvinistische Presse zu machen liebt. Als die ersten Telegramme aus Chalons einliefen, die den eminenten Flug Sommers meldeten, da hub in den Blättern ein wahres Freudendelirium an. Der Rekord „des Amerikaners" war nun von „einem Franzosen" in glänzender Weise geschlagen und die französische Aviation war damit endlich in die führende Stellung eingerückt, die ihr auf Grund usw. usw. gebührt Wenn es an und für sich nicht als geschmackvoll oder geschickt bezeichnet werden kann, eine unbestritten hübsche Flugleistung, wie überhaupt jeden anderen Tagesvorgang, lediglich vom „nationalen" Stand-

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Sommer stellt auf dem Felde von Chalons den neuen 2 Stunden 27 Min. 23 Sek.-Rekord auf.

punkte zu bewerten, so hat gerade in diesem Falle jenes stolze Jubelbewußtsein eine besondere tragikomische Rückseite. Roger Sommer ist Belgier, der Erbauer des Apparats, Henri Farman, ist Engländer und der Motor, mit dem der Zweidecker ausgerüstet ist, entstammt der belgischen Marke Vivinus. Wo steckt da der französische „Nationalsieg"?

.... Uebrigens hat Sommer, ein überaus fleißiger und pflichttreuer Mensch, auch sonst wiederholt erfolgreiche Flugversuche unternommen; er ist jetzt hier ohne Zweifel sehr populär geworden, wenngleich ihn die „offiziellen" Aviationskreise auffälligerweise „schneiden". Auch Farman experimentiert wieder eifrig. Am letzten Dienstag wollte er nach einem Fluge von 5 Minuten Dauer vor seiner Halle landen, konnte aber, da der Zündhebel gebrochen war, den Motor nicht anhalten. Mit großer Geistesgegenwart ließ sich Farman mit seinem Zweidecker brüsk herab, aber in dem

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FLUGSPOR T."

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Augenblick, wo er dem am Boden stehenden Apparate Cockburns ausweichen wollte, stieß er gegen eine Baumgruppe, kam aber glücklich davon ab und landete schließlich in einem Getreidefelde ohne nennenswerte Havarie erlitten zu haben. Ebenso arbeiten Cockburn und der junge Qobron unaufhörlich an ihrer Vervollkommnung, namentlich letzterer mit anerkennenswertem Erfolge. Mortimer-Singer, der mit einem Schwanz-Zweidecker alten Systems operiert, konnte einige Male das Flugfeld umkreisen, beschädigte aber am Donnerstag seinen Apparat bei einer ungeschickten Landung Jetzt ist auch der oftgenannte Apparat des russischen Prinzen Sergei Bolotoff von Billancourt in Chalons eingetroffen und in einem großen Schuppen von 16 m Länge, 16 m Breite und 7,50 m Höhe untergebracht worden. Der Apparat, der bekanntlich eigentlich für die Kanalüberquerung gebaut war, ist ein Dreidecker, System Voisin von 11 m Länge, 4,15 m Höhe und 12 m Spannfläche. Er hat einen 100 PS Panhard & Levassor-Motor. Der Motor, dessen Reservoir 70 Liter hält, wiegt 500 kg. Das Gesamtgewicht des Apparats, einschließlich des Piloten, sowie aller Ausrüstung, beträgt 1200 kg. Die Versuche mit diesem Dreidecker sollen dieser Tage beginnen. Interessant ist noch, daß Anzani, der Motor-Konstrukteur aus Asnieres, nun auch unter die Aviatiker geht. Bekanntlich war der „berühmte" Bleriotflieger mit einem Anzani-Motor ausgestattet. Die wilde Begeisterung für Bleriot, deren stummer Augenzeuge Anzani war, hat diesen offenbar „gekitzelt" und nun will er sich selber als Pilot versuchen. Bezeichnender Weise aber benutzt er hierzu nicht etwa, wie man annehmen sollte, einen Blöriot'schen Apparat, sondern einen Voisin-Zweidecker, an dem er aber auf eigene Faust einige Aen-derungen vorgenommen hat. Zu erwähnen ist noch aus Chalons, daß Roger Sommer dieser Tage einen Flug nach dem 14 km entfernten Städtchen Suippes ausgeführt hat. Natürlich ist er dort mit Jubel empfangen und von dem Gemeinderat durch Ueber-rcichung einer goldenen Medaille geehrt worden.

Das Aerodrom von Juvisy, das nicht recht in Gang kommen will, müht sich, durch „Sensationen" die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Zuerst versuchte man es mit „Meetings", dann wurden es „Große Wochen", jetzt sind gar unübersetzbare „Grandes Quinzaines" daraus geworden. Eine solche „Große Doppelwoche" soll vom 3. bis 17. Oktober stattfinden und zahllose Bewerbe in sich schließen, von denen aber bei näherem Besehen bekanntlich nicht viel übrig bleibt. Weder die hohen Eintrittspreise (man verlangt für eine Karte 80 Francs!), noch die Semapnoren, die man jetzt in Juvisy errichtet hat, machen es; hervorragende Flugleistungen will man und die sind in Juvisy nicht zu erwarten. Man hat sich einen russischen Grafen, den von mir schon früher erwähnten Hedberg von Gournet, verschrieben, denn ohne etwas russisches geht es im Augenblick hier nicht Bisher hat der russische Graf in Juvisy nichts weiter vollbracht, als bei seinem ersten Rollversuch das Steuer zu beschädigen, trotzdem natürlich ist er ein „bedeutender Aviatiker, von dem man in Zukunft viel erwarten kann". Da ich keine Veranlassung habe, diskreter als der französische Kriegsminister, also päpstlicher als der Papst zu sein,

so kann icli nunmehr mitte len, daß Hauptmann Ferber, der bisher stets unter dem Pseudonym ,,de Rue" geflogen ist, von dem Minister die Erlaubnis erhalten hat, an einem Offizierspreis (es handelt sich um den „Preis Siot-Decauville" für einen Schleifenflug von einem Kilometer, nur offen für Offiziere der Armee) unter seinem richtigen Namen teilzunehmen. Nach diesem Flugbewerbe abe fliegt in Juvisy wieder nur „de Rue", das heißt, wenn er überhaupt fliegt Denn bisher hat Ferber, der treffliche Theoretiker, praktisch nur recht bescheidene Erfolge aufzuweisen. Der Eindecker Köchlin hat das Mißgeschick, daß er sich zumeist „in Reparatur' befindet, er ist nur selten heil in Juvisy zu sehen. Sivet, der sich seit einigen Wochen mit einem Schwanzzweidecker auf dem Aerodrom von Juvisy nutzlos herummühte, ist fürs erste dieser Pflicht überhoben. Bei einem mißglückten Landungsmanöver am Montag ist der Apparat arg beschädigt worden. Gaudart, der einzige, der noch ab und zu einige Flüge in Juvisy auszuführen vermochte, ist nunmehr auch abgereist. Er ist nach dem Haag gegangen, um dort öffentliche Flugvorstellungen zu geben.

Das früher erwähnte Meeting von Dunkerque spielte sich zunächst ohne nennenswerte Zwischenfälle ab. Paulhan, der in der Hauptsache die ganze Sache zu bestreiten hat, vermochte keine Resultate zu erzielen, die nur entfernt an die Leistungen heranreichten, die er, wie b kannt, früher vollbracht hat. Nachdem er wiederholt die Strecke Saint Malo nach Bray und zurück (16 km) durchflogen war, unternahm er es am letzten Donnerstag, den Sommerschen Rekord anzugreifen. Zweimal mußte er nach kurzen Flügen von 15 bis 20 Minuten landen. Beim dritten Male aber hatte er ein Mißgeschick, das die Fortsetzung des Meetings unmöglich machte. Infolge Bruchs einer Kolbenstange barst einer der Zylinder. Die anwesenden Militärmannschaften vermochten den Apparat zu bergen. Paulhan hat erklärt, vor Reims nicht wieder fliegen zu wollen. Natürlich befindet sich das Organisationskomitee in einer sehr üblen Lage, denn sie vermag keinen Ersatz aufzutreiben.

In Verdun, wo jetzt ein Soldat des dort garnisonierenden 3. Genie-Regiments, namens Beaufeist, einen Aeroplan eigener Erfindung konstruieit hat, soll am 6. September ein Meeting abgehalten werden, bei dem ein Höhen- und ein Distanzflug unternommen werden wird.

In Marseille experementiert Blanc mit seinem neuen Eindecker von 30 Quadratmeter Fläche, der mit einem 35 PS-Siebenzylindermotor Rep ausgestattet ist, der eine Schraube ^on 2 m Durchmesser antreibt Ouvriere baut einen Giroplan, der dem-1 ächst seine ersten Versuche unternehmen wird. Henri Faber hat einen Hydro-Aeroplan von eigenartiger Konstruktion fertiggestellt. Er besteht aus zwei großen Eindeckerflächen, die auf zwei im Wasser schwimmenden Luftkästen ruhen. Das Wasser wird dem Apparat als Stützpunkt beim Abflug dienen Der Apparat hat vier 12 PS-Zweizylinder Anzani-Motoren. Endlich wird noch an einein großen Dreidecker von 100 Quadratmeter Fläche gearbeitet, den Guercin konstruiert. Dieser Apparat, der einen 80 PS-Rochet-Schneider-Motor erhält, hat das gewaltige Gewicht von über 1100 kg.

Rougier, der ehen alige Automobilist und jetzige Aviatiker, hat dieser Tage einen bedauerlichen Unfall gehabt, der ihn beinahe ein Auge gekostet hat. Er war dabei, eine Ventilfeder aufzumontieren. Unglücklicherweise war der Keil nicht eingetrieben, als eine Explosion des Motors die Feder ausspringen ließ, die gegen das Auge Rongiers flog. Man fürchtete allgemein, daß der sympatische Aviatiker ein Auge verlieren wird, doch heißt es, daß die Aerzte Hoffnung haben, es zu erhalten.

In Loiient verunglückte Leutnant Groß vom dortigen Artillerieregiment mit seinem nach eigenen Ideen erbauten Aeroplan, der bei einem Flugversuche von einem heftigen Wirbelwinde erfaßt und mit ^ oller Wucht auf den Boden aufgeschlagen wurde. Der sehr schwer verletzte Offizier wurde ins Hospital geschafft, der Apparat ist vollständig zertrümmert.

Ein Flugbewerb Havre-Trouville-Havre wird geplant; der hierfür ausgesetzte Preis beträgt 25 000 Francs. Der Amerikaner Curtiß, der eben erst unter unglaublich plumpem Reklametamtam in Frankreich gelandet ist, hat sich bereits für diesen Bewerb „einschreiben" lassen! Curtiß, der nach Reims gegangen ist, hat sich natürlich vorher in Paris, wie das so die Gewohnheit aller „bedeutenden" Männer ist, interviewen lassen-

In Bordeaux hat sich eine Gesellschaft mit einem Aktienkapital von 250.000 Francs konstituiert, welche in der Nähe dieser Stadt, in Croix-d'Hins, ein gewaltiges Aerodrom erbauen wird. Die Flugbahn wird 25 km im Kreise me sen.

Die französischen Großgrundbesitzer, die in ihren Zeitungen die sensationellen Meldungen über die verschiedenen Flugleistungen lesen, aber gar zu weit entfernt von irgend einem „Flugzentrum" wohnen, sind auf eine ganz geniale Idee gekommen, um sich so einen Aeroplan und so einen fliegenden Menschen mal in der Nähe anzusehen. Nach dem neulich berichteten Beispiele einer aristokratischen Schloßbesitzerin hat jetz der Schloßherr von Parc aux Dames einen Preis von 5000 Francs für denjenigen Piloten ausgesetzt, der irgendwo in einer Distanz von 50 km aufsteigend mit seinem Apparate im Schloßpark von Parc aux Dames landet. Die Idee ist nicht so übel.

Zu dem Circuit von Brescia haben sich nun auch B16riot und Anzani anmelden lassen. Letzterer, der übrigens Italiener ist, wurde vom König vom Italien durch Verleihung eines Ordens ausgezeichnet. Daß auch Latham, Tissandier und Graf Lambert nach Brescia gehen, ist bereits gesagt worden. Der italienische Touring-Club hat übrigens beschlassen, gelegentlic i des Bewerbes von Brescia die beiden „Helden des Kanalfluges" Bleriot und Anzani durch Ueberreichung großer goldener Medaillen zu ehren-

Auch die Stadt Dieppe veranstaltet in den Tagen vom 19. bis 24. September ihre aviatische „Woche", deren Programm noch nicht festgestellt ist.

Die „Große Woche von Reims" beschäftigt andauernd die französischen Aviationskreise, die dort eine grandiose Demonstration in Szene setzen wollen. In diesen Tagen ist der offizielle Bescheid ergangen, daß auch der Präsident der französischen Republik, sowie der Ministerpräsident zu dieser aviatischen Veran-

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staltung nach Reims kommen werden. Wir kommen auf die Einzelheiten dieser Reimser Woche in unserer nächsten Nummer eingehend zurück.

Dem Internationalen aeronautischen Kongreß, der zu Nancy in den Tagen vom 18. bis 24. September vor sich geht, sieht man auch in hiesigen aviatischen Kreisen mit lebhaftem Interesse entgegen. Abgesehen von den mancherlei für die gesamte Luftschiffahrt wichtigen Fragen, die zur Beratung kommen werden, sind einige interessante Vorträge zu erwarten: Major Renard über „aerodynamische Versuchslaboratorien", Lumet über „Flugmaschinen-Motoren", Drzewiecki über „Luftschrauben", Laurens de la Barre über „Luftrecht", Armengaud über „Geschichte der Aero-plane" u- s. w.

Eine neue Vereinigung hat sich in Frankreich gebildet: die „Pioniere der Luftschiffahrt". Diese Liga verfolgt als Hauptzweck, Erfindern von Neuerungen oder Vervollkommnungen auf dem in Frage kommenden Gebiete Beistand zu leisten, um ihnen die Konstruktion der betreffenden Apparate bezw. die Ausführung ihrer Ideen zu ermöglichen. Ein Komitee von Sachverständigen wird die eingereichten Pläne etc. prüfen und nur diejenigen natürlich zur Berücksichtigung empfehlen, die es für ausführbar und praktisch hält. Alsdann wird die Liga mit dem betreffenden Erfinder einen Vertrag schließen, wonach sich erstere zur Beistellung aller erforderlichen Mittel verpflichtet, wogegen die Liga mit einem gewissen prozentualen Anteil an den eventuellen Erträgnissen der Erfindung beteiligt wird. Der Gedanke ist ein durchaus glücklicher und nachahmenswerter. Durch diese Organisation wird manche interessante und wertvolle Erfindung für die Interessen der Aviation nutzbar gemacht werden, die sonst infolge Mangels an Mitteln verloren gehen.

Der französische Minister der Marine soll, wie einstweilen noch wenig bekannt geworden ist, ernstlich die Absicht haben, jährlich eine1 gewisse Anzahl von Marine-Offizieren zum Studium der Aviatik aozukommandieren. Zunächst sollen in jedem Jahre zwei Offiziere an der an anderer Stelle näher besprochenen Hochschule für Aeronautik teilnehmen.

Noch eine Frage von „eminenter Wichtigkeit" beschäftigt gegenwärtig die hiesigen aviatischen Kreise. Man will für die Wörter „fliegen", „Flug" andere Bezeichnungen schaffen. Bekanntlich heißt „voler" nicht nur fliegen, sondern auch „stehlen" und „vol" nicht nur "Flug", sondern auch „Diebstahl". Man schlägt yor, für „vol" das Wort „plane", für „voler" „planer" zu gebrauchen. Es hat sich um diese Frage eine lebhafte Diskussion entsponnen und die unglaublichsten Vorschläge regnen von allen Seiten herein. Wie man sieht, haben die hiesigen Avia-tiker noch viel Zeit für nutzlose Dinge übrig. In der Tat nutzlos. Denn wenn man heute berichtet, daß HerrBleriot einen „vol" von 32 Minuten ausgeführt hat, so wird doch kein Mensch auf die lächerliche Idee kommen, daß dieser bedeutende Mann etwa diese Leistung — gestohlen hat. Rl.

Der Flugsport in England.

(Originialbericht unseres Londoner Korrespondenten.)

Finde September oder Anfang Oktober will B16riot mit einer seiner Maschinen, vom ihm selbst oder von einem seiner Schüler geführt, den Flug von London nach Manchester unternehmen, für den die „Daily Mail" einen Preis von 200000 Mk. ausgesetzt hat. Sein Freund C. S. Rolls wird dazu die nötigen Vorbereitungen treffen und die passenden Plätze für Landung usw. aussuchen. Seine Maschine wurde im Selfridgeschen Warenhause von 120000 Personen besichtigt.

Wie sehr der Kanalflug Bleriots England angeregt hat, zeigt sich allerwärts. Abgesehen von dem das letzte Mal schon erwähnten Preise von Lstrl. 4000 des Baron de Forest hat jetzt auch der bekannte Marmeladenfabrikant William Hartley in Liverpool einen Preis von Lstrl. 1000 gestiftet für einen Aeroplanflug zwischen Liverpool und Manchester. Der Flieger, über dessen Nationalität keine beschränkenden Bestimmungen getroffen sind, der also auch ein Deutscher sein könnte, muß im Weichbilde von Liverpool abfliegen und ohne Zwischenlandung im Weichbilde von Manchester niedergehn. Da die Entfernung nur ca. 50 km beträgt, so ist wohl keine Frage, daß dieser Preis in der vorgeschriebenen Zeit, das heißt innerhalb 6 Monaten gewonnen werden wird. Bewerber haben 2 Stunden vor ihrem Abfluge die Liverpool Daily Post zu benachrichtigen. Hartley ist der Ansicht, daß es eine nationale Pflicht ist den Industriebezirk von Lancashire für die Flugkunst zu interessieren.

Der erste, der die Absicht ausgesprochen hat, sich um diesen Preis zu erwerben, ist der von uns schon oft erwähnte Amerikaner Cody. Denn Cody hat tatsächlich in den letzten Wochen große Fortschritte gemacht. Am 11. August machte er einen Flug von 3 km ohne irgendwelche Schwierigkeiten, was vor anderhalb Jahren noch als eine Rekordleistung hätte betrachtet werden müssen; am 13. August brachte er es aber schon bis zu 13 km. Der Steuerappaiat wirkte tadellos, und auch der neue E N. V.-Motor mit 80 HP eiwies sich als vorzüglich, obwohl Cody jetzt bedauert, nicht einen 100 HP-Motor gewählt zu haben. Es wäre wirklich erfreulich, wenn Cody nach einer langen Reihe von Enttäuschungen jetzt endlich einmal größere Erfolge beschieden wären. Daß er selbst sich nunmehr ganz sicher fühlt, geht aus dem Umstände hervor, daß er am 14. August 2 Passagiere zu kürzeren Flügen mitnahm, zuerst Oberst Capper und dann seine Frau. Diese Flüge verliefen ohne jeden Zwischenfall, und man darf also annehmen, daß die Maschine mit Leichtigkeit einen Benzinvorrat für eine Fahrt von 4 Stunden tragen könnte.

Im folgenden geben wir eine Zusammenstellung der übrigen in England augenblicklich Versuche machenden Aeroplanisten:

1. A. V. Roe, in Leyton bei London, übend mit einem von ihm se;bst konstruierten Triplan mit 9 HP-Motor. Das Gewicht der Maschine beträgt nur 300 engl. Pfund.

2. Henry Britain in Enfield, mit einem Triplan, der von ihm selbst konstruiert und von Messrs. Seamer Bros, in Enfield gebaut

ist. Der Motor einem Antoinette-Motor ähnelnd, entwickelt 40 HP; die Maschine ist jedoch so konstruiert, daß sie verhältnismäßig langsam fliegt, nämlich 24 km per Stunde.

3. Generalmajor Baden-Powei auf dem Fluggrunde von Dagenham mit einem von ihm selbst konstruierten Biplan. Derselbe ist 25 Fuß lang, größte Breite 13 Fuß- Rahmen von Bambus. Die Fläche der Plane ist 200 Quadratfuß. Buchet-Motor von 12 HP, hinter dem Flieger im Zentrum des Rahmens angebracht. 2 schmale Frontplane dienen zur Steuerung. Luftkissen unter dem Rahmen sollen als Schutz dienen, falls die Maschine ins Wasser fallen sollte, da der Fluggrund an der Themsemündung liegt

4. Frank Mac Clean auf dem Fluggrunde von Shellbeach mit einem Biplan.

5. A. E. George, ebendort, mit einem Voisin-Biplan

6. Cristopher Pride in Fishponds bei Bristol mit einem von ihm erfundenen Monoplan. Die Maschine ist ca. 9 m lang und mit einem 50 HP-Motor ausgestattet. Bester Flug bisher ca. 1 km in 1 Min. 9 Sek.

7. und 8. Harold und Frank Barnwell in Stirling (Schottland) mit einem Biplan. Der weiteste Flug Harold Barnwells war bisher 80 m.

9. Mr. Seton-Karr in Camber bei Hastings.

10. Ein Aeroplanist, der in Colmgton (5 km von Edinburgh) eine Maschine probierte, die gleich anfangs stark beschädigt wurde. Weiteres ist darüber nicht bekannt geworden.

Endlich sei noch erwähnt, daß zwei Marineoffiziere von der Unterseebootsabteilung in Portsmouth, die Leutnants Porte und Pirie, Uebungen mit einem Biplan-Gleitflieger machen. — Die von Sir Hiram Maxim konstruierte Flugmaschine, die in den Werken von Messrs. Vickers Sons und Maxim in Crayford unter größter Geheimhaltung erbaut wird, soll soweit fertiggestellt sein, daß Uebungen damit in Kürze begonnen werden können.

Der Aeröplan-Club hielt am 13. seine erste Wochenübung in Wembley-Park ab. Capitän Wyndham zeigte dabei seinen neuen Doppel-Monoplan, doch wurde wegen einer Beschädigung des Rahmens kein Versuch damit unternommen.

Neben diesen Bemühungen von Privatpersonen ist aber auch die Regierung nicht müßig- Auf die Anregung eines Parlaments-Mitgliedes, eine internationale Konferenz zur Regelung der Flugschiffahrt zu berufen, antwortete die Regierung, daß sie dafür die Zeit noch nicht gekommen halte, obwohl sie diese Frage im Auge behalten wolle. Dagegen ist-dem Berichte des Kriegsministers lialdane über die Absichten der Regierung bezüglich der Flugschiffahrt große Wichtigkeit beizulegen. Am 2. August kündigte er im Unterhause an, daß die Regierung im nächsten Jahre über anderthalb Millionen Mark für Aeronautik verwenden würde, und wenn der größte Teil davon auch auf Luftballons ver-iällt, so kommt doch auch ein Teil der großen für wissenschaftliche Untersuchungen bestimmten Summe den Aeroplanen zu gute. >ußerdem hat die Regieru: g 2 Aeroplane für Versuche geliehen erhalten, und Ende des Jahres wird sie ihr,eigenes Konstruktionsdepartement für Aeroplane haben. Jedenfalls wird aber die Re-

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„FL UOSPOR T."

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gierung der wissenschaftlicheu Seite mehr Aufmerksamkeit zuwenden als den sogenannten Praktikern.

Der am 30. April von der Regierung eingesetzte „Beratende Ausschuß für Aeronautik" mit Lord Rayleigh als Präsident hat jetzt zum ersten Male der Oeffentlichkeit Mitteilungen über seine Tätigkeit gemacht. Der Bericht an den Ministerpräsidenten bezeichnete sich jedoch selbst als „Interimsbericht" und will nur das Programm für die Arbeit des Komitees aufstellen. Es sind im ganzen 37 Themata, die behandelt werden sollen, nach den folgenden 5 Hauptgesichtspunkten geordnet: 1. Aerodynamik; 2. Aeroplane; 3. Propeller; 4- Motoren; 5. Luftschiffe; 6. Meteorologie. Zunächst sollen jedoch die folgenden 5 Themata untersucht werden, die augenblicklich als die dringendsten anzusehen sind: 1. Experimente über den Luftwiderstand und die Luftreibung;

2. Prüfung von Motoren; 3. Propellerexperimente; 4. Untersuchungen der Gasdichtigkeit von Materialien für lenkbare Luftschiffe; 5. Experimente bezüglich des Verhaltens verschiedener Stoffe zur Ansammlung elektrostatischer Ladungen und den Schutz der Luftschiffe demgegenüber. Zur Ausführung dieser Untersuchungen ist das Reichslaboratorium für Physik mit folgenden neuen Anlagen ausgestattet: 1. Ein Windschacht, je 4 Fuß breit und hoch und 20 Fuß lang, mit einem Ventilator, der einen regelmäßigen Luftstrom von 40 Fuß per Sek. entwickelt, für die Untersuchung der Luftwiderstandskomponenten an geraden und gewölbten Flächen des Luftwiderstandes vo- Modelluftschiffen und Aeroplanen und zur Beobachtung des Druckzentrums, des Reibungswiderstandes, der Stabilität usw. 2. Eine Wirbeltafel von 70 Fuß Durchmesser, für welche ein besonderes Gebäude errichtet wurde, zur Prüfung von Propellern- Die von Langley früher ausgeführten Experimente sollen hier wiederholt und weitergeführt werden.

3. Zwei Windtürme im Freien, sodaß die Experimente mit dem Windschacht im Freien wiederholt werden können. 4. Ein Apparat zur Prüfung des Nutzeffektes von Motoren bis zu 50 HP.

Auf Anregung der Unterrichtsbehörde der Grafschait London werden im nächsten Winter im Northampton Polytechnic Institute und im Regentstreet-Polytechnic Vorlesungen über die Flugtechnik gehalten werden, und ein ähnlicher Kursus wird für das Imperial College of Science und Technology in Erwähnung gezogen.

Die Bestimmungen für die große Woche der Champagne

wurden von der Commission Aerienne Mixte in der Sitzung am 12. August 1909 wie folgt aufgestellt.

1. Ein Pilot darf verschiedene Apparate führen, aber bei jedem Rennen darf derselbe Apparat nur von demselben Piloten geführt werden, außer wenn die Sportkommission etwas anderes bestimmt.

2. Um den wirklichen Flug der Apparate genau feststellen zu können, werden senkrecht zur Bahn über ihre ganze Breite verstreut Marken vorgesehen. Der Boden wird an diesen Plätzen besonders hergerichtet, und um die Marken

herum wird feiner Sand gestreut, sodaß man jede Räder- oder irgend welche andere Spur der Aeroplane beobachten kann.

Zehn Kilometer im Umkreis von Reims sind 9 Marken vorgesehen, welche am Start und den wichtigsten Richtungsänderungspunkten aufgestellt sind.

Die Apparate müssen den Start in vollem Flug passieren, ebenso auch alle andern Zeichen und wenn bei irgend einer Marke ein Kontakt eintritt, ist der Flug ungültig.

Es ist den Konkurrenten untersagt über die vorgezeichnete Bahn hinauszugehen; die Bahn ist 250 m breit.

Hierfür werden besondere Kontrollen eingerichtet.

3. Von Sonntag den 22. August bis Sonntag den 29. August können die Flüge von 10 Uhr morgens bis zu den durch die Bestimmungen festgesetzten Stunden unausgesetzt stattfinden.

Die Kommissare haben das Recht, diese Stunden zu verschieben, wenn kein Konkurrent zu der festgesetzten Stunde abgeflogen ist, oder wenn Konkurrenten, die schon abgeflogen sind, nicht die folgenden Bedingungen erfüllt haben: Für den großen Preis der Champagne müssen sie 50 km geflogen sein. „ Schnelligkeitspreis „ „ „ 30 „ „

„ „ Passagierpreis „ „ „ 10 „

Zeitpreis „ „ „ „ 10 „ „ „

In allen Fällen ist die Kontrolle aller Bewerbe um 8 Uhr abends pünktlich zu Ende, das heißt die letzte offiziell von Chronometern aufgenommene Zeit darf 8 Uhr abends nicht überschreiten.

Gemäß den Bestimmungen der Commission Aerienne Mixte ist die Zeit des Pariser Observatoriums maßgebend.

4. Es ist selbstverständlich, daß allen Konkurrenten der Zeitpreis bei allen Flügen und bei den Rennen, die diese mitmachen, zukommen kann, ausgenommen ist Konkurrenz um die Coupe Gordon Bennett (Ausscheidungsrennen und internationales Rennen).

Die Sportkommission kann jederzeit, soweit andere Rennen nicht behindert werden, den Start für den Zeitpreis geben.

5. Die Verteilung der Rennen für die einzelnen Tage ist folgende:

Sonntag den 22. August. Französisches Ausscheidungsrennen für die Coupe Gordon Bennett (20 km). Schnelligkeitspreis (30 km erster Tag). Zeitpreis (erster Tag). Aeronautischer Preis (erster Tag).

Am Sonntag den 22. August werden die Rennen nach folgenden besonderen Bestimmungen in der gewöhnlichen Reihenfolge bestritten.

Erster Abflug für das Ausscheidungsrennen von 10 Uhr morgens an Darauf: Start des Schnelligkeitspreises.

Dieser 1. Start kann auch als 2. Start für das Ausscheidungsrennen gelten. Ist für" das Ausscheidungsrennen noch ein 3. Start nötig, so findet derselbe

sofort danach statt.

Montag den 23. August.

Großer Preis der Champagne und der Stadt Reims (1. Tag).

Zeitpreis (2, Tag).

Aeronautischer Preis (2. Tag).

Dienstag, den 24. August.

Schnelligkeitspreis (2. Tag).

Zeitpreis (3. Tag).,

Aeronautischer Preis (3. Tag).

Mittwoch den 25. August.

Großer Preis der Champagne und der Stadt Reims (2. Tag). Zeitpreis (4. Tag). Aeronautischer Preis (4. Tag).

Donnerstag den 26. August. Großer Preis der Champagne und der Stadt Reims (3. Tag). Zeitpreis (5. Tag). Aeronautischer Preis (5. Tag). Freiballonfahrten.

Freitag den 27. August. Großer Preis der Champagne und der Stadt Reims (4. Tag). Zeitpreis (6. Tag). Aeronautischer Preis (6. Tag).

Samstag den 28. August. Coupe internationale d'Aviation Gordon Bennett. Passagierpreis (1. Tag). Zeitpreis (7. Tag). Aeronautischer Preis (7. Tag).

Sonntag den 29. August. Schnelligkeitspreis (3. und letzter Tag). Passagierpreis (2. und letzter Tag). Höhenpreis.

Zeitpreis (8. und letzter Tag). Aeronautischer Preis (8. und letzter Tag).

Flieger Jatho. Karl Jatho-Hannover hat mit seinem jetzt fertiggestellten Aeroplan einige Flugversuche auf der ihm zu diesem Zwecke von der Militär-Verwaltung zur Verfügung gestellten Vahrenwalder Heide unternommen, die, wie uns mitgeteilt wird, die Stabilität und das gute Funktionieren aller Teile erwiesen haben. Am 14. August gelang es Jatho, sich bereits nach einer Anfahrt-strecke von nur 35 Metern mit seinem Apparat ca. 1 Meter vom Boden zu erheben und eine Strecke von 20 Metern zu fliegen. Jatho wird sich im Laufe dieser Woche mit seinem Drachenflieger zur „ILA" nach Frankfurt begeben

Schwingenflieger Scholz. Flugversuche mit einem ganz eigenartig Konstruierten Aeroplan werden jetzt auf einem zu Schulzendorf bei Tegel gehörenden Gelände stattfinden, das unmittelbar an der Chaussee „Tegel - Heiligensee" unweit des Schulzendorfer Bahnhofes Hegt. Der neue Flugapparat ist von dem Architekten Bruno Scholz, Kopernikusstraße 22, nach 12jährigen Studien und Versuchen in großen Abmessungen nach Art eines richtigen Vogels erbaut. Er soll sich genau wie ein Vogel durch Flügelschlag von der Erde erheben und in der Luft halten. Das Gerüst ist aus Bambusstäben hergestellt, die Segel bestehen aus Leinwand. Der Apparat mißt von Kopf bis Schwanzspitze 17 Meter, die Spannweite der Flügel beträgt 14 Meter. Der Vogelkörper bildet die Sitze für die beiden Führer und nimmt die beiden Motore von je 8 Pferdekräften, sowie eine Zentrifuge auf, die zum Heben des Apparates helfen soll. An der

Flugtechnische

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Rundschau.

Inland.

Seite Sil

„FLU OS PORT".

No. 18

Gondel befindet sichh vorn der Kopf mit Seitensteuer, hinten der überaus lange mit Steuern versehene Schwanz. Die je 6 Meter langen und 4 Meter breiten Flügel sind mit Klappen versehen, die sich beim Heben Oeffnen und beim Herabschlagen schließen. Sie sind zu beiden Seiten des Körpers angebracht und sollen durch ein recht kompliziertes Scherengetriebe, das durch einen der Motore bewegt wird, in der Minute sechzigmal auf und abschlagen. An den Seiten des Körpers sind noch Höhensteuer angebracht; der ganze Körper ist durch ein Dach abgedeckt. Der Apparat steht, weil die Flügel bis tief herabschlagen, auf hohen, mit Kniegelenken und unten mit Rädern versehenen Beinen, so daß der Aeroplan einem langbeinigen und kurzhalsigen Riesenvogel gleicht. Die Segelflächen umfassen 100 Quadratmeter, das Gesamtgewicht beträgt 500 Kilogramm. Hoffentlich gelingen die Flüge mit diesem Vogel, für dessen Konstruktion Architekt Scholz sein ganzes Hab und Gut verwendet hat.

Flieger Oertz. Wie verlautet, wird Max O e r t z-Hamburg in wenigen Tagen mit einem neuen Aeroplan herauskommen, der bei Erfolgen um die noch offenstehenden großen Preise konkurrieren soll.

Flieger Baumann. Baumann macht mit seinem Flieger auf dem südwestlichen Ufer der Scharfen Lanke unweit Weinmeisterhorn Flugversuche. Ingenieur Hans Baumann, der früher auf der Werft des Grafen Zeppelin tätig war, hat eine Holzhalle mit einer lichten Weite von von elf Meter errichtet, in der er am 5. d. M. die Montierung seines einsitzigen Apparates vornahm. Die Flügel haben eine Spannweite von zehn Meter und werden von einem kräftigen Motor in Bewegung gesetzt. Wahrscheinlich werden die ersten Flugversuche vom Wasser aus unternommen werden, damit der Flieger bei etwaigem Versagen der Maschine keinen Schaden erleidet. Baumann hat bereits vor kurzem unweit Hannover-einige Proben mit dem Monoplan ausgeführt und soll dabei Strecken von 150 Meter in der Luft zurückgelegt haben? —

Ausland.

Flieger von Germe. Dieser neue Flieger ist ein Zweidecker. Die Flächenenden sind ähnlich wie bei Wright verstellbar. Das Höhensteuer ist vorn angeordnet. Zum ;Betrieb dient ein 40 PS. Anzani - Motor, welcher eine vier-flügliche Schraube, kombiniert aus zwei Schrauben von Chauviere, trägt. Die Kraft-Uebertragung geschieht~durch 4 Riemen.

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Der neue Flieger Germe mit 40 PS. Anzani-Motor.

No. 18

FLUGSPOR T."

Seite 512

Orville Wright in Berlin Orville Wright, welcher demnächst in Berlin einige Rekordflüge ausführen will, ist in England eingetroffen. Wie die Tageszeitungen berichten, will Orville Wright in Berlin einen Dauerrekord mit einer Person an Bord, sowie einen Höhenrekord aufstellen. Ferner will Wright in Berlin zum erstenmal die Steuerung, das neue Wrightpatent, welches wir in Nummer 11 auf Seite 299 unserer Zeitschrift „Flugsport" unseren Lesern bekannt gegeben haben, erproben. Die bisher am Schwanz vorgesehenen Flächen für die Seitensteuer sind zwischen die beiden Tragdecken-Enden verlegt worden.

Flieger Moncher. Im Aerodrom von Brescia soll der Aviatiker Qui Moncher in Begleitung seines Mechanikers mit einem neuen Apparate, der dank einer besonderen Anordnung der Schraube den direkten Aufstieg vom Boden gestattet, einen Flug von 24 km ausgeführt haben. Der Apparat ist mit einem ge-wöhnlichen^Automobilmotor versehen.

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Qerme in seinem Flieger.

Flieger de Laminne. In Belgien hat der Chevallier de Laminne soeben einen Zweidecker fertiggestellt, der sich an die Konstruktion Wrights anlehnt. Der Apparat, der samt dem Lenker nicht mehr als 500 Kilogramm wiegt, wird mit einem auffallend starken Motor betrieben, nämlich mit einem 60 HPTVivinus der Motorballontype.

Flieger Willard. Der Aviatiker Willard, welcher auf Long Island am 3. August einen Curtis-Zweidecker erprobte, führte einen Querfeldflug von 12 englische Meilen Uber der Ebene von Mineola aus. Willard segelte in 40 Meter Höhe über die Städte Garden-City, Westbury und Hicksville hinweg und kehrte dann nach Mineola zurück. Der Flug, den Tausende von Zuschauern beobachteten, vollzog sich unter sehr günstigen Witterungsbedingungen und dauerte 19 Minuten.

Erfolgreiche Flüge des Codyschen Fliegers. Anfang der vergangeneu Woche gelangen ihm, wie bereits an anderer Stelle berichtet, einige ausgedehnte

Flüge, und nun hat er gar Passagiere auf seinem Aeroplane fliegen lassen. Sein erster Passagier war Oberst Cappen, den er einmal um Laffan Piain herumfuhr. Oberst Cappen nahm dabei einen Sitz dicht hinter dem Erfinder ein. Das zweite Mal flog Cody mit seiner Frau auf, die um etwas schwerer als der erste Passagier war. Wieder umkreiste die Maschine das Flugfeld und landete nach einigen Minuten unter dem jubelnden Beifall einer großen Zuschauermenge. Frau Cody ist die erste Engländerin, die je einen Flug mit einem Aeroplan unternommen hat. Interviewern teilte Frau Cody mit, sie habe es garnicht gemerkt, als der Flug begann, und erst als ihr Gatte sie darauf aufmerksam gemacht habe, sei sie gewahr geworden, daß die Erde anscheinend unter ihr „davonlief" und die Maschine durch die Luft sauste.

Guffroy wird mit einem Flieger von Robert Esnault Pelteri gleichfalls an den Konkurrenzen in Reims teilnehmen. Die Konstruktion des Fliegers von R. E. P. ist unsern Lesern bekannt. In beistehender Abbildung führen wir den Flieger nochmals im Bilde vor.

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Flieger von Robert Esnault Pelterie mit Guffroy am Steuer.

Dr. Folmer Hansen will den Oeresund überfliegen. Neben Ellehammer (siehe Flugsport S. 487) wird jetzt Folmer Hansen den Oeresund überfliegen und zwar an jener schmälsten Stelle zwischen Heisingborg und Helsingör, wo Schweden und Dänemark in Blickweite einander nahetreten. Da der Ausstand den bisher in Stockholm angestellten Versuchen Folmer Hansens ein Ende gemacht hat, so hat sich der dänische Aviatiker kurz entschlossen die Aufgabe des Sundfluges vorgenommen. Am Mittwoch ist bereits seine Flugmaschine in Heisingborg angekommen. Als Ausgangspunkt des Fluges hat Folmer Hansen nach eingehender Untersuchung der Sachlage die schwedische Seite bestimmt, und zwar hat er sein Hauptquartier in dem großen Herrensitze „Sophienruh", etwa eine halbe Meile nördlich von Heisingborg, aufgeschlagen. Vollzieht sich die Montierung der Maschine so schnell, wie Folmer Hansen wünscht und hofft, so will er, vorausgesetzt, daß das Wetter dies erlaubt, schon an diesem Sonntag Nachmittag den Versuch unternehmen. Es winkt ihm dabei als Preis der Goldpokal, den die Kopenhagener Tageszeitung „Politiken" für die erste Ueberfliegung des Oere-sundes ausgesetzt hat. Ein umfangreicher Sicherheitsdienst ist für den Versuch in Vorbereitung, und flinke Motorboote sollen auf dem Sunde zur Stelle sein, um dem Flugtechniker beizustehen.

Flieger Hermann. Der Techniker Gottfried Hermann in Bruck a. d. Mur (Oesterreich) hat einen Drachenflieger, Doppeldecker, konstruiert und die Pläne dem Berliner Luftschiffahrtverein zur Begutachtung vorgelegt. Der Verein

sandte dem Konstrukteur sofort den Betrag von 2000 Mark zur Ausrüstung des Flugapparates. (?) Die Herstellung dürfte sich jedoch auf rund 10500 Kronen belaufen. Das Gewicht des Apparattes beträgt 270 bis 280 Kilogramm. Hermann hofft bis Mitte September die ersten Flugversuche unternehmen zu können. Er wird sich an der Grazer Herbstmesse mit seinem Apparat beteiligen.

Unfall des Aviatikers Curtiß. Im Lagerfeld Betheny (Departement Marne) unternahm der Aviatiker Curtis am 15. d. M. seine ersten Versuche mit dem Herring-Curtiß-Zweidecker. Der Amerikaner führte zwei hübsche Flüge von zwei Minuten aus, Bei dem dritten Fluge versagte der Motor, der Apparat stürzte zu Boden und wurde schwer beschädigt. Curtiß erlitt keine Verletzungen.

Farman verletzt. Als Henry Farman am 13. d. M. bei Chalons nach mehreren Flügen einen neuen 120pferdigen Panhardmotor ausprobierte, brach ein Ventilstutzen ab. Dem Apparat entströmte infolgedessen eine große Menge heißes Wasser, welches ihn nicht unbedenklich verbrühte. Obgleich sich Farman zunächst nichts daraus zu machen schien, fühlte er sich doch bald schwach, so daß ein Arzt geholt werden mußte. Vor einer Woche wird Farman wahrscheinlich nicht wiederhergestellt sein. Farman hatte vorher auf dem Lagerfeld in Chalons interessante Studienfluge in 12 bis 30 Meter Höhe ausgeführt. Bei einem Fluge von etwa 10 Kilometer beförderte Farman eine Dame sowie 50 Kilogramm Ballast.

Flieger Koechlin. Koechlin hat einen neuen Eindecker gebaut. Die Spannweite ist 8 m. Gewicht 300 kg. Zum Betriebe dient ein 4 Zylinder - Gre-

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Flieger Koechlin.

goire- Motor von 25 PS. Die Tragdeckenenden sind elastisch verbreitert, verstellbar, und dienen zur Erhaltung des seitlichen Gleichgewichtes. Die Vorderlaufräder sind durch starke Gummischnüre abgefedert.

Verschiedenes.

Wilbur Wright in Odessa. Wie man aus Odessa berichtet, hat der dortige Aeroklub mit Wilbur Wright ein Arrangement getroffen, demzufolge der Amerikaner im Oktober in Odessa eine Reihe von Schauflügen veranstalten wird. Der Aero-

klub steht unter der Patronanz und der Kontrolle der Heeresverwaltung, und sein Präsident ist General Kaulbars.

Bleriot hat 40 Apparate in Auftrag erhalten. Die Flieger sollen bis Mitte November geliefert werden. Der Preis des Bleriotfliegers ist 10000 Frs.

Mißglückter Flugversuch eines englischen Aeroplanes. Ein von dem

Marineleutnant Porte konstruierter Zweidecker-Aeroplan sollte am 7. August in Portsdownill einen Flugversuch unternehmen. In dem Augenblicke, als der Apparat die Schienen verließ, wurde er jedoch zerschmettert.

Ueber Orville Wrights Dauerflüge berichteten wir bereits in Nr. 16 unserer Zeitschrift „Flugsport". Um dies zu vervollständigen, tragen wir heute noch einiges nach.

Die ursprüngliche Frist der Wrights zur Ablieferung ihres Aeroplans an die Regierung war am 28. Juli abgelaufen. Am 26., dem letzten Montag, gaben sie bekannt, daß sie zur Fahrt bereit seien. Und doch mußten nicht nur der Präsident, sondern auch an die zwanzigtausend enthusiastische Zuschauer wieder unbefriedigt von hinnen ziehen, da ein starker Gewittersturm gerade zur Zeit des beabsichtigten Aufstieges hereinbrach. Am folgenden Tage, dem Dienstag, vollzog sich dann der erste Teil des denkwürdigen Ereignisses. Am Nachmittag noch war die Witterung so ungünstig gewesen, daß niemand an einen Aufstieg glauben wollte. Und doch klärte sich der Himmel gegen 6 Uhr abends so weit auf, daß Orville Wright das Wagnis unternehmen konnte, seinen einstündigen Flug mit dem Leutnannt Lahm vom Signalkorps als Begleiter anzutreten. Unter dem Jubel der Zuschauer flog der Aeroplan mit seinen zwei Passagieren in die Lüfte, während Präsident Taft und seine Begleiter hochinteressiert jede Bewegung des Luftschiffes verfolgten. In der Nähe des Schuppens hatte sich Katherine Wright, die Schwester der Aviatiker, aufgestellt, welche durch ihre aufopfernde Hilfe ihren Brüdern erst die Vollendung ihrer ersten Aeroplane ermöglicht hatte und auch heute noch die dankbarste Zuschauerin bei allen Aufstiegen ihrer Brüder ist. Unter allen Zuschauern war wohl Wilbur Wrigt der kühlste und ruhigste. Unablässig verfolgte er, abseits von allen anderen in der Mitte des Feldes stehend, jede Bewegung seines Meisterwerks, während ab und zu ein zufriedenes Schmunzeln das einzige Lebenszeichen in seinen steinernen Gesichtszügen bildete. Und unaufhörlich umkreiste der Aeroplan mit außerordentlicher Stabilität den Exerzierplatz. Minute auf Minute verrann; mit vorzüglicher Präzision arbeitete der Motor, das Geräusch der Propeller klang so regelmäßig wie nur irgend möglich, der Jubel und Enthusiasmus der Zuschauer erreichte seinen Höhepunkt, und immer noch flog der Aeroplan ruhig seine Bahn. Deutlich konnte man beobachten, wie interessiert Leutnant Lahm eine jede Einzelheit des Fluges studierte. Er ist ein bekannter Praktiker auf dem Gebiete der Luftschiffahrt und hat nunmehr sein ganzes Interesse dem Aeroplan zugewandt, mit welchem er später selbst manövrieren soll

Ein Jubelruf aus Tausenden von Kehlen hallte durch die Lüfte: Die sechzig Minuten des vorgeschriebenen Fluges waren vorüber, und selbst Wilbur verließ die Ruhe, und er schwenkte dem Bruder in den Lüften den Strohhut zum Gruße entgegen. Noch aber denkt Orville nicht an den Abstieg. Man sah, wie ersieh lachenden Mundes zu seinem Begleiter wandte, und später hörte man, daß er ihm zugerufen: „Jetzt wollen wir 'mal Wilbur ärgern, wo wir so schön dabei sind; brechen wir 'mal flugs den von ihm gehaltenen Weltrekord für den Flug mit zwei Personen!" Und richtig: noch volle zwölf Minuten über die Stunde flog der^Aeroplan weiter und stieg erst graziös nieder, nachdem er den von Wilbur in De Maus, Frankreich, in Begleitung des Professors Pauleve aufgestellter] Weltrekord für den Zweipersonenflug von einer Stunde und neun Minuten um drei Minuten geschlagen hatte. Der Jubel der Zuschauer wollte kein Ende nehmen, und schon schritt Präsident Taft aus seinem Zelt quer über das Feld, um als Erster den Wrights seinen Glückwunsch auszusprechen. Gerade noch erwischte er Wilbur, der sich schon bescheiden nach seinem Schuppen zurückziehen wollte. Von Orville war nichts mehr zu sehen, schließlich entdeckte ihn der Adjutant Tafts in einer dunklen Ecke des Aeroplanschuppens beim gemütlichen Abendbrot mit Leutnant Lahm und Schwester Katherine, welche als Begrüßung sofort den mitgebrachten Speisekorb für den in der Luft hungrig gewordenen Bruder geöffnet hatte. Wohl oder übel mußte Orville nun das leckere Mahl im Stiche lassen, und einige Minuten später stand auch er dem Präsidenten gegenüber, welcher nicht genug anerkennende Worte finden konnte.

Der Mittwoch war für den zweiten Flug bestimmt, welcher mit Leutnant Fulois vom Signalkorps als Passagier über waldiges Hügelland, das zum Landen keine Gelegenheit bietet, nach dem fünf Meilen entfernten Alexandria und zurück führen sollte. Doch mit des Wetters Mächten ist auch in Amerika kein ewiger Bund zu flechten; ein Regensturm verhinderte den Aufstieg, und so ungern sie es taten, mußten die Gebrüder Wright um einen Aufschub von drei Tagen ersuchen. Ohne ein Wort der Erörterung erhielten sie diesen. Und dann unternahm Orville glücklich den zweiten Flug, welcher die Erfüllung der Regierungsbedingungen vollendete. Die Bedingungen lauteten so, daß auf dieser Fahrt eine Mindestdurchschnittsgeschwindigkeit von 36 englischen Meilen pro Stunde erzielt werden müsse, damit die Uebernahme des Aeroplanes durch die Regierung erfolgen könne. Für jede Meile über 40 Meilen Durchschnittsgeschwindigkeit sollten die Brüder je 2500 Dollar erhalten. Und richtig, was niemand erwartet hatte, geschah. Trotz ungünstiger Winde gelang es Orville, auf diesem Zehnmeilenflug eine Durchschnittsgeschwindigkeit von über 42 Meilen zu erzielen, so daß eine Extra-Prämie von 5000 Dollar an die Wrights ausgezahlt wurde.

Patentwesen.

Deutschland.

Patentanmeldungen.

77h. R. 27 360. Vorrichtung zum Auswerfen von Explosivgeschossen aus den Gondeln von Luftschiffen. Heinrich Rosenberg, Gelsenkirchen II, Fürstinnenstraße 60. 13. 11. 08.

Gebrauchsmustereintragungen.

77h. 386 033. Gelenkiges Rahmengestell für Flugmaschinen mit zwei kreuzweise angeordneten Scharnieren. Jean Jacques Bourcart, Colmar i. Eis. 21. 6. 09. B. 43 318.

England.

No. 9303. John Bode, Carshalton, Surrey, Verbesserter Aeroplan. No. 9321. Hermann G. Schumann, Verfahren zur Fortbewegung von Aeroplanen.

No. 9388. Edvard Milton Wildey, Liverpool, Verbesserungen an Schraubenpropellern für Luftschiffe.

No. 9500. Edgar Arthur Ashcroft, Verbesserungen an Ballons usw.

No. 9512. Sir Hiram Stevens Maxim und Vincent Cartwright Vickers, Verbesserungen an Flugmaschinen.

No. 9519. Alfred J. Bartlett: Verbesserungen an Aeroplonen.

No. 9525. Richard W. Roger : Verbesserungen an einem Schwingmechanismus für Flugmaschinen.

No. 9608. James Means: Verbesserungen an einem Startapparate für Flugmaschinen. (In den Vereinigten Staaten angemeldet 20. August 1908.)

No. 9609—9611. Derselbe. Dasselbe. NB. Mit vollständiger Spezifikation.

No. 9616. Hamilton Hartridge und Ch. E. A. Hartridge, Verbesserungen an Aeroplanen.

No. 9635. Isaac H. Storey, Manchester, Verbesserungen an Flugmaschinen.

No. 9687. Joseph A. Rignon, Verbesserungen an Luftschiffen. NB. Mit vollständiger Spezifikation.

No. 9805. John Gale\ 53, Strada Britannica, Valetta, Malta: Elektrischer Apparat zur Herstellung des Qleichgewich s und Verbesserung der Stabilität von Aeroplanen. NB. Mit vollständiger Spezifikation.

No. 9843. William A. Roessler, Verbesserungen an Aeroplanen.

No. 9846. Frank William Qunton und John Howard: Verbesserungen an Aeroplanen.

No. 9857. Francis Leigh Martineau: Verbesserungen in der Lufischiffahrt. No. 9983. Robert Fr. Macfie, Verbesserungen an Aeroplanen. No. 9989. Horatio Claude Barber, Verbesserungen an Aeroplanen. No. 9990. Derselbe, Verbesserungen an Flugmaschinen. No. 10 006. Samuel Jenkinson und Harry Officier Elliott, Verbesserungen an Flugmaschinen.

No. 10 098. Robert Esnault-Pelterie, Verbesserungen an Schraubenpropellern zur Fortbewegung in der Luft. (In Belgien angemeldet 22. Mai 1908.)

No. 10131. Harry Watson, Chester-Ie-Street, Verbesserungen an Flug-Maschinen.

No. 10 142. James W. Peebles und James Brownlee, Qlasgoy, Verbesserungen an Aeroplanen und anderen Flugmaschinen.

Berichtigung. Auf Seite 463 Nr. 16 des „Flugsport", sechste Zeile von oben, muß es heißen statt Franz Langer Fritz Langer.

Nach Schluß der Redaktion eingegangen:

August Euler hat heute morgen 5 Uhr mit seiner neuesten Maschine auf dem Jlaflugfelde einen Flug von 1000 Meter in ca. 10 Meter Höhe ausgeführt.

Literatur.

Die Eroberung der Luft. Ein Katalog über die aeronautische Literatur von Benjamin Auffahrth Buchhdlg. Frankfurt a. M. Die genannte Buchhandlung hat mit dieser Zusammenstellung allen Interessenten einen großen Dienst erwiesen. Wir finden in dem Verzeichnis nicht nur die Literatur des 20. Jahrhunderts, sondern auch die meisten früheren Veröffentlichungen registriert. Der Katalog wird jedem Bücherkäufer gratis zugestellt. Hinauf zur Höh! Ein historischer Rückblick auf die Entwicklung der Luftfahrzeuge von Ingenieur F. M. Feldhaus. Gratis zu beziehen durch die Herausgeberin, die Continental-Caoutschouc- u. Gutta-Eercha-Compagnie Hannover.

In einer knapp gehaltenen Zusammenstellung gibt Ingenieur Feldhaus einen historischen Rückblick über die Entwickelung der Luftfahrzeuge. Die anregende Schilderung der aeronautischen Vorgänge früherer Jahrhunderte bis zum heutigen Tage wira allen, die sich in kurzer Zeit über die hauptsächlichsten geschichtlichen Daten der Luftschiffahrt bezw. deren Entwicklung orientieren wollen, gute Dienste leisten. Der zweite Teil der Broschüre behandelt die Fabrikation der Ballonstoffe.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Offizielle Mitteilungen

des

Frankfurter Flugtechnisch. Vereins

Sitz Frankfurt a. Main.

Geschäftsstelle: Bahnhofsplatz 8. Vorstand:

1. Vorsitzender: Civil-Ing. Paul Schubbert.

2. „ Dipl.-Ing. Karl Aug. Schreiber. Schriftführer: Civil-Ing. Oskar Ursinus.

1. Flugwart: Civil-Ing. Oskar Ursinus.

2. „ Baron Curt Trützschler von Falkenstein. Kassierer: Grödel, Mörfeider Landstraße 68. Beisitzer: Ing. Schöpflin.

Ing. Hans Krastel.

Oberleutnant a. D. zur See Dornheim. Bisher fanden regelmäßig Montags und Mittwochs abends 7 Uhr Gleitflugübungen statt. Infolge der beständig wechselnden Witterungsverhältnisse sollen

No. 18

„FLUGSPORT."

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von jetzt ab die Gleitflugübungen jeden Abend zwischen 5 und 7 Uhr stattfinden. Der Flieger darf nur aus der Halle genommen werden, wenn drei im Training befindliche Herren anwesend sind. Der Schlüssel zu der Fliegerhalle III auf dem Abflughügel ist in Zimmer 32 der Sportkommission abzuholen und mit einem Bericht nach Beendigung der Uebung an die Sportkommission wieder abzuliefern. Es dürfen keine Flugübungen in Abwesenheit der Sanitätsmannschaften vorgenommen werden. Sind Aussichten auf Rekordflüge vorhanden, so ist sofort von der Sportkommission ein Starter zu verlangen. _________

Die Flugübungen dürfen bei mehr als 8 m Wind ohne Genehmigung des Flugwarts oder des Flugfeld-Oberaufsichtsführenden, Rittmeister von Beckerath, nicht vorgenommen werden.

Am 18. August hat Pölke einen Flug von 35 m ausgeführt. Grödel hatte gleichfalls gute Resultate.

Die im Training befindlichen Herren sind: Zivil-Ingenieur Ursinus, 1. Flugwart; Baron Kurt Trützschler von Falkenstein, 2. Flugwart; Diplom-Ing. Grödel; Diplom-Ing. Schreiber; Techniker Pölke und Techniker Hofmann.

Die Mitgliederzahl hat 60 überschritten.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Offizielle Mitteilungen des Schlesischen Flugsport=Club.

Sitz Breslau.

Vorstand:

1. Vorsitzender: Oberingenieur E Schräder.

2. „ Ingenieur C. v. Sallwürk. 1. Schatzmeister: Postsekretär E Solger. Bankkonto: Schles. Bankverein. Propagandaausschuß: Chefredakteur L. Beninatto

Sportsgruppen, zugleich Sportskommission:

1. Maschinenflug; Obmann E. Schräder.

2. Freiflug-: E. Schräder, H. Kukol, Frau Metze.

3. Freiballon: v. d. Borne, E. Schräder, H. Wolff.

4. Automobilfahren: Obmann C. v. Sallwürk.

5. Rasenspiele, Florettfechten, Pistolenschießen: Frau von Sallwürk K. Ritzmann, L. Beninatto.

6. Wintersport: C. O. Schlobach, Fritz Heidenreich.

Clublokal: Theater-Restaurant. Sitzung: Jeden Sonnabend 8.30 Uhr. Sitzungsbericht vom 7. August 1909. Beginn der Sitzung 8.45 Uhr. Zu den einzelnen Gruppen ist zu berichten:

Gruppe 1: Maschinenflug. Der für die Heitmannsche Flugmaschine bestimmte Argus-Motor ist in der vergangenen Woche in der Fabrik probeweise in Betrieb genommen worden, wobei er äußerst exakt arbeitete. Statt der garantierten 40 PS leistete er zirka 52 PS. Bis derselbe jedoch soweit ausprobiert ist, daß er zur Ablieferung gelangen kann, dürften noch einige Wochen vergehen. Außer der Heitmannschen sind noch zwei kleinere Flugmaschinen bei der „Bagum" augenblicklich in Arbeit, die in den nächsten Wochen fertiggestellt sein werden. Für den Herbst sind daher hier Flugversuche in Breslau zu erwarten, wie sie in diesem Umfange in Deutschland noch nicht stattgefunden haben. Das durch die Erfolge Bleriots erweckte Interesse an der Aviatik wird dadurch hoffentlich noch eine weitere Steigerung erfahren.

Gruppe II: Freiflug. Die Uebungen in der letzten Woche waren wenig erfolgreich infolge der äußerst ungünstigen Windrichtung. Sämtliche Apparate sind wieder instandgesetzt, so daß deren drei der Trainingsmannschaft

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FLUGSPORT"

No. '8

zur Verfügung stehen. Da die Windrichtung sich in den nächsten Tagen zu ändern scheint, so können die Uebungen dann wieder in vollem Umfange aufgenommen werden. Da die Beteiligung an den Uebungen sehr gestiegen ist, soll jetzt, um ein geregeltes Training herbeizuführen, ein Reglement aufgestellt werden, mit dessen Ausarbeitung die Obmänner der Gruppe, sowie der Wettflugausschuß beauftragt werden.

Schluß der Sitzung 10.30 Uhr.

N i p p e r n. Da die Windrichtung etwas günstiger geworden war und auch die Windstärke nachgelassen hatte, waren die am Sonntag den 8. stattge-fundenen Uebungen von Erfolg begleitet. Es gelangen eine Reihe schöner Flüge von zirka 30—35 Meter Länge.

Sitzungsbericht vom 14. August 1909. Beginn der Sitzung 8.45 Uhr.

Der Vorsitzende gibt zunächst eine kurze Uebersicht über die Ereignisse der letzten Woche auf aviatischem Gebiete. Von besonderem Interesse ist die Tatsache, daß Orville Wright nunmehr bestimmt Ende dieses Monats nach Berlin kommen wird, um dort Flugversuche zu veranstalten. Der Vorsitzende konnte hierzu die erfreuliche Mitteilung machen, daß dem Klub eine Anzahl Einlaßkarten zur Verfügung gestellt seien.

Zu den einzelnen Gruppen ist zu bemerken:

Gruppe I: Masch i n enf 1 ug. Die von den beiden Mitgliedern, Herren Heitmann und Beninatto, bei der „Bagum" bestellten kleinen Maschinenflieger sind in Arbeit und dürften in einigen Wochen fertiggestellt sein. Der erstere erhält einen Eindecker von 24 Quadratmeter, während für Herrn Beninatto ein ein Doppeldecker von 32 Quadratmeter gebaut wird. Beide Apparate sind zusammenlegbar, was speziell für einen Doppeldecker etwas vollkommen neues bedeutet, da es eine derartige Ausführung bisher noch nicht gab.

Gruppe II: Freiflug. Infolge des sturmartigen Windes konnten die Uebungen in Nippern fast garnicht durchgeführt werden. Da eine baldige Aen-derung nicht zu erwarten ist, so wird beschlossen, am morgigen Sonntag auf den gewohnten Ausflug nach Nippern zu verzichten und dafür am Nachmittage der „Bagum" einen Besuch abzustatten.

Terrainkommission. Wie die Herren Dr. Pfeiffer und Kutsch mitteilen, beabsichtigen sie, dem Klub einen Verbandskasten zu schenken, der in der Halle in Nippern untergebracht werden soll. Den Spendern sei hierfür unser Dank ausgesprochen.

Schluß der Sitzung 11.15 Uhr.

Am Sonntag den 15. August fand nachmittags eine Besichtigung der „Bagum" statt. Besonderes Interesse erregte außer den beiden kleineren im Bau befindlichen Maschinenfliegern die große für unser Mitglied Herrn Heitmann bestimmte Maschine, deren Gestell fertig montiert auf dem Platze vor der Montagehalle sich befindet. Das Gestell, das nur zirka 100 kg wiegt, wurde einer Belastungsprobe unterworfen, indem 10 Personen darauf Platz nahmen. Die Stabilität war eine derartige, daß keinerlei Durchbiegungen stattfanden. Es wurden mehrere photographische Aufnahmen gemacht, die demnächst an dieser Stelle veröffentlicht werden sollen. Schräder. v. Sallwürk. Leischner.

Offizielle Mitteilungen des Vereins Deutscher Flugtechniker.

Sitz Berlin.

Ehrenmitglieder: Gustav Lilienthal, Groß Lichterfelde. Orville Wright, Dayton. Wilbur Wright, Dayton. 1. Vorsitzender: Dr. Fritz Huth, Rixdorf.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

No. 18

„FLUGSPORT."

Seite 520

2. Vorsitzender: Major von Parseval, Charlottenburg. SchrifHührer: 0. Schmal-Carbur, Tempelhof. Syndikus: Rechtsanwalt Eschenbach, Berlin. Beisitzer: Diplom-Ingenieur H Dorner, Berlin. Ingenieur J. Grade, Magdeburg. Ober-Ingenieur H. Rosenstein, Elbing. Ingenieur Max Schüler, Chemnitz. Vorsitzender der technischen Kommission: Ober-Ingenieur Zix, Berlin. Vorsitzender der Platzkommission: Kapitain z. S. a. D. von Pustau. Den Bemühungen des Vorstandes ist es gelungen, für die Mitglieder des Vereins, die in Berlin weilen, die Benützung des Flugfeldes „Mars" bei Berlin zu sehr günstigen Bedingungen zu vereinbaren. Die Herren, die die Absicht haben, auf dem Flugfelde „Mars" Versuche zu nnternehmen, werden gebeten, dem Vorstand hiervon Mitteilung zu machen.

Ungezwungene Zusammenkünfte. Wir bringen zur gefl. Kenntnis, daß für unsere Mitglieder in Berlin jeden Freitag ein Stammtisch im Restaurant Heidelberger belegt ist. Wir bitten unsere Mitglieder von dieser Gelegenheit zur ungezwungenen Aussprache Gebrauch zu machen.

Offizielle Mitteilungen des Westdeutschen Vereins für Flugsegler.

Sitz Oberhausen i. Rhld.

Vorstand: Vorsitzender: Schüller, Bürgermeister a. D. Schriftführer : Timmer, Hafenmeister, Meiderich. Schatzmeister: Häußer, Ingenieur. Gerätewart: Trutewart, Maschinenmeister.

Am 11. August hielt der Westdeutsche Verein für Flugsegler unter dem Vorsitze des Bürgermeisters a. D. Schüller seine erste Versammlung ab. Nach Aufnahme von 5 neuen Mitgliedern wurden folgende Herren in den Vorstand berufen: Bürgermeister a.D. Schüller-Oberhausen als Vorsitzender; Hafenmeister Timmer-Meiderich als Schriftführer und Stellvertreter des Vorsitzenden ; Ingenieur Häußer hier als Schatzmeister und Maschinenmeister Trutewart hier als Platz-und Gerätewart. Von der Gründung des Vereins, der sich eine so hochbedeutsame Aufgabe gestellt hat, ist bereits dem Herrn Bürgermeister und der Stadtverwaltung, sowie der Generaldirektion der Gutehoffnungshütte Kenntnis gegeben worden; an letztere ist gleichzeitig die Bitte gerichtet worden, von dem Schlackenberge am Kaisergarten dem Verein einen Teil zur Anlegung einer Abflugbahn zur Verfügung zu stellen. Oberingenieur Schräder von der Breslauer Erdbebenwarte hat dem Verein bereits seine Unterstützung zugesagt. Es sollen keine fertigen Gleitflieger bezogen werden, vielmehr sollen die Mitglieder an selbstgebauten Modellen ihre Versuche machen und sich weiterbilden. Zum Schluß fand eine eingehende^ sehr interessante Aussprache über die Flüge, die Motoren usw. statt. Mit einem kleinen Modell probt ein Mitglied schon jetzt jeden Sonntag früh 5 Uhr auf dem Sportplatz Ecke Moltke- und Lothringerstr.; am 22. August soll mit einem größeren Modell eine Probe vor einer größeren Allgemeinheit stattfinden. Entsprechend seiner eminenten Bedeutung dürfte der junge Verein, als dessen Vereinslokal die „Reichskrone" bestimmt ist, schon bald für die Provinzen Rheinland, Westfalen und Hannover der Kulminationspunkt für alle die Arbeit werden, die in nächster Zeit auf dem Gebiete des Flugsegeins zu leisten ist, was für die Stadt Oberhausen ein nicht zu unterschätzender Vorteil wäre. Hoffentlich lassen die Behörden und auch diejenigen Teile der Bevölkerung, welche dem Flugsegeln ihr Interesse zuwenden, dem Verein die weiteste Unterstützuug zuteil werden.

Als offizielles Vereinsorgan wurde bereits in der konstituierenden Versammlung die Zeitschrift „Flugsport" (Frankfurt a. M.) gewählt.



Internationale Luftschiffahrt-Ausstellung Frankfurt a. M., Stand C. 24.

Flugsport

Jllustrierte technische Zeitschrift und Anzeiger

für die gesamte

„Flußschiffahrt"

(L' Aviation)

Le seul organe allemand traitant particulierement les interets de l'Aviation

unter Mitwirkung bedeutender Fachmänner herausgegeben von Oskar Ursinus, Civilingenieur.

Brief-Adr.: Redaktion und Verlag „Flugsport" Frankfurt a. M., Bahnhofsplatz 8. Repräsentant pour la France: E. Raphael, Paris, Rue du Faubourg Poissonniere 62.

Erscheint regelmäßig am 1. und 3. Freitag jeden Monats. — Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. =

Abonnement: Bei portofreier Zusendung unter Kreuzband Mk. 14.—. Durch Postbezug Mk. 12.— pro Jahr

Der Nachdruck unserer Artikel ist, soweit nicht mit „Nachdruck verboten" versehen, nur mit genauer Quellenangabe gestattet.'

Nr. 19. Frankfurt a. M., 3. September 1909.* Jahrg. I.

Die Große Woche der Champagne.

Eine große Aufregung herrschte hoch in den himmlischen Gefilden. Ratlos rannte alks durcheinander. Ganz unerhörte Dinge schienen sich seit einiger Zeit im Weltenraume zu vollziehen, Dinge, die geeignet waren, den jahrtausendelangen himmlischen Frieden zu stören und die sonst unbestrittene Autorität der obersten Gewalten zu untergraben. Das Zwergengeschlecht der

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Reims: Blick auf die Fliegerhallen.

Menschen da drunten vermaß sich, die Hoheitsrechte der Götter anzutasten und mit naseweisem Forschungseifer nun auch in den Aether vorzudringen, der bislang noch die letzte Domäne der arg bedrängten höchsten Gewalten gewesen war. Schon in früheren Zeiten hatten ja wohl einzelne Verwegene sich unterfangen, mit kurios geformten Schmetterlingen sich in den Weltenraum zu erheben. Aber das dauerte nie lange. Es hatte gewöhnlich genügt, sie einmal tüchtig „anzublasen", dann hatte die Spielerei ein Ende. Ueber die schönen wtißen und gelben Kugeln, die sie unten aufstiegen ließen, hatte man sich nicht erregt. Die waren ja ein willenloses Spielzeug der Engelchen, die sie von einem Winkel in den anderen umherbliesen und sich ihre Zeit damit vertrieben. Dann aber schien man die Sache da unten systematisch zu betreiben, und die wunderlichsten Gebilde flogen in der Luft umher. Zuerst nahm man die Sache nicht ernst. Man

Reims: Latham, Farman und Sommer beginnen zusammen vor den

amüsierte sich über die fliegenden Dinger, die so aussahen, wie Zigarren, die an einem Ende aufgeblättert waren. Und zugleich konnte man-ein anziehendes Bild aus der „Vogelperspektive" betrachten. Wie hübsch sie aussahen, die ausgerichteten Reihen von Kriegern und Ordnungswächtern mit ihren bunten Gewändern und blitzenden Helmspitzen. Und die unzähligen Menschen, die sich, gleich Ameisenhaufen, da unten hin und herschoben. Was war das für ein Götterspaß, sie alle mit den Nasen in der Luft warten zu lassen, währenddem die Zigarre, durch eine kräftige Douche ausgelöscht, irgendwo hilflos lag. Was waren das schöne Tage im Himmel. Das gab einmal eine Abwechslung in dem ewigen Einerlei des Weltenregierens.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Tribünen ihren Plug.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Reims: Der Curliß-Flieger.

der wegen der vielen stampfenden und rauchenden Kästen, die man ihm auf den Rücken gesetzt hat, so schon nicht in guter Laune war, seine liebe Not, sich gegen ein paar solcher rlug-kisten zu wehren. Ein paar Mal hatte er sie mit kräftigem Ruck gepackt und untergetaucht, daß ihnen, so meinte er, die Lust am Weiterfliegen vergehen wird. Und dann war eines Tages doch so ein Ding über ihn weggeflogen. In der Nacht wars und alles,

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Reims: Curtiß-Flieger. Anordnung des 50 PS Curtiß-Motors.

Aber dann war etwas unerhörtes passiert. Ganz neugestaltete Dinger begannen'im Aether umherzufliegen, Zigarrenkisten mit einem oder gar mit mehreren Deckeln. Die ließen sich nicht so leicht unterkriegen und drangen immer verwegener und kecker gegen die olympischen Höhen vor. Schon neulich hatte der alte'Neptun,

schlief noch. Hinterher half kein Zürnen und Wettern. Und jetzt schien gar diese Fliegerei in großem Style vor sich gehen zu sollen. An einem Punkte der Erde, und noch dazu an einem Punkte, den die Götter mit ihrem besonderen Wohlwollen bedacht hatten, wo in unendlicher Menge die Reben reifen, aus deren köstlichem Safte die undankbaren/Menschen Kraft und Lebens-

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Reims : Der neue Flieger von Breguet mit 50 PS Renault-Motor.

freude saugen, dort kamen eine Menge dieser neumodischen Flugmaschinen zusammen. Man konnte erkennen, daß da unten eine fieberhafte Aufregung herrschte, daß große Vorbereitungen ge-

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Reims : Der Breguet-Flieger versuchte am 29. August wiederholt vom Boden los zu kommen, hierbei überschlug sich der Apparat.

troffen wurden, daß dichte Menschenmengen aus allen Weltgegenden zusammenströmten. Was ging vor? Haben diese wahnwitzigen Menschen etwa einen Massenangriff geplant? Das ist ja offene Rebellion. Vater Zeus zog seine Stirn in Falten, er war gar übler Laune. Weder die klugen Ratschläge seiner Schwester Ceres, noch die tröstenden Liebkosungen seiner Ehegenossin Juno vermochten die drehenden Schatten aus seinem Götterantlitze zu verscheuchen. Jetzt galts zu handeln. Sämtliche Heerscharen wurden alarmiert und es erging der Tagesbefehl, daß der Frevelmut der Menschen zu bestrafen und ihrem wahnwitzigen Unterfangen mit allen Mitteln entgegenzutreten sei. Alle himmlischen Schleusen wurden geöffnet und ein großes Heer von Englein mußte antreten und mußte mit vollen Kräften aus runden Pausbacken in den Aether blasen, daß ihnen fast der Atem ausging.

Das gab hier unten eine schöne Bescherung. Natürlich hatten die Veranstalter des Meetings von Reims mit dieser prinzipiellen Abneigung der Götter nicht gerechnet; sie hatten sich vielmehr auf das landesübliche Sommerwetter eingerichtet. Dafür stürmte

Reims : Unfall Bleriot. Flieger 12 für den Schnelligkeitspreis.

und regnete es und mit banger Besorgnis sah man den Eröffnungstag herankommen Auf dem großen Flugfelde bei Reims sah es trostlos aus, besonders aber die breite Zufahrtstraße von der Stadt aus war ein Riesenmeer von Kot, in dem nicht nur Fußgänger und Fuhrwerke, sondern sogar auch Automobile stecken blieben. Auf der großen Ebene von Betheny, eigentlich einer Pferderennbahn, wo im Jahre 1901 die bekannte große Revue der französischen Truppen vor dem russischen Zaren Nikolaus 11. abgehalten wurde, war eine Flugbahn von 10 km Umfang hergerichtet, von der Form eines Rechtecks, dessen beide Langseiten je 3,5 km, die beiden Schmalseiten je 1,5 km maßen. Auf einer der Kurzseiten waren die gewaltigen Tribünen erbaut und links von ihnen, etwas zurückstehend, die 35 Hallen, die zur;Aufnahme der angemeldeten Apparate bestimmt waren.

Die nachstehende Aufstellung der 35 Apparate mit ihren besonderen Details wird bei der Gegenüberstellung der Resultate interessante Vergleiche ermöglichen:

Marke:

Pilot:

Type:

Trag

   

qm

R. E. P.

Esn. Pelterie

Eind.

20

do.

Esn. Pelterie

do.

20

do.

M. Guffroy

do.

20

do.

E. Laurens

do.

20

Wright

P. Tissandier

Zweid.

50

do.

P. Tissandier

do.

50

do.

de Lambert

00.

50

do.

de Lambert

do.

50

do.

Schreck

do.

50

do.

Lefebvre

do.

40

Bleriot

L. Bleriot

Eind.

22

do.

L. Bleriot

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22

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L. Bleriot

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14

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do.

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do.

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Zahl d. Durch m. Umdreh. Flügel: in Met.: p. Minut.

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2

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1100

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2

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2

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1 Chauviere

2

2,00

1100

Natürlich konnten einige dieser angemeldeten Maschinen von vornherein für den Bewerb wohl ernstlich nicht in Frage kommen, abgesehen davon, daß auch einige Piloten durch Unfälle, die sie während der vorbereitenden Experimente erlitten hatten, „liors de combat" gesetzt wurden- So hatte sich z. b. Robert Esnault-

Pelterie bei einem — Boxer-Match die Knochen der Hand zerbrechen lassen und konnte an eine Teilnahme an den Bewerben nicht mehr denken. Auch von Henri Farman, dessen Unfall in der vorigen Nummer des „Flugsport" gemeldet wurde, hatte man nicht geglaubt, daß er rechtzeitig wieder hergestellt sein würde und dennoch sollte es gerade Farman sein, der die Sensation des Meetings lieferte- Ebenso hatte

der Apparat des Amerikaners Curtiß, als er bei einem Flugversuche von einem heftigen Windstoß erfaßt und auf die Erde gestoßen wurde, so schwere Verletzungen erlitten, daß man nicht annahm, daß die Reparatur noch rechtzeitig sich wird ermöglichen lassen. Aber auch dieser Apparat sollte dem Amerikaner noch den Triumph ermöglichen, die Qordon-Beiiriet-Tro-phäe übers Meer zu nehmen.

Inzwischen waren

Reims: Oben : Bleriot gewinnt den Schnelligkeitspreis, ""gezählte MenSClieil-Unten: Bleriot und Frau nach dem Unfall. me"gel1 »acIlReiniS

zusammengeströmt, wo sie sich gut, aber zu horrenden Preisen installieren konnten. Von der Stadt bis zum Flugfelde war eine neuelStadti,erstanden. Gasthäuser, Verkaufsläden reihten sich in ununterbrochener Folge aneinander. So zog sich bis zu den Tribünen eine breite, ständig belebte Avenue dahin, von der aber jene trostlose makadami-

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

sierte Straße nach den Fliegerhallen und dem eigentlichen Flugfelde abzweigte.

Es soll nicht verschwiegen werden, daß sich, bis weit in die aviatischen Kreise hinein, zuletzt eine recht gedrückte Stimmung geltend machte. Man war besorgt, ob die Veranstaltung die erste, die in großem Style einen Massenbewerb von Flugmaschinen in-scenierte, nicht verfrüht sei, ob nicht die geplante Demonstration an jenen unzähligen Imponderabilien scheitern könnte. Dazu kam, daß die gewerbsmäßigen Kassandra-Naturen nicht müde wurden, in der Presse ihre Unkenrufe erschallen zu lassen. So kam der Sonntag, der Eröffnungstag, heran.

Unsere Leser wissen aus der vorigen Nummer unseres Blattes das Programm und das Reglement der Großen Woche der Champagne.

Zunächst fand am ersten Tage das Ausscheidungsrennen für den Gordon-Bennet-Pokal statt, in dem sich von französischen Piloten Lefebre, Latham und Bleriot qualifizierten. Im Schnelligkeitspreis (30 km, 1. Tag) klassierten sich 1. Tissandier 28 : 59-1, 2. Lambert 29 : 02, 3. Lefebvre 29 : 02 - 1, 4. Paulhan 32 : 49-4,

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Reims: Farman gewinnt den Passagierpreis.

5. Sommer -1 : 19 : 23. Im Preis der Bahnrunde (10 km, 1. Tag) 1. Lefebvre 8 : 58 -4, 2. Tissandier 9 : 26 - 1, 3. Lambert 9 : 33-2, 4. Latham 9 : 47, 5. Paulhan 10 : 50, 6. Sommer 11 : 24-2, 7. Cock-burn 11 :44, 8. Bunau-Varilla 13:30-1-

Am Montag begann der „Große Preis der Champagne" um die größte Distanz. Hier klassierten sich 1 Paulhan 56 km; 2. Paulhan 49,5 km; 3. Lefebvre 21 km. Im Preis der Bahnrunde (.2. Tag): 1. Curtiß 8 : 35—3, 2- Bleriot 8 : 42-2. Auch der Lenkballon „Colonel Renard" war in Betheny eingetroffen und es gewährte ein grandioses Schauspiel, zeitweilig zugleich 18 Aero-plane und den Ballon am Horizonte zu sehen.

Der Dienstag brachte folgende Resultate: Schnelligkeitspreis (30 km, 2. Tag) 1. Tissandier 28:59-1, 2. Lambert 29 : 02, 3 Lefebvre 29 : 02 1, 4. Latham 31 : 32-1, 5. Paulhan 32 : 49-4, 6. Sommer 1 : 19 23. Preis der Bahnrunde (10 km, 3. Tag) 1. Bleriot 8 : 04-2, 2. Curtiß 8 : 35-3, 3. Lefebvre 8 : 58 - 4, 4. Farman 9 : 6, 5. Latham 9 : 13—4, 6. Tissandier 9 : 26-1, 7. Lambert 9:33-2, 8. Paulhan 10:50, 9. Delagrange 11:3-3, 10. Sommer 11 : 24 2, 11. Cockburn 11 : 44, 12. Bunau-Varilla 13 :30-1. Das Wetter war regnerisch und stürmisch. In den Ateliers fieberhafte Tätigkeit. Bei Bleriot ist es Anzan\ der die Arbeiten leitet. Er beklagt sich, daß man ohne sein Wissen die Schrauben gewechselt und für die Mittelstärke seines Motors viel zu große Schrauben gewählt habe. Darauf führt er den bisher mangelnden Erfolg Bleriots zurück. Bei Antoinettj ist Levavasseur unermüdlich tätig; er prophezeit noch „Großes" von Latham in den letz-

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Reims: Die Beobachtungs-Station für die Starter.

ten Tagen des Meetings Im Wright'schen Atelier leitet Michel Clemenceau mit dem so schnell bekannt gewordenen Lefebvre die Reparaturen und Instandsetzungen. Das Sport-Komitee die Herren Surcouf, Paul Rousseau und Castillon de Saint Victor wüten mit „Strafmandaten" gegen die Piloten, die zu unvorsichtig gewesen und vor den Tribünen „Achten" und konzentrische Kreise ausgeführt hätten. Sommer wird mit 100 Frcs. bestraft, weil er einen anderen Konkurrenten in große Gefahr gebracht hat.

Mittwoch brachte die erste grölte Sensation. Im „Großen Preis der Champagne" vollbringt Paulhan einen Flug von 131 km (während 2 Stunden 43 Minuten), 2. Latham 31 km. Preis der Bahnrunde: 1. Curtiß 8: 11—3. Paulhan hat mit seiner Leistung alle bisherigen Rekords geschlagen, sollte sich aber seines Triumphs nicht lange erfreuen.

Am Donnerstag gelingt Latham im „Großen Preis der Champagne" ein Dauerflug von 154,620 km (2 Stunden 17 Minuten), 2. Lambert 116 km, 3. Latham 70 km. Im Preis der Bahnrunde: 1. Latham 8 : 20-3; 2. Latham 8 : 32; 3. Curtiß 8 : 32-2; 4. Bleriot 8:33-3; 5. Tissandier 9 : 35—1; 6. Legagneux 10:19-2. Der Jubel über die schöne Leistung Lathams ist unbeschreiblich. Aber der nächste Tag sollte eine ungeahnte Ueberraschung bringen.

Henri Farman, der in letzter Zeit so wenig von sich reden gemacht hat, holt am Freitag^dem Schlußtage des „Großen Preises

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

IReims: Unfall Paulhan.

der|Champagne" zum entscheidenden Schlage aus. Er schlägt alle bisherigen Rekords der Welt, indem er in ununterbrochenem Fluge von 3 Stunden 16 Minuten die Distanz von 189,950 km hintersten -brachte! Am gleichen Tage ergibt der Schnelligkeitspreis (30 krh, 6. Tag): 1. Latham 26:35; 2. Bleriot 30 : 12; 3. Sommer 31 : 12—2; 4. Sommer 32 : 53 -2; 5. Delagrange 35 : 53-2; der Preis der Bahnrunde (6. Tag). 1. Curtiß 8:09-1; 2. Bleriot 11 : 52—2. Ein aufregender Vorfall ereignete sich noch am Freitag. Paulhan hatte sich soeben mit seinem Apparat vom Boden erhoben und befand sich etwa in drei Meter Höhe, als von der entgegengesetzten Richtung her, in genau derselben Flugrichtung, Delagrange mit seinem Zweidecker in rasendem Tempo daherkam. Kaum 40 m waren die beiden Maschinen voneinander entfernt und jeden Augenblick mußte das Fürchterliche, der Zusam-

menstoß, erfolgen. Die tausendköpfige Menge war keines Lautes fähig, man wagte nicht zu atmen. Da plötzlich stieß Paulhan, der die hohe Gefahr erkannt, aber keine Zeit mehr hatte, nach oben auszubiegen, brüsk nach unten und während der schöne Apparat bei dem gewaltigen Aufstoß in Atome zersplitterte, sauste im gleichen Augenblick der Zweidecker Delagranges haarscharf über ihn hinweg, jetzt löste sich die furchtbare Spannung des Publikums in ein tosendes Schreien aus: Delagrange stoppte ab und landete glatt. Mit flüchtigem Blick erkennt er die Situation, er eilt weinend auf den inmitten der Trümmer seines Apparates stellenden Paulhan zu, umarmt ihn stürmisch und der ewig freundliche Paulhan muß nun roch seinen Freund trösten.....

Am Sonnabend gelangte die internationale Trophäe, der „Gordon Bennet-PokaP, zum Austrag. Das gab eine Enttäuschung, auf die niemand gerechnet hatte: Der Pokal geht nach Amerika! Das Resultat war folgendes: (Bedingung: beste Zeit für zwei Bahnrunden, also 20 km). 1. Glenn H. Curtiß 15:50-3; 2. Bleriot 15: 56—1; 3. Latham 17 : 32; 4. Lefebvre 20 : 47-3. Im Preis der Bahnrunde plazierten sich: 1. Blenot 7 : 47—4; 2. Curtiß 7 : 55—2; 3. Bleriot 7 : 58—1. Im Preis der Passagiere: 1. Henri Farman (mit 2 Pass.) 10 Minuten 39 Sekunden; 2. Henri Farman (mit 1 Pass.) 9 : 52-1; 3. Lefebvre (mit 1 Pass.) 10 : 39.

Der Schlußtag des gesamten Meetings, der Sonntag, sollte leider noch zwei schwere Unfälle bringen. Der Alenschenandrang zu diesem letzten Tage war ein über alles trwarten starker. Von den ersten Tagesstunden an ergoß sich eine unaufhörliche Welle von Besuchern nach dem Flugfelde von Betheny. Unaufhörlich treffen von allen Richtungen die Eisenbahnzüge ein, die immer neue Scharen heranbringen. Um 10 Uhr 22 Minuten startet Bleriot auf seinem Monoplan. Wenige Minuten später, der Apparat hatte die Schnelligkeit von 75 km die Stunde erreicht, hält der Motor plötzlich an und die Schraube bleibt stehen. Wie eine schwere Steinmasse fällt der Apparat aus einer Höhe von 30 m zur Erde. Bei dem Fall ist unglücklicherweise das Reservoir ge-

Rlatzt und das Benzin fängt Feuer, indem es auf den noch heißen lotor ausfließt. In einem Nu steht der ganze Apparat in Flammen, aus denen man den an den Händen und im Gesicht schwer verbrannten Piloten mit Mühe befreit. Man bringt BleYiot nach der auf dem Flugfelde Station erten Sanitätswache, wo er verbunden wird. Der Apparat ist vollständig in Flammen aufgegangen.

Kaum hatte man die rauchenden Trümmer des Bleriot'schen Eindeckers mit Hilfe der auf dem Flugfelde-anwesenden Soldaten entfernt, als ein neuer Unfall die Menge in Aufregung versetzt. Breguet war um 10 Uhr 40 Minuten aufgestiegen, als er, im Augenblick, wo er das „Petit Bois", ein kleines Gehölz, passiert, eine zu kurze Kurve ausführt. Die rechte Zelle des Apparats schleift den Boden entlang. Dann macht der Apparat eigentümlich schlingernde Bewegungen und überschlägt sich schließlich, wobei der Pilot in weitem Bogen herausfliegt. Man bringt auch Breguet auf die Sanitätswache, wo ihm sofort ärztliche Hilfe zu Teil wird.

Nach den Ergebnissen des letzten Tages stellt sich nunmehr das General-Klassement der Woche wie folgt:

„Großer Preis der Champagne" (Distanzflug): 1. Henri Farman 180 km (50.000 Frcs); 2. Hubert Latham 154,500 km (25.000 Frcs.); 3. Louis Paullian, 131 km (10.000 Frcs.); 4 Graf Lambert, 116 km (5000 Frcs); 5. Hubert Latham, 111 km (5000 Frcs.); 6. Paul Tissandier, III km (5000 Frcs.); 7. Roger Sommer, 60 km 8 Leon Delagrange, 50 km; 9- Louis BleYiot, 40 km; 10. Glenn H. Curtiß, 30 kin; 11. Lefebvre, 21 km.

„Gordon Bennet-Pokal der Aviation" (20 km): 1. Glenn H. Curtiß, 15:50-3 (Trophäe und 25.000 Frcs.); 2 Louis Bleriot 15 : 56 1; 3. Hubert Latham, 17 : 32; 4 Lefebvre, 20 : 47 - 3.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Reims: Flieger Kluytmans.

„Schnelligkeits-Preis" (30 km): 1. Glenn H. Curtiß, 25:39-1 (10.000 Frcs.); 2. Hubert Latham, 26 : 33-1 (5000,Trcs); 3. Tissandier, 28 : 59 1 (3000 Frcs); 4. Lefebvre, 29 : 00 ; 5. Graf Lambert, 29 : 02 ; 6. Latham, 29: 11-2; 7. Paulhan, 32:^9-4; 8. Bunau-Varilla, 42 : 25-4; 9. Sommer, 1 : 19 : 33-1.

„Preis der Bahnrunde" (10 km): 1- Louis Bleriot, 7:47—4 (7000 Frcs).; 2. Curtiß, 7 : 49-2 (3000 Frcs.): 3. Latham, 8 : 32-3;

4. Lefebvre, 8 : 58-4; 5. Farman, 9 : 06-2; 6. Tissandier, 9 :26-1; 7. Graf Lambert, 9:33-2; 8. Legagneux, 9:56-4; 9. Paulhan, 10:50; 10. Leon Delagrange, 11 :03-3; 11. Sommer, 11 :24-2; 12. Cockburn, 11 :44; 13. ßunau-Varilla, 13:30-1.

„Preis der Passagiere" (10 km): 1. Henri Farman mit 2 Passagieren, 10 : 39 (10.000 Frcs); 2. Henri Farman mrtTPass., 9 :52-1; 3. Lefebvre, 10 : 39.

„Höhen-Preis": 1. Hubert Latham, 155 m (10.000 Frcs.); 2. Henri Farman. 110 m; 3. Louis Paulhan, 90 m. 4. Henri Rougier. 55 m.

„Preis des Lenkballons" (50 km): 1. „Colonel Renard", Pilot Henri Kapferer 1 : 19:49-1; 2. „Zodiac", 1 : 25—1.

Die Welt-Flugrekorde von 10 bis 180 km stehen nunmehr

10

km

 

7 Min.

47,8

Sek.

Louis Bleriot

20

   

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Der Erfolg der Reimser Woche ist ein vollständiger und im Interesse der gesamten Aviationsbewegung in hohem Maße erfreulicher- Selbst die hochgespanntesten Erwartungen sind durch die erzielten Resultate übertroffen worden. Nicht nur, daß sich ergeben hat, welch' beträchtlichen Fortschritt die Aviationstechnik in der letzten Zeit erzielt hat, darüber hinaus haben die Aeroplane gezeigt, daß sie, durch Wind und Regen unbehindert, fliegen und daß, obgleich die Aviationstechnik, die eigentlich nicht älter als zwei Jahre ist, noch mit zögernden und unentschiedenen Händen arbeitet Gewiß, eine neue Direktive werden die Resultate von Reims der Technik nicht zu geben vermögen. Eindecker und Zweidecker, Apparate mit und ohne Schwanz, leichte und schwere Motoren, mächtige und schwache Motoren, sie haben alle abwechselnd ihre Triumphe feiern können, sodaß das Chaos der Ideen freilich nicht gelöst erscheinen kann. Was aber als unwiderleglich dargetan ist, das ist die enorm gesteigerte Leistungsfähigkeit der modernen Flugmaschinen und die unabsehbare Zukunft der Aviation, nicht nur als Werkzeug der Wissenschaft und des Sports, sondern weit mehr noch im allgemeinen Dienste der Menschheit.

Von dem soeben beendeten Meeting von Reims wird ein neuer Elan der Aviationsbewegung ausgehen, der sehr bald noch schönere, noch bewundernswertere Resultate zeitigen wird.

__ Rl.

Technische Einzelheiten von der flugtechnischen Woche in Reims

von Civil-Ingenieur Oskar Ursinus, Frankfurt a. M.

Wohl auf keiner Ausstellung oder sonstigen Veranstaltung war man in der Lage, den heutigen Stand der Flugtechnik so zu studieren, wie in Reims. Die Maschinen von Antoinette, Bleriot, Voisin, daneben Farman, bildeten je eine Klasse für sich. Der Motor spielt die Hauptrolle. Sah man auch den Flieger nicht, so hielt es nicht schwer, am Geräusch des Motors zn erkennen, welcher Flieger in Tätigkeit war. Sogar am Surren der Schrauben konnte man verschiedentlich auf die Leistungsfähigkeit der Motoren schließen. Für die praktisch tätigen Flugtechniker ist das etwas selbstverständliches. Neben dem Antoinettemotor wurde hauptsächlich in den letzten Tagen der rotierende 7 Zylinder-Gnommotor modern. Die erfolgreichen Flieger hatten fast alle solche Motoren eingebaut. Latham hat sich vorzüglich in seine Maschine eingeübt. Sein Motor arbeitet ausgezeichnet. Allerdings kam Levavasseur nicht vom Platze. Bleriot hatte bei seinem Schnelligkeitsflug einen Teil der Bespannung seiner Tragdecken entfernt. Er benutzte den bekannten Flieger „Bleriot 12", welcher in der Nummer 12 der Zeitschrift „Flugsport" auf Seite 340 beschrieben ist. Anstelle der 2flügeligen Schraube war eine 4 flügelige Schraube von Chauviere angebracht. Bleriot enttäuschte. Auch von den Wrightapparaten hat man sich mehr versprochen; in Fachkreisen sagt man, die Wrights haben sich überlebt- — Sie sind überholt worden. Geradezu brillant und überwältigend waren für den Fachmann die Leistungen von Courtiß. Courtiß befand sich bereits nach 10 m in der Luft. Die Stabilität ist eine ausgezeichnete. Die Spannweite beträgt 8 m, Gesamtlänge 8 m, die Gesamttragflächen 24 qm. Zum Antrieb dient ein 35 PS Courtis-motor. Für den Schnelligkeitspreis hatte Courtiß einen 50 PS Motor eingebaut. Die zweiflügeligen Schrauben haben 1,8 m Durchmesser und machen 1300 Touren in der Minute. Das Gewicht des Fliegers ist 320 kg. Verschiedene Konstiuküons-Ein-zelheiten bei dem Courtißflieger stehen den bisherigen Anschauungen auf dem Gebiete der Flugtechnik schroff gegenüber. Es hat z. B. Courtiß die hinteren Längsspanten nicht über die Tragdecken, sondern unter die Tragflächen mit einem Abstand von 1 cm angeordnet.

Nach meiner Anschauung wird dadurch die günstige Wirkungsweise der gekrümmten Fläche illusorisch gemacht. Hingegen ist die obere Seite der Tragdecken vollständig glatt. Mir scheint es, als wenn Curtiß besonders großen Wert auf eine gute Wölbung der Profilierung der oberen Seite der Tragfläche gelegt hat und

Luftwirbel auf der oberen hinteren Tragdecke für schädlicher hält, als auf der unteren. Curtiß hat am vorderen Rad eine Fußtrittbremse angeordnet; beim Niederdrücken des Pedales, wird gleichzeitig die Zündung unterbrochen. In einer der nächsten Nummern des „Flugsport" wird eine genaue Beschreibung des Curtißfliegers und seiner Details mit einzelnen Skizzen folgen.

Antoinette hat bei seinem neuesten Flieger, (welchen Latham beim Höhenflug (155 m) benutzte), das bewegliche Seitensteuer an den Tragflächenenden weggelassen und an diesen Stellen eine Verwindung der Tragflächen, wie sie auch Bleriot verwendet, angeordnet. Bezüglich der Schrauben konnte man nicht feststellen, ob in irgend einer Richtung ein bestimmter Weg eingeschlagen ist. Man sah die bekannten Schrauben von Voisin, die etwas moderneren Schrauben von Chauviere und die gleichfalls sehr gut kontruierten Schrauben von Antoinette. Curtiß scheint auf die Konstruktion seiner Schrauben, welche eine geringe Blattbreite besitzen, sehr wenig Wert gelegt zu haben. Neue Einzelheiten in der Durchführung waren nicht zu bemerken. In der Präzision der Ausführung klassifizieren Antoinette, Voisin, Robert Esnault Pelterie und dann nebeneinander Wright, Curtiß, Farman. Die Voisinmaschine scheint etwas zu solide und zu schwer im Gegensatz zu den Fabrikaten von Farman, welcher wie Wright zu den primitivsten Mitteln greift, es läßt sich hier manches verbessern und auf vielseitige Weise die Leistungen der Apparate erhöhen. Die Woche in Reims wird in der Geschichte der Entwicklung der Flugmaschinen immerhin eine Rolle spielen. Die deutschen Flugtechniker werden, sobald ihnen geeignete Motoren zur Verfügung stehen, zum mindesten dasselbe erreichen, wenn nicht noch mehr. Das nächste Jahr wird uns sicherlich manche Ueberraschung bringen.

Pariser Brief.

Von unserem Pariser Korrespondenten.

Die „Große Woche der Champagne", über die an anderer Stelle eingehend berichtet wird, hat in den vergangenen Wochen nahezu aTies aviatische Interesse absorbiert. Der grandiose Verlauf dieser Veranstaltung hat den Pariser „Matin" zu einem grandiosen Entschluß veranlaßt. Er setzt soeben einen Preis von 100000 Francs aus für den Gewinner eines Aeroplan-Rennens, das vor dem 31, August 1910 auf der Strecke Paris-Dijon-Belfort-Nancy-Lille-Paris vor sich gehen soll. Natürlich wird dieses Aero-planrennen in Etappen, von Stadt zu Stadt, organisiert werden. Eine Kommission von hervorragenden Aviatikern soll mit der Ausarbeitung der näheren Bestimmungen betraut werden. Schon am ersten Tage haben sich Latham, Bleriot, Paulhan, Sommer und Farman zu diesem grandiosen Flugbewerbe gemeldet.

Die Ankündigung, daß Latham und Bleriot in England ein Fliegermatch gegen einander auszukämpfen beabsichtigen, ist zum mindesten verfrüht. Allerdings hat der Aero-Club von England auf Veranlassung der Besitzer von Wembley Park dahinziehende

Verhandlungen eingeleitet, doch ist vor der Hand irgend ein definitiver Beschluß noch nicht gefaßt.

Dagegen beginnt man sich hier für den „Daily Mail"-Preis (London-Manchester, 10000 Pfd. Sterling) zu interessieren und Lefebvre soll allen Ernstes die Absicht haben, sich mit einem Wright-Zweidecker um diesen Preis zu bewerben.

In den einzelnen Aviationslagern herrscht neuerdings natürlich große Stille. Alle Leuchten, und diejenigen, die sich dafür halten, waren nach Betheny ausgewandert, um an dem Reimser Meeting teilzunehmen oder wenigstens, um als Zuschauer zugegen zu sein.

In Chalons experimentiert jetzt der bekannte ehemalige Benz-Fahrer Hanriot mit einem neuen Eindecker. Die Tragflächen dieses Apparates messen 24 Quadratmeter, die Spannbreite beträgt 10 Meter. Das Gestell, das mit einem 40 PS-Motor ausgestattet ist, hat eine Länge von 8 Meter und die Form eines Bootes. Wie es heißt, will Hanriot sich um den Preis von 20000 Francs für einen Flug von Boulogne nach Folkestone und zurück bewerben. Der schneidige Automobilist scheint sich das Fliegen doch wohl etwas einfacher, als es in Wirklichkeit ist, vorzustellen.

In Fontainebleau hat der neue Eindecker „Pourqoi Pas?", der von zwei dortigen Offizieren gebaut worden ist, seine erste Probe bestanden und ist dabei etwa 32 Sekunden in 2 Meter Höhe in der Luft geblieben. Der Apparat hat eine Länge von 7 Metern, eine Spannweite von 6,50 Metern und ein Gewicht von 61 kg.

Auf dem neuen Aerodrom von Croix-d'Hins bei Bordeaux soll im nächsten Jahre ein großartiges Aviationsmeeting veranstaltet werden. Die Flugbahn wird einen Umfang von 25 km haben und außerdem sollen bei dieser Gelegenheit Flüge von Stadt zu Stadt, z- B. von Bordeaux nach Toulouse und von Bordeaux nach Pau, unternommen werden.

Der Größe Internationale aeronautische Salon wirft bereits seine Schatten voraus und die Industriellen rüsten sich mit großem Eifer zu dieser Manifestation, die einen bedeutenden Umfang annehmen wird. Bis jetzt schon steht fest, daß außer vielen Lenkballons Aeroplane ausgestellt sein werden Natürlich werden die Flugschiff-Motoren besonders stark vertreten sein. Mit der Einrichtung der Stände ist bereits ein Heer von Arbeitern beschäftigt.

Der Flugsport in England.

(Originialbericht unseres Londoner Korrespondenten.)

Wie sehr England in der Aviatik zurückgeblieben ist, hat die Festwoche von Reims hier erkennen lassen, von den fremden Zuschauern, die nach Reims strömten, waren die Engländer bei weitem am zahlreichsten, und unter ihnen viele einflußreiche Persönlichkeiten; so General Freiich mit den englischen Offizieren, die zu den französischen Manövern abkommandiert sind; ferner der englische Minister Lloyd George, der mehreren Freunden

gegenüber seine Begeisterung über alles in Reims gesehene ausgesprochen hat, und das Parlamentsmitglied Sir Henry Norman, der dem Kriegsminister einen Bericht über seine Eindrücke abstatten sollte. Dagegen war ein anderer englischer Minister, Winston Churchill, noch im letzten Augenblicke verhindert

' worden.

Man ist nun bemüht, in England ein ähnliches Schauspiel zu bieten. Von der einen Sei e wird für den Oktober ein dreitägiges Wettfliegen in Wembley Park, ca. 20 Minuten Eisenbahnfahrt von London, geplant, das in einem Wettfliegen zwischen den beiden Helden der Kanalüberfliegung von Dover, Latham und Bleriot, gipfeln soll. Es sind dafür Preise im Werte von 100000 Mk. in Aussicht genommen. Andere haben dagegen eine Flugwoche in Blackpool (in Lancashire) angeregt. Noch früher

. wird jedoch wohl das von den Städten Boulogne und Folkstone

geineinsam organisierte Preisfliegen über den englischen Canal stattfinden, bei welchem ein Preis von 20000 Francs gewonnen werden kann. Bestimmtes konnte jedoch über alle diese Pläne bisher nicht festgestellt werden.

Es werden meistens wieder Ausländer sein, die sich an diesen Veranstaltungen beteiligen werden. So hat sich jetzt auch in Glasgow ein Verein zur Pflege der Flugkunst gebildet, „The Scottish Aeronautical Society", die zwar erst 40 Mitglieder zählt, aber dauernd neue Anmeldungen erhält. Die Preise, die den

( ersten Engländer erwarten, der eine englische Maschine beherrscht,

steigen auch beständig. So haben die Direktoren der Edinburger Marinegärten wieder einen Preis von 500 Lstr. ausgesetzt für den ersten Engländer, der mit einem in England gebauten Aeroplan den Firth of Förth überfliegt. Fraglich ist nur: Was ist ein englischer Aeroplan? Gesetzt z. B- der Aeroplan wird mit einem Motor getrieben, der von englischen Arbeitern gebaut ist in einer englischen Fabrik, an deren Spitze aber ein deutscher Direktor steht, wird der Preisrichter das als einen englischen Aeroplan

< ansehen ?

F. Cody hat in den letzten T.igen weitere erfolgreiche Flüge unternommen und nun so ziemlich seine ganze Familie einen Flug auf der von ihm erfundenen Maschine genießen lassen. Am 28. August machte er einen Flug von mehr als 11,5 km in °V* Minuten, was selbst mit den in Reims erreichten Schnelligkeits-rekorden einen Vergleich aushalten kann. Cody verwendet jetzt einen hölzernen Propreller.

Er hat die ernste Absicht, sich in den nächsten Tagen um den Daily Mail-Preis von 200000 Mk. zu bewerben, der für einen

' Flug von London nach Manchester ausgesetzt ist, d. h. für eine

Entfernung von ca. 290 km, wobei nur zweimal gehalten werden darf, um Benzin einzunehmen. Man versteht, daß er es für nötig ansieht, sich zu beeilen; denn sonst ist es leicht möglich, daß ihm ein anderer zuvorkommt. Man erfährt auch, daß er, ein geborener Amerikaner, sich jetzt in England naturalisieren lassen will, sodaß ihm seine Nationalität nicht mehr bei der Gewinnung anderer Preise im Wege steht. Interessant ist, daß Cody zu seinen ersten Versuchen durch einen chinesischen Koch in den Prärien

des Westens Nordamerikas angeregt wurde, der einen chinesischen Drachen von solcher Kraft hatte, daß er als Knabe sich von ihm emporziehen lassen konnte. Das brachte ihn später auf die Idee, seinen Personentragenden Kriegsdrachen zu konstruieren, und später in Aldershott die Gleitflieger, aus denen sich dann sein Äeroplan entwickelte, der ihm jetzt die silberne Medaille der Aeronautical Society als vorläufige Anerkennung seiner Erfolge eingebracht hat.

Ein anderer Flieger, A. E. George aus Newcastle, der in Shellbeach mit einem Voisin-Biplan übte, ist dabei gestürzt, was ihn jedoch nicht hinderte, später nach Reims zu fahren. In Shellbeach wird jetzt auch die Dunne'sche Maschine von einem früheren Motorwagenführer, Mr. Gibbs probiert. Für Anfang Oktober wird die Ablieferung der für die Luftschiff er-Abteilung in Aldershott bestellten Wright'schen Aeroplane erwartet, und man nimmt an, daß Orville Wright bei der Prüfung derselben anwesend sein wird.

Zum Leiter des am 27. September beginnenden aeronautischen Kursus im Northampton Polytechnic Institute in London ist der Ingenieur C. E. Larard bestimmt, während die Hauptvorträge wie im Vorjahre von L. W. Blin Desbleds gehalten werden. Zulassung zu dem Kursus erhalten nur solche, die schon anderweitig als Ingenieure vorgebildet sind, und das Hauptgewicht wira auf Konstruktion und Zeichnen gelegt werden.

Internationale Luftschiffahrt=Ausstellung Frankfurt a. Main 1909.

XVI.

Nachdem »Euler bereits am 20. August seinen Flug in 8 m Höhe ausführte, blieb am 27. August

Euler 2 Min. 32 Sek. in der Luft.

Das Gelände wurde dabei 2 mal in großen Bogen in ca. 8—10 m Höhe umkreist. Die Kurven wurden elegant genommen. Sobald ein größeres Benzinreservoir eingebaut und die Kühlvorrichtung komplettiert ist, können Flüge von längerer Dauer ausgeführt werden. Es sei bei dieser Gelegenheit darauf hingewiesen, daß außer dem-Motor, Euler seine Flugmaschine in seinen Werken aus deutschem Material mit deutschen Arbeitern selbst gebaut hat. Uebrigens hat Euler mit seinem Flug zwei Preise gewonnen: den Aufmunterungspreis der Familie Th. Stern für einen 30-Sekunden-Flug und den Jungfernpreis für einen Aeroplan-Flug über 200 Meter. Eine

Fliegerwoche der Jla

wird in der Zeit vom 3.-10. Oktober stattfinden. Der bekannte

Sportsmann Paul Rousseau, welcher als Sportkommissar während der großen Woche in Reims tätig war, wird gleichfalls die Organisation der Jla-Fliegerwoche übernehmen. Der

Frankfurter flugtechnische Verein

arbeitet z. Z. mit 4 Gleitfliegern, der längste Flug beträgt 40,5 m (10 m Abflughöhe) und wurde von Ingenieur Grödel ausgeführt.

Die flugtechnische Woche von Brescia.

Was für die Franzosen Reims gewesen ist, soll für die Italiener Brescia werden. Es werden große Anstrengungen gemacht um die zu erwartenden internationalen Gäste zufrieden zu stellen. Am 5. September soll der Kampf beginnen. Die „Großen Kanonen" von Reims werden sich auch hier die gut dotierten Preise nicht entgehen lassen. König Viktor Emanuel III hat sein Erscheinen bereits zugesagt. Er wird von den großen Manövern bei Volta Mantovana einen Abstecher nach Brescia unternehmen. Außer dem König von Italien werden noch andere hohe Gäste in Brescia erwartet.

Inzwischen wird noch überall fleißig gearbeitet. Das ungünstige Wetter der letzten Wochen hat den Fortgang der Arbeiien aufgehalten. Die vom Sturm zerstörten Hallen und Schuppen sind bereits wieder aufgebaut und auch die Tribünen mit den anschließenden Baulichkeiten sind nahezu vollendet.

Die bisher nur wenig bekannte Haltestelle Fascia d'Oro der Eisenbahn hat große Empfangs- und Abfertigungsanlagen erhalten und alles ist für den Empfang großer Massen eingerichtet. Hoffentlich kommen sie auch.

Die ausgeschriebenen Wettbewerbe sind zum größten Teil international. Doch bleiben einige Preise den Inländern vorbehalten.

Die Sonderpreise der Italiener sind:

Der „Premio Oldofredi" 3000 Lire für den ersten Italiener, der auf dem Flugfelde von Brescia 1 km weit fliegt.

Der „Premio del Corriere della Serra", ein Preis von 5000 Lire für jenen italienischen Aviatiker, der mit einer italienischen Flugmaschine die meisten Runden (mindestens 2) fliegt.

Ein Motorenpreis in Höhe von 5000 Lire hat das Handelsministerium für denjenigen Maschinenkonstrukteur bestimmt, dessen Motor in der von einem Italiener gelenkten erfolgreichsten Flugmaschine eingebaut ist.

Die goldene Medaille, vom König gestiftet, wird derjenigen italienischen Fabrik zugesprochen werden, die im internationalen Wettbewerb am günstigsten abschneidet.

Für die internationalen Wettbewerbe sind ausgeschrieben:

Der „Gran Premio di Brescia" 50 000 Lire für die schnellste 100 km Fahrt. Benzinaufnahme während der Fahrt ist gestattet.

Der „Concorso Modipiano — Höhenpreis — 10000 Lire für die größte, während der Wettfahrt erreichte Höhe.

Der „Concorso del Transporto Passegerie" — Passagierfahrtspreis — in Höhe von 5000 Lire für denjenigen Flieger, der eine Rundfahrt von 10 km mit dem größten Passagiergewicht zurücklegt.

Außer den Flugmaschinenpreisen sind auch noch einige Konkurrenzen für Lenkballons ausgeschrieben.

Seite 540

FLUGSPOR T".

No. 19

Alle Vorbereitungen und die ausgesetzten hohen Preise haben eine zahlreiche Teilnahme der namhaftesten Flieger herbeigeführt.

Von Ausländern starten: Guffroy, Lefebre, Bleriot, Wright, Curtiß, Latham, Tissandier, Graf Lambert u. a.

Von Italienern sind die bekanntesten Namen: Anzani, der bekannte Auto-mobilsportsmen Umberto Cagno, Mario Cobianchi u. a.

Interessant bei dem Passagierpreis ist die Bestimmung, daß nicht die Anzahl, sondern das Gewicht der Passagiere beim Wettbewerb in Anrechnuug gebracht wird. Das ist nicht nur korrekt, sondern auch für diejenigen erfreulich, die von den Fliegern ihres zu hohen Gewichtes wegen als Passagiere nicht gern gesehen werden.

Flieger Buttenstädt. Dieser von uns bereits erwähnte Apparat ist ein Eindecker, etwa 12 m breit und 10 m lang. Das Hauptgestell aus drei armstarken Bambusstäben bestehend, ist ein in seinem vertikalen Querschnitte A förmig gebaut. An den beiden oberen Stäben sind die Tragfächen montiert. Auf dem Unteren befindet sich der Sitz des Piloten. Die drei Hauptstäbe werden durch einen Stahlrahmen miteinander verbunden. Die vorn angebrachte Schraube, die von einem 25 PS. 4 Zylinder-Motor direkt angetrieben wird, mißt ca. 2 Meter. Die vorderen Tragflächen sind in der Flugrichtung am Körper etwa 2 Vi bis 3 m lang, verjüngen sich jedoch bis auf 1 Vi m. Die Stabilität in der Flugrichtung wird durch zwei kleine Flächen, die an den oberen Bambusstäben montiert sind, er. halten. Es muß hierbei bemerkt werden, daß die Bambusstäbe die ganze Länge des Körpers darstellen und ihr hinteres Ende dem Apparat als Schwanz dient, an welchem sich die "oben angeführten zwei kleinen Stabilisierungsflächen befinden. Unmittelbar hinter diesen Flächen ist auch das Seitensteuer angebracht. Neu an diesem Apparat ist die Einstellung der vorderen Tragflächen in der Flugrichtung, die vom Führersitz mittels Handrad bewirkt wtrd. Die Tragflächen wirken dadurch gleicherzeit als Höhensteuer. Zum Abfliegen dienen drei mit Pneumatik versehene Räder. Die Flugversuche, welche am Sonnabend, den 29. August auf dem Bernauer Versuchsfelde stattfanden, zeitigten ein negatives Resultat.

Gleitflugversuche von Zacharias. Zacharias in Landsberg soll mit einem Gleitflieger 100 m weit geflogen sein.

Flieger Hierold. Ingenieur HierottHErfurt hat einen Flugapparat gebaut, dessen Konstruktion den Beifall der ersten Autoritäten gefunden haben soll. Der Apparat ist bereits so weit fertiggestellt, daß er in nächster Woche auf dem Exerzierplatze auf dem Drosselberg vor einem geladenen Publikum probiert werden wird.

Flieger Grade. Ingenieur Grade, der seit einigen Tagen auf dem Flugfeld „Mars" am Bahnhof Bork-Berlin weilt, hat inzwischen seinen neuen Eindecker montiert und seinen Schuppen fast fertiggestellt. Verschiedene Flugversuche sind zur vollen Zufriedenheit ausgefallen. Einige kurze Flüge bis zu etwa 200 m bewiesen, daß der Apparat Stabilität und Steuerfähigkeit besitzt. Es braucht nichts daran geändert zu werden. Alles, was noch fehlt, damit Grade

Flugtechnische

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Rundschau.

Inland.

sich ohne Scheu mit den besten französischen Fliegern messen kann, (?) ist die Gewöhnung an den Apparat, das Erlernen der automatischen Beherrschung der Steuerung.

Flieger Michael. Adolf Michael, Eilenburg, ist mit dem Bau einer Flugmaschine beschäftigt.

Der deutsche Militärflieger. Der in aller Stille gebaute, von Reg.-Baum. Hoffmann konstruierte Militär-Aeroplan geht seiner Vollendung entgegen und soll in den nächsten Tagen seine ersten Probeflüge unternehmen. Der Aeroplan, der ein Doppeldecker ist, und einen 40 PS. Motor erhält, soll seine Flüge nur abends nach 10 Uhr machen, da kein Unbefugter den Aeroplan aus der Nähe sehen soll.

Gleitflieger Hafner. Der Mechaniker Emil Häfner in Hohenwart - Pforzheim hat einen Flieger gebaut, der in seiner Form einem großen Vogel mit ausspannten Flügeln gleicht. Anstatt des Kopfes hat er eine Spitze und am Schwanzende einen Schlagflügel, der auf- und abwärts schlagend, die Vorwärtsbewegung bewirken soll. Die eigentlichen Flügel sind starr und dienen nur als Tragflächen. Das Gerippe ist aus Aluminium und aus Holz und vorläufig mit starkem Pergament Uberzogen, das durch Schnüre befestigt ist. Die Flügelspannweite beträgt 7 Meter, die Länge vom Kopf bis zum Schwanzende 8 Meter, das Gewicht nur 48 Pfund. Der Flugapparat besitzt keinen Motor. Die Person, die mit ihm fliegen will, wird in der Mitte der Länge nach liegend eingeschnallt, Die Füße setzen mit Hilfe von Pedalen und einer Kette- und Hebelübertragung den Schlagflügel in Tätigkeit, die Hände halten an zwei festen Handgriffen den ganzen Apparat im Gleichgewicht und lenken ihn, unterstützt von den Bewegungen des ganzen Körpers. Häfner hat schon einen erfolgreichen Gleitflug mit diesm Apparat ausgeführt. Er flog von einem 8 Meter hohen Gerüst ab und gelangte, immer die Gleichgewichtslage haltend, in einer Entfernung von 15 Meter sanft zu Boden. An einer Stelle riß dabei das Papier. Häfner glaubt mit einem kräftiger gebauten Apparat bedeutend weitere Flüge zu erzielen. Er sieht den Hauptwert des Apparates in dem bisher nicht benutzten Schlagflügel und der Leichtigkeit des Apparates, die ein persönliches Fliegen oder Gleiten in der Luft ohne Motor, wenn auch vorerst nur auf kürzere Strecken ermöglicht. Häfner hat 1'/.. Jahre an der Maschine gearbeitet.

Orville Wright hat am Montag den 30. August einen Probeflug von 15 Minuten ausgeführt. (Wir haben diese Mitteitung nur der Ordnung halber registriert. Weitere Beschreibungen des Fluges, wie sie in den Tageszeitungen veröffentlicht sind, dürften sich für unsere Leser erübrigen.)

Ausland.

Flieger von Clarke & Go., England. Die beiden Ingenieure Clarke, bekannt durch ihren Clarke's Flyer, haben einen Eindecker konstruiert, welcher infolge seiner eigenartigen Ausführung Beachtung verdient. Die Gesamtlänge beträgt 8,5^ m7 das vordere Höhensteuer ist 6 m breit, die hintere Haupttragfläche 12 m. Ein 35 PS Motor treibt zwei gegenläufige Holzschrauben an. Das Fahrgestell besteht aus nur einem Rad. Die Haupttragdecken sind wie bei Antoinette durch Sporen gestützt. (Abb. folgt in der nächsten No.)

Flieger Liwentaal. Der Genfer Ingenieur Liwentaal ist letzter Tage an die Ausführung einer Flugmaschine geschritten, die nach Vollendung ihre ersten Versuche unternehmen wird. Der Apparat, aus Bambus gefertigt, hat mit Motor und Luftschiffer ein Gewicht von zirka 250 kg. Auf den ersten Blick erinnert der „Liwentaal" an den Monoplan von Bleriot oder Latham, er zeigt indessen von den Flugapparaten der erwähnten Flugmaschinen so starke Abweichungen,

daß man ihn eher unter die Bipiane Writghs und Farmans einreihen möchte, ob-schon die beiden Flugflächen nicht übereinander, sondern direkt hintereinander liegen. Die hölzerne Schraube ist vorn am Apparat angebracht und wird durch einen dreizylindrigen, 14 pferdigen Anzani-Motor in Rotation gesetzt. Der Flächeninhalt der beiden beweglichen Tragflächen beträgt 24 qm, der Lenker sitzt unmittelbar hinter dem Motor, und zwar, zur leichteren Balancierung, auf verschiebbarem Sitz, von wo aus die Flügel dirigiert werden.

Flieger Witzig-Liore'-Dutilleul. Der Zweidecker Witzig-Liore-Dutilleul hat jetzt endlich, nachdem er mehrfachen Aendeningen unterworfen worden ist, den Boden verlassen können. Der Apparat, der dem Voisin-Typ ähnelt, ist ein Biplan von 10 m Spannweite und 10 m Länge, die Tragflächen, die in 2 m Entfernung übereinander angeordnet sind, sind verwindbar, und zwar mittelst Pedals. Ein 60 HP luftgekühlter Achtzylindermotor von Renault treibt eine Holzschraube an, die nicht weniger als 5 m im Durchmesser hat. Das Gewicht des unbemannten Apparates beträgt 450 kg.

Flieger von Maurice Farman. M. Farman hat einen neuen Zweidecker gebaut. Charakteristisch ist das neue Fahrgestell und die geringe Wölbung der Flächen. Zum Betriebe dient ein 50 PS Renault-Motor.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Flieger von Maurice Farman.

Oesterreichischer Militärflieger. Einer Einladung des Reichskriegs-ministeriums Folge leistend, ist der Trienter Aviatiker Guido Moucher in Wien eingetroffen, um mit dem Reichskriegsministerium wegen Ankaufes der beiden von ihm konstruierten Aeroplane zu verhandeln. Das Reichskriegsministerium beabsichtigt, nicht nur die zwei Aeroplane Mouchers käuflich zu erwerben, sondern auch die Neuerungen, die Moucher an seinen Flugmaschinen angebracht hat, patentieren zu lassen und die Patente ebenfalls zu kaufen, damit auf diese Weise die gesamten Erfindungen Mouchers, die zum Teile geradezu sensationeller Art sein sollen (—.-das sind sie alle —), ausschließlich für die österreichische Armee reserviert bleiben. Guido Moucher, der in Trient domiziliert, hat einen Zweidecker und einen Eindecker konstruiert, mit denen er sich auch an dem am 5. bis zum 20. September stattfindenden Circuit in Brescia beteiligen wird. Moucher hat seine Erfindungen und seine Probeflüge derart geheim zu halten verstanden, daß vorläufig nur sehr wenige Details über seine Flugmaschinen bekannt geworden sind. Seine Flugmaschinen sollen sich direkt und ohne Anlauf vom Boden erheben können, und Moucher soll allein einen Flug von 24 Kilometer und mit einem Passagier einen Flug über mehrere Kilometer absolviert haben.

Patentwesen.

England.

No. 10 154. John Pond, 100, Truro Road, Wood Qreen: Verbesserungen an Flugmaschinen.

No. 10193. Robert Fellowes Chisholm: Verbesserungen an Flagmaschinen.

No. 10245. Frank A. V. D. Mathews: Verbesserungen in der Balanzierung von Flugmaschinen

No. 10 299 Charles H. Rollison, Verbesserungen an Aeroplanen.

No. 10 304. Rudolf Wagner und Carl Edler von Radinger, Verbesserungen an Luftschiffen. (In Deutschland angemeldet 8. Dezember 1908.)

No. 10 306. James Westaway, Verbesserunge i an aeronautischen Maschinen.

No. 10347. Alfred P. Maxfield, Birmingham: Aeroplan.

No. 10359. Daniel E. Hipwell, Southend-on-Sea, Verbesserungen an Flugmaschinen.

Anmerkung der Redaktion: In den drei Monaten Januar bis Marz 1909 wurden in Englaid 123 Patente angemeldet, die auf die Luftschiffahrt Bezug hatten, fast ebenso viele wie für Motorwagen (141 Patente).

Anmeldungen vom 10. bis 15. Mai.

No. 10990. R. Kennedy, Glasgow: Verbesserte Flugmaschine.

No. 11021. J. W. Dünne, Verbesserungen an Aeroplanen.

No. 11069. J. Westawny, Verbesserungen an aeronautischen Maschinen.

No. 11090. E. A. Gloghegan & G. M. L. Moore-Irvine, Manchester: Verbesserungen an Apparaten für Luftschiffahrt.

No. 11100. W. C. Love, Liverpol: Propeller für Luftfahrzeuge.

No. 11141. H. E. Hughes: Verbesserte Drachenschnur.

No. 11153. A. J. Fredrikson: Verbesserungen an Luftschiffen. N. B. Mit vollständiger Specification.

No. 11197. H. Pratt, Glasgow: Verbesserungen an Aeroplanen.

No. 11279. E. A. Cunnigham: Verbesserungen an Flugmaschinen.

No. 11299. E. S. J. Jones und S. Message, London: Verbesserungen an Luftmaschinen.

No. 11367. G. Martin: Verbesserungen an Aeroplanen.

No. 11395. Frederick R. Simms: Verbesserungen an Luftmaschinen.

No. 11449. John Waite, Dhelmsford: Verbesserungen an Schwerer-als-Luft-Maschinen mit Schwingen und Propellern.

No. 11498. J. D. Roots, London: Verbesserungen an Flugmaschinen; Zusatzpatent zu No. 7156.07.

No. 11 501. Claud Crompton, Chelmsford: Verbesserungen in der Steuerung und Balanzierung von Luftmaschinen.

No. 11504. J. Wilkinson und R. P. Fay, Hull: Aeroplan.

No. 11523. B. Stretton, Derby: Flugmaschine.

No. 11 534. Summers Brown, London : Verbesserungen an Luftschiffen usw. No. 11 536. H. Laub, London: Verbesserungen an Aeroplanen und ähnlichen Flugmaschinen.

Anmeldungen vom 17. bis 22. M ai,

No. 11 638. R. Wagner & C. v. Radinger: Verbesserungen an Luftschiffen: In Deutschland angemeldet 1. Sept. 1908.

No. 11814. G. E. Price, Verbesserungen in der Veränderung der Schnelligkeit von Luftschiffen.

No. 11819. R. C. Haining, Th. C. Davies und F. G^NicholsjJ'lugmaschine.

No. 11934. Dr. Joh. Schilling: Verbesserungen an Luftschiffen: In Deutschland angemeldet 14. Aug. 1908.

No. 11960 und 11 961. F. G. Nyborg: Verbesserungen in der Abfahrt und Landung von Flugmaschinen.

No. 11962 und 11963. J. L. Garsed, Verbesserungen an Flugmaschinen.

No. 12003. A. H. Swinton, Verbesserungen an Flugmaschinen.

No. 12042. W. H. Donner, Verbesserungen in der Luftschiffahrt.

No. 12044. W. G. Bouchard de Montmorency, Viscount Montmorres: Verbesserungen an Schraubenpropellern und rotierenden Fächern für Luftmaschinen, wodurch die Zahl der Blätter verändert und die Neigung der Welle gestellt werden kann.

No. 20080 und 20081. J. L. Garsed: Verbesserungen in der Luftschiffahrt.

„FLUGSPORT'

No. 10

Anmeldungen vom 24. bis 29. Mai.

No. 12163. D. Pigot und J. Farbrother, Wokingham: Flugmaschinen. NB-mit vollständiger Spezifikation.

No. 12172. W. M. Walters, Liverpool: Verbesserungen im Verfahren, Körper In der Luft zu heben und zu bewegen.

No. 12186. C. J. Swaddling: Verbesserungen an Motoren für Aeroplane.

No. 12231. H. Peuvot: Verbesserungen an Reklamedrachen. In Frankreich angemeldet 5. August 1908.

No. 12256. A. M. Herring, Flugmaschine. Mit vollständiger Spezifikation.

No. 12263. R. Krause, Cöln a. Rh., Cleverstraße 3: Luftschiff in vollständig geschlossener Form.

No. 12278, 12279 und 12305. J. L. Garsed: Verbesserungen an Flugmaschinen.

No. 12369. J. E. Waller und J. G. Statter: Verbesserungen an Flugmaschinen.

No. 12446. L. B. de Laitte: Verbesserungen in der Luftschiffahrt. No. 12536. C. R. Green und W. R. Green: Verbesserter Propeller für Flugmaschinen.

No. 12536. T. A. Dring: Verbesserungen an Flugmaschinen.

No. 12670. R. W. R. Gill: Verbesserungen an Aeroplanen.

No. 12728. Fred. Handley Page, Charlton : Verbesserungen an Aeroplanen.

No. 12775. Johann Schutte: Verbesserungen an Luftschiffen.

Flugmaschine mit zwei um wagrechte, in der Fahrtrichtung liegende Achsen drehbaren Wendeflügelrädern.*)

Der Gegenstand der Erfindung betrifft eine Flugmaschine mit zwei um wagerechte, in der Fahrtrichtung liegende Achsen drehbaren Wendeflügelrädern, deren Flügel um wagerechte, senkrecht zu den Radachsen liegende Wellen drehbar sind, und besteht ;darin, daß die Wendeflügelräder mit einem Gehäuse über-Abb. f Abb. 2

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Abb. 3 Abb. 4 Abb. 5

deckt sind, an welchem sich oben, sowie an den Seiten Klappen ^befinden. Diese Klappen, die beim Aufstieg nur unbedeutenden Widerstand bieten, stellen

* D. R. P. 210376. Hermann Wasem in Rödelheim und Karl Bieber in Nieder-Eschbach bei Frankfurt a. M.

sich beim Niedergang wagerecht, so daß das Gehäuse mit den Klappen als Fallschirm wirkt.

Die Erfindung ist in nebenstehenden Abbildungen dargestellt und zwar stellt Abb. 1 Seitenansicht, Abb. 2 den Querschnitt nach Linie A—B in Abb. 1, Abb. 3 die Flügelstellung während des Auftriebes in senkrechter Richtung, Abb. 4 die Flügelstellung beim Vortrieb dar. Abb. 5 veranschaulicht die Lagerung der Flügelpaare in der Hauptwelle.

Wie aus Abb. 1 ersichtlich ist, bestseht die Maschine aus dem Traggestell 1, welches oben die Lager 2 besitzt, die zur Aufnahme der Hauptwellen 3 dienen. Diese Wellen sind durch Rohre 4, in welchen sich die Lager 5 der Flügellwellen 6 befinden, versteift. An den Flügelwellen 6 befinden sich Scharniere 7, welche zur Aufnahme der Unisteuerstangen 8 dienen. Die Steuerstange 8 greift an dem einem Ende in den Steuernocken 9 ein, dessen Hub begrenzt ist. Dieser Steuernocken 9 sitzt lose auf der Welle 3 und ist nur vor- oder rückwärts zu verschieben; diese Verschiebung wird durch die Spindel 10 bewirkt, zu welcher die Stange 11 durch Gewinde verstellt werden kann. Durch Vermittelung des Winkelhebels VI erfolgt die Uebertragung auf den Nocken !). An den Flügelwellen 6 sind die Flügelblätter 13 winkelrecht gegenüber fest angeordnet. Der Antrieb der Hauptwellen 3 erfolgt durch die Motorwellen 14, welche unterhalb der Hauptwelle in dem gondelartig ausgebildeten Rahmen 1 angebracht ist, und die Uebertragungswelle 15 und die Winkelräder 16. Oberhalb der Maschine befindet sich die Ueberdeckung 17, welche an den Seiten abgerundet ist zu dem Zweck, die nach den Seiten ausweichende Luft der abwärts gehenden Flügelblätter zu hemmen und beim Abstieg fallschirmähnlich zu wirken. In der Mitte der Längsrichtung der Ueberdachung befinden sich Klappen 18 scharnierartig angeordnet, welche den Zweck haben, die Luft beim Aufstieg durchzulassen; beim Abstieg hingegen schließen sich dieselben, wie punktiert angedeutet ist. An den seitlichen Enden der Ueberdachung befinden sich scharnierartig angeordnet Gleitflächen 19, welche beim Abstieg der Maschine nach oben in der Pfeil-richtung aufklappen und so Tragflächen bilden.

Patent-Anspruch:

Flugmaschine mit zwei um wagerechte, in der Fahrtrichtung liegende Achsen drehbaren Wendeflügelrädern, deren Flügel um wagerechte senkrecht zu den Radachsen Hegende Wellen drehbar sind, dadurch gekennzeichnet, daß die Wendeflügelräder durch ein Gehäuse überdeckt sind, an dem oben und an den Seiten Klappen mittels Scharniere derart befestigt sind, daß beim Aufsteigen der Flugmaschine die oberen Klappen geöffnet sind und die seitlichen herunterhängen, während beim Fallen der Flugmaschine die oberen Klappen sich schließen und die seitlichen sich wagerecht stellen.

Flügel für Luftschrauben.*)

Bei Luftschraubenflügeln, die aus einem Gewebe bestehen, ist der Stirnwiderstand der Flügel besonders schädlich,'; und zur Verminderung desselben hat man die vorgehende Kante zu versteifen gesucht. Außerdem können bei der

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Abb. 1 Abb.

*)J). R. P. 210933. P. F. Degn in Bremen.

Anwenduug von Flügeln aus Segeltuch der natürliche Verschleiß oder Verletzungen zu einem Zerreißen des Flügels führen, was z. B. bei einer Verwendung der Flügel bei Tragschrauben den Absturz des Flugapparates zur Folge haben würde.

Diese Gefahr ist bei biegsamen Flügeln aus dünnem Blech viel geringer. Die Herstellung der Flügel aus einem einzigen Stück Blech jedoch ist nicht zweckmäßig, weil Bleche von den erforderlichen Abmessungen bei der geringen Dicke (rund 0,1 mm) bis jetzt nicht hergestellt werden können, und weil die herabhängenden Flügel, wenn sie aus einem Stück bestehen, bald stark verbeult und daher unbrauchbar werden würden.

Infolgedessen ist den Flügeln gemäß der Erfindung die auf nebenstehenden Abbildungen dargestellte Form gegeben und zwar ist Abb. 1 eine Aufsicht auf den Flügel und Abb. 2 ein Querschnitt des Flügels.

Wie aus den Abbildungen ersichtlich, besteht der Flügel aus mehreren Blechstreifen a, welche mit ihrem inneren Ende an einem Träger b vermittels der Bolzen c drehbar befestigt sind. In den erforderlichen Abständen sind die Blechstreifen miteinander etwa durch Blechstreifen d und Bolzen e gelenkig verbunden. Je zwei benachbarte Blechstreifen greifen mit ihren Rändern übereinander.

Die Blechstreifen können sich um ein gewisses Maß um die IBolzen c drehen, so daß der Flügel sich im Betrieb in die Richtung der Resultierenden der Zentrifugalkraft, des Stirnwiderstandes und der in der Flügelebene liegenden Komponente des Luftwiderstandes gegen die untere Fläche einstellt. Die gelenkige Verbindung durch d und e gestattet die hier auftretende relative Längsverschiebung zwischen je zwei benachbarten Blechstreifen.

Bei dem vorliegenden Flügel ist eine besondere Versteifung nicht nötig da die Blechstreifen genügende Steifigkeit besitzen. Da der Blechflügel gemäß der Erfindung bei gleicher Festigkeit viel dünner ist, als die bekannten Segeltuchflügel, so ist der Stirnwiderstand bedeutend geringer.

Patent-Anspruch:

Flügel für Luftschrauben dadurch gekennzeichnet, daß die Flügel aus mehreren dünnen Blechstreifen bestehen, von denen jeder mit dem inneren Ende an einem Träger drehbar befestigt ist, und von denen je zwei benachbarte miteinander derart verbunden sind, daß sie sich in der Längsrichtung zueinander verschieben können.

Verschiedenes.

Medaillen für Luftschiffer und Aviatiker. Die Pariser Akademie der Wissenschaften gibt bekannt, daß sie den Erfindern von Flugmaschinen und Lenkballons aller Nationen goldene Medaillen verleihen will, zu denen sie zwei 10000-Francs-Stiftungen zur Verfügung hat, die nach dem Wortlaut der Stiftungsurkunden für hervorragende Leistungen auf dem Gebiete der reinen und angewandten Mathematik sowie den Naturwissenschaften verwendet werden sollen. Die Medaillen sind im Entwurf bereits fertig, und die ersten werden gegenwärtig in der Münze hergestellt.

Wie sich Edison die Zukunft der Flugmaschine denkt. Den Fortschritten und überraschenden Erfolgen der Flugmaschinen hat Edison stets seine —4)esondere Aufmerksamkeit gewidmet; vor kurzem empfing er einen amerikanischen Freund, dem der große Erfinder seine Anschauungen über die Zukunft der Flugmaschinen mitteilte. „In zehn Jahran", so äußerte sich Edison, „werden die Flugmaschinen die Post besorgen und auch Passagiere befördern. Mit einer Geschwindigkeit von hundert englischen Meilen in der Stunde werden sie die Luft durchschneiden. Daran ist kein Zweifel. Alles was innerhalb der Möglichkeiten liegt, wird erreicht werden. Auch die kaufmännische Ausnutzung der Flugmaschine ist möglich, und sie wird kommen. Kleine Maschinen werden es sein, die die Post befördern, so klein wie möglich. Je geringer ihr Umfang, je geringer der Widerstand, die sie den Lüften bieten. Aber sie werden machtvolle Motoren haben und fabelhafte Geschwindigkeiten laufen, vielleicht noch viel schneller als hundert Meilen. Der Flug in den Lüften ist etwas anderes als die Fahrt auf Erden. Die Luft bietet verhältnismäßig geringen Widerstand. Mit einem mächtigen Motor kann man

fast alle Geschwindigkeiten erreichen. Aber wie schnell die Flugmaschine auch sein wird, große Gewichte wird sie nie tragen. Frachtbeförderung liegt nicht in ihrem Bereich. Was ich an den heutigen Flugmaschinen aussetze, ist das, daß sie Sportsmaschinen sind. Das Flugproblem beruht heute zu 75 v. H. auf der Maschine zu 25 v. H. auf dem Menschen. Das ist kein rechtes Verhältnis. Die praktisch erfolgreiche Flugmaschine muß so gebaut sein, daß ein Mensch sie in kurzer Zeit lenken kann ; und dann muß der Gang der Maschine sicher und zu-zerlässig sein. Wenig oder nichts darf der besonderen Geschicklichkeit des Fliegenden anheimgegeben sein. Und dann muß die Maschine bei jedem Winde fahren können. Sie muß einen Fahrplan innehalten können, ungeachtet der Wetterbedingungen. Wenn ich eine Flugmaschine baute, so würde ich sie an den Seiten durch eine Anzahl rasch sich drehender Flächen stützen, sodaß die Maschine sich durch die Zusammenpressung der Luft zwischen diesen Flächen gleich einem Vogel vom Boden erhöbe. Die Vorwärtsbewegung würde ich dann durch einen Propeller bewerkstelligen. Ich glaube auch, daß ein Verfahren gefunden werden wird, von der Erde aus auf drahtlosem Wege der in der Luft schwebenden Maschine elektrische Energie zuzuführen. Ich weiß heute nicht, wie das geschehen könnte, aber das ist kein Grund, an der Ausführbarkeit zu zweifeln, und die Ausführbarkeit wird kommen. Die Entdeckung einer solchen Methode würde natürlich die Kraftfrage der Flugapparate mit einem Schlage lösen. Es gäbe keine Grenzen mehr für die Energie, die eine Maschine entfalten könnte und auch nicht für ihre Schnelligkeit. Aber einstweilen werden sich die Flugtechniker mit Explosionsmotoren behelfen müssen. Auch auf diesem Gebiete ist für Fortschritte großer Spielraum. Man verwendet heute Gasolinmotoren; ich hörte kürzlich, daß jemand mit Pikrinsäure Versuche anstellt. Wenn das gelänge, wäre ein großer Schritt zur Lösung des Kraftproblemes der Flugmaschine getan. Eines schönen Morgens wenn wir die Zeitung entfalten, werden wir eine kurze Notiz lesen, daß irgend jemand mit Pikrinsäure oder irgend einer anderen Substanz einen Erfolg erzielte, der mit einem Schlage die Flugmaschine von eiuem Sportspielzeug zu einem praktisch brauchbaren Verkehrsmittel umwandeln wird.

Literatur.

Neue Grundsätze zur Umwandlung strömender Wärme in mechanische Energieströme und deren Anwendung zum Bau idealer Wärmekraftmaschinen von Dipl.-Ing. Konrad Baetz. Verlag J. Franks Buchhandlung, Würzburg. In der vorliegenden Broschüre ist der erweiterte Inhalt eines von Ing.

Baetz im Verein deutscher Ingenieure gehaltenen Vortrages zum Abdruck gebracht.

Ohne uns mit der neuen Theorie in allem einverstanden zu erklären, möchten

wir die beteiligten Kreise auf die Veröffentlichung aufmerksam machen.

Fliegende Menschen! von Herrn. W. L. Moedebeck. Oberstleutnant a. D. Verlag von Otto Salle, Berlin W. 57. Preis M. 3.00.

Unter dem Titel „Fliegende Menschen" hat Moedebeck das Ringen um die Beherrschung der Luft mittelst Flugmaschinen eingehend behandelt. Es ist eine gemeinverständliche Darstellung über die Entwicklung der Flugzeuge, die augenblicklich aussichsvollsten Typen, deren hauptsächlichsten Konstruktionsunterschiede, die erfolgreichen Fl eger wie auch die Märtyrer auf diesem Gebiete usw. Der Stoff ist systematisch geordnet Und von kulturellem Gesichtspunkten aus behandelt. Das Buch ist mit guten Abbildungen ausgestattet. Aus den Kapitelüberschriften seien folgende hier erwähnt: Die Förderer des Fliegens; die Hinderer; die Flugmethoden; Fallschirme und Flugdrachen; die Wegweiser; Erfinder und Konstrukteure; erfolgreiche Pioniere (Bleriot, Pelterie, Ferber, Gastambide und Mengin [Antoinette], Santos Dumont, Gebr. Voisin, Vaniman, W. und O. Wright); Führende Propagandisten und Mäzene; Moderne Fliegererscheinungen usw. Dem Laien, der sich über die Geschichte und den heutigen Stand der Flugschiffahrt orientieren will, sei dies Buch zur Anschaffung empfohlen.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Offizielle Mitteilungen

des

Frankfurter Flugtechnisch. Vereins

Sitz Frankfurt a. Main.

Geschäftsstelle: Bahnhofsplatz 8. Vorstand:

1. Vorsitzender: Civil-Ing. Paul Schubbert.

2. „ Dipl.-Ing. Krastel. Schriftführer: Civil-Ing. Oskar Ursinus.

1. Flugwart: Civil-Ing. Oskar Ursinus.

2. „ Baron Curt Trützschler von Falkenstein. Kassierer: Grödel, Mörfelder Landstraße 68. Beisitzer: Ing. Schöpflin.

Oberleutnant a. D. zur See Dornheim. Zur Zeit wird mit 4 Gleitfliegern gearbeitet.

Von jetzt ab finden die Gleitflugübungen jeden Abend zwischen 5 und 7 Uhr statt. Der Flieger darf nur aus der Halle genommen werden, wenn drei im Training befindliche Herren anwesend sind. Der Schlüssel zu der Fliegerhalle III auf dem Abflughüge] ist in Zimmer 32 der Sportkommission abzuholen und mit einem Bericht nach Beendigung der Uebung an die Sportkommission wieder abzuliefern. Es dürfen keine Flugübungen in Abwesenheit der Sanitätsmannschaften vorgenommen werden. Sind Aussichten auf Rekordflüge vorhanden, so ist sofort von der Sportkommission ein Starter zu verlangen.

Die Flugübungen dürfen bei mehr als 8 m Wind ohne Genehmigung des Flugwarts oder des Flugfeld-Oberaufsichtsführenden, Rittmeister von Beckerath nicht vorgenommen werden. '

Ing. Grödel hat einen Flug von 40,5 m ausgeführt.

Die im Training befindlichen Herren sind: Zivil-Ingenieur Ursinus, 1. Flugwart; Baron Kurt Trützschler von Falkenstein, 2. Flugwart; Diplom-Ing. Grödel ! Techniker Pölke und Techniker Hofmann.

Die Mitgliederzahl hat 90 überschritten.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Offizielle Mitteilungen des Schlesischen Flugsport=Club.

Sitz Breslau.

Vo r st a n d :

1. Vorsitzender: Oberingenieur E Schräder.

2. „ Ingenieur C. v. Sallwürk. I. Schatzmeister: Postsekretär E Solger. Bankkonto: Schles. Bankverein. Propagandaausschuß: Chefredakteur L Beninatto

Sportsgruppen, zugleich Sportskommissjon:

1. Maschinenflug; Obmann E. Schräder.

2. Freiflug: E. Schräder, H. Kukol, Frau Metze.

3. Freiballon: v. d. Borne, E. Schräder, H. Wolff.

4. Automobilfahren: Obmann C. v. Sallwürk.

5. Rasenspiele, Florettfechten, Pistolenschießen: Frau von Sallwiirk, K. Ritzmann, L. Beninatto

6. Wintersport: C. O. Schlobach, Frilz Heidenreich.

Clublokal: Theater-Restaurant. Sitzung: Jeden Sonnabend 8.30 Uhr. Das halbjährige Jubiläum des Klubs.

Der Schlesische Flugsportklub konnte am 16. August auf sein halbjähriges Bestehen zurückblicken. Aus diesem Anlaß dürfte es von Interesse sein, einmal zu sehen, was der Klub in dieser kurzen Zeit geleistet hat.

Am 16. Februar versammelten sich im Cafe Bristol zirka 50 Damen und Herren, um über die Gründung eines Flugsportklubs zu beraten. Das Interesse war so groß, daß noch an demselben Abend die Gründung beschlossen werden konnte. 30 der Anwesenden meldeten sich sofort zur Mitgliedschaft.

Der Hauptzweck des Vereins sollte sein: Forderung des Kunstgleitfluges nach Lilienthal, sowie praktische Uebungen darin, ferner Förderung der gesamten Aviatik und Aeronautik. Später wurden in das Programm noch die Ausübung verschiedener Sportzweige aufgenommen, die geeignet sind, den Körper zu stählen und ihn für die schwierige Aufgabe der Beherrschung eines Flugapparates vorzubereiten. Schon nach kurzer Zeit stieg die Mitgliederzahl derart, daß das ursprünglich gewählte Klublokal (Haase-Ausschank, Schweidnitzerstraße) nicht mehr ausreichte. Der Klub siedelte daher nach dem Theater-Restaurant über, wo er auch noch heute sein Heim besitzt. Von 30 Mitgliedern ist sein Bestand inzwischen auf zirka 140 gestiegen.

Soviel von dem äußeren Wachsen des Klubs.

Was nun die Arbeiten des Klubs betrifft, so handelt es sich zunächst darum, ein für die Flugübungen geeignetes Terrain zu suchen. Ein solches wurde in dem bei Nippern gelegenen Spitzberg gefunden. Sofort nach Beginn des Frühlings wurde mit den praktischen Uebungen daselbst begonnen, die schon nach kurzer Zeit befriedigende Resultate ergaben. Doch bald machte sich die weite Entfernung des Hügels vom Dorfe Nippern, zirka eine Viertelstunde, störend bemerkbar. Der Transport der Apparate war sehr zeitraubend; auch konnten die unvermeidlichen kleinen Reparaturen nicht sofort vorgenommen werden, da es an einer Reparatur-Werkstatt mangelte. Es wurde daher der Bau einer Halle beschlossen und auch sofort in Angriff genommen. Das Training konnte infolgedessen viel intensiver betrieben werden und die Ergebnisse wuchsen von Woche zu Woche, so daß jetzt Flüge von 30 bis 35 Meter Länge fast täglich erzielt werden. Wenn man bedenkt, daß infolge des langen Winters mit den Uebungen erst in der zweiten Hälfte des April begonnen werden konnte, daß später öfter die Uebungen für längere Zeit durch ungünstiges Wetter unterbrochen werden mußten und daß ferner die Mitglieder durch ihre Berufstätigkeit oft wochenlang das Training aufstecken müssen, so sind die erzielten Resultate als ganz hervorragend zu bezeichnen. An Gleitfliegern stehen dem Klub dank des großen Entgegenkommens der „Bagum" augenblicklich drei zur Verfügung; außerdem haben einige Mitglieder auf eigene Kosten sich Apparate angeschafft. Zu berücksichtigen ist dabei, daß einige ältere Apparate ausrangiert werden mußten.

Auf dem Gebiete des Maschinenflugs konnte naturgemäß erst nach längeren Uebungen mit Gleitfliegern zur praktischen Ausführung von Flugversuchen geschritten werden; hiermit soll nun in kürzester Zeit begonnen werden. Es sind nicht weniger als drei Maschinenflieger für Klubmitglieder bei der „Bagum" im Bau, ein Resultat, wie es kein anderer flugtechnischer Verein zurzeit aufzuweisen hat.

Auch in den anderen Sportzweigen entwickelt der Verein eine rege Tätigkeit. So konnte er beispielsweise schon die Anschaffung eines Freiballons ins Auge fassen. Auch die Gruppe für Rasenspiele, speziell Pistolenschießen, fand rege Teilnahme. Als Ersatz für die im Winter notgedrungen ausfallenden Gleitflugübungen will der Klub Wintersport in jeder Art betreiben, wofür Vorarbeiten bereits im Gange sind.

Ueberblicken wir nun die Tätigkeit, die der Schlesische Flugspart in dieser kurzen Zeit seines Bestehens entfaltet hat, so sehen wir eine ganz außerordentliche Entwickelung, wie sie kein anderer flugtechnischer Verein augenblicklich zu verzeichnen hat. Sowohl hinsichtlich der zur Verfügung stehenden Einrichtungen, der Anzahl der Flugapparate, des Terrains etc., als auch der erzielten Resultate, steht der Schlesische Flugsportklub an der Spitze aller übrigen flugsportlichen Verbindungen in ganz Deutschland.

Seite 550

FLUGSPORT"

No. 19

Möge er auch in Zukunft auf der betretenen Bahn fortschreiten und weitere Erfolge erringen ! W. B r ti c h.

Sitzungsbericht vom 21. August 1909. Beginn der Sitzung 8.45 Uhr. Zu den einzelnen Gruppen ist zu berichten: Gruppe I Maschinenflug. Die für die beiden Maschinenflieger unserer Mitglieder Heitmann und Beninatto bestellten Motore werden im Laufe der kommenden Woche zur Ablieferung gelangen. Da die Apparate selbst von der „Bagum" fast völlig fertiggestellt sind, so brauchen die Motore nur eingebaut zu werden, so daß in Kürze mit den Flugübungen begonnen werden kann. Der Vorsitzende berichtet sodann über die Ereignisse auf aviatischem Gebiete in der letzten Woche.

Gruppe II Freiflug. Auch in der vergangenen Woche litt das Training unter dem andauernd ungünstigen Winde. Die „Bagum" hat einen neuen Doppeldecker gebaut, der wohl der größte ist (ohne Motor), der bisher existierte, da seine beiden Flächen 32 qm umfassen. Ein großer Vorteil ist der, daß der Apparat zusammenlegbar ist und daher trotz seiner großen Fläche leicht transportiert werden kann. Auch hierin unterscheidet er sich von allen bisher gebauten Doppeldeckern, die nur starr gebaut werden konnten. Der Apparat wird in den nächstdn Tagen nach Nippern geschafft und dort ausprobiert.

Vom Training.

Es wurden eine Reihe schöner Flüge erzielt, deren Länge nur durch den schwachen Wind beeinflußt wurde. Ein gegen Abend plötzlich einsetzender Sturm, dessen Geschwindigkeit schätzungsweise zuweilen ca. 12 m betrug, unterbrach die Uebungen nicht. Trotzdem bei . einem solchen Winde, bei dem schon das Halten der Apparate eine große Uebung erfordert, noch nicht geübt worden war, stellte unser Klubmitglied, Herr Fr. Heidenreich, doch einige von sehr gutem Erfolge begleitete Versuche an. Die schon von Lilienthal gemachten Erfahrungen fanden hierbei ihre volle Bestätigung. Zunächst wird es möglich sein, die Länge der Flüge bedeutend anszudehnen. Daß dies am Sonntag noch nicht geschah, hatte seinen Grund lediglich in der bereits eigetretenen Dunkelheit. Auch gelang es Herrn Heidenreich, wohl zum erstenmale seit Lilienthal, sich kurze Zeit schwebend in der Luft zu halten. Die seitliche Balance wurde dabei durch Verstellen der Beine und dadurch bewirkte Verlegung des Schwerpunktes erhalten, wie es ja auch schon Lilienthal angegeben hatte.

Nachdem die von der „Bagum" bisher erbauten Gleitflieger, die sich hinsichtlich der Flächenform an die Lilienthal'schen anlehnen, sich vollkommen bewährt haben, sollen in nächster Zeit auch mit Apparaten anderer Flächenform Versuche angestellt werden. Da ist zunächst der bereits fertiggestellte Doppeldecker zu erwähnea. Während alle bisher erbauten Doppeldecker aus zwei starr miteinander verbundenen rechteckigen Flächen bestehen, deren Transport großen Schwierigkeiten begegnet, ist bei der hier vorliegenden, zum Patent angemeldeten Konstruktion das Hauptgewicht auf leichte Zusammenlegbarkeit gelegt. Dies wird erzielt durch Anwendung von zwei übereinander angeordneten Tragflächen von derselben Ausführung wie die bisherigen Eindecker. Ferner befindet sich, speziell für Versuche bei starkem Winde, ein kleiner Eindecker von 10 Quadratmeter im Bau. Bei früher angestellten Versuchen ergaben unbemannte Apparate in Dreieckform sehr gute Resultate.

Diese Versuche sollen nun weiter ausgedehnt werden. Mit der Ausführung eines derartigen Fliegers ist bereits begonnen worden, sodaß in nächster Zeit sehr interessante Versuche zu erwarten sind.

'. Sitzungsbericht vom 28. August 1909.- -Beginn der Versammlung 9 Uhr.

Zu den einzelnen Gruppen ist zu bemerken:

Gruppe 1: Maschinenflug. Ueber die im Bau befindlichen Apparate ist nichts neues zu berichten. Auf aviatischem Gebiet ist es in Deutschland noch immer still. Wann Wright seine Flüge in Berlin beginnen wird, ist nach wie vor unbestimmt. Von großem Erfolge war die aviatische Woche in Reims begleitet, in der von den bekannten französischen Aviatikern eine Reihe schöner und langdauernder Fluge erzielt wurden. Speziell ist Farman zu erwähnen, dem es gelang, sich über drei Stunden in der Luft zu halten.

Gruppe II: Frei fing, In der vergangenen Woche war in den letzten Tagen der Wind günstiger, sodaß mit den Uehungen wieder begonnen werden konnte. Herr Beninatto erzielte einige Flüge von zirka 20—30 Meter Länge. Der Ostwind kann jetzt nicht mehr wie früher das Training ganz unterbrechen,

da das an der Ostseite gelegene Feld jetzt benutzt werden kann, wie das schon am vorigen Sonntage geschehen ist. Da die Neigung sehr schwach ist, so lassen sich natürlich nur Flüge von geringer Länge ausführen. Der neue Doppeldecker wird heute (Sonnabend) auf das Uebungsterrain transportiert, sodaß derselbe am Sonntag ausprobiert werden kann. Die beiden anderen neuen Apparate, ein Eindecker von 10 Quadratmeter, sowie ein solcher in Dreieckform, konnten noch nicht fertiggestellt werden, da die „Bagum" mit Arbeiten überhäuft war.

Da sich in letzter Zeit wiederholt Unzuträglichkeiten infolge Andrang von Publikum ergeben haben, so wird beschlossen, auf dem Uebungsterrain vier Warnungstafeln aufzustellen.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Offizielle Mitteilungen des Vereins Deutscher Flugtechniker.

Sitz Berlin.

Ehrenmitglieder: Gustav Lilienthal, Groß Lichterfelde. Orville Wright, Dayton. Wilbur Wright, Dayton.

1. Vorsitzender: Dr. Fritz Huth, Rixdorf.

2. Vorsitzender: Major von Parseval, Charlottenburg. Schriftführer: O. Schmal-Carbur, Tempelhof. Syndikus: Rechtsanwalt Eschenbach, Berlin. Beisitzer: Diplom-Ingenieur H Dorner, Berlin.

Ingenieur J. Grade, Magdeburg. Ober-Ingenieur H. Rosenstein, Elbing. Ingenieur Max Schüler, Chemnitz. Vorsitzender der technischen Kommission: Ober-Ingenieur Zix, Berlin. Vorsitzender der Platzkommission: Kapitain z. S. a. D. von Pustau. Den Bemühungen des Vorstandes ist es gelungen, für die Mitglieder des Vereins, die in Berlin weilen, die Benützung des Flugfeldes „Mars" bei Berlin zu sehr günstigen Bedingungen zu vereinbaren. Die Herren, die die Absicht haben, auf dem Flugfelde „Mars" Versuche zu unternehmen, werden gebeten, dem Vorstand hiervon Mitteilung zu machen.

Ungezwungene Zusammenkünfte. Wir bringen zur gefl. Kenntnis, daß für unsere Mitglieder in Berlin jeden Freitag ein Stammtisch im Restaurant Heidelberger belegt ist. Wir bitten unsere Mitglieder von dieser Gelegenheit zur ungezwungenen Aussprache Gebrauch zu machen.

Offizielle Mitteilungen des Westdeutschen Vereins für Flugsegler.

Sitz Oberhausen i. Rhld.

Vorstand: Vorsitzender: Schüller, Bürgermeister a. D. Schriftführer: Timm er, Hafenmeister, Meidericli. Schatzmeister: H äußer, Ingenieur. Gerätewart: Trutewart, Maschinenmeister.



Internationale Luftschiffahrt-Ausstellung Frankfurt a.M., Stand C. 24.

Flugsport

JUustrierte technische Zeitschrift und Anzeiger

für die gesamte

„Flußschiffahrt"

(L' Aviation)

Le seul organe allemand traitant particulierement les interets de l'Aviation

unter Mitwirkung bedeutender Fachmänner herausgegeben von Oskar Ursinus, Civilingenieur.

Brief-Adr.: Redaktion und Verlag „Flugsport" Frankfurt a. M., ßalmliofsplatz 8. Repräsentant pour la France: E. Raphael, Paris, Rue du Faubourg Poissonniere 62.

Erscheint regelmäßig am 1. und 3. Freitag jeden Monats. :— - ; Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. =

Abonnement: Bei portofreier Zusendung unter Kreuzband Mk. 14.—. Durch Postbezug Mk. 12.— pro Jahr

Der Nachdruck unserer Artikel ist, soweit nicht mit „Nachdruck verboten" versehen, nur mit genauer Quellenangabe gestattet.

Nr. 20. Frankfurt a. M., 17. September 1909. Jahrg. I.

Internationale Luitschiffahrt=Ausstellung Frankfurt a. Main 1909.

XVII.

Baron de Caters

hat Frankfurt a. M- verlassen. Am 7. September flog er das letztemal und führte einen Flug von 35 Minuten in einer Höhe von durchschnittlich 10 m aus. Hiernach hat

August Euler einige Flüge unternommen. Die

Fliegerwoelie auf der Jla

soll vom 3. bis 10- Oktober stattfinden. Der Preis von Frankfurt ist jetzt durch Zuwendung von der Ausstellungsleitung auf 40000 Mark erhöht worden- Ein zweiter Preis für den längsten Flug ist in Höhe von 10000 Mark ebenfalls gesichert. Sämtliche Preise, die in der Wettbewerbswoche zur Verteilung kommen sollen, belaufen sich auf 120000 Mark, außerdem wird die Ausstellungsleitung den Aviatikern, die nach Frankfurt a. M. kommen, eine Entschädigung und Garantie für die Reise und den Aufenthalt in Frankfurt gewähren.

Seit dem Schluß der Woche in Reims werden die französischen Flugtecliniker von allen Seiten, besonders aber von Deutschland mit Anträgen förmlich überschüttet. Die bedeutendsten Aviatiker sind für die nächste Zeit engagiert.

Latham

wird nach Berlin gehen. Ueber die Beteiligung an der 1LA-Flugwoche war bis zur Stunde noch nichts zu erfahren.

Bleriot ist für Köln engagiert worden. Der

Flugtecliniker Jatho

unternahm am 13. September einen Flug, wobei er stürzte und das Rädergestell seines Apparates zertrümmert wurde. Der

Prope Her ve r suehs wagen

ist jetzt in Betrieb genommen; z. Z. wird eine große 4flügelige Schraube von der Pariser Propellerfabrik L. Chauviere geprüft.

Anmerkung. In der nächsten No. folgt eine ausführliche Abhandlung Uber Schraubenkonstruktionen von Civ.-Ing. Ursinus.

Das Meeting von Brescia.

Die Meetings folgen sich, aber sie gleichen sich nicht. Das Aviationsmeeting von Brescia, das am 5. d. Mts. begann und am Montag den 13 Sept. sein Ende erreichte, wurde vielfach als die italienische Fortsetzung der Reimser Woche angesehen. Um so auffälliger erscheint die Dürre an Sensationen, die das italienische Meeting bisher zu verzeichnen hatte. Die Organisation ließ an sich nichts zu wünschen übrig. Man hat e auf dem Flugfelde bei Brescia eine wahre Stadt mit geräumigen Tribünen, Hallen und allen erforderlichen Nebenbaulichke ten gesell ffen und eine ziemlich große Anzahl von Aviatikern (darunter der Amerikaner Curtiß, Bleriot, Galderara, Rougier und Anzani) hatten sich zu dem Bewerbe angemeldet.

Auch das Meeting von Brescia hatte unter der Einwirkung besonders ungünstigen Wetters zu leiden, das noch vor Beginn der Veranstaltung einen Teil der errichteten Hallen zerstört und das Flugfeld unter WassergesetzHratte. Nichtsdestoweniger bot das Flugfeld bei Eröffnung des Meetings wieder ein normales Bild. Die Flugversuche gingen unter ziemlich starker Beteiligung des Publikums vor sich, das den Experimenten mit großem Interesse und anerken enswerter Geduld folgte.

Der eigentlich erste offizielle Tag war der 8. September. An diesem Tage führten Rougier, Leblanc, Curtiß einige kurze, nicht besonders bemerkenswerte Flüge aus. Calderara war mit seinem Wright-Flieger eben aufgestiegen, als der Apparat von einem Sturmwind erfaßt und auf den Boden zurückgeschleudert wurde,

wobei er nicht unerheblich verletzt wurde. Der Pilot blieb glücklicherweise unversehrt.

Bleriot gelangen einige kurze Flüge, dagegen vermochte Anzani, der sich hier in seiner Heimat zum ersten Male als Pilot produzierte, sich mit seinem Apparat nur wenige Minuten in der Luft zu halten.

» Auch am darauffolgenden Tage machte Anzani mit dem

Zweidecker Avis vergebliche Flugversuche. Dagegen gelingt Rougier ein Flug von 11 km. Bleriot bringt es auf eine Bahnrunde. Auch Curtiß und Leblanc mühen sich vergeblich, nennenswerte Fiüge zu realisieren.

Am dritten Tage wurden überhaupt keine Flugversuche unternommen. Die Entmutigung der Aviatiker scheint ziemlich groß zu sein.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

___ Brescia. ___

Oben: Bleriot passiert die Tribünen. Unten: Die Fliegerhallen. Der Curtißflieger wird aus der Halle gebracht.

Die Geduld des Publikums wurde aui eine harte Probe gestellt. Bleriot fliegt 1 Kilometer dicht über dem Boden und landet alsdann. Ebenso gelingt schließlich Rougier nach vielen mißglückten Versuchen ein gang kurzer Flug. Endlich erhebt sich Curtiß mit seinem Zweidecker und legt in einem schönen Fluge von 49 Minuten 24 Sekunden eine Distanz von 50 km zurück. Dies war die erste Flugleistung, die das Meeting brachte.

Nacli Schluß der offiziellen Flugzeit um 6 Uhr abends vollführte Rougier einen Höhenflug von über 130 m. Das Publikum durchbrach in seiner Begeisterung die Schranken und umringte Rougier bei seinem glücklichen Abstieg.

Am letzten obligatorischen Flugtage, der in Bezug auf Flugleistungen als bester anzusehen ist, stieg zunächst der Italiener Calderara mit einem Passagier auf und flog 200 m weit. Bei einem zweiten Flug mit seinem Kollegen Savoia als Passagier gewann er den internationalen Passagierpreis durch einen 91cm Flug in 18 Minuten 8,2 Sekunden.

Leblanc machte auf dem Monoplan Bldriot einige schöne Evolutionen, mußte aber bald landen und erlitt Beschädigungen. Rougier durchflog 50 km in 60 Minuten 42,6 Sekunden, blieb aber Zweiter gegenüber CurtiB um den Hauptpreis von 30000 Lire-Der Tag schloß mit gleichzeitigen Flügen von Calderara, Rougier, Bleriot, Curtiß, wobei die letzteren beiden eine außerordentliche Höhe erreichten und sich mehrmals überfolgen

Rl.

Wright=Flüge in Berlin.

Am Sedantage sollte der von August Scherl arrangierte erste Wright-Flug auf dem Tempelhoferfelde stattfinden. Der Flug mußte wegen zu starken Windes aufgegeben werden. Im Berliner Lokalanzeiger stand zu lesen, daß Wright bei noch stärkerem

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Orville Wright in Berlin. — Der Kronprinz besichtigt den Flieger.

Winde fliegen würde, wenn er es nicht mit einem noch unerprobten Apparate zu tun hätte und die Windverhältnisse auf dem Tempelhofer Felde erst kennen würde. Deshalb ging auch der

3. September ohne Flug zu Ende, obgleich am Freitag Nachmittag der Wind merklich abflaute. Nach diesen Erfahrungen mußte es Wunder nehmen, daß Wright am Sonnabend den

4. September nachmittags gegen 5 trotz eines Windes von 7 bis 9 Metern pro Sekunde glatt aufstieg und 20 Minuten in tadelloser Weise nach allen Richtungen flog. Er bewegte sich in Höhen zwischen 20 und 40 Metern mit einer Stundengeschwindigkeit von 50 bis 60 Kilometern. Mir fiel die eigenartige Flugmethode auf. Er flog meistens nicht glatt vorwärts, sondern in Wellenlinien. Manchmal in einer Weise, die eine gewisse Unruhe des Zuschauers hervorrief, da man dachte, er habe die Balance verloren. Aber auch dieses Gefühl schwand allmählich bei der Beobachtung der Sicherheit, die Wright bei der Regierung seines Apparates an den Tag legte. Den unregelmäßigen Wind überwand Wright sowohl, wenn er von der Seite, als auch von hinten kam, so daß man Alles in Allem sagen kann, der Flug stellt ein Ereignis dar. Geradezu prächtig war die Landung. Er flog gegen den Wind schnell abwärts und setzte sich ohne Stoß nieder.

Am Montag den 6. September dauerte der Flug 51 Minuten. Die nächsten Flüge waren von kürzerer Dauer. Am 8- September mußten die Flüge über 1 -Stunde aufgeschoben werden, da der Motor nicht in Gang zu bringen war. Die Gründe hierfür sind mir nicht bekannt. Dennoch wurden abends 2 Flüge ausgeführt und bei dem einen Fluge noch eine Dame mitgenommen. Beide Flüge gelangen.*)

lng. Alfred Freund.

Der Curtiß=FHeger.

Von Civil-Ingenieur Oskar Ursinus, Frankfurt a. M.

Anschließend an den Bericht „Technische Einzelheiten von der flugtechnischen Woche in Reims" in der letzten Nummer des „Flugsport" wäre über den Curtiß - Flieger noch folgendes zu bemerken:

Im allgemeinen sei zunächst darauf hingewiesen, daß bei dem Curtiß - Flieger die Vorteile der Wright'schen Konstruktion mit der Selbststabilisierung vermittels eines Schwanzes vereinigt sind. Weiter ist ein Fahrgestell, bestehend aus drei Rädern, die allerdings seitlich nicht ausweichen können, vorgesehen. Infolge des schnellen Aufstieges, bereits nach 30 bis 50 m, ist dies auch nicht nötig, da auf eine derartig kurze Entfernung der Flieger, wenn nicht zu starke Winde vorherrschen, immer in gerader Richtung läuft. Infolge des Wegfalles eines komplizierten schweren Fahrgestelles ist bedeutend an Gewicht gespart. Curtiß

*) Anmerkung der Redaktion. Ueber den weiteren Verlauf der Flüge haben die Tageszeitungen zur Genüge berichtet. Neues wäre für unsere Leser nicht hinzuzufügen.

hat zu den Streben größtenteils Bambusstäbe verwendet. Die Stöße werden auf die Räder, trotzdem eine besondere Abfederung nicht vorgesehen ist, dadurch etwas elastisch übertragen. Die Knoten an den Bambusstäben hat Curtiß abgeschliffen. Die Abmessungen des Curtiß-Fliegers sind folgende:

Tragflächen.......25 qm

Spannweite.......8.75 m

Tragdeckenbreite......1.5 m

Entfernung des vorderen Höhensteuers von

der vorderen Kante der Tragdecken . 3.6 m

Entfernung der hinteren Stabilisierungsfläche

von der hinteren Kante des Tragdecks . 3.6 m Sämtliche Steuerflächen sind sJrr klein gehalten. Die hintere Stabilisierungsfläche, sowie die seitlichen Steuerflächen und das vordere Hönensteuer besitzen nicht mehr als je 1,3 qm Fläche. Der Schraubendurchmesser beträgt 1,82 m, das Gewicht des Fliegers mit dem früher eingebauten 30 PS. Motor 250 kg. (Curtiß Trat bekanntlich, um sich an dem Schnelligkeitspreis in Reims erfolgreich beteiligen zu können, einen 50 PS. Motor eingebaut.) Der Curtiß - r lieger zählt mit zu den leichtesten Zweideckern.

Der

Steuerungs-Mechanismus

ist gegenüber von Wright wesentlich einfacher zu handhaben, Die beiden Steuerflächen a und b (siehe beistehende Abbildung) sind mittels eines Seiles, welches über 4 Rollen läuft, die an den

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

unteren und oberen Tragdecken angeordnet sind, mit der Rückenlehne des Führersitzes verbunden. Je nachdem der Führer sich nach rechts oder links neigt, wird die Steuerfläche a nach unten und die Steuerfläche b nach oben oder umgekehrt gezogen. Würde z. B. der Flieger auf der dem Beschauer zu liegenden Tragdeckenseite, wo sich die Steuerfläche a befindet, gehoben, so neigt sich instinktiv der Führer des Apparates nach rechts, die Steuerfläche a geht nach oben und die Steuerfläche b nach unten. Hierdurch wird der Flieger wieder in die Horizontale zurückgebracht. Das hintere Seitensteuer e wird durch einen Seilzug g, h, i, f unter Vermittlung eines Handrades k betätigt. Um eine gute Führung

des Seilzuges zu erlangen, hat Curtiß die Bambusstangen, welche zugleich als Streben dienen, durchgebohrt und die Seile durchgeführt. Das Handrad k sitzt auf der Zugstange, welche zur Betätigung des vorderen Höhensteuers m dient. Für die Betätigung des hinteren Seitensteuers und des vorderen Höhensteuers m haben wir die ähnliche Anordnung, wie bei Voisin. In das Höhen-steuer m ist noch ein dreieckiger Kiel eingebaut, welcher zur Dämpfung der Steuerung in der Seitenrichtung dient.

Pariser Brief.

Von unserem Pariser Korrespondenten.

Also jetzt hängt der Bleriot in Paris auf den Boulevards hoch in den Lüften vor dem Zeitungspalaste des „Mahn". Man erschrecke nicht; es handelt sich hierbei nicht etwa um den berühmten „Vogelmenschen", sondern nur um seinen Flieger, den man über zwei aus den ,,Matin"-Fenstern herausragenden Balken mit dicken Stricken kunstlos über den Häuptern der Boulevard-Flaneure hingehängt hat. Dieser Eindecker hat eigentlich ein recht bewegtes Dasein, und das zum Dank dafür, daß er seinen Meister heil über die Meerenge hinübergebracht hat. Erst hat man ihn in London in einem Warenhause, später auf einem Vergnügungsplatze am Shepherds Bush den verständnislosen Blicken einer begeisterungsschwerfälligen Menge ausgesetzt; dann schleppte man ihn zurück nach Paris, wo ihn sein weltberühmt gewordener Besitzer, auf dem eigentümlichen Umwege über den „Matin", an den französischen Staat verschenkte. Das heißt, präziser gesagt, Bleriot - schenkte den Apparat der Zeitung „Mahn", damit diese ihn dem Staat weiterschenken kann. Eine recht verwickelte Schenkungsgeschichte. Bevor nun der Eindecker dauernd für die Nachwelt in das Museum für Kunst und Gewerbe geschafft wird, baumelt er in seiner hilflos unglücklichen Lage über dem Trottoir des Boulevard Poissonniere und wenn überhaupt Jemand im hastigen Vorübereilen zu ihm aufblickt, so ist es aus Angst, daß ihm das Ding auf den Kopf fallen könnte. Aber die kleinen Midinettes und Lehrbuben, wenn sie mittags aus den Ateliers und Bureaus herausströmen, um auf den Boulevardbänken ihr „traditionelles" Frühstück zu verzehren, staunen mit weitgeöffneten Augen das unverständliche Gestell da oben an und wenn sie nachher an ihre Arbeitsstätten zurückkehren, so erzählen sie mit der beweglichen Lebendigkeit der Pariser Jugend von der Größe der Bedeutung, dem Ruhme des — Matin.

Es wird übrigens soeben bekannt, daß den „Matin" diese ruhmreiche Reklame noch vervollständigen wird. Von morgen ab wird in dem hängenden Apparate eine von dem Musee Grdvin gelieferte — Wachsfigur Platz nehmen. In der Ankündigung wird nicht gesagt, ob diese Figur die Züge des illustren Aviatikers tragen wird. Hoffentlich.

Inzwischen ist Bleriot in Brescia und läßt sich von den Italienern fetieren. Man hat ihm dort eine goldene Medaille überreicht und in einer Ansprache die welthistorische Leistung Bleriots

verherrlicht. Diese Rolle scheint dem Aviatiker zu gefallen, denn zahllos sind die Reisepläne, die man ihm nachsagt. So geht er nach Wien und Budapest, wo er sich und seine Eindecker gegen Bezahlung von 80000 Francs ausstellt. Noch im Laufe dieses Monats geht er nach London, um daselbst an einem ihm zu Ehren veranstalteten Dejeuner des House of Commons teilzunehmen. Femer soll er eine Herausforderung der Brüder Wright angenommen haben und außerdem in der zweiten Hälfte des Oktober zu Wimbley Park ein Match gegen Latham ausfechten, wobei gegen einen Preis von 75000 Francs fünf Flüge ausgeführt werden sollen. (Dazu wird es aber nicht kommen, wie der Bericht unseres Londoner Korrespondenten mitteilt. D. Red.) Ferner heißt es, daß Bleriot nunmehr nach seiner Heimat Bordeaux übersiedeln will, woselbst er auf dem Aerodrom von Croix d'Hins seine Ateliers und seine Lehrschule installieren will. Wie man sieht, feiert die Legendenbildung um Bleriot, wie um alle bedeutenden Männer, wahre Orgien. Von seinen Schülern geht Delagrange mit dem im Reims verunglückten, inzwischen aber wieder in Stand gesetzten Apparat nach Dänemark, wo er in Aarhus Vorstellungen geben wird, während Leblanc nach Amerika geht, um einen Kontrakt mit der Ausstellungsleitung im National-Park zu erfüllen.

In Juvisy hat sich am Dienstag voriger Woche ein recht beklagenswerter Unglücksfall ereignet. Eugene Lefebvre war dort im Begriff, einen zur Ablieferung bestimmten Wright-Flieger vorher zu probieren, als infolge Versagens des Tiefensteuers der Apparat aus einer Höhe von 6 m auf die Erde stürzte. Der unglückliche Pilot fiel dabei direkt auf den Kopf und zog sich einen Schädelbruch zu. der den sofortigen Tod zur Folge hatte. Lefebvre, von Beruf Ingenieur, war erst seit kurzem im Diensten der Ariel-Gesellschaft tätig, hatte sich aber bereits eine so auffällige Gewandheit in der Steuerung der Wrightschen Zweidecker angeeignet, daß man ihn allgemein für einen der aussichtvollsten Piloten betrachtete. Nun hat der jähe Tod der Laufbahn des erst 25 jährigen ein "Ende bereitet.

Sonst experimentiert in Juvisy augenblicklich nur noch de Rue mit einem Voisin-Zweidecker, ohne aber nennenswerte Leistungen zu erzielen.

In Issy-les-Moulineaux zeigten sich dieser Tage zwei neue Apparate. Der eine, der Aeroplan Boutarie, ist ein Doppel-Zweidecker, der aus den Ateliers von Labanhie & Puthet hervorgegangen ist. Der Apparat vermochte sich kaum vom Boden loszulösen, angeblich weil sein 24 PS-Anzani-Motor alter Konstruktion ungenügend ist. Ferner steuerte Legagneux den neuen Voisin-Zweidecker von 9 m Länge, 10 m Spannfläche und 40 m Ge-sanit-Tragfläche. Die Schraube befindet sich jetzt vor der Mittelzelle- Die beweglichen horizontalen und vertikalen Flächen der Hinterzelle versehen gleichzeitig die Funktionen der Tiefen- und Richtungssteuer- Ein sehr stark gebauter 40 PS-Vierzylinder-Motor soll dem Apparat eine Geschwindigkeit von 70 km pro Stunde geben. Bisher ist der Apparat über einige .ganz kurze Flüge nicht hinausgekommen.

In Saint-Cyr hat Santos Dumont, der angeblich sich jetzt wieder mit allem Eifer der Aviatik widmen will, seine Versuche mit der kleinen „Demoiselle" aufgenommen. Der Apparat hat einen neuen 30 PS-Zweizylinder-Darracq-Motor von 130 mm Bohrung und 120 mm Kolbenhub mit einem veränderten Kühlsystem, bekommen. Jetzt wiegt die „Demoiselle" in voller Fahrt-ausrüstung 45 kg.

Im Lae;er von Chalons sind aus Reims die Apparate Far-man und Antoinette wieder eingetroffen. Ruchonnet, der ebenfalls zu experimentieren begonnen hat, verunglückte gleich am ersten Tage mit seinein Eindecker bei einer ungeschickten Landung. Ebenso hat ein spanischer Eleve mit einem Voisin-Appa-rat einen schweren Sturz getan, wobei der Apparat vollständig

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Lefebvre -J\

Der erfolgreiche Aviatiker Lefebvre, welcher in Juvisy abstürzte.

zertrümmert wurde. Mit dem Dreidecker des russischen Prinzen Sergei Bolotoff müht man sich noch immer ab, ohne daü es bisher gelungen ist, einen Abflug zu bewerkstelligen.

Roger Sommer ist nach kurzem Aufenthalte in Chalons nach Nancy gegangen, wo er, wie seinerzeit gemeldet, gelegentlich der dortigen Ausstellung Flugvorstellungen geben soll. Er hat dort vor einer zahlreichen Zuschauermenge wiederholt recht hübsche Flugleistungen zu Wege gebracht. Die originellste war aber wohl die vom letzten Sonnabend. An diesem Tage fand auf

dem Felde bei Nancy eine große Parade des 20- Korps vor General Pau statt. Plötzlich zeigte sich Sommer mit seinem Apparat am Horizont und führte über den Köpfen der manöverieren-den Truppen auch seinerseits sehr geschickte Manöver aus, die die Bewunderung der zahllosen Menge erweckten. Wie es heißt, soll Sommer bei dieser Gelegenheit eine Geschwindigkeit von 80 km erreicht haben. Einen hoch interessanten Eindruck machte es, als Sommer schließlich den Parademarsch der Truppen in den Lüften mit ziemlicher Genauigkeit mitmachte. Beim Landen wurde er von den Offizieren lebhaft beglückwünscht.

Weniger glücklich war Paulhan, der zu der „Woche von Tournay" nach Belgien gegangen war. Nachdem er tagelang sich vergeblich bemüht hatte, mit seinem Voisin-Zweidecker einen Flug vorzuführen, wurde das wiederholt enttäuschte Publikum schließlich recht ungemütlich, durchbrach die Barrieren und stürmte auf den Piloten ein, den es des „Betruges" und der „Charlata-nerie" beschuldigte. Die anwesende Polizei vermochte nicht, die aufgeregten Massen zu bewältigen und es wäre dem armen Paulhan und seinem Apparat wohl schlecht ergangen, wenn nicht in diesem Augenblicke die telephonisch requirierte berittene Gens-darmerie auf dem Flugfelde eingetroffen und mit gezogenem Säbel das Feld geräumt hätte. Am nächsten Tage schien sich der Spektakel wiederholen zu wollen. Paulhan rief in die Menge: „Die Aviation ist kein Fußballspiel", aber wiederum heulte und lärmte man und nur durch die Ankündigung, daß die Eintrittsgelder zurückgezahlt werden würden, konnte die Menge beruhigt werden. Am Sonnabend endlich gelangen Paulhan einige kleine Flüge, womit die nicht verwöhnten Zuschauer zufrieden waren. Ein 15 Minuten-Flug in 70 m Höhe löste tosenden Beifall aus.

Viele neue Veranstaltungen sind in Frankreich geplant. Abgesehen von der „Woche von Boulogne-sur-Mer", die am Sonntag begonnen hat und sich natürlich ohne den versprochenen Hin- und Herflug über den Kanal wird beliehen müssen, ist in den Tagen,vom 19 bis 24. September der Aviationsbewerb von Dieppe in Aussicht genomm n, dessen Organisation der Aero-Club de France übernommen hat. Drei Preise von 20000, 5000 und 3000 Francs sind für diejenigen Aviatiker bestimmt, die die größten Distanzen zurückgelegt haben werden, wobei die während der ganzen Dauer des Bewerbs durchmessenen Entfernungen zusammengezählt werden sollen. Ferner wird zu Marseille eine „Große Doppelwoche der Provence" stattfinden, die einen Ballonbewerb (vom 17. bis 22. Oktober) und eine Aviationsbewerb (vom 23. bis 28. Oktober) umfassen wird.

----- Auch die Stadt Nizza hat beschlossen, in diesem Winter-da-

selbst auf der bekannten verlängerten „Promenade des Arglais" einen Aviationswettbewerb zu organisieren. Ein Heer von Arbeitern ist bereits damit beschäftigt, die erforderlichen Vorarbeiten auszuführen. Es sollen bereits 200000 Francs Preise gesichert sein. Dieses Meeting wird natürlich bei dem Charakter dieses mondänen Erholungsortes einen besonders luxuriösen Anstricli haben.

Bei dieser Gelegenheit seien einige Veranstaltungen im benachbarten Belgien erwähnt. In Spa wird ein aviatisches Mee-

' ting vor sich gehen, dessen Arrangement der bekannte Präsident

des königlich belgischen Automobilklubs, Baron von Zuylen, übernommen hat. Delagrange, Paulhan und Le Blond sind bereits gemeldet. In Antwerpen findet in der Zeit vom 17. bis 25. Okt. eine Aviations-Woche statt, die vom dortigen Aero-Club in Ge meinschaft mit der Stadtverwaltung organisiert wird- Als Flugfeld ist hier die 1200 bei 1800 m große Ebene von Wibryck in Aussicht genommen. Bei dieser Gelegenheit soll ein besonderer Preis für Anfänger bestritten werden. Die Stadt Antwerpen hat 60000 Francs als „Großen Preis" bewilligt. Die Brüsseler Zeitung „Le Petit Bleu" setzt einen Preis von 25000 Francs aus für einen ununterbrochenen Flug \om Manöverfelde von Etterbeck bei Brüssel nach der Terrasse des Palace-Hotel zu Ostende, eine Distanz von etwa 115 km.

Der Automobil-Club de France hat beschlossen, seinem nächstjährigen „Grand Prix", der wahrscheinlich zu Dieppe vor sich gehen wird, einen „Großen Aviations-Preis" anzugliedern.

Dem Aero-Club de France sind vier neue Preise zur Verfügung gestellt worden, wovon einer von dem Oberst Leve gestifteter in Höhe von 1000 Francs für einen langsam fliegenden Apparat, der für militärische Zwecke benutzt werden könnte, bestimmt ist.

Hubert Latham hat nachträglich den Preis des Pariser „Petit Journal" in Höhe von 10000 Francs als derjenige Pilot zugeteilt erhalten, der zu Reims die bemerkenswertesten Resultate erzielt hat. In französischen Aviationskreisen ist man übereinstimmend der

, Ansicht, daß in dem Reimser Meeting Latham am besten abge-

schnitten hat. Interessant ist übrigens die Feststellung der zu Reims geflogenen Distanzen. Es wurden zurückgelegt: am 22. August 307,500 km; am 23. August 278,500 km; am 24. August 70 km; am 25. August 205 km; am 26. August 435,600 km; am 27. August 585 km; am 28. August 156 km; am29. Aug.425km; was eine gesamte Flugleistung von 2462,600 km ergibt!

Eigentümliches Malheur hatte Gaudart in Amsterdam. Er war im Auftrage einer Gesellschaft dorthin gegangen, um Flug-

, Vorstellungen zu geben, wurde aber durch schlechtes Wetter, sowie durch den traurigen Zustand der Flugbahn in seinen Experimenten behindert. Entmutigt packte der Pilot seinen Apparat zusammen, um ihn und sich selbst nach Paris zurück zu befördern, als ein --Gerichtsvollzieher auf der Bildfläche erschien, der den Zweidecker für Rechnung des holländischen Impresario, der angeblich durch die Nichterfüllung seines Engagements seitens Gaudarts schwer geschädigt wurde, versiegelte. Die Angelegenheit wird

i demnächst die Gerichte beschäftigen:

' Die ungeheuere Werbekraft der modernen Flugschiffahrt

i zeigt sich täglich in der großen Zahl von Ueberläufern, die aus

anderen sportlichen Berufen sich der Aviation zuwenden. Neben bekannten ehemaligen Automobilisten, von denen neuerdings sich Hanriot, der erfolgreiche Benzfahrer, und Guyot, der Gewinner des vorjährigen Grand Prix der Voiturettes, gleichfalls der Aviatik zugewandt haben, sind es aber auch andere Elemente, die, zwar gleichfalls bekannt, einen erfreulichen Zuwachs für die ernste

Aviatik kaum bedeuten können, Es soll schon von dem „Obersten" Cody, dem bekannten „ßuffalo Bill", der allenthalben in seinen „Wild West-Veranstaltungen" Proben seiner Reitkunst und seiner Fertigkeit im Lasso-Werfen gezeigt hat, nicht gesprochen werden, denn dieser, den man in Frankreich übrigens den „August der Aviation" nennt, hat ja in den letzten Tagen bei seinen Flugexperimenten auf dem Felde von Aldershot ganz ansehnliche Leistungen zu Wege-gebracht. Wenn aber nun die Nachricht bekannt wird, daß der oft und nicht immer rühmlichst Benannte italienische Dichter Gabriele d'Annunzio sicli gleichfalls der Aviatik zuwenden will, so muß es doch ausgesprochen werden, daß diese Aviatik für die Befriedigung von hysterischem Reklamebedürfnis wirklich zu schade ist.

Rl.

Der Flugsport in England.

(Originialbericht unseres Londoner Korrespondenten.)

S. F. Cody hat in den letzten Wochen weitere Fortschritte gemacht. Am Morgen des 8. September machte er einen großen Rundflug um den Bezirk von Aldershott, der 63 Minuten dauerte und nach der niedrigsten Schätzung mindestens 64 km lang war. Es wurde dabei eine Höhe von 120 m erzielt, und der Benzinverbrauch war geringer als 5 Gallonen = 23 Liter, eine vorzügliche Leistung des ET N. V.-Motors. Der Benzinvorrat war jedoch erschöpft, bevor Cody ganz auf den Boden gekommen war; die letzten 4 Meter stürzte die Maschine und einige Spanten brachen. Doch war der Schaden so gering, daß Cody sogleich wieder einen größeren Flug machen konnte. Die auf dem Exerzierplätze von Long Valley manöverierenden Truppen vergassen unter dem Kindrucke dieser Leistung alle Disziplin und jubelten dem Flieger begeistert zu.

Am 11. September hatte er die Ehre, die Ex-Kaiserin Eugenie unter seinen Zuschauern zu zählen, der er auch den Mechanismus seiner Maschine erklärte, und am Abend dieses Tages machte er seinen ersten Flug nach dem Kompaß, als Vorübung für den großen Flug von London nach Manchester.

Das Wettfliegen zwischen Latham und Bleriot, das im Wem-bley Park stattfinden sollte, ist jetzt aufgegeben. Der Aero-Club, der die F6d6ration Internationale Aeronautique in England vertritt, nahm von Anfang an eine kritische Stellung zu dieser Veranstaltung ein und hat jetzt an Latham telegraphiert, daß der Rennplatz in Wembley Park für Flugexperimente absolut ungeeignet sei. London wird also dies Jahr um eine Sensation ärmer sein. Statt dessen fand am 11. September in Wembley Park ein kleines Preis-Wettfliegen von Flugmaschinen-Modellen statt, das vom Aeroplan Club veranstaltet war. Am erfolgreichsten erwiesen sich dabei die Modelle von G- P. B. Smith aus Mitcham (Surrey).

Die Flugwoche in Boulogne hat am 12. September mit einem roßen Fiasco angefangen, und auch die Kanal-Ueberfliegung oulogne-Folkestone ist für die nächste Zeit aufgegeben. Dagegen

Nr. 20_„FLUGSPORT". _Seite 564

ist es nicht ausgeschlossen, daß das Seebad Blackpool wirklich eine kleine Nachahmung der Reimser Woche erleben wird. Als Anfangstermin ist der 18. Oktober festgesetzt. Das ist ziemlich spät im Jahre, und obwohl England meist einen schönen Herbst hat, so ist es doch fraglich, ob Ende Oktober das Wetter noch für den Flugsport günstig sein wird. Es wäre wohl eben so gut, wenn man in England mit solchen Veranstaltungen wartete bis zum nächsten Jahre, wo dann hoffentlich auch einige englische Flieger sich Lorberen holen könnten.

Der Stadtrat hat dem Bürgermeister von Blackpool 60000 Mark für vorläufige Ausgaben bewilligt und einen Garantie Fonds von 200 000 Mark genehmigt; Bewerbungen für die Errichtung von Zuschauertribünen und Schuppen für die Flugmaschinen sind ausgeschrieben und mit den bekanntesten Aeroplanisten sind Verhandlungen angeknüpft. Der in Aussicht genommene Platz ist halb so groß wie der von Bötheny und erlaubt eine Rundfahrt von 5 km.

Flugsport-Clubs schießen jetzt in England wie Pilze aus der Erde. Am 3. September wurde in Birmingham der Midland Aero-Club gegründet; Präsident ist Capitain Cook und Sekretär Ivy-Rogers, der Begründer des Vereins der Motor-Ingenieure. Am 7. September wurde in Liverpool die Liverpool Aviation Society gegründet und Frank Cody als erster Präsident gewählt. Am 10. September wurde der Manchester Aero Club mit 207 Mitgliedern eröffnet; Präsident ist Lord Lonsdale, der augenblicklich als Gast zu den deutschen Kaisermanövern eingeladen ist. An der Spitze des Leicester Aero Club steht Baron de Forest, der bekanntlich einen Preis von 80 000 Mark für den ersten Engländer ausgesetzt hat, der den Kanal überfliegt. Sodann sind noch der Yorkshire Aero Club in Leeds und der Lancashire Aero Club in Blackpool zu nennen. Die meisten Mitglieder dieser Clubs sind praktische Ingenieure.

Anfang Oktober werden Mitglieder der Aerial League und der Aeronautical Society eine Gesellschaftstour zur Frankfurter Ausstellung antreten; bei der Rückkehr ist auch eine Besichtigung des Aeronautischen Salons in Paris und des Flugsports in Juvisy in Aussicht genommen.

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Inland.

Grade Flieger. Am 4. September hatte der unseren Lesern bekannte deutsche Flugtechniker Grade drei Flüge ausgeführt, welche ihn in erster Linie für den 40000 Mk.-Preis qualifizieren, der von dem Groß-Industriellen Lanz in Mannheim dem Berliner Verein für Luftschiffahrt zur Verfügung gestellt ist. Grade flog dreimal Uber das ganze Feld und zurück, das ist ein Oval von je etwa 2—2'/a km Umfang. Die Kurven gelangen tadellos bei einem Durchmesser von 250 —300 m. Dabei stellte er den Dauer-Rekord für eine rein deutsche

Flugmaschine mit 2 Minuten 6 Sekunden auf. Die Bedingungen für den „Lanz"-

Preis sind kaum schwieriger als die von Grade heute vollbrachten Leistungen.

Es muß eine 8 um zwei Marken ausgeführt werden, welche in 1000 m Entfernung

voneinander stehen ; dabei muß eine Ziellinie bei der Abfahrt und zum Schluß

passiert werden, welche 500 m seitwärts liegt. Die Gesamtstrecke des „Lanz"-

Preises beträgt daher etwa 2500—3000 m. Die Grade'schen Uebungen während

der letzten Tage waren höchst interessant, freilich waren nur wenige Zuschauer m

anwesend. Grade flog verschiedenemale die ganze Länge des Feldes ab, stieg

am Ende des Waldes, während der Motor langsam lief, aus, drehte den Apparat

um und stieg dann von neuem auf, um die Strecke zurückzufliegen. Das ist eine

Leistung, die nur mit einer so leichten Maschine und einem so vorzüglichen

Motor möglich ist wie der Grade'sche ist. Sachverständige sind der Ansicht, daß

begründete Aussicht vorhanden ist, daß deutsche Erzeugnisse auf dem Gebiete

der Flugmaschinen nicht allein die ausländischen in kurzem erreichen, sondern

sie übertreffen werden. Zu dieser Anschauung berechtigt nicht allein die Grade'sche

Maschine, sondern auch die bisherigen Leistungen des Dornerschen Apparates „

und einer ganzen Anzahl anderer Apparate, welche von theoretisch und praktisch

best geeigneten Kräften in Vorbereitung sind.

Flieger Karl Buttenstaedt. Dieser Flieger ist ein Einflächner. Er hat eine Spannweite von 16 m und eine Flügelweite von 3 m. Die ganze Länge des Fliegers ist 10 m. Der Apparat ist auf einem Fahrgestell, welches auf 3 Rädern läuft, montiert. Der zweiteilige Propeller besitzt verstellbare Flügel. Bei einem vor kurzem stattgefundenen Versuch gelang es dem Apparat nicht, sich vom Boden zu erheben. Der Motor war zu schwach

Ueber den Plugapparat von JospS, dessen Flieger an verschiedenen Hochschulen vorgeführt wurde, erfahren wir, daß die Mitteilungen der Tagespresse nicht zutreffend und bedeutend übertrieben seien. Herr Geh. Regierungsrat Oswald Flamm äußert sich zu den Pressenotizen wie folgt:

Es ist nicht wahr, daß das Modell auf dem Gelände der Technischen Hochschule zu Charlottenburg „eine weite Strecke geflogen und dabei einen Hain passiert hat". Das Modell ist mir von Herrn Jospe an drei Tagen in Charlottenburg vorgeführt worden. Dabei ist das Modell, mit Ausnahme des letzten Fluges am dritten Tage, niemals geflogen, sondern meistens gekentert und stets nac i einigen Schritten auf dem Rasen gestrandet. Der einzige Flug, den das Modell zurücklegte, erstreckte sich auf etwa 12 m in ungefährer Höhe von 1,5 m. Dabei ist das Modell über die Spitze eines kleinen Strauchbeetes im Rasen, nicht aber Uber einen Hain zur Erde geglitten.

Es ist nicht wahr, daß ich mich bereit erklärt habe, auf Grund der Probeversuche den Apparat des Herrn Jospe gemeinschaftlich mit letzterem auszubauen; ich habe vielmehr mit meinem Urteil Uber die völlige Wertlosigkeit der ganzen Sache nicht zurückgehalten.

Es ist nicht wahr, daß die Vorführung in Gegenwart von Vertretern der Siemens-Sctiuckert-Werke stattgefunden hat; vielmehr hat Herr Jospe den Oberingenieur Herrn A. Dietzius der genannten Firma selbst aufgesucht, um ihm seine Modelle vorzuführen; Herr Dietzius hat aber die Modelle nicht einmal auspacken lassen.

Charlottenburg, den 31. August 1909.

Oswald Flamm Geheimer Regierungsrat, Professor an der Technischen Hochschule zu Berlin

Erfolg eines Schwingenfliegers. Zwei Zwickauer namens Schnaedel-bach und Berncr unternahmen am 11. September auf dem von Soldaten abge-

sperrten Exerzierplatz einen erstmaligen Versuch mit einer neu erfundenen Flugmaschine. Das Ergebnis war durchaus befriedigend. Der Flugapparat erreichte eine Höhe von 4 m und flog 500 m weit. Der Apparat, der an der Flugkon-luirrertz in Frankfurt teilnehmen wird, ist ein zweiflächiger Schwingenflieger, dessen Gewicht 375 kg beträgt. Beim Landen wurde die Maschine geringfügig beschädigt. _

Ausland.

Flieger Odier-Vendöme. Dieser Flieger, welchen wir bereits in einer früheren Nummer besprochen haben, hat jetzt in Issy les Moulineau mehrere

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Odier-Vendöme fliegt auf Issy les Moulineau.

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Flieger Odier-Vendöme.

Die Seitensteuer (Ailerons) wirken durch Vergrößerung des Luftwiderstandes.

kleine Flüge ausgeführt. Interessant an diesem Apparat ist die Anordnung eines leichten Fahrgestelles und der Seitensteuerung, bei welchem der Luftwiderstand vergrößert wird. Die Anordnung ist auf beistehender Abbildung sehr leicht ersichtlich.

Eindecker Raoul Vendöme. Dieser neue Eindecker zeigt in Konstruktion verschiedene Neuerungen. Das Chassis ist sehr leicht gebaut. Der Stirnwiderstand ist sehr klein gehalten. Die Tragflächen sind verwindbar. Interessant ist das bockartige leichte Fahrgestell. Das hintere flossenartig ausgebildete Schwanzsteuer ist verwindbar. Zum Betriebe dient ein 30 PS Anzani-Motor. Das Gewicht des Fliegers beträgt 210 kg.

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Der Eindecker von Raoul Vendöme.

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Flieger Raoul Vendöme. Ansicht von hinten.

Igo Etrich, welcher vor kurzem die Frankfurter Jla besuchte, ist einer der eifrigsten österreichischen Flugtechniker, deren Konstruktionen ernst zu nehmen sind. Etrich hat in der Wiener Rotunde eine Fliegerwerkstätte eingerichtet, in ier verschiedene seiner Apparate unigeändert, sowie neue gebaut werden.

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Etrichs Flieger-Werkstatt in der Rotunde zu Wien.

Im Vordergrund links der neue Gleitflieger.

In obenstehender Abbildung sehen wir im Vordergrunde links den neuen Etrich-Gleitflieger. Die Konstruktion dieses Fliegers, dessen Tragdecken die sogenannten Zanoniaform besitzen, ist wohl das beste, was auf dem Gebiete der Gleitflieger in Oesterreich gebaut worden ist. Die Tragfläche beträgt 38 qm, das Gewicht des Fliegers ohne Bemannung 120 Kilo. Zur Betätigung der sinnreichen Steuerorgane dient ein Handrad und Handhebel, welche zu beiden Seiten des Führersitzes angeordnet sind. Vermittels des Handhebels werden die Stabilisierungslappen hoch oder niedergezogen. Im ersteren Falle wird der Gleitwinkel verkleinert und der Apparat geht hoch. Im zweiten Falle vergrößert sich der Gleitwinkel und der Apparat gleitet steil abwärts. Für die Links- und Rechtsschwenkungen werden die Stabilisierungslappen wechselweise verzogen. Die Betätigung geschieht dann mittels des Handrades.

Infolge des energischen Arbeitens Etrichs ist zu erwarten, daß die demnächst stattfindenden Versuche von Erfolg begleitet sein werden.

Cailer ist mit dem Bau eines Zweideckers beschäftigt. Zum Antrieb dient ein Anzani-Motor. Die ersten Probeflüge werden von Broc aus unternommen.

Tatarinow ist mit seinem Flieger aus dem Militärliiftscliiffpark ausgewiesen worden. Am 4. Sept. sollte in Petersburg im Militiirluftschiffparke in dem Laboratorium des Erfinders Tatarinow, der von diesem erfundene Vertikal-

aufstiegapparat seines Luftschiffes geprüft werden Vor mehreren Tagen schon hatte Tatarinow den Kriegsminister gebeten, die Prüfung aufzuschieben, da er mit der Zusammenstellung des Apparates nicht rechtzeitig fertig zu werden fürchte. Dieses Gesuch wurde abgeschlagen und der Kriegsminister erschien im Laboratorium, wo er den Apparat unvollendet vorfand. Gemäß dem zwischen Tatarinow und den Militärbehörden abgeschlossenen Vertrage erklärte der Kriegsminister, daß der Vertrag seine Kraft eingebüßt habe und Tatarinow das Laboratorium unverzüglich zu räumen habe.

Santos Dumont flog am 14. Sept. von St. Cyr nach Buc. Dieser Erfolg mit seiner winzigen „Demoiselle" wird in Fachkreisen viel besprochen. Santos Dumont hatte nämlich die Wette eines Piloten, der Monoplaner Esnault-Pelterie angenommen, er würde eher von Saint-Cyr nach Buc fahren, wie jener von Buc nach Saint-Cyr. Andererseits hatte auch Henry Farman den gleichen Betrag, nämlich 1000 Frs., dafür eingesetzt, daß es unmöglich sei, mit einem so kleinen Apparat wie den Dumontschen einen längeren Flug zu unternehmen, Der brasilianische Erfinder hatte sich für diesen Zweck von der bekannten Automobilfirma Darracq einen besonderen Motor bauen lassen und unternahm am Abend einen ersten Versuch. Obgleich der Wind ziemlich stark, sieben Meter in der Sekunde, wehte, setzte er seinen Motor in Bewegung und schwang sich, nachdem er kaum 30 m am Boden hingeglitten war, in die Lüfte, nach der Buc entgegengesetzten Richtung. Am Ende des von ihm gewählten Uebungsplatzes angelangt, bog er scharf um, stieg 30 m in die Höhe und flog, indem er sich allmählig noch höher erhob, bis auf 60 m, nach den Teichen von Buc, die acht Kilometer von seinem Flugfeld in Saint-Cyr entfernt liegen. Er landete dort ruhig und sicher. Die acht Kilometer wurden in etwas mehr als fünf Minuten zurückgelegt, was einer Stundenschnelligkeit von mehr als 90 Kilometer gleichkommt. Die „Demoiselle" hat genau 9 m Tragfläche gegen 53 der Doppeldecker Wrights. Der Apparat wiegt alles in allem mit dem Motor und dem Piloten 118 Kilogramm, von denen 50 allein auf den Motor kommen. Dieser wirkt auf die Schraube mit 30 HP. und gibt 110 Kilogramm für die Traktion aus. Seine Eigenheit besteht darin, daß er kein Schwungrad hat und daß die Horizontalstellung seiner Zylinder das Schwerpunktzentrum des Apparates bedeutend senkt. Santos Dumont versichert, daß ihm der ganze Apparat kaum 5000 Frs. kostet, und fügt hinzu, daß er alle Patente seines Flugapparats der Oeffentlichkeit überlasse. Er sei bereit, jedermann die Bauerlaubnis zu erteilen und ihm sogar die Pläne auszuhändigen. In dieser Hinsicht steht also Santos Dumont gewiß einzig unter den Aviatikern da.

Flieger Alexic. Dr. Wladimir Alexic in Pancsova (Ungarn) der schon vor zwei Jahren einen Gleitflieger von 6 Quadratmetern und heuer ein ähnliches, doch verbessertes Modell von l'/s Quadratmetern Tragflächeninhalt konstruiert hat, baut jetzt einen Flieger von 50 Quadratmetern Fläche. Das System ist ein Mittelding zwischen Monoplan und Biplan mit leicht verwindbaren Flächenenden. Trotz kräftiger Konstruktion solider Apparat um 50 Prozent leichter als ähnliche von derselben Größe und Tragkraft werden. Eine bei Flugmaschinen noch nicht angewandte Uebersetzungsart gestattet direkten Betrieb beider zweiflügeliger Schrauben von der Motorhauptwelle aus in zwei verschiedenen Richtungen. Höhen- und Seitensteuer sind rückwärts verlegt und vereinigt, jedoch sehr empfindlich.

Dr. Alexic hofft, den Flieger bis gegen Ende September fertigstellen zu können, und will dann auf einem ihm zur Verfügung stehenden Terrain, das für Flüge sehr gut geeignet sein soll, mit den ersten praktischen Flugversuchen beginnen.

Flieger von Clarke & Co., England. Bereits in Nr. 19 des „Flugsport" haben wir auf Seite 541 diesen Flieger erwähnt. In beistehender Abb. geben wir heute eine Zeichnung dieses Eindeckers. Der Clarkeflieger ist wie der Wrightflieger unstabil.

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Flieger von Clarke & Co.

Flieger Boutarie. Dieser Flieger ist nach einem vollständig neuen Gesichtspunkte gebaut. Boutarie hat versucht, den stabilisierenden Schwanz als tragendes Element auszubilden. Wie die beistehende Abb. zeigt, tragen die vorderen Tragflächen den Motor mit den 2 Schrauben; in der hinteren vergrößerten Schwanzzelle jst der Führersitz untergebracht.

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Der neue Zweiflächner von M. Boutarie.

Patentwesen. Deutschland.

Drachenflieger mit über der Gondel angeordneten Tragflächen nnd mit Steuerflächen.')

Unter vielen anderen Drachenfliegern sind auch solche mit einem im Verhältnis zur Breite sehr langgestreckten Gerüst zur Befestigung der Tragflächen und der Gondel samt Antriebsvorrichtung bekannt, wobei dieses bekannte Gerüst, welches ebenfalls den Längsverband des Drachenfliegers darstellt, aus mehreren einzelnen langen Stangen zusammengesetzt ist. Bei diesen bekannten Einrichtungen richten sich die Gewichte an den verschiedenen Teilen lediglich darnach, welche Abmessungen den einzelnen Verbandsteilen gegeben werden müssen, um den Beanspruchungen gewachsen zu sein. Die Folge hiervon ist, daß die Enden eines solchen Apparates im Vergleich zum Mittelteil ein den geringeren Verbandstärken entsprechendes kleineres Gewicht erhalten, und daß daher der Drachenflieger verhältnismäßig leicht aus einer Flugrichtung in eine andere gebracht werden kann, also z. B. unter der Einwirkung von Steuervorrichtungen leicht die Flugrichtung ändert. Zweck der vorliegenden Erfindung ist es nun, den Drachenflieger einerseits einfacher zu gestalten, indem als Längsverband sowie zur Befestigung der Tragflächen und der Gondel nebst Antriebsvorrichtung eine einzige durchgehende Stange benutzt und andererseits das Fahrzeug künstlich so belastet wird, daß das vordere Ende ein größeres Gewicht erhält.

Die'.Erfindung ist auf den Beistehenden Abbildungen dargestellt, und zwar zeigt Abb." 1 die Ansicht des Drachenfliegers von oben, Abb. 2 die Seitenansicht und Abb. 3 die Vorderansicht. Auf dieser Zeichnung ist mit a eine lange, pfeilartig ausgebildete Stange bezeichnet, die als Längsträger dient. Ueber dieser Stange sind zwei große Tragflächen b, b und zwischen diesen zwei senkrecht stehende Flächen c, c angebracht. Am hinteren Ende des Längsträgers ist eine Tragfläche d nebst dem Höhensteuer g und am vorderen Ende die Tragfläche d, angebracht. Ueber. der hinteren Tragfläche d ist das Steuer f für Seitenbewegungen angeordnet. Die Steuer werden durch Drahtverbindungen, welche

*) D. R. P. No. 211372, Clara Lindner, Hannover.

No. 20

FLUGSPORT.'

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der Klarheit der Darstellung wegen auf den Zeichnungen nur angedeutet Isind, von der Gondel aus in Bewegung gesetzt. Unter den großen Tragflächen^b, b befindet sich die Gondel, welche im hinteren Ende die Antriebsvorrichtung aufnimmt. Der Längsträger, die großen Tragflächen und die Gondel werden durch Drahtverbindungen fest verspannt, so daß sich außer den Steuern am ganzen Flugapparate nichts bewegen kann. An der Gondel befinden sich zwei Beine aus federnden Stahlrohren, welche zur Erleichterung des Auffliegens dem Drachenflieger auf dem Erboden eine nach vorn ansteigende Stellung geben.

Das vordere Ende des Längsträgers a ist mit einem besonderen, verhältnismäßig schweren Gewicht e belastet, um den Kopf des Fahrzeuges künstlich zu beschweren. Damit hierdurch aber nicht die Lage des Schwerpunktes des ganzen Drachenfliegers eine Verschiebung nach vorn erleidet, werden solche

Abb. 1.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Abb. 2.

Gewichte, welche nicht an eine bestimmte Stelle gebunden sind, wie Gondel, Motor, Propeller usw. so weit nach hinten verlegt, daß hierdurch die infolge Anbringung des Gewichtes e herbeigeführte Schwerpunktveränderung wieder ausgeglichen wird.

Die neuen, fortschrittlichen Wirkungen, welche der Drachenflieger hervorbringt, sind ein ruhiger Flug, eine Sicherung der Schwerpunktslage des Systems und ein besseres Richtunghalten vermöge des pfeilartigen Längsträgers.

Patent-Anspruch.

Drachenflieger mit über der Gondel angeordneten Tragflächen und mit Steuerflächen, dadurch gekennzeichnet, daß als Längsverband sowie zur Befestigung der Tragflächen und der Gondel nebst Antriebsvorrichtung eine einzige durchgehende Stange (a) dient, die an ihrer Spitze durch ein besonderes Gewicht (e) belastet ist.

England.

Anmeldungen vom 1.—5. Juni 1 909. No. 12814. Johann Schnette: Verbesserungen an Luftschiffen No. 12846. William Cochrane: Verbesserter Propeller für Flugmaschinen. No. 12856. Johannes Knoepp: Lenkbares Luftschiff. No. 12907. Joseph Allison Steinmetz: Verbesserungen an Ballons. No. 12925. Robert C. Sayer, Bristol: Verbesserungen an Aeroplanen. No. 13054. James H. Kay: Verbesserungen an aeronautischen Fahrzeugen. No. 13108. Paul de Crequy: Verbesserungen an Aeroplanen. No. 13133. Douglas S. Cox : Automatische Balancierung für Aeroplane.

No. 13270.

No. 13293.

No. 13319.

No. 13417.

No. 13418.

No. 13477. baren Ballons.

No. 13608.

No. 13618.

No. 13651.

No. 13670. Deutschland angemeldet am

No. 13706. James E

Anmeldungen vom 7.—12. Juni 1909. Robert Welford: Verbesserungen an Luftschiffen. Oswald Coates: Verbesserte Konstruktion einer Luftmaschine. Fritz Ed. Bume: Verbesserungen an Flugmaschinen. Johann Schuette: Verbesserungen an Luftschiffen. John W. Dünne: Verbesserung an Kontrollapparaten f. Aeroplane. Robert Fred. Hall, Birmingham: Verbesserungen an lenk-

Simon Lake: Verbessertes Luftschiff. Harley M. Rogers: Verbesserungen an Luftschiffen. Adalbert Placek: Dasselbe.

Karl L. W. Geest: Verbesserungen an Flugmaschinen (NB. in 12. Juni 1908).

Goddard, Barrow-in-Furness: Apparat zur Erleich-

terung des Aufstiegs und Abstiegs von Flugmaschinen.

Verschiedenes.

Internationale Wertf lüge für Juli 1910 in Brüssel organisiert der Brüsseler Preßausschuß und der Belgische Luftschifferklub. Die bis jetzt zugesicherten Preise in der Höhe von 200000 Francs sind den Siegern der Dauer und Höhenfahrten, sowie der Geschwindigkeitswettbewerbe zugesichert. Die Flüge sollen auf dem Flugfelde Stockei bei Brüssel stattfinden.

C. Rampler Luftlahrzeug-Bau G. m. b. H. Berlin, Reinickendorfers^., hat zur Zeit zwei Flugmaschinen im Bau. Die eine — mit Holzgerüst — ist besonders interessant. Sie ist nach der Idee des bei einer Automobilfahrt so tragisch verunglückten Oberleutnants zur See O. Fritzsche erbaut" und stellt einen Dreiflächen-Flieger ähnlich dem H. Farmanschen Flying fish, dar, Spannweite 12 Meter, Länge 11.5 Meter. Der andere Apparat mit Stahlgerüst ist nach den Angaben der Bremer Herren W. Focke und H. Albert gebaut, etwa in den gleichen Abmessunsen wie der vorerwähnte, aber nur mit zwei elegant geschwungenen Tragflächen. Es ist nur eine am hinteren Ende angebrachie Flugschraube vorhanden.

Italienische Militarflugmaschinen. Wie aus Italien berichtet wird, ist in Spezia der Bau von zwei Flugmaschinen unter Leitung zweier italienischer Marineoffiziere in Angriff genommen worden. Wie es heißt, soll die italienische Regierung beabsichtigen, eine Fabrik für Flugapparate unter Leitung von Offizieren zu errichten.

Die Berliner Flugwoche. Die deutsche Flugplatz-Gesellschaft veranstaltet unter dem Protektorat des Berliner Vereins für Luftschiffahrt und des Aeroklubs vom 26. September bis 3. Oktober auf dem neuen Aerodrom von Niederschönweide mehrere Flugkonkurrenzen.

Wie wir erfahren, sind nachfolgende Aviatiker fest verpflichtet worden: Baron de Caters (Voisin), Sachez Besa (Antoinette), Emilie (Voisin), Fernandez (Antoinette), Delagrange (Bleriot), Buneau Varilla (Voisin). In Verhandlungen steht die Deutsche Flugplatzgesellschaft noch mit Henry Farmann, Roger Sommer, Latham, Paulhan, Henry Fournier Rougier, Leagagneuy und Leblanc.

Die wertvollste Konkurrenz ist ein Wettbewerb um den Pokal von Berlin, für den 60,000 Mark an Preisen ausgesetzt sind, von denen 40,000 Mark dem Ersten, 15,000 Mark dem Zweiten und 5000 Mark dem Dritten zufallen sollen. Die Preise fallen an -diejenigen drei Apparate, die die größten Distanzflüge ausführen, ohne den Erdboden zu berühren oder eine Zwischenlandung vorzunehmen. Die Minimaldistanz ist auf 50 Kilometer festgesetzt. Die Konkurrenzen um diese Preise finden am 26. September und 3. Oktober statt. Sollten zwei Bewerber die gleiche Distanz zurückgelegt haben, so bleibt derjenige Sieger, der die beste Zeit erzielte. Sollte ein Bewerber länger in der Luft bleiben, als die drei Preisträger im Distanzwettbewerb, so wird ihm ein Sonderpreis in Höhe von 10,000 Mark zufallen. Ein weiterer Wettbewerb ist derjenige um den Schnelligkeitspreis in Höhe von 10,000 Mark, von denen 8000 Mark dem Ersten und 2000 Mark dem Zweiten zufallen. Die Preise fallen denjenigen Konkurrenten zu, die die Bahn achtmal in der kürzesten Zeit durchflogen haben, doch wird zur Bedingung gemacht, daß die Maximalgeschwindigkeit von 60 Kilometer eingehalten werden muß. Die Kämpfe finden am 25. September und 2. Oktober statt.

Ein dritter Wettbewerb von 15,000 Mark Höhe, von denen 10,000 Mark dem Ersten und 5000 Mark dem Zweiten zufallen, ist zur Feststellung des besten Höhenfluges bestimmt. Wenn zwei Konkurrenten die gleiche Höhe erreichen, soll der erste Preis demjenigen zufallen, der zur Erreichung der Höhe die kürzeste Zeit benötigte Als Minimalhöhe sind 50 Meter angesetzt. Diese Kämpfe finden am 27. September und 1 Oktober statt. Der letzte Wettbewerb, für den gleichfalls ein Preis von 15,000 Mark ausgesetzt ist, ist für Passagierflüge bestimmt. Hierbei haben die Konkurrenten viermal die Bahn abzufahren und möglichst großes Gewicht mitzunehmen. Falls zwei Konkurrenten das gleiche Gewicht befördern, so gibt die Zeit den Ausschlag, in der die Strecke zurückgelegt wird. Die Konkurrenzen um diesen Preis finden am 29. September und 2. Oktober statt. Für diejenigen Aviatiker, die an den Konkurrenzen ohne einen Preis zu gewinnen, teilgenommen haben, stehen weitere 5000 Mark zur Verfügung.

Major von Parseval widmet sich von nun an dem Flugmaschinenbau.

Major von Parseval, welcher bekanntlich in Reims dem Fliegerwettbewerb beiwohnte, äußerte gegenüber einem Interviewer des „New York Harald" wie folgt: „Offen gestanden", so sagte Major Parseval, „ich hatte keine Vorstellung davon, daß die Flugmaschine so gut und so lange fliegen könne. Die Voisin-und die Wright-Maschine hatte ich bereits gesehen, aber noch nie einen Eindecker. Die Antoinette und die Bleriotapparate waren für mich eine Offenbarung. Die Flugwoche und die großartigen Rekordflüge haben mich überwältigt" Der Luftschiffer hält die Zeit noch nicht für gekommen, um beurteilen zu können, welches System der Flugmaschinen das beste ist. Die Hauptsache ist der Motor, meinte er; ein guter Motor würde selbst einem mangelhaften System zum Fluge verhelfen, während ein schlechter Motor das beste ^System an wirklichen Erfolgen verhindern würde. Als der Major nach seiner Ansicht über die Flugmaschine der Zukunft gefragt wurde, äußerte er, daß nach seiner Ansicht sowohl die Eindecker wie die Zweidecker sich bewähren würden. „In Frage der Schnelligkeit scheint der Monoplan in dieser Woche seine Ueberlegenheit bewiesen zu haben, jedoch wenn auch die Voisin- und die Wright-Maschinen langsamer sind als Antoinette uud Bleriot, so ist damit der Zweidecker keineswegs verurteilt angesichts der außerordentlichen Geschwindigkeit, die Courtiß entwickelte." Parseval hält den Apparat von Courtiß für die beste Maschine in Reims und rühmt ihre absolute Zuverlässigkeit. Vom ästhetischen Standpunkt

gebührt dem Apparate von Latham die Palme; dessen Eindecker wirkt in seiner irazie und Eleganz wie eine Verkörperung des Fluggedankens. Major Parseval läßt zur Zeit in Berlin eine Flugmaschine konstruieren, die sich an die Modelle von Antoinette und Bleriot anlehnt. Er hält die Voisin-Maschine für die bequemste ; die Steuerung der Wright-Maschine sei außerordentlich anstrengend und ermüdend, weil man unausgesetzt steuern und die Hebel bewegen muß. „Die endgültige Entwicklung der Luftschiffahrt kann niemand voraussehen, wenngleich sicher ist, daß die Flugmaschinen, wie allgemein ihr Gebrauch auch werden mag, innerhalb von Städten kaum verwendet werden können. Andererseits ist kein Grund zum Zweifeln, daß sie in einigen Jahren allgemein benutzt werden können, ganz abgesehen von der Schnelligkeit, die sie als Beförderungsmittel ermöglichen. Ich bin hierher gekommen, um die neuesten Fortschritte kennen zu lernen, und habe eingesehen, daß ich mit meinem Ballon weit zurück bin. Von nun an werde ich mich den Flugmaschinen widmen. . . ."

Geschäftliche Nachrichten.

Alfred Teves, Frankfurt a. M. teilt uns mit, daß er anr 1. Oktober ds. Js. in Berlin SW. 68, Charlottenstr. 8, II

eine Filiale errichtet. In Verbindung mit dieser eröffnet er eine vorzüglich eingerichtete Reparatur-Werkstatt für Magnet-Apparate mit geschulten Reparateuren, in welcher jede Art Defekte in kürzester Zeit an Magnet-Apparaten und sonstigen Zünd-Apparaten prompt abgestellt werden Auch unterhält er dortselbst ein größeres Lager der Erzeugnisse der Firma Ernst Eisemann & Co., G. m. b. H, Stuttgart, in Magnet-Apparaten, Reserveteilen und sämtlichen Arten Zündkerzen, sodaß auf promptestem und kürzestem Wege jederzeit am Platze geliefert werden kann.

Als Geschäftsführer ist Herr W. Bartels, ein mit der Automobilbranche langjährig vertrauter Herr gewonnen worden. Der ausgedehnte Berliner Interes-

senlenkreis dürfte diesen neuen Beweis von dem rührigen Bestreben der Firma Alfred Teves, ihrer Kundschaft jede Erleichterung im Verkehr und jede Möglichkeit einer leichten Bedienung zu bieten, mit Freuden beg.üßen und das neue Unternehmen durch ausgiebige Benutzung zu fördern suchen.

Zuschriften an die Redaktion.

(Ohne Verantwortung der Redaktion.) In Nr. 14 bezweifelt Fr. Rost-Cottbus in einer Zuschrift an die Redaktion die Richtigkeit meiner Berechnung in Nr. 13 betreffend die Frage Nr. 8. Herr Rost tut dies unter Wiederholung meiner Fragebeantwortung, jedoch zitiert er das Resultat meiner Berechnung ganz falsch, bestreitet also etwas, was ich gar nicht behauptet habe. Ich habe nicht behauptet, daß mit einem Aeroplan, der eine Tragfläche von 7,20 X 2,10 m und 6,40 X 2,10 m, also insgesamt von 28,56 Quadratmeter besitzt, eine Last von 100 kg, bei 22 m Geschwindigkeit in der Schwebe gehalten wird Eine solche Behauptung wäre unsinnig, denn es kommt gar nicht allein auf die Größe der Tragfläche an, wie Herr Rost anzunehmen scheint. Ich habe behauptet, und zwar auf Grund einer von Herrn Rost unwider-legten Berechnung, daß die Last von 140 kg bei 22 m Geschwindigkeit und genannter Tragfläche in der Schwebe gehalten wird, wenn die Tangente am Rande der Tragfläche ungefähr 8" gegen die Horizontale abweicht und das Profil der Tragfläche als Kreisbogen betrachtet wird, und zwar habe ich das Resultat von 22 m als mit der Praxis nicht im Widerspruch stehend angenommen, denn diese Geschwindigkeit von 22 m pro Sekunde liegt immerhin wohl noch im Bereich der bisher bekannt gewordenen Versuchswerte. Dagegen liegt der Wert, den Herr Rost herausgerechnet hat, also 88 m pro Sekunde, derart außerhalb der bisherigen Erfahrung, daß die Fehlerhaftigkeit der Berechnung bei ihm ohne weiteres zutage tritt. Es wäre ja auch gar nicht gut, wenn unsere Flugmaschinen mit 88 m pro Sekunde fliegen müßten, da derartige Geschwindigkeiten ganz ungeheure praktische Schwierigkeiten bei der Fahrt ergeben würden. Die Beweisführung des Herrn Rost mit Hilfe des Voisinfliegers ist vollkommen verfehlt. Rost rechnet bei den vorliegenden Tragflächen, also bei 28,56 qm und 140 kg Last eine spezifische Flächenbelastung von 4,9 kg pro qm aus und stellt diesem Resultat gegenüber, daß die Fläche des Voisinfliegers schon 12 kg pro qm bei 14 m pro Sekunde trage. Aus der Differenz der Zahlen 4,9 und 12 sucht Rost die Unrichtigkeit meiner Rechnung nachzuweisen. Herr Rost hätte recht, wenn die Größe der Tragfähigkeit eines Fliegers nur eine Funktion der Tragflächengröße wäre, dann hätten wir alle ein außerordentlich einfaches Arbeiten. Dann würde man ein für allemal die spezifische Belastung feststellen und nur die Tragflächen jedes Fliegers darnach berechnen. Dies geht jedocht nicht an, vielmehr ist, wie fch oben schon angedeutet habe und auch durch meine Berechnung in Nr. 13 dargetan habe, die Tragfähigkeit eine Funktion nicht nur der Tragflächengröße, sondern auch aller der Werte, durch welche die Gestaltung der Tragflächen bedingt ist, und schließlich der Geschwindigkeit. Es handelt sich ja in erster Linie darum, daß eine bestimmte Menge Luft durch die Vorwärtsbewegung der Tragflächen vertikal abwärts in Bewegung gesetzt wird. Die Beschleunigung dieser Luftteilchen nach unten erfordert eine Kraft nach unten Und diese Kraft eine gleichgroße Gegenkraft Diese Gegenkraft ist dann die Tragkraft des Fliegers Von diesem Gesichtspunkt aus habe ich meine Rechnung aufgestellt, ohne behaupten zu wollen, daß der Weg, den ich mit der Berechnung einschlug, der einzig mögliche ist Daß er nicht der einzig mögliche ist, ergibt sich ja aus verschiedenen anderen Berechnungsversuchen. Die Berechnungen, soweit sie überhaupt jetzt möglich sind, müssen auf Annahmen fußen, die bei dem Stand unserer heutigen Kenntnisse der Luftbewegung immerhin noch unsicher genannt werden müssen. Es wäre mir interessant, von Herrn Rost zu erfahren, ob er die Annahmen, die ich meiner Berechuung zugrunde legte, anerkennt oder nicht. Ich bin mir bewußt, daß ich meine Annahmen so aufstellte, daß derjenige, der nach ihnen rechnet, mit seinem Flieger eher mehr als weniger tragen kann. Ich habe nämlich mit Absicht nur die Luft unter den Tragflächen in Rechnung gestellt, und nicht auch die Luft oberhalb der Flächen, von welchen ein Teil ganz gewiß durch das Ansaugen abermals eine Reaktion nach oben ausübt. Ich halte aber den Wert, der sich aus der Beschleunigung der oberen Luftteilchen nach unten ergibt, praktisch nicht für bedeutend, und habe ihn, wie schon angedeutet, fortgelassen und sehe hierin eine gewisse Sicherung für die-

jenigen, welche meine Berechnung akzeptieren wollen. Ich halte auch diesen Weg der Annäherung mit der nötigen Sicherheit so lange für den richtigsten, als nicht ganz genaue Versuchswerte und eine ganz genaue Kenntnis der Be-wegimgsverliältnisse in der Luft vorliegt.

Leipzig, den 18. August 1909. Freund-Leipzig.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Offizielle Mitteilungen

des

Frankfurter Flugtechnisch. Vereins

Sitz Frankfurt a. Main.

I Geschäftsstelle: Bahnhofsplatz 8.

Vorstand:

1. Vorsitzender: Civil-Ing. Paul Schubbert.

2. „ Dipl.-Ing. Krastel. Schriftführer: Civil-Ing. Oskar Ursinus.

1. Flugwart: Civil-Ing. Oskar Ursinus.

2. „ Dipl.-Ing. Ernst Groedel. Kassierer: Groedel, Mörfelder Landstraße 68. Beisitzer: Ing. Schöpflin.

Oberleutnant a. D. zur See Dornheim. Wittich.

Am 4. September hielt der Verein abends 8 Uhr im Savoyhotel eine Vereinssitzung ab. Der Vorsitzende Ingenieur Schubbert eröffnete die Sitzung und erstattete Bericht über die Ereignisse seit der letzten Vereinssitzung. Es haben verschiedene sehr ausgedehnte Vorstandssitzungen stattgefunden. Auf Vorschlag des Vorstandes wurde Wittich als Beisitzer und Ingenieur Groedel an Stelle des Baron von Trützschler Falkenstein als 2. Flugwart gewählt.

Nach Erledigung einiger schriftlicher Angelegenheiten hielt J. J. Bourcart aus Colmar einen interessanten Vortrag. Redner gab in leichtfaßlicher Weise mehrere Definitionen bezugsweise Beispiele, wie man sich die Luft in ihrer Eigenart vorstellen könne:

Man kann beispielsweise die Luftmoleküle sich wie Seifenblasen vorstellen. Redner stellte ausführliche Betrachtungen über die Luft an, insofern sie als mechanischer Bestandteil für die Flugtechnik in Frage kommt, und zwar beobachtet er Gewicht, Schwung und Resonnanzbildung.

Die Luft übt auf ihre Unterlage pro [j cm einen Druck von 1,03 kg aus. Die einzelnen Luftmoleküle (als Bläschen gedacht) bedecken die Erde schichtenweise. Kommt die Luft in Bewegung, so erhalten diese Bläschen einen Schwung, der fortdauert, bis er von einer Kraft verändert wird. So entstehen Luftströme. Jeder Luftstrom entwickelt einen centripeden Strom rings um sich herum, der das Bestreben hat, ein entstehendes Vakuum zu füllen (Resonnanzbildung).

Befindet sich eine Fläche im Gleichgewicht in ruhiger Luft, so wirkt von allen Seiten derselbe Druck auf sie ein, nämlich 1,03 kg. Ist aber eine Fläche in Bewegung, so wird der atmosphärische Druck hinter der Fläche aufgehoben. Die Luft weicht nach allen Seiten aus, und es entsteht ein Vakuum oder wenigstens eine Tendenz zum Vakuum.

Die hinter der Fläche nachströmende Luft wirkt wie ein Luftballon. Hierauf spricht er sich aus über die Erscheinungen bei Flächen, die durch die Luft bewegt werden 1. senkrecht, 2. gleitend, 3. in weitgehendem Fall, 4. bei Flächen, die unter einem Winkel bewegt werden. Darauf spricht er über die Form der Flächen im Verhältnis zum Luftwiderstand. Die Fläche, die den größten Widerstand hat, ist der parabolische Fallschirm, die Fläche, die den geringsten Widerstand hat, der hohle Zylinder. Bewegte Luft gegen eine Fläche, die stehen bleibt, bewirkt nur wenig Widerstand vor der Fläche. Man muß stets beachten,

daß es ein großer Unterschied ist, ob sich die Luft oder ob sieb die Fläche bewegt.

Die Luft in Bewegung gegen eine Kante wird ohne Widerstand abgewiesen, jedoch bilden sich hinter der Kante Wirbel.

Ueber Widerstandsmitte und Schwerpunkt bemerkt Redner, daß von verschiedenen Lufttechnikern herausgefunden wurde, daß die Vorwärtsbewegung ruhig ist, sobald sich der Schwerpunkt des Apparates unterhalb 1|3 der Wider-standsachse befindet. Ist der Apparat genügend gewölbt, so fällt derselbe [um 15 Prozent.

Ueber die Form der Flügel spricht er sich folgendermaßen aus: Der Flügel muß vorwärts schieben, heben und stabil sein ohne einen Widerstand zu verursachen. Alle Tierflügel in Bewegung haben zylindrische Form, da der Zylinder keinerlei Widerstand liefert und stabil ist. Vorne ist der Flügel steif und gewölbt, hinten dagegen messerscharf und weich, meist mit Spitzen versehen (damit schiebt er die Luft nach vorne). Die Oberseite des Flügels ist glatt, weil der Apparat in ruhiger Luft leicht ein Vakuum bildet. Ein Flügelpaar im Winkel von 120° zueinander, verhindert das Umschlagen, während ein Flügelpaar in Kreisstellung sofort umschlägt. Deshalb nie Kreisstellung. Der Vogelflügel hat Scharniere, womit er jeden Augenblick die günstigste Stellung finden kann.

Nach diesen interessanten Ausführungen gibt Redner noch eine Anzahl Beweismittel für das Vorgetragene.

Der Vorsitzende dankt Herrn Bourcart im Namen der Versammlung für seinen lehrreichen Vortrag und fordert zur Diskussion auf.

Böninger eröffnet die Diskussion, indem er persönlich dem Redner, mit dem er in allem Ubereinstimmt, noch einmal seinen Dank ausspricht und gleichzeitig seine Freude darüber, die Theorie des Vakuums, die allen heutigen Regeln der Flugtechnik entgegensteht, so offen ausgesprochen zu hören.

Widerstetter wendet sich gegen die Richtigkeit dieses Beweises.

Für Richtigkeit stehen die Herren Böninger, Schmunkerer, Schubbert, Wagner ein.

Hierauf spricht sich Groedel über die grundlegende Verschiedenheit der Meinung der Herrn Bourcart und Böninger aus.

Ursinus spricht den Gedanken aus, daß man in der Flugtechnik mit Gesetzen im allgemeinen sehr vorsichtig sein muß. Nur der Versuch ist maßgebend.

Schubbert spricht die Hoffnung aus, Herrn Bourcart im Oktober noch einmal im Verein begrüßen zu können.

Schluß der Sitzung 3/4ll Uhr.

Offizielle Mitteilungen des Vereins Deutscher Flugtechniker.

Sitz Berlin.

Ehrenmitglieder: Gustav Lilienthal, Groß Lichterfelde. Orville Wright, Dayton. Wilbur Wright, Dayton. . 1. Vorsitzender: Dr. Fritz Huth, Rixdorf. 2. Vorsitzender: Major von Parseval, Charlottenburg. Schriftführer: O. Schmal-Carbur, Tempelhof. Syndikus: Rechtsanwalt Eschenbach, Berlin. Beisitzer: Diplom-Ingenieur H Domer, Berlin. Ingenieur J. Grade, Magdeburg. Ober-Ingenieur H. Rosenstein, Elbing. Ingenieur Max Schüler, Chemnitz. Vorsitzender der technischen Kommission: Ober-Ingenieur Zix, Berlin. Vorsitzender der Platzkommission: Kapitain z. S. a. D. von Pustau.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Der Verein deutscher Flugtechniker gab am 10 September Orville Wright, der ebenso wie sein Bruder Ehrenmitglied des Vereins ist, im Centraihotel ein Festmahl. Anwesend waren der erste Vorsitzende Dr. Huth, der zweite Vorsitzende Major v. Parseval, der Vorstand und viele bekannte deutsche Flug-techniker, Dr. Huth hielt eine kurze Ansprache, in der er die Verdienste der Brüder Wright um die Flugtechnik pries, und überreichte hierauf Orville Wright die beiden Diplome für ihn und seinen Bruder als Ehrenmitglieder. Orville Wright dankte in einer längeren Rede, in der er besondere auf die Verdienste des deutschen Flugtechnikers Lilienthal, dessen Neffe anwesend war, hinwies und Worte der Anerkennung für Zeppelin, Parseval und Groß äußerte. Er dankte dem Verein für seine freundliche Einladung und schloß mit dem Wunsche, daß die deutsche Flugtechnik bald in der ersten Reihe zu finden sein werde.

Den Bemühungen des Vorstandes ist es gelungen, für die Mitglieder des Vereins, die in Berlin weilen, die Benützung des Flugfeldes „Mars" bei Berlin zu sehr günstigen Bedingungen zu vereinbaren. Die Herren, die die Absicht haben, auf dem Flugfelde „Mars" Versuche zu unternehmen, werden gebeten dem Vorstand hiervon Mitteilung zu machen.

Ungezwungene Zusammenkünfte.

Wir bringen zur gefl. Kenntnis, daß für unsere Mitglieder in Berlin jeden Freitag ein Stammtisch im Restaurant Heidelberger belegt ist. Wir bitten unsere Mitglieder von dieser Gelegenheit zur ungezwungenen Aussprache Gebrauch zu machen.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Offizielle Mitteilungen des Schlesischen Flugsport=Club.

Sitz Breslau.

Vorstand :

1. Vorsitzender: Oberingenieur E. Schräder.

2. „ Ingenieur C. v. Sallwürk. 1. Schatzmeister: Postsekretär E Solger. Bankkonto: Schles. Bankverein. Propagandaausschuß: Chefredakteur L. Beninatto

Sportsgruppen, zugleich Sportskommission:

1. Maschinenflug; Obmann E. Schräder.

2. Freiflug: E. Schräder, H. Kukol, Frau Metze.

3. Freiballon! v. d. Borne, E. Schräder, H. Wolff.

4. Automobilfahren: Obmann C. v. Sallwürk.

5. Rasenspiele, Florettfechten, Pistolenschießen: Frau von Sallwürk, K. Ritzmann, L. Beninatto.

6. Wintersport: C. O. Schlobach, Fritz Heidenreich.

Clublokal: Theater-Restaurant.

Sitzung: Jeden-Sonnahemt 8.30 Uhr. Sitzungsbericht vom 4. September 1909. Zu den einzelnen Gruppen ist zu bemerken:

Gruppe I, Maschinenflug. Der Vorsitzende berichtet zunächst über die auf der aviatischen Woche zu Reims erzielten großen Erfolge. Ferner machte er Mitteilungen über seine Reise nach Berlin am Freitag, die den Wrightschen Versuchen galt. Leider fanden die Vorführungen auch an diesem Tage noch nicht statt wegen des zu starken Windes. Die im Kaufhaus des Westens ausgestellte Bleriotsche Maschine beschrieb der Vorsitzende.in ausführlicher Weise hinsichtlich ihrer Konstruktion. Der Apparat wiegt 360 kg und hat einen Motor von 60 PS. Die Ausführung der Kühlung ist sehr sorgfältig. Erwähnenswert sind noch die Stabilisierungsflächen, die verhältnismäßig klein sind, sowie die Anbringung der beiden zum Start dienenden Vorderräder. Diese sind auf der

Welle verschiebbar angeordnet, so daß sie etwaigen Hindernissen ausweichen. Die Schraube ist vierflügelig und hat sich nicht bewährt. Von dieser Ausführung ist Bleriot auch inzwischen wieder abgekommen.

Der Motor für den kleinen, bei der Bagum im Bau befindlichen Maschinenflieger ist am Freitag zum Versand gebracht worden, so daß die Fertigstellung des Apparates in Kürze zu erwarten ist.

Gruppe II, Frei fing. Herr Fr. Heidenreich teilte mit, daß er seinen alten Gleitflieger dem Klub schenkt, wofür ihm hier nochmals bestens gedankt sei.

Es besteht Aussicht, daß in Wien ein flugtechnischer Verein begründet wird. — Aus Frankfurt ist nichts neues zu berichten.

Herr Beninatto beantragt, die einzelnen Sportgruppen aufzulösen, da diese Organisation sich nicht bewährt hat. Die verschiedenen Sportzweige sollen jedoch inoffiziell weiter gepflegt werden. Der Antrag wird mit großer Stimmenmehrheit angenommen.

Trainingsbericht vom Sonntag.

Herr Fritz Heidenreich war mit seinem neuen Apparat (starres System) anwesend und vollführte eine Anzahl gutgelungener Flüge, die seine bisher erreichte größte Fluglänge um etwa 5 m vergrößerten. Leider hatte er auch einige Havarien, die Reparaturen notwendig machten; in diesen Apparat soll nächstens ein Motor eingebaut werden. In den übrigen Apparaten übten nur Anfänger, die natürlich nur geringere Resultate aufzuweisen hatten.

Seitens der „Bagum" wurde zur Erforschung der Theorie des Gleitfluges ein ganz neuer Apparat in Pfeilform untersucht, dessen Verhalten bezüglich des aerostatischen Gleichgewichts vorher genau bestimmt war. Der Apparat lieferte evident den Beweis, daß bei einfachen Flächen die Tragfähigkeit abnimmt, wenn die automatische Stabilität vergrößert wird. Dieser gefundene Satz spricht außerordentlich für die Richtigkeit des Prinzips der Gebr. Wright, nämlich auf automatische Stabilität überhaupt zu verzichten und die Stabilität lediglich durch das Eingreifen des Führers herbeizuführen.

Offizielle Mitteilungen des Westdeutschen Vereins für Flugsegler.

Sitz Oberhausen i. Rhld.

Vorstand: Vorsitzender: Schüller, Bürgermeister a. D. Schriftführer: Heinr. Timmer, Hafenbahnmeister, Meiderich. Schatzmeister : H e u ß e r , Ingenieur. Gerätewart: Trutenau, Maschinenmeister. Beisitzer: RudolfHeuhn.

Mitgliederzahl 50.

Oberhausen, 12. September 1909 Auf dem „Brocken" von Oberhausen, d. h. auf einer der Schlackenhalden der hiesigen weltbekannten Gutehoffnungshütte wurden heute zum ersten Male Flugversuche — vorläufig ohne Bemannung — mit dem von unserem Mitgliede Herrn Hans Weidler (Oberhausen) ersonnenen und ausgeführten Eindecker gemacht. Die Halde ist etwa 20 m hoch, was als günstig zu betrachten ist. Es wurden drei'. Flugversuche unternommen, von denen der orste und der dritte, insbesondere "der letztere vorzüglich geläng; der zweite weniger, weil er nicht belastet worden war. Dagegen gelang der dritte Flug um so besser, weil bei diesem die Belastung noch eine größere als bei dem ersten Flug war. In 8 Sekunden wurde ein Flug von 80 m erzielt.

Rapiditäts Flugwerke.

Ein Leitfaden für Erfinder. Preis 3 Mk. Enthält Anregung für neue Transportart im Luftraum (beschleunigte Eilpost-Proviantbeförderung, u s. w.) Bestellung an den Verfasser (J4) Ingenieur Joh. v. Maier in Salgo-Tarjan (Ungarn).



Internationale Luftschiffahrt-Ausstellung Frankfurt a. M., Stand C. 24.

Flugsport

.Illustrierte technische Zeitschrift und Anzeiger

für die gesamte

„Flugschiffahrt"

(L' Aviation)

Le seul organe allemand traitant particulierement les interets de ('Aviation

unter Mitwirkung bedeutender Fachmänner herausgegeben von Oskar Ursinus, Civilingenieur.

Brief-Adr.: Redaktion und Verlag „Flugsport" Frankfurt a. M., Bahnhofsplatz 8. Repräsentant pour la France: E. Raphael, Paris, Rue du Faubourg Poissonniere 62. Erscheint regelmäßig am 1. und 3. Freitag jeden Monats.

= Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. = =

Abonnement: Bei portofreier Zusendung unter Kreuzband Mk. 14.—. Durch Postbezug Mk. 12.— pro Jahr.

Der Nachdruck unserer Artikel ist, soweit nicht mit „Nachdruck verboten" versehen, nur mit genauer Quellenangabe gestattet.

Nr. 21. Frankfurt a. M., 1. Oktober 1909. Jahrg. I.

Internationale Luftschiffahrt Ausstellung Frankfurt a. Main 1909.

XVIII.

Auf dem Flugplatz der Jla entwickelt sich ein lebhaftes Treiben.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Von der Jla.

Unten: Euler in seinem Flieger No. 3. Oben: Euler in 10 m Hülie einen Flug von 4 Min. 35 Sek. ausführend.

Euler flog am 28. September 4 Hin. 35 Sek.

Der Apparat ist wesentlich verbessert worden. In dem vorderen Teil des Chassis motric hat Euler einen vorzüglich wirkenden Kondensator eingebaut. Durch Veränderung des Flugwinkels (herbeigeführt durch Schwerpunktveränderung) ist es Euler gelungen, mit bedeutend weniger Kraft zu fliegen.

Die Frankfurter Fliegerwoche wird, wie wir bereits früher berichtet, vom 3.—10. Oktober stattfinden. An der Konkurrenz werden teilnehmen: Latham, Rougier, Bleriöt, de Caters, Sanchez Besa, Edwards, Dufour, Holon, Nervi), Sido, Jatho und Euler. Es ist erfreulich, daß es gelungen ist, Latham mit seinem Antoinette-Flieger, welcher auf dem Gebiete der Flug-inaschinen das Vollkommenste darstellt, zu gewinnen.

Wie wir bereits frülier berichteten, haben wir an unserem Ausstellungsstand in der IIa (Obelisk Lilienthal) einen Nac -riclitendienst eingerichtet. Wir haben eine Tafel angebracht, auf welcher der Stand der Konkurrenz fortlaufend verzeichnet wird.

Aufm Ordt ist bemüht, seinen Eindecker mit einem Es-nault-Pelterie-Motor in Betrieb zu bekommen.

Dr. Qans-Fabrice ist eifrig bemüht, seinen Wrightflieger auch ohne Lehrer in Betrieb zu bekommen. Bis jetzt hat er es auf einen Längenflug von 60 m und auf einen Höhenflug von 10 m gebracht.

Mit großer Genugtuung begrüßen wir den neuerdings von der Jla erlassenen Aufruf zur Gründung eines Luftschiffahrtsmu-seums. Wie unsere Leser wissen haben wir schon früher die Begründung eines solchen Museums befürwortet. Das Programm besagt, daß diese Aufgabe dem Fachmann wie dem Laien, besonders aber auch zu Zwecken beruflicher Ausbildung die Ent-wickelung der Luftschiffahrt und ihren jeweiligen Stand, in Wort, Bild und Objekt vor Augen zu führen und zugleich als Grundlage für den akademischen Unterricht dienen würde.

In seiner technischen Abteilung soll es möglichst vollständig die Entwicklungsstadien der Luftfahrzeuge in weitestem Sinne durch Originale oder Modelle veranschaulichen, unter besonderer Berücksichtigung der für den Luftschiffbau und die Luftschiffahrt in Betracht kommenden wissenschaftlichen und technischen Hilfsmittel ; die literarische Abteilung wird nach dem Vorbild der historischen Abteilung der Jla enthalten: eine möglichst vollständige Bibliothek aeronautischer Literatur, mit Einschluß der Patentschriften, ferner einer umfassende Sammlung von bildlichen Darstellungen, Skizzen, Plänen, Tabellen und Karten.

Aber nicht nur die Begründung und Vermehrung eigner Sammlungen sind der Zweck der Museums; vor allem gilt es

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auch, das Interesse für die Luftschiffahrt in immer weiteren Kreisen zu wecken und dadurch die Bestrebungen verwandter Institute wie des Deutschen Museums von Meisterwerken der Naturwissenschaft und Technik, München, auf das nachdrücklichste zu fördern. Das bereits vorgesehene Handinhandarbeiten mit diesem Museum, der Austausch von Dubletten und sonstige gegenseitige Unterstützung kann beiden Anstalten nur förderlich sein!

Wir richten an unsere Leser die dringende Bitte, dieses Unternehmen durch Zuwendungen zu unterstützen und Objekte an das provisorische Komitee Präsidium der Jla oder „Frankfurter Verein für Luftschiffahrt" oder „Physikalischer Verein" oder:„Sen-ckenbergische Naturforschende Gesellschaft" einzusenden. Unsere Expedition ist gleichfalls gern bereit die Ueberlieferung von Gegenständen zu übernehmen.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Neues von Port-Aviation.

Oben: Flieger von Florencie Mitte: Flieger von Schreck mit Fahrgestell.

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Neues von Port*Aviation.

(Spezialbericht.)

Die Unglücksfälle auf dem Gebiete der Flugtechnik in Frankreich sind auf die beteiligten Kreise nicht ohne Eindruck geblieben. Man ist eifrig bemüht, Vorrichtungen aller Art zu ersinnen, um den Auf- und Abstieg mit Sicherheit vornehmen zu können. So bildet hauptsächlich für Anfänger die Startschiene beim Wright-apparat ein gefährliches Hilfsmittel.

Lefevbre war bei seinem ersten Aufstieg von Glück begünstigt.

Um diesen Hindernissen aus dem Weg zu gehen, verwenden viele Aviatiker in letzter Zeit die Startschiene nicht mehr und haben für den Anlauf ein Fahrgestell angebracht.

Dieses Fahrgestell läßt sich in bequemer Weise ähnlich anordnen, wie es Farman tut, oder wie es M. Schreck (siehe vorstehende Abbildung) ausgeführt hat

Von den neuen Apparaten, die auf Port Aviation zu sehen waren, ist zu nennen der Flieger von Florencie- Dieser Flieger besitzt eine Spannweite von 10 m, eine Länge von 8 m und ein Totalgewicht von 200 kg. Zum Betrieb dient ein 8 Zylinder-An-zani-Motor von 24 HP.

Von den Eindeckern ist zu nennen der Flieger von Koech-lin, welcher unsern Lesern schon bekannt ist, und vor kurzem einige Flüge ausgeführt hat.

Konstruktive Einzelheiten vom Pariser Salon.

Premiere Exposition Internationale de Locomotion Aerienne. (Internationale Luftschiffahrts-Ausstellung in Paris.) Von Zivilingenieur Oskar Ursinus.

Der diesjährige Pariser Salon (wir gebrauchen der Einfachheit halber diesen Namen) überbietet in seiner Reichhaltigkeit alles bisher Dagewesene. Vertreten sind fast sämtliche rliegerkon-struktionen.

Wenn man den diesjährigen Salon mit dem vorjährigen vergleicht, so fällt zunächst das Vorherrschen der Maschine mit einer Tragfläche auf. Man wäre geneigt anzunehmen, daß man auf dem Gebiete des Flugmaschinenbaus beginnt, einem System den Vorzug zu geben. Jedenfalls sollte man sehr vorsichtig sein, wenn auch die Erfolge von Latham und Bleriot für die Eindecker sprechen, so sollte man die Ausbildung der Mehrdeckermaschinen nicht vernachlässigen. Auch bei uns in Deutschland hört man neuerdings in Fachkreisen die Antwort „Selbstverständlich, ich baue auch einen Eindecker. Es ist sonst nichts modern!"

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Von

Zweideckern

sind vertreten die bekannten Konstruktionen von Voisin, Farman, Wright usw.

Voii neuen Konstruktionen ist zu nennen der Zweidecker von Fernandez, 8 Rue Richepanse Paris (Siehe Abb.j. Dieser

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Aus dem Pariser Salon. Flieger von Fernandez.

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Aus dem Pariser Salon. Flieger von Santos-Dumont.

Apparat ähnelt dem bekannten Curtissflieger. Fernandez verwendet für das Höhensteuer nur eine statt zwei Flächen. Zum Betriebe

dient ein 50 HP E. N. V. Motor, welcher eine hintenliegende Schraube unter Vermittlung eines Kettentriebes antreibt. Die Flugmaschinen mit

einer Tragdecke

sind wie bereits erwähnt in der Mehrheit vertreten. Außer den bekannten Konstruktionen von Bleriot, Antoinette, Esnault-Pelterie und Santos Duniont finden wir in großer Zahl Neukonstruktionen, die in den nebenstehenden Abbildungen ersichtlich sind.

Den Ehrenplatz in der Rotunde auf einem Blumenbeet nimmt der Kanalflieger vonBleiiot ein. Diese Konstruktionen sind unsern Lesern zur Genüge bekannt, daß es sich erübrigt, weiter hierauf einzugehen.

Antoinette hat einen Flieger mit einem 100 HP 16 Cylinder-Motor ausgestellt.

Santos-Dnmont zeigt einen Flieger N-20 „Libelle", mit welcher er den berühmten Flug von St. Cyr nach ßuc ausgeführt hat. Interessant an diesem Flieger ist die Anordnung der Kühlrohre unter den Tragdecken. Zum Betriebe dient, wie wir bereits an anderer Stelle berichteten, ein 30 PS 2 Cylinder-Darracq-Motor mit Wasserkühlung. (Siehe Abb.)

Der Eindecker Gregoire-Gyp gebaut von Pierre J. Gregoire, Rue du St. Cloud Suresnes, besitzt verstellbare Tragdecken. Das Fahrgestell ist sehr leicht. Zum Betriebe dient ein 4 Cylinder P. J. G. Motor von 40 HP.

Der Flieger des Atelier Voisgiens Aeronautique besitzt eine Spannweite von 7 m. Der Schwerpunkt liegt sehr tief. Die Konstruktion des auf 4 Rädern laufenden Fahrgestelles ist sehr leicht. Zur Entlastung der Räder sind Kufen vorgesehen. Zur Unterstützung des Schwanzes dienen zwei Sporen. Zum Antriebe ist ein 2 Cylinder luftgekühlter Motor von Dutheil & Callmers verwendet.

Der Eindecker Hanriot von der Banque Generale de ['Industrie Automobile, deren Agentur sich 74 Boulevard Hausmann befindet, zeichnet sich aus durch seine leichte Bauart. Das Fahrgestell bestellt aus zwei Rädern, die durch Kufen gesichert werden. Der Schwanz wird nur durch einen Sporen getragen. Zum Betriebe dient ein Buchet-Motor.

Der Eindecker von F. Liore, 4 Rue de Cormeille Levallois-Perret, zeichnet sich aus durch die Anordnung zweier vorn liegender gegenläufiger Schrauben. Der Apparat ist sehr gut gearbeitet und. besitzt ein Fahrgestell aus Stahlrohren, deren Räder durch starke Gummischnüre abgefedert sind. Die Gegenläufigkeit der Schrauben wird nicht durch Kreuzen der Ketten, sondern durch Zahnradübersetzu'g bewirkt. Der Flieger besitzt eine Spannweite von 8 m und eine Gesamtlänge von 8 m. Die Schrauben werden von einem 60 HP Buchet-Motor angetrieben.

Im allgemeinen kann man feststellen, daß sämtliche Konstrukteure, außer Antoinette und Esnault-Pelterie, Holzschrauben verwenden. Eine Chauviereschraube gehört zu einem modernen Flieger.

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Aus dem Pariser Salon.

Von oben nach unten: Flieger Gregoire-Gyp.

Flieger des Atelier Voisgiens Aeronautique. Flieger Hanriot. Flieger F. Liore.

Die bekannte Pariser Propellertabrik „Chauviere, Rue St. Servin" zeigt auf ihrem Ausstellungsstand die verschiedenartigsten zwei- und vierflügeligen Propeller in präzisester Ausführung.

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Aus dem Pariser Salon. Stand von Chauviere Paris.

Schon ein oberflächlicher Rundgang durch die Ausstellung zeigt, daß in Folge des Vorherrschens der Eindeckerkonstruktionen sich unter diesen eine Standarttype herausbildet.

Das kommende Jahr dürfte uns hier die endgültige Lösung bringen.

Eröffnung der Internationalen Luftschiffahrts-Ausstellung zu Paris.

Der weiße Riesenpalast, der sich, einem Märchenschlosse gleich, aus den dichten Parkanlagen der Champs Elysees heraushebt, war am letzten Sonnabend der Zielpunkt dichter Scharen, die zur offiziellen Eröffnung der „Exposition Internationale de Lo-comotion A6rienne" herbeiströmten. In endlosen, ununterbrochenen Linien rollten Automobile, Equipagen und Droschken dem Grand Palais zu, dessen goldgezierte Kuppel, von dem matten Lichte der Herbstsonne überflutet, die mit Standarten, Fahnen und vergoldeten-Guhianden überreich dekorierte Architektur der Fa-caden in majestätischer Größe abschloß.

Freilich, wer sich im Anblick der Außendekoration der Automobilsalons erinnerte, die an der gleichen Stelle abgehalten wurden und deren oft gerügte, aber stets gern bewunderte luxuriöse Pracht ein unvergleichlich fesselndes Bild bot, mußte beim Betreten des Salons eine gewisse Enttäuschung empfinden. Nichts von jener märchenhaften Pracht, nichts von der feenhaften Beleuchtung, nichts von der reizvollen Dekoration, mit der die ein-

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zelnen Stände untereinander zu wetteifern pflegten. In nüchterner Einförmigkeit hat man die Ausstellungsstände ausgestattet und zur Bekleidung der Estraden hat man, aus schier unbegreiflichen Sparsamkeitsrücksichten, die Teppiche des Grand Palais aufgenommen und verwandt. Dafür sind die Gänge zwischen den Ständen mit grobem, mit Steinen stark durchsetztem Sand aufgeschüttet, sodaß eine stundenlange Besichtigungspromenade in den Wegen der Ausstellung zu einem Martyrium wird.

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Internationale^Luftschiffahrts-Ausstellung Paris.

DerifEindruck, den der „Grand Nef", das große Mittelschiff des gewaltigen Kuppelbaus, beim Betreten vom Haupteingange in der Avenue Alexander III gewährt, ist, vom aviatischen Standpunkte aus, ein überwältigender. Von der gigantischen Eisen-konstruktion des Mittelbaus herab hängen mehrere sphärische und Lenkballons in kompletter Ausrüstung. Zu ebener Erde sehen wir eine Unzahl von Flugmaschinen jeder Konstruktion, sämtlich

auf erhöhten Podien wie zum Abfluge fertig aufmontiert, und zu beiden Seiten davon in langen Reihen die Luftsclhffmotoren. In der Mitte hebt sich aus e iiem riesigen Blumenbeete der Bleriot-Eindecker, mit dem der Kanalflug ausgeführt worden ist, während sich rings herum vier Ehrenstände, Wright, Farman, Antoinette und Esnault-Pelterie, gruppieren. Vor dem Bleriot-Flieger steht inmitten der Blumen ein großes Plakat, auf dem der „Mahn" in geschmackvoller Weis° verkündet, daß er den Eindecker von Bleriot — gekauft und dem Staate geschenkt habe. Die „Sclien-kungsgesclüclite" wird immer verwickelter. Mehr als dreißig vollständig montierte Flugmaschinen sind in übersichtlicher Weise zur Schau gestellt, darunter jene bekannten Maschinen, die durch ilire wunderbaren Leistungen die Mitwelt in Staunen gesetzt haben.

Wie sich das von einer Ausstellung von selbst verstellt, ist der Pariser Luftschiffahrts-Salon noch keineswegs fertig. Wenn man im Erdgeschoß so ziemlich alles für die offizielle Eröffnungsfeier herge ichtet hatte, so weisen die oberen Etagen ein Bild trostloser Unfertigkeit auf. Die retrospektive, die physiologische und andere wissenschaftliche Demonstrationen, die nach den angemalten Inschriften in den oberen Sälen stattfinden sollen, werden einstweilen durch leere Wände markiert, an denen allerdings Maler und Dekorateure emsig arbeiten. Dagegen haben sich die Nebenindustrien recht zahlreich eingestellt. Neben den Sirenen, deren grunzendes Geräusch recht unangenehm die prächtige Musik übertönt, neben Scheinwerfern und sonstigen notwendigen Zubehören sehen wir Kochgeräte, Lebensmittel, Seifen für Luft-schiffer; ja sogar Möbel sind ausgestellt, deren Zusammenhang mit der Luftschiffahrt allerdings nicht recht verständlich ist.

Die offizielle Eröffnung fand unter den üblichen Formen statt. Der Präsident der Republik, gefolgt von zahlreichen Würdenträgern, worunter mehrere Minister, erschien um 10 Uhr und trat seinen Rundgang durch die Stände an, deren einige seine besondere Aufmerksamkeit zu erregen schienen. Besonders lange verweilte er bei Continental, wo er die verschiedenartigen Ballonhüllen und Gewebe bewunderte. Die von den Professoren Trous-sart und Anthony vom Pariser Museum organisierte Ausstellung ausgestopfter Vögel in allen erdenklichen Flugstellungen, nach den wissenschaftlichen orschungen des Professors Marey, fand großes Interesse. Doktor Guglierninetti, der Organisator der physiologischen Abteilung, mußte sich darauf beschränken, zunächst einige mündliche Angaben zu machen.

Der Besuch war am ersten Tage ein ganz ungeheuer starker. Nachdem der Präsident die Ausstellung verlassen, hörnten unaufhörlich heue Scharen von Besuchern herein, sodaü am Nachmittag der Verkehr innerhalb der Ausstellung zeitweise ins Stocken geriet. Rl.

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Pariser Brief.

Von unserem Pariser Korrespondenten.

Der beklagenswerte Unglücksfall zu Boulogne-sur-Mer, dem der französische Aviatiker Hauptmann Ferber zum Opfer fiel, bedeutet nicht nur für die französische, sondern für die gesamte aviatische Bewegung einen schweren, fast unersetzlichen Verlust. Mit Ferber, der Hauptmann im 19. Artillerie-Regiment war, ist ein Mann dahingegangen, der, frei von jeder eitlen Reklamesucht, in ernster, unermüdlicher Arbeit selbstlos für die Aviation gewirkt hat, deren eifrigster Förderer er in der Gegenwart war. Seine theoretischen Arbeiten gehören zweifellos zu den besten, was über die Flugtechnik geschrieben worden ist. Zudem besaß Hauptmann Ferber einen liebenswürdigen Charakter, der ihm die Sympathien aller, die mit ihm in Berührung kamen, schnell gewann. Ohne

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Hauptmann Ferber f

eine Spur von Chauvinismus, war er ein rückhaltloser Bewunderer deutscher Energie und deutschen Fleißes und oft und gern erzählte er von seiner Reise nach Deutschland, die er im Jahre 1903 angetreten hatte, um das Grab Lilienthals zu besuchen. Ferber war sehr reich und widmete sich dem Flugsport in selbstloser Weise

aus sachlicher Begeisterung. Wo Not am Mann war, sprang er bereitwillig ein. So war er es auch, der ganz allein die Kosten des pompös angekündigten Meetings von Boulogne zu tragen hatte, das ihm schließlich das Leben kostete. Zwölf Tage lang hatte er sich abgemüht, um die durch bombastische Ankündigungen angefachte Neugier des Publikums, so gut es eben ging, zu befriedigen und führte auch einige recht gelungene Flüge aus, deren einen er bis nach Wimereux ausdehnte. Die Ursachen des Todessturzes Ferbers sind aus der Tagespresse bekannt. Er ist ein Opfer nicht der Aviation, sondern der mangelhaften Organisation geworden. Es grassiert jetzt, namentlich in Frankreich, wo einige gelungene Veranstaltungen als verführerischer Antrieb dienen, eine wahre Meeting-Epidemie und allerorten konstituieren sich Komites, die eine mehr oder minder große Fläche mit Flaggenmasten abstecken, möglichst große Tribünen errichten, bombastische Reklamen in die Zeitungen lanzieren und sich Aviateure verschreiben, die auf den von Gräben und Löchern durchfurchten, von Gebüschen und Scheunen zerklüfteten „Aerodrom" ihre Knochen zu Markte tragen sollen. Der beklagenswerte Unfall von Becquehem, dem Ferber zum Opfer fiel, dürfte doch wohl Anlaß geben, dieser Frage ernstlich näher zu treten. Es sind der „Meetings" zu viele, die jetzt veranstaltet werden. Der Erfolg der Reimser Woche scheint die Köpfe der Gemeindevertreter französischer Städte erhitzt.,zu haben. Die Aviation wird als Henne betrachtet, die goldene Eier legen soll. Einige wenige, aber sachgemäß und ernst organisierte derartige Veranstaltungen würden jedenfalls der Sache der Aviatik bei weitem zuträglicher sein.

Hier haben die beiden in kurzer Folge eingetretenen Todesstürze Lefebvres und Ferbers eine starke Beklemmung hervorgerufen. Nichtsdestoweniger rüstet man sich in Port Aviation mit großem Eifer auf die Doppelwoche, die am 7. Oktober ihren Anfang nehmen soll und für die neuerdings eine ganze Reihe neuer und namhafter Preise ausgeworfen worden sind. Ein vom Generalrat des'Departements Seine ausgesetzter Höhenpreis von 7000 Frs. bestimmt diese Summe demjenigen Aviater, der die höchste Höhe erreicht haben und mit angehaltenem Motor schwebend, ohne jeden- Unfall, gelandet haben wird. Ein Abflugpreis soll demjenigen Apparat zufallen, der sich in kürzester Zeit, aber nach einem Anlauf von höchstens 100 m, vom Boden erhoben haben wird. Außerdem sind ein Bahnpreis, ein Preis für langsamen Flug, ein Geschwindigkeitspreis, ein Preis für die weitesten Distanzen (zusammenadaiert), ein Offizierspreis u. s. w. bestimmt worden.

Bis jetzt sind für dieses Meeting von Juvisy 37 Nennungen erfolgt, darunter auch aus der Schweiz (Koechlin), aus England (Gratze), aus Rußland (Graf Hornstein), aus Chile (Besa), aus Portugal (Gomez da Silva).

Gegenwärtig experimentieren in Juvisy Graf Lambert, sowie Koechlin, welch' letzterer sich mit seinem Eindecker noch nicht über 3 Meter erhoben hat. Florenty steuert einen von Cotain gebauten neuen Zweidecker, der einen 24 PS Anzani-Motor hat. De Nabat hat mit einem Eindecker einen Landungsunfall erlitten,

wobei die Schraube des Apparats zerbrochen wurde. Noch ein neuer Pilot ist in Port Aviation aufgetaucht: Robert Nau, der sich erst neuerdings dem Flugsport zugewendet hat. Er hat sich zu diesem Zwecke einen von dem Ingenieur Marche entworfenen Eindecker bauen lassen, der eine Länge von 11 m und eine Spannbreite von 14 m hat. Ein 50 P S-Motor versieht den Antrieb. Der Russe Hornstein hat seinen Wright-Zweidecker mit einem 28 PS-Anzani-Motor versehen lassen.

In Chalons manövrieren augenblicklich einige Ausländer mit leidlichem Erfolge.

Ein junger Holländer, Kühler mit Namen, benutzt einen An-toinette-Eindecker, mit dem ihm einige kurze Flüge gelungen sind. Der Chilene Sanchez Besa, der an dem Berliner Meeting teilnehmen will, trainiert mit einem Voisin-Zweidecker. Der Italiener Ravetto, bisher Automobilis', sowie Mortimer, Allard und Singer steuern gleichfalls Voisin-Maschinen. Colliex gelang ein Flug von 2 km. Auch Dade, der in der vergangenen Woche, ohne Schaden zu nehmen, von 12 m Höhe herabgestürzt war, konnte dieser Tage einen kurzen Flug ausführen. Osmont hat kurz vor seiner Abreise nach New-York einen Flug von 22 km zu Stande gebracht. Auch Henri Farman experimentierte in Chalons; er legte wiederholt Distanzen von 12 und 9 km zurück. Sein Bruder, Maurice Farman, widmet sich jetzt auch dem Flugsport und hat dieser Tage zu Buc bereits einen Rundflug von 15 M nuten Dauer geleistet. Maurice Farman steuert einen Zweidecker eigener Konstruktion, den er mit einem Renault-Motor ausgestattet hat. Nach diesem Anfangsdebut läßt sich von Maurice Farman noch manche hübsche Leistung erwarten.

Auch Santos Dumont ist wieder in aller Munde. Der Brasilianer liebt derartige Sensationen. Wenn kein Mensch an ihn denkt, so macht er durch irgend eine Parforce-Leistung von sich sprechen, um dann wieder für einige Zeit in die Vergessenheit unterzutauchen. Dieser Tage flog er mit seinem kleinen Eindecker, dem „Baby" der Aviation, von Saint Cyr nach Buc, eine Distanz von 7,5 km in 5 Minuten, also mit einer Geschwindigkeit von 90 km.*) Der Apparat Santos Dumonts wiegt, einschließlich seines Piloten, nicht mehr als 118 kg. Er hat eine Tragfläche von 9,50 qm und ist mit einem 30 P S-Darracq-Motor versehen. Der ganze Apparat in kompletter Ausrüstung soll nicht mehr als 4000 Frs. kosten. Der Zweizylinder horizontale Motor arbeitet sehr regelmäßig. Das Reservoir der „Demoiselle" faßt 30 Liter Benzin.

In lssy-les-Moulineaux, wo übrigens auch eirtrAviationsbewerb bevorsteht, (30. Oktober—1. November), zeigt Legagneux einen neuen Eindecker, der große Aehnlichkeit mit der Demoiselle von Santos Dumont hat, Alfred Nervo, ein Däne, steuert einen Voisin-Zweidecker, mit dem er bereits zwei und drei Bahnrunden in 15 m Höhe zurückgelegt hat. Auch B16riot hat verschiedene Aufstiege unternommen, meistens, um abzuliefernde Apparate vorzuführen. Ein an Mollan gelieferter Eindecker verunglückte bei dem ersten Flugversuch seines neuen Besitzers, indem bei der Landung

*) Bereits berichtet. D. Red.

die Schraube zerbrochen wurde. Dagegen hat der Ingenieur Chateau mit einem neuen Voisin-Zweidecker sehr bemerkenswerte Flüge ausgeführt. Dieser Zweidecker ist auf Veranlassung seines Bestellers mit einigen Abweichungen von der sonstigen Voisin-Type gebaut. Das Tiefensteuer befindet sich nicht vorn, sondern an der hinteren Zelle, auch die Schraube ist hinten angebracht. Chateau hat seiner Maschine einen 48 P S Motor gegeben. Man sieht hier allgemein in Chateau einen zukunftsreichen Aviatiker. Ein interessanter Apparat manöveriert außerdem noch in lssy. Der bekannte Automobilfabrikant Maurice Clement (Clement-Bayard), der vor längerer Zeit bekanntlich schon einen hübschen Lenkballon gebaut hat, konstruierte seinerzeit einen Eindecker, der im letztjährigen Salon durch seine gefällige Bauart viel Aufsehen erregte. Sonderbarerweise ist dieser Eindecker niemals auf ein Flugfeld gekommen. Nun hat aber die Fabrik einen Zweidecker herausgebracht, von dem viel gesprochen wird. Es ist ein Schwanz-Zweidecker ohne vertikale Zwischenwände von 60 qm Tragfläche. Der Apparat hat einen 40 P S Vierzylinder Motor von 100 kg Gewicht. Der Apparat, der angeblich nach Plänen des bekannte i Altmeisters Tatin gebaut sein soll, wird dieser Tage seine ersten Flugversuche vornehmen. Bleriot geht, wie nun endgültig feststellt, am 15. Oktober nach Budapest, wo er offiziell empfangen werden wird. Am 16. hält er einen Vortrag über seinen Kanalflug und am 17. Oktober wird er Flugvorstellimgen geben. Inzwischen hat er in London an einem ihm zu Ehren gegebenen Diner im Hotel Cecil, dein der Lord Mayor präsidierte, teilgenommen Auch sonst sind Bleriot in London vielfache Ehrungen seitens des Aero-plan-Club, sowie seitens der dortigen französischen Kolonie zuteil geworden.

Delagrange, der, wie berichtet, lange Zeit in Aarhus Flugvorstellungen gegeben hat, ist von dort nach Spa abgereist, wo er zusammen mit Paulhan, Sommer und Le Blon an dem Meeting teilnimmt. Das Meeting, dessen offizieller Beginn auf den 20. d M. angesetzt war, begann erst am 23. mit mehreren Flügen der genannten Aviatiker, denen u. a. auch die Prinzessin Klementine beiwohnte. Die Veranstaltung litt sehr unter dem regnerischen Wetter und unter dem unerhörten Zustande der „Flugbahn".

Wie ich schon in meinem vorigen Briefe anzukündigen in der Lage war, wird Bleriot in der Tat im Januar kommenden Jahres auf dem Aerodrom von Croix d'Hins bei Bordeaux, woselbst ihm die dortige Ligue aerienne ein Terrain von 100000 qm zur Verfügung gestellt hat, seine Schuppen_ und Fhtgsehule errichten Es wird für letzteren Zweck eine riugbahn "von 6 km Umfang installiert, die eine Breite von 15 bis 20 m erhält. Die genannte Vereinigung steht übrigens in Unterhandlung mit der Societe Aeriel, um die Errichtung auch einer Wright-Aviations-schule zu Bordeaux zu erlangen.

In Rouen ist der von Unne und Canton nach eigenen Ideen gebaute Eindecker mit zwei Schrauben, von denen eine vorn, die andere hinten angebracht war, nach einigen kurzen Probeflügen beim Aufschlagen auf den Boden vollständig zertrümn ert worden. Der Pilot kam ohne Schaden davon.

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Ein Ingenieur, namens Leyat zu Die, stellt jetzt Versuche mit einem neuen von ihm ersonnenen Abflug-System an, wobei der Apparat, nachdem er etwa 25 m auf einer Schiene gerollt ist, sich bereits in die Luft erhebt. Es gelangen ihm nacheinander vier Abflüge, wobei er bis zur Höhe von 15 m stieg. Der Apparat ist ein Zweidecker von 19 qm Fläche, 7,6 m Spannfläche mit einem einzigen Tiefensteuer hinten und zwei seitlichen Schaufeln. Die Maschine wiegt ohre Motor 38 kg.

Der Hauptmann Hayet vom 51. französischen Linienregiment will demnächst mit seinem neuen Aeroplan, von dem bereits früher die Rede war, zu Beauvais zu experimentieren beginnen. Der Apparat ist ein Mehrdecker von großen Dimensionen. Er ist 10 m lang und hat zahlreiche, in Serien eingeteilte Flächen. Die Holzschraube befindet sich vorn; sie hat einen Durchmesser von 3 m und macht 600 Umdrehungen in der Minute. Der Antrieb erfolgt durch einen 60 PS Sechszylinder-Motor.

Ein rumänischer Leutnant, Goliescu, läßt in Paris jetzt einen Apparat nach eigenen Ideen bauen, der sich von allen bisherigen Typen scheinbar wesentlich unterscheidet. Goliescu will, daß sich sein Apparat nur durch die obere der beiden, übrigens ziemlich nahe aneinander liegenden Flächen in der Luft erhält. Ferner will er den Propeller nur von Zeit zu Zeit in Bewegung zu setzen nötig haben.

Zu welchen phantastischen Plänen sich einige übereifrige Franzosen versteigen, soll doch nicht unerwähnt bleiben. Hat sich da kürzlich zu Saigon in französisch Cochinchina auf Betreiben des Generals Beylie eine Ligue Aerienne konstituiert. Jetzt will nun Herr Deloncle, der Deputierte für Cochinchina in der französischen Deputiertenkammer, einen - Aeroplanflug von Paris nach Saigon, der sich in zwölf Tagen bewerkstelligen ließe und mit einem Preis von 250000 Francs ausgestattet werden soll, organisieren. Risum teneatis! Rl.

Der Flugsport in England.

(Originalbericht unseres Londoner Korrespondenten.)

Die Vorbereitungen für die Flugwoche in Blackpool sind energisch fortgesetzt worden. Der Stadtrat John Bickerstaffe von Blackpool ist jetzt von setner Reise nach dem Kontinente zurückgekehrt und berichtet, daß er die folgenden Flieger für das Unternehmen gewonnen habe: Farman, Paulhan, Rougier, Dufour, San-chez Besa, E- Derichi und ßarraton. Mit diesen 7 seien feste Kontrakte abgeschlossen, und es bestehe gute Aussicht, weitere 5 zu gewinnen, z. B. auch Cody. Mit Ferber war gerade am Tage vor seinem unglücklichen Ende eine Vereinbarung getroffen worden Die weiteren Verhandlungen in Frankreich führt M-Georges Prade, der Herausgeber der Zeitschrift „Les Sports". Für die Unkosten der Flugwoche ist jetzt ein Betrag von M. 340000 garantiert. Die Ausführung der Tribünen, Schuppen und Einfrie-

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digungen ist vergeben. Ein Dauerbillet für reservierte Sitze soll zwischen 105 M. und 63 M. kosten; Einzelbillets täglich 10 M. Die folgenden Preise sind ausgesetzt:

A. Größte Entfernung: 1. Preis: 50 000 Frs.

2. „ 18000 ,

3. „ 7 000 „

B. Größte Schnelligkeit: 1. „ 10 000 „

2. , 2 500 „

C. Größtes Gewicht (Passagierpreis): 1. „ 10 000 „

2. „ 2500 „

D. Größte Höhe: 1. „ 12000 „

2. „ 6000 „

3. „ 4 000 „ Außerdem erhält derjenige Flieger, der die längste Zeit in

der Luft bleibt, einen Extrapreis von 10000 Francs, falls er nicht den ersten oder zweiten Preis für die größte Entfernung gewinnt.

Daneben ist jetzt ein zweites Projekt für eine englische Flugwoche aufgetaucht, das besonders von M. Reichel (vom Pariser „Figaro") unterstützt wird. Danach soll in der zweiten Woche des Oktober auf dem berühmten Rennplatze von Doncaster (York-shire) ein internationales Wettfliegen stattfinden, und die Stadtverwaltung von Doncaster, die Eigentümerin des Rennplatzes und der Zuschauertribünen ist, hat ihre Unterstützung zugesagt und eine Garantie von 100 000 M. versprochen. Paulhan und Dela-

Bränge sollen schon Kontrakte unterzeichnet haben, daß sie in 'oncaster fliegen wollen.

Dies Projekt wird aber wohl wieder aufgegeben werden. An sich hat Doncaster große Vorzüge vor Blackpool. Die Zuschauertribünen sind vorhanden, der Rennplatz ist frei von den Seewinden, die in Blackpool störend wirken können, und der Ort liegt auch mehr im Mittelpunkte des großen Verkehrs. Aber das Blackpooler Projekt ist doch schon viel besser vorbereitet und hat im Orte selbst eine begeisterte Aufnahme gefunden.

Wenn nun neuerdings noch ein „Internationales Aviations-Komitee" durch die Zeitungen verkünden läßt, daß vom 11.—16. und vom 25.—30. Oktober in der Nähe Londons ein Meeting abgehalten werde, bei dem Bleriot zu fliegen versprochen habe, so weiß man nicht, was man aus dieser Mitteilung machen soll. Ein Internationales Aviations-Komitee ist bisher unbekannt, und wenn nun auch der Platz noch nicht einmal festgesetzt ist, so kann man im voraus sagen, daß dies Meeting mißlingen muß.

S. F. Cody hat in der letzten Woche einen kleinen Unfall erlebt. Seine Maschine war schon sicher auf die Erde gekommen, lief aber noch auf den Rädern weiter und wurde dabei durch ein verbogenes Rad so plötzlich aufgehalten, daß der Flieger vornüber stürzte.

Für Codys Manchesterflug sind verschiedene Hülfsmittel vorgeschlagen worden, um ihm bei dem weiten Fluge die Richtung zu zeigen, verschiedenfarbige Rauchbomben oder große weiße

Leinenstreifen auf Wiesen; docli wird Cody wohl nur nach dem Compaß zu fahren versuchen Arn 25. September probierte er die reparierte Maschine auf einem längeren Fluge von über 20 Minuten.

Auch die beiden Marineoffiziere Pirie und Porte, dieinPorts-mouth mit Qleitfliegein experimentieren, haben einen kleinen Unfall erlitten, jedoch ohne i niste Verletzungen. Mitglieder der Liverpool Aviation Society üben jetzt in dem benachbarten Orte Woolton.

Der von Clarke erbaute Gleitfüeger ist für die Herren Ogilvie und Searight bestimmt (cf. Flugsport' S. 385), die mit ihm üben wollen, bis die von ihnen bestellte Wright-Flugmaschine fertiggestellt ist.

Auf der Ausstellung für Reise und Sport in Olympia (cf. Flugsport S. 424) war von der Aerial League oi Great Britain ein Preis für den besten Modell-Aeroplan ausgeschrieben worden. Die Resultate sind jetzt bekannt gegeben worden. Das Komitee glaubt, dass kein Modell originell und ausgezeichnet genug sei, um mit dem ersten Preise, der goldenen Medaile belohnt zu werden. Dagegen bekommen T. W. K. Clarke und G. P. D. Smith je die silberne Medaille und H. W. Webb die bronzene Medaille der League.

Die bekannte Fahrrad- und Motorwagenfabrik Humber Ltd. In Coventry hat jetzt die Fabrikation von Aeroplanen aufgenommen und plant die Herstellung von 50 Bleriot-Maschinen ä 8000 Mark. Der Direktor dieser Gesellschaft, Mr. Ballin Hinde, ist auch Vize-Präsident des Midland-Aero-Club Andere Fabrikanten, die sich für die Herstellung von Flugmaschinen interessieren, sind Baron Türkheim von der Societe De Dietrich, der die englischen Fabrikationsrechte des Antoinette-Monoplan für eine beträchtliche Summe erworben hat, sowie Warwick Wright und Charles Friswell.

Zu den in voriger Nummer aufgezählten lokalen Flugsport-Clubs wären jetzt noch hinzuzufügen: die Coventry Aeronautical Society in Coventry, dem Mittelpunkte der Fahrrad- und Motorwagenindustrie; die Scottish Aeronautical Society in Glasgow; der Shropshire Aero-Club in Shrewsbury; und die South West of England Aeronautical Society in East Sheen, S. W. Der Plan, alle diesen Vereine zu einem Verbände zusammenzuschließen, liegt n der Luft.----

Ueber Luftschrauben.

Von Civilingenieur Oskar Ursinus.

Der Vervollkommnung der Konstruktion der Luftschrauben hat man auf der Internationalen Luftschiffahrt-Ausstellung in Frankfurt a. M- in weitgehender Weise Rechnung getragen. Es ist eine besondere Versuchsstation errichtet worden, auf welcher die Schrauben, die zum Wettbewerb angemeldet worden sind, mit dem Luft-

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schraubenverstichswagen, der von Professor Prandl, Göttinnen konstruiert und von 'den Adlerwerken gebaut worden ist, geprüft werden.

Bei der Konstruktion des Wagens war man bemüht, die Schrauben unter den gleichen Verhältnissen zu prüfen, wie sie bei praktischer Anwendung in Wirklichkeit auftreten. Wie die untenstehende Abbildung l' zeigt, ist die Schraube in ca. 3 m Höhe unter möglichster Verringerung aller Stirnwiderstände angeordnet. Die Schraubenwelle ist in horizontaler Richtung unter Vermittlung

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Abb 1. Der Schrauben-Versuchswagen auf der Jla.

Im Versuch befindet sich eine 4flügliche 3 m Schraube von L. Chauviere, Paris.

eines Parallelogramms verschiebbar. Der Schraubenschub wird von dem Gehäuse a aufgenommen und vermittels der Zugstange b auf einen hydraulisch wirkenden Kolben c, der in einer mit Glyzerin gefüllten Pumpe arbeitet, übertragen. Der jeweilige Druck kann von dem eingeschalteten Manometer abgelesen werden. Die von der Schraube verbrauchte Kraft wird weiter dadurch gemessen, dal! man das Torsionsmoinent des Gehäuses a unter Vermittlung eines Winkelhebels d ermittelt- Der Winkel-

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hebel d wirkt auf eine Glycerinpuinpe, welcher mit einem Ge-wichtsmanometer vor dem Führersitz in Verbindung steht.

Zum Betriebe dient ein 100 PS Automobihnotor von Kleyer, der unter Vermittlung von Kegelrädern die senkrechte Cardan-welle antreibt. Durch eine Umschaltung kann auch der Wagen mit dem Motor direkt gekuppelt werden. Der Führer- Abb- 2- Abb- 3-sitz befindet sich am Wagen | vorn rechts, vor welchem die Meßinstrumente, sowie die nötigen Betätigungshebel in bequemer Weise angeordnet sind. Das Torsionsmoment, sowie die Touren der Schraube werden von einem besonderen Apparat sekundlich registriert. Gleichzeitig wird auch die Zug-und die Wagengeschwindigkeit sowie die Luftgeschwindigkeit vor der Schraube letztere vermittels eines auf einer 5 Meter langen Stange befestigten Anemometers aufgezeichnet.

Das Anemometer, (auf der Abbildung nicht mehr ersichtlich), befindet sich genau in der Achsrichtung der Schraube.

Der Führer betätigt mit der rechten Hand den Bremshebel für die vier Räder, mit der linken die Drossel- und die Zündungs - Hebel des Motors. Die große Motorkupplung an der Rückwand wird mittels Fußhebels bedient.

Durch ein sinnreich angeordnetes Getriebe ist es möglich, die—Schraubenwellen mit einer Tourenzahl von 200 bis 1200 pro Minute laufen zu lassen.

Für die Versuche auf der Jla sind kurze Versuchs-strecken vorgesehen, auf denen zunächst Vorversuche zur Auswahl der Luftschrauben für den engeren Wettbewerb vorgenommen werden. Zur Sicherung des Publikums werden die Schrauben zunächst in dem Propellerturm, in welchem ein be-

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Abb. 4.

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Abb. 5.

Abb. 6.

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FLUGSPORT.'

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sonderer Selileuderkasten angebracht ist, auf ilire Festigkeit geprüft. Der Selileuderkasten besteht aus kräftigen Holzbohlen und ist mit einer ^ ni breiten Sandfüllung gefüttert.

Die Schrauben werden hier auf eine Tourenzahl gebracht, die ihre normale um 20 pCt. übersteigt. Da hier die Zentrifugalkraft und die Beanspruchung der Schrauben eine sehr hohe ist, so ist einem Zerreißen der Schrauben auf freier Bahn bei der öffentlichen Prüfung nach Möglichkeit vorgebeugt.

Nach Beendigung der Vorversuche werden die Schrauben auf die am Osthafen gelegene Versuchs-Station gebracht und dort die für den engeren Wettbewerb ausgewählten Schrauben geprüft

In Nachstehendem seien einige praktisch erprobte Schrauben angeführt.

Die Abbildungen 2, 3, 4 und 5 zeigen einen sogenannten LamellenproDeller,

von der Firma Rudolf Chillingwort, Nürnberg. Der Flügel dieser Schrauben besteht aus gestanzten Querlamellen, die mit entsprechenden Aussparungen a versehen, auf einem Flügelschaft b aufgereiht sind. Vermittels einer Hilfsstange c die längst des Flügels innerhalb der Schlitze a läuft, werden sämtliche Lamellen durch einen Griff in die gewünschte helikoidale Anreihung gestellt und in dieser Lage fixiert. Die Anordnung bietet die Möglichkeit, die Steigung der Schraube auch nachträglich nach Belieben zu ändern. In nebenstehender Abbildung 5 sehen wir die Gesamt-An-sicht dieses Lamellenpropellers.

Chillingwort fabriziert auch eine patentierte

aus Stahlblech hohlgepreDte Luftschraube, Abb. 6, deren helikoidal gewundeue in der Querrichtung entsprechend gekrümmte Wände zusammengepreßt sind, so daß ein sehr widerstandsfähiger und leichter Hohlkörper entsteht. Eine andere Ausfülirungsform von

Schrauben für veränderliche Ganghöhe

baut die Firma Chauviere, Paris. Die Konstruktion dieser Schraube ist aus Abbildung 7 ersichtlich. Die Flügel sind geteilt auf zwei von einander unabhängigen Naben H und J montiert. Die Nabe J ist mit der Welle M fest verbunden, die Nabe H sitzt lose auf der Welle und ist auf derselben verschiebbar. Die Verschiebung wird vermittels eines Hebels C, welcher in einem Führungslager G läuft unter Vermittlung der Zugstange £ in der Richtung F bez. F 1 bewegt. Die andere Seite des Hebels ist bei C unter Vermittlung des Gelenkes B bei A fest am Flugapparat angebracht. Je nach dem die Nabe H von der Nabe J entfernt oder genähert wird, muß sich der Neigungswinkel dei Schraube ändern. Die Aenderuiig kann wie ersichtlich während des Betriebes erfolgen'

Abb. '/.

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Die Schraube von Voisin,

Paris, Abb. 8, hat normal 2,3 m Durchmesser und eine Steigung von 1,5 m. Die Flügelflächen sind 80 cm lang und ca. 20 cm breit. Die Schraubenarme sind so an der Nabe augeordnet, daß sie bei der normaten Tourenzahl nur auf Zug beansprucht werden. Infolge der Centrifugalkraft entstellt (wenn man die Schraube in beistellender Abbildung dem Uhrzeiger entgegengesetzt drehend denkt) im Schwerpunkt der Flügelfläche eine Komponente, die im Sinne der Drehrichtung den Schraubenflächenarm entlastet. Wenn man sich übertrieben die Arme sehr weit von der Achse

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Abb. 9.

entfernt denkt, so dürfte schon das Gefühl den Zweck dieser Konstruktion erkennen lassen. Naben und Arme werden aus Stahl und die Flügelflächen aus Alluminium hergestellt. Das Gewicht beträgt 14 kg. Die Voisinschraube zieht bei 18 Touren per Sek. 160 kg.

Die größte Verwendung hat neuerdings die Holzschraube

erlangt. Im diesjährigen Pariser Salon sieht man größtenteils nur Holzschrauben. Bahnbrechend auf diesem Gebiete hat die Firma L. Chauviere, Paris, 52 Rue Servan, gearbeitet Die Chauviere-schraube, genannt „Intregral" ist das Beste, was heute existiert. Zur Verwendung gelangt Nußbaumholz, von welchem 5 bis 10 Bretter nach der in Abb. 9 dargestellten Weise aufeinander verleimt werden. Die Ausarbeitung erfolgt nach der weißen Linie.

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Abb. 10.

Die charakteristische/Form der Chauviere-Schraube ist aus Abb. 10 ersichtlich. Die Schraube Abb. 10 läuft entgegen der Uhrzeigerriclitung. Die Flügel sind auf der Breitseite abgerundet.

Flugtechnische

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Rundschau.

Inland.

Von der Berliner Fliegerwoche. Fliegerwoclien werden jetzt modern. In Frankreich muß jedes Städtchen jetzt schon sein aviatisches Meeting haben. Die Reimser Woche mit ihrem klingenden Erfolg läßt unternehmungslustige französische Gemeinderäte nicht eher ruhen, bis auch sie ihr fltigsportliclies Ereignis hinter sich haben.

In Deutschland, wo erfolgreiche Flieger noch dünn gesät sind, haben die Fliegerwochen ihren Anfang genommen. Berlin, Cölu und Frankfurt haben flugtechnische Veranstaltungen arrangiert und sich dafür die Beihilfe der großen Kanonen ans dem Ausland gesichert.

Ans dem Programm der Berjincr Fliegerwochc ist hervorzuheben:

Geschwindigkeitspreis für die kürzeste Zeit über '20 km (8 maliges Umkreisen der 2,5 km langen Flugbahn).

Entfernungs- und Dauerpreis wird denjenigen 3 Flugmascliinen zugesprochen, welche die größten Entfernungen ohne Zwischenlandung zurückgelegt haben. (Minimalentfernung 50 km.)

Belastnngspreis für diejenigen beiden Flieger, welche die Flugbahn 4 mal (also 10 kin) mit der größten Belastung umkreisen.

Höbenpreis für die beiden, die größten Höhen erreichenden Flieger. (Minimalhöhe 50 m.)

Die Berliner Fliegerwoche bot manches Interessante. Es zeigt sich immer mehr, daß Bleriot bei seinem Kanalflug von besonderem Glück begünstigt ge- ϖ wesen ist. Seine jetzigen Leistungen sind gegenüber denen anderer bekannter Aviatiker, wir nennen hier besonders Latham, nicht so hervorragend, daß er den Ruhm seines Kanalfluges nicht mehr nötig hätte, um bei seinen Engagements die von ihm verlangten hohen Summen herauszuschlagen.

Lathams Flug von Berlin nach Johannisthal war eine Glanzleistung der Aviatik. Er stieg am 27. Septbr., nachmittags um 3 Uhr 37 Minuten auf, zog erst einige Kreise und begab sich dann um 3 Uhr 39 Min. 5'/5 Sekunden auf die Weitfahrt. Er landete in Johannisthal um 3 Uhr 50 Minuten. Der Flug über die in der Luftlinie gemessene Strecke von etwa 10 km hat demnach nicht ganz 11 Minuten beansprucht. Latham flog dabei in einer Höhe von 80 m.

Im Wettbewerb um den Geschwindigkeitspreis flog Farman die 20 km lange Strecke in 22 Min. 9"'/s Sek. Seine schnellste Ruudenzeit betrug 2 Min. 33'/r, Sek

Latham erzielte am darauffolgenden Tage bessere Zeiten. Er durchflog die 8-R-uflden in geradezu erstaunlicher Gleichmäßigkeit. Zweimal hintereinander— konstatierten die Zeitnehmer die Rnndendauer mit 2 Min. 20'/ä Sek. und einmal mit 2 Min. 20'l. Sek. Die schnellste Runde brachte der Flieger, der präzise wie ein Uhrwerk arbeitete, mit 2 Min. 1S)'I, Sek. hinter sich, sodaß Latham jetzt als der beste Anwärter auf den Geschwindigkcitspreis gilt.

Bleriot bemühte sich zwar auch um den Geschwindigkeitspreis, mußte aber in der achten Runde eines Motordefektes wegen aufgeben. Seine beste Zeit betrug 2 Min. 34'l5 Sek.

Auch Baron de Catcrs war bei seinen Berliner Flügen nicht besonders vom Glück begünstigt. Propellerbruch, Motor- und Pnoumatikdefekt nötigen ihn, die Versuche aufzugeben.

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Um den Höhenpreis bewarb sich Rougier, der einen Flug von 53 Minuten unternahm. Die von ihm dabei erreichte größte Höhe betrug 94 m. Er umkreiste dabei mit seinem Zweidecker 17 mal die Bahn.

Der Chilene Emilio Edwards umkreiste mit seinem Zweidecker zweimal die Bahn, ging dann aber infolge eines Fehlgriffs an der Steuerung pfeilschnell zu Boden. Sein Apparat ist demoliert, er selbst aber wie durch ein Wunder heil geblieben. _____........

Grade bewirbt sich um den Lanzpreis. Der unsern Lesern seit langem bekannte Ingenieur Grade aus Magdeburg, der mit seinem Flieger schon recht beachtenswerte Leistungen erzielte, bewarb sich am Sonnabend, den '25. Septbr. auf dem Flugfelde Mars bei Bork in der Nähe von Berlin um den mit 40000 Mk. ausgestatteten Lanzpreis der Lüfte.

Nach den Bedingungen des Preises muß ein deutscher Flieger mit einer in allen ihren Teilen in Deutschland gebauten Flugmaschine in der Luft die Form einer 8 beschreiben, wobei die Fluglänge etwa 2,5 km. beträgt.

Grade unternahm als erster den Versuch, diesen Preis zu erringen. Er hatte Malheur; ein Propellerbruch machte dem Flug ein vorzeitiges Ende. Der Apparat und mit ihm sein Pilot Grade stürzte ab, zum Glück in eine Baumschonung, so daß die Sache noch ohne Unfall abging.

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Grade bewirbt sich um den Lanzpreis am 25. Septembertauf dem Flugfelde „Mars" bei Berlin.

Dem Versuche Grades wohnten etwa 500 Personen bei, darunter die bekannten Flugtechniker wie: Dorner, Schubert, Schuler, Dr. Huth, Oberingenieur Rosenstein aus Elbing, die Ingenieure Rumpier, Ursintis (Frankfurt a. M.), Schulz, Lorach, Simon u. a. Da trotz der ordnungsmäßigen Anmeldung die Sportskommissare des Berliner Vereins für Luftschiffahrt nicht zur Stelle waren, mußte man sich damit begnügen, Mitglieder der verschiedenen Verbandsvereine als Zeugen zu bitten. Um 5'jt Uhr wurde der leichte elegante Eindecker aus der

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Halle gebracht und in die südöstliche Ecke des Feldes, wo der Start vor sich gehen sollte, geschafft. Grade nahm auf seinem kleinen Sitz, der unter den Tragflächen, nahe dem Boden angebracht ist, Platz, und sein Mechaniker brachte durch wiederholtes Drehen der Luftschraube den Motor in „Trimm". Dann stellte Grade die Zündung an, und lustig knatterten die Explosionen über das Feld. Dichte Wolken verbrannten Oels zogen sich dem Boden entlang, und gespannt harrten die Umstehenden des Augenblicks des Starts. Immer schneller, auf den kleinen Rädern dahinrollend, näherte sich der Apparat der Startlinie. Eine energische Betätigung des Höhensteuers — und wie ein Pfeil stieg Grade hoch. Elegant bewegte sich der Apparat in etwa 25 bis 30 Meter Höhe in der Luft. Grade bog nach rechts gegen Norden ab und wurde dabei etwas abgetrieben, doch gelang es ihm, den ersten Wendepunkt richtig zu runden. Bei der Rückfahrt, fast auf der Hälfte des Weges, sprang plötzlich das eine Blatt der zweiflügeligen Luftschraube ab, und der Motor stoppte. Anfangs glitt Grade in sanftem Gleitflug von seiner Höhe von etwa 30 Meter, dann aber neigte sich der Apparat mit der Spitze zu Boden und schlug in eine Kiefernschonung. Zum Glück konnte Grade unverletzt unter den Trümmern seines Aeroplans hervorkriechen. Der Propeller und das untere vordere Gestell des Apparates wurden bei dein Sturz zerstört, doch dürfte die Reparatur in wenigen Tagen beendet sein. Grade hat auf dem Flugfeld „Mars" etwa 70 Aufstiege von einer Gesamtdauer von 1'/« Stunden gemacht und dabei eine Gesamtstrecke von etwa 100 km zurückgelegt. Nicht lange, und Grade wird seinen Flug — hoffentlich mit mehr Glück erneuern.

Flieger von Stotz, Pforzheim. Der Apparat ist ein Eindecker von 8 m Spannweite und 7 m Länge. Der Konstrukteur beabsichtigt in nächster Zeit auf dem Cannstatter Wasen einen Probeaufstieg zu machen.

Der Flieger von W. Focke wurde am 16. September vom Prinzen Adalbert und der Prinzessin Viktoria Luise auf dem Bornstedter Felde bei Berlin besichtigt. Focke, der in Gemeinschaft mit Dr. Alberti seit einiger Zeit auf dem Bornstedter Felde ein Zelt aufgeschlagen hat, um flugtechnische Verbuche zu unternehmen, glückte zum erstenmal ein Flug in 3—6 m Höhe.

Szapuls in Ilthof-Insterburg hat einen Flugapparat konstruiert, mit welchem er vor kurzem einen Flugversuch ausführte

Ausland.

Der Chinese Jung Quay ist auf seinem Zweidecker in San Franzisco eine halbe englische Meile geflogen. Er will seinen Flieger der chinesischen Regierung zur Verfügung stellen.

Paulhan gewann am 18. September in Ostende den großen Preis von 25000 Frs. durch einen Flug von 47 km in (il Minuten. Paiilhan landete in der See, wurde aber ohne Schaden ans Land gebracht.

Wilbur Wright unternahm in New-York einen Aufstieg, wobei er die Freiheitsstatue sowie Ellis Island umflog. Sein Konkurrent Curtiss unternahm gleichfalls einen Aufstieg.

Patentwesen.

Deutschland.

Gebrauchsmustereintragungen.

77h. 387445. Zweidecker-Flugapparat. Erich Waldschniidt, Dresden, George-Bährstr. 18. 1. 7. 09. W. 279.54.

Siete 605

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77h. 387436. Luftballon zur Beförderung von Mitteilungen und Gegenständen, ausgerüstet mit einem zur Wiederfüllung stets gebrauchsfertigen, selbsttätigen Füll- bezw. Abschlußventil. Hieronymus Wüst, Frankfurt a. M., Adalbertstraße 52 29. 6. 09. W. 27 947.

77h. 387692. Aeroplan. Reinhold Eipperle, Eßlingen a. N. 29. 7. 09. E. 12972.

77h. 387 846. Gondel (Korb) für Luftballons mit Klosetteinrichtung. Franz Clouth Rheinische Gummiwaarenfabrik m. b. H., Cöln-Nippes. 29. 7. 09. C. 7271.

77h. 387891. Schutzpanzer für Luftschiffe. Joser Lindenberg. Gleiwitz, O.-S 2 6 09. L. 21886

77h 388059 Verstellbarer Schraubenpropeller, besonders für Luftfahrzeuge. Wilhelm Hünn, Selb, Bayern 9.7 09. H. 42 183.

77h 388067 Füllansatz-Ring für Luftballons. Vereinigte Gummiwaaren-Fabriken Harburg-Wien vormals Menier-J. N. Reithoffer, Harburg a. E. 10. 7. 09, V. 7375.

England.

Anmeldungen vom 7.—12. Juni 1909. No 13726. John 1. Palmer, Verbesserung an Luftfahrzeugen. No. 13774. Percy A. Farrer und Anderson & Evans: Verbesserung an Aeroplanen.

No. 13791. Hermann Ruthenberg: Verbesserungen an Luftpropellern. No. 13818. ϖ Claude Hamilton, Leeds: Verbesserter Aeroplan. No. 13853. James Humphris: Verbesserungen an Luftmaschinen.

Anmeldungen vom 1 4.—1 9. Juni 1909. No. 13965. John Richards: Apparat zur Herstellung der Stabilität von Aeroplanen

No. 14031. Sam. L. Walkden: Verbesserungen an Aeroplanen,

. Robert Fr. Macfie: Verbesserte Wasserkühlung für Aero-

No. 14077. planmotoren.

No. 14188. No. 14355. Flugmaschinen. No. 14373. No. 14414. No. 13434

James Humphris: Verbesserungen an Luftmaschinen.

William Wragg und Robert Wright: Federnder Rahmen für

Jordan Adam: Neue Flugmaschine. Johann Schnette: Verbesserungen an Luftschiffen. Ernest Th Willows: Verbesserungen an Luftschiffen. Anmeldungen Juni 31-26, 1909.

No. 14437. Samuel Mercer: Verbesserter Aeroplan (Aero Club International de la Manche, France).

No 14438. ' Derselbe: Verbessertes Verfahren zur Stützung und Bewegung von Aeroplanen.

No. 14476. Ch. H. J. Mackenzie-Kennedy: Verbesserung in der automatischen Balanzierung und Steuerung von Flugmaschinen.

No. 14494. Johann Schuette: Verbesserungen an Luftschiffen. No, 14519. Percival Spencer: Verbesserungen an lenkbaren Ballons. No. 14520. Derselbe: Verbesserungen an Flugmaschinen.

' James Humphris: Verbesserungen an Luftmaschinen.

George H Lawson, Chelmsford: Verbesserungen an Flug-

No. 14583. No. 14638. maschinen

No. 14666.

Joseph Hill: Verbesserungen an lenkbaren Ballon.

^ Tragfläche für Flugmascbinen.*)

Die Erfindung bezieht sich auf solche Flugmaschinen, die durch eine Flügelschraube vorwärts bewegt und hierbei durch den gegen schräg zur wagrechten Ebene gestellte Segel wirkenden Luftdruck gehoben werden. Bei derartigen Flugmaschinen ist es von Wichtigkeit, die Segel leicht in jede beliebige Schräglage, sowie gegebenenfalls nach einer gekrümmten Fläche einstellen zu können. Dies ist nach der Erfindung dadurch bewirkt, daß auf am Fluggerüst angebrachten Fliigelstarigen die zur Aufnahme der Bespannung dienenden Rippen durch eine lösbare Klemmvorrichtung befestigt sind, nach deren Lösen die Rippen um die Flügelstangen gedreht und quer zu diesen verschoben werden können.

-) D.R. P. Nr. 212168, Rudolf Chillingworth, Nürnberg.

Abb 1.

Abb. 2.

Abb. 6.

Abb. 7.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Auf der Zeichnung ist eine Flugmaschine mit der neuen Segelbefestigung in Abb. 1 und 2 in Seitenansicht und Grundriß in einer beispielsweisen Ausfiihrungsform veranschaulicht. Abb. 3 und 4 zeigen die zur Verbindung der Rippen mit den Flügelstangen dienende Klemmvorrichtung in zwei zueinander senkrechten Ansichten. Abb. 5 zeigt die Flugmaschine mit gegeneinander verdrehten Rippen der vorderen Segel in Seitenansicht. Abb. 6 und 7 stellen eine Flugmaschine in Seitenansicht und Grundriß mit abgeänderter Segelanordnung dar.

An dem auf Rädern ruhenden Gerüst der Flugmaschine, das im wesentlichen aus den Längsträgern 1, 2 und den diese verbindenden, gleichzeitig zur Verankerung des Motors 3 dienenden Querträgern 4, 5 besteht, sind die Flügelstangen 6, 7, die zur Aufnahme der Rippen 8, 9 bestimmt sind, angeordnet. Vom Motor wird die an der Vorderseite der Flugmaschine angebrachte Flügelschraube 18 in Drehung versetzt. Die Flügel-stangen 6, 7 werden an dem Gerüst durch als Rohrschellen ausgebildete, mit mehrfachen Klemmbügeln versehene Hülsen 10, 11 gehalten. Auf den über dem Gerüst der Flugmaschine hervorragenden Armen der Flügelstangen 6, 7 sind die die Segel aufnehmenden Querrippen 8, 9 befestigt. Die Befestigung jeder Rippe ist durch zwei Blechbänder .12, 13 bewirkt, die an einem Ende Muffen 14, 15 tragen, die über die Rippen geschoben werden und am anderen Ende mit einer Schraubvorrichtung 16 versehen sind, durch welche die um die Flügelstange herumgelegten Blechbänder zusammengezogen werden, so daß dieselbe durch die letzteren festgeklemmt wird. Um ein gegenseitiges Zerdrücken der Fliigelstangen und der Rippen zu verhüten, ist zwischen beide ein Kreuzstück 17gelagert, das beide Teile teilweise umfaßt und gleichzeitig ihre Verdrehung gegeneinander verhindert. Nach Lösen der Schraubvorrichtungen 16 lassen sich die Rippen, auf welchen die Segel

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zweckmäßig unter Vermittlung von in den letzteren eingenähten Schlaufen befestigt sind, in jede Lage drehen, sowie quer zur Flügelstange verschieben und durch Anspannen der Schraubvorrichtung wieder feststellen. Infolgedessen ist es möglich, die Segel nach einer gekrümmten Fläche, beispielsweise nach einer Schraubenfläche, wie in Abb. 5 an den Vordersegeln der Flugmaschine veranschaulicht ist, einzustellen. Die äussersten Rippen 9 der beiden Segel sind nur wenig gegen die wagrechte Ebene geneigt Jede folgende Querrippe ist stärker als die vorhergehende geneigt, und zwar stets um den gleichen Winkel gegen diese verdreht, so daß die Segelfläche eine gleichförmige Steigung erhält. Natürlich könnten die Querrippen auch derart eingestellt werden, daß die Segel eine wechselnde Steigung aufweisen.

Bei den Vordersegeln der Flugmaschine nach Abb. 6 und 7 sind die Querrippen gegeneinander auch in der Längsrichtung versetzt Die am weitesten nach innen befindlichen Rippen der Vordersegel sind etwas hinter ihrer Mitte auf der Flügelstange befestigt. Jede folgende Rippe ist der vorhergehenden gegenüber um ein geringes Stück nach rückwärts verschoben. Hierdurch wird außen der hinter den Flügelstangen liegende Teil der Segelfläche wesentlich größer als der vor den Flügelstangen liegende Teil der Segelfläche, während innen der vordere Teil der Segelfläche größer ist als der hintere Teil. Der auf die Tragflächen wirkende Luftdruck sucht daher das Ende der Flügelstangen in entgegengesetzter Richtung wie ihren nach innen liegenden Teil zu verdrehen und verhindert dadurch auch eine Verdrehung der äusseren Rippen gegenüber den inneren und eine Ubermäßig starke Beanspruchung der Fliigelstangen auf Torsion. Diese können anstatt quer zum Gestell 1, 2 auch in der Längs- oder in der Flugrichtung des Luftfahrzeuges angeordnet sein, wie in Fig. 7 beim hinteren Segel dargestellt ist. Die Flügelstange ist auf einem Querstück 19 angebracht, das nach Art eines Universalgelenkes gelagert ist, so daß das hintere Segel gleichsam um einen Punkt nach allen Richtungen verstellt werden kann. Werden die Rippen 8 einzeln schräg gestellt oder gleichzeitig mit der Flügelstange seitlich gedreht, so werden durch die Luftströmung, welche die sowohl nach vorn als auch zur Seite schräg ansteigende hintere Segelfläche trifft, Widerstände erzeugt, durch die der hintere Teil der Flugmaschine zur Seite gezogen und somit eine Aenderung in der Flugrichtung herbeigeführt wird. Je nach der Größe der Neigung, die der hinteren Segelfläche sowohl nach der Längs- als auch nach der Querrichtung gegeben wird, ändert sich die Größe der in Richtung der Querachse der Segelfläche verlaufenden Seitenkraft, und man hat es daher durch entsprechende Einstellung der hinteren Segelfläche in der Hand, mit der Flugmaschine Kurven von größerem oder kleinerem Krümmungshalbmesser zu durchfahren.

Natürlich kann die zur Verbindung der Flügelstangen mit den Rippen dienende Klemmvorrichtung auch in anderer zweckmäßiger Weise ausgebildet sein, ferner lassen sjch mehrere Flügelstangen beispielsweise an den durch strichpunktierte Kreise angedeuteten Stellen auf dem Gerüst des Flugschiffes und ferner auf den Flügelstangen mehrere Segel anbringen, so daß eine große Widerstandsfläche entsteht. Die die Segel aufnehmenden Querrippen können etwa nach einem Parabelbogen gekrümmt sein, um dem gegen die Segel stoßenden Luftstrom einen größeren Widerstand zu bieten.

Pat e n t - Ans p r u ch. Tragfläche für Flugmaschinen, dadurch gekennzeichnet, daß die zur Befestigung der Bespannung dienenden Rippen (8, 9) mittels lösbarer Klemmvorrichtungen (12, 13, 16) an den Flügelstangen (6, 7) befestigt sind, so daß die Rippen um die Fliigelstangen gedreht und zu diesen verschoben werden können, zum Zwecke, -die-Forrrr der Tragfläche zu verändern.

Verschiedenes.

Preise für österreichische Flugtechniker. Die österreichische Aeronautische Kommission hielt am 24. September eine Sitzung ab, in welcher beschlossen wurde, zwei Ehrenpreise zu je 5000 Kronen für diejenigen österreichischen Flugtechniker zu bestimmen, welche auf einem von der Aeronautischen Kommission anerkannten Flugfeld zuerst eine gewisse Flugleistung vollbringen, deren Festsetzung noch erfolgen wird.

Der Deutsche Luftschifferverband hielt am 18. September in Frankfurt a. M. unter Vorsitz des Geheimrats Busley (Berlin) seine diesjährige Tagung ab. An der Tagung nahmen 128 Delegierte teil. Nach dem Jahresbericht zählt der Verband jetzt 39 Vereine mit 12,800 Mitgliedern. Der Antrag von Hauptmann Hildebrandt, der im Auftrag des Kaiserlichen Automobilklubs gestellt wurde, den Grafen Zeppelin zum Ehrenpräsidenten des Deutschen Luftschifferverbandes zu ernennen, wurde einstimmig angenommen. Der Ende September in Zürich stattfindende Internationale Luftschiffertag wird mit zwölf Delegierten beschickt. In Zukunft wird ein besoldeter Geschäftsführer angestellt, der von den Verbandsvereinen bezahlt wird. Dem Generalstab wurde für die Bearbeitung der aeronautischen Landkarten der Dank des Verbandes ausgesprochen. Der Vorstand wurde wieder gewählt; der nächste Verbandstag wird im September 1910 in Dresden stattfinden.

Ein flugtechnischer Verein „Aviata" wurde in Lemberg gegründet.

Dem Gründungskomitee gehören die Ingenieure Edmond Libanski, ein bekannter Forscher der Aviatik, Dr. Richtman, die Grafen von Lubomirski und von Myzielski, sowie Fürst M, von Dsiedusycki an. Der Verein will im Jahre 1910 internationale Meetings in Lemberg, Krakau und Warschau veranstalten. Herr Libanski begibt sich nach Paris, um bei Lucien Bleriot die Technik des Fliegens zu erlernen.

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Offizielle Mitteilungen des Schlesischen Flugsport=Club.

Sitz Breslau.

Vorstand:

1. Vorsitzender: Rechtsanwalt Dr. Bohn.

2. „ Freiherr von Kloch. Schriftführer: Ingenieur Stoeckicht.

1. Beisitzer: Ingenieur C. v. Sallwürk. Clublokal: Theater-Restaurant. Sitzung: Jeden Sonnabend 8.30 Uhr.

Mit den Erfolgen des Vereins auf dem Gebiete der Aviatik ist die Zahl seiner Mitglieder ständig gewachsen und hat zu einer neuen Organisation des Vereins geführt. In der Generalversammlung vom 18. September wurde zum 1. Vorsitzenden Rechtsanwalt Dr. Bohn, zum zweiten Vorsitzenden Herr Freiherr von Kloch, zum Schriftführer Herr Ingenieur Stoeckicht gewählt. Der Verein veranstaltet Uebungen im Gleitflug und Maschinenflug und verfolgt das Ziel, seinen Mitgliedern die Beherrschung des Luftraumes mit Flugmaschinen zu ermöglichen. Flugversuche, die auf dem Fluggelände des Vereins veranstaltet worden sind, waren von den besten Erfolgen begleitet und in den nächsten Wochen wird das erste Mal in Schlesien eine deutsche Flagmaschine mit Motor, Flüge veranstalten. Die Verantwortung, die mit solchen Flugversuchen verknüpft ist, hat den Verein veranlaßt, eine besondere Flugordnung aufzustellen. Der Verein verlangt von den Mitgliedern, die an den Flugübungen teilnehmen, eine ärztliche Bescheinigung über vollständige Schwindelfreiheit. An den Uebungen muß stets ein Arzt teilnehmen, außerdem empfiehlt der Verein jedem Mitgliede die Versicherung gegen Unfall. Durch weitgehende Vorsichtsmaßregeln und die systematische Ausbildung der Mitglieder im Fliegen, erstrebt der Verein bei größtmöglicher Sicherheit die Flugmaschine sportlich und wissenschaftlich auszubilden und populär zu machen.

Herr Hauptmann Hildebrandt hat in seiner bekannten Schrift über Aviatik, die im Scherl'schen Verlag erschienen ist, auf die Leistungen des Schlesischen Flugsportklubs besonders hingewiesen. Nachdem eine Reihe maßgebender Per-

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sönliclikeiten an der neuen Organisation des Klubs teilgenommen haben, wird der Verein demnächst mit einer Kundgebung an die breite Oeffentlichkeit treten.

Für die Studierenden der Universität, der Königlichen Kunstschule, der Technischen Hochschule und der Baugewerkschule sind erleichterte Aufnahmebedingungen getroffen, um eine Beteiligung der heranwachsenden Jugend an den wissenschaftlichen und technischen Arbeiten des Vereins zu ermöglichen. .

Der frühere 2. Vorsitzende des Vereins Herr von Sallwürk, der sich durch seine rastlose Arbeit für den Klub verdient gemacht hat, legte leider wegen Ueberbürdung mit Berufsarbeit sein Amt nieder. Der Dank des Vereins fand seinen Ausdruck in dem einstimmigen Beschluß, Herrn von Sallwürk als 1. Beisitzer dem Vorstande zu erhalten.

Anträge auf Aufnahme in dem Klub sind zu richten an Rechtsanwalt Dr. Botin, Breslau, Tauentzienstraße Iß.

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Offizielle Mitteilungen des Vereins Deutscher Flugtechniker.

Sitz Berlin.

Ehrenmitglieder: Gustav Lilienthal, Groß Lichterfelde. Orville Wright, Dayton. Wilbur Wright, Dayton.

1. Vorsitzender: Dr. Fritz Huth, Rixdoif.

2. Vorsitzender: Major von Parseval, Charlottenburff. Schriftführer: O. Schmal, Berlin S. W. 48, Fredrichstr. 218. Syndikus: Rechtsanwalt Eschenbach, Berlin.

Beisitzer: Diplom-Ingenieur H Dorner, Berlin. Ingenieur J. Grade, Magdeburg. i Ober-Ingenieur H. Rosenstein, Elbing. Ingenieur Max Schüler, Chemnitz. Vorsitzender der technischen Kommission: Ober-Ingenieur Zix, Berlin. Vorsitzender der P1atzkommission: Kapitain z. S. a. D. von Pustau.

Die Bemühungen des Vorstandes ist es gelungen, für die Mitglieder des Vereins, die in Berlin weilen, die Benutzung des Flugfeldes „Mars" bei Berlin zu sehr günstigen Bedingungen zu vereinbaren. Die Herren, die die Absicht haben, auf dem Flugfelde „Mars" Versuche zu unternehmen, werden gebeten, -dem Vorstand hiervon Mitteilung zu machen.

Ungezwungene Zusammenkünfte.

Wir bringen zur gefl. Kenntnis, daß für unsere Mitglieder in Berlin jeden Freitag ein Stammtisch im Restaurant Heidelberger belegt ist. Wir bitten unsere Mitglieder von dieser Gelegenheit zur ungezwungenen Aussprache Gebrauch zu machen.

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1 Offizielle 1 Mitteilungen

J des

Frankfurter Flugtechnisch. Vereins

Sitz Prankfurt a. Main.

Geschäftsstelle: Bahnhofsplatz 8. Vorstand:

1. Vorsitzender: Civil-Ing. Paul Schubbert.

2. „ Dipl.-lng. Krastel. Schriftführer: Civil-Ing. Oskar Ursinus.

1. Flugwart: Civil-Ing. Oskar Ursinus.

2. „ Dipl.-lng. Ernst Groedel. Kassierer: Groedel, Mörfeider Landstraße 68. Beisitzer: Ing. Schöpflin.

Oberleutnant a. D. zur See Dornheim. Wittich.

Von jetzt ab finden die Gleitflugübungen jeden Abend zwischen 5 und 7 Uhr statt Der Flieger darf nur aus der Halle genommen werden, wenn drei im Training befindliche Herren anwesend sind. Der Schlüssel zu der Fliegerhalle III auf dem Abflughügel ist in Zimmer 32 der Sportkommission abzuholen und mit einem Bericht nach Beendiguug der Uebung an die Sportkommission wieder abzuliefern. Es dürfen keine Flugübungen in Abwesenheit der Sanitätsmannschaft vorgenommen werden. Sind Aussichten auf Rekordflüge vorhanden, so ist sofort von der Sportkommission ein Starter zu verlangen

Die Flugübungen dürfen bei mehr als 8 m Wind ohne Genehmigung des Flugwarts oder des Flugfeld-Oberaufsichtsführenden, Rittmeister von Beckerath, nicht vorgenommen werden.

Diejenigen Herren, welche sich noch an dem Gleitflugwettbewerb der „ILA" beteiligen wollen, werden gebeten, umgehend dem Flugwart Mitteilung zu machen.

Offizielle Mitteilungen des Westdeutschen Vereins für Flugsegler.

Sitz Oberhausen i. Rhld.

Vorstand: Vorsitzender: Schüller, Bürgermeister a.D. Schriftführer: Heinr. Timm er, Hafenbahnmeister, Meiderich. Schatzmeister : He u fr er-,- Ingenieur. Gerätewart: Trutenau, Maschinenmeister. Beisitzer: Rudolf Huhn.

Mitgliederzahl 50.

Unser Verein hatte Herrn Ingenieur Wesch aus Köln am Sonntag, den 26. September 1909 zu einem Vortrage über die auch von ihm vertretene Idee des Flugsegeins ohne Motorkraft gebeten. An Stelle des Motors tritt die Muskelkraft von Armen und Beinen. Die Idee wird, wie gesagt, nicht nur von Herrn Wesch, sondern auch, wie unsere Zeitschrift (Flugsport) ergibt, von anderen vertreten, so z. B. von Herrn Bruno Kunert (Heft 11, Seite 307) und von Herrn Johannes Taaks (Heft 17, Seite 486). Vor allem stammt diese Idee nicht aus neuerer Zeit; sie ist so alt wie das Bestreben des Fliegens

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Seite 611

„FLUGSPORT."

No. 21

nach Vogelart. Man wird nicht darüber hinwegkommen, daß die Nachahmung des Vogelfluges wohl das Richtigste sein würde, um auch als Mensch fliegen zu können, wenn es eben leicht und möglich wäre, daß ein Mensch wie ein Vogel fliegen könnte, was gehen müßte, weil der Mensch ja Arme und Beine für diesen Zweck zur Verfügung hätte. Aber ist das so ohne weiteres möglich? Ist es angängig, wenn man, was ja selbstverständlich ist, mit einem Apparat nachzuhelfen sucht ? Herr Wesch setzte uns unter Vorlegung verschiedener Zeichnungen eingehend diese Fragen auseinander und wußte die Hörerschaft auch für die Idee zu interessieren, so daß wohl angenommen werden darf, daß man hier wenigstens einem praktischen Versuch in dieser Sache näher treten wird, denn probieren geht auch im Flugsegeln über studieren.

In der Versammlung wurde noch unter allgemeiner Teilnahme des am 22. September 1909 durch Absturz getöteten französischen Hauptmanns und Flugseglers Ferber gedacht

Literatur.

Flug. Von Heinrich Adams. Unser Flieger. VonWilbur undOrville Wright. VIII, 144 Seiten mit 61 Abbildungen u. Zeichnungen gr. 8. Leipz., C. F. Amelangs Verlag 1909. Geheftet 3 Mk., in Leinwand 4 Mk,

In diesem Buch gibt der Verfasser zunächst eine geschichtliche Darstellung der Entwicklung der Flugschiffabrt überhaupt, geht dann näher auf die Versuche Lilienthals ein, dem er auch eine ziemlich vollständige Lebensbeschreibung widmet. Das Buch unterscheidet sich vorteilhaft von anderen dadurch, daß es nicht eine verwirrende Sammlung von unfruchtbaren Kuriositäten bietet, sondern eine einheitlich fesselnde Darstellnng des Fliegens in der Vergangenheit und Gegenwart, sowie die Aussichten desselben für die Zukunft behandelt. Besonders aber bringt das Buch entsprechend seinem Titel eine Geschichte der Erfindung von Wilbur und Orville Wright. Die Darstellung der geschichtlichen Entwicklung des Wright-apparates und des Motors wird für viele von größtem Interesse sein. Der Verfasser sucht nachzuweisen, daß erst die Erfindung der Gebrüder Wright die lebhafte Tätigkeit auf diesem Gebiete in Frankreich hervorgerufen hat. Es folgt dann eine Darstellung der weiteren Entwicklung der französischen Flugschiffahrt Ueber die Zukunft der Lenkballons spricht der Verfasser in dem allen Flugtechnikern bekannten Sinne aus.

Die Benutzung des Buches ist nicht nur allen Laien, die über wichtige Fragen schnell orientiert sein wollen, zu empfehlen, sondern es wird auch der Fachmann manches Interessante in ihm finden, da zum Teil noch nicht veröffentlichtes Manuskript in dem Buch enthalten ist.

Was fehlt dem Menschen noch zum Flug! von Karl Neupert. Preis 0.50M. Verlag W. E Hepple'sche Buchhandlung (P. Treuner) Bamberg. In der Broschüre behandelt Neupert das Flugproblem. Sie ist bereits 1905 erschienen, Umso mehr wird ihr Studium zu jetziger Zeit anregen, da der Verfasser vor 5 Jahren Theorien aufstellte, deren Richtigkeit wir in der nunmehrigen praktischen Entwicklung der Flugapparate zum großen Teil bestätigt finden, Wohl hat sich auch vieles anders entwickelt, als der Verfasser gedacht und ein Vergleich bietet dem Flugtechniker ziemlich viel Interessantes. Die Broschüre kann besonders jetzt, wo die Flugtechnik beginnt, eine bestimmte Richtung einzuschlagen, zum Studium bestens empfohlen werden.

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unter Mitwirkung bedeutender Fachmänner herausgegeben von Oskar Urslnus, Civiling'enieur.

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- Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. =r =

Abonnement: Bei portofreier Zusendung unter Kreuzband Mk. 14.—. Durch Postbezug Mk. 12.— pro Jahr.

Der Nachdruck unserer Artikel ist, soweit nicht mit „Nachdruck verboten" versehen, nnr mit genauer Quellenangabe gestattet,

Nr. 22. Frankfurt a. M., 15. Oktober 1909. Jahrg. I.

Internationale Luftschiffahrt=Ausstellung Frankfurt a. Main 1909.

XIX.

Endlich ist auch die Flugtechnik auf der JLA zu ihrem Rechte gekommen. Die Fliegerwoche hat ihr Ende erreicht. Wenn wir resümieren, so können wir mit dem Gebotenen zufrieden sein. Außergewöhnliche Leistungen kamen nicht zu Stande, daran war auch die Witterung schuld. Geflogen sind, bezw. Flugversuche machten: Latham, Bleriot, Rougier, de Caters, Nervo, Calderara, Euler und Sido.

In den ersten Tagen bewiesen Nervo und Euler ihre Leistungen mit dem Zweidecker. Euler—zeigte hierbei entschieden bessere Leistungen als der Däne Nervo. Nervo verfügt über eine große Ausdauer und Mißerfolge können ihn nicht veranlassen, seine Versuche aufzugeben. Am Montag und Dienstag war infolge des andauernden Regens das Fliegen unmöglich geworden. Erst am Mittwoch schenkte die Sonne der Frankfurter Fliegerwoche wieder ihre Gunst- Das zahlreich erschienene Publikum wurde durch die imposanten Höhenflüge Rougiers angenehm überrascht. Rougier stieg dreimal mit einer in Frankfurt noch nicht gesehenen Leichtigkeit in die Lüfte und erreichte

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Höhen von über 200 m. Dabei zeigte sich auch so recht die Ueberlegenheit der Flugmaschine dem Ballon gegenüber. Parse-val, der gleichzeitig über dem Flugfelde manövrierte wurde von

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Von der Frankfurter Fliegerwoche.

Von oben: Etiler, Nervo und Bleriot im Fkige.

Rougier in großer Geschwindigkeit mehrmals überholt und überflogen, wofür ihm reicher Beifall zuteil wurde. Nach Rougier versuchte Latham am gleichen Tage mit seinem Apparat sich in die Luft zu erheben. Es gelang ihm dies jedoch nicht und er stoppte bereits nach der ersten Runde seinen Motor.

Euler zeigte in einer wohl gelungenen Runde, daß er gute Fortschritte in der Beherrschung seiner Flugmaschine gemacht hat. Er war es auch, welchem am nächsten Tage, dem Donnerstag, wohlverdiente Ovationen seitens des Publikums zu Teil wurden.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Von der Frankfurter Fliegerwoche.

Nervo

Calderara Eulcr

Sido

Nach mehrfach mißglückten Versuchen bestieg Euler seinen Apparat und zeigte sich in schönem gleichmäßigen Fluge von nahezu 4 Runden in einer Gesamtdauer von 4 Min. 54 Sek.

Latham enttäuschte in Frankfurt seine zahlreichen Bewunderer. Es gelang ihm auch am nächsten Tage kein nennenswerter Flug. Sein Apparat, bestechend durch sein Aeußeres, wird wohl für die hiesigen Flugplatzverhältnisse etwas zu groß gewesen sein, denn die strengen Kurven mit der dabei eintretenden verminderten Geschwindigkeit der Flügmäschine brachten ihn immer wieder zu Boden. Anderweitige Verpflichtungen zwangen ihn, Frankfurt zu verlassen, so daß die großen Hoffnungen, die man auf ihn gesetzt hatte, unerfüllt geblieben sind.

Als Entschädigung für diese Enttäuschung erfreute uns Rougier nochmals mit einem wohlgelungenen Höhenflug. Alles erwartete die Leistungen Bleriots. Die Erwartungen wurden erfüllt. Am Freitag erhob sich Bleriot mit seinem zierlichen Eindecker in die Lüfte und flog mehrere Runden.

Angenehme Ueberraschungen brachte der den Frankfurtern nicht mehr unbekannte Baron de Caters. Er suchte Bleriot zu übertreffen, was ihm auch in Bezug auf die Anzahl der Runden gelang.

Am Sonntag, der Haupttag der Frankfurter Fliegerwoche wurde der Dauerpreis der Stadt Frankfurt ausgeflogen, um welchen Bleriot und de Caters sich bewarben.

Für den Dauerpreis war die Mindestzeit von 1 Stunde vorgeschrieben. Die Ausstellungsleitung hätte deshalb der vorgerückten Jahreszeit Rechnung tragen und mit Rücksicht auf die früh eintretende Dämmerung einen früheren Beginn der Flüge arrangieren sollen.

Bleriot durchzog in ruhiger sicherer Bahn in ununterbrochenem Fluge in 1 Stunde 12 Min. und 40 Sek. die Luft

Hiernach begann de Caters seinen Dauerflug, welchen er in 1 St 17 Min. und 25 Sek. beendete und damit den Preis der Stadt Frankfurt, in Höhe von 40,000 Mk. erwarb.

Am Montag stieg Bleriot bis zu einer Höhe von etwa 70 bis 80 Metern. Er bewarb sich dann um den 5 Kilometer - Preis und um den Preis von Krupp, der für die beste Höhenstöherung ausgesetzt.war. De Caters bewarb sich um den gleichen Preis-Den ersten" Preis für den langsamsten Flug in einer Höhe von 3000 Mark errang Nervo.

Der offizielle Schluß der Fliegerwoche war am Sonntag, den 11. Oktober. An den darauffolgenden Tagen brachte es Euler noch zu recht bemerkenswerten Leistungen. Er flog am Mittwoch einmal 8 Minuten 3 Sek. und ein anderes Mal 6 Minuten 2 Sek, Baron de Caters führte mehrere Passagierfahrten aus, die sämtlich gut ausfielen. Die hauptsächlichsten Resultate des

No. 22

FLUGSPOR )'.

Seite 616

internationalen Wettbewerbes auf der Fliegerwoche in Frankfurt am Main sind folgende:

Preis der Stadt Frankfurt.

1. Preis 40000 Mk.: De Caters.

2. „ 10000 „ Bierlot. Höhen Steuerungspreise.

1. Preis, gestiftet von Krupp, . . . . Mk. 10C00: Bleriot.

2. „ gestiftet von der Polyt Qesellsch., „ 5000: de Caters. Folgende Preise sind noch gewonnen:

5-Kilometerpreis, 1. Preis, Mk. 2400: Bleriot.

2. „ „ 1600: de Caters. de Caters hat insgesamt sieben Preise von zusammen Mk. 47500

gewonnen.

Bleriot hat insgesamt sieben Preise von zusammen Mk. 23 900

gewonnen.

Zur Beurteilung der Materialien für flugtechnische Zwecke.

Die Flugtechnik stellt bekanntlich den von ihr benutzten Materialien ganz andere Anforderungen, wie es sonst die allgemeine Baukunst zu tun pflegt.

Es wird nämlich von den Baumaterialien für flugtechnische Zwecke nicht nur eine außerordentliche Festigkeit verlangt, sondern auch ein möglichst geringes spezifisches Gewicht.

Diese beiden Eigenschaften eines Materials können in einen Wert vereinigt sein, indem man die sogenannte Reißlänge des Materials angibt.

Die Reißlänge, die bereits in anderen Industriezweigen schon als Maßeinheit eingeführt ist, dient dazu, um die Festigkeit eines gegebenen Materials nicht in kg pro qcm wie es sonst üblich ist, sondern in der Länge (in km) eines aus dem betreffenden Material hergestellten Streifens auszudrücken.

Bezeichnen wir die Festigkeit (in kg/qcm) mit K, das spezifische Gewicht des Materials mit A, so erhalten wir für die Reißlänge L (in km) den Ausdruck:

Im nachstehenden soll gezeigt werden, wie man den Ausdruck für die Reißlänge zur Beurteilung der verschiedenen Materialien vom Standpunkte der Flugtechnik am bequemsten verwenden kann.

Es mag ein auf Zug arbeitender Stab gegeben sein von dem Querschnitt F (in qcm), welcher bei einer Belastung von P kg einen Sicherheitskoeffizienten y aufweisen soll.

In diesem Falle besteht folgende Gleichung:

P=ℜ (2)

Y

Setzen wir in diesen Ausdruck den durch die Gleichung (1) gegebenen Wert K = 100 A L so erhalten wir:

P = 100 (3)

Y

Soll unser Stab in dem betreffenden Konstruktionsteile die Länge 1 (in m) erhalten, so würde sich sein Gewicht g (in kg) aus folgender Gleichung bestimmen lassen:

* - T

Aus den Gleichungen (3) und (4) erhalten wir nach Ausscheidung von F den Ausdruck:

P = 1000 ^ (5)

Yl

welchem wir folgende Form geben wollen:

Der zweite Teil dieser Gleichung ist von der Beschaffenheit des Materials unabhängig, es folgt also daraus der Satz:

Für einen aus beliebigem Material hergestellten Stab von gegebener Länge (1), der bei einem Sicherheitskoeffizienten y eineßelastung P aushalten soll, ist das Produkt gL (Gewicht des Stabes X Reißlänge des Materials) eine konstante Zahl.

Setzen wir P = 1 Tonne = 1000 kg, 1=1 m, und y = 1-so erhalten wir den Ausdruck:

Q=r (7)

welcher den reziproken Wert der Reißlänge darstellt und welchen wir zunächst als „Konstruktionsgewicht" eines Materials bezeichnen wollen.

Das Konstruktionsgewicht eines Materials wäre demnach das Gewicht eines 1 m langen Stabes, welcher Belastungen bis zu 1000 kg auszuhalten vermag.

Als-JVlaßeinheit zur Beurteilung der verschiedenen Materialien möchten wir vorschlagen dieses Konstruktionsgewicht zu benutzen.

Die Bequemlichkeit dieser Maßeinheit besteht zunächst darin, daß der Wert des Konstruktionsgewichtes direkt den Vergleich verschiedener Materialien angibt, d. h. das Verhältnis zwischen den Gewichten eines aus verschiedenen Materialien hergestellten Maschinenteiles zeigt.

Um das tatsächliche Gewicht (in kg) des auf Zug arbeitenden Maschinenteiles zu bestimmen, muß man das Konstruktionsgewicht des Materials (in kg) mit der betreffenden Belastung P

(in Tonnen), der Länge 1 (in m) und dem gewählten Sicherheitskoeffizienten r multiplizieren, also: g = GP 1 y-

Die nachstehende Tabelle gibt die Konstruktionsgewichte einiger Materialien an und es wird daraus leicht zu ersehen sein, welch klares Bild über die Eigenschaften einzelner Materialien der Wert des Konstruktionsgewichtes uns verschaffen kann.*)

Reihenfolge nach G

Bezeichnung des Materi als

K

ker/qmm

A

ktrfcbdm

L 1

hm |

1000G

er

Gb

Reihenfolge nach Gb

1

Nickelchromstahl der Bismarckshütte NC4 (hart)

175.0

7.8

22.44

44.58

3.268

3

2

Spezial-Nickelstahl (Krupp !£l°9) hart

163.6

7.8

20.97

47.67

3.417

6

3

Elektron (verdichtet)

34.0

1.8

18.89

52.94

2.248

1

4

Duralumin 681

46.0

2.8

16.43

60.87

2.859

2

5

Duralumin H

36.0

2.8

12.85

77.78

3.366

4

6

Magnolium geglüht

30.0

2.5

12.0

83.33

3.393

5

7

Automobilstahl (Krupp MS)

53.8

7.7

6.99

143.1

7.079

8

8

Kupferaluminium (Albiduralum) geglüht

20.0

3.0

6.67

150.0

5.335

7

CD

Eisen

35.0

7.8

4.49

222.8

9.552

10

10

Aluminium

10.0

' 2.64

3.79

264.0

7.452

CD

Um jedes Mißverständnis zu vermeiden sei noch darauf hingewiesen, daß die in der Tabelle angebrachten Konstruktionsgewichte (G) nur für Zugorgane den richtigen Wert des Materials angeben. Für Maschinenteile, die auf Biegung resp. Knickung arbeiten sollen, treten ganz andere Verhältnisse ein.

Will man die Beurteilung der Materialien vom Standpunkte ihrer Verwendung für Maschinenteile, die auf Biegung arbeiten durchführen, so kann man anolog wie für Zugspannungen das Konstruktionsgewicht für Biegung berechnen.

Das Gewicht eines Stabes vom quadratischen Querschnitte und der Länge 1 (in m), der auf beiden Enden frei aufliegt und

*) Die Angaben für die Berechnung der in der Tabelle angebrachten Werte sind der in No. 1 des Flugsportes von E. Runipler gemachten Zusammenstellung und teilweise den Prospekten der betreffenden Firmen entnommen.

in der Mitte eine Last von P kg- trägt, kann man nach entsprechenden Umformungen in folgender Form ausdrücken:

3 _

Q = Q 131 /P7!7^ <8>

K Y

wo nach Analogie^L = tqqT gesetzt worden ist.

Nehmen wir wieder P = lüüO kg, 1 = 1, und y = 1, so ergibt sich

3 _

Gi, = 13,10 \J-^ W

oder in allgemeiner Form

3 _

Gu = 9^gsa (10)

wo G das Konstruktionsgewicht für Zug bedeutet.

Die in der Tabelle enthaltenen Werte für Gb sind nach der Formel (10) berechnet und zeigen, daß bei Beanspruchungen auf Biegung (wie übrigens zu erwarten war) leichte Aluminiumlegie-rungen kleinere Konstruktionsgewichte aufweisen als Stahl, und deshalb dem letzteren vorzuziehen sind.

Der Koeffizient 9 ist von dem Querschnitt, von der Verteilung der Belastung usw. abhängig, dagegen bleibt die allgemeine Form des Ausdruckes des Konstruktionsgewichtes für Biegung Gi, in a len Fällen dieselbe, indem sich nur der Zahlenwert von 9 ändert.

Das Konstruktionsgewicht lür Biegung, welches nach den gemachten Annahmen dem Gewichte eines im Querschnitte quadratischen Stabes von 1 m Länge, in welchem die in der Mitte wirkende Einzelkraft von 1000 kg der Bruchfestigkeit gleiche Spannungen erzeugt entspricht, bietet uns nur einen Vergleich der verschiedenen Materialien in Piezug auf ihre Anwendbarkeit für gebogene Stäbe und kann nicht zur Berechnung des tatsächlichen Gewichtes dienen, da der Wert 9 für jeden einzelnen Fall zu bestimmen ist.

Witold Jarkowski, Ingenieur.

Die I. Internationale Luftschiffahrt-Ausstellung

zu Paris.

Von unserem Pariser Korrespondenten.

Nachdem wir in voriger Nummer einen flüchtigen Blick auf das, was der Pariser Salon bei den Flugapparaten selbst an Konstruktionsneuheiten enthält, geworfen haben, dürfte es angezeigt erscheinen, auf einem erneuten Rundgange durch die Ausstellung die interessantesten der dort zur Schau gestellten Objekte, Flugmaschinen und Aviationsmotoren, näher zu betrachten.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Internationale Luftschiffahrt-Ausstellung Paris.

Von oben nach unten: Flieger von Dion-Bouton,

Flieger „Autoplan" von Aime und Salmson, Flieger „Aerocycle" von Rolle.

Siete 621

„FLU OS PORT".

No. 22

Wie schon gesagt worden ist, gibt das Vorherrschen der Eindecker-Apparate der Ausstellung ihre Signatur. Es hieße wohl, dieser mehr zufälligen Erscheinung eine allzu hohe Bedeutung beimessen, wollte man daraus etwa entnehmen, daß sich die zukünftige Entwicklung der Konstruktionstechnik nach der Seite der Einflächen-Apparate hin, zum Nachteile der Zweidecker, vollziehen werde. Im Augenblick, das ist zweifelsohne richtig, herrscht eine gewisse Mode für die Eindecker und die Sympathien, deren sich diese Type bei dem Interessentenpublikum erfreut, hat wohl in erster Reihe darin seine Ursache, daß die zierlichen, weniger voluminösen Einflächen-Apparate ihm weniger kompliziert und seiner Auffassung zugänglicher erscheinen.

Daß die Konstrukteure jedenfalls die Zweiflächentype keineswegs vernachlässigt haben, ergibt sich nicht nur aus zahlreichen Verbesserungen und Vervollkommnungen, die man an den bekannten Systemen vorzunehmen bestrebt war, sondern mehr noch aus einer Reihe absolut neuartiger Konstruktionen, von denen einige ohne Zweifel ein gewisses Interesse beanspruchen.

Hierhin gehört in erster Reihe der von der bekannten Automobilfirma de Dion-Bouton gebaute Mehrflächen-Apparat, den wir hier im Bilde vorführen. Der Dion-Flieger ist ein Zehnflächen-Apparat, der eine Länge von 9 m und eine Spannweite von 12 m hat. Das Ausmaß seiner gesamten Tragflächen beträgt 62,2 Quadratmeter. Die Tragflächen sind in ihrer Mitte gelenkig gestaltet und können, symmetrisch im Verhältnis zur vertikalen Achse des Apparats, eingebogen werden. Hierdurch soll nicht nur, und zwar je nach dem größeren oder geringeren Flächenausmaß, das auf der einen oder anderen Seite des Apparats dargeboten wird, das seit» liehe Gleichgewicht gesichert werden, sondern es soll dies zu gleicher Zeit im Falle eines Versagens des Motors einen ganz langsamen Abstieg ermöglichen, indem in einem solchen Falle die Flächen im Augenblick in eine Stellung gebracht werden können, daß sie gewissermaßen Fallschirme darstellen. Der Equi-libreur besteht aus drei übereinander liegenden Flächen von 3 m Spannweite und 0,7 m Breite. Von diesen drei Flächen ist nur eine einzige starr; die beiden anderen sind elastisch und können verschieden eingebogen werden, wozu dank einer Parallelogramm-Anordnung nur ein einziger Antrieb erforderlich ist. Das hinten angebrachte Richtungssteuer besteht aus einer vertikalen Doppelfläche, welche von einer horizontalen Fläche, die 2,6 bei 0,7 m mißt, durchquert wird. Zum Antriebe dient ein neuer 100 PS-Dion-Bouton-Motor zu acht V-förmig gelagerten Zylindern, welcher vier Holzschrauben von 2,2 m Durchmesser betätigt, die 450 Umdrehungen ergeben. Die Fluggeschwindigkeit ist auf 70 bis 80 km berechnet. Der Abflug geschieht auf Rädern, die eingezogen werden können, die Landung auf Gleitschienen nach dem System Wright.

Eine neuartige Konstruktion weist ferner ein Apparat auf, den seine Erfinder, Arme undSalmson, „Autoplan" genannt haben. Leider hat diese Maschine bisher praktischen Flugversuchen nicht unterworfen werden können. Sie ist gerade zur Ausstellung fertig geworden und erst nach deren Beendigung werden riugexperi-

mente vorgenommen werden, deren Ergebnis man mit einiger Spannung erwarten darf. Die Erfinder glauben mit ihrem eigenartigen Apparate zwei wesentliche Punkte des Aviations-Prob-lems gelöst zu haben: die Möglichkeit des unmittelbaren Aufstiegs von irgend einem Punkte aus, ohne Terrainherrichtung, ohne Räder, ohne Schienen, ohne Lanzierungsmasten, sowie ferner die Möglichkeit, die Fluggeschwindigkeit nach Belieben, und zwar bis zum unbeweglichen Schweben, zu verringern.

In der Mitte eines leichten, auf Gleitschienen ruhenden Gestells, in einer Höhe von 1,3 m vom Boden, ist der 40 PS-Motor angebracht, welcher eine horizontale Welle betätigt, die zu beiden Seiten des Apparats in einer Scheibe endigt. Auf diesen Scheiben sind zwei Schrauben von gleichen Dimensionen, aber gegenläufig angebracht, die also die Luft nach entgegengesetzten Richtungen jagen. Das auf seine Elemente reduzierte System würde demnach im Gleichgewicht bleiben, gleichviel, ob die Schrauben stillstehen oder sich drehen. Während der Drehung der Schrauben aber werden rechts und links zwei konische Luftkegel mit Wucht davongeschleudert, deren lebendige Kraft die Erfinder nutzbar zu machen bestrebt sind. Indem diese Luftkegel gegen die eingebogenen Flächen geworfen werden, erzeugen sie horizontale Komponenten, die sich gegenseitig aufheben und vertikale Komponenten, die gemeinschaftlich den Apparat hochhalten, eine Wirkung, die sich bei einer gewissen motorischen Stärke und bei einem gewissen Totalgewichte sogar bis zum Hochheben des Apparats steigern kann. Die Reaktionen der Luft unter den eingebogenen Flächen werden durch eine Ausströmöffnung, welche etwa in dem Druckzentrum angebracht ist, reguliert. Diese Ausströmöffnung hat dieselbe Rolle zu erfüllen, wie das Loch im Fallschirm, welche zur Sicherung des Gleichgewichts die Luft zu kanalisieren und abzuleiten hat.

Ein zweites Paar Flügel, über dem ersten angeordnet, hat die Aufgabe, das Gleichgewicht und die Schwebefähigkeit zu sichern. Hierzu kommt schließlich noch vorn ein dreikantiger, vogelschnabelförmiger Equilibreur und hinten zwei Propellerschrauben, welche auf eine gleichfalls eingebogene Fläche reagieren, die zum Zwecke des Gleichgewichts und der Steuerung zweigespalten ist.

Der beklagenswerte Unfall, dem kürzlich das französische Militärluftschiff nebst seiner Besatzung zum Opfer gefallen ist, hat einige Konstruktionsneuheiten angeregt, die als Schutz gegen eine Wiederholung ähnlicher Unfälle gedacht sind und sehr viel Beachtung fanden. Wie erinnerlich, ist die erwähnte Katastrophe dadurch erfolgt, daß ein abspringender Schraubenflügel in die Ballonhülle flog, diese zerstörte und daß das Luftschiff infolgedessen mit voller Wucht aus beträchtlicher Höhe auf die Erde sauste. Ein Ingenieur, Don Simoni mit Namen, der bei den bekannten Ballonfabrikanten Gebrüder Lebaudy tätig war, hat nun die Idee gehabt, einen Lenkballon zu konstruieren, den er zum Schutze gegen Unfälle mit einem Aeroplan kombiniert hat. Die „Society des Vehicules Aeriens", die den „Don Simoni" ausstellt, rühmt dem neuen System ganz beträchtliche Vorteile nach. Das Luftschiff ist in natürlichem Gleichgewicht zur Erdoberfläche.

Seine Aufstiegkraft hängt von der Ausdehnung seiner Tragflächen und der Leistung seines Motors ab. Er ähnelt in diesem Sinne mehr einem Aeroplan, als einem Lenkballon, hat aber den Vorzug, daß er natürlich nur wenig wiegt und daß er jähe Abstürze nicht zu befürchten hat Abflug und Landung zum Zwecke der Aufnahme oder Ausladung von Passagieren, zur Verproviantierung mit Betriebsstoff und desgleichen sind überall leicht und ohne Vorbereitung vorzunehmen, ohne daß dazu, wie bei den bisherigen „reinen" Lenkballons große Hilfsmannschaften erforderlich wären. Bei gleicher Motorenstärke dürfte freilich der „Don Simoni" eine höhere Fluggeschwindigkeit, als seine Vorgänger, entwickeln können, weil sein spezifisches Gewicht höher ist, als das der „Leichter als die Luft". Im Falle, daß die Ballonhülle reißt, würde der Apparat nicht jäh zu Boden fallen, sondern dank seiner Tragflächen und Schrauben sanft landen können. Der „Don Simoni" hat die übliche Spindelform; er faßt 2000 Kubikmeter und hat Tragflächen von insgesamt 200 Quadratmeter. Er ist mit zwei Motoren ausgestattet, von denen der eine nur als Hilfsmotor im Falle Versagens des anderen gedacht ist. Mit einem 100 PS-Motor soll das Luftschiff, mit Piloten, Mechaniker und acht Passagieren besetzt, leicht 50 km pro Stunde erreichen können.

Eine originelle Bauart zeigt auch ein Aeroplan, den die Firma Rolle in Montrouge ausstellt und den sie „A6rocycle" nennt. Es ist dies eine Vereinigung von Aeroplan und Motorrad, wie sie aus beistehender Illustration leicht erkennbar ist. Der Apparat hat eine Länge von 8 m und eine Spannweite von gleichfalls 8 m. Seine Tragflächen messen 22 Quadratmeter. Das eingebaute Motorrad entwickelt 15 bis 20 PS und das Gesamtgewicht des Apparats beträgt 120 kg. Die seitliche Stabilität wird durch halb-starre Flächen, die transversale Stabilität durch Verkrümmung der Enden der oberen Tragflächen erreicht.

Der Flieger von Raoul Vendome, der in einer der letzten Nummern des: „Flugsport" bereits beschrieben worden ist, wurde in dem Stand der „Office de l'Aviation" stark beachtet, ganz ab-ge ehen davon, daß gerade dieser Stand durch das geschickte Arrangement mannigfacher interessanter Ausstellungsobjekte, wie der Wolseley-Motoren, sowie einiger sehr exakt ausgeführter Modelle von Aeroplanhallen, ohne Zweifel einen Hauptanziehungspunkt des Salons bildete. Auch die nach den Prinzipien von DrzewiecM von der Firma Ratmanoff in Puteaux gefertigten .Normal-Schrauben", auf die wir später noch zu sprechen kommen, begegneten bei den zahllosen Besuchern des Standes der „Office de; l'Aviation" regem Interesse-

Der Gedanke der Kombination von Aeroplan mit Lenkballon kommt noch ein zweites Mal zum Ausdruck in einem Modell Bastier, dessen Konstruktion indessen von der Simoni'schen ganz verschieden ist- Das System Bastier setzt sich aus der Vereinigung zweier spindelförmiger Ballons mittels eines starren und mit Leinwand bekleideten Rahmens zusammen. Dieser Rahmen, oder, besser gesagt, diese Plattform kann je nach Belieben größere oder geringere Ausdehnung haben; diese richtet sich nach der Tragfläche, die man anzuwenden beabsichtigt. Welches aber

immer die Ausdehnung jener Fläche sei, so wird die Stabilität darunter nicht zu leiden haben, indem die Schraube, der Motor und der Tragkorb auf einer vertikalen, von der Achse des Apparats selbst ausgehenden Linie über einander liegen. Auf diese Weise wird die absolute Stabilität des Apparats gesichert Die Fortbewegungskraft der Schraube erleidet keine Verminderung, weil sie sich auf ein starres Ganze stützt, welches keinerlei Schwankung unterworfen und dessen Gleichgewicht absolut vollkommen ist.

Den interessantesten Teil des Salons aber stellen ohne jeden Zweifel die Aviationsmotoren dar, die in erstaunlich großer Anzahl vertreten sind. Hier zeigt sich offenkundig der gewaltige Fortschritt, den die Motoren-Konstruktion seit dem letztjährigen Salon gemacht hat. Wir sehen alle Typen und Systeme: den ursprünglichen, aus der Automobilindustrie herübergenommenen Motor, den Motor mit horizontal gegenüberliegenden Zylindern, den Motor mit V-förmig angeordneten Zylindern und endlich den

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Internationale Luftschiffahrt-Ausstellung Paris.

Flieger von Raoul Vendöme.

rotierenden Motor, und jedes dieser Konstruktionssysteme hat seine Befürworter. Wenn sich demnach-atts- der Mannigfaltigkeit der Systeme eine anerkannte Aviationstype bisher nicht durchzuringen vermochte, so scheint doch eine gewisse gemeinschaftliche Direktive nach und nach Platz zu greifen, indem sich die einzelnen Charakteristiken der verschiedenen Systeme immer mehr einander zu nähern. So sehen wir beispielsweise bei allen neueren Aviationsmotoren durchweg, daß der kurze Kolbenhub vorherrschend ist. Die Motorenkonstrukteure, die von der Automo-bilindustrie her gewohnt waren, mit dem langen Hub zu rechnen, habtn sich nur schwer dazu entschlossen, die neue Theorie zu adoptieren, die von flugtechnischer Seite seit langem betont Wird.

Mit der Verlängerung des Hubs vergrößert sich natürlich das Gewicht der Zylinder, der Kolbenstangen, der gekröpften Welle, des Gehäuses, was bei einem leichten Aviationsmotor gerade vermieden werden soll. Ein Kolbenhub von 120 mm, wie er jetzt fast allgemein adoptiert ist, dürfte den Erfordernissen am besten entsprechen.

Durch Verwendung von Kupfer für die Zylindermäntel hat man wesentlich am Gewicht gespart; dazu kommt, daß man für die Kolben eine Legierung von außerordentlicher Leichtigkeit verwendet, die sich bisher bewährt hat. Ferner finden wir jetzt bei den Motoren immer mehr die Kugellager. Als vor mehreren Jahren die deutsche Marke Mercedes damit begann, in ihren Motoren Kugellager zu verwenden, begegnete sie damit einem so großen Mißtrauen, daß sie die Neuerung wieder aufgeben mußte. Später nahm die belgische Automobilfirma Pipe die Idee wieder auf und heute scheint man zu der Erkenntnis von den Vorzügen der Kugellager auch bei den Motoren allgemein gelangt zu sein.

(Fortsetzung folgt.) Rl.

Pariser Brief.

Von unserem Pariser Korrespondenten.

Man sollte meinen, daß die aviatischen Veranstaltungen nach den mannigfachen Erfahrungen der letzten Zeit nicht sonderlich hoch im Kurse sind. Es wird aber trotzdem, hier in Frankreich wenigstens, lustig weiter „gemeetingt". Von allen Seiten regnet es Projekte für derartige Veranstaltungen und fast gibt es keine größere oder mittlere Stadt in Frankreich mehr, deren Gemeindeverwaltung nicht einen mehr oder weniger ansehnlichen Betrag für diese Zwecke votiert hätte. Man könnte über diese „Opfer-freudigkeit* eine Genugtuung empfinden, wenn es nur sicher wäre, daß alle jene, zumeist mißglückten Meetings, der Sache der Aviation auch wirklich nützten. Das erscheint aber mehr als zweifelhaft.

Daß der Automobil-Club de France in Verbindung mit seinem nächstjährigen „Grand Prix" auch eine große flugtechnische Demonstration plant, ist freilich mit Freuden zu begrüßen; hier wäre man wenigstens sicher, daß es sich um eine ernste Veranstaltung handelt, die für die aviatische Bewegung nur fördernd wirken kann. Wenn man dann noch die projektierten Manifestationen von Reims und Bordeaux gelten lassen will, so bleiben immer noch eine Unzahl von jenen Meetings übrig, von denerr meistens nur vorher 'gesprochen und geschrieben wird. Hierhin gehören die Veranstaltungen von Limoges, wo die Stadt 10000 Frs. ausgesetzt hat; die „Große Doppelwoche" von Cairo mit angeblich 500 000 Frs. (!) Preisen, wobei ein Flug von Cairo nach Suez geplant ist; die Organisation der Stadt Toulouse, die 25000 Frs. für eine Aviationswoche bestimmt hat. Es macht jetzt geradezu einen wohltuend bescheidenen Eindruck, wenn sich eine der Städte in ängstlicher Zaghaftigkeit mit nur einer Woche begnügt. Auch für die bereits erwähnte Veranstaltung von Nizza wird schon eine beängstigende Reklame gemacht.

Einiges Interesse verdienen die Vorgänge von Reims. Dort hat der ehemalige Automobilist für die deutsche Benz-Marke, Rene Hanriot, mit Unterstützung eines Finanz-Konsortiums, das durch die „Woche der Champagne" bekannt gewordene Terrain von Betheny erworben, um daselbst ein ständiges, großes, mit allem modernen Komfort eingerichtetes Aerodrom zu installieren. Natürlich fördert der Aviationsklub der Champagne das Vorhaben, sodaß zu erwarten steht, daß sich im nächsten Jahre die Stadt Reims zu einem Aviationszentrum entwickeln wird.

Auf den übrigen Flugplätzen in Frankreich ist es gegenwärtig, wo alle verfügbaren Kräfte, sofern sie von ihren ausländischen Lorbeerfahrten wieder disponibel geworden sind, für den Salon und für Juvisy herangeholt werden, naturgemäß etwas stiller. Die „ Wright-Episode" zu Pau war für die französische Aviation ein nicht zu unterschätzender Stimulant gewesen und man kann es bedauern, daß die Gebrüder Wright, wie soeben bekannt wird, ferneren Flugexperimenten entsagen und sich als „gesättigte Existenzen" lediglich der kommerziellen Exploitation ihrer Patente widmen wollen.

In Issy, wo der Geist des „großen Meisters" über den Wassern schwebt, steuern die jungen Piloten Jacques Balsan und Blanck Bleriot'sche Eindecker. Blanck hat dabei dieser Tage dadurch, daß er eine Kurve zu kurz nahm, den Vorderteil des Apparates und die Schraube demoliert. Im Uebrigen rüstet man sich in lssy-les-Moulineaux auf den bereits angekündigten Aviations-bewerb, der an den drei Tagen vom 30. Oktober bis 1. November vor sich gehen soll.

Im Monrmelons-le-Grand experimentieren mehrere Eleven, wie Kühler auf einem Antoinette-Eindecker und Metrot, Rayette, Kerboll auf Voisin-Zweideckern, mit leidlichem Erfolge. Etwas frisches Leben brachte Paulhan nach Chalons. Nachdem er aus Belgien wieder hierher zurückgekehrt ist, steuert Paulhan jetzt einen Farman'schen Zweidecker, mit dem er recht gelungene Flüge ausgeführt hat. Nun ist auch er von Chalons abgereist und hat sich nach Juvisy begeben, wo er, wie man bei uns daheim sagen würde, „den Kohl fett machen" soll.

Wie es nun wieder heißt, wird das Städtchen Pau die Ehre haben, hinfort den großen Aviatiker Bleriot beherbergen zu können. Angeblich soll Bleriot seine Absicht, in seiner Heimat Bordeaux seine Zelte aufzuschlagen, wieder geändert haben. Uebrigens ist dieser Tage in Pau der große Schuppen infolge von Fundamen-tierungsfenlern eingestürzt.--------

In Marsaille operiert Blanc, der Apostel der Aviation in Südfrankreich, mit seinem Eindecker, dem er neuerdings einen 50 PS-Motor gegeben hat. Auch die Stadt Marseille hat 50000 Frs. für einen Flug von Paris nach Marseille bestimmt, zu dem der Senator Quentin-Bauchard die Anregung gegeben hat.

Baratoux scheint in Dunkerque auf seinem Wright-Flieger bemerkenswerte Fortschritte zu machen. Am Sonnabend gelangen ihm mehrere hübsche Schleifenflüge von zehn Minuten Dauer. Allerdings hatte er beim Landen das Pech, einen Schraubenflügel abzubrechen.

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„FLUGSPORT".

Nu. 21

Auch Guyot findet sichinToury auf seinem B16riot-Eindecker gut zurecht Er konnte schon bis xu 5 km in grader Linie fliegen. Guyot machte das Experiment, in 15 m Höhe die Zündung abzustellen; die Landung erfolgte glatt.

In Auxerre macht ein Soldat des dortigen 4. Linienregiments durch seine glücklichen Flugexperimente auf einem von ihm selbst konstruierten Zweidecker von sich reden. Trotzdem soll er die Absicht haben, seinen Aeroplan in einen Eindecker umzuwandeln. Man verhandelt mit dem Erfinder, namens de Virel, um den Apparat nach Paris zu nehmen.

In Rue (Dep. Somme) experimentiert Caudron mit einem von ihm erfundenen Zweidecker, der günstig beurteilt wird. Die Länge des Apparates ist 7 m, seine Spannweite 8 m. Die Tragflächen messen 22 Quadratmeter; sie, sowie das Schwanzstück sind krümmbar. Das Gewicht des Apparates in voller Flugausrüstung beträgt 325 kg. Der Motor entwickelt 20/25 PS Caudron hat mit der Maschine mehrere Flüge in 60 Meter Höhe ausgeführt, wobei sich der Apparat von einer ungewöhnlichen Stabilität zeigte.

Der Direktor der Konstruktions-Werkstätten der Aeronautischen Gesellschaft des Ostens, Herr Charles Roux, hat einen i indecker nach seinen Ideen bauen lassen, mit dem er demnächst zu Saint-Die die ersten Versuche unternehmen will. Der Apparat setzt sich aus zwei symmetrischen trapezoidalförmigen Flügeln zusammen, die eine Länge von 1,50 m und eine Spannweite von 7 m haben. Das Gestell aus Eschenholz ist 7 m lang. Die seitliche Stabilität wird durch Flügelkrümmung, das Längsgleichgewicht durch ein us zwei Schaufeln gebildetes Tiefensteuer erreicht, die zu beiden Seiten eines starren horizontalen Stabilisators, der hinten am Apparat angeordnet ist. angebracht sind. Zwei parallele vertikale Flächen regulieren die seitliche Steuerung. Das Gleichgewicht- und Richtungssteuer werden durch ein Steuerrad, die Krümmungs''orrichtung durch einen Fußhebel betätigt. Ein 18 PS-Flanschenmotor ist vorn über den Flügeln plaziert. Er treibt in direktem Eingriff eine Schraube von 2 m Durchmesser an. Der ganze Apparat wiegt 240 kg. Der Sitz des Piloten befindet sich über den Flächen, 80 Zentimeter vom Pressionsmittelpunkte.

In Rouen bringen die beiden Brüder Lefebvre in den nächsten Tagen einen neuen Zweidecker heraus. Die Spannweite der oberen Fläche beträgt 10 m (Breite in der Mitte 2,25 m, am äußerstem Ende 1 m), die der unteren Fläche 6" m "(Breite in der Mitte 2 m, am äußersten Ende 1 m.) Der Abstand zwischen den beiden Flächen beträgt 1 m. Die Länge des Apparats beträgt 8,50 m; seine Tragflächen messen 25 Quadratmeter. Gesamtgewicht einschließlich des Piloten 400 kg. Als Konstruktionsdetails seien erwähnt, daß die obere Fläche an jedem Ende in zwei biegsame Schaufeln ausläuft, die sich während des Fluges an ihrem Ende hochrichten, was die seitliche Stabilität fördern soll. Diese Schaufeln, die jede eine Länge von 2 m haben, können vollständig in den Körper des Flügels eingezogen werden, auf diese Weise dessen Spannweite auf 6 m reduzierend, sodaß eine Landung auch

aui engem Räume möglich ist. Außerdem soll diese Verringerung der Fläche und somit des Widerstandes die Geschwindigkeit vergrößern. Zur Erhöhung der seitlichen Stabilität wird jeder Flügel besonders betätigt. Außerdem sind vorn zwei Kiele vorgesehen, die bei starkem winde nützlich sein sollen. Das Abfallen der Flächen von vorn nach hinten ergibt zwei von einander unabhängige Druckzentren und infolgedessen zwei Stützpunkte, was die Längsstabilität erhöht. Die oberen Flügel (mit eingezogenen Schaufeln) können perpendikulär heruntergelassen werden, die unteren Flügel falten sich der eine über den anderen zusammen, sodaß sich alsdann der Gesamtumfang des Apparats auf 5 m Länge, 2,50 m Breite und 3 m Höhe reduziert Die beiden Schrauben sind vorn angebracht; sie haben einen Durchmesser von 0.50 m.

Die beiden Franzosen Legagneux und Defrette sind mit einem Voisin-Zweidecker nach Petersburg gegangen, wo sie Flugexperimente anstellen wollen.

Jetzt hat ein Abgeordneter in der Kammer den Antrag gestellt, daß die Regierung einen größeren Betrag bewilligen möge zur Anlage von Flugmaschinen-Häfen in verschiedenen Teilen des Landes. So schlug er liierfür zunächst Paris, Cherbourg, Marseille, Bordeaux etc. vor. Jeder dieser „Häfen" soll außer einer Flugbahn komplette Reparatur-Ateliers umfassen. Der Kriegsminister soll dieser Anregung sympathisch gegenüberstehen

Mit regem Interesse verfolgt man hier das Unternehmen einer Zeitung in Bordeaux, des „Nouvelliste de Bordeaux", die einen großen Bewerb von Flugmaschinen-Modellen und einschlägigen technischen Erfindungen arrangiert. Die Ligue Meri-dionale Aörienne, sowie der Aero-Club de France unterstützen die Idee, sodaß die Veranstaltung einen ernsteren Charakter annehmen dürfte.

Die ofterwähnte „Woche von Spaa" ist nun auch zu Ende gegangen, ohne daß sie besonders bemerkenswerte Ereignisse gebracht hätte. Bekanntlich haben Delagrange und Sommer die Kosten dieses Meetings zu bestreiten gehabt. Letzterer soll ja nun die Absicht Haben, auf dringenden Wunsch seiner Familie, der Aviation zu entsagen. Es wäre das recht schade, denn Sommer war einer jener wenigen Aviatiker, die in ihrer ehrlichen Begeisterung für die Aviatik sich an ihren Erfolgen Genüge sein lassen und jede aufdringliche Marktschreierei verschmähen.

Jm allgemeinen fehlt es an dieser eben gerügten Erscheinung hier ganz gewiß nicht Einige der französischen Aviatiker sind aber geradezu Meister darin. Neue Nahrung haben sie nun durch die bedauerlichen Vorgänge in Johannisthal erhalten, die zum Ausgangspunkt einer widrigen Schaumschlägerei gemacht werden. Zunächst freilich mußte man lachen, wenn die Zeitungen im weinerlichem Tone berichteten, wie „da drüben" französische Aviatiker „behandelt" und um den Lohn ihrer Arbeit betrogen werden. Geradezu köstlich aber war es, wie der be—rühmte „Matin" an der Spitze seines gefürchteten Blattes in flammenden Worten einen heiligen Protest gegen die deutsche Barbarei brachte, wie er mit überquellender Entrüstung schilderte, wie die Deutschen

sich nicht entblödet hätten, die geheiligte Person des „großen Heros" (zum besseren Verständnis sei hinzugefügt, daß damit Bleriot gemeint ist) zu verletzen, den Apparat des Mannes zu beschlagnahmen, den jedes Franzosenkind als den glorreichen Nationalhelden im Herzen trägt, wie der Berliner Vertreter des „Matin" sich mit der ganzen Autorität seiner Persönlichkeit des geschändeten Landsmanns angenommen und hierzu sogar die Hilfe des Botschafters requiriert hätte, wie, dank dem energischen Eingreifen des „Matinmannes" der Leiter des Johannisthaler Ko-mites (jetzt kommt die Apotheose!) „mit Tränen in den Augen" erklärt hätte, daß die Veranstalter den Bleriot'schen Apparat freigegeben hätten, um „nicht die Gefühle des französischen Volkes zu verletzen" .... Hinter der Komik dieser chauvinistischen Kapriole steckt aber doch eine ernste Mahnung, die Mahnung vor der Gefahr, sich durch deratige Vorkommnisse geradezu lächerlich zu machen.

Entweder die Leitung der Johannisthaler Veranstaltung war mit ihrem Vorgehen im Unrecht, das kann von hier aus, zumal bei der Unglaubwürdigkeit der hier über die Angelegenheit lan-zierten Nachrichten, nicht konstatiert werden, dann hätte sie natürlich eine selbstverständliche Vorsicht außer Acht gelassen, die gerade gegenüber den französischen Aviatern am Platze gewesen wäre, oder aber sie war im Recht, dann hätte sie dieses ihr Recht mit Würde und Entschiedenheit vertreten sollen, anstatt sich hinter so albernen Bücklingen zurückzuziehen. Die Schonung der Gefühle fremder Staatsangehöriger ist eine hier nicht gerade zum Ueberfluß geübte Tugend; es gibt aber Elemente, die eine derartige feinere menschliche Regung überhaupt nicht verstehen und nur als Schwäche und Feigheit auffassen. Man lese nur die Interviews des jetzt zurückgekehrten „in seinen Gefühlen geschonten" Helden Bleriot über seinen Aufenthalt in Deutschland, man durchfliege die Zeitungen, wie sie in selbstgefälliger Breite die „Memoiren Bleriots über Deutschland" zum besten geben und man wird begreifen, daß ein hier lebender Deutscher, zumal wenn er mit dem Helden dieser Tragikomödie in ständiger persönlicher Berührung steht, einen argen Unwillen empfinden muß.

IEin Gutes aber werden die Johannisthaler Vorgänge vielleicht im Gefolge haben. Sie werden erkennen lassen, daß es nicht gut ist, derartige Veranstaltungen zu inszenieren, wenn man genötigt ist, die Mitwirkung fremder Piloten durch übertriebene Versprechungemind durch Opfer zu erbetteln, die den-'Leuten den Kamm schwellen machen. Man stütze lieber die zahllosen tüchtigen heimischen Kräfte, die nur auf verständnisvolle Förderung warten, um mindestens ebenso tüchtiges zu leisten, wie alle ausländischen Helden. Damit wird man erstens der aviatischen Bewegung im Lande einen ungleich größeren Gefallen tun, und des weiteren wird man sich nicht einer beschämenden Kritik aussetzen.

Rl.

Das Pariser Aviations=Meeting.

Von unserem Pariser Korrespondenten.

Die mit mehr Mut als Geschmack angekündigte „Große Doppelwoche von Juvisy" hat recht klein begonnen. Kläglich, sowohl mit Bezug auf das Dargebotene, als auch mit Bezug auf die Beteiligung des Publikums. Freilich, wenn die Eintrittspreise für die Bewertung eines Meetings maßgebend wären, so niülite die Veranstaltung von Port Aviation eine hohe Bedeutung haben. Nicht weniger als 80 Frs. verlangt man bekanntlich für eine einfache Eintrittskarte, von den grollen Tribünen und Logen gar nicht zu reden. So kam es auch, daß sich die Eröffnung des Meetings am vergangenen Donnerstag nahezu „unter Ausschluß der Oeffent-lichkeit" abspielte. Außer einem gewaltigen Aufgebot von Gens-darmen und Soldaten aller Waffengattungen sah man nur eine recht

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Pariser Aviations-Meeting. (Blick auf die Tribünen.) Oben rechts: Gobron auf Voisin. Oben links: Zweidecker W. L. D.

mäßige Zahl von Besuchern, zu der die direkt Interessierten, sowie die Preßvertreter das Hauptkontingent stellten. Ich habe ausgerechnet, daß auf jeden Besucher etwa drei Sicherheitsmannschaften __kameiL Wenn man demnach nach dieser Seite hin ein Qefülil der persönlichen Sicherheit haben durfte, so fühlte man sich andererseits bei der Durclrwanderung des Flugfeldes umso unsicherer. Das Wetter war schön und klar, aber es hatte mehrere Tage vorher unaufhörlich geregnet. Ueber das Morastmeer \on Port Aviation hatte man zum Eröffnungstage allerdings fein säuberlich gelben Sand streuen lassen. Mit dieser „übertünchten Sauberkeit" hatte man wohl die Augen, nicht aber die Füsse täuschen können, die knöcheltief im Kot versanken. Und wenn es sich wenigstens noch gelohnt hätte!

Das Flugfeld von Port Aviation, das sich bekanntlich ander, Eisenbahnlinie Paris-Orleans zwischen den Ortschaften Juvisy,

Savigny sur Orge und Viry erstreckt, wird im Noiden von dem Orgeflul.1, im Osten von der großen Nationalstralk Paris-Fontaine-bleau, im Westen vom Park von Savigny und südlicli direkt durch das Dorf Viry begrenzt. Ein Arm des Orgeflusses durchzieht von der nordwestlichen bis zur südöstlichen Ecke das ganze Flugfeld. Auf diesem gewaltigen Terrain, das ja auch sonst für Flug-Experimente hergerichtet ist, hat man für die besondere Gelegenheit Riesentribünen und die üblichen Nebengebäude errichtet; die Hallen für die Flugmaschinen befinden sich auf der Nordseite gegen den Fluß.

Die Leiter der Veranstaltung hatten den sinnigen Gedanken, vor Beginn des Meetings die Vertreter der Presse zu einem „intimen" Dejeneur in dem großen Festrestaurant zu Gaste zu bitten. Wenn auch die Opulenz dieses Frühstücks und die liebenswürdige Gastfreundlichkeit der Unternehmer zu dem Verlauf des ersten Tages in einem etwas „schiefen" Verhältnis standen, so hat das natürlich die Mehrzahl der hiesigen Zeitungen nicht gehindert, die Beschreibung eines Eröffnungsmeetings zu geben, wie es — hätte sein können. Noblesse oblige ....

Der „sportive Triumph", von dem die hiesigen Blätter zu melden wußten, bestand in der Evolution zweier Apparate, die vom Grafen Lambert und Gobron gesteuert wurden. Ersterer vollbrachte zwei Flüge von 11 bezw. 17 Minuten, Gobron einen Flug von 6 und einen solchen von 2 Minuten. Das war die Ausbeute des ersteu, des Eröffnungstages. Am Freitag mußten die Flugversuche infolge des strömenden Regens ausgesetzt werden. Am Sonnabend flog überhaupt nur Graf Lambert, der eine Distanz von 8,800 km in 10 Minuten 7 Sekunden zurücklegte. Wie man sieht, bot der Verlauf der ersten Tage des „Großen Meetings" nichts Sensationelles. Für den heutigen Sonntag rechnet man auf das Erscheinen von Latham und Paulhan; auch Lambert, Gobron und Fournier werden ihre Rolle als „Füllsel" zu spielen haben.

Das Publikum, soweit es eben in Juvisy anwesend ist, zeigt eine Engelsgeduld. Rl.

Der Flugsport in England.

(Originaibericht unseres Londoner Korrespondenten.)

Die Vorbereitungen für die beiden englischen Flugwochen in Blackpool und Doncaster werden fortgesetzt. Während die erstere von der Stadt selbst angeregt ist, erfährt man, daß die Flugwoche in Doncaster fast gänzlich von Paris aus arrangiert wurde, wo ein Syndikat die Einrichtung von Flugmeetings geschäftlich betreibt. Die Vertreter in London sind Mr. William Caspar und M. Franz Reichel. Bisher haben 8 Flieger ihre Mitwirkung in Doncaster zugesagt, S. F. Cody, Delagrange, Roger Sommer, Le Blon, Prevot, Molon, Schreck und Moreau. Eine Schwierigkeit entstellt nun durch das nahe zeitliche Zusammenfallen der beiden Flugvvochen. Diejenige in Blackpool soll vom 18. bis 23 Oktober stattfinden, diejenige in Doncaster vom 15. bis 22. Oktober. Der Aero-Club, der "die Föderation Aeronauti-

que Internationale in England allein vertritt, hat schon früher seine Beteiligung an dem Blackpooler Unternehmen zugesagt, und daher erklärt, daü er eine andere Veranstaltung, die in dieselbe Zeit fällt, nicht protegieren könne. Alle Flieger, die sich trotzdem in Doncaster um Preise bewerben würden, müßten später also von allen internationalen Wettbewerben ausgeschlossen werden. Diese Entscheidung des Aero-Club wird in der Presse sehr verschieden beurteilt. Die Festleitung in Doncaster macht geltend, daß sie ihr Datum schon vor längerer Zeit festgesetzt habe, daß eine andere Zeit nicht gewählt werden könne, weil alle anderen Tage für Pferderennen festgelegt seien, und daß außerdem England groß genug sei, für zwei solche Veranstaltungen, selbst wenn sie gleichzeitig stattfänden. Außerdem habe der Aero-Club gar nicht das Recht, ein Preisfliegen zu verbieten, weil ihm die Zeit nicht passe. Die französischen Flieger, die in Doncaster sich beteiligen werden, äußern sogar ganz offen, daß die Entscheidung des Aero-Club ihnen ganz gleichgültig sei und daß sie von der Föderation Internationale desavouiert werden würde. Besonders böses Blut hat eine Preßnotiz gemacht, daß ein Blackpooler Stadtrat geäußert haben solle, die Doncaster hätten in Paris einen Agenten, der mit einer vollen Geldbörse die für das Blackpooler Programm verpflichteten Flieger wegkaufe. Wie sich diese Streitigkeiten weiter entwickeln werden, muß man abwarten; jedenfalls können sich die beiden gleichzeitigen Veranstaltungen gegenseitig nur stören und der Blackpooler Plan hat bisher die Besseren Aussichten- Die dortigen Ausgaben betragen 400 000 Mk., von denen bisher 290000 Mk garantiert sind. Als Preise sind bisher 130000 Mark ausgesetzt, und dazu kommen noch der Daily-Mail-Preis von 20000 Mk. für diejenige englische Maschine, die einen Rundfl ug von 1,6 km macht, weiter Sir D. Salonions Goldpokal im Werte von 10000 Mk. und endlich der Michelin-Pokal im Werte von 20000 Mk. für die größte Entfernung, die vor Ende dieses Jahres geflogen wird.

Der weitere Plan einer Flugwoche in Leeds, von dem auch gesprochen wurde, ist aufgegeben; dagegen liest man wieder von der Absicht, Anfang November eine Flugwoche in Wolverliarnp-ton zu halten.

Die Entscheidung des Aero-Club, die Flugwoche in Doncaster nicht anzuerkennen, ist besonders unangenehm für Cody. Da dieser am Ende seiner Mittel ist, so hat er ein Anerbieten von Doncaster angenommen, wonach er 40000 Mk. für seine Beteiligung an diesem-Unternehmen erhält, und 10000 Mk. sind bereits ausgezahlt worden. Da nun das Fliegen in Doncaster vom Aero-Club disqualifiziert ist, so hat die „Daily Mail" Cody mitgeteilt, daß er sicli nicht um den 200000 Mk. Preis für den Flug von London nach Manchester bewerben könne, nachdem er sich in Doncaster beteiligt habe. Cody muß nun also seinen Fing, für den er schon viele Mühe und große Unkosten aufgewandt hat, vor dem 15. Oktober durchführen. Ein erster Versuch am Morgen des 9. Oktober mißlang wegen einer Störung des Motors gänzlich.

An demselben Tage mißlang auch Jack Humphreys Versuch, mit seinem englischen Monoplan in Wyvenlioe einen Preis zu gewinnen.

Zum Präsidenten der Aerial League of the British Empire wurde am 31. September Lord Esher, Schloßhauptmann von Windsor gewählt. Ein Mitglied dieser Liga, Mr. Patrick Y. Alexander, hat einen Preis von 20000 Mk. ausgesetzt für einen englischen Luftfahrzeugs-Motoren, der 24 Stunden läuft, ohne irgendwelche Aufmerksamkeit zu erfordern.

Die Flugsportklubs in der Provinz machen weitere Fortschritte; derjenige in Manchester hat jetzt 300 und derjenige in Liverpool 134 Mitglieder.

Petersburger Brief.

Das Interesse an der Aviatik verbreitet sich in immer weitere Kreise der Gesellschaft. Zahlreiche Fachleute, die im Sommer Deutschland (Frankfurt a. M., Göttingen) und Frankreich (Reims und Paris) bereisten, machen uns mit ihren Reiseergebnissen durch Vorträge bekannt. Die Einführung von Vorträgen über Aeronau-tik im Polytechnikum zu St. Petersburg ist beschlossen und es wurden beträchtliche Summen hierfür ausgeworfen, damit auch an anderen höheren Sc1 ulen dem Wunsche der Studierenden entsprochen und ähnlich wie an der Petersburger Unive rsität Vorträge gehalten werden können.

Zur Zeit macht Legagneux mit einem älteren Voisinschen App trat eine Tournee durch Rußland. Das was dem Publikum am 29. September in Moskau vorgeführt wurde, kann man schwerlich einen Flug nennen. Erst nach dem dritten Anlauf gelang es ihm, sich 3,5 bis 4 m vom Boden zu erheben. Aber auch dieser kleine Erfolg wurde mit großer Begeisterung aufgenommen. Das Feld füi seine Vorführungen, der Rennplatz v> n Moskau war sehr ungünstig. Die Ausdehnung desselben ist so gering, daß ein Wenden am Boden unmöglich ist. Vom 8. bis 13. Oktober ist'Legagneux in Petersburg. Der Impresario von Legagneux versteht es, die Vorführungen so zu arrangieren, daß Geld dabei verdient wird. In Warschau sollen die Einnahmen beinahe 70000 Mark betragen haben.

Der viel genannte Tatarino, dem die staatliche Hilfe entzogen worden ist, setzt jetzt seine Arbeiten mit privaten Geldmitteln : fort.

Der Kaiserl. Russische Aeroklub wurde in die Föderation Aeronautique Internationale aufgenommen. Als Vertreter wurde Oberst Semkovski ernannt.

Muß der Lanzpreis unbedingt auf dem Flugplatz Johannistal ausgeflogen

werden ?

Wir antworten darauf mit einem strikten „Nein".

Die Berliner Flugwoche hat ihren Veranstaltern nicht den erhofften Erfolg gebracht. Es war ein finanzielles, sportliches und technisches Defizit. Das wäre

anders geworden, wenn die Flugplatz-Gesellschaft nicht in so großer Uebereilung die Veranstaltung arrangiert hätte. An den Tatsachen läßt sich nichts ändern; man soll aus begangenen Fehlern lernen. Dazu scheint aber der Wille nicht vorhanden zu sein. Man würde sonst das moralische Defizit nicht noch vergrößern und dem zur Zeit erfolgreichsten deutschen Flieger Hans Grade zur Eroberung des Lanzpreises so unerhörte Schwierigkeiten in den Weg legen.

Grade will auf dem Marsfeld fliegen. Der Berliner Verein für Luftschiffahrt schreibt Johannistal vor.

Nach den Bestimmungen des Lanzpreises hat der Berliner Verein für Luftschiffahrt für jeden einzelnen Fall den Ort für den Flug zu bestimmen. Damit hat aber der Industrielle Lanz doch wohl nicht als jedesmaligen Ort den Flugplatz Johannistal ins Auge gefasst. Berlin drängt sich überall vor. Die Mißerfolge bei den verschiedensten Veranstaltungen haben den Berlinern das Vordrängen nicht abgewöhnt.

Zunächst soll einmal ganz außer Frage gestellt sein, ob Flugfeld Mars oder Johannistal für den Austrag des Lanzpreises geeigneter ist. Es muß erst einmal klar gestellt werden, ob der Berliner Verein für Luftschiffahrt den ihm von Lanz übergebenen Preis nur für Berlin reservieren will. Wir erwarten das nicht; denn ein Monopol für Flugveranstaltungen wollte Lanz mit seiner hochherzigen Spende den Berlinern auf keinen Fall verschaffen. Es wäre das auch eine Bedingung, die von zahlreichen Flugtechnikern nicht erfüllt werden könnte.

Im vorliegenden Fall wogt der Streit zwischen Marsfeld und Johannistal. Es ist begreiflich, daß die Flugplatz-Gesellschaft eine Deckung ihres Defizits der Berliner Fliegerwoche sucht und dafür die Austragung des Lanzpreises in Aussicht genommen hat.

Wie bereits eingangs erwähnt, hätten die Herren von der Flugplatzgesellschaft aus ihrer ersten Veranstaltung lernen müssen, daß zu einem Flugplatz etwas mehr gehört, als ein großer Zaun und möglichst viele Kassenhäuschen. Die Beschaffenheit des Geländes im heutigen Zustand ist die denkbar ungünstigste für Flugversuche, und wenn Grade seine Person und seine Flugmaschine nicht leichtsinnig aufs Spiel setzen will, nur um einzelnen Vorstandsmitgliedern des Berliner Vereins für Luftschiffahrt die Wahrung unbekannter Interessen zu sichern, dann kann man es ihm nicht verdenken.

Anders wäre die Angelegenheit zu beurteilen, wenn bei beiden Fluggeländen die gleichen günstigen oder ungünstigen Verhältnisse vorlägen. Dann wäre die Weigerung Grades nicht verständlich und zu verurteilen. Denn nach den Bestimmungen des Stifters hat nicht der Bewerber das Recht, sich den Flugplatz auszusuchen, sondern die Verwaltung.

Jeder Kenner und unbefangene Beurteiler beider Fluggelände wird aber zugeben, daß das Flugfeld Mars von einer solchen Beschaffenheit für Flugversuche ist, daß die Flugplatzgesellschaft es sich vorläufig zum Muster nehmen kann. — Der Verwaltung steht also, wenn es schon Berlin sein muß,-eittgunstiges und ein ungünstiges Gelände zur Verfügung. Sie protegiert mit einer Entschiedenheit das ungünstige Terrain, daß jeder Unbefangene vor einem ungelösten Rätsel steht. Um allen Zweifeln der Parteilichkeit zu begegnen, wird der Vorstand des Berliner Vereins .ür Luftschiffahrt sich zu einer Aufklärung bequemen müssen. Das ist er der Oeffentlichkeit und der deutschen Flugtechnik schuldig.

Inzwischen rüstet sich Grade, am nächsten Sonntag die Bedingungen des Lanzpreises, soweit die technischen Punkte in Frage konmmen, auszuführen. Er hat, da das offizielle Schiedsgericht es ablehnte, nach Bork zu kommen, die maßgebendsten Vertreter der Flugtechnik, sowie die Fach- und Tagespress dazu eingeladen. An Fachkenntnis und gerechter Beurteilung der Leistungen Grades wird es diesem Schiedsgericht nicht mangeln.

Die deutschen Flugtechniker werden aber an der Behandlung Grades durch die Flugplatzgesellschaft lernen, daß es besser für sie ist, einem anderen Flugfelde den Vorzug zu geben.

Grade ist am 10. Oktober auf dem Flugfelde Mars bei Bork 13 km in 11 Minuten 12 Sekunden geflogen. Er umkreiste hierbei 61/» mal das Flugfeld. Es ist die vierfache Entfernung des Lanzpreises. Der Flugapparat von Grade, welcher eine Tragfläche von 29 qm besitzt, wiegt 125 kg ohne Motor. Der Zweitaktmotor eigener Konstruktion leistet 24 PS.

Flieger von Dorner. Dorner hat seine Tätigkeit, wie bereits bekannt, nach Johannistal verlegt. Der Flieger ist ein Eindecker. Die Haupttragflächen sind zur Erhaltung der seitlichen Stabilität verwindbar. Hinten befindet sich eine Stabilisierungsfläche, sowie ein seitliches Hilfssteuer. Das Fahrgestell besteht aus 2 Rädern von sehr großer Spurweite und 2 kleineren Hinterrädern zur Unterstützung des Schwanzes. Der Motor ist an dem vorderen Teil des Fliegers sehr tief eingebaut und treibt unter Vermittlung einer Kette die oben gelegene Schraube, welche 600 Touren macht. Hinter dem Motor befindet sich, ähnlich wie bei Bleriot XII, der Führersitz, von welchem aus alle Steuerungsteile betätigt werden können. Das Gewicht des Apparates beträgt 290 kg bei einer Gesamttragfläche von 28 qm. Zum Betriebe dient ein Motor von 22 PS. Dorner soll bereits Flüge von 3 km ausgeführt haben.

Flieger Fritzsche. Dieser Flieger, dessen Bau von dem bekannten Oberleutnant zur See, Fritzsche, welcher seinerzeit im Automobil verunglückte, begonnen wurde, ist von Marine-Oberingenieur Low fertiggestellt worden. Der Flieger ist ein Eindecker mit drei hintereinander liegenden Flächen, wovon die vordere als Höhensteuer dient. Zum Betriebe dient ein 50 PS. Motor. Die Gesamttragfläche der Maschine beträgt 35 qm.

Flieger von Svachulay. Diese Maschine war in Budapest im Saale des Hotels Royal ausgestellt. Der Erfinder, der Schlossermeister Alexander Svachulay, hat nach mehr als zwölfjähriger Arbeit, ohne jegliche fremde Hilfe, seinen Flugapparat hergestellt. Als Muster dienten die Monoplane Bleriots und Lathams, doch ist die Konstruktion des Aeroplans eine selbständige. Der Apparat ist um vieles leichter als alle bisherigen. Der Motor wiegt 24 kg, der ganze Aeroplan kaum 100 kg. Flugbereit beträgt das ganze Gewicht kaum 160 kg, während die übrigen Flugmaschinen u. zw. die Bleriots 215, die Wrights 450, die Lathams 550 und diejenige Farmans sogar 770 kg wiegen. Auf dem Flugapparate sind paarweise vier Flächen angebracht mit einem Gesamtflächenraum von 15 qm. Die Spannweite der einzelnen Flügel beträgt 7 m, die Breite ungefähr 1 m. Die 7 Propeller sind in der Mitte des Apparates angebracht und zwar so, daß sie während der Fahrt um eine Axe bewegbar sind; die Maschine kann also in der Luft stillstehen. (?) Der Rahmen des Propellers ist aus Stahlrohr und dennoch

Flugtechnische

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Rundschau.

Inland.

Ausland.

No. 22

FLUQSPOH ■[".'

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leichter als die aus Aluminium oder Holz hergestellten Propellerrahmen der ausländischen Maschinen, dabei natürlich um vieles stärker. Die Propeller machen pro Minute 200 Umdrehungen, und die Fluggeschwindigkeit ist von 10 bis 50 Stundenkilometer zu erhöhen. Der erste Anfstiegsvcrsuch soll in 1 2 Wochen in der Nähe von Szolnok oder Czegled unternommen werden, und zwar wird der Journalist Emerich Seress, der seit einem Jahre der Hilfsgenosse Svachulays ist, den ersten Flugversuch unternehmen. Dem Probeaufflug wird natürlich von allen Seiten lebhaftes Interesse entgegengebracht.

Flieger von Robert Nau. Dieser Flieger, ein Eindecker, besitzt eine Spannweite von 14 m. Die hintere Stabilisierungsfläche ist verwindbar. Zum Betriebe dient ein 50 PS 3 Zylinder Anzani-Motor. Das Gewicht des Apparates beträgt 470 kg. Sehr viel Wert ist auf die Abfederung des Chassis gelegt.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Der neue Eindecker von Robert Nau.

Oben: Vorderansicht. Unten: Hinteransicht.

Flugpreise.

Einen Preis von 5000 Frcs. stiftetete der Schweizer Automobil-Club demjenigen Schweizer, welcher als erster mit einem in der Schweiz konstruierten Flugapparat 2 km in der Luft zurücklegt.

Patentwesen.

Deutschland.

Patentanmeldungen.

77h. St 12594. Vorrichtueg zur Erzielung eines Auf- und Vortriebes an Flugmaschiuen und anderen Fährzeugen. Robert Strehlau, Berlin-Westend, Ebereschen-Allee 28. 5. 12. 07.

Patenterteilungen.

77h. 215 158. Steuerung für Luftfahrzeuge. Josef Konzwald, Hamburg, Papenstr. 36. 5. 7. 08. K. 38 077.

77 h. ^215159. Fingvorrichtung mit vorn zugespitzten und seitlichen Um-bieguugen oder Verstärkungen versehenen Tragflächen. Robert Krause, Cö(n, Clevestr. 3. 23. 5. 08. K. 37 723.

77h. 215242. Stoffe für Luftballonhüllen. Vereinigte Gummiwaren Fabriken Haarburg-Wien vormals Menier-J. N. Reithoffer, Harburg a. E. 4 7.08. V. 7925.

77h 215323. Lenkbares Luftschiff mit Tragflächen unter dem Ballon. Gustav Maerten, Wiesdorf, Niederrh. 10. 5. 08. M. 34 965.

77h. 215324. Zerlegbarer Anker für Luftfahrzeuge. Johann Jung II, Alzey, Rheinhessen. 3. 9. 08. J. 10986.

77h. 215602. Antriebsvorrichtung für Luftschiffe, Flugmaschinen u. drgl. mit jalousieartigen in der Fahrrichtung hin- und herbewegten Treibflächen. Vincent Wisniewski, Berlin, Unter den Linden 12. 10. 12. 07. W. 28875.

77h. 215626. Zerlegbares starres Luftschiff. Franz Sonnenmoser, Frankfurt a. M., Sandhofstraße 48. 21. 11. 08. S. 27 850.

77h. 215960 Antriebsvorrichtung für Luftschiffe u. drgl. Francois Henne-bique, Paris; Vertr.: A. Loll, Pat.-Anw., Berlin SW. 48. 3. 10. 07. H. 41 837. Gebrauchsmustereintragungen.

77h. 392390. Drachenflieger. Hans Röttges, Bremen-Gröpelingen, Mar-selerstraße 16. 17. 12. 08. R. 22813.

77 h. 392407. Zusammenlegbarer Flug-Drachen. Otto Müller, Berlin, Christianiastr. 116. 28. 5. 09. M. 30 630,

77 h. 389 806. Gleitflieger mit Doppeldeck und Drillingschrauben. Gustav Vieweg, Leipzig-Neuschönefeld, Neustädterstr. 3. 10. 7. 09. V. 7377.

77h. 392 607. Luftschraube. Eduard Riedel, Schweidnitz i. Schi. 26. 9. 08. R. 22246.

Verschiedenes.

Der Kronprinz als Flugtechniker. Der Flug mit dem Wright-Flieger hat einen nachhaltigen Eindruck auf den Kronprinzen gemacht, so daß er beschlossen hat, im nächsten Frühjahr weitere Aufstiege im Flugapparat zu unternehmen.

Vom Fingfeld Mars. Außer der Bestreitung des Lanzpreises durch Grade am nächsten Sonntag, wird den Besuchern des Marsfeldes sich auch ein der Oeffentlichkeit noch wenig bekannter Flugtechniker zeigen. Es ist Schubert, der seinen Apparat fertig montiert und in den letzten Tagen mit den Versuchen begonnen hat. Der Motor hat sich bei seinem Probelauf als zuverlässig erwiesen und es ist deshalb möglich, daß die Zuschauer, außer dem Grade'schen Probeflug für den Lanzpreis, bereits Gelegenheit haben, auch die Schubert'sche Flugmaschine in der Luft zu sehen. Ob die Maschine überhaupt flugfäh g ist, darüber herrschen in den flugtechnischen Kreisen durchaus geteilte Ansichten. Der Versuch wird es ja zeigen.

Literatur.

Die Flugmaschinen. Theorie und Praxis Berechnung der Drachen- und Schraubenflieger von Georg Wellner, Maschinen-Ingenieur, Hofrat und Professor i. R. Mit 100 Abbildungen und zwei Tafeln. A. Hartlebens Verlag Berlin und Leipzig. Hofrat Wellner beschäftigt sich schon seit Jahren mit der Luftschiffahrt, Ueber die Möglichkeit der Luftschiffahrt hielt er schon vor mehr als dreißig Jahren Vorträge in wissenschaftlichen Kreisen. Wellner ist als einer der ersten Flugtechniker zu bezeichnen, denn er stand von jeher und steht heute noch der 3allonfrage sehr kühl gegenüber.

Das vorliegende Werk ist das Ergebnis Jahrzehnte langer Studien und jeder Flugtechniker wird sich gern in seinen Inhalt vertiefen. Wellner ist in erster Linie Theoretiker und hat als solcher die theoretische Entwicklung der Flugtechnik behandelt. Glücklicher Weise vermied er bei seinen Berechnungen den allgemein analytischen Weg, welcher alle Möglichkeit vorsieht und neben dem gleichförmigen horizontalen Flug auch die beschleunigte, sowie die auf- und abgehende Bewegung berücksichtigt. Er begnügte sich mit dem synthetischen Aufbau möglichst bequemer und durchsichtiger Gleichungen für die einfachsten Fälle des dynamischen Beharrungzustandes, welche mit der Praxis übereinstimmen. Neben der Theorie gibt Wellner auch der Praxis breiten Raum und wir können es als einen glücklichen Mittelweg bezeichnen, daß er in seinem Buche nicht zu viel Theorie und auch nicht zu wenig Praxis berücksichtigte.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Offizielle Mitteilungen des Schlesischen Flugsport=Club.

Sitz Breslau.

Vorstand:

1. Vorsitzender: Rechtsanwalt Dr. Bohn.

2. „ Freiherr von Kloch. Schriftführer: Ingenieur Stoeckicht.

1. Beisitzer: Ingenieur C. v. Sallwürk Clublokal: Theater-Restaurant. Sitzung: Jeden Sonnabend 8.30 Uhr.

Offizielle Mitteilungen des Vereins Deutscher Flugtechniker.

Sitz Berlin.

Ehrenmitglieder: Gustav Lilienthal, Groß Lichterfclde. Orville Wright, Dayton Wilbur Wright, Dayton.

1. Vorsitzender: Dr. Fritz Huth, Rixdorf.

2. Vorsitzender: Major von Parseval, CharIottenbur>;. Schriftführer: O. Schmal, Berlin S. W. 48, Fredrichstr. 218. Syndikus: Rechtsanwalt Eschenbach, Berlin.

Beisitzer: Diplom-Ingenieur H Dorner, Berlin. Ingenieur J. Grade, Magdeburg. Ober-Ingenieur H. Rosenstein', Elbing. Ingenieur Max Schüler, Chemnitz. Vorsitzender der technischen Kommission: Ober-Ingenieur Zix, Berlin. Vorsitzender der P1 a tz k o m m i s s i o n : Kap tain z. S. a. D.-von Püstau.

Den Bemühungen des Vorstandes ist es gelungen, für die Mitglieder des Vereins, die in Berlin weilen, die Benutzung des Flugfeldes „Mars" bei Berlin zu sehr günstigen Bedingungen zu vereinbaren. Die Herren, die die Absicht haben, auf dem Flugfelde „Mars" Versuche zu unternehmen, werden gebeten, dem Vorstand hiervon Mitteilung zu machen.

Ungezwungene Zusammenkünfte. Wir bringen zur gefl. Kenntnis, daß für unsere Mitglieder in Berlin jeden Freitag ein Stammtisch im Restaurant Heidelberger belegt ist. Wir bitten unsre Mitglieder von dieser Gelegenheit zur ungezwungenen Aussprache Gebrauch zu machen.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Offizielle Mitteilungen

des

Frankfurter Flugtechnisch. Vereins

Sitz Frankfurt a. Main.

| Geschäftsstelle : Bahnhofsplatz 8.

Vorstand:

1. Vorsitzender: Civil-lng. Paul Schubbert.

2. „ Dipl.-Ing. Krastel. Schriftführer: Civil-lng. Oskar Ursinus.

1. Flugwart: Civil-lng. Oskar Ursinus.

2. „ Dipl.-Ing. Ernst Groedel. Kassierer: Groedel, Mörfelder Landstraße 68 Beisitzer: lng. Schöpflin.

Oberleutnant a. D. zur See Dornheim. Wittich.

Die Fliegerhalle III. muß wegen Schluß der ILA ab 20. Oktober geräumt werden. Die Flieger können provisorisch in der Clouth-Halle untergebracht werden.

Wegen Beschaffung eines neuen Fluggeländes werden z Z. vom Vorstand Unterhandlungen gepflogen.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Der Frankfurter Flugtechnische Verein bei der Arbeit.

I

Frankfurter Flugsport - Club.

Sitz Prankfurt a. Main.

Consul Hermann v. Passavant, Erster Vorsitzender. Assessor Dr. Alex Meyer, Zweiter „

Freiherr v. Schey, Schatzmeister.

Bernhard Flinsch, Vorsitzender der technischen Kommission.

Referendar Otto v. Rottenburg, Schriftführer.

Der Zweck des Klubs ist Pflege und Förderung des Flugsportes mit Flug-maschinen unter Ausschluß jeglichen Ballonsports.

Alle Anfragen und Briefe sind zu richten an Assessor Dr. M ey e r, Frankfurt a. M., Beethovenstr. 23.

Studien - Gesellschaft für Aviatik.

Breslau - Krietern * Kgl. Erdbebenwarte. Vorstand:

1. Vorsitzender: Ober-Ingenieur E. Schräder.

2. „ Ingenieur G. Winkler sen. 1. Schriftführer: Ingenieur W. Bruch.

Sitzungen, zu denen die Einladungen schriftlich ergehen, finden jeden Freitag, abends 8.30 Uhr statt.

Die in dem Bericht über die Frankfurter Flugwoche gebrachten Photographien, sind von Hofphotograph Hofschild, Frankfurt a. M.

Neueste Mitteilungen.

„Wright hat sämtliche Apparate Salon mit krümmbaren Flächen pfänden lassen", drahtete gestern unser Pariser Vertreter.

Die Nachricht kam immerhin Uberraschend, obwohl die Wrights sich verschiedentlich geäußert hatten, daß sie, falls einer der französischen Apparate nach Amerika kommen würde, sie denselben sofort mit Beschlag belegen würden. Das Schweigen der Wrights während der letzten Meetings war verdächtig. Man scheint von amerikanischer Seite her den Patentstreit gut vorbereitet zu haben.

Das Wrightpatent ist bekanntlich im Jahre 1903 erteilt worden. Im Jahre 1901 haben die Wrights dasselbe in den „some aeronautical experiments" veröffentlicht. Nach dem bestehenden Gesetz müßte das Patent ungültig sein. Auch scheint in der Patentschrift noch zweifelhaft, ob die Verwindung sich auch auf Eindeckerkonstruktionen ausdehnt. --------

Nach den Maßnahmen der Wrights in Paris zu urteilen, scheinen sie sich des Ausganges eines Patentstreites sehr sicher zu fühlen.

Jedenfalls wird bei einer Ausdehnung der Wright'schen Ansprüche auf die Einflächnermaschinen die Flugtechnik gewaltsam in ihrer Entwicklung gehemmt werden. U.

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Flugsport

Jllustrierte technische Zeitschrift und Anzeiger

für die gesamte

„Flußschiffahrt"

(L' Aviation)

Le seul organe allemand traitant particulierement les interets de l'Aviation

unter Mitwirkung bedeutender Fachmänner herausgegeben von Oskar Ursinus, Civilingrenieur.

Brief-Adr.: Redaktion und Verlag „Flugsport" Frankfurt a. M., Bahnhofsplatz S. Repräsentant pour la France: E. Raphael, Paris, Rue du Faubourg Poissonniere 62. Erscheint regelmäßig am 1. und 3. Freitag jeden Monats.

: Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. =

Abonnement: Bei portofreier Zusendung unter Kreuzband Mk. 14.—. Durch Postbezug Mk. 12.— pro Jahr.

Der Nachdruck unserer Artikel ist, soweit nicht mit „Nachdruck verboten" versehen, nur mit genauer Quellenangabe gestattet.

Nr. 23. Frankfurt a. M., 5. September 1909. Jahrg. I.

In eigener Sache.

In letzter Zeit haben mehrfach Zeitungen, sogar solche, welche sich zu den besseren Fachzeitungen zählen, unserer Zeitschrift Abbildungen und Artikel ohne jegliche Quellenangabe entnommen. Wir machen darauf aufmerksam, daß wir in Zukunft derartigen unberechtigten Nachdruck mit den uns zur Verfügung stehenden Rechtsmitteln ohne Rücksichtnahme aufs schärfste verfolgen.

Wir hoffen, das diese Zeilen dazu beitragen, daß in Zukunft diese Manipulationen unterbleiben.

Redaktion des „Flugsport".

Wie Ingenieur Grade den Lanzpreis gewann?

Nachdem der unsern Lesern bekannte Flugingenieur Grade aus Magdeburg auf dem Flugfelde Mars bei Bork, seine bisherige Uebungsstätte, vorzüglich gelungene Flüge ausgeführt hat, hat er am 30. Oktober auf dem Flugplatz Johannisthal den Lanzpreis gewonnen.

Es war ein feierlicher Moment, als Grade seinen Flieger aus der Halle herausbrachte und bestieg. Die in flugtechnischen

Seite 642

„FLUGS PO RT".

No. 23

Kreisen bekannten Persönlichkeiten Dr. Huth, Dorner, Schmal, Beauclaire, Hauptmann von Krogh, Major von Parseval und Grades liebenswürdiger Bruder, Oberleutnant Grade, waren zugegen. Vor dem Start wurde zunächst durch die Sportkommission, bestehend aus Geheimrat Busley, Professor Süring, Krause und Krell die Flugmaschine geprüft, ob sie den Bedingungen des Lanzpreises entspreche.

Nachdem die Prüfung, der auch der Stifter des Preises Dr.-lng. Karl Lanz beiwohnte, ergeben hatte, daß alle Teile des Apparates aus deutschem Material hergestellt sind, schritt Grade zum Start. Schon nach kurzem Anlauf überflog Grade die 100-Meter-Startlinie in etwa 3 Meter Höhe, erhob sich bis zu 10 Meter und

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

steuerte auf den ersten Wendepfahl los, den er in schönen Bogen umkreiste. Die Windgeschwindigkeit betrug 8 m. Nachdem auch der zweite Wendepfosten glatt umflogen war, im entgegengesetzten Drehungssinn zum ersten, flog Grade durch das Ziel. Er beschrieb noch eine große Schleife und landete dann fast vor der Tür seines Schuppens. Jubelnd umdrängten ihn seine Kameraden vom Verein Deutscher Flugtechniker und schmückten den glücklichen

Gewinner des Lanzpreises unter stürmischem Beifall mit einem riesigen Lorbeerkranz.

Die reine Zeit für den Lanzpreis betrug 2 Minuten 43 Sek., die Gesamtzeit 4 Min. 4 Sek, Der Apparat wurde in den Schuppen gebracht, wohin sich auch der Stifter des Preises, die Sport-kommissiön und Grade begaben. Nachdem die Sportkommission die Erklärung abgegeben hatte, daß die vorgeschriebenen Bedingungen des Preises erfüllt seien, überreichte Dr. Lanz mit einigen herzlichen Worten dem erfolgreichen Flugtechniker einen Scheck über 40 000 M. Damit war der wertvolle Preis endgültig gewonnen.

Grade machte später noch 2 Aufstiege von 5 Min. 29 Sek. und 6 Min. 52 Sek., die beide sehr schön verliefen. Grade bewies

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Ing. Grade in seinem Flieger vor dem Start.

durch niedere und hohe Flüge, bis zu 30 Meter Höhe, durch Schleifen und ganz enge Kurven, von neuem, die große Stabilität und leichte Lenkbarkeit seines Apparates und seine hohe Meisterschaft in der Beherrschung seines Eindeckers. Brausende Zurufe aus vielen tausend Kehlen begrüßten den Deutschen bei seinen Landungen und seinen Flugvorführungen. Grade hat den Preis redlich verdient.

Am 31. Oktober hat Grade auf Johannisthal noch weitere interessante Flüge ausgeführt. Er umfuhr zweimal die Lanzpreis-Strecke und machte eine Wendung quer über das Flugfeld, um direkt vor seinem Schuppen nach 7 Minuten Flugdauer zu landen.

Das zweite mal flog er zunächst in einer Höhe von etwa 15 m sehr schnell zwei Runden, dann stieg er bis zu 30, 40, schließlich ungefähr 50 Meter Höhe, um gleich darauf kaum 1 Meter über dem Boden dahinzukriechen. Er wendete sehr kurz, flog in entgegengesetzter Richtung über das Feld und landete vor den Tribünen ganz sanft und glatt nach 13 Minuten, als sein Motor etwas heiß geworden war. Er ließ ihn abkühlen und startete dann ohne jede fremde Hilfe vom Neck weg, um in einem 3 V» Minuten währenden schönen Fluge in mittlerer Höhe noch einige Schleifen zu beschreiben. Stürmischer Beifall belohnte diese schönen Leistungen. Doch Grade gab sich noch immer nicht zufrieden. Eine Viertelstunde später startete er abermals — es war schon ziemlich dunkel geworden — und flog noch ca. 3 Minuten.

Noch am gleichen Abend wurde der Apparat demontiert, um seine Reise nach Hamburg anzutreten.

Pariser Brief.

Von unserem Pariser Korrespondenten.

Jetzt sind wir heimgekehrt, reich mit Ruhm beschwert, nahmen mit, was des Mitnehmens irgend „Wert", singt der Schweinezüchter Szupän im „Zigeunerbaron". Auch die französischen Aviatiker stellen sich nacheinander wieder in der Heimat ein, wo die Propheten bekanntlich nicht soviel gelten, wie im Auslande. Aus Doncaster, aus Blackpool, aus Antwerpen, aus Johannisthal, aus Frankfurt sind sie, mit Ruhm, Gold und ihren Flugapparaten zurückgekehrt, sofern sie nicht, wie Latham in Blackpool, einen zahlungsfähigen Abnehmer für ihren Aeroplan gefunden haben". Nur Bleriot, der Vielbegehrte, weilt noch in der Fremde. Er fährt seinen Ruhm spazieren und macht eine wirksame Reklame iür seine Eindecker. Und während er in Bukarest auf Ersatz für seinen explodierten Motor wartet, geht daheim das Geschäft weiter. Dieser Tage hat sogar der bekannte amerikanische Millionär Wannemaker einen Bleriotschen Eindecker von der Kanaltype in Auftrag gegeben.

Zu dem Franzosen Legagneux, der immer noch bemüht ist, in der Sommerresidenz des Zaren, in Gatschina, den Russen etwas vorzufliegen, hat sich nun auch-Guyot gesellt, der, nachdem er sich in Toufy vergeblich abgequält hat, gleichfalls nach Rußland gegangen ist, woselbst er, wie es heißt, in Petersburg, Moskau, Odessa usw. je eine Woche lang „Aeroplan-Vorführungen" veranstalten soll. Ob dabei auch geflogen werden wird, ist noch nicht gewiß.

Natürlich beginnt in den einzelnen Fluglagern in Frankreich jetzt ein regeres Leben. In lssy-les-Moulineaux lassen sich andauernd neue Kräfte als Piloten anwerben, wie z. B. Speckner, Taurin und Crahay, die sämtlich Bleriotsche Eindecker steuern oder zu steuern versuchen. Auch Jan Olieslagers, der ehemalige

Meister des Motorrads, beginnt, sich in der Handhabung eines Monoplans unterweisen zu lassen. Außerdem sieht man in lssy den neuen Voisin-Zweidecker, von Gabriel Voisin selbst gesteuert, sowie die Apparate von Vendöme und Clement-Bayard. Von all den lernenden Aviatern scheint Verheyen der bekannte Frankfurter Sportsmann der mit seiner Bleriotmaschine Flüge bis 1500 m ausgeführt hat, sich am besten mit der Maschine zurechtzufinden. Das mit so großem Pomp angekündigte „Meeting von lssy" ist ad calendas graecas vertagt worden.

An dessen Stelle sind wieder eine ganze Reihe neuer Meetings geplant, von denen aber wohl nur wenige wirklich zu Stande kommen werden Nur das bevorstehende Meeting von Nizza hat

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Baronin'de Laroche. Franz Verheyen.

dadurch ein anders Relief erhalten, daß der Aero-Club de France das Protektorat dieser Veranstaltung übernommen hat. Uebrigens hat der Aero-Club in Uebereinstimmung mit der „Föderation Aeronautique Internationale" den sehr verständigen Beschluß gefaßt, daß vom 1. Januar 1910 ab in allen vom Aero-Club und den ihm nahestehenden Vereinigungen veranstalteten Bewerben, sowohl für Aviation als auch für Lenkluftschiffahrt, nur solche Piloten starten können, welche von dem genannten Club das Pilotenpatent erworben haben. Für die Erteilung des Patents macht der Aeroklub folgende Leistung zur Bedingung: Drei Flüge im Kreise von mindestens je 1 km ohne Kontakt mit dem Boden. ~Diese drei Flüge sind an drei verschiedenen Tagen und inneflTaTb des Zeitraums von dreißig Tagen auszuführen. Damit wird wenigstens gewissermaßen eine Garantie geboten werden, daß in Zukunft nur Leute an den Start kommen, die wirklich wissen, wie man einen Apparat steuert. Glücklicherweise hat der Beschluß keine rückwirkende Kraft; er würde sonst unter den „Piloten" hier eine fürchterliche Musterung halten . .

Gestern hat das Meeting von Saint Etienne recht vielver-heißend begonnen. Nachdem das zahlreich zusammengeströmte Publikum stundenlang vergeblich auf eine Flugvorführung gewartet hatte, verlor es die Geduld und drohte, die Barrieren einzureißen

und die Hallen zu stürmen. Um die Aufregung der Massen zu beschwichtigen, bestieg der junge Gobron seinen Zweidecker. Aber er vermochte sich nicht vom Boden zu erheben, sodaß er den Apparat wieder nach der Halle zurückdirigierte. In der Erregung über das unbeschreibliche Toben der Menge hatte Gobron zu spät seine Zündung abgestellt, sodaß der Apparat im Anprall gegen eine Wand starke Beschädigungen erlitt. Da man für die folgenden Tage seitens des enttäuschten Publibums große Ausschreitungen befürchtet, ist Militär requiriert worden.

In Mourmelon-le-Grand experimentiert wieder Henri Farman, sowie die Voisin-Schüler Beilot, Metrot, Powels und de Baeder. Auch der Herzog von Westminster nimmt im Lager vonChalons Unterricht in der Steuerung eines Voisinzweideckers und hat bereits kurze Flüge ausgeführt. Am interessantesten war aber der in dieser Woche erfolgte erste selbständige Aufstieg einer Dame im Aeroplan: Die Baronin Raymonde de Laroche bestieg einen Voisin-Zweidecker und steuerte diesen sicher über eine Distanz von 300 Metern. Die genannte Dame, die in der französischen Sportswelt als eifrige Automobilistin bekannt ist, will sich jetzt ernstlich dem Flugsport widmen. Das eröffnet ja recht lustige Perspektiven. So ein Stelldichein 400 m über der Erde muß seinen eignen Reiz haben ....

Port Aviation, dessen ruhmloses Meeting, wie an anderer Stelle berichtet, ein noch ruhmloseres Ende fand, wird es wohl nötig haben, sich zunächst einmal von den „glänzenden sportlichen und materiellen Erfolgen", von denen eine dankbare Presse zu melden wußte, zu erholen. Es wird da allerlei gemunkelt, doch weiß man nichts bestimmtes

Während Henri Farman zu Blackpool seine Landsleute entzückte, führte seine Bruder Maurice ein schönes Bravourstück aus, indem er von Buc aus über La Miniere, Montigny und Chauteaufort einen Distanzflug von 75 km in 55 Minuten vollbrachte. Nun gedenkt er seinen lange geplanten Flug von Buc nach Chartres baldigst antreten zu können.

Einige neue Experimente verdienen Beachtung. In Poitiers hat ein von Perret & Chaffal konstruierter Zweidecker seinen ersten glücklichen Flugversuch bestanden. Leider wurde der Apparat beim Landen durch die Ungeschicklichkeit eines Zuschauers beschädigt.

In Laon wird demnächst der Eindecker des Herrn de Feure herauskommen. Der Apparat, der einen 50 PS Clerget-Motor hat, soll auf sehr hohe Geschwindigkeiten berechnet sein. Die Anordnung" von zwei Schrauben hinten am Apparat sichert dessen seitliche Stabilität, wodurch an der Breite der Tragfläche wesentlich gespart worden ist. Der Apparat hat ein angeblich neues Verkrümmungsvenahren.

Der Fabrikant Tellier, der bekannte Konstrukteur von Motor-Bootsrumpfen, hat für Dubonnet einen Eindecker gebaut, der gleichfalls in diesen Tagen einem ersten Versuch unterzogen werden soll. Der Apparat scheint nach den bekannt gewordenen Angaben sehr an Bleriot und zum Teil an Antoinette zu erinnern. Er hat nur 7,5 m Spannbreite, aber er ist sehr lang und hat eine schöne Sil-

houette. Seine Schraube wird durch einen ganz gewöhnlichen 25 PS Automobil-Motor angetrieben. Man sieht den Dubonnet-schen Experimenten mit Interesse entgegen.

Ein bekannter Pariser Industrieller, de Perdussin, der übrigens noch nie einen Aeroplan bestiegen hat, läßt durch die Presse verkünden, daß er demnächst seinen ersten aviatischen Versuch unternehmen und dabei — die Kathedrale seiner Heimatstadt Laon umsegeln und alsdann auf seinem Gut zu Chivres landen will. Der ahnungslose Engel . . .

Der Leutnant Battini vom 28 Infanterie-Regiment hat soeben mit den ersten Flugversuchen seines neuen Zweideckers begonnen. Die besonderen Charakteristiken dieses Apparats sind folgende: Spannbreite 8 m; Länge von Achse zu Achse 6,5 m. Die transversale Stabilität wird durch Schaufelflügel erreicht. Das Gewicht des Aeroplans in voller Ausrüstung beträgt 280 kg. Ein 20/24 PS-Motor treibt durch Uebersetzung eine Schraube von 1,80 m Durchmesser von geklebtem und stoffbezogenen Eichenholz. Bisher scheinen die Versuche befriedigende Resultate ergeben zu haben. Nachdem sich der Erfinder während einiger Tage damit begnügt hatte, den Apparat am Boden dahin rollen zu lassen, hat er nunmehr einen 80 m Flug in 2 m Höhe ausgeführt.

Der gegenwärtige Schauplatz der Zipfelschen Mißerfolge ist Lissabon. Der Mann soll sich nur in Acht nehmen; die Portugiesen sind ein heißblütiges Volk.

Der erste aviatische Salon, der soeben in Brüssel eröffnet worden ist, hat eigentümlicherweise eine recht schwache Beschickung erfahren; ein großer Teil der Stände im Palais du Cin-quantenaire, woselbst die Ausstellung installiert ist, steht fürs erste leer. Dafür hält der Graf Henri de la Vaulx belehrende Vorträge ....

Die hiesigen aviatischen Kreise verfolgen dagegen mit lebhaftestem Interesse einige andere Veranstaltungen, die geplant werden. Zunächst ist es der große internationale Aviationsbewerb, der im nächsten Jahre zu Mexico, gelegentlich der Hundertjahrfeier der Unabhängigkeit, veranstaltet werden soll. Als Flugfeld ist das dicht vor der City of Mexico gelegene Terrain des Hospizes „de los Ninos" bestimmt. Beträchtliche Preise sollen bestritten werden. Auch bei dieser Gelegenheit tauchen wieder die abenteuerlichsten Projekte auf. So soll z. B. ein Flug von Mexico nach Puebla, 238 km, und zurück geplant werden.

Alsdann wird hier sehr viel von dem Riesen-Aviations-Mee-ting Baltimore-Washington gesprochen. An der Spitze des Or-ganisationscomites steht hier der bekannte Multimillionär Walsh, der Präsident des Aero-Club von Washington. Der Garantiefonds hat eine Höhe von 150000 Dollars.

Daß der bekannte Sportsmann, der Cavaliere Fiorio, der Begründer der nach ihm benannten großen Automobilrennen zu Palermo, sich bei Voisin hier einen Zweidecker bestellt hat, dürfte weitere Kreise interessieren. Fiorio hat die Absicht, sich dem Flugsport zu widmen und späterhin die Ueberquerung der Meerenge von Messina im Aeroplan zu versuchen.

Die ersten Tage des Meetings von Antwerpen, das sich bekanntlich vom 25. Oktober bis 2. November erstreckt, verliefen

infolge des andauernden Regenwetters, das jeden Flugversuch unmöglich machte, recht belanglos. Erst am let/.ten Donnerstag gelang es Rougier, der einen Voisin-Zweidecker steuerte, einen Flug von 1 Stunde 16 Minuten auszuführen. Er legte dabei eine Distanz von 50,212 km zurück.

In der hiesigen Presse zeigt sich jetzt eine Bewegung, die in hohem Grade symptomatisch ist und die das von mir seit langem bekämpfte krankhafte Selbstbewußtsein mancher französischer Aviatiker nun auch ihrerseits geißelt. Wenn man sich der unglaublichen Verzückungen erinnert, mit denen die hiesige Sportspresse gerade jene Schmarotzer der Aviation großgezogen hat, der muß unwillkürlich an Zeichen und Wunder glauben, wenn er heute in dem „führenden" hiesigen Sportsblatt ließt:

„Die Aviatiker wachsen wie die Champignons aus der Erde und, wie auch die Champignons, sind sie nicht alle von guter Qualität. Dieses neue Metier, das seinen Mann reichlich ernährt, hat an manchen Stellen Hoffnungen reifen lassen, die nicht immer mit einem reinen Gewissen in Einklang stehen (?)."

Zum Schlüsse wendet sich das Blatt mit der Aufforderung an c'as Publikum, sich zum „Schutze gegen jene Abenteurer zusammen zu schließen." Aber geradezu köstlich ist die Charakteristik, die Miral von den heutigen Aviateuren gibt. Er schildert ihre übertriebenen Ansprüche, ihre Arbeitsunlust, ihre Unaufrich-tigkeit, ihre Rücksichtslosigkeit usw. Die Herren werden sich ja wohl unter einander kennen- Für mich ist es natürlich eine Genugtuung, von dieser Seite her so unerwartet Bundesgenossen in der Bekämpfung der die Aviationsbewegung schädigenden Auswüchse zu erhalten Die Kritik, welche nun endlich auch von von dieser Seite her anhebt, ist keineswegs übertrieben. Und man denke auch nicht etwa, daß sie nur auf die unbekannten „Kleinen" paßt. Sie trifft ebenso und noch mehr auf die Großen, ja sogar auf einige „Nationalhelden" zu . . .

Der arme Graf Lambert! Ich habe nie viel von ihm gehalten, aber seine neuliche Flugleistung über das Marsfeld und den Eifelturm hin hat mich mit seinen Schwächen ausgesöhnt gehabt. Jedenfalls ist dies die erste Leistung gewesen, die er vollbracht hat. Wie stolz mag er auf den Jubel gewesen sein, den sein „Flug über Paris" auslöste. Und um sein Glücksgefühl gekrönt zu sehen, hat er wohl sehnsüchtig auf die Anerkennung seines Herrn und Meisters gewartet, zu dessen höheren Ehre und — mit dessen Apparat er den Flug ausgeführt hat. Die Quittung des „Meisters" ist heute in einer amerikanischen Zeitung zu lesen. Wil-bur Wright .äußert sich dort über den Flugs eines Meisterschülers wie folgt: „Die Leistung des Herrn de Lambert erregt mich in keiner Weise. Jeder Mensch hat das Recht, sein Leben zu riskieren, aber nicht das seiner Mitmenschen. Als der französische (?) Aviatiker von Juvisy in phantastischer Höhe nach dem Eifelturm flog, hat er diejenigen in eine gewisse Gefahr gebracht, die ihn von unten aus bewunderten. Sein Sturz wäre eine Katastrophe nicht nur für ihn, sondern auch für andere gewesen und das ist das bedenkliche. Der Graf Lambert, so schließt Wilbur Wright, verdient in lein Verrücktenhaus (lunatic asylum) gesperrt

zu werden!" Armer Graf Lambert! Man wird wohl nicht fehlgehen, wenn man hinter dieser durch die Tatsachen kaum berechtigten Schärfe der Kritik irgend ein bekanntes „Dessous" vermutet. Oder sollte der Amerikaner deshalb so ergrimmt sein, weil nicht er den Flug gemacht hat? ... Rl.

Der Flugsport in England.

(Originalbericht unseres Londoner Korrespondenten.)

In der Woche vom 18. 23. Oktober hat England gleichzeitig zwei rivalisierende Flugmeetings gesehen, das eine in dem Seebade Blackpool, das andere auf dem Rennplatze von Don-caster. Beide wurden jedoch durch ein ausgesucht schlechtes Wetter ungünstig beeinflußt und müssen im allgemeinen als mißlungen bezeichnet werden, wenn auch einige schöne Leistungen zu verzeichnen sind. So gelang es Delagrange z. B. in Don-caster, in einem Abfluge von 100 ni Länge eine Höhe von 100 Fuß zu erreichen, und Latham zeigte in Blackpool am 22. Oktober seine vollendete Meisterschaft in der Beherrschung der Flugmaschine, imdem er im heftigsten Sturm zweimal um die Bahn fuhr. Diese Leistung rief auch bei Roiigier die begeistertste Anerkennung he vor und Paulhan sagte wörtlich: „Es war großartig, M, Latham, aber es war zu gefährlich und zu schrecklich für uns alle. Ihre Freunde sahen es mit Bewunderung, aber sie fürchteten jeden Augenblick für Sie."

In Blackpool sind folgende Preise ausgeteilt worden: Grand Prix des Lancashire Aero-Club:

1. Farman (Farmen-Biplan), 47 Meilen 1544 Yards =

77 km in 1 St. 32 Min 16*1* Sek. 2000 Lstr.

2. Rougier (Voisin-Biplan), 17 Meilen 1544 Yards =

28,8 km in 34 Min. 27V, Sek 720 „

3. Paulhan (Farman-Biplan , 15 Meilen 1568 Yards =

25,6 km in 32 Min. 17V, Sek. 280 „

Preis der Zeitung „Daily Sketch" für größte Schnelligkeit in drei Runden (ca. 6 Meilen = 9,7 km.)

1. Farman (Farman-Biplan) in 9 Min. 49'/, Sek. 400 Lstr.

2. Paulhan (Farman-Biplan) in 10 Min. 54% Sek. 100 „

Preis der Zeitung „Manchester Guardian" für die langsamste Runde (ca 3,25 km). 1. Latham (Antoinette-Monoplan) in 5 Min. 30% Sel<; oder 35,5 km per Stunde: Ehrenpokal und 100 Lstr.

Allgemeiner Verdienstpreis für diejenigen, welche nach dem Urteil der Preisrichter besonders verdienstliche Leistungen

gezeigt haben:

1. Latham (Antoinette-Monoplan) für seinen Flug von

ca. 9 km am 22. Oktober bei 40-65 km Windstärke 300 Lstr.

2. Paulhan (Farman-Biplan) für seinen Flug von 25 km

am 19 Oktober bei 24 - 40 km Windstärke 150 „

3. Rougier (Voisin-Biplan) für seinen hohen Flug von

28 km Länge am 18. Oktober 50 „

Gehülfenpreis für die Qehülfen desjenigen Bewerbers, der die meisten Runden gemacht hat, abgesehen vom Grandprix: 1. Rougier (Voisin-Biplan) 50 Lstr.

Außerdem hat Blackpool folgende Honorare gezahlt:

Farman (Biplan) 1200 Lstr.

Paulhan (Farman-Biplan) 1000 „ Rougier (Voisin-Biplan) 800 „

Fournier (Biplan) 600 „

Le Blanc (Monoplan) 500 „

Roe (Triplan) 100 „

Summa 4200 Lstr. Noch weit höher waren die Honorare in Doncaster, nämlich Delagrange (3 Monoplane, 1 Biplan) 6000 Lstr. Cody (Biplan) 2500 „ Sommer (Biplan) 1500 „ Graf van der Burgh (Monoplan) 500 „ Don Simoni (lenkbarer Ballon) 500 „ Mines (englischer Biplan)__100 „

Summa 11 600 Lstr.

Hierzu ist jedoch zu bemerken, daß Delagrange von seinem Honorare auch seine Schüler Le Blon, Molon und Pr6vot, die auf seinen Maschinen fuhren, zu bezahlen hatte. Die Preise waren in Doncaster allerdings weit geringer als in Blackpool und sollen hier nicht besonders aufgezählt werden, (sie fielen meist auf Delagrange und Sommer). Aber dafür erhielten die Flieger in Doncaster auch freie Reise erster Klasse mit ihren Frauen, Sekretären. Bedienung und Mechanikern, freien Transport der Maschinen, freie Verpflegung in den ersten Hotels — und doch sollen sie nicht alle zufrieden gewesen sein.

Bei diesen kolossalen Honoraren und Preisen und bei dem durch das schlechte Wetter hervorgerufenen geringen Besuche ist es selbstverständlich, daß die Unkosten in keinem von beiden Fällen gedeckt worden sind. Die Unkosten in Blackpool bebetrugen 400000 Mk., während die Einnahmen etwa 300000 Mk. erreichten. In Doncaster ist der Verlust sogar 160 000 Mk., wovon die Stadtverwaltung die eine Hälfte und die Unternehmer die andere Hälfte zu tragen haben. Ein vor dem Beginne des Don-caster-Fliegens in einem Londoner Gerichtshofe anhängig gemachter Prozeß, wobei verschiedene Personen Beteiligung am Gewinne beanspruchten, erwies sich also als vollständig gegenstandslos.

Um diesen Verlust etwas auszugleichen, wurde das Doncaster Meeting noch auf den 25. und 26. Oktober ausgedehnt, doch war auch an diesen Tagen das Wetter sehr schlecht. Sommer machte am 25. Oktober einen größeren Flug von 45 Minuten und Delagrange gelang ein Rekord, indem er in 1 Min. 47V» Sek. 1 engl. Meile 860 Yards = 2,4 km flog; das ist eine Schnelligkeit von 80 km per Stunde. Im ganzen sind in Doncaster nur 226 Meilen oder 360 km in den 10 Tagen geflogen worden.

No. 23

„FLU OS PORT."

Seite 651

Bemerkenswert ist, daß im Auftrage der Heeresverwaltung Artilleriehauptmann E. A. Steel in Doncaster war, der sich mit den französischen Fliegern über die Möglichkeit der Bildung eines militärischen Flugkorps unterhielt. Auf Grund dieser Besprechungen hat Steel einen Bericht ausgearbeitet, der in dem Royal Artillery Journal veröffentlicht werden soll.

Wenn wir in folgendem versuchen, die Eindrücke der englichen Ingenieure von diesen Flugwochen wiederzugeben, so ist zuerst zu bemerken, daß der Fortschritt der Flugmaschine, der noch in den letzten drei Monaten gemacht ist, Erstaunen erregte. Man hat allgemein den Eindruck, daß die Flugmaschine jetzt sicherer und weniger gefährlich ist, als der Motorrennwagen vor

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Codys Unfall vor seinem Ueberlandfluge.

12 Jahren. Nach vor kurzem wurde ein Wind von 20 km als unüberwindliches Hindernis für den Aeroplan angesehen. Als dagegen in Blackpool Rougier auf die dem Winde exponierte Lage des Flugplatzes aufmerksam gemacht wurde, entgegnete er, daß der Wind nicht mehr solche Schwierigkeit mache, wie noch vor wenigen Wochen, und Farman erklärte sogar, daß er mit ein bischen mehr Wind besser fliegen könne.

Endlich kam Lathams großer Flug, wobei seine Geschwindigkeit eine Zeit lang auf 130 km geschätzt wurde. Da seine

Maschine selbst 65 km leistete, so mußten die andern 65 km auf den Sturm zurückgeführt werden Das ist aber eine Windstärke, die selbst größereDampfer veranlassen würden, ruhig im Hafen zu bleiben.

Der Streit zwischen Monoplan und Biplan ist auch bei diesen Gelegenheiten nicht entschieden worden. Der Monoplan erscheint leichter und handlicher, der Biplan dagegen stabiler und hat auch eine größere Hebekraft; für einen Flug in starkem Winde würde der Biplan als geeigneter angesehen werden, wenn Lathams großer Flug nicht eben auf einem Monoplan ausgeführt worden wäre. Von den Biplanen erschien die Farmansche Maschine zuverlässiger als diejenige Voisins. Den leichtesten Aufstieg hatte die Maschine Delagranges; sein Bleriot-Monoplan war meistens schon nach 20—30 m in der Luft, während die Biplane 400 m auf dem Boden zu laufen hatten-

Die Gnom-Motoren, von Farman und Paulhan benutzt, bewährten sich ausgezeichnet; die rotierende Masse des Motors scheint zu der Stabilität des Aeroplans beizutragen. Bezüglich Propeller zeigte die Erfahrung wieder, daß zweiblättrige am wirksamsten sind. Zwei Propeller, wie sie die Wright'sche Maschine aufweist, haben sich nicht besonders bewährt. Der 7füßige Propeller Latham's entwickelte bei 1200 Umdrehungen eine Kraft von 120 kg. Automatische Stabilität ist bisher nicht erreicht worden, wird vielleicht auch niemals erreicht werden. Auch der Vogel besitzt keine mechanische Stabilität, sondern stellt die durch den wechselnden Wind gestörte Stabilität ebenso unbewußtautomatisch wieder her, wie der Radfahrer, und so wird es auch wohl bei der Flugmaschine bleiben.

Die englischen Flieger, Cody, Roe, Mines, Humphreys, hatten keine besonderen Leistungen zu verzeichnen. Cody hatte ausgesprochenes Pech; Roe machte mit seinem Triplan in Blackpool einmal einen Flug von 70 m in einer Höhe von 6 m. Freilich ist Farrnan der Geburt und Nationalität nach Engländer.

Großes Aufsehen erregte in Doncaster der von Chauviere, dem bekannten Propeller-Fabrikanten, konstruierte und ganz neue Formen zeigende Monoplan; die Versuche mit demselben werden mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgt werden müssen. Der Farman-Biplan Sommers wurde in Doncaster für 1200 Lstl. vom Platze weg verkauft. Sommer wird sich jetzt in Chälons der Ausbildung von Schülern und dem Verkaufe wie der Fabrikation von Maschinen widmen. — —

Am 29. und 30. Oktober hatte Paulhan auf dem Motorenplatze von Brooklands (Surrey, in der Nähe Londons) große-Er-Tolge. Am -29- Oktober machte er 8 verschiedene Aufflüge, die alle vorzüglich gelangen. Es war ein prächtiger Anblick, zu sehen, mit welcher Leichtigkeit er den Abflug und die Landung bewerkstelligte Zweimal trug er Passagiere 150 Fuß hoch. Für die Schnelligkeit, mit welcher er flog, bot die Tatsache einen Anhalt, daß bei einer Wettfahrt mit einem Rennautomobile das letztere nach wenigen Sekunden hoffnungslos zurückblieb. Noch glänzender waren die Flüge am 30 Oktober, wobei Paulhan 34 Meilen (= 54 km) in 58 Minuten 57 Sekunden zurücklegte und dabei eine Höhe erreichte, die auf 720 Fuß geschätzt wurde. Bei

einem zweiten Fluge, der 15 Minuten dauerte, machte er einen wundervollen Abstieg, indem er in einer Höhe von 200 Fuß den Motor stoppte und dann so elegant herabschwebte, daß die Maschine genau vor dem Schuppen zu Boden kam.

An demselben Tage, den 30. Oktober, gelang es Mr Moore-Brabazon auf dem Fluggrunde des Aero-Club in Shellbeach auf der Insel Sheppey einen Preis von 20000 Mark zu gewinnen, den die „Daily Mail" für den ersten Engländer ausgesetzt hatte, der auf einer englischen Maschine einen Kreisflug von einer Meile macht. Jetzt soll auch der Herzog von Westminster die Absicht haben, sich dem Flugsport zu widmen; augenblicklich hält er sich in Chälons-sur-Marne auf, um die verschiedenen Systeme zu studieren und dann die Wahl für eine eigene Maschine zu treffen.

Der Aero Club of Great Britain hat die in unseren früheren Berichten charakterisierte Haltung gegen das Fliegen in Doncaster nicht geändert, sondern eher noch verschärft, und es scheint, als ob er dadurch mancherlei Sympathien verloren hätte. Den provinziellen Vereinen gegenüber nimmt er eine etwas patronisierende Stellung ein und hat einen Vorschlag veröffentlicht, der darauf hinaus läuft, daß alle anderen Vereine sich mit ihm vereinigen sollen, während das Komitee des Aero-Clubs bei Abstimmungen stets ein Uebergewicht in der Stimmenzahl behalten würde. Die dadurch hervorgerufene Abneigung hat der mit dem Aero-Club rivalisierende Aeroplane-Club, der schon 1200 Mitglieder zählt, benutzt, urn eine andere Vereinigung der englischen Flugsportclubs vorzubereiten. Am 28- Oktober veranstaltete er im Rathaus von London eine Versammlung, bei welcher Major Bachn-Powell präsidierte und bei welcher außer dem Aeroplane-Club folgende Clubs vertreten waren: Leicestershire-, Northumberland- und Mid-lan :-Aeroclub; Verein zur Pflege des Drachenfliegens, Aeronautische Gesellschaft für den Südwesten Englands und die Aeronautische Gesellschaft von Coventry. Der Aero Club of Great Britain hatte keinen Vertreter gesandt, und ebenso wenig die Aerial League und die Aeronautical Society of Great Britain; dagegen waren Vertreter der Admiralität und des Kriegsministeriums zugegen. Das Ergebnis der Versammlung war, daß die Gründung eines Ausschusses zur Ueberwachung des Flugsports im englischen Reiche (Empire Aviation Council) beschlössen wurde. Die dadurch besiegelte Spaltung im Flugsport Englands, die zum Teil durch persönliche Differenzen hervorgerufen ist, muß bedauert werden; aber vielleicht hat sie auch ihr Gutes, weil sie zum Wettstreite und dadurch zu höh-ren Leistungen anspornt. Nichts fördert ja den Fortschritt so sehr als die "Konkurrenz.

Die I. Internationale Luftschiffahrt*Ausstellung

zu Paris.

Von unserem Pariser Korrespondenten. (Forts.)

Ii dem ich in meiner Besprechung des Pariser Salon auf die Aviationsmotoren überging, hatte ich hervorgehoben, wie sich, trotz der vielen Konstruktionstypen, von denen jede ihre Befürworter hat, allmählich doch die wesentlichen Charakteristiken einander zu nähern beginnen.

Die interessantesten Motoren mit V-förmig angeordneten Zylindern, dürften wohl die E. N. V. Motoren (Abb. I) sein. Wir sehen einen Achtzylinder von 105 mm Bohrung und 110 mm Kolbenhub. Die Zylinder sind einzeln gegossen und abgedreht. Die Ventilachsen sind nicht parallel mit denen der Zylinder. Die Wassermäntel sind aus Rotkupfer und auf elektrolytischem Wege geformt. Sie bilden demnach mit den Verbindungen für Einlaß und Abfluß des Wassers ein einziges Stück und sind mit den Zylindern in sehr praktischer Weise verbunden Während man so eine Dichtigkeit, genau wie bei den gegossenen Wassermänteln erreicht hat, erzielte man diesen gegenüber den Vorteil der Gewichtsersparnis, sowie der besseren Kühlung, denn die Wände haben durchweg die gleiche Stärke und außerdem stellt der Mantel aus reinem Kupfer einen vorzüglichen Wärmeleiter dar. Die Einlaß- und Auslaßventile sind nebeneinander angeordnet. Ihre Steuerung geschieht vermittels Nockenwelle, die in ihrer ganzen Länge hohl ist. Diese Welle trägt 17 Nocken, von denen der mittelste die Oel-pumpe betätigt; die Nockenwelle ruht in sechs Broncelagern und trägt ein großes heliciodales Rad, in welches ein auf die gekröpfte Welle aufgesetztes Zahnrad eingreift, während es selbst ein kleines Zahnrad über sich in Bewegung setzt welches die Magnetzündung und die Zentrifugalwasserpumpe antreibt. Eine automatische Schmierung wird dadurch erreicht, indem ein Schwimmer einen kleinen Verschlußkolben betätigt, der den Oeleinlaß versperren kann, hält er ein ständiges Niveau auf dem Boden des Gehäuses, der das Reservoir bildet. Eine Kolbenpumpe saugt dieses Oel durch ein Sieb hindurch an und verteilt es auf die einzelnen Hauptlagerstellen der Welle. Diese Pumpe wird durch einen Hebedaumen betätigt, welcher auf die Rolle eines Hebels wirkt, dessen anderes Ende auf die Kolbenstange drückt. Eine Feder hält beständig die Rolle gegen ihren Hebedaumen gepreßt. Von den Lagern dringt das Oel durch Oeffnungen in das

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Abb. 1. E. N. V. Abb. 2. Renault.

Innere der gekröpften Welle, welche hohl ist. Die Kurbeln ihrerseits sind mit Oeffnungen versehen, welche dem Oel gestatten, durch die in ihrer ganzen Länge durchlöcherten-Kolbenstangen und durch die gleichfalls hohlen Kolbenachsemu den Zylindern zu gelangen, indem es auf seinem Wege dahin alle in Reibung befindlichen Teile gleichzeitig ölt. Das gleiche Prinzip der Oelung ist bei der Nockenwelle angewandt. Der Motor gibt bei 1100 Umdrehungen 60 PS.; sein Gewicht beträgt in voller Ausrüstung 130 kg

Ein gleichfalls achtzylindriger Motor derselben Marke ergibt, bei 85 mm Bohrung und 90 mm Hub, bei 1600 Umdrehungen 42 PS. und wiegt 70 kg. Seine Konstruktion ist die gleiche, wie diejenige des vorbeschriebenen Motors.

Zu derselben Klasse von V-förmigen Motoren gehören die Renault-Motoren. Der Achtzylinder (Abb. 2) gehört mit zu den leichtesten dieser Type, die im Salon zu sehen sind. Die zwei Reihen Zylinder zu je vier stehen in einem Winkel von 90 0 zu einander. Die gekröpfte Welle hat fünf Lager, von denen die beiden äußeren auf Kugeln laufen, während die drei inneren mit Anti-

friktionsmetall garniert sind. Der Motor ist in einem Blechgehäuse cachiert welches an der Achse zu einem runden Zylinder erweitert ist. Auf der Achse selbst ist ein Ventilator aufmontiert, welcher die Luft gegen die Zylinder preßt. Die Disposition der Zylinder ist analog derjenigen bei den Vierzylindern; der Motor hat gleichfalls nur eine Nockenwelle. Es genügt, bei den Achtzylindern einen Magnetapparat anzuwenden, der mit der doppelten Geschwindigkeit des Motors dreht. Die Zylinder sind bei dem Renault-Motor aus zwei Teilen; richtiger gesagt sind Zylinder und Zylinderdeckel besonders gegossen. Die Ventile sind übereinander placiert, das Einlaßventil unten, direkt gesteuert, das Auslaßventil oben, durch Steuerungshebel betätigt. Die Zylinder haben 120 mm Bohrung und 120 Hub. Der Motor hat ein Gewicht von 2,919 kg pr. P.-S. und 3,317 kg einschließlich der vollständigen Ausrüstung für einen Betrieb von einer Stunde.

Die gleiche Firma stellt noch einen Vierzylinder 45 PS-Motor (Abb. 3) aus, dessen Zylinder aber vertikal angeordnet sind. Dieser Motor ist mit aufmontiertem kupfernem Wassermantel, gesteuerten Ventilen, Karburator, Magnetapparat und einem Spezial-Oelapparat Renault ausgerüstet, wie er bei allen Motoren dieser Firma zur Verwendung gelangt.

Der Vierzylinder-Renault-Motor in V-Form ist von ähnlicher Konstruktion, wie der oben beschriebene Motor der gleichen Type. Die gleichfalls in einem Winkel von 90 ϖ zu einander stehenden Zylinder haben 90 mm Bohrung und 120 mm Hub. Der Motor gibt 1800 Umdrehungen und 25 PS. Sein Gewicht beträgt, einschließlich Ventilator und Aluminiumgehäuse 110 kg. Auch hier erfolgt die Kühlung durch einen Zentrifugalventilator, welcher die Luft in einen Aluminium-Carter preßt, der die Zylinder des Motors vollständig umgibt. Die Luft wird auf diese Weise gezwungen, die Kühlflanschen intensiv zu bestreichen.

Auch der 8-Zylinder 50 PS de Dion-Motor (Abb. 4) hat seine Zylinder in V-Form und zwar in zwei Reihen zu je vier, wovon je zwei Zylinder einen Block

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Abb. 3. Renault. Abb. 4. De Dion.

bilden. Die Montage der Kurbelstangenköpfe_ist hier etwas weniger einfach.

Der Motor ist mit zwei Magnetapparaten versehen, von denen jeder je eine Gruppe von vier Zylindern bedient. Im Uebrigen ist die Konstruktion genau dieselbe, wie die der bekannten Automobilmotoren der genannten Firma, nur daß die Armatur, Wasserröhren, Ansaugeröhren, Verschlußdeckel für den Wassermantel usw. aus Aluminium hergestellt sind. Das Charakteristikum dieses Motors bleibt demnach die Gegenüberstellung der Zylinder.

Zwei interessante Motoren sehen wir am Stand der Fima Panhard-Levassor : einen Vierzylinder 35 PS. (Abb. 5) und einen Vierzylinder 125 PS. Der erstere, mit vier vertikalen Zylindern von 110 mm Bohrung und 140 mm Kolbenhub, ist offenbar mit geringen Aenderungen der Automobifabrikation entnommen. Sein Gewicht beträgt 90 kg einschließlich Wasserzirkulationspumpe, Magneto, Vergaser, sowie Röhrensystem für Ansaugung, Auspuff und Oelung. Ansaug- und Auspuffventild sind konzentrisch und am Boden der Zylinder plaziert. Ein ein-

ziger Steuerungshebel betätigt beide Ventile. Zu diesem Zwecke empfangen die Ventildrücker von der Nocke zwei positive Bewegungen: eine Aufwärts-und eine Abwärtsbewegung. Das Steigen des Drückers öffnet das Auspuffventil, sein Heruntergehen ruft eine Aufstiegbewegung des Endteils des Drückers hervor; diese Bewegung betätigt einen anderen kleinen sekundären Drücker, der auf die Unterlegscheibe der Auspuffventilfeder aufgesetzt ist, und öffnet das Einlaßventil. Der Wassermantel aus Kupferblech ist aufmontiert. Neu ist der automatische Karburator, System Krebs. Gegen die frühere Konstruktion der Panhard-Motoren ist festzustellen, das der Luftregulierungs-Apparat kleiner gehalten und daß überhaupt durchweg darauf hingewirkt ist, an Gewicht zu sparen, ohne daß aber die Solidität des Mechanismus darunter gelitten zu haben scheint.

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Abb. 5. Panhard. Abb. 6. Clement-Bayard

Von der gleichen Marke wäre noch ein 125 PS.-Motor zu erwähnen, der vier Zylinder von 185 mm Bohrung und 200 mm Kolbenhub hat. Das Gewicht des nackten Motors beträgt 380 kg, einschließlich des Röhrensystems 445 kg. Die Zylinder sind aus Stahl, die Wassermäntel aus Rotkupfer sind mit Silber auf die Zylinder gelötet. Die Zylinderdeckel sind gegossen hergestellt. Die gesteuerten Einlaß- und Auspuffventile sind symmetrisch im Längsschnitt rechts1! und'links vom Motor angeordnet. Die" Kurbelwelle hat fünf Lager. Das Gehäuse'ist aus Aluminium. WasserzirkulationJ durch Zentrifugalpumpe. Automatischer Vergaser.

Die Motortypen, die Clement-Bayard zur Schau brachten, erregten mit vollem Rechte die lebhafteste Aufmerksamkeit. In erster ReiheVist es der neue Vierzylinder-Monobloc, Abb. 6, der viel Beachtung fand und/mit dem wir uns hier beschäftigen wollen. Dieser Motor, dessen Zylinder eine Bohrung von 100 und einen Kolbenhub von 120 mm haben, entwickelt 40JPS. :und;|hat 'ein'Gesamt-gewicht, einschließlich Vergaser, Magnetapparat und Röhrensystem, von 110 kg. Die normale Tourenzahl des Motors ist 1100. Die vier Zylinder sind, wie schon erwähnt, aus einem Block gegossen, um auch auf diese Weise etwas an Gewicht zu sparen. Die Wassermäntel sind aufgeschraubt. Die Ventile sind nebeneinander auf einer Seite, der Zylinder., angeordnet, ein Konstruktionsprinzirj, wie es von gewissen Autoraobiltypen der genannten Firma her bereits bekannt ist. Die Ansaugventile liegen dicht nebeneinander. Die Anordnung der Ventile sämtlich von einer Seite des Motors hat den Vorteil, daß es dadurch mögl ch wird, den Zylinderdeckeln eine nahezu hemisphärische Form zu geben, damit die Widerstände beim Einlaß und Austritt der Gase möglichst beschränkt werden. Ueber den Ventilen befinden sich Verschlußschrauben, welche die Zündkerzen tragen. Die vorerwähnten kupfernen Wassermäntel sind aus einem Stück und mit Falten versehen, damit sich die Ausdehnung des Kupfers ohne Schaden vollziehen kann. Die Kolben aus gepreßtem Stahl sind sehr leicht. Am unteren Teile sind sie durchlöchert Die gekröpfte Welle dagegen ist sehr stark gehalten und läuft in drei Lagern. Der automatische, benzinsparende Karburator arbeitet mit einer Zerstäuberdüse.

Ein gewaltiger Vierzylinder-Motor von 200 PS., gleichfalls von Bayard-Olement, fällt durch seine ungewöhnlichen Dimensionen auf. Seine Zylinder

haben eine Bohrung von 190 mm und einen Kolbenhub von 230 mm. Trotz deV hohen motorischen Stärke übersteigt der Motor nicht das Gewicht von 500 kg. Dieser Motor ist für Lenkballons bestimmt und insbesondere für eine neue, im Bau befindliche Type, die mit zwei dieser Motoren ausgestattet werden soll. Ein Kupplungssystem zwischen den beiden Motoren wird es ermöglichen, nach Belieben gleichzeitig beide Maschinen oder nur eine von ihnen zu betreiben.

Wir sehen ferner einen Achtzylinder Bayard-Clement von 170 PS. dessen Zylinder vertikal in einer Reihe hintereinander auf einer gemeinschaftlichen Achse angeordnet sind. Die Ventile sind am Kopfe der Zylinder in einem Winkel von 45" aufgesetzt,

Der von der Firma Darracq (Abb. 7) ausgestellte kleine wassergekühlte Zweizylinder von 35 PS erregte um so größeres Interesse, als bekanntlich gerade

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Abb. 7. Darracq. Abb 8. Darracq.

in letzter Zeit Santos Dumont auf seiner mit dieser Motortype ausgestatteten Demoiselle vielbemerkte Leistungen vollbracht hat. Allerdings ist der Motor nicht neu. Die beiden horizontalen Zylinder sind gegenüberliegend. Ihre Bohrung beträgt 130 mm, ihr Hub 120 mm. Das Gewicht beträgt 50 kg.

Der Vierzylinder 120 PS-Motor derselben Firma (Abb. 8) zeigt die bekannte Bauart der Darracq-Automobilmotoren, ohne daß, abgesehen von der durch Verwendung leichteren Materials erzielten Gewichtsverringerung, irgendwelche Veränderungen zu konstatieren wären. Die Zylinder dieses Motors sind einzeln gegossen.

Der Vierzylinder-Clerget-Motor (Abb. 9) zeigt so recht, was man aus einem gewöhnlichen Vierzylinder-Automobilmotor machen kann, wenn man die unerläß-

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Abb. 9. Clerget. Abb. 10. Brouhot.

liehen Bedingungen eines Aviationsmotors zu erkennen und zu berücksichtigen weiß. Clerget hat seinen Zylindern eine Bohrung von 110 mm und einen Hub

von 120 mm gegeben. Bei normalem Regime von 1650 Touren entwickelt der Motor etwas über 50 PS.; die höchste erreichte Stärke war 63 PS. Gew. 72 kg. Für die Kolben verwendet Clerget eine Legierung von ganz besonderer Leichtigkeit,, .die aber bisher keinerlei Unzuträglichkeiten ergeben hat. Die Kurbelwelle besitzt Kugellager: Sehr ingeniös ist die Steuerung. Sie geschieht vermittels Nocken mit doppelter Wirkung. Eine genaue Besichtigung des Steuerungssystems, das gegenwärtig im Auslande zum Patent angemeldet ist, wurde nicht gestattet. Der Motor, der von der Firma Malcet & Blin gebaut ist, zeigt eine saubere und exakte Arbeit. Zu dem Gewichte von 72 kg kommen noch hinzu ein Schwungrad von 18 kg, ein Aluminium-Radiator der deutschen Marke Basse & Selve von 13 kg, ein Wasservorrat von 15 Litern, sowie die kleinen Zubehöre, sodaß sich für den vollständig ausgerüsteten Motor ein Gewicht von 2,5 kg pro PS ergeben wird.

Der Sechszylinder-Motor Buchet hat den Vorzug, daß er sehr ruhig geht. Die- Schmierung des Buchet-Motors erfolgt unter Pression, die Kühlung vermittels Wasserzirkulation durch Thermosyphon. Die Ventile sind oben auf den Zylinderdeckeln nebeneinander angeordnet. Sie werden durch Ventildrücker betätigt, die dur h eine gewöhnliche Nockenwelle in Bewegung gesetzt werden.

Der Vierzylinder-Motor „Gyp" der Firma Gregoire arbeitet mit hoher Kompression. Die Bohrung beträgt 92 mm, der Kolbenhub 140 mm. Er leistet bei 1600 Umdrehungen 35 bis 40 PS. Die Welle läuft in Kugellagern. Die vertikalen Zylinder sind aus einem einzigen Block gegossen. Die Kühlung erfolgt durch Thermosyphon, die Zündung durch Akkumulatoren. Das Gesamtgewicht des Motors beläuft sich auf 80 kg. Wie bekannt ist der „Gyp"-Motor auf einem Eindecker derselben Firma montiert, welcher in einer der letzten Nummern des „Flugsport" näher beschrieben worden ist.

Der Brouhot-Motor (Abb. 10) hat acht Zylinder in V-Form angeordnet, die eine Bohrung von 105 mm und einen Kolbenhub von 110 mm aufweisen. Die Zylinder sind einzeln gegossen und mit aufgesetztem Wassermantel versehen. Die Ventiele sind vertikal, trotz der Neigung der Zylinder. Die Ventile werden durch zwei Steudrungshebel betätigt. Eine einzige Nockenwelle steuert sämtliche Ventile vermittels Winkelhebel. Die Wasserzirkulation geschieht vermittelst Zentrifugalpumpe Die Oelung erfolgt durch Pumpe unter starker Pression. Der Brouhot-Motor, der sich zwar nicht durch seine besondere Leichtigkeit auszeichnet, (er wiegt bei 60 PS 120 kg) aber, wie anerkannt werden soll, sehr regelmäßig funktioniert, wird demnächst von Delarange auf einem neuen Eindecker montiert werden, mit dem der Genannte in Zukunft Flugexperimente vornehmen will.

Einen recht kompakten Eindruck macht äußerlich der Vierzylinder - Motor Asteiyäer eine Bohrung von 130 mm und einen Hub von 140 mm aufweist Bei 1000 Umdrehungen entwickelt dieser Motor 50 PS; hein Gewicht beträgt 110 kg, einschließlich der Wasser- und Oelpumpen Der Karter ist aus Aluminium und aus einem Stück. Die Zylinder sind aus einem Block gegossen. Die Ventile werden von unten gesteuert. (Schluß folgt,)

Das Pariser Aviations-Meeting.

(Von unserem Pariser Korrespondenten.)

Genau wie sie begonnen, so ist sie auch zu Ende gegangen, die „Große Doppelwoclie von Juvisy". Sie ist sanft, aber nicht schmerzlos entschlafen. An der Teilnahmlosigkeit des Publikums lag es etwa';nicht. Im Gegenteil, ganz gegen Erw ten hatten sich an den ersten Tagen des Meetings ganz gewaltige Scharen nach Juvisy^ begeben, die aber grausam enttäuscht wurden. Zunächst war es die mangelnde Vtrkehrsorganisation, die ganz unglaubliche Zustände schuf. Am Sonntag z. B. wollten mehr als 100000 Personen mit der Bahn nach Juvisy befördert werden. Von Mittags an stockte jeder Verkehr und dieZüge, die fahrplanmäßig gegen 1 Uhr in Port Aviation eintreffen sollten, langten dort erst nach Schluß des Meetings an. Auf den Bahnhöfen herrschte förmlicher Aufruhr, man zerschlug alle Scheiben, demo-

lierte die Waggons, ohne damit eine regelrechte Beförderung zu erlangen. Wenn man in diesen Tagen in Paris Jemanden fragte-: . „Sind Sie gestern nach Juvisy gefahren?" so bekam man zur Antwort: „Hingefahren bin ich, aber angekommen bin ich nicht!" Selbstverständlich haben die traurigen Zustände den Enthusiasmus des Publikums nicht zu fördern vermocht, zumal auch die flugsportlichen Leistungen zu Juvisy weit hinter allen Voraussetze : ungen zurückblieben.

Äußer Gobr.on und Graf Lambert waren in den ersten Tagen des Meetings noch Paulhan und Fournier, die später zur Teilnahme an den englischen Aviationsbewerben abreisten, m Juvisy bemüht, das „Programm" zu absolvieren. Ebenso machte Latham einige erfolglose Flugversuche, bis auch ihn seine Verpflichtungen nach Blackpool abriefen. Bei Fourniers Abreise gab es noch einen peinlichen Zwischenfall. Nachdem Baron de Lagatierie ihn vergeblich zu bewegen versucht hatte, in Juvisy zu bleiben, postierten sich eines Tages zwei Polizisten an dem Tor des Fournier-schen Hangars und verhinderten die Verladung des Apparats nach,. ■ England. Diese Art der „polizeilichen Sistierung" von Flugap-paraten ist überhaupt jetzt hier, wie an anderer Stelle ausfuhr-* lieber dargelegt wird, sehr in Mode gekommen, nicht zum Vor^ ; teil der aviatischen Bewegung.

Auch einen bedauerlichen Unfall gab es am Sonnabend zu Juvisy. Richer, der ehemalige Mechaniker des ums Leben gekommenen Hauptmanns Ferber, hatte nach dessen Tode begonnen, sich mit der Steuerung von Flugmaschinen vertraut zu machen. An jenem Tage stieg er, trotz Abratens aller Anwesenden, bei einem heftigen Winde mit einem Zweidecker der „Ligue Nationale Aerierine" auf und erreichte eine Höhe von 12 Metern. Der Wind ging mit einer Schnelligkeit von 4 m die Sekunde. Plötzlich, nachdem Richer einmal bereits die Bahn umkreist hatte, geriet der Apparat in einer Kurve in einen Wirbelwind, neigte ; stark zur Seite, stieß schließlich auf denBoden auf und zerschellte ■" in Splitter, unter denen man den Mechaniker schwer verletzt hervorzog.

Am Donnerstag war der „Glanztag" von Juvisy. An diesem Tage war der Präsident der Republik anwesend und Paulhan vermochte unter den jubelnden Zurufen einer etwa 80000 köpfigen Menge einen schönen Flug von 26 Minuten auszuführen. Der letzte Montag brachte außer einem 22 km-Fluge des jungen Piloten Henri Bregi auf einem Voisin-Zweidecker einen bemerkenswerten Vorfall: Kurz nach fünf Uhr trat Blanck mit seinem Monoplan Bleriot zum Start an. Er erhob sich einige Metex und nachdem er etwa 2 Minuten geflogen war, wandte sich der Apparat zum Schrecken derZuschauer plötzlich gegen dieTribünen. Unbegreiflicherweise machte der Pilot keinen Versuch, von der gefährlichen Richtung abzukommen, weil, wie Blanck nachher': erklärte, er hoffte, sich „nach und nach wieder in die Fluglinie-zurückzubringen." Mit einem dröhnenden Anprall stieß der Apparat gegen die Barrieren des großen Pavillons.. Einige Zuschauer lehnten gegen die Barriere und hatten wohl als sicher angenommen, daß der Pilot noch im letzten Augenblick abbiegen werde. ;

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„FLUGSPORT".

No. 23

Sie hatten sich nicht von der Stelle gerührt. Es gab ein furchtbares Durcheinander, bei dem vier Personen, eine Frau tötlich verletzt wurden.

Die eigentliche Sensation des Meetings von Juvisy spielte sich fern von diesem Meeting ab. Am Montag Abend erhob sich Graf Lambert mit seinem Wright-Zweidecker, machte eine Umkreisung der Flugbahn und entfernte sich zum nicht geringen Staunen der anwesenden Zuschauer in der Richtung nach Paris. Allgemein nahm an, daß Lambert durch den Wind verschlagen worden war und als nach nahezu einer halbenStunde keine Nachricht von ihm auf der Bahn eingetroffen war, pflanzte sich die Kunde von Juvisy nach Paris, daß Graf Lambert verunglückt bezw. „verschollen" sei. Und während in Paris Extra-Ausgaben der Blätter diese Sensationsnachricht verbreiteten, nahm Lambert, der seinen Apparat in voller Gewalt hatte, seinen Weg über Ville-juif nach dem Marsfelde in Paris, umkreiste zweimal den Eiffelturm und kehrte über Gentilly und Rungis nach Juvisy zurück, wo er nach einem Fluge von 48 km in 49 Minuten 39 Sekunden wohlbehalten vor seinem Schuppen landete. Mittlerweile hatte sich durch Augenzeugen, die den Apparat über Paris schweben sahen, die Kunde von dem gelungenen Wagnis verbreitet und nun entlud sich ein Enthusiasmus, wie er sogar hier in Paris nicht oft gesellen worden ist. Es war dies der erste Fall, daß ein Mensch über Paris geflogen ist und dieses Ereignis gab Veranlassung zu einem Ausbruch von jubelnder Begeisterung, die in in dem Grafen Lambert den eigentlichen „König der Lüfte" sah. Einen Tropfen Wermut in den überquellenden Becher der Freude träufelte der Umstand, daß Graf Lambert nicht Franzose, sondern Russe ist und nur die Tatsache, daß „aber seine ganze Familie schon Franzosen sind", konnte als tröstender Balsam gelten.

Natürlich kam diese Sensation der Veranstaltung von Juvisy nicht zugute, denn dazu fahren die Pariser nicht nach Port Aviation, daß Graf Lambert — nach dem Marsfelde zu Paris fliegt. Das Interesse an den ergebnislosen Flugversuchen injuvisy wurde immer geringer und am Donnerstag wurde man durch die Nachricht überrascht, daß die „Große Doppelwoche von Paris", deren programmmäßiger Schluß am Sonntag erfolgen sollte, ihr Ende erreicht habe! Sie ist, wie gesagt, an innerer Entkräftung sanft, aber sicher nicht schmerzlos entschlafen.

In den verschiedenen Stad.gegenden von Paris, namentlich aber vor den Gebäuden der großen Zeitungen, stehen hohe Masten, an denen man täglich kleine Fähnchen aufgezogen hatte, die den Parisern durch ihre Farbe anzeigten, ob man injuvisy fliegt, vielleicht fliegt oder nicht fliegt. Traurig hängen heute die kleinen Wimpel an ihrem Mast. Sie haben noch die Farbe des letzten Meetingtages, sie sind rot: man fliegt ...

Rl.

Ueber die Gültigkeit der Wrightpatente.*'

Wie wir bereits in der letzten Nummer des „Flugsport" berichteten, hatte Wright im Pariser Salon die Apparate mit krümmbaren Flächen pfänden lassen. Ebenso kam aus Amerika die Nachricht, daß Wright gegen den Aviatiker Sokier, welcher mit einem Bleriot-Apparat fliegt, wegen Patentverletzung eine Klage eingereicht hat.

Fast unerklärlich ist der Klageanspruch, durch welchen alle in der Welt existierenden Flugmaschinen nach den Erfahrungen und Studien der Gebrüder Wright konstruiert seien. Daß Wright auch gegen Curtiß Klage führt, ist bekannt. Uns ist nicht verständlich, auf welche Organe sich die Klage beim Curtiß-Flieger erstreckt, da bekanntlich Curtiß anstelle der Flächenverwindung besondere Flügelflächen augebracht hat.

Im übrigen werden in letzter Zeit in Deutschland Nachrichten laut, wonach Flugapparate ähnlicher Konstruktion nicht nur im Projekt sondern auch im Bau bereits existiert haben. So teilt uns z. B. die W. Schröter-Motorenfabrik in Delitzsch folgendes mit:

„Im Besitze Ihres werten Schreibens teile Ihnen mit, daß die Tragflächen des vor 13 Jahren in meiner Fabrik gebauten Fliegers etwas gekrümmt waren. Die Rippen der Tragflächen waren an

einem Hauptrohr des Gerippes durch Schellen drehbar angeordnet. Diese Anordnung ermöglicht es, die Tragflächen leicht zu verstellen. Das Steuer zum Hoch-, Tief- und Kurvenfahren konnte in seinei Lage gegen die Flugrichtung verstellt werden. Bemerken müchte ich, daß die ersten Skizzen dieses Drachenfliegers"'"scTToii im Jahre 1879 angefertigt wurden."

Wir bitten die verehrten Fach genossen, uns ähnliche Mitteilungen wie die vorliegende vertraulich machen zu wollen. Wir werden in einer der nächsten Nummern ausführlicher auf diese Frage zurückkommen.

In der Annahme, daß das Hauptwrightpatent in dieser gültigen Fassung noch nicht genügend bekannt ist, lassen wir in Nachstehendem den Schriftsatz der Patentschrift folgen.

*) Der Nachdruck unserer Abbildungen ist streng verboten.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

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Flugapparat Schröter 1879.

Orville Wright und Wilbtir Wright in Dayton (V. S. A.)

Mit wagerechtem Kopfruder und senkrechtem Schwanzruder versehener Gleitflieger.

Patentiert im deutschen Reiche vom 24. März 1904 ab.

. Die Erfindung bietet eine Neuerung an Gleitflugapparaten, die mit wage-feehtem Kopf- und senkrechtem Schwanzruder versehen sind, und bei denen die beiden übereinander angeordneten Tragflächen an entgegengesetzten Seiten unter verschiedenen Winkeln zum Winde eingestellt werden können, und besteht in einer Anordnung, welche ermöglicht, die Lage der Maschine in Bezug auf eine durch die Maschinenmitte gehende in der Flugrichtung liegende Achse zu regeln.

Flugmaschinen der gekennzeichneten Art sind beim Fluge durch die freie Luft Gleichgewichtsstörungen ausgesetzt, welche sie um drei Achsen zu drehen streben; eine in der Richtung von vorn nach hinten sich erstreckende Achse, eine wagerechte Querachse und eine senkrechte Achse.

Die Erfindung bezweckt die Regelung der erstgenannten Drehungsart und erreicht dieselbe vermittels der auf der Zeichnung dargestellten Anordnung.

Abb. 1 ist eine Perspektive Ansicht der Flugmaschine, Abb. 2 eine Seitenansicht und Abb. 3 die Oberansicht derselben.

Die übereinander angeordneten wagerechten Flächen 1., welche durch Bespannen von aus Holz und Draht gebauten Rahmen mit geeignetem Gewebe

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Abb. 1.

hergestellt sind, bilden die Flügel oder Tragflächen der Maschine. Sie sind miteinander durch gelenkig an den Längssparren 4 der Rahmen befestigte Ständer 2 verbunden, zwischen welchen kreuzweise Drähte 3 eingespannt sind. Es sind so Hängewerke gebildet, welche der ganzen Maschine in ihrer Querrichtung große Steifigkeit und Festigkeit erteilen. Die gelenkige Verbindung zwischen Ständer und Rahmen gestattet Bewegung sowohl durch Biegung wie durch Verdrehung. , Sie kann mittels Universalgelenke oder durch eine andere die erforderlichen.- Bewegungen zulassende Gelenkart hergestellt werden. Der Zweck dieser so gestalteten gelenkigen Verbindung ist, den Tragflächen bezw. .Teilen derselben eine schraubenförmige Verdrehung erteilen zu können. VSfi der hinteren linksseitigen Ecke Abb. 1 der oberen Tragfläche 1 aus ist ein daselbst befestigtes Tau 5 diagonal nach der linken vorderen Ecke der unteren Tragfläche 1 um eine hier angeordnete Rolle 6, dann längs der Vorderseite der unteren Tragfläche hin und an deren rechtsseitiger Vorderecke um eine Rolle 6 diagonal aufwärts nach der hinteren rechtsseitigen Ecke der oberen Tragfläche geführt, wo es wieder befestigt ist. Andererseits ist von der vorderen .linksseitigen Ecke der oberen Tragfläche 1 aus ein daselbst befestigtes Tau 8 diagonal nach der hinteren linksseitigen Ecke der unteren Tragfläche 1 um eine hier angeordnete Rolle 7, dann längs der Hinterseite der unteren Tragfläche nach deren hinterer rechtsseitiger Ecke und hier um eine Rolle 7 nach der

vorderen rechtsseitigen Ecke der oberen Tragfläche geführt und hier wieder befestigt.

An das Tau 5 ist an der Stelle, welche vom Flieger eingenommen wird, ein Schlitten 9 befestigt, welcher die Hiiftengegend des auf der unteren Tragfläche 1 lang ausgestreckt liegenden Fliegers aufnimmt, der mit den Händen die zur Verstellung eines Vorder- oder Kopfruders dienende Rolle 10 gefaßt hält. Die beiden Taue 5 und 8 dienen, wie weiterhin beschrieben, dazu, beiden Tragflächen eine übereinstimmende (schraubenförmige) Verdrehung zu erteilen.

Der Hauptrahmen jeder Tragflächen 1 ist durch Verbindung der beiden Längssparren 4 Abb. 3 vermittels Endbügel 11 hergestellt. Das zum Bespannen dienende Gewebe 12 wird aus quergeschnittenen Stücken in annähernd der Größe und Form der Tragflächen 1 zusammengesetzt und in der Art auf den Rahmen

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Abb. 2.

gespannt, daß seine Fäden diagonal zu den Sparren 4 und den Rippen 13 verlaufen. An der hinteren Kante wird es mit einem breiten Hohlsaum zur (Aufnahme des Drahtes 14 versahen. Durch die Vereinigung des wie beschrieben gebauten Rahmens und der in der angegebenen Weise hergestellten Bespannung entsteht eine Fläche, welche bei sehr großer Steifigkeit gegen seitlich und in der Längsrichtung wirkende Kräfte eine schraubenlinienförmige Verdrehung gestattet.

Dadurch, daß die beiden Tragflächen 1 durch Querversteifungen 3, Taue 5, 8 und Ständer 2 in der beschriebenen Weise miteinander verbunden srhd, ist ein System geschaffen, welches eine große Last zu tragen vermag, ohne Verzerrung zu erfahren. Verschiebt dagegen der Flieger den Schlitten 9 vermittels entsprechender Bewegung seiner Hüften nach rechts oder links, so erfahren die Tragflächen Verdrehung. Man betrachte Abb. 1 und stelle sich vor, der Schlitten 9 werde nach rechts verschoben. Der links vom Schlitten belegene Teil des Taues 5 wird entsprechend nach rechts gezogen und übt infolgedessen auf die Rolle 6 in der linksseitigen Vorderecke der unteren Tragfläche einen aufwärts gerichteten Zug aus, dagegen einen abwärts gerichteten Zug auf das obere Ende des linksseitigen hinteren Ständers 2 mit der Wirkung, daß der letztere Ständer gesenkt, der linksseitige vordere Ständer dagegen gehoben wird. Letztere Bewegung zieht das am oberen Ende des linksseitigen vorderen Ständers befestigte Tau 8 nach oben; dieser Zug überträgt sich auf das rechtsseitige Ende der Maschine mit der Wirkung, daß hier entgegengesetzt der vordere Ständer 2 gesenkt, dagegen der hintere Ständer 2 gehoben wird. Hieraus ergibt sich eine übereinstimmende schraubenlinienartige Verdrehung der beiden Tragflächen 1 um eine wagrechte Achse, die quer zur Flugrichtung gerichtet ist, mit der Wirkung, daß die rechte Maschinenseite sich in der Flugrichtung, unter einem kleineren Winkel einstellt als die linke Seite. Das Umgekehrte tritt ein, wenn der Schlitten 9 nach links hin verschoben wird.

Das wagerecht angeordnete Kopfruder 17 ist so einstellbar, daß es den Luftdruck je nachdem mit seiner Oberseite oder seiner Unterseite aufnehmen kann, um die Maschine um eine wagerechte Querachse zu drehen.

Das um eine senkrechte Achse verstellbare Schwanzruder 27, welches vermittels Paare von Streben 28 mit beiden Tragflächen 1. verbunden ist, ist durch Steuerleinen 29 mit dem Tau 8 beiderseits der Mitte gekuppelt. Hierdurch wird es bei der Verschiebung des Schlittens zugleich mit den Tragflächen verstellt, und zwar so, daß es dem Winde diejenige Seite darbietet, welche der unter

dem kleineren Winkel eingestellten Tragflächenseite zugekehrt ist, indem es bei der Schlittenverschiebung nach rechts dem Winde seine rechte Seite und umgekehrt bei der Schlittenverschiebung nach links seine linke Seite zukehrt.

Bisher wurden von den Flugtechnikern zweierlei Methoden zur Regelung von Bewegungen der Flugmaschinen befolgt, um die Drehung um eine in der Flug-richtung liegende Achse zu beherrschen. Nach der einen Methode wird der Schwerpunkt der Maschine aus deren Mitte nach rechts oder links verschoben, soilaß das Gewicht stärker auf derjenigen Seite zur Wirkung kommt, welche sich zu heben strebt. Für sehr große Maschinen ist diese Methode indes ungeeignet wegen der Schwierigkeit, ein genügend hohes Gewicht in kurzer Zeit um den erforderlichen Abstand zu verschieben. Die zweite Methode besteht darin, die

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Abbildung 3.

beiden Seiten (rechte und linke Seite) der Tragflächen aufwärts zu drehen, so daß sie sich unter einem Winkel zueinander stellen, dessen Scheitel mit einer in der Flugrichtung liegenden Achse zusammenfällt. Wird nun die ganze Maschine durch Windstoß um letztere Achse gedreht, so werden dadurch die Flugwinkel der in fester Stellung angeordneten Tragflächen auf beiden Seiten geändert ; die eine Seite stellt sich unter einem sehr kleinen Winkel ein, während die andere sich fast senkrecht stellt. Diejenige Seite, welche sich mehr der Horizontallage nähert, empfängt einen stärkeren Vertikaldruck als die steiler stehende Seite, und sie wird infolgedessen so lange gehoben, bis die Neigungswinkel auf beiden Seiten wieder gleich groß geworden sind. Da dieses Drehungsmoment erst dann zur Wirkung kommt, wenn die Maschine aus ihrer natürlichen Lage gebracht ist, so vollzieht sich seine Rückwirkung gegen den Windstoß nur langsam. Unrtlresen Lfebelstand zu beseitigen, wurden die Tragflächen drehbar um Achsen geordnet, die in den Winkelscheiteln lagen, so daß der Flieger sie mit Hilfe mechanischer Vorrichtungen augenblicklich beiderseits der Maschine unter verschiedenen Winkeln einstellen konnte, wenn die Maschine Neigung zum Kippen nach der Seite zeigte. Die Versuche haben jedoch ergeben, daß derartig eingerichtete Maschinen bedeutend empfindlicher gegen seitliche Windschwankungen sind als Maschinen, bei denen die Enden in gleicher Höhe wie die Mitte liegen.

Um nun die Unvollkommenheiten zu beseitigen, welche mit den bisherigen Einrichtungen verknüpft sind, wurde die beschriebene neue Anordnung getroffen, gemäß welcher die Seiten der Tragflächen zur Veränderung der Flugwinkel um eine Querachse verdreht werden, so zwar, daß die verstellten Seitenteile nach vorwärts gerichtet sind. Wenn eine Flugmaschine, deren Tragflächen gemäß vorliegender Erfindung eingestellt sind, durch die Luft vorwärts bewegt wird, ohne

daß ein Drehungsmoment sie um eine Vertikalachse zu drehen strebt, so empfängt die unter dem größeren Winkel eingestellte Seite den größeren Auftrieb und strebt zu steigen, während die andere Seite das Bestreben hat, zu fallen; da aber die erstere zugleich auch den größeren Horizontaldruck in Richtung nach hinten empfängt, so strebt sie sich nach rückwärts zu bewegen, so daß nicht nur die ganze Maschine um die in der Flugrichtung liegende Achse gedreht, sondern auch eine Drehung um eine vertikale Achse erfahren würde, welche den Flugapparat aus seiner Bahn herausbringt. Um nun diese letztere Drehung zu verhüten, ist es nötig, dieser Drehung durch ein in entgegengesetzter Richtung wirkendes Drehungsmoment zu begegnen. Hierzu stehen verschiedene Mittel zu Gebote, als zweckmäßigstes hat sich jedoch das beschriebene Schwanzruder erwiesen. Da es ferner zur Erzielung der erstrebten Wirkung wesentlich ist, daß dem Winde diejenige Seite des Ruders dargeboten wird, welche der unter dem kleineren Winkel eingestellten Tragflächenseite zugekehrt ist, so ist von größerer Bedeutung, daß beide Verstellungen gleichzeitig bewirkt werden können, was durch Verbindung der Tragflächen und des Schwanzruders mit dem Schlitten 9 erzielt ist. Hierdurch kann mittels Verdrehung der Tragflächen um eine wagerechte Querachse die Drehung der ganzen Maschine um eine von vorn nach hinten gerichtete Achse nach Belieben geregelt werden, ohne daß auf die Maschine ein Antrieb zur Drehung um eine Vertikalachse ausgeübt würde.

Patent-Ansprüche:

1. Mit wagerechtem Kopf rüder und senkrechtem Schwanzruder versehener Gleitflieger, bei welchem die beiden übereinander angeordneten Tragflächen an entgegengesetzten Seiten unter verschiedenen Winkeln zum Winde eingestellt werden können, dadurch gekennzeichnet, daß die Tragflächen biegsam gestaltet sind behufs schraubenförmigen, mittels einer Stellvorrichtung zu bewirkenden Verdrehens um eine quer zur Flugrichtung gedachte Achse, derart, daß die entgegengesetzten Seiten der Tragflächen sich in der Flugrichtung unter verschiedenem Winkel einstellen und daß das Schwanzruder mit der Stellvorrichtung derart gekuppelt ist, daß es dem Winde mit derjenigen Seite dargeboten wird, welche den unter dem kleineren Winkel eingestellten Tragflächenseiten zugekehrt ist, zum Zweck, den ganzen Gleitflieger um die in der Flugrichtung liegende Mittelachse zu drehen, ohne daß eine gleichzeitige Drehung des Apparates um seine senkrechte Mittelachse erfolgt.

2. Gleitflieger nach Anspruch I dadurch gekennzeichnet, daß zwischen den beiden, durch längsseitig versteifte Ständer (2) verbundenen Tragflächenrahmen zwei Seile derart gespannt sind, daß das eine (5) von der rechten hinteren Oberecke über die rechte vordere und linke vordere Unterecke zur linken hinteren Oberecke geführt ist, und in der Mitte zwischen beiden Unterecken einen Schlitten (9) zur Aufnahme des Luftfahrers enthält, während das andere Seil (8) in entsprechender Weise von der rechten vorderen zur linken vorderen Oberecke geführt ist.

3. Gleitflieger nach Anspruch 1, dessen Schwanzruder mittels Universal-gelenkes in starr mit dem Tragflächengerüst verbundenen Streben gelagert ist, dadurch gekennzeichnet, daß die Steuerleinen dieses Ruders mit dem hinteren Seil (8) gekuppelt sind.

Flugtechnische

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Rundschau.

Inland.

Flieger Dr. Karl Vollmüller, Stuttgart. Der Apparat ist ein Eindecker von 12 qm Tragfläche. Das Gewicht beträgt 150 kg. Der Erfinder ist seit dem Frühjahr vergebens bemüht, einen geeigneten deutschen Motor für seinen Appa" rat zu beschaffen; da ihm dies nicht gelang, mußte er einen französischen Zweizylindermotor von 15—18 HP einbauen. Der in 10 Tagen fertiggestellte neue Apparat hat einen Dreizylinder-Motor von 25 bis 30 HP von der Firma Anzani.

Während des Versuchsstadiunis ruht, um Radbrüche zu vermeiden, die Last des Höhensteuers auf einem Schlitten. Die Bedienung des Apparates geschieht durch einen einzigen Hebel. Die Steuerung wird ermöglicht durch ein Höhensteuer, die eine Art Schwanz des Apparates bildet, die Seitensteuern wirken nur in Kombination mit der Verbindung der Tragflächen nach dem Patent Wright. Die Propeller sind aus Holz gefertigt und von der Firma Auer geliefert. Das Schlittengestell bestellt aus Eschenholz, die Längsträger aus Bambus. Eine sinnreiche Vorrichtung dient dazu, bei den Kurven das Gleichgewicht möglichst zu wahren, der Flieger muß jedoch im Gegensatz zum Radfahrer bei den Kurven sich ganz nach außen legen, wenn der Apparat nicht umstürzen soll. Die Ausbildung der Gleichgewichtshaltung ist eine der wichtigsten Obliegenheiten bei der Bedienung des Apparates.

Robert Schule in Eßlingen hat eine Flugmaschine gebaut, mit der er vor

einigen Tagen sich 7 m erhoben haben soll. Der Apparat hat 24 qm Tragfläche und wiegt ca. 100 kg. Der Konstrukteur hofft mit Menschenkraft fliegen zu können, will jedoch zuerst seinen Apparat mit Motorkraft betreiben.

Ueber den deutschen Militärflugapparat, der zur Zeit in Schöneberg erbaut wird, kursieren in Fachkreisen abenteuerliche Gerüchte. Die Versuche werden streng geheim gehalten. Auf den Ausgang der Versuche darf man sehr gespannt sein.

Flieger von G. Voss, Neumünster. Der Voss'sche Flieger ist ein Zweidecker, dessen obere Tragflächen entsprechend eingestellt werden können, um als Höhensteuer zu dienen. Die unteren Tragflächen reichen an der ganzen, zur Aufnahme mehrerer Personen bestimmten Gondel entlang und sind an deren Oberkanten scharnierartig befestigt. Die Vorwärtsbewegung wird durch zwei motorisch angetriebene Luftschrauben bewirkt, deren vordere gleichzeitig als Seitensteuer verwendbar ist. Zur Aufwärtsbewegung von der Stelle aus dienen zwei weitere Luftschrauben, welche zeitweilig vom Motor getrieben werden. Die Luftschrauben haben sämtlich verstellbare Flügel nach Art der bekannten Schiffsschrauben. Der Apparat, welcher in zusammengeklapptem Zustande wenig Raum einnimmt, soll sich von seinem Standort frei in die Luft erheben können.

Flieger von Leutnant Kohler. Leutnant Kohler vom 65. Infanterie-Regiment in Köln hat einen Eindecker gebaut. Kohler soll auf der Mühlheimer Heide in 14 m Höhe 4 Minuten geflogen sein. Die Versuche sollen in Kürze wiederholt werden.

Flieger von Gromann, Hamburg. Der Flugapparat ist ein Dreidecker mit 10 m Spannweite und im ganzen 6 mHöhe und 8 m Tiefe. Die Herstellungskosten belaufen sich auf 14000 Mark Das Gerippe des Apparates besteht aus Aluminium. Das Gesamtgewicht der Maschine soll nur 168 kg. betragen.

Korvettenkapitän Engelhardt, ein Schüler Wrights, hat am 29. Oktober auf dem Bornstedter Felde einen Flug von 1 Stunde 6 Minuten und 30 Sekunden ausgeführt.

Flugapparat Pause, Heidelberg. Der Apparat, welcher von der Firma Haussmann und dem Automobilfahrer Lehr in Heidelberg gebaut wurde, hat eine Länge von 14 m und eine Breite von 7 m. Die Tragfläche beträgt 50 qm. Zum Betriebe dient eine 8 Zylinder Antoinette-Motor von 24 PS, welcher 2 Propeller, die 650 Touren machen, antreibt Mit den Flugversuchen soll in den nächsten Tagen begonnen werden.

No. 23______ „FLUGSPORT". __Seite 667

Ausland.

Flieger Dr. Alexitsch. In Pancsova in Ungarn hat Dr. Alexitsch einen Flieger konstruiert, welcher 40 qm Tragfläche besitzt. Beim ersten Flugversuch soll der Apparat einige Meter gestiegen und dann abgestürzt sein.

Flieger von Gomes-da-Sylva. Dieser Apparat hat eine Tragfläche von 25 qm und eine Länge von 6,5 m. Das Gewicht beträgt 250 kg. Zum Betriebe dient ein 30 PS Anzani-Motor.

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Flieger Gomes-da-Sylva. Neuer Flieger von Voisin. Die Brüder Voisin bauen zur Zeit eine neue Flugmaschinentype mit vorn liegender Schraube für 2 Personen. Zum Betriebe dient ein 40 PS 4 Zylindermotor, welcher 140 kg wiegt. Höhen- und Seiten-steuerjjbefinden sich ' in dem kastenförmigen JSchwanz. Der Apparat hat bei seinen Versuchen eine sehr gute Stabilität gezeigt.

*">----- ... 9.

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Neuer Flieger Voisin. Die Bleriot-Gesellschaft baut zur Zeit für den Engländer Graham Wright einen dreisitzigen Eindecker. Dieser Eindecker wird mit einem 80 PS E. N. V. Motor ausgerüstet.

Farman hat am Mittwoch in Chalons einen Flug von 222 km in 4 Stunden 6 Minuten ausgeführt und hat somit einen neuen Weltrekord aufgestellt. Eine wahrhaft großartige Leistung.

Flieger Clerget. Dieser Eindecker besitzt 28 qm Tragfläche bei lim Spannweite. Das Gewicht ist 380 kg. Zum Betriebe dient ein 4 Zylinder Clerget-Motor von 50 PS.

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Flieger von Clerget.

Flugpreise.

50,000 Francs für einen Passagierflug von Kairo nach Suez und zurück hat das Komitee der im Januar 1910 geplanten aviatischen Doppelwoche in Kairo als ersten Preis ausgesetzt.

Briefkasten.

M. in B. Der Vortrag, welchen Bleriot vor kurzem in Budapest hielt, brachte nichts neues. Bleriot besprach den Entwickelungsgang seiner 12 Flugmaschinen mit Lichtbildern. Der Hauptteil seines Vortrages umfaßte die Schilderung seines Kanalfluges.

Offizielle Mitteilungen des Westdeutschen Vereins für Flugsegler.

Sitz Oberhausen i. Rhld.

Vorstand: Vorsitzender: Schüller, Bürgermeister a. D. Schriftführer: Heinr. Timmer, Hafenbahnmeister, Meiderich. Schatzmeister : H e u ß e r , Ingenieur. Gerätewart: Trutenau, Maschinenmeister. '. Beisitzer: RudolfHeuhn.

Mitgliederzahl 50.

Der Verein hatte bisher seine internen Flugübungen am Schlackenberge an der Duisburgerstraße abgehalten, welcher Platz ihm in der liebenswürdigsten Weise von der Gutehoffnungshütte zur Verfügung gestellt worden war. Der Verein hat auch die ihm von der Hütte gewährte Gastfreundschaft stets dankbar anerkannt. Leider hat es sich, je mehr die Versuche fortschritten, gezeigt, daß das Abfluggelände für diesen Zweck nicht geeignet, ja — bei bemannten Apparaten — wegen der am Fuße des Schlackenberges lagernden großen Schlackensteine sogar nicht ohne Gefahr zu benutzen gewesen wäre; die Behebung dieses Uebel-standes und die Planierung eines großen Teiles des Flugplatzes würde aber ganz ungewöhnlich hohe Kosten verursacht haben. Zu seinem größten Bedauern sah sich daher der Verein genötigt, ein anderes Abfluggelände ausfindig zu machen; von vornherein war es ihm dabei klar, daß er wohl dann Oberhausen den Rücken

kehren müsse, da einmal geeignetes Terrain hier schwer zu finden war, andererseits aber auch irgendeine Unterstützung der Stadtverwaltung, der man von der Gründung des Vereins seinerzeit Mitteilung gemacht hatte, nicht zu erhoffen war. Der Verein konnte sich nur sehr schwer zu dem Schritte entschließen, das städtische Terrain zu verlassen, hatte man doch die Gründung absichtlich deswegen in Oberhausen vorgenommen, um, falls die Versuche weiter fortgeschritten und gewisse Erfolge erzielt sein würden, durch die dann vor einer größeren Oeffentlichkeit stattfindenden Flüge Oberhausen zu einem gewissen Anziehungspunkte zu machen. In Holten, und zwar im Bruch, fand man nun ein äußerst günstiges Terrain, und die Gemeinde war sofort bereit, die Bestrebungen des Vereins in der weitgehendsten Weise zu fördern. Sie stellte nicht nur den nötigen Platz dem Verein vollständig kostenlos zur Verfügung, sondern bewilligte auch in ihrer vorgestern abgehaltenen Gemeinderatssitzung 500 Mark zum Bau eines Ahflugturmes, der nun alsbald errichtet werden soll. Er wird äußerst zweckentsprechend angelegt, außerdem wird wahrscheinlich auch ein Raum zur Unterbringung der Apparate usw. gebaut. Damit hat der Verein Oberhausen endgültig verlassen, sein Vereinslokal in der Reichskrone behält er aber bei.

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Offizielle Mitteilungen des Schlesischen Flugsport=Club.

Sitz Breslau.

Vorstand:

1. Vorsitzender: Rechtsanwalt Dr. Bohn, Tauentzienstr. 16. (Fernsprecher 3071.)

2. „ Freiherr von Kloch, Neue Schweidnitzerstr. 14. (Fernspr. 2701.) Schriftführer: Ingenieur Stoeckicht, Gartenstraße 37. (Fernsprecher 10972.) Bibliothekar : Assistenzarzt Dr. Pfeifer, Gräbschnerstraße 96. Fernsprecher 2753 Flugwart: Ingenieur Walzel, Bunzlau.

Schatzmeister: Kaufmann Kutsch, Ohlauufer 10. (Fernsprecher 10993.) Gleitflug: Herr Fritz Heidenreich, Freiburgerstraße 21. (Fernsprecher 2888.) Maschinenflug: Dr. van dem Borne, Krietern, Erdbebenwarte. Fernspr. 9209.)

Beisitzer:

v. Sallwürk, Gartenstraße 89. (Fernsprecher 2988.)

Kaufmann Schlobach, Augustastraße 9. (Fernsprecher 2777.)

Dr. Ing. Heller, Kronprinzenstraße 41. (Fernsprecher 2454).

Fabrikbesitzer Nicoleier, Kaiser Wilhelmstr. 14. (Fernsprecher 9280.) Die Sitzungen finden am Freitae alle zwei Wochen im Theater-Restaurant

Theaterstraße statt

Vor einem zahlreich erschienenen Publikum hielt Rechtsanwalt Dr. Bohn aus Breslau den zweiten Vortrag des Vereins. Der Redner sprach über Luftrecht. Neue Zeiten bedingen neue Gesetze. Der Verkehr, der täglich neue Erscheinungsformen herausbildet,- verlangt auch neue Gesetze, unter denen er sich bewegen kann. Die Gesetze sollen aber nicht ein Schlagbaum für den Verkehr werden, sondern der Freiheit des Verkehrs eine Gasse bahnen. Das Flugrecht, das die Zukunft schaffen soll, soll daher die Durchschiffung des Luftraumes, mit Ballons, Luftkreuzern, und Flugmaschinen erleichtern und nicht erschweren. Ein solches Recht bildet man nicht vom grünen Tisch aus, sondern man soll es der Zukunft Uberlassen, es sich selbst zu bilden. Immerhin müssen wir schon jetzt über die Grundzüge dieses Rechtes uns einig zu werden suchen. Rechtsanwalt Dr. Bohn tritt für die Freiheit der Luft ein, d. h. das Luftschiff soll nicht der Souveränität des Staates unterliegen, über den es sich bewegt Damit es aber nicht gesetzlos durch den Raum f iegt, soll es ähnlich wie im Seerecht als Teil des Heimatsstaates gelten, solange es sich in der Luft befindet. Wenn zum Beispiel ein Franzose im Luftschiff einen anderen tötet, so soll er französischem Recht unterstehen. Wollte man jedes Luftschiff nach dem Recht

Seile 670 „FLUGSPORT"

des Staates beurteilen, der unter ihm iiegt, so würden die Gesetze mit der Schnelligkeit des Windes wechseln. Das ist ein unleidlicher Zustand, der praktisch nicht zu halten wäre. Anders wenn das Luftschiff in Berührung mit der Erde tritt und wenn die Wirkung des Luftschiffes sich auf das darunter liegende Land erstreckt, z. B. falls durch Ballastauswurf Tiere getötet werden, ferner der Schaden, der dem Jagdpächter erwächst und ähnliches mehr. In diesem Falle soll das Gesetz des Landes gelten, auf das sich die Wirkung erstreckt. Denn es ist nicht angängig, daß ein Staat Personen deswegen nach ihrem Gesetz behandelt, weil sie zufällig durch die Luft auf den Staat einwirken. Für das deutsche Recht wird die Vorschrift des § 905 d. B. G.-B. zunächst in Frage kommen. Danach erstreckt sich das Eigentumsrecht an Grundstücken auch in den Luftraum. Der Eigentümer kann jedoch Einwirkungen nicht verbieten, die in solcher Höhe vorgenommen werden, daß er an der Ausschließung kein Interesse hat. Der Schaden, den Luftschiffer bei ihrer Landung verursachen, wird also nach deutschem Recht zu beurteilen sein. Bei der Anriclitung dieses Schadens wird man zunächst zu prüfen haben, ob ein Verschulden der Luftschiffer vorliegt. Darüber hinaus wird man aber, ähnlich wie in dem neuen Automobilgesetze, auch ohne Verschulden, eine Haftpflicht festsetzen müssen. Wird bei dem Betrieb eines Luftschiffes ein Schaden verursacht, so ist der Halter des Luftschiffes verpflichtet, dem Verletzten ohne Verschulden den Schaden zu ersetzen. Die Ersatzpflicht ist ausgeschlossen, wenn der Unfall durch ein unabwendbares Ereignis verursacht wird. Ferner wird man gewisse Verkehrsvorschriften erlassen müssen. Das Fahrzeug muß staatlich zugelassen sein und der Führer muß den Befähigungsnachweis erbringen.' DerRedner führte aus, daß das alles nurGrund-züge seien, da von festen Normen noch nicht die Rede sein könne. Auch die juristische Zukunft liegt in dieser Richtung in der Luft. Es sei aber Pflicht jedes Gebildeten, eine neue Kulturerscheinung nicht an sich vorüberziehen zu lassen, sondern Stellung zu nehmen.

An den Vortrag, der von dem Zuhörerkreis mit regem Beifall aufgenommen wurde, schloß sich eine längere Diskussion.

Der Schlesische Flugsport-Klub hat in den letzten Wochen einen immer größeren Aufschwung genommen und wird demnächst ein Modell-Fliegen und Flugversuche veranstalten. Motore und Flugmaschinen sind bereits angeschafft und neuerdings Verhandlungen mit amerikanischen und französischen Fliegern angeknüpft worden. Da der Klub ganz selbstlos im nationalen und wissenschaftlichen Interesse arbeitet, ist es erwünscht, daß an seinen Arbeiten recht viele Interessenten teilnehmen.

Offizielle Mitteilungen des Vereins Deutscher Flugtechniker.

Sitz Berlin.

Ehrenmitglieder: Guslav Lilienthal, Groß Lichterfdde. Orville Wright, Dayton Wilbur Wright, Dayton.

1. -Vorsitzender: Dr. Fritz Huth, Rixdoif.

2. Vorsitzender: Major von Parseval, Charloltenburi;. Schriftführer :■ O Schmal, Berlin S. W. 43, Fr edriclistr. 218. Syndikus: Rechtsanwalt Eschenbach, Berlin.

Beisitzer: Diplom-Ingenieur H Dorner, Berlin. Ingenieur J. Grade, Magdeburg. Ober-Ingenieur H. Rosenstein, Elbing. Ingenieur Max Schüler, Chemnitz. Vorsitzender der technischen Kommission] Ober-Ingenieur Zix, Berlin.

No. 23

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

No 23

„FLUGSPORT."

Seite 671

Vorsitzender der Platzkornmission: Kap tan z. S a. D. von Pustau. Den Bemühungen des Vorstandes ist es gelungen, für die Mitglieder des Vereins, die in Berlin weilen, die Benutzung des Flugfeldes „Mars" bei Berlin zu sehr günstigen Bedingungen zu vereinbaren. Die Herren, die die Absicht haben, auf dem Flugfelde „Mars" Versuche zu unternehmen, werden gebeten, dem Vorstand hiervon Mitteilung zu machen.

Ungezwungene Zusammenkünfte. Wir bringen zur gefl. Kenntnis, daß für unsere Mitglieder in Berlin jeden Freitag ein Stammtisch im Restaurant Heidelberger belegt ist. Wir bitten unsere Mitglieder von dieser Gelegenheit zur ungezwungenen Aussprache Gebrauch zu machen.

In der Sitzung v 25. Okt. sprach Hans Grade im Verein Deutscher Flugtechniker über die Entwicklung seines Fliegers und seiner Fliegerkunst. Die Ankündigung dieses Vortrages hatte den Saal bis zum letzten Platz gefüllt und man bemerkte von bekannten Luftschiffern die Herren de Beauclair und Dr. Bendemann, von Flugtechnikern Schubert, Dorner, Grawert und Gustav Lilienthal. Letzterer sprach, da sich Grade etwas verspätete über den ersten Flügelflieger, den er mit seinem verstorbenen Bruder baute, und dann erteilte der Vorsitzende, Dr. Fritz Huth, Ingenieur Grade das Wort.

Es ist gerade ein Jahr her, so begann der Vortragende, seitdem ihm der erste Flug gelang, Nach halbjähriger Arbeit erzielte er den ersten Flug mit einem Drei-decker, der jetzt auseinander genommen in Bork steht. Damals war Grade Einjähriger bei den Pionieren in Magdeburg und bekam von seinem Vorgesetzten die Erlaubnis, nachmittags an einem Flugapparat zu arbeiten. Mit einem Freund begann er sofort das Werk, kaufte Bambusstangen und arbeitete nun täglich von 1 Uhr mittags bis 12 Uhr nachts. In 4 5 Monaten war der Apparat hergestellt inklusive des selbstgefertigten Motors. Ende September 1908 begannen sie mit den ersten Versucheu. Dabei wurde die Schraube verbogen, die gegen ein auf dem Platz versteckt liegendes Fahrrad gegenfuhr. Tiefbetrübt zogen sie zum Pionieriibungsplatz jenseits der Elbe zurück und suchten einen anderen Flugplatz.

Die Schwierigkeiten bestanden nicht nur darin, den Motor im Fahren zu beherrschen, sondern auch in dem neuen Medium der Luft, in welchem der Apparat nach allen Seiten kippt. Auf dem neuen Platz befand sich eine tiefe Mulde, die Grade mit dem wiederhergestellten Apparat bei 100—150 Meter Anlauf zu überspringen versuchte. Zunächsf fuhr er in die Mulde hinein und auf der andern Seite wieder heraus. Dann gelangen kleine Sprünge von 10 Meter in der Mulde, auf deren Boden sich die Beobachter hinlegen mußten, um sie Uberhaupt zu bemerken. Bei einem letzten Versuch senkte sich der hintere Teil des Apparates beim Ueberspringen in die Mulde hinein und stieg vorn auf 8 Meter Höhe, um gleich darauf zur Ende niederzustürzen. Die Schraube und die rechte Seite des Apparats waren kaput. Doch blieb der Fahrer ganz. Das war sein erster Flug.

Der Dreideck er war acht Meter lang, einen Meter tief, hatte also 25 Quadratmeter Tragareal. Der Apparat hatte vorn zwei größere, hinten zwei kleinere Laufräder. Der Zweitakt-Motor von 36 PS leistete 1800 Umdrehungen. Das Gewicht des Apparates stellte sich auf 150 Kilo ohne Benzin und Gel. Die Steuerungsorgane wurden durch zwei Steuerräder und einen Hebel betätigt. Die Form der Tragflächen entsprach dem Anfangsstadium. Grade erkannte, daß mehrere Aenderungen notwendig seien, besonders an der zu komplizierten Steuerung. Sie wurde vereinfacht, die Schraube verbessert, die Flächen vergrößert. Nach 3 bis 4 Wochen begannen neue Versuche. Der Apparat erhob sich nun auf ebenen Boden in Sprüngen von 200, dann 400 Metern. So glückten gegen 20 Flüge mit mehr oder weniger Effekt und Havarien

In dem harten Winter war es in dem Schuppen sehr kalt, doch wurde fortgearbeitet. Die Gesamttragfläche wurde auf 50 Quadratmeter erhöht, wodurch die Belastung auf 5 Kilo pro Quadratmeter sank. Im Frühjahr 1909 gelangen Flüge bis zu 700 Metern. Als Flugplatz diente der Krakauer Anger, der Exerzierplatz der Magdeburger Garnison. Er ließ weitere Geradeaus-Flüge nicht zu. Häufig erzielte Grade an einem Nachmittag 6 bis 7 Flüge über den ganzen Platz. Doch bemerkte er, daß sich in die Konstruktion ein Fehler eingeschlichen hatte: der Schwerpunkt hatte sich im Verhältnis zu den Tragflächen nach vorne verschoben, wodurch die Steuerung sehr erschwert wurde. Die Flug-Geschwindigkeit betrug bis 60 Kilometer und der Apparat lag horizontal in der Luft, doch war es

schwierig ihn zum Landen zu bringen. Die Maschine kippte vorne hoch, je mehr die Tourenzahl verringert wurde und war der Motor ganz abgestellt, so bäumte sie sich auf und stürzte.

Grade sah ein, daß er so nicht weiter komme. Er beschloß, den Typ zn wechseln, Einfachheit ist das Leben und der Grundgedanke jeder erfolgreicheu Baukonstruktton. An dem Dreidecker waren so viel Drähte, daß er einem Turm für drahtlose Telegraphie ähnlich sah. Im Juni dieses Jahres begann er daher einen Eindecker zu bauen, was ihm auf Grund alter Erfahrungen verhältnismäßig leicht wurde. In 2'/, Monaten war der Apparat in seiner Magdeburger, gut ausgestatteten Baubude fertiggestellt. Da der Krakauer Anger weitergehenden Ansprüchen nicht genügte, auch teilweise uneben und vom Publikum belagert war, beschloß er, nach Berlin zu gehen, wo er in Bork einen besseren Platz fand.

Der neue Apparat ist ein Eindecker von 10,20 Meter Breite und hat 29 Quadratmeter Tragfläche. Er wiegt 120 Kilo. Der neue Motor, ebenfalls Zweitakt, von 4 Zylindern und diesmal mit Magnetzündung wiegt ohne Nebenapparat 36 Kilo bei 25 PS indiziert, die vollkommen ausreichen. Die Versuche wurden energisch, aber vorsichtig aufgenommen, denn aller Uebermut kostet Geld und Zeit Am ersten Tag fuhr er nur spazieren, um sich zu orientieren, am zweiten machte er Flüge von 50 - 400 Meter Länge und übte besonders Anfahren und Landen. Schließlich überflog er die ganze 1200 Meter betragende Länge des Platzes.

Es war gegen Abend, als ihm das zum erstenmal gelang. Nach 80 Metern erhob sich der Apparat, strich aber noch 50 Meter durch das Heidekraut, dann stieg er weiter. Es ist ein erhebender Augenblick, wenn die Schwierigkeiten des Bodens aufhören. Da er gleich volle Tourenzahl eingestellt hatte, erreichte er eine durchschnittliche Geschwindigkeit von 80 Kilometern, was er von seinem Tachometer ablesen konnte. Von 15 Meter Höhe ging er schließlich herunter. Beim Fluge hat man die Empfindung, als stehe die Erde still und man würde auch glauben selbst still zu stehen, wenn der Luftzug nicht eines anderen belehrte. Kommt man herunter, so beginnt die Erde plötzlich wieder zu laufen und es gehört einige Geschicklichkeit dazu, glatt zu landen.

Grade begann dann mit Kurvenfahrten, erst ein Stückchen, dann bis zu 90 Grad, dann halber Kreis. Auch negative Versuche wurden angestellt, wobei der Apparat einmal auf kleinen Fichten landete. Dann wurden ganze Kreise beschrieben, der ganze Platz ausgeflogen und schließlich an die Lanzpreis-Be dingungen gegangen. Die Generalprobe am 25. September in Bork behagte ihm nicht recht, und er hatte die Ahnung es würde was passieren. Er hatte dabei etwa einen Kilometer Uber Wald zu fliegen, dessen Bäume bis zu 15 m hoch waren. Nach kurzem Anlauf stieg er steil auf und umkreiste den ersten Posten. Der vordere Teil des Rahmens vibrierte, was andeutete, daß die Schraube nicht ganz intakt war, an der er am Abend vorher einen kleinen Riß autogen verschweißt hatte. Er hoffte gleichwohl durchzukommen, als es plötzlich über ihm einen Mordskrach gab und er den Motor sofort abstellte und mit dem Apparat gleitend niederging. Den angeknackten Schraubenflügel sah er dabei hinten wegfliegen, der andere baumelte vor ihm. Er hatte noch 300 m Wald vor sich und kam 100 m vom Rand, auf die Fichten niede , die teils nachgaben, teils nicht, so daß der Rahmen zerbrach und das Ganze wie ein Chapeau claque zusammenknickte. Er selbst kam ohne Schaden davon, und da der Unfall schließlich kleiner war, als er anfangs aussah, konnten schon nach 14 Tagen wieder die weiteren Versuche aufgenommen werden. Der Apparat flog jetzt sogar besser als vorher nnd leistete einen längsten Flug von fast 15 Minuten, mit dem er sich von Bork verabschiedete, um nach Johannistal überzusiedeln.

Grade.ist niedrig a la Farman und hoch a la Rougier geflogen, bei Windstille und bei- Wind bis zu zehn Meter. Er fliegt am liebsten bei mittleren Windstärken von 5 bis 6 Meter, da dann ein ganz anderes Leben im Apparat ist, als bei schwächerer Luftbewegung und die Schraube in Bestätigung Lilienthalscher Versuche dann auch einen besseren Nutzeffekt hat. Natürlich muß man ohne Wind anfangen. Der Gedanke des Umkippens ist ihm nie gekommen. Bei genügender Platzbreite bietet auch ein Wind von zehn Meter keine Gefahr. Grade hat auch mit dem Johannisthaler Flugplatz sich Schritt für Schritt vertraut gemacht und gab zum Schluß der Hoffnung Ausdruck, daß das Publikum im kommenden Jahre auch von den deutschen Fliegern einer besseren Eindruck bekommen werde. Er selber wird sich zu diesem Zweck anstrengen.

Der oft humoristisch gefärbte Vortrag wurde von der Versammlung stürmisch applaudiert.



Flugsport

Jllustrierte technische Zeitschrift und Anzeiger

für die gesamte

„Flußschiffahrt"

(L' Aviation)

Le seul Organe allemand traitant particulierement les interets de l'Aviation

unter Mitwirkung bedeutender Fachmänner herausgegeben von Oskar Ursinus, Civilingenieur.

Brief-Adr.: Redaktion und Verlag „Flugsport" Frankfurt a. M., Bahnhofsplatz 8. Repräsentant pour la France: E. Raphael, Paris, Rue du Faubourg Poissonniere 62. Erscheint regelmäßig am 1. und 3. Freitag jeden Monats.

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Der Nachdruck unserer Artikel ist, soweit nicht mit „Nachdruck verboten" versehen, nur mit genauer Quellenangabe gestattet.

Nr. 24. Frankfurt a. M., 19. November 1909. Jahrgr. I.

Pariser Brief.

Von unserem Pariser Korrespondenten.

Wie jede große Bewegung, die ielementarer Gewalt die Menschen in ihren Bann zieht und mit ; ich reißt, so hat auch die moderne Luftschiffahrtsbewegung, nai; entlich in Frankreich, eine Unzahl jener Elemente herbeigelockt, die nicht nur für die ernsten, begeisterungserfüllten Pioniere der neuesten Wissenschaft einen schädlichen Ballast, sondern für die gesamte Bewegung unter Umständen eine schwere Gefahr bedeuten. Je aufdringlicher und rücksichtsloser sich diese Elemente geberden, um so schneller tritt natürlich die Reaktion ein. Und das ist in Frankreich jetzt der Fall. Ich hatte bereits Veranlassung genommen, zu berichten, wie jetzt sogar diejenige Presse, die in jedem Einzigen, der sich einmal auf einen Flugapparat gesetzt hat oder es wenigstens behauptet hat, einen „nationalen Helden" sah und glorifizierte, die jede warnende Stimme — und es waren deren nicht viele — als die eines „Verräters am nationalen Ruhm" bezeichnete, allmählich beginnt, sich ihrer Aufgabe zu besinnen und die Auswüchse, die allerdings hier geradezu schreiend wurden, zu bekämpfen. Zunächst wagten sich nur einige Stellen schüchtern hervor. Bald aber stimmte die ganze Presse, als ob sie auf den befreienden Alarmruf gewartet hätte, in den Chorus mit ein und heute darf man es furchtlos aussprechen, daß hier „im Staate Dänemark manches faul zu sein scheint."

Nun hat diese Reaktionsbewegung endlich einen offiziellen Charakter erhalten durch die Stellungnahme der „Commission

Aörienne mixte", welche in ihrer letzten Sitzung vom Donnerstag einstimmig ein offizielles Kommunique" zu erlassen beschlossen hat, das in mehr als einer Beziehung von geradezu typischer Bedeutung ist. Das Komitee, so heißt es u. darin, ist durch folgende Tatsachen auf das lebhafteste berührt und zu einer präzisen Stellungnahme veranlaßt worden: Einerseits haben wir bei gewissen Aviatern ein Maß von Ansprüchen und eine Art des Verhaltens festgestellt, das nunmehr nicht mehr erträglich ist; andererseits ist es uns nicht möglich, zu glauben, daß eine zuverlässige Kontrolle unter allen Formen und hinreichenden Garantien geübt wird vonseiten der Veranstalter von Meetings, welche in der neuen Luftschiffahrtsbewegung nur ein Spekulationsobjekt sehen. Die Kommission ist der Meinung, daß es nicht die große Zahl derartiger Veranstaltungen ist, die fördernde Resultate ergeben kann, sondern daß im Gegenteil ihre Zahl eingeschränkt werden muß. Di« Kommission erkennt die Aufgabe, in Zukunft über die Entwicklung der Aviationsbewegung zu wachen und die verschiedenen Manifestationen streng zu reglementieren, um zu verhüten, daß diese gefährliche Jahrmarktsausstellungen oder Spektakelstücke werden, die dem Fortschreiten der neuen Wissenschaft keineswegs förderlich sein können."

Ferner wird in der Kundgebung u. a. bestimmt, daß jedes Engagement zwischen den Veranstaltern eines Meetings und einem Piloten der Kommission zur Genehmigung vorzulegen ist und daß vom 1. Januar 1910 ab jeder Teilnehmer an einem öffentlichen Meeting eine von der Kommission unentgeltlich ausgestellte Lizenz haben muß. Diese Lizenz wird aber nur denjenigen erteilt, die sich im Besitze eines Pilotenpatents befinden. (Ich habe bereits mitgeteilt, unter welchen Bedingungen dieses Patent zu erwerben ist). Die Pilotenpatente werden auf die Dauer eines Jahres giltig sein; ihre Nummer muß auf jedem Engagement erwähnt sein. Die Aushändigung der vorerwähnten Lizenz seitens der Kommission ist fakultativ und kann jederzeit, ohne Angabe von Gründen, verweigert werden. Die Kommission behält sich das Recht vor, die erteilte Lizenz zeitweilig oder dauernd zu suspendieren, falls der Pilot an Meetings oder irgend welchen Veranstaltungen teilnimmt, die von der Kommission nicht gutgeheißen sind. Dieselbe Maßnahme wird gegen einen Piloten ergriffen werden, der an irgend einem Reklamespektakel teilnimmt, der die ernste Aviation zu diskreditieren geeignet ist. — Diese Bestimmungen, die übrigens eine recht deutliche Sprache reden, zeigen zur Genüge, daß irgend „etwas nicht gestimmt" haben kann in der französischen Aviationsbewegung. Und das habe ich vor einem halben Jahre schon behauptet Nun wird wohl etwas Ordnung in die Sache kommen und die Herren Piloten, die nach dem 31. Dezember noch übrig bleiben wird (und ich kann auf Grund persönlicher Informationen sagen, daß ihre Zahl erstaunlich klein sein wird), weiden wohl, wie man sagt, „ein Loch zurückstecken" müssen. Und diese Wendung der Dinge ist im Interesse der Aviation mit Freuden zu begrüßen. Schon jetzt fangen jene Zwitterelemente an, sich langsam abzubröckeln, „und fallen seh' ich Blatt auf Blatt."

Ein weiteres Ereignis, das für die Entwicklung der modernen Mugtechnik eine große Bedeutung zu erlangen geeignet ist, ist

„FLUGSPORT".

Seite 676

die an diesem Montag erfolgte Eröffnung der „Hochschule für Aeronautik und mechanische Konstruktion". Die Tendenz dieses Instituts ist bekannt, sie geht auch aus ihrem Namen deutlich hervor. Als hauptsächlichste Lehrer werden die Herren Professor Lecornu (leichte Motoren), Professor Painleve (die Aviationsme-chanik) und Major Renard (Aeronautik im allgemeinen) wirken. Daneben finden Experimental-Vorträge statt seitens der Herren Civilingenieur Couannier (über Luftrecht), Oberstleutnant Espital-lier (über Konstruktion von Luftschiffen), Guillaume (über Instrumente und Maßeinheiten), Ingenieur Leroux (über Konstruktion von Motoren), Ingenieur Lumet (Versuche mit Motoren), Chefingenieur Mesnager (über den Widerstand der Materialien), Hauptmann Sacconey (über Telephotographie), Ingenieur Teisserene de Bort (über die Anwendung der Aeronautik in der Meteorologie),

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Henry Farman hält mit 4 Stunden 6 Minuten den Weltrekort.

Major Voyer (über iäe^nwendung der Luftschiffahrt in der Kriegskunst). Bekanntlich werden die Schüler, die sich aus Angehörigen der polytechnischen Hochschulen zusammensetzen, zu denen aber im nächsten Jahre auch andere, auf Grund eines Examens aufgenommene Schüler hinzukommen werden, nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch ausgebildet und sind zu diesem Zwecke große, mit allen Vervollkommnungen der modernen Technik ausgestattete Ateliers geschaffen worden.

Die vorerwähnte ,,Commission Aerienne mixte" hat in ihrer letzten Sitzung auch das gegenwärtige Klassement für den bis zum 31. Dezember dieses Jahres offenen „Dauerpreis", für den

A6rienne mixte", welche in ihrer letzten Sitzung vom Donnerstag einstimmig ein offizielles Kommunique zu erlassen beschlossen hat, das in mehr als einer Beziehung von geradezu typischer Bedeutung ist. Das Komitee, so heißt es u. darin, ist durch folgende Tatsachen auf das lebhafteste berührt und zu einer präzisen Stellungnahme veranlaßt worden: Einerseits haben wir bei gewissen Aviatern ein Malt von Ansprüchen und eine Art des Verhaltens festgestellt, das nunmehr nicht mehr erträglich ist; andererseits ist es uns nicht möglich, zu glauben, daß eine zuverlässige Kontrolle unter allen Formen und hinreichenden Garantien geübt wird vonseiten der Veranstalter von Meetings, welche in der neuen Luftschiffahrtsbewegung nur ein Spekulationsobjekt sehen. Die Kommission ist der Meinung, daß es nicht die große Zahl derartiger Veranstaltungen ist, die fördernde Resultate ergeben kann, sondern daß im Gegenteil ihre Zahl eingeschränkt werden muß. Die Kommission erkennt die Aufgabe, in Zukunft über die Entwicklung der Aviationsbewegung zu wachen und dieverschie-denen Manifestationen streng zu reglementieren, um zu verhüten, daß diese gefährliche Jahrmarktsausstellungen oder Spektakelstücke werden, die dem Fortschreiten der neuen Wissenschaft keineswegs förderlich sein können."

Ferner wird in der Kundgebung u. a. bestimmt, daß jedes Engagement zwischen den Veranstaltern eines Meetings und einem Piloten der Kommission zur Genehmigung vorzulegen ist und daß vom 1. Januar 1910 ab jeder Teilnehmer an einem öffentlichen Meeting eine von der Kommission unentgeltlich ausgestellte Lizenz haben muß. Diese Lizenz wird aber nur denjenigen erteilt, die sich im Besitze eines Pilotenpatents befinden. (Ich habe bereits mitgeteilt, unter welchen Bedingungen dieses Patent zu erwerben ist), Die Pilotenpatente werden auf die Dauer eines Jahres giltig sein; ihre Nummer muß auf jedem Engagement erwähnt sein. Die Aushändigung der vorerwähnten Lizenz seitens der Kommission ist fakultativ und kann jederzeit, ohne Angabe von Gründen, verweigert werden. Die Kommission behält sich das Recht vor, die erteilte Lizenz zeitweilig oder dauernd zu suspendieren, falls der Pilot an Meetings oder irgend welchen Veranstaltungen teilnimmt, die von der Kommission nicht gutgeheißen sind. Dieselbe Maßnahme wird gegen einen Piloten ergriffen werden, der an irgend einem Reklamespektakel teilnimmt, der die ernste Aviation zu diskreditieren geeignet ist. — Diese Bestimmungen, die übrigens eine recht deutliche Sprache reden, zeigen zur Genüge, daß irgend .etwas nicht gestimmt" haben kann in der französischen Aviationsbewegung. Und das habe ich vor einem halben Jahre schon behauptet Nun wird wohl etwas Ordnung in die Sache kommen und die Herren Piloten, die nach dem 31. Dezember noch übrig bleiben wird (und ich kann auf Grund persönlicher Informationen sagen, daß ihre Zahl erstaunlich klein sein wird), weiden wohl, wie man sagt, „ein Loch zurückstecken" müssen. Lind diese Wendung der Dinge ist im Interesse der Aviation mit Freuden zu begrüßen. Schon jetzt fangen jene Zwitterelemente an, sich langsam abzubröckeln, „und fallen seh' ich Blatt auf Blatt."

Ein weiteres Ereignis, das für die Entwicklung der modernen Nugtechnik eine große Bedeutung zu erlangen geeignet ist, ist

No. 24

„FLUOSPORT".

Seite 676

die an diesem Muiitag erfolgte Eröffnung der ,,Hochschule iür Aeronautik und mechanische Konstruktion". Die Tendenz dieses Instituts ist bekannt, sie geht auch aus ihrem Namen deutlich hervor. Als hauptsächlichste Lehrer werden die Herren Professor Lecornu (leichte Motoren), Professor Painleve (die Aviationsme-chanik) und Major Renard (Aeronautik im allgemeinen) wirken. Daneben linden Experimental-Vorträge statt seitens der Herren Civilingenieur Couannier (über Luftrecht), Oberstleutnant Espital-lier (über Konstruktion von Luftschiffen). Quillaume (über Instrumente und Maßeinheiten), Ingenieur Leroux (über Konstruktion von Motoren), Ingenieur Lumet (Versuche mit Motoren), Chefingenieur Mesnager (über den Widerstand der Materialien), Hauptmann Sacconey (über Telephotographiei. Ingenieur Teisserene de Bort iüber die Anwendung der Aeronautik in der Meteorologie).

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Henry Farman hält mit 4 Stunden 6 Minuten den Weltrekort.

Major Voyer (über die Anwendung der Luftschiffahrt in der Kriegskunst). Bekanntlich werden die Schüler, die sich aus Angehörigen der polytechnischen Hochschulen zusammensetzen, zu denen aber im nächsten Jahre auch andere, auf Grund eines Examens aufgenommene Schüler hinzukommen werden, nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch ausgebildet und sind zu diesem Zwecke große, mit allen Vervollkommnungen der modernen Technik ausgestattete Ateliers geschaffen worden.

Die vorerwähnte ..Commission Aerienne mixte" hat in ihrer letzten Sitzung auch das gegenwärtige Klassement für den bis zum 31. Dezember dieses Jahres offenen „Dauerpreis", für den

natürlich nur offiziell kontrollierte Flüge in Betracht kommen, aufgestellt. Darnach stellt sich dieses Klassement wie folgt: 1. Paulhan (435,514 km), 2. Tissandier (315,410 km), 3. Bldriot (191,200 km), 4. Delagrange (76,250 km), 5. Rougier (60 km), sodaß also bis jetzt Paulhan die Spitze hält. In England war es ja dem jungen Piloten gelungen, eine wahre Begeisterung auszulösen und hat er sich auch „interviewen" lassen, wobei er interessante Eindrücke schilderte. Als man ihn fragte, ob er sich bei einem Fluge in so gewaltiger Höhe, wie er ihn dort ausgeführt hat, sicher fühle, meinte Paulhan, daß der Aviater nur erst in der Höhe außer Gefahr sei. Er verliere da oben auch nie den Ueberblick über die Erde. Das Flugfeld erscheine ihm wie ein Taschentuch und Häuser und Bäume sehen aus wie Spielzeug. Paulhan hatte auch die Absicht, den Flug London-Manchester zu unternehmen, hat aber den Plan bis zum Frühjahr vertagt und ist hierher zurückgekehrt. Er hat sich nach Pau begeben, um dort seine Experimente fortzusetzen. Auch Bleriot, der von seiner Reise nach Wien und Bukarest heimgekommen ist, traf in Pau ein, wo er das neu errichtete und verbesserte Flugfeld, sowie die von ihm daselbst installierte „Schule" besichtigt hat. Bleriot will demnächst nach Konstantinopel gehen, um dort einige Flugvorführrungen zu veranstalten und dann nach Pau kommen, wo er definitiv die Leitung übernehmen und sich ansiedeln wird.

In der anderen Bleriot-Schule zu Issy-les-Moulineaux geht es wieder etwas lebhafter zu. Dort steuern Gilbert, Taurin, Graham und Grapperon ihre Eindecker mit fortschreitendem Verständnis. Auen Eduard Sickel, der durch seine bekannten „Looping the Loop"-Vorführungen im Zirkus seinerseits viel von sich reden machte, hat die Handhabung eines Eindeckers erlernt und ist jetzt mit einer solchen Maschine nach Südamerika abgereist, woselbst er Vorführungen arrangieren will. Gilbert hatte dieser Tage mit seinem Bleriot-Eindecker Malheur. Noch nicht genügend gefestigt, hatte er, als die Maschine ihm einmal zu schnell zu fliegen schien, plötzlich die Zündung abgestellt und dadurch eine brüske Landung verursacht, bei der der Apparat vielfach beschädigt wurde. Ferner sind in Issy gegenwärtig Legagneux, der einen Voisin-Zweide ker steuert, sowie Marquezy, der seinen C. A. M.-Apparat mit einem 50 PS-Clerget-Motor versehen hat. Bei einem Versuche am Sonnabend brach Marquezy gleichfalls durch eine ungeschickte Landung die Schraube seines Apparats. Eines eigentümlichen Votfalls in lssy sei schließlich noch erwähnt: .urapperorrTiatte einen Bleriotschen Eindecker bestiegen und bemühte sich lange vergeblich, die Maschine in Gang zu bringen. Plötzlich und unvermittelt machte der Apparat einen Sprung von etwa 100 m und stieß schwer auf den Boden, wobei der rechte Flügel der Schraube in Splitter ging.

In Chälons sind gleichfalls mehrere Aviater vereinigt. Außer der bereits genannten Baronin de Laroche, die ihre Versuche eifrig fortsetzt, experimentieren dort Henri Farman, dessen großartige Leistung in der letzten Nummer des „Flugsport" bereits kurz gemeldet worden ist. Bekanntlich hat Farman mit seinem Zweidecker, der einen rotierenden Gnom-Motor hat, 232,212 km

in 4 Stunden 17 Minuten 5 Sekunden zurückgelegt. In den letzten Tagen ist Farman weniger vom Glück begünstigt gewesen, wozu wohl das ungünstige Wetter hauptsächlich beigetragen hat. Am letzten Montag hatte er sogar einen Unfall, der leicht bedenkliche Folgen hätte haben können. Er hatte den bekannten belgischen Rad-Meisterfahrer Van den Born auf seinen Apparat genommen und sich in die Luft erhoben. Beim zweiten Umkreisen der Flugbahn stürzte die Maschine plötzlich aus einer Höhe von 20 Metern auf den Boden. Glücklicherweise blieben die beiden Insassen unversehrt, der Apparat hat einige Beschädigungen erlitten Latham machte ebendaselbst einige unbedeutende Flüge. Ebenso vermochte der Engländer Mac Ardie bisher nichr, seines B16riot-Eindeckers Herr zu werden. Bei einem Versuche stieß er gegen einen Pfeiler des umgebenden Zaunes und zerbrach die Schraube. Rawlinson, der englische Agent der Firma Darracq, macht in Chälos erfolgreiche Versuche mit einem Far-manschen Zweidecker, den er mit einem 100 PS-Darracq-Motor von 170 mm Bohrung ausgestattet hat. Der Apparat geht sehr schnell und schon die ersten Versuche vermochte Rawlinson mit Erfolg (600 und 700 m) zu beenden. Auch Rougier, dem man fälschlich nachgesagt hatte, er hätte seinen Apparat verkauft, ist im Lager von Chälons eingetroffen, um seinen Flugexperimenten zu obliegen. Der Holländer Kuller kommt mit seinem Bleriot-Eindecker anscheinend voran. Beilot, Pauwels, Nieuport und Muisgan steuern Voisinsche Apparate mit ziemlicher Gewandheit.

Einen 60 km-Flug querfeldein mußte Maurice Farman in Buc infolge des starken Nebels aufgeben.

In Port Aviation experimentiert Gaubert, der den verunglückten Lefebvre als Pilot der Societe Ariel ersetzt, mit gutem Erfolge. Bei einem seiner ersten Versuche wäre er freilich um ein Haar in den Orgefluß gestürzt. Baratoux vermochte mit seinem Wright-Apparat bereits einige kurze Flüge auszuführen, bis er am Sonnabend infolge eines falschen Flächenverstellungs-Manövers durch einen jähen Sturz aus vier Meter Höhe arge Beschädigungen an der Maschine verursachte. Köchlin steuert in Juvisy seinen Eindecker mit vielem Geschick, wobei er besonders die Kurven mit auffälliger Leichtigkeit überwältigt.

Auf dem Rennplatze von Saint Cloud operiert jetzt ein neuer Pilot, namens Piau, mit einem Eindecker eigener Konstruktion, der mit einem 12 PS-Zedel-Motor ausgestattet ist, und führte bereits Flüge von einigen 100 Metern aus. Am Sonntag stieß Piau mit dem Apparat gegen die Tribünen, hatte aber nur leichte Beschädigungen an der Maschine zu konstatieren.

Das Meeting von Saint-Etienne, von dessen unglücklichen Beginn ich bereits in voriger Nummer berichten konnte, hat auch weiter einen recht stürmischen Verlauf genommen. Es mußte infolge der gewaltigen Aufregung des Publikums vorzeitig abgebrochen werden. Gobron hatte bekanntlich, um die Aufregung der Menge zu beschwichtigen, einen Flug unternommen, bei dem er seinen Apparat schwer beschädigte. Nach dessen Reparatur will der junge Pilot nach dem Lande der Pyramiden abreisen und während des Winters in Cairo Flugvorstellungen geben.

Man plant auch für das Frühjahr in dieser Stadt ein großes Avia-tionsmeeting, für das die Veranstalter angeblich bereits 250000 Frs. sicher gestellt haben.

Auf dem Manöverfelde von Chartres steuert Lallacart einen Eindecker Qyp, der einen 40 PS-Motor gleicher Marke hat. Das Publikum nimmt dort aber nur wenig Anteil an den Vorführungen.

In Douai soll eine große aeronautische Station für Aeroplane und Lenkballons eingerichtet werden und die dortige Gemeinde-Verwaltung erklärt sich bereit, zu diesem Zwecke große Subventionen zu leisten. Natürlich wird dieser Plan mit Rücksicht auf die Sicherung der Nordgrenze begründet. Die Deputiertenkammer scheint dem Projekt günstig gestimmt zu sein.

Infolge der grandiosen Flugleistung Farman's ist das Matin-Projekt von neuem in den Vordergrund des Interesses gerückt. Bekanntlich handelt es sich um einen Preis von 100000 Francs, den das genannte Blatt aussetzt für einen Flug von Paris über Troyes, Dijon, Beifort, Nancy, Reims, Lille, Amiens zurück nach Paris. Es hat sich nun ein Komitee konstituiert, dem außer dem ehemaligen Kammerpräsidenten Paul Doumer, die Herren Ballif, Präsident des Touring-Club de France, Surcouf, Voisin, Graf Lambert, Besangon, Delagrange usw. angehören. Als Termin dieses interessanten Experiments ist nunmehr die zweite Hälfte des kommenden Juli angesetzt.

Inzwischen dürften sich aber noch recht interessante Wettstreite abspielen, denn, wie hier mit aller Bestimmtheit versichert wird, sollen die Gebrüder Wright die Absicht haben, den Rekord Farmans anzugreifen; übrigens wollen auch Graf Lambert und Tissandier sich an diesem Versuche beteiligen.

Eine Austeilung von .Flugmaschinen veranstaltet die Stadt Lyon in den Monaten Dezember bis Januar auf einem großen, der Stadt benachbarten Rennplatze. Wie es scheint, wird sich die französische Aviation stark daran beteiligen.

In Limoges werden in nächster Zeit die Versuche mit einem neuen Eindecker beginnen, den die Ingenieure Delbiel, Janicot und Monribot soeben beendet haben. Die Tragfläche mißt etwa 16 Quadratmeter. Zum Antriebe dient ein 15 PS. Zweizylinder-Motor, der eigens von einem der Genannten gebaut ist. Die Schraube hat einen Durchmesser von 1,88 m und steht in direktem Eingriff mit dem Motor. Außer einigen Neuerungen, die der Apparat aufweist, ist vor allen Dingen eine bewegliche Schwanzfläche zu erwähnen, die als Tiefensteuer und Stabilisierungssystem dient.

Auch der Vizepräsident der technischen Kommission des Automobil-Club de France, Arnlux, hat einen Apparat konstruiert. Es ist dies ein Zweidecker, den er nach eigenen Ideen von Astra bauen ließ und den demnächst Gaudart steuern soll. Bei dem Arnoux'schen Apparat, der mit keinerlei Appendix versehen ist, wird die Höhen- und Richtungssteuerung durch Verstellen der Haupttragflächen erreicht.

Henri Farman hat an seinem Apparat eine bemerkenswerte Neuerung anbringen lassen. Bekanntlich werden die Piloten, namentlich in der rauhen Jahreszeit, sehr durch den starken Zug-

wind belästigt. Farman hat auf seinen Zweidecker einen Aufbau, gewissermaßen ein kleines Kajütshaus, anbringen lassen, der ihm Schutz gegen den Wind gewährt und ihm gestattet, stundenlang in der Luft zu bleiben, ohne die geringste Unbequmlichkeit zu empfinden.

Die Nachricht, daß Levavasseur, der als die „Seele" der Firma Antoinette angesehen werden mußte, diese Firma verläßt, hat hier in interessierten Kreisen begreifliches Aufsehen erregt und zu Mutmaßungen aller Art Anlaß gegeben, die indessen hier nicht angedeutet werden sollen. Wie es heißt, geht Levavasseur nach England.

Ein anderer bekannter Vorkämpfer der französischen Aviation, Seux in Lyon, hat dieser Tage seinem Leben freiwillig ein Ende bereitet. Seux, der sich seit Jahren schon praktischen Studien der Aviation hingab und dessen Erfahrungen anerkanntermaßen von heutigen Konstrukteuren vielfach benutzt werden, ist infolge der großen Opfer, die er der Sache gebracht hat, völlig verarmt und stürzte sich dieser Tage aus Verzweiflung in die Rhone.

Dagegen erstehen von allen Seiten neue Adepten. Zunächst der bekannte deutsche Motorfahrer Hoffmann, der sich einen 3 Zylinder Anzani-Motor bestellt hat, um damit einen Aeroplan auszustatten. Wahrscheinlich wird er einen B16riot-Eindecker wählen. Vom Zement her kommt aber noch weiterer Zuwachs. Poulain, der französische Weltmeister, hat sich endgiltig entschlossen, der Aviation zu obliegen und sein Freund Van den Born, von dem oben die Rede war, wird ihm nach Schluß der Saison folgen. Gegenüber diesem erfreulichen Zuwachs der Aviationsjünger hätte man sich aber das Fräulein Helene Dutrieu, die leidenschaftliche Französin, die durch ihren „Todessprung" auf den Pariser Variete-Bühnen und durch ihren sensationellen Sturz seiner Zeit so viel von sich reden machte und die nun auch zur Aviation übergegangen ist, gern „geschenkt".

Zum Schlüsse sei noch eines Projektes Erwähnung getan, dessen Verwirklichung einen gewaltigen neuen Impuls für die französische Aviation abgeben wird. Im Pariser Gemeinderat ist der Antrag eingebracht worden, daß die Stadt Paris einen jährlichen Betrag von 100000 Francs bewilligen möge für einen großen Aviations-Bewerb, der in jedem Jahre unter der Bezeichnung „Grand Prix de la Ville de Paris" zum Austrag gelangen soll Wie es heißt, besteht innerhalb der Gemeindeverwaltung große Sympathie für diesen Antrag, dessen Annahme man bestimmt erwarten kann. Rl

Die I. Internationale Luftschiffahrt°Auss1ellung

zu Paris.

Von unserem Pariser Korrespondenten. (Schluß.)

Bei dem Vierzylindermotor Rougier (Abb. 11) sind die Zylinder vertikal angeordnet. Hier beträgt die Bohrung 130 mm, der Kolbenhub 160 mm. Die Zylinder sind dus Stahl mit aufmontiertem kupfernen Wassermantel und wiegen zusammen nicht mehr als 16 kg. Die auf den Köpfen der Zylinder angeordneten Ventile

werden von oben gesteuert und zwar durch Steuerungshebel. Die Zündung erfolgt vermittelst Akkumulatoren. Uebrigens ist dieser Motor gleich am zweiten Tage der Ausstellung durch die Firma Dansette & Mutel, die in der Befestigung des Kupfermantel eine Verletzung ihres Patentes erblickte, gepfändet und fortgeschafft worden, sodaß der arme Rougier während der ganzen Ausstellung neben dem leeren Sockel, auf dem sein Motor gestanden hatte, saß und den erstaunten Austellungsbesuchern gedruckte Erklärungen austeilte, in denen das Vorgehen der genannten Firma kritisiert wurde.

Sehr interessant ist der 45 PS. Mors-Motcr (Abb. 12) mit vier V-förmig gelagerten Zylindern von 110 mm Bohrung und 130 mm Kolbenhub. Die Zylinder sind zu zwei und zwei angeordnet und jede Gruppe von zwei Zylindern bildet einen Monobloc. Die unten placierten Ventile werden vermittelst zweier kleiner spezieller Nockenwellen betätigt. Die Saugventile sind automatisch und über den Auspuffventilen angeordnet. Neben der Antriebskurbel befinden sich der Magnetapparat und die Wasserpumpe, beide auf ein und derselben Welle gelagert, die durch helikoidales Zahnradgetriebe gesteuert wird. An derselben Seite befindet sich auch der Vergaser mit seinem Vorwärmesystem. Der Motor hat ein Schwungrad, das aus einem äußeren Stahlkranz besteht und in dessen Innern sich die Leder-Konus-Kuppelung befindet. Obgleich die Zylinder mit dem

Größeren Teile ihres Wassermantels aus einem Guß sind, Ubersteigt das Gewicht es Motors nicht 97 kg. Die Kühlung erfolgt durch Thermosyphon.

Der leichteste aller Motoren, die im Pariser Salon zur Schau gestellt waren, ist derjenige der italienischen Marke Fiat. Dieser Motor hat acht Zylinder in V-Form, vier und vier, und entwickelt 50 PS. Sein Gewicht beträgt nicht mehr als 60 kg. Interessant ist hier das zur Anwendung kommende System der Luftkühlung. Die Kühlung wird dadurch erreicht, daß der ganze Motor in einem Blechzylinder montiert ist. Auf der Achse des Motors ist ein Ventilator aufmontiert, welcher direkt mit dem Blechzylinder abschneidet. Dieser Ventilator treibt nun die Ltrft durch-lierr Zylinder gegen den ganzen Motor. Der Fiat-Motor hat gesteuerte Ventile und einen Karburator, der in der Mitte zwischen den Zylindern montiert ist. Die Sündung erfolgt durch zwei Magnetapparate. Hervorzuheben ist die ungemein exakte Arbeit dieses Motors, der ein wahres Kabinettstück darstellt. ϖ

Die belgische Firma Pipe hat einen 170 PS-Motor mit acht vertikalen Zylindern herausgebracht, dessen Gewicht 410 kg beträgt. Die Zylinder haben eine Bohrung von 160 mm und einen Kolbenhub von 180 mm. Bei normalem Betrieb macht der Motor 1250 Umdrehungen. Die Konstruktion, die sich ganz und gar an die altbekannte Automobilmotorentype dieser Marke anlehnt, weist nennenswerte Vervollkommnungen nicht auf.

Mit zwei guten Motoren war die englische Firma Wolseley vertreten. Der eine, ein Achtzylinder-Motor in V-Form. muß als ein „normaler" Motor be-

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Abb. 11. Rougier.

Abb. 12. Mors.

zeichnet werden. Die Zylinder, die eine Bohrung von 95 mm^und einen Kolbenhub von 127 mm haben, sind paarweise gegossen und in zwei Reihen von je vier genau gegenüber in einem Winkel von 90" placiert. Diese Zylinderstellung ist zur Gewichtsverringerung ausgenutzt worden, indem man je zwei Zylindern einen

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Abb. 13. Fiat. Abb. 14 Wolseley.

gemeinsamen Wassermantel gegeben hat. Außerdem war dadurch die Möglichkeit gegeben, eine gekröpfte Welle, wie sie für die gewöhnlichen Vierzylinder üblich ist, anzuwenden und die Länge der Röhrenleitungen, besonders die Einlaßröhrenleitung, wesentlich zu verkürzen. Die gesamte Verteilung wird vermittelst einer einzigen Nockenwelle bewerkstelligt, welche in der Längsrichtung genau über der Achse der gekröpften Welle placiert ist. Alle Ventile sind an

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Abb. 15. Prini-Berthaud. Ab. 18. Breton.

derselben Seite der Zylinder jeder Serie angeordnet, infolgedessen sind die Ven-tildrücker direkt durch die Nocken betätigt. Nichtsdestoweniger hat man, da die Nockenwelle zu hoch Ibgt, kleine Steuerungshebel als Vermittler zwischen den Nocken und den Ventilstangen angewandt. Die Einlaßventile von zwei benachbarten Zylindern sind die in der Mitte placierten und es genügt ein einziges Rohr^zu deren Speisung. Besondere Sorgfalt ist der Oelung zugewendet worden, die sich automatisch in allen in Reibung gehenden Organen vollzieht.

Die gekröpfte Welle betätigt eine kleine Pumpe mit vertikaler Achse vermittelst zweier konischer Zahnräder. Die Pumpe ist am Boden des Carters, der gleichzeitig Oelreservoir bildet, placiert. Das Oel wird durch die Pumpe in die zu diesem Zwecke durchlöcherte Welle getrieben, gelangt so zu den Lagern des Motors, zu den Kurbelstangenköpfen und steigt zu den Kolbenachsen. Die Kühlung erfolgt durch Thermosyphon, Die Wassermäntel sind aus Aluminium und von geringer Dicke. Der Motor leistet bei 1350 Umdrehungen 50 PS und hat ein Gesamtgewicht von 180 kg.

Von den mannigfachen Motorentypen, welche diese Firma baut (bis zu 400 PS Zwölfzylinder) sei noch ein Achtzylinder 200 PS erwähnt. Die Zylinder sind vertikal angeordnet und paarweise gegossen. Zündung, Oelung, Vergasung und Wasserzirkulation sind in der gleich ingeniösen Weise vorgesehen, wie wir das an allen Motoren dieser Marke gewöhnt sind, deren robuste Bauart namentlich in den klassischen Motorbootregatten von Monako bekanntlich regelmäßige Triumphe feiert.

Ein von den übrigen völlig abweichende Type stellt der Motor Prini & Berthaud dar (Abb. 15). Es ist dies ein Zweitakt-Motor, in dem also einerseits Ansaugung und Kompression, andererseits Zündung und Auspuff kombiniert sind. Dieser Motor hat vier Zylinder von 100 mm Bohrung und 110 mm Kolbenhub. Die. erwähnte Kombinierung ist dadurch hergestellt, daß jeder Zylinder sozusagen ein Doppelzylinder ist, d. h. der Zylinder hat oben eine Bohrung von 100 mm, die bis zur Hälfte reicht; darunter ist ein größerer Zylinder. Die Arbeitsweise ist nun folgende: Der Kolben, welcher im Moment der Zündung heruntergeht, saugt in seinem unteren Teile Gas für den Nachbarzylinder, welcher es komprimiert. Das Gas wird also in einen Zylinder hineingestoßen, wenn der kleine Kolben auf seinem tiefsten Punkte steht. Der Kolben geht hinauf, das Gas komprimiert sich; das Gas wird gezündet; der Kolben geht herunter und läßt im gleichen Momente das verbrannte Gas auspuffen. Der Motor hat einen sehr ruhigen Gang und einen mäßigen Verbrauch. Sein Gewicht beträgt 92 kg.

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Abb. 16. Rotativ-Motor. Abb. 17. System Beck.

Zum Schlüsse seien noch einige weniger bekannte" Motoren besprochen die recht viel Beachtung fanden. Hierhin gehört zunächst der Rotativ-Motor System Beck, der schon durch seine geringe Raumbeanspruchung auffällt. (Abb. 16 und 17.) Selbstverständlich kann man auf derselben Achse mehrere Zylinder anbringen und so die motorische Stärke nach Belieben vermehren. Die Ventile werden auch hier durch eine einzige Nockenwelle betätigt, die gleichzeitig auch die Zündung bewirkt. Die Tourenzahl des Beck-Motors kann zwischen 90 bis 1800 pro Minute reguliert werden. Ein 100 pferdiger Motor in voller Ausrüstung hat ein Gewicht von ungefähr 90 kg.

Ein sehr leichter Motor ist der von Breton (Abb. 18) ausgestellte Zwölfzylinder, von denen zwei und zwei durch den Zylinderdeckel verbunden sind. Die

Kolben betätigen vermittelst der Kolbenstangen Kugelscheiben, zwischen welchen Satellitenzahnräder aufgekeilt sind. In der ihnen auf diese Weise mitgeteilten Bewegung ziehen die Satelliten, indem sie in das feste Rad eingreifen, die Masse der Zylinder in einer Rotationsbewegung um die feststehende Welle mit sich. Die innere Kühlung besorgen Ventilatoren, die auf Kugelscheiben montiert sind und 1600 Umdrehungen in der Minute machen. Die Ventile sind gesteuert. Die Zündung erfolgt vermittelst Magnet. Der Motor, der eine Stärke von 60 PS. ergibt, hat ein Gewicht von nur 90 kg.

Ein viel bemerkter Motor war derjenige der englischen Marke Green, ein Vierzylinder-Motor nach dem System Otto gebaut. Es ist dies ein Viertakt-Motor mit vier besonders montierten Zylindern aus Stahl. Die Mäntel sind aus Kupfer

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Abb. 19. Green-Motor.

und haben an ihrer Basis eine Expansionsbewegung. Interessant ist der Mechanismus der Ventile, der vollständig verkleidet ist, aber sehr leicht, nur durch Lösen einer oberen Schraube, demontiert werden kann. Die Ventijgehäuse und die Kolben sind aus Guß. Die Oelung vollzieht sich vermittels einer kleinen Zahnradpumpe. Alle Teile des Motors sind in dichte Gehäuse eingeschlossen, laufen in Oel und sind vor Zutritt von Staub sicher geschützt. Die Stärke des Motors beträgt 50 bis 60 PS.

Bei den übrigen, überaus zahlreichen Motoren, die im Salon vertreten waren, sind wesentliche Konstruktionsändertingen, sofern sie nicht schon an dieser Stelle früher behandelt worden sind, nicht zu konstatieren.

Moderner Fliegerbau.

Civilingenieur Osk. Ursinus.

Hierzu Tafel III. (Fortsetzung von Seite 332 Nr. 12.)

Seit der Veröffentlichung meiner letzten Ausführungen über modernen Fliegerbau ist fast ein halbes Jahr vergangen. Wenn wir den heutigen Stand (insbesondere den Fliegerbau in Frankreich) mit dem vor einem halben Jahr vergleichen, so müssen wir feststellen, daß wesentliche Veränderungen und Verbesserungen, wenn man den Maßstab der Entwicklung der Flugteclinik in den vorletzten Jahren ansetzt, nicht zu verzeichnen sind- Der Fortschritt in der Verfeinerung der Konstruktion z. B. andenWright-Apparaten, war vorauszusehen und Notwendigkeit. Die französischen Konstrukteure waren weniger bemüht, die Konstruktion zu verfeinern, als möglichst schnell einen Flieger herauszubringen.

Das gleiche gilt von Deutschland. Eine Verfeinerung der Konstruktion dürfte erst zu erwarten sein, wenn die Serienbestellung n, z. B. von Bleriot, Antoinette, Farman etc. ausgeführt sind. Vielleicht werden dann diese Apparate noch wesentlich bessere Erfolge zeitigen.

Zur Metallkonstruktion, welche hauptsächlich bei Zweideckern angebracht ist, ist man (mit sehr vereinzelten Ausnahmen) noch immer nicht übergegangen. Mag es vielleicht daran liegen, daß die Halbfabrikate, wie gezogene Rohre, in den nötigen Profilen marktmäßig noch nicht gehandelt werden, oder daß

deren Existenz den meisten Konstrukteuren noch nicht bekannt ist Ich habe wiederholt darauf hingewiesen, profilierte Rohre, wie beispielsweise die nebenstehenden Skizzen Abb. 31 und 32 zeigen, als Streben zu verwenden. Diese profilierten kaltgezogenen Aluminiumrohre mit inneren Querversteifungen sind bedeutend leichter wie Holzkonstruktionen und sehr widerstandsfähig. In Deutschland hat man bereits diesem Vorteil Beachtung geschenkt und-hat Ingenieur Kautny mehrfach in seinen Arbeiten darauf hingewiesen und bei Stahlrohren unter Verwendung des autogenen Schweißverfahrens acceptable Vorschläge gemacht.

Die großen Erfolge von Bleriot und Antoinette bestimmen mich, abgesehen von den verschiedenen stückweiseiii früheren Veröffentlichungen, einerseits um mehrfache an mich gerichtete Anfragen zu erledigen, andererseits um die Eigenart der Flieger in deutlichen Zeichnungen zu registrieren, diese Flieger zusammen-

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Abb. 31.

Abb. 32

hängend in ihren Details zu besprechen. Beginnen wir mit dem vielgenannten

Flieger Bleriot XI.

Auf der beiliegenden Tafel 111 ist die Flugmaschine von Bleriot, wie er sie zu seinem Kanalflug benutzte, in Auf- und Grundriß dargestellt.

Das Fahrgestell

besteht aus einem vorderen Räderpaar und einem einzelnen hinten unter dem Haupttragkörper angebrachten Laufrad. Die Räder sind durch Federn und starke Gummischnüre abgefedert und zwar in der Weise, daß zunächst die Gummisclinüre und dann die Federn in Funktion treten. Damit das Fahrgestell den seitlichen Ausweichungen des Fliegers von der geraden Richtung folgen kann, sind alle Räder nach den Seiten beweglich.

Der Rumpf

ist in bekannter Weise gitterträgerartig unter Verwendung von Spanndrähten ausgebildet. Konstruktion und Anordnung der Steuerflächen

und deren Abmessungen gehen aus der Zeichnung hervor. Um eii e zuversichtliche leicht verständliche Beschreibung zu ermöglichen, habe ich auf der Tafel ein schematisches Steuerungsschema beigefügt. Diese Skizze ist so deutlich, daß sich eigentlich eine Beschreibung erübrigen dürfte. Die Steuerung wird vom Führersitz vermittels einer Steuersäule, welche am Boden des Rumpfes in einem Cardangelenk befestigt ist, betätig!. Auf der Steuersäule befindet sich eine runde Glocke, welche als Mittelpunkt den Mittelpunkt des Cardangelenkes hat. Von den Rändtrn der Glocke gehen nach den am Boden des Rumpfes befindlichen Rollen je zwei Steuerseile, ein Paar sich kreuzende nach dem tief unter dem Rumpf gelagerten Hebel für die Bewegung der Tragflächenenden und ein Paar nach hinten zur Verdrehung der hinteren horizontalen Steuerfläche. Drückt der Führer die Glocke nach vorn, so wird das hintere an der Glocke angreifende Seil gezogen und die hintere horizontale Fläche mit ihrer vorderen Kante nach oben gedreht.

Das Schwanzende des Fliegers würd ϖ mithin hinten gehoben, der Gleitwinkel der vorderen Tragfläche verkleinert und der Flieger würde nach unten gleiten. Zieht der Führer hingegen die Steuerseile mit der Glocke nach hinten, so wird die Vorderkante der hinteren Steuerfläche sich nach unten bewegen und der Flieger wird steigen.

Die Verwendung der Haupttragflächen wird dadurch erreicht, daß der Führer die Steuersäule nach rechts oder links drückt. Wird die Steuersäule nach links gedrückt, so wird, wenn man die Seilzüge in der schematischen Skizze verfolgt, das rechte Tragflächenende und das linke Tragflächenende nach oben gezogen. Der Flieger würde sich mithin auf der rechten Seite lieben und nach rechts drehen. Wünscht man indessen keine Kurve nach rechts zu fahren, sondern nur das Gleich-

gewicht herzustellen, so tritt das hintere Seitensteuer in Funktion, welches vermittels eines vor der Glocke liegenden Horizontal-Fußhebels nach links gedreht wird.

Der mittlere Teil der hinteren Horizontalsteuerfläche oder Stabilisierungsfläche, kann unter verschiedenen Winkeln, damit die beweglichen Steuerflächen entlastet werden, eingestellt werden. Die Konstruktion gehF aus der Zeichnung hervor.

Zum Betriebe des Bleriot-Fliegers Nr. XI dient regulär ein 24 PS Dreizylinder Anzani-Motor mit Luftkühlung, auf dessen Kurbelwelle eine Holzschraube von 2100 mm Durchmesser aufgesetzt ist. (Fortsetzung folgt.)

Der Flugsport in England.

(Originalbericht unseres Londoner Korrespondenten.)

Die beiden letzten Wochen sind in England durch den Namen „Louis Paulhan" charakterisiert, der mit seinem Farman-Biplan „La Gypaete" vom 29. Oktober bis 1. November in Brooklands bei Weybridge, dann am 5. und 6. November auf dem Rennplatze von Sandown Park bei Esher in der Nähe von Windsor flog, und vom 25. bis 27. November in Wolverhampton fliegen wird, Ganz besonders großartig war seine Leistung am 6. November in Sandown Park, wo er den offiziellen Welthöhenrekord schlug, den Rougier mit einer Voisin-Maschine in Antwerpen mit 885 Fuß aufgestellt hatte.

Nach einer Strecke von 150 m erhob er sich vom Boden, machte 3 Runden um die Bahn und stieg dann höher und höher, bis die Erhebung auf 1000 Fuß geschätzt wurde. Dann senkte er sich bis auf 600 Fuß herab, stoppte den Motor und schwebte dann 800 m weit hernieder, bis er 10 Fuß über dem Boden war. In dieser Höhe blieb er für etwa 100 m, um dann den Motor wieder laufen zu lassen, und noch einmal in die Höhe zu steigen. Als er endlich bei seinem Schuppen landete, war die erreichte Höhe inzwischen vom Artillerie-Hauptmann Carden nach seinen Beobachtungen auf 977 Fuß oder fast 300 m (genauer 298 m) berechnet worden. Doch leistete er nicht nur an diesem Tage, sondern an allen Vorzügliches, und sein Flug in Brooklands am 1. November, der in 2 Stunden 49 Min. 20 Sek. eine Länge von 96 Meilen (= 144,5 km) erreichte, war von einer Ruhe und Gleichmäßigkeit, daß der Feldmarschall Lord Roberts dem Flieger seine größte Bewunderung aussprach. Der benutzte Motor war ein Gnom-Motor, und als Schmiermittel wurde reines Ricinusöl verwendet.

Der Motorwagenfabrikant C S. Rolls hat auf seinem von den Gebrüdern Short in Shellbeach hergestellten Wright-Aeroplan einen der 3 Preise von 50 Lstr. errungen, welche der Aero-Club für die erste Meilenrunde auf dem dortigen Fluggrunde ausgesetzt hat, und ebenso den Preis von Sir David Salomons für den ersten Flug von 800 m auf diesem Flugplatze des Aero-Club.

Am 13. November machte G. W. Parkinson aus Newcastle mit einem Bleriot-Monoplan seinen ersten Flug in Gosworth, wobei er 20 Fuß hoch stieg und dann ohne Unfall landete.

Mr. Ogilvie sind auf dem Strande von Camber bei Rye mehrere Flüge mit seiner Wright-Mascliine gelungen, und Mr. Moore-Brabazon hat weitere Fortschritte gemacht, nachdem er, wie in letzter Nummer berichtet, den Daily Mail-Preis für die erste praktisch bewährte englische Flugmaschine gewonnen hat. Es sei nachträglich bemerkt, daß dieser Jrländer" seine ersten Lorbeeren als Motorrennfahrer erworben und 6 Monate als Volontär auf den Darracqwerken in Puteaux gearbeitet hat. Im Jahre 1907 gewann er das Motorwagenwettfahren um die Ardennen, wandte sich dann aber schon in demselben Jahre der Flugmaschinen-Konstruktion zu. Seine Maschine gleicht dem Wright-Modell, jedoch wird die Stabilität nicht durch die Flächenverwindung, sondern wie bei anderen Maschinen durch kleine Flächen (Ailerons), die sich zwischen den Enden der beiden Hauptflächen drehen, hergestellt, und die beiden Propeller drehen sich nicht entgegengesetzt, sondern nach derselben Seite. Der verwendete Motor war ein 50 PS Greenmotor, der eine Bohrung und Kolbenhub von 140 mal 140 mm hat.

Mr. Hubert Latham wurde am 3. November durch die Ueber-reichung der goldenen Medaille des Aero-Club geehrt, bemerkte jedoch in seiner Erwiderungsrede, daß die Verdienste des Konstrukteurs seiner Maschine, Levavasseur, weit größer seien als die seinen. Beiläufig sei die Nachricht mitgeteilt, daß Levavasseur sich von der französischen Antoinette-Companie zurückziehen will, um zusammen mit M. Jules Gastambide seine Erfindungen in England zu verwerten.

Vom lrish Automobile Club in Dublin wird sich ein aeronautischer Club, The lrish Aero-Club, abzweigen, um die Aeronautik in allen ihien Zweigen in Irland zu pflegen, und die Gründung eines Aero-Clubs in Oxford wird geplant.

Es mag manchen interessieren, daß in der großen Londoner Versicherungsanstalt von Lloyds jetzt öfter Versicherungen von Fliegern und Flugmaschinen abgeschlossen werden. Bei einem einzelnen Fluge kann der Flieger sich mit 2 pCt. der Versicherungssumme versichern gegen Verlust des Lebens oder zweier Glieder oder zweier Augen oder den Verlust von einem Gliede und einem Auge zusammen; während bei dem Verluste von einem Gliede oder einem Auge 50 pCt. der Versicherungssumme ausgezahlt werden. Die Gesellschaft nimmt also an, daß auf rund 50 Flüge ein ernsterer Unglücksfall kommt. Für eine Reihe von Flügen werden geringere Quoten berechnet; so ist für eine Reihe von 20 Flügen 30 pCt. verlangt worden.

Der Prozeß um die Wright=Patente.

Aus Paris wird uns geschrieben: Der von den Gebrüdern Wright gegen die angeblichen Verletzer ihrer Patentrechte angestrengte Prozeß dürfte einen sehr großen Umfang annehmen, um-somelir, als die attackierten Interessenten anscheinend entschlossen sind, sich mit allen Mitteln ihrer Haut zu wehren. Die „American Aeronautic Society" und die Firma „Glenn H. Curtiß" haben nun-

mehr auf die ihnen zugestellte Klage geantwortet und erbieten sich, den Nachweis zu führen, dalj die Patente der Gebrüder Wright absolut wertlos seien. Sie wollen das dadurch beweisen, daß bereits lange vorher die gleichen und ähnliche Ideen sowohl in den Vereinigten Staaten, als auch in Europa patentiert worden sind. In Amerika waren es die Patente von Marriott (18691, Davis (1884), Bechtel (1890), Mouillard (1897). Stanley (1900), Johnson (1903)- Die Patente der Gebrüder Wright datieren bekanntlich vom Jahre 1906. Ferner wird behauptet, daß außerdem bereits fünf Patente in England, vier in Deutschland und eins in Frankreich genommen worden sind, lange bevor die Gebrüder Wright mit ihren Erfindungen an die Oeffentlichkeit getreten seien. Das Ensemble dieser Patente ließe keinem einzigen Detail der Aeroplane Wright die Originalität Die beiden beklagten Firmen haben in einem Riesendossier alle von den Brüdern Wright für sich reklamierten Erfindungen zusammenstellen lassen und zeigen an der Hand von Belegen, daß jede einzige dieser Erfindungen bereits mindestens zwei Jahre vorher von Carl Dienstbach, Dr. Spratt, Octave Chanute, A. F. Zahm. A- M. Herring, Hugo Mattulack, John J. Montgomery und E. P. Johnston praktisch venwertet worden sind. Rl.

Ueber die Bedeutung der deutschen Wright=

Patente.

(Vortrag von Patent-Anwalt ,J. A p i t z , gehalten im Verein deutscher Flugtechniker.)

Nach den Ausführungen des Vortragenden kann man nur von einem deutschen Wright-Patent sprechen, da die anderen Patente der Gesellschaft Wright erst angemeldet, und nur eines, das Nr. 173 378, Klasse 77h, Gruppe 7 vom 24. März 1904 datiert, erteilt sei, Um sich vor allem über die Bedeutung dieses den Brüdern Wright erteilten Patents klar zu sein, ist es vor allem nötig, die

Patentanspräche

zu kennen. Diese sind bei dem Wright-Patent Nr. 173378 (wie in No. 23 S. 662 des Flugsport eingehender ausgeführt) folgende:

1. Mit wagerechtem Kopfruder und senkrechtem Schwanzruder versehener Gleitflieger, bei welchem die beiden übereinander angeordneten Tragflächen an entgegengesetzten Seiten unter verschiedenen Winkeln eingestellt werden können, dadurch gekennzeichnet, daß die Tragflächen biegsam gestaltet sind, behufs schraubenförmigen, mittels einer Stellvorrichtung zu bewirkenden Verdrehens um eine quer zur Flugrichtung gedachte Achse, derart, daß die entgegengesetzten Seiten der Tragflächen sich in der Flugrichtung unter verschiedenem Winkel einstellen und daß das Schwanzruder mit der Stellvorrichtung derart gekuppelt ist, daß es dem Winde mit derjenigen Seite dargeboten wird, welche den unter dem kleineren Winkel eingestellten Tragflächenseiten zugekehrt ist, zum Zwecke, den ganzen Gleitflieger um die in der Flugrichtung liegende Mittelachse zu drehen, ohne daß eine gleichzeitige Drehung des Apparates um seine senkrechte Mittelachse erfolgt.

2. Gleitflieger nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß zwischen den beiden durch längsseitig versteifte Ständer verbundenen Tragfiächenrahmen zwei Seile derart gespannt sind, daß das eine von der rechten hinteren Oberecke über die rechte vordere und linke vordere Unterecke zur linken hinteren Oberecke geführt ist, und in der Mitte zwischen beiden Unterecken einen Schlitten zur Aufnahme des Luftfahrers enthält, während das andere Seil in entsprechender Weise von der rechten vorderen zur linken vorderen Oberecke geführt ist.

3. Gleitflieger nach Anspruch I, dessen Schwanzruder mittels Universalgelenkes in starr mit dem Tragfläcengerhüst verbundenenStreben gelagert ist,

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dadurch gekennzeichnet, daß die Steuerleinen dieses Ruders mit dem hinteren Seil gekuppelt sind.

Die Beschreibung der Konstruktion sowie die erteilten Patentansprüche sind aber nicht erschöpfend genug. Bei Beurteilung des Patentes ist auch der Inhalt der Erteilungsakten von Bedeutung. Aus diesem gesamten Material geht nun hervor, daß es sich bei dem Wrightschen Patent Nr. 173 378 um ein sogenanntes Kombinationspatent handelt. Dies geht insbesondere aus nachstehend wiedergegebenem Inhalt der

Erteilungsakten

W. 22 051, III. 77h, hervor.

Ansprüche vom 23. 3. 04.

1. Flugapparat mit übereinander angeordneten Flügeln, dadurch gekennzeichnet, daß mit den an entgegengesetzten Enden unter verschiedenen Winkeln zum Winde einstellbaren Flügeln zusammenwirken 1. ein senkrecht gestelltes Schwanzruder, welches derart mit der Flügelstellvorrichtung verbunden ist, daß es dem Winde jeweils diejenige Seite darbietet, welche dem unter dem kleineren Winkel eingestellten Flügelende zugekehrt ist, und 2. mit einem wagerecht angeordneten Kopfruder, welches so gebaut ist, daß es durch seine Einstellung zugleich eine dem Winde zugekehrte Hohlkrümmung erfährt.

2. Eine Ausführungsform des unter 1 geschützten Flugapparates, dadurch gekennzeichnet, daß zwischen den beiden durch stehende, mittels Kreuzstreben versteifte Gelenke (2) verbundene Flügelrahmen zwei Taue in der Art gespannt sind, daß das eine (5) von der rechten hinteren Oberecke nach der rechten vorderen Unterecke und von da nach der linken unteren Vorderecke und zur linken oberen Hinterecke geführt ist und zwischen den beiden Unterecken einen Schlitten zum Einlegen des Fliegers enthält, während das andere Tau (8) in entsprechender Weise von der linken oberen Vorderecke nach der rechten oberen Vorderecke geführt ist.

3. Eine AusfUhrungsform des unter 1 und 2 geschützten Flugapparates, dadurch gekennzeichnet, daß das Kopfruder aus einem bespannten Rahmen besteht, der rückwärts unterhalb seiner Vorderkante drehbar gelagert ist und zwischen dessen Vorderkante und einem Widerlager Federn eingespannt sind.

4. Eine AusfUhrungsform des unter 1 geschützten Flugapparates, dadurch gekennzeichnet, daß das senkrechte Schwanzruder vermittels Universalgelenke mit den es haltenden Streben verbunden und durch eine Steuerleine mit dem hinteren Tau (8) gekuppelt ist.

V e r f. v o m 23. 4. 04.

Es hat ergeben:

Die gewählte Anordnung eines senkrecht gestellten Schwanzruders in Verbindung mit derartigen an den entgegengesetzten Enden unter verschiedenen Winkeln zum Winde einstellbaren Tragflächen ist durch eine die Flugvorrichtung des Anmelders betreffende Abhandlung in dem dritten Heft der „Illustrierten äronautischen Mitteilungen" (März 1904, Seite 100) bekannt geworden.

Ferner ist es bei derartigen Gleitfliegern bekannt, das Schwanzruder mittels Kreuzgelenk mit den Streben und mittels Seilen mit den Tragflächenenden zu verbinden, vergl. z. B. die britische Patentschrift 15 221 (1897). Lage und Gestalt des Kopfsteuers ist bereits aus dem Schriftchen: „Some Aeronautical Experiments by Wilbur Wright, Dayton, O. Dezember 1901" bekannt geworden, während die gewählie Verstellung desselben gegenüber dem gleichfalls unter Federwirkung stehenden und durch Winkelhebel verstellbarem Kopfsteuer gemäß der Deutschen Patentschrift 129146 der Klasse 77 nichts Neues bietet.

Eine Bewegung des Taues 8 sowie der Steuerleinen 29 mittels des verschiebbaren Schlittens 9 ist bei der auf der Zeichnung dargestellten Ausführung nicht möglich.

Eine Patentfähige Erfindung scheint nach Ansicht des Vorprüfers gegenüber dem Bekannten nicht vorzuliegen.

Bei Aufrechterhaltung der Anmeldung wolle sich Anmelder innerhalb dreier Monate hierzu äußern und neue, entsprechend beschränkte und berichtigte Unterlagen einreichen. In der Einleitung zur neuen Beschreibung ist auf das bereits Bekannte hinzuweisen und diesem gegenüber das noch für patentfähig Erachtete in Wesen und Wirkung deutlich hervorzuheben.

Anspruch vom 19. 9. 04.

Ein Gleitflieger, von dessen übereinander angeordneten Tragflächen die obere an entgegengesetzten Seiten unter verschiedenen Flugwinkeln eingestellt

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„FL UPS PORT"

No. 24

werden kann und mit einem wagerechten Kopfruder sowie einem senkrechten Schwanzruder kombiniert ist, dadurch gekennzeichnet, daß die Flugwinkelverstellung der hierzu biegsam gestalteten oberen Tragfläche durch Verdrehung bewirkt wird und zur Folge hat, daß das Schwanzruder dem Winde mit derjenigen Seite dargeboten wird, welche der unter dem kleineren Winkel eingestellten Tragflächenseite zugekehrt ist, wobei das gleichfalls biegsam gestaltete Kopfruder infolge seiner Winkelverstellung eine dem Winde zugekehrte Hohlkrümmung erfährt.

Verf. v. 12. Oktober 04.

Es hat ergeben:

Die Steuerung solcher Gleitflieger durch Verdrehung der Tragfläche mittels Schnüre ist bereits bekannt, siehe z. B. die amerikanische Patentschrift 582757, Auch die Verbindung solcher zur Erhaltung des Gleichgewichts beweglich und verstellbar angeordneter Gleitflächen mit dem Steuerruder, derart, daß die Einwirkung des Windes auf das Steuerruder auch den Einfallwinkel der Tragfächen ändert, ist bereits bekannt, siehe z. B. das Taschenbuch für Flugtechniker und Luftschiffer von Hermann Moedebeck, Berlin 1904, Seite 326, letzter Absatz. Weiter ist es bei solchen Gleitfliegern nicht mehr neu, durch Drehen eines vorn angeordneten Horizontalruders und durch gleichzeitiges Verziehen des einen oder anderen Flügels die Flugvorrichtung im Gleichgewicht zu halten."

Da nun durch die in dem neuen Patentanspruch gekennzeichnete Zusammenfügung der im wesentlichen (und zwar einzeln, als auch in einer Verbindung) bereits bekannten Anordnungen kein wesentlich neues Ganzes entsteht, das über die Summe der Einzelwirkungen hinaus eine durch die gewählte Zusammenfügung bedingte neue technische Wirkung aufweist, so liegt nach Ansicht des Vorprüfers eine Kombinationserfindung nicht vor.

Die gewählte besondere Vorrichtung zur gleichzeitigen Verstellung der Tragflächen und des Schwanzruders steht im übrigen mit der besonderen Gestalt des Kopfsteuers in keinem inneren ursächlichen Zusammenhange; diese beiden Anordnungen können daher mit Rücksicht auf obige Ausführungen gemäß § 20 des Pat.-Ges. nicht in einer einzigen Anmeldung behandelt werden. Die Anmeldung ist vielmehr auf eine Anordnung zu beschränken. Der ausgeschiedene Teil ist im Falle seiner Weiterverfolgung zum Gegenstande einer Neuanmeldung zu machen, für die bei Eingang vorschriftsmäßiger Unterlagen innerhalb zweier Monate als Anmeldetag der 23. 3. 1904 beantragt werden kann.

Die vom Anmelder an die entgegenhaltene brit. Patentschrift 15221 v. J. 1897 geknüpften Ausführungen sind im Hinblick auf den Wortlaut der Verfügung vom 23. April d. J. nicht verständlich. In der Verfg. war eine Beschränkung des Anspruchs 4 bezügl. der als bekannt nachgewiesenen Befestigung des Scswanzruders gefordert. Da diese vom Anmelder nicht vorgenommen worden ist, muß die Forderung nochmals gestellt werden.

Die auf die Verstellung der Tragflächen Bezug habenden Erläuterungen der Beschreibung sind im Sinne der Eingabe vom 19. September zu ergänzen. Verfügung vom 30. 1. 05.

Es hat ergeben:

Die Winkelverstellmig der biegsamen Tragflächen durch Verdrehen (Verziehen) ist bei derartigen Gleitfliegern bekannt, siehe Moedebeck, Taschenbuch für Flugtechniker, zweite Auflage, S. 331. Ferner sind Flugvorrichtungen mit verstellbaren Tragflächen bereits bekannt, bei denen die Verdrehung der Tragflächen zur Folge hat, daß das Schwanzruder dem Winde mit derjenigen Seite dargeboten wird, .welche der niedergezogenen Tragfläehenseite zugekehrt ist. Siehe z. B. die arnferik. Patentschrift 728844.

Dieser bekannten Anordnung gegenüber bildet die Verbindung der bekannten verziehbaren Tragflächen mit einem derartigen (eine Drehung der Flugvorrichtung um ihre senkrechte Achse verhindernden) Steuerruder nur eine naheliegende Maßnahme, zumal die Veränderung des Einfallwinkels derartiger Tragflächen in Verbindung mit hinteren Steuerflächen bereits bekannt ist (siehe die bereits entgegengehaltene Stelle in Moedebeck, Taschenbuch für Flugtechniker, Seite 326.

Eine patentfähige Erfindung liegt daher nach Ansicht des Vorprüfers nicht vor. Sollten die Anmelder hiernach dennoch patentfähige Merkmale in dem Anm.-Gegenst. erblicken, so wären dieselben innerhalb dreier Monate in neue, entsprechend beschränkten und umgearbeiteten Unterlagen dem bereits Bekannten gegenüber in Wesen und Wirkung deutlich hervorzuheben. Die Beschreibung ist bezügl. der Verstellung der Tragflächen gemäß der Eingabe vom 19. September 1904 zu ergänzen.

Erwiderung vom 3. Mai 0 5. P. P.

Unser Eindruck ist der, als ob man unsere Erfindung nicht recht begreife. Das Stirnruder ausgeschaltet, was wollen wir?

Wir wollen der Maschine die Lage wagerecht bezw. parallel zum Horizont sichern. Unsere Anordnung hat nichts mit dem Steuern zu tun, und sie hat nichts zu tun mit dem Heben und Senken der Flugebene — aber sie will durch die die beiden Seitenkanten der Tragflächen in verschiedene Winkellage bringende Verdrehung der Tragflächen den breiten Maschinenkörper parallel zum Horizont halten. Da sich aus dieser Verdrehung Tendenz zur Drehung um eine Vertikalachse ergibt, ist mit den verdrehbaren Tragflächen ein vertikales Schwanzruder — das vielleicht besser Ausgleicher benannt würde — kombiniert.

Diese Kombination ist neu.

* *

Aus diesen Korrespondenzen zwischen dem Patentamt und den Brüdern Wright ergibt sich folgender Tatbestand:

Anspruch I vom 23. März 1904. Beansprucht wird die Kombination der Verstellung der Tragflächenenden in verschiedenen Winkeln mit dem Seitensteuer (Schwanzsteuer) in zwangsläufiger Verbindung mit den Flügeln (üleitflächen) und dem Höhensteuer (Kopfsteuer).

Verfügung des Patentamts vom 23. April 1904. Diese ergibt (siehe oben), daß verschiedene Anordnungen schon bekannt waren.

In ihrer Antwort vom 19. September 1904 geben die Brüder Wright zu, daß durch Maxim, Langley u. a. bekannt war, Tragflächen aus zwei starren, scharnierartig miteinander verbundenen Hälften zu bauen, von denen jede unabhängig durch Drehung um die gemeinschaftliche Achse verstellt werden kann. Sie haben ferner zugegeben, daß der Gegenstand des Anspruches eine Kombination sei. Erwähnenswert hierbei ist noch die Erklärung Wilbur Wrights einem Mitgliede des Vereins Deutscher Flugtechniker gegenüber, daß eine Verdrehung der Flügel ohne Verbindung mit einer Verstellung des Seitensteuers schädlich sei.

Ferner wurde zugegeben, daß der Gegenstand des Anspruches I eine neue, eigentümliche Ausgestaltung einer bekannten Kombination sei. Kurz gesagt: Uebereinander angeordnete Tragflächen + Kopfruder ϖ+- Schwanzruder.

Auf Grund der Ausführungen des Patentamtes stellten die Brüder Wright unter dem 19. September 1904 einen neuen Anspruch auf Verdrehung der biegsam gestalteten Tragfläche in Verbindung mit der Seitensteuergegenwirkung.

Das Patentamt gab darauf am 12. Oktober 1904 bekannt, daß auch diese Anordnung durch die amerikanische Patentschrift 582757 Mouillards und die Veröffentlichungen Oberstleutnants Moedebeck bekannt seien.

Hierauf beriefen sich die Wrights auf die Zweckverschiedenheit und auf die Kombination mit dem Seitensteuer, und zwar darauf, daß das Seitensteuer sich selbsttätig einstellt.

Demgegenüber berief sich das Patentamt am 30. Januar 1905 nochmals auf die Veröffentlichungen Oberstleutnants Modebeck und die amerikanische Patentschrift Nr. 728844.

Darauf polemisierten die Wrights in ihrer Zuschrift vom 3. Mai 1905, und zwar mit Erfolg, denn das Patent wurde erteilt.

Aus dem Vorstehenden ergibt sich nun:

Bei Erteilung des Wright-Patentes Nr. 173 378 waren bekannt: Die Verdrehung und Verwindung durch die amerikanische Patentschrift 582 757 und dje britische 1^.15 221-97; ferner die Verbindung der Tragflächen-Verstellung mit dem Chanutes und Herrings Nr. 15 221-97 und die amerikanische Patentschrift Nr. 728844. Neu ist nur die Anwendung der Kombination zum Zwecke der Schrägsteuerung. Es liegt die Erfindung nur in der Erkenntnis der bei der Verwendung von selbst auftretenden dynamischen Verhältnisse. Eine Entdeckung ist aber mangels konstruktiver Tätigkeit nicht patentfähig.

Von Bedeutung ist es ferner, daß sich in Meyers Konversations-Lexikon, 6. Aufl., 21. Band, S. 599 unter Luftschiffahrt das sogenannte Gauchissement, die Verwindung der Wrightschen Tragflächen, kurz erläutert findet. Dazu ist dann

gesagt: Die Erfindung wurde bereits 1902 dem deutschen Hauptmann Robitzsch in Misburg patentamtlich geschützt.

Zum Schlüsse sei noch erwähnt, daß die Wrights selbst sich der patentierten Kombination an ihren Apparaten nicht bedienen.

Internationale Luftschiffahrt=Ausstellung Frankfurt am Main 1909.

XX.

Protokoll

der Sitzung der Sportkommissare der Internationalen Luftschiffahrt-Aussllung zu Frankfurt a. M. am 16. Oktbr. 1909.

Anwesend: Major v. Tschudi, Dr. Gans-Fabrice, Rittmeister v. Beckerath, Dr. Linke, Steinwachs.

I. Wettbewerbe für bemannte Flugapparate mit Motor.

Die sportlichen Ergebnisse der Fliegerwoche waren folgende: 1. Tag Sonntag, den 3. Oktober 1909. Wettbewerber: Nervo, Euler. Beide bewarben sich um den Goldschmidt-Rothschild-Preis. Nervo machte zwei Flüge von 1 Min. 3 Sek. und 48 Sek., ebenso Euler von 1 Min. 32,2 Sek. und 30 Sek.

Der tägliche Schnelligkeits- und Distanzpreis kamen nicht zur Verteilung, 2. Tag Mittwoch, den 6. Oktober 1909. Wettbewerber: Latham, Nervo, Sido. Rougier flog außer Wettbewerb, da er einen Motor von de Caters eingebaut hatte, und diese nur drei Flüge von je 10 Minuten Dauer, aber außer Konkurrenz gestattete. Nervo machte einen Flug von 2 Min. 55 Sek. Sido und Latham kamen nicht vom Boden ab.

Der tägliche Distanz- und Schnelligkeitspreis kamen nicht zur Verteilung.

3. Tag Donnerstag, den 7. Oktober 1909. Wettbewerber: Latham, Rougier, Nervo Euler. Latham und Euler bewarben sich um dee Preis der Stadt Frankfurt, Latham ohne Erfolg, Euler flog im Ganzen 4 Minuten 54 Sek. Rougier und Nervo flogen erfolglos um den 5-Kilometerpreis.

Täglicher Schnelligkeitspreis: 1. Preis Rougier mit 1 Minuten 42 Sekunden 2. Preis Euler.

Täglicher Distanzpreis: 1. Preis Euler mit 4,5 km, 2. Preis Rougier mit 3,5 km.

4. Tag Samstag, den 9. Oktober 1909. Wettbewerber: Bleriot, de Caters, Nervo.

Bleriot bewarb sich vier mal um den Dr. Gans-Fabrice-Preis und erreichte folgende Zeiten: 11 Min. 3 Sek., 6 Min. 55 Sek., 17 Min. 22 Sek., 5 Min. 35 Sek. im ganzen 9 Mal 5 Min. de Caters flog zuerst um den Preis der Stadt Frankfurt, Gesamtzeit 12 Min. 14 Sek., dann zweimal um den Dr. Gans-Fabrice-Preis 9 Min. 15.4 SeK.Tlnd 6 Min. 4.2 Sek. im ganzen 2 Mal 5 Min. Nervo flog um Preis für den langsamsten Flug ohne Erfolg.

Täglicher Schnelligkeitspreis: 1. Preis Bleriot 1 Min. 17 Sek., 2. Preis de Caters mit 1 Min. 18.2 Sek.

Täglicher Distanzpreis: I. Preis Bleriot mit 18 km. 2. Preis de Caters mit 14 km.

5. Tag Sonntag, den 10. Oktober 1909. Wettbewerber: Bleriot, de Caters, Nervo.

Bleriot und de Caters flogen um den Preis der Stadt Frankfurt. Gesamtzeit des Fluges: a) Bleriot 1 Stunde 12 Min. 40 Sek., Entfernung 90 km. b) de Caters 1 Stunde 17 Min. 43 Sek., Entfernung 90 km.

Nervo bewarb sich um den 5-Kilometer-Preis, kam aber infolge starken Seitenwindes schon nach 50 S. zu Boden. Bleriot bewarb sich noch um den Krupp-Preis, die drei 15 m hohen Linien standen in einem Abstand von 150 m. Bleriot erfüllte die ihm gestellte Aufgabe.

Täglicher Schnelligkeitspreis: 1. Preis Bleriot mit 1 Min. 13 Sek. 2. Preis de Caters mit 1 Min. 17 Sek.

Täglicher Distanzpreis: Totes Rennen zwischen Bleriot und de Caters, beide mit 90 km.

6. Tag, Montag, den 11. Oktober 1909.

Am Vormittag fand eine Sitzung der Sportkommissare statt, in welcher beschlossen wurde, den täglichen Schnelligkeits- und Distanzpreis nicht mehr zu vergeben, ferner, daß an dem heutigen Tage folgende Preise endgültig ausgeflogen werden müßten: Preis der Stadt Frankfurt, Krupp-Preis und 5 km-Preis. Wettbewerber: Bleriot, de Caters, Nervo.

Bleri t flog zunächst um den 5 km-Preis. Gesamtzeit des Flugs 9 Min., 24 Sek., bester Rekord 3 Min. 53,4 Sek. Nervo bewarb sich um den Preis für den langsamsten Flug und legte die Strecke von 200 m in 19,4 Sek. zurück. Ein Versuch um den Preis der Stadt Frankfurt mußte wegen Motordefekts aufgegeben werden. Bleriot und de Caters bewarben sich um den Krupp-Preis, Die drei Linien standen zunächst je 100 Meter auseinander, die Aufgabe wurde von beiden Fliegern erfüllt. Hierauf wurden die Linien bis auf 60 Meter resp. 30 Meter genähert. Bleriot gelang es auch jetzt, den Flug auszuführen, trotzdem die Höhe der mittleren Linie durch den Wind auf 8 Meter heruntergedrückt wurde, de Caters verzichtete auf einen zweiten Versuch.

7 Tag, Dienstag, den 12. Oktober 1909.

de Caters und Nervo bewerben sich um den Preis für den schnellsten Flug, bester Rekord für de Caters 10 Sek., Nervo machte erfolglose Versuche. 8. Tag, Mittwoch, den 13, Oktober 1909.

Euler bewirbt sich um den Preis für den schnellsten Flug und legt die 200 Meter in 15,4 Sek. zurück.

Während der ganzen Dauer der Ausstellung erreichte für den Dt. Gans-Fabrice-Preis de Caters 22 mal 5 Minuten und Bleriot 9 mal 5 Minuten.

Ferner machte de Caters 29 mal, Euler 21 mal und Nervo 5 mal Flüge von wenigstens 30 Sekunden Dauer, welche für den Goldschmidt-Rothschild-Preis in Betracht kommen.

Auf Grund der Protokolle wurde für die Preisverteilung folgender Beschluß gefaßt:

A. Preis der Stadt Frankfurt mit Zusatzpreis.

I. Preis M. 40 000— II. Preis M. 10 000.-Bewerber: Bleriot, be Caters, Euler, Latham, Nervo.

1. Preis: de Caters, Zeit: 1 Stunde 17 Minuten 43 Sekunden.

2. „ Bleriot. „ 1 „ 12 „40

B. Dr. Gans-Fabrice-Preis M, 10 000.-

Bewerber: Bleriot, de Caters. Preis: de Caters mit 22 mal 5 Minnten. C. v. Goldschmidt-Rothschild-Preis.

1. Preis M. 5000.- gestiftet von Frhr. Max v. Goldschmidt-Rothschild.

2. „ M. 2000.- „ „ „ Rudolf

3. „ M. 1000. -- „ „ Baron v. Schey.

1. Preis: de Caters 29 mal 30 Sekunden

2. „ Euler 21 „ 30

3. „ Nervo 5 „ 30 „

D. Krupp-Preis.

1. Preis M. 10000.- gestiftet von Frhr. Krupp v. Bohlen-Halbach

2. „ M. 5000.— „ „ der Polytechn. Gesellschaft, Frankfurt a. M.

1. Preis Bleriot. 2. Preis de Caters.

E. Preis für den schnellsten Flug.

1. Preis M. 5000.— gestiftet von den Mannesmannröhren-Werken

2. „ M. 1000.— „ von der Bauer'schen Gießerei, Frankfurt a. M.

1. Preis de Caters 12. Oktober 10 Sekunden

2. „ Euler 13 Oktober 15,4

F. Preis für den langsamsten Flug.

1. Preis M. 3000.— gestiftet von Herrn Kommerzienrat Beit

2. „ M. 1000.— Stifter anonym.

1. Preis Nervo 11. Oktober 19,4 Sekunden

2. Preis de Caters 12. Oktober 13,4

G. 5 Kilometer-Preis. 1. Preis M. 2400.— 2. Preis M. 1600.- 3. Preis M. 800.-

1. Preis Bleriot 3 Minuten 43 Sekunden

2. „ de Caters 3 „ 54

3. „ wurde nicht gewonnen.

H. Täglicher Schnelligkeitspreis. 1. Preis M. 400.— 2. Preis M. 200.— 7. Oktober 1. Preis Rougier 1 Minute 42 Sekunden

2 Euler

9. „ l'. " Bleriot 1 „ 17

2. „ de Caters 1 „18,2 10. „ 1. „ Bleriot 1 „ 13 2. „ de Caters 1 „17 J. Täglicher Distanzpreis. 1. Pre's M. 400.- 2. Preis M. 200.— 7. Oktober 1. Preis Euler 4,5 km 2. „ Rougier 3,5 „ 9. „ 1. „ Bleriot 18 2. „ de Caters 14 10. Oktober totes Rennen zwischen Bleriot und de Caters, da beide 90 km zurücklegten. Die beiden Preise werden zusammengelegt, jeder erhält M. 300 — K. Preis Michelin. Dieser Preis kam nicht zur Konkurrenz.

L. Aufmunterungspreis der Familie Th. Stern, de Caters 5 mal 30 Sekunden ä M. 300.— M. 1500.-Euler 5 mal 30 Sekunden ä „ 300.- „ 1500.— M. Jungfernpreis gestiftet von Herrn Adolf Gans, de Caters 4 mal über 200 m ä M. 200.— M. 800-Euler 6 mal über 200 m ä „ 200.— „ 1200.-

II. Wettbewerbe für bemannte Flugapparate ohne Motor. A. Preis für den weitesten Schwebeflug.

1. Preis M. 1000.— 2. Preis M. 500.- gestiftet von Arthur Müller, A.-G., Berlin' 1. Preis Kunstmaler Reichelt, Dresden, 4. Oktober 44,5 m 2 4 44

B. Preis für den die längste Zeit dauernden Schwebeflug.

1. Preis M. 1000.— 2. Preis M. 500.— gestiftet von Arthur Müller, A.-G., Berlin. 1. Preis Kunstmaler Reichelt, Dresden, 3. Oktober 8,5 Sek. 2 4 7 4

C. Aufmunterungspreis dreier Frankfurter Stifter.

je M. 50.—

1. Ingenieur Grödel, Frankfurt a. M.. 22. August 40,5 m

2. Kunstmaler Reichelt, Dreden, 4. Oktober 44,5 m

Die Sportkommission: v. Tschudi.

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Inland.

August Euler hat vorige Woche auf dem Exerzierplatz in Griesheim bei Darmstadt einen Flug in 80 m Höhe ausgeführt. Man hatte hierbei Gelegenheit, den Flieger von Darmstadt aus beobachten zu können.

Einen Dauerflug von 54 Minuten 35 Sekunden hat Grade am 14. November in Bremen ausgeführt. Für den 20. und 21. November ist Grade vom Schlesischen Flugsport-Klub und vom Schlesischen Verein für Luftschiffahrt zu Flügen auf dem Pferderennplatz bei Breslau verpflichtet worden.

Flieger von Dr. Vollmüller, Stuttgart. Anschließend an unseren Bericht in Nr. 23 des Flugsport auf S. 665 haben wir über die Dr. Vollmtiller'sche Fliegerkonstruktion noch folgendes zu berichten: Dr. Vollmüller hat mehrere Flieger gebaut. Der Flieger Nr. 3, ein Eindecker, ist auf nebenstehender Ab-

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Flieger von Dr. Vollmüller Nr. III.

Oben: Vorderansicht. Unten: Seitenansicht.

bildung zur besseren Orientierung wiedergegeben. Das Gewicht des Apparates beträgt ohne Fahrer 160 kg, Tragfläche 14 qm, Motor 2 Zylinder Anzani, 103X'20, V. Form. Mit diesem Flieger hat der Konstrukteur Sprünge von 30 m erzielt. Der Motor erwies sich als zu schwach, es soll ein stärkerer 3-Zylinder-Anzani-Motor eingebaut werden. Der Flieger Nr. 2 ist ähnlich gebaut wie Nr. 1. Er besitzt jedoch außer den Schwanzflächen ein vorn angebrachtes Höhensteuer. Weiter ist ein Apparat von 9 m Spannweite im Bau, Tragfläche 20 qm, Gesamtlänge 8,6 m. Neu an diesem Apparat ist die Art der Flächenverdrehung. Das Gewicht beträgt schätzungsweise 220 kg. Zum Betrieb dient ein 3-Zylinder-Anzani-Motor.

Flieger von Stolz in Niederbühl bei Rastatt. Dieser Flieger ist so konstruiert daß er gleichzeitig die Hindernisse auf dem Terrain überwinden soll. Der Apparat ist 12,25 m lang, 5,90 m hoch und 9,90 m breit. Das Gewicht incl. '2 Mann Besatzung beträgt 400 kg, die Maximalgeschwindigkeit 60 km pro Stunde.

Der Flieger Schräder, gebaut von der Bagum in Breslau, ist ein Eindecker. Die Seitenflächen sind je 4 m lang und 3 m breit; in der Mitte vor dem Führer-

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FLUOSPOR IV

No. 24

sitz befindet sich der Motor mit dem Propeller; hinten der Schwanz Gesamt-Lange ca. 5 m mit dem Steuer. Das ganze ruht auf einem Gestell mit drei Rädern, wovon zwei vorn und eins hinten unter dem Führersitz sich befinden.

Der Schubertsche Drachenflieger auf dem Flugfelde Mars bei Berlin wurde durch Sturm stark beschädigt.

Der Parsevalsche Flugapparat wird zur Zeit in Piau bei Berlin montiert.

Flieger von Niehues, Wesel. Dieser Apparat ist ein Doppeldecker mit seitlichen Stabilisierungsflächen. Der Apparat hat eine Spannweite von 10 m und eine Gesamtlänge von 9 m. Die Konstruktion ist derart, daß durch eine einfache Vorrichtung sich der Apparat in zwei Eindecker verwandeln läßt. Die Versuche werden demnächst auf dem Truppenübungsplatz Friedrichsfeld bei Wesel, ein ca. 5 km langes und 2 km breites Gelände, ausgeführt.

J. J. Bourcart, Colmar, hat einen Schwingenflieger konstruirt, mit welchem er ohne Motorkraft sich in der Luft halten will. Bourcart hat mit seiner früheren Schwingenfliegerkonstruktion Flüge von 100 m ausgeführt.

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Schwingenflieger von Bourcart.

Flugapparat von W. Focke und H. Alberti. Nach den Angaben des Herrn Focke aus Bremen ist von E. Rumpier, Berlin, ein Eindecker gebaut worden. Seine Länge beträgt 10 m, die Spannweite der hinteren Tragfläche 12 m. Diese hintere stark gewölbte Tragfläche ist 22 qm groß, die vordere 8 qm. Seiten* und Höhensteuerung geschieht mittels der vorderen TragflächeT Das Chassis ist aus autogen geschweißten Stahlrohren hergestellt. Zum Betriebe dient ein achtzylindriger E. N. V.-Motor mit 40 PS, der eine zweiflügelige Chauviere-Schraube treibt. Die ganze Maschine hat einschließlich Führer ein Gewicht von 350 kg.

Die bisherigen Versuche nahmen ihren Verlauf auf dem Bornstedter Felde bei Potsdam.. Beim zweiten Versuch erhob sich der Apparat unter Führung des Bremer Herrn Alberti 2—3 m über den Erdboden und flog ca. 20 m weit. Das Reißen von Verspannungsdrähten der vorderen Tragflächen bewirkte, daß sich der Apparat zur Erde senkte, ohne jedoch beschädigt zu werden. Da sich oft

Motordefekte einstellten, konnten fürs erste keine weiteren Versuche unternommen werden. Bei einem weiteren Versuche gelang es wieder, 3 m zu steigen und eine Strecke von ca. 40 m zurückzulegen.

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Flieger von Focke und Alberti.

Focke setzt jetzt seine Versuche in München fort, um dann später einen neuen Apparat mit wesentlichen Verbesserungen zu bauen.

Ausland.

Letord und Niepce haben sich bei Clement einen Zweidecker bauen lassen, welcher mit einem Vierzylinder-Clement-Bayard-Motor von 43 PS und einem Gewicht von 105 kg ausgestattet ist. Die Spannweite beträgt 11,6 m, die ganze Länge 11,5 m. Die Gesamttragfläche ist 60 qm. Zur Erhaltung der seitlichen Stabilität sind an Stelle der Flächenverwindung Hilfssteuer an den Tragflächenenden angeordnet. Für die Stabilität in der Längsrichtung ist ein vorderes Höhensteuer und eine hintere Stabilisierungsfläche vorgesehen. Das Gewicht des Apparates beträgt 500 kg.

i

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Flieger von Letord und Niepce. Raoul Vendöme. Dieser Eindecker dürfte der kleinste Flieger der Welt sein. Die Spannweite beträgt 5 m, die Gesamtlänge 3 m, die Tragfläche 7,8 qm.

Das Gewicht ist 8ß kg. Raoul Vendöme dankt bei einer Geschwindigkeit von 100 km sich in der Luft halten zu können. Zum Betriebe dient ein Dreizylinde 12 PS Anzani-Motor.

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Flieger von Raoul Vendöme. Guyot hat bei St. Petersburg auf einer Bleriotmaschine mehrere gelungene Flüge ausgeführt. Der längste Flug dauerte 6 Minuten 5 Sekunden in 20 m Höhe.

Flugpreise.

Neue Preise für deutsche Flieger.

Herr Dr. Karl Lanz, Mannheim, hat beschlossen, die aus seinem, dem Berliner Verein für Luftschifffahrt überwiesenen Fonds noch zur Verfügung stehenden 10000 M. für Flüge neuer Bewerber auszusetzen. Es erhält der erste, dieäuntenstehenden Bedingungen erfüllende FIieger'7000 M. „ „ „ zweite „ „ „ „ ϖ „ 3000 „

Ferner haben der Kaiserliche Automobil-Club und der Berliner Verein für Luftschiffahrt beschlossen, folgende neue Preise gemeinsam auszuschreiben: Für den 3. die untenstehenden Bedingungen erfüllenden Flieger 2000 M. „ „ 4. „ „ „ „ „ 1500 „

„ „ 5. „ „ „ „ „ 1000 „

Die Ausschreibung für den Lanzpreis der Lüfte, welche auf alle vorstehenden Preise Anwendung findet, wird nachstehend noch einmal zum Abdruck gebracht.

Ausschreibungen für den „Lanzpreis der Lüfte".

1. Herr Karl Lanz in Mannheim hat dem Berliner Verein für Luftschiffahrt einen „Lanzpreis der Lüfte" von 40 000 M. für ein Flugschiff Uberwiesen, welches schwerer als Luft ist.

2. Das Flugschiff muß von der 100 m langen Startlinie zwei 1000 m voneinander entfernte Marken umfliegen, davon die zweite Marke im entgegengesetzten Drehungssinn wie die erste und dann zur Startlinie, welche gleichzeitig Ziellinie ist, zurückkehren. Eine Landung ist nicht erforderlich; es genügt, wenn die Ziellinie durchflogen wird, Diese Startlinie liegt parallel zur Verbindungslinie der Marken und 500 m davon entfernt.

3. Der Ort für den Flug wird in jedem einzelnen Falle vom Berliner Verein für Luftschiffahrt festgesetzt.

4. Das Flugschiff darf kein Gas zum Tragen benötigen, während der Fahrt den Boden nicht berühren und muß unbeschädigt landen.

5. Das Flugschiff muß von einem Deutschen konstruiert, in allen seinen Teilen in Deutschland hergestellt sein und von einem Deutschen geführt werden

6. Die Preisrichter setzen sich zusammen aus dem Stifter des Preises, dem Vorsitzenden des Berliner Vereins für Luftschiffahrt als Vorsitzenden, den Herren Major Groß, Professor Dr. Süring und Direktor Krell.

7. Bewerbungen sind unter gleichzeitiger Einreichung einer genauen Beschreibung und Konstruktionszeichnung des Flugschiffes, sowie eines Nachweises über die Erfüllung der fünften Bedingung des Ausschreibens mindestens 14 Tage vor Ausführung des Fluges an die Geschäftsstelle des Berliner Vereins für Luftschiffahrt zu richten.

8. Die Preisrichter können die Zulassung zum Wettbewerb ablehnen, wenn nicht einwandfrei nachgewiesen ist, daß mit dem Flugschiff schon Flüge von mindestens 1 km Länge ausgeführt worden sind.

9. Der Bewerbungsflug ist nur bei Anwesenheit von mindestens 3 Preisrichtern gültig; er muß daher spätestens 24 Stunden vorher in der Geschäftsstelle des Vereins für Lufscliiffahrt angemeldet werden.

10. Für jeden Bewerbungsflug hat der Bewerber ein Reugeld von 50 M. an die Geschäftsstelle des Berliner Vereins für Luftschiffahrt zu entrichten, welches zurückgezahlt wird, wenn der Versuch wirklich stattfindet, auch wenn er ohne Erfolg bleibt.

11. Der Preisbewerber trägt die alleinige Verantwortung für jeglichen Schaden, der durch seine Versuche angerichtet werden sollte.

12. Dieses Preisausschreiben gilt zunächst bis zum 31. Dezember 1910. Berlin den 15. April 1908.

Der Vorstand des Berliner Vereins für Luftschiffahrt, gez. Busley. gez. Süring.

100000 Kronen - Preis. Im Ungarischen Abgeordnetenhaus wurde am 13. November die Ausschreibung eines Preises von 100000 Kronen seitens der ungarischen Regierung für ungarische Aviatiker beantragt.

Patentwesen.

Deutschland.

Patentanmeldungen.

77h. B. 48179. Vorrichtung zum gleichzeitigen Einstellen der verschiedenen Steuer an Luftfahrzeugen und Unterseeboten; Zus. z. Anm. B. 45 702. Louis BleYiot, Neuilly s. Seine; Vertr.: C. Fehlert, G. Loubier, Fr. Harmsen u. A. Büttner, Pat.-Anw. Berlin SW. 61. 29. 10. 07.

77h. W. 31 066. Zusammenklappbares Gerüst für zylindrische oder torpedoartige Luftschifftragkörper. Dr. Rudolf Wagner, Stettin, Birkenalle 22, und Carl Edler von Radinger, Wellingdorf bei Kiel. 8. 12. 08

Patenterteilungen.

77h. 216 181. Gleitflieger mit Schlagflügeln. Hermann Tießen, Meldorf. 12. 5. 07. T. 12066.

77h, 216182. Drachenflieger mit Motorrad und zwei Propellern. Carl Gimmy und Heinrich Gimmy, Rheingönheim, Pfalz. 12. 5. 08. G. 26901.

Gebrauchsmustereint ragungen.

77h. 394602. Zusammenlegbarer Drachen. Robert Binder, Stuttgart, Wilhelmspl. 7. 20. 9. 09. B. 44558.

England.

Anmeldungen vom 2 8. Juni bis 3. Juli 190 9.

No. 14990. Harold D Boultbee, Birmindham: Verbesserungen an Aeroplanen.

No. 15013. Cornelius J. Sutton, Keighley: Verbesserungen an Flugmaschiinen.

No. 15022. Robert Fr. Macfie: Automatische Balanzierung von Aeroplanen.

No. 15109 u. 15116. Andrew J. Fredrikson: Verbesserungen in der Bewegung und Steuerung von Luftschiffen.

No. 15195. James R. Porter: Verbesserungen an Luftschiffen.

No. 15233. Friedrich v. Ehrenberg: Sicherheitsanker für Luftschiffe.

No. 15271. Thomas Johnson, Keighley: "Verbesserungen an Flugmaschinen.

No. 15291. Edward W. Young: Verbesserungen an Luftmaschinen.

No. 15402. James Means: Verbesserungen in der Luftschiffahrt. (In den Vereinigten Staaten angemeldet 10. März 1909).

No. 15415. Otto Halbach: Verbesserung an Aeroplanen.

No. 15422. Erik Reinhold G. Dyberg: Verbesserte Flugmaschine.

Verschiedenes.

Die Flugvvoche von Antwerpen ist am 31. Oktober zu Ende gegangen. Baron de Caters gewann den Schnelligkeitspreis. Er legte 1140 m in 1 Minute 35 Sekunden zurück. Rougier blieb 1 Stunde 16 Minuten und 8 Sekunden in der Luft und legte hierbei 49,665 km zurück. Molon stürzte mit seinem Bleriot-Apparat in einer Höhe von 7 m ab, wobei der Flieger vollständig demoliert und der Führer leicht verletzt wurde.

Ankauf von Antoinette-Apparaten. Die bekannten Sportsleute Flinsch in Stuttgart und Wiencziers in Neckarsulm haben einen Antoinette-Apparat erworben, um demnächst an der Konkurrenz von Monacco teilzunehmen.

Den Bau von Flugmaschinen beabsichtigt die Firma DUrrkopp & Cie., Bielefeld, aufzunehmen. Ein von dem Ingenieur Krüger ausgearbeitetes Modell stellt einen kleinen Eindecker dar, der auf drei Rädern fortbewegt werden kann. Das Gestell ist zum größten Teil aus Holz. In kurzer Zeit sollen in der Senne bei Bielefeld Flugversuche unternommen werden.

Die Vorarbeiten zur Pariser Luftschiffkonkurrenz. Wie berichtet wird, sind die Beratungen der Reichsressorts über das von der französischen Regierung aufgestellte Programm zur Konferenz für die internationale Regelung des Luft-schiffverkehrs abgeschlossen. Es handelte sich um Bestimmungen für lenkbare Luftschiffe, Freiballons und Flugmaschinen, wobei besonders die Landungsbedingungen in fremden Ländern, sowie die Behandlung von Zollfragen im Vordergrund standen. Andere Punkte der Beratung bezogen sich auf die Erlaubniserteilung für Ballonführer, sowie die Führung von Nationalitätsabzeichen usw. Nachdem die Besprechungen zwischen den Reichsämtern (Heeresverwaltung, Reichsjustizamt, Reichsschatzamt und Reichsamt des Innern) beendet sind, hat das Auswärtige Amt die Angelegenheit in die Hand genommen zu weiterer Verständigung mit der französischen Regierung. Es wird angenommen, daß die Konferenz vielleicht noch im Dezember stattfinden wird.

Eine Fliegerfabrik beabsichtigt der Wiener Flugtechniker Alfred Ritter von Pischof in Wien zu errichten. Pischof war 7 Jahre lang in Frankreich auf dem Gebiete der Flugtechnik tätig. U a, hat er längere Zeit in dem Atelier von Bleriot gearbeitet. Alfred v. Pischof hat bereits im Jahre 1906 einen Eindecker konstruiert — er ist ein enragierter Anhänger des Eindeckers — und hat mit diesem in der Nähe von Versailles wiederholt Flugversuche unternommen, die glänzend gelangen. Pischof benützte schon damals, vor Bleriot, einen Anzani-Motor. Sein Apparat ähnelt dem „Bleriot XII", doch weist er einige nicht unerhebliche Aenderungen auf. v. Pischof gedenkt, zwei Arten von Apparaten zu bauen: einen sehr schnellen und leichten Einsitzer für Sportzwecke und dann einen solchen für zwei Personen, der speziell für militärische Zwecke geeignet ist. Dieser Apparat, dessen Gewicht auf etwa 580 Kilogramm berechnet ist, wird sehr leicht zerlegbar sein, mit abmontierbaren Tragflächen, sodaß er auch auf der Landstraße bequem transportiert werden kann, und soll mit einer Ankuppelungsvor-richtung versehen werden, sodaß die unbequeme und nicht ungefährliche Manipulation des Anlassens des Motors durch Drehen des Propellers entfällt, v. Pischof beabsichtigt, zunächst einen Flieger zu bauen, mit dem er sich um die für die österreichischen Aviatiker ausgeschriebenen Preise bewerben will.

Eine aviatische Doppelwoche wird vom Belgischen Aeroklub auf dem Hippodrom von Stockei für 1910 in der Zeit vom 24. Juli bis 8. August geplant. Das ganze Meeting soll mit Preisen von 200 000 Frs. dotiert werden.

Eisenbahntransport der Flugmaschinen. Infolge der in letzter Zeit nötig gewesenen Transporte von Flugmaschinen haben die Preußischen Eisenbahnverwaltungen sich veranlaßt gesehen, folgende diesbezügliche Bestimmung in ihren Tarif aufzunehmen: Für Flugapparate, Flugmaschinen und Teile von solchen, die in bedeckte Wagen durch die Seitentüren nicht verladen werden können, wird bei Aufgabe als Stückgut oder als Eilstückgut ein Mindestgewicht von 1000 kg für die in einem Wagen verladenen Stücke berechnet. Befinden sich darunter Gegenstände von mehr als 7 m Länge, so beträgt das Mindestgewicht 1500 kg.

Oesterreichische Fliegerbauprojekte. Wie berichtet wird, hat sich in Wien unter dem Titel „Austria, österreichisches Konsortium für Flugtechnik", eine Vereinigung von Journalisten und Offizieren gebildet, mit der Absicht, den Bau von Flugmaschinen rein österreichischer Fabrikation durchzuführen. Man eröffnete bereits in Graz eine Bauabteilung und will mit dem Flieger „Austria I" einen ganz neuen Typ schaffen.

Fliegerfabrik Werner & Pfleiderer, Wien. Die Firma wird neuerdings den Bau von Flugapparaten aufnehmen. Genannte Firma, die ein großes technisches Etablissement in Ottakring besitzt, wird sich mit der fabriksmäßigen Erzeugung von Flugapparaten beschäftigen. Sie hat unter bestimmten Zusicherungen der Heeresverwaltung ein Abkommen mit Farman getroffen, um, wenn die von der Firma hier angestellten Versuche es ratsam erscheinen lassen, den Farman-Flieger zum Teile für das von ihr zu konstruierende Modell kopieren zu können. Die genannte Firma glaubt noch im Laufe dieses Monats einen rekonstruierten Farman-Flugapparat herausbringen zu können, zu dessen Erprobung ihr das Steinfeld und zwei Hangars auf demselben von der Kriegsverwaltung zur Verfügung gestellt worden sind. Von dem Ergebnis dieser Versuche wird es abhängen, welche Type dann fabriksmäßig erzeugt werden soll.

Personalien.

Major v. Parseval ist von der Technischen Hochschule zu München in Würdigung seiner Verdienste um die Luftschiffahrt die Würde eines Doktors der technischen Wissenschaften ehrenhalber verliehen worden.

Literatur.

Kritik der Drachenflieger von Ansbert Vor reit er. (Bibliothek für Luftschiffahrt und Flugtechnik Band 1.) Mit 101 Abbildungen und Zeichnungen im Texte. Preis: in elegantem Leinenband M. 4.—. Verlag: Richard Carl Schmidt & Co., Berlin W. 62. Vorreiter vergleicht im vorliegenden Bande die vorhandenen Drachenfliegerkonstruktionen. Vorzüge und Nachteile der einzelnen Systeme und Konstruktionsdetails sind nicht nur chronologisch aufgezählt, sondern, was für den Konstrukteur viel wichtiger ist, einander gegenübergestellt. Außer den sogen, bewährten Systemen sind auch neuere, in der großen Oeffentlichkeit noch unbekannte Ausführungen-berücksichtigt. Instruktive Abbildungen tragen viel zum besseren Verständnis der recht interessanten Vergleiche Vorreiters bei. Die Luftschiffahrt in kriegsrechtlicher Bedeutung, Dr. jur. Alex. Meyer-Homburg v. d. Höhe. Verlag Gebr. Knauer, Frankfurt a. M. Preis 1.50. Die Entwicklung der Luftschiffahrt hat auch ihre kriegsrechtliche Bedeutung in den Vordergrund des Interesses gebracht. In der Broschüre behandelt Dr. Meyer dieses Thema in sehr anschaulicher Weise, worauf wir Interessenten gern aufmerksam machen.

Das Recht der Angestellten an ihren Erfindungen von Dr. Karl Goldschmidt-Essen; Verlag von Wilhelm Knapp, Halle a. d. S, Preis M. 1,50 Das Recht des Angestellten an seinen Erfindungen ist ein vielumstrittenes Thema. Besonders für die Flugtechnik, den neuesten Zweig industrieller Tätigkeit ist es nicht ohne Bedeutung. Dr. Goldschmidt gibt einen beachtenswerten Beitrag, dessen Kenntnis den Beteiligten nicht ohne Nutzen sein wird.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Offizielle Mitteilungen des Schlesischen Flugsport=Club.

Sitz Breslau.

Vorstand:

1. Vorsitzender: Rechtsanwalt Dr. Bohn, Tauentzienstr. 16. (Fernsprecher 3071.)

2. „ Freiherr von Kloch, Neue Schweidnitzerstr. 14. (Fernspr. 2701.) Schriftführer: Ingenieur Stoeckicht, Gartenstraße 37. (Fernsprecher 10972.) Bibliothekar : Assistenzarzt Dr. Pfeifer, Gräbschnerstraße 96. (Fernsprecher 2753. Flugwart: Ingenieur Walzel, Bunzlau.

Schatzmeister: Kaufmann Kutsch, Ohlauufer 10. (Fernsprecher 10993.) Gleitflug: Fritz Heidenreich, Freiburgerstraße 21. (Fernsprecher 2888.) Maschinenflug: Dr. van dem Borne, Krietern, Erdbebenwarte. (Fernspr. 9209.)

Beisitzer:

v. Sallwürk, Gartenstraße 89. (Fernsprecher 2988.)

Kaufmann Schlobach, Augustastraße 9. (Fernsprecher 2777.)

Dr. Ing. Heller, Kronprinzenstraße 41. (Fernsprecher 2454).

Fabrikbesitzer Nicoleier, Kaiser Wilhelmstr. 14. (Fernsprecher 9280.) Die Sitzungen finden am Freitag alle zwei Wochen im Theater-Restaurant

Theaterstraße statt.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Offizielle Mitteilungen des Vereins Deutscher Flugtechniker.

Sitz Berlin.

Ehrenmitglieder: Gustav Lilienthal, Groß Lichterfelde. Orville Wright, Dayton. Wilbur Wright, Dayton.

1. Vorsitzender: Dr. Fritz Huth, Rixdorf.

2. Vorsitzender: Major von Parseval, Charlottenburg. Schriftführer: O. Schmal, Berlin S. W. 48, Fr edrichstr. 218. Syndikus: Rechtsanwalt Eschenbach, Berlin.

Beisitzer: Diplom-Ingenieur H. Doiner, Berlin. Ingenieur J. Grade, Magdeburg. Ober-Ingenieur H. Rosenstein, Elbing. Ingenieur Max Schüler, Chemnitz. Vorsitzender der technischen Kommission: Ober-Ingenieur Zix, Berlin. Vorsitzender der P 1 a t z k o m m i s s i o n : Kap.ta;n z. S. a. D. von Pustau. Freitag, den 12. November fand zu Ehren des Lanzpreisgewinners Ingenieur H. Grade im Restaurant Heidelberger ein Festmahl statt.

Den Bemühungen des Vorstandes ist es gelungen, für die Mitglieder des Vereins, die in Berlin weilen, die Benutzung des Flugfeldes „Mars" bei Berlin

zu sehr günstigen Bedingungen zu vereinbaren. Die Herren, die die Absicht haben, auf dem Flugfelde „Mars" Versuche zu unternehmen, werden gebeten, dem Vorstand hiervon Mitteilung zu machen.

Ungezwungene Zusammenkünfte. G T Wir bringen zur gefl. Kenntnis, daß für unsere Mitglieder in Berlin jeden Freitag "ein Stammtisch im Restaurant Heidelberger belegt ist. Wir bitten unsere Mitglieder von dieser Gelegenheit zur ungezwungenen Aussprache Gebrauch zu machen. |j8SBBM3)fe--i»gigs~-- ^^p^s^^&x^s^^r----.-

Offizielle Mitteilungen

des

Frankfurter Flug-technisch. Vereins

Sitz Frankfurt a. Main.

Geschäftsstelle: Bahnhofsplatz 8. Vorstand:

1. Vorsitzender: Civil-Ing. Paul Schubbert.

2. „ Dipl.-lng. Krastel. Schriftführer: Civil-Ing. Oskar Ursinus. 1. Flugwart: Civil-Ing. Oskar Ursinus.

Kassierer: Oberleutnant a. D. zur See Dornheim., Frankfurt a. M.,

Bergweg 12. Beisitzer: Wittich.

Dipl.-lng. Ernst Groedel. Wegen Beschaffung eines neuen Fluggelfindes werden z. Z. vom Vorstand Unterhandlungen gepflogen.

Vereinslokal: Savoy-Hotel.

Studien-Gesellschaft für Aviatik.

Breslau - Krietern « Kgl. Erdbebenwarte. Vorstand:

1. Vorsitzender: Ober-Ingenieur E. Schräder.

2. „ Ingenieur G. Winkler sen. 1. Schriftführer: Ingenieur W. Bruch.

Sitzungen, zu denen die Einladungen schriftlich ergehen, finden jeden Freitag, abends 8.30 Uhr statt.

Frankfurter Flugsport - Club.

Sitz Frankfurt a. Main.

Consul Hermann v. Passavant, Erster Vorsitzender. Assessor Dr. Alex Meyer, Zweiter „

Freiherr v. Schey, Schatzmeister.

Bernhard Flinsch, Vorsitzender der technischen Kommission.

Referendar Otto v. Rottenburg, Schriftführer.

Der Zweck des Klubs ist Pflege und Förderung des Flugsportes mit Flugmaschinen unter Ausschluß jeglichen Ballonsports.

Alle Anfragen und Briefe sind zu richten an Assessor Dr. M e y e r, Frankfurt a. M., Beethovenstr. 23.



Flugsport

Jllustrierte technische Zeitschrift und Anzeiger

für die gesamte

„Flußschiffahrt"

(L' Aviation)

Le seul organe allemand traitant particulierement les interets de l'Aviation

unter Mitwirkung bedeutender Fachmänner herausgegeben von Oskar Ursinus, Civilingenieur.

Brief-Adr.: Redaktion und Verlag „Flugsport" Frankfurt a. M., Bahnhofsplatz 8. Repräsentant pour la France: E. Raphael, Paris, Rue du Faubourg Poissonniere 62.

Erscheint regelmäßig am I. und 3. Freitag jeden Monats. ===^^^^= Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. ==^===r==^== Abonnement: Bei portofreier Zusendung unter Kreuzband Mk. 14.—. Durch Postbezug Mk. 12.— pro Jahr.

Der Nachdruck unserer Artikel ist, soweit nicht mit „Nachdruck verboten" versehen, nur mit genauer Quellenangabe gestattet.

Nr. 25. Frankfurt a. M., 3. Dezember 1909. Jahrg. I.

Pariser Brief.

Von unserem Pariser Korrespondenten.

Die französische Aviation hat Veranlassung, auf die letzten Tage mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurückzuschauen. Während sie einerseits manche recht erfreuliche Leistungen zu verzeichnen hat, muß sie auf der anderen Seite mehrere, zum Teil recht eigenartige Unfälle konstatieren.

Im Mittelpunkte des allgemeinen Interesses steht natürlich der schöne Flug Paulhans auf einem Farmanschen Zweidecker von Mourmelon-le-Grand nach Chälons, wobei er eine Gesamtdistanz von 50 km zurücklegte und zeitweise eine Höhe von 600 Metern erreichte. Damit hat Paulhan einen neuen Höhenrekord geschaffen. Bei dieser Gelegenheit sei sogleich erwähnt, daß sich der Aero-Club de France dieser Tage ernstlich mit der Frage der Höhenmessung der Flüge beschäftigt hat. In einem Vortrage hat der Major Ferrus zu diesem Zwecke den von dem Artillerie----------Hauptmann Raguet geschaffenen Sitometer empfohlen, welcher der Vereinigung demonstriert wurde. Die mit diesem Instrumente erfolgten Messungen sind absolut zuverlässig und der Aero-Club hat eine Unterkommission mit der nochmaligen eigehenden Prüfung und Begutachtung beauftragt.

Viel besprochen wurde der originelle Jagd-Aus„flugu Lathams, welcher, einer Einladung des Marquis de Polignac zur Jagd folgend, sich von Mourmelon-le-Grand nach Berru mit seinem Aero-plan begab und ebenso nach beendeter Jagd in gleicher Weise seinen Heimweg antrat. Dieses „Husarenstückchen" hat schnelle

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Nachahmung gefunden, denn schon wenige Tage darauf stattete Bleriot von Pau aus der etwa sechs Kilometer von der seinigen entfernten Wrighischen Aviationsschule in einem seiner Eindecker einen Besuch ab, bei welcher Gelegenheit er seinem Kollegen Tissandier zur Demonstration der leichten Lenkbarkeit seines Apparates einige „S" und „8" vorflog.

Im Lager von Chälons ging es überhaupt neuerdings sehr lebhaft zu. Abgesehen von den noch weniger bekannten Piloten operieren dort Paulhan, Latham, Farman, die sehr interessante Wettkämpfe ausfechten- So konkurrierten am vergangenen Sonnabend Paulhan und Latham in einem Höhenflüge. Paulhan erreichte eine Höhe von 360 Metern, Latham überbot ihn auf seinem Antoinette-Eindecker mii: 410 Metern. Letzterer nahm übrigens am Montag hintereinander neun verschiedene Passagiere auf seinen Apparat und landete sie alle wohlbehalten nach kurzen Flügen. Farman probierte einen neuen Zweidecker, dessen Dimensionen wesentlich geringer sind, als die seiner bisherigen Type. Wie es heißt, ist er mit dem Resultate sehr zufrieden. Der holländische Ingenieur Kuller machte mit seinem Antoinette-Eindecker bemerkenswerte Fortschritte und vermochte mehrere gelungene Flüge auszuführen. Bunau-Varilla steuert seinen mit einem Wolseley-Motor ausgestatteten Voisin mit Geschick und hat es schon auf 40 km-Flüge gebracht- Ebenso scheinen sich de Baeder, Fischer, Chateau und die Baronin de Laroche, die alle unermüdlich weiter üben, allmählich zurechtzufinden Auch Rawlinson, der bereits erwähnte Engländer, und van den Born, der bekannte holländische Rad-Meisterfahrer, setzen ihre Versuche fort. Der Herzog von Westminster wird demnächst seine Experimente mit einem Voisin-Zweidecker und der russische Prinz Bolotoff seine Flugversuche mit dem gigantischen, nach dem letzten Unfall wieder hergestellten Dreidecker wieder aufnehmen. Wagalowski, der einen Farman-Apparat zu steuern versucht, landete dieser Tage nach einem kurzen Fluge in ungeschickter Weise und beschädigte die Maschine erheblich. Viel bemerkt werden die Fortschritte, die Kimmerling mit einem Voisin-Zweidecker macht. Valleton gelang ein 16 Minuten-Flug mit einem Farmanschen Apparat. Leider ist aber der Zweidecker, mit dem Paulhan den oben gemeldeten schönen Flug ausführte, am Freitag vollständig vernichtet worden. Einer seiner Mechaniker wollte einen Flugversuch unternehmen. Noch wenig vertraut mit der Steuerung des Apparats vermochte der Pilot, als ein heftiger Wind den Apparat erfaßte, diesen nicht zu beherrschen. Der Zweidecker schlug um und stürzte aus einer Höhe von 20 Metern auf den Boden, wobei der Insasse wie durch ein Wunder mit leichten Verletzungen davonkam. Es kann wohl angenommenwerden, daß der „Amortisseur", den Farman an seinem Apparat angebracht hat, den Aufprall auf den Boden wesentlich gedämpft hat. Dieser bedauerliche Unfall wird Paulhan nicht zurückhalten, demnächst nach Amerika zu gehen, wohin man ihm tatsächlich eine „goldene Brücke" geschlagen hat. Er hat ein Engagement angenommen, das ihn verpflichtet, in mehreren Städten der amerikanischen Union Flugvorführungen zu geben und zwar auf die Dauer von sechs Monaten, wofür er eine mo-

natliche Gage von — 100000 Francs erhält. Ein recht annehmbarer Kontrakt. Zuerst begibt er sich nach San Franzisco, wo schon in den ersten Tagen des Monats Januar die Experimente beginnen sollen-

In Pau führt Bleriot das Szepter. Allerdings muß man dort die zwei Schulen, die Bleriotsche und die Wrightsche, unterscheiden, die beide mehrere Kilometer von einander entfernt sind. In ersterer exekutierten außer Bleeriot auch selbst sein Freund Leblanc, sowie Balsan und Mamet einige kurze Versuchsflüge. Bei einem derselben hatte B16riot selbst das Pech, infolge einer brüsken Landung das Chassis eines Apparats zu zerbrechen. Auch Grapperon und ßarretau steuern Bleriotsche Eindecker, aber mit wenig Erfolg. Wie es heißt, wird gegen Mitte Dezember auch Latham in Pau eintreffen. In dem Wrightschen Lager hat Tissandier die Montage seines Zweideckers beendigt und hofft, in diesen Tagen BleTiot seinen „Besuch" erwidern zu können. Diese fliegenden Besuche scheinen jetzt modern zu werden. Ferner werden in Kürze Kergariou, Graf Malinski, Gasnier und Zens ihre Flugversuche aufnehmen

In Juvisy dagegen schleppt sich das Leben nur träge dahin Es ruht ein eigener Unstern über diesem Pariser Aerodrom Graf Lambert führt wohl hier und da einen kleinen Flug aus, Ladougne steuert seinen Goupy-Zweidecker auf minimale Distanzen, der neulich verunglückte Richet müht sich weiter mit einem Voisin-Zweidecker, Köchlin und Cata suchen sich weiter in der Manipulation der Flugmaschinen zu vervollkommnen, abei irgend ein nennenswerter Flug ist neuerdings nicht zustande gekommen. Nur Gaubert, der einen Wright-Zweidecker steuert, scheint ersichtlich Fortschritte zu machen. Port Aviation hat sich von seinem mißglückten „großen Meeting" noch bei weitem nicht erholt. An diese Veranstaltung ist man jetzt übrigens durch einen Prozeß erinnert worden, den die bei dem unseligen Sturze des Aviaters Blanck schwer verunglückte Dame gegen den Genannten angestrengt hat. Sie verlangt von Blanck 100000 Francs Schadenersatz für ihre dauernd geschädigte Gesundheit. Man ist hier auf den Ausgang des Prozesses, der in einigen Wochen zu erwarten ist, gespannt.

In Issy-les-Moulineaux hat Legagneux einen Voisin-Zwei-decker gesteuert, mit dem er sich demnächst nach dem Lager von Chalons begeben will, um Henri Farman den Michelin-Pokal streitig zu machen. Aber mit den Resultaten, die er in Issy zu Wege brachte, wird ihm das sicher nicht gelingen. Die Bleriotsche Schule in lssy hat bisher nicht viel von sich reden gemacht. Maligaut und de Lesseps steuern seine Eindecker. Auch zwei Clement-Zweidecker, deren einer von Maurice Clement gesteuert wird, machen ihre Probeflüge in lssy. Am letzten Donnerstag sind nicht weniger als drei B16riot-Eindecker unter den Händen unerfahrener Piloten zu Schaden gekommen.

Maurice Farman setzt zu Buc, woselbst auch Gouffroy einen R. E. P.-Eindecker steuert, seine Experimente mit seinem Zweidecker fort, wobei er namentlich hohe Geschwindigkeiten zu erzielen sucht.

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Einen bedauerlichen Unfall erlitt auch Santos Dumont, bei welcher Gelegenheit seine zierliche und bekannte „Demoiselle", der er so manchen schönen Erfolg zu verdanken hat, in Trümmer ging. Der Brasilianer hatte seinen Eindecker unbegreiflicherweise mit einem schweren 40 PS-Motor versehen, um mit dem so veränderten Apparat Gescliwindigkeitsversuche zu unternehmen. Der kleine leichte Apparat nahm alsbald ganz phantastische Fluggeschwindigkeiten an, sodaß es dem Brasilianer selbst Angst wurde. Er fürchtete, da er bei diesem Flugtempo nicht mehr Herr des Apparats war, mit einem Barrierenpfeiler zu kollidieren und landete sofort. Der Apparat war so im Schwünge, daß er in rasendem Tempo auf der Erde dahinrollte. Santos Dumont bremste mit aller Kraft, indem er seine Hände gegen die Räder des Gestells drückte, infolge des hierdurch verursachten brüsken Stoppens überschlug sich der Apparat und die herbeieilenden Augenzeugen dieses Vorfalls mußten den glücklicherweise unverletzten Piloten unter den Trümmern seines Apparats hervorziehen.

In der Nähe von Chartres, wie gemeldet, experimentierte Herr de Lailhacar mit dem von ihm konstruierten Apparat. Bei einem Flugversuche am Dienstag überschlug sich die Maschine in zwei Meter Höhe und begrub in ihrem Sturze den Piloten unter sich. Der Apparat wurde nur wenig beschädigt, dagegen hat der Pilot ernste Verletzungen davongetragen

Delagrange, der übrigens heftig gegen seine infolge des Meetings von Doncaster ausgesprochene Disqualifikation protestiert, hat den Eindecker von Latham für 42000 Francs (?) erworben und will mit diesem Apparate sich um den Michelin-Pokal bewerben. Er geht nach Chälons, um seine Steuerungsversuche des Eindeckers zu beginnen. Sobald er sich mit dem Mechanismus vertraut gemacht hat, will er auch an dem Daily-Mail-Bewerb London-Manchester teilnehmen.

Mit den „Meetings" ist man nun endlich hier etwas zurückhaltender geworden, zum Vorteil der Sache. Gegenwärtig „spuken" nur zwei solcher Veranstaltungen in Frankreich. Die eine ist die oft erwähnte „Woche von Cannes", die nun definitiv auf die Tage vom 3. bis 10. April festgesetzt ist; die andere ist ein Meeting zu Limoges, für welches die Stadtverwaltung 10000 Francs bestimmt hat. Um diese ist der bekannte Sportsmann und Präsident des Automobilklub von Limoges, Doktor Lemaistre, sehr bemüht. Dagegen ist die „Woche von Toulouse", die im Dezember geplant war, auf das Frühjahr nächsten Jahres verlegt worden, wahrscheinlich, um ganz in die Versenkung zu verschwinden. :

Allerdings erwägt man gegenwärtig auch in Tours die Veranstaltung eines umfangreichen Bewerbes, aber die Verhandlungen sind über das erste Stadium noch nicht hinausgekommen. Uebri-gens ist in Tours von einem Ingenieur, namens Maurice Gluzan, ein neuer Zweidecker gebaut worden, den die Techniker sehr günstig beurteilen. Der Apparat hat eine Spannweite von 10,3 m. Seine Tragflächen messen 40 Quadratmeter. Die Konstruktion scheint sehr der Wrightschen zu ähneln, soll aber gegenüber diesem manche Vorzüge aufweisen. Der Apparat ist mit einem

35 PS-Motor ausgestattet, den der genannte Erbauer des Apparats nach eigenem Entwürfe hat anfertigen lassen. Dieser Motor hat einen speziellen Vergaser, Zündung Bosch und Thermo-Syphon-Kühlung. Das Gestell ruht auf drei Rädern.

Außer Molon, der in Havre nach wie vor seinen Bleriot-Eindecker steuert, ist noch Osmont zu erwähnen, der nach einer Tournee durch Amerika, wo er sich als Radfahrer, Motorfahrer und Automobilist probiert hat, nunmehr zur Aviation übergehen willl. Der Vuitton-nuber-Schwingenflieger, der vorläufig noch mit einem leichten Automobilmotor versehen ist, soll nunmehr einen richtigen Aviationsmotor erhalten und schon glauben seine Besitzer vorraussagen zu können, daß dann der Apparat staunenswerte Leistungen vollbringen wird. Sie haben die Absicht ausgesprochen, das Aeroplan-System vollständig zu verdrängen.

Das neue Aerodrom von Croix-d'Hins bei Bordeaux wird nun bald Leben bekommen. Am 1. Dezember siedelt Bleriot mit zwanzig Apparaten dorthin über, um auf der 6 km-Bahn seine Schule zu installieren, für die bereits ebensoviel Eleven angemeldet sind. Inzwischen wird daselbst di; große Bahn für das für den September nächsten Jahres geplante große Aviations-Meeting hergerichtet. Bleriot hat zunächst einen Schuppen von 70 Meter Länge und 20 Meter Breite, sowie mehrere kleinere Hangars errichten lassen und will demnächst mit dem Bau seiner Ateliers beginnen, die sich der Bahnlinie entlang ziehen werden. Angeblich will er 150 000 Francs für diesen Zweck aufwenden. Für das vorerwähnte Meeting ist bereits die respektable Summe von einer halben Million Francs aufgebracht, wovon die Stadtverwaltung 100000 Francs gezeichnet hat.

Auch in Marseille wird ein Aerodrom errichtet, für welchen Zweck eine Fläche von 300 Hektar bestimmt ist, die, von Bäumen und Gebüsch frei, mit ihrer sehr bequemen Lage dicht an der Bahn Marseille-Rognac, mit ihrem herrlichen Fernblick auf die roten Hügelketten von Vitrolles, sich zu dem angegebenen Zwecke vorzüglich eignet. Für das neu eröffnete Aerodrom von Douai werden, wohl um erst einmal einige Aviater hinzuziehen, mehrere Preis-Bewerbe geplant.

Nach Van den Born, Poulain und anderen hat sich nun auch Contenet entschlossen, dem Zement zu entsagen und sich dafür der Aviation zu widmen. Er ist bei einem Konstrukteur von Flugmaschinen in Beschäftigung getreten, um sich praktisch mit dem Aeroplan vertraut zu machen.

Das algerische Meeting, das inzwischen zu Oran seinen Anfang genommen hat, geht auf der etwa 6 km von der Stadt entfernten Ebene von Senia vor sich. Es nehmen daran teil Metrot auf einem Voisin-Zweidecker, Taurin auf einem Bleriot-Eindecker und ein algerischer Ingenieur, Mouraret, auf einein Zweidecker eigener Konstruktion.

Welchen Wert sogar die französische Regierung^darauf legt, daß die Aviation ihres Landes auf der Brüsseler Weltausstellung

nähme hervor, daß zu diesem Zwecke den Aviatern eine Summe

des Jahres 1910 vertreten

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

;eht aus der ungewöhnlichen Maß-

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von 75,000 Francs zur Bestreitung ihrer Unkosten zur Veriügung gestellt wird.

Und doch haben die französischen Aviater mit ihren Auslandsfahrten im allgemeinen nicht viel Glück. Das sehen wir jetzt wieder in Rußland- Dort hat der arme Guyot in Petersburg, wo das Publikum infolge der mehrfach verunglückten Flugversuche in eine ungeheure Aufregung versetzt wurde, einige bange Stunden verlebt. De Caters hätte da beinahe einen schweren Unglücksfall gehabt, als er infolge einer zu kurzen Kurve gegen eine Gruppe von Polizisten ansteuerte, die unbeweglich auf dem Fleck verharrte. Um kein Unheil anzurichten, bog de Caters nochmals scharf, diesmal fast im rechten Winkel, ab, und geriet so mit seinem Apparat gegen eine Bailustrade, wobei die Maschine arg beschädigt wurde. In diesem Falle bereitete das Publikum dem Piloten für seine Geistesgegenwart lebhafte Ovationen. Bei dieser Gelegenheit wurde auch bekannt, daß sich der russische Kaiser besonders lebhaft für die Aviation interessiere und daß auf seine Veranlassung mehrere andere Franzosen eingeladen worden sind, nach Rußland zu kommen, da er auch andere Apparate, als die Blöriot'schen Eindecker kennen lernen möchte.

Rougier wird an seine Antwerpener Triumph-Fahrt noch lange denken. Nicht nur, daß die aufgeregte Menge damals ihm und seinem Apparat arg mitgespielt haben, hat der. Pilot nicht einen Centime erhalten und hat nun die Veranstalter um die Summe von 38,400 Francs verklagen müssen. Tout comme chez nous.

Nun hat sich auch in Luxemburg dieser Tage ein Aero-Klub konstituiert, dem die hervorragendsten Persönlichkeiten angehören. Man will sofort energisch daran gehen, das allgemeine Interesse für den Flugsport zu wecken und wird zu diesem Zweeke Flugvorführungen veranstalten. Jacques Wissenbach, der lange Zeit bei Wright Mechaniker war, wird einen Voisin-Zweidecker steuern

Die von dem französischen Minister der öffentlichen Arbeiten eingesetzte Kommission, welche die Frage der Reglementierung der Luftschiffahrt studieren und lösen soll, ist dieser Tage unter dem Vorsitz des Ministers Millerand zusammengetreten. In der Ansprache des Ministers bezeichnete dieser die Aufgabe der Kommission als eine doppelte: erstens diejenigen Bedingungen festzustellen, welche Apparate und Piloten im Interesse der öffentlichen Sicherheit zu erfüllen haben und zweitens dem Minister als Ratgeber und Wegweiser zu dienen u»d mit ihm zusammenzuarbeiten an der Förderung der modernen Luftschiffahrtsbestrebungen, sowie mit ihm zu beraten, wie die jährliche Verteilung der vom Parlamente zu diesem Zwecke bestimmten Summen vorzunehmen sei. Als Vorsitzender dieser Kommission ist der bekannte Professor Painleve" vom Institut de France ernannt worden.

Der bereits in meinem vorigen Briefe gemeldete Selbstmord des französischen Flugtechnikers und Erfinders Edmond Seux hat begreiflicherweise hier allenthalben das lebhafteste Bedauern ausgelöst Und wenn ich heute mit einigen Worten auf diesen traurigen Fall zurückkomme, so geschieht es nicht, um mich an dieser

Stelle mit der Person und dem Werdegang des Bedauernswerten zu beschäftigen, sondern um diesen Fall als typischen Vorgang flüchtig zu besprechen.

Die Bestürzung, die dieser Vorfall hervorgerufen hat, wird schnell verflüchtigt sein. Empfindungen sind nur von kurzer Dauer und in unserer modernen Zeit muß man an die kalte Vernunft appelieren, um dauernde und einträgliche Wirkungen zu erzielen. Es ist aber auch nicht aus einem Humanitätsgefühl heraus, sondern aus überlegter Berechnung und aus wohlverstandenem Interesse, daß die „Gesellschaft" den verdienstvollen Erfindern Schutz und Beistand gewähren sollte. Und die Erfinder sollen diesen Beistand nicht als ein Almosen, sondern als ihr wohlerworbenes Recht ansehen; sie sollen nicht die Hand offen halten, sondern ihr Recht geltend machen.

Es sind häufig unermeßliche Reichtümer, die der Menschheit verloren gehen, indem sie einen unverstandenen Erfinder seinem traurigen Lose überläßt. Wenn es überhaupt einen Besitz gibt, der unbestreitbare Rechte sichert, so ist es der intellektuelle Besitz, die Verwirklichung des genialen Gedankens. Aber solche Erwägungen stellt man nicht an. Von Zeit zu Zeit liest man unter den „Vermischten Nachrichten", daß dieser oder jener Erfinder in Not und Verlassenheit Hand an sich gelegt hat, man bedauert den Unglücklichen, man klagt über die unzulänglichen Einrichtungen, doch man vergießt sehr schnell und geschehen tut nichts.

Gewiß ist nicht jeder Erfinder des Interesses wert und mancher von ihnen hat große Enttäuschungen bereitet. Aber der Pfadsucher, der eine Idee gefunden, sie mühselig verarbeitet, mit unendlicher Geduld und Aufopferung gestaltet hat, kurz, der Mann der Arbeit und des Genies, er hat das Recht darauf, in der Gesellschaft Schutz und Beistand zu finden und die Menschheit vernachlässigt ihr eigenes wesentliches Interesse, indem sie jenen untergehen läßt.-

Ganz besonders hat die moderne Flugschiffahrtsbewegung die Eigentümlichkeit, daß sie keinem Volke zu eigen gehört. Sie ist internationaler Abstammung, sie ist aus den Ideen und aus der Arbeit erleuchteter und wagemutiger Männer aller Völker und Rassen erstanden und wird auch den Interessen der gesamten Menschheit dienstbar gemacht werden. Wie die Regierungen aller Staaten bisher die Aviater und Forscher der Aviation unterstützt hat, weiß jedermann. Und die Private und privaten Vereinigungen glauben nicht den Unterschied zwischen den verschiedenen Arten von Erfindern machen zu können und halten sich deshalb von allem fern.

Wir haben gewiß viele „Meetings", viele „Wochen" und „Doppelwochen", viele interessante und nützliche Ausstellungen, viele Jahrmarktsvorführungen gesehen, aber was hat man für den Erfinder getan, für den Arbeiter, für den Mann von Genie ? Soll sich nur für solche Veranstaltungen, die mehr oder weniger dazu bestimmt sind, der Menge zu kitzeln, Geld finden lassen und nicht für die stille, ernste Arbeit?

Was in dieser Richtung geschehen muß und geschehen kann, zeigt uns heute das kleine Belgien. Dort hat sich eine Ver-

einigung gebildet aus den ersten und maßgebendsten Persönlichkeiten des Landes, die es sich zur Aufgabe macht, gerade jene ernste Arbeit anzuregen, indem sie den Erfindern, den erleuchteten Pfadfindern auf dem Gebiete des Flugsports weitgehendste Unterstützung zusichert. Es kann hier natürlich nicht auf Einzelheiten eingegangen werden; es kann vor allen Dingen nicht untersucht werden, wie sich eine große Aktion in ihren Details gestalten müßte. Aber sollte es nicht prinzipiell möglich sein, eine große internationale Vereinigung zu schaffen, die es sich zur Pflicht macht, den unermeßlichen Reichtum an Gedanken und glücklichen Ideen nicht mit dem wirtschaftlichen Elend ihrer Schöpfer zu Grunde gehen zu lassen? An die sich der Erfinder mit seinen Plänen wenden kann, die für ihn die praktisch zu verwirklichenden Ideen aufnimmt und ausbaut und die nicht einmal materielle Opfer zu bringen brauchte, indem sie sich aus den auf diese Weise erzielten Erträgnissen zuerst schadlos halten könnte, deren Rest dann den Erfindern zu gute käme. Rl.

Moderner Fliegerbau.

Civilingenieur Osk. Ursinus. Hierzu Tafel IV. (Fortsetzung von Seite 687 Nr. 24.)

Der Antoinette-Flieger.

Auf Tafel IV dieses Heftes ist der Flieger Antoinette, Konstruktion Levavasseur, wie Latham ihn zu seinen neuesten erfolgreichen Flügen benützt hat, in Grund- und Aufriß dargestellt.

Das Fahrgestell

besteht aus zwei. Rädern, auf deren Achse durch Streben versteift die drehbar und verschiebbar gelagerte Haupttragsäule ruht. Diese Tragsäule besteht aus zwei ineinander geschobenen Stahlrohren, welche als Zylinder und Plungerkolben ausgebildet sind. Der Zylinder wird vor Beginn des Fliegens bis auf ca. 10 Atm. aufgepumpt. Eine genaue Abbildung des Fahrgestelles ist in Nr. 16 des Flugsport auf Seite 448 enthalten. Der Schwanz wird hinten durch eine am unteren Ende des Seitensteuers angebrachten Kufe gestützt. Letztere ist, wie aus der Zeichnung hervorgeht, um einen Punkt drehbar angeordnet. Die hier auftretenden vertikalen Stösse -werden durch einen Gummizug gedämpft.

Der Rumpf

ist ebenso wie beim Bleriot-Flieger gitterträgerförmig ausgebildet; der Querschnitt des Rumpfes hingegen ist dreieckig ausgebildet. Die Rumpfkonstruktion dieses Fliegers habe ich bereits in Nr. 12 de Flugsport S- 327 in den Details ausführlich beschrieben.

Die Steuerflächen,

deren jetzige Konstruktion sehr übersichtlich aus der schematischen Skizze Tafel IV hervorgeht, haben im Laufe der Flugversuche verschiedene Aenderimgen erfahren. Die früher zwischen dem

Seitensteuer SSi angebrachte rechteckige Stabilisierungsfläche ist jetzt in Wegfall gekommen. Die Steuerung wird vom Führersitz mittels zwei Handrädern H und H, und einem am Boden des Körpers befindlichen Fußhebel F betätigt.

Die Verwindung» der Tragflächen

geschieht durch das linke Rad H, derart, daß ein Seil nach dem unter dem Rumpfe an das Kreuz des Fahrgestells montierten t- ebel führt (s Heft 16, S 446) und die Verdrehung des mit der Hebelachse fest verbundenen Kettenrades bewirkt. In dieses Rad greift ein Kettenstück ein, dessen Enden durch ein an den Tragflächen befestigtes Seil verbunden sind. Die Tragflächen sind an einem über einer Rolle laufenden Seile aufgehängt. Die Verdrehung des rechten Handrades H hat eine horizontale Bewegung des hinteren Seitensteuers S und S, zur Folge. Durch den Fußhebel wird das zwischen dem Seitensteuer angebrachte Höhensteuer V in vertikaler Richtung verstellt. Der Gang der Seilzüge geht aus dem Steuerungsschema hervor.

Der Motor

ist ein 50 PS Achtzylinder Antoinette-Motor von Levavasseur. Die Zylin 'er sind derart V-förmig angeordnet, daß sich 4 Zylinder gegenüberstehen. Da dieser Motor mit Verdampfungskühlung arbeitet, so braucht er infolgedessen einen

Kondensator

welcher am vorderen Teil des Rumpfes seitlich anmontiert ist. Die Konstruktion und Anordnung zeigt die schematische Skizze Tafel IV.

Die Dampf- bezw. Wasserzirkulation ist folgende. Das in dem Zylinder verdampfte Wasser tritt durch das Rohr a in den Wasserbehälter W ein und zwar muß der eintretende Dampf durch Wasser streichen, wodurch ein schnelleres Kondensieren des Dampfes bewirkt wird. Von hier tritt der Dampf in ein Rohrsystem K ein, kondensiert und wird, nachdem er sich im Wasserbehälter W angesammelt hat, durch die Pumpe P wieder nach W gedrückt Das Wasser wird nun durch die Pumpe Pi vermittels des Rohres b wieder in die Zylindermäntel eingeführt und beginnt den Kreislauf von neuem.

Die Schraube

besteht aus Stahlarmen, auf welche die aus Aluminium hergestellten Schraubenflächen aufgenietet~smd.

Um ein Ueberschlagen des Fliegers beim Landen zu verhindern, ist vor dem Fahrgestell eine steife Kufe montiert.

Die Konstruktion der Querrippen und Längsträger ist aus den Darstellungen der Schnitte A-B und C-D ersichtlich.

(Ueber die Montage der Tragflügel etc. cf. den gleichen Artikel in Nr. 12. S. 329.)

Der hintere Längsträger ist in einem festen Lager L drehbar gelagert. (Fortsetzung folgt)

Seite 714

„FLUG SPORT".

No. 25

Der Flugsport in England.

(Originalbericht unseres Londoner Korrespondenten.)

Eine Zusammenstellung in der Zeitschrift „Aero" (p. 445) zeigt, daß Großbritannien und Irland jetzt 36. Aero-Clubs zählen, von denen 10 ihren Mittelpunkt in London haben. Zwar sind einige derselben zur Zeit noch klein und zum Teil auch noch unorganisiert; andere zählen aber bereits über 1000 Mitglieder. Das zeigt wohl genügend, welches Interesse man in England jetzt an allen aeronautischen Angelegenheiten nimmt, und zwar in allen Kreisen, vom Herzoge von Westminster bis zum jüngsten Handwerker-Lehrling

So hat beispielsweise der Birmingham Aero Model Club seinen Vierteljahresbeitrag auf 2 sh. 6 d. festgesetzt, um jedem Arbeiter den Beitritt zu ermöglichen. Die Begründer gehen dabei von der Ansicht aus, daß, der Schlüssel zu den gegenwärtigen Problemen der Flugkunst in dem Zusammenwirken ideenreicher und wissenschaftlicher Männer mit dem praktischen Mechaniker liege. Der Club will das Zeichnen und die Konstruktion von Flugmaschinen-Modellen pflegen und die Mitglieder bei der Erfindung von Verbesserungen an bestehenden Maschinen unterstützen. Sollten solche Erfindungen patentfähig sein, so wird auch dabei der Club helfend eingreifen Eine gut ausgestattete Werkstatt mit allen nötigen Werkzeugen und Maschinen steht jedem Mitgliede unentgeltlich zur Verfügung, ebenso eine Bibliothek und eine Modellsammlung. Und wenn, wie zu hoffen, die Fabrikbesitzer Birminghams den Club mit Geldmitteln unterstützen werden, dann wird er von großem Nutzen sein können.

Auf der Stanley Cycle Show, einer Fahrradausstellung, die jetzt zum 33. Male in London stattfand, konnte man dies Jahr zum ersten Male Flugmaschinen, die zur Ablieferung bereit waren, bemerken. Wir berichteten schon früher, daß die Humber-Co. die Herstellung von1 Aeroplanen aufgenommen hat; ihr ist jetzt die Firma Mills-Fulford Ltd. von Coventry gefolgt, und in Cowes hat sich die Bootwerft von Lallow jetzt entschlossen, Aeroplane zu bauen. Augenblicklich wird dort ein patentierter Balanzierapparat geprüft, der von C. Lobnitz in Cowes gezeichnet ist. Das Modell ist ein Biplan nach dem Muster des Curtiß'schen, der in Reims so erfolgreich war, und der aus 4 Planen bestehende Balanzier-Apparat ist bald soweit fertiggestellt, um praktisch ausprobiert zu werden.

Trotz der Leistung der Wolseley-Firma ist England jedoch im Bau von-- Motoren für Aeroplane noch recht zurück. Diesem Umstände will der Alexander-Preis abhelfen, dessen Bedingungen jetzt veröffentlicht werden.

Auf Anregung des Aeronautischen Beirats der Regierung hat Mr. Patrick Alexander einen Preis von 1000 Lstr- ausgesetzt für den ersten englischen Aeromotor von 35 b. h. p. und weniger als 111 kg (245 Pfd. engl) Gewicht, welcher in folgenden 5 Hinsichten sich am besten bewährt:

1. Gewicht und Benzinverbrauch per b. h. p.

2. Zuverläßigkeit und Regelmäßigkeit des Laufs.

3. Abnutzung der arbeitenden Teile.

4. Feuersicherheit und

5. Luftwiderstand.

Bewerbungen müssen zwischen 1. Febuar und 30. April 1910 eingereicht werden. Die Prüfungen sollen in dem Nationalen Physikalischen Laboratorium unter alleiniger Kontrolle des Aeronautischen Beirats der Regierung ausgeführt werden. Unter anderem werden die Motore einem 24 stündigen Laufe unterworfen, und wenn dabei mehr als 3 Störungen eintreten, wird der betr. Motor disqualifiziert.

Zwei andere Proben werden ausgeführt, indem der Motor in Winkeln von 15 Grad geneigt ist.

Es ist also zu hoffen, daß der Preis von 20000 Mark zu einer bedeutenden Verbesserung der englischen Aeromotoren anregen wird.

Wichtige Gesichtspunkte für Verbesserungen gab die Debatte, welche sich im Institut der Automobil-Ingenieure am 19-November an einen Vortrag von J. S. Critchley über „Motoren für Luftschiffahrt" knüpfte. Der Vortragende teilte die existierenden Aeromotoren in drei Klassen, 1) solche, welche sich an den bisherigen Automobilmotor anlehen, wie die Motore von Renault, Wolseley, Pipe, Simms, Gobron-Brillie, Antoine te, Koerting und Mercedes. 2. die radiale Anordnung, eingeführt von Farcot und Esnault-Pelterie und adoptiert von Anzani; 3) der rotierende radiale Motor der Gebrüder Burlat, wozu auch der Gnom-Motor und der von der International Rotary Motor Co. hergestellte Motor gehört. Verschiedene Redner wiesen in der Debatte darauf hin, daß der allzu leicht gebaute Motor sich nicht bewährt habe; die besten Resultate gebe ein Motor mit etwa 27i kg. per h p. Bezüglich der rotierenden Motoren wurde darauf hingewiesen, welche bedeutende Kraft durch das Rotieren des Motors absorbiert würde. Eine sehr wichtige Sache, die noch zu wenig Beachtung fände, sei die Schmierung. Es würden jetzt Experimente mit einer neuen Schmierung gemacht, wobei das Schmiermittel mit dem Petrol vermischt würde und direkt in den Motor ginge Die verhältnismäßig sehr geringe Wirksamkeit des Aeromotors erkläre sich daraus, daß das Medium, in welchem er arbeiten müsse, so kalt sei; Paulhan habe in Brooklands große Schwierigkeiten gehabt, das Gefrieren des Carburators zu verhindern. Stahlzylinder an großen Motoren hätten sich nicht bewährt Sehr erwünscht sei die Konstruktion einer Maschine, die am Anfange eine besonders hohe Kraft entwickeln könne, um—die Maschine vom Boden zu bringen.

Die leidigen Streitigkeiten zwischen dem Aero-Club und dem Aeroplane-Club und anderen provinziellen Clubs gehen leider weiter. Wir haben jedoch keinerlei Anlaß, näher auf dieselben einzugehen. Bemerkenswert ist jedoch, daß der Aeroplane-Club sich jetzt mit der Motor Union vereinigt hat und eine besondere Gruppe desselben bildet. Das Handbuch der Motor Union und das Motor Union Journal sollen in Zukunft besondere Abteilungen erhalten, die für Aeronautik reserviert sind, und der große Apparat der Motor Union steht jetzt der Aeroplane-Club frei zur Verfügung.

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I-'LUÜSPOR IV

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T. VV. K- Clarke, der Fabrikant der Clarke Flieger, ist jetzt von der Firma „Motor Schools Ltd" zu praktischen Vorlesungen über das gesamte Gebiet der Flugkunst gewonnen worden.

Ueber die Gültigkeit des Wright=Patentes.

Am 25. November 1909 hielt in der Flugtechnischen Ges. ein Zweig der Automobiltechn. Ges. Ingen. John Rosendaal einen Vortrag.

Das Vortragsthema galt dem von den Gebrüder Wright im Jahre 1906 erworbenen Patent Nr. 173378. Rosendaal betonte zunächst in seiner Einleitung, daß es seine Aufgabe sein würde, den Wert des Wrightschen Patentes in durchaus sachlicher, objektiver Weise zu untersuchen, und betonte besonders, daß die Flugtechniker bei früheren Gelegenheiten den Wert der Wrightschen Patente von einseitigen und parteiischen 'Gesichtspunkten aus untersucht hätten. Der damalige Referent hätte mit einer einzigen Ausnahme, nur die aus den Erteilungsakten ersichtlichen Entgegenhaltungen des Kaiserlichen Patentamtes besprochen und wäre dadurch zu unhaltbaren Schlüssen gekommen. Nur eine vollständig unparteiische Untersuchuug in der nicht nur die den Gebrüder Wright entgegengehaltenen Patente, sondern auch die von ihnen eingereichten Erwiderungen würden Klarheit in dieser Sache schaffen.

Nachdem der Vortragende in sehr übersichtlicher Weise das Wesen des Wrightschen Doppeldeckers, besonders die Verwin-dung der beiden Tragflächen und die Betätigung des hinteren Schwanzsteuers durch zahlreiche Skizzen und Papiermodelle erläutert hatte, ging er zur Untersuchung der den Gebrüdern Wright bei ihrer Patentnachsuchung vom Kaiserlichen Patentamt entgegengehaltem ri Patente anderer Flugmaschinenkonstrukteure und Erfinder über. Aus jenen Akten sei ersichtlich, daß die gegen den Wrights vorgebrachten Dokumente hauptsächlich waren:

1. „Eine Mitteilung aus den Illustrierten Aeronautischen Mitteilungen", März 04, S. 100.

2. Das Britische Patent 15 221 v. Jahre 1897.

3. Die Broschüre Some /veronautichal Experiments.

4. Deutsches Reichspatent 129146.

5. Das amerikanische Patent 582757.

6. „ -. „ „ 728344. ------------

Der Vortragende glaubte die Punkte 1, 3 und 4 ohne wertetes ausschalten zu können, da sie nur die Lage und Gestalt des Höhensteuers der Wrightschen Maschine betrafen, eine Anordnung und Konstruktion, die für den heutigen Abend nicht in Betracht käme. Ausführlich wurde darauf vom Vortragenden das Britische Patent 15231 von Octave Chanute und Augustus Noore Herring am 25 Juni 1897 erworben, besprochen. An Hand einiger Skizzen erklärte Herr Ingenieur Rosendaal das Wesen dieses Apparates. Ein Dreidecker, der, wie die Erfinder in ihrer Patentschrift, von der die wichtigsten Stellen im Urtext und deutscher

Uebersetzung vorgelesen wurden, selbst betonen, aus einer vollständig starren Brückenkonstruktion bestand. Die aus Abb. 1 der Patentschrift ersichtlichen Verbindungen des aus einer horizontalen Schwanzfläche und einer vertikalen Kielfläche bestehenden Schwanzes, hatten nichts mit einer Steuerung oder Verstellung dieses Schwanzstückes zu tun. Auch sei in der Patentschrift nirgends davon die Rede, daß dieses Ruder irgend wie gleichzeitig mit den Tragflächen des Apparates betätigt würde. Im Gegenteil, die ganze Konstruktion sei als durchaus starr aufzufassen. Die zwischen den verschiedenen Elementen dieses Apparates und den Verbindungsdrähten geschalteten Federn dienten lediglich zur Erhöhung der Elastizität bezw. Nachgiebigkeit der einzelnen Teile bei etwa plötzlich auftretenden Windstößen. Dies trat auch deutlich aus der von den Gebrüdern Wright unterm 19. 9. 04 an das Kaiserliche Patentamt eingereichten Erwiderung hervor.

Der Vortragende schritt dann zur Untersuchung des amerikanischen Patentes 582757, Patent, das am 18. Mai 1897 dem in Kairo lebenden Franzosen Mouillard erteilt wurde. Auch in dieser Flugmaschine könne von einer schraubenförmigen Ver-windung nebst gleichzeitiger Einstellung eines Schwanzsteuers nicht die Rede sein. Wie aus den verschiedenen Skizzen der Einzelteile dieses Flugapparates hervorging, wurde in diesem Gleitflieger nur eine hintere Ecke der äußeren Flügelenden jeweilig nach unten abgebogen. Auch das amerikanische Patent 728844 könne das Wrightsche Patent nicht im geringsten erschüttern. Bei diesem Flugapparat fände nur ein Biegen der Haupttragfläche in der Flugrichtung, sowie ein seitliches Kippen jener Flächen statt. Zwar sei das Kippen der Tragfläche zwangsläufig mit einem Einstellen des vertikalen hinter«;n Steuers verbunden, jedoch so, daß dieses sich nach derselben Seite bewegte, wohin die Haupttragfläche geneigt resp. heruntergekippt wurde, während bei Wright gerade das Gegenteil der Fall sei.

Herr Rosendaal kam ferner auf die Patente des berühmten englischen Geschützkonstrukteurs Hiram Maxim zu sprechen und betonte, daß auch die von diesem Erfinder beanspruchte Prioritäten auf das Wrightsche Patent zuiückgewiesen werden mülJten. Das von Maxim im Jahre 1890 angemeldete Patent beziehe sich auf eine Vorrichtung, das Stampfen von Schiffen bei rauhem Seegang zu mildern resp. zu verhüten. Maxim wolle nun in der Anordnung des von den Wright benutzten Höhensteuers eine Nachahmung seiner Idee erblicken. Das zweite, im Jahre 1897 von Maxim erworbene Patent bezog sich auf eine mit zwei riesigen vierflügligen Hubschrauben ausgerüsteten Flugmaschine. Hierbei erlaubte eine komplizierte Drahtverspannung ein Verziehen der bereits schraubenförmig gestalteten Propeller, derert, daß sich ihre Steigungen erhöhen oder verringern ließen zwecks Erreichung einer seitli hen Stabilität.

Als letztes wurde das dem deutschen Hauptmann Fritz Roitzsch im Jahre 1902 erteilte Patent Nr. 155358 besprochen und die verschiedensten Verstellungen eingehend erläutert; doch auch hier zeigte sich, daß keine auch nur annähernd dem Wright-

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sehen Prinzip nahe käme. Rosendaal äußerte nun seine Ansicht dahin, daß materiell der Patenterteilung der Gebrüder Wright nichts im Wege gestanden habe oder stehe, ob sie jedoch auch formell, d- h. im streng juristischen Sinne hätte erfolgen dürfen, darüber könne man im Zweifel sein. Die Wright hätten nämlich mit der vor der Patentanmeldung erfolgten Veröffentlichung zweier Druckschriften einen großen Fehler begangen. In jenen Schriften betitelt „Some Aeronäutical Experiments" vom Jahre 1901 sowie „Observationes In Soaring flight" hätten sie ihr Geheimnis der Verwindung der Tragflächen unter gleichzeitigem Manövrieren mit einem beweglichen Schwanzruder den sachkundigen Technikern offenbart Die betr. in Frage kommenden Stellen wurden zuerst in englischer Sprache vorgelesen, danach in Deutsch übersetzt. Eine in einer dieser Schriften veröffentlichten von Chanute stammende photographische Aufnahme zeige deutlich die Einstellung des hinteren „Ausgleichers", wie die Wrights das hintere Schwanzsteuer benannt sehen mochten.

An der darauf folgenden Diskussion, die sich überaus lebhaft gestaltete, nahmen die Herren Patentanwalt Abrahamsohn, Patentanwalt Apitz, Regierungsbaumeister Hoff mann, Justizrat Alexan-der-Katz, Justizrat Eschenbach, Oberstleutnant Moedebeck u. a. teil.

In einer Erwiderung suchte zunächst Patentanwalt Apitz den ihm von Seiten des Vortragenden gewordenen Vorwurf eine einseitige Darstellung des der Wrightschen Patenterteilung vorangegangenen Streites mit dem Patentamt gegeben zu haben, zu entkräften. Er wies auf di.n Unterschied zwischen seinem und dem von Ingenieur Rosendaal beabsichtigten Zweck hin. Ihm sei es s. Zt. lediglich um eine Beleuchtung der Frage vom patentrechtlichen Standpunkt aus zu tun gewesen. Regierungsbaumeister Hoffmann ließ sich dann in sehr zutreffenden und ausführlichen Betrachtungen äüber den Wert der Wrightschen Patente aus und kam ebenfalls "zu dem Schluß der zweifellosen Originalität jener Erfindung. Er erklärte es für nicht fair, den Wrights aus ihren eigenen Veröffentlichungen, die sie vor der Patentanmeldung vorgenommen hätten, einen Strick drehen zu wollen und wandte sich an das Kollegialitätsgefühl der deutschen Konstrukteure.

Die weiteren Redner des Abends betonten, daß die ganze Frage nunmehr eine rein juristische geworden sei, über die einzig und allein die Gerichte zu entscheiden haben würden.

Justizrat Eschenbach forderte in seinem an die Adresse der in großer Zahl erschienenen deutschen Flugtechniker gerichteten Worte auf," unentwegt und fleißig weiter zu arbeiten, anstatt sich auf Prozesse einzulassen und das Verdienst dieser großen Männer, wie es die Wright's unzweifelhaft seien, durch einen Angriff gegen ihr Patent schmälern zu wollen- Justizrat Alexander Ratz kam in längerer Ausführung zu der Ansicht, daß sich das Wright'sche Patent wohl nur auf Doppeldecker beziehen könne, da nur diese Konstruktion eine Verwendung und Einstellung eines hinteren Steuers im Sinne Wright's erlaube.

In seinen Schlußausführungen widersprach Rozendaal dieser Ansicht, indem er durch einige Skizzen nachwies, wie die Wright-

sehe Konstruktion ohne weiteres auf den Eindecker sich übertragen ließ. Er verlas dann noch einige von Bleriot, Farman, Nimführ, Kreß und Wels eingegangene Briefe, deren Verfasser sich sämtlich dahin äußern, daß der Wright'sche Patentanspruch für soweit er eine schraubenförmige Verwindung der Tragflächen betrifft, sich als haltbar nicht erweisen dürfte, daß dagegen die Kombination neu und originell sei.

Der überaus interessante Diskussionsabend, der im wesentlichen dazu beigetragen haben dürfte, daß im Kreise der Flugtechniker vor kurzem zum Ausdruck gelangte Bestreben die Gültigkeit der Wright'schen Patente auf dem Prozeßwege anzufechten, als unzweckmäßig zu erkennen, währte bis in die Mitternachtsstunde hinein.

Petersburger Brief.

Aufgerüttelt durch die Erfolge der modernen Flugtechnik in fast allen Staaten Europas, beginnt auch jetzt Rußland sich mehr für das Luftschiffsystem „Schwerer als Luft" zu interessieren. Vor kurzem fanden auf einer entlegenen Insel des Finnischen Meerbusens bei St. Petersburg die ersten Uebungen mittels eines Gleit-iliegers statt Bei den versuchen, welche bei einer Windstärke von 8—11 m ausgeführt wurden, waren 10 Studierende von der Universität in Petersburg, Mitglieder des „Vereins für Flugtechnik" und 3 Offiziere der Luftschiffer-Abteilung zugegen. Innerhalb l'/> Stunden wurden 25 Flüge ausgeführt, bei welchen die Steighöhe 7 m und die Fluglänge 15 m betrugen. Da bei einem der letzten Flugversuche die hinten am Apparat angebrachte Steuerung zerbrach, mußten die Versuche auf einige Tage verschoben werden, um erst den Schaden wieder zu reparieren. Es sollen nun von jetzt ab wöchentlich zweimal Flugversuche regelmäßig vorgenommen werden- Von Seiten der: Luftschifferabteilung werden jetzt auch mit einem in der Werkstätte der Abteilung hergestellten Aeroplane Flugversuche unternommen. Die Konstruktion dieser Flugmaschine lehnt sich stark an die der Voisinapparate an. Der Antrieb der Schrauben erfolgt durch einen französischen Motor.

Im Januar findet in Moskau der Xll-Kongreß der Naturforscher und Aerzte statt. Der Vorsitzende der gebildeten Sektion für Flugtechnik Professor N. Jonkowsky wird daselbst Vorträge über die folgenden Themen halten:

1. Die Technik und Führung des Kugelballons;

2 „ „ „ „ der lenkbaren Luftschiffe;

3. Leichte Motoren;

4 Die Propeller;

5. Theorie und Stabilität der Drachenflieger;

6. Schrauben- und Schwingen-Flieger;

7 Erforschungen der oberen Luftschichten mit Hilfe der Photographien, welche von Ballons und Drachen aufgenommen worden sind.

Den Teilnehmern des Kongresses wird Gelegenheit geboten werden, ärodynamische Laboratorien zu besichtigen und Vor-

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führungen von ärodynamischen Apparaten im Freien beizuwohnen. Während der Zeit des Kongresses ist auch eine Ausstellung für Flugmodelle, Zeichnungen etc. vorgesehen. Anmeldungen für die Ausstellung sind an Herrn Professor N. Jonkowsky, Kabinet für angewandte Mechanik Universität Moskau, zu richten.

Verfahren, Flugmaschinen durch Verstellen der Tragflächen in der Gleichgewichtslage zu erhalten und ohne Steuer lenkbar zu machen.*)

Fritz Kobitzsch in Mörchingen, patentiert am 27. November 1902.

Es ist bei Flugmaschinen mit Tragflächen bereits vorgeschlagen worden, den Schwerpunkt der Vorrichtung durch Verstellung der Tragflächen zu verlegen.

Nach vorliegender Erfindung, die die Aufrechterhaltung des Gleichgewichtes einer Flugvorrichtung bezweckt, wird nun das Verstellen der Tragflächen zur Verlegung des Luftdruckangriffspunktes benutzt, während die Schwerkraft des Flügelkörpers selbst als Gegengewicht gegen die auf Kippen wirkende, wechselnde Winddruckkraft dient. Das Verstellen der Tragflächen geschieht hierbei unter Beibehaltung ihres Neigungswinkels zur Längsachse der Flugmaschine durch gleichzeitiges und gleichmäßiges Bewegen nach hinten oder vorn und zwar durch ein Verschieben der ganzen Tragflächen oder durch ein Drehen derselben in wagerechter bezw. nahezu wagerechter Ebene um einen Drehpunkt nahe der Flugmaschine.

Hierdurch wird die Verbindungslinie der Luftdruckmittelpunkte der Tragflächen aus der durch den Schwerpunkt der Flugmaschine quer zur Längsachse gedachten senkrechten Ebene nach hinten oder vorn gerückt, der Schwerpunkt wird dadurch einmal vor, das andere Mal hinter jene Verbindungslinie zu liegen kommen und je nachdem das Kippbestreben, wie nachstehend näher erläutert, entgegenwirken.

Das Steuern der Flugmaschine in senkrechter Ebene wird entweder durch Wechsel in der Umdrehungsgeschwindigkeit der Treibschraube oder durch das eben erwähnte Verschieben oder Verdrehen der Tragflächen unter Beibehaltung ihres Neigungswinkels zur Flugrichtung erzielt, wobei das Heraustreten des Schwerpunktes der Maschine aus der Verbindungslinie der Druckmittelpunkte infolge des Kippmoments eine Neigung der Maschinenachse und damit aufoder absteigenden Flugrichtung ergibt, oder schließlich in bekannter Art durch gleichmäßiges Verstellen des Neigungswinkels der Tragflächen zur Wagerechten, wodurch die Tragfähigkeit geändert, d. h. ein Heben oder Senken der Flugmaschine erreicht wird, während das Steuern i» wagerechter Ebene durch entgegengesetztes Verstellen der Tragflächen oder durch Verdrehen eines Teils der einen Tragfläche um seine Längsachse erfolgt. Das Verdrehen der gesamten Tragfläche um ihre Längsachse behufs Steuerung in wagerechter Ebene ist bekannt und gehört daher nicht zum Wesen der Erfindung.

In beiliegenden schematischen Darstellungen ist Abb. 1 die Flugmaschine von oben gesehen, Abb. 2 ein senkrechter Schnitt durch die Mitte bezw. eine Seitenansicht,'.- Abb. 3 die Oberansicht mit nach hinten bezw. vorn verdrehten Tragflächen, Abb. 4 die Oberansicht mit nach hinten oder vorn verstellten Tragflächen, Abb. 5 die Oberansicht mit einer nach vorn und einer nach hinten verdrehten Tragfläche. Abb. 6, 7 und 8 veranschaulichen die Art der Verdrehung eines Teiles der Tragfläche um seine Längsachse.

a b ist die Längsachse der Flugmaschine, c der Schwerpunkt des Rumpfes derselben. Bei c liegt die Hauptgewichtsmasse, während alle übrigen Teile leicht gebaut sind, d sind die Tragflächen, e f deren Längsachsen und g die Dreh-

:f) Dieses vielbesprochene Patent wird bei den mit Sicherheit zu erwartenden Patentprozessen der Gebrüder Wright, betr. die Verwindung der Tragflächen, des öfteren mit herangezogen werden, so daß dessen genaue Kenntnis von Interesse sein dürfte.

„Flugsport", Organ der deutschen Flugtechniker-Vereine 1909.

» Tafel

| i Flugmaschine Antoinette.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

punkte der Tragflächen mit Angriffspunkten bei h. Die Tragflächen sind im Punkte g sowohl in senkrechter, wie in wagrechter Ebene drehbar, i sind die Luftdruckmittelpunkte des gegen die unteren Tragflächen wirkenden Winddrucks. Bei Flügelfliegern ejgibt sich die Lage der Druckmittelpunkte i aus dem von vorn wirkenden Winddruck und dem von unten in senkrechter Richtung wirkenden Druck der Luftschicht, k ist die die Vorwärtsbewegung in der Richtung b a verursachende Treibschraube. Wie die Abb. 2 zeigt, sind die Tragflächen d zur Flugrichtung b a geneigt, und zwar mit der Vorderkante I nach oben, denn das Fliegen eines Drachenfliegers ist bekanntlich nur dann möglich, wenn er Windströmung entgegen hat. Diese kann dadurch entstehen, daß die Vorrichtung in Ruhe ist und der Wind gegen sie weht, oder daß die Vorrichtung bei Windstille vorwärts bewegt wird. Soll sie mit dem Winde fliegen, so muß dies schneller geschehen als der Wind weht, um Gegenwind zu haben, sonst würde die Vorrichtung niedersinken. Bei einem gewöhnlichen Drachen wird seine Fläche in einem Winkel zum Winde durch-., die Befestigung an der Leine aufrecht erhalten, bei dem freifliegenden Drachenflieger nach vorliegender Erfindung dagegen geschieht dies durch die Wirkung der in Punkt c angreifenden Schwerkraft, die hier die Zugkraft der Leine ersetzt. Beim freien Schweben ist die Flugmaschine in bezug auf ihren Schwerpunkt bei der in Abb. 1 gezeigten Lage der Tragflächen in der Gleichgewichtslage. Beim Fluge verursacht dagegen der in der Richtung der Pfeile (Abb. 2) auf die unteren Tragflächen wirkende Winddruck ein Neigen und Heben der Maschine.

Erfahrungsgemäß übt der Wind auf den vorderen Teil I der Tragflächen einen stärkeren Druck aus, als auf den nach der Hinterkante m zu gelegenen. Der bei dem gezeichneten Neigungswinkel der Tragflächen bei i liegende Druckmittclpunkt rückt um so mehr nach derVorder-kante 1 der Tragflächen, je kleiner

Abb. 1. Abb. 2.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Abb. 4. Abb. 5.

1

   

1

   

Abb. 6.

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der Neigungswinkel a derselben zur Flugrichtung wird. Die Vorderkante I der Tragflächen wird infolge des auf i wirkenden Winddrucks auf Ueberkanten nach hinten beansprucht, die Maschine also eine nach hinten geneigte Lage erhalten. Würde die Stellung der Tragflächen nun eine solche sein, daß die Druckmittelpunkte i und der Schwerpunkt des Luftschiffes c in derselben senkrechten Ebene liegen, so würde der Winddruck, sobald er eine gewisse Stärke erreicht, die ganze Maschine nach hinten überwerfen. Dem wird nun dadurch vorgebeugt, daß die Längsachsen e f der Tragflächen d und damit letzteres selbst durch Drehen um g mit Angriffspunkt bei h in die Lage e1 f1 verstellt werden, wie in Abb. 3 in ausgezogenen Linien dargestellt. Bei dieser Stellung der Tragflächen sind ihre Druckmittelpunkte i aus der quer zur Längsachse gedachten senkrechten Ebene s durch den Schwerpunkt c nach hinten gerückt. Letzterer liegt also jetzt vor der Verbindungslinie r der Punkte i und wirkt dem Kippbestreben des Kippmoments, das Luftschiff nach hinten zu neigen, entgegen. Dasselbe, nur umgekehrt, trifft ein bei Verstellung der Tragflächen nach vorn in die Lage e" f", wie in Abb. 3 mit punktierten Linien dargestellt. Hier wird also dem etwaigen Bestreben des Kippmoments, das Luftschiff nach vorn zu neigen, durch Verlegen der Verbindungslinie r der Druckmittelpunkte i vor den Schwerpunkt c entgegen-dewirkt. Statt des Verdrehens der Tragflächen kann man auch eine in wagrechter Ebene stattfindende Verstellung derselben nach hinten oder vorn vornehmen, wie in Abb. 4 gezeigt, was denselben Erfolg zeitigt.

Daß durch Veränderung des Neigungswinkels a, d. h. durch gleichmäßiges Verdrehen der Tragflächen d um ihre Längsachse in senkrechter Ebene das Heben oder Senken des Luftschiffes und damit seine Steuerung in senkrechter Ebene geregelt werden kann, leuchtet ohne weiteres ein. Diese Veränderung des Neigungswinkels ist an sich bekannt, begegnet aber praktischen Schwierigkeiten.

In besserer Weise wird das Steuer in senkrechter Ebene einmal dadurch erreicht, daß man der Treibschraube größere bezw. geringere Umdrehungsgeschwindigkeit gibt. Erreicht die Verlangsamung der Umarehnngen eine gewisse Grenze, so vermindert sich die Tragfähigkeit der Tragflächen bezw. ihre Hubwirkung und die Maschine sinkt. Umgekehrt wird eine Erhöhung der Umdrehungszahl der Treibschraube ein Steigen der Maschine zur Folge haben. Mit anderen Worten, zum Abwärtsfahren wird die Vorwärtsgeschwindigkeit verringert, zum Aufwärtsfahren dagegen vergrößert. Am zweckmäßigsten wird indessen das Steuern in senkrechter Ebene dadurch erzielt, daß man das vorher beschriebene Mittel zum Ausgleichen der Kippbestrebungen in umgekehrtem Sinne anwendet, d, h. absichtlich Kippen nach vorn oder hinten hervorruft, indem man die Verbindungslinie r der Druckmittelpunkte i der Tragflächen durch das geschilderte Verstellen oder Verdrehen der letzteren einmal hinter, das andere Mal vor den Schwerpunkt c der Maschine verlegt Letztere erhält hierdurch das Bestreben, nach vorn oder nach hinten zu kippen, mit anderen Worten, die vorn gesenkte oder gehobene Längsachse der Maschine ergibt eine absteigende oder ansteigende Flugrichtung. Dieses absichtlich hervorgerufene Kippbestreben wird beim Steuern in senkrechter Ebene zweckmäßig durch in größerem Maße bewirktes Verstellen oder Verdrehen der Tragflächen nach hinten oder vorn, d. h. etwas weiteres Abrücken der Verbindungslinie r der Druckmittelpunkte i vom Schwerpunkt c verstärkt, damit ein größeres Uebergewicht nach vorn oder hinten erreicht wird.

Eine Steuerung in wagrechter Ebene könnte dadurch erzielt werden, daß die eine Tragfläche, wie in Abb. 5 gezeigt, um g nach vorn, die andere nach

Einfacher erfolgt die Steuerung in wagrechter Ebene durch das bekannte Verdrehen der Tragflächen um ihre Längsachse. Am besten ist diese Steuerung aber dadurch zu erreichen, daß nur eine der Tragflächen in einem Teil, z. B. mit der Hinterkante m oder auch nur an der Spitze, um ihre Längsachse e bezw. f gedreht wird. Hierdurch wird auf einer Seite der Flugmaschine die dem Winddruck ausgesetzte Fläche eine Verzögerung in der Vorwärtsbewegung erleiden, die eine Dr hung der Flugmaschine um diese Flügelspitze zur Folge hat.

Diese Verzögerung entsteht in folgender Weise: Angenommen, beide Tragflächen stehen gleich, also die vordere Kante bei beiden etwas höher als die hintere, so drückt der Wind auf beide Flächen gleich und beide Flächen haben nach dem Drachenprinzip mit Hilfe der Treibschraube das gleiche Streben nach vorn und oben. Dreht man nun einen Teil der einen Tragfläche also die äußere Spitze derselben, derartig um ihre Längsachse, daß die hintere Kante der Trag-

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fläche höher steht als die vordere, so stößt der Wind auf die Spitie dieser Tragfläche um so stärker, je höher die hintere Kante gegen die vordere steht. Es entsteht also an der Spitze der einen Tragfläche ein Wirkungsunterscliied gegen die übrigen Teile beider Tragflächen. Der Wind drückt an der Spitze der gedrehten Tragfläche auf die obere Seite der Fläche, während er an allen übrigen Teilen auf die untere Seite der Tragflächen drückt. Würde der Teil der Tragfläche, welche mit ihrer hinteren Kante nach oben gedreht ist, in der Mitte beider Tragflächen, also symmetrisch liegen, so würde kein Wirk' ngsunterschied eintreten. Da aber der in obiger Weise gedrehte Teil der Tragfläche an einem äußersten Ende liegt, so- entsteht eine unsymmetrische Wirkung, welche nicht aufgehoben wird, sondern in einer Verzögerung zum Ausdruck kommt. Nebenbei wird die gedrehte äußerste Spitze etwas nach unten gedrückt, so daß die ganze Vorrichtung eine Neigung nach dieser Seite hin bekommt. In gleicher Weise beschreibt ein Vogel einen Bogen, d. h. er steht auf der inneren Seite des Bogens niedriger als auf der Außenseite. Es sind zwei Fälle zu unterscheiden: Der erste geht aus Abb. 6 hervor; d ist die Tragfläche (schematisch von oben gesehen), e die Längsachse, I die Vorder-, m die Hinterkante derselben. Befindet sich an einer Stelle, quer zur Längsachse ein doppelarmiger Hebel x z, welcher seinen Drehpunkt in y hat, und ist dieser Hebel seiner Länge nach mit der Tragfläche verbunden, so tritt beim Drehen dieses Hebels um y für die Tragfläche die gedachte Wirkung ein. Wird die Drehung nämlich so bewirkt, daß z höher steht als x, so macht die Spitze der Tragfläche diese Drehung im gleichen Sinne mit, indem die hintere Kante m höher zu stehen kommt als die vordere 1. Die Spitze der Tragfläche steht mithin windschief zu dem übrigen Teil der Tragfläche. Der äussere Teil der Tragfläche würde also, falls letztere aus elastischem Material besteht, schraubenartig gedreht sein, wodurch ein schroffer Uebergang der Flächenlage der Spitze in diejenige des übrigen Teiles der Tragfläche vermieden wird, da ein sanfter Uebergang zwischen Spitzen-flächenstellung und der Stellung des übrigen Teiles der Tragfläche sehr erwünscht ist.

In der Abb. 6 ist der Hebel im rechten Winkel zur Längsachse gezeichnet, er kann jedoch auch jede beliebige andere Winkellage erhalten.

Der zweite Fall ist aus Abb. 7 ersichtlich. Hier ist für die Tragfläche eine andere Form gewählt, und es wird unter Umständen auch ein Verdrehen der äußeren Spitze um die Längsachse der Tragfläche möglich sein, ohne daß dadurch die vordere Kante der Tragfläche gesenkt wird.

Befindet sich wiederum im Punkt y der hier einarmige Hebel y z, welcher mit der Tragfläche verbunden ist, und wird derselbe mit Drehpunkt in y bei z gehoben, so wird hierdurch die ganze Spitze der Tragfläche bei y gehoben, die Vorderkante der Tragfläche sinkt nicht tiefer, sondern verbleibt, wenn auch wegen der Verdrehung nicht genau, so doch annähernd in ihrer bisherigen Lage bezw. steigt an der Spitze höher. Beide Formen der Tragfläche können Anwendung finden.

Schließlich sei erwähnt, daß die Spitze der Tragfläche, wie in Abb. 8 schematisch angedeutet, auch mehrfach geteilt sein kann, wobei dann jeder Teil, wie oben erwähnt, gedreht werden kann.

Eine ähnliche unsymmetrische Wirkung wird bei der anderen Art der Steuerung in wagerechter Ebene, d. h. beim entgegengesetzten Verstellen beider Tragflächen mit event. gleichzeitiger Verdrehung und Niederdrückung eines Teiles der Tragfläche entstehen.

Patent-Ansprüche.

1. Verfahren, Flugmaschinen durch Verstellen der Tragflächen in der Gleichgewichtslage zu erhalten und ohne Steuer lenkbar zu machen, dadurch gekennzeichnet, daß man die Verbindungslinie' (r) der Luftdruckmittelpunkte (i) der Tragflächen (d) in wagerechter oder nahezu wagerechter Ebene aus der durch den Schwerpunkt (c) der Flugmaschine quer zu deren Längsachse gelegt gedachten senkrechten Ebene (s) nach derjenigen Richtung rückt, nach der sich die Maschine infolge der Kippmomente neigt, sodaß der Schwerpunkt, um dem Kippen entgegenzuwirken, vor oder hinter jene Verbindungslinie (r) zu liegen kommt.

2. Verfahren nach Anspruch I, dadurch gekennzeichnet, daß behufs Steuerung in senkrechter Ebene zunächst eine Neigung der Maschinenachse nach hinten oder vorn mittels des Verrückens der Verbindungslinie r der Luftdruckmittelpunkte i hervorgerufen wird.

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3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2 dadurch gekennzeichnet, daß durch entgegengesetztes gleichmäßiges Verstellen der Tragflächen in wagerechter oder nahezu wagerechter Ebene oder durch Drehen eines Teiles der Tragflächen um ihre Längsachse ef ein Druckunterschied und infolge der hierdurch bedingten einseitigen Verzügerung in der Vorwärtsbewegung ein Steuern der Flugmaschine in wagerechter Ebene erreicht werden soll.

Flugtechnische

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Inland.

Flieger von Ingenieur Schubert. Ingenieur Schubert aus Hamburg baut zur Zeit bei einer schlesischen Firma einen Eindecker von 6 m Spannweite und 8,5 m Länge. Zum Betriebe dient ein 25 PS Motor deutsches Fabrikat. Das Höhensteuer ist vorn angebracht. Das Gesamtgewicht beträgt 125 kg.

Flieger Lissak. Otto Lissak in Deutsch-Krone baut gegenwärtig einen Flugapparat von 33 qm Tragfläche. Zum Antriebe der zwei vorgesehenen zweiflügeligen Schrauben von 2 m Durchmesser dient ein 40 PS Vierzylindermotor. Das Gesamtgewicht beträgt 250 kg. Die Steuerung für das Fahrgestell soll auf neuen Konstruktionsprinzipien beruhen.

Flieger der Siemens - Schuckertwerke. Der Flieger, welcher Anfang November nach dem Bornstedter Felde Uberführt worden ist, soll jetzt, sobald die Witterungs-Verhältnisse es gestatten, in Betrieb genommen werden.

Flieger Baumann. Ingenieur Baumann von der Physikalischen Reichsanstalt in Berlin, ist seit langer Zeit mit dem Bau einer Flugmaschine beschäftigt. Der Flieger ist ein Dreidecker von 10 m Spannweite und 1 m Flächenbreite. Die Entfernung der Flächen von einander ist 60 cm. Der Motor, ein 25 PS.-Grade-Motor, befindet sich vorn und treibt zwei zweiflügelige Schrauben. Hinten befindet sich eine kastenartige Stabilisierungsfläche. Der Sitz des Führers befindet sich dicht hinter den großen Tragflächen. Da die Aufstiege vom Wasser aus erfolgen sollen, ist der Rumpf mit Ballonstoff Uberzogen.

Flieger Kohler. Dieser Flugapparat, über den wir bereits in Nr. 23 des „Flugsport" auf Seite 666 berichteten, ist ein Eindecker mit zwei getrennt hintereinander liegenden Tragfächen. Zwischen den hintereinander liegenden Flächen befindet sich der Motor, welcher zwei Schrauben antreibt. Der Führersitz befindet sich hinter dem Motor. Vorn sind sich zwei getrennte Höhensteuer. Hinten ist noch ein Hortzontalsteuer, welches gleichzeitig als Stabilisierungsfläche dient, angebracht. Zur Stabilisierung selbst ist weiter ein Schlick'scher Kreisel eingebaut. Die Stabilisierung mittels Kreisel soll sich hier sehr gut bewährt haben.

Von Grades Erfolgen. Nachdem Grade in Berlin, Bork-Berlin, Bremen und Breslau geflogen ist, hat er auch in Magdeburg, wie die Tageszeitungen bereits mehrfach berichteten, seinen Mitbürgern seine Leistungen gezeigt. Grade hatte einen vollen Erfolg. Die Sicherheit, mit welcher er seinen Flugapparat beherrschte, erregte überall Staunen. Wenn Grade so weiter arbeitet, so wird er in kurzer Zeit mit den besten Fliegern des Auslandes konkurrieren können. Grade wird in der nächsten Zeit sich mit der fabrikmäßigen Herstellung seiner Flugapparatebeschäftigen. Bestellungen hat er bereits zur Genüge vorliegen.

Franz Verheyen, Mitglied des Frankfurter Flugtechnischen Vereins, wird in Kürze mit Flugversuchen mit seinem Blerioteindecker auf dem großen Sande bei Mainz beginnen. Verheyen hat sich verpflichten müssen, die Offiziere der Mainzer Garnison nach Möglichkeit in der Flugtechnik zu unterweisen.

Flieger Faerber, Hamburg. Dieser Eindecker, dessen Erbauer die Gebr. Faerber sind, besitzt einen Motor von 40 PS und eine Tragfläche von 32 qm. Durch die Verwendung einer dünnwandigen Mannesmannröhrenkonstruktion

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Flieger von Gebr. Faerber, Hamburg.

(siehe beistehende Abbildungi ist es den Konstrukteuren gelungen, das Gewicht des Apparates incl Fahrer auf 280 Kilo herabzudrücken. Bei der Prüfung der Schraube entwickelte sie bei verankertem Apparat und 1500 Touren in der Minute eine Zugkraft von 128 kg.

Ausland. -

Flieger von Maire und Perrin. Die beiden genannten Herren aus Morges bei Lausanne haben einen Doppeldecker gebaut, welcher auf skiartigen Schlittenkufen befestigt ist. Zum Betriebe dient ein 20 PS.-Motor. Das Gesamtgewicht des Apparates beträgt 250 kg Die Versuche sollen auf den ausgedehnten Schneefeldern von Lausanne vorgenommen werden.

Etrich-FTieger. Am 29. November hat der unseren Lesern durch Nr. 20 des „Flugsport" bekannte österreichische Flugtechniker Etrich auf dem Flugfelde bei Wiener-Neustadt drei sehr gut gelungene Flüge ausgeführt. Bei den ersten zwei Flügen legte Etrich eine Strecke von je 250 m in einer Höhe von 2 '/s m

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zurück. Der dritte Flug, den Etrich ausführte, fiel bei weitem günstiger aus als die ersten beiden. Beim dritten Fluge umkreiste er zweimal das Flugfeld und legte hierbei eine Flugstrecke von 4 5 km zurück und zwar in 2—3m Höhe. Die Geschwindigkeit der Flugmaschine betrug 70—75 km/Std. Bei günstiger Witter-nng sollen am 1. Dezember die Flugversuche fortgetzt werden.

Flieger Anzani. Der bekannte Motoren-Konstrukteur Anzani ist jetzt auch unter die Aviatiker gegangen. Er hat sich einen Eindecker von 8 m Spannweite gebaut. Die Gesamttragfläche beträgt 16 qm. Die Länge des ganzen Fliegers 6 m. Zum Betriebe dient ein 40 PS. Dreizylinder - Anzanimotor. Der Antrieb der zweiflügeligen Holzschraube erfolgt mittels Riemen.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Flieger Anzani.

Flieger Goupy. Goupy, welcher seit langer Zeit experimentiert und verschiedene Typen schon herausgebracht hat, hat neuerdings seine zwei überein-

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Flieger Goupy.

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.FLUGSPORT."

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anderliegenden nach vorn versetzten Tragflächen mit schräg liegenden Streben auf ein Bleriotchassis montiert und mit diesem Apparat in Port Aviation verschiedene Flüge ausgeführt. Die nebenstehende Abbildung zeigt Goupy im Fluge. Zum Betriebe dient ein 50 PS.-Dreizylinder-Anzanimotor.

Flieger von Ernst Graber, Budapest. Graber, ein bekannter Automobil" fachmann, hat einen Eindecker konstruiert, bei dem die Haupttragflächen tandemartig hintereinander angeordnet sind. Die Spannweite der Tragflächen ist 6 m, die Breite 1,5 m. Die Höhensteuerung erfolgt durch die Tragflächen selbst. Zum Betriebe dient ein 16 PS.-Puch-Motor, welcher eine zweiflügelige Schraube von 1,6 m Durchmesser antreibt,

Flugpreise.

Preise für österreichische Flieger. Die Oesterreichische aeronautische Kommission hat nunmehr die aviatischen Preise für österreichische Flieger bekanntgegeben. Sie zerfallen in vier Gruppen: 1. Kommissionspreise. 2. Gern-großpreise: 3. Landespreise. 4. Grünhutpreis. Die Kommissionspreise umfassen einen Preis von 5000 K. für jenen Aviatiker, der zuerst 10 Kilometer ohne Unterbrechung zurücklegt, und einen weiteren 5000 Kronenpreis für jenen Oesterreicher, der in der ersten österreichischen Flugwoche die volle Bahnrunde am schnellsten durchfliegt. Die Gerngroßpreise sind: 2000 K. für jenen Oesterreicher, der auf seinem eigenen Apparate 15 Minuten fliegt; 4000 K. für jenen Oesterreicher, der mit einem Passagier (mindestens 60 Kilogramm) 5 Minuten fliegt, und 10,000 K. für jenen Oesterreicher, der mit einem ganz im Inlande erzeugten Apparate einen Ueberlandflug tour und retour von mindestens 30 Kilometer macht. Die vom niederösterreichischen Landtage gegebenen und für in Oesterreich geborene Flieger bestimmten Landespreise sind: 10,000 K. für jenen Flieger, der in der ersten österreichischen Flugwoche die weiteste Strecke zurücklegt; 10,000 K. für jenen Flieger, der in der ersten österreichischen Flugwoche die längste Zeit in der Luft bleibt; 5000 K. für jenen Flieger, der auf dem Wiener-Neustädter Flugfelde bis 31. i ktober 1910 die weiteste Strecke ohne Landung zurücklegt; 5000 K-für jenen Flieger, der bis 31. Oktober 1910 in einem Fluge die längste Zeit in der Luft bleibt. Der Grünhutpreis, gewidmet von Herrn A. Grünhut, in Höhe von 1000 K ist für jenes Mitglied des Wiener Aeroklubs bestimmt, das im Jahre 1910 mit seinem Flugapparat den weitesten Flug macht.

Patentwesen.

Deutschland.

________ Patentanmeldungen.

77h. C. 17469. Elastische Aufhängung der Motore in den Gondeln an Luftschiffen und Flungmaschinen. Adolfe Clement, Levallois-Perret, Seine; Vertr.: A. Loll, Pat.-Anw., Berlin SW. 48. 29. 12. 08.

77h. G. 27620. Vorrichtung zum Verändern der Schräglage von Luftschiffen mit flachem Querschnitt durch Verschieben von Gewichten am Tragkörper. Dr. Paul Gans-Fabrice, Herrenhaus Schmölz b. Garmisch. 15. 9. 07.

77h. Sch. 28500. Luftschiff mit verstellbarer Schraube. Joh. Friedr. Schneider, Frankfurt a. M. Günthersburg-Allee 32. 16. 9. 07,

77h. M. 38074. Einrichtung zur Abgabe von Signalzeichen von Flugmaschinen u. dergl. James Means, Boston, V. St. A.; Vertr.; O. Sack, Pat.-Anw., Leipzig. 21. 5. 09.

77h. H. 45949. Flugmaschine mit in Gehäusen sich drehenden Flügelrädern. Carl Hanschke, Berlin, Franseckistr. 29. 3. 2. 09.

Patenterteilungen.

77h. 216 650. Einflächiger Drachenflieger mit einem verwindbaren Fliigel-paar. Robert Esnault-Pelterie, Boulogne s. Seine; Vertr.: M. Mintz, Pat.-Anw., Berlin SW. 11. 13.4.07. E. 12494.

Gebrauchsmuster.

77h. 395968. Mit Hemmschirm versehener Flugapparat. Friedrich Wiech-mann, Lübeck, Engelsgrube 19. 15. 9. 09. W. 28577.

77h. 396358. Kastendrachen. Rudolf Boy, Stettin, Taubenstr. 3. 20. 9. 09. B. 44524.

77h. 396550. Zusammensetzbare Flugmaschine, deren Zubehörteile in einem Karton untergebracht sind. Josef Jezykowski, Nürnberg, Nibelungenstr. 15. 24. 9. 09. J. 9221.

' 77h. 396942. Flugapparat. Joh. Ernst Hofmann, Ulm a. D„ Karlsst . 19. 31. 12. 08 H. 39725.

77h. 397424. Propeller mit haubenartigen Flügeln zur Fortbewegung von Flugmaschinen und Luftschiffen. Richard Reinhäckel, Mockau b. Leipzig. 14. 9. 09. R. 2499.3.

77h. 397589. Drachenflieger mit einer oberen gewölbten verdrehbaren Tragfläche über einer kleineren unteren Tragfläche und drei Propellern. Dr. Richard Hagen, Friedenau b. Berlin, Kaiserallee 119. 21. 1. 09. H. 39 962.

77h 398095. Flugmaschine Johann Weber, Rorschach; Vertr.: J. Tenen-baum u. Dr. H. Heimann, Pat.-Anwälte, Berlin SW. 68. 8. 10. 09. W. 28 747.

77h. 398501. Aeroplan mit einer von einem besonderen Motor betriebenen Luftschraube zur Erzielung des Auftriebs. Karl Walter, Lichtenberg, Boxhagener Chaussee 22. 9. 10. 09. W. 28771.

77h, 398602. Luftsaugeapparat zum Forttreiben und Lenken von Lenkballons und Flugmaschinen. Demeter Ricci, Straßburg i. E, Pariserstaden. 1. 4 10. 09. R. 25133.

England.

Anmeldungen vom 5. bis 10. Juli 1909.

No. 15577. B. H. Balassanian, Erzerum, Asiatische Türkei: Schwebemaschine. No. 15587. Robert P. Fay nnd J. Wilkinson, Hull: Verbesserungen an Flugapparaten.

No. 15637. Robert Esnault-Pelterie: Verbesserungen an Aeroplanen. (In Frankreich angemeldet 16. Juli 1908.)

No. 15675. William Tattersall, Manchester: Verbesserungen in der Konstruktion von Luftschiffen.

No. 15677. Derselbe: Verbesserungen in der Balanzierung von Aeroplanen. No. 15801. Harold Blackburn: Verbesserungen an Aeroplanen. No. 15831. Edward V. Hammond: Verbesserungen an Flugmaschinen. No. 15885. Karl Tutzer: Verbesserungen an Luftschiffen.

No. 15940. Joseph Rathmill und Frank Thorley, Liverpool: Verbesserungen an Luftpropellern.

No. 15951. Harry C. Callaway: Verbesserungen an Luftschiffahrtsapparaten.

No. 14963. Roland H. Ridout: Verbesserungen an Flugmaschinen.

No. 16010. Harold H. Simons: Verbesserungen in der Herstellung von gasdichten

Ballonhüllen. (Für James H. Field, Indien). No. 16011. Alfred M. Grose und N. A. Feary: Verbesserungen an Aeroplanen. Ko. 16045. Arthur Rausch: Verbesserungen an Luftschiffen. No. 16068. Orville und Wilbur Wright: Verbesserungen am Mechanismus zur

Steuerung der Ruder und Kontrollplane für äronautische Maschinen. (In

den Vereinigten Staaten angemeldet 15. Juli 1908.) No. 16077. John Parsons und James Hemwood : Verbesserte Luftmaschinen. No. 16085. Walter S. Olson: Fliegender Vogel.

No. 16107. Rodley J. Urquhart, Liverpool: Verbesserungen an.maskierten Schuppen für militärische Flugmaschinen. ■

Anmeldungen vom 12. bis 17. Ju.lr* 1909. No. 16274. W. H. Howarth, Manchester: Verbesserte Flugmaschine. No. 16303. W. Cochrane, Mayfair: Verbesserungen an Flugmaschinen.

No. 16367. F.W. Dufwa: Verbesserungen an Flugmaschinen. No. 16430. W. Vollbrecht: Stützen für Luftschiffe. (In Deutschland angemeldet 2. September 1908.)

No. 16494. W. C. Johnston, Glasgow: Flugmaschinen. (Für E. J. Bull, Indien.)

No. 16623. G. Marshall: Verbesserungen an Luftschiffen.

No. 16677. L. Merlett, Manchester: Verbesserungen an Aeroplanen.

No. 16707. H. Watson. Chester-Je-Sireet: Verbesserungen an Luftmaschinen.

Anmeldungen vom 19 bis 24. Juli 1909. No. 16747. Alexander Newall: Verbesserungen an Aeroplanen. No. 16785. N. R. Gordon und E. W. Barton-Wright: Verbesserte Flugmaschine. No. 16786. A.Glenn: Kombinierter Luftpropeller und Stützer. No. 16829. Zoe Zook Woolery: Verbesserungen an Fallschirmen. No. 16868. F. E. Jackson, Sheffield: Verbesserungen an Drachen und Aeroplanen. No 16971. B. Fl. S. Baden-Powell: Verbesserungen an lenkbaren Ballons. No. 17053. G Stevenson, Twickenham: Verbesserungen an Propellern für Schiffe und Aeroplane.

No. 17131. J. Mückle: Verbesserungen an Schiffen für Luft- und Wasserfahrt.

Verschiedenes.

Die Wright-FIugmaschinen in New-York. Die Wrights suchen jetzt, ihre Erfindung zu realisieren. Mit Hilfe einer Reihe der angesehensten amerikanischen Großkapitalisten haben die Brüder Wright jetzt eine Gesellschaft gegründet, die über ein Kapital von zunächst 5 Millionen verfügt. Zweck des Unternehmens ist die Herstellung und der Verkauf von Flugmaschinen. Eine große Fabrik, in der die Apparate konstruiert werden, ist bereits so gut wie fertiggestellt; sie liegt in Dayton, Ohio, und arbeitet schon emsig an der Fertigstellung bestellter Flugmaschinen, die spätestens am 1. Mai flugbereit sein sollen. Die Gesellschaft hat die Patente der Wrights erworben. Als Präsident des Unternehmens zeichnet Wilbur Wright, während sein Bruder Orville Wright als Schatzmeister fungiert. Dem Aufsichtsrat gehören u. a. Cornelius Vanderbilt, Howard Gould, Theodore Shunts, der Kohlenkönig Birwind und der reiche Verleger Collier an. In Florida ist bereits ein großes Gelände erworben, auf dem in den Wintermonaten unter der Leitung erprobter Lehrer, die von der Gesellschaft engagiert sind, alle Käufer von Flugmaschinen unterrichtet werden sollen. Ein zweiter Uebungsplatz ist im Norden der Vereinigten Staaten vorgesehen, doch wird er voraussichtlich nur zur Sommerszeit benutzt werden. Der Vorsitzende des Aufsichtsrats Andrew Freedman spricht mit der größten Zuversicht von der Zukunft des neuen Unternehmens. Man rechnet zunächst gar nicht auf finanzielle Gewinne; einstweilen ist das Ziel die Flugmaschine zum allgemeinen Verkehrsmittel zu machen. „Wir sind überzeugt, daß der Aeroplan in 3 Jahren ebenso populär sein wird, wie heute das Automobil." Die Schwierigkeiten der Lenkung eines Wrightschen Aeroplanes werden nich Ansicht der Kenner überschätzt; das Fliegen ist leichter zu erlernen, wie das Radfahren. Es ist in Aussicht genommen, sogleich verschiedene Typen der Wrightschen Flugmaschine herzustellen Einzelflieger, sowie auch andere Maschinen, bei denen zwei oder drei Passagiere mitgeführt werden können. Zugleich soll versuchsweise eine neue riesige Flugmaschine erbaut werden, die nach den Kalkulationen der Ingenieure imstande sein wird, nicht weniger als 20 Personen mit der gleichen Ruhe und Sicherheit durch die Luft zu tragen, wie heute Orville oder Wilbur Wright es vermögen. Die Wahrung der Patentrechte wird von den Wrights mit großer Energie betrieben; eine Fülle von Rechtsstreitigkeiten sind bereits entstanden. Wenn die beiden unternehmenden Brüder recht behalten, so würde das nicht viel weniger bedeuten, als ein völliges Monopol für die Fliegekunst in Amerika. Aber auch den europäischen Konkurrenten verlegt man den Weg; man ist bereits emsig an der Arbeit, durch allerlei Wege Stimmung für den sofortigen Erlaß hoher Schutzzölle für die europäischen Flugapparate zu machen. Die Zollsätze sollen so hoch sein, daß europäische Fabrikate neben den amerikanischen nicht mehr konkurrenzfähig sein können.

Weiter wird berichtet, daß der Anwalt der Gesellschaft, Mr. Lancy Nicoll, der die Patentprozesse für die Wrights führet erklärte, daß er auf eine gerichtliche Entscheidung hoffe, die das Fliegen in Amerika nur mit Wrightmaschinen ermöglichen soll.

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„FLUGSPORT'1.

No. 25

Englische Fliegerkonstruktionen. In Nr. 20 des „Flugsport" berichteten wir über ein von der Firma Clarke & Co. konstruiertes Fliegermodell. Nachstehend sind zwei weitere in einem englischen Wettbewerb prämiierte Konstruktionen angeführt.

Das mit dem zweiten Preis ausgezeichnete Modell von A. V. Roe ist ein Dreiflächner. In nebenstehenden Abbildungen ist der Flieger in Vorder-, Drauf-und Seitenansicht sowie in seinen Details dargestellt. Die hintere Stabilisierungsfläche besteht aus 3 Flächen. Die Anordnung ist ähnlich wie bei den neuen

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Konstruktionen von Voisin. In den links unten befindlichen Abbildungen ist schematisch die Unterbringung der Passagiere angedeutet. Das Arrangement läßt erkennen, daß der Konstrukteur bemüht war, den Schwerpunkt des Fliegers mit dem Widerstandsmittelpunkt desselben zusammenfallen zu lassen. Zwecks

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

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l-'LUOSPOR T"

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Erhaltung der seitlichen Stabilität sind die Flächen verwindbar. Die Art des Verspannens zeigen die rechts unten befindlichen Abbildungen. Zum Betriebe dient eine vierflügelige Schraube. Die Tragflächen können bei der Passage von engen Durchlässen zusammengefaltet werden.

Das dritte prämiierte Modell ist das von William Cochrane. Wie nebenstehende Abbildung zeigt, ähnelt das Chassis einem Fahrrad, an welchem die Tragflächen, der Führersitz, Propeller, Stabilisierungsflächen etc. angebracht sind. Die meisten Teile dieses Fliegers werden aus Aluminium hergestellt. Die Einzelheiten der Steuerung gehen aus der Abbildung deutlich hervor. Der Konstrukteur führt in seinem Expose aus, daß es äußerst wichtig sei, daß das hintere Ende der Tragfläche elastisch ist.

Euler-Flugmaschinen. S. Königl. Hoheit Prinz Heinrich von Preußen hat am 20, Nov. die Flugmaschinen von Euler auf dem Truppenübungsplatz bei Darmstadt besichtigt. Prinz Heinrich ließ sich um :'/A\2 Uhr bei Euler durch seinen Adjutanten melden und um 12 Uhr führte Euler seine Flugmaschine durch einen schönen Rundflug über den ganzen Flugplatz vor. Prinz Heinrich war von dem Gesehenen sehr befriedigt.

Santos Dumont erhält für seinen ersten Aeroplanflug ein Denkmal. Der Pariser Stadtrat hat bereits ein Projekt entworfen, wonach das Denkmal auf dem Rasenplatz von Bagatelle im Boulogner Wald errichtet werden soll. In Bagatelle hat der Brasilianer am 23. Oktober und 12. November 1906 seine ersten Flüge ausgeführt, Versuche, die in der Geschichte der Eroberung der Luft auf dem alten Kontinente von epochemachender Bedeutung waren, und von denen wohl die gegenwärtige große sportliche und industrielle Bewegung ausgegangen ist. Als Modell ist ein Standbild von Georges Colin gewählt, das Dädalus darstellt, der sich von einem Felsen siegreich in die Lüfte schwingt Hoffentlich denkt man hier in Deutschland jetzt auch bald an Lilienthal.

Clenn H. Curtiß, welcher bekanntlich mit den Wrights in Patentstreit liegt, wird in Schenectady eine Fliegerfabrik errichten.

Literatur.

Die Anfänge der Luftschiffahrt Lana-Gusmano von Balthasar Wilhelm S j. Verlag von Breer und Thiemann, Hamm i. W. Mit 14 Abbildungen, 204 Seiten. Preis Mk. 3.—

Unter diesem Heitel hat vor kurzer Zeit Balthasar Wilhelm S. j., Professor an der Stella Matutina zu Feldkirch aus Anlaß des 200. Gedenktages des ersten Ballonaufstieges (8. Aug. 1709—1909i ein Werk in dem Verlag von Breer und Thiemann, Hamm i. W. erscheinen lassen. Der Inhalt dieses Werkes bezieht sich ausschließlich nur auf das Gebiet der Ballonschiffahrt, Es enthält eine sehr gute wissenschaftliche Darlegung und zugleich eine sehr gute geschichtliche Zusammenstellung der Dokumente über die Ballonschiffahrt. Die an geeigneter Stelle gebrachten deutlichen Abbildungen und eingehenden Beschreibungen der geschichtlich bedeutendsten Luftschiffe und Luftschiffmodelle und die zu ihnen benötigten Hilisapparate sind sehr gut dazu geeignet, den sich für die Luftschiffahrt interessierenden Personen Gelegenheit zu geben, sich darüber klar zu werden, wie die Luftschiffahrt durch langes ernstes Arbeiten bedeutender Männer der früheren Zeit nach und nach zu der Höhe emporgeschwungen hat, auf der sie jetzt steht. ;

Studien-Gesellschaft für Aviatik.

Breslau - Krietern * Kgl. Erdbebenwarte. Vorstand:

1. Vorsitzender: Ober-Ingenieur E. Schräder.

2. „ Ingenieur G. Winkler sen. 1. Schriftführer: Ingenieur W. Bruch.

Sitzungen, zu denen die Einladungen schriftlich ergehen, finden jeden Freitag, abends 8.30 Uhr statt.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Offizielle Mitteilungen des Schlesischen Flugsport=Club.

Sitz Breslau.

Vorstand:

1. Vorsitzender: Rechtsanwalt Dr. Bohn, Tauentzienstr. 16. (Fernsprecher 3071.)

2. „ Freiherr von Kloch, Neue Schweidnitzerstr. 14. (Fernspr. 2701.) Schriftführer: Ingenieur Stoeckicht, Gartenstraße 37. (Fernsprecher 10972.) Bibliothekar : Assistenzarzt Dr. Pfeifer, Gräbschnerstraße 96. (Fernsprecher 2753 ) Flugwart: Ingenieur Walze!, Bunzlau.

Schatzmeister: Kaufmann Kutsch, Ohlauufer 10. (Fernsprecher 10993.) Gleitflug: Fritz Heidenreich, Freiburgerstraße 21. (Fernsprecher 2888.) Maschinenflug: Dr. van dem Borne, Krietern, Erdbebenwarte. (Fernspr. 9209.)

Beisitzer:

v. Sallwürk, Gartenstraße 89. (Fernsprecher 2988.)

Kaufmann Schlobach, Augustastraße 9. (Fernsprecher 2777.)

Dr. Ing. Heller, Kronprinzenstraße 41. (Fernsprecher 2454).

Fabrikbesitzer Nicoleier, Kaiser Wilhelmstr. 14. (Fernsprecher 9280.) Die Sitzungen finden am Freitag alle zwei Wochen im Theater-Restaurant

Theaterstraße statt

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Offizielle Mitteilungen des Vereins Deutscher Flugtechniker.

Sitz Berlin.

Ehrenmitglieder: Gustav Lilienthal, Groß Lichterfelde. Orville Wright, Dayton Wilbur Wright, Dayton.

1. Vorsitzender: Dr. Fritz Huth, Rixdorf.

2. Vorsitzender: Major von Parseval, Charlottenburg. Schriftführer: O. Schmal, Berlin S. W. 48, Friedrichstr. 218. Syndikus: Rechtsanwalt Eschenbach, Berlin.

Beisitzer: Diplom-Ingenieur H Dorner, Berlin. Ingenieur J. Grade, Magdeburg. Ober-Ingenieur H. Rosenstein, Elbing. Ingenieur Max Schüler, Chemnitz. Vorsitzender der technischen Kommission: Ober-Ingenieur Zix, Berlin. Vorsitzender der Platzk o m m i s s i o n : Kapitain z. S. a. D. von Pustau.

Seite 734_„ FLU GiSP O R T". ^ No. 25

Heute Freitag, den 3. Dezember, findet im Vereinslokal die XVII. Vereinsversammlung statt.

Tagesordnung:

1. Wahl einer Kommission für Preisbeschaffung.

2. Aufnahme neuer Mitglieder.

3. Diskussion über Flugmotoren.

Den Bemühungen des Vorstandes ist es gelungen, für die Mitglieder des Vereins, die in Berlin weilen, die Benutzung des Flugfeldes „Mars" bei Berlin zu sehr günstigen Bedingungen zu vereinbaren. Die Herren, die die Absicht haben, auf dem Flugfelde „Mars" Versuche zu unternehmen, werden gebeten, dem Vorstand hiervon Mitteilung zu machen.

Ungezwungene Zusammenkünfte. Wir bringen zur gefl. Kenntnis, daß für unsere Mitglieder in Berlin jeden Freitag ein Stammtisch-im Restaurant Heidelberger belegt ist. Wir bitten unsere Mitglieder von dieser Gelegenheit zur ungezwungenen Aussprache Gebrauch zu machen.

lffl—^üßiJ-f Offizielle

p I 1 Mitteilungen

■pvr .....

des

Frankfurter Flugtechnisch. Vereins

Sitz Frankfurt a. Main.

Geschäftsstelle: Bahnhofsplatz 8. Vorstand:

1. Vorsitzender: Civil-Ing. Paul Schubbert.

2. „ Dipl.-Ing. Krastel. Schriftführer: Civil-Ing. Oskar Ursinus. 1. Flugwart: Civil-Ing. Oskar Ursinus.

Kassierer: Oberleutnant a. D. zur See Dornheim., Frankfurt a. M.,

■ ... Bergweg 12. Beisitzer: Wittich.

Dipl.-Ing. Ernst Groedel. Wegen Beschaffung eines neuen Fluggeländes werden z. Z. vom Vorstand Unterhandlungen gepflogen.

Vereinslokal: Savoy-Hotel.

Frankfurter Flugsport - Club.

Sitz Prankfurt a. Main.

Consül Hermann v. Passavant, Erster Vorsitzender. Assessor Dr. Alex Meyer, Zweiter „

Freiherr v. Schey, Schatzmeister.

Bernhard Flinsch, Vorsitzender der technischen Kommission.

Referendar Otto v. Rottenburg, Schriftführer. Als Ehrenmitglied sind dem Klub beigetreten:

Der kommandierende General des 18 Armeekorps, Excellenz von Eichhorn, sowie Hubert Lathatn, Paris.

Als lebenslängliches Mitglied : Frau Emma von Mumm, Hier, Forsthausstraße.

Als ordentliche Mitglieder: Landrat v. Aschenbach, Höchst; Referendar Graf Bredow, Frankfurt a. M.; Kommerzienrat E. Beit; Rittmeister a. D. Freyeisen ; Rittmeister a. D. Freddy v. Grunelius; Rudolf v. Goldschmidt-Rothschild; Geh. Kommerzienrat Leo Gans; Ober-Reg.-Rat Dr. Paul Meyer; M. W. Meyer,

Rittmeister a. D. von der Marwitz; Wilhelm v. Rath; Walter Sommerhoff; Dr. jur. Paul Stern; General-Consul Carl v. Weinberg. Als außerordentliche Mitglieder:

Major v. Rosenthal; Ingenieur de Stoutz. Als auswärtige Mitglieder: Hans v. Gwinnner, Berlin; Freiherr v. Spiegel, Berlin.

Der Zweck des Klubs ist Pflege und Förderung des Flugsportes mit Flugmaschinen unter Ausschluß jeglichen Ballonsports.

Alle Anfragen und Briefe sind zu richten an Assessor Dr. Meyer, Frankfurt a. M., Beethovenstr. 23.

Offizielle Mitteilungen des Westdeutschen Vereins für Flugsegler.

Sitz Oberhausen i. Rhld.

Vorstand: Schüller, Bürgermeister a. D. Heinr. Timm er, Hafenbahnmeister, Meiderich. H eu ß er , Ingenieur. T r u t e n a u , Maschinenmeister. Rudolf Heuhn. Mitgliederzähl 50.

Aufruf

Wer heute ein Zeitungsblatt zur Hand nimmt, findet darin unter der nunmehr ständigen Rubrik „Die Eroberung der Luft" Berichte über gelungene Flüge mit Flugmaschinen. Aus allen Enden der Welt kommen diese Berichte, nur aus unserem geliebten Vaterlande nicht.

Und was bedeuten diese Berichte? Wohlgemerkt nichts anderes, als daß unser Altmeister der Aviatik, Ingenieur Kreß, schon vor mehr als 30 Jahren die Gesetze richtig erkannt hatte, welche dem Baue von Flugmaschinen zugrunde zu legen sind. Wright, Farman, Bleriot, Latham und wie sie alle heißen, sie alle haben nichts anderes gemacht, als sich nach diesen Grundsätzen beim Baue ihrer Flugmaschinen gehalten.

Und warum erreichte Kreß nicht schon vor 30 Jahren das gleiche wie diese Männer, deren Namen heute jedem Schulknaben geäufig sind?

Weil es vor 30 Jahren der Motortechnik noch nicht möglich war, genügend leichte Motore zur Verfügung zu stellen.

Hätte Kreß einen solchen Motor, wie sie heute in die Flugmaschinen eingebaut werden, verwenden können, so wäre Oesterreich jenes Land gewesen, von welchem aus die Eroberung der Luft verwirklicht worden wäre.

Abermals tritt Kreß mit einer genialen neuen Idee vor die Oeffentlichkeit. An technischen Behelfen zur Verwirklichung seines Projektes herrscht kein Mangel, wenn nur die finanziellen Mittel zur Verfügung gestellt werden.

Die Flugmaschinen, die gegenwärtig verwendet werden, kranken alle an dem bedeutsamen Uebelstande, sich nicht von jeder beliebigen Stelle vom Boden erheben zu können. Sie brauchen geeignetes Terrain zum Anlaufe, sowie zum Landen; ein Terrain, das sich z. B. nicht einmal leicht in der nächsten Umgebung von Wien vorfindet.

Sie müssen des weiteren mit einer, um so größeren Geschwindigkeit durch die Lüfte sausen, je größer ihre Tragfähigkeit sein soll; sie können nicht langsam fliegen und sie können sich nicht schwebend in der Luft erhalten.

Vorsitzender: Schriftführer: Schatzmeister: Gerätewart: Beisitzer:

Seite 736

„FLUGSPORT".

No. 35

Dieser Uebelstand schließt jede allgemeinere Verwendung der Flugmaschinen — sei es zu militärischen, sei es zu Sportzwecken, nahezu vollkommen aus, und beschränkt, weil eben ein Anlauf nötig ist, die Flüge auf die wenigen hierfür geeigneten Flugfelder.

Kreß hat nun ein Projekt ausgearbeitet, welches es ermöglichen soll, mit der Flugmaschine — deren Flugfähigkeit doch schon durch hunderte von Flügen glänzend erwiesen ist — sich von jeder beliebigen Stelle in die Lüfte zu erheben und desgleichen auch wo es dem Lenker beliebt, zu landen, nicht nur in rasendem Tempo dahinzustürmen, sondern auch ruhig in den Lüften zu schweben.

Wir sind in Oesterreich nicht so weit zurück, daß wir den Vorsprung anderer nicht einholen könnten. Und wir würden an der Tete aller marschieren, wenn wir das Projekt des Altmeisters der Aviatik, das Projekt des österreichischen Ingenieurs Kreß der Verwirklichung zuführen könnten.

Daß diese Verwirklichung möglich ist, daran zweifelt kein Techniker mehr, wohl aber sieht auch jeder Laie es ein, daß dieses „Sicherheben von jedem Platze" die nächste und allerwichtigste Etappe sein muß auf dem mit so schönen Erfolgen eingeleiteten Eroberungszuge in die Lüfte.

Und schlägt der Erfolg auch nicht mit dem ersten Versuche ein, so bringt uns jeder derartige und gar nicht so kostspielige Versuch der endgiltigen Lösung des Problems näher und hilft mit, für die Luftschiffahrt außerordentlich wichtige Fragen zur Reife zu bringen.

Nicht Millionen benötigen wir hierzu, wie zum Baue lenkbarer Luftschiffkolosse, die jeder stärkere Wind bei erzwungener Landung vernichten kann, weitaus geringere Summen genügen!

Sollte es nicht möglich sein in Oesterreich, dem Heimatlande der Schiffsschraube, wo Kreß schon vor 32 Jahren das erste Modell eines freifliegenden Drachenfliegers vorführte, diese Beträge aufzubringen?

Die Sammlungen, die im Frühjahre eingeleitet wurden, um Kreß die erforderlichen Mittel zur Verfügung zu stellen, sind ins Stocken geraten. Bisher wurde nur ein relativ geringer Betrag erzielt.

Das soll uns nicht abschrecken, denn eine gute Sache muß sich Bahn brechen.

Sie wird es auch, wenn Männer von Bedeutung, wenn sich Kapitalisten zur Verfügung stellen und mithelfen, die glückliche Idee Kreß zur Reife zu bringen.

Nochmals betritt daher das Kreß-Komitee und mit ihm der gesamte Oesterreichische Flugtechnische Verein den Weg, durch Sammlungen jene Mittel zu erlangen, um auch uns Oesterreichern in dem edlen Wettstreite um eine der schönsten Errungenschaften der Technik eine ehrenvolle Position zu sichern.

Ueberzeugt davon, daß die breiten Massen — wenn auch mit kleinen Beiträgen — willig beisteuern werden, sobald wohlhabende Kreise sich mit größeren Summen an die Spitze stellen, appellieren wir an den Patriotismus, an die in so vielen Fällen schon glänzend bewährte Opferwilligkeit der besitzenden Klassen, das edle Ziel zii fördern und materiell zu unterstützen.

Alle, welche zur bestmöglichen Lösung der hohen Aufgabe beitragen, werden Gegenwart und Zukunft zu unbegrenztem Danke verpflichten und den Beweis erbringen, daß sie ihre Zeit voll begriffen haben.

Möge der Wahlspruch unseres edlen und gütigen Kaisers auch auf diesem Wege unser Leitstern sein.

Für das Kreß-Komitee des „Oesterreichischen Flugtechnischen Vereins" : Hermann Ritter von LöOI Präsident.



Flugsport

Jllustrierte technische Zeitschrift und Anzeiger

für die gesamte

„Flugschiffahrt"

(L' Aviation)

Le seul organe allemand traitant particulierement les interets de l'Aviation

unter Mitwirkung bedeutender Fachmänner herausgegeben von Oskar Ursinus, Civilingenieur.

Brief-Adr.: Redaktion und Verlag „Flugsport" Frankfurt a. M., Bahnhofsplatz 8. Repräsentant pour la France: E. Raphael, Paris, Rue du Faubourg Poissonniere 62. Erscheint regelmäßig am 1. und 3. Freitag jeden Monats.

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Der Nachdruck unserer Artikel ist, soweit nicht mit „Nachdruck verboten" versehen, nur mit genfin er Quellenangabe gestattet.

Nr. 26. Frankfurt a. M., 17. Dezember 1909. Jahrg. I.

Vergleichende Uebersicht

der gegenwärtig bekannten Systeme zur seitlichen Stabilisierung der Drachenflieger

von Igo Etrich, Wien.

1. Vorrichtung zar willkürlichen Beeinflußung der Seitenstabilität.

a. Flächenverziehung. Der hervorragendste Vertreter dieser Schule ist der Biplan von Wright, durch den zuerst der Beweis erbracht wurde, dati auch ein vollkommen labiler Apparat bei genügender Geschicklichkeit des Lenkers selbst bei böigem Winde durch die an sich schon früher bekannte Verziehung der Tragflächen stabilisiert werden kann. Die überwältigenden Erfolge dieses Systems in den geübten Händen der Wrights beherrschte lange Zeit die öffentliche Meinung derart, daß die Vertreter der stabilen Schule ganz in den Hintergrund gedrängt wurden. Erst in letzter Zeit macht sich ein Umschwung dieser Ansicht geltend, seit die Schwierigkeiten des Fliegenlemens mit labilen Apparaten (besonders bei Monoplanen) von den Aeroplankäufern immer mehr erkannt wird.

Die Wright'sche Methode der Flächenverziehung hat jedoch neben ihren Vorteilen auch zwei Nachteile und zwar:

1. Es ergeben sich Schwierigkeiten, die Tragflächen einerseits möglichst starr zu bauen, um den Luftwiderstand auszuhaken, andererseits sie so elastisch zu konstruieren, daß eine Ver-

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ziehung möglich ist. Ferner können bei ßiplans die Flächen nicht starr miteinander verbunden werden.

2. Hat die Verziehung gewölbter Flächen nicht nur eine stabilisierende Wirkung, sondern erfährt der Apparat gleichzeitig ein seitliches verkehrtes Drehmoment, worauf in der „Kritik der Drachenflieger" von Vorreiter ausführlieh hingewiesen ist. Die dort angeführte Methode zur Abhilfe dieses Uebelstandes ist zwar prinzipiell richtig, doch würde ein großer Teil der Tragflächen, da in der Flugrichtung liegend, für den Auftrieb vollständig verloren gehen und dürfte sich daher kaum bewähren.

Die Wright'sche Flächenverziehung wird heute von den meisten französischen Konstrukteuren angewendet und ist der rapide Fortschritt ihrer Erfolge größtenteils darauf zurückzuführen.

b. Stabilisierungsflächen. (Ailerons). Die derzeit beste Konstruktion dieser Schule dürfte der Biplan Curtiß sein, dessen Ailerons durch ihre bedeutende Größe, Form und Betätigung relativ wenig Widerstand erzeugen und ein seitliches Drehmoment wie bei Wright hier nicht auftritt. Aehnliche Konstruktionen sind Farman, Antoinette IV und frühere Apparate von Bleriot (seitlich an den Flügelenden drehbar angesetzte Ailerons) und viele andere, wovon aber die beiden letzteren bereits zur Flächenverziehung übergegangen sind, da diese bedeutend wirkungsvoller ist.

2. Vorrichtungen zur automatischen Erhaltung der seitlichen Stabilität.

Vor dem öffentlichen Auftreten der Brüder Wright (1908) strebten sämtliche Konstrukteure diese Art der Stabilisierung an und es gab folgende Methoden:

1. tief legen des Schwerpunkt es: Kreß, Langley, Maxim, Ader, Santos Dumont, Grade etc.

2. Senkrechte Flächen: Voisin (Hargravedrachen).

3. V-förmige Flügelstellung: Santos Dumont, Antoinette, Voisin (Fliegender Fisch für Farman). Curtiß (Silberpfeil).

4. Zanoniaprinzip: Etrich-Wels, österr. Patent Nr. 23465 vom 1. Oktober 1905.

Der von Vorreiter angeführte Apparat von Bl6riot (Fig. 73-74) war nicht nach dem Prinzip gebaut, da die Flügelspitzen nicht nach rückwärts und oben, sondern nur seitltefruaeh oben gekrümmt waren, weshalb auch der Apparat keine Längsstabilität hatte und beim ersten Versuch in Trümmer ging.

Nachteile der einzelnen Methoden: ad 1. Durch Tieflegen des Schwerpunktes neigt der Apparat zu Pendelschwingungen, was besonders bei Wind stark hervortritt, auch ist dadurch eine kompendiöse Bauart mit geringem schädlichem Widerstande unmöglich.

ad 2. Die senkrechten Flächen machen den Apparat vom Seitenwind sehr abhängig und ergeben einen unästhetischen Gesamteindruck.

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ad 3. Die V-förmige Flügelstellung erschwert die Seiten-Steuerung, reduziert den Auftrieb und macht den Apparat nur bei ruhiger Luft stabiler, während bei seitlichen Windstößen die Kippgefahr erhöht wird; dashalb sucht Latham stets größere Höhen auf, in denen der Wind (bezw. auch Sturm) gleichmässiger ist und zerbricht seine Flügel öfters, wenn ihn in Erdnähe ein seitlicher Windstoß trifft. Santos Dumont's Demoiselle kombiniert die V-Form mit Tieflegen des Schwerpunktes und gleicht den Auftriebs-Verlust durch einen für das geringe Gewicht relativ starken Motor aus.

4. Auch das natürliche Stabilisierungsprinzip des Zanonia-flugsamens kann nicht ohne weiteres für motorisch betriebene Aeroplane angewandt werden (wie es lng. Wels vergeblich versuchte) da für die größere Geschwindigkeit die rückwärtigen Stabilisierungslappen zwar mit Vorteil zur seitlichen Balanceerlialtung, aber infolge ihres zu geringen Abstandes von der Tragfläche nicht gleichzeitig zur Höhensteuerung verwendet werden können. Es muß daher eine der größeren Geschwindigkeit entsprechende schmälere Flächenform gewählt werden, bei der die seitliche Stabilität nach dem Zanoniaprinzip die Längsstabilität durch eine separate Schwanzfläche besorgt wird, die gleichzeitig als Höhen-steuer dient.

Die Tragfläche selbst ist vollkommen starr, während die nach rückwärts gerichteten elastischen Flügelspitzen verziehbar eingerichtet sind Ganz unwillkürlich ergibt sich auf diese Weise eine Aeroplanform, die mit den Konturen der Raubvögel in Gleitflugstellung große Aehnlichkeit hat und der zukünftigen Standard-Monoplanform — sehr nahe kommen dürfte.

3. Kombination beider Vorrichtungen.

Voraussichtlich wird der Standard-Aeroplan-Typ, der für jedermann benutzbar sein soll, eine Kombination beider Stabilisierungsmethoden haben müssen, da es einerseits zu ermüdend für den Lenker ist, fortwährend die Stabilisierung zu besorgen, andererseits genügt auch die beste automatische Stabilisierung nicht für alle Windverhältnisse. Eine möglichst vollkommene automatische Stabilität, die jederzeit vom Lenker willkürlich beeinflußt werden kann, keine unnötig großen Widerstände und kein Drehmoment erzeugt, dürfte daher schließlich den Sieg davon tragen. Tatsächlich ist auch dieses Bestreben jetzt bei den meisten Konstrukteuren-ztt konstatieren.

Eine solche Kombination — Zanoniaform mit Flächenver-ziehung — hatte ich im Winter 1906-7 an dem in Wellners die Flugmaschinen abgebildeten und vom damaligen Kommandanten der Milit. Aeron. Anstalt in Wien, Oberstleutnant Starcewic in Heft 5, Seite 384 des Jahrganges 1907, der Mitteilungen über Gegenstände des Artillerie- und Geniewesens näher beschriebenen Monoplan angebracht, der aber infolge zu geringen Schraubenzuges nicht flugfähig war Dieselbe befindet sich gegenwärtig an meinem Apparat 1 in Steinfeld, und hat sich bei den bisherigen Versuchen gut bewährt.

In einem späteren Aufsatz werde ich ausführlicher auf das natürliche Flugprinzip des Zanoniasamens zurückkommen unter Zugrundelegung meiner mehrjährigen, in dieser Richtung betriebenen Forschungen und Experimente, deren Resultat mein neuer, raubvogelähnlicher Monoplan II darstellt.*)

Pariser Brief.

Von unserem Pariser Korrespondenten.

Der beklagenswerte Unfall, dem Antonio Fernandez am vergangenen Montag zu Antibes, in der Nähe von Nizza, zum Opfer fiel, beweist von neuem die Berechtigung der in diesen Spalten wiederholt zum Ausdruck gekommenen Bedenken gegen die große Schar sensationslüsterner Mitläufer, die der Aviationsbe-wegung als schädlicher Ballast anhängen. Fernandez, ein Spanier,

ist Schneider und unterhält in Paris und Nizza Ateliers zur Anfertigung von

Damenkostümen. Als die Wogen der modernen Aviations-bewegung sich zu kräuseln begannen, als die gesamte Kulturmenschheit, fasziniert von den sich steigernden Erfolgen der Techniker und Forscher, diese mit Ruhm und Ehren

überschüttete, da fühlte Fernandez den Beruf des Aviaters in sich erwachen. Er und der Zuschneider seines Pariser Ateliers, beides Männer ohne die geringste technische Vorbildung, setzten sich hin, entwarfen einen Aeroplan nach ihren deen und begannen

mit dem Bau einer Flugmaschine, deren brauchbare Konstruktionsdetails den Wright- und Curtißfliegern entnommen waren. Niemals vermochte sich der Apparat, dem das Gleichgewicht völlig fehlte, vom Boden /u erheben, was aber seine Erfinder nicht davon abhielt, ihn sowohl für Bdtheny, wie auch für Blackpool anzumelden, natürlich, ohne daß ein Flug zu Stande kam. Jetzt experimentierte Fernandez in Nizza mit seiner Maschine und ein eigen-

*) Wir haben diesen Art. absichtlich ohne Kürzung wiedergegeben! Die Red.

* 1

^ 2

Antonio Fernandez t

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„FLUüSFü R ']ϖ'

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artiges Schicksal hat es gewollt, daß er bei dem ersten wirklichen Fluge (der Apparat hatte sich in 30 m Höhe erhoben und eine kurze Distanz durchmessen) seinen Tod fand- Es wird interessieren, daß einer der besten französischen Praktiker vor mehr als sechs Wochen bereits die Experimente Fernandez eine „falle imprudence" genannt hat. Man kann natürlich Niemanden wehren, unsinnige und halsbrecherische Experimente zu machen; dieser Fall aber ist, abgesehen davon, daß er einen Menschen das Leben gekostet hat, umso bedauerlicher, als er bei urteilslosen Menschen die Aviation diskreditieren kann.

Auch sonst gab es mehrere kleine, zum Glück folgenlose Unfälle. Daß sich das Un-

glücksaerodrom von Juvisy in dieser Beziehung hervortat, ist selbstverständlich. Per-rato stürzte mit einem Ble"riot-Eindecker aus einer Höhe von sieben Metern auf den Boden, glücklicherweise ohne schwere Verletzungen

davonzutragen; der Apparat wurde völlig vernichtet. Noch erstaunlicher war der Verlauf eines Unfalls, den Prevoteau auf einem

Bleriotflieger erlitt. Der junge Pilot manövrierte in einer Höhe von 30. m, als der Apparat infolge falscher Steuerung sich aufbäumte und zu Boden stürzte. Auch dieser Apparat ging natürlich in Trümmer; aber daß Prevoteau bei der Sache heil davon kam, war ein Wunder. Auch Graf Lambert hatte Pech. Er hatte soeben seinenlMotor in Gang gesetzt und wollte auf der Maschine Platz nehmen, als das Benzinreservoir infolge Zurückschlagens eines Funkens Feuer fing. Dieses verbreitete sich sehr schnell und vernichtete den größten Teil des Apparats.

Interessanter ging es im Lager von Chälons zu, wo Latham am vergangenen Donnerstag bei stürmischem Wetter einen Höhen-Rekord von 550 m aufstellte, der am letzten Sonnabend vom Aero Club offiziell (mit 453 m) anerkannt wurde. Kürzlich war übrigens ein Gerücht verbreitet, daß Latham auf seinem Antoi-nette-Eindecker mitZustimmung des französischen Kriegsminisers eine Mitrailleuse montiere, mit der er von der Höhe aus Schieß-

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Denkmal für Santos Dumont. *)

*) Siehe Flugsport Nr. 25 Seite 723.

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Übungen vornehmen will. Wer den ruhigen, freundlichen jungen Mann kannte, vermochte nicht zu glauben, daß gerade er sich zu diesem Experimente hergegeben habe und in der Tat handelt es sich um eine „Ente". Aber Latham dürfte sein Höhenrekord heiß bestritten werden. Paulhan, der vor seiner Abreise nach Amerika, wo er sich Dollars holen will, offenbar das Bedürfnis empfindet, noch irgend eine „Tat" irr der alten Welt zu vollbringen, hat den Kommissaren mitgeteilt, daß er den Höhenrekord angreifen will. Und man weiß Paulhan ist ein wagemutiger Aviatiker. Allzuviel Zeit dürfte er für die neue selbstübernommene Aufgabe nicht übrig behalten, denn er übt sich jetzt eifrig in der Steuerung eines Bleriotschen Eindeckers, den er gleichfalls mit nach Amerika nehmen wird. Sommer hat seinen Farman-Flieger in Stand gesetzt und will sehr bald seine Versuche aufnehmen. Er hat auch einen Zweidecker nach eigenen Ideen gebaut, mit dem er in den Ardennen operieren wird. Die Eleven, die außerdem noch in Chälons sind, machen anscheinend gute Fortschritte, namentlich de Baeder, der dieser Tage bei starkem Winde einen schönen Flug von 24 Minuten ausführte. Wie bekannt, hat er seinen Voisin-Zweidecker mit einem Wolseley-Motor ausgestattet. Auch Chateau steuert einen Voisin mit andauerndem Erfolge; ferner machen sich Baron Economos, Pon-zelli, Rigal, T6tard und Leopold mit dieser Type betraut. Michelin und der Hauptmann Burgeat, die beide Antoinette-Eindecker steuern, hatten das Pech, ihre Apparate zu beschädigen Henri Farman evolutioniert mit gewohnter Sicherheit; an dem ehemaligen belgischen Radfahrer vandenborn hat er einen gelehrigen Schüler. Der vielgenannte Prinz Bolotoff mit seinem Riesen-Dreidecker hat die verheißenen Erfolge immer noch nicht zu zeigen vermocht. Neulich hat ihm ein Windstoß die Halle seines Apparates weggerissen, wobei die Maschine mehrfache Beschädigungen erlitt.

Maurice Farman hat wieder einmal von sich hören lassen. Der unermüdliche Aviater, der in Buc in ruhiger Abgeschiedenheit seinen Exercitien obliegt, flog am Donnerstag von dort bis Chartres, eine Distanz von 70 km, in 59 Minuten; es ist dies der weiteste Stadt-zu-Stadt-Flug, der bisher zu verzeichnen ist. Er berührte dabei die Ortschaften La Verri&re, Le Perray, Ramboul-let, Orphin, Gallardon, Coltainville, wo überall das Erscheinen des fliegenden Menschen natürlich laute Begeisterung auslöste.

Santos Dumont, der das gleiche Experiment von seinem Standquartier, von Saint-Cyr aus, machen wollte, ist damit verunglückt

Die B16riot-Schule zu Pau ist jetzt in „vollem Betriebe". Eine große Anzahl Eleven tummeln sich dort umher, zum Teil in der Luft, zum größeren Teil am Boden- Leblanc vertritt den Meister, der übrigens dieser Tage auch persönlich seine Schule besuchte, um noch vor seiner Abreise nach Konstantinopel sich zu zeigen. Er führte auch einige kleine Flüge aus. Am Donnerstag ist er nach Pera, bei Konstantinopel, abgereist.

Der Meister hatte dort wenig Glück. Trotz des scharfen Nordwindes ließ sich B16riot zu einem Aufstieg verleiten. Der

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Wind erfaßte den Apparat und warf ihn gegen ein Haus, andern er in 6 m Höhe krachend zerschellte. Bleriot kam mit leichten Verletzungen davon.

Jacques Balsan, Graham White, Grapperon kommen gut voran. White läßt sich von seinen phantastischen Geschwindigkeiten (er liebt es mit 90 km Geschwindigkeit zu fliegen) nicht abbringen. Auch Stockei, Aubrun, Zens und Mamet, letzterer der Werkführer von Bleriot, machten erfolgreiche Flugversuche. In der Wright-Schule zu Pau sind Tissandier, der von seiner Erkrankung wieder hergestellt ist, und sich demnächst um den „Michelin-Pokal" bewerben will, sowie die Ungarn Julius von Horogh und Nevy, der Oesterreicher Elpel, der Berliner von Uwuch, der Holländer Maasdyk tätig.

Auch in lssy-les-Moulineaux wird jetzt eine große Anzahl von Aeroplanen gesteuert. Bertrand de Lesseps, Thorup, Ples-sety konnten schon Flüge von mehreren hundert Metern in 25 und 30 m Höhe ausführen. Mit dem Vendome-Eindecker manövrieren Contenet, der ehemalige Radfahrer, Haessely, Odier und Vendome selbst.

In Reims sucht Hanriot mit seinem Eindecker gleichfalls „Schule" zu machen. Bisher hat er die Belgier Gehenniaux, Mansion, sowie Ruchonnet und seine Söhne Megho und Marcel Hanriot, letzterer ein 15jähriger Knabe, wohl der jüngste Aviater der Gegenwart, mit der Steuerung seines Apparats vertraut machen können; sie alle haben schon kurze Flüge zu Wege gebracht.

In Marseille haben die Ingenieure Montel und Sohn den Bau eines Aeroplans beendet, der nach den gegebenen Beschreibungen völlig dem Wright-System nachgebildet ist. Der Apparat soll in den nächsten Tagen auf dem Manöverfelde von Montfuron erprobt werden.

Der Aeroplan, den Visconty vorläufig noch in aller Heimlichkeit in der Nähe von Saint-Cyr probte, ist dort am Freitag bei einem mißglückten Landungsmanöver in Trümmer gegangen. Er hatte sich mit den Rädern in den Furchen eines geackerten Feldes festgefangen

Dagegen hat ein Architekt in Suresnes einen Flugapparat gebaut, der zum mindesten den Vorzug der Originalität für sich hat, indem er von den bisherigen Typen insofern abweicht, als er die Form eines Pfeils und keinerlei Flügel hat. Der Erfinder, namens Neuville, will mit seinem Eindecker den Abflug, wie bei Wright, auf Schienen vornehmen. Zum Antrieb dient ein 25 PS-Anzani-Motor, welcher die 'vorn am Pfeil befindliche Schraube betätigt. Eine Geschwindigkeit von 80 km soll mit diesem Apparate, der demnächst praktisch erprobt werden soll, ermöglicht sein.

Zwei Ingenieure in Meaux, Adrien Bally und Joseph Mathieu, haben einen Eindecker fertiggestellt, der zu Sitzen eingerichtet und durch eine Turbine mit komprimierter Luft angetrieben wird. Für die ersten Versuche, die in der nächsten Woche vor sich gehen sollen, ist das Manöverfeld von Meaux zur Verfügung gestellt worden.

Wenn demnach einerseits das Schaffen immer neuer Typen seinen ununterbrochenen Fortgang nimmt, so werden andererseits auch allerorten neue Aerodrome angelegt, auf denen neue und auch schon bewährte Flugmaschinen ohne Gefahr evolution-nieren können. So wird jetzt auch in Herblay ein modernes, gut installiertes Aerodrom angelegt, für welchen Zweck ein Terrain von 300 Hektaren hergerichtet wird. Eine gerade Flugbahn von 3 km Länge, sowie eine Kreisflugbahn von etwa 7 km Umfang werden angelegt.

Auf dem Aerodrom von Croix-d'Hins bei Bordeaux haben am Sonnabend endlich die Flugexperimente begonnen, nachdem die offizielle Einweihung infolge ungünstiger Witterung mehrfach ausgesetzt und nun auf bestimmte Zeit verschoben ist. Roger Morin steuert dort einen Eindecker, mit dem er schon am zweiten Tage 250 m in 10 m Höhe durchfliegen konnte.

Das bereits erwähnte Meeting von Lyon-Havre ist nunmehr definitiv beschlossen worden; es soll zwei"Wochen dauern und wird im kommenden Sommer vor sich gehen.

Großes Interesse erweckt hier das Aviations-Meeting, das in der Zeit vom 6. bis 13. Februar zu Heliopolis (bei Kairo) vor sich geht. Diese ägyptische Veranstaltung, deren Protektorat der Aero-Club de France übernommen hat, wird einige sehr interessante Bewerbe umfassen:

Für einen Flug über die größte Distanz sind 50 000, 10 000, 5000, 2500 und 1000 Frcs als Preise bestimmt; für die höchst erreichte Höhe 50000, 10000 und 5000 Frcs.; für die größte zusammenaddierte Distanz 25 000, 10000 und 5000 Frcs.; außerdem kommen an jedem Tage drei Preise von je 1000 Frcs. für die besten Höhen-, Distanz- und Geschwindigkeitsleistungen zur Verteilung. Der Betrag der Preise ist bei dem Aero-Club de France hinterlegt worden, der auch die Auszahlung vornimmt. Mit der Installation des Aerodroms hat man bereits begonnen. Die Teilnahme von Latham, Delagrange, Rougier, Leblanc und vielleicht Duray ist gesichert.

Ein interessantes Experiment dürfte bei Gelegenheit dieses Meetings versucht werden, — wenn sich ein Aviater dazu bereit findet. Der bekannte amerikanische Gelehrte und Egyptologe Dow Cowington, der durch seine Studien über die Cheops Pyramiden einen wissenschaftlichen Ruf genießt, bereitet nämlich eine Expedition nach der sogenannten „Verlorenen Oase" vor und will auch versuchen, die bisher unzulängliche Insel Ayesha zu erreichen. Diese Insel ist von ejnem salzartigen Schlaminmeer umgeben, in welchem bei alJenTrülieren Versuchen, die Insel zu erreichen, Menschen, Boote, Kameele und Pferde versunken und umgekommen sind. Covington hat nun den Plan, einen der Aviater, die in Heliopolis sein werden, zu bewegen, mit ihm auf einem Aeroplan jenes Schlammmeer zu überfliegen, Interessant wäre ia die Sache, aber sie scheint doch etwas waghalsig.

Eine große Reihe bemerkenswerter aviatischer Veranstaltungen steht für das bevorstehende Jahr 1910 in Aussicht. Die am letzten Sonnabend zu einer Beratung zusammengetretene Aviations-Kom-mission des Aero-Club de France hat eine erste Liste solcher

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großen Veranstaltungen festgesetzt, deren endgültige Beschlußfassung indessen der Konferenz der Internationalen Aeronautischen Vereinigung am 10 Januar vorbehalten bleibt. Vom 6.—13. Februar: Heliopolis, Preise 212000 Frcs.

„ 2.-- 9. April: Biarritz, „ 200000 „

„ 3 — 10. April: Cannes, „ 80000 „

„ 15.-25. April: Nizza, „ 240000 „

„ 7 — 9. Mai: Croix-d'Hins (Bordeaux) „ 40000 „ . 14.-22. Mai: Lyon, „ 150000 „

. 5.-12. Juni: Vichy, „ 30OCX) „

3-—10. Juli: Aero-Club de France (Ausscheidungsbewerbe zum Gordon-Bennet-Pokal der Lüfte). „ 4.-11. Sept.: Croix-d'Hins (Bordeaux) Preise 200000 Frcs. „ 23.-30. Sept.: Havre-Deauville-Trouville, „ 200 000 ,. Es ergibt dies eine Gesamtsumme von 1350000 Francs an Preisen! Die Herren Aviatiker haben also noch sehr viel zu verdienen

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Latham vor dem Aufstiege zu einem Flug mit einem Passagier.

Gleichzeitig wurden diejenigen Bewerbe festgestellt, die gegenwärtig noch offen sind, die aber mit dem 31. Dezember ds. Js. ablaufen: _

Dauerflugpreis: Augenblicklicher Stand des Klassements:

1. Paulhan mit 653,767 km.

2. Tissandier mit 315,410 km.

3. Bleriot mit 191,200 km.

„Preise der Reise" (Augenblicklich Bleriot mit 41,200 km); „Michelin-Pokal" (Augenblicklich Henri Farman mit 234,212 Kilometer);

Preis Deutsch de la Meurthe (25,000 Francs dem Piloten, der mit Major Renard als Passagier, den Kanal nach England überquert).

Außerdem sind noch eine Anzahl kleinerer Bewerbe, zum Teil auch noch nach dem 1. Januar offen.

Aus der vorstehenden Zusammenstellung ergibt sich deutlich genug die gewaltige Entwicklung, die die Aviation hier genommen hat und zu nehmen im Begriff steht. Wie dieser Gang der Dinge hier von den Behörden nach Kräften unterstützt wird, hatte ich schon wiederholt Gelegenheit, zu erwähnnen.

Jetzt hat das französische Kriegsministerium sogar eine eigene Aviationsschule für Offiziere eingerichtet und hat diejenigen Genie-Offiziere, ie sich dem Flugsport widmen wollen, aufgefordeit, dahingehende Anträge zu stellen Für die erwähnten Lehrzwecke werden zwei Aerodrome geschaffen, eines in Vincennes bei Paris, das andere bei Antibes. Vier Aeroplane hat die Militärbehörde als Lehrmittel erworben. Es wird ein besonderes militärisches Offizier-Pilotenkorps gebildet weiden, mit dessen Führung Major Estienne betraut wird

Auch mit dem Bau jenes Aerotechnischen Instituts für welches bekanntlich der Petroleum-Magnat Henri Deutsch de la Meurthe ein Kapital von 500,000 Francs, sowie eine jährliche Beisteuer von 15,000 Francs gestiftet hat, ist nun begonnen worden. Es wird sich auf einem bei Saint-Cyr belegenen umfangreichen Terrain (zwischen Kadettenhaus und Milifär-Uebungsplatz), erheben und selbstverständlich mit allen Errungenschaften moderner Technik ausgestattet. Das Gebäude wird eine große Mittelhalle von 60 m Länge, 20 m Breite und 15 m Höhe enthalten, um welche herum sich die aerophysischen und aerochemischen Laboratorien, die Ateliers zur Bearbeitung von Eisen, Holz und Flächengeweben, Versuchsräumen der Konstruktionsmaterialien, Magazine, Anlagen zur Erzeugung der motorischen Kraft, Dynamos usw anreihen werden. Hinter diesem Gebäude zieht sich in dessen Verlängerung die Flugbahn von 1000 m Länge und 30 m Breite hin, auf der die praktischen Flugexperimente vorgenommen werden sollen. 'Man hofft, das Institut schon am 1. Mai 1910ein-weihen zu können.

Von Interesse ist es auch, daß die Internationale Vereinigung der anerkannten Automobilklubs beschlossen hat, bei der Internationalen Aeronautischen Vereinigung vorstellig zu werden, damit ein gegenseitiges Uebereinkommen in allen die Luftschiffahrt betreffenden Fragen herbeigeführt werde Ob die Aero-Clubs darauf eingehen werden, kann mehr als fraglich erscheinen.

Nun hat sich auch ein „Syndikat der Aviateure" konstituiert, dem alle namhaften Aviater beitreten zu wollen erklärt haben. Das Syndikat soll eine Interessenvertretung darstellen, welche nicht nur die Interessen der Piloten, sondern auch diejenigen der Unternehmer von Aviations - Veranstaltungen wahrzunehmen haben wird, also eine Art von Gegenstück gegen die vom Aero-Club beschlossene energische Beobachtung jener beiden Gruppen ....

Die Sport-Kontroll-Kommission der Ligue Nationale Aerienne hat in einer zu diesem Zwecke abgehaltenen Sitzung nun beschlossen, Piloten-Diplome an folgende Aviater zu verteilen: Bleriot, Bregi, Delagrange, Henri Farman, Gaudart, Gobron, Graf

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Lambert, Hubert Latham, Paulhan, Roiigier. Roger Sommer, Tis-sandier, Santos Dumont, Orville und wilbiir Wright.

Moderner Fliegerbau.

Civilingenieur Osk. Ursinus.

Hierzu Tafel V. (Fortsetzung von Seite 714 Nr. 25.)

Flieger Sautos Dumont.

Die Konstruktion der Flugmaschine von Santos Dumont, wie er sie zu seinen jüngsten erfolgreichen Flugversuchen benutzt hat, zeigt uns Tafel V dieses Heftes

Das Fahrgestell

bestellt aus einem vorderen Räderpaar und eine den hinteren Teil des Flugmaschinenkörpers stützende kleine Kufe. Die beiden Räder sind durch eine Achse verbunden. Auf der letzteren ruhen die Haupttrag-Streben. Um an Gewicht zu sparen ist an diesem Flieger eine besondere Abfederung nicht vorgesehen.

Der Rumpf

des Flugapparates ist aus drei etwa 5 cm starken Bainbusstangen konstruiert und zwar derart, daß sie im Querschnitt des Rumpfes ein Dreieck bilden. Die Enden der Bambus-Rohre, deren Kanten zur Vermeidung des Luftwiderstandes abgeschliffen sind, sind mit ovalen Stahlröhren verbunden. Die Konstruktion einer derartigen Strebenverbindung ist auf Tafel V dargestellt. Um ein Spalten oder Splittern der Bambusrohre zu vermeiden, sind letztere stellenweise mit Draht oder Kordel umwickelt. Der Führersitz besteht aus einer über die untersten zwei Bambusstäbe gespannte Leinwand und ist dicht hinter den Laufrädern tief angeordnet.

Die Tragflächen

sind V-förmig zueinander gestellt. Die beiden Hauptträger bestehen aus Eschenholz, deren stärkster Querschnitt sich 1 m von der Mitte derselben befindet. Dumont verwendet für die Tragflächenrippen Bambusrohr. Die ganze doppelseitig mit Seide bespannte Flächenkonstruktion wird dadurch sehr leicht Ueber die vorderen und hinteren Rippenenden ist ein Draht geführt, welcher ebenfalls mit Seide überspannt ist.

Die Verwindung der Tragflächen

wird durch seitliches Neigen des Körpers des Führers folgendermaßen bewirkt.

Hinter dem Sitze des Führers ist ein Rückenhebel R angebracht, von welchen aus Drähte durch bronzene Rohre O und O. nach den Tragflächen E und Ei führen, wie dies durch das Steuerungsschema Tafel V gezeigt wird- Die vertikale Achse dieses Hebels wird in einer Blechhülse M geführt, welche auf dem Westenrückenstück des Piloten angenäht ist. Es wird also durch das

Neigen des Körpers des Führers nach einer Seite hin die Verdrehung des entgegengesetzten rückwärtigen Flächenendes hervorgerufen.

Das hinten angeordnete

Höhen- und Seitenateuer

dient gleichzeitig zur Stabilisierung. Die Seiten- und Höhensteuer-ilächen sind fast rechtwinklig zueinander stehend mit einander verbunden (cf Tafel V). Diese Flächenkombination ist in einem Kardangelenk C drehbar gelagert. Die Verstellung des Seitensteuers S wird durch das Handrad A betätigt, während die Verstellung des Höhensteuers T vermittels des Hebels H ausgeführt wird. Das Gerippe dieser polykonartigen Flächen ist aus Bambusrohr hergestellt. Die Anordnung des Seilzuges geht aus den Abbildungen auf Taf. V deutlich hervor.

Der Biotor

ist ein 30 PS-Darracq-Motor und ruht vermittels eines Hilfsrah-mens auf den oberen besonders starken Bambusträger. Es ist ein Zwei-Cylind r-Motor von 130 mm Bohrung und 120 mm Hub und arbeitet mit Wasserkühlung. Direkt auf die Motorenwelle ist die Holzschraube aufmontiert.

Der Kühler

ist in sehr sinnreicher Weise direkt unter die Tragflächen montiert. Die Kühlung ist, da die von der Schraube bewegte Luft direkt auf das Röhrensystem wirkt, eine äußerst intensive

Interessant ist wie Dumont Wert auf die Vermeidung von Wirbelbildungen legt; so sind z. B. die Oel-Benzin-Behälter auf der der Flugrichtung entgegengesetzten Seite sehr schlank zugespitzt. Ebenso sind alle Stirnseiten wie Schraubennabe, vordere Tragdeckenkante, Kühler und Streben zugespitzt bezw. zugeschärft. , (Fortsetzung folgt.)

Der Flugsport in England.

(Originalbericht unseres Londoner Korrespondenten.)

Der Winter ist gekommen und hat für einige Monate den anfangenden Fliegern ihre Uebungcii recht beschwerlich gemacht Zwar hat Mr. Roe mit dem in der letzten Nummer des „Flug» sport" beschriebenen Dreidecker noch einige kleinere Flüge unternommen und Mr. MacClean hat mit seiner Short-Wright-Maschine in Eastchurch, Mr. Neale in Brooklands und Mr. Cody in Aintree weiter geübt; sonst aber hört die Öffentlichkeit in England augenblicklich nichts vom Flugsport und sensationellen Flügen. Um so eifriger wird aber in den Fabriken gearbeitet.

Die Gesellschaft der Motorindustriellen bereitet eine zweite internationale Aero-Ausstellung in London vor, die unter Leitung des Aero-Club nächsten März wieder in der Olympiahalle ge-

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„FLUGSFOKT

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halten werden soll, und die englischen Fabrikanten haben sich eine Ehrensache daraus gemacht, auf dieser Ausstellung möglichst ebenso gut abzuschneiden, wie sie es im November in der Motor-Wagenausstellung nach allgemeinem Urteile getan haben

Eine kleinere Flugsportausstellung wird wahrscheinlich vorher, im Februar, in Manchester gehalten werden, und die dortigen Fabriken rüsten sich ebenfalls für diese Veranstaltung. Bemerkenswert ist, daß dabei die Idee des Helicopters ganz besonders lebhaft erwogen wird, und man hofft bestimmt, auf beiden Ausstellungen einige Modelle von Helicoptern vorführen zu können.

Es ist im letz en Jahre in England ein bedeutendes Kaphal im Flugsport angelegt worden. Im Somerset House sind in den letzten elf Monaten etwa 50 Gesellschaften mit beschränkter Haftung eingetragen worden, die sich irgendwie mit der Aeronautik befasse , und das gezeichnete Kapital beträgt 10 Millionen Mark.

Es ist möglich, daß nur die Hälfte dieses Kapitals wirklich in Arbeit tritt, aber andererseits sind doch mindestens ebenso viele Firmen gegründet worden, die gerichtlich nicht eingetragen zu werden brauchten, und mehrere schon bestehende Firmen haben einen aeronautischen Fabrikationszweig aufgenommen, so-daß die Summe, die jetzt in England in der Aeronautik angelegt ist, mit 15 Millionen Mark eher zu niedrig als zu hoch geschätzt ist.

Ein schöner Monop'an, der Bleriot-Maschine ähnlich, ist jetzt von Howard T. Wright in Battersea fertiggestellt. Die Schwingenweite ist 28 engl. Fuß; die Gesamtlänge 27 Fuß; Tragfläche 160 Quadratfuß; Lascelles-Vier-Zylinder-Motor mit Luftkühlung; Gewicht der Maschine mit Motor 218 kg. Als Elevator dient das Schwanzdeck und das Gleichgewicht wird durch Verwin-dung der Schwingen hergestellt. Das Chassis besteht aus Stahlröhren, und die Landungsräder sind durch s'arke Federn geschützt.

Eine andere Maschine ist in Edinburg von Mr. Wilfrid Foulis gebaut Es ist ein Biplan, 31 Fuß breit. Die beiden Plane stehen in einem Absta de von 6 Fuß Das Rahmenwerk besteht in diesem Falle meist aus Bambus- Es ist eine Besonderheit der Maschine, daß der Motor sehr niedrig angebracht ist. Der Acht-Cylinder-Motor treibt einen Propeller von 7,5 i uß Durchmesser durch Kettenübertragung.

In Canada hat der englische Statthalter, Lord Grey, den Dr. Alexander Graham Bell, über den wir schon mehrfach berichteten, in seiner Aeroplan-Fabrik besucht und die 6 verschiedenen Typen, die dieser Erfinder baut, eingehend besichtigt. Trotz heftiger Schneestürme konnte ihm Mr. Mac Curdy auf dem „Baddeck No. II" einen Probeflug von 2 Kilometer Länge vorführen.

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Flugtechnische

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Rundschau.

Inland.

Flieger Heitmann. Dieser Flieger ist identisch mit dem in Nummer 24 auf Seite 696 des „Flugsport" beschriebenen Apparates von Schräder. Heitmann hat bereits einige kurze Flüge ausgeführt. Der Flieger ist in nebenstehenden Abbildungen dargestellt. Heitmann hat neuerdings verschiedene Aenderungen vorgenommen. Die Tragflächen sind 30 qm groß. Zum Betriebe dient ein 50 PS. Argus-Motor. Das Gesamtgewicht des Fliegers beträgt 260 Kilo. Heitmann ist zur Zeit mit dem Bau eines Miniaturfliegers von 12. qm beschäftigt. Er beabsichtigt Mitte Januar mit seinen Flugversuchen zu beginnen.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Flieger Heitmann. Flieger-Kühn und Eilenberger. Aus Berlin wird uns von einem Leser geschrieben:

Am Bußtag weilte ich in Leipzig und kam auf einem Spaziergang durch die Qrimmaischestraße, wo ich zu meinem Erstaunen folgendes Plakat las: „Erste Leipziger Flugmaschinen-Ausstellung Eintritt 30 Pfg., Kinder 15 Pfg." Selbstredend besuchte ich diese Ausstellung sofort. - Ich habe hier in Johannisthal die verschiedensten Apparate gesehen und gewann sofort den Eindruck, einen Bleriot-Flieger vor mir zu haben.

Bei näherer Betrachtung jedoch zeigte sich hier und dort in der Konstruktion eine kleine Abweichung. Bei dieser Gelegenheit muß ich allerdings

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auch ganz offen zugeben, daß ich selbst den Bleriot'schen Apparat nicht so genau kenne, um sofort die genauen Abweichungen bezeichnen zu können. Auch war der Leipziger Apparat derart ungünstig aufgestellt, daß eine genaue Besichtigung absolut unmöglich war, speziell den Führersitz und Anordnung der div. Hebel konnte man gar nicht sehen.

Der Apparat soll nach eigener Aussage der Herren M. Kühn (Schrittmacher) und H. F.ilenberger (Dauerfahrer) von ihnen selbsl konstruiert und gebaut worden sein.

Die Anordnung der Flächen und Steuer sowie die Konstruktion im allgemeinen ist fast ununterscheidbar dieselbe wie beim Bleriot-Apparat. Betätigung der Höhen- und Seitensteuer ganz wie in der Beschreibung des Bleriot XI in der letzten Nummer des Flugsport.

Das Höhensteuer des Leipziger Apparates besteht aus zwei getrennten Flächen, welche durch kreuzweis gespannte starke Holzleisten extra stabilisiert werden sollen. Diese zwei Flächen bewegen sich je auf einem Stift resp. Achse rechts und links in ca. Mitte des Schwanzgestells (Rumpf), d. h. zwischen den oberen uud unteren Leisten des Rumpfes, direkt vor dem Seitensteuer. Beim Start hebt sich das Hinterteil durch diese zwei Steuerflächen (It. Erklärung des Herrn Kühn), die Betätigung dieses Steuers wie beim Bleriot.

Der Apparat ist sonst ganz sauber gebaut, zu bemängeln wäre vielleicht, daß die 6 oder 8 Steuerseile, die am Boden des Rumpfes, jedoch ohne jegliche Rollen oder Oesen, entlang laufen, und somit wohl im praktischen Gebrauch bald ein Wirrwarr bilden könnten.

Der Propeller (von der Firma Friedrich ? in Leipzig) geliefert, erscheint mir ebenfalls unpraktisch, die Flügel desselben bestehen aus zwei je übereinander-geschraubten Leisten.

Zum Betriebe dient momentan ein 25 HP Anzani-Motor.

Der Apparat ist also im allgemeinen flugfertig, die Tragflächen waren damals jedoch noch nicht präpariert.

Motor und Propeller sind noch nicht ausgeprobt worden, wie ja auch der ganze Apparat überhaupt noch nicht geflogen ist.

Wie ich in Erfahrung brachte, haben die beiden Herren Kühn und Eilen-berger inzwischen vom Magistrat der Stadt Leipzig die Erlaubnis erhalten, daselbst öffentliche Flugversuche vornehmen zu können und ist der betr. Platz dazu auch bereits angewiesen worden.

Plugtechniker Schlüter führt zur Zeit auf der Loddenheide bei Münster i. W., dem großen Uebungsplatze der dortigen Garnison, Flugversuche mit einem Voisin-Zweidecker aus.

Schwingenflieger von Herold und Sander. In Greiz ist zur Zeit ein neuer Schwingenflieger im Bau. Der Apparat ist von zwei deutschen Technikern Herold und Sander gebaut und besteht aus einem Abfluggestell und einem Antriebsgehäuse, auf dem sich der Motor befindet und zwei zweiteiligen Flügeln. Vorn befindet sich das Höhensteuer, das durch die Flügel betätigt wird. Der Apparat ist 9 m lang und wird einen 50 PS.-Motor erhalten.

Flieger Röbel. Der bekannte Radrennfahrer Röbel ist nun auch unter die Flugtechniker gegangen. Er hat sich von Ingenieur Mordhorst in Kiel einen Eindecker nach System Bleriot bauen lassen. Der Motor von 40 PS. wurde von Haacke in Treptow geliefert. Röbel will zunächst in Johannistal üben und an der Flugwoche in Kairo teinehmen.

Mit seinem Wright-FHeger ist Korvettenkapitän Engelhardt am 11. d. M. auf dem Flugplatz Johannistal abgestürzt. Er erlitt leichte Verletzungen im Ge-

sieht, hauptsächlich durch Zerbrechen seiner Schutzbrille. Der Unfall ist auf Versagen des Höhensteuers zurückzuführen. Der Apparat stieß mit dem Vorderteil heftig auf, wodurch Engelhardt in großem Bogen aus dem Apparat herausgeschleudert wurde. Der Motor war indessen nicht beschädigt. Die Unterrichtsflüge werden inzwischen von dem Mechaniker Keidel fortgesetzt. Engelhardt dürfte in einigen Tagen wieder hergestellt sein. - Bemerkt sei noch, daß Engelhardt mit Passagieren ohne Fallgewicht startet.

Ausland.

Flieger von Feure und Deperdussin. In einem Pariser Warenhause ist zur Zeit ein Eindecker ausgestellt, bei welchem sich das Höhensteuer vorne befindet und zwei gegenläufige Schrauben hinten angeordnet sind. Der Motor leistet bei 2300 Touren 65 PS. Das Gewicht des Motors beträgt 74 kg. Der Sitz des Führers ist sehr weit hinten angebracht. Der Motor befindet sich vor

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Flieger von Feure und Deperdussin.

der Tragfläche. Das Fahrgestell bestellt aus 4 Rädern, welche durch eine Gleitschiene gesichert werden. Die vorn angeordneten Höhen- und Seitensteuer werden durch zwei links und rechts vom Führersitz angeordnete Handräder betätigt.

Flieger Rusjan. Die Brüder Rusjan aus Görz haben einen Zweidecker konstruiert, der mit einem französischen Motor ausgestattet war. Am 6. d. M. fand ein Flugversuch statt, bei welchem sich der Apparat ca. 5 m vom Boden erhob. Um einem Hindernisse auszuweichen, kollidierte er mit einem Wagen, wobei eine Tragdecke des Apparates zerstört und der Motor leicht beschädigt wurde. Der Lenker der Maschine blieb unverletzt.

Eindecker „La Fregate". Dieser neue Apparat besitzt eine Spannweite von 10 m, eine Länge von 7 m und einen Flächeninhalt von 20 qm Zum Betriebe dient ein Dreizylinder - Anzani - Motor von 25 PS. Das Gewicht beträgt 212 kg. D..s Fahrgestell ist nach der bekannten Bleriot-Konstruktion ausgeführt. Interessant und neu ist die eigentümliche Gestaltung der Tragflächen, deren Flächenenden nach Vogelart nach unten gekrümmt sind (vergleiche die Abbild.) Diese Flächenenden sind verwindbar und dienen zur Erhaltung der seitlichen Stabilität.

lugsport", Organ der deutschen Flugtechniker-Vereine 1909. Tafel V.

Flugmaschine Santos Dumont.

Z. moderner Fliegerbau von Civ.-lng, Ursinus.

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Der V-förmige gleichzeitig zur Stabilisierung in der Längsrichtung dienende Schwanz ist ähnlich wie bei Grade verwindbar. Unter dem V-förmigen Schwanz befindet sich ein rechteckiges Seitensteuer.

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Eindecker „La Fregate."

Patentwesen.

England.

No. 18976. W. H. Dunkley, Birmingham: Verbesserungen in der Construction von Flugmaschinen.

No. 18982. A. E. Downing, West Bromwich : Verbesserungnn an Flugmaschinen. No. 19006. M. Gr. Klean: Verbesserter Aeroplan.

No. 19046. A. Yarwood, Northwich: Propeller für Luftschiffmaschinen usw. No. 19163. D. R. Bruce: Verbesserungen an Flugmaschinen. No. 19198. W. J. Potter: Verbesserungen an Aeroplanen.

No. 19208. L. Bleriot: Verbesserungen an Aeroplanen. (In Frankreich angc-

meldet_6. Juli 1909). No. 19216. A. E. High und S. F. Edge: Verbesserungen an Flugmaschinen. No. 19240. J. P. Glover, Bradford-on-Avon: Luftschiff.

No. 19265. Chiistian Lorenzen. Harrow: Verbesserungen an Flugmaschinen und Snhraubenpropellern für dieselben (Zusatzpatent zu No. 13809/08).

Anmeldungen vom '23.-28. August 1909.

No. 19315. Wolseley Tool & Motor Car Co. und A. D. Remington, Wolver-hampton : Verbesserungen an Luftfahrzeugen, um den Gewichtsverlust zu vermindern, der durch die Verzehrung von Feuerung verursacht wird.

No. 1V327. Th. Bettney, Birmingham : Verbesserungen an Aeroplan-Propellern.

No. 19405. L. B. Goldman, Hayward's Heath, Sussex; Verbesserungen an Lut'l-maschiueu.

No. 19415. H j. Hogers und W. Beedle, Watford: Verbesserungen au Aeroplanen.

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„FLUObPORT"

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No. 19473. W. Tattersall, Manchester: Verbesserter umkehrbarer Luftpropeller

und Fächer, um Luft zu bewegen. No. 19493. (i. Th. Money: Fiiigmascliine.

No. 19540. J. Means: Verbesserungen an Sicherheitsapparaten für die Kontrolle von Flugmaschinen. (In den Vereinigten Staaten angemeldet Okt. 6, 1908.)

No. 19548. J. V. L. Hall: Verbesserungen an Aeroplanen.

No. 19619. W. F. Zeiger: Verbesserungen an Flugmaschinen.

No. 19641 Ch. L. Theedale, Otley: Verbesserungen an Drachen.

No. 19666. J Gant: Verbesserter aeronautischer Ortsfinder und Windmesser. (Zusatzpatent zu No. 10540/09.)

No. 19700. Alfred Wunderlich: Verbesserungen an Motorflugmaschinen. (Zusatzpatent zu No. 1307,08.

No. 19731. W. Tattersall, Manchester: Verbesserungen an Aeroplanen.

No. 19760. A. Fletcher und E. Flettcher: Verbesserungen an Aeroplanen.

Einflächiger Drachenflieger mit einem veiwindbaren Flügelpaar.*)

Die Erfindung bezieht sich auf einen einflächigen Drachenflieger mit einem verwindbaren Flügelpaar und besteht darin, daß eine Bewegung des um zwei wagerechte, zueinander senkrechte Achsen drehbaren Steuers und die Ver-windung der Flügelflächen durch die gleiche Uebertragung gleichzeitig oder unabhängig voneinander ausgeführt werden kann. Hierdurch wird eine größere Sicherheit in der Lenkung der Flugmaschine und der Erhaltung der Stabilität erzielt.

In der Zeichnung sind Abb. 1 und 2 Längsschnitt und Oberansicht eines Drachenfliegers mit einem einzigen verwindbaren Flügelpaar für große Geschwindigkeiten, Abb. 3 zeigt schematisch den Steuerungsmechanismus für das Steuer, Abb. 4 eine andere Ausführungsform der Steuerung.

Der Drachenflieger besteht ans einem Gerüst a aus metallenen oder armierten Längsstangen. Diese sind durch Querstangen miteinander verbunden, welche einen trapezförmigen, rechteckigen oder dreieckigen Querschnitt zusammensetzen. Das Gerät a ist von einer Umhüllung b umgeben, welche durch Seitenwände bildende Kreise c gehalten wird, und welche aus glattem Stoff hergestellt ist. Vorn ist die Einhüllung in der vertikalen Ebene nach Art eines Messers d abgeflacht und hinten nach einem sich verjüngenden Rotationskörper e ausgebildet. ϖ

Auf dem Vorderteil des Traggerüstes ist das Flügelpaar f angebracht, welches von oben gesehen die in Abb. 2 angedeutete Form zeigt. Die Flügel können leicht gekrümmt sein und eine gewölbte Oberfläche haben. Sie sind starr an dem Traggerüst befestigt, und der vordere rechteckige Teil ist an seinen äußeren Ecken mit vorderen Spannseilen g und hinteren Spannseilen g' verbunden, die an den Enden eines Längsträgers Ii befestigt sind, der in seiner Mitte mit einer vertikalen, schwingenden Stange i verbunden ist, deren Drehung erzeugt wird, wie aus dem folgenden ersichtlich ist.

Die Drehung übt auf das vordere Zugseil g eines der Flügel und gleichzeitig auf das hintere Zugseil g' des anderen Flügels einen Zug aus. Auf diese Weise bewirkt man die Neigung des vorderen Teiles des einen und die Neigung des hinteren Teiles des anderen Flügels. Daraus ergibt sich, wie leicht verständlich, ein windschiefes Verziehen der Oberfläche, wodurch der Apparat um seine horizontale Längsachse und gleichzeitig um eine senkrechte Achse gedreht wird. Auf diese Weise kann man sowohl Steuerung als auch eine Veränderung des seitlichen Gleichgewichtes erzielen.

Vor den Flügeln ist in dem Gestell a der Motor j eingesetzt, welcher vermittels einer wagerechten, geeignet gelagerten Längswelle die vorn befindliche Schraube I antreibt Im Traggestell a ist der Behälter m für die Verbrennungsflüssigkeit vorgesehen. Hinten ist der Sitz n des Fahrers angeordnet. Die Gewichte sind so ausgeglichen, daß das Gestell bei horizontalem Flug wagerecht liegt.

Am hinteren Teil der Umhüllung e ist das durch eine ebene oder gewölbte horizontale Fläche gebildete Steuer o doppelgelenkig angesetzt.

D. R. P. No. 216650. Robert Esuault Pclterie in Boulogne-sur-Seine.

Dieses Steuer ist derart angebracht, daß es sich um seine horizontale Längsachse q drehen kann, welche 7.. B. hohl ausgebildet sein und eine feste zylindrische Stange r umgeben kann, welche ihr als Achse dient. Mit dieser

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Abb. 1.

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Abb. 2.

Stange r ist eine Achse s verbunden, welche in einem Stützlager z drehbar und mit einer ersten Gabel t des kardanischen Gelenkes verbunden ist, dessen zweite Gabel u mittels einer Stange v mit einem zweiten kardanischen Gelenk w in Verbindung steht, daß selbst wieder mit einem vertikalen Hebel x durch eine horizontale Längsstange y gekuppelt ist. Andererseits hängt die hohle Achse q des Steuers mit einer vertikalen Stange 1 zusammen, welche durch eine auf einem kleinen vertikalen Arm 3 schwingende Stange 2 mit einer Längsstange 4 verbunden ist, die an einem anderen mit Bezug auf den Sitz n des Fahrers symmetrisch zum Hebel x angebrachten Hebel 5 endigt. Einerseits kann man mit dem Hebel x, welchen man rechts oder links schwingt, eine Drehung der Stange y erzielen und folglich eine solche der kardanischen Gelenkstange v der

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Abb. 3.

Achse s und so das Steuer o um die erwähnte Achse s sich drehen lassen und das Steuer folg ich auf der einen Seite senken und auf der anderen Seite heben Dieses Ausschlagen des Steuers hat die Wirkung, eine entsprechende Neigung um die Achse r vorausgesetzt, eine horizontale Kraft zu erzeugen, welche den Apparat dreht und gestattet, Wendungen in den Horizontalen zn machen.

Indem man andererseits den Hebel 5 von vorn nach hinten oder umgekehrt neigt, veranlaßt man das Steuer, um seine Achse q zu schwingen, derart, daß sein hinterer Teil gesenkt oder gehoben wird. Auf diese Weise bewirkt man das Steigen und Fallen des Fliegers. Weiter ist der Hebel 5 durch eine horizontale Stange 6 mit einem Kniehebel 7, mit einer auf diesem Kniehebel gelenkig angebrachten Stange 8 und mit einem Arm 9 verbunden, welcher senkrecht zur Stange i steht und mit derselben fest verb nden ist. Wie ersichtlich, erzielt man die Drehung der Stange i und folglich der Querstange h durch Neigen des Hebels 5, welcher an seinem unteren Teil drehbar gelagert ist, nach rechts oder links, was die Verwindung des vorderen Flügelpaares zur Folge hat, wie oben erwähnt.

Der in Abb. 4 in Oberansicht dargestellte Drachenflieger zeigt den Ersatz des Steuers durch ein zweites verwindbares Flügelpaar. Da bei der Verwindung die Kanten sich nach auf- und abwärts biegen, so tritt eine Drehung

p o M—

Abb. 4.

um eine wagerechte Querachse des Fliegers ein. Bei der Verwindung geht aber auch eine Kante des einen Flügels aufwärts, die entsprechende Kante des anderen Flügels abwärts, so daß auch eine Drehung um eine wagerechte Längsachse vorbanden ist. Der Drachenflieger trägt also zwei Paare von Flügeln A und B, welche auf einen armierten, von ein er Uinfiniriing von geeigneter Form umgebenen Hauptträger gesetzt sind.

C ist der Sitz des Führers, D der Behälter für die Verbrennungsflüssigkeit. E ist der Motor, welcher vermittels der horizontalen Welle F den Antrieb der hinten angeordneten Schraube G ubernimmt. Die Gewichte sind wieder ausgeglichen.

Die Verwindung der beiden Flügelpaare kann gleichmäßig oder entgegengesetzt sein, d. h. beispielsweise der vordere Teil der auf derselben Seite gelegenen und der hintere Teil der auf der anderen Seite gelegenen Flügel neigen sich in demselben Sinne oder aber die vorderen Teile auf derselben Seite, und die hinteren Teile der anderen Seite neigen sich entgegengesetzt. Man sieht daß man damit sowohl die Seiten-, als auch die Höhenstenerung bewirken kann. Als Mittel zur Verwindung dieser Flächen kann die früher beschriebene Anordnung Verwendung finden.

Patent-Ansprüche:

1. Einflächiger Drachenflieger mit einem verwindbaren Flächenpaar, dadurch gekennzeichnet, daß die Bewegung des Steuers, welches in an sich bekannter Weise um zwei in der Längsrichtung und in der Querrichtung des Fliegers liegende Achsen drehbar ist, um die in der Ebene des Steuers liegende Achse und die Verwindung der Flächen durch einen einzigen Stellhebel gleichzeitig oder unabhängig voneinander ausgeführt werden kann.

2. Ausführungsform nach Anspruch 1 gekennzeichnet durch die Anordnung zweier Hebel (5,x), von denen einer (5) durch seitliche Bewegung vermittels Hebelübertragung <G, 7, 8, 9) die Flügel verwindet und durch Bewegung vor-oder rückwärts vermittels der Hebel (4, 2, 1) das Steuer um die quer zur Bewegungsrichtung liegende Achse verstellt, während der zweite Hebel x vermittels Stangen (y, v) und Gelenke (w, u) durch seitliche Bewegung das Steuer um eine in der Bewegungsrichtung liegende Achse dreht.

3. Ausfuhrungsform nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, daß an Stelle des Steuers ein zweites verwindbares Flügelpaar (B, B) angebracht ist.

Luftschraube mit unstarren Flügeln.*)

Haben Flugapparate, deren Hubschrauben sich um senkrechte Achsen drehen' eine wagerechte Bewegungsrichtung, so haben diejenigen Schraubenflügel, welche in der Flugrichtung schlagen, eine um die wagerechte Bewegungsgeschwindigkeit größere, diejenigen Schraubenflügel, welche sich entgegengesetzt der Flugrichtung bewegen, eine um ebensoviel geringere Geschwindigkeit gegen die Luft als die Umdrehungsgeschwindigkeit der Schraube. Diese Erscheinung hat zur Folge, daß der Auftrieb derjenigen Flügel, welche in Richtung des Fluges schlagen, größer ist, als der Auftrieb derjenigen, welche sich umgekehrt bewegen. Bestehen die Flügel der Luftschrauben aus dünnem Material, das erst unter Einwirkung der Fliehkraft gespannt wird, so geraten die Flügel durch den ungleichen Auftrieb in eine wellenförmige flatternde Bewegung und rufen in der Drehachse große Biegungsbeanspruchungen hervor. Die vorliegende Erfindung verfolgt die Aufgabe, diesen ungleichen Auftrieb der Flügel einer Schraube und dessen nachteilige Wirkungen zu beseitigen. Es wird zu diesem Zwecke die eintretende Kante der Flügel mit der Drehachse mittels eines längeren Hebelarmes verbunden als die austretende Kante. Zur Verbindung der letztgenannten mit der Achse mittels eines möglichst kleinen Hebelarmes dient z. B. eine auf der Drehachse angebrachte Hülse. Hebt sich nun unter der Einwirkung des vergrößerten Auftriebes der in der Flugrichtung schlagende Flügel, wobei der ganze Flügel etwas zurückbleibt, so nimmt der Steigungswinkel desselben ab, so daß eine geringere Vergrößerung des Auftriebes stattfindet, als sich bei unveränderter Steigung aus der relativen Geschwindigkeit des Flügels zur Luft ergeben haben würde. Senkt sich der Flügel, welcher im umgekehrten Sinne schlägt, so findet eine Vergrößerung des Steigungswinkels des Flügels statt und der Auftrieb nimmt dementsprechend nur wenig ab. Diese Flügelbefestigung bringt noch einen weiteren Vorteil mit sich für den Fall, daß beim Fluge der Antriebsmotor aus irgend einem Grunde versagt. Die Verbindung zwischen dem Motor oder den Motoren und den Schrauben wird, etwa durch eine Sperrhakenkupplung gemäß Abb. 4 der Zeichnung, derart ausgebildet, daß die Schrauben, sobald der Motor stehen bleibt oder seine Umdrehungszahl unter ein gewisses Maß sinkt, sich vom Motor selbsttätig loskuppeln und infolge der in ihnen aufgespeicherten Bewegungsenergie ihre Drehung beibehalten. Die Drehgeschwindigkeit der Schrauben nimmt jedoch: bald ab und somit auch die Spannung der Flügel. Infolgedessen heben sich die Flügel relativ zum Flugapparat, der anfängt zu sinken, und zwar hebt sich die austretende Kante der Flügel schneller als die eintretende, so daß nach einiger Zeit die austretende Kante höher liegt als die eintretende. Der von unten wirkende Luftwiderstand des fallenden Flugapparates dreht jetzt die Schrauben in dem gleichen Sinne weiter wie vorher der Motor. Nach einiger Zeit ist der Beharrungszustand erreicht; die Drehgeschwindigkeit der Schrauben nimmt nicht mehr ab. Die Flügel bleiben also durch die Zentrifugalkraft gespannt und der Flugapparat fällt aus beliebiger Höhe mit mäßiger Geschwindigkeit zur Erde. Der Beharrungszustand tritt ein hei einer Geschwindigkeit, die um so größer ist, je geringer die

*) D. R. P. Nr. 214 228. P. F. Degn, Bremen.

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„FLUGSPORT."

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Widerstände sind, welche die Flügel bei ihrer Bewegung zu überwinden haben. Der hauptsächlichste Widerstand ist der Stirnwiderstand der vorgehenden Flügel-kante. Um diesen auf das geringste Maß zu bringen und um ferner das Umklappen der Flügelkanten zu vermindern, werden letztere mit dünnen Blechstücken versteift. Werden die eintretenden Kanten der Flügel an einem Rad befestigt, was in konstruktiver Hinsicht manche Vorteile bietet, so schlägt die austretende Kante nach dem Versagen des Motors gegen den Radkranz und kann also an dieser Stelle nicht höher steigen, als die eintretende Kante. ϖ Um trotzdem zu bewirken, daß beim Versagen des Motors die Schrauben die umgekehrte Steigung annehmen, so daß sie vom Luftwiderstand in Drehung erhalten werden, sind die Gewichte des Flügels so verteilt, daß die Spannung der eintretenden Kante größer wird, als die der austretenden Kante. Dieses kann zweckmäßig dadurch erreicht werden, daß bei den etwa aus Segeltuch hergestellten Flügeln die äußeren Enden aus einem trapezförmigen dünnen Blech bestehen, dessen breitere Seite die vorgehende Kante ist. Die etwas geringere Spannung der austretenden Kante hat außerdem den Vorteil, daß der Steigungswinkel des Flügels von der Drehachse nach dem äußeren Ende zu abnimmt, was für den Wirkungsgrad, d. h. für das Verhältnis des nutzbaren Auftriebes zur Arbeitsleistung günstig ist.

Die Hülsen, an denen die austretenden Kanten der Flügel befestigt sind, sind auf der Achse verschiebbar angeordnet. Durch eine Verschiebung derselben wird die Steigung der Schrauben vergrößert oder verkleinert und dementsprechend auch das zur Drehung der Schrauben erforderliche Moment. Sind die zur Drehung der beiden entgegengesetzt sich bewegenden Schrauben erforderlichen Momente einander gleich, so macht die mit dem Motor starr verbundene Gondel keine Drehbewegung. Ueberwiegt aber der Drehwiderstand der einen Schraube, so dreht sich die Gondel in umgekehrter Richtung. Die Hülsen kann man von der Gondel aus etwa mittels Drahtseils verschieben und zwar derart, daß die

Abb. 1. Abb. 5.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Abb.: 4. ■. Abb. 3. Abb. 2.

Hülse der einen Schraube sich senkt, während diejenige der anderen Schraube sich hebt. Der Fliegende hat es also in der Hand, die Gondel nach Belieben zu schwenken oder geradeaus zu fahren, also vollständig zu steuern, ohne Anwendung eines Steuerruders.

Die Zeichnung stellt ein Ausführungsbeispiel des Flugapparates dar und zwar zeigt

Abb. 1 einen senkrechten Schnitt durch den Flugapparat, der auf den Beschauer zufliegt;

Abb. 2 eine Ansicht der einen Luftschraube von oben; Abb. 3 die obere Ansicht der Gondel;

Abb. 4 stellt die Sperrhakenkupplung zwischen dem Motor und den Schrauben dar, und

Nü. 26

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Abb. 5 zeigt die Neigung der äußeren Enden der Flügel.

An den röhrenförmigen konzentrischen Achsen a und b sind Räder c befestigt, die nach Art der Räder von Fahrzeugen ausgebildet sind. Mit diesen Rädern sind die eintretenden Kanten d der Flügel verbunden; die austretenden Kanten e der Flügel sind durch die Seile f mit den Hülsen g und h verbunden. Aus Abb. 1 ist ersichtlich, wie beim Heben eines Flügels sein Steigungswinkel verringert wird. Der linke Flügel der oberen Schraube und der rechte der unteren Schraube schlagen in Richtung des Fluges, sind daher etwas gehoben, wodurch der Steigungswinkel kleiner geworden ist als bei den beiden anderen Flügeln.

Die zwei Motore i treiben durch vier Kegelräder k die beiden Achsen in umgekehrtem Sinne an. Zwischen den Motoren und den Kegelrädern sind Sperrhakenkupplungen 1 eingeschaltet (Abb. 4. Mit dem Bügel m, der die Lager für die Achsen und für die Wellen der Kegelräder enthält, sind die Motore und die Gondel n starr verbunden. Die Hülsen g und h können mittels der Zugstange o, des Bügels p, des Seiles q und der Leitrollen r von der Plattform der Gondel aus verschoben werden. Bewegt z. B. der Flieger, der auf der Gondel zwischen den beiden parallelen Strängen des Seiles steht, letzteres in Richtung des Pfeiles I, so wird die HUIse g nach unten und die Hülse h nach oben geschoben und die Gondel dreht sich in Richtung des Pfeiles II. Die strichpunktierten Linien zeigen die Stellung der Flügel, wenn der Apparat nach Versagen des Motors zu Boden sinkt.

Durch die dreieckigen Blechstücke s sind die Flügelkanten, und zwar sowohl die austretenden wie die eintretenden versteift. Diese Versteifung bietet weit weniger Luftwiderstand als die bekannte Versteifung mittels Seile oder Ketten, t stellt die trapezförmigen Blechenden der Flügel dar.

Patent-Ansprüche.

1. Luftschraube mit unstarren Flügeln, dadurch gekennzeichnet, daß die eintretende Kante der einzelnen Flügel mittels eines längeren Hebelarmes mit der Drehachse verbunden ist als die austretende Kante der Flügel.

2 Luftschraube nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die austretenden Kanten der Schraubenflügel mit einer Hülse verbunden sind, welche auf der Drehachse sitzt und von der Gondel des Flugapparates aus verschoben werden kann.

3. Luftschraube nach Anspruch 1, bei welcher infolge der Gewichtsverteilung der Flügel die Spannung der eintretenden Kanten größer als die der austretenden ist, dadurch gekennzeichnet, daß das hierzu dienende Schwunggewicht in Gestalt eines dünnen Blechstückes am Ende der Flügel angebracht ist und die übrigen Flügelkanten durch dünne Blechstücke versteift sind.

4. Luftschraube nach Anspruch I, dadurch gekennzeichnet, daß ihre Verbindung mit dem Motor durch eine Kupplung bewirkt ist, die ein Weiterdrehen der Schraube im gleichen Sinne gestattet, wenn der Motor plötzlich zu langsam läuft oder ganz stehen bleibt.

Luftschraube mit unstarren Flügeln.*)

(Zusatz zum Patent Nr. 214228.)

Die Erfindung hat den Zweck, die in dem Patent 214 228 beschriebene Luftschraube weiter auszubilden oder zu verbessern. Bei Luftschrauben dieser Art verursacht es, besonders bei Wind, große Schwierigkeit, die Schraube in Bewegung zu setzen, da jeder Flügel nur an einem einzigen Punkte hängt und infolgedessen keine bestimmte Lage hat. Wenn aber die Schraube schon in Bewegung gesetzt ist, so macht jeder Flügel eine pendelnde Bewegung um seine Gleichgewichts'age. Diese Nachteile werden durch die vorliegende Erfindung beseitigt.

Der Gegenstand der Erfindung ist auf beiliegender Zeichnung dargestellt, und zwar gibt

Abb. 1 eine Aufsicht auf eine Luftschraube gemäß Abb. 2 des Patentes 214 228, jedoch mit sechs Flügeln, während

Abb. 2 eine abgeänderte Form des Erfindungsgegenstandes veranschaulicht.

*) D. R. P. Nr. 214,229. P. F. Degn, Bremen.

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FLUGS POR T".

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Wie aus Abb. 1 ersichtlich, sind die austretende und die eintretende Kante je zweier benachbarter Flügel b durch ein Seil oder durch eine Kette a miteinander verbunden. Nach Belieben können selbstverständlich statt des einen auch

mehrere Seile oder

Ketten verwendet werden. Wird nun die Luftschraube gedreht, so werden die Seile oder Ketten a unter der Einwirkung der Zentrifugalkraft nach außen geschleudert, so daß sie gespannt werden. Dadurch aber üben sie auf die Flügel b einen Zug in der Abb. 1. Richtung des Umf anges aus, so daß die Flügel straff gespannt werden, also das schäd-licheFlattern derselben auf diese Weise verhindert wird.

Durch eine zweckmäßige Anbringungdes Seiles oder der Kette ist es ferner möglich, auf einfache Weise der Schraube eine belie-bigeSteigung zugeben. Eine solche Vorrichtung ist in der Abb. 2 im Schnitt dargestellt. Wie aus derselben er-Ahh o sichtlich, sind in die-rtüü £- sem Falle die Seile oder Ketten nicht in der Ebene der Flügel, sondern mittels Hebelarmen an den Flügeln b angeschlossen. Bei der Drehung werden die Seile oder Ketten nicht allein die Flügel b spannen, sondern ihnen zu, gleicher Zeit eine Steigung geben, deren Größe natürlich von dem Hebelarm abhängig ist.

Patent-Ansprüche.

1. Luftschraube mit unstarren Flügeln nach Patent 214 228, dadurch gekennzeichnet, daß die eintretenden und austretenden Kanten je zweier benachbarter Flügel durch ein oder mehrere Seile oder Ketten miteinander verbunden sind, welch letztere in der Drehungsebene der Flügel befestigt sind, zum Zwecke, ein Flattern der Flügel zu verhindern.

2. Luftschraube nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die zur Verbindung der Flügel dienenden Seile oder Ketten an besonderen Armen an den Flügeln befestigt sind, um eine bestimmte Steigung zu erzielen.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Verschiedenes.

Ein internationales juristisches Comite für den Luftverkehr hat sich, wie uns von autoritativer Seite mitgeteilt wird, in Paris gebildet. Zweck desselben ist, in jedem Land die Luftschiffahrts-Interessen zu verteidigen, alle Dokumente, welche juristische Theorien, Gesetzvorschläge, Urteile, die die Luftschiffahrt betreffen, sowie alle dieselben betreffenden Lehr- und Rechtslehrdo-kumente zu sammeln und unter ihren Mitgliedern zur Diskussion zu bringen, bei den Regierungen für die Annahme von der Luftschiffahrt günstigen Gesetzentwürfen zu wirken, sowie eine Vereinigung vorzubereiten, die es jedem Aviatiker

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I- LUüS P O R I

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und Luftschiffer ermöglichen soll, überall bei seiner Landung unentgeltlichen Rat und Rechtsbeistand zu finden, wenn er solchen benötigen sollte etc.

Dem Comite gehören zahlreiche französische juristische Beamte, Rechtsanwälte und Rechtslehrer an, sowie auch einige Ausländer. Für Deutschland fungieren die Herren Assessor Dr. Meyer, Frankfurt a. M. und Rechtsanwalt Dr. Schirokauer, Berlin.

Herzog Ludwig Wilhelm in Bayern, der hervorragende Rennreiter und Automobilist (Herkomerfahrt 1907, Prinz Heinrich-Fahrt 1908, 1909, Semmering-rennen 1909', wird jetzt den Flugsport betreiben und hat zu diesem Zweck einen Aeroplan gekauft.

Eine Fliegerwoche ist in Breslau projektiert und zwar ist eine Konkurrenz von Breslau nach Zopten geplant, welche Strecke ca. 27 km lang ist.

Die Wright-Aeroplan-Gesellschaft in New-York verspricht, daß sie mit ihrer großen Aeroplantype 1000 km ohne Aufenthalt fliegen kann und daß die große Wrightmaschine 20 Passagiere befördern soll.

Die erste Flugwoche in Afrika fand am 28. November in Algier vor ca. 25000 Zuschauern statt. Besondere Leistungen wurden nicht geboten. Taurin machte auf einem Bleriot-Eindecker zwei kurze Flüge über 200 Meter, während Metrot auf einem Voisin-Zweidecker 2000 Meter in etwa 20 Meter Höhe zurücklegen konnte.

Ein Flugmaschinenrennen von Paris nach Brüssel wird anläßlich der nächstjährigen Brüsseler Weltausstellung geplant. Die Strecke beträgt 300 Kilometer, ist also nach den letzten Leistungen der Flieger durchaus nicht unüberwindlich, zumal die Strecke natürlich mit Zwischenlandungen bezwungen werden soll. Mit der näheren Ausarbeitung der Bedingungen wurde ein Ausschuß betraut.

Flugsportclub Rorschach. Am 14. Dezember a. c. wurde in Rorschach (Schweiz) ein Flugsport-Club gegründet. Er bezweckt die Förderung und Pflege des Flugsportes und sucht dies zu erreichen durch Einführung seiner Mitglieder in die technischen und wissenschaftlichen Grundlagen der Luftschiffahrt und durch praktische Uebungen mit Apparaten ohne motorische Kraft, durch finanzielle Unterstützung schweizerischer Luftfahrzeug-Konstrukteure, sowie durch Veranstaltung von Luftfahrzeug-Ausstellungen und Wettfliegen.

Die Leitung der Geschäfte ist einem 8gliedrigen Vorstande unterstellt, dem zur Begutachtung von Spezial-Fragen eine 5gliedrige technische Kommission zur Seite steht.

Präsident ist der bekannte Sportsmann G. Stürm; Vizepräsident der Techniker V. Bischofberger, Geschäftsführer der Kaufmann J. Raedle und Präsident der technischen Kommission Ingenieur Lengweiler, alle in Rorschach. Der Flugsport-Club Rorschach ist die erste derartige Vereinigung in der Schweiz und es bleibt abzuwarten wie sich die Allgemeinheit zu dieser fortschrittlichen Gründung verhält. Korrespondenzen sind zu richten an Flugsport-Club Rorschach (Schweiz).

Geschäftliche Nachrichten.

Deutsche Flugmaschinenbau-Gesellschaft m. b. H., Berlin. Unter dieser Firma ist unter Nr. 7183 eine neue Gese lschaft in das Handelsregister eingetragen worden. Geschäftsführer sind Max Schultze in Karlshorst und Dipl.-Ing. Alfred Joachimczyk in Berlin.

Eine sehr hohe Auszeichnung wurde soeben der Coniinental-Caout-chouc- und Gutta-Percha-Compagnie in Hannover zuteil.

Seine Majestät der Kaiser und König hat deser Gesellschaft die Goldene Staats-Medaille für gewerbliche Leistungen verliehen.

Herr Regierungspräsident von Philipsborn, in Begleitung des Herrn Geh. Regierungsrats von Rosnowski, überreichte den Direktoren der Continental-Caoutchouc- und Gutta-Percha-Compagnie, Herrn Kommerzienrat Seligmann, Herrn Dr. Gerlach und Herrn Willy Tischbein, in den Direktionsräumen der Continental diese Auszeichnung persönlich mit den besten Glückwünschen und unter anerkennenden Worten, daß diese Firma neben ihren großen wirtschaftlichen Erfolgen die Fürsorge für ihre Arbeiter nie vergessen habe.

Er schloß seinen Glückwunsch mit der Hoffnung, daß der Gesellschaft auch weitere Erfolge für die Zukunft beschieden sein mögen.

No. 26

Die Continental-Caoutchouc- und Gutta-Percha-Compagnie hat diesen Anlaß benutzt, einer Anzahl ihrer Arbeiter, deren treue Mitarbeit in langen Jahren mit dazu beigetragen hat, diese Anerkennung zu erhalten, durch namhafte Geldgeschenke zu erfreuen.

Vorträge.

„Luftkriegsrecht!' Ueber dieses Thema hielt am Donnerstag den '2. Dezember Herr Assessor Dr. Meyer, zweiter Vorsitzender des Frankfurter Flugsportklubs im Kaiserlichen Aeroklub zu Berlin einen Vortrag, der sehr stark besucht war und dem u. a. Geheimrat Köttgen vom Justizministerium im Auftrag des Justizministers, Exzellenz v. Nieber, Admiral v. Hollmann, Major v. Parseval, Hauptmann a. D. v. Kehler, Rittmeister a. D. v. Frankenberg, ein Vertreter des Auswärtigen Amtes, sowie mehrere Offiziere des großen Generalstabs beiwohnten.

Der Redner gab zunächst einen historischen Rückblick Uber die Verwendung der Luftschiffe in früheren Kriegen, hierbei gedachte er besonders der Schlacht bei Fleurus und des Krieges 1870/71. Auf die zukünftigen Kriege Ubergehend, rechtfertigte der Vortragende zunächst die Mitarbeit der Juristen an im Kriege auftauchenden Fragen, da im Gegensatz zum Altertum heute ein zum größten Teil durch internationale Vereinbarungen festgelegte Kriegsrecht bestände.

Als wichtigstes Problem des von dem Vortragenden in Aussicht gestellten Luftkriegsrechts bezeichnet er die Frage nach dem Kriegsschauplatz im Luftraum, die unzweifelhaft dahin gelöst werden müsse, daß der Luftraum über neutralen Land- und Wassergebieten neutrales Gebiet werden mUßte. Der Vortragende verwarf also sowohl die Theorie derjenigen, welche die Anerkennung schrankenloser Freiheit des Luftraums fordern, wie die Auffassung derjenigen, welche den Luftraum in zwei horizontale Teile teilen und nur den unteren Teil der Souveränität des darunter befindlichen Staates nnterstellen wollen.

Im Anschluß hieran wurde dann an der Hand eines angenommenen Krieges die Frage erörtert, wie der Luftschiffverkehr der Neutralen und Kriegsparteien sich im einzelnen im neutralen Luftgebiet und im Kriegsgebiet abwickeln würde

Endlich wurde die Behandlung der auf dem Kriegsschauplatze ergriffenen Luftschiffer einer Erörterung unterzogen. Der Vortragende vertrat den Standpunkt, daß die Benutzung der Luftschiffe überhaupt keine Präsumtion für eine besondere Behandlung der Luftschiffer schaffe, insbesondere weder zu Gunsten, noch zu Ungunsten der Spionage; daß vielmehr die auf dem Kriegsschauplatz ergriffenen Luftschiffer den gleichen Grundsätzen unterliegen wie diejenigen, die sich dort auf der Erde fortbewegt hatten.

Mit dem Wunsche, daß das Luftkriegsrecht noch lange nicht praktisch in Anwendung kommen möge, da der Luftkrieg sich noch schrecklicher gestalten würde als der Land- und Seekrieg, schloß der Vortragende seine interessanten Ausführungen.

Mit dem Vortrage war eine Ausstellung von ca. 100 Stichen älterer und neuerer Art über aeronautische Begebenheiten, aus dem Besitze des Redners verbunden.

Briefkasten.

Propeller, Köln. Die Bezeichnung Luftschraube klingt doch ebenso gut wie Ihr Stichwort „Propeller". Ganz gleich, ob eine Schraube ziehend oder schiebend an der Flugmaschine wirkt, unterscheidet man zwischen Links- und Rechtsschraube, linksläufig in der Flugrichtung gesehen, wenn sich die Schraube im entgegengesetzten Sinne des Uhrzeigers in die Luft hinein schraubt, rechtsläufig, wenn sie sich im Sinne des Uhrzeigers in die Luft hinein schraubt. Diese Beschreibung ist doch wohl klar genug.

Ing. U r s i n u s.

E. u. R. i. W. Die längste Gleitflugbahn bei 18 m Fallhöhe auf den Stöll-nerbergen wurde von mir mit Bandmaß zu 350 in gemessen. Die meisten Flüge waren 300 m; dies ist ein Fallwinkel von 4 Grad. Einer unserer Arbeiter kam 380 m; derselbe war sehr leicht. Das von meinem Bruder über unsere Versuche herausgegebene Buch „Der Vogelflug", Waidmannsche Buchhandlung wird jetzt von mir neu herausgegeben.

Gustav Lili enthal, Gr. Lichterfelde.

Nr. 26

Seite 763

Offizielle Mitteilungen des Vereins Deutscher Flugtechniker.

Sitz Berlin.

Ehrenmitglieder: Guslav Liüenthal, Groß Lichterfelde. Orville W'right, Daylon. Wilhur Wright, Dayton.

1. Vorsitzender: Dr. Fritz Huth, Rixdoif.

2. Vorsitzender: Major von Parseval, Charlottenburi;. Schriftführer: O. Schmal, Berlin S. W. 48, Friedrichstr. 218. Syndikus: Rechtsanwalt Eschenbach. Berlin.

Beisitzer: Diplom-Ingenieur H Dorner, Bcr'in. Ingenieur J. Grade, Magdeburg. Ober-Ingenieur H. Rosenstein, Elbi-.g. Ingenieur Max Schüler, Chemnitz. Vorsitzender der technischen Kommission: Ober-Ingenieur Zix, Berlin. Vorsitzender der Platzkornmission: Kapitain z. S. a. D. von Pustau. Den Bemühungen des Vorstandes ist es gelungen, für die Mitglieder des Vereins, die in Berlin weilen, die Benutzung des Flugfeldes „Mars" bei Berlin zu sehr günstigen Bedingungen zu vereinbaren. Die Herren, die die Absicht haben, auf dem Flugfelde „Mars" Versuche zu unternehmen, werden gebeten, dem Vorstand hiervon Mitteilung zu machen.

Ungezwungene Zusammenkünfte. Wir bringen zur gefl. Kenntnis, daß für unsere Mitglieder in Berlin jeden Freitag ein Stammtisch im Restaurant Heidelberger belegt ist. Wir bitten unsere Mitglieder von dieser Gelegenheit zur ungezwungenen Aussprache Gebrauch zu machen.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Offizielle Mitteilungen des Schlesischen Flugsport=Club.

Sitz Breslau.

Vorstand:

1. Vorsitzender: Rechtsanwalt Dr. Bohn, Tauentzienstr. 16. (Fernsprecher 3071.)

2. „ Freiherr von Kloch, Neue Schweidnitzerstr. 14. (Fernspr. 2701.) Schriftführer: Ingenieur Stoeckicht, Gartenstraße 37. (Fernsprecher 10972.) Bibliothekar : Assistenzarzt Dr. Pfeifer, Gräbschnerstraße 96. (Fernsprecher 2753 ) Flugwart: Ingenieur Walzel, Bunzlau.

Schatzmeister: Kaufmann Kutsch, Ohlauufer 10. (Fernsprecher 10993.) Gleitflug: Fritz Heidenreich, Freiburgerstraße 21. (Fernsprecher 2888.) Maschinenflug: Dr. van dem Borne, Krietern, Erdbebenwarte. (Fernspr. 9209.)

Beisitzer:

v. Sallwürk, Gartenstraße 89. (Fernsprecher 2988.)

Kaufmann Schlobach, Augustastraße 9. (Fernsprecher 2777.)

Dr. Ing. Heller, Kronprinzenstraße 41.'^(Fernsprecher 2454).

Fabrikbesitzer Nicoleier, Kaiser Wilhelmstr. 14. (Fernsprecher 9280.) Die Sitzungen finden am Freitae alle zwei Wochen im Theater-Restaurant

Theaterstraße statt.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Offizielle Mitteilungen

des

Frankfurter Flugtechnisch. Vereins

Sitz Frankfurt a. Main.

|S; Geschäftsstelle: Bahnhofsplatz 8.

Vorstan d:

1. Vorsitzender: Civil-Ing. Paul Schubbert.

2. „ Dipl.-Ing. Krastel. Schriftführer: Civil-Ing. Oskar Ursinus. 1. Flugwart: Civil-Ing. Oskar Ursinus.

Kassierer: Oberleutnant a. D. zur See Dornhehn., Frankfurt a. M.,

Bergweg 12. Beisitzer: Wittich.

Dipl.-Ing. Ernst Groedel.

Flugbericht.

Unser Mitglied Franz Verheyen hat am Montag auf dem Mainzer Exerzierplatz mehrere erfolgreiche Flüge, darunter einen Kreisflug von 2 Minuten, ausgeführt. Verheyen mußte wegen zu starken Andrang des Publikums die Versuche aufgeben.

Wegen Beschaffung eines neuen Fluggeländes werden z Z. vom Vorstand Unterhandlungen gepflogen.

Vereinslokal: Savoy-Hotel.

Offizielle Mitteilungen

des

Frankfurter Flugsport - Club.

Sitz Frankfurt a. Main.

Consul Hermann v. Passavant, Erster Vorsitzender. Assessor Dr. Alex Meyer, Zweiter „

Freiherr v. Schey, Schatzmeister.

Bernhard Flinsch, Vorsitzender der technischen Kommission.

Referendar Otto v. Rottenburg, Schriftführer.

Ehrenmitglieder: Der kommandierende General des 18 Armeekorps, Excellenz von Eichhorn. Hubert Latham, Paris.

Als ordentliche Mitglieder sind aufgenommen worden die Herren: Freiherr Max y. Gojdschmidt-Rothschild, Walter Merton, Alfred Merton, M. H. Böninger, Kommerzienrat Braunfels, Dr. Rikoff, Fritz v. Mumm, Konsul Delta, Stadtrat Carl v. Grunelius, Wilhelm B. Bonn, Adolf Gans, Max Hauck, sämtlich hier. Als auswärtige Mitglieder: Herr Carl Frowein jr., Elberfeld.

Flugbericht,

Herr von Mumm hat mit seinem eigenen Antoinette-Flieger in Reims bereits sehr gute Flüge ausgeführt.

Der Zweck des Klubs ist Pflege und Förderung des Flugsportes mit Flug-inaschinen unter Ausschluß jeglichen Ballonsports.

Alle Anfragen und Briefe sind zu richten an Assessor Dr. M ey e r, Frankfurt a. M , Beethovenstr 2.5.

No. 26

Seite 765

Offizielle Mitteilungen des Westdeutschen Vereins für Flugsegler.

Sitz Oberhausen i. Rhld.

Vorstand: Vorsitzender: Schüller, Bürgermeister a. D. Schriftführer: Heinrich Timmer, Hafenbahnmeister

Meiderich. Schatzmeister: Heußer, Ingenieur. Gerätewart: Trutenau, Maschinenmeister. Beisitzer: Rudolf Heuhn. Mitgliederzahl 50.

Flugzeuge und Luftfahrt im Deutschen Kaiserreich sowie Fliegerclubs und Luftsportvereine im Jahr 1909

Studien-Gesellschaft für Aviatik.

Breslau - Krietern « Kgl. Erdbebenwarte. Vorstand:

1. Vorsitzender: Ober-Ingenieur E. Schräder.

2. „ Ingenieur G. Winkler sen. 1. Schriftführer: Ingenieur W. Bruch.

Sitzungen, zu denen die Einladungen schriftlich ergehen, finden jeden Freitag, abends 8.30 Uhr statt.

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