Bereits im Jahre 1990 wurde die Piaggio Sfera auf dem europäischen Markt präsentiert. Piaggio hatte seinerzeit den klassischen Vespa-Roller, wie man ihn aus italienischen Spielfilmen kennt, überarbeitet und gänzlich neu entwickelt. So hat die Sfera eine Fliehkraftkupplung sowie ein automatisches, stufenloses Keilriemengetriebe, so dass das Schalten am Drehgriff - wie es bei den alten Vespas üblich war - nun unnötig wurde. Bis Mitte der 1990’er Jahre wurden weit über 250.000 Sfera der ersten Serie, die als NSL 50 bzw. NSL 80 bezeichnet wurden, verkauft. Danach wurde aus der ursprünglichen Modellbezeichnung „Sfera NSL“ die „Sfera RST“ auf den Markt gebracht. Der überarbeitete Motorroller hatte eine leicht veränderte Karosserie, eine Scheibenbremse am Vorderrad sowie einen modifizierten Antrieb. Außerdem wurde die 80 ccm Variante (Modell „NSL 80“) von einer kräftigeren 125 ccm Variante (Modell „RST 125“) mit Viertaktmotor abgelöst. Heute - also 30 Jahre später - erfreut sich die Piaggio Sfera NSL 50 weiterhin größter Beliebtheit, denn die Roller sind robust gebaut, stabil in den Fahreigenschaften und zudem ist die Ersatzteilversorgung heute noch problemlos möglich. Ganz im Gegenteil dazu verhält es sich mit den vielen China-Rollern, die ebenfalls in den 1990’er Jahren auf den Markt kamen und über Baumärkte und Versandhäuser verkauft wurden. Namen und Import-Marken kamen und gingen. Jene asiatischen Roller sind längst ausgestorben, weil ihre Zentralrohrrahmen durchgerostet sind oder es einfach keine Ersatzteile mehr gibt. Und alles, was heute neu auf den Roller-Markt angeboten wird, sind auf 45 km/h gedrosselte Viertaktroller, die bei weitem nicht mehr an das Leistungsniveau der alten Zweitaktmotoren heranreichen.

Abbildung: Piaggio Sfera NSL 50 von Pennula (Baujahr 1993)

Ganz abgesehen vom Leistungsniveau gilt es auch, das „Spaßniveau“ zu berücksichtigen: Nichts macht mehr Freude, als mit einer alten „Zweitakt-Knatterbüchse“ problemlos mit 60 km/h und mehr auf Landstraßen entlang zu fahren. Und diese Geschwindigkeiten sind ganz ohne Tuning oder Veränderungen, die üblicherweise die Allgemeine Betriebserlaubnis erlöschen ließen, möglich. Wer also in den 2020’er Jahren einen Motorroller nutzen möchte, der Klasse und Rasse hat und darüber hinaus ein großes Potential an Fahrfreude bietet, sollte sich eine gut erhaltene Piaggio Sfera kaufen. Das gleiche „Spaßniveau“ ist freilich auch mit den guten, alten Kleinkrafträdern, Mopeds, Mokicks und Motorrollern aus dem volkseigenen Betrieb „VEB Fahrzeug und Gerätewerk Simson Suhl“, später in den IFA - Industrieverband Fahrzeugbau der DDR eingegliedert, möglich. Leider haben die alten Roller des VEB Simson Suhl mittlerweile so teure Liebhaberpreise erreicht, dass von Spaß keine Rede mehr sein kann. Während eine gute, alte Piaggio auf einem Preisnivenau von mehreren hundert Euro angesiedelt ist, muß man für eine echte Simson mit mehreren tausend Euro kalkulieren.

Bevor wir uns mit dem eigentlichen Thema dieser Internetseite, nämlich mit der richtigen Zündkerze für den Vespa Roller beschäftigen, laßt uns doch eine Stichprobe machen: Über den nachstehenden Link „Piaggio Sfera Roller“ findet Ihr alle Motorroller, die aktuell bei eBay angeboten werden. Die Preise schwanken zwischen 400 Euro und 700 Euro. Über den Link „Piaggio Sfera Teile“ findet Ihr hingegen alle Ersatz- und Zubehörteile, die bei eBay angeboten werden. Ihr seht, gerade die Stichprobe bezüglich der Ersatzteile zeigt uns, dass die Piaggio Sfera noch lange nicht ausgestorben ist.

Sowohl bei Simson als auch bei Piaggio gibt es diverse „Kinderkrankheiten“, die bis heute immer wieder zu Problemen führen und kurzzeitig die Fahrfreude eintrüben. In den meisten Fällen tauchen folgende Probleme auf: Schlechte Leistung, Zündaussetzer, Startschwierigkeiten oder Absterben bzw. Absaufen des Motors bei Vollgas. Allein zu diesen genannten Problemen lassen sich in den bekannten Internetforen zur Piaggio Sfera tausende von Einträgen und Diskussionen von „Experten“ finden. Macht man sich die Mühe und filtert die meist genannten Problemlösungsansätze heraus, liegt die Ursache stets im Bereich des Vergasers und der Zündkerze - ganz abgesehen von anderen, technischen Problemen.

Die Piaggio Sfera braucht Bewegung! Wer seine Sfera regelmäßig fährt - auch im Winter - wird die oben genannten Probleme nicht kennen. Wer jedoch in den Wintermonaten die Sfera stehen läßt, hat immer wieder das Problem, dass der Roller im Frühjahr nicht mehr anspringt, Zündaussetzer hat oder nach wenigen Metern Fahrt einfach absäuft. Ähnliches passiert, wenn die Sfera drei Wochen lang nicht genutzt wird oder wenn draußen naßkaltes Wetter herrscht. Hohe Feuchtigkeitsschwankungen und lange Standzeiten führen schlußendlich dazu, dass sich die Düsen im Vergaser (nur wenige Millimeter Durchmesser) zusetzen. Dann liegt die einzige Lösung darin, die Düsen - und am besten gleich den ganzen Vergaser - in Lösungsmittel einzulegen, penibel zu reinigen und mit Preßluft durchzublasen. Wer sich mit Vergasern auskennt, kann diese Reinigungs- und Wartungsarbeiten vermutlich selbst durchführen. Pennula kennt sich nicht aus und empfiehlt daher, einfach einmal in einer Autowerkstatt und/oder in einer Rollerwerkstatt zwecks Vergaserreinigung nachzufragen. Die Kosten hierfür sind definitiv überschaubar. Wer jedoch selbst am Vergaser herumtüfteln möchte, dem kann unter Umständen die Empfehlung aus dem Werkstatthandbuch helfen.

Abbildung: Anleitung zur Wartung und Reinigung des Vergasers der Piaggio Sfera NSL 50
Quelle: Piaggio V.E. S.p.A., Werkstatthandbuch Sfera, Pontedera, 1993, S. 3-10

Natürlich kann im Laufe der Zeit so einiges an einem Motorroller kaputtgehen. Immerhin reden wir hier von Kleinkrafträdern, die mittlerweile einen Oldtimer-Status erlangt haben. Dass Probleme mit der Kupplung, mit dem Gasgriff oder anderen Bauteilen auftreten, ist normal. Doch das kleinste Übel, das von vielen Rollerfahren häufig unberücksichtigt bleibt, ist das Wechseln der Zündkerze. Gerade diese Wartungsarbeiten kann jeder selbst durchführen. Es werden lediglich ein Kreuzschlitzschraubendreher sowie ein Zündkerzenschlüssel benötigt. Der Zeitaufwand liegt bei gerade einmal fünf Minuten. Bei der Piaggio Sfera ist die Zündkerze übrigens nicht über die Serviceklappe im Helmfach zu erreichen. Die im Helmfach zu sehende Serviceklappe dient nur dazu, besser an den Vergaser zu gelangen. Die Zündkerze sitzt direkt hinter der mittleren Plastikverkleidung unterhalb der Sitzbank.

Um die Zündkerze auszubauen, müssen lediglich drei Schrauben gelöst werden, um die Plastikverkleidung zu lösen. Die erste Schraube sitzt direkt im Helmfach (vorne) unter dem Scharnier der Sitzbank. Die beiden übrigen Schrauben befinden sich jeweils links und rechts neben der Gummidichtung zwischen Helmfach und Sitzbank. Für weniger technisch begabte Rollerfahrer, zu denen übrigens auch Pennula gehört, dürfte das nachstehende Bild jedoch aussagekräftig genug sein, um eine „gute Zündkerze“ von einer „schlechten Zündkerze“ zu unterscheiden. Wer also die Zündkerze seiner Sfera ausgebaut hat, kann sehr leicht anhand der Elektrode (Markierung) und am Gesamtzustand erkennen, ob die Zündkerze noch brauchbar ist oder durch eine neue ersetzt werden sollte.

Abbildung: Vergleich einer neuen und alten Zündkerze

Das Bild zeigt eindeutig, dass die Elektrode, also dort wo der Zündfunke entsteht, völlig verrußt und verdreckt ist. Ferner haben sich am Gewinde der alten Zündkerze Dreck, Öl und Geschmiere abgesetzt. Wer nun glaubt, die Elektrode mit einer Stahlbürste oder mit Sandpapier wieder sauber kratzen zu können, liegt falsch, denn dadurch würde sich nur der Elektrodenabstand verändern, was wiederum zu Zündproblemen führen wird. Für einen sauberen Zündfunken sollte man also knapp sechs Euro investieren und seiner Piaggio Sfera eine neue, frische und saubere Zündkerze gönnen. Leider wissen aber die wenigsten Rollerfahrer, welche Zündkerze in der Piaggio Sfera verwendet werden muß. Häufig wird im Baumarkt eine Billig-Zündkerze gekauft, die halbwegs in den Motorblock paßt. Dass bei Baumarkt-Zündkerzen Aussetzer oder Motor-Stottern bei Vollgas auftreten, ist dann nicht verwunderlich. Viel schlimmer ist, dass die Billig-Zündkerze bereits nach wenigen Kilometern deutlich verrußt, Wärmewerte nicht stimmen und die Elektrodenabstände überhaupt nicht mit den Richtwerten des Herstellers übereinstimmen.

Piaggio hat in den 1990’er Jahren bzw. in der Betriebsanleitung sowie im Werkstatthandbuch die Zündkerze „Champion N2C“ empfohlen. Nun muß man allerdings wissen, dass „Champion“ nur noch ein Markenname für Zündkerzen ist. Das eigentliche Unternehmen, nämlich die „Albert Champion Company“, die einst von Albert Champion im Jahre 1905 in den Vereinigten Staaten von Amerika gegründet wurde, existiert schon lange nicht mehr. Nach etlichen Unternehmensakquisitionen wurde Champion im Jahre 1898 von Cooper Industries aufgekauft und existiert nun als Marke der „Federal-Mogul Corporation“. Unter dem Dach von „Federal Mogul“ sind unzählig viele Marken eingegliedert, so beispielsweise Beru, Champion, Ferodo, Monroe, Wagner, QuickSteer, etc. Das muß nun weder gut noch schlecht sein, aber bevor wir eine uns unbekannte OEM-Zündkerze mit dem Markenaufkleber „Champion“ kaufen, konzentrieren wir uns lieber auf Zündkerzen der japanischen Firma „Nippon Tokushu Togyo K.K.“ (NGK Spark Plug Co., Ltd.), dem Weltmarktführer für Zündkerzen, Glühkerzen, Zündspulen, Lambdasonden und Abgastemperatursensoren.

Bei NGK fühlen wir uns richtig, denn der umfangreiche Produktkatalog, der von anderen Zündkerzenherstellern in dieser Form überhaupt nicht angeboten wird, gibt uns die Sicherheit, genau die richtige Zündkerze für die Piaggio Sfera zu finden. Darüber hinaus liefert der Produktkatalog eine große Hilfe, die unterschiedlichen Typenbezeichnungen und Codierungen von Zündkürzen besser zu verstehen. Darüber hinaus liefert der Produktkatalog eine große Hilfe, die unterschiedlichen Typenbezeichnungen und Codierungen von Zündkürzen besser zu verstehen. So wird uns beispielsweise eine großartige Hilfestellung geboten, um Teilenummern von Zündkerzen zu verstehen.

Abbildung: Aufgliederung der Teilenummern von NGK-Zündkerzen
Quelle: NGK SPARK PLUG EUROPE GmbH, Produktkatalog 2018-2019, Ratingen, S. 4

Im umfangreichen Produktkatalog von NGK finden wir schließlich von Seite 67 bis zu Seite 228 eine Übersicht aller Motorroller, Mopeds und Motorräder sowie der dazugehörigen NGK-Zündkerzenempfehlungen. Von Seite 315 bis zu Seite 378 können wir sogar eine Übersicht aller passenden NGK-Zündkerzenstecker finden. Aufgelistet werden Zündkerzen und Zündkerzenstecker für die Piaggio Sfera Modelle mit 50 ccm, 80 ccm und 125 ccm. Nachstehend wird jedoch lediglich die Auswahl der Zündkerzen für die Piaggio Sfera NSL 50 abgedruckt, so dass wir herauslesen können, dass die richtige Zündkerze von NGK dem Typ BR9ES entspricht.

Abbildung: Piaggio Sfera - Die richtige Zündkerze NGK BR9ES
Quelle: NGK SPARK PLUG EUROPE GmbH, Produktkatalog 2018-2019, Ratingen, S. 178

Mit diesen Informationen, nämlich NGK BR9ES könnt Ihr Euch nun die richtigen Zündkerzen für Eure Piaggio Sfera bestellen. Wer nun noch wissen möchte, was es mit dem Unterschied zwischen „BR9ES“ und „B9ES“ auf sich hat, der kann weiter oben die Abbildung der „Aufgliederung der Teilenummern von NGK-Zündkerzen“ einsehen und erkennt, dass es sich bei der „BR9ES“ um eine Zündkerze handelt, die einen Gewindedurchmesser von 14 mm hat, einen Entstörwiderstand eingebaut hat, einen Wärmewert von 9 besitzt und dem Standard-Konstruktionstyp entspricht. Der Unterschied ist also der verbaute Entstörwiderstand: Wer den Zündkerzentyp B9ES nutzt, dem kann es passieren, dass während der Fahrt elektrische Bauteile ein seltsames Eigenleben führen, beispielsweise der Blinker (Fahrtrichtungsanzeiger) von Geisterhand ein- und ausgeschaltet wird. Eine nicht entstörte Zündkerze und ein nicht entstörter Zündkerzenstecker erzeugen ein elektromagnetisches Störfeld, das die CDI in ihrer Funktion negativ beeinflussen kann.

So, nun klickt auf das nachstehende Bild der NGK-Zündkerzen, dann landet Ihr automatisch bei Amazon und seht eine Übersicht der dort angebotenen Zündkerzen. Achtet bitte darauf, dass die Zündkerzen von unterschiedlichen Händlern zu extrem unterschiedlichen Preisen angeboten werden. Es gibt Händler, die für eine Zündkerze 11,99 Euro verlangen; andere wiederum sind ordentliche Händler, die eine Zündkerze für knapp 4,50 Euro anbieten. Laßt Euch also nicht das Fell über die Ohren ziehen! Natürlich könnt Ihr auch über den Link „NGK BR9ES“ die Angebote bei eBay aufrufen. Allerdings gilt auch dort, dass es völlig überteuerte sowie günstige Angebote gibt.

Abbildung: NGK Zündkerze BR9ES

© Markus Lenz - Frankfurt am Main | www.Pennula.de | Zuletzt aktualisiert am 14. März 2021 | E-Mail | Impressum